Kapitalmarktausblick

Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Privatkunden 05/15
von Dr. Ulrich Stephan
Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden
Inhalt
02
03
04
05
06
06
07
08
VOLKSWIRTSCHAFT Unangenehme Überraschung in den USA
RENTEN US-Zinsen beeinflussen maßgeblich die Kurse
AKTIEN Kurzfristige Risiken, langfristige Chancen
ROHSTOFFE Hohe Produktion, schwache Nachfrage
LIQUIDITÄT EZB demonstriert große Entschlossenheit
IMMOBILIEN Stabile Entwicklung in den USA
PROGNOSE Finanzmarktkennzahlen im Überblick
MARKTAUSBLICK Assetklassen in Kürze
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Volkswirtschaft: Unangenehme Überraschung in den USA
Weniger Jobs, kaum noch Wachstum: Die US-Wirtschaft hat zuletzt mächtig enttäuscht. In
Europa zeigt sich Deutschland weiter stark. China kämpft gegen eine harte Konjunkturlandung.
Die Wachstumsdynamik in den USA hat sich im 1. Quartal spürbar verlangsamt. Nach der ersten Schätzung
legte das BIP annualisiert nur um 0,2% zu. Damit setzt
sich der Abwärtstrend fort: Im 3. Quartal 2014 wuchs
die inzwischen zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt
aufs Jahr gerechnet um satte 5%, im 4. Quartal waren
es noch 2,2%. Im Jahresdurchschnitt könnte das
US-BIP aber noch um 2,4% wachsen.
Schwacher Arbeitsmarkt. Auch der Jobmotor in
den USA geriet zuletzt unerwartet ins Stocken. Im
März wurden außerhalb des Agrarsektors lediglich
126.000 Stellen neu geschaffen – weit unterhalb der
Markterwartung von 245.000 neuen Jobs. Außerdem wurde das Stellenplus der beiden Vormonate
um insgesamt 69.000 nach unten korrigiert. Der langfristige Aufwärtstrend am US-Arbeitsmarkt scheint
aber intakt – zumal die jüngsten Rückschläge auch
wetterbedingt waren. Die Arbeitslosenquote könnte bereits im April weiter gesunken sein. Immerhin:
Die durchschnittlich gezahlten Stundenlöhne stiegen im Vormonatsvergleich unerwartet um 0,3%.
Aufschwung in Europa. Die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern bleiben
zäh. Eine mögliche Reformagenda könnte Regierungschef Alexis Tsipras mithilfe eines Volksentscheids gegen den Widerstand in den eigenen
Reihen durchsetzen. Neuwahlen schließt er aus.
Mit der (vorläufigen) Beilegung der GriechenlandKrise wäre ein wichtiges politisches Risiko für die
Globale Wachstumgsprognosen
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Vorjahr in Prozent
8
7
6
2013
2014
2015 erwartet
2016 erwartet
5
4
3
2
1
0
-1
Welt
USA
Eurozone
Deutschland
China
Indien
IN KÜRZE
■■ Die
griechische Reformagenda könnte bald stehen
– ein Risiko weniger für die Konjunktur in Europa.
■■ Als Konjunkturlokomotive in der Eurozone
erweist sich zuverlässig die deutsche Wirtschaft.
■■ Die Dynamik der US-Wirtschaft hat stark nachgelassen. Chinas Regierung stützt die Konjunktur.
Konjunkturerholung in der Eurozone weggeräumt. Die
konnte bereits in den vergangenen Monaten etwas an
Fahrt gewinnen – auch weil die EZB mit ihrer quantitativen Lockerung der Geldpolitik die Rahmenbedingungen
für eine höhere Wirtschaftsdynamik nach Kräften
verbessert hat. Für das 1. Quartal 2015 erwartet die
Deutsche Bank daher einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5% gegenüber dem Vorquartal.
