So wird man Weltmarktführer – Telekommunikation als Erfolgsfaktor

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Telekommunikation
So wird man Weltmarktführer –
Telekommunikation als Erfolgsfaktor
How to become a global leader –
Telecommunications as an element of success
René Obermann
Der 1963 in Düsseldorf geborene Autor
ist seit November 2006 Vor­stands­vor­
sitzender der Deutschen Telekom AG.
Nach seiner Ausbildung zum Industrie­
kaufmann bei der BMW AG in München
gründete René Ober­mann 1986 die
ABC Telekom mit Sitz in Münster. Nach
seinem Eintritt als Geschäftsführer Ver­
trieb bei T-Mobile Deutschland 1998
wurde er 2002 Vorstandsvorsitzender
von T-Mobile International.
The author, who was born in Düsseldorf
in 1963, has been the Chief Executive
Officer of Deutsche Telekom AG since
November 2006. Following a training in
industrial business administration at BMW
AG, Munich, René Obermann founded ABC
Telekom in Münster in 1986. He joined
T-Mobile Deutschland as Managing Direc­
tor Sales in 1998, and in 2002 he was
appointed CEO of T-Mobile International.
Wer ein Hotelzimmer in Dubai oder
New York betritt, der öffnet mit großer
Wahrscheinlichkeit ein Schloss der Fir­
ma Dorma aus Ennepetal. Egal, ob Sie
für Ihre Anzüge englische oder italieni­
sche Schnitte bevorzugen, die Knöpfe
kommen zumeist aus den Fabriken der
Bielefelder Knopf-Union. Und ein Groß­
teil der weltweiten Lippen­stiftproduktion
wird mit Maschinen des Weilheimer
Unternehmens Weckerle hergestellt.
Diese Liste ließe sich noch lange fort­
führen. Der Wirtschafsberater Herbert
Simon hat insgesamt 1.200 solcher
„Hidden Champions“ in Deutschland
ausgemacht – so nennt er jene global
erfolgreichen Unternehmen, die außer­
halb ihrer Branche kaum jemand kennt.
Kein anderes Land besitzt so viele
Welt­marktführer aus dem Mittelstand.
Der Umsatz wächst in diesem Segment
insgesamt um 11,6 Prozent pro Jahr
– und damit schneller als die chinesi­
sche Volkswirtschaft.
Gründe für den Erfolg des deutschen
Mittelstands gibt es viele: die Konzen­
tration auf sehr spezielle Produkte und
Dienstleistungen, Kontinuität bei Manage­
ment und Strategie sowie der unter­
nehmerische Mut, sich mit seinen Pro­
dukten der harten Konkurrenz auf dem
Weltmarkt zu stellen. Ein entscheiden­
der Faktor kommt hinzu, der für alle
genannten Unternehmen gleich bedeu­
tend ist: Sie nutzen die hervorragende
IT- und Telekommunikations-Infrastruktur
in Deutschland, um Warenströme und
Zahlungsverkehr quer über den Globus
zu organisieren, um sich weltweit zu
vernetzen und von hier aus in Echtzeit
mit den entlegensten Orten der Erde zu
kommunizieren. Ohne moderne Tele­kom­
munikations- und Informations-Techno­
logie ist die globale Wirtschaft schlicht
nicht denkbar. Sie ist Basis und Trieb­
feder der Globalisierung zugleich.
Eine hochleistungsfähige IT-Landschaft
ist heute längst nicht mehr multinatio­
nalen Großkonzernen vorbehalten. Für
Tausende kleiner und mittelständischer
Betriebe ist sie die Grundvoraussetzung,
um global zu operieren und sich neue
Beschaffungs-, Produktions- und Absatz­
märkte zu erschließen. Für solche kom­
plexen IT-Systeme gibt es in Deutschland
eine hervorragende Basis – nämlich die
sehr gute Versorgung mit Telekom­mu­
nikations-Infrastruktur. Mehr als 94 Pro­
zent aller Telefonanschlüsse in Deutsch­
land sind heute schon mit breitbandiger
DSL-Technik ausgerüstet, der Voraus­set­
zung für schnelle Internetverbin­dun­gen.
