Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation Betriebssysteme Sommersemester 2015 Woher? I Betriebssysteme (BS; engl: operation systems, OS) entwickelten sich aus einer Ansammlung von Unterprogrammen I BS als Programmlader (program loader) á Mehr im Abschnitt 2 Historischer Abriß“ ” Betriebssysteme I 1. Kapitel Heute haben Betriebssystem eine Reihe von Aufgabenbereichen: I Einf¨uhrung I I I Prof. Matthias Werner I Professur Betriebssysteme I I Prozessmanagement Speichermanagement Dateimanagement E/A-Management Schutzfunktionen Kommunikation Kommandoausf¨uhrung Merke: Nicht alle Betriebssysteme realisieren jede dieser Funktionen. SoSe 2015 · M. Werner Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation 2 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation Warum? Zwei Sichten Zwei m¨ogliche Sichten auf das Betriebssystem: 1. Virtuelle Maschine (Top-Down Sicht): I I I Moderne Rechner bestehen aus vielen komplexen Komponenten: I á Prozessor, Arbeitsspeicher, Platten, Druckern, Tastatur, Maus, Bildschirm, Netzwerkschnittstellen, etc. I Um ein Anwendungsprogramm direkt f¨ur einen Rechner zu schreiben, muss der Programmierer alle Details der Komponenten und ihrer Zusammenarbeit verstehen á nur in Spezialf¨allen realistisch I Deshalb wird Betriebssystem – als zus¨atzliche Software-Schicht – eingef¨uhrt SoSe 2015 · M. Werner 3 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Bietet dem Programmierer eine abstrakte, einfache Sicht auf die Hardware an Reale, low-level Eigenschaften werden versteckt Beispiel Festplatte/Dateisystem: I I Reale Maschine (Hardware): Folge von Datenbl¨ocken fester Gr¨oße Virtuelle Maschine (BS): Benannte Dateien variabler Gr¨oße SoSe 2015 · M. Werner 4 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation Zwei Sichten (Forts.) Was? Was also ist ein Betriebssystem? Zwei m¨ogliche Sichten auf das Betriebssystem: 2. Ressourcenmanager (Bottom-Up Sicht): I I DIN 4430 Verwaltet Prozessoren, Speicher, Platten, Terminals, ... Koordiniert den Zugriff von Anwendungen auf Ressourcen I I Zeitliche Ressourcenverwaltung: Anwendungen greifen nacheinander auf Ressourcen zu (z. B. Drucker) R¨aumliche Ressourcenverwaltung: Anwendungen greifen auf unterschiedliche Bereiche einer Ressource zu (z. B. Speicher) Die Programme eines digitalen Rechensystems, die zusammen mit den Eigenschaften der Rechenanlage die Grundlage der m¨oglichen Betriebsarten des digitalen Rechensystems bilden und insbesondere die Ausf¨uhrung von Programmen steuern und u¨berwachen. Stallings [Sta04] An operating system is a program that controls the execution of application programs and acts as an interface between applications and the computer hardware. Wikipedia Ein Betriebssystem ist die Software, die die Verwendung (den Betrieb) eines Computers erm¨oglicht. SoSe 2015 · M. Werner 5 / 18 SoSe 2015 · M. Werner osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.1 Motivation 6 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Erkenntnisse Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts (Anf¨ange) I Ein Programm wird von einem Prozessor abgearbeitet I Die Betriebssystemfunktion beschr¨ankt sich auf á Stapel-Verarbeitung (Batch-Betrieb) I Es ist offensichtlich schwer, eine pr¨azise und diskriminierende Definition zu geben I I Pragmatische Definition Unterst¨utzung bei der Ein-/Ausgabe Umwandlung von Zahl- und Zeichendarstellungen Zum Betriebssystem geh¨ort alles, was die Ausf¨uhrung von Anwendungen in generischer Form unterst¨utzt. I Merke: Bei einem solchen weiten Begriff werden auch z.B.: I I Middleware Firmware in das Betriebssystem einbezogen. SoSe 2015 · M. Werner 7 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de SoSe 2015 · M. Werner 8 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Die Sechziger Die Siebziger I Missverh¨altnis von CPU- und E/A-Rate wird eklatant I I BS unterst¨utzen die verzahnte Ausf¨uhrung unabh¨angiger Programme á Multiprogramming Beginnende Software-Krise: BS werden groß, komplex und fehlerbehaftet I Unix entsteht nach dem Prinzip simple is beautiful“ auf ” einfacher Hardware (PDP-11) I Aufkommende Forderungen nach strukturiertem Systementwurf, Wartbarkeit, Zuverl¨assigkeit, Schutz und Sicherheit I Einsatz h¨oherer Programmiersprachen f¨ur BS-Implementierung I Prozess wird zur Schutzumgebung (Kontext, domain) mit eigenem, abgeschottetem Adressraum und Rechten (capabilities) I Forderung nach Unterst¨utzung von modularer