MAX-JOSEPH-PLATZ FÜR ALLE LAO Entwürfe zur Gestaltung und Bespielung Bachelor´s Thesis Sommersemester 2014 Technische Universität München - TUM | Fakultät für Architektur Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, Prof. Regine Keller | Technische Universität München MAX-JOSEPH-PLATZ FÜR ALLE Entwürfe zur Gestaltung und Bespielung Bachelor´s Thesis Sommersemester 2014 Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, Prof. Regine Keller Fakultät für Architektur | Technische Universität München | TUM Inhalt Vorwort Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper Einführung 5 7 Prof. Regine Keller, Dipl. Ing. Felix Lüdicke Analyse 01 Städtebaulicher Kontext 02Geschichte 03 12 14 Proportionsstudien16 04Verkehr 18 05 20 Beläge und Ausstattung 06Nutzergruppen 22 07 Interventionen am Max-Joseph-Platz 24 08 24/7 - Zeitrafferbeobachtungen 26 09 Gestaltungsreferenzen Theater- / Stadtplätze 28 01 ANSICHTSSACHE - Franziska Cußmann 32 02 Max-Joseph-PLATZ - Tobias Drexl * 36 03 UNIversalRAUM - Katharina Gebhart 40 04 Neu und Alt: In einem Schwung - Felix Gutmann 44 05 Ein Platz in drei Szenen - Franziska Hepp* 48 06 verbinden - öffnen - sichtbar machen - Ines Hoffmann* 52 07 DISintegratedRAUM - Theresia Loy* 56 08 PlatzRAUM - Sara Schnelle* 60 09 Sze | na | ri | um - Benjamin Schwab* 64 * Diese Arbeiten sind Teil der Ausstellung „EIN PLATZ FÜR ALLE“ Entwürfe 2 Literatur 68 Abbildungen 69 Impressum 70 3 Vorwort Schöner könnte die Idee für einen öffentlichen Ort eigentlich gar nicht sein, als am Beginn des 19. Jahrhunderts Max I. Joseph die beflügelnden Pläne für seinen Kulturstaat Bayern umzusetzen begann und München das Nationaltheater verordnete: Ein Platz sollte die Residenz konfrontieren mit Adel und Bürgern und als verbindendes Glied ein Theater schaffen. Mit den Architekten Karl Fischer und Leo von Klenze hatte er ideale Partner für diesen Plan gefunden, weil sie klassizistische Elemente mit italienischem Palazzo-Stil verbanden und bestehende Wohnhäuser integrierten. Und so umrahmen den fast quadratischen Platz bis heute die Fassaden der Residenz, die umgestaltete Front eines ehemaligen Adelspalais der Törring-Jettenbach, unveränderte Münchner Bürgerhäuser und eben die Front des Nationaltheaters. Im Zentrum sitzt noch immer der König, der aber erstaunlicherweise nicht stehend oder auf einem Reiterbild dargestellt ist, sondern sich sitzend den Bürgerhäusern zuwendet. Der Platz bildet den Querschnitt der Münchner Gesellschaft ab und veredelt die Gemeinschaft durch ein Theater für alle Bürger: ein Nationaltheater. Trotz aller Veränderungen, die vor allem mit den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg zusammenhängen, hat der Platz diesen Charakter bewahrt. Und einmal im Jahr verwirklicht sich diese Idee auch unmittelbar auf dem Platz und nicht nur hinter den Mauern der Gebäude, nämlich wenn im Juli bei „Oper für alle“ über 10.000 Bürger gemeinsam der Übertragung einer Festspielaufführung aus dem Nationaltheater unter freiem Himmel folgen. Und unterm Jahr? Nichts davon. Eine hässliche, breite Einfahrt zur Tiefgarage und Touristenbusse, die Menschen so nah wie möglich in die Fußgängerzone karren ohne lästige Parkgebühren zahlen zu müssen: Verkehrschaos pur. Viele internationale Künstler, Sänger und Dirigenten, die an der Bayerischen Staatsoper arbeiten und als Gäste das kulturelle Leben der Stadt bereichern, wundern sich, wie gefährlich es tagsüber ist, die Maximiliansstraße und den Max-Joseph-Platz zu überqueren, wo doch der Platz kulturell so anziehend ist. Die Residenz mit ihrer Baugeschichte älter als ein halbes Jahrtausend wird kaum wahrgenommen. Städtisches Leben gleich null – trotz der gastronomischen Nutzung des ehemaligen TörringPalais. All dies müsste so nicht sein, wenn sich Stadt und Land dazu durchringen würden, den Platz anders zu gestalten und von der Last des Verkehrs zu befreien, um Raum für städtisches Leben zu schaffen. Daher hat die Staatsoper beschlossen, initiativ zu werden und Vorschläge für die Gestaltung des Platzes in der Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen. Studenten der Landschaftsarchitektur an der TU München haben mit Frau Professor Regine Keller Entwürfe gestaltet, die wir gerne im Königssaal des Nationaltheaters publik machen. Die Zusammenarbeit lief ganz unbürokratisch und verfolgte ein Ziel: eine Diskussion über die Nutzung des Max-Joseph-Platz anzuregen, um den Platz wieder stärker seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen und dadurch zu einem wirklich öffentlichen Ort werden zu lassen. Wir können die Diskussion nur eröffnen – sprechen Sie alle mit! Nikolaus Bachler Intendant der Bayerischen Staatsoper 4 5 Einführung Wenn um 10 Uhr vormittags im Nationaltheater das Staatsballett seine Pirouetten übt, vollziehen zeitgleich vor der Tür, auf dem Max-Joseph-Platz, bis zu 20 Touristenbusse eine ganz eigene Choreographie. Sie drehen, rangieren und kreisen auf dem Platz, um – wie von einem imaginären Regisseur gesteuert – oft gleichzeitig hunderte von Besuchern auf den Platz zu entlassen. Die Insassen ergießen sich über den größten und repräsentativsten Platz der Münchner Innenstadt und stolpern unbeholfen über den schönen Steckkieselbelag, der das zentrale Monument des bayerischen Königs Max I. Joseph umgibt, als befände sich dieser am steinigen Isarufer. „Is this the Marienplatz?“ hört man fragen und weiter geht’s, über Trambahngleise und Tiefgaragenzufahrten hinein in die Innenstadt. Am Platz selber lädt nichts zum Bleiben und Verweilen ein. Thema Viele historische Stadtplätze sind in Europa als Orte der Repräsentation entstanden. So einst auch der Max-Joseph-Platz in München. Wo früher Herrscher ihrem Volk und der Welt ihre Macht demonstrierten, vollziehen heute auf diesem Platz eine Vielzahl von Touristenbussen, Taxen, Straßenbahnen und PKWs täglich ein komplexes Verkehrsballett. Jaques Tati hätte seine Szenen für den Film „Playtime“ wohl auch hier drehen können. Neben dem Marienplatz, als „Guter Stube“ der Stadt beansprucht der Max-Joseph-Platz bis heute das „Paradezimmer“ der Isarmetropole zu sein. Seine Nutzung jedoch ist so unklar wie seine Geometrie, die sich nur scheinbar auf die Residenz und das Nationaltheater bezieht. Ab 1835 wurde das prominent positionierte monumentale Max-Joseph-Denkmal zum Mittelpunkt des Platzes. Nach dem 2. Weltkrieg folgte eine Unterbauung des Platzes mit einer Tiefgarage inklusive malerischer Kreiselzufahrt. Damit wurde die Möglichkeit einer differenzierten und verkehrsfreien Platzgestaltung und Nutzung völlig vereitelt. Ganz der Idee eines autogerechten Stadtzentrums verpflichtet, wurde der Ort für den mobilisierten Verkehr optimiert und man verspielte damit jegliches Potential als urbane Bühne für Anrainer und Flaneure. Der Max-Joseph-Platz ist heute Auftakt zur Fußgängerzone aber nicht deren Bestandteil. Dieser Zustand ist das Schicksal vieler historischer Plätze, die durch den autogerechten Umbau von Innenstädten nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland so ganz in das Mobilitätsbedürfnis der Bewohner und Besucher passten. Sie verkamen häufig zu Mobilitätsdrehscheiben (was für ein Wort!): PKW-Stellplätzen samt Imbissbudenadresse und verloren damit ihre einstige Bedeutung. Viele Metropolen unterziehen sich in den letzten Jahren einer intensiven Diskussion über die Qualität ihrer Innenstädte und häufig ist die Verlagerung des mobilisierten Individualverkehrs der notwendige Befreiungsschlag, um überhaupt an solchen Orten wieder agieren zu können. München hat hier noch ein Stück Weg vor sich. Allfällige Stellplatzdebatten verhindern die Diskussion um eine autofreie Innenstadt und somit auch um das Potential des Max-Joseph-Platzes. Dies war für uns an der TU München Anlass genug, mit Studierenden über dieses Thema nachzudenken. Aufgabenstellung Im Rahmen ihrer Bachelor-Abschlussarbeit sollten Studierende der Landschaftsarchitektur Vorschläge für eine Gestaltung und Bespielung des Max-Joseph-Platzes erarbeiten. Zunächst galt es, in einer gemeinsamen Analysephase die geschichtliche, architektonische und soziologische Vielschichtigkeit des Platzes zu durchdringen. Im Weiteren sollten Konzepte entwickelt werden, die aus dem Gegeneinander der unterschiedlichen Nutzergruppen ein Miteinander entstehen lassen. Besonderer Wert wurde auf die Lösung der Verkehrsproblematik und den Umgang mit der unter dem Platz liegenden Tiefgarage gelegt. Diese Ideen sollten zu räumlichen Entwürfen für den Max-Joseph-Platz und die anschließenden Straßenräume ausgearbeitet werden. 