Phänomene und Ziele der Hypnotherapie

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Inhalt
Allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren ..................................................................................... 2
Phänomene und Ziele der Hypnotherapie ............................................................................................... 4
Ericksons Verständnis von Hypnose: Moderne Hypnotherapie .......................................................... 7
Exkurs: Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe ................................................................. 9
Indirekte Induktion und Kommunikation: Wozu? ............................................................................... 11
Vergleich mit direkten Verfahren ............................................................................................................ 12
Empirische Belege für die Wirksamkeit indirekter Verfahren................................. 13_Toc303885682
Dechiffrieren von Sprachmustern in der Psychotherapie: "Meta-Modell" der Sprache ................. 14
Das Milton-Modell (oder: inverses Metamodell) .................................................................................. 15
Formulierungshilfen für indirekte Kommunikation ............................................................................ 16
Weitere Spezialitäten im Milton-Modell ................................................................................................ 17
Einstreutechnik ........................................................................................................................................... 19
Stellvertretertechnik ................................................................................................................................... 21
Einkreistechnik ........................................................................................................................................... 22
Möglichkeiten zur Gewinnung eines Symbols ....................................................................................... 24
Konfusionstechniken ................................................................................................................................. 26
Was tue ich, wenn Klienten….................................................................................................................. 29
Empirische Belege für die Wirksamkeit von Hypnotherapie .............................................................. 32
Literaturtipps ............................................................................................................................................... 33
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psychotherapeutische Wirkfaktoren
Allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren
Jeder Therapeut wünscht sich, dass die von ihm praktizierte therapeutische Richtung besonders
erfolgversprechend ist. Hypnotherapeuten haben Glück, sie bekommen diesen Wunsch
weitgehend erfüllt. Dennoch sollten Sie sich stets darüber im Klaren sein, dass die therapeutische
Ausrichtung nur die halbe oder nicht mal die halbe Miete ist. Bei aller Unterschiedlichkeit der
verschiedenen Therapieschulen gibt es viele wesentliche Faktoren, die allen
psychotherapeutischen Behandlungsformen gemeinsam sind. In ihrem Wettstreit, der sich gerade
in den letzten Jahren aufgrund zunehmender Konkurrenz um die Anerkennung durch die
Krankenkassen verschärft hat, gerät diese wichtige Tatsache häufig aus dem Blickfeld. Die
jeweilige Forschung sieht ihre Aufgabe vornehmlich in der Herausarbeitung der Unterschiede
zwischen den Therapieformen.
Dennoch befasst sich der folgende Abschnitt mit den gemeinsamen Faktoren aller
Therapieschulen,1 um der oft vernachlässigten Tatsache gerecht zu werden, dass Therapie nicht
nur deshalb wirkt, weil Psychotherapeuten sich intensiv und kompetent um Klienten bemühen,
sondern auch deshalb, weil ein Großteil der erfolgten Veränderung auf den Fähigkeiten und
Ressourcen der Klienten selbst beruht. Schade für die Therapeuten, die Therapieerfolge am
liebsten nur sich selbst zuschreiben möchten, schön für diejenigen, die froh sind, sich nicht nur
auf die eigene, sondern auch auf die Kompetenz ihrer Klienten verlassen zu können.
Michael Lambert schlug auf der Basis umfassender Studien2 vier therapeutische Faktoren als
wesentliche Elemente vor, die zur Heilung beitragen.
Therapeutische Faktoren:
extratherapeutische Faktoren: Gemeinsamer Faktor "Klient"
Beziehungsfaktoren
Plazebo/ Erwartungs-Faktoren
die spezifische Technik des Therapeuten
! Gemeinsamer Faktor "Klient"
Hierzu zählen Patientenmerkmale, also all das, was die Klienten zur Therapie mitbringen und was
ihr Leben außerhalb der Therapie beeinflusst. Dazu gehören interne und soziale Ressourcen
ebenso wie Glaubenssätze und Überzeugungen und selbst zufällige Ereignisse. Dieser Faktor
erklärt 40 Prozent der Veränderungen im Verlauf der therapeutischen Behandlung.
! Die therapeutische Beziehung
Die Aspekte der Therapiebeziehung werden als "allen Behandlungsformen gemeinsame
Faktoren" bezeichnet. Sie stehen nach Lambert für 30 Prozent der Varianz. Es handelt sich hier
um eine ganze Bandbreite von Beziehungs-Variablen wie Fürsorge, Empathie, Wärme,
Akzeptanz und Bestätigung, die besonders Carl Rogers im Rahmen eines klientenzentrierten
Ansatzes bekannt gemacht hat, welche sich aber in den meisten Therapieformen finden lassen.
1
2
Hubble, Duncan & Miller, 1999
Lambert, 1992
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psychotherapeutische Wirkfaktoren
! Hoffnung als Grundlage des gemeinsamen Faktors Plazebo und
Erwartung
Allein die Aussicht auf Hilfe soll 15 Prozent der Wirkung einer Therapie ausmachen. Diese
Klasse der therapeutischen Faktoren bezieht sich auf den Teil der Besserung, der sich aus dem
Wissen des Klienten, behandelt zu werden, ergibt. Nach Franks und Franks (1991) zeichnen sich
erfolgreiche Therapien dadurch aus, dass Klienten und Therapeuten an ihre heilende Kraft
glauben. Der Plazeboeffekt, oft als Störvariable betrachtet, ist aus dieser Sicht ein wichtiger
positiver Faktor in der Psychotherapie.
! Psychotherapeutische Technik
Die jeweilige psychotherapeutische Technik mit ihren spezifischen Annahmen, Erklärungen,
Lösungsstrategien und Interventionen macht ebenfalls 15 Prozent des Therapieerfolgs aus.
Abhängig von der theoretischen Orientierung werden unterschiedliche Inhalte betont. Den
meisten Therapieschulen gemeinsam ist die Erwartung der Therapeuten, dass die Klienten etwas
in ihrem Leben verändern, und die Idee, sie darauf vorzubereiten, sich selbst zu helfen. Die
therapeutische Technik ist also keinesfalls bedeutungslos, sie stellt einen (jedoch nicht den
einzigen) Wirkfaktor dar, der zum positiven Ergebnis der Behandlung beiträgt.
Insgesamt gesehen schließen sich gemeinsame Faktoren und spezifische Techniken als
Determinanten des Therapieerfolgs nicht aus. Im Übrigen können therapeutische Techniken nur
bis zu einem gewissen Grad unabhängig von den gemeinsamen Faktoren betrachtet werden3;jede
Technik wird im innerpersonellen Kontext angeboten und ist in die Erwartungen und
Überzeugungen der Teilnehmenden eingebunden.
Zu den spezifischen Merkmalen der Hypnose gehört es, in einem Maß mit dem unspezifischen
Faktor "Hoffnung" verknüpft zu sein, über das viele andere Verfahren nicht verfügen. Hypnose
kann auch als ein Ritual verstanden werden, das - wie sonst vielleicht nur der Glaube - "Berge
versetzt" und damit ganz wesentlich zur Steigerung der Effektivität einer Behandlung beiträgt.
Kirsch et al.4 konnten in Metaanalysen nachweisen, dass Hypnose die Effektstärke von kognitiver
Verhaltenstherapie nahezu verdoppelt.
Ähnliches gilt für den unspezifischen Faktor "therapeutische Beziehung". Es gehört zu den
wesentlichen Charakteristika der Hypnotherapie, dass Klienten in der Hypnose regredieren und
den Therapeuten in einer permissiven, wohlwollenden und fürsorglichen Elternrolle erleben, was
wiederum die ideale Voraussetzung für eine fruchtbare Gestaltung der Therapiebeziehung ist.
Dennoch sollte Hypnose nicht nur auf ihren Ritualcharakter oder die positive Gestaltung der
therapeutischen Beziehung beschränkt gesehen werden. Die spezifischen und wirksamen
Mechanismen der Hypnotherapie werden im nächsten Abschnitt näher erläutert.
3
4
Butler & Strupp, 1986
Kirsch, 1996
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psychotherapeutische Wirkfaktoren und Phänomene der Hypnotherapie
"
15%
40%
15%
Extratherapeutisch
Beziehung
Plazebo/Erwartung
30%
Graphik:
Spezifische Technik
Anteil unterschiedlicher therapeutischer Faktoren am Therapieerfolg
! Das Fazit aus dem Gesagten für die therapeutische Grundhaltung:
Ressourcen der Klienten evaluieren und nutzen
großes Augenmerk auf die Gestaltung der therapeutischen Beziehung
Begrüßen des Plazeboeffekts und Verstärkung von Hoffnung beim Klienten
Demut bezüglich der eigenen Fähigkeiten und Techniken, denn sie machen nur 15
Prozent des Erfolgs aus!
Phänomene und Ziele der Hypnotherapie
"Mehrere hundert Mark ergaunerte eine Hypnotiseurin am vergangenen Donnerstag in einem
Laden in der Tübinger Ammergasse. Sie betrat um die Mittagszeit den Laden, versetzte den
Verkäufer in Hypnose und ließ sich Geldscheine aushändigen. Als er wieder zu klarem Verstand
kam, war die Frau verschwunden." Was auch immer an diesem Donnerstag geschehen sein mag,
die Notiz im Schwäbischen Tagblatt vom 31. 07. 2001 entspricht der traditionellen Vorstellung
von Hypnose, ein Hypnotiseur mit hoher Suggestivkraft müsse ein durch die hypnotische
Induktion empfänglich gemachtes Individuum durch suggestives Einreden "umprogrammieren".
Wie der rege Zulauf bei Bühnenhypnoseshows zeigt, scheint die Phantasie, willenlos und damit
ohne Verantwortung für das eigene Handeln zu sein, eine hohe Attraktivität zu besitzen. Freilich
widerspricht
eine
tatsächliche
oder
angenommene
Willenslosigkeit
modernen
psychotherapeutischen Zielen, den Klienten zu mehr Wahlfreiheit bezüglich ihrer
Lebensgestaltung zu verhelfen. Wer willenlos ist, kann nicht wählen.
Nichtsdestotrotz löst das Wort "Hypnose" bei vielen Menschen ambivalente Gefühle aus.
Magische und überzogene Heilserwartungen stehen auf der einen, Ängste bezüglich eines
möglichen Kontrollverlusts oder Missbrauchs durch den Therapeuten auf der anderen Seite.
Tatsächlich hat die aus Bühnenshows bekannte Form von Hypnose nichts mit der
Hypnotherapie nach Milton Erickson zu tun, und jeder seriös arbeitende Therapeut möchte sich
von solchen Veranstaltungen mit zweifelhaftem Unterhaltungscharakter abgrenzen. Deshalb
sollte zu Beginn jeder Hypnosebehandlung entsprechende Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Die Voraussetzung dafür ist, selbst mit den Begrifflichkeiten, Phänomenen und Zielen der
modernen Hypnotherapie vertraut zu sein. Die folgenden Abschnitte geben dazu einen kurzen
Überblick.
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Phänomene der Hypnotherapie
! Hypnotherapie, Hypnose und Trance
Die moderne Hypnotherapie stellt ein therapeutisches Verfahren dar, bei dem der Klient mittels
der Hypnose in einen besonderen Bewusstseinszustand versetzt wird, in welchem es ihm besser
als im Alltagsbewusstsein gelingt, die eigenen Ressourcen zu nutzen.
Die Hypnose ist in diesem Verständnis die Rahmenbedingung, die es erleichtert, die
physiologischen, kognitiven und emotionalen Beschränkungen des Alltagskontexts zu verlassen
und neue Möglichkeiten der Problemlösung zu erwägen und zu erproben.
Der besondere Bewussteinszustand, in dem sich die hypnotisierte Person befindet, wird als
Trance bezeichnet. Innerhalb dieses Zustands einer veränderten mentalen Verarbeitung haben
logische Kategorien eine geringere Bedeutung. Die äußere Realität verliert an Bedeutung,
während die Fähigkeit, innere Realitäten intensiv zu erleben und zu visualisieren, zunimmt. Diese
Tatsache kann therapeutisch genutzt werden, um Ressourcen zu aktivieren, Umstrukturierungen
vorzunehmen und psychosomatische Reaktionen zu beeinflussen, in einer Weise und Intensität,
die im normalen Wachzustand nicht möglich wäre.
! Trancephänomene
Subjektiv führt die Trance zu Prozessen, die sich deutlich vom Alltagsverhalten abheben. Dazu
gehören die folgenden, als Trancephänomene bezeichneten Veränderungen.
Trancephänomene:
körperliche Entspannung bei gleichzeitiger mentaler Wachheit
lebhafte Vorstellungen
Verringerung der externen Wahrnehmung
Analgesie und Immobilität
Zeitverzerrung (in der Regel Verkürzung um etwa 50 Prozent)
unter Umständen Amnesie für Tranceinhalte.
Anhand nachstehender Verhaltensweisen und beobachtbarer physiologischer Veränderungen
beim Klienten lässt sich für den Therapeuten ablesen, ob er sich in Trance befindet.
Trancezeichen:
Absenkung von Tonus, Herzrate und Blutdruck (das Gesicht wirkt glatter, Darm- und
Magengeräusche treten auf)
Dilatation der Gefäße (erkennbar an der Veränderung der Hautfarbe)
regelmäßigere, tiefere und langsamere Atmung
geringere Ansprechbarkeit, Immobilität und "Sprechfaulheit"
Schluckreflex (häufigeres Schlucken)
ideomotorische Reaktionen
veränderte Innervation von Beuger und Strecker (Levitation, Katalepsie)
Verlangsamung der Lidschlagfrequenz, Lidschluss oder Defokussierung der Augen.
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! Ziele der Hypnotherapie
Ziele der Hypnotherapie
1.
Harmonisierung des inneren Milieus
Die sich in der Trance häufig spontan einstellenden physiologischen Entspannungsreaktionen
führen zu einer Harmonisierung somatischer Prozesse. Hierdurch werden Stressreaktionen
abgebaut, somatische Heilungsprozesse gefördert und das Immunsystem gestärkt. Genutzt
werden kann dieser Effekt unter anderem bei der Behandlung von Krebs, Schlafstörungen und
bei bestimmten viralen Infekten.
2.
Erhöhung der Suggestibilität
Während der hypnotischen Trance ist die Neigung, Gehörtes als bedeutungsvoll hinzunehmen,
erhöht, die meisten hypnotisierten Personen sind suggestibler als im normalen
Alltagsbewusstsein. Für den Therapeuten ergibt sich hierdurch die Möglichkeit, Dinge direkt zu
suggerieren, die hilfreich sein können, Verhaltens- oder Einstellungsänderungen zu erleichtern.
3.
Veränderung der Wahrnehmung
Durch die Fokussierung des Hypnotisanden auf sein momentanes Erleben steigt der emotionale
Gehalt der Tranceerlebnisse stark an. Ähnlich wie in der Gestalttherapie bewirkt diese emotionale
Involviertheit ein hohes Maß an Evidenzerleben für die in der Trance gefundenen
Problemlösungen. Dies wiederum macht die spätere Umsetzung für den Klienten leichter.
4.