Dazu trägt die Wirtschaft in Deutschland maßgeblich bei. Die Deutsche Bank erwartet für das 1. Quartal
einen BIP-Zuwachs von 0,6% gegenüber dem Vorquartal. Ins Bild passt da auch der Ifo-Geschäftsklimaindex,
der im April noch einmal zugelegt hat. Das verlässliche
Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft
kletterte auf 108,6 Punkte und hat die Markterwartungen damit sogar leicht übertroffen.
China handelt. Nach der massiven Senkung des Mindestreservesatzes, der den Kreditmärkten umgerechnet
mehr als 180 Milliarden Euro zuführen könnte, verdichten
sich die Gerüchte um ein Anleihekaufprogramm zur
Stützung der schwächer werdenden Konjunktur. Eine
harte Landung soll ebenso vermieden werden wie eine
Welle von Unternehmenspleiten, etwa im chinesischen
Immobiliensektor.
Im 1. Quartal 2015 verlangsamte sich das BIPWachstum zwar nur moderat auf 7% gegenüber dem
Vorjahr – die Deutsche Bank hatte lediglich mit einem
Plus von 6,8% gerechnet. Das nominale BIP-Wachstum
lag jedoch lediglich bei 5,8% gegenüber dem Vorjahr
und damit fast so niedrig wie im 1. Quartal 2009.
Ministerpräsident Li Keqiang hat für 2015 ein Wachstum
von 7% vorgegeben. Deshalb wird die Regierung in
Peking in den kommenden Wochen und Monaten wohl
weitere Maßnahmen ergreifen, um das Wachstum zu
stabilisieren.
Quelle: Deutsche Bank Global Markets, Stand: 30.04.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
02
Kapitalmarktausblick 05/2015
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Renten: US-Zinsen beeinflussen maßgeblich die Kurse
Am Markt setzen sich zunehmend Unternehmensanleihen mit hoher Bonität durch. Papiere
aus Schwellenländern reagieren sensibler auf die US-Zinsentwicklung.
Im Zuge der EZB-Staatsanleihekäufe haben die
Renditen der Bundesanleihen vorübergehend neue
Tiefststände markiert. 9-jährige Papiere rutschten
erstmals in den negativen Bereich, 10-jährige waren zwischenzeitlich bis auf 0,08% gesunken.
Ende April aber haben die Anleger begonnen,
Kasse zu machen – und den größten Kurseinbruch
in der Geschichte der Bundesanleihen ausgelöst:
Anfang Mai rentierten Papiere mit 10 Jahren Laufzeit bei rund 0,55%. Die Deutsche Bank erwartet
für die kommenden Monate am „langen Ende“ weiterhin einen moderaten Anstieg der Renditen.
Einstiegskurse abwarten. Das Segment der in USDollar denominierten Unternehmensanleihen mit
Investment-Grade-Rating bietet Anlegern weiterhin
interessante Perspektiven. Zuletzt ist die laufende
Verzinsung zwar auf 2,8% gesunken – in Zeiten global ultra-lockerer Geldpolitik sind aber auch Renditen in dieser Höhe absolut konkurrenzfähig.
Für das Segment spricht aktuell eine Reihe von
Gründen: Die Fundamentaldaten der US-Unternehmen
sind weiterhin gut, die Kapitalzuflüsse erheblich.
Offenbar haben die Investoren weltweit mittlerweile Kreditrisiken der besseren Bonitätsstufen
übergewichtet und bauen ihre Positionen deshalb
weiter aus. Anlegern, die etwa bei Kursrücksetzern einen Einstieg erwägen, muss aber das Risiko
weiterer kurzfristiger Korrekturen bewusst sein.
Die laufende Verzinsung von US-Unternehmensanleihen war im bisherigen Jahresverlauf eng an
die Renditeentwicklung von US-Staatsanleihen geFlache Zinstrukturkurve
Darstellung der Zinstrukturkurve anhand deutscher Bundesanleihen
mit verschiedenen Laufzeiten zu unterschiedlichen Zeitpunkten
5
1
0
3M 6M 1J
2J
3J
Asien im Blick. Die Deutsche Bank bevorzugt
weiterhin die Region Asien. Anleger aus dem Euroraum könnten zusätzlich von einer erneuten
Euro-Abwertung profitieren. Größter Emittent
bleibt China: Fast die Hälfte aller asiatischen und
damit rund 30% aller Schwellenländer-Emissionen entfallen auf chinesische Unternehmen.
