Wenn es nicht Klappen will …

Wenn es nicht Klappen will …
Kinderwunschbehandlung mit Chinesischer Medizin – eine
sanfte und erfolgversprechende Methode der
Fruchtbarkeitsbehandlung
Diplomarbeit
zum Abschluss der Ausbildung in Chinesischer Medizin
am Centrum für Chinesische Medizin Nord der Arbeitsgemeinschaft für
Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (AGTCM)
Nicole Weidner
Das Glück ist ein Schmetterling. Jag ihm nach, und er entwischt dir. Setz dich hin,
und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.
Anthony de Mello, ind. Theologe, 1931 - 1987
Wohin du auch gehst,
geh mit deinem ganzen Herzen.
Chinesische Weisheit
2
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................... 5
1. Einleitung........................................................................................................ 6
2. Kinder und Kinderlosigkeit heute und im alten China ..................................... 8
3. Infertilität und Westliche Medizin – Physiologie, Ursachen, .............................
Behandlungsmöglichkeiten............................................................................. 9
3.1 Physiologische Grundlagen der Fruchtbarkeit .......................................... 10
3.1.1 Der Menstruationszyklus unter dem Einfluss der Hormone ................. 10
3.1.2 Basaltemperatur und Zervixschleim als Messgrößen für eine .................
erfolgreiche Befruchtung...................................................................... 11
3.1.3 Nur der Beste kommt ans Ziel – die Spermien des Mannes ................ 12
3.2 Schulmedizinische Ursachen der Infertilität und deren Behandlung ......... 13
3.2.1 Gründe und Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit ..................... 14
3.2.2 Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann ermitteln und behandeln ............ 15
4. Die Sicht der Chinesischen Medizin zu Fruchtbarkeit und Empfängnis........ 17
4.1 Pathologie und Physiologie ...................................................................... 17
4.1.1 Yin und Yang ....................................................................................... 17
4.1.2 Die vitalen Substanzen des Lebens - Qi, Jing, Shen, Xue und Jin Ye . 18
4.1.3 Die Organsysteme und Leitbahnen...................................................... 21
4.1.4 Uterus-Gefäß und Uterus-Leitbahn...................................................... 24
4.1.5 Die Rolle der Außerordentlichen Gefäße (Qi Jing Ba Mai) für die............
Empfängnis .......................................................................................... 24
4.2 Der Menstruationszyklus und dessen Regulation ..................................... 27
4.2.1 Die Phasen des Menstruationszyklus in der Chinesischen Medizin..... 27
4.2.2 Therapieprinzipien zur Regulation des Menstruationszyklus ............... 29
4.3 Muster der Disharmonie – Diagnostik und Therapie nach Syndromen..... 30
4.3.1 Nieren-Jing (Essenz)-Mangel............................................................... 32
4.3.2 Nieren-Yin-Mangel ............................................................................... 35
4.3.3 Nieren-Yang-Mangel ............................................................................ 37
4.3.4 Qi- und Blut-Mangel ............................................................................. 39
4.3.5 Leber-Qi-Stagnation............................................................................. 41
4.3.6 Blut-Stase ............................................................................................ 44
3
4.3.7 Feuchtigkeit und Schleim ..................................................................... 46
4.3.8 Feuchte-Hitze....................................................................................... 48
4.3.9 Ergänzende Aspekte in der Therapie................................................... 50
5. Moderne Reproduktionsmedizin mit Chinesischer Medizin begleiten........... 51
5.1 Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin ...................................... 51
5.2 Chinesische Medizin in der komplementären Infertilitäts-Therapie........... 53
6. Schlußbetrachtung ....................................................................................... 55
Literaturverzeichnis .......................................................................................... 57
Rezepturenverzeichnis alphabetisch................................................................ 60
4
Abkürzungsverzeichnis
bzw.
beziehungsweise
cx.
Cortex
ev.
eventuell
fr.
Fructus
g
Gramm
hb.
Herba
lt.
laut
ME
mittlerer Erwärmer
ml
Milliliter
rhiz.
Rhizoma
rx.
Radix
s.
siehe
sin.
sinensis
UE
unterer Erwärmer
v.a.
vor allem
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
Abkürzungen der Akupunkturpunkte:
Lu
Lunge
Di
Dickdarm
Ma
Magen
Mi
Milz
He
Herz
Dü
Dünndarm
Bl
Blase
Ni
Niere
Pe
Perikard
SJ
San Jiao (Dreifacher-Erwärmer)
Gb
Gallenblase
Le
Leber
Ren
Ren Mai (Konzeptionsgefäß)
Du
Du Mai (Lenkergefäß)
5
1. Einleitung
Ein Wunschkind zu bekommen ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, denn
laut statistischen Erhebungen sind in Deutschland etwas 15 - 20 % aller Paare
ungewollt kinderlos. Das sind etwa 6 Millionen unerfüllte Kinderwünsche. Die
betroffenen Frauen und Männer leiden an Sterilität bzw. Infertilität.1
An dieser Stelle ist sicher eine Klärung der Begriffe Sterilität und Infertilität sinnvoll. Eine Sterilität liegt laut Definition der WHO (World Health Organisation)
vor, wenn sich bei einem Paar seit mindestens zwei Jahren trotz normalem
Spermiogramm des Mannes und eines normalen Sexuallebens keine Schwangerschaft einstellt. Bei der Frau spricht man von primärer Sterilität, wenn sie
noch kein Kind geboren hat. Hat die Frau mindestens ein Kind ausgetragen und
es kommt keine weitere Schwangerschaft zustande, handelt es sich um eine
sekundäre Sterilität. Von Infertilität spricht man, wenn zwar eine Befruchtung
stattfindet, das Kind jedoch nicht ausgetragen werden kann und es somit zu
einer Fehlgeburt kommt.2
Oft handelt es sich jedoch nicht um eine dauerhafte und vollständige Unfruchtbarkeit, sondern um eine vorübergehende, mehr oder weniger schwere Fruchtbarkeitsstörung, welche behandelt werden kann.
Durch die Forschungen des im Jahr 2010 gekürten Nobelpreisträgers Robert G.
Edwards auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin haben viele Paare mit ungewolltem Kinderwunsch die Möglichkeit erhalten, doch ein Kind zu bekommen.
Aber dennoch stellen die Behandlungsmöglichkeiten der wissenschaftlichen
Medzin3 für die Paare häufig eine psychisch und körperlich sehr belastende
Situation dar, da sich die Frauen und Männer oft medizinischer Eingriffe und
hormoneller Substitution unterziehen müssen, die nicht selten Nebenwirkungen
haben. Auch als zu technisch, unpersönlich und kostspielig werden die schulmedizinischen Behandlungsverfahren oft empfunden.
1
Vgl. Sütterlin/Hoßmann (2007), S. 12 u. S. 17; http://www.frauenaerzte-imnetz.de/de_ungewollt-kinderlos_75.html
2
Vgl. http://www.who.int/reproductivehealth/topics/infertility/definitions/en
3
Im Folgenden auch mit "Schulmedizin" benannt
6
Die Chinesische Medizin kann jedoch wirksame und sanfte Behandlungsstrategien bei Infertilität anbieten, welche zu einer signifikant erhöhten Erfolgsrate in der Kinderwunschbehandlung beitragen. Und obwohl die Chinesische
Medizin schon seit Jahrtausenden erfolgreiche Behandlungsstrategien für
männliche und weibliche Fruchtbarkeitsstörungen entwickelt hat und anwendet,
erlangen diese erst seit jüngerer Zeit mehr Ansehen und Anwendung im
Westen. Erst verschiedene an der westlichen Medizin orientierte Studien4 mit
erfolgversprechenden und positiven Ergebnissen für die ausschließliche oder
begleitende Behandlung mit Chinesischer Medizin, brachte den Durchbruch zu
deren weitgehenden Akzeptanz.
Diese Arbeit beginnt mit einem kurzen Überblick zum Umgang mit Kinderlosigkeit im Alten China und heute. Anschließend erfolgt die Darstellung der für die
Reproduktion wichtigen physiologischen Grundlagen aus westlich medizinischer
Sicht, mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten. Der weitere Verlauf der Arbeit, widmet sich schließlich der
Chinesischen Medizin. Den körperlichen und geistigen Voraussetzungen ein
Kind zeugen und bekommen zu können, der Diagnostik der häufigsten Störungen bzw. Muster der Disharmonie sowie den therapeutischen Möglichkeiten der
Chinesischen Medizin. Die therapeutischen Maßnahmen beziehen sich im
Wesentlichen auf die Behandlung mit Akupunktur, ergänzt durch einige Ideen
zu chinesischen Kräuterrezepturen und weiteren sinnvollen Maßnahmen, wie
z.B. Ernährung. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der integrativen Reproduktionsmedizin, also einer durch die Chinesischen Medizin parallel unterstützten künstlichen Befruchtung. Eine Zusammenfassung über die Möglichkeiten und Vorteile einer Behandlung des Kinderwunsches mithilfe chinesischer
Medizin schließt diese Arbeit ab.
4
Diverse Studien zu Infertilität und TCM (Akupunktur und Kräutermedizin) sind in der vom US
amerikanischen National Institute of Health (NIH) betriebenen wissenschaftlichen Datenbank
"Pubmed" (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed) veröffentlicht.
7
2. Kinder und Kinderlosigkeit heute und im alten China
Sich ein Kind zu wünschen kann heute verschiedene Gründe haben und der
Wunsch ist verschieden stark ausgeprägt. Es spielen sowohl ganz individuelle,
persönliche Gründe eine Rolle, wie zum Beispiel das eigene Selbstwertgefühl,
ein tiefer innerer Wunsch nach einem Kind oder der Wunsch sich einer Familie
zu widmen. Auch partnerschaftliche oder familiäre Gründe sind wesentlich, wie
der Kinderwunsch des Partners, die Erwartungen der Familie oder die Liebe
zum Partner, die sich in und durch ein Kind mit diesem vervollkommnen soll.
Zusätzlich müssen gesellschaftliche Normen und Erwartungen genannt werden,
wie der Erhalt der Gesellschaft und des Generationenvertrages. Persönliche
individuelle Wünsche und Ziele werden jedoch heute vermutlich überwiegen.
Es ist auch zu bedenken, dass das Durchschnittsalter der Erstgebärenden sich
im Laufe der letzten Jahrzehnte deutlich erhöht hat. Aufgrund langer Ausbildungszeiten und beruflicher Entwicklungswünsche entsteht bei vielen Paaren
ein Kinderwunsch oder der Wunsch nach einem weiteren Kind erst um das 35. 40. Lebensjahr, wenn die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit sich bereits verringert und die Gefahren für eine Fehlgeburt oder Missbildung des Kindes sich
erhöht hat.
Im alten China hatte die Fruchtbarkeit von Mann und Frau vor allem eine gesellschaftliche Dimension. So sicherte die Fähigkeit Nachkommen zu zeugen doch
den Fortbestand einer Großfamilie oder Sippe, was auch unter Versorgungsaspekten eine wesentlich gewichtigere Bedeutung hatte als heutzutage. Was
sich seit damals bis heute erhalten hat, ist der verstärkte Wunsch nach männlichen Nachkommen. Dies erklärt sich im Wesentlichen dadurch, dass bei
Heirat der Kinder traditionellerweise die Schwiegertochter in die Familie des
Mannes aufgenommen wird und die Eltern im Alter dann vom Sohn und der
Schwiegertochter versorgt und gepflegt werden.5
Erfüllte sich der Wunsch insbesondere nach einem Sohn nicht, so wurde
spirituell-geistige sowie medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Dies
erfolgte durch Anbetung der Göttin Guanyin, welche vermöchte Glück und
5
Vgl. Hemm (2008), S. 21 f.
8
Kindersegen zu schenken. Die medizinische Betreuung erfolgte durch einen
Chinesischen Arzt.6
In vielen Klassikern der Chinesischen Medizin finden sich Ausführungen zum
Thema Fruchtbarkeit. So werden unter anderen im bereits 300 - 100 v. Chr.
zusammengestellten Huang Di Nei Jing (Des Gelben Kaisers Klassiker der
inneren Medizin), Voraussetzungen für die Zeugung von Nachkommen, die
Funktion des Uterus sowie Ursachen weiblicher Sterilität und Behandlungsmöglichkeiten erwähnt. Auch der berühmte Arzt Sun Si Miao beendete 652 n.
Chr. sein Werk Qian Jin Yao Feng (Rezepte die tausend Goldstücke wert sind),
welches viele gynäkologische Themen, die Schwangerschaftsstadien, Unfruchtbarkeit sowohl von der Frau, als auch vom Mann sowie hunderte von
Kräuterrezepturen beinhaltete.7
Diese und viele weitere klassische Texte bilden noch heute zusammen mit
neueren Werken zur Gynäkologie und Männerheilkunde die Grundlage zur
Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen mit der Chinesischen Medizin.
3. Infertilität und Westliche Medizin – Physiologie, Ursachen,
Behandlungsmöglichkeiten
Um ein Paar mit Kinderwunsch angemessen beraten und behandeln zu
können, ist es ohne Zweifel notwendig, auch ein Verständnis für die schulmedizinische Sichtweise zu haben. Insbesondere dann, wenn die Chinesische
Medizin komplementär zur westlichen Reproduktionsmedizin erfolgt. Die Erkenntnisse aus schulmedizinischen Voruntersuchungen können Anhaltspunkte
für die Therapie bringen, wenn uns z.B. eine diagnostizierte Endometriose den
Hinweis auf eine Blutstase gibt. Aus diesem Grund wird dieses Kapitel sich mit
einigen, auch für die chinesische Medizin wichtigen Aspekten zur Physiologie,
den Problemen und den Behandlungsmethoden innerhalb der schulmedizinischen Kinderwunschbehandlung beschäftigen.
6
7
Vgl. Jonas (2008), S. 13 ff.
Vgl. König (2007), S. 6 ff.; Maciocia (2000), S. 3 f.; Jetelina/Thews (2007), S. 29
9
3.1 Physiologische Grundlagen der Fruchtbarkeit
3.1.1 Der Menstruationszyklus unter dem Einfluss der Hormone
Ein „normaler“ und regelmäßiger Menstruationszyklus ist Voraussetzung für
eine erfolgreiche Befruchtung. Dies gilt in der Schulmedizin gleichermaßen wie
in der Chinesischen Medizin, auch wenn die funktionellen Abläufe in anderer
Weise beschrieben werden. Der Menstruationszyklus dauert normalerweise ca.