Aktivierung der Vorstellung
Das gesteigerte visuelle Vorstellungsvermögen während der Trance kann genutzt werden, um
somatische Heilungsprozesse, beispielsweise bei Krebserkrankungen, über die Visualisierung des
entsprechenden Organs zu fördern. Die Umstellung auf einen bildhaften Verarbeitungsmodus
bewirkt außerdem, dass die im Alltagsbewusstsein aktiven logischen Verknüpfungen, die häufig
zugleich Einschränkungen des Denkens bewirken, aufgehoben werden. Damit ist der Weg frei
für neue, kreative Lösungen.
5.
Unwillkürlichkeit
Klienten, die zur Therapie kommen, haben oft ihren Fundus an rational begründeten Strategien
bereits erfolglos zur Problemlösung eingesetzt. Unwillkürliche Suchprozesse oder
Körperreaktionen wie die Handlevitation bieten hier die Möglichkeit, das erschöpfte bewusste
Lösungspotential durch unwillkürliche Prozesse zu ergänzen.
6.
Nutzung "stillen Wissens"
Eng mit dem Aspekt der Unwillkürlichkeit verbunden ist die Idee vom "stillen Wissen" einer
Person. Unwillkürliche motorische Veränderungen (wie die Katalepsie) bekommen
Signalfunktion, um das verborgene Wissen über Zusammenhänge, mögliche Ursachen eines
Problems oder Lösungsmöglichkeiten zu aktivieren. Ein bekanntes Beispiel aus der
Raucherentwöhnung ist die Zigarette, die, in der kataleptischen Hand gehalten, unwillkürlich zu
Boden fällt und dem Klienten so vermittelt: "Das Rauchen ist hiermit für immer beendet."
7.
Regression
Wenn Klienten sich in einen Trancezustand begeben, delegieren sie einen Teil ihrer
Außenkontrolle an den Therapeuten. Es entsteht eine asymmetrische Rollenverteilung, bei der
der Therapeut die Rolle des beschützenden Elternteils, der Klient dagegen eine kindlichregressive Haltung einnimmt. Dieser Umstand lässt sich therapeutisch nutzen. Zum einen
erhöhen sich durch die Regression Suggestibilität, Kreativität und Flexibilität des Klienten, zum
anderen wird eine "Nachbeelterung" durch den Therapeuten möglich, was beispielsweise in die
Behandlung von in der Kindheit missbrauchten Menschen indiziert werden kann.5
5
Revenstorf & Peter, 2001
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Moderne Hypnotherapie
Ericksons Verständnis von Hypnose: Moderne
Hypnotherapie
Seit 1940 entwickelte der amerikanische Psychiater Milton H. Erickson (1901-1980) eine neue
Auffassung von Hypnotherapie, die den Fokus nicht mehr auf die "Macht" des
Hypnotherapeuten, seine Klienten effizient zu beeinflussen, sondern auf die Fähigkeiten und die
Ressourcen des Hypnotisanden richtet. Ericksons wichtigste Prämissen, Begrifflichkeiten und
therapeutischen Vorgehensweisen werden im Folgenden erläutert.
"Erickson (…) machte die Auffassung populär, dass hypnotische Trance ein Zustand selbst-bestimmter Potenz
des Individuums sei und einen Zugang zu eigenen Ressourcen darstelle. Die therapeutische Kunst bestehe darin,
dem Patienten diesen Zugang zu eröffnen und ihn dann seine eigenen Lösungen finden zu lassen."6 Dieser
Therapieansatz hatte nicht nur ein neues Hypnoseverständnis zum Inhalt, sondern auch auf
andere Therapieschulen, insbesondere auf die Systemische Therapie, weitreichende
Auswirkungen.
! Ressourcenorientierung, Utilisation und Reframing
"Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben" J. W. v. Goethe
Das Vertrauen, von dem Goethe hier spricht, ist Menschen, die zur psychotherapeutischen
Behandlung kommen, meist verloren gegangen. Ressourcenorientierung bedeutet, dass der
Therapeut den Fähigkeiten des Klienten vertraut, eine Lösung für seine Probleme zu finden, und
dies auch zu vermitteln weiß. Möglichkeiten hierfür bieten die Prinzipien der Utilisation oder des
Reframings.
Durch Utilisation umgeht Erickson das, was andere Therapieschulen als "Widerstand"
bezeichnen. Alle individuellen Merkmale des Klienten einschließlich des "Widerstands" werden
für eine Veränderung genutzt. Schließt ein Klient beispielsweise bei der Tranceinduktion trotz
entsprechender Instruktion nicht die Augen, wird dies als besondere Art, in Trance zu gehen,
gewürdigt.
Auch das Symptom selbst kann in diesem Sinne "reframed", also in einen neuen Rahmen oder
Kontext gestellt und somit als ein zwar mit Nachteilen behafteter, aber von der Grundintention
her sinnvoller Lösungsversuch gekennzeichnet werden. Eine solche Sichtweise verhilft den
Klienten zu einem verbesserten Selbstwert, und es werden Selbstheilungskräfte frei, die beim
traditionellen defizit-orientierten Bild vom unfähigen Patienten, der den kompetenten
Therapeuten um Hilfe ersuchen muss, brach liegen bleiben.
! Therapeutisches Tertium
Die Grundannahme des ericksonschen Arbeitens, dass jeder Klient alle nötigen Ressourcen zur
Bewältigung seiner Probleme in sich trägt, ist für Menschen, die zur Therapie kommen, zunächst
kaum nachvollziehbar, da die Notwendigkeit, einen Psychologen aufzusuchen, meist als Beweis
der eigenen Unzulänglichkeit gewertet wird. Erickson führt deshalb das Unbewusste als
intrapersonale Hilfsgröße ein. Der Klient kann seine Selbstheilungskräfte in eine wohlwollende
und weise Instanz innerhalb seiner selbst – nämlich ins Unbewusste – projizieren. So fällt es ihm
leichter, an die eigene unbewusste Kompetenz zu glauben.
6
Revenstorf & Peter 2001
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Moderne Hypnotherapie
Zur Frage, ob es neben Klient und Therapeut dieses dritte Medium in der Therapie, das
ericksonsche Unbewusste, wirklich gebe, sei zunächst auf die Kriterien der Konstruktion von
Wirklichkeit verwiesen. Gemäß den Aussagen des radikalen Konstruktivismus 7 ist unser
kognitives System semantisch geschlossen. Das bedeutet, dass die wahrgenommene Wirklichkeit
als von außen kommend erlebt, dabei aber in ihrer Bedeutung intern konstruiert wird. Als
"wirklich" wahrgenommen, im Gegensatz zur Einbildung, wird dabei, was folgende Kriterien
erfüllt:
Die Sinnesorgane werden angesprochen, und die Wahrnehmungen der einzelnen
Sinnesorgane sind untereinander stimmig.
Das Wahrnehmungsobjekt ist im Raum lokalisierbar, besitzt eine konstante Form und
bewegt sich aus sich selbst.
Mit dem wahrgenommenen Objekt können Handlungen vollzogen werden, es ist
möglich, mit ihm in Interaktion zu treten, und es wird als bedeutungsvoll bewertet.
All diese Kriterien erfüllt das in der Trance erlebte "Unbewusste" und wird deshalb als real
existierend erlebt. Insofern ist das Therapeutische Tertium zunächst ein Konstrukt, welches für
die Beteiligten mit zunehmender Nützlichkeit immer "wirklicher" wird. Tatsächlich kann aber
auch etwas noch "Wirklicheres" gemeint sein, wenn vom Unbewussten die Rede ist, nämlich die
als neuronale Spuren im Langzeitspeicher niedergelegten Erinnerungen und Fähigkeiten eines
Menschen, die zur aktuellen Lösungsfindung genutzt werden können.8
! Destabilisierung
Menschen gehen dann zum Psychotherapeuten, wenn ihre gewohnten und bewährten
Bewältigungsstrategien an ihre Grenzen stoßen und damit dysfunktional werden. Trotz der
offensichtlichen Insuffizienz der bisherigen Denkschemata und Verhaltensmuster fällt es den
meisten Klienten schwer, die gewohnte Strategie abzulegen. Erickson geht davon aus, dass es
seinen Patienten im Zustand der Destabilisierung leichter fällt, neue Lösungsstrategien zu
entwickeln und umzusetzen. Gemäß der modernen systemischen Auffassung bedeutet
therapeutische Veränderung das Aufgeben einer Homöostase, was aber nur dann möglich ist,
wenn das System einen "Attraktor" verlassen kann, um einen neuen aufzusuchen. Der
dazwischen liegende "energetische Hügel" wird mit Hilfe der Destabilisierung leichter
überwunden.
Erreicht wird dieser labile Zustand zum Beispiel durch eine komplizierte Tranceinduktion, "die
durch so zahlreiche kognitiv kaum zu bewältigende, logisch nur schwer nachvollziehbare, unter Umständen nicht
verständliche komplizierte oder unvollständige verbale und grammatikalische Konstruktionen, die tiefer zu erfassen,
nur Sie, der Leser oder die Leserin (und vielleicht nicht einmal Sie) heute oder morgen oder irgend eines Tages in
der Lage sein werden oder jetzt schon sind, falls Sie es nicht im nächsten Moment sein werden oder bereits waren,
während Ihr bewusstes Verständnis Ihnen sagt, dass Sie schon verstanden haben, was es unbewusst zu verstehen
gab, und Sie weiter darüber nachdenken, ob Sie bezüglich dieser Passage schon jetzt oder erst zu einem späteren
Zeitpunkt für sich zu einem tieferen Verständnis kommen wollen... " Die Technik dieser kognitiven
Überlastung dürfte am letzten Absatz deutlich geworden sein. Das entspricht etwa dem Effekt,
der sich bei der Lektüre entsprechender Fachliteratur oder beim Anhören bestimmter Vorträge
spontan innerhalb kurzer Zeit einstellt; aufgrund einer kognitiven Überlastung durch Verwirrung
oder Langeweile zieht es der Leser oder Zuhörer vor, in Trance zu gehen.
7
8
zum Beispiel Watzlawick, 1978
Revenstorf, 1994a
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Moderne Hypnotherapie und Exkurs zu Hypnotisierbarkeit und Co
! Minimale Veränderung mit Kaskadeneffekt
Die Nutzung des Kaskadeneffekts beruht auf dem Gedanken, dass schon eine winzige Variation
in einem eingefahrenen Muster weitreichende Veränderungen nach sich ziehen kann. Diese erste
kleine Veränderung versucht Erickson seinen Klienten teilweise noch zu erleichtern, indem sie
auf einem Nebenschauplatz erzielt wird, der mit dem eigentlichen Problem nichts zu tun zu
haben scheint. Hat die Neuorganisation des Verhaltens auf diese Weise ihren Anfang genommen,
kann sie leichter in anderen Verhaltensbereichen fortgeführt werden.
! Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses
Die in der Trance gefundenen kreativen Problemlösungen sind häufig für das rationale Denken
des Klienten zunächst nicht akzeptabel. Daher ist es laut Erickson sinnvoll, die neue Lösung für
einige Zeit vor dem allzu kritischen bewussten Denken zu schützen, indem die Tranceinhalte
nicht direkt im Anschluss an die Rückführung besprochen und spontane Amnesien bestehen
gelassen oder gefördert werden.
Im Sinne der Selbstorganisation von Systemen wird der Veränderungsprozess also durch
Destabilisierung zunächst auf der unbewussten Ebene angeregt und durch den Kaskadeneffekt
eine weitreichende Fluktuation ausgelöst. Der Schutz des unbewussten Bearbeitungsprozesses
hält das System eine ausreichende Zeit so flexibel, dass die Neuorganisation ungestört von
kritischen rationalen Einwänden erfolgen und die Veränderung sich etablieren kann.
Exkurs: Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe
Eine bedeutsame Rolle für die Wirksamkeit von Hypnotherapie ist die Suggestibilität der
Probanden. Nur wenn sie in einer Hypnotherapie in ausreichendem Maß hypnotisierbar sind,
wird bei vielen, jedoch nicht in allen Studien ein Erfolg nachgewiesen9.
! Klärung der Begriffe
Hypnotisierbarkeit: Weitzenhoffer (1989) definiert Hypnotisierbarkeit als die Fähigkeit eines
Individuums, hypnotisiert zu werden, beziehungsweise die maximale Tiefe der Trance, die von
ihm erreicht werden kann. Die Messung erfolgt häufig über die Beobachtung und Selbstbericht
des Hypnotisanden.
Trancetiefe: Sie bezeichnet eine Zustandsvariable, die sich im Verlauf der Hypnosesitzung
verändern kann, und wird meist durch Selbstbeobachtung erhoben.
Suggestion: Um die Kriterien einer Suggestion zu erfüllen, muss die suggerierte Reaktion
unwillkürlich erfolgen 10 sonst würde es sich um eine Aufforderung handeln, der aufgrund
bewusster Entscheidung nachgekommen wird.
Suggestibilität: Von Gheorghiu (1996, S. 126) wird Suggestibilität definiert als "die Fähigkeit, auf
Suggestionen zu reagieren." Das trifft sowohl auf Wachsuggestionen als auch auf hypnotische
Suggestionen zu. Beide Formen sind hoch korreliert.
9
Krause, 2001
Peter, 1993
10
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Exkurs: Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe
! Hypnoseskalen
Eine Möglichkeit, eigene und die Bedenken der Klienten zur Hypnotisierbarkeit auszuräumen, ist
deren Messung. Anzumerken ist, dass in kaum einer anderen Therapieform die Eignung des
Klienten für das entsprechende Verfahren gemessen wird. Hypnoseskalen sind somit einzigartig
in der klinischen Praxis.
Meist wird die Hypnotisierbarkeit gemessen, indem die Reaktionen des Hypnotisanden auf
bestimmte Suggestionen – häufig auf solche, die die Ausführung klassischer hypnotischer
Phänomene fordern – erhoben werden.
Häufig verwendete Trance- und Hypnotisierbarkeitsskalen sind:
Stanford Hypnotic Susceptibility Scale, Form C: SHSS: C (Weitzenhoffer & Hilgard, 1962): Der am
häufigsten verwendete experimentelle Test; in der Durchführung aufwändig.
Harvard Group Scale of Hypnotic Susceptibility: HGSHS (Shor & Orne, 1962): Ein Test, der sich
besonders für ein Screening größerer Gruppen gut eignet.
Stanford Hypnotic Clinical Scale for Adults: SHCS: A (Hilgard & Hilgard, 1975): Testet vor allem
klinisch relevante Phänomene.
Hypnotic Induction Profile: HIP (Spiegel & Spiegel, 1978): Sehr schnell durchführbar; allerdings ist die
Validität des darin enthaltenen sogenannten "Augenrolltests" umstritten.
Creative Imagination Scale: CIS (Wilson & Barber, 1978): Verwendet zahlreiche Vorstellungsbilder aus
allen Sinnesmodalitäten und misst eher die Imaginationsfähigkeit.
Im Zusammenhang mit den indirekten Hypnosetechniken ist allerdings anzumerken, dass es
derzeit keine Skalen zur Messung der Reaktionen auf diese Art von Suggestionen gibt. Die
Standard-Skalen sind meist in einer direkten, autoritären Sprache verfasst, die der Art des
therapeutischen Rapports in der ericksonschen Hypnotherapie zuwider läuft.
