Forschungstransfer VL 1

Zum Verhältnis von Theorie
und Praxis in der Pflege
Forschungstransfer wie kommt neues Wissen
in die Pflegepraxis?
Katja Schwerin
Zur Diskussion
Welchen Beitrag
kann Pflegewissenschaft
für die Praxis leisten?
oder
Muss Pflegeforschung
praxisbezogen sein?
März 15
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Welchen Beitrag kann Pflegewissenschaft für
die Praxis leisten? (Brandenburg 2007)
1. Der Praxis zur Sprache verhelfen.
In der Praxis vorhandenes implizites Wissen
identifizieren, beschreiben und analysieren (z.B.
in Form von Handlungsweisen,
Interaktionsformen...)
März 15
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Welchen Beitrag kann Pflegewissenschaft für
die Praxis leisten? (Brandenburg 2007)
2. Darstellung klinischer Problemstellungen,
Phänomene und Fragen.
Mithilfe von Befragungen und Interviews eine
bessere Einsicht und ein größeres Verständnis
für konkrete Problemstellungen von Patienten
erhalten (Beispiele für Phänomene: Immobilität,
Schlafstörungen, Selbstpflegedefizit...).
März 15
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Welchen Beitrag kann Pflegewissenschaft für
die Praxis leisten? (Brandenburg 2007)
3. Entwicklung und Überprüfung
forschungsbasierter Pflegeverfahren.
Pflegeinterventionen überprüfen.
- Wirksame Interventionen identifizieren und
entwickeln.
- Unwirksame und schädliche Interventionen
reduzieren.
März 15
5
Welchen Beitrag kann Pflegewissenschaft für
die Praxis leisten? (Brandenburg 2007)
4. Entwicklung und Überprüfung von
Instrumenten, Skalen und
Dokumentationen zur Erleichterung der
Praxis.
Verbesserung der Einschätzung von
Patientenproblemen durch Assessmentinstrumente.
Verbesserung der Dokumentation - methodisch,
inhaltlich, organisatorisch.
März 15
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Welchen Beitrag kann Pflegewissenschaft für
die Praxis leisten? (Brandenburg 2007)
5. Die Praxis in einen gesellschaftlichen,
philosophischen und kulturellen Kontext
einfügen.
Grundsätzliche Perspektiven und Leitbilder
entwickeln, z.B. über das Ziel der Pflege.
März 15
7
Zur Diskussion
In welchem Verhältnis
stehen Theorie und Praxis?
In welchem Verhältnis
sollten sie stehen?
März 15
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Thesen zum Verhältnis von Theorie und Praxis
(Brandenburg 2007)
 Theorie und Praxis sind Gegensätze und
bleiben es auch.
Die Praxis der Pflege folgt eigenen
Gesetzmäßigkeiten und entwickelt ein eigenes
Regelwissen, welches sich grundlegend von dem
theoretischen Wissen unterscheidet.
März 15
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Thesen zum Verhältnis von Theorie und Praxis
(Brandenburg 2007)
 Die Anwendungs- und Produktrelevanz von
Wissenschaft ist bestenfalls ein
Gütekriterium, darf jedoch nicht
verabsolutiert werden.
Die Wissenschaft muss die Freiheit haben, Fragen
zu untersuchen, die keine oder noch keine
Praxisrelevanz aufweisen.
März 15
10
Thesen zum Verhältnis von Theorie und Praxis
(Brandenburg 2007)
 Es ist unklar, welche Instanz der Praxis
eigentlich darüber entscheiden soll, ob
wissenschaftliche Fragen praxisrelevant
sind.
Wer spricht eigentlich für „die“ Praxis?
Und was ist „die“ Praxis?
März 15
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Thesen zum Verhältnis von Theorie und Praxis
(Brandenburg 2007)
Fazit
Das Spannungsverhältnis zwischen Theorie und
Praxis ist konstitutiv (= grundlegend, elementar).
Theorie und Praxis sollten sich in ihrer Differenz
gegenseitig anregen.
März 15
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Voraussetzungen für einen erfolgreichen
Theorie-Praxis-Transfer (Brandenburg 2007)
 Bereitschaft der Mitarbeiter an der Basis, die
bisherige Praxis in Frage zu stellen und sich auf
Neuerungen einzulassen.
 Ein institutionell-organisatorisches Setting,
welches Innovationen positiv gegenüber steht.
 Ein Team von Forschern, welches ernsthaft daran
interessiert ist, sich auf die Probleme der
Pflegepraxis einzulassen.
 Eine methodische Vorgehensweise.
März 15
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Ein Modell zur Umsetzung von
evidenzbasiertem Wissen in der Pflege
„Iowa Model
of EvidenceBased Practice
to Promote
Quality Care“
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Iowa Model of Evidence-Based Practice to
Promote Quality Care (1994)
 Auslöser des Prozesses:
Problemfokussierte Trigger
→ z.B. klinische Probleme, ökonomische
Daten, Benchmarking-Daten...
Wissensfokussierte Trigger
→ neue Befunde aus der Forschung, neue
(Experten-)Standards oder Leitlinien...
März 15
15
Iowa Model of Evidence-Based Practice to
Promote Quality Care (1994)
 Priorität des Themas ermitteln.
 Ein Team aufbauen. → interprofessionell
 Sammlung von Forschungsbefunden und weiterer
Literatur.
 Kritische Zusammenfassung der Erkenntnisse.
 Existiert eine befriedigende Forschungsbasis?
(Qualität der Studien, klinische Relevanz...)
März 15
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Iowa Model of Evidence-Based Practice to
Promote Quality Care (1994)
 Die Veränderung in der Praxis testen (Pilotprojekt)
 Ist die Veränderung angemessen zur Übertragung
in die Praxis? (Outcome-Analyse des
Pilotprojekts)
 Institutionalisierung der Veränderung in der Praxis.
 Überwachung und Analyse von Struktur-, Prozess
und Ergebnisindikatoren.
März 15
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Zur Diskussion
Wer ist verantwortlich
für den Transfer
von neuem Wissen
in die Praxis?
März 15
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Wer ist verantwortlich für den Transfer?
 Die Wissenschaft
 Die Praxis
 Das Management
 Die Pädagogik
→ die gesamte Disziplin
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Literatur
Brandenburg, H. Pflegewissenschaft zwischen Theorie und
Praxis. In: Brandenburg et al. (2007). Pflegewissenschaft 2.
Ein Lehr- und Arbeitsbuch zur Einführung in die
Pflegeforschung. Bern, S. 229-245
Zur Vertiefung:
Mayer, H. (2011): Pflegewissenschaft – Definition und
Gegenstandsbereich; Pflegeforschung. In: Mayer, H.:
Pflegeforschung anwenden - Elemente und Basiswissen
für Studium und Weiterbildung. 3. Aufl., Wien: Facultas.
S. 33-62
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