28 Tage, wobei eine Dauer zwischen 26 und 34 Tagen noch als normal anzusehen ist. Wichtig ist die Regelmäßigkeit des Zyklus, denn Unregelmäßigkeiten
geben Hinweise auf eine Störung.
Schulmedizinisch gesehen vollzieht sich der Menstruationszyklus unter Einwirkung von Hormonen in folgenden Phasen:8
•
1. – 5. Tag: Menstruation
Ist es nicht zur Befruchtung einer Eizelle gekommen, fallen die Hormone Progesteron und Östrogen ab, das Endometrium wird nicht mehr genährt und blutet
ab (Menstruation). Die Basaltemperatur ist hier niedrig.
•
6. – 11. Tag: Follikelphase
Das Follikel, in welchem sich die Eizelle befindet, wächst unter dem Einfluss
des Hypophysenhormons FSH (Follikel-stimulierendes Hormon), der Östrogenspiegel steigt an und das Endometrium baut sich wieder auf. Die Zervixdrüsen
werden zur Schleimproduktion angeregt. Die Basaltemperatur ist noch niedrig.
•
11. – 17. Tag: Ovulationsphase (Eisprung)
In der Zyklusmitte löst das ebenfalls in der Hypophyse gebildete Hormon LH
(Luteinisierendes Hormon) etwa um den 14. Zyklustag den Eisprung aus und
steuert danach die Gelbkörperbildung (Corpus Luteum) aus dem aufgesprungenen Follikel. Der Zervixschleim wird spinnbar. Hier sinkt die Basaltemperatur
ev. kurzzeitig ab.
•
18. – 28. Tag: Lutealphase (postovulatorische Phase)
Die Phase nach dem Eisprung. Der Gelbkörper wächst und produziert Progesteron, das für den Aufbau des Endometriums und somit für die Einnistung
einer befruchteten Eizelle wichtig ist. Die Basaltemperatur steigt an. Der Zervixschleim verdickt sich.
8
Zu den Phasen des weiblichen Zyklus vgl. Maciocia (2000), S. 11; Lyttleton (2008), S. 27
10
Eine Abbildung, mit einem Gesamtüberblick über die Phasen des Menstruationszyklus sowie den Veränderungen der Basaltemperatur und des Zervixschleims ergänzt durch die zyklischen Aspekte nach der chinesischen Medizin
findet sich auf Seite 26.
3.1.2 Basaltemperatur und Zervixschleim als Messgrößen für eine
erfolgreiche Befruchtung
Anhand der Basaltemperaturmessung und der Beobachtung des Zervixschleims kann die Frau ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage erkennen.9
Die Basaltemperatur ist die morgendliche Körpertemperatur, die unmittelbar
vor dem Aufstehen gemessen wird. Die Messung der Basaltemperatur dient
dem Nachweis, dass bzw. ob ein Eisprung stattgefunden hat. Als Bedingung für
das Stattfinden eines Eisprungs, gilt laut Weltgesundheitsorganisation, dass die
Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 0,2° C höher war
als an den sechs vorangegangenen Tagen ("3 über 6 Regel").10
Da die Temperatur unter dem Einfluss des Gelbkörperhormons erst nach dem
Eisprung ansteigt, ist die Temperaturmessung für die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für den Geschlechtsverkehr nicht geeignet. Durch Aufzeichnen
der Temperaturkurven über mehrere Zyklen können jedoch die fruchtbaren
Tage recht gut eingegrenzt werden. Auch auf das allgemeine Temperaturniveau
wird geachtet, die Ausgeglichenheit des Temperaturverlaufs, den Temperaturabfall vor der Menstruation, die Länge der Follikel- und Lutealphase, sowie das
Zusammenpassen von Kurververlauf in der Follikelphase mit dem Zervixschleim.11
Der Zervixschleim ist ein flüssiges, zeitweise spinnbares, milchiges oder klares
Sekret, welches reaktiv auf die Östrogenausschüttung der reifenden Eizellen
9
Eine Tabelle zur Eintragung der Temperaturkurve, der Befunde des Zervixschleims, aber auch
von Menstruationsunregelmäßigkeiten oder den Tagen des Verkehrs ist zum Herunterladen als
Excel-Datei unter www.wunschkinder.net erhältlich. Es kann auch ein sogenannter Babycomputer verwendet werden, welcher nach Temperatur- und eventuell Schleimmessungen eine
Statistik über die fruchtbaren Tage erstellt.
10
Vgl. http://www.wunschkinder.net/theorie/natuerliche-familienplanung/basaltemperatur/
11
Vgl. Bervoets (2010), S. 1430
11
vom Gebärmutterhals (Zervix) abgesondert wird. Der Zervixschleim umgibt und
ernährt die Spermien bis zum Eisprung und lässt sie durch den Gebärmutterhals gleiten.12
Durch langjährige orale Empfängnisverhütung und bestimmte antiöstrogen
wirkende Medikamente können sich Qualität und Menge des Zervixschleims
negativ verändern. Dies passiert auch im natürlichen Ablauf nachlassender
Fertilität mit dem Älterwerden.
3.1.3 Nur der Beste kommt ans Ziel – die Spermien des Mannes
Ein gesunder Mann sollte lt. Lyttleton beim Geschlechtsverkehr wenigstens 40
Millionen Spermien in der Vagina der Frau absetzen, damit von einer normalen
Fruchtbarkeit des Mannes und einer guten Wahrscheinlichkeit zur Befruchtung
der Eizelle ausgegangen werden kann. Sie weist weiter darauf hin, dass die
Spermienzahl und die Qualität der Spermien im Laufe der letzten Jahrzehnte
rapide gesunken sind und somit die Parameter für ein "normales" Spermiogramm von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) immer wieder angepasst
wurden, da sonst heutzutage vermutlich zu viele Spender für eine künstliche
Befruchtung abgelehnt würden.13
Die aktuellen Normwerte der WHO für die Bestimmung der Fruchtbarkeit des
Mannes aus seinem Ejakulat sind folgende:14
•
Menge des Ejakulats: > 1,5 ml
•
pH-Wert: 7,2 – 8,0
•
Spermienkonzentration: ca. 15 Millionen pro ml
•
Gesamtspermienzahl pro Ejakulat: ca. 39 Millionen pro Ejakulat
•
Motilität: > 40 % beweglich; ca. 32 % vorwärts beweglich
•
Morphologie: > 4 % normal geformte Spermien ohne Deformationen
Gleich zu Beginn einer Kinderwunschbehandlung sollte daher ein Spermiogramm erstellt und die Qualität des Samens überprüft werden, bei dem die
12
Vgl. Bervoets (2010), S. 1430
Vgl. Lyttleton (2008), S. 273 ff.
14
Referenzwerte nach WHO von 2010
13
12
Spermienanzahl, deren Beweglichkeit sowie eine möglicherweise veränderte
Morphologie untersucht werden. In der Regel wird das Ejakulat nach 4-5 tägiger
Enthaltsamkeit untersucht. Auch eine Hormonuntersuchung kann sinnvoll sein.
Folgende Befunde können sich aus dem Spermiogramm in Bezug auf die
Samenzellen ergeben:
•
Azoospermie: es sind keine Spermien im Samenerguss nachzuweisen
•
Oligozoospermie: weniger als 20 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat
•
Polyzoospermie: mehr als 200 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat
•
Teratozoospermie: weniger als 30 % der Spermien weisen eine normale
Morphologie auf; es sind zu viele fehlgeformte Samenzellen vorhanden
•
Asthenozoospermie: weniger als 50 % der Samenfäden sind beweglich
•
Nekrozoospermie: keine Beweglichkeit der Spermien, tote Spermien
Oft ergibt sich auch eine Kombination verschiedener Befunde, so z.B. bei der
Oligo-Astheno-Terato-Zoospermie. Hierbei handelt es sich um eine zu geringe
Anzahl von Spermien mit schlechter Beweglichkeit und zu vielen Fehlformen.
3.2 Schulmedizinische Ursachen der Infertilität und deren Behandlung
Die Schulmedizin differenziert verschiedene Erkrankungen, aber insbesondere
der primären Reproduktionsorgane oder hormonelle Störungen, die zur Unfruchtbarkeit bei Frau oder Mann führen. Meist ist hier eine hormonelle Behandlung oder ein operativer Eingriff angezeigt, um die Funktionsfähigkeit wieder
herzustellen.
Verschiedenen Erhebungen zu Folge, liegen die Ursachen der Kinderlosigkeit
gleich verteilt zu je etwa 30 - 40 % bei Frau oder Mann und zu etwa 15 - 30 %
bei Beiden. In etwa 15 % der Fälle bleiben die Gründe schulmedizinisch
ungeklärt, d.h. es liegt eine idiopathische Unfruchtbarkeit zu Grunde.15
15
Vgl. Sütterlin/Hoßmann (2007), S. 13
13
3.2.1 Gründe und Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit
Meist sind hormonelle Ursachen nachzuweisen, gefolgt von organischen
Störungen. Die wesentlichsten sind Eierstockzysten, Myome, Eileiterverschlüsse und Endometriose. Auch Verwachsungen oder Verletzungen des
Endometriums nach operativen Eingriffen, erhebliches Über- oder Untergewicht
sowie Stress und emotionale Belastungen können die Fruchtbarkeit einschränken. Oft sind jedoch auch keine Gründe nachzuweisen.
•
Hormonelle Störungen
Sie werden verursacht durch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) der Hirnanhangdrüse oder einer Funktionsstörung der Eierstöcke.
Aber auch ein Diabetes mellitus ist hier zu nennen. Ein hormonelles Ungleichgewicht kann z.B. zu Zyklusstörungen, zu mangelnder Eizellreifung und einem
Ausbleiben des Eisprungs oder einer Gelbkörperschwäche führen.16 Bei einem
Überschuss von Androgenen kann sich ein sogenanntes PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom) entwickeln, bei dem die Follikel sich nicht zur reifen
Eizelle weiterentwickeln und im Ovar ansammeln. Daher findet meist kein
Eisprung statt und die Menstruation bleibt aus.17
•
Zysten
Der Begriff Zyste kommt aus dem griechischen und bedeutet „Blase“. Bei einer
Eierstockzyste handelt es sich meist um einen hormonell bedingten, mit
Flüssigkeit gefüllten Hohlraum. In der Lutealphase kann es sein, dass ein
Follikel weiter wächst oder sich der Gelbkörper nicht zurückbildet und hieraus
eine Zyste entsteht. Die meisten dieser funktionellen Zysten sind harmlos,
bedürfen keiner weiteren Behandlung und bilden sich von selbst zurück.18
•
Myome
Es handelt sich hierbei um ein gutartiges Muskelgeschwulst in der Gebärmutter.
Liegt das Myom oder die Myome ungünstig in der Gebärmutter, kann es zu
Einnistungsproblemen der befruchteten Eizelle kommen. Myome können zudem Probleme, wie Hypermenorrhoe (verstärkte Menstruationsblutung) oder
Metrorrhagie (verlängerte Menstruationsblutung) machen.
16
Vgl. Biermann/Raben (2004), S. 59
Vgl. Peineke (2008), S. 281
18
Vgl. http://www.medizin-netz.de/medizin/frau/zysten-der-eierstoecke/
17
14
•
Eileiterverschluss
Bei einem Eileiterverschluss kann es zu keiner Befruchtung kommen, es sei
denn, der Eileiter einer Körperseite ist frei. Nach aufsteigenden Infektionen aus
der Vagina oder der Gebärmutter kann es zu Verwachsungen oder Vernarbungen kommen. Je nach Schweregrad ist es möglich, die Eileiter operativ wieder
zu öffnen. Danach besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft. Eine Alternative ist die IVF (Invitrofertilisation).
•
Endometriose
Bei dieser Erkrankung siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der
Gebärmutter an. Es kann auch der Bauchraum und die Eileiter befallen sein
und in Folge dessen verkleben oder zu Verwachsungen führen. Auch die
Bildung von blutgefüllten Zysten an den Eierstöcken (Schokoladenzysten) ist
möglich.
Behandelt wird in der Schulmedizin im Wesentlichen durch operative Eingriffe,
in denen etwa Endometrioseherde, Zysten oder Eileiterverklebungen entfernt
werden oder medikamentös, wenn ein gestörtes hormonelles Gleichgewicht
wieder ausgeglichen werden soll. Seit einigen Jahren bildet nun auch die künstliche Befruchtung, meist begleitet von hormoneller Stimulation, einen Schwerpunkt in der schulmedizinischen Therapie. Da etwa das PCO-Syndrom oft mit
Adipositas (Fettleibigkeit) in Verbindung steht oder ein Diabetes mellitus positiv
beeinflusst werden soll, werden z.B. auch Ernährungsumstellungen und
Gewichtsreduktion angestrebt.
3.2.2 Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann ermitteln und behandeln
Der Sterilität des Mannes liegt oft eine unzureichende Spermienqualität, aber
auch andere Störungen und Erkrankungen zugrunde. Weitere mögliche Ursachen sollten genau eruiert werden, um sie gegebenenfalls abstellen oder
verbessern zu können.
15
In Frage kommen zum Beispiel:19
•
Frühere Infektionskrankheiten (Mumps, Masern, Geschlechtskrankheiten),
die zu Fehlfunktion der Hoden führen können
•
Chronische Erkrankungen und hormonelle Störungen (Störung der Testosteronbildung und Spermienreifung, Diabetes mellitus)
•
Andere funktionelle Erkrankungen der Geschlechtsorgane (Varikozele,
Verschluss der Samenleiter, Hodenhochstand)
•
Spermienantikörper (infolge einer Autoimmunreaktion)
•
Erektile Dysfunktion (Impotenz)
•
Andere Faktoren, wie Stress und psychisch-emotionale Belastungen,
Leistungssport, Ernährungsfehler, Alkohol- und Nikotinabusus, Medikamente, Lebensalter, Umweltgifte etc.