Am ehesten geeignet erscheint hier die Creative Imagination Scale, die zudem von den Klienten mit
Hilfe eines Tonträgers zu Hause durchgeführt werden kann und deshalb in der Praxis mit wenig
Aufwand anwendbar ist.
! Hypnotisierbarkeit und Therapieerfolg
Die Tatsache, dass Hypnotisierbarkeit bei bestimmten klinischen Störungsbildern wie Schmerz,
Warzen oder Allergien mit dem Therapieerfolg korreliert, gilt inzwischen als sicher11. Zu anderen
Bereichen, beispielsweise in der Raucherentwöhnung, sind die Befunde weniger konsistent.
Für die klinischen Bereiche, in denen der positive Zusammenhang zwischen der
Hypnotisierbarkeit und dem Behandlungserfolg belegt ist, kann der Kliniker über die Messung
der Hypnotisierbarkeit schon vor Beginn der eigentlichen Behandlung abschätzen, ob Klienten
von hypnotherapeutischen Interventionen profitieren werden. Im Fall einer nur geringen
Hypnotisierbarkeit kann entweder eine alternative Behandlungsmethode erwogen oder mit dem
Klienten Hypnose "geübt" werden. Durch geeignete Trainingsmaßnahmen scheint sich die
Hypnotisierbarkeit deutlich steigern zu lassen (Gorassini & Spanos, 1986).12
11
12
Bowers, 1989, Evans, 1989, Van Dyck et al., 1991
Vom blauen Dunst zum frischen Wind, Schweizer, Carl-Auer, 2011
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Indirekte Induktion und Kommunikation: Wozu?
Indirekte Induktion und Kommunikation: Wozu?
Indirekte Kommunikation ist uns im Alltag geläufig; wir sprechen häufig ein Thema indirekt an,
indem wir
! es einkreisen („Jetzt ist es September und man kann abends schon nicht mehr draußen sitzen…
Schatz, erinnerst du dich noch, wie warm es bei unserem letzen Urlaub noch im November auf
Lanzarote war? Das Essen war auch super…vielleicht sollten wir mal im Internet gucken, du hast doch
noch Urlaubstage??“),
! Stellvertreter benennen („Mama, Sophie hat ein eigenes Pferd bekommen, dabei ist sie sogar jünger
als ich….“),
! Truismen benutzen („Die Spülmaschine ist schon fertig gelaufen, man kann sie ausräumen…“),
! uns indirekt durch Fragen und Negationen mitteilen („Du hast morgen wohl keine Zeit
fürs Rasen mähen?“),
! vage formulieren. wenn ich keine Lust auf eine Verabredung habe („Ich muss schauen, ob
ich Zeit finde…“) und
! Nominalisierungen nutzen („Etwas Ruhe wird dir gut tun“, anstelle von: „Beruhig dich!“)
Wir erhoffen uns von dieser Art der Kommunikation höhere Akzeptanz, weniger Widerstand
und eine erhöhte Wirksamkeit beim Gegenüber.
Erickson verfolgte mit seinen vielfältigen indirekten Interventionen ähnliche Ziele. Dabei legte er
seine Vorgehensweise gegenüber seinen Klienten nicht offen dar, weil er davon ausging, dass die
bewusste Wahrnehmung von Techniken und ihren Zielen für therapeutische Änderungen
hinderlich sein kann. Der Klient wird dabei in der Regel nicht direkt angesprochen, die
Formulierungen sind sehr vage gehalten.
! Klienten sollten jedoch nicht bewusst getäuscht werden, sondern eher passiv im
Unklaren gelassen.
! Zusätzlich umgehen indirekte Suggestionen in der Tranceinduktion das verstandesmäßige
Begreifen und fördern das assoziative Umsetzen und den Zugang zu Gefühlen.
Dadurch wird der Trancezugang erleichtert und die individuellen Vorstellungen genutzt.
! Für die Umgehung (statt: Nutzung) evt. auftretende Widerstände bieten indirekte
Verfahren viele Möglichkeiten. Aversive Themen können zum Beispiel bildhaft bearbeitet
werden (Stellvertreter-Technik).
! Über Symbolisches und Bildhaftes werden Einsichten in neue Zusammenhänge und
Möglichkeiten vermittelt.
! Indirekte Kommunikation wird einem der wichtigsten Grundprinzipien Ericksons
gerecht: Der Individualität des Klienten und seiner Ressourcen, als Spezialist für sich
selbst die besten Lösungen für sein Problem zu finden. Indirekte Kommunikation gibt
Anstöße, zeigt Richtungen auf und macht Angebote, während der Klient daraus seine
eigenen Bilder und Lösungen gestaltet.
! Indirekte Formen sind oft eng miteinander verwandt,
so dass man in einem Satz mehrere
davon unterbringen kann und
WICHTIG: EHER EINE
es teils schwierig ist,
HALTUNG ALS EINE
sie voneinander
TECHNIK!!!!
zu unterscheiden.
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Vergleich mit direkten Verfahren
Vergleich mit direkten Verfahren
Klassische Hypnose
Moderne Hypnose
Die Induktion der Trance ist von DIREKTEN
SUGGESTIONEN geprägt, dh. solche, zu denen
man auch NEIN sagen kann.
Vor allem, aber nicht nur INDIREKTE
SUGGESTIONEN.
Direkte
Suggestionen
können bei gutem Rapport und zunehmender
Trancetiefe angezeigt sein. Indirekte Suggestionen
STIMMEN IRGENDWIE IMMER.
Die Trance der klassischen Hypnose hat v.a. eine
Erhöhung der Suggestibilität zum Ziel, um
damit mehr Kontrolle über das Verhalten des
Klienten zu bekommen.
Ziel: Zugang zu Gefühlen und Ressourcen,
Potentiale eines Klienten zu explorieren und seine
natürlichen Reaktionstendenzen zu fördern.
Die Suggestionen orientieren sich an den
Symptomen, diese sollen dem Klienten ausgeredet
werden („Sie wollen nicht mehr rauchen, Sie spüren, dass
es Ihnen besser tut, das zu lassen.“)
Seelische Zusammenhänge, Nutzen, positive
Aspekte des Symptoms. („Irgend etwas in Ihnen kann
wissen, wozu das Rauchen gut ist, sein tieferer Sinn…“)
Problem: So funktioniert es nicht: Psychologische
Probleme existieren, weil der bewusste Verstand
nicht weiß, wie er eine Verhaltensänderung
herbeiführen soll. Würde das klappen, wären
Therapien eine leichte Sache bzw. gar nicht nötig!
Potentiale für die gewünschten Verhaltensmuster
sind vorhanden, aber sie können nur mit Hilfe
eines unbewussten Prozesses verwirklicht werden,
der auf einer nicht vom Willen kontrollierten
Ebene stattfindet.
Beispiel: Wir können eine bewusste Anstrengung
unternehmen, uns beispielsweise eines vergessenen
Namens zu erinnern, aber wenn es uns nicht
gelingt, stellen wir nach einigen Augenblicken
unsere vergeblichen Bemühungen ein.
Beispiel: Später taucht der Name spontan in
unserem Bewusstsein auf. Offensichtlich wurde die
Suche auf einer bewussten Ebene eingeleitet, aber
sie konnte nur durch einen unbewussten Prozess
zum Erfolg geführt werden.
Rolle des Therapeuten: „Besserwisser“, der sagt,
wo es lang geht. Was der Therapeut sagt, zählt.
Pro direktive Verfahren: 125 Jahre lang waren
sie die einzig verfügbaren und wohl nicht sooo
schlecht. In bestimmten Kontexten (z. B.
Behandlung akuter Schmerzen) ist auch heute
noch Wahlfreiheit und Komplexität nicht
immer das, was Klienten sich wünschen!
Begleitende Rolle des Therapeuten, der sich am
Erleben des Klienten orientiert (Klient als
„Besserwisser“). Was er aus dem Gesagten
macht, zählt. Die Worte des Therapeuten setzen
im Klienten komplexe Reaktionen in Gang; diese
sind Grundlage der "Suggestion". Der Klient
verfügt über den Speicher, der Therapeut hilft
beim Abrufen. Die indirekte Suggestion exploriert,
was der Klient noch alles tun kann.
Die naive Auffassung von direkter Suggestion, die
den Kontrollaspekt überbetont, geht davon aus,
dass der Patient alles, was ihm der Therapeut
aufträgt, passiv und wortgetreu ausführt.
Das suggerierte Verhalten ist eine subjektive
Reaktion des Klienten, die sein individuelles
Repertoire an Lebenserfahrungen und Kenntnissen
nutzt. 13
13
z.T.: Hypnosetherapie, Bongartz und Bongartz, Hogrefe, 2000
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MEG TÜBINGEN Kom 4: Direkte und indirekte Kommunikation Dr. Cornelie Schweizer, 17. und 18. 4. 2015
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Empirische Belege für die Wirksamkeit indirekter Verfahren
Empirische Belege für die Wirksamkeit indirekter
Verfahren
! "In dem Maß, in dem Psychotherapieklienten oder Versuchspersonen in
sozialpsychologischen Experimenten etwas darüber wissen, dass sie zu einem
Einstellungswandel gebracht werden sollen (...) oder über Techniken, die angewendet werden
sollen, in dem Maß wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Techniken weniger
effektiv sind."14
! Bongartz und Bongartz untersuchten unter Laborbedingungen die Wirkung von indirektem
versus direkten Suggestionen:
„Direkte und indirekte Suggestion von Entspannungsszenen wurden miteinander über
subjektive und physiologische Variablen verglichen (Bongartz, 1997). Dabei zeigte sich, dass
die Versuchspersonen bei direkten Suggestionen subjektiv eine größere
Entspannung (gemessen über eine Entspannungsskala, Abbildung 1) als bei indirekter
Formulierung angaben, während die physiologischen Daten (Wellenlaufzeit für 9
Messperioden während der Entspannungsszenen) eine intensivere körperliche
Entspannung bei indirekter Suggestion von Entspannung belegen, da hier ein
signifikant niedrigerer Blutdruck auftrat (Je länger die Pulswellenlaufzeit desto niedriger der
Blutdruck). Die Versuchspersonen scheinen auch durch die indirekte Vorgabe von
Entspannungsinhalten weniger auf äußere Reize zu reagieren. Sowohl in der direkten wie in
der indirekten Bedingung wurden während der Entspannungsszene ein lautes Geräusch
vorgegeben (Bei der Aufnahme der Entspannungstexte auf Tonband wurde jeweils 10
Minuten nach Beginn des Entspannungstextes neben dem Mikrophon ein Kaffeebecher aus
50 cm Höhe auf die Tischplatte fallengelassen.) Die Hautleitfähigkeit, die als Maß für die
Sensibilität auf äußere Reize gilt, war dabei in der indirekten Bedingung signifikant geringer
als in der direkten (Abbildung 2), d.h. die Versuchspersonen reagierten in der indirekten
Bedingung geringer auf äußere Reize, was auf eine größere Absorption durch die
Tranceinhalte deutet.15
Abb. 1: Entspannungsrating
Abb. 2: Hautleitfähigkeit
(nach Knall)
(0=angespannt, 7=entspannt)
1,04
6
1,00
4
0,96
2
0,92
0
0,88
Direkt
14
15
Indirekt
Direkt
Indirekt
Sherman, 1988, S. 56
Bongartz und Bongartz, 2000, S. 85
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Sprachmodelle in der Psychotherapie
Dechiffrieren von Sprachmustern in der Psychotherapie:
"Meta-Modell" der Sprache
Sprache ist weit mehr als Informationsaustausch, sondern die konstruktiven Merkmale der Sprache
bestimmen unmittelbar die Wahrnehmung unserer selbst, unserer Umgebung und unserer Beziehungen.
Menschliches Erleben ist allerdings sehr komplex, die spachlichen Ausdrucksmöglichkeiten dagegen
begrenzt. Sprache kann als Versuch verstanden werden, auf der Basis unseres komplexen Erlebens–
vergleichbar einer inneren Landschaft- eine Landkarte zu konstruieren, mit deren Hilfe wir uns selbst
orientieren und mit anderen in Kontakt über das Erlebte treten können. Bandler und Grinder beschreiben
drei typische Sprachmuster, mit denen Menschen ihre inneren Landkarten konstruieren:16
! Generalisierung: Elemente eines persönlichen Modells werden von der ursprünglichen Erfahrung
losgelöst, um die gesamte Kategorie, von der diese Erfahrung eigentlich nur ein Beispiel darstellt, zu
verkörpern. „Männer sind Schweine!“
! Tilgung: Selektiv auf bestimmte Details gerichtete Aufmerksamkeit, der Rest wird ausgeblendet. „Die
Depressive auf Zimmer zwei.“
! Verzerrungen: Ist ein Prozess, der es ermöglicht, in unserer Erfahrung sensorischer Einzelheiten
eine Umgestaltung vorzunehmen; Dinge, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, werden in
Relation zueinander gesetzt: Neues entsteht. Bsp.: Sämtliche Weiterentwicklungen in Kunst und Wissenschaft.
Eine gewisse sprachliche Unschärfe wird in Kauf genommen, um überhaupt eine „Landkarte“
entwerfen zu können. Immer die ganze Landschaft erfassen zu wollen, würde uns überfordern.
PROBLEMATISCH: WENN DABEI DIE
LANDKARTE MIT DER LANDSCHAFT, DIE
SPEISEKARTE MIT DEM ESSEN, DIE
DIAGNOSE MIT DEM MENSCH
VERWECHSELT WIRD!
In der Psychotherapie versuchen wir besonders zu Beginn in der Explorationsphase die
Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen wieder zu verflüssigen; den manchmal durch
die Landkarte versperrten, zementierten und verzerrten Weg zur Landschaft wieder frei zu
machen!
Folgende Frageinterviewtechniken zur „Wieder-Konkret-Machung“ lassen sich unterscheiden:
! Verzerrungen und Nominalisierungen auflösen- Präzisieren/konkretisieren durch Fragen:
Das Problempaket aufpacken: „Aus welchen Verhaltensweisen besteht das Problem?“
Beschreibungen erfragen: „W er hat es zuerst als Problem bezeichnet?“
Tanz ums Problem: „Wer reagiert wann wie genau?“
Abfolgen abfragen: „W ie kam es dazu? „
Bedeutungen: „W ozu kann es gut sein?“17
! Generalisierungen und Tilgungen hinterfragen: Beispiel: "Ich bin so ein Suchtbolzen, ich rauche schon
immer und ständig…" „Das ist spannend; Sie rauchen seit Ihrer Geburt und auch nachts im Schlaf?“
Fragen nach Unterschieden: „Wann haben Sie das anders erlebt/ gemacht /wahrgenommen?“
Fragen nach Ressourcen: „Wann/wie/wo haben Sie das schon mal gut hinbekommen?“ oder: Wunderfrage!
! VORSICHT bei „warum“-Fragen: Diese werden oft in Richtung Schuldzuweisung verstanden.
