JUNGE SZENE 29 Donnerstag, 8. August 2013 Geocaching Die kleine Schatzsuche Baden musste einfach sein Heute geht die Schule wieder los. Doch was habt ihr während der freien Zeit unternommen? Urlaub, Städtetrip oder doch lieber ins Freibad? Die Junge Szene hat nachgefragt. Geocaching wird auch in unserer Region immer beliebter. Sarah Franke und Lena DeGrandis haben für die Junge Szene in Goslar eine Tour gestartet. Dabei haben sie erfahren, dass es manchmal gar nicht so leicht ist, sein Ziel zu finden. Außerdem erklären sie, was man zum Geocachen alles braucht. Jägerin der verlorenen Ente Junge Szene auf Schnitzeljagd: GZ-Praktikantin Sarah Franke gerät bei der Suche auf wilde Pfade lich klingt. „Museumsufer“ klingt doch ganz harmlos. Der Weg führt durch die Straßen von Goslars Altstadt. Am Ufer der Gose soll der Cache irgendwo versteckt sein. Von Sarah Franke Der 14-jährige Michel Zachlad aus Clausthal-Zellerfeld war erst eine Woche in Bayern, danach ging es in an die Nordsee. Anschließend war er noch eine Woche an der Mecklenburgischen Seenplatte und zum Abschluss fuhr er zu einem Kumpel nach Stendal. Michel freut sich auf die Schule: „Ich finde es gar nicht so schlimm, dass es wieder los geht.“ Paula Cavallo und Trinh Le aus Goslar haben in den Sommerferien zehn Tage zusammen in Polen verbracht. Ansonsten waren die beiden 14-Jährigen viel schwimmen, um das schöne Wetter zu genießen. Darauf, dass die Schule wieder losgeht, haben sie „so gar keine Lust“, erklären die beiden Schülerinnen. Aber man kann sich halt nicht alles aussuchen. Angelina Schubert aus Jerstedt war eine Woche mit ihrer Familie an der Ostsee. Die restliche Zeit hat sie in Goslar verbracht. „Ich war viel im Freibad und in der Stadt mit Freunden unterwegs“, erzählt die 14-Jährige. Es gab Partys und einen Shopping-Trip nach Hannover. Auf die Schule freut sie sich, aber „mehr auf die Freunde als auf den Unterricht“. Die beiden Goslarerinnen Jenny Wiegel (14) und Sandra Stiegler (15) haben ihre freie Zeit unterschiedlich verbracht. Sandra war zwei Wochen in Frankreich und dann noch zehn Tage auf der Aida. Jenny ist zu Hause geblieben und hat das Schülerferienticket voll ausgenutzt. Es ging unter anderem nach Wolfsburg, Hannover und Braunschweig. Seitdem es Handys mit GPS gibt, ist Wandern wieder zu einer Trendsportart geworden. Nur hat das Ganze jetzt einen viel spektakulären Namen: Geocaching. Dabei sucht man mithilfe von Koordinaten einen versteckten Behälter, in dem ein Logbuch und manchmal noch ein kleiner Gegenstand versteckt sind. Klingt doch interessant. Also habe ich in Goslar einen Selbstversuch gestartet: Ein bisschen skeptisch bin ich schon. Wandern? Das hört sich anstrengend an. Trotzdem lade ich mir die kostenlose App „c:geo“ auf mein Handy. Nachdem ich mich auch online registriert habe, kann ich einsehen, welche Caches, so nennt man die versteckten Sachen, in der Nähe zu finden sind. Ich schaue mich am Geländer um. Schließlich fällt mir etwas Blaues auf. Allerdings auf der anderen Seite des Baches. „Lena, glaubst du, das ist der Cache?“, frage ich meine Mitstreiterin. Sie nickt. Seufzend ziehe ich meine Schuhe aus. Das wird dann wohl der wahrhaftige Sprung ins kalte Wasser. Es ist zwar nicht tief, aber voll von glitschigen Steinen und Moos. Im Schneckentempo bewege ich mich zur anderen Seite, während vorbeilaufende Passanten mich neugierig anstarren. Schließlich habe ich das blaue Ding in der Hand – eine Kinderschaufel. Auch nach gründlichem Absuchen des gesamten Bereiches im Wasser und an Land haben wir nichts anderes gefunden. Einen Versuch wagen wir noch: Zum Goslarer Jäger, einem alten Denkmal, soll es gehen. Auch hier ist körperliche Fitness gefragt. „Wow, ich wusste gar nicht, dass ich sowas kann“, rufe ich Lena völlig fasziniert zu, nachdem ich zum Jäger hinauf geklettert bin. Und tatsächlich: Nach kurzer Such finde ich meinen ersten Geocache. Voller Euphorie trage ich Lenas und meinen Namen in das beiliegende Logbuch ein und muss wirklich zugeben, dass mir die Jagd Spaß gemacht hat. Und auch, wenn in dem Cache kein Gegenstand zum Austauschen vorhanden war, eine Kleinigkeit habe ich trotzdem mitgenommen. Nämlich einen kleinen Käfer, der seit der Waldexkursion nicht von meiner Seite gewichen ist. Blaue Ente Zusammen mit meiner Kollegin Lena mache ich mich auf den Weg zum Cache namens „Blue Duck @ nur ein Baum#No.2“. Ich starre auf mein Smartphone-Display. Dort zeigt mir ein Kompass die Richtung. Wahlweise kann man auch auf Karte umstellen. Will ich aber gar nicht, soll ja spannend bleiben. Mein Handy führt uns in einen Wald. „Das ist ja richtig schön. Warum war ich vorher noch nie hier?