Was den zuletzt genannten Punkt betrifft, handelt es sich um eine Möglichkeit,
die es dem Patienten erlaubt, selbst etwas für sich und seine Gesundheit zu tun
und somit seine Fruchtbarkeit positiv zu beeinflussen. Eine Veränderung in der
Lebensweise mit Nikotin- und Alkoholabstinenz kann lt. Lyttleton die Qualität
des Spermas enorm verbessern.20
Die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten sind mikrochirurgische und
anderer Operationsverfahren, spezielle Hormontherapien, die Gabe entzündungshemmender Medikamente und die Behandlung einer bestehenden
Grunderkrankung.
Kann dennoch männlicherseits keine Befruchtung erfolgen, weil sich funktionelle Störungen oder die Samenqualität durch operative Eingriffe oder Medikamentengabe nicht verbessern lassen, dann kommt eine künstliche Befruchtung
in Frage. Die Spermien werden dazu durch Masturbation oder durch eine
Punktion des Hodens bzw. des Nebenhodens gewonnen.21
19
Vgl. Lyttleton (2008), S. 275 ff.; Jetelina/Thews (2007), S. 70 f.; Sütterlin/Hoßmann (2007), S.
13
20
Vgl. Lyttleton (2008), S. 276
21
Vgl. http://www.urologenportal.de/infertilitt.html
16
Auch der Aspekt der erektilen Dysfunktion (Impotenz) spielt eine wichtige Rolle,
die sich sowohl in einer Unfähigkeit zur Erektion, als auch darin, dass diese
nicht lang genug aufrecht erhalten werden kann, äußert. Somit kann keine
Befruchtung stattfinden. Die Gründe hierfür können nach westlicher Medizin
sowohl körperlicher (z.B. nervale oder gefäßbedingte Störungen), hormoneller
(z.B. verminderter Testosteronspiegel) oder psychischer Natur sein. Irgendwann wird jedoch zwangsläufig auch aus den beiden erstgenannten Gründen
eine psychische Belastung entstehen, so dass auch hier über eine Veränderung
der Lebensweise oder eine psychologiche Begleitung nachzudenken wäre.22
4. Die Sicht der Chinesischen Medizin zu Fruchtbarkeit und
Empfängnis
Empfängnis findet statt, wenn sich die weiße reproduktive Essenz (Jing) des
Mannes mit der roten reproduktiven Essenz (Jing) der Frau vereinigt. Diese
formen den Embryo bzw. den Fetus, der im Uterus (Bao Gong), auch Palast
des Kindes (Zi Gong) genannt, wächst und Gestalt annimmt. Damit ein neues
Leben in der Gebärmutter einnisten und heranwachsen kann, muss genügend
Essenz (Jing) der Nieren, Qi, Blut (Xue) und Körperflüssigkeiten (Jin Ye) zur
Verfügung stehen. Jing, Qi und Xue müssen frei im Uterus fließen können.23
Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die Substanzen, Leitbahnen,
Gefäße und Organsysteme geben, die nach der Chinesischen Medizin die
Grundlagen unseres Lebens bilden, mit besonderem Bezug zur Reproduktion.
4.1 Pathologie und Physiologie
4.1.1 Yin und Yang
Yin und Yang stehen für einen Dualismus der sich aus der chinesischen
Philosophie begründet. Yin und Yang zeigen sich in allen Erscheinungen des
Lebens und der Welt. Sie sind nicht voneinander getrennt zu betrachten,
22
Vgl. "http://www.wunschkinder.net/theorie/ursachen-der-unfruchtbarkeit/maennlicheursachen/erektile-dysfunktion/"
23
Vgl. Flaws (1993), S. V.
17
sondern sie sind untrennbar miteinander verbunden, beeinflussen sich und
bringen sich gegenseitig hervor. In der chinesischen Medizin sind manche
Körperteile, Funktionskreise und Leitbahnen mehr Yin, andere haben mehr
Yang-Charakter.
Das Yin steht für das Substanzielle, das Kühle und die Körperflüssigkeiten. Yin
hat Einfluss auf die Follikelreifung und das –wachstum, die Funktion der Zervixdrüsen, den Zervixschleim, die Sekretion in den Eileitern, die Produktion der
Spermien und die Samenmenge. Im Zyklus der Frau ist die erste Zyklushälfte
(Follikelphase) die Yin-Phase des Zyklus. Das Yang gibt Wärme, zeigt sich in
Aktivität und Dynamik. Yang erwärmt den Uterus, ist beim Eisprung aktiv, zerstreut Obstruktionen in den Eileitern während der Ovulation und zeigt sich in der
schnellen Beweglichkeit der Spermien. In Bezug auf den Menstruationszyklus
ist die zweite Zyklushälfte (Lutealphase) die Yang-Phase des Zyklus.24
4.1.2 Die vitalen Substanzen des Lebens - Qi, Jing, Shen, Xue und Jin Ye
In der Chinesischen Philosophie steht der Mensch zwischen Himmel (feinstoffliche Ebene) und Erde (materiellste Ebene/Substanz). Im menschlichen
Körper spiegelt sich dies wie in der folgenden Abbildung wieder:
SHEN
QI
JING
= Geist, feinstofflich, im Blut gespeichert, Sitz
im Herzen (Himmel), Yang
= Lebensenergie, Verbindung zwischen Yin
und Yang, bewegendes Prinzip (Mensch)
= Essenz, konzentrierte Kostbarkeit,
materielle Essenz des Körpers, Yin (Erde)
Jing - die Essenz
"Der Begriff Jing wird sowohl mit Samen, als auch mit Essenz übersetzt.
Früheren Theoretikern ging es vor allem um die Kultivierung und Erhaltung der
sexuellen Potenz. Als einer der 3 grundlegenden Schätze des Körpers - Jing, Qi
24
Lyttleton (2008), S. 17 und S. 19
18
und Shen - wird es aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und in Zusammenhang mit vielen medizinischen Themen betrachtet. Fast immer bezieht es sich
auf das System der Fortpflanzung, der genetischen Veranlagung, der sexuellen
Vitalität und Langlebigkeit. Im Konzept Jing verkörpern sich sozusagen die
lebenspendenden Prozesse der Natur. Es kann als Saft des Lebens oder als
die letzte Essenz verstanden werden, die all jene Ingredienzien enthält, die
notwendig sind, um ein neues Leben hervorzubringen, das gewisse Eigenschaften mit seinem Ursprung gemein hat."25
Jing ist kostbar. Es wird in den Nieren gespeichert. Es ist materielle Basis aller
Lebensvorgänge, hat Einfluß auf die Lebenszyklen von Mann und Frau, ist
wesentlich für Fortpflanzung, Wachstum und Entwicklung. Jing ist notwendig,
um ein Kind bekommen und austragen zu können. Ist nicht genügend Jing
vorhanden, kann es zu Fehlentwicklungen im Mutterleib kommen. Eizelle,
Sperma und auch Muttermilch sind pure Essenz, entsprechend also auch die
materielle Basis für Reifung und Bildung der Eizellen/Follikel und der Spermien.
Die genetische Information ist ein Teil der Essenz. Das Schwinden von Essenz
zeigt sich auch in der materiellen Gestalt eines Menschen, in seinem Äußeren.
Es gibt zwei Quellen von Jing: Die vorhimmlische Essenz, die wir von den
Eltern mitbekommen haben und die nachhimmlische Essenz, welche wir aus
der Nahrung und der Atemluft bilden. Jing wird über die Art und Weise der
Lebensführung bestimmt. Hierdurch wird mehr oder weniger Jing verbraucht
bzw. ergänzt. Jing wird z.B. durch die Menstruation, Schwangerschaften, zu
viele Samenergüsse und eine zehrende Lebensweise verbraucht. Ältere Eltern
geben ihrem Kind weniger Essenz mit als jüngere Eltern, da es schon mehr
verbraucht ist.
Die Nieren-Essenz (Jing) kontrolliert die Reife und Entwicklung des Menschen
in 7-Jahreszyklen bei der Frau und in 8-Jahreszyklen beim Mann. Mit 2x7 (14)
Jahren beginnt die Geschlechtsreife mit Eintritt der ersten Regelblutung, das
"himmliche Wasser" (Tian Gui) beginnt zu fließen, eine Schwangerschaft kann
eintreten. Mit 5x7 (35) Jahren beginnt Jing weniger zu werden. Mit 7x7 (49)
25
Siehe Huan/Rose (2001), S. 229 f.
19
Jahren hört die Blutung auf, das Blut soll jetzt dem Herzen zur Verfügung stehen.26 Der Mann ist nach 2x8 Jahren, also mit 16 Jahren geschlechtsreif und
hat Samen im Überfluss, mit dem er Kinder zeugen kann. Der Samen ist die
Essenz des Mannes.27
Die Nierenessenz Jing hat sowohl einen Yin als auch einen Yang-Aspekt und
sie ist auch immer ein Teil von Nieren-Yin und Nieren-Yang. Der nährende Yin
Aspekt materialisiert sich als Wasser, Essenz und Blut. Der Yang Aspekt zeigt
sich als das aktivierende Minister-Feuer (auch Feuer des Tors der Vitalität).28
Qi
Qi ist die Quelle aller körperlichen und geistigen Bewegungen, aller dynamischen Prozesse im Körper. Qi transportiert, transformiert, kontrolliert, schützt,
wärmt, hat haltende Funktion und bewegt das Blut. Im Gegensatz zu Blut, das
eine Yin-Substanz ist, ist Qi mehr Yang. Die Leberenergie sorgt für einen harmonischen Qi-Fluß. Das Qi hat innerhalb der verschiedenen Organfunktionskreise des Körpers verschiedene Aufgaben. In diesen Funktionen kann es
aufsteigen, absteigen, kommen (nach innen) und gehen (nach außen). Qi kann
auf drei Arten in Disharmonie geraten. Es kann in Mangel geraten, stagnieren
oder rebellieren.
Qi bewegt das Blut während der Menstruation, es trägt Verantwortung für die
Ovulation und die Eibewegung durch die Eileiter zum Uterus. Beim Mann spielt
es eine wichtige Rolle bei der Erektion und der Bewegung der Spermien.
Shen – der Geist
Der Shen hat seinen Sitz im Herzen. Er ist im Herzen verankert und von Geburt
an mitgegeben – der Shen dringt während der Empfängnis in das Wesen ein
("himmlischer Funke"). Shen ist das geistige Prinzip, das Bewusstsein bzw. die
Bewusstheit unserer selbst und zeigt sich im Glanz und der Klarheit der Augen
26
Vgl. Focks (2010), S. 1360 und Unterrichtsmitschrift bei Irmhild Kaiser (2007)
Vgl. Lorenzen/Noll (2007), S. 77
28
Vgl. Maciocia (2000), S. 682
27
20
Shen-Störungen zeigen sich etwa in übermäßigen Phantasien und Tagträumereien oder in Verwirrtheit bis hin zu Geistesstörungen.
Xue – das Blut und Tian Gui – das himmlische Wasser
Blut (xue) ist die Mutter von Qi, wird aber vom Qi bewegt. Es ist materiell und
befeuchtend und bildet die materielle Grundlage für den Geist Shen. Es ist im
Gegensatz zu Qi Yin. Das Blut spielt für die Schwangerschaft eine Rolle in
Bezug auf die Dicke des Endometriums und die Ernährung des Fetus.29
Das himmlisches Wasser (Tian Gui) wird von der Nieren-Energie im Alter von
14 Jahren hervorgebracht, wie bereits oben genannt. Maciocia fasst noch einmal zusammen, dass das Menstruationsblut (Jing Shui) eine Form von himmlichem Gui ist, betont jedoch, dass das himmlische Gui auch der Ursprung für
das Sperma des Mannes ist. Das Nieren-Wasser bzw. Nieren-Yin ist die Basis
des Menstruationsblutes.30
Jin Ye – die Körperflüssigkeiten
In Bezug auf die Fruchtbarkeit möchte ich hier noch einmal auf den Zervixschleim zurückkommen, welcher der materiellen Basis der Nieren –Essenz und
den dichteren Je-Flüssigkeiten des Nieren-Yin zugeordnet wird. Die Transformation des Schleims als Vorbereitung vor dem Eisprung, um die Spermien
durch den Gebärmutterhals zu geleiten, erfolgt durch das Nieren-Yang.31
4.1.3 Die Organsysteme und Leitbahnen
Für die Reproduktion besonders wichtige Organsysteme sind Niere, Leber,
Milz, Lunge, Herz und Magen sowie der als außerordentliches Organ bezeichnete Uterus.
Die Niere (Shen) gilt als Wurzel des Lebens – der angeborenen Essenz - da sie
die Essenz (Jing) speichert, die sowohl einen vorgeburtlichen als auch einen
nachgeburtlichen Anteil hat. Wie bereits oben erwähnt, werden durch sie die
29
Vgl. Focks (2010), S. 1360
vgl. Maciocia (2000), S. 13 f.
31
Vgl. Bervoets (2010), S. 1430
30
21
Lebenszyklen, die Sexualität und die Reproduktion beeinflusst. So kann gesagt
werden, dass alles, was mit Fruchtbarkeit zu tun hat, auch mit den Nieren zu
tun hat. Bei Menstruationsproblemen sind meist Nieren und Leber betroffen.
Die Niere reguliert auch das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und ist die
Wurzel von Yin und Yang. Ein entsprechender Mangel der Niere wirkt sich
somit direkt auch auf andere Organe aus. Ein Yin-Mangel der Niere zieht z.B.
einen Yin-Mangel der Leber nach sich und schwächt deren Möglichkeit, genügend Blut zu speichern. Angst und Unsicherheit – lässt das Qi absteigen und
schwächt die Nierenenergie. Auch Schreckhaftigkeit und Schock zerstreut das
Qi und beeinträchtigt Niere aber auch das Herz.
Als Mingmen (Ministerfeuer) wird der Yang-Aspekt der Niere bezeichnet. Es ist
die Wurzel des Yuan-Qi und die Wurzel des Feuers aller inneren Organe. Es
wärmt den Unteren Erwärmer sowie den Uterus und hält die Sexualfunktionen
und die Libido aufrecht.
