Predigt am 30 - Trinitatis Mannheim

Predigt am 19. April 2015 in der PG Trinitatis Mannheim von Pfr. U. Nellen (Lukas 24,13ff)
Voll dabei und doch daneben (Immer noch: Ostern)
Staubig ist sie, die Straße hinunter in die Ebene, und endlos lang scheint der Weg wieder
hinauf in die Berge ins heimatliche Dorf – 12 km, das ist normalerweise keine all zu große
Sache in jenen Tagen, aber wenn mit den Beiden, die heute morgen da unterwegs sind, Frust,
Wut, Hoffnungslosigkeit, Trauer mit auf dem Weg sind, dann ist jeder Schritt doppelt
schwer.
Was war das für ein tolles Gefühl gewesen, letzten Sonntag, als sie mit den anderen in
Jerusalem eingezogen waren, und welch ein Enttäuschung, als sie von den Jüngern gehört
hatten, dass er verhaftet worden war, ohne sich zu wehren! Wie er dann jämmerlich am
Kreuz erstickt ist, obwohl sie bis zuletzt gehofft hatten, dass er ein himmlisches Heer rufen
würde und sie alle niedermachen ließe, aber, ach – nichts! Das war doch endlich mal was für
Kleopatros gewesen, wie er eigentlich hieß – aber er schämte sich seiner griechischen
Verwandtschaft- und hier bei Jesus, da war er voll angenommen gewesen, hier bekam er
nicht zu spüren, dass er ein „Reingeschmeckter“ war, auch wenn er nicht alles verstand, was
Jesus so erzählte, aber was er alles getan hattet an Wundern!
Und das alles sollte nun vorbei sein – wie eine Seifenblase zerplatzt...
Grummelnd und murmelnd sind sie unterwegs, Kleophas und sein Freund Jubal,
zwischendurch erzählen sie sich noch mal, wie es war, um dann wieder in depressives
Schweigen zu verfallen
Und sie sind so in ihren Gedanken versunken, dass sie ganz erschrocken zusammenfahren,
als sie plötzlich jemand anspricht – Entschuldigt, ich gehe schon einen ganze Weile neben
euch her und überlege, was euch so traurig macht und aus dem, was ihr da so erzählt werde
ich nicht schlau...
Die Beiden bleiben stehen und schauen den Fremden an, der sie da angesprochen hat – nein,
den kennen wir nicht, der ist nicht aus ihrem Dorf.
Du scheinst fremd hier zu sein – sagt Kleophas und fährt fort: Du warst wohl auch nicht in
Jerusalem in den letzten Tagen, oder? Nun wie dem auch sei:
Da war Jesus von Nazareth, ein wahrer Prophet Gottes, was er getan hat an großen Zeichen
und Wundern – und seine Lehre war so ermutigend, so tröstlich.
Ja, und stell dir vor – unterbricht Jubal seinen Freund: Und dann haben ihn unsere
Hohenpriester den Römern ausgeliefert, die ihn getötet haben! Die spinnen doch, die Römer!
Kleophas fährt fort: Das Schlimmste ist, dass wir gehofft hatten, dass er derjenige sein
könnte, von dem die Thora spricht, der Messias, der das Königreich Davids wieder
aufrichten würde....
Jubal sagt ganz aufgeregt: Und dann der Gipfel – die Frauen heute früh – völlig überdreht –
faseln was von Erscheinungen...
Der Fremde lächelt sie an – und mit einem sanften Tadel in der Stimme fragt er sie: Habt ihr
denn nicht verstanden, was in den Propheten über den Messias geschrieben steht?
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Und dann beginnt er mit den Beiden auf den restlichen Kilometern eine Kurzbibelschule
durchzuführen. Er fängt mit Mose an, bei dem zu lesen ist, dass da ein ganz besonderer
Prophet kommen wird, auf den man unbedingt hören soll. Und dann erklärt er wie in allen
Schriften immer wieder der Hinweis auf den Messias auftaucht, der aber eben kein
politischer, wirtschaftlicher oder gar militärischer Erlöser sein wird, sondern einer, der für
die Ursache aller Gewaltherrschaft, Armut oder allen Krieges sich opfern wird.
Kleophas und Jubal saugen regelrecht die Worte des Fremden in sich auf – und bemerken
gar nicht, dass sie vor der Haustüre von Kleophas stehen, wo der Fremde stehenbleibt – sie
wundern sich auch nicht, dass er gerade hier stehen bleibt –
Er verabschiedet sich von den Beiden und will schon gehen, als Jubal seinen Freund anstößt,
der sich der morgenländischen Gastfreundschaft erinnert und den Unbekannten zu sich
einlädt.
Schnell ist ein Abendessen auf dem Tisch und gerade will Kleophas den traditionellen
Tischsegen sprechen und das Brot brechen, als der Fremde selbst das Brot nimmt und sagt:
Gelobt bist du Gott des Himmels und der Erde, der du das Brot wachsen lässt, dass es den
Hunger deines Volkes stillt.