Risiken für Schwellenländeranleihen ergeben sich
auch auf Unternehmensebene durch die bevorstehende Leitzinswende in den USA. Eine verringerte
Liquidität könnte schon bei geringem Abgabedruck
zu erheblichen Preisschwankungen führen. Außerdem ist unklar, ob sich die Unternehmen, die sich in
US-Dollar verschuldet haben, hinreichend gegen eine
Aufwertung der US-Währung abgesichert haben.
in der Eurozone: Die Renditen der
Staatsanleihen aus den Kernstaaten legen zu.
■■ US-Unternehmensanleihen mit hoher Bonität
sind am Markt derzeit gefragt.
■■ Staats- oder Unternehmensanleihen: Schwellenländerpapiere bieten bei höherem Risiko eine
hohe laufende Verzinsung.
April 2015
2
-1
Staatsanleihen aus den Schwellenländern hängt von
verschiedenen Faktoren ab – aktuell zeichnet sich
aber eine zunehmende Abhängigkeit von der Zinsentwicklung in den USA ab. Der von JP Morgan berechnete Government Bond Index-Emerging Markets
(GBI-EM), der die Performance der Schwellenländeranleihen in Landeswährung misst, folgte zuletzt
konsequent dem Trend der US-Staatsanleihen.
Mit einer laufenden Verzinsung von rund 6,2%
und einer Gesamtperformance seit Jahresbeginn
von 10,3% (Stand: 22.04.) bleiben die Staatsanleihen aus den Schwellenländern interessant.
■■ Trendwende
Januar 2014
3
Zinsen beobachten. Die künftige Performance von
IN KÜRZE
Januar 2010
4
koppelt. Die Risikoaufschläge haben sich in diesem
Zeitraum in einer Spanne von 120 bis 130 Basispunkten bewegt. Eine mögliche Einengung um 10
bis 20 Basispunkte könnte nach Ansicht der Deutschen Bank die aktuellen Bewertungen stützen.
4J
5J
6J
7J
8J
9J
10J 15J 20J 30J
Quelle: Bloomberg LP, Stand: 27.04.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 05/2015
03
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Aktien: Kurzfristige Risiken, langfristige Chancen
Eine Reihe von Risikofaktoren könnte zu Rückschlägen an den internationalen Aktienmärkten
führen. Strategisch bleiben Titel aus den USA, Europa und China interessant.
Die internationalen Aktienmärkte beeindrucken
in diesem Jahr bislang mit einer starken Performance: Haupttreiber dieser Entwicklung ist die
expansive Geldpolitik der Notenbanken rund um
den Globus. Mittel- und langfristig sollte sich der
Aufwärtstrend fortsetzen. Anleger müssen sich
aber auf größere Kursschwankungen einstellen.
Vier Faktoren könnten kurzfristig die Kurse belasten: erstens der mögliche Ausstieg Griechenlands
aus dem Euro; zweitens der Umbau der chinesischen
Wirtschaft, der zu nachhaltigem, aber geringerem
Wachstum führt; drittens die Verschnaufpause bei der
US-Dollar-Aufwertung, die der europäischen Exportwirtschaft ein wenig Schwung nehmen könnte; viertens
eine schwächere Gewinnentwicklung der US-Konzerne
als Folge des starken USD und niedriger Ölpreise.
Hohe Gewinnausschüttungen. Aus Renditesicht
bleibt die Anlageklasse Aktien langfristig nahezu alternativlos. Flexibel agierende Anleger, die auch kurzfristig
investiert bleiben möchten, könnten einen Teil der Kursrisiken über Substanzwerte und dividendenstarke Aktien
abpuffern. So schütten deutsche Unternehmen 2015 mit
42 Milliarden Euro so viel Gewinne aus wie noch nie.
Allein die DAX-Konzerne überweisen 30 Milliarden Euro.
