Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis Beispiel einer Beratung in Gruppen Dr. Nicola Schindler, Institut für Angewandte Psychologie, Zürich Zentrum für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis - Beispiel einer Beratung in Gruppen • Übersicht: - Career Construction Theorie – eine kurze Einführung - Career Construction in der Praxis - Studie: - Kooperation & Teilnehmende - Ziel des Workshops - Ablauf - Erfassung von Interessen (My Career Story vs. AIST-R) - Erfassung der Persönlichkeit (My Career Story vs. IPIP) - Ergebnisse - Zusammenfassung und Ausblick 2 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung • Career Construction Theorie versucht die Frage zu beantworten, wie und warum Individuen eine berufliche Tätigkeit wählen. • Grundannahme der Career Construction Theorie ist, dass Individuen sich selbst durch ihre (Lebens-) Geschichte konstruieren. • Forschung zu Career Construction (Auszug): - Savickas, 2002, 2005; 2011; 2012; 2013; - Savickas, Nota, Rossier, Dauwalder, Duarte, Guichard, Soresi, Van Esbrock & van Vianen, 2009; - Patton & McMahon, 2014; Hartung, 2013; Del Corso & Rehfuss, 2011; Bujold, 2004 3 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede 4 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede Persönlichkeitstypen & Interessen 5 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede Entwicklung über die Lebensspanne 6 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede Entwicklung über die Lebensspanne Psychosoziale Adaption & Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, Traumata & beruflichen Übergängen 7 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede Entwicklung über die Lebensspanne Narrativ 8 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung Individuelle Unterschiede Bedeutsamkeit von Lebensthemen für den beruflichen Kontext & Entwicklung des Selbstkonzepts durch den Beruf Narrativ 9 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung • Methode zur Erfassung berufswahlrelevanter Aspekte im Sinne der Career Construction Theorie: Career Story Interview (CSI; Savickas, 2011) - 5 Stimulusfragen: Domäne Erklärung Vorbilder Repräsentieren das eigene Selbstkonzept Zeitschriften & Serien Repräsentieren berufsbezogene Interessen Lieblingsbücher Portraitieren zentrale Lebensprobleme und Überlegungen, wie diese überwunden oder gelöst werden können Mottos/Redewendungen Ratschlag an die eigene Person Frühe Kindheitserinnerungen Parabeln oder Metaphern für zentrale (Lebens-)Probleme 10 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction Theorie – eine kurze Einführung • Methode zur Erfassung berufswahlrelevanter Aspekte im Sinne der Career Construction Theorie: Career Story Interview (CSI; Savickas, 2011) - 5 Stimulusfragen: Domäne Erklärung Vorbilder Repräsentieren das eigene Selbstkonzept Zeitschriften & Serien Repräsentieren berufsbezogene Interessen Lieblingsbücher Portraitieren zentrale Lebensprobleme und Überlegungen, wie diese überwunden oder gelöst werden können Mottos/Redewendungen Ratschlag an die eigene Person Frühe Kindheitserinnerungen Parabeln oder Metaphern für zentrale (Lebens-)Probleme 11 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Kooperation & Teilnehmende • 43 Studierende des Masterstudiengangs Design der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK): - Ereignis Interaction Kommunikation Produkt Trends 12 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ziel des Workshops (Teilnehmende) 13 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ziel des Workshops (Forschung) • Erprobung des Career Story Interviews im Gruppensetting • Validierung des Career Story Interviews 14 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ablauf • Tag 1: - Erarbeitung der eigenen Ressourcen (Kompetenzen) mittels Entwicklungslinie • Tag 2: - Erarbeitung der Interessen mittels des Career Story Interviews - Erarbeitung der Persönlichkeitseigenschaften mittels des Career Story Interviews - Erarbeitung der eigenen Werte mittels Card-Sort Methode - Erarbeitung externer Ressourcen Eigenarbeit & Reflexion mit Partner/in, Kleingruppe & Plenum Zwischen T1 und T2: - Erarbeitung der Interessen mittels Interessenfragebogen AIST-R - Erarbeitung der Persönlichkeitseigenschaften mittels Persönlichkeitsfragebogen IPIP 15 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung von Interessen (My Career Story vs. AIST-R) • My Career Story: Instruktion Liest du regelmässig bestimmte Magazine oder Zeitschriften oder schaust du regelmässigTV Serien? Wenn ja: welche? Was magst du daran? - Liste bitte die Magazine oder Zeitschriften bzw. TV Serien auf, die du regelmässig liest bzw. schaust. - Als nächstes beschreibe bitte, was dich an diesen Magazinen, Zeitschriften oder TV Serien interessiert. Bitte notiere alle Aspekte, die dir dazu einfallen 16 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung von Interessen (My Career Story vs. AIST-R) Zeitschriften & Magazine Serien & Fernsehshows R – Realistic Landlust, Motor Klassik, Mein schöner Garten, Handwerk Magazin, Lisa Wohnen und Dekorieren, Anna – Spass mit Handarbeiten, Bauernzeitung, ADAC Motorwelt, Cavallo, Jäger – Zeitschrift für das Jagdrevier, Fisch und Fang, DAV Panorama, Bauen und Renovieren, Natur Mac Gyver, Hör mal wer da hämmert, Der Hundeflüsterer, Expeditionen ins Tierreich, Die Bergretter, Auf Achse, Knight Rider, Mein Leben auf dem Land, Ab ins Beet! Die Garten-Soap I – Investigative National Geographic Deutschland, Geo, Geo Epoche, P.M., P.M. History, Spektrum der Wissenschaft, Welt der Wunder, Zeit Wissen, Zeit Geschichte, Bild der Wissenschaft, Astronomie heute, Damals, Spick Star Trek, The Mentalist, Sherlock, Big Bang Theory, CSI, Es war einmal der Mensch, Tatort, Die Sendung mit der Maus, Galileo, Terra X: Schliemanns Erben, Dok, Bones, Einstein, Dr. House, Monk, Akte, Aktenzeichen XY ungelöst A – Artistic Art, Architectural Digest, Schöner Wohnen, Vogue, GQ, Jamie, Gourmet, Architektur und Wohnen, Photographie, Rolling Stone, Musikexpress, Kino&Co, Elle decoration, Tweed, Monopol, Musik & Theater Rach der Restauranttester, Das Einrichtungskommando!, Jamie Oliver, Lafer! Lichter! Lecker!, Kultur extra, South Park, Dance Academy – Tanz Deinen Traum, Shopping Queen, Der Literaturclub, Kulturplatz Schweiz, The Voice, Let’s Dance S – Social Wir Eltern, Eltern, Kizz, Psychologie heute, Brigitte, Brigitte Mom, Family&Co, Fritz + Fränzi, Gesundheit Sprechstunde, Apotheken Umschau, Die Schweizer Familie, familiy, Nido, Familie &Co, Die neue Schulpraxis, Annabelle, Gala, Emotion, Mädchen How I met your Mother, Bill Cosby Show, The Simpsons, Friends, Die Nanny, Desperate Housewives, Frauentausch, Unsere kleine Farm, Wunderbare Jahre, Gute Zeiten schlechte Zeiten, Die NDR-Talk-Show, Der Club, Verbotene Liebe, Bauer sucht Frau, Die Auswanderer, Glanz&Gloria, Scrubs, Family Guy, Berlin - Tag & Nacht, 2 Broke Girls E – enterprising Bilanz, Brandeins, Cosmopolitan, Impulse, Unternehmermagazin, Vermögensberater, Handelsblatt, Manager Magazin, Schweizer Bank, Handelszeitung, Harvard Business Manager Boston Legal, Mad Men, Breaking Bad, The Office, Denver Clan, Dallas, Falcon Crest, House of lies, The Newsroom, Borgen – Gefährliche Seilschaften, The good Wife, Game of Thrones C – Conventional PC Tipp, Computer Bild, K-Tipp, Stiftung Warentest, Reader`s Digest, guter Rat, Chip, Computer Bild, Sammler Journal, Frau und Mutter, Kolpingmagazin, Monitor, Connect Kunst und Krempel, Raus aus den Schulden, Die Versicherungsdetektive – Der Wahrheit auf der Spur, Kassensturz, Richter Alexander Hold, Richterin Barbara Salesch, Mieten Kaufen Wohnen, Achtung Zoll! Willkommen in Australien, Die Geldeintreiber – Gnadenlos gerecht 17 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung von Interessen (My Career Story vs. AIST-R) • Allgemeiner Interessen Struktur Test (AIST-R; Bergmann & Eder, 2004): - Abklärung der Berufsinteressenstärke im Bereich der Berufs- und Laufbahnberatung - Beispielitems: «Pflanzen züchten oder pflegen» « ein Musikinstrument spielen» - Antwortformat: 1 = Das