Die Samenflüssigkeit des Mannes ist wie erwähnt Essenz (Jing) und Skrotum
und Testes, die der Niere zugeordnet werden, gelten als „Palast der Essenz“.
Die Niere aber kontrolliert das Samentor und somit die Abgabe der
Samenflüssigkeit.32
Die Milz (Pi), zusammen mit dem Magen‚ sind Basis für die Bildung von Qi und
Blut und der nachgeburtlichen Essenz (Jing). Sie nähren bzw. schonen somit
auch die vorgeburtliche Essenz (Jing). Eine weitere Aufgabe der Milz ist, das
Blut in den Gefäßen und die Organe (auch den Uterus) an seinem Platz zu
halten. Sie sorgt somit auch für das „Festhalten“ des Uterus und des Fetus
darin. Mit dem Uterus ist die Milz über den Dai Mai verbunden. Viel Grübeln und
sich Sorgen verknotet das Qi und beeinträchtigt die Milz.
Die Leitbahn der Leber (Gan) umkreist die Genitale und wird bei Problemen in
diesem Bereich oft benutzt. Die Leber speichert das Blut und stellt es dem
32
Vgl. Focks/Hillenbrand (2006), S. 1194
22
Chong Mai und dieser dem Uterus zur Menstruation zur Verfügung. Bei einer
Blut- bzw. Leber-Blut-Leere werden die Blutungen vermindert oder nicht stattfinden. Die Leber ist auch für den harmonischen Fluss des Qi verantwortlich
und das Qi bewegt wiederum das Blut (Xue), was für eine regelmäßige Menstruation wichtig ist. Die Emotionen Wut und Zorn lassen das Qi stagnieren und
aufsteigen, sie beeinträchtigen dadurch die Leber. Eine Leber-Qi-Stagnation
kann zum Beispiel zu einem unregelmäßigen Regelblutung, Dysmenorrhoe,
prämenstruellen Spannungen und im Weiteren zu einer Blutstase führen.33
Beim Mann unterstützt die Leber die Spermienbildung.34
Das Herz ( Xin) ist die Heimat des Geistes (Shen), es kontrolliert die Gefäße
und die Zirkulation des Blutes (Xue). Das Herz ist über das Uterus-Gefäß (Bao
Mai) mit dem Uterus verbunden. Das Herz ist an der Freisetzung der Eizelle
während des Eisprungs und des Menstruationsblutes beteiligt.35 Emotionale
Ereignisse, wie außergewöhnlicher Stress oder Schock können ein Ausbleiben
der Menstruationsblutung hervorrufen. Auch übermäßige Freude kann den QiFluss und das Herz beeinträchtigen.
Die Lunge (Fei) hat insofern Einfluss auf die Reproduktion, da sie das Qi
regiert, die Leber kontrolliert und sie bei der Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Zyklus unterstützt. Durch die Aufnahme reiner Essenzen aus der
Atemluft unterstützt sie die Bildung von postnatalem Qi und Jing. Das LungenQi wird durch Trauer, Traurigkeit und Sorgen geschwächt.
Der Magen (Wei) ist zusammen mit der Milz die Quelle für die Bildung von Qi,
Blut und der Flüssigkeiten. Über den Chong Mai ist er mit dem Uterus
verbunden.
Der Uterus (Bao Gong) oder auch "Palast des Kindes" wird als außerordentliches Fu (Extra-Fu) bezeichnet, da er neben seinen Charakteristiken des
Hohlorgans (Fu), wie z.B. Ausscheidung von Menstruationsblut oder des Fötus
33
Vgl. Focks (2010), S. 1362
Vgl. Focks/Hillenbarand (2006), S. 1194
35
Vgl. Bervoets (2010), S. 1428
34
23
bei der Geburt, auch wesentliche Speicherfunktionen eines Speicher-Organs
(Zang) wahrnimmt. Hierzu gehören die Speicherung von Jing, von Menstruationsblut und des Fetus bis zur Geburt. Ovarien, Tuben und Zervix werden dem
Uterus zugeordnet. Für die speichernden und haltenden Funktionen ist er besonders auf die Nieren angewiesen, mit welchen er über das Bao Luo Gefäß
verbunden ist und welche ihm Nieren-Essenz zur Verfügung stellen. Auch die
außerordentlichen Gefäße Ren Mai und Du Mai, die den Nieren entstammen,
fließen durch die Gebärmutter und versorgen sie mit Qi, Jing und Blut. Der Sitz
des Uterus wird auch als das untere Dan Tian (das untere Energiefeld) bezeichnet. Beim Mann ist dies der "Raum des Sperma".36
4.1.4 Uterus-Gefäß und Uterus-Leitbahn
Das Uterus-Gefäß Bao Mai verbindet den Uterus mit dem Herzen (Feuer) und
die Uterus-Leitbahn Bao Luo verbindet den Uterus wie erwähnt mit der Niere
(Wasser), wodurch eine Feuer-Wasser-Achse hergestellt wird. Bao Mai und
Bao Luo stellen eine geregelte Durchblutung des Uterus sicher. Der Bao Luo
wird von der Niere mit Essenz versorgt. Der Bao Mai bringt Herz-Blut und -Qi
zum Uterus und ist auch während der Ovulation aktiv. Blockaden, die z.B. durch
eine emotionale Verletzung des Herzens hervorgerufen werden, können zu
Störungen der Menstruation führen. Bleibt die Menstruationsblutung aus, kann
dies an einer Blockade dieses Gefäßes liegen.37
4.1.5 Die Rolle der Außerordentlichen Gefäße (Qi Jing Ba Mai) für die
Empfängnis
Die Chinesische Medizin unterscheidet acht Außerordentliche Gefäße (Qi Jing
Ba Mai), welche Qi und Jing (Essenz) im Körper zirkulieren. Für die Empfängnis, wie auch für die Menstruation spielen vor allen Dingen das Durchdringungsgefäß (Chong Mai), das Konzeptionsgefäß (Ren Mai), das Lenkergefäß (Du
Mai) sowie das Gürtelgefäß (Dai Mai) eine wesentliche Rolle, welche alle vier
aus dem Areal zwischen den Nieren entspringen. Auch das Yin-Fersengefäß
(Yin Qiao Mai) und das Yin-Verbindungsgefäß (Yin Wei Mai) sind für die The-
36
37
Vgl. Maciocia (2000), S. 10 f.
Vgl. König (2007), S. 16, Focks (2010), S. 1360
24
matik der Fruchtbarkeit wichtig. Das Yang-Fersengefäß (Yang Qiao Mai) und
das Yang-Verbindungsgefäß (Yang Wei Mai) spielen hier eine eher untergeordnete Rolle und werden daher nicht vorgestellt.
Charakteristiken der einzelnen Gefäße:38
•
Konzeptionsgefäß bzw. Empfängnisgefäß (Ren Mai) – „See des Yin“
Versorgt den Uterus mit Jing und Qi und steht in Verbindung zu allen inneren
und äußeren Geschlechtsorganen. Störungen der Genitalorgane betreffen auch
den Ren Mai. Da gerade die Versorgung des Körpers mit Yin, Blut und Essenz
Jing für die Reproduktion eine wichtige Rolle spielen, wird der Ren Mai bei
Unfruchtbarkeit eingesetzt.
•
Durchdringungsgefäß (Chong Mai) – „See des Blutes und der 12 Leitbahnen“
Generell bei Mann und Frau bei Disharmonie des Blutes und Blut-Stase wichtig;
versorgt den Uterus mit Blut, das durch die Leber zur Verfügung gestellt wird.
Er ist die Verbindung des Uterus mit dem Magen. Durch seine Verbindung mit
Magen und Nieren vereinigt er prä- und postnatales Qi. Vor der Menstruation
sammelt sich das Blut im Chong Mai, was zu kurzfristigem Blut-Mangel und QiStagnation mit den Symptomen Reizbarkeit und Dünnhäutigkeit bzw. Melancholie (denn im Blut ist auch das Selbstgefühl gespeichert) führen kann. Er nährt
den Uterus während der Schwangerschaft.
•
Lenkergefäß (Du Mai) – „See des Yang“
Schützt das Yang und die Essenz, stabilisiert das Äußere und wärmt über die
Verteilung des Mingmen-Feuers die Leitbahnen und den Uterus. Ein Mangel an
Yang-Wärme kann bei Frauen zu Unfruchtbarkeit durch Kälte im Uterus und bei
Männern zu Impotenz, unfreiwilligem zu frühem Samenverlust oder zu Sterilität
durch immotile Spermien kommen.
•
Gürtelgefäß (Dai Mai) –
Verbindung des Uterus mit der Milz. Umschließt Niere, Leber, Milz, andere
Gefäße und Leitbahnen wie ein Gürtel und hat wichtige Haltefunktionen, wodurch Absenkungen (z.B. Descensus uterus, Samenverlust) entgegengewirkt
werden kann. Entfernt auch Feuchtigkeit im Genitalbereich (Fluor vaginalis).
38
Vgl. Maciocia (2000), S. 46 ff., Kirschbaum (2000)
25
•
Yin-Fersengefäß (Yin Qiao Mai)
Bei Fülle-Zuständen, welche die Fortpflanzung behindern, wie z.B. Myome oder
Zysten. Auch bei Verwachsungen nach gynäkologischen Operationen nützlich.
•
Yin-Verbindungsgefäß (Yin Wei Mai)
Verwendung zum Nähren von Blut und zur Beruhigung des Geistes. Bei Zyklusstörungen in Verbindung mit Depression oder Ängstlichkeit. Kann auch nach
Fehlgeburt in Betracht kommen.
Der Chong Mai und der Ren Mai versorgen zusammen den Uterus und auch
"den Raum des Spermas“ mit Qi, Jing und Blut. Die beiden Gefäße sind dabei
von der Nierenenergie abhängig, so dass bei einem Nieren-Essenz-Mangel die
Menstruation vorzeitig versiegen kann, da die Versorgung der Körpers mit Blut
dann sinnvollerweise erste Priorität hat. Bei Blockaden im Ren Mai oder Chong
Mai können diese Gefäße ihre Regulationsfunktion in Bezug auf Menstruation
und Fruchtbarkeit nicht mehr erfüllen und es kann zu Menstruationsunregelmäßigkeiten und zu Unfruchtbarkeit kommen.
Die folgende Abbildung zeigt noch einmal sehr schön die für den Entwicklungsund Reproduktions-Zyklus der Frau wichtigen Beziehungen zwischen den
Substanzen des Körpers, den Yin-Organen, den Äußerordentlichen Gefäßen
und dem Uterus.
26
Abb. 1: aus Maciocia (2000) S. 25: Wechselbeziehungen zwischen inneren Organen, Substanzen des Lebens, Uterus und Außerordentlichen Gefäßen
4.2 Der Menstruationszyklus und dessen Regulation
4.2.1 Die Phasen des Menstruationszyklus in der Chinesischen Medizin
Diese vollziehen sich nach folgendem physiologischen Ablauf:39
•
Menstruationsphase: ca. 5 ( - 7) Tage
Blut-Stadium der Menstuation. Mit dem Einsetzen der Menstruation erfolgt die
Transformation von Yang nach Yin; In dieser Phase bewegt sich das Blut, was
durch das freie Fließen des Leber-Qi und des Leber-Blutes gewährleistet wird,
unter Unterstützung des Ren Mai und des Chong Mai.
•
Postmenstruelle Phase: etwa 7 Tage
Yin-Phase des Zyklus, Blut und Yin, Ren Mai und Chong Mai sind in relativer
Leere
39
vgl. Maciocia (2000), S. 11 f., Bervoets (2010), S. 1367
27
•
Zyklusmitte/Eisprung: etwa 7 Tage
Der Eisprung stellt den Übergang von Yin nach Yang dar. Blut und Yin steigen
im Ren Mai und Chong Mai bis zum 14. Tag wieder an; das Yang wächst
wieder an und bewegt das Yin; Yin, Blut und Qi bewegen sich Richtung Uterus
•
Prämenstruelle Phase: etwa 7 Tage
Yang-Phase des Zyklus; Qi und Blut haben ihr Maximum erreicht Ren Mai und
Chong Mai sind gefüllt, das Leber Qi bewegt sich und muss in dieser Phase frei
fließen, um das Blut zu bewegen, Yang steigt weiter an und erwärmt den Uterus
Die Abbildung zeigt die einzelnen Phasen des Menstuationszyklus noch einmal
aus westlicher und chinesisch medizinischer Sicht im Überblick:
Abb. 2: aus Bervoets (2010), S. 1366: Zyklus mit Basaltemperaturkurve (BTK) aus Sicht der
Chinesischen Medizin
28
4.2.2 Therapieprinzipien zur Regulation des Menstruationszyklus
Grundsätzlich ist zu beachten, dass bei der Infertilitätsbehandlung vorrangig der
Menstruationszyklus reguliert, energetische und substanzielle Ungleichgewichte
behoben und die Ovulation gefördert werden sollte, bevor eine Schwangerschaft angestrebt wird.
In einem harmonischen regelgerechten Menstruationszyklus hat die Frau keine
prämenstruellen Beschwerden (PMS), keine Zwischen- oder Schmierblutungen,
eine Menstruationsblutung alle 28 – 32 Tage, die 3-4 Tage lang ist, keine Blutklümpchen (Koagel) und keine Beschwerden während der Menstruation. Mit
Temperaturkontrollen kann die Harmonie der Zyklusphasen zusätzlich überprüft
werden.
Die Diagnostik des weiblichen Zyklus schließt folgende Aspekte ein:
• Zykluslänge: zu kurz, zu lang, unregelmäßig, Amenorrhoe, Zwischenblutungen
• Blutungsdauer: zu lang, zu kurz, stockend
• Stärke der Blutung: zu stark, zu schwach
• Farbe und Konsistenz des Blutes: sehr dunkelrot, hell, Koagel, Schleim- bzw.