Ohnehin bieten europäische Titel mittel- bis langfristig strategisches Potenzial. Die Gewinnerwartungen
haben sich zwischen Mitte März und Mitte April in
vergleichsweise geringem Ausmaß (-0,5%) eingetrübt.
In den letzten Quartalen fielen die Revisionen mit durchschnittlich -1% größer aus. Für das Gesamtjahr 2015 erwartet die Analystengemeinde nun für den gesamteuropäischen Aktienmarkt ein Gewinnwachstum von 6,2%.
Vorsicht in den USA. Das Risiko eines kurzfristigen
Kursrückgangs beim marktbreiten US-Index S&P 500
hat nach Ansicht der Deutschen Bank zugenommen.
Der starke US-Dollar und der niedrige Ölpreis dürften in vielen Bilanzen negativ bemerkbar machen.
Für das 1. Quartal 2015 erwartet die Deutsche Bank
im S&P 500-Index einen Gewinn je Aktie von 28 USD,
was nahezu auf dem Vorjahresniveau liegen würde. Für
das 2. und 3. Quartal wird ein Gewinnwachstum von
-2,6% und +0,9% erwartet. Im 4. Quartal sollte dann die
Trendwende gelingen und die Gewinne je Aktie wieder
steigen. Die Deutsche Bank ist mit ihrer Prognose pes-
IN KÜRZE
■■ Die
Anlageklasse Aktien bleibt in Zeiten niedriger
Zinsen unter Renditegesichtspunkten interessant.
■■ US-Titel könnten weniger schwankungsanfällig
sein als europäische oder Schwellenländer-Aktien.
■■ Deutsche Unternehmen zahlen hohe Dividenden,
in China wird der Umbau der Wirtschaft goutiert.
simistischer als der Markt und erwartet bereits in dieser
Berichtssaison vermehrt negative Gewinnrevisionen.
Mittel- bis langfristig erwartet die Deutsche
Bank steigende Kurse bei US-Aktien. Für dieses
Jahr liegt die Prognose für den S&P 500 bei 2.150
und für Ende 2016 bei 2.300 Punkten. Im Vergleich
zum europäischen Aktienmarkt ist der amerikanische schwankungsärmer und könnte daher insbesondere in unruhigen Zeiten interessant sein.
Kräftige Kursgewinne. Seit Anfang 2015 gehören
chinesische Aktien weltweit zu den Top-Performern,
obwohl in China die Wirtschaftsdynamik spürbar
nachgelassen hat. Das liegt am konsequenten Umbau
der Wirtschaft, der langfristig nachhaltiges Wachstum
generieren soll. An der Börse wird diese Entwicklung
positiv aufgenommen. Zahlreiche Liberalisierungsmaßnahmen und die Bereitschaft, mit der Lockerung der
Geldpolitik und fiskalpolitischer Stimulierung die Konjunktur zu stützen, treiben die Kurse chinesischer Aktien.
Dividendenrenditen im Vergleich zu den Renditen
10-jähriger Staatsanleihen
Angaben in Prozent
4,0
Dividendenrenditen DAX
3,5
Rendite 10-jähriger
deutscher Staatsanleihen
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
April 2010
April 2011
April 2012
April 2013
Quelle: Bloomberg LP, Stand: 30.04.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
04
Kapitalmarktausblick 05/2015
April 2014
April 2015
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Rohstoffe: Hohe Produktion, schwache Nachfrage
Die Hoffnung auf eine langfristige Erholung der Ölmärkte könnte sich schon im Herbst
wieder zerschlagen. Anleger sollten auch bei Kupfer und Eisenerz kritisch bewerten.