interessiert mich gar nicht; das tue ich nicht gerne 5 = Das interessiert mich; das tue ich sehr gerne 18 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung von Interessen (My Career Story vs. AIST-R) - Der AIST-R basiert auf der Theorie von Holland mit den RIASECDimensionen: R : Praktisch-technische Orientierung I : Intellektuell-forschende Orientierung A : Künstlerisch-sprachliche Orientierung S : Soziale Orientierung E : Unternehmerische Orientierung C : Konventionelle Orientierung 19 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung der Persönlichkeit (My Career Story vs. IPIP) • My Career Story: Instruktion : Wen hast du in deiner Kindheit oder Jugendzeit bewundert? Wer war dein Vorbild oder Idol? - Liste bitte 3 Personen auf, die du bewundert hast – es sollten jedoch nicht deine Eltern sein. Es können auch fiktive Charaktere sein, bspw. aus Filmen oder Büchern. - Als nächstes beschreibe bitte, was du an diesen Charakteren bewundert oder toll gefunden hast. Bitte notiere alle Aspekte, die dir dazu einfallen. 20 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Erfassung der Persönlichkeit (My Career Story vs. IPIP) • Fragebogen zur Erfassung der Persönlichkeit: International Personality Item Pool (IPIP; http://ipip.ori.org/) • Erfasst 5 Persönlichkeitsdimensionen: - Neurotizismus («Ich sorge mich leicht.») - Extraversion («Ich lasse lieber andere die Führung übernehmen.» R) - Offenheit für neue Erfahrungen («Ich mag es, neue Orte zu erkunden.») - Verträglichkeit («Ich glaube an das Gute im Menschen.») - Gewissenhaftigkeit («Ich habe Schwierigkeiten Aufgaben zu beginnen.») • Antwortformat: 1 = trifft nicht zu 5 = trifft zu 21 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ergebnisse • Erfassung von berufsbezogenen Interessen: - Auswertung: - CSI Häufigkeiten und Prioritäten - Kongruenz zwischen CSI und AIST-R mittels Zener-SchnuelleIndex (Z-S-index; Zener & Schnuelle, 1976): 0 Punkte = keine Kongruenz bis 5 Punkte = hohe Kongruenz - Grösste Kongruenz zwischen den Rohwerten des AIST-R und den Häufigkeiten des CSI (N = 23) - «Ich konnte den Schritt von den Zeitschriften / TV Programmen zu meinen beruflichen Interessen machen.» M = 2.71 (Min = 1, max = 4, SD = .78, N = 21) 22 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ergebnisse 23 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Career Construction in der Praxis: Ergebnisse • Erfassung von Selbstkonzept/Persönlichkeit: - Auswertung: - CSI Zuordnung zu Facetten des IPIP - Kongruenz zwischen CSI und IPIP mittels Dichotomisierung (0= geringe Ausprägung, 1 = hohe Ausprägung) - Keine statistische Auswertung aufgrund geringer Zellenbesetzung möglich! - Aber: «Ich konnte den Schritt von den Vorbildern zu meinem Selbstkonzept machen.» M = 2.76 (Min = 1, max = 4, SD = .94, N = 21) «Ich kann mich selbst jetzt besser beschreiben.» M = 2.81 (Min = 1, max = 4, SD = .93, N = 21) 24 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Zusammenfassung und Ausblick • Das CSI eignet sich gut für die Anwendung im Gruppensetting • Mit dem CSI können berufsbezogene Interessen erfasst werden (ab einem Kongruenzwert von 3 kann von einer guten Übereinstimmung gesprochen werden) • Eine Überprüfung zwischen dem CSI und dem IPIP war aufgrund der geringen Zellenbesetzung nicht möglich CSI erfasst das (holistische) Selbstkonzept einer Person – Zuordnung zu den Facetten des IPIP nicht immer möglich 25 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Zusammenfassung und Ausblick More research is needed… • Quantitative Überprüfung (Validierung): - grössere Stichprobe - Instrument zur Erfassung des allgemeinen Selbstkonzepts (z.B: SDQ III; Schwanzer, Trautwein, Lüdtke & Sydow, 2005) • Qualitative Überprüfung (Validierung & Nützlichkeit): - Videobasierte Analyse des CSI • Möglichkeiten und Grenzen der Integration des CSI in den Kontext der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung 26 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften 27
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