ISSN 1860-4188 LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM SHERLOCK KOMBINIERT AUCH DIGITAL bibliotheken heute Die digitalen Angebote meiner Bibliothek 1/2015, Jg. 11 Design: www.mor-design.de Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Mehr Infos unter: www.netzwerk-bibliothek.de EINE KAMPAGNE DES Die Themen MIT UNTERSTÜTZUNG VON online Bibliothek. Information. Technologie. Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 Das Bibliotheksgesetz für Rheinland-Pfalz Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier Wir richten Bibliotheken ein! Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen bilden diese Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kommunen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliothekssystems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a. durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bibliotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ. Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de beraten planen einrichten betreuen Impressum bibliotheken heute ISSN 1860-4188 Herausgeber: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Bahnhofplatz 14 56068 Koblenz Telefon: 0261 91500-101 Telefax: 0261 91500-102 [email protected] www.lbz.rlp.de Redaktion: Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: [email protected] Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: [email protected] Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: [email protected] Sandra Reiss (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: [email protected] Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: [email protected] Titelbild: Impressionen zu den Bibliothekstagen Rheinland-Pfalz 2014 (von oben nach unten, von links nach rechts): Jugendbuchautor Jochen Till zu Gast in Grünstadt (Foto: Kym Christine Schober). - Künstler, Zeichner und Illustrator Felix Scheinberger in der Stadtbibliothek Mainz (Foto: Thomas Müth). - Bibliothekstage-Preisrätsel für Kinder (Foto: Angelika Huber). - Buchkunst-Objekt „Piepshow“ von Christel Hartz (Foto: Christel Hartz). - Rainer Rudloff unterhielt in Alzey-Weinheim (Foto: Stefanie Riedinger). - Gewinn-Auslosung der Bibliothekstage-Preisrätsel mit Anton Neugebauer (MBWWK), Dr. Annette Gerlach (LBZ), Uwe Wöhlert (Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz) und Ute Bahrs (LBZ) (Foto: LBZ). - Musikalisches Kabarett mit „TersenVäle“ in Holler-Untershausen (Foto: Ruth Kowski-Meyer). - Ibo Ndaye zu Gast in Hachenburg (Foto: Röder-Moldenhauer). Preis: Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro. Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden. Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos. Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren: unter http://lbz.rlp.de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/ Druck: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56073 Koblenz bibliotheken heute wird gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz INTERNATIONAL SCHULZ SPEYER Bibliothekstechnik AG Postfach 1780 D-67327 Speyer Tel.: 0 62 32 / 31 81-0 Fax: 0 62 32 / 31 81-800 [email protected] www.schulzspeyer.de 䉩 扬 楯 瑨 敫 敮 敵 瑥 ㈰ ㄵ ⴱ 䙲 敩 瑡 本 ′ 〮 ⁆ 敢 牵 慲 ′ 〱 㔠 〹 㨲 〺 㔱 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 INHALTSVERZEICHNIS Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz INTERNET, NEUE MEDIEN Das waren die Bibliothekstage 2014................................ 2 Onleihe RLP erfolgreich seit fünf Jahren ......................37 „Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“: eine Ausstellungsreihe..........................................................4 Rege Beteiligung bei den Bibliothekstage-Preisrätseln für Kinder ............................................................................. 9 UB Mainz verstärkt Aktivitäten in E-Science und Science 2.0 . ............................................................ ...38 SCHULE UND BIBLIOTHEK Vegane Kochshow und ein Drache namens Kokosnuss in Emmelshausen................................................................11 Von der Schulbibliothek zum Lern- und Medienzentrum: Maria Ward-Schule Mainz ................40 Vorleseväter in der Gemeindebücherei Göllheim.........12 TAGUNGEN, FORTBILDUNG Außergalaktisch witzig – Lesung für Jugendliche in Grünstadt.............................................................................13 Schwarzer Humor der anderen Art in Hachenburg.....14 Forscher wider Willen in Sulzheim . ............................... 15 „Lesen verzaubert“ in Trier . ............................................. 16 Teilnehmende Einrichtungen........................................... 16 BIBLIOTHEKSPOLITIK Das Landesbibliotheksgesetz ..........................................19 BIBLIOTHEKSPRAXIS Gemeinsame Bibliothekskonferenz der hauptamtlichen Bibliotheken 2014 ...................................................42 Jahrestagung ehrenamtlicher Büchereien im Zeichen von Austausch und Fortbildung.......................................44 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Neues aus dem LBZ...........................................................45 Neue URL und veränderter Webauftritt des LBZ.........46 LBZ kooperiert mit der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte......................... 47 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN Inkunabel aus dem Kloster Maria Laach jetzt im LBZ Koblenz................................................................... 47 Schenkung an das LBZ Speyer im Rahmen des NS-Raubgut-Projektes......................................................48 Clemens Jöckle – Gedenkveranstaltung im LBZ Speyer ....................................................................49 Wie Gott uns groove – Bibliothekskonzert im LBZ Speyer.....................................................................50 Lernen vor Ort – Wissenschaft im LBZ Zweibrücken.................................................................51 Neuer Workshop „Bücherei 2020 – Von der Vision zum Konzept“......................................................................52 „Nimm mich mit“ – Stadtbücherei Selters schickt Romane auf die Reise........................................................ 32 AUS DEN VERBÄNDEN. ........................................53 In Lahnstein wurde Halloween zum Lesefest...............33 KURZINFORMATIONEN . ....................................54 Eingruppierung einer Bibliothekarin nach BAT bzw. TVÖD ..........................................................................23 HISTORISCHE BESTÄNDE Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier . ..24 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN 25 Jahre Kreisbibliothek Daun.........................................26 20 Jahre Stadtbibliothek Bad Kreuznach.........................29 Tag der offenen Büchereien in Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim..................................................34 200 Jahre Preußen am Rhein...........................................35 ORTS-, PERSONEN- UND SACHREGISTER .........................................................56 1 TITELTHEMA bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Das waren die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 Einzigartige und vielseitige Veranstaltungen landesweit in rund 150 Bibliotheken Die siebte Auflage der „Bibliothekstage Rheinland-Pfalz“ bildete unter dem Motto „Bibliotheken – einzigartig und vielseitig“ den kulturellen Höhepunkt im Herbst 2014. Nach sechs Jahren fanden die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz erstmals wieder „eigenständig“ statt, nachdem die bundesweite Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ 2013 beendet wurde. Geblieben ist der Starttermin 24. Oktober, der bereits für die ersten Bibliothekstage 2001 gewählt worden war. Auf Wunsch der teilnehmenden Bibliotheken erstreckte sich der Veranstaltungszeitraum auf drei Wochen: Vom 24. Oktober bis 13. November 2014 fanden in 150 Bibliotheken über 300 Veranstaltungen statt. Auf den folgenden Seiten bieten wir einen Rückblick auf die Höhepunkte dieser Veranstaltungsreihe, die inzwischen zum festen Fahrplan vieler Bibliotheken wie auch deren Besucher gehört. Erstmalig hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Schirmherrschaft über die „Bibliothekstage RheinlandPfalz“ übernommen und in ihrem Geleitwort angemerkt: „Bibliotheken sind weit mehr als reine Archive des Wissens und der Literatur. Ihr besonderer Wert liegt darin, Menschen auf ganz unterschiedlichen Wegen zusammenzubringen und sie zum Austausch über Wissen, Literatur, Kunst und Kultur anzuregen. Die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz, ob groß oder klein, wissenschaftlich, öffentlich oder kirchlich, stellen sich dieser Herausforderung Tag für Tag und bereichern damit unser Zusammenleben.“ Bibliothekstage Rheinland-Pfalz darauf hin, dass „ein spektakulärer Bibliotheksbau nicht ausschlaggebend für den Erfolg einer Bibliothek ist. Die Millionen Besucher in den kleinen und großen, den öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz beweisen es jedes Jahr aufs Neue. Die Stadtbibliothek Koblenz zeigt allerdings, wie stark eine erfolgreiche Bibliotheksarchitektur die öffentliche Wahrnehmung der Bibliotheksangebote unterstützen und fördern kann.“ Staatssekretär Walter Schumacher zeigte sich in seinem Grußwort erfreut über die kontinuierlich gute Resonanz dieser Veranstaltungsreihe und die wichtige Arbeit, die die Bibliotheken im Flächenland Rheinland-Pfalz leisteten. „Bibliotheken sind heute Orte im mehrfachen Sinne: Orte von Wissen und Information, Orte für Begegnungen und Kommunikation, Orte zum Lernen und Arbeiten, Orte für Kultur und Bildung und nicht zuletzt ebenso virtuelle Orte“ betonte Staatssekretär Schumacher. Unter dem Titel „Vom Schönen, Guten, Wahren … und vom Albernen, Überflüssigem und Banalen“ unterhielt Literaturkritiker Denis Scheck die rund 200 Gäste mit einem amüsanten Durchgang durch die Vielfalt der Neuerscheinungen. Bibliotheken – einzigartig und vielseitig 24.10. bis 13.11.2014 Start im Forum Confluentes in oblenz Der Auftakt der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 fand in der Stadtbibliothek Koblenz statt. Wie der dbvLandesvorsitzende Manfred Geis in seiner Begrüßung beschrieb, „findet die Eröffnung in der derzeit wohl schönsten Bibliothek in Rheinland-Pfalz statt“. 2013 erhielt die Stadtbibliothek im Forum Confluentes den ihr angemessenen Platz im Zentrum der Stadt und meldet seither laufend neue Rekorde bei Besuchern und angemeldeten Benutzern. Allerdings wies Manfred Geis auch 2 Lesereisen-Angebot und besondere Höhepunkte Bibliotheksbenutzer und interessierte Teilnehmer konnten sich im Vorfeld und während der dreiwöchigen Aktionszeit über die Vielfalt der Angebote auch über die Bibliothekstage-Webseite www.bibliothekstagerlp.de informieren. Im Zentrum der Aktionswochen standen abermals über einhundert zentral vom Landesbibliothekszentrum, den kirchlichen Fachstellen und dem dbv-Landesverband organisierte Autorenlesungen mit Kinder- und Jugendbuchautoren, Puppentheateraufführungen aber auch zahlreiche Begegnungen mit Romanautoren für Erwachsene, Bibliotheksnächte, Kabarett- und sogar vegane Kochabende auf dem Programm. TITELTHEMA bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Die Buchkunst spielte während der vergangenen Bibliothekstage immer wieder eine Rolle, aber 2014 bildete sie einen Schwerpunkt (siehe Bericht auf den folgenden Seiten). Mehr als zehn Ausstellungen landesweit widmeten sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Thema. Dank der besonderen Förderung durch die LottoStiftung Rheinland-Pfalz erschien erstmals eine kleine Broschüre, die in den Ausstellungsbibliotheken kostenlos erhältlich war und auch jetzt noch beim Landesbibliothekszentrum in Koblenz angefordert werden kann. Ein Höhepunkt für Kinder bis zu 12 Jahren waren sicherlich die Preisrätsel. Neben dem etablierten Kreuzworträtsel für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren wurde erstmals ein Bilderrätsel zum Ausmalen für Kinder bis 7 Jahre angeboten. Insgesamt fanden 5.800 Einsendungen ihren Weg in die teilnehmenden Büchereien. Die Preise wurden im Dezember 2014 ausgelost und danach in den Büchereien an die Gewinnerinnen und Gewinner übergeben (siehe Bericht S. 9 - 10). Fällen wurden Termine in der Woche nach den Bibliothekstagen und Anfang Dezember nachgeholt. Fachlicher Workshop im LBZ Den Abschluss der Bibliothekstage bildete ein FachWorkshop im Landesbibliothekszentrum in Speyer (s. Bericht „bibliotheken heute“ Heft 3/2014, S. 146-147) am 13. November 2014. Unter dem Titel „Bibliotheken in der Öffentlichkeit – zwischen Event und Alltagsroutine“ beleuchteten internationale Gäste mit ihren Vorträgen, wie Bibliotheken wahrgenommen werden, welches Selbstverständnis sie haben und welches sie suchen – in einer Zeit digitaler Herausforderungen, die Selbstverständlichkeiten in Frage stellt und zu einem ständigen Veränderungsprozess zwingt. Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz veranstaltete den Workshop anlässlich seines zehnjährigen Bestehens. Positive Bilanz nach Abschluss Auslosung der Gewinnerinnen und Gewinner der Kinder-Preisrätsel im Landesbibliothekszentrum Speyer durch (v.l.n.r.) Anton Neugebauer (Referent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur), Dr. Annette Gerlach (Leiterin des Landesbibliothekszentrums) und Uwe Wöhlert (Vorstand Landesbausparkasse RheinlandPfalz). Hinten: Ute Bahrs. Foto: LBZ Dem Bahnstreik getrotzt Ihr Improvisationsvermögen und ihre Einsatzbereitschaft stellten die Bibliothekarinnen und Bibliothekare während des Bahnstreiks vom 6. bis 9. November unter Beweis. Im LBZ wurden Fahrdienste für die vom Bahnstreik betroffenen Lesereisen organisiert. Zum Teil holten die Büchereileitungen „ihre“ Autorinnen und Autoren persönlich ab und brachten sie am Folgetag zur nächsten Veranstaltung. Die betreffenden Kolleginnen und Kollegen haben ein ganz dickes Dankeschön verdient. Keine Veranstaltung fiel aus; in einigen, wenigen Was bleibt nach Abschluss der siebten Bibliothekstage 2014 als Fazit festzuhalten? Die Veranstalter sind sich einig, dass die Bibliothekstage mit rund 16.000 Besucherinnen und Besuchern alle Mühen wert waren; einige Büchereien würden sich jedes Jahr Bibliothekstage wünschen, denn die zentrale Organisationsleistung und die zentralen Werbemitteln erleichtern gerade den ehrenamtlich geführten Büchereien die Arbeit; die zentrale Finanzierung von Reise- und Übernachtungskosten entlastet den schmalen Geldbeutel im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Im Durchschnitt nahmen je Veranstaltung über 50 Besucherinnen und Besucher teil, einige Veranstaltungen waren mit weit über einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgezeichnet besucht. Organisiert wurden die „Bibliothekstage RheinlandPfalz“ vom Landesverband Rheinland-Pfalz des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) in enger Kooperation mit dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, den kirchlichen Büchereifachstellen der Bistümer und Landeskirchen sowie dem Beirat für das öffentliche Bibliothekswesen im Mainzer Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Ohne die „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“, die dankenswerterweise erneut als Hauptsponsor auftrat, sowie der Unterstützung weiterer Werbepartner aus Rheinland-Pfalz und der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz wäre die Aktionswoche nicht realisierbar gewesen. Ute Bahrs, dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz 3 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA „Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“ Eine Ausstellungsreihe im Rahmen der Bibliothekstage 2014 „Bibliotheken – einzigartig und vielfältig“, so lautete das Motto der „Bibliothekstage Rheinland-Pfalz“ im Jahr 2014. Buchkunst – Kunst in Bibliotheken hat schon immer eine Rolle gespielt bei dieser Veranstaltungsreihe und in diesem Jahr stellte sie einen besonderen Schwerpunkt dar. In 14 Bibliotheken des Landes fanden Ausstellungen statt – von Zweibrücken im Südwesten bis Diez an der Lahn im Nordosten des Landes. Das Themenspektrum war so vielfältig, wie es das Motto der Bibliothekstage versprach: Es reichte von den mittelalterlichen Handschriften des Katalanen Ramon Llull, die in der ehrwürdigen Martinus-Bibliothek in Mainz gezeigt wurden, bis zur Präsentation zeitgenössischer Kunst mit Projekten von Studierenden der Hochschulen in Mainz, Koblenz und Höhr-Grenzhausen, die in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern und der neuen StadtBibliothek in Koblenz zu sehen waren. Ich danke all denen, die zu dieser Reihe beigetragenhaben. Den ausstellenden Bibliotheken gebührt mein besonderer Dank, da sie neben ihrem Alltagsgeschäft immer wieder ihre Bereitschaft zeigen, auch neue Wege zu gehen, um auf ihre vielfältige Arbeit aufmerksam zu machen. Besonders dankbar bin ich der LOTTO Stiftung Rheinland-Pfalz für die großzügige Förderung des Sonderprogramms „Buchkunst“, ohne die dieses Vorhaben nicht möglich gewesen wäre. Manfred Geis, MdL, Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) Stimmen und Eindrücke von den Buchkunst-Aktionen während der Bibliothekstage In der Stadtbibliothek Bingen wurden Holzschnitte von Frank Eißner, Franziska Neubert und Petra Schuppenhauer ausgestellt. Die drei KünstlerInnen haben jeweils ihre eigene Version des Märchens „Die Nachtigall“ von Hans Christian Andersen interpretiert und in Holz geschnitten. Drei Pressendrucke, jeweils im gleichen Format, komplett originalgrafisch illustriert, waren als Ergebnis zu bestaunen. 4 „H.C Andersens Märchen „Die Nachtigall“ als Holzschnitte von drei KünstlerInnen ganz unterschiedlich interpretiert – im Rahmen der rheinland-pfälzischen Bibliothekstage bot sich für die Stadtbibliothek Bingen/ Rhein die Gelegenheit Buchdruckkunst auf sehr hohem künstlerischen Niveau zu präsentieren. Die Ausstellung inmitten der Bibliotheksmedien stieß auf eine sehr positive Resonanz seitens unserer Kunden.“ Satu Bode, Leiterin der Stadtbibliothek Bingen Bei der Eröffnung: (von links) Bingens Oberbürgermeister Thomas Feser, Bibliotheksleiterin Satu Bode, Manfred Geis, Verleger Dr. Thomas Müth. Foto: Martina Berg In der Ausstellung der Bibliothek des Umwelt-Campus Birkenfeld mit dem Titel „figu e et écriture“ wurden figürliche und skulpturale Arbeiten von Klaus Fresenius gezeigt. Bei den ausgestellten Werken handelte es sich um Aquarelle und Acrylmalereien. Dabei waren abstrakte Kalligraphien sowie Schriftbilder neben Monotypien und Tuschpinselzeichnungen zu sehen. „The more I thougt about it“: hinter dem Titel der Ausstellung der Koblenzer Künstlerin Ute Bernhard in der Stadtbibliothek Diez verbirgt sich Buch- und Schriftkunst, die eine ganz neue Sichtweise auf Bücher und Objekte erlaubt. Doch nicht nur dies steht im Vordergrund; es sind auch die Ideen, die von der Künstlerin entwickelt und in mühevoller Fleißarbeit in Farben und Formen umgesetzt wurden. Den Eröffnungsabend bereicherte Maria Wedekind mit einer Lesung aus ersten Werken. bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Eröffnung der Ausstellung „Edition Cuadro“ in Kaiserslautern. Foto: Fabian Striehl Die Künstlerin Ute Bernhard bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: Wilma Rücker In der Stadtbücherei Frankenthal stellte Claudia Gabler unter dem Titel „Gefühlsterroristen“ Lyrik und Collagen vor. Dabei möchte Gabler ihren Arbeitsprozess als „Collagieren“ verstanden wissen, da sie jeweils mit den vorhandenen Sprach-, Sprech- und Bildmaterialien arbeitet und diese zu einem Gesamtwerk kombiniert. Die Pfalzbibliothek Kaiserslautern präsentierte die Ausstellung „Edition Cuadro“. Drei Studentinnen der Kunsthochschule Mainz – Julia Walther, Imran Utku und Vicky Stratidou – entwickelten auf Initiative von Mario Hergueta ein experimentelles Druckwerk, mit dem sie den Einfluss von Bildkreationen in unserer Zeit beleuchteten. Mit ihrem Magazin erkunden sie die graphischen und künstlerischen Möglichkeiten der Darstellung von Printmedien und präsentieren sowie erweiterten die darin angesprochenen Fragestellungen unter der Einbeziehung des Bibliotheksraumes. Die erfolgreiche Ausstellung wurde abgeschlossen mit einer Finissage der Klangkünstlerin Ketty van Doln – ein ungewöhnlicher Schlusspunkt eines Projektes, das für alle Beteiligten viele neue und anregende Erfahrungen brachte. In der StadtBibliothek Koblenz erwartete die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung „Künstlerbücher&mehr – aktuelle Entwicklungen“, die zwölf unterschiedliche Positionen rund um das Thema Künstlerbuch zusammenführte. Beteiligt waren Isabelle Faragallah, Dorothea-Gillert-Marien, Julia Walther, Berit Jäger und Anna Regenauer von der Kunsthochschule Mainz; Rebecca Müller und Carolin Lahmeyer, die an der Hochschule Mainz Kommunikationsdesign studieren, mit einer gemeinsamen Arbeit; Irene Maier und Maria Wedekind vom Institut für Künstlerische Keramik und Glas Höhr-Grenzhausen; Anna Balthasar von der Uni Koblenz; Sara Hoffmann von der FolkwangUniversität Essen sowie Jue Löffelholz aus Frankfurt am Main und der in Amerika lebende Künstler Max Stolkin. Kuratorin Nadine Nitsche (links) bei ihrer Eröffnungsrede in der StadtBibliothek Koblenz. Foto: Manfred Geis 5 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 „Die Buchkunstausstellung in der StadtBibliothek ist eine super Idee! Ich bin sowieso schon gerne hier. Die Bibliothek ist ein schönes Arbeitsumfeld für alles, was mit dem Studium zu tun hat. Es gibt aber auch viele Ecken zum Entspannen wie zum Beispiel die Abteilung für Musik, das macht sie mir ein bisschen sympathischer als die UniBibs. Und die Kunstausstellung war da noch eine echte Bereicherung. Interessant, inspirierend, und hat wunderbar hier hereingepasst, so etwas sollte es öfter geben!“ Jennifer Reitz, Studentin aus Koblenz „Kunst wird nicht nur in Museen oder Galerien inszeniert, sondern kann auch an lebendigen und öffentlichen Orten, wie zum Beispiel der StadtBibliothek Koblenz, erlebt werden. Gerade eine Bibliothek verzaubert mich als Kunst- und Philosophiestudentin, denn der Charme all der Bücher schafft eine ganz besondere Stimmung. Ich hatte richtig Spaß, mit all den anderen Künstlerinnen und Künstlern an dieser schönen Ausstellung für zeitgenössische Kunst teilzunehmen. Kunst in Bibliotheken ist einfach magisch!