Die Notierungen am Ölmarkt sind zuletzt deutlich
gestiegen. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent
legte im April um gut 15% auf knapp 65 USD je
Barrel (1 Fass = 159 Liter) zu. Für den kurzfristigen
Preisanstieg lassen sich eine Reihe von Gründen
anführen: schwächerer Dollar, Drosselung der USÖlproduktion und nicht zuletzt geopolitische Risiken
– der Krieg im Jemen lässt Investoren an der Transportsicherheit zweifeln. Außerdem hat Saudi-Arabien
angekündigt, die Preise für asiatische Kunden aufgrund einer steigenden Nachfrage zu erhöhen.
Mittelfristig könnte aber die Rückkehr Libyens und
des Iran auf den Ölmarkt die Preise belasten. Mit der
Rahmenvereinbarung im Atomstreit zwischen dem
Westen und dem Iran ist der erste Schritt getan. Bei
einer endgültigen Einigung erwartet die Deutsche Bank,
dass die Ölproduktion des Iran von derzeit 2,8 Millionen
Barrel bis Mitte 2016 auf 3,2 Millionen Barrel pro Tag
und die Ölexporte von aktuell 1,3 Millionen Barrel auf
dann 1,7 Millionen Barrel pro Tag ansteigen dürften.
Allerdings könnte der erhebliche Investitionsstau in der
iranischen Ölindustrie hier einen Strich durch die
Rechnung machen.
Hohe Lagerbestände. Der Ölpreis hat sich stabilisiert.
Seit Jahresbeginn legten die Notierungen für die
US-Sorte WTI um 2,5% und für das Nordsee-Öl Brent
um 5,6% zu. Insbesondere die extrem hohen Lagerbestände in den USA dürften aber vorerst einen deutlichen Preisanstieg verhindern. Seit vergangenem
Dezember erhöhen sich die US-Lagerbestände von
Woche zu Woche um rund 5 Millionen Barrel auf zuletzt
rund 490 Millionen Barrel.
Das Tempo des Lageraufbaus wird sich nach Ansicht
der Deutschen Bank nun wieder verlangsamen. Zahlreiche Wartungsarbeiten in US-Raffinerien sind beendet,
die Kapazitäten werden wieder hochgefahren. Ihren
vorläufigen Höchststand könnten die Vorräte dann mit
etwa 524 Millionen Barrel im Juni dieses Jahres erreichen. Im Verlauf des Sommers sollte dann in der Ferienzeit eine steigende Benzinnachfrage („driving season“) zu
einem Abbau der Lager führen. Hohe Margen bei den
Raffinerien unterstützen diese Entwicklung zusätzlich.
Im Herbst stehen aber planmäßig weitere Wartungsarbeiten bei den Raffinerien an. Der dann zu
erwartende Lageraufbau könnte die Ölnotierungen
IN KÜRZE
■■ Die
Rohölnotierungen profitieren derzeit von
unterstützenden Faktoren. Die Deutsche Bank
zweifelt aber an der Nachhaltigkeit des Trends.
■■ Belastungsfaktoren bleiben die hohe Produktion
und der daraus resultierende Lageraufbau.
■■ Hohes Angebot und schwache Nachfrage
belasten auch die Eisenerz- und Kupfermärkte.
erneut unter Druck setzen. Die Deutsche Bank bleibt
deshalb hinsichtlich des Ölpreises vorsichtig gestimmt.
Schwache Nachfrage. Viele Notierungen im Bereich
der Industriemetalle bröckeln. Das stark steigende
Angebot und eine stagnierende Nachfrage haben einen
schmerzhaften Anpassungsprozess auf dem EisenerzMarkt eingeleitet: Die Notierungen sind seit Jahresbeginn um 25% auf etwas mehr als 50 USD pro Tonne
eingebrochen. Für eine nachhaltige Preisstabilisierung
bedarf es einer deutlichen Produktionsdrosselung – und
die ist nicht in Sicht.
Auch der globale Kupfermarkt ist aktuell von einem
ausgeprägten Angebotswachstum gekennzeichnet.