Programmierung, abstrakten Datentypen und Objektorientierung I Anwendung dieser Prinzipien auf das Betriebssystem selbst I Echte Parallelit¨at durch Aufkommen von E/A-Prozessoren I Der Begriff des Prozesses als virtueller Prozessor wird geboren I Auch der Speicher wird virtualisiert“ á virtueller ” Speicher I Prozess wird auch internes Strukturierungsmittel f¨ur BS I Interaktiver Betrieb durch mehrere Benutzer á Timesharing I Prototypen bzw. Vorl¨aufer heutiger Großrechner-BS entstehen (OS/360, CTSS/Multics, CP67, VMOS/BS2000) SoSe 2015 · M. Werner 9 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de SoSe 2015 · M. Werner Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß 10 / 18 Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Die Achtziger Die Achtziger (Forts.) I Aufkommen von Arbeitsplatzrechnern und PCs I Leistungsf¨ahiges Kommunikationsmedium: Ethernet, Vernetzte Systeme I Prozesse sind mittlerweile komplexe Gebilde: Ein Umschalten kostet“ mehrere Tausend ” Maschinenbefehle á Man trennt Adressraum und Prozess wieder und erlaubt mehrere Prozesse im selben Adressraum (lightweight process, thread) I Unix hat im Arbeitsplatzrechner ein ideales Vehikel zur Verbreitung und wird zum Quasi-Standard I Parallelit¨atskonzepte werden in Programmiersprachen aufgenommen I I Verteiltes (paralleles) Rechnen auf Netzen von Arbeitsplatzrechnern Notwendigkeit der Integration schafft Standardisierungsdruck (OSI, TCP/IP, NFS, POSIX, OSF, X/OPEN, OMG, ODP) I BS u¨berwinden Rechnergrenzen: Von der Rechnerkommunikation zum Verbundsystem (Verteiltes System). I GUI (XEROS á Apple á Microsoft) SoSe 2015 · M. Werner osg.informatik.tu-chemnitz.de 11 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de SoSe 2015 · M. Werner 12 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Die Neunziger I Die Neunziger (Forts.) Infolge hoher St¨uckzahlen werden einfache Mikroprozessoren relativ billig á Zusammenschaltung tausender Mikroprozessoren bringt (rechnerisch) h¨ohere Leistung bei geringerem Preis als Supercomputer (z.B. Cray) I Neue BS-Funktionen zur Unterst¨utzung der Parallelverarbeitung und der Verteilten Verarbeitung I Verteiltes Arbeiten wird zum Standardfall á WWW I Verteilte Systeme auch in heterogenen Umgebungen (DCE, Corba) I Multimedia-Anwendungen erfordern Unterst¨utzung von Audio- und Videodaten (Echtzeit-F¨ahigkeiten) I Software in eingebetteten Systemen ben¨otigt BS-Unterst¨utzung (z.B. Consumer Electronics) I Emulation anderer BS-Schnittstellen (d.h. mehrere BS-Welten auf demselben Rechner) TravelPilot IDS (1989) SoSe 2015 · M. Werner 13 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de SoSe 2015 · M. Werner Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß I I Dieses Jahrhundert bisher (Forts.) Immer st¨arkere Vernetzung bei gleichzeitiger h¨ohere Mobilit¨at hat eine Reihe von Auswirkungen Gr¨oßere externe Sicherheitsbedrohungen á Sicherheitsaspekte werden verst¨arkt im Betriebssystem behandelt (Kernelfirewall, IDS, Sandbox, ...) Virtualisierung I VMs (Java, .NET, HTML5-Webbrowser) werden quasi eigene Betriebssysteme I Hypervisor-Technologie (aus den 60er/70er Jahren) wird zur Produktivtechnologie á Betriebssysteme sollen als Host/Guest arbeiten SoSe 2015 · M. Werner osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Dieses Jahrhundert bisher I 14 / 18 15 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de I Mobile Ger¨ate á Energie-Management als BS-Funktion á Dienste verlagern sich ins Netz, was wiederum durch das (Klienten- und Server-) Betriebssystem unterst¨utzt wird (Thin Client, Grid- und Cloudcomputing) SoSe 2015 · M. Werner 16 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de Betriebssysteme – Einf¨uhrung 1.2 Historischer Abriß Betriebssysteme – Einf¨uhrung Dieses Jahrhundert bisher (Forts.) I Referenzen Neue Hardware... I ...f¨ur Ein- und Ausgabe verlangt neue Bedienkonzepte I I I [Sta04] Chapter 2 Touch Sprache 3D I ...zur Berechnung verlangt neue Ausf¨uhrungsmodelle I I I SoSe 2015 · M. Werner W. Stallings. Operating Systems: Internals and Design Principles. Prentice Hall, 2004, 17 / 18 [Han00] Per Brinch Hansen, Hrsg. Classic operating systems: from batch processing to distributed systems. Springer, 2000 [Bow] Jonathan Bowen. The Virtual Museum of Computing. URL: http://museums.wikia.com/wiki/VMoC GPU Cell-Prozessor Cyber-physical Systems osg.informatik.tu-chemnitz.de SoSe 2015 · M. Werner 18 / 18 osg.informatik.tu-chemnitz.de
© Copyright 2024