“ Anna Balthasar, Studentin aus Koblenz, die in der StadtBibliothek mit ausstellte In der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz konnte der Besucher in die Welt der „Skizzenbücher“ von Felix Scheinberger eintauchen. Der Künstler ist einer der renommiertesten deutschen Zeichner und Illustratoren, zur Zeit Professor an der Fachhochschule Münster. Das Anfertigen von Skizzen als Vorformen diverser Illustrationen für Bücher und Zeitschriften, sind für Scheinberger die spannendste Phase in der Entste- TITELTHEMA hung von Kunstwerken. Hierbei spielen vor allem visuelle Erinnerungen, Fragmente und Bild-Erfahrungen, aus denen nach und nach ein wertvolles und sehr persönliches Bildarchiv entsteht, die entscheidende Rolle. Die Martinus-Bibliothek Mainz präsentierte eine hervorragende Reihe von Drucken der Schriften des mallorcinischen Philosophen, Logikers, Dichters und Theologen Raimundus Lullus (Ramon Llull; ca. 1232-1316) aus ihrem Bestand. Glanzpunkte der Präsentation waren zwei katalanische Llull-Handschriften aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Katalanische Llull-Handschrift. Foto: Martinus-Bibliothek Mainz Die Bibliothek des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck zeigte hervorragende Künstlerbücher, die sich neben Monografien, Werkverzeichnissen und Ausstellungskatalogen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in ihrem Bestand befinden. Es handelte sich um Werke von Michael Ashkin, Pidder Auberger, Franz Bernhard, Ulrich Erben, Ludwig Harig, Hans Dahlem, Candida Höfer, Chris Newman, Maria Nordman und Florian Slotawa. Die schönsten deutschen Bücher 2013 waren im Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek in Speyer zu sehen. Der jährliche Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ zählt zu den renommiertesten Preisen für Buchgestalter, Typographen und Grafi designer in Deutschland. Auch im Jahr 2013 zeichnete die 1965 gegründete Stiftung Buchkunst wieder die 25 schönsten deutschen Bücher aus insgesamt 723 eingesandten Titeln aus. Die ausgezeichneten Werke sind laut Stiftung Buchkunst „vorbildlich in Gestaltung, Konzeption, und Verarbeitung“. Felix Scheinberger erfreute die Besucherinnen und Besucher seiner Ausstellungseröffnung in der Stadtbibliothek Mainz mit kleinen, feinen Zeichnungen. Foto: Thomas Müth 6 „Deshalb kommen meine Frau und ich immer gerne zu den „Schönsten Büchern“: bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 1. Wir haben jedes Jahr bei dieser Ausstellung ein Buch oder mehrere Bücher gefunden, die wir - übrigens zum Gefallen der Empfänger! - verschenken konnten. 2. Meine Frau und ich lieben schöne Bücher. Wo kann man sonst eine ansprechende Ansammlung von solchen Büchern finden sie in die Hand nehmen, etwas darin schmökern, wie in der Landesbibliothek Speyer? 3. Die Atmosphäre ist dabei entspannt. Die Vorstellung der einzelnen Büchern sachkundig und ansprechend. Kurz: Alles passt!“ Dr. Adolf Leisen, ehemals Leiter des Hans-PurrmannGymnasiums sowie ehemaliger Kustos des PurrmannHauses aus Speyer TITELTHEMA Wandbehänge sowie Mosaiken an. „Werner Persy ist sicherlich Triers bekanntester lebender Künstler, doch ein Aspekt seines Werkes ist bislang weniger gewürdigt worden: das Wechselspiel von Text und Bild, von Schriftkunst und Buchillustration. Wie die Ausstellung zeigen wollte, steht dieser Aspekt jedoch ganz im Einklang mit Persys früher Entscheidung, seine Kunst in den Dienst der Kommunikation, der Vermittlung und der Hermeneutik zu stellen – ein Grundimpuls, der alle Formen und Genres von Werner Persys so vielseitigem und vielfältigem Oeuvre durchzieht.“ Dr. Hildegard Müller, Leitende Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek Trier „In der Ausstellung kann man die Bücher anfassen, in ihnen blättern und lesen - was will man mehr?“ Franz Dudenhöffer, Vorsitzender des Kunstvereins Speyer und Leiter der städtischen Galerie Speyer Der Künstler Werner Persy bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: UB Trier Eröffnung der Ausstellung in Speyer mit Franz Dudenhöffer. Foto: LBZ Die Universitätsbibliothek Trier präsentierte eine Ausstellung ausgewählter Arbeiten des Trierer Künstlers Werner Persy anlässlich seines 90. Geburtstags. Der Schwerpunkt lag dabei auf seinem schriftkünstlerischen und illustratorischen Werk. Der Künstler hat ein weites künstlerisches Betätigungsfeld. Neben Handzeichnungen, Aquarellen, Tafelbildern, Serigraphien und Holzschnitten, fertigt er Wandmalereien an sakralen und profanen Gebäuden, Entwürfe für textile Die Bibliothek im Schulzentrum Wörrstadt zeigte eine Ausstellung der Künstlerinnen Ellen Löchner und Anne-Karthin Schmitt, die sich, dem Ort gemäß, explizit auch an Kinder richtete. Die Formensprache von Ellen Löchner ließ einen direkten Zugang zu ihrem Werkverständnis zu. „Ich habe die gestrige Vernissage in Wörrstadt besucht und bin von den zwei Künstlerinnen sowie der Bibliothek im Schulzentrum sehr angetan. Die Einführung von Frau Dr. Höfert war zudem sehr gelungen. Es ist zwar nur eine der unglaublich vielen Veranstaltungen im Rahmen der Bibliothekstage 2014, aber zu dieser kann ich Ihnen gratulieren. Weiter ist die Broschüre sehr hochwertig und künstlerisch geworden, so dass sie mehr den Eindruck eines kleinen, sehr feinen Ausstel- 7 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA lungskataloges vermittelt und zum Schmökern einlädt.“ Katharina Bornkessel von der „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“ Im Landesbibliothekszentrum / Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken stellte Christel Hartz ihre vielgestaltlichen Objekte unter dem Motto „Kunst – Bücher – Buchkunst“ aus. Die Künstlerin erzählt mit ihren Büchern ohne Worte dreidimensionale Geschichten. In symbolstarker Bildsprache führt sie uns durch Vertrautes zu ungewohnten Sichtweisen, so dass wir neue Bedeutungen wahrnehmen können. Dem Buch von Ellen Löchner waren einige Köpfchen mit Kindergedanken aus Märklinfigu en beigefügt. Foto: Ellen Löchner 8 „Der Schierlingsbecher“ von Christel Hartz. Foto: Christel Hartz bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Rege Beteiligung bei den Bibliothekstage-Preisrätseln für Kinder Rund 5.800 Einsendungen und 60 Gewinnübergaben in den Bibliotheken Alle Bibliotheksfans bis 12 Jahre konnten im Rahmen der Bibliothekstage an einem Kreuzworträtsel mit rund 50 Fragen aus der Märchen- und Bücherwelt teilnehmen. 4.500 richtige Lösungsabschnitte wurden eingesandt. Herauszufinden war der Satz: „Buecherei - da geh‘ ich hin.“ Erstmalig konnten sich auch Kinder bis 7 Jahre beteiligen, die noch nicht lesen und schreiben gelernt hatten. Beim Bilderrätsel galt es zehn versteckte Bücher im Kinderzimmer von Leseratte Leslie zu finden. Rund 1.300 richtige Einsendungen fanden ihren Weg zu den Büchereien; viele davon wunderbar ausgemalt und ausgestaltet. Bilderrätsel für Kinder bis 7 Jahre (links) und beim Kreuzworträtsel für Kinder bis 12 Jahre. bibliothek Daun (Landkreis Vulkaneifel) freuen. Die Zentralbücherei Waldfischbach-Bu galben (Landkreis Südwestpfalz) übergab als 3. Preis ein Waveboard an den glücklichen Gewinner. Beim Kreuzworträtsel für Kinder bis 12 Jahre gewann Malika G. (Mitte) den 1. Preis, ein Tablet. Über einen Buchgutschein im Wert von 15 Euro freuten sich Lisa I. (vorne links), Benita F. und Lisa S. (nicht im Bild). Erste Beigeordnete Rosemarie Patzelt (hinten links) und Büchereileiterin Angelika Huber gratulierten in der Gemeindebücherei Limburgerhof. Foto: Gerlach (privat) Unter allen richtigen Einsendungen wurden pro Rätsel 30 Preise verlost. Mit der Auslosung der Gewinnerinnen und Gewinner der beiden Preisrätsel für Kinder fand am 12. Dezember 2014 im Landesbibliothekszentrum Speyer die letzte Aktion der Bibliothekstage RheinlandPfalz 2014 statt. Glücksfeen waren Dr. Annette Gerlach (Leiterin des Landesbibliothekszentrums RheinlandPfalz), Anton Neugebauer (Referent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) sowie Uwe Wöhlert (Vorstand Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz, gleichzeitig Sponsor der Preise). Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden von „ihrer“ Bücherei über ihre erfolgreiche Teilnahme informiert, dort fanden auch die Preisübergaben statt. Beim Kreuzworträtsel ging der 1. Preis, ein Tablet, nach Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis). Über den 2. Preis, einen E-Book-Reader, konnte sich Chiara aus der Kreis- Chiara H. packt in Begleitung ihrer Klassenkameradinnen den 2. Preis, einen E-Book-Reader, aus. Landrat Heinz-Peter Thiel (Mitte) und Christoph Susewind, Schulleiter des Thomas-Morus-Gymnasiums kamen zur Preisübergabe in die Kreisbibliothek Daun. Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel 9 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Das erstmals aufgelegte Bilderrätsel für Kinder bis 7 Jahre fand großen Anklang. Die Spielwarengutscheine im Wert von 150 Euro und 100 Euro gingen als 1. und 2. Preis an kleine Besucherinnen der Evangelischen Gemeindebücherei Bad Hönningen (Landkreis Neuwied) und die Katholische Öffentliche Bücherei St. Agatha Wehlen in Bernkastel-Kues (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Über den 3. Preis, einen Kickroller, kann sich Samira aus der Gemeindebücherei Hahnstätten (RheinLahn-Kreis) freuen. TITELTHEMA Bei beiden Rätseln erhielten weitere Gewinnerinnen und Gewinner einen Büchergutschein im Wert von 15 Euro. Alle Gewinnerbibliotheken sind auf der Webseite der Bibliothekstage www.bibliothekstage-rlp.de zu fi den. Ute Bahrs, dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz Sandra Reiss, LBZ Der Hauptgewinn über einen Spielzeug-Gutschein im Wert von 150 Euro wurde in der Evangelischen Gemeindebücherei Bad Hönningen überreicht: Büchereileiterin Annegret Tullius übergab den Preis an Sara S., die erfolgreich beim Bilderrätsel für Kinder bis 7 Jahren teilgenommen hatte. Foto: privat In der Gemeindebücherei Hahnstätten bekam die siebenjährige Samira F. einen Kickroller als 3. Preis für ihre Teilnahme am Bilderrätsel von Ortsbürgermeister Joachim Egert überreicht. Foto: Selma Kärcher-Prüß 10 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Vegane Kochshow und ein Drache namens Kokosnuss in Emmelshausen Gleich zwei sehr bekannte Autoren gaben uns anlässlich der Bibliothekstage die Ehre: Der Besitzer eines veganen Szenelokals und Kochbuchautor aus Berlin, Björn Moschinski, sorgte für einen informativen und spannenden Abend mit einem allgemeinen Vortrag und einer Kochshow zum Thema Veganismus. Fragen zu Massentierhaltung oder „Warum eigentlich ist in unserer herkömmlichen Milch Eiter erlaubt?“ zeigten ganz frei von schockierenden Bildern auf, wie die Industrie Tiere zu Maschinen macht und den Konsumenten von Missständen wohlweislich fernhält. Der Autor sagt: „Vegane Lebensweise ist gesund, macht Spaß und tut uns und den anderen Lebewesen auf diesem Planeten gut. Das Essen ist köstlich, schnell und einfach in der Zubereitung.“ Sein Credo: „Geiler Geschmack braucht kein Fleisch!“ Den Beweis lieferte er mit einem veganen Eiersalat aus Nudeln, Kichererbsen, einer Mayonnaise aus Sojamilch und einem speziellen Salz. Dieser Salat und ein Mett wurden anschließend dem Publikum kredenzt, man staunte und war sehr angetan. Viele Fragen und Gespräche rundeten diesen gelungenen Abend ab. Ein Gast und „Teilzeitveganer“ meinte auf typisch Hunsrücker Art: „Ja, der kommt halt aus der Stadt und weiß nicht, dass man bei uns im Hunsrück auch noch artgerechte und biologische Tierhaltung fi det...“ So hatte jede Meinung ihren Platz. Für alle, die neugierig geworden waren, gab es die Bücher des Autors in der Stadtbücherei zur Ausleihe. Ein örtlicher Bioladen sponserte Essen und Getränke. Für Kinder ab 5 Jahren war der Kinderbuchautor und Erfinder des berühmten „Drachen Kokosnuss“ bei uns zu Gast und las, spielte und zeichnete sich in die Herzen der kleinen Zuschauer. Lautes Gelächter und Zwischenrufe sorgten für eine sehr lebendige Lesung. Mit lustigen Zeichnungen, ergänzt durch schauspielerische Elemente, erzählte Ingo Siegner, wie der kleine Drache aus seinem Ei schlüpft und zu seinem Namen kommt: Er boxt das Ei nämlich mit Boxhandschuhen auf, schreit dabei ganz laut „Ischiuschiagauga“ und der Vater ruft erstaunt: „Der ist ja gerade mal so groß wie eine Kokosnuss!“ Kokosnuss lebt auf der Dracheninsel, kann fliegen und Feuer speien, ist relativ mutig, hat auch mal Angst und vor allen Dingen ist er sehr neugierig. Ingo Siegner las im Alten Bahnhof aus der gerade erschienenen Geschichte „Der kleine Drache Kokosnuss und die Reise zum Nordpol“: Ein ausgehungerter Eisbär wird auf einer Eisscholle an die Dracheninsel angeschwemmt und muss dringend zurück zum Nordpol gebracht werden. Ein schwieriges Unterfangen, bei dem Kokosnuss und seine Freunde auch viel Wissenswertes über das Leben der Eisbären und die Arktis erfahren. Das junge Publikum war sehr begeistert und verließ den Alten Bahnhof gut gelaunt mit vom Autor signierten Büchern und Autogrammkarten. Jutta Tesch, Leiterin der Stadtbücherei Emmelshausen Vegan-Koch Björn Moschinski (links) und Kinderbuchautor Ingo Siegner waren während der Bibliothekstage zu Gast in Emmelshausen. Foto: Stadtbücherei Emmelshausen 11 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA „Papa, komm wir gehen in die Bücherei“ Väter zum Vorlesen in die Gemeindebücherei Göllheim eingeladen Die Gleichstellungsbeauftragten des Donnersbergkreises hatten im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz zu einer Aktion „Papa, komm wir gehen in die Bücherei“ eingeladen. Unter dem Motto „Neue Väter gesucht!“ fanden im Kreis bereits im Frühjahr und Sommer mehrere Veranstaltungen für Väter statt. Da in mehreren Studien festgestellt wurde, dass Väter nur selten vorlesen, obwohl dies für die Entwicklung von Lesemotivation gerade bei Jungen besonders wichtig ist, entwickelten die Gleichstellungsbeauftragten ein Konzept für eine Vorleseaktion, die sowohl in Bibliotheken als auch in Buchhandlungen durchgeführt werden konnte. Den Auftakt bildete die Veranstaltung am 8. November 2014 in der Gemeindebücherei Göllheim. (Red.) Zehn Väter waren der Einladung des Frauennetzwerkes im Donnersbergkreis und dem Team der Gemeindebücherei Göllheim gefolgt und zusammen mit ihren Kindern in die Bücherei gekommen. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Leiterin der Gemeindebücherei, Silvia Entenmann, stellte Ria Baumgärtner, Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Göllheim, das Netzwerkprojekt „Väter“ vor. Es ist häufig so, dass vor allem Mütter nach der Geburt des Kindes zumindest zeitweise aus dem Berufsleben aussteigen und in Elternzeit gehen. Bei dem Projekt sollen Männer zu Wort kommen, die zugunsten der Berufstätigkeit ihrer Frauen den Schritt in die Elternzeit unternahmen. „Vorleseväter sind genauso wichtig wie Vorlesemütter“. Vielen Vätern ist nicht bekannt, dass sie als Vorleseväter für ihre Kinder gefragt sind. In einer Studie der Stiftung Lesen konnte auch gezeigt werden, dass Vorlesen in der Familie und die damit verbundene Verbesserung der Lesekompetenz den Schulerfolg von Kindern maßgeblich beeinfluss . Deshalb zeigten sich Silvia Entenmann und Ria Baumgärtner auch sehr erfreut, dass so viele Väter mit ihren Kindern den Weg in die Gemeindebücherei gefunden haben. Stefan Glass, selbst Papa von zwei Söhnen, las aus dem Buch „Pfoten hoch“ den kleinen und großen Besuchern vor. Danach konnten die Papas mit ihren Kindern die Bücherei erkunden. Spontan wurden Bücher, die die Sprösslinge sich aussuchten, von den Vätern vorgelesen. Die Papas und ihre Kinder waren von der Atmosphäre der Bücherei sehr begeistert und versprachen, auch in Zukunft die Bücherei zu besuchen. Ria Baumgärtner, Gleichstellungsbeauftragte der VG Göllheim Dieser Beitrag erschien zunächst im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Göllheim, Ausgabe 47/2014, S. 12. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung der Verbandsgemeinde. Vorleseväter in der Gemeindebücherei Göllheim. Foto: Silvia Entenmann 12 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Außergalaktisch witzig Bibliothekstage in Grünstadt – Lesung von Jugendbuchautor Jochen Till Außergalaktisch witzig ging es am Dienstag bei der Lesung von Jugendbuchautor Jochen Till in der Stadtbücherei Grünstadt zu: Vor Fünft- und Sechstklässlern des Leininger Gymnasiums gab der Schriftsteller anlässlich der rheinland-pfälzischen Bibliothekstage Auszüge aus seinen Büchern zum Besten und stellte sich den Fragen der Schüler rund um sein Leben als Autor. Unterstützung bekam er dabei von Christian Funk, der weite Teile der Lesung übernahm. „Der Christian wird lesen, weil ich das nicht so gut kann. Überhaupt war ich in Deutsch nie gut und habe auch nicht gerne gelesen“, erzählt Jochen Till lachend und trifft damit insgeheim bei so manchem Schüler mitten ins Schwarze. Vor allem Jungs seien ja bekanntermaßen Lesemuffel und genau die wolle er mit seinen Büchern ansprechen und ihnen auf Lesungen wie in Grünstadt zeigen: Lesen macht Spaß. „90 Prozent meiner Aktionen finden in Schulen statt und das ist gut so, denn meine Zielgruppe würde kaum freiwillig zu einer Lesung kommen. Meine Bücher sind witzig – nicht nur, aber eben auch – und hinterher merken die Schüler: Hey, das war gar nicht so öde, wie ich dachte“, erklärt Till seine Überzeugungsstrategie. Die geht zumindest in der Grünstadter Stadtbücherei an diesem Vormittag auf: Schon nach den ersten Zeilen aus „Fette Ferien“, das er im Duo mit Christian Funk nach Dialogen liest, hat er die Lacher der jungen Zuhörer auf seiner Seite. Mit den Jugendlichen sprachlich und emotional auf Augenhöhe, erzählt das Buch von Protagonist Tobias, der von seinem Vater gegen seinen Willen in ein Ferienlager geschickt wird – und nach anfänglicher „Null-Bock-Haltung“ merkt, dass es doch gar nicht so übel dort ist. Auch im Science-Fiction-Buch „Spackos in Space“ schlägt sich Hauptfigur Cornelius „Conny“ Spacko mit den kleinen und großen Ärgernissen des Alltags eines Jugendlichen herum: Nach einem mächtigen Zoff mit der Schule verfrachtet ihn seine Mutter kurzerhand auf das Raumschiff seines Vaters, wo er mit einer Crew aus Robotern und Außerirdischen etliche Abenteuer bestreitet. Schräge Geschichten zu den noch schrägeren Zeichnungen von Illustrator Zapf, mit denen sich die jungen Leser dank der Episoden mitten aus dem täglichen Leben auch ein Stück weit identifizie en können: „Ich ziehe die meisten Ideen aus meinem eigenen Leben, erinnere mich, was ich so erlebt, gedacht und gefühlt habe. Den Rest erfinde ich drum herum“, erklärt Till. Fiktion, die gut bei den Schülern ankommt: „Ich fand´s super: sehr witzig, aber auch spannend“, meint Christian (11), auch wenn ihm die Zombies aus der außergalaktischen Bücherreihe um Conny Spacko nicht so ganz geheuer waren. Victoria (12) kennt Jochen Tills Bücher bereits von ihrem Bruder – gemeinsam mit Maren und Nina (beide 11) ist sie sich einig: „So etwas könnten wir auch in der Schule mal lesen. Aber wir behandeln in Deutsch gerade das Nibelungenlied“. Im Unterricht gehe es oft mehr um Wissen als um lustige Lektüre. Auch Pädagoge Thomas Böhmer hat es gefallen, obwohl er als Erdkunde- und Chemielehrer die Naturwissenschaften vertritt: „Die Geschichten kamen bei den Schülern sehr gut an und für mich persönlich war es hochinteressant, etwas aus dem Leben eines Autors zu erfahren“. Dabei wäre der um ein Haar etwas ganz anderes geworden: „Eigentlich wollte ich Rockstar werden, aber da hätte ich wohl mehr üben müssen“, meint Till augenzwinkernd. Glück für seine Leser, denn wer weiß: Vielleicht wird so aus manch einem Lesemuffel doch noch eine echte Leseratte. Infos zu Jochen Till und seinen Büchern gibt es auch im Internet unter www.jochentill.de Kym Christine Schober Dieser Artikel erschien erstmals in „Die Rheinpfalz“ Nr. 257 vom 6. November 2014. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung von „Die Rheinpfalz“ sowie der Autorin. Weiß, wie er die jungen Zuhörer in seinen Bann ziehen kann: Autor Jochen Till (rechts) mit „Vorleser“ Christian Funk bei seiner Leseshow. Foto: Kym Christine Schober 13 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Schwarzer Humor der anderen Art Ibo Ndaye begeistert Publikum Der senegalesische Germanist Ibo Ndaye bezeichnet sich selbst als Wahl-Saarländer mit hoch dosiertem Migrationshintergrund und Maximalpigmentierung. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bibliothekstage Rheinland-Pfalz“ trat er in der Stadtbücherei Hachenburg auf. Büchereileiterin Delya Gorges und das Publikum begrüßten ihn mit einem fröhlichen „Jambo“. Ibo stellte sich mit vollem Namen vor. Hadschi Halef Omar hätte den Kürzeren gezogen. Aus senegalesischem Adelsgeschlecht stammend, haben den Wortakrobaten die Weisheit seiner Großmutter und die Sprache Goethes und Schillers geprägt. Eigentlich wollte er seine Großmutter heiraten, verliebte sich aber dann doch in eine Mitschülerin. Als Ibo den verlegenen kleinen Jungen spielt, der den Heiratsantrag zurücknimmt, bleibt kein Auge trocken. Verlegen knetet er den Saum seines afrikanischen Gewandes in den Händen und verdreht die Augen. „Liebe macht blind, die Ehe öffnet die Augen“, weiß die Oma. Neben körpersprachlichem Ausdruck prägen vor allem Wort- und Sprachwitz die Performance des Humorbotschafters. Schwarzer Humor der anderen Art. Sprache hat beschreibende und welterklärende Bedeutung und enthält rhythmische Elemente. Nicht zuletzt dient sie der Verständigung untereinander. Auf das Senegalesische und die deutsche Sprache trifft das zu. Aber auf den Saardialekt? Der junge Germanistikstudent in Saarbrücken hat da anfangs seine Zweifel. In der Apotheke gibt es Mittel für gegen Schnuppen. Drei Imperative in einem Satz, wie „Komm, geh fort, bleib da!“ verwirren den Neuankömmling. In der Gegend um Pirmasens gibt es gar eine kulinarische Spezialität namens „Afrikaner“. Der tropenbehelmte Weiße im Kannibalenkochtopf lässt grüßen. Das schürt Ängste und lässt ihn zum Vegetarier werden. Schiller kennt man hier als „der wo nischt der annere ist“. Trost und Geborgenheit findet er bei der deutschen Freundin. Auf seine geschliffene Ausdrucksweise reagiert sie mit einem schroffen: „Schwätz deutsch!“ Dieser Satzbau wird jedoch nicht zum Ehehindernis. Der Sprachgewandte passt sich an und wird bei den Schwiegereltern eingeladen. „Du, bring den doch mal mit“, lockt Mutter Inge. „Der Neger kommt mir nicht ins Haus“, poltert der Vater. „Ach Horscht, lass ihn doch erst mal Farbe zeigen“, gibt Inge sich weltoffen, ihre Mutter mochte als Kind den „Nickneger“ in der Kirche. 14 Ibo wird mitgenommen, unangeleint, wie er betont, und darf sich zu seiner Erleichterung selbst „aufhängen“. Mit seinem Humor und seiner charmanten Art schließt ihn die Familie schnell ins Herz. Schließlich ist er ihr erster Schwarzer. Ibo lacht sich mit seinem Publikum kaputt, und zur Erholung wird ein afrikanisches Pfadfinderlied aufgeführt. „Auf der Reise wird man weise“, lautet die freie Übersetzung. Das stimmt sicher, aber auch der Reisende bringt ferne Weisheiten mit ins Gastland. „Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit“, orakelte schon die sokratische Großmutter. Als das 70-minütige Programm nach zwei Stunden allmählich zu Ende geht, ist auch dieser Satz bewiesen. Matthias Budde Dieser Beitrag ist erstmals in der Westerwälder Zeitung vom Freitag, 7. November 2014 auf Seite 25 erschienen. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung. Wahl-Saarländer mit hoch dosiertem Migrationshintergrund: Ibo Ndaye in Hachenburg. Foto: Röder-Moldenhauer bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA Forscher wider Willen in der KÖB Sulzheim „Nein, ich lege mein iPod nicht weg und ich gehe auch nicht zum Experimentieren für Kinder in die Bücherei…“ So hieß es von meinem Sohn vor dem Experimentieren für Grundschulkinder in der Katholischen Öffentlichen Bücherei Sulzheim anlässlich der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz. Die Schwester hingegen war „Feuer und Flamme“ und so gingen beide Kinder doch fröhlich zum Experimentieren. Anfangs noch etwas schüchtern, weil es eine Überraschung war, was alles experimentiert wird und welche Kinder dabei sind. Es wurde Rotkohlsaft hergestellt und zwar mit Hilfe einer Kaffeemaschine, in die die klein geschnittenen Rotkohlschnipsel kamen. Der gewonnene Saft wurde aufbereitet, mal sauer - mal seifig und es entstanden je nach „Geschmack“ unterschiedliche Farbtöne. Mit Lackmuspapier wurde der pH-Wert bestimmt und die Farben nach dem entsprechenden Farbspektrum sortiert. Als ich zum Abholen kam, hatten sich meine Kinder bereits ein Physikbuch und eines für Experimente ausgeliehen. Für mich war diese Freiwilligkeit der Sachbücherausleihe und die geweckte Neugier für Naturphänomene schon ein wahrer Erfolg. Das gleiche Kind, das wegen des iPods nicht zum Experimentieren wollte, erzählte mir stolz und aufgeregt: „Hier auf dem Blatt kann man ein Kreuzworträtsel machen und sogar ein Tablet gewinnen!“. Die 6-jährige Tochter sagte: „Mama, wir haben Backpulver in Essig getan und der ganze Schaum ist dann über den Tisch gelaufen. Können wir zu Hause gleich weitere Experimente machen, ich habe auch extra hierfür ein Buch ausgeliehen?“. Zu Hause hat sie sich das Buch genau angeschaut, während wir alle zusammen das Kreuzworträtsel mit viel Spaß lösten und den interessanten Berichten der Kinder lauschten. Silke Marquardt, Büchereikundin Gut gelaunte junge Forscherinnen und Forscher in der KÖB Sulzheim mit ihren Experimentier-Ergebnissen. Foto: Gabi Rothe 15 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA „Lesen verzaubert“ in Trier Rund 30 kleine und große Zuschauerinnen und Zuschauer ließen sich im Pfarrsaal St. Agritius begeistern von der Show „Lesen verzaubert“ des Trierer Zauberkünstlers Jabutri. Eingeladen hatte die Katholische Öffentliche Bücherei St. Agritius im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz. Nachdem Jabutri einen meterhohen Zauberstab aus einer kleinen Tüte hervorgeholt hatte, durften immer ein oder mehrere Kinder auf der Bühne mitmachen und dem Zauberer auf die Finger schauen, z.B. als eine fehlende Buchseite zwischen zwei Schreibtafeln auftauchte. Nach etwa 40 Minuten mit viel Staunen und Gelächter las zum Abschluss die zwölfjährige Madeleine ein Rezept aus einem Zauberkochbuch vor, und buchstäblich im Handumdrehen wurden aus den Zutaten im Topf Bonbons, die im Publikum verteilt wurden. „Viel schöner als im Fernsehen“ resümierte Iris Körholz, die mit ihrem siebenjährigen Sohn die Vorstellung miterlebt hatte. Zauberkünstler Jabutri brachte die Kinder zum Staunen. Foto: KÖB St. Agritius Katholische Öffentliche Bücherei St. Agritius Trier Bibliothekstage 2014: Teilnehmende Einrichtungen 53518 Adenau, Stadtbücherei 55765 Birkenfeld, Hochschule Trier Umwelt-Campus 67122 Altrip, Gemeindebücherei 57587 Birken-Honigsessen, Kath. Öffentliche Bücherei St. Elisabeth 55232 Alzey, Kath. Öffentliche Bücherei St. Joseph 55232 Alzey-Weinheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Gallus 56626 Andernach, Stadtbücherei 55459 Aspisheim, Gemeindebücherei 67098Bad Dürkheim, Stadtbücherei 56130 Bad Ems, Stadtbücherei 55543 Bad Kreuznach, Stadtbibliothek 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Stadtbibliothek 55566 Bad Sobernheim, Öffentliche Bücherei 16 67240 Bobenheim-Roxheim, Gemeindebücherei 67240 Bobenheim-Roxheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Laurentius 67482 Böbingen, Gemeindebücherei 67459 Böhl-Iggelheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Simon und Judas 56154 Boppard, Stadtbücherei 57555 Brachbach, Kath. Öffentliche Bücherei St. Josef 66892 Bruchmühlbach-Miesau, Medienzentren 55774 Baumholder, Stadtbücherei 65558 Burgschwalbach, Gemeindebücherei 76756 Bellheim, Gemeindebücherei 66497 Contwig, Gemeindebücherei 54470 Bernkastel-Kues Wehlen, Kath. Öffentliche Bücherei St. Agatha 67125 Dannstadt-Schauernheim, Gemeindebücherei Dannstadt 57518 Betzdorf, Ökumenische Stadtbücherei 55276 Dienheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Josef 55411 Bingen, Stadtbibliothek 65582 Diez, Stadtbibliothek bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TITELTHEMA 56281 Emmelshausen, Stadtbücherei 67117 Limburgerhof, Gemeindebücherei 67227 Frankenthal, Stadtbücherei 57580 Gebhardshain, Evang. Öffentliche Bücherei „Lesestube“ 67360 Lingenfeld, Gemeindebücherei 65558 Lohrheim, Gemeindebücherei 54558 Gillenfeld, Kath. Öffentliche Bücherei St. Andreas 67059 Ludwigshafen am Rhein, Stadtbibliothek und Kinder- und Jugendbibliothek 67307 Göllheim, Gemeindebücherei 67069 Ludwigshafen, Stadtteil-Bibliothek Edigheim 76857 Gossersweiler, Kath. Öffentliche Bücherei 67071 Ludwigshafen, Stadtteil-Bibliothek Ruchheim 67269 Grünstadt, Stadtbücherei 67363 Lustadt, Gemeindebücherei 67583 Guntersblum, Gemeindebücherei 55116 Mainz, Conseil régional de Bourgogne, Haus Burgund 57627 Hachenburg, Stadtbücherei 65623 Hahnstätten, Gemeindebücherei 57577 Hamm/Sieg, Evang. Öffentliche Bücherei 55595 Hargesheim, Gemeindebücherei 67454 Haßloch, Gemeindebücherei 76863 Herxheim, Kath. Öffentliche Bücherei 76831 Heuchelheim-Klingen, Gemeindebücherei 56206 Hilgert, Gemeindebücherei 55116 Mainz, Bibliotheken der Stadt Mainz Wissenschaftliche Stadtbibliothek 55116 Mainz, Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar 55118 Mainz, Öffentliche Bücherei - Anna Seghers 55124 Mainz, Stadtteilbücherei Gonsenheim 55129 Mainz, Stadtteilbücherei Hechtsheim 55127 Mainz, Stadtteilbücherei Lerchenberg 55585 Hochstätten, Gemeindebücherei 55120 Mainz, Stadtteilbücherei Mombach 56462 Höhn, Kath. Öffentliche Bücherei Mariä Heimsuchung 55130 Mainz, Stadtteilbücherei Weisenau 56727 Mayen, Stadtbücherei 56203 Höhr-Grenzhausen, Stadtbücherei 55590 Meisenheim, Öffentliche Bücherei 56412 Holler, Kath. Öffentliche Bücherei 54318 Mertesdorf, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 65558 Holzheim, Gemeindebücherei 56357 Miehlen, Gemeindebücherei im Schinderhanneshaus 55743 Idar-Oberstein, Stadtbücherei 56410 Montabaur, Stadtbücherei 76751 Jockgrim, Gemeindebücherei 57555 Mudersbach, Kath. Öffentliche Bücherei Maria Himmelfahrt 67655 Kaiserslautern, Pfalzbibliothek 57555 Mudersbach-Niederschelderhütte, Kath. Öffentliche Bücherei St. Matthias 67663 Kaiserslautern, Universitätsbibliothek 76870 Kandel, Stadtbücherei 56294 Münstermaifeld, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin und Severus 67292 Kirchheimbolanden, Stadtbibliothek 67112 Mutterstadt, Gemeindebibliothek 55606 Kirn, Stadtbücherei 56068 Koblenz, Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek 56377 Nassau, Stadtbibliothek 56068 Koblenz, Stadtbibliothek 76777 Neupotz, Gemeindebücherei 56075 Koblenz-Karthause, Evang. Öffentliche Bücherei 67433 Neustadt (Weinstraße), Stadtbücherei 56073 Koblenz-Moselweiß, Kath. Öffentliche Bücherei St. Laurentius 53577 Neustadt (Wied), Gemeindebücherei 54329 Konz, Stadtbibliothek 54306 Kordel, Gemeindebücherei 56566 Neuwied-Engers, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 66869 Kusel, Kreis- und Stadtbücherei 57629 Norken, Gemeindebücherei 56112 Lahnstein, Stadtbücherei 65558 Oberneisen, Gemeindebücherei 56299 Ochtendung, Kath. Öffentliche Bücherei 76829 Landau, Stadtbibliothek 56379 Laurenburg, Gemeindebücherei 76774 Leimersheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Gertrud 67141 Neuhofen, Gemeindebücherei 56564 Neuwied, Stadtbibliothek 67574 Osthofen, Schul- und Stadtbücherei 66953 Pirmasens, Stadtbücherei 17 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 54595 Prüm, Zentralbücherei 66887 Rammelsbach, Schul- und Gemeindebibliothek 67305 Ramsen, Christlich Öffentliche Bücherei 66877 Ramstein-Miesenbach, Stadtbücherei 53424 Remagen, Bibliothek des Arp-Museums 54295 Trier, Kath. Öffentliche Bücherei St. Agritius 54290 Trier, Stadtbibliothek Palais Walderdorff 54290 Trier, Stadtbibliothek Weberbach / Stadtarchiv 54296 Trier, Universitätsbibliothek 54293 Trier-Ehrang, Kath. Öffentliche Bücherei St. Peter 53424 Remagen, Evang. Öffentliche Bücherei 55430 Urbar, Kath. Öffentliche Bücherei St. Antonius 53424 Remagen-Kripp, Kath. Öffentliche Bücherei St. Johannes Nepomuk 67482 Venningen, Kath. Öffentliche Bücherei St. Georg 76764 Rheinzabern, Gemeindebücherei 66509 Rieschweiler-Mühlbach, Gemeindebücherei 67806 Rockenhausen, Stadtbücherei 67688 Rodenbach, Mediathek 67354 Römerberg, Mediathek 55593 Rüdesheim, Gemeindebücherei 76761 Rülzheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Mauritius 67714 Waldfischbach-Burgalben, Zentralbüchere 66914 Waldmohr, Gemeindebücherei 67165 Waldsee, Gemeindebücherei 67366 Weingarten, Gemeindebücherei 67256 Weisenheim am Sand, Gemeindebücherei 54578 Wiesbaum, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 54516 Wittlich, Stadt- und Kreisergänzungsbücherei 55286 Wörrstadt, Bibliothek im Schulzentrum 67105 Schifferstadt, Stadtbücherei 76744 Wörth, Stadtbücherei 54614 Schönecken, Kath. Öffentliche Bücherei und Gemeindebücherei 67752 Wolfstein, Stadtbücherei 56242 Selters, Stadtbücherei 54313 Zemmer-Rodt, Gemeindebücherei 55469 Simmern/Hunsrück, Bücherei im Neuen Schloss 66482 Zweibrücken, Landesbibliothekszentrum / Bibliotheca Bipontina 53489 Sinzig, Kath. Öffentliche Bücherei St. Michael 67729 Sippersfeld, Gemeindebücherei 55595 Spabrücken, Kath. Öffentliche Bücherei Maria Himmelfahrt 67346 Speyer, Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek 67346 Speyer, Stadtbücherei 55576 Sprendlingen, Gemeinde- und Schulbücherei 67705 Stelzenberg, Gemeindebücherei 55442 Stromberg, Öffentliche Bücherei 55286 Sulzheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Philippus und Jakobus 18 TITELTHEMA 66482 Zweibrücken, Stadtbücherei bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 BIBLIOTHEKSPOLITIK BIBLIOTHEKSPOLTIK Das Landesbibliotheksgesetz In der vergangenen Ausgabe von „bibliotheken heute“ berichteten wir bereits von der einstimmigen Verabschiedung des Landesbibliotheksgesetzes am 19. November 2014 im rheinland-pfälzischen Landtag.1 In dieser Ausgabe drucken wir den Wortlaut des Gesetzes ab, das am 3. Dezember 2014 in Kraft getreten ist. Landesgesetz zum Erlass eines Bibliotheksgesetzes und zur Änderung und Aufhebung weiterer bibliotheksbezogener Vorschriften Vom 3. Dezember 2014 Der Landtag Rheinland-Pfalz hat das folgende Gesetz beschlossen: Artikel 1 Landesbibliotheksgesetz (LBibG) §1 Bibliotheken in Rheinland-Pfalz (1) Bibliotheken sind geordnete und erschlossene Sammlungen von Büchern und anderen Medienwerken in körperlicher und unkörperlicher Form. Die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz dienen der Erfüllung von Aufgaben im Bereich der Kultur und Bildung, sie sind in ihrer Funktion und Aufgabe unverzichtbar zur Erreichung der bildungs- und kulturpolitischen Ziele des Landes. Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen und als solche Partner für lebensbegleitendes Lernen. Sie sind Orte der Wissenschaft, der Begegnung und der Kommunikation. Sie fördern den Erwerb von Wissen und damit die gesellschaftliche Integration und die demokratische Teilhabe. Bibliotheken tragen zur Verwirklichung des in Artikel 5 des Grundgesetzes und Artikel 10 Abs. 1 der Verfassung für Rheinland-Pfalz verbrieften Grundrechts bei, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert unterrichten zu können, und wirken aktiv an der Weiterentwicklung der Gesellschaft mit. Bibliotheken bewahren Kulturgut und unterstützen mit ihren Beständen das Angebot anderer Kultureinrichtungen. Dieses Gesetz gilt unbeschadet der §§ 3, 4 und 9 für die Bibliotheken in Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz und der unter der alleinigen Rechtsaufsicht des Landes stehenden juristischen Personen. (2) Bibliotheken sind Dienstleister der modernen Wis1 sensgesellschaft, die Wissen als Allgemeingut versteht, an dem jedes Mitglied der Gesellschaft teilhaben und mitwirken kann. Sie stärken die Lese-, Medien- und Informationskompetenz ihrer Nutzerinnen und Nutzer durch geeignete Maßnahmen sowie durch Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen und untereinander. Bibliotheken sollen mit den Schulen zusammenarbeiten und unterstützen sie gemeinsam mit den zuständigen Fachministerien beim Aufbau und dem Betrieb von eigenen Bibliotheken. (3) Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) ist die Landesbibliothek für das Land RheinlandPfalz. Zu seinen Aufgaben gehören die Vermittlung allgemeiner und wissenschaftlicher Informationen, die Erstellung und Bereitstellung der Landesbibliografie sowie anderer landeskundlicher Verzeichnisse, die Sammlung, Erschließung und Bewahrung von Veröffentlichungen mit Landesbezug, die Pflege und Erhaltung historischer Handschriften-, Buch- und Medienbestände sowie unterstützende, planerische und koordinierende Aufgaben in Absprache mit Bibliotheken kommunaler, kirchlicher und anderer Träger in Rheinland-Pfalz. Die Fachstellen für das öffentliche Bibliothekswesen sind Teil des LBZ. Sie haben die Aufgabe, die Träger und das Personal der öffentlichen Bibliotheken, der Schulen und der Kindertagesstätten in allen bibliotheksfachlichen Fragen zu beraten und zu unterstützen, zentrale Dienstleistungen und Fortbildungen anzubieten sowie Projekte und andere landesweite Fördermaßnahmen zu planen und zu koordinieren. Soweit kirchliche Bibliotheken betroffen sind, geschieht dies in Absprache mit den kirchlichen Fachstellen. Die Benutzung der Bibliotheken des LBZ, insbesondere die Zulassung, die Sorgfaltspflichten, die Haftung, den Ausschluss von der Benutzung und die Ausleihe regelt das für das Bibliothekswesen zuständige Ministerium durch Rechtsverordnung. (4) Bibliotheken mit umfangreichen Beständen für wissenschaftliche Forschung und Lehre (wissenschaftliche Bibliotheken) bestehen an den Hochschulen des Lan- Vgl. Rheinland-Pfälzisches Bibliotheksgesetz einstimmig verabschiedet in: „bibliotheken heute“ 3/2014, S. 122-123. 19 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 des. Sie stehen unbeschadet ihrer besonderen Aufgaben für Forschung, Lehre und Studium jedermann für die private und berufliche wissenschaftliche Bildung zur Verfügung. Dazu gehört auch die Förderung des freien Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet. Im Übrigen gelten die Regelungen des Hochschulgesetzes. (5) Die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken in Mainz, Trier und Worms bewahren reiches kulturelles Erbe des Landes, haben regionalbibliothekarische Funktionen, stehen in Trägerschaft der jeweiligen Kommunen, sind organisatorisch mit den öffentlichen Bibliotheken desselben Trägers verbunden und daher gemeinsam zuständig für die Literatur- und Informationsversorgung. (6) Im Land bestehen außerdem eigenständige wissenschaftliche Bibliotheken kirchlicher und privater Träger, zum Teil mit wertvollen Spezialsammlungen und historischem Kulturgut. (7) Die von den kommunalen Gebietskörperschaften unterhaltenen allgemein zugänglichen Bibliotheken (öffentliche Bibliotheken) sowie die entsprechenden Bibliotheken in kirchlicher und privater Trägerschaft dienen der schulischen, beruflichen und allgemeinen Bildung und Information; sie sind wichtige Orte der Begegnung, der Integration und Kommunikation und fördern insbesondere die Medien-, Lese- und Informationskompetenz. Zur Förderung eines leistungsfähigen öffentlichen Bibliothekswesens gemäß Auftrag des Artikels 37 Satz 1 der Verfassung für Rheinland-Pfalz, zu Einrichtung und Ausstattung der Bibliotheken sowie zur Struktur des öffentlichen Bibliothekswesens in Rheinland-Pfalz erlässt das für das Bibliothekswesen zuständige Ministerium eine Verwaltungsvorschrift. (8) Bibliotheken für den Dienstgebrauch der Verwaltung und der Gerichte (Behördenbibliotheken) sowie die Bibliothek des Landtags stehen für die Allgemeinheit (incl. Fernleihe) nur dann zur Verfügung, wenn die gewünschten Bücher und Medienwerke in anderen Bibliotheken des Landes nicht vorhanden sind und dienstliche Belange nicht beeinträchtigt werden. Im Übrigen entscheidet die Leitung der jeweiligen Dienststelle über den Zugang zur Bibliothek. (9) Die an den Schulen des Landes bestehenden Schulbibliotheken dienen in Zusammenarbeit mit öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken im besonderen Maße der Lese- und Lernförderung sowie der Vermittlung von Medien und Informationskompetenz. 20 BIBLIOTHEKSPOLITIK (10) Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, müssen Bibliotheken Qualitätsanforderungen erfüllen, diese beziehen sich auf: 1. Öffnungszeiten, 2. Lage der Bibliothek in der Gemeinde, Schule oder Hochschule, 3. Erwerbungsetat für aktuelle Medien, 4. Personalausstattung (Anzahl und Qualifikation) 5. Gebäude, Raumgröße, Mobiliar- und IT-Ausstattung, 6. Erschließung und Veröffentlichung der Medienbestände in Katalogen, die lokal und über öffentliche Netze zur Verfügung gestellt werden. §2 Unabhängigkeit bei der Medienauswahl Die für die Benutzung durch die Allgemeinheit bestimmten Bibliotheken sind bei der inhaltlichen Auswahl ihrer Medien unabhängig. §3 Pflichte emplarrecht (1) Von jedem körperlichen Medienwerk, das im Geltungsbereich dieses Gesetzes verlegt wird, ist unmittelbar nach Beginn der Verbreitung ein Exemplar an die von dem für das Bibliothekswesen zuständigen Ministerium bezeichnete Stelle (LBZ und andere beauftragte Bibliotheken) unentgeltlich und frei von Versandkosten abzuliefern (Pflichte emplar). Die zuständigen Bibliotheken sind verpflichte , die Pflichte emplare zu sammeln, zu erschließen und für die Benutzung bereitzustellen sowie ihre Erhaltung und Benutzbarkeit dauerhaft zu sichern. (2) Für das Pflichte emplar gewähren die Bibliotheken auf Antrag einen Zuschuss zu dessen Herstellungskosten, wenn die entschädigungslose Abgabe eine unzumutbare Belastung darstellen würde. Der begründete Antrag ist bei der Ablieferung zu stellen. (3) Wird das Pflichte emplar nicht binnen eines Monats seit Beginn der Verbreitung oder der öffentlichen Zugänglichmachung abgeliefert, ist die zuständige Bibliothek nach Mahnung und fruchtlosem Ablauf weiterer drei Wochen berechtigt, die Medienwerke auf Kosten der Ablieferungspflichtigen anderweitig zu beschaffen (4) Ablieferungspflichtig ist, wer berechtigt ist, ein Medienwerk zu verbreiten oder erstmals öffentlich zugänglich zu machen und den Sitz, eine Betriebsstätte bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 oder den Hauptwohnsitz im Geltungsbereich dieses Gesetzes hat. (5) Ein Anspruch auf Aufnahme eines Medienwerks als Pflichte emplar in die Sammlung besteht nicht. (6) Unkörperliche Medienwerke sind innerhalb einer Woche nach dem Beginn der öffentlichen Zugänglichmachung in geeigneter Weise an das LBZ zu übermitteln. Nach Ablauf eines Monats nach dem Beginn der öffentlichen Zugänglichmachung kann das LBZ ein frei zugängliches unkörperliches Medienwerk in seinen Bestand übernehmen und im Rahmen seines gesetzlichen Auftrages nutzen. (7) Das LBZ erhält das Recht, das unkörperliche Medienwerk dauerhaft zu speichern, zu vervielfältigen und zu verändern oder diese Handlungen in seinem Auftrag vornehmen zu lassen, soweit dies notwendig ist, um das unkörperliche Medienwerk in die Sammlung aufnehmen, erschließen und für die Benutzung bereitstellen zu können und seine Erhaltung und Benutzbarkeit dauerhaft zu sichern. Entgegenstehende technische Maßnahmen sind vor der Ablieferung aufzuheben. (8) Mit der Ablieferung eines Medienwerkes in unkörperlicher Form erhält die Bibliothek das Recht, das Werk in ihren Räumen zugänglich zu machen. Sie ist verpflichte , ausreichende Vorkehrungen gegen eine unzulässige Vervielfältigung, Veränderung oder Verbreitung zu treffen. (9) Medienwerke sind alle Darstellungen in Schrift, Bild und Ton, die in körperlicher Form verbreitet oder in unkörperlicher Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Medienwerke in körperlicher Form sind alle Darstellungen auf Papier, elektronischen Datenträgern und anderen Trägern. Medienwerke in unkörperlicher Form sind alle Darstellungen in öffentlichen Netzen. Filmwerke sowie Rundfunksendungen unterliegen nicht der Ablieferungs- und Übermittlungspflich , soweit sie nicht als körperliche Werke publiziert werden. (10) Als innerhalb des Geltungsbereiches dieses Gesetzes verlegt gelten auch solche körperlichen Medienwerke, die einen Ort innerhalb des Geltungsbereiches als Verlagsort nur in Verbindung mit einem anderen Ort nennen. (11) Das für das Bibliothekswesen zuständige Ministerium wird ermächtigt, das Nähere zur Zuständigkeit der Bibliotheken, zur Durchführung des Verfahrens, zur Ablieferungs- und Übermittlungspflich , zur Entschä- BIBLIOTHEKSPOLITIK digung und zu Ausnahmen von der Ablieferungs- und Übermittlungspflicht bei solchen Medienwerken, an deren Sammlung kein öffentliches Interesse besteht, sowie zu Ordnungswidrigkeiten durch Rechtsverordnung zu regeln und die erforderlichen Verwaltungsvorschriften hierzu zu erlassen. §4 Amtsdruckschriften Das LBZ und die anderen beauftragten Bibliotheken und Archive sammeln und erschließen die amtlichen Veröffentlichungen in körperlicher und unkörperlicher Form des Landes sowie der unter der Rechtsaufsicht des Landes stehenden juristischen Personen des öffentlichen Rechts. Die Einzelheiten des Verfahrens, die Anzahl der abzuliefernden Exemplare und die begünstigten Einrichtungen sowie Ausnahmen von der Ablieferung regelt das für das Bibliothekswesen zuständige Ministerium durch Rechtsverordnung. Für wissenschaftliche Veröffentlichungen der Hochschulen gilt § 3. §5 Bewahrung und Nutzung historischer und kulturell bedeutsamer Bestände (1) Historisch und kulturell bedeutsame Bestände in den Bibliotheken sind im Rahmen der finanziellen und personellen Möglichkeiten durch sachgerechte Aufbewahrung und Erschließung sowie durch geeignete Maßnahmen insbesondere der Konservierung, Restaurierung und Digitalisierung zu schützen, zu bewahren und für den öffentlichen Gebrauch und zukünftige Generationen zu erhalten. Im Übrigen gilt das Denkmalschutzgesetz. (2) Von einem Medienwerk, das unter wesentlicher Verwendung von historischem Buchbestand, Handschriften oder Nachlässen entstanden ist, ist unaufgefordert nach der Veröffentlichung ein Beleg bei der Bibliothek, die den bearbeiteten Bestand besitzt, in der veröffentlichten Form unentgeltlich abzuliefern (Belegexemplar). Ist die kostenfreie Ablieferung, insbesondere wegen einer niedrigen Auflage oder hoher Herstellungskosten, nicht zumutbar, gilt § 3 Abs. 2 entsprechend. §6 Bibliothekarische Kooperation (1) Die Bibliotheken wirken bei der Erfüllung überregi- 21 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 onaler Aufgaben, bei der Entwicklung neuer Dienstleistungen, bei der Erwerbung im Rahmen von Konsortien, bei der Fernleihe sowie bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung in bibliothekarischen Berufen zusammen. Das LBZ koordiniert die landesweite bibliothekarische Kooperation. oder für eine Gemeinde die bibliothekarische Versorgung übernehmen. (2) Für die Fernleihe gilt insbesondere die Ordnung des Leihverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland, die von dem für das Bibliothekswesen zuständigen Ministerium in geeigneter Weise bekanntgegeben wird. Zur Versorgung insbesondere auch der ländlichen Regionen können darüber hinaus regionale Leihverkehrs-Dienstleistungen entwickelt und betrieben werden. §8 Datenschutz §7 Finanzierung und Gebühren (1) Die Bibliotheken werden von ihren Trägern fina ziert. (2) Das Land unterstützt entsprechend Artikel 37 der Verfassung für Rheinland-Pfalz die öffentlichen Bibliotheken und fördert im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel besondere Projekte, Dienstleistungen und Aufgaben und unterstützt die Aktualisierung des Bestandes. Die Fördermittel des Landes für die von den kommunalen Gebietskörperschaften getragenen Bibliotheken werden vom LBZ nach Maßgabe einer Förderrichtlinie (Verwaltungsvorschrift) nach § 1 Abs. 7 Satz 2 bewilligt. Bibliotheken in kirchlicher oder privater Trägerschaft können im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel gefördert werden. Vor allem können solche kirchliche Bibliotheken gefördert werden, die überörtliche oder besondere Aufgaben wahrnehmen 22 BIBLIOTHEKSPOLITIK (3) Soweit Benutzungsentgelte oder Gebühren erhoben werden, müssen diese sozial ausgewogen sein. Bibliotheken dürfen zur Erschließung und Verzeichnung ihrer Bestände personenbezogene Daten verarbeiten und über öffentliche Netze zur Verfügung stellen. Soweit es sich dabei um Nachlässe und anderes nicht veröffentlichtes Material handelt, finden die Vorschriften des Landesarchivgesetzes entsprechende Anwendung. Im Übrigen gilt das Landesdatenschutzgesetz. §9 Ordnungswidrigkeiten Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich gegen die Ablieferungspflicht nach § 3 Abs. 1 oder vorsätzlich einer Rechtsverordnung nach § 3 Abs. 11 zuwiderhandelt, soweit die Rechtsverordnung für einen bestimmten Tatbestand auf diese Bußgeldvorschrift verweist. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 5000 Euro geahndet werden. Zuständige Vollstreckungsbehörde ist die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion. Veröffentlicht in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz, Nr. 18/2014 (12. Dezember 2014), S. 245-247. bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 BIBLIOTHEKSPRAXIS BIBLIOTHEKSPRAXIS Eingruppierung einer Bibliothekarin nach BAT bzw. TVöD Arbeitsgericht Magdeburg Die Bibliothekarin ist Leiterin einer Schul- und Gemeindebibliothek, in der es außer ihr keine weiteren Beschäftigten gibt. Alle anfallenden Arbeitsvorgänge werden von ihr eigenverantwortlich erledigt. Dazu zählen unter anderem Bestandsaufbau und -pflege/Erwerbun , Bestands- und Informationsvermittlung, EDV und Onleihe, Sach- und Formalerschließung, Entwicklung und Durchführung von Konzepten und Projekten, Öffentlichkeitsarbeit sowie sämtliche Verwaltungsaufgaben einschließlich Bearbeitung von Fördermittelanträgen, Haushaltsplanung, Rechnungsbearbeitung und Materialverwaltung. Die Bibliothek umfasst einen Bestand von ca. 10.000 Medieneinheiten. Laut Arbeitsvertrag wird sie nach Vergütungsgruppe VIb BAT-0 bzw. EGG 6 TVöD eingruppiert. Sie besitzt einen Abschluss als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Bibliothek, ein Fachhochschulstudium oder Hochschulstudium mit dem Abschluss Bibliothekar (Bachelor/Master) oder Diplom-Bibliothekar hat sie nicht. Die Bibliothekarin fordert ihre Eingruppierung nach Vb BAT-0 bzw. EGG 9 TVöD. Die Bibliothekarin ist der Auffassung, da sie als Alleinverantwortliche sämtliche in der Bibliothek anfallenden Arbeiten erledigt und damit all das an Arbeitsleistung erbringt, was auch ein Diplombibliothekar an Arbeitsleistung zu erbringen gehabt hätte, muss bei ihr von gleichwertigen Fähigkeiten und Erfahrungen ausgegangen werden. Die Gemeinde ist der Auffassung, da es sich um eine Schul- und Gemeindebibliothek handelt, handelt es sich um zwei getrennte Arbeitsvorgänge, von denen der die Schulbibliothek betreffende mehr als 50 Prozent Zeitanteile ausmacht. Weiterhin ist die Bibliothekarin nicht Leiterin, sondern lediglich einzige festangestellte Mitarbeiterin der Bibliothek. Zwar weist sie gründliche und vielseitige Fachkenntnisse auf und erbringt in nicht unerheblichem Umfang selbstständige Leistungen, aber mangels hierfür erforderlicher Ausbildung und Tätigkeit kommt die begehrte Höhergruppierung nicht in Betracht. Das Arbeitsgericht hat entschieden, dass die Bibliothekarin nach Vergütungsgruppe Vb Fallgruppe 17 bzw. EGG 9 TVöD zu vergüten ist. Zur Begründung führt es aus, dass die Tarifmerkmale der Fallgruppe 17 An1 gestellte mit abgeschlossener Fachausbildung für den bibliothekarischen Dienst an öffentlichen Büchereien (Diplom-Bibliothekare) mit entsprechender Tätigkeit sowie Angestellte, die aufgrund gleichwertiger Fähigkeiten und ihrer Erfahrung entsprechende Tätigkeiten ausüben, hier von der Bibliothekarin erfüllt werden. Sie ist unstreitig als Alleinkraft mit der Führung der Schulund Gemeindebibliothek betraut. Die Schul- und Gemeindebibliothek ist eine einheitliche Einrichtung, hat einen einheitlichen Medienbestand, einheitliche keineswegs nur schulinterne Öffnungszeiten, einen einheitlichen Haushalt bzw. ein einheitliches Budget und eine einheitliche Benutzungsordnung. Insofern kann hier nicht nach Tätigkeiten für die Schul- oder die Gemeindebibliothek unterschieden werden, da die auszuführenden Arbeitsvorgänge inhaltsgleich sind. Im vorliegenden Fall steht fest und ist auch zwischen den Parteien unstreitig, dass die Bibliothekarin als kommunale Angestellte in einer Bücherei tätig ist und für ihre Tätigkeiten gründliche und vielseitige Fachkenntnisse im Bibliotheksdienst und in nicht unerheblichem Umfange selbständige Tätigkeiten erforderlich sind. Zwar verfügt die Bibliothekarin nicht über einen Abschluss als Diplom-Bibliothekarin. Sie übt aufgrund gleichwertiger Fähigkeiten und ihrer Erfahrung entsprechende Tätigkeiten wie ein Diplom-Bibliothekar aus. Eine Betrachtung der Tätigkeit der Bibliothekarin lässt hier nur den Schluss zu, dass diese über die geforderten Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen muss sowie eine entsprechende Tätigkeit ausübt. Unstreitig übt die Klägerin sämtliche für die Führung der Schul- und Gemeindebibliothek erforderlichen Tätigkeiten eigenständig, eigenverantwortlich und im Wesentlichen allein aus. Ein Diplombibliothekar macht letztlich auch nichts anderes und muss auch nichts anderes in einer öffentlichen Bibliothek machen, als das, was die Bibliothekarin hier täglich leistet.1 Andreas Richter, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Dieser Beitrag ist zunächst erschienen in „Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie“ (ZfBB) 61 (2014) 3, S. 171. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung des Klostermann Verlages, der ZfBB-Redaktion und des Autors. Webseite der ZfBB: http://zfbb.thulb.uni-jena.de Arbeitsgericht Magdeburg, Urteil 110m 18.09.2013, Az.: 3ca 3411/12E 23 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 HISTORISCHE BESTÄNDE HISTORISCHE BESTÄNDE Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier – kulturelles Erbe aus Mittelalter und Früher Neuzeit Am 14. November 2014 konnte nach etwa zweijähriger Bauzeit die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier durch die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, eröffnet werden. Der Trierer Bürgermeister Klaus Jensen betonte in seiner Festansprache die nationale und internationale Bedeutung der Trierer Sammlung. Das Spitzenstück, der „Codex Egberti“, gehört zum Weltdokumentenerbe der UNESCO, das „Ada-Evangeliar“, die „Trierer Apokalypse“ und die „Gutenberg-Bibel“ zählen zum kulturellen Erbe von Mittelalter und Früher Neuzeit. Die hochkarätige Dauerausstellung der Schatzkammer trägt den Titel „100 Highlights – kostbare Handschriften und Drucke“. Damit ist ein ambitioniertes Projekt an sein Ziel gelangt, an dessen Finanzierung neben der Stadt Trier in erheblichem Umfang auch die Europäische Union mit der von ihr getragenen Förderlinie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft (EFRE) beteiligt war. Insgesamt flossen ca. 600.000 Euro in die neue Schatzkammer, weitere Modernisierungen im angrenzenden Bereich der Bibliothek belaufen sich auf nochmals ca. 1,2 Millionen Euro. Konzeption und Baumaßnahme - Verknüpfung von historischem Original und moderner Medientechnik Die Neukonzeption des Bereiches „Schatzkammer“ betrifft eine Gesamtfläche von ca. 360 qm. Neben der eigentlichen Schatzkammer gehören hierzu ein Schu- lungs- und Seminarraum, ein großzügiges Forum mit Museumsshop, ein Medienraum sowie ein Sanitär- und Garderobenbereich, der in vollem Umfang den heutigen Standards in puncto Behindertengerechtigkeit und Inklusion Rechnung trägt. Die von dem Trierer Architekturbüro Weltzel und Hardt betreute Umbaumaßnahme bezog auf hohem Niveau auch die Komponenten Sicherheits-, Klima- und Lichttechnik sowie Mediendidaktik ein. Es ist daher erstmals möglich, die fragilen und kostbaren Exponate auch über einen längeren Zeitraum hinweg zu zeigen, ohne Gefahr zu laufen, dass die physische Integrität der Objekte hierbei Schaden nimmt. Besonderen Wert gelegt wurde auf die Verknüpfung von historischem Original und moderner Medientechnik. So schafft ein Multitouchtable die Möglichkeit, die wertvollen Handschriften zu vergrößern und virtuell auf dem Bildschirm zu durchblättern. Daneben steht Blick in die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Besucht werden kann die Ausstellung zu folgenden Zeiten: Montag bis Freitag von 1017 Uhr, Samstag von 10-16 Uhr und Sonntag von 11-15 Uhr. Foto: Stadtbibliothek Trier 24 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 ein Audioguide-System zur Verfügung, das eine Führung durch die Ausstellung in vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch) bietet und per App auf das Smartphone heruntergeladen werden kann. Letztendlich sorgen eigene Programme für Kinder und Jugendliche wie eine Rallye durch die Ausstellung oder Kurse zum Erlernen alter Drucktechniken für ein familienfreundliches Begleitprogramm. Inhaltliches Ziel der neuen Schatzkammer ist es, die international renommierten Bestände der Trierer Stadtbibliothek in einer zugleich modernen wie nachhaltigen Form vor Augen zu führen. Hierbei stehen die „100 Highlights“ stellvertretend für den herausragenden historischen Bestand der Trierer Sammlung insgesamt. Etwa 3.000 Handschriften aus dem Mittelalter und ebenso viele Drucke aus der Zeit Gutenbergs sind in den Regalen der Trierer Stadtbibliothek vorhanden. Gegründet in einer Zeit, als die Stadt Trier französisch war (1804), entwickelte sich die Stadtbibliothek rasch zu einem gewaltigen Auffangbecken für die zahlreichen aufgelösten Klosterbibliotheken des Trierer Raumes. Kostbare Handschriften und Drucke stammen aus den Trierer Benediktinerabteien St. Maximin und St. Matthias, aus den Klöstern Echternach, Eberhardsklausen, Himmerod und Prüm sowie aus verschiedenen Abteien des lothringischen und belgischen Raumes. Damit repräsentiert die Schatzkammer zugleich einen bedeutenden Teil der kulturellen Hinterlassenschaft der Großregion Saar-Lor-Lux. Der „Codex Egberti“ Der nach dem Trierer Erzbischof Egbert (977-993) benannte „Codex Egberti“ gehört zu den bedeutendsten Kunstwerken aus der Zeit um 1000. Die in Trier und auf der Insel Reichenau entstandene Handschrift enthält den ältesten Bildzyklus zum Leben Jesu in einem Buch. Die zugehörigen Texte beinhalten die während der Messe gelesenen Auszüge aus den Evangelien (Perikopen). Texte und Bilder sind nach dem Ablauf des KirchenjahCodex Egberti (Hs 24); der Codex Egberti ist eine der berühmtesten Handschriften des Mittelalters. Seit 2004 gehört er dem Weltdokumentenerbe der UNESCO an. Entstehung: Trier / Insel Reichenau, um 980. Herkunft: Stift St. Paulin. HISTORISCHE BESTÄNDE res geordnet. Der Malstil der Szenen des Egbert-Kodex wirkt stark antikisierend. Kleidung und Architektur weisen deutlich Nachklänge an die römische Kunst und Kultur auf. Wichtigster Maler der Handschrift war der nur mit seinem Notnamen bekannte „Gregormeister“. Er gilt als das das große Malergenie des 10. Jahrhunderts und wird in seiner Bedeutung mit Michelangelo verglichen. Man nimmt an, dass der „Codex Egberti“ zum persönlichen Gebrauch des Trierer Erzbischofs geschaffen wurde, der die Handschrift im Trierer Dom verwendete. Hierauf deuten das Widmungsbild mit dem thronenden Erzbischof Egbert sowie die starke Betonung des Apostels Petrus im Bildprogramm der Handschrift hin. Petrus ist der Patron der Trierer (Stadtpatron) und zugleich des Trierer Domes. Im 14. Jahrhundert an das Trierer Stift St. Paulin gelangt, übergab der ehemalige Pauliner Stiftsherr Johann Wilhelm Goetten (1770-1851) den Kodex am 14. März 1810 an die Trierer Stadtbibliothek. Der Deckel des „Ada-Evangeliars“ Das „Ada-Evangeliar“ ist nach einer angeblichen Schwester Karls des Großen benannt. Die um 795/810 in der Aachener Hofschule entstandene Handschrift gilt als das typenbildende Muster der gesamten Hofschule. Mehr als eintausend Jahre lag die prunkvolle Handschrift in der Trierer Abtei St. Maximin. Im Jahre 1499 ließ der damalige Abt des Klosters, Otto von Elten, einen neuen Prachteinband für den ganz in Gold geschriebenen und mit bedeutenden Evangelistenporträts ausgestatteten Kodex anfertigen. Im Zentrum des Einbands erscheint ein geschliffener Stein (Kameo) aus der Zeit um 325. Er zeigt die Familie Kaiser Konstantins mit seiner Mutter Helena, der Überlieferung zufolge eine gebürtige Triererin, an der Spitze. In den äußeren Eckfeldern sind von links oben im Uhrzeigerzinn der Apostel Johannes als Patron der Abtei, Bischof Agritius (mit Reliquiar), Bischof Nicetius und Bischof Maximin zu sehen. Die drei Trierer Bischöfe sind der Überlieferung zufolge in St. Maximin bestattet. In den inneren Rechtecken erkennt man die vier Deckel des Ada-Evangeliars (zu Hs 22); Entstehung: Trier, 1499. Herkunft: St. Maximin Fotos: Stadtbibliothek Trier 25 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Evangelisten in ihren Symbolen: oben Johannes (Adler), links Lukas (Stier), unten Matthäus (Mensch) und rechts Markus (Löwe). Der reichhaltig mit Kupfer, Gold und Steinfluss verzierte Deckel ist vermutlich ein Produkt der Werkstatt des Trierer Goldschmiedes Heinrich Wolff. Die Gutenberg-Bibel Die Trierer Stadtbibliothek besitzt den ersten von insgesamt zwei Bänden der Gutenberg-Bibel. Der als „Mann des Jahrtausends“ gefeierte Gutenberg war von Hause aus Goldschmied. Um das bis heute unübertroffen schöne Druckbild seiner Bibel herzustellen, schuf er etwa 290 Zeichen, die er so geschickt miteinander kombinierte, dass ein völlig regelmäßiges Layout entstand. Im Ganzen druckte Gutenberg ca. 180 Exemplare der Bibel, davon 150 auf Papier und 30 auf Pergament. Heute sind weltweit noch 49 Exemplare erhalten, allerdings zahlreiche nurmehr als Fragmente. Das Trierer Exemplar der Gutenberg-Bibel stammt vermutlich aus dem Stift St. Paulin. Im Jahre 1803 gelangte es durch Johann Hugo Wyttenbach, den ersten Direktor der Stadtbibliothek, in die Trierer Sammlung. Michael Embach, Stadtbibliothek Weberbach Trier Die Gutenbergbibel (Inc 1924 2°); Entstehung: Mainz, um 1455/56. Herkunft: Stift St. Simeon (?) Foto: Stadtbibliothek Trier NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN 25 Jahre und weiter geht’s … Kreisbibliothek in Daun feierte ihr 25-jähriges Bestehen Von der Pilotprojekt-Bibliothek bis zur Onleihe Mit einem Festakt wurde am 2. Oktober 1989 die Kreisbibliothek nach zweieinhalbjähriger Aufbauarbeit eröffnet. Sie war das erste Pilotprojekt des Landes Rheinland-Pfalz, das zur Verbesserung der Literaturversorgung im ländlichen Raum gefördert wurde. Eine Besonderheit damals war die Trägerschaft der Bibliothek. Gemeinden und freie Träger konnten keine öffentliche Bibliothek mit zentralen Aufgaben und Ergänzungs- 26 funktionen errichten. So übernahm der Landkreis die Aufgabe der Literaturversorgung. Da in Daun auch zwei Gymnasien und eine Berufsbildende Schule ihren Standort hatten, war sehr schnell klar, dass die Bibliothek gleichzeitig Schulbibliothek für diese Schulen werden sollte. In einem ehemaligen Internatsgebäude des Thomas-Morus-Gymnasiums fand die Kreisbibliothek dann ihre Unterkunft. Das Erdgeschoss des Gebäudes wurde umfangreich umgebaut und so entstand auf 269 qm Platz für die Unterbringung der Bibliothek. bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN die Kreisbibliothek den Kinder- und Jugendbereich. Neben dem Krimifestival nimmt die Kreisbibliothek immer wieder an den Bibliothekstagen und Leseförderaktionen des Landes Rheinland-Pfalz teil. Bürgerprotest gegen Schließungspläne Kreisbibliothek Daun Foto: Karin Jaskowsky Die Bibliothek startete mit einem Bestand von 15.500 Medien. Der Zielbestand waren 30.000 Medien. In den 25 Jahren des Bestehens gab es viele Veränderungen. Der Bestand von Büchern und Literatur-Hörspielkassetten wurde immer wieder erweitert, sodass heute auch Hörspiel-CDs, Musik-CDs, CD-ROMs, Bilderbuchkinos und E-Medien zu finden sind. Die Ausleihe wurde Ende 1995 von der Handverbuchung auf Computer umgestellt, seit 2013 ist der Bestand auch über das Internet recherchierbar. Im Jahr 2014 stieg die Kreisbibliothek in den Onleihe-Verbund Rheinland-Pfalz ein. Veranstaltungsarbeit der Kreisbibliothek In 25 Jahren sind natürlich auch viele Veranstaltungen durchgeführt worden. Neben Jugendbuchwochen und Aktionswochen, u.a. zu den Themen: „Rechts von der Mitte“ oder „Gegen Gewalt und Rassismus“, nahm die Bibliothek 1997 an dem Kultursommerprojekt „Erlebte Geschichte“ teil. Es entstanden immer wieder Kooperationsprojekte mit den Häusern der Jugend in Daun und Gerolstein und den ehrenamtlich geleiteten Büchereien des Landkreises Vulkaneifel. 1999 wurde die Criminale in Daun durchgeführt, die von der Kreisbibliothek mit organisiert wurde. Sie war auch mehr oder weniger die Initialzündung für das Krimifestival „Tatort-Eifel“, das nunmehr seit 2001 zweijährig im Landkreis durchgeführt wird. Hier organisiert Ende des Jahres 2011 gab es Überlegungen, die Kreisbibliothek auf Grund der schwierigen Haushaltslage des Landkreises zu schließen. Dies stieß auf großes Unverständnis in der Bevölkerung. Im April des Jahres 2012 gab es eine große Demonstration, die von Schülerinnen und Schülern des Thomas-Morus-Gymnasiums organisiert wurde und der sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger anschlossen. Außerdem lief eine Unterschriftenaktion, in der sich für den Erhalt der Bibliothek ausgesprochen wurde. Zum Ende des Jahres 2012 entschied dann der Kreistag, dass die Kreisbibliothek weitergeführt werden soll. Jubiläumswochen im Herbst 2014 Somit konnte die Kreisbibliothek dann im Oktober und November 2014 ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Bei den Vorbereitungen wurde sie von den beiden örtlichen Gymnasien kräftig unterstützt. Mit einer großen Abendveranstaltung wurden die Jubiläumswochen eröffnet. Der Abend wurde von Ralf Kramp moderiert und Autor Sascha Gutzeit spielte eine Szene aus seinem Krimi. Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre Gedichte, die sie bei einem Poetry-Slam-Workshop mit Svenja Gräfen erarbeitet hatten, der im Vorfeld organisiert worden war. So entstand ein abwechslungsreiches Programm, das auch eine Steampunk-Autorenlesung mit Thomas Finn, Judith und Christian Vogt enthielt. An diesem Abend stellte Steampunk-Künstler Titus Timeless einige seiner Objekte aus. Bilderbuchkinos für die jüngeren Leserinnen und Leser sowie ein Vortrag über das Ehepaar Tolstoi von der Referentin Caroline Rezazada, die in Kooperation mit der Volkshochschule der Verbandsgemeinde Daun durchgeführt wurde, waren weitere Veranstaltungen. Interessierte konnten sich informieren, wie man die Kreisbibliothek am besten für Schule, Studium, Beruf und Freizeit nutzen kann. Natürlich wurde bei dieser Gelegenheit auch die neu eingeführte Onleihe erklärt. Eine besondere Aktion wurde von einer 8. Klasse des 27 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Geschwister-Scholl-Gymnasiums gestartet. Sie haben einen Werbefilm für die Kreisbibliothek gedreht, der bei der Jubiläumsveranstaltung uraufgeführt wurde und mehrere Monate im Werbeblock des Dauner Kinos lief. Somit geht es in der Kreisbibliothek hoffentlich auch die nächsten 25 Jahre weiter und weiter und weiter … Stephanie Loenenbach, Leiterin der Kreisbibliothek Daun Landrat Heinz-Peter Thiel bei der Jubiläumsveranstaltung im Dauner Forum am 6. Oktober 2014. Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel 28 Kreisbibliothek Daun Freiherr vom Stein Straße 15a 54550 Daun Telefon: 06592 933 - 423 E-Mail: [email protected] Leitung: Dipl.-Bibl. (FH) Stephanie Loenenbach Bestand: ca. 31.500 Medien Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag:09.00 - 14.00 Uhr Dienstag: 09.00 - 14.00 Uhr 14.30 - 19.00 Uhr Samstag: 09.00 - 12.00 Uhr EDV-System: Bibliotheca Einwohner: Kreis: 60.765; Stadt: 7.963 (Stand 31.12.2013, Statistisches Landesamt RLP) Landkreis: Vulkaneifel Die Autoren der Steampunk-Lesung am 8. Oktober 2014: (v.l.n.r.) Christian Vogt, Thomas Finn, Judith Vogt. Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Phönix aus der Asche Stadtbibliothek Bad Kreuznach feierte ihr 20-jähriges Jubiläum Geschichte der Stadtbibliothek Bereits im Jahre 1902 wurde in Bad Kreuznach die erste Volksbücherei gegründet. Die folgenden Jahrzehnte waren oft geprägt von den politischen Ereignissen der beiden Weltkriege. Aufgrund beengter Platzverhältnisse wurden in den 50er Jahren Planungen für ein neues Gebäude angestellt. 1961 startete die neue Stadtbücherei in einem für damalige Verhältnisse relativ großzügigen Neubau ihren Ausleihbetrieb. Die Nutzungs- und Ausleihzahlen gingen deutlich nach oben. In den 70er Jahren gab es bauliche und konzeptionelle Veränderungen, die erneut einen eindrucksvollen Benutzungsaufschwung bewirkten. Die Planungen für ein neues Büchereikonzept wurden 1989 abrupt beendet: durch Brandstiftung wurde die Bad Kreuznacher Stadtbücherei weitgehend zerstört, die Beschädigungen an Inventar und Gebäude betrugen mehrere Millionen DM. Es folgte ein fünfjähriger provisorischer Büchereibetrieb mit einer Unterbringung von Ausleihe und Verwaltung in zwei getrennten Häusern. In dieser Phase wurde auch die elektronische Datenverarbeitung eingeführt. Bei der Suche nach einem neuen Gebäude wurde man schließlich 1990 fündig. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende und inzwischen leerstehende ehemalige Heimatmuseum sollte den Kernbau der künftigen Stadtbibliothek bilden. Es vergingen mit Planung und Bauzeit nochmals vier Jahre, bis im August 1994 die neue Stadtbibliothek in Bad Kreuznach feierlich eröffnet werden konnte. Am Rande der innerstädtischen Fußgängerzone entstand ein architektonisch höchst attraktives Gebäudeensemble. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude wurde vollständig entkernt, der neuen Nutzung angepasst und erhielt als Ergänzung einen zusätzlichen modernen dreigeschossigen Baukörper mit einem gerundeten, vollständig verglasten Seitenteil. In diesem spiegelt sich mehrfach gebrochen der Altbau, wodurch optisch eine Verschmelzung der beiden unterschiedlichen Bauteile stattfindet und zugleich die Funktion ganz transparent nach außen demonstriert wird. Diese Kombination ist ein sehr beliebtes Fotomotiv, aber auch von innen kann das Gebäude mit vielfältigen funktionalen und optischen Reizen überzeugen. Die fünf halbversetzten Ebenen mit knapp 1.700 qm Nutzfläche sind über ein zentrales Treppenhaus und einen verglasten Aufzug erschlossen und erlauben eine differenzierte Präsentation der verschiedenen Bibliotheksbereiche. Die Brandkatastrophe ist inzwischen fast vergessen. Wie Phönix aus der Asche ist die neue Stadtbibliothek mit ihren ca. 80.000 Medien seit Jahren ein stolzer Bestandteil der städtischen Bildungs- und Kulturpolitik und mit knapp 140.000 Besuchern eine der am stärksten frequentierten Einrichtungen der Stadt. Haupteingang der Stadtbibliothek mit vorgelagertem Pavillon. Alt trifft neu: Das denkmalgeschützte Hauptgebäude (rechts im Bild) mit verglastem Anbau. Tagsüber spielgelt sich das alte Gebäude im Glasbau, nachts bietet die Glasfront einladende Blicke in die Bibliothek. 29 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Jubiläumsveranstaltung – bis auf den letzten Platz belegt Im Rahmen des 20-jährigen Bestehens der Stadtbibliothek in der Kreuzstraße und angesichts des Shakespeare-Jubiläums im Jahr 2014 (450. Geburtstag) präsentierte die Bibliothek in Zusammenarbeit mit dem Verein „Freunde der Stadtbibliothek“ einen höchst spannenden Kleinkunstabend. Mit seinen ziemlich verrückten Shakespeare-Programmen zählt das Schauspieler- und Komikertalent Bernd Lafrenz zu den Highlights der europäischen Kleinkunstszene. Er bot in der Bibliothek „Macbeth“ als Einmannshow, verfremdet, federleicht interpretiert und komödiantisch, in einer Version, die Shakespeare-Kenner wie Theaterneulinge gleichermaßen fasziniert. Der Veranstaltungssaal der Bibliothek war bis auf den letzten Platz besetzt. Im Vorfeld gab es Grußworte von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer und Kulturdezernentin Andrea Manz. Die Oberbürgermeisterin sieht die Bibliothek als ein „Kraftzentrum“ in der Kreuzstraße. „Die Bibliothek steht da nicht nur räumlich als ein Schwergewicht am Ende der Fußgängerzone. Sie steht auch in einer vielschichtigen inneren Beziehung zu den Einrichtungen in unserer Stadt“, womit sie auf die mannigfaltigen Kooperationen der Stadtbibliothek hinweist. Auch die verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen einer gut ausgestatteten Bibliothek sind Themen ihrer Rede. Sie streift das Stichwort „PISA“ und damit verbunden den Bildungsauftrag explizit für Kinder und Jugendliche. Auch im Bereich der Integration sieht die Oberbürgermeisterin die Bibliothek in einer bedeutenden Rolle: „Schauen Sie sich an einem x-beliebigen Tag in dieser Bibliothek um. Da werden Sie schnell feststellen, wie sich die Multikulturalität Bad Kreuznachs in diesem Hause spiegelt. Auch hier öffnet sich die Bibliothek für die Gesellschaft ... und unterschätzen Sie nicht die Bedeutung, die solche offenen Orte, in denen man sich in einem zivilen Ambiente aufhalten, in denen man kommunizieren und arbeiten kann, für den sozialen Frieden einer Gesellschaft haben.“ Zudem greift sie das Schlagwort vom lebenslangen Lernen auf und betont die Wichtigkeit eines attraktiven Bibliotheksangebotes in Bezug auf Ausbildung, Beruf und Weiterbildung. Diesen Hinweis nahm der Leiter der Stadtbibliothek, Stefan Meisel, in seiner Rede gerne auf. Er unterstrich die Bedeutung der Bibliothek für den Bildungsbereich und äußerte manchmal Erstaunen, dass man einerseits gerne von der „Bildungsrepublik“ spricht, andererseits aber sogenannte freiwillige Leistungen wie Bibliotheken oftmals in Bezug auf eine adäquate Ausstattung 30 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN oder gar ihrer Notwendigkeit in Frage stellt. Natürlich gebe es auch löbliche Entwicklungen und die Eröffnung der Stadtbibliothek in Bad Kreuznach vor 20 Jahren an diesem Ort war für die Stadt ein großer Gewinn. Das Haus besitzt eine enorme Anziehungskraft und entsprechend hohe Besucherzahlen, ist ein offener und einladender Ort für Menschen aus allen Generationen und Kulturkreisen mit einem vielseitigen und attraktiven Angebot. Er schloss mit den Worten „Investitionen in Bibliotheken sind Investitionen in die Köpfe der Menschen. Ich meine: besser kann man öffentliche Gelder kaum einsetzen.“ Offen und hell präsentiert sich die Stadtbibliothek ihren Besucherinnen und Besuchern. Bibliotheksangebot und Perspektiven Das Angebot der Stadtbibliothek umfasst ca. 80.000 Medien. Die Bereitstellung und Vermittlung eines facettenreichen Medienangebots, real und digital, wird weiterhin als Kernaufgabe betrachtet. Seit 2011 nimmt die Bibliothek an der Onleihe Rheinland-Pfalz teil. Im Hause stehen kostenlose Internetplätze und freies WLAN zur Verfügung. Mit beinahe 100 Sitzgelegenheiten legt man hohen Wert auf eine angenehme Aufenthaltsqualität. Die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort ist hier schon lange Realität. Durch ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm und die Präsentation von Sachthemen- und Kunstausstellungen unterstreicht man den Anspruch, das städtische Kulturangebot vor Ort zu bereichern und zugleich als nicht kommerzieller Treffpunkt und Kom- NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 munikationsort zu fungieren. Gerade in diesem Sektor gibt es vielfältige Kooperationen mit anderen Institutionen, Vereinen oder Initiativen. Die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten und damit verbunden die Leseförderung bildet einen weiteren Schwerpunkt des Bibliotheksangebotes. der Kommune fordert ein hohes Maß an Kreativität, um die vielfältigen Bedürfnisse der Bevölkerung angemessen befriedigen zu können. Ziel muss es sein, technologisch immer nah am Puls der Zeit zu bleiben. Der digitale Sektor wird wachsen, ebenso wird die Vermittlung von Informationskompetenz einen breiten Raum einnehmen und die Rolle der Bibliothek als nichtkommerzieller Treffpunkt mit Netzwerkfunktion wird bedeutsamer. Mit einer service- und kundenorientierten Einstellung sowie einer rationellen Organisation fühlt man sich in Bad Kreuznach gut aufgestellt, um auch künftig erfolgreich als Leuchtturm im Bildungs- und Kultursektor fungieren zu können. Stefan Meisel, Leiter der Stadtbibliothek Bad Kreuznach Stadtbibliothek Bad Kreuznach Kreuzstraße 69 55543 Bad Kreuznach Telefon: 0671 800-383 oder -240 E-Mail: [email protected] Homepage: www.stadtbibliothek.bad-kreuznach.de LESESOMMER-Abschlussfest im Freien vor der Bibliothek. Fotos: Stefan Meisel Der gesellschaftliche und technologische Wandel wird auch künftig die Aufgabenbereiche von Bibliotheken sukzessive ändern. Wie in der Fachöffentlichkeit diskutiert man auch im engagierten Bad Kreuznacher Bibliotheksteam über die zukünftige Rolle einer öffentlichen Bibliothek. Klar ist, dass die traditionellen Angebote und Dienstleistungen an Relevanz verlieren werden. Der Spardruck aufgrund begrenzter finanzieller Mittel Leitung: Bestand: Öffnungszeiten: EDV-System: Einwohner: Landkreis: Dipl.-Bibl. (FH) Stefan Meisel ca. 80.000 Medien Montag und Mittwoch: 14.00 - 18:00 Uhr Dienstag, Donnerstag und Freitag: 10.00 - 1800 Uhr Samstag: 10.00 - 13.00 Uhr Bibdia 43.946 (Stand 31.12.2013, Statistisches Landesamt RLP) Bad Kreuznach 31 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN „Nimm mich mit“ – Stadtbücherei Selters schickt Romane auf die Reise Die originelle Lese-Aktion „Nimm mich mit“ der Stadtbücherei Selters ging im Sommer 2014 in die zweite Runde. Auf dem Wochenmarkt in Selters wurden im Juli zwei verschiedene kurzweilige Romane („Hendlmord“ von Ida Ding und „Es muss dunkel sein, damit man die Sterne sieht“ von Jenny Bünning) „ausgesetzt“. Vorgesehen war, dass die Bücher von ihren Finderinnen und Findern mit nach Hause genommen, gelesen und kommentiert werden sollten. An verschiedenen Marktständen standen mehrere auffällige Tüten, versehen mit einem Aufkleber „Nimm mich mit“ bereit, in denen sich neben dem Buch auch ein Notizenheft für Kommentierungen zum Buch und der Fundstelle befand. Die Idee des Bibliotheksteams war, dass der Finder oder die Finderin die Tüte mit dem Buch nach der Lektüre wieder an einer anderen Stelle auslegt, z.B. beim Arzt oder im Café, damit es vom Nächsten mitgenommen wird. Über vier Monate waren die Büchertüten unterwegs, bis Mitte November sollten sie sich wieder in der Stadt- bücherei einfinden, damit die Bücher und Kommentare in der Veranstaltung „Selters liest vor“ (Leserinnen und Leser stellen ihr Lieblingsbuch vor), – passend zum bundesweiten Vorlesetag – am 21. November präsentiert werden konnten. Tatsächlich fanden nur zwei Tüten ihren Weg zurück in die Stadtbücherei. Eines der Bücher hatte laut Kommentar im beigefügten Notizenheft eine Urlaubsreise nach Frankreich unternommen. Die Finder freuten sich über die gefundenen Tüten, hinterließen ihre Eindrücke und wünschten dem Buch viel Glück auf seiner Weiterreise. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Buchtüten wieder den Weg zurück gefunden hat, glaubt das Team der Stadtbücherei an den positiven Werbeeffekt und plant auch im kommenden Sommer weitere Bücher auf die Reise zu schicken. Quelle: Pressemitteilungen Stadt Selters Birgit Lantermann, Leiterin der Stadtbücherei Selters, schickt auf dem Wochenmarkt Büchertüten auf die Reise. Foto: Rita Steindorf 32 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 In Lahnstein wurde Halloween zum Lesefest Stadtbücherei begeisterte Kinder mit spannender Geschichte, Leckereien und Bastelideen Gruselspaß und gemütliches Beisammensein – das gab es passend zu Halloween im kleinen Rahmen in der Stadtbücherei Lahnstein für Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren zu erleben. Nachdem in den beiden vorangegangenen Jahren bereits Leseabende mit Bastel- und Spielelementen organisiert wurden, hat auch das diesjährige „Gespensterfest“ wieder eine positive Resonanz gefunden. Die jungen Teilnehmer hatten sich für die um 19 Uhr beginnende Veranstaltung angemeldet. Als Hexen, Zombies und Vampire verkleidet, fanden sie sich im Sitzkreis ein und lauschten gespannt der Vorlesung von „Stichkopf und der Scheusalfinder , einem sowohl gruseligen als auch lustigen Kinderbuch, das für jeden Geschmack etwas bietet. Anschließend folgte der aktive Teil des Abends. Es wurden Spiele gespielt und alle Teilnehmer bastelten sich ihre eigene Insekten-Monster-Lampe zum Mitnehmen, wobei sich jeder kreativ austoben und seine Ideen verwirklichen konnte. Dazu gab es zur Stärkung selbst gemachte Hotdogs und Süßigkeiten, zur gruseligen Auswahl standen „essbare Friedhofserde“ und „leckere Blutplasmabeutel“. Das Gespensterfest ist nur ein Teil der Jugendarbeit der städtischen Bibliothek Lahnstein. Projekte wie „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen!“ für Kinder ab drei Jahren oder der „Sommerferien-Bücher-Club“ für Sechs- bis Zehnjährige, der sich während der Sommerferien wöchentlich trifft, bringen der Lahnsteiner Jugend im Zeitalter von Internet und modernen Medien Lesen und Bücher nah. Und das tun sie mit großem Erfolg. Das Gespensterfest war in diesem Jahr äußerst beliebt – und die aufgrund noch begrenzter Räumlichkeiten raren Anmeldeplätze heiß begehrt. Um 22 Uhr fand die Gruselei dann ein Ende, als die kleinen Gespenster von ihren Eltern abgeholt wurden. Jan Jacoby Dieser Beitrag ist erstmals in der Rhein-Lahn-Zeitung Bad Ems vom 4. November 2014 auf Seite 17 erschienen. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung. Das Büchereiteam und die Kinder wissen, was in der dunklen Jahreszeit wichtig ist: selbst hergestellte Insekten-Monster-Lampen. Foto: Stadtbücherei Lahnstein 33 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN Tag der offenen Büchereien in Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim Einen gemeinsamen „Tag der offenen Büchereien“ veranstalteten die Gemeindebüchereien Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim am Samstagnachmittag des 28. Februar 2015 zum ersten Mal mit gutem Erfolg. Waren die Angebote in den Büchereien an diesem Tag ganz unterschiedlich, so teilten alle Büchereiteams das Anliegen, möglichst viele Besucherinnen und Besucher zu gewinnen und für die Bücherei zu begeistern. Die Bücherei Hargesheim bot für Erwachsene und Kinder eine spannende Büchereirallye an. Eine der Fragen für Erwachsene lautete: „Wo ging Astrid Lindgren zur Schule?“ Unter drei möglichen Optionen Stockholm, Malmö und Vimmerby konnten sich die Besucherinnen und Besucher für die richtige Antwort entscheiden. Astrid Lindgren schrieb die Geschichte über Michel von Lönneberga. Hier wurden die Kinder gefragt: „Wo wohnt Michel, in Bullerbü, Katthult oder in der Villa Kunterbunt?“. Diese Frage beantworteten alle Kinder richtig, war ihnen der Bauernhof Katthult aus dem Fernsehen bestens bekannt. Auf die Gewinner wartete eine große Kiste mit neuwertigen Büchern. Erfolgreiche Teilnehmerinnen bei der Hargesheimer Büchereirallye. Foto: Gemeindebücherei Hargesheim In der Roxheimer Gemeindebücherei konnten sich beim Tag der offenen Büchereien die interessierten Besucherinnen und Besucher zunächst bei einer Tasse Kaffee über aktuelle Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt informieren. Im Anschluss daran lud das Büchereiteam in den Mehrzweckraum der Roxheimer Grundschule ein. Auf einer Reise von der Felsenkirche in Idar-Oberstein bis zum Binger Mäuseturm konnten die Anwesenden den Sagen und Erzählungen von Heidrun Hahn lauschen und deren Gemälde bewundern. Die Bad Sobernheimer Künstlerin hat zahlreiche Burgen im Nahe-HunsrückRaum gemalt und kennt die historischen Daten sowie viele der Sagen rund um diese geschichtsträchtigen Gemäuer. 34 Mit einem Blumenstrauß bedankte sich das Team der Roxheimer Bücherei bei Heidrun Hahn für den interessanten Nachmittag. Foto: Gemeindebücherei Roxheim Den Zauber der Edelsteine konnten die Kinder bei einem Workshop in Rüdesheim erleben. Zu dieser Veranstaltung brachte Dagmar Müller-Werle den Kindern eine große Kiste mit, vollgepackt mit funkelnden Steinen. Die Expertin erklärte, dass es sich hier um Nachbildungen handelte, ansonsten hätte die Bücherei einen Sicherheitsdienst beauftragen müssen. Anhand einer Weltkarte erklärte Dagmar Müller-Werle die heutigen Fundgebiete, die über die ganze Welt verstreut sind. Ein Mädchen erzählte, dass ihr Vater bei Idar-Oberstein einmal einen Achat gefunden habe. Dass die Edelsteine bunt funkeln, konnten die Kinder erleben, als diese von Hand zu Hand weitergereicht wurden. Besonderes Interesse fand der König unter den Edelsteinen, der Diamant. Dieser war ein Duplikat eines Edelsteines aus der Krone von Königin Elisabeth. Zum Abschluss erhielt jedes Kind einen echten Edelstein geschenkt. Während die Kinder beschäftigt waren, hatten die Eltern bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, sich über neue Bücher zu informieren. Gemeindebüchereien Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim Dagmar Müller-Werle begeisterte in Rüdesheim Kinder für Edelsteine. Foto: Gemeindebücherei Rüdesheim bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN „200 Jahre Preußen am Rhein“ – Kooperation der Kultureinrichtungen in Koblenz „200 Jahre Preußen am Rhein“ nehmen der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und seine Kooperationspartner zum Anlass, das Jahr 2015 unter das Leitthema „Preußen“ zu stellen. DANKE* BERLIN ist das Motto, mit dem der Rheinische Verein an eine 200-jährige Beziehung mit Folgen erinnert. Durch das ganze Jahr hindurch sollen im gesamten Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz verschiedenste Veranstaltungen unterschiedlichste Aspekte beleuchten. Von April bis Oktober 2015 wird es in mehr als 400 Veranstaltungen an wechselnden Orten nicht nur auf dem Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, sondern auch in Berlin darum gehen, ein breit gefächertes Themenspektrum zum Verhältnis des Rheinlandes zu Preußen und umgekehrt seit 1815 kritisch zu präsentieren. Offizieller Start ist der 12. April 2015 mit einer Eröffnungsveranstaltung in Düsseldorf. Die Abschlussveranstaltung findet am 18. Oktober 2015 auf der Festung Ehrenbreitstein statt. Die seit vielen Jahren bewährte Kooperation der Koblenzer Kultureinrichtungen zeigt sich auch bei diesem Jubiläum. In Koblenz, das von der preußischen Herrschaft besonders stark geprägt wurde, werden anlässlich des Jubiläumsjahres verschiedene Kooperationsprojekte, Ausstellungen, Vorträge und weitere Veranstaltungen stattfinden, die gemeinsam beworben werden. Einige seien hier kurz vorgestellt. Veranstaltungen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Einer der wichtigsten Partner des Projekts in RheinlandPfalz ist die Generaldirektion Kulturelles Erbe. Neben der Ausstellung „Danke Berlin – preußische Soldaten im Bilde“ im Landesmuseum Koblenz stehen auf der preußischen Festung Ehrenbreitstein und dem Hohenzollernschloss Stolzenfels zahlreiche Veranstaltungen zu zwei Schwerpunkten auf dem Programm: zum einen die Festungsstadt und Garnison Koblenz und ihre städtebauliche Entwicklung im 19. Jahrhundert, zum anderen die nachhaltigen Veränderungen des Mittelrheintals durch zahlreiche Bau- und Denkmalprojekte. der Stadt an Rhein und Mosel und der preußischen Herrschaft auseinandersetzt. Grundlegende Spannungen, Gegensätze und Auseinandersetzungen prägten nicht nur die Anfangszeit der preußischen Herrschaft am Rhein. Sie beeinflussten mehr als 100 Jahre lang die Entwicklung und die Gesellschaft der Stadt Koblenz. Die Ausstellung wird aus diesem Grund die Zeit vom Beginn der preußischen Herrschaft bis in die besonders konflikt eiche Phase der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zwischen den beiden Weltkriegen in den Fokus nehmen. Dabei stehen neben der politischen Geschichte der Stadt vor allem auch die Wirtschafts-, Alltags- und Kulturgeschichte und die erkennbaren kritischen Strömungen und oppositionellen Bewegungen und Auseinandersetzungen mit der preußischen Herrschaft im Mittelpunkt der Ausstellung. Es ist in diesem Zusammenhang besonders reizvoll, dass die Ausstellung in den Räumen des ehemaligen Oberpräsidiums der Rheinprovinz, der heutigen Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord präsentiert werden kann. Kooperationspartner wie das Stadtarchiv Koblenz, das Mittelrhein-Museum und das Bundesarchiv steuern Exponate bei. Laufzeit: 9. Juni bis 28. August 2015 Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Stresemannstraße 3-5, 56068 Koblenz Laufzeit: 19. Juni bis 25. Oktober 2015 Landesmuseum Koblenz, Festung Ehrenbreitstein, 56077 Koblenz Preußens Gloria in Koblenz?! 200 Jahre Preußen am Rhein Landeshauptarchiv Koblenz und Landesbibliothekszentrum Koblenz zeigen gemeinsam eine Ausstellung, die sich besonders mit den Gegensätzen, den Diskrepanzen und Widersprüchen des Verhältnisses zwischen Der Kopf des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm I. im Bollerwagen. Foto: Landeshauptarchiv 35 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN te weitestgehend in Vergessenheit geraten. Mit seiner Kabinettausstellung möchte das Mittelrhein-Museum an diese Zeit erinnern und zeigt dazu die unterschiedlichsten Exponate aus der Städtischen Kunstsammlung. Laufzeit: 12. Juni bis 16. August 2015 Mittelrhein-Museum Koblenz, Zentralplatz 1, 56068 Koblenz Otto von Bismarck: Mensch – Staatsmann - Mythos Das ehemalige Oberpräsidium der Rheinprovinz, jetzt Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Foto: Landeshauptarchiv Festungsstadt Koblenz 1815 Vor 200 Jahren wurde Preußen auf dem Wiener Kongress das Rheinland zugesprochen. Noch in Wien beschloss der preußische König Friedrich Wilhelm III. sowohl Köln als auch Koblenz zu massiven Festungen ausbauen zu lassen. Schon nach kurzer Zeit veränderte die Stadt Koblenz nachhaltig ihr Gesicht. Die beschauliche kurtrierische Residenz wurde zur Festungsstadt. Dazu gehörten die Festung Ehrenbreitstein, die Feste Kaiser Franz auf dem linken Moselufer und die Feste Alexander mit dem Fort Konstantin auf der Karthause. Zudem wurde auch die gesamte Stadt einschließlich des Rhein- und Moselufers mit einer Umwallung umgeben. Das Mainzer- und das Löhrtor erwiesen sich als Nadelöhr; die extrem eingeschränkte Bewegungsfreiheit behinderte Handel und Industrie. Solchermaßen eingeengt, konnte die Stadt nicht wachsen. 