16
17
Metasprache und Psychotherapie. Die Struktur der Magie, Bandler und Grinder:, Jungfermann, 1981
Lehrbuch der syst. Therapie und Beratung, Schlipp und Schweitzer, Vandenhoeck und Ruprecht, 1996
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Ericksons Sprachmodell
Das Milton-Modell (oder: inverses Meta-Modell)
Formulierungshilfen für indirekte Kommunikation
„Erickson entwickelte einen eigenen, gewissermaßen unvollständigen
Sprachstil, der beim Klienten Suchprozesse auslöst und die Tendenz fördert,
eigene Inhalte zu ergänzen. Hierfür kann der Therapeut unterschiedliche
Hilfsmittel nutzen.“ (Revenstorf & Peter, 2001)
! Das Milton-Modell steht in inversem Zusammenhang zum Meta-Modell: hier kommt es
gerade darauf an, möglichst viele sprachliche Unschärfen einzubauen und zu nutzen, um so
Raum zu schaffen für die konkreten Ideen, Ressourcen, Vorstellungen des Klienten.
! Das Formulieren indirekter Suggestionen folgt bestimmten Regeln: Erickson nutzte
Tilgungen, Generalisierungen und Verzerrungen so, dass der Zuhörer die konkreten
Inhalte aus seiner eigenen Erfahrungswelt hinzufügt.
! Bei offenen, vieldeutigen oder verzerrten Formulierungen sucht der Zuhörer sich einen
Bedeutungs- oder persönlichen Erfahrungshintergrund; der Hörer optimiert so die
Passung des Gehörten.
! Dadurch wird die aktive Mitarbeit, die Akzeptanz des Gehörten und die innere
Involviertheit gesteigert. Alles wünschenswerte Effekte, die wiederum die Effektivität der
therapeutischen Intervention erhöhen.
! Beispiele für diesen Sprachstil finden sich jedoch nicht nur in der Psychotherapie, auch bei
Politikern und Horoskop-Schreibern ist diese Ausdrucksweise wegen ihrer
Unverbindlichkeit sehr beliebt.
! Das Grundgerüst wird gebildet aus:
Nominalisierungen
Truismen
(Allgemeinplätzen)
Verknüpfungen
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Ericksons Sprachmodelle: Formulierungshilfen für indirekte Kommunikation
Truismen: Das Anbieten von (nützlichen) Gemeinplätzen fordert die ,Ja-Haltung' (im Sinne
von ,Folgen und Führen' = pacing, leading, seeding) und löst im Klienten positive Assoziationen
aus. „Jeder kann lernen ... Es gibt immer einen Weg ... Das Unbewusste kann immer eine Lösung finden… Wie
angenehm ist es doch, sich einfach zurückzulehnen und nichts tun zu müssen… Jeder weiß, dass... Ein herrlicher
Sonnenuntergang, welch schöne Erinnerung… Wir alle wissen, dass… Die Lebenserfahrung beweist… Oft
nicken wir unbewusst mit dem Kopf, wenn wir etwas bejahen… Eine Grundkonstante unseres Lebens
ist…Wenn das Bewusste sich schlafen legt, kann das Unbewusste aktiv werden… Man kann dies vergessen, wie
Träume, die man beim Aufwachen leicht vergisst. Jeder Mensch hat schon einmal erfahren ... Immer wieder
passiert es, dass ...“
Nominalisierungen: Verben und Adjektive werden zu Substantiven umformuliert Ein
Sachverhalt wird dadurch angesprochen, ohne dass sich der Zuhörer gemeint fühlen muss: „Die
Entspannung wahrzunehmen, kann gut tun.“ Statt: „Ihr Arm wird schwer - zunehmende Schwere im Arm.“
Ein einfacher Test (nach U. Freund) dient zur Unterscheidung, ob wir es mit einem Substantiv
oder einer Nominalisierung zu tun haben: Substantive lassen sich in der Schubkarre
transportieren (Ehefrauen, Liebhaber, Pferde), Nominalisierungen eher nicht, diese kann man
dafür sinnvoll mit „andauernd“ verbinden: Andauernde Ruhe, Entspannung, Depression…
Verknüpfungen (zeitlich, konditional, kausal): halten zwei Aussagen/Suggestionen,
die keinen inhaltlichen Bezug haben, zusammen und fördern dadurch die Akzeptanz
! Pseudokausalität: Ein realer Tatbestand, zum Beispiel ein beobachtbares Körperphänomen
beim Klienten, wird mit bestimmten Suggestionen verknüpft. „Ihre Atmung ist bereits ruhiger
geworden, deshalb werden Sie bald die innere Gewissheit spüren… Wenn ... , dann ... je mehr ... , um so
besser ... ist wie ... kann dazu führen, dass ... ist ein Weg zu ..., fördert/unterstützt. ... lädt ein zu ....
Auch: während, indem, weil, .... Je gleichmäßiger die Atmung wird, um so tiefer werden Sie sich
entspannen….Je wohliger es sich im Körper anfühlen wird, um so leichter wird es auch um Ihr Herz…“
! Verben, die Verknüpfungen beschreiben: „das bewirkt, verursacht, führt zu, löst aus, fördert,
macht, hat zur Folge, erfordert, verstärkt, erzeugt, schafft, hilft dabei, ermöglicht. ...“
! Bindewörter: „Damit, darum, weil, während, je - desto, woraufhin, und, oder, wenn, sobald, aber, indem,
nachdem, obwohl.“
! „Gedanken lesen“: „Sie sind vielleicht überrascht, wenn ...“
! Vorannahmen: „Wenn man träumt, kann man sich ja oft (nicht) daran erinnern ...“
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Spezialitäten im Milton-Modell
Weitere Spezialitäten im Milton-Modell
! Doppeldeutigkeiten, syntaktische Vieldeutigkeit: Wörter, die mehrere Bedeutungen
haben, können so verwendet werden, dass ihr vordergründiger Inhalt den Zugang zu einer
zweiten Bedeutung bahnt. Ein Beispiel ist "vernebeln" in Bezug aufs Rauchen. Vordergründig
wird vom Zigarettenrauch gesprochen, gleichzeitig kann jedoch "verschleiern, nicht offen machen"
gemeint sein. Weitere Beispiele für Worte mit mehreren Bedeutungen: Kreuz, Leere/Lehre,
unterstellen, begreifen, usw. Und: aktief, spekulatief, intuitief, immer aktiefer ....
! Unbestimmter Inhaltsbezug: „Sie können überrascht sein, woran Sie feststellen, dass Ihr
Unbewusstes eine Veränderung einleitet." Entspannung kann die Tür sein für neue Erfahrungen."
(welche?) "Ich glaube, dass Sie in der letzten Zeit etwas erlebt hat, was die Basis sein kann." (wofür?)
! Negative Suggestionen: Bei eigenwilligen, auf Unabhängigkeit bedachten "widerständigen"
Klienten werden Aufträge häufig besser in Form ihrer Negation rezipiert. „Ich möchte nicht,
dass Sie allzu schnell in eine allzu tiefe Trance gehen! Denken Sie nicht daran, dass ...! Sie brauchen das
nicht zu vergessen! Sie brauchen mir gar nicht bewusst zuzuhören! Sie müssen nicht auf meine Worte achten.
Sie müssen nicht gleich in eine tiefe Trance gehen."
! Analoges Markieren: Eingebettete Aufträge werden analog, das heißt zum Beispiel über
Veränderung der Stimmlage, der Lautstärke, des Sprechtempos, der Richtung beim
Sprechen… oder der Sprachmelodie artikuliert: "Es ist ganz gleichgültig, wann Sie die Augen
schließen. Du kannst die ganze Zeit über all das nachdenken und noch mehr genießen.“
! Wahlfreiheit: "Sie können in Trance gehen, wenn Sie das jetzt schon möchten."
! Eingebettete Kommandos: „Manchmal sage ich zu mir: Nimm Dir doch mehr Zeit! Ich glaube,
bald schon werden Sie spüren: Es geht Ihnen besser! Wie hilfreich es sein kann, wenn jemand sagt: Das
schaffst Du!“
! Komparative: Die Verwendung von Steigerungsformen, bei denen der Vergleich fehlt,
evoziert keinen Widerspruch "Ihre Hand wird leichter und leichter."
! Pseudokonkretismus: Es ist möglich, ganz konkret von Dingen zu sprechen, ohne die
Bedeutung festzulegen, und es so dem Klienten zu erleichtern, seine eigene Vorstellung zu
realisieren: "Und nur Sie kennen Ihre ganz spezielle Art, in Trance zu gehen."
! Halbe Sätze: „Naja, das Rauchen aufhören…“
! Beiläufigkeit: Ein weiteres, für Erickson typisches therapeutisches Prinzip ist das der
Beiläufigkeit. Suggestionen können nebenher, z.B. währen der Klient die Praxis schon
verlässt, gegeben werden.
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18
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Spezialitäten im Milton-Modell
! Scheinalternativen: Veränderungsalternativen werden so aufgezählt, als gäbe es keine
anderen Möglichkeiten: "Ich weiß nicht, ob Sie in Trance gehen, indem Sie diesen Punkt fixieren, oder
indem Sie einfach die Augen schließen. Möchten Sie eher schnell oder eher langsam in Trance gehen? Möchten
Sie Ihre Hypnose jetzt im Liegen oder später im Sitzen machen? Und letztlich ist es gleichgültig, ob Sie sich
entscheiden, dieses Verhalten früher oder später aufzugeben."
! Suggestion als Frage: Vordergründig wird eine Frage gestellt, in die eine Suggestion
eingebettet ist. "Ich frage mich, ob Sie heute schon wissen, wie Sie dem Genuss in Ihrem Leben zukünftig
Raum geben werden." Die eingebettete Suggestion lautet: "Dem Genuss künftig Raum geben." Oder:
Und ich frage mich, ob Sie sich daran erinnern können… Haben Sie sich nicht auch schon mal gefragt: Bin
ich in Trance oder nicht? Wissen Sie, wie schnell Sie heute in Trance gehen werden? Die meisten Menschen
wissen gar nicht: Ich weiß nicht, ob Sie wirklich wissen ...Wie viele ihrer Fähigkeiten kennen Sie…“
! Abdecken aller Möglichkeiten: „Sie können mit geöffneten oder geschlossenen Augen in Trance gehen
...Man kann sich jederzeit wohl fühlen....früher oder später in Trance gehen“
! Konversationspostulate: Ja/nein - Fragen, die normalerweise statt einer Antwort eine
Reaktion bewirken: „Wissen Sie den Weg zum Bahnhof? Können Sie die Tür schließen? Können Sie die
Augen starr auf diesen Punkt dort richten? Werden sich Ihre Augen bald schließen? Werden Sie früher oder
später in Trance gehen?“
! Glaubenssätze, Sprichwörter: „Alles hat seine Zeit. Eile mit Weile! Wo ein Wille ist, ist auch ein
Weg! Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! Kommt Zeit, kommt Rat.“
! Metaphern: Meyers großes Taschenlexikon (1983) definiert die Metapher als ein
sprachliches Bild, dessen Bedeutungsübertragung auf einem Vergleich beruht; das eigentlich
gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt, das eine sachliche oder gedankliche
Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist. Der Zuhörer wird dadurch angeregt, logische
Grenzen zu überschreiten, um diesen Aussagen einen Sinn zu geben: „Wer weiß schon, ob nicht
auch ein Stein sich gut fühlen kann. Ein Berg hat längst die Zeit vergessen, als er noch in der Wiege des
Meeres lag.“ McMullen (1989) verglich drei erfolglose und drei erfolgreiche Therapiefälle
miteinander. Die erfolgreichen Fälle waren dadurch gekennzeichnet, dass Klient und
Therapeut interaktiv eine zentrale Metapher entwickelten und jeweils die Metaphern des
anderen benutzten. Bei den nicht erfolgreichen Therapien fanden Therapeut und Klient nicht
zu einer gemeinsamen Metapher, bildliche Sprache wurde kaum verwendet.
Auch Martin, Cummings und Hallberg (1992) stellten fest, dass die Metaphern, die Klienten
am häufigsten erinnern, meist solche sind, die in Interaktion mit dem Therapeuten erarbeitet
worden waren. Die hier umrissenen Studien sind aufgrund der kleinen Anzahl der jeweils
untersuchten Therapeut-Klient-Dyaden nur begrenzt aussagekräftig, können jedoch als
Hinweis auf die zu vermutende hohe therapeutische Wirksamkeit von Metaphern gedeutet
werden.18
! Drei besonders wichtige Techniken sind außerdem:
Einstreuungen
18
Stellvertreter
Einkreistechnik
Schlarb und Schweizer, 1998
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Einstreuungen, Stellvertreter, Einkreistechnik
Einstreutechnik
! Einstreuungen sind ursprünglich direkte Suggestionen, die durch eine sprachliche
Mehrdeutigkeit indirekt wirksam werden. Es werden eher direkte Suggestionen gegeben, die
jedoch in einen mehr oder weniger bedeutungslosen Text eingearbeitet sind.
! Dieses Verfahren wurde von Erickson 1966 entwickelt. Die therapeutisch relevanten
Suggestionen werden dabei durch nonverbale Hinweise hervorgehoben, zum Beispiel durch
Veränderung der Klangfarbe, indem der Therapeut in eine andere Richtung spricht oder die
Lautstärke verändert.
! Dabei kann zusätzlich die sprachliche Doppeldeutigkeit des Personalpronomens "SIE" als
Plural beziehungsweise Anredeform genutzt werden. Ein Beispiel ist die folgende Sequenz:19
"Wer hat nicht schon Zugvögel beobachtet, die sich im kalten Spätherbst sammeln und dabei sehr aufgeregt
scheinen, was verständlich ist. SIE müssen sich entscheiden, ob SIE in der kalten, bedrohlichen Umgebung
bleiben wollen oder sich auf den Weg machen, der vielleicht länger ist, aber SIE in die Wärme bringt, wo
SIE frei und leicht leben können. Aber auch, wenn SIE schwach scheinen, haben SIE doch die Kraft dazu."
! Wie bei allen indirekten Verfahren hat auch diese Form das Ziel, Suggestionen an der
bewussten Aufmerksamkeit vorbei in das Trancegeschehen zu integrieren. Einstreuungen
lassen sich sehr gut mit der Stellvertretertechnik verbinden.
! Erickson hat die Anwendung dieser Technik bei chronischen Schmerzen und
psychosomatischen Beschwerden beschrieben, hier das wohl berühmteste Beispiel für eine
Einstreutechnik: Er wurde zu einem Patienten gerufen, der im Endstadium einer
Krebserkrankung war. Er bekam in hoher Dosierung Morphium-Präparate zur
Schmerzlinderung und Sedativa. Trotz dieser Medikation hatte er starke Schmerzen, war
unruhig und aggressiv. Hypnose lehnte er ab, weil er das für Scharlatanerie hielt. Erickson
wusste, dass der Patient Gärtner war und nutze dies für sein Vorgehen. Hier ein Auszug:
„Joe, ich möchte gerne mit Ihnen reden. Ich weiß, dass Sie Blumenhändler sind, dass Sie Blumen züchten,
und ich bin auf einem Bauernhof in Wisconsin aufgewachsen und habe auch gerne Blumen gezüchtet. Ich
mach' das immer noch gern. Deshalb möchte ich, dass Sie sich in diesen bequemen Sessel setzen, während ich
mit Ihnen rede. Ich werde Ihnen eine Menge Dinge erzählen, allerdings nicht über Blumen, da Sie über
Blumen viel mehr wissen als ich. Das ist es nicht, was Sie wollen. (Joe hatte Erickson mit Hilfe eines Zettels
beim Reinkommen gefragt: "Was wollen Sie?"). Nun, während ich mit Ihnen spreche, und ich kann das in
aller Ruhe, möchte ich, dass Sie mir in aller Ruhe zuhören, während ich über eine Tomatenpflanze rede.