Schleimhaut
• aktuelle gynäkologische Befunde: Myome, Ovarialzysten, Endometriose,
Polypen, Entzündungen, Jucken, Hautveränderungen im Genitalbereich
• operative oder hormonelle Einflüsse: langjährige Pilleneinnahme, Geburten,
Fehlgeburten, Abrasio, Kaiserschnitt, vorangegangene IVF-/ICSI-Zyklen
• Absonderungen: Ausfluss, Menge und Qualität des Zervixschleims
• zyklusabhängiges Befinden: PMS, Dysmenorrhoe, Kälte-/Hitzezeichen
• Laborbefunde: Schilddrüsenfunktion, Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO),
Hormonstatus
Die Regulation des Menstuationszyklus ist eines der wesentlichen Therapieund Grundkonzepte der Gynäkologie und erst recht in der Behandlung der
Unfruchtbarkeit. Daher sollen an dieser Stelle die allgemeinen Therapieprinzipien im Verlauf des Menstruationszyklus genannt werden. In der Praxis muss
allerdings die menstruationsphasenbezogenen Behandlung mit der Behand-
29
lungsstrategie des zugrundeliegenden Disharmoniemusters (siehe nächster
Abschnitt) abgestimmt und verknüpft werden.
• Menstruation
Prinzip: Menstruation regulieren, d.h. bei Blut-Stase, zu schwacher oder zögerlicher Blutung das Blut beleben und bei zu starken Blutungen die Blutung
beenden, Regulation des Qi-Flusses.
• Postmenstruelle Phase
Prinzip: Yin und Blut nähren, um den Chong Mai wieder aufzufüllen, den Aufbau
der Gebärmutterschleimhaut unterstützen, bei Blut- und Yin-Mangel vor allen
Leber und Nieren stärken.
• Ovulationsphase (bzw. ab dem 10. Zyklustag)
Prinzip: Eisprung fördern, bei Ovulationsstörungen ab dem 10. Zyklustag behandeln, Yin und Blut unterstützen, Qi und Blut sanft regulieren, ggf. das Yang
stützen
• Prämenstruelle Phase
Prinzip: Die Einnistung des Eis fördern, das Yang stärken, wärmen und das Blut
nähren, die Nieren, Ren und Chong Mai festigen.
Zu beachten: Oft besteht in dieser Phase bei Zyklusstörungen das Prinzip, das
Qi und das Blut zu bewegen. Dies sollte in der Kinderwunschbehandlung jedoch nur erfolgen, wenn ausgeschlossen ist, dass eine Befruchtung und Einnistung stattgefunden hat. Bei ausgeprägter Qi-Stagnation und Blut-Stase kann ev.
mild Qi- und Blut bewegt werden.
4.3 Muster der Disharmonie – Diagnostik und Therapie nach Syndromen
Eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege anzustreben sollte bei der Behandlung des Kinderwunsches Vorrang haben, da die moderne Reproduktionsmedizin doch eine sehr große Belastungssituation darstellt.
Der Differenzierung möglicher Disharmoniemuster geht eine ausführliche
Anamnese nach den Prinzipien der Chinesischen Medizin, eine Inspektion
sowie eine Palpation mit Zungen- und Pulsdiagnose voraus.
30
Einen besonderen Stellenwert nimmt bei der Diagnose der Frau, wie bereits
oben dargestellt, die genaue Zyklusanamnese ein. Hierbei werden Informationen zur Regelmäßigkeit des Zyklus, zur Blutungsdauer und –stärke, zu Blutfarbe, -konsistenz und Schmerzen erhoben. Aber auch schulmedizinische
Befunde sind für den Therapeuten der chinesischen Medizin von Bedeutung.
Bei Männern fehlt das diagnostische Instrument der Menstruation, es kann
jedoch das Ejakulat, das heißt die Spermien und das sie umgebende Sekret
beurteilt werden. Hierfür wird, wie bereits oben erwähnt, ein Spermiogramm
erstellt. Fragen zu Beschwerden im Urogenitalbereich und funktionellen
sexuellen Störungen sowie die schulmedizinische Abklärung einer möglichen
Erkrankung ergänzt die Diagnostik. Die Verbesserung der Qualität und
Quantität der Spermien sind beim Mann natürlich der Hauptaspekt. Da
Spermien einen Reifezeitraum von bis zu 90 Tagen haben, sollte dies in der
Zeitplanung bedacht werden, insbesondere dann wenn später eine künstliche
Befruchtung erfolgen soll.40
Die gesammelten Informationen führen zur Diagnose und zum entsprechenden
Therapiekonzept. Die Muster der Disharmonie lassen sich in Fülle- und LeereMuster gliedern. Die Füllemuster gehen mit einer Stagnation und/oder einem
eingedrungenen oder bestehenden pathogenen Faktor einher. Die LeereMuster mit einem Mangel an Substanzen. Die Muster können jedoch auch komplexer sein, so dass Fülle-Zustände oft gemeinsam mit Leere-Zuständen vorliegen. Hier ist die Therapie entsprechend zu konzipieren. Meist ist die Fülle
zunächst auszuleiten oder zu zerstreuen, und dann der Mangel zu beheben.
Manchmal ist es jedoch auch sinnvoll, den Leerezustand parallel zu behandeln.
40
Vgl. Lifang (2007), S. 63
31
Muster der Disharmonie bei Frau und Mann:41
Leere-Muster
Fülle-Muster
Nieren-Jing-Mangel
Leber-Qi-Stagnation
(ev. Hitze im Uterus)
Nieren-Yin-Mangel
Blut-Stase
Nieren-Yang-Mangel
Feuchtigkeit und Schleim
Qi- und Blut-Mangel
Feuchte-Hitze (fließt nach unten)
4.3.1 Nieren-Jing (Essenz)-Mangel
Pathomechanismus: Neben einem Schwinden der Essenz Jing im natürlichen
Alterungsprozess, können ein vererbter Mangel (schwache Nierenkonstitution),
chronische Krankheit oder geistige und besonders körperliche Überarbeitung,
Leistungssport, verminderter Schlaf, übermäßige sexuelle Aktivität (besonders
in der Jugend), viele Geburten, eine zehrende Lebensweise (ev. mit Drogenkonsum), aber auch intensive Angst, etwa ein Schockerlebnis Gründe für einen
Essenzmangel sein. Da die Nieren–Essenz (Jing) für die Lebenszyklen und den
zeitgerechten Fluss der Menstruation, Menarche und Menopause zuständig ist,
kann ein zu spätes Einsetzen der ersten Monatsblutung oder eine vorzeitige
Menopause auf eine konstitutionelle Jing-Schwäche hinweisen. Beim JingMangel fehlt auch die materielle und funktionelle Basis für die Spermienbildung
und die sexuelle Aktivität. Ein Mangel an Nieren-Essenz führt zu Nieren-Yang
und Nieren-Yin-Leere.42
Allgemeine Symptome: Erschöpfung, Vitalitätsverlust, Schwäche/Schmerzen
der Knie und der Lumbalregion, Störungen des Knochenstoffwechsels (Osteoporose), Haarausfall, frühzeitiges Ergrauen, schlechte Zahnsubstanz, Vergesslichkeit, Tinnitus, Schwindel, Hör- und Sehprobleme, Libidomangel,
Unfruchtbarkeit
Symptome bei der Frau: Oligomenorrhoe oder Amenorrhoe, unregelmäßige und
anovulatorische Zyklen, wenig Zervixschleim, verminderte Eizellreserve und
41
Die Zusammenstellung der Disharmonie-Muster und Behandlungsmöglichkeiten sind im
Wesentlichen aus folgenden Werken zusammengestellt: Bervoets (2010), Engelhardt/Hempen
(2006), Focks (2010), Focks/Hillenbrand (2006), Jetelina/Thewes (2007), Lyttleton (2008),
Maciocia (2000), Noll (2008), Ross (1995) und Bensky/Barolet für die meisten Rezepturen
42
Meist ist jedoch entweder eine Nieren-Yin- oder eine Nieren-Yang-Leere präsent. Diese
speziellen Symptome werden unter dem Muster des Nieren-Yin- oder Nieren-Yang-Mangels
aufgeführt.
32
schlechte Eizellqualität, verspätete Menarche, vorzeitige Menopause, unterentwickelte sekundäre Geschlechtsmerkmale
Symptome beim Mann: wenig Ejakulat, ungenügende Spermienbildung und
viele abgestorbene Spermien, Libidomangel, ev. erektile Dysfunktion, Unfruchtbarkeit
Zunge: Vertiefung an der Zungenwurzel, schlaff und blass bei Überwiegen
eines Nieren-Yang Mangels, klein, rot und belaglos bei Überwiegen eines
Nieren-Yin-Mangels.
Puls: oberflächlich, schwach, dünn oder leer, ev. Trommelpuls
Therapieprinzip: Nieren Jing nähren, Niere stärken, Ren Mai und Chong Mai
regulieren, Mitte nähren
Akupunktur:
Ni 3 (Tai Xi)
stärkt Nieren insgesamt, Nieren-Qi, -Yin und –Yang,
stabilisiert die Essenz
Bl 23 (Shen Shu)
Shu(Zustimmungs)-Punkt der Niere, stärkt die Niere,
unterstützt die Essenz
Bl 52 (Zhi Shi)
tonisiert die Nieren und nährt die Essenz Jing
Ren 4 (Guan Yuan) stärkt die Nieren und das Yuan Qi, unterstützen die
Essenz Jing und den Uterus
+ Ex-CA (Qi Men)
wärmen die Nieren, bei Infertilität mit Kältegefühl
Du 4 (Ming Men)
stärkt die Essenz Jing und entfacht das Ministerfeuer
Ni 13 (Qi Xue)
Kreuzungspunkt Chong Mai, reguliert Ren und Chong Mai,
fördert die Regelmäßigkeit der Menstruation, stärkt die
Nieren, die Essenz Jing und den Uterus
Ni 12 (Da He)
reguliert den UE, tonisiert das Nieren-Qi und die Essenz
Jing
Ren 3 (Zhong Ji)
stärkt
die
Nieren,
wichtiger
Punkt
in
Bezug
zur
Reproduktion – reguliert Sex/Libido
Ma 36 (Zu San Li)
stärkt die Milz und das Qi, Wiederauffüllung der
nachgeburtlichen Essenz
Ma 30 (Qi Chong)
stabilisiert die Essenz Jing und die unteren Körperöffnungen
33
Bl 31 (Shang Jiao)
stärkt die Nieren und die Essenz Jing, reguliert den QiFluss in der Lumbal- und Knieregion, Reproduktion und
Entwicklung
Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz und die 3 Yin Mi, Le und Ni
Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz, unterstützt Bildung nachgeburtlicher
Essenz
Gb 39 (Xuan Zhong) Meisterpunkt des Marks, Verknüpfungspunkt der 3 YangLeitbahnen des Fußes
Bl 11 (Da Zhu)
Meisterpunkt der Knochen
Ren 8 (Shen Que)
wärmt die Nieren und die Essenz, nur moxen mit Salz
oder untergelegter Ingwerscheibe
Ex-Ca 1 (Zigong)
"Palast des Kindes", Infertilität der Frau, stärkt den Uterus
und nährt die Essenz Jing
Aufgrund der engen Beziehung zwischen den Nieren und der Essenz Jing,
werden Nierenpunkte oft für die Behandlung von Reproduktionsproblemen
eingesetzt, auch in Kombination mit der Öffnung außerordentlicher Gefäße, z.B.
Lu 7 + Ni 6 mit Ni 13 für die Behandlung von Infertilität.43
Aufgrund dessen, dass das Jing (Essenz) sowohl einen Yin als auch einen
Yang Aspekt hat, die in der Therapie ins Gleichgewicht gebracht werden sollen,
ist sowohl bei der Akupunktur als auch in der Kräutermedizin zu schauen, ob
mehr das Yin oder mehr das Yang Unterstützung benötigt. Zur Behandlung
siehe daher auch bei Nieren-Yin und Nieren-Yang Mangel.
Rezepturvorschläge:
Bu Shen Yi Jing Fang - Rezept das die Nieren stärkt und die Essenz nährt
Dies ist eine Hauptrezeptur zur Behandlung von Nieren-Yin und-Yang-Mangel
sowie zur Stärkung des Jing, welche bei männlicher Infertilität Verwendung
findet. Darüber hinaus tonisiert sie auch Blut und Qi, reguliert Blut und beruhigt
etwas den Geist.
43
Vgl. Ross (1995), S.167
34
Die Rezepturen für Nieren-Yin oder Nieren-Yang-Mangel können mit folgenden
Essenz-nährenden Arzneimitteln ergänzt werden:
Lu Rong (cornu cervi parvum)
Lu Jiao Jiao (colla cornu cervi)
Lu Jiao Shuang (cornu cervi degelatinatum)
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
Suo Yang (hb. cynomorii)
Huang Jing (rhiz. polygonati)
Gou Qi Zi (fr. lycii)
Shu Di Huang (rx. rehmanniae glutinosae)
Ergänzende Hinweise bei Nieren-Jing-Mangel
Hier ist eine Beratung zur Lebensführung notwendig. So wichtig wie die Essenz
zu tonisieren, ist sie durch eine Stärkung der Mitte zu schonen. Eine gute und
nahrhafte Ernährung nach den Regeln der 5-Elemente-Ernährung44 ist wichtig,
um nachgeburtliche Essenz aufzubauen. Einige Lebensmittelvorschläge sind
Linsen, Kaviar, Walnuss, Heidelbeeren, Himbeeren, Ziegenmilch, Algen.
4.3.2 Nieren-Yin-Mangel
Pathomechanismus:
Chronische Erkrankungen, Blutverluste wie starke lang andauernde Menstruationsblutungen, Chronischer Schlafmangel, Überarbeitung über Jahre, chronische unbehandelte Angst, Schockerlebnis, Drogen- und Alkoholabusus, zuviel
Sex, Erschöpfung der Körperflüssigkeiten, großer Blutverlust, Überdosierung
Yang-stärkender Arzneien. Bei Mangel an Nieren-Essenz und Nieren-Yin fehlt
die materielle Basis zur Spermienbildung und Eizellbildung, durch Leere-Hitze
ist die Samenqualität zusätzlich vermindert.
Der Nieren-Yin-Mangel erzeugt Leere-Hitze und kann zu Disharmonie zwischen
Niere und Herz und zu Herz-, Lungen- und Leber-Yin-Leere mit aufsteigendem
Leber-Yang führen.