Erschwerend hinzu kommt noch eine rückläufige
Nachfrage. China und zuletzt auch überraschend die
USA schwächeln. Die Deutsche Bank rät daher zur
Vorsicht und bleibt hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung bei Kupfer skeptisch.
Wertentwicklung von Rohöl und Eisenerz
Angaben indexiert, 01.11.2010 = 100
160
140
120
100
80
60
40
Rohöl
20
DEZ 10 MAI 11
Eisenerz
MAI 12
MAI 13
MAI 14
MAI 15
Quelle: Bloomberg LP, Stand: 30.04.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 05/2015
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Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Liquidität: EZB demonstriert große Entschlossenheit
Die US-Notenbank bleibt angesichts schwacher US-Konjunktur zögerlich. Die Europäische
Zentralbank investiert planmäßig Milliardensummen an den europäischen Rentenmärkten.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält sich
weiter bedeckt – und lässt offen, wann sie zum ersten Mal nach Ausbruch der Finanzkrise die Leitzinsen
erhöhen wird. Die eher enttäuschende Konjunktur
in den USA im 1. Quartal 2015 und der trotz guter
Beschäftigungslage bislang ausbleibende Produktivitätsanstieg könnten die Fed weiter zögern lassen.
Die Deutsche Bank erwartet frühestens ab September
dieses Jahres einen ersten moderaten Zinsschritt.
Konsequente Geldpolitik. Strikt auf Kurs steuert dagegen die Europäische Zentralbank (EZB). Im Rahmen der
quantitativen Lockerung (QE) ihrer Geldpolitik plant die
EZB jeden Monat Anleihen im Wert von 60 Milliarden
Euro zu kaufen. Das Ankaufprogramm läuft seit dem 9.
März. In den ersten acht Wochen hat die Zentralbank
Staatsanleihen von Euro-Mitgliedstaaten und supranationalen Behörden für rund 95 Milliarden Euro in die
eigene Bilanz genommen. Im Rahmen ihres Ankaufpro-
IN KÜRZE
■■ Kaum
Wachstum, kein Produktivitätsanstieg – die
US-Notenbank könnte die Zinswende verschieben.
■■ Die EZB will die monatlichen Staatsanleihekäufe
konsequent bis September 2016 durchziehen.
gramms investiert die EZB zusätzlich in Pfandbriefe und
Kreditverbriefungen – 12 Milliarden Euro allein im März.
Auf der Sitzung des EZB-Rats im April bekräftigte Notenbank-Chef Mario Draghi, dass die EZB das
Programm wie geplant mit aller Entschlossenheit bis
September 2016 fortsetzen werde – selbst wenn die
geldpolitischen Maßnahmen der vergangenen Monate schnell greifen sollten. Tatsächlich, so Draghi,
hätten sich die Kreditbedingungen für Unternehmen
und private Haushalte bereits deutlich verbessert
und zu einer steigenden Kreditnachfrage geführt.
Immobilien: Stabile Entwicklung in den USA
US-Büroimmobilien profitieren von erhöhter Flächennachfrage und steigenden Unternehmensinvestitionen. Anleger müssen sich auf einen Wandel in der Nutzerstruktur einstellen.
Der Markt für amerikanische Büroimmobilien erholt sich
auf breiter Front. Für diese Entwicklung ist eine Reihe
von Faktoren ausschlaggebend: steigende Unternehmensinvestitionen und Beschäftigungswachstum; höhere Flächennachfrage pro Arbeitsplatz in vielen Branchen
(z. B. Hightech); sinkende Leerstände in allen Metropolregionen; breite Erholung der Mieten sowohl in bevorzugten
Innenstadtlagen als auch in städtischen Außenbezirken.
Nach wie vor weisen 1-A-Immobilien in bevorzugten
Lagen eine höhere Auslastung und ein attraktiveres Mietwachstum auf als Büros in Vororten oder Randlagen – die
aber zunehmend auch als Ausweichoption gefragt sind.