6 7 Ergebnis Während der gemeinsamen Analysephase wurden von den Studierenden Informationen aus Datenbanken, Büchern und Plänen zusammengetragen, aber auch der Platz selbst intensiv studiert. Unter anderem wurde das Geschehen auf dem Platz eine Woche lang mit einer Intervallkamera rund um die Uhr aufgezeichnet. Die dabei entstandenen Kurzfilme geben eindrucksvolle und aufschlussreiche Einblicke in den Alltag des Platzes. Eine Zusammenfassung dieser ersten Arbeitsphase findet sich in dieser Broschüre im Kapitel „Analyse“. Im Kapitel „Entwürfe“ werden neun ausgewählte Arbeiten der Studierenden in Konzept, Verkehr, Gestaltung und möglichen Bespielungsformen vorgestellt. Die Konzepte der Arbeiten verfolgen durchgehend das Ziel, das Verkehrsgeschehen zu entzerren und attraktive Orte des Verweilens auf dem Platz zu schaffen. Weiterhin verleihen viele Arbeiten den in seinen Proportionen kaum greifbaren Platz eine neue räumliche Gliederung. Etwa in Form einer erhöhten Platzmitte oder einer räumlichen Zäsur durch Baumreihen oder Haine. Bezogen auf die Neuordnung des Verkehrs schlagen die meisten Arbeiten vor, den motorisierten Verkehr komplett vom Platz zu verbannen und die angrenzenden Fußgängerzonen auszuweiten. Einige Arbeiten belassen die Zufahrtsmöglichkeit, verbessern jedoch die Organisation und inszenieren das langsame Umfahren des Platzes. Der Umgang mit der Tiefgarage ist ebenso vielfältig. Einige Entwürfe sehen deren Beibehaltung vor, andere den Rückbau oder Umbau zu Einkaufspassagen, Lagerräumen, Kultureinrichtungen oder Künstlerateliers. Bei der Gestaltung der Platzfläche haben viele Arbeiten das Bestreben, dem Platz durch eine ruhige, einheitliche Gestaltsprache wieder einen repräsentativen Charakter zu verleihen. Ein weiteres Anliegen besteht in der Schaffung atmosphärischer Aufenthaltsorte, etwa durch Sitzmöglichkeiten, Baumschatten oder Fontänenfelder. Zu einer möglichst flexiblen Bespielung des Platzes wird den Nutzern viel Raum auf dem Max-JosephPlatz eingeräumt. Etwa durch bewegliche Möblierungselemente und bodengleiche, abschaltbare Brunnenanlagen sollen auch in Zukunft große Veranstaltungen wie „Oper für alle“ auf dem Platz stattfinden können. Auch für die Frage, von wem und woher die alltägliche Bespielung des Platzes gewährleistet werden könnte – den ansässigen Kulturinstitutionen, neuen Nutzern der Tiefgarage oder Akteuren auf dem Platz selbst – wird in vielen Arbeiten nachgegangen. So unterschiedlich die Ansätze und Gestaltungsvorschläge der Arbeiten sind, zeigen sie doch, welch großes, ungenutztes Potential der Max-Joseph-Platz aufweist. Die Erarbeitung der Entwürfe zum Platz erfolgte mit der Unterstützung der Verantwortlichen für die Residenz und der Bayerischen Staatsoper, dem Residenztheater sowie des Landesamtes für Denkmalschutz. Hier ist vor allem dem Generalkonservator des Landesamtes für Denkmalschutz Herrn Matthias Pfeil, dem Geschäftsführenden Direktor der Bayerischen Staatsoper Herrn Dr. Roland Schwab, dem Technischen Direktor der Bayerischen Staatsoper Herrn Karsten Matterne und Herrn Holger von Berg, dem Geschäftsführenden Direktor des Residenztheaters, sowie der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen zu danken, die uns in diesem Projekt so wunderbar unterstützt haben. Es ist zu hoffen, dass es dem Projekt und der damit verbundenen Ausstellung gelingt, Impulsgeber für die längst notwendige Diskussion um den Platz zu sein. Prof. Regine Keller Lehrstuhlinhaberin Dipl. Ing. Felix Lüdicke, wissenschaftlicher Mitarbeiter Abb. 03: 8 9 Analyse 10 11 01 Städtebaulicher Kontext Franziska Hepp, Ines Hoffman Umgebende Freiraumstrukturen Der Max-Joseph-Platz befindet sich im nördlichen Teil der Münchner Altstadt, und bildet den Vorplatz für die Residenz und das Nationaltheater. Im Umfeld des Platzes liegen die drei „steinernen“ Plätze Odeonsplatz, Marstallplatz und Marienplatz. Der Platz liegt am westlichen Ende der Maximilianstraße, die eine prägnante Achse bildet und am Maximilianeum endet. Weiterhin umgibt ein Geflecht aus Höfen und Passagen den Platz, das zum Durchgang oder Aufenthalt genutzt wird. Umgebende Bebauung Die den Platz begrenzende Baustruktur wird dominiert durch das Nationaltheater und den Königsbau der Residenz mit ihren herrschaftlichen Fassaden. Mit dem dazwischen liegendem Residenztheater bilden sie eine klare Großstruktur, die den Platz von Norden und Osten einfasst. Im Süden wird der Platz vom „Palais an der Oper“ – ursprünglich Palais Törring-Jettenbach begrenzt. Diese Strukturen wirken geschlossen und monumental. Im Gegensatz dazu stehen die Geschäftshäuser im Westen des Platzes an der Residenzstraße mit ihrer kleinteiligen und durchlässigen Struktur. Unterhalb des Platzes liegt eine Tiefgarage, die über eine schneckenförmige Zufahrt im Nord-Westen des Platzes erschlossen ist. Abb. 05: Fassade des Residenz- und Nationaltheaters Abb. 06: Fassade des Königsbaus der Residenz Abb. 07: Fassaden der Geschäftshäuser Abb. 08: Fassade des Palais an der Oper Umgebende Grünstrukturen Der Max-Joseph-Platz ist von verschiedenen Grünstrukturen umgeben. Über Residenzstraße und Odeonsplatz oder Marstallplatz und Alfons-Goppel-Straße lassen sich der Hofgarten und in seiner Verlängerung der Englische Garten erreichen. Richtung Osten der Maximilianstraße folgend gelangt man an die Isar. Richtung Süden befindet sich der Marienhof, der mit einer Rasenfläche geprägt wird. Zugänge und Durchgänge Der Max-Joseph-Platz kann sowohl über die Residenz-, Maximilian-, Diener- und Perusastraße erreicht werden, weiterhin über die Passagen, die eine Querverbindung von der Theatiner- zur Residenzstraße bilden, sowie über den Königshof der Residenz und den Innenhof des Palais an der Oper. Die Residenz-, Perusa- und die Dienerstraße sind Fußgängerzonen. In der Maximilian- und Perusastraße verläuft die Tramstrecke der Linie 19. Die vierspurige Maximilianstraße endet als Zubringerstraße für die Tiefgarage am Max-Joseph-Platz. Englischer Garten Hofgarten Viscardigasse Odeonsplatz Höfe der Residenz Hauptbahnhof Marstallplatz Theatinerpassage Max-Joseph-Platz Residenz Marienhof Prannerpassage Maximilianstraße Residenztheater Geschäftshäuser Marienplatz Maximilianeum Isar Abb. 04: Lage des Max-Joseph-Platzes in München 12 Fünf Höfe Residenzpassage Nationaltheater Palais an der Oper Abb. 09: Gebäudestruktur am Max-Joseph-Platz Palais an der Oper Abb. 10: Durchgänge und Passagen am Max-Joseph-Platz 13 02 Geschichte Theresia Loy An der Stelle des heutigen Max-Joseph-Platzes befand sich bis 1803 ein Franziskanerkloster. Ludwig I. und Max Joseph versuchten durch die Gestaltung des Platzes die Residenz hervorzuheben und ein neues städtebauliches Zentrum zu schaffen – als Gegenpol zum bürgerlichen Marienplatz. Zwischen 1826 und 36 entstand an der südlichen Seite der Residenz der Königsbau nach dem Vorbild des Pallazzo Pitti in Florenz unter Leitung von Leo von Klenze. Nach dem Vorbild des Pariser Théâtre National de l’Odéon plante Karl von Fischer an der östlichen Flanke des Platzes das Nationaltheater – ein öffentliches Theater für alle Bürger zugänglich, an welches im Norden das Residenztheater anschließt. Bereits fünf Jahre später brannte das Theater nieder und wurde 1825 von Klenze wiedererrichtet, ebenso die Gebäude der gegenüberliegenden Seite. Das Palais Törring entlang der südlichen Seite erhielt einen Fassadenvorbau mit offener Bogenhalle. In der Mitte des Platzes befindet sich das Denkmal für König Max I. Joseph, Namensgeber des Platzes, es wurde 1835 zehn Jahre nach dem Tod des Königs aufgestellt, da dieser nicht in sitzender Position verewigt werden wollte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde unter dem Platz eine Tiefgarage errichtet. (Schiermeier, 2000, S.33) Abb. 11: Historische Abbildung „Feierliche Enthüllung des Monuments für König Maximilian am 13. Octbr. 1835“ 14 15 03 Proportionsstudien Sara Schnelle Quadratische Platzform mit einer schrägen Seite 130 m 100 m Position der Max-Joseph-Statue Flucht Eingang Residenz Flucht Portal Nationaltheater Analyse der Grundfläche Der Platz hat eine Größe von 1,3 ha, mit den Abmessungen 100m x 130m, wobei die südliche Seite die schmalste ist. Die Platzform ist quadratisch mit einer schrägen Seite. Die Grundfläche des Quadrats wird gefüllt von einem Kreis mit dem Durchmesser von 60m, der für die Wahrnehmung des Platzes eine große Rolle spielt, da er durch einen Bodenbelag aus Isarkiesel, Poller, Laternen und eine Eisenkette vom restlichen Platz abgetrennt wird. In der Mitte dieses Kreises befindet sich auf einem Sockel die Statue des Max I. Joseph. Die Topographie des Platzes reagiert auf diese, da der Platz sich zu seiner geometrischen Mitte hin leicht anhebt. Analyse der Wandhöhe Die Proportion von Wandhöhe zu Grundfläche beträgt bei der Oper das Verhältnis 1:4, bei den Geschäftshäusern, dem Palais, der Residenz und dem Residenztheater das Verhältnis 1:5 – 1:6. Nach Konrad Lässig lässt sich somit sagen, dass sich der Platz nicht in einem Verhältnnis befindet, das optimal für einen geschlossen wirkenden Stadtplatz ist, dessen Verhältnis 1:3 betragen würde: „Verhältnis 1:3, Der Betrachter überblickt zugleich mit der Höhe der Wand einen zusätzlichen Ausschnitt des Himmels. […] Damit sind optimale Bedingungen für einen Platz gegeben.“ (Lässig, 1967, zitiert nach Sakamoto, 1994, S. 43f.) Verhältnis Wandhöhe : Grundfläche Geschäftshäuser Nationaltheater Analyse der Wandfläche Nicht nur das Verhältnis der Wandhöhe zur Grundfläche ist entscheidend, sondern auch die Figur der Wandfläche. Hier zeigt sich, dass ein großer Teil der Kontinuität und Intimität auf dem Platz dadurch verloren geht, dass die breite Maximilianstraße eine große Öffnung des Raumes erzwingt. Hingegen entsteht ein sehr geschlossenes Raumgefühl sowohl im Bereich des Residenztheaters, durch die Gebäudeversprünge und die Ecksituation, als auch am nordwestlichen Zugang, an dem die Residenzstraße vom Odeonsplatz kommend auf den Max-Joseph-Platz trifft. Die Geschlossenheit eines Platzes ist wesentlich für das Raumgefühl, da „ein freier Raum im Innern einer Stadt hauptsächlich dadurch ja erst zum Platz wird.