Allgemeine Symptome: Erschöpfung und Auszehrung, Zeichen der Hitze und
Trockenheit, z.B. heisse Füße, Hände und ev. Brustbein (Hitze der 5 Herzen),
44
Siehe hierzu z.B. Temelie (2001) oder Seifert (2007)
35
aufsteigende Hitze, rote Wangen, Mund- und Rachentrockenheit besonders
abends und nachts, Nachtschweiß, Ruhelosigkeit, Durst, dunkler und spärlicher
Harn, trockener Stuhl/Obstipation, gesteigertes sexuelles Verlangen, Schwäche
und Schmerzen in den Knien und in der Lumbalregion, degenerative Knochenund Gelenkerkrankungen, Gewichtsabnahme, Vergesslichkeit, traumgestörter
Schlaf, Schwindel, Tinnitus, Schwerhörigkeit, Unfruchtbarkeit,
Symptome bei der Frau: frühe Menarche, kurzer Menstruationszyklus, Fehlgeburten
Symptome beim Mann: vorzeitige Ejakulation oder nächtlicher Samenverlust mit
Träumen, Impotenz, verminderte, fehlgeformte oder abgestorbene Spermien
Zunge: rot, wenig Belag oder belaglos, trocken, ev. Risse
Puls: dünn, beschleunigt, oberflächlich
Therapieprinzip: Nieren-Yin schützen und tonisieren, Leere-Hitze klären, Geist
beruhigen
Akupunktur:
Ni 3 (Tai Xi)
tonisiert die Niere allgemein
Ni 6 (Zhao Hai)
stärkt das Nieren-Yin, klärt Leere-Hitze
Ni 10 (Yin Gu)
tonisiert das Nieren Yin
Bl 23 (Shen Shu)
Transportpunkt der Niere, stärkt das Nieren-Qi
Ren 7 (Yin Jiao)
Kreuzungspunkt Ren Mai, Chong Mai und NierenLeitbahn, stärkt das Yin
Ren 4 (Guan Yuan) stärkt die Nieren, das Yin allgemein und Yuan-Qi
stärkt Uterus, Ren Mai und Chong Mai
Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt das Yin allgemein
Ni 12 (Da He)
reguliert den UE, tonisiert die Nieren und die Essenz Jing
He 6 (Yin Xi)
stärkt Herz-Yin, klärt Herz Leere-Hitze, beruhigt Geist
Ma 36 (Zu San Li)
nährt das Qi und nachgeburtliche Essenz, unterstützt so
auch die Niere
Ni 2 (Rang Gu)
bei Leere-Feuer sedieren
Ren Mai öffnen: Lu 7 (Lieque) + Ni 6 (Zhao Hai), ev. mit Ren 4 (Guan Yuan)
Ni 7 (Fu Liu) + He 6 (Yin Xi) bei Nachtschweiß durch Leere-Hitze
36
Rezepturenvorschläge:
Liu Wei Di Huang Wan - Sechs Bestandteile Pille mit Rx. Rehmanniae
Klassische und wichtige Rezeptur zur Tonisierung des Nieren-Yin
Zuo Gui Yin – Dekokt das die linke Niere wieder herstellt
Diese Rezeptur nährt das Nieren-Yin, das Nieren-Qi und die Essenz Jing. Es ist
eine Abwandlung von Liu Wei di Huang Wan.
Ergänzende Massnahmen:
Alles, was Ruhe, innere Einkehr und die Stärkung der Mitte unterstützt, unterstützt auch das Yin. Vor allen Dingen ausreichend Schlaf- und Erholungsphasen sind wichtig. Kühle, salzige und befeuchtende Lebensmittel sind zur Erhaltung und Nährung des Yin am Besten geeignet, wie z.B. Dinkel, Kolbenhirse,
Weizen, Sesam, Sojabohnen, Avocado, Spinat, Yamswurzel, Karotten, Maulbeerfrüchte,Kirschen, Weintrauben, Hühner-, Enten- und Schweinefleisch,
Karpfen, Barsch, Hühnerei, Schaf- und Ziegenmilch, Butter, Sesamöl, Salz,
Gomasio.
4.3.3 Nieren-Yang-Mangel
Pathomechanismus:
Ein Yang-Mangel kann etwa durch lang andauernde Kälteexposition, Konstitution, schwere körperliche Arbeit, chronische Erkrankungen, viele Geburten
und chronische Angst begründet sein. Ein Nieren-Yang-Mangel begünstigt in
Folge einen Mi-Yang-Mangel, die Ansammlung von Feuchtigkeit im Unteren
Erwärmer und schwächt die Haltefunktion der Niere.
Es fehlt beim Mann die materielle und funktionelle Basis zur Samenbildung und
zum Ausstoß des Samens; bei der Frau manifestiert sich oft auch Kälte im
Uterus.45
Allgemeine Symptome: Blässe, Frieren, Kälteempfinden und Schwäche von
Knien, Lumbalbereich und Unterleib, Kraftlosigkeit, Trägheit, Lustlosigkeit,
häufige Miktionen mit viel klarem Urin (auch nachts), Inkontinenz, weiche
45
Bei Kälte im Uterus handelt es sich zunächst einmal um ein Füllemuster, insbesondere wenn
die Frau sich akut zu viel Kälte zugezogen hat, aber auch um Kälte durch Nieren-Yang-Mangel.
Die Therapie ist ebenso Kälte zerstreuend, Yang stützend und wärmend.
37
Stühle, frühmorgendlicher Durchfall, Beinödeme, Vergesslichkeit, Infertilität,
mangelnde Libido,
Symptome bei der Frau: verlängerter Menstruationszyklus mit geringer, eher
blasser Menstruationsblutung, ev. Amenorrhoe
Symptome beim Mann: Impotenz, verminderte Anzahl beweglicher Spermien,
abgestorbene und minderwertige Spermien, schwache oder vorzeitige Ejakulation, Spermatorrhoe
Zunge: blass, gedunsen, nass, feuchter weißer Belag
Puls: tief, schwach, langsam, ev. leer oder klein, unregelmäßig
Therapieprinzip: Nieren-Yang tonisieren, Ming-Men stärken, Nieren wärmen
und stärken
Akupunktur:
Ni 3 (Tai Xi)
stärkt die Niere allgemein
Ni 7 (Fu Liu)
stärkt die Niere und das Nieren-Yang
Bl 23 (Shen Shu)
stärkt die Niere
Du 4 (Ming Men)
stärkt das Nieren-Feuer Ming Men, Moxa empfehlenswert (es soll kein Moxa erfolgen bei Männern die unter 20
Jahre alt sind)
Ren 6 (Qi Hai)
stärkt das Qi allgemein, die Nieren, v.a. das Yang und das
Yuan-Qi, zerstreut Kälte und Feuchtigkeit
Ren 8 (Shen Que)
nur indirektes Moxa auf Salz oder Ingwerscheibe, stärkt
und stabilisiert Yang, kräftigt Yuan-Qi
Ren 3 (Zhong Ji)
reguliert und wärmt den Uterus
Ren 4 (Guan Yuan) stärkt das Yuan-Qi und die Nieren
Ma 36 (Zu San Li)
stärkt die Milz und das Qi allgemein
Bl 52 (Zhi Shi)
stärkt das Ni-Yang und die Essenz Jing
Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz
Ni 12 (Da He)
reguliert den UE, tonisiert das Nieren-Qi und die Essenz
Jing, bei vorzeitigem Samenverlust
Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz und hebt das Qi
Bl 20 (Pi Shu)
stärkt die Milz
Ex-CA1 (Zi Gong)
stärkt das Yang-Qi und hebt es an, stärkt Uterus und
die Essenz Jing
Ma 29 (Gui Lai)
moxen zum Wärmen des UE
38
Ren 2 (Qu Gu)
wärmt die Niere, stärkt das Yang
Du Mai öffnen: Dü 3 (Hou Xi) + Bl 62 (Shen Mai), ev. mit Du 4 (Ming Men)
stärkt das Nieren-Yang intensiv, nährt die Essenz Jing
Grundsätzlich ist beim Nieren-Yang-Mangel moxen, besonders der Ren Mai
und Du Mai Punkte empfehlenswert.
Rezepturenvorschläge:
You Gui Wan – Pille die die Rechte (Niere) wieder herstellt
Diese Rezeptur wärmt und tonisiert das Nieren-Yang, stärkt die Essenz und
tonisiert das Blut.
Jin Gui Shen Qi Wan – Nieren Qi Pille aus dem Goldenen Kabinet
Nieren-Qi und Nieren-Yang tonisierende Rezeptur
Wu Zi Yan Zong Wan – Pille aus 5 Samen zum Entwickeln der Ahnen46
Alte Rezeptur zur Behandlung von männlicher Infertilität durch Yang-Mangel.
Ergänzende Maßnahmen und Hinweise:
Was die Lebensführung betrifft, ist es beim Nieren-Yang-Mangel besonders
wichtig, sich den äußeren Bedingungen entsprechend warm zu kleiden und
generell warm zu halten. Nach Kälteexposition, z.B. dem Schwimmen, sollte
sofort trockene und warme Kleidung angezogen werden. Die Wärmung von
Innen sollte durch wärmende, auch scharf-warme Nahrung erfolgen, z.B.
Kolbenhirse, Reis, Walnusskerne, Kastanien, Fenchel, Weißkohl, Frühlingszwiebeln, Lauch, Weintrauben, Schaf-, Ziegen-, Hirsch- und Hühnerfleisch,
Ingwer, Rosmarin, Sternanis, Gewürznelke und Zimt.
4.3.4 Qi- und Blut-Mangel
Pathomechanismus: Bei einem Qi- und Blut-Mangel, welcher sowohl durch eine
schlechte Ernährungsweise, als auch z.B. durch Überanstrengung, chronische
Krankheiten, Blutverluste, zuviel Sex entstanden sein kann, wird nicht genug
nachgeburtliche Nieren-Essenz gebildet. Blutmangel nach Operationen, Gebur46
zu dieser Rezeptur für männliche Infertilität vgl. Maciocia (2000), S. 729
39
ten, oder starke Menstruationsblutungen, durch mangelhafte Ernährung oder
Anorexie
Allgemeine Symptome: Blässe, Müdigkeit, Schwächezustände, Belastungsdyspnoe, Schwindelgefühl, Herzklopfen, ev. Spontanschweiß, Appetitmangel,
kalte und schwache Glieder, weicher Stuhl. Bei Blutmangel ev. Haarausfall,
trockene Haare und Haut, Schlafstörungen, ängstliche Erregung, trockene
Augen, Mouches volantes, Taubheitsgefühle, schlechtes Gedächtnis, Infertilität
Symptome bei der Frau: verlängerter Menstruationszyklus, schwache Blutung
mit blassem Menstruationsblut, Anemorrhoe, ev. Kopfschmerzen am Ende oder
nach der Menstruation
Symptome beim Mann: wenig dünnes Ejakulat, verminderte Spermienzahl und
–motilität, ev. erektile Dysfunktion
Zunge: blass, dünn, dünner weißer Belag, ev. schlaff
Puls: schwach, leer, bei Blutmangel rauh, dünn
Therapieprinzip: Qi und Blut nähren, Milz und Nieren, auch Jing stärken
Akupunktur:
Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz, das Yin und das Blut
Ma 36 (Zu San Li)
stärkt die Milz und das Qi
Mi 3 (Tai Bai)
tonisiert die Milz, harmonisiert den ME, transformiert
Feuchtigkeit
Ren 4 (Guan Yuan) stärkt das Yuan Qi und das Blut, tonisiert den Uterus
Ren 6 (Qi Hai)
stärkt das Qi allgemein und das Yuan-Qi, zerstreut Kälte
und Feuchtigkeit
Ren 12 (Zhong Wan) tonisiert Milz- und Magen-Qi, transformiert Feuchtigkeit
Le 8 (Qu Quan)
stärkt das Leber-Blut
Le 3 (Tai Chong)
stärkt besonders mit Le 8 zusammen das Leber-Blut
Bl 20 (Pi Shu)
Zustimmungspunkt der Milz, tonisiert Magen und Milz
nährt das Blut, transformiert Feuchtigkeit und Schleim
Bl 21 (Wei Shu)
Zustimmungspunkt des Magens, stärkt den ME,
transformiert Feuchtigkeit
Bl 17 (Ge Shu)
Einflussreicher Punkt des Blutes, reguliert und tonisiert
das Blut
Ni 16 (Huang Shu)
unterstützt das Qi, wärmt den UE, reguliert Magen und
Darm
40
Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan)
Rezeptvorschläge:
Ba Zhen Tang – Acht Schätze Dekokt
Diese bekannte Rezeptur nährt das Blut und tonisiert das Qi. Sie kann auch bei
habituellen Fehlgeburten aufgrund von Blutmangel verwendet werden. Bei der
Gewichtung auf Qi-Mangel ist eher diese Rezeptur zu verwenden:
Bu Zhong Yi Qi Tang – Dekokt das die Mitte tonisiert und das Qi vermehrt
Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt
Rezept für Blut-Mangel, es tonisiert das Blut und reguliert die Leber
Gui Pi Tang – Dekokt das die Milz wieder herstellt
Diese Rezeptur vermehrt das Qi, tonisiert das Blut, stärkt die Milz und nährt das
Herz.
Ergänzende Massnahmen und Hinweise:
Die richtigen Schwerpunkte im Leben setzen und eine Entschleunigung des
Lebens, um sich nicht zu verausgaben und Kräfte zu sparen. Leichtes Sportund Bewegungsprogramm sowie Entspannungszeiten.
Mit wärmender Nahrung sollte Qi und Blut aufgebaut werden, durch regelmäßige Ernährung, die mit einem nährenden Frühstück (idealerweise als
Getreidemahlzeit) beginnt. Rohkost ist zu vermeiden. Empfehlenswert sind
Reis, Braunhirse, Gerste, Hafer, Weizen, Kraftsuppen, Wurzelgemüse wie
Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Sellerie, Mais, Kohl, Lotuswurzel, Brokkoli,
Spinat, rote Beete, rote Beerenfrüchte, Longanfrüchte, Weintrauben, Litschi,
Feige, Hühnerei, Rindfleisch, Huhn, Makrele, Aprikosen, Honig und Koriander,
Sesamöl, Sonnenblumenkerne.