Darüber zu reden ist ja eine komische Sache. Das macht einen neugierig. Weshalb über eine Tomatenpflanze
reden? Man steckt einen Tomatensamen in die Erde. Man kann Hoffnung spüren, dass er zu einer
Tomatenpflanze heranwachsen wird, die Zufriedenheit bringen wird und Sie können mir zuhören, Joe, also
rede ich weiter, und Sie können weiter zuhören und sich
19
Revenstorf & Peter, 2001, S. 186.
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Einstreuungen, Stellvertreter, Einkreistechnik
wundern, einfach wundern, was Sie wirklich lernen können, und hier ist Ihr Bleistift und Ihr Block, um
jedoch von der Tomatenpflanze zu sprechen, sie wächst so langsam. Sie können nicht sehen, wie sie wächst,
Sie können nicht hören, wie sie wächst. So kann die Tomatenpflanze sich sehr gut fühlen, sehr wohl fühlen,
wenn man sich vorstellen kann, dass eine Pflanze fühlen kann, und dann können Sie nicht sehen, wie sie
wächst, Sie können nicht fühlen, wie sie wächst. ... (Zwischendurch kam Joes Frau auf Zehenspitzen
ins Zimmer und hatte ein Blatt Papier dabei, auf dem die Frage stand: "Wann beginnen Sie
mit der Hypnose?" Erickson ging nicht darauf ein und fuhr ohne Unterbrechung mit der
Beschreibung der Tomatenpflanze fort, bis die Frau bemerkte, dass Joe sie ansah,
offensichtlich, ohne sie zu bemerken, da er sich in einer somnambulen Trance befand,
woraufhin sie sich sofort zurückzog) ... „Und bald wird die Tomatenpflanze eine Knospe haben, auf
dem einen oder anderen Zweig, die ganze Pflanze wird bald diese schönen kleinen Knospen habe - und ich
frage mich, ob Tomatenpflanzen wirklich fühlen, Joe, eine Art Wohlgefühl spüren ....“
Diese mehrstündige Intervention reichte aus, um Joe von seinen quälenden Schmerzen zu
befreien solange er noch lebte. Erickson kommentiert diese Behandlung so: „Joe war nicht
wirklich interessiert an den ebenso sinnlosen wie endlosen Bemerkungen über Tomatenpflanzen. Er wollte von
seinen Schmerzen befreit werden, er wollte sich wohl fühlen, wollte Ruhe, Schlaf. Das war es, worum Joes
Gedanken vor allem kreisten, was emotional sein größter Wunsch war. Es war für ihn eine zwingende
Notwendigkeit, in meinem Geschwätz etwas zu finden, das für ihn einen Wert hatte. Dieser erwünschte Wert
war da, so gesprochen, dass Joe ihn buchstäblich nehmen konnte, ohne es zu merken."
! Hier ein Beispiel aus einem Raucherentwöhnungsmanual: „Und vielleicht wollen Sie ein bisschen
darüber nachdenken: Mit der Hypnose ist es wie mit vielen Dingen: manchmal braucht man etwas Übung!
Einige sagen nach der ersten Sitzung, sie können noch nicht ganz loslassen. Beim zweiten Mal sind (S)sie
schon tief entspannt. Und nach der dritten Sitzung erinnern (S)sie sich gar nicht mehr so genau, was alles
gesagt wurde. Das kann ein Zeichen für eine besonders tiefe Trance sein. Die aber -wie gesagt-nicht unbedingt
nötig ist. Falls es so sein sollte, dass Sie sich nicht mehr an alles erinnern… können Sie aber ganz sicher sein,
dass Ihr Unbewusstes genau zugehört hat. Sie sind in einem anderen Zustand, der dem Schlaf ähnelt, aber
Sie bekommen alles genau mit. Oft kommen dann später viele Ideen, wie Sie Ihre Abstinenz besonders leicht
aufrechterhalten können, die genau mit dieser Sitzung zu tun haben, an die Sie sich nicht mehr genau
erinnern. Und immer wieder passieren nach einer Trance –egal, ob leicht oder tief- ganz besondere Dinge:
Manchmal suggeriert man, Zigaretten werden unsichtbar und die meisten Leute finden hinterher Zigaretten
einfach unwichtig, (S)sie bemerken oft gar nicht, wenn andere rauchen, weil es uninteressant für (S)sie ist,
andere Dinge sind viel wichtiger und interessanter. Aber eine Kollegin erzählte mir mal von einer Klientin, die
war eine sehr starke und abhängige Raucherin gewesen und nun hatte sie einen stressigen Geschäftstermin mit
rauchenden Kunden in einem verrauchten Restaurant (als man das dort noch durfte) und hatte Angst, sie
würde rückfällig. Der Termin ging gut und sie kam heim und roch an ihren Kleidern und die stanken nach
Rauch. Sie versuchte sich zu erinnern, aber sie konnte sich nicht erinnern, Zigaretten oder Raucher gesehen zu
haben. Solche Leute haben keine Erinnerung mehr an Zigaretten. Sie vergessen die Zigaretten einfach. Sie
sehen sie nicht mehr, (S) sie nehmen die Raucher oder die Zigaretten oder Werbung oder Aschenbecher
überhaupt nicht mehr wahr. Die Zigaretten werden für (S)sie unsichtbar. Das kann eine sehr angenehme
Art, abstinent zu werden, sein.“
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Einstreuungen, Stellvertreter, Einkreistechnik
Stellvertretertechnik
! Einstreuungen und Stellvertretertechnik werden häufig miteinander kombiniert.
! Beim obigen Beispiel mit den Zugvögeln wird gleichzeitig die Stellvertretertechnik
verwendet: Die Zugvögel können stellvertretend für Klienten stehen, die sich entscheiden
müssen, entweder in einer Lebenssituation zu verweilen oder sich einer neuen, unbekannten
Situation zu stellen. Therapeutisch indiziert ist sie, wenn der Klient sich einer offenen
Bearbeitung des Dilemmas nicht zugänglich zeigt, weil die damit verbundenen Ängste zu
übermächtig sind. Die Darstellung durch einen Stellvertreter bietet eine Möglichkeit, die
Ängste zu umgehen und das Thema als Projektion zu bearbeiten.
! Man unterscheidet zwei Arten von Stellvertretern:
! Dynamische Stellvertreter stellen einen Lösungsverlauf dar (Laufen erlernen für Vertrauen
in unbewusstes Lernen).
Statische Stellvertreter sprechen nur ein bestimmtes Gefühl an (Fels in der Brandung für
Kraft und Widerstand).
! Weitere Beispiele sind:20
Statische
Stellvertreter
Dynamische
Stellvertreter
Wut,
Aggression
Vertrauen
Hoffnung
Selbstvertrauen
Nähe,
Geborgenheit
Trauer
Aktiv
Gewitter
Vulkan
Auf
etwas
verlassen
Atmung
Herzschlag
Zwangsläufige
Änderungen
Nacht, Tag
Winter,
Frühling
Standhalten
Felsen in
Brandung
Nähe zulassen
Baum, dessen
Äste wie Arme
eines Freundes
schützen
Erleben von 'Ende'
Natur im
November
Passiv
Baum
hält
einem Sturm
stand.
'ewige'
Wiederkehr
Jahreszeiten
Meereswellen
Tag/ Nacht
Sterne,
Sonne
'Staudamm'
(Wasser befreit
sich aggressiv
und gewinnt
Lebensqualität)
'Möwe'
(lässt sich von
etwas tragen,
das man nicht
sieht-Problem
geringer, wenn
gelassen darauf
zugegangen
wird.)
'Feuer'
(Kontrolle über
Nähe und
Distanz)
'dunkle Wolke muss
abregnen vor Überquerung der Berge'
der
In sich ruhen
Berge
'Blume durch
Eis
des
Winters'
(Trotz der
scheinbaren
Schwäche sind
positive
Änderungen
möglich)
'Radfahren lernen'
'Exploration eines
fremden Gebietes'
(Sicherheit durch
schrittweises Aus
testen der eigenen
Möglichkeiten)
'Richtige Wundversorgung bedeutet
auch Schmerz'
(Trauer, Schmerz
sind die Voraussetzung
für eine wirkliche
Besserung)
! Die angesprochenen Inhalte müssen im Nachgespräch n i c h t thematisiert werden. Sie
integrieren sich von selbst in die Therapie!
20
Beispiele aus Hypnosetherapie, Bongartz und Bongartz, Hogrefe, 2000
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Einstreuungen, Stellvertreter, Einkreistechnik
Einkreistechnik
Bei der Einkreistechnik wird ein bestimmtes Thema angesprochen, indem unterschiedliche, damit
zusammenhängende Bilder und Szenen beschrieben werden. So kann zum Beispiel über die
detaillierte Beschreibung von Szenen, die an die Kindheit erinnern – gemeinsame Mahlzeiten, ins
Bett gebracht werden, die Einschulung, sich das Knie aufschlagen und getröstet werden etc. – der
Klient in eine Altersregression geführt werden:
"Und mit zunehmender Entspannung des Körpers kann die Erfahrung von innerer Ruhe und Gelöstheit das
Außen mehr und mehr zurücktreten lassen, eine Erfahrung, die wir auch aus anderen Zusammenhängen kennen,
die wir schon als Kinder in der Schule gemacht haben, wenn der Blick aus dem Fenster schweift und die Gedanken
von den vorbeiziehenden Wolken fortgetragen werden. Kinder hören dann plötzlich die Stimme des Lehrers wie von
ferne, das Gesagte wird unwichtig. Sie vergessen alles um sich herum und nur die innere Erfahrung wird wichtig.
Und doch sind sie gleichzeitig in der Gegenwart und wissen genau, wie weit die Türe des Klassenzimmers entfernt
ist, wo die Fenster sind und welche Farbe die Schulbank hat, die vor ihnen ist. Jedes Kind hat seinen
Lieblingslehrer oder die Lieblingslehrerin ...und die so gut bekannte Stimme zu hören und in dieses Gesicht zu
schauen und genau zu wissen, wie es aussieht, wenn es lächelt oder ernst ist, ist oft auch begleitet von bestimmten
Gefühlen, die diesem Lehrer oder dieser Lehrerin gegenüber empfunden werden. Aber Kinder empfinden natürlich
auch den Mitschülern oder –schülerinnen gegenüber unterschiedliche Gefühle. Und wenn sie in der Klasse
herumschauen, wissen sie genau, wo die Kinder sitzen, mit denen sie gerne spielen und die sitzen, die sie weniger
mögen, was sich natürlich auch in den Pausen zeigt, wenn mit viel Lärm und Getöse mit denen gespielt wird, die
sie mögen. Jedes Kind hat seine Lieblingsspiele, die oft mit viel Bewegung verknüpft sind, wo man hinterher ganz
aus der Puste ist, insbesondere dann, wenn der Schulhof recht groß ist. Und dann kommt immer viel zu früh die
altbekannte Glocke oder der Gong, der die Pause beendet. Gelaufen wird natürlich auch beim Sportunterricht - oft
in der Sporthalle, die ja immer so einen eigenen Geruch hat, zum Beispiel nach Bohnerwachs. Und hier sind die
Bewegungen nicht mehr so spontan, sondern werden nach Anweisungen durchgeführt, mit denen anderer Schüler
verglichen und von einem Lehrer oder einer Lehrerin bewertet. Obwohl Spiele meist außerhalb der Schule
stattfinden, wird natürlich auch in diesen Spielen schon gelernt. Kinder lernen dabei, welchen Platz sie in einer
Gruppe einnehmen. Und sie bemerken, ob sie beliebt sind, ob sie stärker oder schwächer als die Anderen sind und
wie gut sie sich durchsetzen können. Und in der Kindheit können auch Freunde Rivalen sein und Kinder lernen
dabei, mit Rivalität umzugehen, was manchmal bei einem Streit zwischen Kindern zum Ausdruck kommt, wo oft
der ganze Körper angespannt ist und Wut und Ärger ausgedrückt werden, der auch körperlich gespürt werden
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Einstreuungen, Stellvertreter, Einkreistechnik
kann - in der Atmung oder in der Heftigkeit von Bewegungen zum Beispiel. Und dabei lernen sie, wie sie mit
Niederlagen umgehen, aber auch mit Siegen, was ja oft von starken Gefühlen wie Traurigkeit oder Freude begleitet
ist. Aber oft war natürlich das im Vordergrund, was verbindet, z.B. ein gemeinsames Geheimnis oder ein
Versteck, was ja zumeist mit einer Erfahrung von Selbständigkeit und Autonomie zu tun hat. Und dieses Gefühl
von Gemeinsamkeit, das Kinder dann miteinander verbindet, wird gerade hier so tief erlebt. Spiele sind natürlich
nicht immer ungefährlich und so kann es schon geschehen, dass mal ein Sturz oder ein Unfall passiert, wobei
Kinder sich wehtun. Das kann so schnell gehen, dass man sich erst im Nachhinein über den Ablauf dieser
Episode imKlaren ist - wo es stattgefunden hat und wie es denn eigentlich dazu kam. Aber oft sind dann noch
Einzelheiten nachvollziehbar wie zum Beispiel ein Weinen oder ein Schrei geklungen hat, wo der Schmerz war
und wie stark er war. Natürlich ist auch das Zuhause ein Ort des Lernens. Und durch die Haus- oder
Wohnungstür zu treten, bedeutet einen Bereich aufzusuchen, in dem Kinder auch ihren Platz und ihre Rolle
suchen bzw. zugewiesen bekommen. Gerade der Mittagstisch ist oft der Ort, wo die Übernahme von Rollen bzw.
das Lernen, wer man in dieser Welt ist, besonders intensiv stattfindet. Und dort zu sitzen und genau zu wissen,
ob die Füße schon den Boden erreichen oder wo die Tischkante gespürt wird, lädt dazu ein in die Gesichter der
Menschen zu schauen, die jetzt in der Kindheit so wichtig sind. Am Gesichtsausdruck oder an der Stimme, aber
auch an kleinen Gebärden können Kinder schon ablesen, welche Atmosphäre hier herrscht. Und da gibt es
Zeichen für eine gute, heitere oder geborgene Stimmung, aber auch Anzeichen im Verhalten der Anwesenden, die
auf eine ungute, vielleicht sogar bedrohliche Situation schließen lassen. Und Kinder spüren dies natürlich und
entwickeln dabei auch Gefühle als Reaktion auf diese Umgebung, Gefühle, die das Kind manchmal bis in das
Erwachsenenalter hinein begleiten können und sogar ein bestimmtes Grundmuster in der Beziehung zu anderen
Menschen prägen können. Und ich sprach gerade allgemein von der Kindheit, und ich möchte sie an dieser Stelle
auch einmal wieder in die Kindheit führen (wo der Patient wahrscheinlich schon längst ist), zu den Erfahrungen,
die für Sie wichtig waren und Sie bitten, einmal in das Haus Ihrer Großmutter zu treten ...etc."21
Der Direkte Weg in die Altersregression hätte dagegen z.B. so ausgesehen: „Ich zähle jetzt von eins
bis zehn. Bei jeder Zahl fühlen Sie sich jünger und jünger. Wenn ich bei der Zehn angelangt bin, fühlen Sie sich
ganz und gar wie ein kleines Kind. Sie sind dann wieder jung und klein. Sie fühlen sich als Kind.“
Die indirekte Variante führt nicht nur elegant an evt. Widerständen vorbei und oft in ein tieferes
Erleben, sondern kann auch genutzt werden, um eine Motivation zu schaffen: Welche
Erfahrungen werden z.B. beim Einkreisen des Themas Beginn Partnerschaft wach, welche davon
sind so wesentlich und positiv, dass man gern daran arbeiten möchte, sie wieder zu erleben?