“ (Sitte, 1909, zit. nach Sakamoto, 1994, S. 44.) Abb. 12: Skizzen zu Grundfläche, Wandhöhe und Wandfläche 16 Analyse der Baukörper Die Baukörper des Platzes sind gekennzeichnet von sehr unterschiedlicher Größe, Position und Architektur. Die Baulinie der Geschäftshäuser an der Westseite verspringt, sodass Kanten und Versätze entstehen. Auch sind die Geschäftshäuser die einzigen, die in ihrem Gesamtverband nicht geradlinig verlaufen, sondern einen leichten Bogen nachzeichnen und somit das einzige diagonale Element des sonst quadratischen Platzes bilden. In ihrer Unterschiedlichkeit wirken sie sehr vielfältig, durch die gleiche Höhe und ähnliche Dachneigung wirkt die Gebäudekomposition in sich jedoch sehr homogen. Durch die vielen Fenster in den oberen Geschossen sowie Schaufenster, Türen und Tore in den Erdgeschossen wirkt die Westseite des Platzes sehr offen und bürgerlich. Gegenüber steht das Nationaltheater mit der in den Platz ragenden Treppe und der Fassade, angelehnt an die eines griechischen Tempels. Es scheint, als schiebe sich dieses Gebäude in den Platz hinein, um seine herausragende Position noch deutlicher darzustellen. An der Nordseite befindet sich der massiv wirkende Königsbau der Residenz, der durch die Gleichmäßigkeit und Regelhaftigkeit seiner Fassade ein dominantes, aber sehr ruhiges Element des Platzes bildet. Das Residenztheater, das die Residenz und die Oper baulich miteinander verbindet, ordnet sich trotz des viel jüngeren Baustils und der großen Fensterfassade in den Kontext der anderen Gebäude ein. Die vierte und kürzeste Seite des Platzes wird hauptsächlich vom Palais an der Oper eingenommen, dessen Fassade durch die um eine Ebene über dem Platz befindliche Säulenhalle aufgelockert wirkt. Die beiden Baukörper östlich und westlich des Palais, die den Platz mitrahmen, fügen sich in die Flucht der Maximilianstraße ein, und das Thema der Arkadenfront führt sich dort über die gesamte Länge hin fort. Alle Bauvolumina unterscheiden sich nicht maßgeblich in der Höhe. Nur das Nationaltheater ragt mit 40 m Gesamthöhe über die anderen Gebäude hinaus, was jedoch durch den Versprung des zweiten Giebels nach hinten vom Platz aus betrachtet nicht erkennbar ist. Geschlossene Wirkung durch sich immer wiederholende Elemente der Fassaden und Kleinteiligkeit der Geschäftshäuser Intimität durch Versprung am Residenztheater, spannende Schleusensituation in der Residenzstraße Richtung Odeonsplatz Residenz Oper Höhen der Platzwände: a: 40 m b: 24,5m c: 22-26m d: 24m Mittelpunkt des Platzes stellt das Max-JosephDenkmal dar, das mit 7,50 Metern in die Höhe ragt. Es befindet in der Mitte des Trapezes, auf dem Kreuzungspunkt der Flucht des Eingangs zur Residenz und des mittleren Portals des Nationaltheaters. Abb. 13: Skizzen zur Wirkung der Baukörper 17 04 Verkehr Ines Hoffmann, Sylvia Huber, Beatrice Leitner Die Verkehrssituation des Platzes ist unübersichtlich. Wegen der Tiefgarage, die über die Maximilianstraße erschlossen ist, ihre Einfahrt aber auf der gegenüberliegenden Platzseite hat, herrscht reger PKW-Verkehr. Vor der Tiefgarage stauen sich oftmals ein- und ausfahrende Autos auf dem Platz. Die Zufahrt ist eine breite Asphaltfläche ohne Markierungen, so dass es keinen geregelten Verkehrsfluss gibt. Die Asphaltfläche wird zudem von Kurzparkern genutzt. Zusätzlich nutzen Reise- und Stadtbesichtigungsbusse den Bereich vor der Oper als Halte- und Rangierzone. An der Südseite des Platzes befindet sich ein Taxistand. In der Maximilianstraße fährt die Tramlinie 19. Die Haltestelle Nationaltheater liegt kurz vor dem Max-JosephPlatz. Die südliche und westliche Platzseite wird von Radfahrern zur Durchfahrt genutzt. Auch hier ist die Verkehrsführung nicht ausreichend geregelt und das Miteinander von Radfahrern und Fußgängern funktioniert aufgrund der Geschwindigkeit der Radfahrer nur bedingt. Für Fußgänger ist das Zentrum des Platzes durch die Verkehrssituation unangenehm zu erreichen. Es gibt keine Fußgängerquerung über die Maximilianstraße und die Tiefgaragenzufahrt. Dadurch findet fast die gesamte Fußgängerbewegung an den Platzrändern statt. Autoverkehr Busverkehr Fußgänger Tiefgaragenzufahrt Fahrradverkehr Abb. 15: Fußgänger und Radfahrer teilen sich den abgesenkten Bereich Tra m Haltestelle Haltestelle Abb. 14: Verteilung unterschiedlicher Verkehrsarten auf dem Max-Joseph-Platz 18 Abb. 16 Rückstau des Tiefgaragenverkehrs und gleichzeitiger Busverkehr 19 05 Beläge und Ausstattung Tobias Drexl, Benjamin Schwab Auf dem Max-Joseph-Platz treffen viele Belagsarten wie Asphalt, Flusskiesel, Gehwegplatten oder Großformatplatten unmittelbar aufeinander, zudem sind alle Flächen von Nachbesserungs- und Flickarbeiten betroffen. Der Bodenbelag wird daher dem repräsentativen Anspruch des Max-Joseph-Platzes weder durch einheitliche Beläge, noch durch deren Qualität gerecht. Der Platzes wird dominiert durch asphaltierte Flächen. Diese – zum Teil ehemalige – Verkehrsflächen zerschneiden den Platz und nehmen etwa die Hälfte der Flächen ein. Die zur Fußgängerzone erklärte Residenzstraße wird durch die beibehaltene, abgesenkte Asphaltfläche nicht als Fußgängerbereich wahrgenommen und dient in erster Linie als Hauptverbindung für Radfahrer. Das Rondell aus Flusskieseln um das Max-Joseph-Denkmal wirkt dagegen wie eine Brache. Den Belag durchziehen Moose, Flechten und Gräser. Die Haptik der runden Flusskiesel lädt nicht zum Flanieren oder Spazieren ein. Das Rondell wird deshalb nur genutzt, um ein Foto von der Kulisse des Platzes zu machen oder zum Denkmal zu gelangen. Hierdurch bleibt den Fußgängern nur noch etwa ein Viertel der Fläche des Max-Joseph-Platzes zur Verfügung und ist auf die Randbereiche beschränkt. Die Ausstattung des Platzes beschränkt sich auf ein Gewirr von Schildern, wenigen Sitzmöglichkeiten und infrastrukturelle Elemente. Die Vielfalt der Beläge hält auch ihren Einzug bei der Beleuchtung. So sorgen vier verschiedene Laternentypen für Licht und bekommen Unterstützung von weiteren verschiedenen Leuchtelementen, wie der abgespannt hängenden Leuchte über der Tramstrecke. Zum Verweilen bieten sich nur wenige Möglichkeiten. Dazu zählen der Sitzsockel der Residenz, die Treppe der Oper oder die Stufen am Max-Joseph-Denkmal. Maximilianstraße ße Residenzstra Abb. 17: Ausstattungselemente auf dem Max-Joseph-Platz 20 Abb. 18: Materialcollage Max-Joseph-Platz 21 06 Nutzergruppen Franziska Cußmann, Katharina Gebhart Auf dem Max-Joseph-Platz gibt es eine Vielzahl an Nutzungen, die sich zeitlich oder räumlich überschneiden und überlagern. Bei genauerer Betrachtung lassen sich vier Nutzergruppen bilden: Die erste Nutzergruppe setzt sich aus jenen Personen zusammen, die in direkter Umgebung des Platzes arbeiten, Geschäfte betreiben oder wohnen. Hierzu sind Besucher und Personal der öffentlichen und kulturellen Einrichtungen – also der Bayerischen Staatsoper, dem Bayerischen Staatsschauspiel, dem Residenzmuseum und der Akademie der schönen Künste in der Residenz – zu zählen, weiterhin Anlieger der Gastronomiebetriebe am Platz. Hierzu zählt unter anderem das Kuffler Restaurant im Palais an der Oper und das „Spatenhaus an der Oper“ in einem der Bürgerhäuser. In den unteren Geschossen der meisten Bürgerhäuser befinden sich Geschäfte und Boutiquen der obersten Preisklasse (wie zum Beispiel Prada und Louis Vuitton). Die oberen Stockwerke sind teilweise bewohnt und ansonsten von Ärtzen, Rechtsanwälten, Notaren und anderen als Büros und Praxen genutzt. Für viele dieser Anwohner stellt der Max-Joseph-Platz aufgrund des unübersichtlichen Verkehrs und der derzeitigen Gestaltung eher ein Hindernis dar und wird von diesen sogar teils gemieden. Die zweite Nutzergruppe sind jene Personen, die den Platz als Durchgangsort betrachten. Fußgänger verwenden den Platz, um danach in sämtliche Richtungen weiterzukommen. Häufige Ziele sind für sie im Norden der Odeonsplatz mit den dort lokalisierten U-Bahn- und Busstationen und im Süden der Marienplatz mit dazugehörigen U- und S-Bahnstationen, sowie die Kaufingerstraße mit ihren Einkaufsmöglichkeiten. Als Problem erscheint, dass verschiedene Nutzer die gleichen Achsen benutzen – auf der Maximilianstraße Fahrradfahrer, Autofahrer, Taxis und Busse und auf der Residenzstraße Fahrradfahrer und Fußgänger. Abb.1 Nutzer 3 Die dritte Nutzergruppe bilden jene Personen, welche den Platz als Aufenthaltsort verwenden. Zu ihnen gehören Touristen, Münchner, die dort die Sonne und/oder ihre Mittagspause genießen und Besucher der kulturellen Einrichtungen, die sich nach, während oder im Vorfeld der Vorstellungen und Besichtigungen dort aufhalten. Aufgrund seiner besonderen klimatischen Situation – dank seiner Geschlossenheit – ist der Platz sehr beliebt, um die Sonne zu genießen. Wegen der guten Lage zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wird der Platz häufig als Treffpunkt genutzt, einige stoßen aber auch zufällig auf den Max-JosephPlatz und nutzen ihn um zu rasten. Für Touristen ist er mit seinen für München bedeutsamen Gebäuden eine Sehenswürdigkeit. Die vierte Nutzergruppe schließt alle Nutzer motorisierter Verkehrsmittel ein. Der derzeitige Verkehr besteht hauptsächlich aus Autofahrern, die in die Tiefgarage fahren wollen. Sie haben abgesehen davon keine Nutzungsansprüche an den Max-Joseph-Platz. Die anliegenden Geschäfte haben ein knappes Drittel dieser Stellplätze für sich gemietet. Taxis, Reise- und SightseeingBusse benötigen einen sehr großen Wendekreis und nehmen deshalb sehr viel Fläche ein. Da es auch hier zu Überlagerungen mit anderen Nutzern kommt, entstehen immer wieder Konflikte. Dabei spielt auch die Tram an der Südseite des Platzes eine Rolle. Abb. 19: Sammlung: Nutzergruppen am Max-Joseph-Platz 22 23 07 Interventionen am Max-Joseph-Platz Franziska Cußmann, Hannah Layer, Sara Schnelle Kunst und Veranstaltungen im öffentlichen Raum spielen auf dem Max-Joseph-Platz eine große Rolle, wie sich aufgrund der folgenden Bespiele erkennen lässt. Zwei Institutionen, das Kreisverwaltungsreferat und das Baureferat der Stadt, kümmern sich um Genehmigung solcher Vorhaben. Die Initiatoren sind dabei sehr verschieden: Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Kunstvereine oder sogar Privatpersonen, die Veranstaltungen initiieren. Hier wird nur ein kleiner Ausschnitt jährlich wiederkehrender, aber auch einmaliger Interventionen am Max-Joseph-Platz gezeigt, die in Form von Veranstaltungen, Installationen oder Performances stattfinden. Fest steht, dass diese Interventionen ein wichtiges Sprachrohr für die Initatioren darstellen und an einem solch prominenten Ort der Stadt ein breites und großes Publikum ansprechen. Die Unterschiedlichkeit zeigt, dass die Größe und Lage des Platzes ein hohes Potential für jegliche Arten von Veranstaltungen