4.3.5 Leber-Qi-Stagnation
Pathomechanismus: Eine Stagnation von Qi wird durch emotionale Probleme
wie unterdrückter Ärger und Frustration, Stress und Hektik, Bewegungsarmut
oder Trauma, Qi- oder Blut-Leere (Blut ist die Mutter von Qi), stagnierende
41
Feuchtigkeit oder Kälte verursacht. Durch eine Le-Qi-Stagnation kann es zu
einer Blut-Stase kommen, es kann Stagnationshitze und damit Hitze im Uterus
entstehen oder sich aus Feuchtigkeits- und Schleimansammlungen Knoten
entwickeln. Beim Mann kann stagniertes Leber-Qi zu Problemen der Erektion
und der Samenbildung, insbesondere die Morphologie der Spermien betreffend,
führen. Weiterhin kann es zur Behinderung des physiologischen Qi-Flusses von
Lunge, Milz oder Magen oder gar zu gegenläufigem Qi kommen.
Allgemeine Symptome: Reizbarkeit, Schmerzen und Spannungsgefühle im
Hypochondrium oder Thorax, angespannte Muskulatur, Depression, häufiges
Seufzen, Kloßgefühl im Hals (Globus Hystericus), Blähungen, wechselhafter
Stuhl, häufiges Frieren, kalte Hände und Füße, Unfruchtbarkeit
Symptome bei der Frau: unregelmäßiger oder verlängerter Menstruationszyklus, bei Stagnationshitze auch kurzer Menstruationszyklus, Dysmenorrhoe,
pämenstruelles Syndrom mit Brustspannen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Depressivität und ev. prämenstruellem Durchfall oder Verstopfung,
auch meist gutartige Brustknoten können vorkommen
Symptome beim Mann: Errektionsprobleme, Schmerzen und Ziehen im Genitalbereich (Hoden), Knotenbildung im Bereich der Meridiane und Netzgefäße, wie
z.B. Hoden oder Struma
Zunge: verschieden, ev. aufgerollte Ränder
Puls: saitenförmig, gespannt, ev. versteckt
Therapieprinzip: Qi bewegen, den Geist beruhigen
Akupunktur:
Le 3 (Tai Chong)
reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation
Di 4 (He Gu)
öffnet zusammen mit Le 3 die "4 Schranken" (Si Guan)
und reguliert so den Fluß des Qi im Körper
Gb 34 (Yang Ling Quan) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation
Le 13 (Zhang Men) reguliert Qi insbesondere im Mittleren Erwärmer
Le 14 (Qi Men)
reguliert auch Qi besonders im Mittleren Erwärmer
Pe 6 (Nei Guan)
bei Leber-Qi-Stagnation durch emotionale Probleme
SJ 6 (Fei Hu)
reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation
Ren 6 (Qi Hai)
bewegt das Qi im UE, beseitigt Stagnation
Bl 18 Gan Shu
Zustimmungspunkt der Leber, reguliert Gallenblase und
Leber- und Magen-Qi, beruhigt den Geist
42
Mi 6 (San Yin Jiao) aktiviert den Qi- und Blutfluss, harmonisiert Milz, Blut und
Yin, reguliert Niere und Leber
Ma 29 (Gui Lai)
reguliert Qi Und Blut im UE
Ma 30 (Qi Chong)
reguliert Qi und Blut und den Chong Mai
Ma 25 (Tian Shu)
reguliert das Qi, beseitigt Stagnation im Unterbauch
Ni 8 (Jiao Xin)
Xi-Spaltenpunkt des Yin Qiao Mai, reguliert Qi und Blut im
Ren Mai und Chong Mai, Schmerzen im Genitalbereich
Ni 14 (Si Man)
Kreuzungspunkt auf dem Chong Mai, bewegt das Qi im
Unterbauch
Le 1 (Da Dun)
bewegt das Qi in den Genitalien
Le 5 (Li Gou)
reguliert den Leber-Qi Fluss
Le 11 (Yin Lian)
reguliert Leber-Qi und die Menstruation, moxen empfohlen
Pe 5 (Jian Shi)
Bezug zum Bao Mai, reguliert Qi und Blut im Uterus
Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan)
Rezepturvorschlag:
Xiao Yao San – Pulver des ungebundenen Wanderers
Besänftigt die Leber und bringt das Qi in geordneten Gang, kräftigt auch die
Milz und das Qi und nährt und belebt das Blut.
Jia Wei Xiao Yao San – erweitertes Pulver des ungebundenen Wanderers
Wenn durch die Leber-Qi-Stagnation Hitze entstanden ist mit entsprechenden
Hitze-Symptomen ist diese Modifikation notwendig.
Chai Hu Shu Gan San – Bupleurum Dekokt das die Leber entlastet
Verteilt bei Einschnürung von Leber-Qi das Qi und harmonisiert das Blut. Gutes
Rezept für Frauen mit ausgeprägten prämenstruellen Beschwerden.
Ergänzende Möglichkeite:
Alles, was den Leber-Qi-Fluss in Gang bringt und harmonisiert und die
Stagnation beseitigt. Dies können Sport und Bewegung sein, aber auch das
Ausüben
von
Entspannungsmethoden,
um
eine
gelassenere,
weniger
gehemmte oder stagnierte Lebensweise zu erreichen.
43
Bei der Ernährung ist die Regelmäßigkeit wichtig und das Zeitnehmen für die
Nahrungsaufnahme. Besonders empfohlene Lebensmittel sind etwa Basmatireis, Stangensellerie, Lauch, Artischocke, Wasserkastanien, Fenchel, Feige,
Johannisbeere, Kumquat, Anis, Algen, Kurkuma. Mit Fenchel, zuviel Alkohol
und scharfen Gewürzen sollte vorsichtig umgegangen werden, wenn sich durch
die Leber-Qi-Stagnation Stauungshitze gebildet hat.
4.3.6 Blut-Stase
Pathomechanismus: Die Blut-Stase entsteht häufig aus einer chronischen QiStagnation, da das Qi das Blut bewegt.
In Bezug zur Menstruation hat eine Qi-Stagnation und besonders eine BlutStase die Auswirkung, dass das Blut meist Blutklümpchen (Koagel) enthält, das
Blut dicker und dunkler und die Menstruation schmerzhaft ist.
Auch ein Qi- und Blut-Mangel, Kälte oder Schleimansammlungen, ein operativer Eingriff oder ein Trauma können diesem Muster zugrunde liegen. Die regelmäßige Benutzung von Tampons kann Blut-Stase fördern. Auch nach länger
praktiziertem Coitus interruptus (zwecks Verhütung) kann sich eine Blut-Stase
bilden
Allgemeine Symptome: Blut-Stase Zeichen sind dunkler Teint, Hauttrockenheit,
Venenstauung/Varikosis, Unfruchtbarkeit
Symptome bei der Frau: unregelmäßige oder verspätete Menstruation mit
lokalisierten, ev. stechenden Schmerzen, dunkles Menstruationsblut mit größeren Koageln und andere materielle Veränderungen, wie Endometrioseherde
und –zysten, Knoten und Myome, Gerinnungsstörungen, ev. Kopfschmerzen
und Migräne vor oder während der Menstruation
Symptome beim Mann: Schmerzen im Hoden, mit Ausstrahlung in den Unterbauch, Schmerzen beim Samenerguss, verminderte Anzahl, Motilität und Qualität der Spermien, Varikozele, Schmerzen sind lokal/punktuell und stechend, ev.
Blut im Sperma
Zunge: bläulich oder livide, ev. punktuelle Einblutungen, gestaute Unterzungenvenen
Puls: schlüpfrig, tief und rauh oder dünn und rauh, ev. saitenförmig
Therapieprinzip: Qi und Blut bewegen, Stagnation auflösen
44
Akupunktur:
Mi 10 (Xue Hai)
bewegt das Blut, beseitigt Blut-Stase, kühlt Blut
Mi 8 (Di Ji)
Xi-Spalten-Punkt, belebt Blut, stärkt Milz, beseitigt
Feuchtigkeit und reguliert die Menstruation
+ Di 4 (He Gu)
regulieren zusammen Qi und Blut und lindern Schmerzen
Mi 6 (San Yin Jiao) aktiviert den Qi- und Blutfluss, harmonisiert Milz, Blut und
Yin, reguliert Niere und Leber
Bl 17 (Ge Shu)
Meisterpunkt des Blutes, belebt und tonisiert das Blut
Le 3 (Tai Chong)
bewegt Qi und das Leber-Blut, unterstützt den Blutfluss
Le 8 (Qu Quan)
nährt und bewegt Blut, unterstützt den Uterus
Gb 34 (Yang Ling Quan) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation
Ma 30 (Qi Chong)
bewegt das Qi und damit auch das Blut, löst Stagnation im
Chong Mai
Ma 29 (Gui Lai)
reguliert den unteren Erwärmer, belebt das Blut
Ma 25 (Tian Shu)
reguliert das Qi, beseitigt Stagnation im Unterbauch
Ni 5 (Shui Quan)
Xi-Spaltenpunkt, reguliert Qi und Blut im Ren Mai und
Chong Mai
Ni 8 (Jiao Xin)
Xi-Spaltenpunkt des Yin Qiao Mai, reguliert Qi und Blut im
Ren Mai und Chong Mai
Ni 14 (Si Man)
reguliert Ren Mai und Chon Mai, löst Blockaden von Qi
und Blut, bei akkumulierter Kälte im Unterleib
Mi 4 (Gong Sun)
bewegt das Blut
Pe 6 (Nei Guan)
bewegt Qi und Blut
He 5 (Tong Li)
wenn emotionale Aspekte zu ungeordnetem Blutfluss im
Uterus führen, Bezug zum Bao Mai
Ex- CA1 (Zi Gong)
reguliert das Blut im Uterus, beseitigt Stase
Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan)
Ren Mai öffnen: Lu 7 (Lieque) + Ni 6 (Zhao Hai)
Rezeptvorschläge:
Gui Zhi Fu Ling Wan – Ramulus Cinnamomi Cassiae und Sclerotium Poriae
Cocos Pille
Blut bewegende und Blut-Stase transformierende Rezeptur, die abdominelle
Massen behandelt
45
Shao Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Blutstasen im unteren Abdomen vertreibt
Diese Rezeptur eignet sich für die Beseitigung von Blut-Stasen, die durch Kälte
verursacht wurden.
Xue Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Stasen aus dem Haus des Blutes vertreibt
Blut-Stase auflösende und Blut und Leber-Qi regulierende Rezeptur, die nicht
so warm ist, wie die vorher genannte.
Tao Hong Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt mit Semen Persicae und Flos
Carthami
Tonisiert und belebt das Blut vor dem Hintergrung einer Blut-Stase durch BlutMangel
Ergänzende Massnahmen:
Blut bewegende, Blut stärkende Nahrung, wie z.B. Weizen, Azukibohne, Rettich, Zwiebeln, Austernpilze, Shitakepilze, chin. Lauch, Fenchel, Aubergine,
Lotuswurzel, Knoblauch, Frühlingszwiebel, Koriander, Paprika, Chili, Sternanis,
Safran, Kurkuma, Litschi, Kirsche, Erdbeere, Pfirsich, Maulbeerfrucht.
4.3.7 Feuchtigkeit und Schleim
Pathomechanismus: Meist liegt hier eine Schwäche im Funktionskreis Magen
und Milz zugrunde. Wenn die Milz Feuchtigkeit nicht mehr ausreichend transformieren kann, sammelt sich diese an und lagert sich als Feuchtigkeit oder
umgewandelt als Schleim im Körper ab. Verstärkt wird die Transformationsschwäche durch einen Milz-Yang bzw. Nieren-Yang-Mangel. Auch äußere
pathogene Nässe begünstigt dieses Muster. Die Mitte schwächende Faktoren
sind z.B. falsche Ernährungsweise, zuviel mentale Arbeit, ständiges Grübeln
und übermäßiges Denken, sowie die Konstitution des Patienten begünstigen
dieses Muster.
Allgemeine Symptome: Schweregefühl des Körpers und des Kopfes, Benommenheit, Müdigkeit besonders morgens und Lethargie, Völle- oder Beklemmungsgefühl im Thorax und Abdomen, Verdauungsbeschwerden mit Übelkeit,
46
weicher/breiiger, ev. voluminöser Stuhl, pappiger Mundgeschmack, Adipositas,
Gefäßverengungen, Verschleimung, verminderte Libido, Unfruchtbarkeit
Symptome bei der Frau: PCO-Syndrom, reichlich vaginaler Ausfluss (klar oder
weißlich),
Symptome beim Mann: verminderte Spermienzahl, klebriges Ejakulat, vergrößerte Prostata,
Zunge: blasse, geschwollene Zunge, ev. Zahneindrücke, dicker weißer Belag
Puls: schlüpfrig
Therapieprinzip: Schleim auflösen, Feuchtigkeit ausleiten, Milz stärken
Akupunktur:
Ma 40 (Feng Long) Feuchtigkeit und Schleim transformieren und ausleiten
Ma 36 (Zu San Li)
stärkt die Mitte und hilft Feuchtigkeit auszuleiten
Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz
Mi 3 (Tai Bai)
stärkt die Milz und beseitigt Feuchtigkeit
Mi 9 (Yin Ling Quan) beseitigt Feuchtigkeit
Mi 6 (San Yin Jiao) eliminiert Feuchtigkeit und stärkt die Milz
Ma 28 (Shui Dao)
leitet Feuchtigkeit aus, bei Schleim im UE
Ren 9 (Shui Fen)
eliminiert Feuchtigkeit, beseitigt Wasseransammlungen
Bl 20 (Pi Shu)
stärkt die Milz, Qi und Yang
Bl 22 (San Jiao Shu) hilft Feuchtigkeit auszuleiten
Bl 32 (Ci Liao)
reguliert den UE, fördert die Diurese, leitet Feuchtigkeit
aus dem Genitalbereich aus
Ren 3 (Zhong Ji)
löst Nässe auf
Ex-Ca 1 (Zigong)
oft mir Ren 3 kombiniert, löst Uterus- und Eileiterobstruktionen auf
Ni 14 (Si Man)
reguliert Wasserwege, beseitigt Feuchtigkeits-Stagnation
Rezepturenvorschläge:
Er Chen Tang – Zweifach behandeltes Dekokt
Rezeptur, die Feuchtigkeit und Schleim eliminiert und Qi etwas reguliert
Qi Gong Wan – Den Uterus öffnende Pille
Diese Rezeptur beseitigt Feuchtigkeit und Schleim der den Uterus blockiert.