Und dann reicht er die Brotstücke den Beiden.
Jesus, du bist es – Herr, du lebst also wirklich!....
Sie wollen ihn berühren – aber er ist plötzlich nicht mehr zu sehen –
Kleophas und Jubal schauen sich an – springen auf – und laufen wieder los – Abendessen ist
vergessen, vergessen, dass es schon dunkel wird – sie laufen zurück nach Jerusalem, um den
anderen zu erzählen, was sie erlebt haben – dass Jesus wirklich lebt, und wie das alles
zusammenhängt, warum das sein musste....
Ihr Lieben, wir haben ja am Ostersonntag mal die Zeit angehalten, um uns noch einige
Wochen mit dem österlichen Geschehen zu befassen. Heute begleiten wir diese beiden
Männer in 4 mal 3 (12) Punkten, wo wir über kleine oder große Ähnlichkeiten mit den
Beiden stolpern werden:
1. Zunächst fällt auf, dass hier zwei Menschen sind, die sich über das intensiv
austauschen, was sie bewegt. Sie haben etwas Einschneidendes erlebt, positiv und
dann schmerzlich und während sie auf dem Weg zurück in den Alltag sind –
versuchen das zu verarbeiten, was sie erlebt haben. Soweit so gut – immer hin besser,
als würden sie sich gegenseitig nur anschweigen… Tatsache ist jedoch, dass sie dass
alleine tun – ohne z.B. bei den anderen Jüngern zu bleiben, obwohl sie am Morgen
dort wirklich Hochinteressantes erfahren hatten – also ich wäre viel zu neugierig
gewesen, um dann einfach zurück in den Alltag zu gehen – und die Versammlung der
Glaubenden verlassen, davor will uns auch Paulus bewahren, wohl wissend, dass wir auf uns alleine angewiesen - aufgeschmissen sind. So auch diese Beiden.
2. Sie merken nämlich gar nicht, wie Jesus schon eine ganze Weile mit ihnen geht – und
zuhört, wie sie ihre Sicht der Dinge besprechen. Oft geht es uns ähnlich: Wir sind
unterwegs und besprechen unsere Sorgen und Ängste, Befürchtungen und enttäuschte
Hoffnungen mit anderen – was wie gesagt schon mal ein Anfang ist, aber sind dabei
so fixiert auf uns und vielleicht unser Gegenüber, dass wir gar nicht merken dass es da
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noch jemand außer uns gibt, der geduldig zuhört und wartet, dass wir ihn um Hilfe
bitten, dass er uns mal seine Sicht der Dinge sagt.
3. Und daher erkennen wir auch nicht, dass es Jesus ist, der da mit uns unterwegs ist – es
ist so, als wären wir mit Blindheit geschlagen – wir haben unsere Vorstellungen von
dem, wie die Dinge nun mal sind –(damals bei den Beiden: So ein Unsinn, denn die
Frauen da geredet haben…) Bei uns vielleicht: Hier in Mannheim wird das nie was
mit der Erweckung – ja, in anderen Gegenden sind die Alphakurse gut besucht, aber
bei uns doch nicht…Und Jesus hört sich das an, bis – ja ich will nicht sagen, dass ihm
der Kragen platzt,… mir wäre er vermutlich irgendwann einmal geplatzt!
4. Aber Jesus ist wieder mal anders – Ergibt ihnen erst mal die Möglichkeit, ihrem
Herzen mal Luft zu machen – er zeigt Interesse an uns – nun erzählt doch mal – und
endlich können sie es mal an der richtigen Adresse loswerden .auch wenn sie es noch
nicht wissen… und damit sind wir bei der zweiten Dreiergruppe: Jesus wird aktiv,
um uns aus der Sackgasse herauszuhelfen und wir beginnen zu reden…
Und er lässt uns zunächst mal reden – nachdem wir die ganze Zeit über ihn gesprochen
haben, sprechen wir nun endlich mal mit ihm – noch nicht wissend, was das wirklich
bedeutet – aber es ist auch bei uns so, dass wir oft keine Ahnung haben, mit wem wir
da eigentlich sprechen, welche Möglichkeiten Jesus hat, ja dass wir mit dem Herrn
aller Herren reden- Selbst wenn wir von an ihm vorbei reden – ist es schon eine Hilfe
– und hinterher werden wir nur erstaunt feststellen: Brannte nicht unser Herz?
5. Auch ganz typisch für uns ist die Reaktion auf dieses Angebot von Jesus: Wir
versuchen immer noch diejenigen zu sein, die das Wissen gepachtet haben: Ja, hast du
denn keine Ahnung, was uns bewegt? Jesus ist sehr geduldig. Ich hätte wahrscheinlich
auf ironische Art den anderen gezeigt, wie wenig Ahnung sie in Wirklichkeit haben,
aber Jesus lässt es zu, dass sie ihn belehren! Es ist auch bei uns gut zu beobachten,
dass wir oft nicht wirklich bereit sind unseren Mangel zuzugeben, sondern ablenken,
anstatt zuzugeben:
Wir haben echt keinen Durchblick mehr – wir haben unsere Sicht der Dinge, aber das
hilft uns nicht weiter – was sagst du denn dazu?