21
Bongartz und Bongartz, 2000, S. 205
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Arbeit mit Symbolen
Möglichkeiten zur Gewinnung eines Symbols
1. Erzeugung des Symbols über Eigenschaftspolaritäten
A) Nach einer Tranceinduktion hilft der Therapeut das zu bearbeitende Gefühl zu erzeugen.
B) Es werden polare Eigenschaften vorgegeben, anhand derer das bisher schwer fassbare
Symptom charakterisiert werden soll.
Beispiele: warm-kalt
weich-hart
spitz-stumpf
neu-alt
rau-glatt
schwer-leicht
hoch-tief
nah-fern
schnell-langsam
schnell-langsam
rund-eckig
glänzend-matt
groß-klein
laut-leise
dunkel-hell
C) Mit dem so gewonnen Symbol wird in Trance weiter gearbeitet, z.B. das Symbol
berühren oder dem Symbol das Gefühl vermitteln, das der Klient braucht, das Symbol
sich verändern lassen…. (Bsp: Der Kopfschmerz wird zunächste als kalter, schwerer,
fester, schwarzer Klumpen beschrieben. Im Verlauf der Trance lassen sich dies Qualitäten
verändern, der Schmerz ist dann „nur noch“ lauwarm, porös, dunkelblau… und damit besser
erträglich).
2.
Erzeugung des Symbols über spontan auftretende Bilder:
A) Nach Tranceinduktion und Suggestion des Gefühls, das mit dem Problem verknüpft ist,
z.B Angst, gibt der Therapeut eine Szene vor, z.B. eine Höhle, aus, Wald, Tal.
B) Der Therapeut erzeugt die körperlichen und gedanklich-emotionalen
Begleiterscheinungen des Problems (Herzklopfen, Verspannung, Angst etc.)
C) Der Klient betritt die Höhle mit dem Gefühl von z.B. Angst und in Erwartung eines spontan
auftretenen Symbols, z.B einem Tier, das ihm nun begegnet. Die Begegnung mit dem
„Angsttier“ kann dann weiter gestaltet werden (das Gespräch wird gesucht, man hält es aus
im Sinne einer symbolischen Desesibilisierung etc.). Dabei wird der Klient immer wieder gebeten,
den Therapeut über die Veränderungen in diesem inneren Geschehen zu berichten.
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Konversatorische Trance
3. In konversatorischer Trance: Ein symbolisches Wesen für das Symptom finden…
…und mit diesem in Kontakt kommen. Dies kann ein Mensch, Tier, sonstiges
Lebewesen sein. Beispiel hier: Depression als Gast , der (ungebeten) zu Besuch kommt22
A). ungebetener Hausgast
! Induktion und Seeding der Hausgastmetapher: Fokus auf die negativen Gefühle:“Erlauben Sie
sich, diese ganze Schlappheit zu spüren, die Schwere, wie erschöpft Sie sind…so, als hätte sich jemand breit
gemacht, sich über alles gelegt, gestatten Sie sich, diese Gestalt wahrzunehmen, schauen Sie sie erst mal nur
genau an“ beschreiben lassen, lebendig werden lassen.
! Veränderung des Symptoms: „Was macht die Gestalt größer, kleiner, aggressiver, friedlicher?“
! Kommunikation mit Symptom: Dem Symptom Fragen stellen: „Was willst du? Warum bist du
da? Wann kommst du? Wann kannst du gehen?“
! Perspektivenwechsel / Identifikation mit Symptomteil: a)Truismen: „Jeder Mensch ist in der Lage,
sich in andere rein zu versetzen… beim Lesen oder Ferngucken schlüpfen wir in eine fremde Person, sehen mit
deren Augen…“ b) Positionswechsel: „Wenn Sie sich mit den Augen des Hausgastes sehen, sehen Sie
diese Person, bei der Sie sich breit gemacht haben, was nehmen Sie wahr? Was für ein Mensch ist das?
Warum kann man sich hier so gut breit machen?“ c) Verschlimmerungs &- Verbesserungsfragen:
„Wann hat man richtig Lust, diesen Menschen zu ärgern? Wann würde man ein wenig oder sogar für immer
von ihm ablassen?“
B) Altersregression und Stellvertretertechnik: Wann sind die inadäquaten
Problemlösestrategien entstanden?
! Induktion und Seeding: Analogie Ratlosigkeit Patient sich selbst gegenüber und Elternfigur
ratlos Kind gegenüber.
! Aktivierung der Vorstellung, ein solches Kind zu sehen: Ein Kind befände sich in derselben
Lage, wie der Patient aktuell.
! Nutzung der ideodynamisch entstehenden Vorstellung: „Wie sieht das Kind aus? Was fühlt es? Wie
geht’s ihm? Was ist passiert? Was täte ihm gut? Wenn es etwas sagen würde, was wäre das?“
! Später: Kann man immer mal wieder schauen, wie es dem Kind inzwischen geht und so
Fortschritte ratifizieren.
C) Opferwerdung durch Fehlentscheidungen: Minus in Lebensbilanz
! Entscheidungspunkte identifizieren: „Wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, sich abzugrenzen und
nein zu sagen? Wann war der Punkt, wo Sie über Ihre Grenzen hinaus gegangen sind, wo Ihre Bedürfnisse
ignoriert wurden?“
! Entscheidung korrigieren: In Trance zu diesem Punkt zurück und neu entscheiden.
! Veränderung ratifizieren: Langsam schauen, wie das Leben dann ab diesem Punkt
weitergeht… was macht die Depression? „Wie geht es Ihnen dann heute?“ oft Trauer oder Wut
Patient kann sich bei sich entschuldigen und zusichern, es in Zukunft besser zu machen.
TIPP: Auch für Ängste, Panik, Zwänge, Süchte verwendbar!
22
O. Meiss in Revenstorf u. Peter: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, Springer, 2009
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Konfusionstechniken
Konfusionstechniken
! Menschen gehen dann zum Psychotherapeuten, wenn ihre gewohnten und bewährten
Bewältigungsstrategien an ihre Grenzen stoßen und damit dysfunktional werden. Trotz der
offensichtlichen Insuffizienz der bisherigen Denkschemata und Verhaltensmuster fällt es den
meisten Klienten schwer, die gewohnte Strategie abzulegen. ERICKSON geht davon aus, dass es
Patienten im Zustand der Konfusion leichter fällt, neue Lösungsstrategien zu entwickeln und
umzusetzen. Gemäß der modernen systemischen Auffassung bedeutet therapeutische
Veränderung das Aufgeben einer Homöostase, was aber nur dann möglich ist, wenn das System
einen "Attraktor" verlassen kann, um einen neuen aufzusuchen. Der dazwischen liegende
"energetische Hügel" wird mit Hilfe der Konfusion leichter überwunden. Bereits CHARCOT
verwendete eine Art Konfusionstechnik, indem er unerwartet Magnesiumlicht entzünden ließ
und damit seine Patienten überraschte. ERICKSON induzierte die Verwirrung seiner Klienten vor
allem über verbale Techniken oder über das Durchbrechen sozialer Routinen.
! Erreicht wird dieser Zustand zum Beispiel durch eine komplizierte Tranceinduktion, "die durch so
zahlreiche kognitiv kaum zu bewältigende, logisch nur schwer nachvollziehbare, unter Umständen nicht
verständliche komplizierte oder unvollständige verbale und grammatikalische Konstruktionen, die tiefer zu erfassen,
nur Sie, der Leser oder die Leserin (und vielleicht nicht einmal Sie) heute oder morgen oder irgend eines Tages in
der Lage sein werden oder jetzt schon sind, falls Sie es nicht im nächsten Moment sein werden oder bereits waren,
während Ihr bewusstes Verständnis Ihnen sagt, dass Sie schon verstanden haben, was es unbewusst zu verstehen
gab, und Sie weiter darüber nachdenken, ob Sie bezüglich dieser Passage schon jetzt oder erst zu einem späteren
Zeitpunkt für sich zu einem tieferen Verständnis kommen wollen... "
Die Technik dieser kognitiven Überlastung dürfte am letzten Absatz deutlich geworden sein. Das
entspricht etwa dem Effekt, der sich bei der Lektüre entsprechender Fachliteratur oder beim
Anhören bestimmter Vorträge spontan innerhalb kurzer Zeit einstellt; aufgrund einer kognitiven
Überlastung durch Verwirrung oder Langeweile zieht es der Leser oder Zuhörer vor, in Trance
zu gehen. 23
! Mit der Konfusionsmethode möchte man erreichen, dass der Klient eine rationale Beurteilung
der Tranceinhalte zugunsten imaginativ-erlebnsimßigen Verarbeitung aufgibt: Fort vom
Denken, hin zum Erleben.
! Wichtig: Gemeinsames Nachdenken, gedankliche Verarbeitung, kognitives Verstehen haben
auch ihren Platz!
! Bei der Verwendung von Konfusionstechniken soll immer darauf geachtet werden, dass der
Rapport dieses Vorgehen erlaubt.
! Kontraindiziert ist dieses Vorgehen bei Klienten, die mit Verwirrungstechniken schlechte
Erfahrungen gemacht haben oder selbst immer wieder zu Verwirrungszuständen neigen.
Besonders, wenn die rational-kritische Verarbeitung der Tranceinhalte eine wichtige
Schutzfunktion hat, z.B aus Angst vor überwältignden Gefühlen, sollte man das respektieren und
keine Konfusionsmethode anstreben (Würde dann vermutlich auch nicht funktionnieren)
23
Vom blauen Dunst zum frischen Wind: Schweizer, Carl-Auer, 2008
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Konfusionstechniken
! Niemals bei Menschen, die Grenzverletzungen hinter sich haben!!! (Hier wird wieder
Steuerungsmöglichkeit genommen). Hier ist KLARHEIT STATT KONFUSION das
erste Gebot!
! Wenn das abwehrende Nachdenken jedoch mehr eine überholte Gewohnheit ist, kann die
Konfusionsmethode helfen, überholte Muster zu revidieren. Das rationale Denken wird also
unterbunden, um den Zugang zur imaginativ-emotionalen Ebene zu erleichtern.
Experimentelle Studien belegen diese Effekte:24
Um zu überprüfen, ob die geistige Tätigkeit bei einer Konfusionsinduktion abnimmt, wurde die
Herzschlagvariabilität als Maß für die geistige Aktivität per EKG verglichen (GERRIES,
UNTERWEGER & BONGARTZ, 1996). Je höher die Herzschlagvariabilität, desto geringer ist
die geistige Aktivität.
Gruppe 1: Konfusionsinduktion (N=13)
Gruppe 2: Entsspannungsinduktion (N=12)
Gruppe 3: Kontrollgruppe, führt Rechenaufgaben durch (N=13)
Ergebnis: Während in der Baseline keine Unterschiede in der Variabilität zischen den Gruppen
messbar war, war die Herzschlagvariabilität in der Konfusionsgrupe währnede der
Tranceinduktion signifikant höher als in beiden anderen Gruppen.
Das heisst: die geistige Aktivität war unter dieser Bedingung deutlich reduziert!
2500
2000
Kontrolle
1500
Entspannung
1000
Konfusion
500
0
Baseline
Experimentelle Phase
Konfusion
Entspannung
Kontrolle
! YAPKO (1984) unterscheidet folgende
Formen: Unterbrechung, Überlastung und Ablenkung, und die
Schwerpunkte: Kognition, Sensorik, Beziehung und Zeitempfinden.
24
Hypnosetherapie: Bongartz und Bongartz, Hogrefe, 2000
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1.
2.
3.
!
Konfusionstechniken
Die Unterbrechung beruht auf der Nutzung von nonverbalen Mustern wie allgemeinen
Stereotypien des Sozialverhaltens z.B. Händeschütteln zur Begrüßung. Es gibt VideoAufzeichnungen von ERICKSON, die dies eindrucksvoll zeigen. Neben allgemeingültigem
Sozialverhalten können auch individuelle Eigenheiten für diese Art der Unterbrechung
genützt werden: GILLIGAN (1989) berichtet von einem Klienten, der eine Anleitung für die
Tranceinduktion erwartete. Dass der Therapeut diese Erwartung ignorierte, ruhig sitzenblieb
und wartete, bewirkte bei ihm eine Konfusion.
Der Mechanismus der Überlastung arbeitet mit dem gegensätzlichen Prinzip. Werden
Erwartungen über das normale Maß hinaus erfüllt, bewirkt dies eine Konfusion bei dem
Gegenüber. Wirksam wird dieser Mechanismus im verbalen wie nonverbalen Bereich durch
Überladung mit Höflichkeitsgesten oder durch ein Überangebot von Instruktionen bei der
Tranceeinleitung.
Abgelenkt können Klienten durch eingestreute Geschichten und Anekdoten werden.
Ein Beispiel für kognitive Konfusion findet sich bei REVENSTORF (1990): "Jeder hat ein
intuitives Verständnis vom Unbewussten ... weil wir Dinge unbewusst tun können, unbewusst richtig machen können.
Das Bewusstsein hingegen verfolgt die Ereignisse aufmerksam, um sie zu analysieren und zu bewerten. Das
Unbewusste dagegen braucht diese Aufmerksamkeit nicht, um Dinge aufzunehmen und daraus zu lernen ... ohne zu
wissen, dass es lernt ...Und wenn Ihr Bewusstsein darauf gerichtet ist, was Ihr Unbewusstes lernt, automatisch lernt ...
oder wenn Ihr Unbewusstes seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, was Ihr Bewusstsein davon versteht, von dem, was Ihr
Unbewusstes lernt ... dann kann Ihr Bewusstsein vom Unbewussten völlig unbewusst bleiben ... und Ihr Bewusstsein
kann mehr oder weniger unbewusst arbeiten, da Ihr Unterbewusstsein so viel weiß ... und abgesehen davon vertragen
sich Ihr Unbewusstes und Ihr Bewusstes recht gut, indem Ihr Bewusstsein hier und Ihr Unbewusstes auf der anderen
Seite jedes in angenehmer Weise für sich selbst lernt, ohne dass Sie sich dessen bewusst sind ..."