In 27 Städten ist bereits ein Glas­faserbasiertes Highspeed-Netz ver­füg­bar, das
Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mega­
bit pro Sekunde ermöglicht. Zum Ver­
gleich: Das ist ungefähr die 500-fache
Geschwindigkeit eines herkömmlichen
Telecommunications
1
1 Längst Alltag:
schnelle und breit
gefächerte Kommunikation
via Handy und Internet
An established practice:
fast and varied
communication with
mobile phones and
the internet
If you enter a ho­­
tel room in Dubai or
New York, you will
most probably open a
lock made by Dorma in En­­
nepetal, Germany. No matter
if you prefer to wear English or
Italian style suits, the buttons will
most­­ly have been manufactured in fac­
tories belonging to Bielefelder KnopfUnion. And large part of the global
lip­­stick production is made on equip­
ment from the Weilheim-based compa­
ny Weckerle. This list could be contin­
ued at great length. The business con­­­­
sultant Herbert Simon identified a total
of 1,200 such “hidden champions” in
Germany – that’s what he calls those
globally successful companies which
are barely known out­­side their industry.
No other country can boast so many
global market leaders among mediumsized enterprises. Sales in this segment
increase by an overall 11.6 per cent
annually – that’s faster than the
Chinese economy.
The success of German medium-sized
businesses is due to many reasons: a
focus on very specific products and ser­­
vices, continuity in management and
strategy as well as the entrepreneurial
courage to expose their products to the
tough competition in the global market.
Another crucial element that is equally
rele­
vant to all
of these busi­
nesses is the
excellent IT and tele­
communications infra­
structure in Germany, which
they use to manage commodity flows
and payment transactions across the
globe, to establish worldwide networks
and to communicate in real time with
partners in the most remote places on
earth. Without modern telecommunica­
tions and information technology, today’s
globally interconnected economy would
be simply unthinkable. It is both the base
and the driving force of globalization.
Today, a highly efficient IT system land­
scape is no longer a privilege reserved
for multinational corporations. For
thousands of small and medium-sized
enterprises it is an essential precondi­
tion for engaging in global activities
and developing new markets for pro­
curement, production and distribution.
In Germany, the conditions for imple­
menting this kind of complex IT systems
are excellent due to the high availability
of telecommunications in­­frastructure.
More than 94 per cent of telephone lines
in Germany already have broadband
DSL technology, which is a prerequisite
for fast internet connections. In 27 cit­
ies, a fibre-optic-based high-speed net­
work, which enables speeds of up to 50
megabits per second, is already in place.
To give you a comparison: This is about
500 times the speed of a conventional
ISDN connection. In addition, mobile
data transmission is constantly increas­
ing in im­­portance. Today, Ger­­man mobile
networks are leading the world. They
enable mobile surfing at speeds of up
to 7.2 megabits per second – no mat­
ter if you use a modern mobile phone
or a laptop.
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Telekommunikation
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ISDN-Anschlusses. Da­­neben wird die mo­­
­­bile Datenübertra­gung immer wichti­ger.
Deutsche Mobil­funk­netze sind heute füh­
­rend in der Welt. Sie ermöglichen mo­­bi­
­les Surfen mit Geschwindigkeiten von bis
zu 7,2 Mega­bit pro Sekunde – egal ob
mit modernen Mobiltelefonen oder mit
dem Laptop.
Wir stehen also gut da. Und wir tun gut
daran, weiter in diese wichtige Basisund Zukunftstechnologie zu investieren.
Zum einen, weil der Sektor der Tele­kom­
­­munikations- und Informations-Techno­
logie mit einer Wirtschafts­leis­tung von
130 Milliarden Euro rund sechs Prozent
zur gesamten Bruttowertschöpfung
Deutsch­lands beiträgt. Etwa 800.000
Menschen arbeiten in dieser Branche,
die damit schon heute einer der größ­
ten Wirtschaftssektoren in Deutschland
überhaupt ist. Noch wichtiger – und
da­­mit sind wir wieder bei den „Hidden
Champions“ – ist aber der indirekte
Ein­­­­fluss auf die gesamtwirtschaftliche
Ent­­­­wicklung. Moderne IT und Telekom­
mu­ni­­kation führen zu Produktivitäts­
stei­­­ge­­­run­­gen in vielen benachbarten
Bran­chen. Der Online-Handel wird von
immer mehr Menschen genutzt, Bu­­
chungs- und Be­­zahlsysteme über das
Internet haben sich durchgesetzt und
genügen längst höchs­­ten SicherheitsStandards. Eine In­­­­no­va­­­tion wie das sa­­
tellitengestützte Maut­­sys­­tem ermöglicht
die effiziente Steue­rung von Ver­­kehrs­
strömen auf Auto­bah­­nen und Bundes­
straßen. Das Ge­­sund­heits­­­­we­sen wird
von so genannten E-Health-Lösungen
massiv pro­fi­tie­ren. Und auch der Staat
kommuniziert be­­reits an den verschie­
densten Stellen online mit seinen Bür­­
gern. Das virtuelle Rathaus ist heute
schon vielerorts Re­­alität – weitere
E-Government-Ange­bote werden in den
nächs­­ten Jahren folgen.