Sinkende Leerstände. Mit Blick auf 2015 sollte sich
die Erholung am US-Büroimmobilienmarkt fortsetzen. Das Mietwachstum könnte 2016 sein zyklisches
Hoch markieren. Gleichzeitig dürften sich die Leerstände der 11%-Marke annähern – und damit ihr
06
Kapitalmarktausblick 05/2015
Vor-Rezessionsniveau erreichen. Zu den wichtigsten
strategischen Themen, die das Segment der Büroimmobilien beeinflussen werden, dürften der Wandel
der Nutzerstruktur und die daraus resultierenden
Folgen gehören. Nach Einschätzung der Deutschen
Bank wird sich der Flächenbedarf je Arbeitsplatz
in den kommenden fünf Jahren wieder erhöhen.
Vergleichbares gilt für Deutschland: Insbesondere in Ballungsgebieten und Metropolen könnten
sich interessante Anlagemöglichkeiten ergeben.
IN KÜRZE
■■ Die
Erholung der US-Märkte für Büroimmobilien
beschleunigt sich auf breiter Front.
■■ Steigendes Mietenwachstum und Leerstände auf
Vor-Krisenniveau sind auch in Deutschland möglich.
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Finanzmarktprognosen im Überblick: Das Wachstum der US-Wirtschaft ist im 1. Quartal
2015 nahezu zum Erliegen gekommen. In Europa deutet sich indes eine höhere Konjunkturdynamik an. An den Aktienmärkten drohen kurzfristig Rückschläge, auf lange Sicht bleibt
die Anlageklasse aber interessant. In Europa sind die Renditen vieler Staatsanleihen zuletzt
kräftig gestiegen.
Marktzinsen
BIP-Wachstum
in %
2014
2015
2016
Welt
3,4
3,2
3,7
10J-Bonds in %
Aktueller Wert
Ende 2015
Deutschland
0,55
0,40
0,85
0,60
USA
2,4
2,4
3,0
Frankreich
Euroland
0,9
1,4
1,6
Italien
1,71
1,20
1,70
1,20
Deutschland
Japan
China
1,6
2,0
1,7
Spanien
-0,1
0,9
1,8
USA
2,15
2,50
6,7
UK
1,84
1,80
China
3,44
3,20
7,4
7,0
Indien
Inflation (CPI)
7,95
7,40
Russland
10,31
10,00
Brasilien (5J Bonds)
12,89
12,00
in %
2014
2015
2016
Welt
3,6
3,3
3,8
USA
1,6
0,2
2,5
Euroland
0,4
0,0
1,4
Deutschland
0,8
0,2
1,7
Indizes
Aktueller Wert
Ende 2015
2.088
2.150
3.572
3.750
Deutschland (DAX)
11.475
11.500
Italien (FTSE MIB)
22.957
23.000
Spanien (IBEX 35)
11.256
12.000
Japan (Topix in JPY)
1.588
1.700
Aktien
Japan
2,7
0,7
0,9
USA (S&P 500 in USD)
China
2,0
1,8
2,7
Euroland (Euro Stoxx 50)
Leitzinssätze
in %
3M-Euribor
Aktueller Wert
Ende 2015
-0,01
0,00
Asien ex Japan (MSCI in USD)
615
675
2.692
2.400
Euroland
0,05
0,05
Lateinamerika (MSCI in USD)
USA
0,25
0,75
Brasilien (MSCI in BRL)
209.512
180.000
0,10
China (MSCI in HKD)
80
80
Indien (MSCI in INR)
1.000
1.200
575
460
Japan
0,10
Russland (MSCI in USD)
Währungen
Aktueller Wert
Ende 2015
EUR/USD
1,12
1,00
EUR/GBP
0,72
0,74
EUR/JPY
134,56
125,00
EUR/CHF
1,04
1,10
Gold
EUR/NOK
8,38
9,00
Silber
Rohstoffe
in USD
Aktueller Wert
Rohöl (Brent)
Ende 2015
65,73
63,00
1.187,90
1.125,00
16,45
17,00
Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 08.05.2015, 09.15 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank GM, Deutsche Bank CIO PBC, Stand: 08.05.2015
Kapitalmarktausblick 05/2015
07
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
LIQUIDITÄT
IMMOBILIEN
Während sich die Europäische Zentralbank
auf einem expansiven
geldpolitischen Kurs bewegt, denkt
die US-Notenbank Fed über eine
Zinserhöhung nach. Wir erwarten
einen ersten moderaten Schritt frühestens ab September 2015. In Europa hingegen dürfen sich Anleger
wohl auf eine längere Phase niedriger Geldmarktzinsen einstellen.