! Ein Beispiel für sensorische Verwirrung, die im Rahmen einer Entspannungsinduktion gut
zu integrieren ist (REVENSTORF 1990): "Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit für einen Moment nach innen
und überprüfen Sie, ob Ihr rechtes oder Ihr linkes Bein leichter ist, Ihre rechte oder Ihre linke Seite ... Ihre obere Hälfte
oder Ihre untere Hälfte weniger empfindet, Ihre Vorder- oder Ihre Rückenseite ... Sie können es nicht genau sagen.
Aber wenn Sie etwas von der Leichtigkeit spüren, die Ihr linkes oder Ihr rechtes Bein wahrnimmt, dann können Sie
sich an Ihrer Verwirrung orientieren, ohne dass Ihnen das vernünftig erscheinen muss ... sich darüber klarzuwerden,
welche Körperwahrnehmungen wirklich sind und welche unklarer werden können ... Sie glauben, dass Ihre Beine hier
sind - und sie sind ein bißchen woanders ... Ihre Arme sind da - und sie sind ein bißchen woanders ... wenn Sie mit
geschlossenen Augen das überprüfen wollen, werden Sie zu einem anderen Ergebnis kommen, als wenn Sie die Augen
öffnen .... und es ist nicht nötig, sich endgültig klarzuwerden, was Sie wirklich empfinden .... solange Sie die
Empfindungen, die Ihnen angenehm sind, spüren können ... wie die Entspannung ... und die Ruhe ... und die
Linderung ......."
! Eine Technik, die bei der Schmerzkontrolle eine große Rolle spielt, ist die zeitliche
Konfusion. Über sie kann die Dauer des Schmerzes in ihrer subjektiven Empfindung
verändert werden (REVENSTORF 1990): "Sie wissen nicht richtig, ob es Ihnen in einer Stunde besser geht oder
in zwei Tagen ... oder ob es zwei erträgliche Tage in einer Stunde sein werden ... Sie wissen nicht, ob es Ihnen besser
gehen wird ... in einer Stunde, nach einer Stunde Erholung oder in einer Stunde bevor Sie eine Stunde der Erholung
erleben ... die einer Stunde der Linderung folgt ... eine Stunde der Linderung, die verstreicht ... bis Sie zwei volle Tage
der Erleichterung erleben ... jetzt.Und dann können Sie feststellen, dass die Erleichterung, die Sie jetzt verspüren,
morgen noch da sein wird ... und morgen wird Ihnen heute in angenehmer Erinnerung sein ... angenehmer als gestern
...."
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Was tue ich, wenn Klienten…
Was tue ich, wenn Klienten…
!
!
!
!
!
!
!
!
…in keine (tiefe) Trance kommen?
Wissen und sagen, dass das nichts ausmacht: Die Forschung zeigt, dass eine leichte bis mittlere
Trancetiefe für viele Belange völlig ausreicht.
Es ist Übungssache; viele erreichen eine tiefere Trance erst nach einem gewissen Training und
brauchen auch innerhalb der Sitzung mehr Zeit als andere.
Wenn es Probleme mit der Visualisierung von Bildern gibt, kommen solche Klienten oft mit
motorischen Suggestionen (Levitation, Pendel) viel besser zurecht (motorische Suggestionen sind
besonders leicht umzusetzen).
Wenn Klienten von wechselnden Bildern, störenden Außenreizen berichten oder ganz in ihrem
eigenen Film sind, der gar nichts mehr mit dem zu tun hatte, was der Therapeut erzählt: Mehrere
Bilder gleichzeitig sind in Ordnung, Außenreize lassen sich immer utilisieren, der eigene Film ist
der Allerbeste („Lassen Sie sich von meiner Stimme begleiten, indem Sie zuhören oder aber wie von einem
Rauschen im Hintergrund, das man hört und nicht hört…“)
Profane Probleme abklären: Hört der Klient evt. auf der dem Therapeut zugewandten Seite
schlecht, so dass er sich, wenn die Stimme während der Trance leiser wird, zu sehr konzentrieren
muss, um zu verstehen? Ist der Sessel nicht bequem, ist es evt. zu kühl im Raum? Decken und
Kissen für mehr Komfort bereit halten!
Stören inhaltliche Ungenauigkeiten in den Formulierungen? Je besser der Rapport, desto mehr
„Fehler“ vergibt der Klient, aber trotzdem hier noch mal nachfragen oder noch vager
formulieren.
Bleibt genügend Zeit = Sprechpausen, damit der Klient seine Vorstellungen ausformen kann?
Sich selbst immer ein genaues Bild des Suggerierten zu machen, hilft die Pausen lang genug zu
halten.
Bei Unsicherheiten: Physiologische Reaktionen genau beobachten und jederzeit nachfragen:
Klienten in Trance können trotzdem sprechen
…schlafen/schnarchen?
! Bei Einzelklienten: egal. Bei Gruppen: Schnarchen utilisieren.
! Auf den Unterschied zwischen Wecken durch Schütteln und laut sein und hier, wo meist das
„normale“ = leise Zurückholen= etwas zackiger sprechen, entsprechende Suggestionen von
Wachheit etc. ausreichen. Also war es evt. doch kein Schlaf oder nur ein sehr leichter REMSchlaf, in dem der Klient für Suggestionen ansprechbar bleibt, wie viele Untersuchungen gezeigt
haben: Selbst bewusstlose oder narkotisierte Patienten nehmen erwiesenermaßen wahr, was z.B.
während der OP gesprochen wurde. Ein US-amerikanisches Krankenhaus untersagte es dem
Personal in der Notaufnahme, in Anwesenheit bewusstloser oder komatöser oder narkotisierter
Patienten Sätze wie: „Das sieht aber schlimm aus. So hab ich noch nie gesehen. Ob wir den noch hinkriegen.“
etc. zu gebrauchen. Statt dessen sollte den Patienten kurze Sätze mit folgenden Inhalten gesagt
werden: „Wir helfen Ihnen. Hier sind Sie gut aufgehoben. Alles wird gut.“ Das Ergebnis: Die
Sterblichkeitsrate sank um 30%. Die scheinbar bewusstlosen Patienten hatten offenbar gut
zugehört!
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MEG TÜBINGEN Kom 4: Direkte und indirekte Kommunikation Dr. Cornelie Schweizer, 17. und 18. 4. 2015
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Was tue ich, wenn Klienten…
! Manchmal besteht eine Amnesie für die Tranceinhalte und Klienten glauben dann, sie hätten die
Behandlung verschlafen und könnten nun nicht profitieren: Hier darauf hinweisen, dass gerade
diese Amnesie auf eine besondere Ansprechbarkeit für Hypnose hinweist: also um so besser!
! Bei Entspannungstrancen ist Schlafen im übrigen völlig ok, bei spannenden therapeutischen
Arbeiten wird es eher nicht vorkommen.
…nicht aufwachen?
! Manche Menschen brauchen mehr Zeit, um wieder zurück zu kommen (evt. bis zu 10 Minuten).
Das ist eigentlich nicht lang, kann einem aber sehr lang vorkommen…Gut zu wissen: Alle
kommen irgendwann zurück und zwar auch ohne entsprechende Suggestionen: Bei einer Studie,
bei der der Hypnotiseur wegen eines angeblichen Stromausfalls den Raum verließ und die
Probanden in Trance allein ließ, zeigte sich, dass ALLE nach durchschnittlich 17 Minuten die
Augen öffneten und sich selbstständig zurück orientierten. Es reicht also aus, zu warten.
! Möchte man trotzdem mehr tun, so kann man: Ein wenig lauter die Suggestionen zur
Beendigung der Trance wiederholen, etwas lauter schreiben und mit Papier rascheln, direkte
Suggestionen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit von Armen und Beinen geben, evt.
ankündigen, dass man einige Minuten raus geht und der Patient in der Zwischenzeit die Trance
beenden wird.
! Wenn das alles zu keinen Aufwachreaktionen führen sollte (SEHR UNWAHRSCHEINLICH):
Beim Klient andocken und die Trance noch mal vertiefen, schauen, wo es evt. hakt, was noch zu
erledigen ist und dann langsam zurückführen.
!
!
!
!
…lachen?
Berücksichtigen, worauf das Lachen sich beziehen könnte und dies utilisieren. Wenn man keine
Ahnung hat: nachfragen!
Sich nicht verunsichern lassen („Der lacht mich aus“) sondern wissen: Es gibt viele gute,
konstruktive Gründe, in der Trance zu lächeln oder laut zu lachen: Erleichterung und Freude
über eine gefundene Lösung, Entspannung, Überraschung (wenn die Hände bei einer
Handlevitation komische Sachen machen), lustige innere Bilder.
Wenn tatsächlich der Eindruck entsteht, dass Klienten aus innerer Distanziertheit und
Unsicherheit lächeln oder lachen, ist es sinnvoll, das Lachen und damit auch die Unsicherheit zu
beenden, indem man z.B. noch mehr Lachen verschreibt: „Und ich bitte Sie nun, das Lächeln bei zu
behalten... bitte immer weiter lächeln und sich dabei der Anspannung in der Wangen mehr und mehr bewusst
werden…weiter lächeln…immer weiter lächeln, um die Spannung in der Wangenmuskulatur deutlicher und
deutlicher zu spüren…auf die Wangen achten…und Sie wissen, dass die Anspannung früher oder später in eine
Entspannung über geht…(…)wenn Sie es jetzt möchten, fühlen, wie gelöst sich nun die Gesichtsmuskulatur
anfühlt. .... völlig gelöst und entspannt. ... etwas, das Sie durch Ihr Lächeln erreicht haben ... und vielleicht können
Sie mit einem Lächeln noch viel mehr erreichen…angespannte Situationen in ge löste und entspannte zu
verwandeln ganz einfach so, indem Sie lächeln, indem Sie einfach loslassen und die lächelnde Gelöstheit genießen ...
und in diesem Gefühle des gelösten Lächelns auch Ihre Fähigkeit nutzen, gelöst und gelassen auf alles zuzugehen.“
Oder: Sich mit dem Lachen verbünden und die darin zum Ausdruck kommende Kraft zur
Veränderung nutzen: "Auch wenn Ihr Lachen jetzt nicht zu passen scheint, bitte ich Sie dennoch, dabei zu
bleiben. Bleiben Sie ruhig bei Ihrem Lachen und erleben Sie es nun wirklich deutlich. Spüren Sie, wie spontan und
lebendig es ist, und vielleicht können Sie auch eine gewisse Kraft in diesem Lachen empfinden. Ich wäre froh, wenn
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MEG TÜBINGEN Kom 4: Direkte und indirekte Kommunikation Dr. Cornelie Schweizer, 17. und 18. 4. 2015
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Was tue ich, wenn Klienten…
Sie auch Ihrer Unsicherheit mit dieser Haltung gegenüberstehen könnten ... einfach darüber lachen und sich spontan,
kraftvoll und lebendig dabei erleben ... bitte, jetzt weiterlachen, sich des dahinter stehenden Erlebens wirklich bewusst werden,
der Erfahrung von spontaner Lebendigkeit und Kraft....und mit dieser Erfahrung jetzt an den Arbeitsplatz zu gehen und in
das Gesicht des Kollegen schauen und die spöttische Stimme des Kollegen zu hören .... deutlich die spöttische Stimme des
Kollegen zu hören, der Sie oft mit seinen Äußerungen herabsetzt, heißt wahrzunehmen, wie leicht es dann ist, einfach dort
stehen zu bleiben, es einfach auszuhalten, dort zu stehen und ihm geradewegs ins Gesicht zu schauen und ihm das zu sagen,
aus dieser Erfahrung heraus, was Sie schon lange sagen wollten… weiter in diesem Lachen bleiben, spüren, was mit ihm an
Lebendigkeit, Kraft und auch Widerstandsfähigkeit verbunden ist, diese Erfahrung nun tief anatmen, dass Sie sie im ganzen
Körper verspüren .... und beim Ausatmen im ganzen Körper verströmen lassen .... um dann zu sprechen und genau das zu
sagen, was Sie diesem Kollegen gegenüber zum Ausdruck bringen wollen." 25
…husten und Magen-Darmgrummeln haben?
! Als Zeichen besonderer Entspannung deuten (ist es auch) und diese nutzen!
! In Gruppen vor allem im Winter vorher darauf hinweisen, dass Hustenanfälle schon mal vorkommen,
sagen, dass die meisten sich davon weniger gestört fühlen, als der Hustenden es vermutet, wenn es
schlimm wird, kann man raus gehen, ohne dabei die anderen zu stören und die Geräusche beim
Hinausgehen und Wiederkommen ebenfalls therapeutisch begleiten und nutzen. Bonbons und Getränke
parat halten.
…Angst haben?
! Kann damit zusammen hängen, dass bestimmte Fragen und Vorbehalte bzgl. Hypnose/Abgrenzung zur
Bühnenhypnose etc. noch nicht geklärt sind:
Frage: „Wie fühlt sich Hypnose an? Hat es Ähnlichkeit mit irgendetwas, das ich schon kenne?“
Antwort: „Hypnose ist etwas, was jeder kennt. Sie alle waren schon einmal völlig vertieft in die Arbeit oder als Kind ins
Spiel. Sie haben dabei die Zeit und alles um sich herum vergessen, weil Sie so konzentriert auf diese eine Sache waren.
Vielleicht haben Sie in solch einer Situation auch schon das Telefon überhört oder gar nicht gemerkt, wenn Sie Hunger oder
Durst hatten. Einen solchen hoch konzentrierten Zustand bezeichnet man als Alltagstrance. Auch wenn Sie Yoga,
autogenes Training oder eine andere Meditationsform beherrschen, werden Sie feststellen, dass Ihnen die Trance, wie Sie sie
hier erleben werden, bekannt vorkommt.“
Frage: „Werde ich Ihnen während der Trance hilflos ausgeliefert sein? Mache ich alles, was Sie mir sagen?“
Antwort: „Jede Hypnose ist Selbsthypnose; wenn Sie das, was ich Ihnen sage, nicht aufnehmen möchten und für sich
innerlich umsetzen wollen, wird gar nichts passieren. Niemand geht gegen seinen Willen in Trance oder tut dann Dinge, die
er sonst nicht getan hätte. Personen, die sich als Probanden bei einer Bühnenhypnose zur Verfügung stellen, wissen
beispielsweise in der Regel, bevor sie auf die Bühne und in Trance- gehen, dass sie dort aufgefordert werden, Rasierschaum
zu essen oder Stühle zu küssen. Wenn sie sich trotzdem für die Show zur Verfügung stellen, bedeutet das wohl , sie tun es
freiwillig und wissentlich.“
! Selbstkontrolle betonen: „Jede Hypnose ist Selbsthypnose“; keine direktiven Anweisungen bei der
Induktion: „Sie entscheiden, ob und wie tief Sie heute in Trance gehen wollen“.
! Die Augen während der Trance geöffnet lassen bzw. Suggestionen zum Lidschluss wenn überhaupt, dann
nur als sehr offenen Vorschlag formuliert.