und Installationen birgt, was erhaltenswert ist und sogar zukünftig ausgebaut werden könnte. Oper für alle Die Veranstaltung „Oper für alle“ findet jährlich im Rahmen der Münchner Opernfestspiele auf dem Max-Joseph-Platz statt. Seit dem Jahr 1997 werden ausgewählte Opern live aus der Bayerischen Staatsoper in Bild und Ton übertragen, die bis zu 10.000 Zuschauer auf dem ganzen, für den Verkehr gesperrten Platz kostenlos verfolgen können. „Oper für alle“ gilt dem Versuch die Kunstform Oper für eine breite Öffentlichkeit und nicht nur für eine vermeintliche Elite zugänglich zu machen. Am 31. Juli 2015 wird die Neuinszenierung von Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ gezeigt. Abb. 20: Veranstaltung „Oper für alle“ Bunte Säulen des Nationaltheaters Um auf die Münchner Opernfestspiele 2013, die vom 27. Juni bis 31. Juli stattfanden, aufmerksam zu machen, waren die Säulen des Nationaltheaters während der gesamten Festspiele mit bunten, fluoreszierenden Folien beklebt. Die Gestaltung kam vom Münchner Grafikdesigner Mirko Borsche, der bereits zu den Münchner Opernfestspielen im Jahr 2011 das Gebäude mit ebendiesen Folien verzierte, die bei Dämmerung zu leuchten beginnen. Abb. 21: Installation an den Säulen während der Opernfestspiele Der Ring Im Rahmen der Eröffnung der Münchner Opernfestspiele 2012 wurde der US-amerikanische Fotograf Spencer Tunick für eine Kunstinstallation gewonnen. Ziel war es, Elemente aus Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in den öffentlichen Raum Münchens zu bringen. Dafür zogen sich am 23. Juni ab 5 Uhr morgens 1.700 Menschen aus und posierten nackt, nur mit roter und goldener Farbe bemalt, an verschiedenen Orten um das Nationaltheater. Die farbigen Körper formierten sich beispielsweise auf der Ludwigsstraße zu einer Flamme, sinnbildlich für Wagners Unterwelt Nibelheim. Am Max-Joseph-Platz wurde das Hauptmotiv der Aktion gebildet: der Ring. Abb. 22: Installation „Der Ring“ während der Opernfestspiele 24 Dîner en blanc Am 10.7.2013 fanden sich über 1000 Menschen auf dem Max-Joseph-Platz ein, um gemeinsam, ganz in weiß, zu Abend zu essen. Initiiert wurde dieser Flashmob durch eine Privatinitiative via Facebook. Bis zum Start warteten die Teilnehmer mit gepackten Sachen, inklusive mitgebrachter Möbel, in Seitenstraßen auf den Gongschlag, der die Performance einläutete. Vorbild war das aus Frankreich stammende „Dîner en blanc“, welches 1988 von dem Franzosen Francois Pasquier aufgrund seiner überfüllten privaten Gartenparty erfunden wurde. Abb. 23: Aktion „Dîner en blanc“ Abb. 24: Installation „Trojanisches Pferd“ Abb. 25: Aktion „Play me - i‘m yours“ Trojanisches Pferd „Trojanisches Pferd“ war eine Kunstinstallation des Theater- und Opernregisseurs Sebastian Hirn, der so auf das Tanz- und Theaterfestival RODEO hinwies. An verschiedenen Orten in München kursierte der umgefallene LKW vom 8. bis 11. Oktober 2014, immer in der Nähe der Spielstätten des Festivals, unter anderem auf dem Rondell des Max- Joseph-Platzes. Das „Trojanische Pferd“ als ein inszinierter Unfall, der mit Absperrband, offener LKW-Plane und herausgefallenen Gütern den alltäglichen Blick, den alltäglichen Weg irritieren soll. Play me - i´m yours Vom 4. bis 19. Mai 2013 wurden 14 Klaviere auf öffentlichen Plätzen, wie dem Max-JosephPlatz, aufgestellt. Das Projekt wurde im Rahmen einer internationalen Tour des Künstlers Luke Jerram verwirklicht, der seit 2008 in Großstädten weltweit Klaviere frei zugänglich aufstellt, sodass sie von jedem gespielt werden können. Die Dekoration der Klaviere obliegt lokalen Künstlern. Die Finanzierung erfolgt durch eine Crowdfundingseite, auf der die Pianos im Anschluss an die Aktionen erworben werden konnten. What´s the deal? „What´s the deal?“ ist ein von Tuncay Acar initiiertes Kulturprojekt der Skate- und Streetartszene, das deren Kultur und Wirken im öffentlichen Raum thematisiert. Teil des unter der Leitung des Kulturreferates und des Vereines „Kunstzentrat“ umgesetzen Projektes ist die Installation „Nomadic Sculpture“, eine wachsende, für Skater befahrbare Skulptur aus recycelten Rohstoffen. Von April 2014 bis Mai 2015 tourt diese durch München. Drei Fragezeichen standen vom 10. bis 12. April als Blickfang auf dem Max-Joseph-Platz. Die Initiatioren befragten Passanten zu Gewohnheiten des Recyclings, um die Ergebnisse in ihre „Nomadic Sculpture“ einfließen zu lassen. Abb. 26: Installation während des Projektes „What‘s the deal?“ 25 08 24/7 – Zeitrafferbeobachtungen Felix Gutmann, Christian Motz 24/7 – dabei mag man an viel Arbeit und schlaflose Nächte, an Tankstellen oder Fastfoodfilialen denken. In unserem Fall steht der Begriff 24/7 jedoch für ein Portrait des Max-Jospeh-Platzes in München und für den Versuch, den ganz eigenen Lebensrythmus des Platzes zu ergründen. Dazu bedienten wir uns primär der Bilddokumentation und deren Auswertung. Eine wetterfeste Kamera wurde auf einem Balkon des Residenztheaters positioniert und dokumentierte 7 Tage, 24 Stunden – von Donnerstag, 17. April bis Mittwoch, 23. April 2014 – das Geschehen auf dem Platz. Dienstag, 22.04.14, 00:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 01:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 02:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 03:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 04:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 05:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 06:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 07:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 08:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 09:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 10:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 11:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 12:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 13:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 14:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 15:01 Dienstag, 22.04.14, 18:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 19:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 20:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 21:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 16:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 22:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 17:01 Uhr Dienstag, 22.04.14, 23:01 Uhr Abb. 27: Bilddokumentation 24/7 – Aufnahmen vom Dach des Residenztheaters 26 27 09 Gestaltungsreferenzen Theater- / Stadtplätze Franziska Cußmann, Felix Gutmann, Sara Schnelle Bundesplatz Bern 2002 - 2004 wurde der Platz vor dem Berner Bundeshaus umgebaut. Die visuellen Gestalter Stauffenegger+Stutz gewannen mit dem Architekten Stephan Mundwiler den Wettbewerb zur Neugestaltung. Gesäumt wird der Platz unter anderem von den Regierungs- und Parlamentsgebäuden, weshalb der Platz an sich eine zurückhaltende, aber präzise Formensprache erhielt: ein 60x35m großes Rechteck aus Natursteinplatten, das auf die Geometrie des Parlamentsgebäudes ausgerichtet ist. Die Platten aus Gneis aus dem Valsertal sind farblich auf die Sandsteinbauten abgestimmt. Ein Wasserspiel mit 26 Fontänen, für die 26 Kantone der Schweiz stehend, ermöglichen verschiedene Choreographien auf dem Platz. Theaterplatz Chemnitz Der Platz wird gefasst vom Gebäude der Kunstsammlung, dem Opernhaus, der St. Petrikirche und einem Hotel. Nach einem Wettbewerb, den Karl + Probst Architekten zusammen mit Johannes Probst und Anton Mayer für sich entschieden, wurde der Platz 1995 umgestaltet. Ein Niveauunterschied zur höher gelegenen Straße bewirkt, dass der Platz von allen Seiten räumlich gefasst wird. Ein Theatron ermöglicht den Zugang zur Straße als Treppe mit Sitzgelegenheiten. Das primäre Gestaltungsmerkmal ist ein rasterförmiges Muster im Bodenbelag, das den Platz weiträumig und erhaben wirken lässt. Die nächtliche Beleuchtung hebt die hellen Platten hervor und gibt dem Platz ein besonderes Ambiente. Abb. 28: Theaterplatz Chemnitz Abb. 31: Bundesplatz Bern Eduard-Wallnhöfer-Platz Innsbruck Laac Architekten und Stiefel Kramer Architecture gewannen 2008 zusammen mit dem Künstler Christopher Grüner den Wettbewerb zur Umgestaltung des Landhausplatzes. Sich erhebende und absinkenden Betonflächen erzeugen ein Raumgefüge, das den Platz vor allem aus der Fußgängerperspektive gliedert. Die große Bodenskulptur erhält die vier vorhandenen Denkmäler als Zeitzeugen und macht sie zugänglich für die Nutzer des Platzes. Die bewegte Topografie schafft dabei Räume verschiedenster Qualitäten. Sitzgelegenheiten, Abgänge in die Tiefgarage, Wasserspiele und ein Veranstaltungsbereich vor dem neuen Landhaus sind in die Bodenskulptur integriert. Der helle Grund und die vertikalen Elemente der Lampen und Bäume, erzeugen für die Nutzer des Platzes ein spannendes Spiel aus Licht und Schatten. Mauritiusplatz Wiesbaden In der Fußgängerzone Wiesbadens gelegen, stellt der 2005 neugeordnete Platz einen Knotenpunkt im Zentrum dar. Neben der Verknüpfung der ankommenden Wege ist er Quartiersplatz mit traditionellen und neuen Aufgaben. Der Architekt Heinrich Lessing gewann den Wettbewerb zur Umgestaltung. Er überzeugte mit einer breiten Treppenanlage, die zwischen der Platzfläche und der abfallenden Schulgasse vermittelt. Unter den bestehenden Platanen in der Mitte des Platzes gibt es Sitzmöglichkeiten im Schatten. Um dem Platz eine Identität zu geben, werden durch einen Brunnen die Orte der sieben Wiesbadener Thermalquellen thematisiert. Das Lichtkonzept betont die Figur des Platzes, indem bei Nacht ein Lichtstreifen am Boden einen Rahmen um den Platz spannt. Abb. 29: Mauritiusplatz Wiesbaden Abb. 32: Eduard-Wallnhöfer-Platz Innsbruck Gärtnerplatz München Die 1866 im Zuge einer Stadterweiterung geschaffene Anlage vor dem Staatstheater am Gärtnerplatz war der