RENTEN RK 3-5
Ein weiterhin niedriges Zinsniveau sollte
die Nachfrage nach
Immobilien als Anlagealternative stützen. Deutsche Gewerbeimmobilien bieten beispielsweise
ein interessantes Rendite-RisikoVerhältnis gegenüber defensiven Renteninvestments.
AKTIEN
Bei der Suche nach
einem ausgewogenen
Chance-Risiko-Verhältnis
erscheinen der Deutschen Bank
US-Unternehmensanleihen sehr
guter Bonität (Investment Grade) interessant. Anleger könnten
zusätzlich von der zu erwartenden
weiteren Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro profitieren. Außerdem können Schwellenländer-Anleihen für Anleger mit
entsprechender Risikobereitschaft
interessant sein.
Jetzt
investieren
RENTEN RK 1-2
ROHSTOFFE
Besonders die europäischen Aktienmärkte
zeigten im bisherigen
Jahresverlauf eine beeindruckende
Performance. Die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands, ein
schwächeres Wirtschaftswachstum
in China, mögliche Gegenbewegungen der US-Dollar-Aufwertung und
stagnierende Gewinne der USUnternehmen könnten die internationalen Aktienmärkte belasten. Trotz
der genannten Faktoren bleiben
Aktien aus unserer Sicht mittel- bis
langfristig weiterhin ein wichtiger
Baustein der Vermögensallokation.
In ausgewählte
Bereiche investieren
Keine Handlung
notwendig
Im März hat die EZB
Staatsanleihen im Volumen von 61 Milliarden
Euro gekauft. Die Renditen der
meisten Euro-Staatsanleihen sind
infolgedessen weiter gesunken und
haben teilweise eine negative Verzinsung erreicht. Weil sich das Zinsniveau weiter auf niedrigem Niveau
bewegen dürfte, scheinen andere
Anlageklassen mit Blick auf das
Verhältnis von Risiko und Rendite
im aktuellen Umfeld interessanter.
Die Ölpreise haben sich
zuletzt spürbar von
ihrem Einbruch seit
Mitte 2014 erholt. Allerdings lastet
– neben einem strukturellen Angebotsüberhang – ein nach wie vor
starker US-Dollar auf der gesamten Assetklasse und dürfte das
Preispotenzial weiter begrenzen.
Ausgewählte
Bereiche reduzieren
Investitionen
abbauen
Dieses Dokument enthält lediglich generelle Einschätzungen, welche auf der Grundlage einer fundamentalen sowie technischen Analyse der Deutsche Bank
AG getroffen wurden. Diese Einschätzungen stellen keine Anlageberatung dar. Sie sind insbesondere keine auf die individuellen Verhältnisse des Kunden
abgestimmte Handlungsempfehlung. Sie geben lediglich die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG wieder, die auch sehr kurzfristig und ohne vorherige Ankündigung geändert werden kann. Damit ist sie insbesondere nicht als Grundlage für eine mittel- oder langfristige Handlungsentscheidung geeignet.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Soweit die im Dokument enthaltenen Daten von
Dritten stammen, übernimmt die Deutsche Bank AG für die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn sie nur solche Quellen
verwendet, die sie als zuverlässig erachtet.
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Kapitalmarktausblick 05/2015