! Viele Rückmeldungen während der Trance einholen, um sich daran zu orientieren und Sicherheit bzgl.
eigener Kontrolle des Klienten noch zu stärken.
25
Hypnosetherapie: Bongartz und Bongartz, Hogrefe, 2000
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Empirische Belege
Empirische Belege für die Wirksamkeit von Hypnotherapie
Hypnotherapie lastet in den Augen vieler Klienten der Hauch des Esoterischen an. Um sich hier
eindeutig abzugrenzen, sollte auf die empirisch belegte Wirksamkeit hingewiesen werden.
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass hypnotherapeutische Interventionen bei
unterschiedlichen somatischen, psychoneurotischen und psychosomatischen Störungen sowie bei
Verhaltensauffälligkeiten und auch medizinischen Problemen indiziert sind, und Metaanalysen
bestätigen ihre Effektivität (Revenstorf 2003).
Neben zahlreichen Kasuistiken liegen kontrollierte Gruppenstudien vor. Grawe et al. (1994)
fanden bis 1983 19, Flammer, Bongartz & Schwonke (1999) 60 und Revenstorf (2003) 200
kontrollierte Studien, in denen an über 7000 Patienten eine signifikante Wirksamkeit der
Hypnotherapie nachgewiesen wurde (siehe dazu untenstehende Tabelle). Darüber hinaus ist sie
im medizinischen Bereich bei der Behandlung von Warzen, Schmerz, Migräne und
Nebenwirkungen von Chemotherapie wirksam. Ebenso belegt ist eine längere Überlebensdauer
bei Brustkrebs-Patientinnen.
Empirisch belegte Wirksamkeit
kasuistisch belegte Behandlungskonzepte
Phobien
Depression
Belastungsstörungen
Panikstörungen und Zwänge
Übergewicht
Dissoziative Störungen
Schlafstörungen
Bulimie
Psychosomatik und somatoforme Störungen
Tinnitus
Sexualstörungen
Sexuelle Präferenz-Störungen
akuter und chronischer Schmerz
Rehabilitation bei Insult und Infarkt
Nikotinabusus
Störung des Sozialverhaltens
Enuresis
Tabelle
ICD-Störungsbereiche mit empirisch belegter Wirksamkeit (linke Spalte) und
kasuistisch belegten Behandlungskonzepten (reche Spalte). Nach Revenstorf 2003.
Für bestimmte Indikationen (z.B. Raucherentwöhnung) bekam die Hypnotherapie im März 2006
auch vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung die Bewertung als
wissenschaftlich anerkanntes Verfahren.
Für eine ausführliche Darstellung der vielfältigen Interventionsformen sei auf die entsprechenden
Standardwerke verwiesen.26
26
Revenstorf & Peter 2001, Kossak 1989, Revenstorf 1993, Peter et al. 1991 oder Hammond, 1990.
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Literaturtipps
Einführungsbücher zum Thema Hypnose und Hypnosetherapie
Ebell, Hans und Hellmuth Schuckhall (2004): Warum therapeutische Hypnose. München
(Pflaum)
Dutzende von Hypnotherapeuten fassen ohne viel Theorie kurz und knapp anhand konkreter Fallbeispiele die
Möglichkeiten moderner Hypnose zusammen. Das gesamte Spektrum von Psychotherapie bis hin zu Medizin und
Zahnmedizinist abgedeckt. Hier kann man nachlesen, wie erfahrene Kollegen arbeiten. Eine Fundgrube für
Praktiker.
Kaiser-Rekkas, Agnes (2007): Klinische Hypnose und Hypnotherapie. Praxisbezogenes Lehrbuch
für die Ausbildung. Heidelberg (Carl-Auer), 4. Auflage
Lehrbuch, das die Deutsche Gesellschaft für Hypnose für (DGH) in ihrem Unterricht verwendet. Klar undeinfach.
Peter, Burkhard (2006): Einführung in die Hypnotherapie. Heidelberg (Carl-Auer)
Kompakt und prägnant, auf aktuellem Stand sehr gute Einführung in die Hypnotherapie.
Schmidt, Gunther (2005): Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung
Kurze Einführung vom Begründer dieser Therapierichtung in Deutschland.
Wichtig Grundlagenliteratur
Kossak, Hans-Christian (2004): Lehrbuch Hypnose. Weinheim (Beltz), 4., vollständig überarb.
Aufl.
Das umfassende Lehrbuch (756 S.) für Profis und solche, die es werden wollen. Behandelt auf gründliche und
übersichtliche Weise so ziemlich sämtliche Fragen und Themen, die mit Hypnose zusammenhängen.
Revenstorf, Dirk und Burkhard Peter (Hrsg.) (2009): Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik
und Medizin. Heidelberg (Springer), 2., überarb. Aufl.
Auf 953 Seiten der aktuelle Stand der Kunst. Vermutlich gibt es auch international momentan nichts
besseres.
Bongartz, Walter und Bongartz, Bärbel (1997): Hypnosetherapie (Hogrefe)
Nicht zu dickes und leicht lesbares Einführungsbuch, das sehr praxisnah auch Anfängersorgen wie:
„Was mache ich, wenn der Patient einschläft…etc.“ behandelt.
Die Zeitschrift Hypnose und Kognition erschien seit 1984 zweimal jährlich unter einem bestimmten
Thema: "Hypnose und Krebs"; "Hypnose und Familientherapie"; "Hypnose und
Verhaltenstherapie"; "Das Unbewusste"; "Kinderhypnose" etc. Dort findet sich der jeweilige
Stand der Kunst, dargestellt von den international maßgebenden Fachleuten. Seit 2005 heißt
diese Zeitschrift Hypnose - Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie. Informationen und Abonnements
über: M.E.G.-Stiftung, Hauptstr. 39, 96352 Hesselbach-Wilhelmsthal, www. meg-stiftung.de.
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Literatur
Einführende Literatur in die lösungsorientierte Hypno- und Psychotherapie von Milton
H. Erickson
Rossi, Ernest L. (1995-1998): Gesammelte Schriften von Milton H. Erickson, Bd. I-VI.
Heidelberg (Carl-Auer).
Hier findet man im ,,0- Ton ", womit Erickson sowohl das Gesicht der Hypnose als auch der Psychotherapie
verändert hat. [Original: Ernest 1. Rossi (ed.) (1980): The Collected Papers of Milton H. Erickson. New York
(Irvington).]
Erickson, Milton H. u. Jeff K. Zeig (Hrsg.) (1985): Meine Stimme begleitet Sie überallhin. Ein
Lehrseminar mit Milton H. Erickson. Klett-Cotta (Stuttgart).
Es handelt sich um das Transkript eines 5-tägigen Lehrseminares von Milton H. Erickson im Jahr 1979. Viele
faszinierende Anekdoten und Fallgeschichten kennzeichnen das gut zu lesende Buch. Es ist eine Illustration von
Ericksons Kunst, Geschichten zu erzählen.
Erickson, Milton H. u. Ernest L. Rossi (1981): Hypnotherapie. Aufbau-Beispiele-Forschungen.
München (Pfeiffer).
Wichtigstes Hypnotherapiebuch aus Ericksonscher Sicht. Es ist eher ein Buch zum Studieren für Fortgeschrittene
und solche, die es werden wollen. Leseempfehlung: im Inhaltsverzeichnis nach interessanten Kapiteln und
Überschriften suchen, anstatt von vorne nach hinten zu lesen.
Erickson, Milton H. u. Ernest L. Rossi (2003): Der Februar Mann. (Jungfernmann).
Vollständiges Transkript einer der bekanntesten Therapien Ericksons mit Kommentaren Ericksons und
Gesprächen zwischen Erickson und Rossi verziert. Gibt eine Nahsicht der ericksonschen Arbeitsweise.
Gilligan, Stephen (2008): Therapeutische Trance. Das Prinzip Kooperation in der Ericksonschen
Hypnotherapie. Heidelberg (Carl-Auer), 5. Aufl.
Das vielleicht innovativste Buch aus dem Kreis der Erickson-Schüler enthält ein brilliantes Kapitel über
Konfusionstechniken. Es verbindet systemische mit hynotherapeutischen Sichtweisen und zeigt den Unterschied
zwischen traditionellen Hypnoseverfahren und Ericksonschen Verfahren auf - deswegen der Untertitel: "Das
Prinzip der Kooperation in der Ericksonschen Hypnotherapie".
Haley, Jay (1978): Die Psychotherapie Milton H. Ericksons. München (Pfeiffer)
Das Buch, mit dem das große Interesse an der Arbeit Milton H. Ericksons begann, enthält sehr viele
Fallschilderungen von Erickson und Analysen dazu von Jay Haley. Es geht mehr um psychotherapeutische Strategien
als um Hypnose im engeren Sinne. Dieses Buch ist sehr gut zu lesen, sozusagen urlaubsgeeignet.
Zeig, Jeffrey (2009): Einzelunterricht bei Erickson. Hypnotherapeutische Lektionen bei Milton
H. Erickson. Heidelberg (Carl-Auer), 3. Aufl.
In diesem facettenreichen Buch erfährt man sehr viel über den Menschen und Therapeuten Erickson. Faszinierend die
Transkripte des "Einzelunterrichtes", die Erickson seinem Schüler Jeff Zeig gab. Man erfährt, dass Erickson nicht nur
ein außergewöhnlicher Therapeut, sondern auch ein ungewöhnlich arbeitender Lehrer und Supervisor war.
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Literatur
Hypnotherapie für Kinder und Jugendliche
Holtz, Karl L., Siegfried Mrochen (2009): Einführung in die Hypnotherapie mit Kindern und
Jugendlichen. Heidelberg (Carl-Auer), 2. Aufl.
Holtz, Karl L., Siegfried Mrochen, Peter Nemetschek, Bernhard Trenkle (Hrsg.) (2007):
Neugierig aufs Großwerden. Heidelberg (Carl-Auer), 3. Aufl.
Ergänzungen zu "Die Pupille des Bettnässers" (siehe unten). Viele weitere interessante Tips für Kinder- u. JugendlichenTherapeuten.
Mills, Joyce C. u. Richard J. Crowley (2006): Therapeutische Metaphern für Kinder und das Kind
in uns. Heidelberg (Carl-Auer), 3. Aufl.
Viele gute Geschichten für die therapeutische Arbeit mit Kindern. Interessant auch die Arbeit mit krebskranken Kindern,
die in diesem Buch beschrieben ist.
Mrochen, Siegfried, Karl L. Holtz, Bernhard Trenkle (Hrsg.) (2009): Die Pupille des Bettnässers.
Hypnotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Heidelberg (Carl-Auer), 7. Aufl.
Von Stottern bis Bettnässen zeigt dieses Buch vielfältige Facetten hypnotherapeutischer Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen. Es enthält viele Anregungen für den kindertherapeutischen Praktiker.
Olness, Karen, Daniel P. Kohen (2006): Lehrbuch der Kinderhypnose und -hypnotherapie.
Heidelberg (Carl-Auer), 2., überarb. Aufl.
Das Standardwerk der Kinderhypnose. Seit 1980 zum dritten Mal komplett überarbeitet. Eine Schatztruhe an
Handwerkszeug für Kinder- und Jugendlichentherapeuten.
Selbsthypnose
Alman, Brian u. Peter Lambrou (2009): Selbsthypnose. Das Handbuch zur Selbstbehandlung.
Heidelberg (Carl-Auer), 8. Aufl.
Hervorragendes Selbsthypnosebuch. Zuerst werden neun verschiedene Selbstinduktionstechniken dargestellt, und dann
kommen viele Kapitel zu Themen wie: Schmerzkontrolle, Allergien, Angstabbau, mentales Training, Hautprobleme etc.
Eignet sich auch für Hypnotherapeuten, die Anregung für spezifische Hypnosesitzungen suchen.
Zeyer, Reinhold u. Dirk Revenstorf (2008): Hypnose lernen. Anleitungen zur Selbsthypnose für
mehr Leistung und weniger Stress. Heidelberg (Carl-Auer), 8. Aufl.
Kleines Buch, das grundlegende Informationen zum Thema Hypnose und Selbsthypnose gibt.
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Literatur
Bücher mit therapeutischen Geschichten
Bökmann, Martin (2008): Mit den Augen eines Tigers. (Carl-Auer).
Schöne (Entspannnungs-) trancen, vor allem für die Arbeit mit Gruppen gut geeignet.
Klippstein, Hildegard (Hrsg.) (1994): Das Vergessen vergessen. Hypnotherapeutische
Gruppeninduktion nach Milton H. Erickson. Heidelberg (Carl-Auer).
Fundgrube an Ideen für alle, die mit Gruppentrancen, Phantasiereisen usw. arbeiten. Die führenden internationalen
und deutschsprachigen Hypnotherapeuten sind vertreten, aber auch Familientherapeutinnen wie Virginia Satir. Hier
findet man die Lieblingsbilder und -geschichten anderer Kollegen. (Vergriffen, einzelne Artikel sind als Download
verfügbar unter http://www.earl-auer. de/ downloadbar/lesbar. php).
Lankton, Steve u. Carol Lankton (1992): Geschichten mit Zauberkraft. München (Pfeiffer).
Viele Geschichten nach therapeutischen Zielen geordnet und dazu Beispiele für das Verschachteln von Geschichten.
Peseschkian, Nossrat (1995): Der Kaufmann und der Papagei. Frankfurt (Fischer).
Sehr gute Sammlung orientalischer Märchen und Kurzgeschichten und ihrer Anwendung in der Psychotherapie.
Rosen, Sidney (2006): Lehrgeschichten von Milton Erickson. Salzhausen (ISKO-Press), 7. Aufl.
Viele kurze Anekdoten, die Erickson in Therapie bzw. Unterricht verwendet hat. Hier findet sich vieles, was sonst
nicht so bekannt ist. (Hintergrund: Zeig und Rosen bereiteten gleichzeitig ein Buch über Ericksons Geschichten vor.
Zeig war mit dem Buch "Meine Stimme begleitet sie überallhin" etwas vorher auf dem Markt. Rosens Buch enthielt
größtenteils dieselben Geschichten. Rosen begann noch einmal neu zu sammeln und hat auf diese Art sehr
ungewöhnliche Geschichten zusammengetragen.)
Wilk, Daniel (2008): Auf den Schultern des Winds schaukeln. Heidelberg (Carl-Auer), 2. Aufl.
Wilk, Daniel (2007): Ein Käfer schaukelt auf einem Blatt. Heidelberg (Carl-Auer), 2. Aufl.
Daniel Wilk publizierte in mehreren Büchern seine Phantasiereisen und Gruppenhypnosen, die er in seiner Arbeit in
einer Rehabilitationsklinik entwickelte.
Gute Geschichten finden sich auch in den Büchern von Idries Shah. Für therapeutische Zwecke
besonders geeignet: Die fabelhaften Heldentaten des vollendeten Narren und Meisters Mullah
Nasrudin. Erschienen im Herder- Verlag.
Weitere Ideen bieten die klassischen Märchen, die Tageszeitung und das Leben!27
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Bernhard Trenkle. Die Löwengeschichte. Carl-Auer. Heidelberg. 2009
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