erste Schmuckplatz Münchens. Teppichbeete, blühende Gehölze und ein Brunnen zierten damals, dem Zeitgeist entsprechend, den Platz, der bereits zu dieser Zeit von den Einwohnern gegen die eigentliche Funktion des Schmuckplatzes zu einer öffentlichen Grünfläche deklariert wurde. Für die Neugestaltung des Platzrondells 2005 wurde durch den Stadtrat ein Entwurf gewählt, der sich die historische Gestaltung als Vorbild nahm, jedoch eine Nutzung durch die Bürger vorsah. Aus allen vier Himmelsrichtungen führen 1,40 m breite, mit Kopfsteinpflaster belegte Wege in die Mitte des inneren Rondells, wo der Originalbrunnen aus der Zeit um 1866 steht und für Erfrischung sorgt. Abb. 30: Gärtnerplatz München 28 Sechseläutenplatz Zürich Seit 2014 ist der Sechseläutenplatz vor dem „Zürcher“ Opernhaus als flexible Freifläche nutzbar. Durch die Verlegung des Parkens in eine Tiefgarage und Auflösung einer Wiesenfläche entstand nach Plänen der Landschaftsarchitekten Vetschpartner mit den Architekten Zach+Zünd ein großzügiger „Stadtsalon“. Aus Valser Quarzit wurde eine Art Steinparkett verlegt, der die Grenzen des Platzes deutlich markiert und von den angrenzenden Fußwegen abhebt. Das Operngebäude liegt in der Mittelachse des Platzes, der leicht abgesenkt die Blicke vom Gebäude auffängt. Baumgruppen bieten den Nutzern Schatten, ein Brunnen sorgt für Erfrischung an heißen Tagen und mobile Bestuhlung stärkt den Charakter des Platzes als erweiterte Bühne des Opernhauses. Abb. 33: Sechseläutenplatz Zürich 29 Entwürfe 30 31 01 ANSICHTSSACHE Franziska Cußmann Konzept Ziel ist es, dem Ort wieder seine repräsentative Funktion zu geben und der Residenz, der Oper sowie dem Theater einen würdigen Vorplatz und Eingang zu bieten. Zudem soll die Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit des Platzes erhöht werden. Der Münchner Gärtnerplatz, 1866 als erster „Schmuckplatz“ Münchens entstanden und heute ein sehr beliebter Treffpunkt der Münchner, dient dabei als Leitbild des Entwurfes. Verkehr Der motorisierte Verkehr auf dem Platz soll reduziert werden, aber nicht völlig verschwinden. In einem großzügigen Kreis ist es weiterhin möglich, mit dem Wagen vorzufahren – für einen imposanten Auftritt vor der Oper. Außerdem kann so auch die stark genutzte Tiefgarage erhalten bleiben. Für Touristenbusse gibt es keine Parkflächen mehr auf dem Platz. Lediglich der Sightseeing Bus kann noch über den Platz fahren, jedoch ohne eine Haltestelle. Gestaltung Der gesamte Platz inklusive der Fahrbahn wird einheitlich mit großen, hellen Betonplatten ausgelegt. In der Mitte des Platzes entsteht – angelehnt an einen historischen Schmuckplatz – die geometrische Form eines Kreises. Diese wird gegenüber dem übrigen Platz um 50 cm erhöht und mit Scherrasen bepflanzt. Um wichtige Sicht- und Wegebeziehungen zu erhalten, wird der Kreis von drei Achsen unterbrochen. Entlang der Achsen gibt es Sitzränder aus Beton. Im Kontrast zur strengen Rasenpflanzung und Grundform stehen unregelmäßige, wilde Blühstreifen. Diese ziehen sich mit Längen von 3 bis 15 m und Breiten von 50 bis 200 cm über den ganzen Platz. Sie sind in drei Höhen gegliedert, die zur Platzmitte ansteigen. Der innerste Bereich um das MaxJoseph-Monument ist der höchste und verdeckt an dieser Stelle die Sicht nach außen. Durch die Stufung wird ein interessantes Spiel aus Blickbeziehungen generiert. Für die Blühstreifen wurde eine Mischung aus Stauden und Gräsern gewählt und auf einen möglichst naturnahen, wilden Charakter geachtet. Maximilianstraße Bespielung Durch die Begrünung des Platzes entsteht ein neuer Raum, der durch die Bevölkerung zum Aufenthalt und der Erholung genutzt werden kann. Das Betreten der Flächen ist erlaubt, und durch die Blühstreifen entstehen viele kleinere Räume, die dazu einladen, sich im Gras niederzulassen und ein wenig zu verweilen. Grundriss Max-Joseph-Platz 32 33 Schnitt Süd – Nord Entwurfsperspektive 34 Entwurfsperspektive „Oper für alle“ 35 02 Max-Joseph-PLATZ Tobias Drexl Residenzstraße Residenz Sitzsockel Sitzsockel Konzept Der Max-Joseph-Platz soll seinem Titel als Platz wieder gerecht werden. Der Platz soll als Bühne, Treffpunkt, Aufenthaltsort und Versammlungsort dienen. Der physische Raum tritt dabei in den Hintergrund und soziale Prozesse der Gesellschaftsbildung haben freien Lauf. Aufzug für Bewirtung Residenztheater Zugang Dunkelrestaurant mit Foyer Verkehr Es erfolgt eine Sperrung des Platzes für den individuellen Kraftverkehr. Die Tiefgarage wird ebenfalls gesperrt und erfährt eine Umnutzung zu Gastronomie- und Lagerflächen der Kultureinrichtungen. Die Maximilianstraße endet mit einer Wendemöglichkeit an der Abzweigung zum Hofgraben. Der Trambetrieb bleibt ebenso bestehen wie die Verbindungen für den Radverkehr. Auf dem Platz sind somit noch drei Arten von Verkehrsteilnehmern unterwegs. Die Fußgänger, die Radfahrer und die Straßenbahn. Da zwischen den Gruppen ein großer Geschwindigkeitsunterschied besteht, werden sie durch zwei Ebenen voneinander getrennt. Auf der oberen Ebene bewegen sich die Fußgänger und eine Stufe tiefer, der schnelle Verkehr der Radfahrer und Straßenbahnen. Die Gleise sind durch innovative Gummifüllungen für Fahrräder sicher befahrbar. Sitzmauer Café an der Oper Großformatpfatten 1.60 x 1,00 m Füßgängerüberweg/ Bremsschwelle „Flussterrassen“ Betonbelag Farbe Grünspan mit nachleuchtenden Pigmenten Max-Joseph-Denkmal Gestaltung Die Fußgängerebene bekommt einen einheitlichen Belag aus großformatigen Betonplatten. Hierdurch wird ein repräsentatives Bild des Platzes erzeugt. Als strukturierendes und dynamisches Element werden ein türkiser „Fluss“ und „Flussterrassen“ aus gefärbtem Ortbeton in den Belag eingefügt. Dieser Fluss bildet die Radfahrspur von Nord nach Süd, deren Verlauf auf äußere Faktoren des Platzes reagiert. Die Assoziation des Flusses leitet sich vom Strom der Fahrradfahrer und der Tatsache ab, dass der Radweg in den Platz eingesenkt ist. Die Farbe leitet sich vom Grünspan des Max-Joseph-Denkmals ab. Um dieses Element auch nachts wirksam zu machen, werden dem Beton nachleuchtende Partikel beigemischt. Schankfläche Spatenhaus Nationaltheater Tramhaltestelle Maximilianstraße Münchner Gehwegplatte, Bespielung Der kulturhistorische Kontext des Ortes mit der Oper, dem Theater, der Residenz und der Akademie der Bildenden Künste ist hierfür der ideale Nährboden, den Platz und Raum zu bespielen. Dabei bekommen Straßenmusiker und Kleinkünstler eine Bühne geboten. Aber auch größere Veranstaltungen wie „Oper für alle“, Konzerte und Märkte bekommen einen unvergleichlichen Raum zur Verfügung gestellt. beige-grau Tramhaltestelle Perusastraße Palais an der Oper Grundriss Max-Joseph-Platz 36 37 Detailschnitt Radfahrspur Entwurfsperspektive Nacht Schnitt Nord – Süd 38 39 03 UNIversalRAUM Katharina Gebhart Residenzstraße Schnitt Konzept Verschiedene Nutzungs- und Problemzonen des Max-Joseph-Platzes sollen entspannt und Funktionen auf den gesamten Raum umgelegt werden. Ziel ist es, die Kleinteiligkeit aufzulösen und einen einheitlichen Platz als vielfältig nutzbaren Universalraum zu schaffen. Residenz Residenztheater Verkehr Der Platz wird in einen „Bewegungsraum“ und einen „Platzraum“ unterteilt. Letzterer ist für motorisierte Fahrzeuge gesperrt. Die Tiefgarage unter dem Platz bleibt erhalten, Ein- und Ausfahrt werden in die Maximilianstraße verlegt. Gestaltung Um einen einheitlichen Platz zu schaffen, wird für die gesamte Platzfläche Kalkstein als Bodenbelag verwendet. Bewegungs- und Ruhezonen werden durch unterschiedliche Steinformate und Verlegerichtungen ablesbar. Durch die Pflanzung von Bäumen entlang der Residenz- und Maximilianstraße entsteht – vor Oper, Theater und Residenz – ein rechteckiger „Platzraum“. Das Rechteck wird als durchgehendes Gestaltungsmotiv des Entwurfes verwendet. Von der Großform des inneren Platzraumes bis zum Format der einzelnen Pflastersteine. Ein Fontänenfeld als Wasserspiel neben der Max-Joseph-Statue verschiebt den Fokus des Platzes in die Mitte des neuen Platzraumes. Der Bereich des Wasserspiels hebt sich durch eine spaltraue Oberflächenstruktur ab, was die Form des rechteckigen Fontänenfeldes betont und die Rutschgefahr verringert. 3x3 m große Sitzmodule schaffen Aufenthaltsqualität und dienen als Sitz- und Liegeflächen auf dem Platz. Im Kontrast zu den meist vegetationslosen Plätzen der Münchner Altstadt wird durch die Bepflanzungen des Platzes mit der Baumsorte Gleditschie ein angenehmer Charakter erzeugt. Durch ihr lichtes Laub entsteht auf dem stark besonnten Platz ein partielles Schattenspiel. Trotzdem bleibt dem Betrachter der Blick auf die Gebäude nicht verwehrt. Bespielung Die großzügige Flächengestaltung ermöglicht zeitliche und räumliche Überschneidungen verschiedenster Nutzungen. Die beweglichen Sitzmodule können von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen genutzt werden und eröffnen durch das Versetzen immer wieder neue Anblicke. Bei großen Veranstaltungen, wie „Oper für alle“ können sie beiseite geräumt werden. Nationaltheater Maximilianstraße Perusastraße Palais an der Oper Grundriss Max-Joseph-Platz 40 41 Schnitt Nord – Süd Entwurfsperspektive Nacht 42 Entwurfsperspektive 43 04 Neu und Alt: In einem Schwung Felix Gutmann Residenzstraße Konzept Der Platz wird durch eine Diagonale geteilt, die den Platz funktional in zwei Teile gliedert: ein Vorplatz für das Nationaltheater, die Residenz und das Residenztheater – ein Ort der Ruhe – und als Gegenpol das hektische Treiben der Residenz- und Maximilianstraße. Die Max-Joseph-Statue wird als zentrales, historisches Element erhalten und in die Platzgestaltung integriert. Die Tiefgaragenabfahrt wird als Teil der Geschichte des Platzes erhalten und erhält neue Funktionen. Residenz Parthenocissus quinquefolia Thuja occidentalis ‚Columna‘ Verkehr Fußgängern und Fahrradfahrern