Der Beitrag der IT- und Telekom­muni­
ka­tions­branche zum Produktivitäts­
wachs­tum lässt sich sehr konkret mes­
sen. Euro­paweit beträgt er heute 50
Prozent. Das ist aber noch nicht zufrie­
denstellend und muss ausgebaut wer­
den. In den USA liegt dieser Wert bei
80 Prozent. Dort wurde in den vergan­
genen Jahren deutlich stärker in Tele­
kommunikation investiert. So liegt nach
einer Studie der OECD das In­vestitionsVolumen in diesem Sektor in den USA
pro Kopf um 50 Prozent höher als in
Europa. Ein ähnliches Bild zeigt sich
bei den Aus­gaben für Forschung und
Entwicklung. Das liegt auch daran, dass
die amerikanischen Regulierungs­be­­hör­
­­­den zu­letzt einige weg­weisende Ent­­­
schei­­­dungen getroffen haben. 2003 wur­
­de in den USA mit der Deregulierung
von Breit­bandnetzen begonnen, seit
2005 werden dort breitbandige Inter­
net­an­schlüsse und -dienste überhaupt
nicht mehr reguliert. Dadurch wurde Pla­
­­nungs­sicherheit ge­­schaffen und die Un­­
ter­neh­men wurden er­mutigt zu inves­
tieren. Wir brauchen auch in Europa
solche Investitions­an­reize, um in dieser
wichtigen Branche nicht den Anschluss
zu verlieren. Investi­tionen in Infra­stru­k­
­tur und Netze sind ein wichtiger Er­­
folgsfaktor für die Zukunft der deutschen
und europäischen Tele­kom­munikations­
industrie. Dane­ben be­­steht die unter­
nehmerische Heraus­forderung vor al­­lem
darin, neue Entwicklungen und Trends
Telecommunications
2 Zentrale der Deutschen Telekom
Deutsche Telekom Headquarters
3
3 Das MSMC hat die Netzauslastung im Blick.
The MSMC takes care of optimizing
capacity utilization.
So we are well positioned. And we are
well advised to continue investing in
this important basic and future-orient­
ed technology. Firstly, because the area
of telecommunications and informa­
tion technology, with an economic out­
put of 130 billion euros, contributes
approximately six per cent of the total
gross value added in Germany. About
800,000 people work in the industry,
which already today makes it one of
the largest sectors of the German econ­­
omy. But what is even more important
– and this takes us back to the “hidden
champions” – is the indirect impact it
has on the overall economic develop­
ment. Modern IT and telecommunica­
tions lead to increased productivity in
many related industries. Online trading
is being used by more and more people,
internet-based booking and payment
systems have become widely ac­­cepted
and comply with the highest security
standards. An innovative satellite-based
toll system enables the efficient control
of traffic flows on motorways and fed­
eral trunk roads. The health care sector
will tremendously benefit from so-called
e-health solutions. And even government
authorities have begun to implement on­­
line communication systems with the
citizens in a variety of areas. “Virtual
town halls” have become reality in many
places, and more e-government offer­
ings will follow in the next few years.
The share that the IT and telecommu­
nications industry contributes to pro­
ductivity growth can be measured quite
precisely. It is presently 50 per cent
throughout Europe. However, this result
is not yet satisfactory and has to be
improved. In the United States, the
respective figure is 80 per cent. The
investments in telecommunications
have been substantially higher there
over the past few years. According to
an OECD survey, the per-capita amount
invested in this sector in the US is 50
per cent higher than in Europe. The
figures in research and development
spending are very similar. This is partly
due to the fact that the American regu­
latory authorities recently made some
groundbreaking decisions. In 2003,
the broadband market began to be
deregulated in the US, and since 2005,
the regulation of broadband internet
access and services has stopped there
completely. This has lead to improved
planning reliability and businesses
have been encouraged to make invest­
ments. In Europe, too, we need such
investment incentives to make sure we
do not fall behind the international
development in this key industry.