6. Und nun lässt uns Jesus sagen, wie wir die Dinge sehen. - Jesus hat hier viel mehr
Geduld als ich/wir es je hätte/n. Und dann stell er fest, dass wir nicht verstanden haben
und unser Herz sehr langsam ist, Glauben zu entwickeln – wie es wörtlich heißt.
Und auch wenn wir hier einen sanften Tadel hören – so verurteilt Jesus auch diese
Beiden nicht, genauso wenig, wie er in der Predigt vom letzten Sonntag die Jünger am
Osterabend verurteilt hat. Und damit kommen wir zum dritten 3er Schritt:
7. Jesus gibt uns den Durchblick durch sein Wort. Er stellt zunächst die Frage:
Musste denn das nicht alles genau so geschehen? Und gibt selbst gleich die Antwort:
Genauso musste es passieren! Ja und dann wird den Beiden die Zeit überhaupt nicht
lang, als Jesus mit ihnen eine Bibelarbeit macht und Bibelarbeiten sind spannend (Wir
werden ja demnächst wieder mal einen Versuch starten ) – und manchmal brennt
auch unser Herz dabei – denn Jesus ist dabei! Es ist immer wieder wichtig, dass wir
uns dieses Zeit nehmen, dass Gott durch seine Wort, durch seinen Geist zu unseren
Herzen sprechen kann – damals auf dem Weg war diese Zeit –und wir können uns
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diese Zeit nehmen, und am Besten läuft das, wenn wir laufen. D.h. wenn wir in
Bewegung sind – ich übertrage mal auf das Innere: So wie die drei nicht stehen
blieben, sondern in Bewegung waren, werden wir mit Jesus unterwegs sein – mit ihm
Schritt halten und dann kann er uns lehren.
8. Ja, und dann prüft uns der Herr, ob es uns um die Lehre ging oder um ihn – auch wenn
wir ihn immer noch nicht voll erkannt haben: Vers 28… er stellt sich so als wolle er
weitergehen. OK Fremder – wir haben den Durchblick vielen Dank, wir werden diese
Bibelarbeit unter „Prädikat besonders wertvoll“ abspeichern- und Tschüss… Um was
geht es uns, wenn wir in den Gottesdienst gehen oder eine Bibelstunde, ein Seminar,
einen Kongress besuchen? Um Erkenntnis oder um die Person von Jesus? Denken wir
mal darüber nach…
9. Aber nein – die Beiden sind vorbildlich: Bleibe bei uns – wir sind so begeistert von
dir, wir werden dich nicht weglassen… „sie nötigten ihn“… Übrigens ist das sehr
doppeldeutig: „…denn es wir Abend werden und der Tag hat sich geneigt…“ Wenn
es an den Abend der Geschichte kommt ist es unendlich wichtig, dass wir Jesus bei
uns haben, ganz nah- ihn nicht mehr weg lassen aus unserem Lebenshaus! Laden wir
Jesus immer wieder in unser Haus ein – auch wenn wir ihn immer noch nicht ganz
erkenne und verstehen – und damit kommen wir zum letzten Dreierschritt:
10. Wenn wir zulassen, dass Jesus der Herr unseres Lebens wird, werden wir ihn
erkennen wie er wirklich ist – und zwar nur dann! Nur der Hausherr brach das
Brot und sprach das Dankgebet dabei – und in dem Moment wurde Jesus zum
Hausherrn und ihre Augen wurden geöffnet – Wenn wir uns manchmal wundern,
warum wir Jesus nicht erkennen – vielleicht liegt es daran, dass wir immer noch zu
sehre selbst Herr im Haus sein wollen…
11. Wenn wir zu Glauben gekommen sind, ist es nicht mehr nötig, alles zu sehen.
Denken wir an Thomas – er glaubte nachdem er gesehen hatte und Jesus gibt eine
große Verheißung für diejenigen, die wie wir heute glauben, ohne zu sehen – und das
geht, wenn wir denn glauben – das Beispiel hier zeigt es. Jesus hatte Glauben geweckt
und jetzt war es nicht mehr nötig, dass sie ihn mit ihren Augen sahen. Sie hatten jetzt
seine Realität in ihrem Herzen!
12. Glaubende werden zu Missionaren des Evangeliums! Das ist die Einladung an uns
heute: Wir sind mit Jesus unterwegs – haben gehört und erkannt, dass er lebt – wir
sehen ihn nicht, aber erfahren ihn täglich aufs Neue – und das macht uns zu Boten –
selbst in der Nacht, die inzwischen angebrochen ist – im Geschehen damals wie in der
Übertragung heute – das schreckt uns nicht – wir laufen los, damit auch andere zu
Glaubenden werden. Läuft jemand mit?
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