wird mehr Raum zugewiesen und der Max-Joseph-Platz mit der Fußgängerzone verknüpft. Eine einheitliche Oberflächengestaltung signalisiert die Gleichberechtigung beider Nutzergruppen. Der Busverkehr wird über den Marstallplatz und den Karl-Scharnagl-Ring geführt; raumgreifende Wendemanöver vor der Oper entfallen somit. Die Trambahn fährt unverändert über den Platz. Gestaltung Der Platz wird einheitlich mit großformatigen Platten ausgelegt. Eine skulpturale Sitzstufenanlage integriert verschiedene Elemente des Platzes und arbeitet die Diagonale als raumtrennendes, topographisches Element heraus. Die Treppenanlage schwingt von der südlichen Gebäudeflucht des Nationaltheaters in Richtung Residenz, integriert den Sockel der MaxJoseph-Statue in ihren Verlauf und endet nach einem Gegenschwung in der ehemaligen Tiefgaragenabfahrt. Beiderseits der Statue befinden sich auf den Plateaus der Stufenanlage Wasserbecken, in denen sich umliegende Fassaden und Statue spiegeln. Auf der der Residenz und Oper zugewandten Seite fließt das Wasser über die Beckenkante herab. Die Tiefgaragenabfahrt wird als in den Platz eingesenkte Treppenanlage inszeniert. Sie bildet einen geschützten Raum, an dessen Ende eine Bar und der Eingang der ehemaligen Tiefgarage liegt. Der Vorplatz des Residenztheaters wird durch Betonstreifen im Belag strukturiert, die sich an der modernen Fassade des Theaters orientieren, und mit Bäumen in Pflanztrögen eingefasst. Bespielung Die Tiefgarage erhält neue Funktionen, die das Kulturangebot am Platz erweitern und darauf abzielen, Nutzungen auf den Platz zu verlagern. So entsteht eine Bibliothek, deren Besucher ihre Lektüre bei schönem Wetter auf der Sitzstufenanlage genießen können. Zudem entstehen Räume für ein Tanzstudio und Probenräume für Musiker. Die Fläche der Bar wird als kleine Bühne nutzbar. Lift Rasenbank Residenztheater Café Wasserfläche Sitzblöcke Café Nationaltheater Thuja occidentalis ‚Columna‘ Perusastraße Maximilianstraße Palais an der Oper Grundriss Max-Joseph-Platz 44 45 46 Entwurfsperspektive Entwurfsperspektive Bar Entwurfsperspektive Nacht Entwurfsperspektive ehemalige Tiefgaragenabfahrt 47 05 Ein Platz in drei Szenen B´ Franziska Hepp Konzept Der Platz soll kein schneller Durchgangsort mehr sein, sondern – in drei verschiedene Zonen unterteilt – zum Verweilen einladen. Seine Grenzen nach außen sollen als eine Art Filter wirken, was ein bewusstes Eintreten in den Platz ermöglicht. Um den Platz von der Umgebung abzugrenzen, sollen klare Kanten entstehen, die den Platz als solchen definieren und erkennbar machen. Resid enz Wasserfontänen Belag Platz Betonplatten Verkehr Der motorisierte Verkehr auf dem Platz wird abgeschafft, um den Fußgängern und dem Radverkehr mehr Raum zu geben. Die Maximilianstraße wird an die bestehende Fußgängerzone der Altstadt angegliedert. Die Tiefgarage wird geschlossen und umgenutzt. Eingang Galerie ater Glaskörper enz 150x300cm Gleditsia triacanthos Resid A the Belag Streifen Betonplatten Leuchten 5m Max- Radweg Josep h Schankfläche Hain Eingang Galerie A´ Natio nal the ater Glaskörper Stuf e Tram B linie Maxim ilian asse Bespielung Die offene Fläche des Platzes wird durch großformatige, bewegliche Möblierungselemente bespielt. Diese lassen sich bei Veranstaltungen, wie „Oper für alle“, sehr einfach umsetzen. Dabei können die Möbel auch in der ehemaligen Tiefgarage verstaut werden. Die Wasserfontänen vor dem Sitzsockel können abgeschaltet werden und der Platz somit zur begehbaren Fläche werden. Schlitzrinne Dienerstr Gestaltung Residenz- und Maximilianstraße bekommen eine neue Gestaltung als Fußgängerzone mit mehr Freiraum für die Gastronomie, welche die eintönigen Einkaufsstraßen mit neuen Nutzungen mischt. Der Max-Joseph-Platz teilt sich in drei Aufenthaltsbereiche. Residenz und Residenztheater erhalten einen gemeinsamen Vorplatz mit einheitlichem Bodenbelag. Entlang der Residenz gewinnt der vorhandene Sitzsockel durch ein Wasserspiel am Boden zusätzlich an Aufenthaltsqualität. Der Bereich vor der Oper wird durch einen gestreiften Bodenbelag markiert. Dessen Muster leitet sich von den Säulen und Gebäudekanten des Nationaltheaters ab. Die Säulenspiegelung soll den Besucher auf den Platz ziehen und den Blick zum Portal des Nationaltheaters lenken. Ein Baumhain entlang der Residenzstraße fängt die Streifen des Bodenbelags auf und bildet einen dritten Aufenthaltsbereich. Dieser weist mit seinem lichten Blätterdach und Gastronomie eine eigene Qualität auf. Somit bilden sich auf dem einheitlich gestalteten Platz drei unterschiedliche Zonen für drei unterschiedliche Szenen aus. 50x150cm str ass e Pala is Grundriss Max-Joseph-Platz 48 49 EINGANG GALERIE LEUCHTEN 5M GLASKÖRPER NATIO NALT HEAT ER HAIN BELEUCHTUNGSPLAN M 1:500 TECHNIKRAUM WASSERFONTÄNEN BAUMGRABEN 1,5X1,5M LAO Schnitt Nord – Süd Entwurfsperspektive Baumhain 50 Entwurfsperspektive Wasserfontänen 51 06 verbinden - öffnen - sichtbar machen VERBINDEN Ines Hoffmann ÖFFNEN SICHTBAR MACHEN Residenzstraße itt EINE GESTALTUNG FÜR DEN MAX-JOSEPH-PLATZ Sch n Englischer Garten Hofgarten Odeonsplatz Max-Joseph-Platz Stachus Marienhof Sophora japonica `Princeton Upright´ Residenz Maximilianstraße Sitzbank Marienplatz Isar Konzept Die Verbannung des motorisierten Personenverkehrs Prominente Lage des Max-Joseph-Platzes im Stadtgefüge (ohne Maßstab) bildet die Grundlage Entwurfes. Die TiefgaraDer Max-Joseph-Platz befindet sich in sehr pro- des statt. Außerdem sind die Aufenthaltsmöglichkeiminenter Lage im Stadtteil Altstadt-Lehel in der ten auf den Sockel der Residenz und des Denkge wird freivonfür und öffnet sich Innenstadt Münchens. Er wird denandere beeindru- Nutzungen mals und die Stufen der Oper begrenzt. ckenden Fassaden der Oper, Residenz und des Die Nutzer des Platzes sind vielschichtig. TourisPlatzoberfläche. der und Gestalt ehemaligen zur Törring-Palais gerahmt. Rund umDies ten erfolgt besichtigenin Denkmal Residenzvon und der den Platz finden sich viele Durchgänge und Pasgehobene Einzelhandel in Residenz- und MaxiPassagen, wie sie in direkter Umgebung Maxsagen mit Innenhöfen – im Westen Einkaufspasmilianstraße wird von Klienteldes mit hoher Kaufsagen, im Nordosten die Höfe der Residenz. kraft besucht. Besonders zur Mittags- und FeiJoseph-Platzes zuverfinden sind.finden sich Sonnenbader auf dem Momentan wird der Platz vom Autoverkehr erabendzeit einnahmt, was vor allem an der unter dem Platz liegenden Tiefgarage liegt. Fast die gesamte Fußgängerbewegung findet an den Platzrändern Rampe Calamagrostis acutiflora `Karl Foerster´ Residenztheater begehbare Glasfläche Ortbeton MaxJoseph Denkmal Wasserfontänen bis zu 4 m hoch Treppe mit Sitzstufen Ablauf, integriert in Fugenmuster Perusastraße Oper Gehweg Münchner Gehwegplatte mit Kleinsteinbändern lerem Ortbeton gehalten, während Elemente aus der Tiefgarage (Bänke, Treppen, Rahmung der Glasflächen) in einem helleren Farbton hervortreBespielung ten. Die im Ortbeton notwendigen Fugen sind in einem Raster angelegt und so verschoben, dass Die Großveranstaltung „Oper fürPassagen alle“ kann weiter-GeEingänge und der angrenzenden bäude betont werden. hin auf dem Platz stattfinden. Eine Ergänzung der Die Glasflächen sind milchig-matt und haben durch die rutschhemmende Behandlung eine Einkaufsmöglichkeiten um gastronomische, kulturelle Reliefstruktur . Tagsüber wirken sie wie ein Bodenbelag, nachts bringen sie den Platz zum und soziale Angebote wird angestrebt: Neue, über Leuchten. Die Baumreihe besteht aus Sophora japonica den Tag verteilte Nutzungen ersten `Princetonim upright´, einem Geschoss sehr stadtklimafesten, 12 – 15 m hohen Baum mit ansprechender Blüder ehemaligen Tiefgarage sprechen einTreppen gemischte und Herbstfärbung. Auf und Rampe werden Calamagrostis acutiflora `Karl Foerster´ tes Publikum an und beleben den Ort. Das zweite gepflanzt. Diese nehmen die warmen Farbtöne der Fassaden in ihren Blütenrispen und der hellGeschoss der Tiefgarage dient als Lagerraum. braunen Herbstfärbung wieder auf. Außerdem behalten sie über den Winter ihre interessante Struktur. 52 Bachelor´s Thesis Landschaftsarchitektur, SS 2014, Ines Hoffmann LAO Ortbeton nimmt warmen Farbton der Fassaden auf, die Fugen betonen Eingänge und Passagen Sockel der Residenz ein. Außerdem bevölkern am frühen Abend Besucher von Oper und Residenztheater die Ostseite des Platzes. Verkehr Der Max-Joseph-Platz wird an die bestehende Fußgängerzone angegliedert und für den PKW- und Bus-Verkehr gesperrt. Der Taxistand wird in die Maximilianstraße verlegt. Autos haben die Möglichkeit, dort zu wenden, in den Hofgraben oder die AlfonsGoppel-Straße abzubiegen. Busse fahren nur die bestehenden Haltezonen am Karl-Scharnagl-Ring Konzeptskizzen: Öffnung der Tiefgarage nach obenverkehrt zum Platz (ohne Maßstab) und Marstallplatz an. Die Tram wie bisher. Die für Radfahrer wichtige Nord-Süd-Verbindung Residenzstraße wird durch topographische Kanten zu Platz und Fußweg hin klar abgegrenzt als Radweg erkennbar, Nutzungskonflikte werden reduziert. Gestaltung Die abschnittsweise Öffnung der Tiefgarage durch die Entfernung ihrer Betondecke erweitert den Platz in den Untergrund. Die freigelegte Stützen- und Trägerstruktur der Tiefgarage wird mit rutschfesten, begehbaren Glasflächen gedeckt, die Tageslicht in die Räumlichkeiten einströmen lassen. Breite Treppen verbinden oben und unten, Orientierung wird Konzeptskizze: bestehende Passagen Aufnahme des Passagenthemas in möglich. Nachts kehrtund sich die Beleuchtungssituation der Platzgestaltung (ohne Maßstab) um: Licht entströmt dem Untergeschoss durch die Entwurf hen Fontänenund nach oben. Durch die Fontänen Glasflächen. Sitzgelegenheiten Gräser-PflanDurch eine Umnutzung der Tiefgarage wird eine werden noch einmal die Form der Säulen des autofreie Gestaltung des Platzes möglich. GleichOpernportals