Investing in the infrastructure and net­
works is crucial to the future success
of the German and European telecom­
munications industry. Another chal­
lenging priority task for companies is
to recognize and take advantage of
new developments and trends in the
market. These are, among other things,
the increasing fusion of internet and
telecommunication and the trend
towards networking at private and busi­
ness level. Deutsche Telekom picks up
these trends and takes a proactive part
in developing them. If more and more
people or companies communicate
over the internet they have to stay con­
nected to the internet at any time. That
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Telekommunikation
4
im Markt zu erkennen und
zu nutzen. Das sind etwa die
zunehmende Verschmel­zung von
Internet und Telekom­mu­ni­kation und
der Trend zur persönlichen und ge­­
schäftlichen Vernetzung. Die Deutsche
Telekom greift diese Trends auf und ge­­
staltet sie aktiv mit. Wenn immer mehr
Menschen oder Unter­nehmen über das
Internet miteinander kommunizieren,
dann müssen sie je­derzeit mit dem
Internet verbunden sein. Da­­rum stellen
wir unseren Kunden zunehmend schnel­
le mobile Internet-Zugän­ge zur Verfü­
gung oder optimieren ihre Laptop
Verbin­dungen in den öffentlichen Hot­
spots – die Menschen können damit
nahtlos auf das Internet zugreifen, wo
immer und wann immer sie wollen.
In Zukunft werden verstärkt
auch Ma­­schinen direkt miteinan­
der kommunizieren. Hier liegt ein riesi­
ges Poten­­zial. Heute sind in Deutsch­
land 13 Mil­­­­­­liarden Maschinen wie Zähler,
Alarm­­systeme, Bordcom­pu­ter oder
Kühlan­lagen noch unvernetzt. Erste
Beispiele für die so genannte Ma­­schinezu-Ma­schine-Kommunikation gibt es
be­reits: Einige Logistik-Unter­nehmen
nutzen diese Technologie, um den
Transport ihrer Fracht-Con­tainer voll­
kommen au­­tomatisiert zu kontrollieren.
Mit solchen Innovationen und mit
Investitionen in die Zukunft sichern wir
die Wett­be­­werbs­­fähigkeit der Deutschen
Tele­kom. Und das ist eben nicht nur
eine Frage, die unser Unter­nehmen und
un­­sere Branche bewegt. Es ist eine Fra­
­ge des Wirt­schaftsstandorts ins­ge­samt.
Wirt­schaft und
Po­­litik müssen alle
Chancen nutzen, die
der technische Fort­schritt
in diesem Markt bietet. Eine dyna­
mische und konkurrenzfähige Tele­­­
kom­muni­kations-Industrie ist Garant
für Wachs­tum und Be­schäf­tigung –
und ein wichtiger Erfolgsfaktor für
deutsche Unter­neh­men im globalen
Wettbewerb. Auf diese Weise leistet
unsere Branche ihren Beitrag dazu,
dass Deutschland auch in Zukunft
viele „Hidden Cham­pions“ hervor­
bringt und die damit ver­­bundenen
Arbeits­plätze im Land bleiben.
Telecommunications
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6
4 Automatisierung:
13 Milliarden Maschinen
warten auf Vernetzung.
Automation:
13 billion machines are awaiting
network integration.
5–7 Für den schnelleren Datenverkehr:
Highspeedausbau via Breitband
For faster data transmission:
high-speed expansion through
broadband technology
7
is why we increasingly offer our custo­m­
ers fast and mobile internet access or
optimize their laptop connections in pub­
lic hotspots – so people have seamless
access to the internet wherever and
whenever they want.
In the future, direct communication be­­
tween machines will increase in impor­
tance. This is a huge potential. Today, 13
billion devices such as meters, alarm
systems, on-board computers or cool­
ing systems in Germany are still not
integrated into networks. The first few
examples of the so-called machine-tomachine communication are already
being used: Some logistics companies
have implemented this technology for
tracking the transport of their freight
containers fully automatically. Such
innovations and future-oriented invest­
ments are our way to ensure the com­
petitiveness of Deutsche Telekom. And
this issue is certainly relevant not only
to our company and to our industry. It
is of relevance to the whole of the busi­
ness location. Decision makers in busi­
ness and politics must use all the op­­
portunities that arise in this market due
to technological advances. A dynami­
cally developing and competitive tele­
communications industry is a guarantee
of growth and employment – and an im­­
portant element of success for Ger­­man
companies in global competition. Thus,
our industry is contributing to Ger­­many’s
generating many “hidden champions”
in the future as well, and to keep­­ing the
related jobs in our country.
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