75 Jahre lebten die Koblenzer in einer Art militärischem Sperrgebiet. Doch die Erinnerung daran ist heu- 36 Aus Anlass seines 200. Geburtstages zeigt das Bundesarchiv vom 10. September bis zum 8. November 2015 die Ausstellung „Otto von Bismarck: Mensch – Staatsmann – Mythos“ der Otto-von-Bismarck-Stiftung, einer bundesunmittelbaren Politikergedenkstiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Friedrichsruh und Schönhausen. Fotografien, Dokumente und Exponate aus den Archivund Sammlungsbeständen der Otto-von-BismarckStiftung sowie aus dem Bundesarchiv bieten einen anregenden Einblick in das Leben und politische Werk des ersten Reichskanzlers. Laufzeit: 10. September 2015 bis 8. November 2015 Bundesarchiv, Potsdamer Straße 1, 56075 Koblenz Weitere Veranstaltungen Die Volkshochschule der Stadt Koblenz bietet zum Thema Vorträge und Führungen an, z.B. durch die Arenberger Pfarrer-Kraus-Anlagen. Informationen zu den bundesweiten Aktivitäten und Gesamtprogramm: www.danke-berlin-2015.de INTERNET, NEUE MEDIEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 INTERNET, NEUE MEDIEN Onleihe Rheinland-Pfalz erfolgreich seit fünf Jahren Als im Jahr 2010 acht Bibliotheken unter Federführung des LBZ die Onleihe Rheinland-Pfalz gründeten, zeichnete sich zwar ab, dass E-Books und andere digitale Medien den Buch- und Medienmarkt sowie die Angebote der Bibliotheken verändern würden. Es war jedoch schwer einzuschätzen, inwieweit sich das digitale Angebot zu einem festen Bestandteil des Medienangebots der Bibliotheken entwickeln würde. Denn viele Verlage waren zunächst sehr zurückhaltend bei der Bereitstellung von Lizenzen für die digitale Ausleihe, was sich leider noch immer als größtes Hindernis für die Erweiterung des Onleihe-Angebots darstellt. Dennoch ist die Entwicklung des Onleihe-Verbunds Rheinland-Pfalz eine Erfolgsgeschichte. In der Vorbereitung für den Start der Onleihe wurde von den Bibliotheken viel Arbeit investiert, um ein funktionierendes Kooperationsmodell für den Verbund zu entwickeln. Ein gemeinsames Bestandskonzept, die Beteiligung der Bibliotheken durch die Übernahme von Lektoraten oder anderer Aufgaben im Verbund, die gemeinsame Entwicklung von Werbematerialien und die zentrale Koordinierung durch das Landesbibliothekszentrum sind die tragenden Elemente der Kooperationsvereinbarungen. Auch die Kriterien für die Berechnung der Beiträge der einzelnen Bibliotheken zum Erwerbungsetat wurden im Verbund gemeinsam festgelegt. Nach längeren Vorarbeiten ging die Onleihe offiziell im Oktober 2010 an den Start. Die Zahl der Bibliotheken wuchs im Jahr 2011 auf 12 Bibliotheken an. Den größten Zuwachs gab es 2014 mit 16 Bibliotheken. Seit September 2014 beteiligen sich auch die Bibliotheken des LBZ – Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, Rheinische Landesbibliothek in Koblenz – aktiv an der Onleihe. „Zeit für eine Halbjahresbilanz“, stellt die Leiterin des LBZ, Dr. Annette Gerlach fest. „Als aktiver Teilnehmer bereichert das LBZ nun auch das Onleihe-Angebot durch den Ankauf wissenschaftlicher Titel“, erklärt Dr. Gerlach. „Dieses Konzept der Beteiligung wissenschaftlicher Bibliotheken am Onleihe-Verbund und damit der Erweiterung des Angebotes um wissenschaftliche Literatur ist bisher einzigartig in Deutschland“, erläutert Dr. Gerlach weiter. Mittlerweile beteiligen sich landesweit 44 Bibliotheken am Verbund. Der Bestand wurde, auch gefördert mit Landesmitteln, weiter ausgebaut und die Zahl der Entleihungen stieg von rund 40.000 im Jahr 2011 auf rund 350.000 im Jahr 2014. Im Vergleich zum Vorjahr 2013 lag die Ausleihsteigerung bei mehr als 60%, denn 2013 waren es erst rund 217.000 Entleihungen. Auch die Zahl Bestand und Entleihungen 400.000 Bestand Entleihungen 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 2010 2011 2012 2013 2014 37 2010 2011 2012 2013 2014 Nutzer 1087 3124 6081 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 10013 13854 INTERNET, NEUE MEDIEN der Nutzer hat sich im Vergleich zu 2013 um rund 40% erhöht. Rund 14.000 Bibliothekskunden landesweit nutzen das Angebot. Die ersten beiden Monate des Jahres 2015 mit durchschnittlich 35.000 Entleihungen lassen erwarten, dass auch 2015 ein erfolgreiches Jahr für die Onleihe Rheinland-Pfalz wird. Nutzerinnen und Nutzer der Onleihe RLP 2010 - 2014 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 Angelika Hesse, LBZ 2000 0 2010 2011 2012 2013 2014 Die Onleihe RLP konnte in den vergangenen fünf Jahren Zuwächse beim Bestand, bei den Entleihungen sowie bei den Nutzerzahlen verbuchen. Universitätsbibliothek Mainz verstärkt ihre Aktivitäten in den Bereichen E-Science und Science 2.0 Die wissenschaftliche Arbeit entwickelt sich mehr und mehr hin zu einer völlig veränderten und primär digitalen Partizipation, Kommunikation und Diskussion in Forschungs- und Publikationsprozessen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen zunehmend Wikis, Blogs und andere kooperative Kommunikationskanäle wie soziale Netzwerke, um Ideen, Theorien und Konzepte online zu teilen. Diese Art der Forschungsarbeit benötigt als Basis eine umfassend digitale Infrastruktur, die alle relevanten Ressourcen für einen Forschungsbereich integriert und Werkzeuge zu ihrer Verarbeitung bereitstellt. Die Universitätsbibliothek Mainz verstärkt ihre Aktivitäten in diesem Bereich durch die Mitarbeit im LeibnizForschungsverbund Science 2.0 und die Bereitstellung einer neuen Serviceplattform zur Digitalisierung. Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 Die Universitätsbibliothek Mainz ist neues assoziiertes Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0. Der Verbund befasst sich mit der Nutzung moderner Internettechnologien in der Forschung und untersucht, wie sich Science 2.0 auf Wissenschaft und Gesellschaft auswirkt. Indem Werkzeuge und Plattformen des Social Web zunehmend in den Wissenschaftsalltag integriert werden, entstehen völlig neue Möglichkeiten der Kommunikation und Zusammenarbeit. Es wird erwartet, 38 dass sich dadurch die bestehenden Forschungspraktiken und Publikationsprozesse fundamental ändern. Organisatorisch ist der Forschungsverbund in der Leibniz-Gemeinschaft verankert und wird derzeit von 37 Verbundpartnern unterschiedlicher Disziplinen vorangetrieben. Er besteht aus Leibniz-Einrichtungen sowie universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und gehört zu den größten der elf Leibniz-Forschungsverbünde. Für die UB Mainz bedeutet die Mitgliedschaft in dem Forschungsverbund, sich in die aktuelle Debatte um die Rolle von Science 2.0 aktiv einzubringen. „Die Entwicklung bringt eine grundlegende Veränderung der bisherigen Forschungspraktiken und Publikationsprozesse mit sich und bedeutet für uns, dass wir die Dienstleistungen der Bibliothek entsprechend anpassen müssen“, erklärt Nicole Walger von der Universitätsbibliothek der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Dazu wird es auch nötig sein, die Rolle der Bibliotheken neu zu definie en, die in Zukunft verstärkt als Berater für Science 2.0 auftreten werden. „Die Universitätsbibliothek Mainz möchte ihrerseits zu dem Verbund beitragen, indem wir Erfahrungen mit Science 2.0 aus der Praxis einer wissenschaftlichen Bibliothek und Consulting Library erheben und weitergeben“, so Walger mit einem Hinweis darauf, dass Mainz bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 insbesondere Erfahrungen auf dem Aktionsfeld Akademische Integrität besitzt – ein Thema, das für Science 2.0 von besonderer Relevanz ist. „Visual Collections“ – neue Serviceplattform für Digitalisierungsvorhaben Die Digitalisierung von Arbeitsmaterial gehört zur Grundvoraussetzung für vernetztes und digitales Arbeiten im wissenschaftlichen Alltag. Mit dem Online-Portal „Visual Collections“ bietet die Universitätsbibliothek Mainz Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der JGU ab sofort eine Lösung zur digitalen Erschließung und Bereitstellung von Quellenmaterial. Die Universitätsbibliothek startet das Portal mit den beiden Kollektionen Sammlung Clemens Brentano und Sammlung Rotbuch Verlagsarchiv, weitere werden folgen. Die im Portal veröffentlichten Kollektionen von digitalisierten Materialien und deren Metadaten können über eine komfortable Weboberfläche mithilfe zahlreicher Such- und Anzeigefunktionen durchsucht werden. Die einzelnen Digitalisate lassen sich in verschiedenen Vergrößerungsstufen betrachten, auch an der gezielten INTERNET, NEUE MEDIEN Suche nach Textstellen wird gearbeitet. Wer sein Quellenmaterial zur weiteren Forschung in anderen Systemen bearbeiten möchte, kann die Daten in international standardisierten Formaten ausgeben lassen oder direkt in andere Softwaresysteme übernehmen. Es wird angestrebt, sämtliche im Portal erfassten Daten frei zugänglich (Open Access) anzubieten. Die Universitätsbibliothek Mainz entwickelte die „Visual Collections“ in einem Kooperationsprojekt mit den Forschungsschwerpunkten „Medienkonvergenz“ und „Historische Kulturwissenschaften“ sowie dem Zentrum für Datenverarbeitung der JGU. Sie geht damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer digital basierten Infrastruktur für E-Science an der JGU. Quellen: Pressemitteilungen UB Mainz und Informationsdienst Wissenschaft 39 SCHULE UND BIBLIOTHEK bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 SCHULE UND BIBLIOTHEK Von der Schulbibliothek zum Lern- und Medienzentrum Maria Ward-Schule Mainz Die Maria Ward-Schule (MWS) ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium für Mädchen mit den angegliederten Berufsfachschulen Hauswirtschaft/Sozialwesen und Wirtschaft. Schulträger ist die kirchliche Maria Ward-Stiftung. Bereits seit Jahrzehnten gab es in der Maria WardSchule eine funktionierende und gut ausgestattete Schulbibliothek mit großzügigen Öffnungszeiten, PCAusstattung (BibliothecaPlus) und einer Leseecke (seit 2008). Allerdings machte sich in den letzten Jahren zunehmend ein Nutzungswandel und damit verbunden das Fehlen von PC-Arbeitsplätzen in ausreichender Anzahl bemerkbar. Zudem war die zur Verfügung stehende Fläche eher gering, Raumhöhe und Regale dafür hoch, Bücher oft schwer zu erreichen, die Einrichtung in die Jahre gekommen. Gleichzeitig wurde deutlich: Eigenverantwortliches Lernen im Vormittagsunterricht und zunehmende Präsenz der Schülerinnen am Nachmittag durch immer mehr Ganztagsunterricht und AGs erforderten Raum für individualisiertes Arbeiten, für Hausaufgaben, zur Vorbereitung von Referaten, Präsentationen und Facharbeiten, auch zum Entspannen. Anfang 2013 kündigte sich die Möglichkeit der Verlagerung und Vergrößerung der Bibliothek mit völlig neuem Konzept im Rahmen des umfassenden barrierefreien Umbaus eines Schulgebäudes an. Es wurde – nicht zum ersten Mal – aussortiert, gleichzeitig geplant, die Bibliothek zog für die Dauer des Schuljahres 2013/2014 mit reduziertem Angebot in ein kleines, aber feines Provisorium um und wurde mit Beginn des Schuljahres 2014/2015 als Lern- und Medienzentrum (LMZ) neu eröffnet. Die neuen Räume liegen im Dachgeschoss des sogenannten Fechenbacher Hofes, eines in den fünfziger Jahren wiederaufgebauten Barockgebäudes, in dem sich auch Lehrerzimmer, Verwaltung und Kursräume für die Oberstufe befinden, das grundlegend saniert und den Erfordernissen des Brandschutzes angepasst wurde. Zwei Architekturbüros kooperierten miteinander: Die Leitung der gesamten Baumaßnahme lag in den Händen des Planungsbüros BSE, die Planung des Lern- und Medienzentrums mit 300 qm erfolgte durch das Architekturbüro EckertHarms Mainz/Wies- 40 baden in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und drei Mitarbeiterinnen aus dem Bibliotheksteam. An der Finanzierung waren neben dem Schulträger das Land Rheinland-Pfalz, das Bistum Mainz, Förderstiftung und Förderverein, private Sponsoren der Schule und die Eltern beteiligt. Das Lern- und Medienzentrum besteht aus einem großen zentralen Raum mit Verbuchungstheke, Gruppenund Einzeltischen, Bücherregalen und zwei Aufbewahrungsmöbeln mit Schubladen für zurzeit 35 Laptops. Im Eingangsbereich gibt es eine Garderobe mit Schließfächern, einen Kopierer und eine große gepolsterte Sitzbank; zwei weitere Lesesofas sind im hinteren Teil des zentralen Raums in den Regalen eingebaut und erfreuen sich bei den Schülerinnen großer Beliebtheit. Jeweils durch große Glastüren abgetrennt sind auf einer Seite die Leseecke mit Sitzpodesten und auf der anderen Seite ein großer Seminarraum mit Arbeitstischen und Bücherregalen, der eine ganze Schulklasse aufnehmen kann. Eine kleine Küchenzeile, ein Lagerraum und eine behindertengerechte Toilette liegen im hinteren Teil. Alle Arbeitstische sind mit Elektro- und Internetanschlüssen versehen, so können die Schülerinnen an der Verbuchungstheke Laptops ausleihen und an allen Tischen damit arbeiten. Für Präsentationen gibt es zwei Beamer und Leinwände. Beim Innenausbau und bei der Möblierung wurde wegen der eingeschränkten Raumhöhe und der Gaupenfenster Wert auf Helligkeit und Transparenz gelegt, das Bibliotheksteam wünschte eine größtmögliche Flexibilität der Einrichtung. Farbliche Akzente setzen die statisch notwendigen Stützen, die in unterschiedlichen Farben gestrichen und mit dem Ausspruch der Gründerin der Congregatio Jesu und Schulpatronin Mary Ward „Ich habe stets das Licht geliebt“ in verschiedenen Sprachen beschriftet sind. Das Regalsystem ist überwiegend von einem Bibliothekseinrichter (Standardprogramm mit weißen Stahlrahmen und weißen Holzfachböden); es wird durch Maßanfertigungen ergänzt, um möglichst viel Stellfl che auch in den Schrägen zu erhalten, auf Sonderausstattungen wurde verzichtet. bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Wie bereits in der alten Bibliothek arbeiten wir mit BibliothecaPlus von OCLC (zwei Arbeitsplätze, von denen einer in der Regel als LanOPAC genutzt wird), neu ist der eOPAC von BVS, mit dem über das Internet der Medienbestand des Lernzentrums tagesaktuell eingesehen werden kann. Der Einzug in das LMZ erfolgte in den beiden letzten Wochen der Sommerferien 2014. Am letzten Ferientag waren wir erleichtert, dass wir alle Bücher sinnvoll in den Regalen unterbringen konnten. Ab dem ersten Schultag bis zu den Herbstferien wurden wir so von Einzelbesuchern und durch viele Klassenführungen in Anspruch genommen und hatten mit den Tücken der Technik zu kämpfen, dass wir kaum zum Luftholen kamen. Inzwischen, nach einigen Monaten, hat sich alles eingespielt, die Anfangsschwierigkeiten sind behoben und wir sind zum normalen Betrieb übergegangen. Das LMZ ist an allen Schultagen ganztägig geöffnet und wird von einem Team von 25 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen unter Leitung einer Teilzeit-Fachkraft betreut. An den Vormittagen wird es hauptsächlich von Klassen und Gruppen sowie Oberstufenschülerinnen in deren Freistunden genutzt, in den Pausen und ab der Mittagszeit vor allem von Einzelbesucherinnen aller Klassenstufen. Vor allem die Ganztagsschülerinnen der Unterstufe verbringen in ihrer Mittagspause gern Zeit in der Leseecke und auf den Leseliegen. Außerdem ist das LMZ Treffpunkt für Lese-AGs und bietet Raum für Abendveranstaltungen. Für die nächste Zukunft ist SCHULE UND BIBLIOTHEK geplant, interessierte Schülerinnen zur Mithilfe in bestimmten Bereichen zu gewinnen, Anfragen dazu gibt es bereits. Die anfängliche Befürchtung, dass die Lage in der dritten Etage Besucher abschreckt, hat sich nicht bewahrheitet. Und wer den Weg nach oben geschafft hat, wird auch von einem schönen Blick über die Dächer von Mainz und auf die Domtürme belohnt. Birgit Karn, Leiterin des Lern- und Medienzentrums Maria Ward-Schule Mainz Seminarraum mit Arbeitsstationen, an denen Laptops angeschlossen werden können. Lern- und Medienzentrum der Maria Ward-Schule Mainz Ballplatz 1-3 55116 Mainz Telefon: 06131 260555 E-Mail: [email protected] Leitung: Bestand: Fläche: Öffnungszeiten: EDV-System: Architekt: Einrichtung: Schülerinnen: Schulträger: Blick vom Hauptraum in den Seminarraum. Fotos: Charlotte Schmidberger Birgit Karn 13.000 Medien ca. 300 qm Montag bis Donnerstag:08.30 - 16.00 Uhr Freitag: 08.30 - 14.00 Uhr BibliothecaPlus, eOPAC von BVS Planungsbüro BSE, Mainz, EckertHarms, Mainz Schulz Speyer Bibliothekstechnik ca. 1.400, Lehrer/innen ca. 110 Maria Ward-Stiftung Verbuchungstheke, links davon ein Laptopwagen. Foto: Birgit Karn 41 TAGUNGEN, FORTBILDUNG bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TAGUNGEN, FORTBILDUNG „Baustelle Zukunft“: Gemeinsame Bibliothekskonferenz der hauptamtlichen Bibliotheken 2014 Mainz am Mittwoch, 19. November 2014: mit den Worten „Heute ist ein guter Tag für die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz“, begrüßte Dr. Annette Gerlach, Leiterin des Landesbibliothekszentrums, zu Beginn der jährlichen Gemeinsamen Konferenz der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken in Rheinland-Pfalz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Hoch über der Stadt im Konferenzraum des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hatten sich auf Einladung des LBZ Vertreterinnen und Vertreter von über 40 Öffentlichen Bibliotheken in Anwesenheit des zuständigen Referenten Anton Neugebauer versammelt. Das Thema der Tagung: „Zukünftige Angebote und Dienstleistungen“. Nur unweit der Konferenz stand an diesem Tag im rheinland-pfälzischen Landtag die Verabschiedung des lange angestrebten ersten Bibliotheksgesetzes für das Land auf der Tagesordnung, eine neue Grundlage für moderne und zukunftsträchtige Bibliotheken. Wie sieht sie also aus, die Öffentliche Bibliothek der Zukunft in Rheinland-Pfalz? Welche Angebote und Dienstleistungen kann und soll sie bieten? Und welche Unterstützung bietet das Land an? Neuausrichtung der Büchereistellenarbeit in Rheinland-Pfalz Antworten auf diese Fragen gab der stellvertretende Leiter des LBZ, Günter Pflaum, in seiner Präsentation über die Neukonzeption der Büchereistellenarbeit in Rheinland-Pfalz. In den Jahren 2013 und 2014 wurde in einem Strukturprozess die zukunftsorientierte Neuausrichtung der Landesbüchereistelle geplant. Erarbeitet wurde die Konzeption „Büchereistellenarbeit 2020“ für eine leistungsfähige zentrale Koordinierungsund Dienstleistungsorganisation. Ziele sind die bestmögliche Unterstützung aller Bibliotheken im Land, die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Projekte sowie die Optimierung der inneren Organisation. Die 42 Dienstleistungen der Landesbüchereistelle sollen den Bibliotheken landesweit umfassend, passgenau, schnell und aktuell bereitstehen.1 Die Umsetzung des Konzepts hat in den beiden Standorten Koblenz und Neustadt an der Weinstraße zunächst mit personellen Veränderungen begonnen. Im nächsten Schritt wird nun eine neu strukturierte Aufgabenverteilung umgesetzt. Damit war das Angebot der Landesbüchereistelle für die Zukunft der Bibliotheken umrissen. Pflaum widmete sich abschließend dem Thema Förderung des Öffentlichen Bibliothekswesens und gab hinsichtlich der Veränderungen ab 2015 nochmals einen Überblick über die Regelungen der Verwaltungsvorschrift zur Förderung des Öffentlichen Bibliothekswesens in Rheinland-Pfalz und der dazugehörigen Richtlinie.2 Neue Angebote und Dienstleistungen in Bibliotheken Und wie positioniert sich die einzelne Öffentliche Bibliothek zukünftig? Wichtige Impulse zu dieser Frage gab Christoph Deeg in seinem engagierten und mitreißenden Vortrag. Vorangestellt hatte er ihm die Abbildung eines gelben Baustellenschildes mit der Aufschrift: „Hier entsteht Zukunft“. Deeg ist Berater für Social-Media-Management und digitale Strategien, Gamer, bekennender Bibliotheksfan, Autor des Buches „Gaming in Bibliotheken“ und – erklärtermaßen – ein Provokateur. Seine Thesen, Ideen, Erkenntnisse, Erfahrungen, Anregungen präsentierte er wie ein rasantes Spiel auf der digitalen Datenautobahn: schnell, laut, bunt. Reiz folgte auf Reiz, im Kopf der Zuhörer entstanden Assoziationen, gleichsam öffnete sich Fenster auf Fenster. Blitzlichter: „Wir schaffen eine Generation von digitalen Analphabeten“, „Google ist ein Verb“, „Das größte Wiki nach Wikipedia ist das für World of Warcraft“, „Wäre Facebook ein Land, wäre es das drittgrößte der 1 Vgl. die umfassende Darstellung der Konzeption von Pflaum, Günter: Die Landesbüchereistelle im LBZ, in: „bibliotheken heute“, Heft 3/2014, S. 112-117. 2 Nähere Informationen dazu sowie die aktuellen Antragsformulare gibt es unter www.lbz.rlp.de TAGUNGEN, FORTBILDUNG bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Erde“, „Collateral Learning – Lernen als Kollateral-Nutzen am Beispiel Pokemon“, „Verleihen ist cooler als Verkaufen – das uralte Geschäftsmodell der Bibliotheken wird von den kommerziellen Anbietern übernommen“, „Wechseln Sie mal ab: statt Bibliothekartag lieber Gamescom!“ Wichtige Thesen kristallisierten sich heraus: ■ F ür das Lernen, die Kultur- und Wissensvermittlung werden Elemente des Gamings in der Zukunft immer wichtiger werden. ■ Computerspiele zeigen, wie in Zukunft besser gearbeitet, gelehrt und gelernt werden kann. ■ Bibliotheken können Gaming für Projekte nutzen. ■ Gaming wird die Bibliotheksarbeit verändern. Deeg fordert ein, dass Bibliotheken bei der Konzeption ihrer Angebote die (digitalen) Lebensrealitäten ihrer realen und potentiellen Kunden wahrnehmen. In Zukunft werde es immer wichtiger werden, möglichst allen Menschen Zugang –„Access“– zu digitalen Inhalten zu eröffnen, diese Inhalte –„Content“– zu kuratieren und auch, Content zu produzieren, um selbstbestimmtes Lernen und Teilhabe zu ermöglichen. Und er stellt, als echter Bibliotheksfan, die Stärken der Bibliothek heraus: Sie ist ein realer Ort mit realen Menschen, sie kann den notwendigen „Access“ schaffen zu analogen und digitalen Inhalten, sie kann realer Erlebnis-Ort für analoge und digitale Erfahrungen sein. Stichworte hier: „Aktivitheken“, „Unique Experiences“, „Neues Lernen“. Deeg formuliert eine Zielsetzung für die Zukunft: Bibliotheken als Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Welt, eng orientiert an den sich schnell wandelnden Lebensrealitäten der Menschen, für die sie arbeiten: Baustelle Zukunft. Korrespondierend zu den Inhalten der Tagung rund um das Thema Zukunft der Bibliotheken, hat unweit der Tagungsräume der Landtag des Landes RheinlandPfalz das Bibliotheksgesetz an diesem Mittwoch, 19. November 2014, einstimmig angenommen. „Mit dem Bibliotheksgesetz … legen (wir) das Fundament für moderne, zukunftsträchtige Bibliotheken in Rheinland-Pfalz. … Für die Bibliothekslandschaft ist das neue Gesetz ein Meilenstein.“, so Bildungs- und Kulturministerin Vera Reiß in der Landtagsdebatte. Ein guter Tag für die Zukunft der Bibliotheken in Rheinland-Pfalz. Nächste Tagungstermine Die nächsten Konferenzen der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken finden im Süden am 22. April 2015 in Limburgerhof und im Norden am 4. Mai 2015 in Daun statt. Der Termin für die nächste gemeinsame Tagung im Herbst ist der 25. November 2015, wieder im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MBWWK) in Mainz. Gudrun Colling, Norbert Sprung, LBZ Christoph Deeg referierte bei der gemeinsamen Bibliothekskonferenz der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken. Foto: Cornelia Dietle 43 TAGUNGEN, FORTBILDUNG bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Jahrestagung im Zeichen von Austausch und Fortbildung Konferenz der ehrenamtlichen Bibliotheken im nördlichen Rheinland-Pfalz 2014 Ehrenamtliche Bibliotheken sind zunehmend vernetzte, kreative und lebendige Orte der Leseförderung und Begegnung. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vielseitig interessiert und ständig auf der Suche nach neuen Ideen und pflegen gerne den Austausch. Dies bewiesen rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ehrenamtlichen Bibliotheken im Norden des Landes bei ihrer traditionellen Jahrestagung am 28. und 29. November in Vallendar. Wie in den Vorjahren, hatte das Landesbibliothekszentrum (LBZ) ins Forum Vinzenz Pallotti eingeladen, um dort gemeinsam zwei Tage mit intensivem Austausch und Fortbildung zu verbringen. Anders als in den Vorjahren wurde in diesem Jahr der Austausch am ersten Tag mit Neuigkeiten aus dem LBZ und aus der Landesbüchereistelle eröffnet. Günter Pflaum, der stellvertretende Leiter des Landesbibliothekszentrums, stellte dabei die zukünftige Konzeption der Büchereistellenarbeit des LBZ vor. Ziele dafür sind vor allem ein Ausbau der Bibliotheksberatung und der zentralen Unterstützungsleistungen für die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz. Zudem sollen in den nächsten Jahren auch die weitere Vernetzung und Kooperation der Bibliotheken sowie deren Präsenz im Internet verstärkt werden. Dazu gehört zum Beispiel, die E-Book-Ausleihe im Rahmen der Onleihe RheinlandPfalz auch auf die kleinen Bibliotheken und ihre Kunden auszuweiten. Nach einem gemeinsamen Abendessen stellten Elke Zedlitz und Anke Biehl anschließend in einer anregenden Präsentation die Öffentliche Bücherei Bad Sobernheim und ihre Angebote vor. Die Bücherei ist entstanden aus einem Zusammenschluss der örtlichen evangelischen und der städtischen Bücherei. Seit 2010 ist sie im Kulturhaus Synagoge untergebracht, sie hat einen eigenen Förderverein und neben vielen interessanten Veranstaltungen veröffentlicht die Bücherei unter dem Titel „Buchkribbeln“ regelmäßig eine Broschüre mit literarischen Neuerscheinungen und Veranstaltungsangeboten. Zum Abschluss des Abends waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in großer Runde aufgefordert von den Erfahrungen aus der Arbeit des vergangenen Jahres zu berichten und dabei wurde schnell klar, an Kreativität mangelt es nicht. Von Lesenacht über Bücherpicknick für Kinder bis hin zu Leseaktionen für Erwachsene sowie Lesungen mit Geschichtenerzählern, Autoren 44 und vieles mehr – den Mitarbeiterinnen der ehrenamtlichen Bibliotheken gehen die Ideen so schnell nicht aus. Das Landesbibliothekszentrum unterstützt diese vielseitige Veranstaltungsarbeit mit zentralen Dienstleistungen und landesweiten Aktionen. Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Aktionen ist der LESESOMMER Rheinland-Pfalz. Am zweiten Tag widmeten sich die Teilnehmerinnen ganz dem Thema Jugendliche als Zielgruppe in Bibliotheken. Zu diesem Thema war der in Bibliothekskreisen bekannte Fachmann Robert Elstner angereist. Elstner ist Sachgebietsleiter in der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit der Städtischen Bibliotheken Leipzig. Darüber hinaus ist er seit vielen Jahren Jurymitglied bei verschiedenen bundesweiten Kinder- und Jugendliteraturpreisen sowie Initiator der Leipziger Jugend-Literatur-Jury. In der Regel gelten die Jugendlichen in der Bibliothek als schwer zu erreichende Zielgruppe, doch Elstner inspirierte mit einer gelungenen Literaturauswahl und kreativen Vermittlungsmethoden wie Bookslam®, Bookcasting oder Educaching. Zum Ende der Tagung am Samstagnachmittag traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versorgt mit vielen neuen Informationen, Methodenwissen und Tipps für die Bibliotheksarbeit vor Ort den Heimweg an. 2015 soll die Jahreskonferenz der ehrenamtlich geleiteten Bibliotheken im nördlichen Rheinland-Pfalz erneut in Vallendar stattfinden. Der voraussichtliche Termin für die Tagung wird der 6. und 7. November 2015 sein. Hierfür werden ab September gesonderte Einladungen verschickt. Norbert Sprung, LBZ Jahrestagung der ehrenamtlich geleiteten Bibliotheken in Vallendar im November 2014. Foto: LBZ bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Neues aus dem LBZ Rheinische Landesbibliothek erhält Druck des 16. Jahrhunderts als Geschenk Neuer Fachreferent im LBZ / Pfälzische Landesbibliothek Die Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften Koblenz hat dem Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek einen wertvollen landeskundlichen Druck aus dem 16. Jahrhundert geschenkt. Es handelt sich um den ersten Teil des Werkes „Libri officialis sive agendae S. Ecclesiae Treverensis“, einem Trierer Kollektar (Buch der Liturgie), das 1574 bei Rotaeus in Trier erschienen ist. Daniel Fromme ist seit 1. Dezember 2014 neuer Fachreferent für Musik, Theologie, Religionswissenschaft, Tanz, Theater, Film, Sport und Spiel am LBZ-Standort Pfälzische Landesbibliothek. Nach dem Studium der Musikwissenschaft und Germanistik hat er sein Referendariat an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz absolviert und war zuletzt als Koordinator Musik in der Stadtbibliothek Hannover tätig. Daniel Fromme tritt die Nachfolge von Dr. Elisabeth Diederichs an, die im Sommer in den Ruhestand verabschiedet wurde. Neben den Fachreferaten übernimmt er Aufgaben im Bereich der Informationskompetenz und der Öffentlichkeitsarbeit. Kontaktdaten: Telefon: 06232 9006-247, E-Mail: [email protected] Das Werk enthält auf seinen 246 Seiten unter anderem ein Kalendarium mit den Festtagen und Heiligenkalendern, die Beschreibung und Erläuterung der Bedeutung der Heiligen Sakramente und ein Glaubensbekenntnis auf lateinisch und deutsch. Es ist in rot und schwarz gedruckt und wird durch einen ganzseitigen Wappenholzschnitt von Jakob von Eltz auf der Rückseite des Titelblattes geschmückt. Jakob von Eltz war von 1567 bis 1581 Erzbischof und Kurfürst von Trier. Seine Regierungszeit stellt einen deutlichen Einschnitt in der Geschichte des Trierer Erzbistums bzw. Kurfürstentums dar. Er setzte zielstrebig die Reformdekrete des Konzils von Trient in seinem Bistum um und bemühte sich um die Vereinheitlichung der Liturgie, wozu das vorliegende Werk maßgeblich beitrug. Gerd Martin Forneck (links), der erste Vorsitzende der Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften, überreicht dem Leiter der Rheinischen Landesbibliothek, Lars Jendral, den alten Druck. Fotos: LBZ LBZ-Stand bei der Buchmesse Rheinland-Pfalz Viele Besucher, interessante Gespräche – so lautete das Fazit des Landesbibliothekszentrums bei seiner Teilnahme bei der ersten Buchmesse Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr. Darum wird das LBZ auch 2015 wieder auf der rheinland-pfälzischen Buchmesse vom 29. bis 31. Mai in Mainz vertreten sein. Besucherinnen und Besucher der Messe haben Gelegenheit sich am LBZ-Stand über die Angebote des Landesbibliothekszentrums zu informieren und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Das LBZ präsentiert seine Angebote bei der Buchmesse RheinlandPfalz. 45 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Neue URL und veränderter Webauftritt des LBZ Seit Januar 2015 präsentiert sich der veränderte Webauftritt des Landesbibliothekszentrums mit verbesserten Funktionalitäten und einer übersichtlicheren, auf seine Dienstleistungen bezogenen Navigation, nach wie vor eingebettet in das Corporate Design des Landes Rheinland-Pfalz. Unter der neuen URL www.lbz.rlp.de stellt das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz seine Dienstleistungen in den Mittelpunkt. An Stelle der einzelnen Standorte dominieren nun die wichtigsten Angebote der Landesbibliotheken und der Landesbüchereistelle. „Wir erhoffen uns von den vorgenommenen Veränderungen auf der Webseite eine konsequentere Ausrichtung auf unsere Dienstleistungen und Services“, erklärt die Leiterin des LBZ, Dr. Annette Gerlach. Was ist neu? Auf der linken Seite der Navigationsleiste liegt der Fokus klar auf den LBZ-Dienstleistungen. Die Rubrik „Über uns“ mit allgemeinen Informationen über das Landesbibliothekszentrum ist in der Navigationsleiste weiter unten platziert. Der sogenannte Content-Bereich in der Mitte der Webseite, besteht nicht länger automatisch aus den LBZ-Pressemitteilungen, sondern hier stehen jetzt aktuelle Meldungen, sowohl zu LBZ-weiten wie auch zu standortbezogenen Themen. Die Dauer der Information hängt somit nun vom Inhalt ab, nicht davon, wie viele Pressemitteilungen von den einzelnen Einrichtungen des LBZ veröffentlicht werden. Die Pressemeldungen sind fortan als Unterpunkt von „Über uns“ zu finden Die sich auf der rechten Seite befindliche Highlightspalte bietet einen Schnelleinstieg in die wichtigsten Rechercheinstrumente wie die Digitale Bibliothek, die Onleihe, das Digitalisierungsportal dilibri oder den Buchungskalender. Ansonsten finden Sie hier vor allen Dingen allgemeine Kontaktadressen oder konkrete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im LBZ. Auf der Einstiegsseite finden Sie unter dem Punkt „Stellenbörse“ ebenfalls unsere aktuellen Stellenangebote. Wichtig ist auch der Schnelleinstieg in die Katalogsuche. Daher finden Kunden den Suchschlitz für den LBZ-Katalog zentral im Content-Bereich. Der LBZ-Katalog verzeichnet Bücher und Zeitschriften, aber auch elektronische Volltexte, Noten, Karten und audiovisuelle Medien der wissenschaftlichen Bibliotheken im Landesbibliothekszentrum. Für die Öffentlichen Bib- 46 liotheken als Kunden der Landesbüchereistelle bietet sich der direkte Einstieg über den Button „Öffentliche Bibliotheken“ oder „Leseförderung“ auf der linken Seiten der Navigationsleiste an. Die Landesbüchereistelle unterstützt mit ihren Angeboten Öffentliche Bibliotheken und deren Träger durch Beratung in allen Fragen zur Einrichtung, Ausstattung und Förderung; mit Medien aus den Ergänzungsbüchereien; durch praktische Unterstützung bei der fachlichen Medienerschließung und -bearbeitung; mit Fortbildungsangeboten zur Qualifizierung des Bibliothekspersonals sowie durch die Organisation landesweiter Projekte. Neue Homepageadresse: www.lbz.rlp.de Bitte beachten Sie: Die E-Mail-Adressen des LBZ bleiben erhalten, d.h. hier bleibt das Minus zwischen lbz und rlp bestehen (z.B. info(at)lbz-rlp.de). Pressemitteilung LBZ Überarbeitete Webseite des LBZ unter www.lbz.rlp.de bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Kooperation des Landesbibliothekszentrums mit der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte e.V. ist ein Gemeinschaftswerk der Kirchenhistoriker und der kirchengeschichtlich Interessierten in den Bistümern Fulda, Limburg, Mainz, Speyer, Trier und demnächst auch Erfurt zur Erforschung der regionalen Kirchengeschichte. Sie gibt im Selbstverlag die Zeitschrift „Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte“ und die Schriftenreihe „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“ heraus. Um ihre Veröffentlichungen einem breiteren Publikum bekannt zu machen, wurden diese nun zum Teil in einem Kooperationsprojekt vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz digitalisiert und im landesweiten Digitalisierungsportal dilibri (www.dilibri.de) zugänglich gemacht. Dilibri ist die digitalisierte Sammlung von landeskundlichen Werken zu Rheinland-Pfalz sowie von Beständen aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken. Neben dem Landesbibliothekszentrum mit der Rheinischen Landesbibliothek Koblenz, der Pfälzischen Landesbibliothek Spey- er und der Bibliotheca Bipontina Zweibrücken sind die Universitätsbibliothek Trier und die Stadtbibliotheken Koblenz, Mainz, Trier und Worms sowie die Bibliothek des Priesterseminars Trier an dilibri beteiligt. Außerdem stellen zahlreiche Kooperationspartner, z.B. das Stadtarchiv Koblenz, das Landeshauptarchiv, der Eifelverein u.a. dem Landesbibliothekszentrum ihre teilweise einzigartigen Bestände zur Digitalisierung zur Verfügung. So auch die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte: Inzwischen sind die Jahrgänge 1949 bis 1958 des „Archivs für mittelrheinische Kirchengeschichte“ und zahlreiche Bände der „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“ im Portal dilibri frei zugänglich. Bisher sind dies 47 Titel der Schriftenreihe, die zwischen 1951 und 2005 erschienen sind. „Mit Hilfe von dilibri können wir auf unsere Veröffentlichungen aufmerksam machen und Bürgern und Forschern einen einfacheren Zugang ermöglichen“, freut sich die Geschäftsführerin der Gesellschaft, Dr. Martina Knichel. Barbara Koelges, LBZ Inkunabel aus dem Kloster Maria Laach jetzt im LBZ Koblenz Das Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek konnte in Absprache mit dem Kloster Maria Laach eine von einem Antiquariat angebotene Inkunabel erstehen, die ursprünglich aus der Klosterbibliothek Maria Laach stammt. Es handelt sich um eine Predigtsammlung des Mystikers und Franziskaners Hendrik Herp (1400-1477) über die zehn Gebote. Sie entstand zwischen 1455 und 1460 und wurde 1481 bei Koberger in Nürnberg gedruckt. Hendrik Herp war ein flämischer Franziskaner und Autor mystischer Meditationsliteratur. Sein bekanntestes Werk, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, war der „Spiegel der Vollkommenheit“. Seine Schriften und gesammelten Predigten wurden nach seinem Tode vielfach übersetzt, gedruckt und verbreitet und waren im 16. und 17. Jahrhundert insbesondere in den Niederlan- Lars Jendral, Leiter der Rheinischen Landesbibliothek im LBZ, mit der neu erstandenen Inkunabel aus dem Kloster Maria Laach. Foto: Susanne Deubel 47 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 den, Frankreich, Italien und Spanien von großem Einfluss Als Inkunabeln oder Wiegendrucke werden die zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahr 1454 und 1500 mit beweglichen Lettern gedruckten Bücher bezeichnet. Das Exemplar, zweispaltig mit gotischer Type gedruckt, hat einen neuen geprägten Kalbsledereinband mit monierten alten Deckenspiegeln und Buckelbeschlägen. In dem Band befindet sich ein handschriftlicher Besitzvermerk, der die Herkunft aus Maria Laach belegt. Aufgrund ihrer späten Gründung im Jahr 1987 verfügt AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM die Rheinische Landesbibliothek über einen kleinen Altbestand, den sie jedoch kontinuierlich ausbaut. Neben den Sammelschwerpunkten „Illustrierte Rheinbücher und historische Rheinlaufkarten“ und „Baedeker-Reiseführer“ wird der Bestand an landesgeschichtlich bedeutsamen Handschriften und alten Drucken aus und über den Regierungsbezirk Koblenz, der ca. 2.600 Objekte umfasst, systematisch ergänzt. Daher ist die nun erworbene Inkunabel eine wertvolle Bereicherung für den Altbestand der Bibliothek. Pressemeldung LBZ Schenkung an das LBZ Speyer im Rahmen des NS-Raubgut-Projektes Im Rahmen des seit gut zwei Jahren laufenden NSRaubgut-Projektes im Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek Speyer, erhielt die Landesbibliothek vor kurzem eine außergewöhnliche Schenkung von Büchern und DVDs, die sich mit dem Thema „Kindertransporte“ beschäftigen. Dieser Begriff bezeichnet ein Rettungsprogramm der britischen Regierung, mit dessen Hilfe zwischen Dezember 1938 und September 1939 rund 10.000 jüdische Kinder vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit gebracht werden konnten. Die Kinder wurden von englischen Pflegefamilien aufgenommen. Zu diesen geretteten Kindern gehörte auch Henry (Heinz) Mayer, der später in Longwood, Florida lebte. Er traf am 5. Januar 1939 elfjährig aus Speyer kommend in England ein. Seine Eltern Anna und Friedrich Mayer mussten zu Hause auf ihre Auswanderung warten, die sich aufgrund der Einwanderungsquoten in den Aufnahmeländern verzögerte. Zu einer Emigration kam es aber nicht mehr, weil das Ehepaar Mayer zusammen mit über 6.500 anderen badischen und pfälzischen Juden bereits am 22. Oktober 1940 nach Gurs verschleppt wurde. Von dort wurden sie im August 1942 nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich kurz darauf ums Leben kamen. Im Zuge der Untersuchungen des Bestandes der Pfälzischen Landesbibliothek auf NS-Raubgut wurden fünf Bücher mit dem Autogramm von Anna Mayer gefunden. NS-Raubgut sind Kulturgüter, die Verfolgten des 48 Nazi-Regimes gehört haben und durch Enteignung oder Zwangsverkauf in den Besitz öffentlicher Einrichtungen gelangt sind. Das Landesbibliothekszentrum in Speyer ist die erste Einrichtung in Rheinland-Pfalz, die ihre Bestände dahingehend überprüft. Die als NS-Raubgut identifizierten Bücher sollen an die Nachfahren der NS- Anna und Friedrich Mayer aus Speyer, ermordet in Auschwitz. Foto mit Genehmigung von Patricia Rahr Mayer. AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Opfer zurückgegeben werden. Henry Mayer verstarb bereits im Dezember 2012 im Alter von 85 Jahren, zwei Monate nach Beginn des Projektes. Seine Witwe, Patricia Rahr Mayer, ist eine der beiden Erbinnen von Anna und Friedrich Mayer, an die das Landesbibliothekszentrum Anna Mayers Bücher restituieren wird. Mit der Schenkung von sechs Büchern und zwei DVDs in englischer Sprache an die Bibliothek verbindet Patricia Rahr Mayer zum einen die Hoffnung, das Gedächtnis an die „Kindertransporte“ wach zu halten. Sie und ihr Mann Henry hatten die meisten Autoren persönlich gekannt. Zum anderen geschieht die Schenkung zur Erinnerung an ihre Schwiegereltern Anna und Friedrich Mayer, worauf die Bibliothek mit einem Geschenkexlibris in den Publikationen hinweist. Die geschenkten Medien waren im Februar für zwei Wochen in einer Vitrine im Eingangsbereich ausgestellt und können vorgemerkt werden. Pressemitteilung LBZ Clemens Jöckle – Ein Leben für die Kunst Ein Abend zu Ehren seines 65. Geburtstages im LBZ Speyer Am 15. April 2015 wäre Clemens Jöckle 65 Jahre alt geworden. Leider verstarb er viel zu früh am 2. Juni 2014, nachdem er – ausgelöst durch einen schweren Schlaganfall – fast zwei Jahre im Wachkoma gelegen hatte. Mit ihm ist ein immenses Wissen über die Kunst verloren gegangen. Die Kunst war sein Leben – dieser Satz trifft auf Clemens Jöckle voll und ganz zu. Ein starkes Moment bildete die sakrale Kunst des Christentums, mit der sich der tiefgläubige Katholik leidenschaftlich beschäftigte und sein Wissen in zahlreiche Kunstführer münden ließ. Seine besondere Vorliebe galt dem Werk pfälzischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. So stammt das grundlegende Nachschlagewerk „Pfälzer Künstler“ für das „Allgemeine Künstlerlexikon“ aus der Feder von Clemens Jöckle. Vielen pfälzischen Einrichtungen, Organisationen, Ausschüssen und Stiftungen hat er auf vortreffliche Weise gedient und sich als unstillbare Wissensquelle ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Sein wichtigster Wirkungsort war sicherlich Speyer (Kunstverein, Städtische Galerie), aber auch der Kunstverein Villa Streccius e.V. und das Strieffle -Haus in Landau, das OttoDill-Museum in Neustadt sowie das Museum Pachen in Rockenhausen verdanken ihm viel bzw. sind ohne ihn nicht denkbar gewesen. Bei Fragen zur Einordnung, Datierung oder Interpretation von Kunstwerken stellte Clemens Jöckle bereitwillig und uneigennützig seine Fachkenntnisse zur Verfügung. Aus dem Stehgreif parlierte er zu jeglichen Kunstgattungen der Bildenden Künste, Künstler sowie Techniken, gab Literaturhinweise und erörterte die Forschungsmeinung. Ging es gar um eines seiner Fachgebiete, so sprudelte er förmlich vor Wissen und sein Enthusiasmus übertrug sich auf Gestik und Mimik. Gerne reicherte er seine Ausführung durch Anekdoten an. 1998 wurde Clemens Jöckle in den Vorstand des Kunstvereins Speyer gewählt, 2001 zum künstlerischen Leiter der Städtischen Galerie Speyer bestellt. Im neu errichteten Kulturhof Flachsgasse waren beide Institutionen Tür an Tür beheimatet. Dies nutzte Clemens Jöckle mehrfach für Gemeinschaftsausstellungen. Stets beobachtete er aktuelle künstlerische Strömungen und holte die entsprechenden Talente nach Speyer. In Fachkreisen – d.h. in der Wissenschaft, bei den Künstlern selbst, aber auch unter den Sammlern – genoss Clemens Jöckle absolutes Vertrauen und vorbehaltlose Anerkennung. Dies ermöglichte es ihm, Exponate aus Privatsammlungen und somit Ausstellungen zu zeigen, die ohne ihn nicht zustande gekommen wären. Die Pfälzische Landesbibliothek gehörte zu Clemens Jöckles Lieblingsorten in Speyer; kaum ein Tag verging ohne seinen Besuch. Er hat der Bibliothek das GeißlerArchiv vermittelt, eine Fundgrube zu Kunst und Künstlern im Raum Pfalz-Rhein-Neckar bis in die 1980er Jahre, deren eifrigster Nutzer er selbst war. Jöckles Wissen floss in zahlreiche Publikationen: Im LBZ-Online-Katalog sind 244 Treffer bei einer Suche als „Verfasser“ für die Erscheinungsjahre 1978-2012 zu verzeichnen; in der Rheinland-Pfälzischen Bibliographie ist er mit 428 Einträgen für die Jahre 1973-2012 vertreten. 49 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Das Landesbibliothekszentrum in Speyer gedenkt seiner anlässlich seines 65. Geburtstages am 15. April 2015. Um 19 Uhr wird eine Ausstellung seiner publizierten Arbeiten eröffnet, Weggefährten erinnern sich, Musik darf auch nicht fehlen, denn Clemens Jöckle war ein großer Musikliebhaber. Ute Bahrs, LBZ Eva-Maria Urban, Kunstverein Speyer Clemens Jöckle (1950-2014) Foto: Peter Wilking Artwork Wie Gott uns groove Bibliothekskonzert am 17. April 2015 im LBZ Speyer Die Neuen Wandermusikanten - diese Band spielt nicht nur für das Publikum, sondern mit dem Publikum und ist damit mehr als eine feststehende Gruppe, die man als Zuschauer bei Auftritten erleben kann. Auf Augenhöhe mit den Musikern erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer eine rasante Reise durch Raum und Zeit der Musikgeschichte. Die Bandbreite reicht von Pachelbel bis Pastorius, von Klassik bis Pop, von Volks- bis Filmmusik über Jazz, Funk sowie afrikanischer und lateinamerikanischer Musik bis hin zu Klängen vom Balkan. In der Landesbibliothek sind die Neuen Wandermusikanten als klassische Marching-Brass Band im Foyer unterwegs. Es spielen: Florian Wehse (Trompete), Igor Rudytskyy (Trompete), Bernhard Vanecek (Posaune), Roland Vanecek (Sousaphone), Thomas Hammer (Schlagzeug) und Arne Moos (Schlagzeug). Das Publikum kann sich auf eine eigene, einzigartige Dynamik des Auftritts freuen. Nach eigener Aussage wollen die Wandermusikanten „Musik unterschiedlichster Genres miteinander verbinden, um dadurch etwas ganz Neues zu schaffen. Da wir unsere Energie nicht aus der Steckdose, sondern aus der Freude an spontanen, immer wieder neuen Interpretationen ziehen und uns nicht durch festgelegte Strukturen einschränken lassen, heben wir die Grenzen zwischen U(nterhaltungs-) und E(rnster-) Musik auf – frei nach dem Motto Handgemacht und Mundgeblasen.“ Die Gäste sind ab 18.30 Uhr herzlich willkommen und werden mit einem Glas Sekt begrüßt. Eine Pause während des Konzertes gibt es nicht. Ab ca. 20.15 Uhr kön- 50 nen die Gäste bei einem Glas Wein oder Wasser noch im Gespräch verweilen oder durch die aktuell laufende Slevogt-Ausstellung schlendern. Karten zu 12 Euro bzw. 8 Euro ermäßigt gibt es im LBZ Speyer sowie zuzüglich der Vorverkaufsgebühren bei allen Vorverkaufsstellen von reservix sowie unter www. reservix.de. Wie gewohnt findet das Bibliothekskonzert dank der freundlichen Unterstützung der Firma Schulz Speyer Bibliothekstechnik AG statt. Ute Bahrs, LBZ Die Neuen Wandermusikanten bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Lernen vor Ort – Wissenschaft im LBZ / Bibliotheca Bipontina Neben den vielen komfortablen Serviceleistungen des Landesbibliothekszentrums stellt der Zweibrücker Standort, die Bibliotheca Bipontina, seit einiger Zeit die Aufgabe, ihren über 400 Jahre alten historischen Bestand mit seiner engen Bindung an die lokale Geschichte benutzerfreundlich aufzubereiten und wissenschaftlich zu erforschen, ins Zentrum seiner Arbeit. In diesem Zusammenhang wurden bereits mehrere Masterarbeiten mit Themen über die Bücher der Herzöge von Zweibrücken geschrieben, eine Doktorarbeit zu einer der hauseigenen Handschrift über eine fürstliche Hochzeit wird bald beendet sein. Seit rund zwei Jahren entwickelte sich eine enge Verbindung zum Lehrstuhl ‚Mittelalterliche Germanistik‘ an der Universität Saarbrücken von Prof. Dr. Nine Miedema. Spätmittelalterliche Handschriften der Bibliothek werden in mehreren Seminaren von Studierenden analysiert und transkribiert, ihre Publikation in Erwägung gezogen. Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs nun auch das Hauptseminar: „Einführung in das Bibliothekswesen der frühen Neuzeit, exemplarisch dargestellt am historischen Bestand des LBZ / Bibliotheca Bipontina“, das die Zweibrücker Standortleiterin als Lehrbeauftragte der Universität übernommen hat. Die Studierenden hatten in diesem dreißigstündigen Blockseminar in den Bibliotheksräumen die seltene Möglichkeit, all das, was sie in der Theorie nähergebracht bekommen hatten, auch in der Praxis zu erproben. Für Lehrinhalte wie Handschriften-, Druck-, Schriftund Einbandgeschichte bietet der fürstliche Bestand der Bibliotheca Bipontina eine Fülle von Originalen aus der Zeit von Renaissance, Reformation und Barock. Wertvollste alte Handschriften und Drucke können hier aus der Nähe betrachtet und ihre Besonderheiten am Beispiel erläutert werden. Die Seminarteilnehmenden konnten deshalb sogar ab und an, ausgestattet mit Handschuhen und anderen Schutzvorrichtungen, den einen oder anderen Schatz selbst erforschen. Zusätzlich zu Referat und Hausarbeit hatten die Studierenden eine zusätzliche Aufgabe: Die Ergebnisse ihrer Forschungen war für eine Ausstellung für die Öf- fentlichkeit aufzubereiten, für die jede/r eine Vitrine gestaltet. Die erarbeitete Werkschau „Lernen vor Ort: Universität in der Bibliothek“ vermittelte den Betrachtenden in anschaulicher Vielfalt das, was den Lernenden besonders wichtig war. In diesen Kontext passte auch die erste Lesung des Jahres 2015 im LBZ / Bibliotheca Bipontina: Die preisgekrönten Wissenschaftsjournalisten Katja Betz und Prof. Dr. Heinrich Zankl stellten ihr neuestes Buch „Trotzdem genial“ vor. Auch hier geht es um Forschung: In fesselnden Kurzbiographien werden Wissenschaftler und große Denker gleichwelcher Fachrichtung vorgestellt. Hatte Professor Zankl sich bereits Kampfhähnen, Scharlatanen, Schwindlern oder irrwitzig Forschenden in der Wissenschaft gewidmet, so hat die jüngste Publikation einen neuen Schwerpunkt: Sie schildert Menschen mit Behinderungen, seien sie physischer oder psychischer Art, die Bedeutendes leisteten. Sigrid Hubert-Reichling, LBZ Studierende erforschen wertvolle Schriften aus dem fürstlichen Bestand der Bibliotheca Bipontina. Foto: LBZ 51 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 „Bücherei 2020 – von der Vision zum Konzept“ LBZ unterstützt ehren- und nebenamtliche Büchereien bei der Entwicklung von Zukunftskonzepten Verändertes Benutzerverhalten, demografischer Wandel, Migration, E-Books und Onleihe, Ehrenamt auf Zeit – diese Schlagworte stehen für Entwicklungen, die auch kleine Büchereien vor die Frage stellen, wie ihre Aufgaben und Ziele in den nächsten Jahren aussehen sollen. Weitere Informationen und Anmeldung auf unserer Homepage www.lbz.rlp.de unter „Veranstaltungen / Schulungen“ sowie bei Cornelia Dietle (Telefon: 06321 3915-21, E-Mail: [email protected]). Anmeldeschluss ist der 29. Mai 2015. Die Landesbüchereistelle des Landesbibliothekszentrums wird deshalb unter dem Titel „Bücherei 2020 – von der Vision zum Konzept“ einen dreiteiligen Workshop anbieten, in dem die Leiterinnen und Leiter ehren- und nebenamtlich geführter kommunaler Büchereien ein individuell abgestimmtes Konzept für ihre künftige Büchereiarbeit erarbeiten sollen. Sonja Bluhm, erfahrene Bibliothekarin mit mehrjähriger Leitungserfahrung, ausgebildete Fortbildungstrainerin und Teamcoach, wird den Workshop leiten. Cornelia Dietle, LBZ Ausgehend von einer Umfeld-, Nutzer- und Statistikanalyse werden klare und realistische Ziele für die eigene Bücherei definiert werden. Was kann die Bücherei leisten, was nicht? Was soll so bleiben, was muss sich ändern? Wo soll die Bücherei in fünf Jahren stehen? Ein schlüssiges Konzept für alle Bereiche der Büchereiarbeit, vom Medienangebot über die Teamorganisation bis zur Veranstaltungsarbeit, ist das Ziel des Projektes. Auch die grafische Aufarbeitung und Gestaltung sowie die Veröffentlichung und Nutzung des Konzeptes gegenüber dem Träger und in der Öffentlichkeit werden thematisiert. Der dreiteilige Workshop startet mit einer zweitägigen Veranstaltung am 26. und 27. Juni 2015 in der Sparkassenakademie Schloss Waldthausen in Budenheim bei Mainz. Am 9. Oktober 2015 folgt der zweite Teil im Landesbibliothekszentrum in Neustadt/Weinstraße. Der Workshop endet mit dem dritten Teil am 25. Januar 2016 im Landesbibliothekszentrum in Koblenz. 52 Ausleihangebote der Landesbüchereistelle Bei der Landesbüchereistelle im Landesbibliothekszentrum können öffentliche Bibliotheken, Schulbibliotheken und Kindertageseinrichtungen in Rheinland-Pfalz Bücher und andere Medien zur Ergänzung des eigenen Bestandes oder für einzelne Projekte und Veranstaltungen ausleihen. Alle Angebote der Landesbüchereistelle sowie Ansprechpartner/innen für Vormerkungen und Bestellungen sind zu finden unter www.lbz.rlp. de. Folgende Angebote können auch online über den Buchungskalender unter http://medien.lbzrlp.de recherchiert und gebucht werden: ■ Themenkisten ■ Klassensätze ■ Bilderbuchkinos ■ Lesespaßkisten ■ Geschichtenkoffer ■ Konsolenspiele ■ Kamishibai AUS DEN VERBÄNDEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEN VERBÄNDEN Neues aus dem dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz 3. Round Table von Bibliotheken und Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz Die Kooperationen zwischen Bibliotheken und Volkshochschulen intensivieren sich seit einigen Jahren, auch in Rheinland-Pfalz. Aus diesem Grund fand 2011 erstmals in Mainz und zum zweiten Mal 2013 in Bingen ein sogenannter Round Table zwischen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern statt. In schöner Tradition wurde nach zwei Jahren nun zum 3. Round Table am 4. März 2015 nach Speyer eingeladen. Unter dem Titel „Grundbildung – querdenken!“ diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Bildungszentrum Villa Ecarius gemeinsam mit Rainer Christ (MBWWK) sowie Prof. Dr. Richard Stang (HdM Stuttgart) über die verschiedenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Als Gastgeber stellten Angela Magin (Stadtbibliothek Speyer) und Ewald Gaden (VHS Speyer) das gemeinsame Projekt eines Lesegartens vor, der im Juni 2015 eröffnet werden soll. Richard Stang, der den Prozess der Zusammenarbeit in Rheinland-Pfalz seit 2011 begleitet hat und bundesweit in dem Bereich tätig ist, äußerte sich grundsätzlich zur Entwicklung der Kooperationen von Bibliotheken und Volkshochschulen. In einem zweiten Teil ging es um die konkrete Arbeit im Bereich „Grundbildung“. Rainer Christ vom MBWWK berichtete über die Grundbildungsaktivitäten in Rheinland-Pfalz. Ein konkretes Ergebnis der erfolgreichen Kooperation stellte Rudolf Fries mit den „Neuen Lernwelten“ im Bildungs- und Medienzentrum Trier vor, die im Mai 2014 eröffnet wurden. Im Anschluss bestand die Möglichkeit zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Bibliotheksgesetz Am 19. November 2014 verabschiedete der Landtag Rheinland-Pfalz einstimmig das Bibliotheksgesetz für Rheinland-Pfalz (s. S. 19-22 in dieser Ausgabe). Das jahrelange Ringen hatte endlich zum Erfolg geführt (s. Bericht „bibliotheken heute“ 3/2014, S. 122f.). Doch was bringt das Gesetz den Büchereien und Bibliotheken ganz konkret im Alltag? Der Vorstand des dbv-Landesverbandes will im Laufe des Frühjahrs seine Mitglieder anschreiben und sie ermutigen, sich bei schwierigen (Finanz-)Verhandlungen mit ihren Trägern konkret auf das Gesetz zu berufen. Das Gesetz unterstreicht schließlich den wichtigen bildungs- und kulturpolitischen Beitrag von Büchereien und Bibliotheken. Ministerin Vera Reiß lobte die soziale Integration und kulturelle Teilhabe, die in den Büchereien und Bibliotheken im Land gelingt. Neueintritte Die Mitgliederzahl erhöht sich erfreulicherweise kontinuierlich. Seit dem 1. Januar 2015 zählt der dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz 80 Mitglieder. Die Bibliothek der Fachhochschule Bingen sowie die Bibliotheksgesellschaft Mainz werden herzlich im Kreis der Mitglieder willkommen geheißen. Ute Bahrs, dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz 53 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 KURZINFORMATIONEN KURZINFORMATIONEN Hochstetten-Dhaun Neue Räumlichkeiten für Gemeindebücherei Nachdem ihr bisheriges Domizil in der alten Schule veräußert wurde, hat die Gemeindebücherei HochstettenDhaun (Kreis Bad Kreuznach) jetzt im evangelischen Gemeindehaus ein neues Zuhause gefunden. Ortsbürgermeister Helmut Döbell und Pfarrer Michael Zeh begrüßen die Zusammenarbeit von Orts- und Kirchengemeinde. Trotz des neuen Standortes ist die Bücherei überkonfessionell orientiert. Ludwigshafen „Klassenduell“ der Stadtbibliothek erhält Gütesiegel Der Bundesverband für Bildung, Wissenschaft und Forschung e.V. (BBWF) hatte im Jahr 2014 den mit 5.000 Euro dotierten „Innovationspreis Bildung 2014“ ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden sollten Aktionen, Initiativen, Ideen, die in besonderer Weise Bildung fördern. Vorgeschlagen worden war auch das Projekt „Klassenduell“ der Stadtbibliothek Ludwigshafen, das es seit 2013 gibt. Holzheim Frischer Wind in der Gemeindebücherei Mit einem neuen Anstrich, neu verlegtem Fußboden sowie um zwei gemütliche Sessel bereichert, startete die Gemeindebücherei Holzheim (Rhein-Lahn-Kreis) ins neue Jahr. Außerdem wurden die Außenwände des Gebäudes wärmeisoliert. Das Team um Büchereileiterin Birgit Neuhaus krempelte die Ärmel hoch, um den Bestand neu zu präsentieren. Hierfür wurden ältere Medien ausgesondert um die neuen Angebote besser präsentieren zu können. Beim Klassenduell treten zwei Schulklassen derselben Jahrgangsstufe in einem Quiz über Bücher gegeneinander an. Zu Beginn des Schuljahres findet meist als Eröffnungsveranstaltung eine Autorenlesung statt. Die Klassen erhalten bei dieser Veranstaltung eine Bücherkiste der Bibliothek. Aus diesen Büchern können sich die Schülerinnen und Schüler ihre Lieblingstitel auswählen und sich in kleinen „Expertengruppen“ mit einem einzelnen Buch beschäftigen. Diese Gruppen werden sowohl vom Klassenlehrer als auch vom Bibliotheksteam betreut. Bei einer Abschlussveranstaltung geht es darum, Fragen zu den Büchern möglichst schnell und richtig zu beantworten. Sieger ist die Klasse, die die meisten Fragen richtig beantwortet hat (wir berichteten in „bibliotheken heute“ 3/2013, S. 129 f.). Gefördert wird das Projekt von der Bürgerstiftung, dem Förderkreis der Stadtbibliothek und der Stiftung der ehemaligen Stadtsparkasse Ludwigshafen. Nun erhielt das Projekt das „Gütesiegel“ des BBWF. Es gewann zwar nicht den Hauptpreis, aber der Verband stufte das Projekt als „hervorragendes und empfehlenswertes Konzept“ ein und bezeichnet es als „herausragende Bildungsinitiative“. Eine Anerkennung, über die sich die Stadtbibliothek sehr freut. Koblenz Lange Nacht der Hausarbeiten in der UB Gemeinsam statt einsam schreiben! Die Universität Koblenz-Landau schloss sich am Campus Koblenz der bundesweiten „Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ am 26. Februar 2015 an. Bereits seit 2011 veranstalten Schreibzentren verschiedener Hochschulen die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Auch am Campus Koblenz gab es die Gelegenheit zum gemeinsamen Schreiben nun schon zum zweiten Mal. Die Veranstaltung fand in Kooperation von Ressourcen² - Studieren mit Berufserfahrung, mena, Women Career Center, der Universitätsbibliothek und dem Interdisziplinären Promotionszentrum statt. Verschiedene Workshops gaben Input für Geist und Körper. Zwischen den Workshops standen den Besucherinnen und Besuchern erfahrene Schreibcoaches sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek zur Seite, um Fragen zu beantworten und Anregungen zu geben. Im Angebot waren auch „Räume der Stille“ für konzentriertes Arbeiten. Promovierende konnten in der „Doktorandensuite“ an ihren Doktorarbeiten oder anderen Schreibprojekten feilen. Um Mitternacht gab es für alle, die bis dahin durchgehalten hatten, einen Mitternachtssnack. 54 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 Trier Lerntreff in der Stadtbibliothek hat sich etabliert Für den im Mai 2014 eröffneten Lerntreff in der Stadtbibliothek Palais Walderdorff (wir berichteten in „bibliotheken heute“ Heft 1/2014, S. 7-8) kann die Bibliothek eine positive Bilanz ziehen, denn das Angebot wird gut angenommen, sowohl Stammkunden als auch neues Publikum nutzen das Selbstlern- und Beratungszentrum. Das Angebot richtet sich an alle, die ihre Fremdsprachenoder Computerkenntnisse verbessern, eine Bewerbung schreiben oder einfach nur (weiter)lernen möchten. Für Menschen mit Schreib- und Leseschwierigkeiten sind besondere Programme vorhanden. Ebenso bereitgestellt werden Programme für Deutsch als Fremdsprache (auch gezielt für unterschiedliche Berufe). Der Schwerpunkt des Lerntreffs in Trier liegt vor allem in der Grundbildungsarbeit und soll unter anderem eine zentrale Anlaufstelle für bildungsferne Menschen, aber auch für Akteure aus der Grundbildungsarbeit sein, wie Lehrende, Lernpaten oder Multiplikatoren. „Jetzt wissen wir, wie schön die Heimat ist“: Ausstellung in der UB Vor rund einem Dreivierteljahrhundert wurden an einem einzigen Tag über 500 jüdische Menschen aus der Region Trier/Luxemburg (dem damaligen „Gau Moselland“) in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert. An sie erinnerte die Ausstellung „Jetzt wissen wir, wie schön die Heimat ist: Überlebenskampf jüdischer Deportierter aus Luxemburg und der Trierer Region im Ghetto Litzmannstadt“, die vom 4. Februar bis zum 30. März in der Universitätsbibliothek Trier zu sehen war. Die Ausstellung aus dem Jahr 2011 schilderte anhand zahlreicher Briefe, Fotos und Dokumente die Schicksale von 326 Frauen und Männern aus Luxemburg und 192 aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Trier vor und nach ihrer Deportation am 16. Oktober 1941. Nur 15 von ihnen überlebten, alle anderen wurden in den Vernichtungslagern ermordet. Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen, konzipiert von der Kuratorin Dr. Pascale Eberhard (Förderverein „Gedenken und Gestalten“, Wawern). Unterstützt wurde das Projekt von Dr. Thomas Grotum (Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier). KURZINFORMATIONEN hatte 1972 lediglich einen Schrank voller Bücher übernommen. Systematisch hat er die Bücherei ausgebaut und insbesondere den Kindern mit einem breiten Angebot Lust auf das Lesen gemacht. Das Angebot und die Nutzung sind für die kleine rheinhessische Gemeinde mit nur wenig über 1.000 Einwohnern beachtlich: Mit rund 5.000 Medien wurden im letzten Jahr 8.600 Entleihungen erzielt. Neuen Angeboten gegenüber war Iwanowitsch immer aufgeschlossen, bot neben Büchern schon früh Kassetten und Videos an. Ebenfalls schon Mitte der 90er Jahre nahm Iwanowitsch die Einführung einer Bibliothekssoftware in Angriff. Die Gemeindebücherei Uelversheim war damit eine der ersten ehrenamtlichen Büchereien mit EDV-Ausstattung. Bürgermeister Baumgarten würdigte das langjährige ehrenamtliche Engagement für die Gemeinde und überreichte das Uelversheimer Glaswappen sowie einen Konzertgutschein. Bereits 1993 wurde Alfred Iwanowitsch für sein Engagement mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Neue Leitung in … Altdorf, Gemeindebücherei: Ursula Drost (seit Januar 2015) Essenheim, Gemeindebücherei: Sybille Aßmann (seit Januar 2015) Kanzem, Buch und Wein, Vinothek und Bücherei: Ulla Volk (seit Januar 2015) Uelversheim, Gemeindebücherei: Ina Hardt (seit Dezember 2014) Winnweiler, Gemeindebücherei: Heilwig Dietrich (seit Januar 2015) Uelversheim Bürgermeister und Gemeinderat ehrt langjährigen Büchereileiter In seiner Dezembersitzung verabschiedeten der Gemeinderat und Ortsbürgermeister Rudolf Baumgarten den langjährigen Büchereileiter Alfred Iwanowitsch. Er 55 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 ORTS-, PERSONEN- UND SACHREGISTER Altdorf...........................................................55 Bad Hönningen............................................10 Bad Kreuznach..............................................29ff. Bahrs, Ute......................................................2f., 9f., 49f., 53 Baumgärtner, Ria.........................................12 Bernkastel-Kues...........................................10 Bibliotheksgesetz.........................................19ff. Bibliothekskonzert.......................................50 Bibliothekstage............................................2ff. Bingen............................................................4 Birkenfeld......................................................4 Budde, Matthias...........................................14 Colling, Gudrun............................................42f. Daun...............................................................9, 26ff. dbv..................................................................53 Dietle, Cornelia............................................52 Diez.................................................................4 Dreyer, Malu.................................................2 Eingruppierung.............................................23 Embach, Michael.........................................24ff. Emmelshausen.............................................11 Essenheim.....................................................55 Frankenthal...................................................5 Geis, Manfred...............................................2, 4ff. Gerlach, Dr. Annette...................................3, 9 Göllheim.......................................................12 Grünstadt......................................................13 Mainz..............................................................6, 38f., 40f. Maria Laach..................................................47 Marquardt, Silke...........................................15 Meisel, Stefan...............................................29ff. Neugebauer, Anton.....................................3, 9 Pilotprojekt...................................................26ff. Reiss, Sandra.................................................9f. Richter, Andreas...........................................23 Rolandseck....................................................6 Roxheim........................................................34 Rüdesheim....................................................34 Schober, Kym Christine .............................13 Schumacher, Walter ..................................2 Selters............................................................32 Speyer............................................................3, 6f., 48ff. Sprung, Norbert...........................................42 ff. Sulzheim........................................................15 Tesch, Jutta...................................................11 Trier................................................................7, 16, 24ff., 55 Uelversheim..................................................55 Urban, Eva-Maria.........................................49f. Waldfischbach-Bu galben.........................9 Winnweiler...................................................55 Wöhlert, Uwe...............................................3, 9 Wörrstadt......................................................7f. Zweibrücken.................................................8, 51 Hachenburg..................................................14 Hahnstätten.................................................10 Hargesheim..................................................34 Hesse, Angelika............................................37f. Hochstetten-Dhaun....................................54 Holzheim.......................................................54 Hubert-Reichling, Dr. Sigrid.......................51 Jacoby, Jan.....................................................33 Kaiserslautern...............................................5 Kanzem..........................................................55 Karn, Birgit....................................................40f. Koblenz..........................................................2, 5f., 35f., 47 Koelges, Dr. Barbara....................................47 Lahnstein.......................................................33 Landesbibliotheksgesetz............................19ff. Limburgerhof................................................9 Loenenbach, Stephanie..............................26ff. Ludwigshafen...............................................54 56 Das Heft enthält folgende Werbeanzeigen: Schulz-Speyer Bibliothekstechnik, Speyer Buchhandlung Reuffel, Koblenz „Netzwerk Bibliothek“, Kampagne des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. Wir danken den Werbepartnern. Wir richten Bibliotheken ein! Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen bilden diese Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kommunen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliothekssystems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a. durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bibliotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ. Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de beraten planen einrichten betreuen Impressum bibliotheken heute ISSN 1860-4188 Herausgeber: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Bahnhofplatz 14 56068 Koblenz Telefon: 0261 91500-101 Telefax: 0261 91500-102 [email protected] www.lbz.rlp.de Redaktion: Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: [email protected] Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: [email protected] Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: [email protected] Sandra Reiss (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: [email protected] Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: [email protected] Titelbild: Impressionen zu den Bibliothekstagen Rheinland-Pfalz 2014 (von oben nach unten, von links nach rechts): Jugendbuchautor Jochen Till zu Gast in Grünstadt (Foto: Kym Christine Schober). - Künstler, Zeichner und Illustrator Felix Scheinberger in der Stadtbibliothek Mainz (Foto: Thomas Müth). - Bibliothekstage-Preisrätsel für Kinder (Foto: Angelika Huber). - Buchkunst-Objekt „Piepshow“ von Christel Hartz (Foto: Christel Hartz). - Rainer Rudloff unterhielt in Alzey-Weinheim (Foto: Stefanie Riedinger). - Gewinn-Auslosung der Bibliothekstage-Preisrätsel mit Anton Neugebauer (MBWWK), Dr. Annette Gerlach (LBZ), Uwe Wöhlert (Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz) und Ute Bahrs (LBZ) (Foto: LBZ). - Musikalisches Kabarett mit „TersenVäle“ in Holler-Untershausen (Foto: Ruth Kowski-Meyer). - Ibo Ndaye zu Gast in Hachenburg (Foto: Röder-Moldenhauer). Preis: Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro. Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden. Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos. Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren: unter http://lbz.rlp.de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/ Druck: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56073 Koblenz bibliotheken heute wird gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz INTERNATIONAL SCHULZ SPEYER Bibliothekstechnik AG Postfach 1780 D-67327 Speyer Tel.: 0 62 32 / 31 81-0 Fax: 0 62 32 / 31 81-800 [email protected] www.schulzspeyer.de 䉩 扬 楯 瑨 敫 敮 敵 瑥 ㈰ ㄵ ⴱ 䙲 敩 瑡 本 ′ 〮 ⁆ 敢 牵 慲 ′ 〱 㔠 〹 㨲 〺 㔱 ISSN 1860-4188 LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM SHERLOCK KOMBINIERT AUCH DIGITAL bibliotheken heute Die digitalen Angebote meiner Bibliothek 1/2015, Jg. 11 Design: www.mor-design.de Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Mehr Infos unter: www.netzwerk-bibliothek.de EINE KAMPAGNE DES Die Themen MIT UNTERSTÜTZUNG VON online Bibliothek. Information. Technologie. Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 Das Bibliotheksgesetz für Rheinland-Pfalz Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier
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