und der Stützen der Tiefgarage zungen im Bereich der Abgänge bilden neue Räume zeitig wird durch neue Angebote in der ehemaliaufgenommen. gen Tiefgarage die Nutzervielfalt gestärkt. DenkUm eine Einheit des Platzes zu erreichen wird aus. Ein Wasserspiel setzt vor der Oper einen gestalbar wären hier gastronomische (Restaurant/Café, er im gleichen Belag bis an die Fassaden der Eisdiele), kulturelle (Galerie, Bandprobenräume) Residenz und Oper und des Palais gefasst. So terischen Akzent. Das Fugenmuster des einheitlichen und auch soziale Angebote (Jugendzentrum). werden diese Fassaden betont, während die GeAußerdem würden ein Veranstaltungsraum und schäftshäuser im Westen hinter einer Baumreihe Ortbeton-Belags greift Eingänge und Passagen ein Nachtclub für eine Belebung zur Abendzeit (Sophora japonica `Princeton Upright´ ) zurücksorgen. angrenzender Gebäudetreten. auf. Eine Baumreihe grenzt Die neue Nutzung zeigt sich in der Platzgestaltung. Die Platzfläche wird durch breite Treppen Materialien und Vegetation den Platz von der Residenzstraße ab und rückt die und großzügige begehbare Glasflächen nach unDer Belag wird - passend zu den angrenzenden ten geöffnet. Dadurch wird die Struktur der TiefFassaden – in einem warmen graubraunen FarbGeschäftshäuser in den Hintergrund. garage oben auf dem Platz sichtbar gemacht. ton gehalten. Die Platzfläche ist in etwas dunkUnter den Glasflächen befinden sich Passagen, die die Passagen der Umgebung wieder aufgreifen. Durch die Glasflächen wird Tageslicht nach unten gebracht und durch die breiten Treppen ein angenehmer Zugang gewährleistet. Nachts werden die beleuchteten Passagen durch ein Leuchten auf dem Platz sichtbar. Die Treppen bieten durch Sitzstufen und eine Bepflanzung mit Gräsern eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Tiefgarageneinfahrt wird in ihrer Form beibehalten, ein Teil davon wird zur Anlieferung genutzt und außen herum führt eine rollstuhlgerechte Rampe, die analog zu den Treppen mit Sitzbänken und Gräsern gestaltet ist. Durch Aussparen je einer Glasfläche und durch ein Verschieben des Fugenmusters im Belag werden die Eingänge von Residenz und Palais betont. Das Fugenmuster weist außerdem auf die anderen Ein- und Durchgänge hin. Eine Betonung der Verbindung von unten und oben findet durch ein Wasserspiel vor der Oper statt. Das Wasser kommt in bis zu vier Meter ho- Fahrbahn Anlieferung Radweg, asphaltiert, um 10 cm abgesenkt Maximilianstraße Palais an der Oper Grundplan 1:200 TUM | Fakultät für Architektur | Institut Entwerfen Stadt und Landschaft - Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, Prof. Regine Keller Grundriss Max-Joseph-Platz 53 Fahrradständer (Bügel) Fahrradständer (Bügel) Sockel Denkmal Sockel Denkmal Ortbeton nimmt warmen Farbton der Fassaden auf, die Fugen betonen Eingänge und Passagen Radweg, asphaltiert Ortbeton nimmt warmen Farbton der Fassaden auf, die Fugen betonen Eingänge und Passagen Sitzbank am Geländer Sitzecke Sophora japonica `Princeton Upright´ 12-15 m hoch, 7-9 m breit Calamagrostis acutiflora ´Karl Foerster´ Stufenmaß 16/31 heller Beton zeigt die Struktur der Tiefgarage Radweg, asphaltiert Kante zum Platz, 10 cm hoch Wasserspiel, bis 4 m hoch Treppe mit Sitzstufen und Gräsern begehbare Glasfläche Glasgeländer Fußgängerbereich mit Tramlinie begehbare Glasfläche Residenz Palais Baumscheibe, mit Betonplatten belegt Bandräume Café/Restaurant Galerie Sitzbank am Geländer Lager Sitzbank Sitzecke mal Sophora japonica `Princeton Upright´ 12-15 m hoch, 7-9 m breit Calamagrostis acutiflora ´Karl Foerster´ heller Beton zeigt die Struktur der Tiefgarage Stufenmaß 16/31 Kante zum Platz, 10 cm hoch begehbare Glasfläche efgarage Glasgeländer Wasserspiel, bis 4 m hoch Treppe mit Sitzstufen und Gräsern Fußgängerbereich mit Tramlinie begehbare Glasfläche Residenz Palais Bandräume Baumscheibe, mit Betonplatten belegt Café/Restaurant Galerie Lager Sitzbank Referenzen Glas und Wasser Innenhof Oberbaum City Berlin - Tag LAO Schnitt Nord - Süd Abenddämmerung: Licht aus der Tiefgarage beleuchtet den Platz Blick auf Treppe und Platz Referenzen Ausstattung Wasserspiel Bundesplatz Bern Innenhof Oberbaum City - Nacht Baumscheibe mit Betonplatten Sophora japonica Fahrradständer Habitus Detailplan Zugang Passage Calamagrostis acutiflora `Karl Foerster´ Blüte Sophora japonica Frucht Herbstfärbung Habitus und Blüte Bachelor´s Thesis Landschaftsarchitektur, SS 2014, Ines Hoffmann TUM | Fakultät für Architektur | Institut Entwerfen Stadt und Landschaft - Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, Prof. Regine Keller Abenddämmerung: Licht aus der Tiefgarage beleuchtet den Platz Referenzen Ausstattung Sophora japonica Calamagrostis acutiflora `Karl Foerster´ Entwurfsperspektive Nacht 54 Baumscheibe mit Betonplatten Fahrradständer Habitus Blüte Sophora japonica Frucht Herbstfärbung Habitus und Blüte Entwurfsperspektive Zugang Passage 55 07 DISintegratedRaum Theresia Loy Residenz Konzept Auf dem geschichtlich gewachsenen Max-JosephPlatz treffen Klassizismus und Moderne aufeinander. Die Herausarbeitung dieses Dualismus ist der Ansatzpunkt des Konzeptes. Der Entwurf verknüpft dazu raumprägende Elemente des Platzes – die Gebäude, die Max-Joseph-Statue und den Pflasterkreis aus Isarkieseln ebenso wie die Zufahrt der Tiefgarage. Residenztheater Großformatiger Plattenbelag Verkehr Die Maximilianstraße wird ab dem Thomas-WimmerRing für motorisierten Individualverkehr gesperrt; Tram, Feuerwehr und Zulieferverkehr verkehren unverändert. Die Tiefgarage wird als Räumlichkeit für die junge Kulturszene neu genutzt. Taxistand und Bushaltestelle werden in die Alfons-Goppel-Straße verlegt. Die Fahrbahnbreite der Maximilianstraße wird reduziert und der nutzbare Stadtraum für Fußgänger erweitert. Glasbau Eingang Tiefgarage Gestaltung Mit Ausnahme der kreisförmigen Pflasterung aus Isarkieseln wird der Platz in einem einheitlichen, großformatigen Belag gestaltet. Innerhalb der Pflasterung bilden im Boden eingelassene runde Glasplatten in unterschiedlichen Größen ein farbiges Ornament. Die rutschfesten Glasplatten sind betretbare Oberlichter und gewähren Einblick in die Studios und Kreativräume der ehemaligen Tiefgarage. Deren Beleuchtung wiederum dient nachts dem Platz als sekundäre Lichtquelle. Die zwei geschichtlichen Ebenen des Platzes werden konzeptuell miteinander verbunden. Erschlossen werden die Räume durch einen runden Glasbau, welcher sich an der Stelle der einstigen Zufahrt befindet. In Form von farbigen Belagsplatten und kugeligen Formgehölzen zieht sich das Ornament die Maximilianstraße entlang. Bespielung Der großformatige Belag des Platzes ermöglicht es, großen Ausstellungen und Veranstaltungen Raum zu geben. Um die flexible Nutzbarkeit der Freifläche für Open-Air-Veranstaltungen zu erhalten, wird von fest installierten Sitzelementen abgesehen, der Entwurf sieht jedoch mobile Sitzmöbel vor, die regelmäßig im Rahmen eines Wettbewerbs entworfen werden. Die ehemalige Tiefgarage wird neben Studios und Kreativräumen als Gemeinschaftsort mit Café genutzt. Der südliche Teil bleibt Einrichtungen wie Dunkelkammern und Bibliotheken vorbehalten. Glasmosaik in Isarkiesel Nationaltheater Maximilianstraße Perusastraße Residenzstraße Palais an der Oper Grundriss Max-Joseph-Platz 56 57 58 Entwurfsperspektive Nacht Schema Raumbildung in der ehemalige Tiefgarage Entwurfsperspektive Tag Entwurfsperspektive Maximilianstraße 59 08 PlatzRAUM Sara Schnelle Konzept Die Raumwirkung des Max-Joseph-Platzes wird so verändert, dass die drei Raumqualitäten Zentriertheit, Gerichtetheit und Geschlossenheit ablesbar und erlebbar werden. Die Gewichtung der Zentren wird neu auf dem Platz verteilt. Der Straßenraum verliert dabei an Wichtigkeit, und ein sich unterordnender, differenzierter Nebenraum wird geschaffen. Verkehr Der Max-Joseph-Platz wird autofrei und Teil der Münchner Fußgängerzone. Die Tiefgarage wird stillgelegt, Dauerparker weichen auf andere Parkhäuser aus. Reisebusse parken in Zukunft am Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) oder am Karl-ScharnaglRing. Von dort gelangen Besucher über Marstallplatz und Residenzhöfe auf den Max-Joseph-Platz. Gestaltung Ein einheitlicher Belag aus großformatigem Granitstein verschiedener Größen macht den Platz als zusammengehörigen Raum wahrnehmbar. Ein Muster aus dunklen Granitsteinen verleiht dem Platz neue Gerichtetheit. Dazu werden die Höhen der angrenzenden Gebäude im Verhältnis 1:3 als Granitsteinstreifen auf den Platz projiziert. Eine lockere Baumgruppe umfasst die Max-Joseph-Statue und steht im Kontrast zur Offenheit des restlichen Platzes. Beim Heraustreten aus der Baumgruppe entsteht ein angenehmes Größenverhältnis zwischen Betrachter und Baukörpern. Der Bodenbelag aus Isarkieseln innerhalb des Haines stellt den Bezug zur derzeitigen Platzgestaltung und nahegelegenen Isar her. Nachts wird der Platz durch die Beleuchtung der angrenzenden Fassaden gefasst. Durch das Anstrahlen der Bäume des Haines entsteht ein „Lichtpool“ in der Mitte des Platzes. Dessen Sitzmöglichkeiten laden die Besucher im Sommer vor und nach der Vorstellung zum Verweilen ein. Bespielung Durch den Baumhain um die Max-Joseph-Statue entsteht ein vielseitig nutzbarer Nebenraum innerhalb des Platzes. Die Veranstaltung „Oper für alle“ kann auf den offenen Platzflächen weiterhin ausgetragen werden. Eine dauerhafte Installation von zwölf vierzehn Meter hohen Stahlstelen begleitet Geh- und Radweg der Maximilianstraße auf Höhe der Oper. Um eine temporäre Geschlossenheit des Platzes zu erreichen, kann diese Grundstruktur gestalterisch bespielt werden und lokalen Künstlern eine Plattform bieten. Perusastraße Maximilianstraße Residenzstraße Grundriss Max-Joseph-Platz 60 61 Schnitt Ost – West Entwurfsperspektive Bespielung Maximilianstraße Entwurfsperspektive 