“, fragt mich Lena. Frohlockend latschen wir durch den Wald, unserem Ziel immer näher kommend. Als wir noch wenige Meter vom Ziel entfernt sind, wird uns plötzlich das ganze Übel bewusst. Die Kompassnadel zeigt stur in den Wald. Mitten ins Gestrüpp. Das hält uns natürlich nicht auf. Mutig kämpfen wir uns durch mit Spinnennetzen verhangene Büsche. Schließlich lesen wir die Beschreibung des Caches noch einmal genauer. Das Terrain hat die höchste Schwierigkeitsstufe und in der Beschreibung wird darauf hingewiesen, dass man für keinen Cache der Welt sein Leben riskieren sollte. Da soll die blaue Ente lieber bleiben, wo sie ist. Wir entscheiden, uns nach einem anderen Cache umzusehen. Diesmal achten wir darauf, ein Ziel auszuwählen, dessen Beschreibung etwas weniger lebensgefähr- Mittlerweile ist es eine Trendsportart Die moderne Schnitzeljagd wird auch im Harz immer beliebter – Vorsicht beim Umgang mit der Natur Von Lena De Grandis Jannis Fricke aus Goslar hatte ein besonderes Ferienprogramm. Der 12-Jährige verbrachte eine Woche in einem Volleyball-Camp. Außerdem unternahm er mit seinen Eltern einen Trip nach Hamburg. Dass die Ferien jetzt vorbei sind, findet Jannis nicht toll. „Ich freue mich nicht wirklich auf die Schule“, sagt er. reb/ldg Sprung ins Wasser Geocaching – was ist das überhaupt? Das Ganze wird auch oft als digitale Schatzsuche oder moderne Schnitzeljagd bezeichnet. Alles, was man dazu braucht, ist ein GPS-Gerät (meistens geht auch das Handy) und die Koordinaten des gesuchten Schatzes, Cache genannt. Das Prinzip ist ganz einfach: Andere Geocacher verstecken an ungewöhnlichen Plätzen Dosen mit kleinen netten Dinge und einem Notizheftchen, dem Logbuch. Die Koordinaten stellen sie auf spezielle Seiten ins Internet und diese können von anderen Catchern etwa über die App „C:geo“ abgerufen werden. Sobald ein Cache gefunden wurde, wird der Inhalt der Dose ausgetauscht, damit auch der Nächste noch etwas hat, über das er sich freuen kann. Natürlich gibt es ganz unterschiedliche Caches: Manche sind eher einfach zu finden und andere wiederum benötigen Equipment wie eine Bergsteigeroder Taucherausrüstung. Allerdings können die Geocacher auch zum Problem für die Natur werden. „Eigentlich sind die Cacher ja gutwillig“, sagt Dr. Friedhart Knolle, Pressesprecher des Nationalpark Harz. Dennoch gebe es immer wieder Vorfälle, bei denen zu sehr in die Natur eingegriffen werde. Um für ein angenehmes Miteinander zu sorgen, haben deshalb 2010 der Deutsche Wanderverband und die Firma Garmin ein Positionspapier mit Hinweisen erlassen, die ein naturverträgliches Geocaching ermöglichen sollen. So dürfen zum Beispiel in Naturschutzgebieten keine Caches abseits der Wege positioniert werden, auch nicht in gesetzlich geschützten Biotopen oder in (Baum-)Höhlen. Außerdem ist Vorsicht während der Brut- und Setzzeiten geboten. Die Geocacher verbindet der Spaß am Draußensein, an der Suche und der Knobelei und natürlich an der Natur. Eine weitere Maßnahme, um Geocaching und die Natur besser in Einklang zu bringen, sind die „CITO“-Events – „cache in, trash out“. Das Ganze bedeutet auf Deutsch sinngemäß: Wer einen Cache in die Natur einbringt, nimmt zum Ausgleich Müll wieder mit hinaus. Es geht also darum, der Natur, die ja Grundlage des Geocachings ist, etwas zurückzugeben. Diese Events sind eine gemeinsame Umweltaktion von Markus Gründel, einem Bestsellerautoren zum Thema Geocaching, und dem Nationalpark.
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