62 Entwurfsperspektive Nacht 63 09 Sze|na|ri|um Benjamin Schwab Residenz Konzept Der Max-Joseph-Platz soll dem historischen Kontext, der zentralen Lage und den vielseitigen Nutzungsansprüchen gerecht werden. Das Konzept besteht aus den drei Leitzielen NEUORDNUNG, ZENTRIERUNG und ORIENTIERUNG. Residenztheater Verkehr Die Auslastung der Parkgarage zeigt den Bedarf an zentrumsnahem Parken, weshalb die Tiefgarage nach einer NEUORDNUNG des Verkehrs weiterhin nutzbar sein soll. Um der Zerschneidung des Platzes entgegenzuwirken, wird die Zufahrt der Tiefgarage parallel zur Residenzstraße gelegt. Für Busse entsteht eine im Schritttempo befahrbare „Shared Space“ Zone um das gesamte Rondell. Gestaltung Prägendes Element des Entwurfes ist eine multifunktionale Treppenanlage, welche die Max-Joseph-Statue in Szene setzt und für eine neue ZENTRIERUNG des Platzes sorgt. Im Inneren der Treppenanlage befinden sich ein Bistro, sanitäre Anlagen sowie ein Aufzug zur Tiefgarage. Um das Innenleben unterbringen zu können, ohne die Statue anheben zu müssen, senkt sich der Platz im Bereich des bisherigen Rondells in einer leichten Trichterform auf 0,8m. Die Anlage hat einen Durchmesser von 31 Metern und wird aus elf Stufen in variierenden Breiten gebildet. In die Treppenanlage ist ein Brunnen integriert. Er lädt zum Spielen ein oder einfach dazu, müde Füße vom Wasser umspielen zu lassen. Zwölf in den Belag eingelassene Bronzestrahlen – mit Sehenswürdigkeiten beschriftet – sollen ORIENTIERUNG vermitteln und Vorfreude auf einen Stadtbesuch wecken. Ein weiterer Baustein ist die Auswahl und Verwendung der Materialien. Der größte Anteil des Bodenbelags wird als GrauwackeGroßsteinpflaster verlegt. Für den Straßenraum wird eine dunkle Asphaltdecke verwendet, die Strahlen bestehen wie die Max-Joseph-Statue aus Bronze. Die Treppenanlage wird aus Weißbeton gebaut. Bespielung Der Platz bietet viel Raum für Events wie „Oper für alle“, Public Viewing, Kunstinstallationen, Flashmobs und Demonstrationen. Durch die Treppenanlage mit Bistro und Brunnen wird Touristen, Menschen in ihrer Mittagspause und Opernbesuchern ein Angebot eröffnet und so die Platzmitte belebt. Von hier kann man die prächtigen Bauten genießen und zur Ruhe kommen. Für kleinere und mittlere Events wie Straßentheater oder Kundgebungen kann die Stufenanlage als Bühne oder Rang genutzt werden. Brunnen Max-Josepf-Statue Bronzestrahlen Stufenanlage Zugang TG Nationaltheater Bistro Maximilianstraße Perusastraße Palais an der Oper Residenzstraße Grundriss Max-Joseph-Platz 64 65 Schnitt West – Ost Detail Brunnenanlage 66 Entwurfsperspektive 67 Literatur Abbildungsverzeichnis Literaturquellen Grafik Umschlag: Perspektive zum Entwurf PlatzRAUM, Sara Schnelle Gross, Gerhard: München wie geplant - Die Entwicklung der Stadt von 1158 bis 2008, München, Schiermeier, 2004 Analyseteil Schiermeier, Franz: Relief der Haupt- und Residenzstadt München - Das Stadtmodell von Johann Baptist Seitz 1841-1863, München, Bayr. Nationalmuseum, 2000 Soweit nicht anders gekennzeichnet wurden sämtliche Abbildungen durch die Projektteilnehmer erstellt. Lässig, K et al.: Straßen und Plätze; Beispiel zu Gestaltung städtischer Räume, 1967, München, zitiert nach Sakamoto Hideyuki: Grundlagen des Entwurfs von Stadtplätzen, ein systematisches Formenrepertoire der Platzgestaltung. Diss., 1994, Stuttgart Abb. 01: Max-Joseph-Platz Abb. 02: Wendeverkehr vor dem Nationaltheater Abb. 03: Sonnenanbeter vor der Residenz Internetquellen Abb. 04: Lage des Max-Joseph-Platzes in München Abb. 05: Fassade des Residenz- und Nationaltheaters http://www.bayerische.staatsoper.de/979-ZG9tPWRvbTQ-~opernfestspiele~oper_fuer_alle~oper_fuer_alle.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2014) Abb. 06: Fassade des Königsbaus der Residenz http://www.muenchen.de/veranstaltungen/event/535951 Abb. 08: Fassade des Palais an der Oper http://www.kulturmarken.de/bestpractice/451-bmw-oper-fuer-alle Abb. 09: Gebäudestruktur am Max-Joseph-Platz http://www.onesprime.de/leben/stadtgefluester/52-leben/stadtgefluester/41058-muenchner-opernfestspiele-2013.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2014) http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kunstaktion-von-spencer-tunick-muenchen-zieht-blank-1.1391493-3 (zuletzt aufgerufen am 24.04.2014) Abb. 07: Fassaden der Geschäftshäuser Abb. 10: Durchgänge und Passagen am Max-Joseph-Platz Abb. 11: „Feierliche Enthüllung des Monuments für König Maximilian am 13. Octbr. 1835“, kollorierte Lithographie von Gustav Wilhelm Kraus, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik/Plakat/Gemälde Abb. 12: Skizzen zu Grundfläche, Wandhöhe und Wandfläche http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/spencer-tunick-in-muenchen-nacktkunstwerk-bei-sonnenaufgang-a-840532.html (zuletzt aufgerufen am 24.04.2014) Abb. 13: Skizzen zur Wirkung der Baukörper http://www.rodeomuenchen.de/programm/news-details/news/trojanisches-pferd/?tx_news_ (zuletzt aufgerufen am 25.11.2014) Abb. 15: Fußgänger und Radfahrer teilen sich den abgesenkten Bereich http://www.nonstopnews.de/meldung/17245 (zuletzt aufgerufen am 25.11.2014) Abb. 14: Verteilung unterschiedlicher Verkehrsarten auf dem Max-Joseph-Platz Abb. 16 Rückstau des Tiefgaragenverkehrs und gleichzeitiger Busverkehr Abb. 17: Ausstattungselemente auf dem Max-Joseph-Platz http://www.whatsthedeal.eu/ (zuletzt aufgerufen am 25.11.2014 Abb. 18: Materialcollage Max-Joseph-Platz http://streetpianos.com/munich2013/ (zuletzt aufgerufen am 04.12.2014) Abb. 19: Sammlung Nutzergruppen am Max-Joseph-Platz http://www.heinrich-lessing.de/?page=3 (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) http://www.ganz-muenchen.de/artculture/theater/staatstheater_am_gaertnerplatz/gaertnerplatz.html (zuletzt aufgerufen am 08.12.2014) Abb. 20: Veranstaltung „Oper für alle“, Fotographie Wilfried Hösl, München Abb. 21: Installation an den Säulen während der Opernfestspiele, Fotographie Wilfried Hösl, München Abb. 22: Performance „Der Ring“ während der Opernfestspiele, Fotographie Wilfried Hösl, München http://www.vetschpartner.ch/pdf/vetschpartner.pdf (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) Abb. 23: Aktion „Dîner en blanc“, Fotographie Oliver Bodmer, München https://www.baumeister.de/stadtsalon-zuerich/ (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) Abb. 24: Installation „Trojanisches Pferd“, http://www.tz.de/muenchen/stadt/altstadt-lehel-ort43327/lkw- nationaltheater-umge- http://www.baunetzwissen.de/objektartikel/Boden-Eduard-Wallnoefer-Platz-in-Innsbruck-A_1659273.html (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) http://www.zement.at/service/literatur/fileupl/03_12_landhausplatz_innsbruck.pdf (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) http://www.bern.ch/leben_in_bern/freizeit/reisen/bundesplatz.bern.ch/der_bundesplatz/die_neugestaltung/die_architektur/ (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014) http://www.bundesplatz.ch/bern/bundesplatz.html (zuletzt aufgerufen am 06.12.2014)- kippt-4072216.html, Urherber nicht recherchierbar Abb. 25: Aktion „Play me - i‘m yours“, http://nowwhatstheplan.files.wordpress.com/2013/10/munich-must-see-8.jpg, Urherber nicht recherchierbar Abb. 26: Installation während des Projektes „What‘s the deal?“, Fotographie Marcus Grassl Abb. 27: Bilddokumentation 24/7 - Aufnahmen vom Dach des Residenztheaters Abb. 28: Theaterplatz Chemnitz, Fotographie karl + probst architekturbüro, München Abb. 29: Mauritiusplatz Wiesbaden, Fotographie Till Budde, Berlin Abb. 30: Gärtnerplatz München, Fotographie Nell Killius, München Abb. 31: Bundesplatz Bern, Stauffenegger+Stutz Basel, Lee Mundwiler Los Angeles, Fotographie Ruedi Walti, Basel Abb. 32: Eduard-Wallnhöfer-Platz Innsbruck, Fotographie Günter Wett Abb. 33: Sechseläutenplatz Zürich, Fotographie Michael Haug Entwurfsteil Alle Abbildungen wurden von den Verfassern des Projektes erstellt. 68 69 Impressum MAX-JOSEPH-PLATZ FÜR ALLE Entwürfe zur Gestaltung und Bespielung Technische Universität München Fakultät für Architektur Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum Univ. Prof. Regine Keller www.lao.ar.tum.de Projektbetreuer: Univ. Prof. Regine Keller Dipl.-Ing. Felix Metzler Dipl.-Ing. Felix Lüdicke Gastkritiker: Herr Dipl. Ing. Mathias Pfeil (Generalkonservator des Landesamtes für Denkmalschutz) Herr Dr. Roland Schwab (Geschäftsführender Direktor der Bayerischen Staatsoper) Herr Karsten Matterne (Technischer Direktor der Bayerischen Staatsoper) Herr Holger von Berg (Geschäftsführender Direktor des Residenztheaters) Projektteilnehmer: Franziska Cußmann, Tobias Drexl, Katharina Gebhart, Felix Gutmann, Franziska Hepp, Ines Hoffmann, Hannah Layer, Beatrice Leitner, Theresia Loy, Christian Motz, Sylvia Huber, Sara Schnelle, Benjamin Schwab, Gabrijela Tokic Projektbroschüre: Diese Broschüre wurde begleitend zur Ausstellung „EIN PLATZ FÜR ALLE“ im Bayerischen Nationaltheater erstellt und zeigt eine Auswahl von Analyse und Entwürfen zum Projekt „GROSSE OPER - Gestaltung und Bespielung des MaxJoseph-Platz“. Die Arbeiten entstanden im Sommersemester 2014 als Bachelor Abschlussarbeiten des Studiengangs Landschaftsarchitektur und -planung an der TUM. Die Texte stammen von den Projektteilnehmern und wurden redaktionell überarbeitet. Die Urheberrechte der Entwürfe liegen bei den Verfassern Redaktion und Layout: Dipl. Ing. Felix Lüdicke, Dipl. Ing. Johann-Christian Hannemann, Bsc. Sara Schnelle Die Broschüre ist kostenfrei und wurde aus Mitteln der Bayerischen Staatsoper finanziert. 70 LAO Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum, Prof. Regine Keller | Technische Universität München Bachelor´s Thesis Sommersemester 2014 Technische Universität München - TUM | Fakultät für Architektur
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