47
Xiang Sha Liu Jun Zi Tang – 6 Gentlemen Dekokt mit Aucklandiae und Amomi
Bei Schleim-Nässe-Ansammlungen verwendete Rezeptur mit zugrunde liegendem Milz-Qi-Mangel
Cang Fu Dao Tan Tang – Pille mit Rhizoma Atractylodis und Rhizoma Cyperi,
die Schleim hinausführt
Rezeptur die Schleim auflöst, Nässe trocknet und die Milz tonisiert
Ergänzende Maßnahmen und Hinweise:
Bei diesem Muster ist eine Ernährungsumstellung erforderlich, um die Milz zu
stärken und zu entlasten sowie Feuchtigkeit auszuleiten. Schleimbildner wie
Milchprodukte, raffinierte Kohlenhydrate (Weißmehl), Zucker und zuviel in Fett
Gebratenes ist zu meiden. Ebenso kalte, rohe und viel süße Nahrung, denn der
süße Geschmack nährt Säfte und führt daher ev. zu noch mehr Feuchtigkeit.
Empfehlenswert sind Gerste, Buchweizen, Amaranth, Azukibohnen, Erbsen,
Sojabohnen, Austernpilze, Spargel, Kohlrabi, Saubohnen, Knoblauch, Chili,
Paprika, Ingwer, Koriander, Fenchel, Löwenzahn, Apfel Kirschen.
4.3.8 Feuchte-Hitze
Pathomechanismus: Wenn zu dem vorherigen Muster noch der pathogene
Faktor Hitze dazukommt, kann diese Nässe-Hitze absteigen und den Genitalbereich beeinträchtigen. Die Hitze kann sowohl aus inneren Störungen, z.B.
einer Qi-Stagnation, als auch durch äußere Pathogene entstehen. Zu nennen
sind hier auch Fehlernährung über längere Zeit mit viel in Fett gebratener
Nahrung, zuviel weissem Zucker, zu scharfen Gewürzen sowie Alkoholabusus.
Allgemeine Symptome: Schweregefühl in den Beinen oder dem ganzen Körper,
Hitzegefühl und Gesichtsrötung, Miktionsbeschwerden oder schmerzhaft brennende Miktion, gelb konzentrierter Urin, Unruhe, Rastlosigkeit, Schlafstörungen,
dunkler breiiger Stuhl oder Verstopfung, Infertilität
Symptome bei der Frau: Verklebte Eileiter, Vaginalentzündungen, vermehrter
gelblicher und geruchsintensiver Ausfluss (Fluor vaginalis)
Symptome beim Mann: Schwellung, Druckgefühl oder Schmerzen im Hoden,
Erektionsprobleme, dickes gelbliches, ev. bluttingiertes Ejakulat mit wenig
48
gesunden Spermien, Ausfluss aus dem Penis, genitaler Juckreiz, Krankheiten
wie: Urethritis, Herpes Genitalis, Orchitis, Epididymitis, Prostatitis
Zunge: ev. rot, dicker gelber Zungenbelag
Puls: schlüpfrig, ev. schnell
Therapieprinzip: Feuchtigkeit ausleiten, Hitze klären, Milz stärken
Akupunktur:
Le 2 (Xing Jian)
kühlt Leber-Feuer, klärt Feuchte-Hitze aus dem UE
Le 5 (Li Gou)
beseitigt Feuchte-Hitze aus dem UE, reguliert Qi
Le 8 (Qu Quan)
klärt Feuchte-Hitze aus dem UE und den Genitalien
Di 11 (Qu Chi)
leitet allgemein Hitze aus
Mi 6 (San Yin Jiao) leitet Feuchtigkeit aus, stärkt Milz, Leber und Niere
Mi 9 (Yin Ling Quan) leitet Feuchtigkeit aus
Ma 36 (Zu San Li)
stärkt die Milz und das Yang, transformiert Feuchtigkeit
Gb 34 (Yang Ling Quan) beseitigt Feuchte-Hitze
Bl 20 (Pi Shu)
stärkt die Milz, unterstützt die Feuchtigkeitstransformation
Bl 18 (Gan Shu)
Zustimmungspunkt der Leber, entfernt Feuchte-Hitze
Ren 3 (Zhong Ji)
eliminiert Feuchtigkeit und Hitze im UE
Bl 32 (Ci Liao)
reguliert den UE, fördert die Diurese, leitet Feuchtigkeit
aus dem Genitalbereich aus
Ni 8 (Jiao Xin)
klärt Hitze und beseitigt Feuchtigkeit aus dem UE
Gb 26 (Dai Mai)
entfernt Feuchte-Hitze aus dem Genitalbereich
Ma 28 (Shui Dao)
unterstützt den UE, beseitigt Stagnation und Feuchtigkeit
bei Entzündungen im Genitalbereich
Dai Mai öffnen: GB 41 (Zu Lin Qi) + SJ 5 (Wai Guan), zusammen mit GB 26
Rezepturenvorschläge:
Long Dan Xie Gan Tang – Dekokt das die Leber abfließen lässt
Rezeptur, die Feuchte-Hitze insbesondere aus der Leber-, der Gallenblase und
dem UE ausleitet.
Jia Wei Er Chen Tang – Erweitertes zweifach behandeltes Dekokt
Rezeptur die Feuchtigkeit und Schleim transformiert, Hitze klärt und leicht die
Milz stützt.
49
Si Miao Wan – Vier Wunder Pille
Dieses Rezept leitet Feuchte-Hitze aus dem UE und dem Genitalbereich aus.
Ergänzende Massnahmen und Hinweise:
Eine Ernährungsumstellung ist dringend notwendig. Kühlende, Feuchtigkeit
ausleitende Nahrungsmittel helfen Feuchte-Hitze auszuleiten. Auch Schleimbildner sollten wie beim Muster "Feuchtigkeit und Schleim" gemieden werden
und ebenso zu "hitzige" Lebensmittel, wie Alkohol und scharfe Gewürze.
Empfehlenswert sind z.B. Sojasprossen und –bohnen, Buchweizen, Dinkel,
Hirse, Wildreis, Löwenzahn, Mungbohne, Kürbis, Rettich, Aubergine, Gurke,
Sellerie, Artischocke, Apfel, Kiwi, Melone, Tofu, Algen, Leinsamen.
4.3.9 Ergänzende Aspekte in der Therapie
Ross weist darauf hin, dass insbesondere bei der Behandlung von Qi-Stagnation und Blut-Stase, wo normalerweise gerade in der zweiten Zyklushälfte Qi
und Blut bewegt werden sollten, in Zyklen, in welchen eine Schwangerschaft
versucht wird vorsichtig damit umzugehen ist. Zu stark bewegende Punkte in
der Zeit des Eisprung und der Menstuation, können immer die Gefahr einer
Fehlgeburt bergen. Er empfiehlt stark bewegenden Punkte, wie Mi 6, Mi 8, Di 4
oder GB 21 nur zwischen Menstruation und Eisprung oder zumindest nicht
sedierend zu nadeln, sondern neutral. Tonisierende und besonders nährende
und haltende Punkte sind dann besonders förderlich.47
Ich möchte zum Ende dieses Abschnitts auf einen Akupunkturpunkt hinweisen,
dessen Nadelung bei Frauen im gebärfähigen Alter - und insofern ganz besonders in der Kinderwunschbehandlung - verboten ist. Es ist der Punkt Ren Mai 5
Shi Men (Steintor), der Sterilität verursachen kann. Bei Dysmenorrhoe oder
Kältegefühl im Unterleib ist es jedoch ein guter Punkt zum moxen.
47
Vgl. Ross (1995), S. 402 f.
50
5. Moderne Reproduktionsmedizin mit Chinesischer Medizin
begleiten
Ist eine Entscheidung für eine künstliche Befruchtung gefallen, weil etwa in den
Voruntersuchungen eine organische Ursache für die Kinderlosigkeit festgestellt
wurde oder nach längerer Versuchszeit und ev. Behandlungszeit dennoch auf
natürlichem Wege keine Schwangerschaft eingetreten ist, so kann die Chinesische Medizin auch hier erfolgreich unterstützen und die Erfolgschancen optimieren. Die Stärke der Chinesischen Medizin liegt nicht nur in der Unterstützung einer gelungenen Befruchtung, sondern darüber hinaus in einer erfolgreichen Einnistung und stabilen Schwangerschaft. Zusätzlich kann die Chinesische Medizin die psychische Belastung und den Stress einer künstlichen
Befruchtung reduzieren und so den Erfolg der Behandlung zusätzlich steigern.
Idealerweise sollte sich das Kinderwunschpaar etwa drei bis sechs Monatszyklen der Vorbereitung mit chinesischer Kräutermedizin und Akupunktur, wie
oben beschrieben, Zeit nehmen.
Im Vorweg der assistierten Reproduktionsverfahren erfolgt zunächst die bereits
oben besprochene Diagnostik, wie Anamnese, körperliche Untersuchung, Hormonanalysen,
Spermiogramm,
Zyklusprotokoll
(Basaltemperaturmessung),
Zyklusmonitoring (Überwachung der Follikelreifung mittels Ultraschall und Hormonbestimmung im Blut). Daraufhin wird das sinnvollste Verfahren gewählt.
Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Verfahren der künstlichen
Befruchtung werde ich in diesem Abschnitt aufzeigen, auf welche Weise die
Chinesicher Medizin die moderne Reproduktionsmedizin unterstützt.
5.1 Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin
Die vier Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung sind die intrauterine
Insemination (IUI), die In-Vitro-Fertilisation (IVF), die Intrazytoplasmatische
Spermieninjektion (ICSI) und der Kryo-Transfer. Die weitere Möglichkeit der
Eizellspende ist in Deutschland verboten. Sie wird bei ovarieller Insuffizinz
angewendet, wenn die Eizellreserve der Frau erschöpft ist. Bei absoluter
Unfruchtbarkeit des Mannes kann eine Befruchtung auch mit Spendersamen
51
erfolgen. Meist wird eine künstliche Befruchtung von einer Hormontherapie
begleitet.48
Hormontherapie
Sie wird eingesetzt, um einen aus der Balance geratenen Hormonspiegel oder
eine bereits nachlassende Hormonproduktion bei der Frau, aber auch beim
Mann auszugleichen. Die stimulierte (hormonelle) Behandlung der Frau soll ein
gutes Wachstum der Eibläschen fördern, um mehrere befruchtungsfähige Eizellen zu gewinnen. Außerdem kann die Phase des Eisprungs besser gesteuert
und ev. eine stabilere zweite Zyklusphase erreicht werden. Es handelt sich bei
den Hormongaben im Wesentlichen um FSH (Follikel stimulierendes Hormon),
LH (luteinisierendes Hormon), humanes Choriongonadotropin (hCG) oder Progesteron. Beim Mann dient die Behandlung der Verbesserung des Spermas,
z.B. durch Verbesserung des Testosteronspiegels.
Intrauterine Insemination (IUI)
Bei dieser Methode der assistierten Befruchtung wird zum Zeitpunkt des Eisprungs aufbereitetes Sperma mit einem Katheder in den Gebärmutterhals oder
die Gebärmutter übertragen.
In-Vitro-Fertilisation (IVF)
Wird auch Reagenzglasbefruchtung genannt, da die Befruchtung der Eizelle im
Reagenzglas außerhalb des Körpers erfolgt. Eine IVF läuft in folgenden
Schritten ab:
- Hormonelle Behandlung der Frau
- Follikelpunktion: das Absaugen der Eibläschen zur Erhaltung der reifen Eizellen und Gewinnung der Samenfäden aus der Spermaabgabe des Mannes
- nun erfolgt die eigentliche künstliche Befruchtung von Ei- und Samenzelle,
indem diese zusammen in ein Reagenzglas gegeben werden
- Embryotransfer: das Einsetzen von befruchteten Eizelle(n)49 in die Gebärmutter mittels eines dünnen Katheders, meist 2 – 4 Tage nach der Punktion
48
Siehe zu den Verfahren der Reproduktionsmedizin: Lyttleton (2008), S. 384 ff. und
http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/;
http://www.wunschkind.de/de/fuer-betroffene/kinderwunschbehandlungen/index.html
52
- Implantation: Einnistung der befruchteten und bereits mehrfach geteilten Eizelle(n) (Embryonen) in die Gebärmutterschleimhaut
Dieses Vorgehen ist insbesondere bei einem Eileiterverschluss die Methode der
Wahl. Aber auch bei unzureichender Spermienqualität oder mehreren fehlgeschlagenen Inseminationen.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Bei diesem Verfahren wird ein einzelnes Spermium über eine sehr feine Kanüle
direkt in die Eizelle eingespritzt. Ansonsten ist es der gleiche Ablauf, wie bei der
IVF. Diese Methode bietet sich bei sehr schlechtem Sperma oder bereits fehlgeschlagenen IVF-Versuchen an.
Kryo-Transfer
Wenn bei einem IVF- oder ICSI-Zyklus mehr Eizellen erfolgreich befruchtet werden konnten, als später in die Gebärmutter transferiert werden, können die übrigen eingefroren und für weitere notwendige Versuche aufgetaut werden. In
diesem Zyklus könnte die Frau dann auf eine hormonelle Stimulation verzichten
oder nur eine leichte Hormontherapie machen, z.B. um den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Der Mann spart sich die Spermaabgabe.
5.2 Chinesische Medizin in der komplementären Infertilitäts-Therapie
Die Behandlung mit der chinesischen Medizin wird in der integrierten Reproduktionsmedizin genau auf die zyklusbezogene Therapie der westlichen Medizin
abgestimmt. Die einzelnen Phasen der künstlichen Befruchtung und deren
begleitende Therapie sind folgende:50
1. Downregulation, wird auch als "langes Protokoll" der Hormonbehandlung
bezeichnet. Hierbei wir bereits im Vorzyklus der künstlichen Befruchtung die
Funktion der Hypophyse mit GnRH-a (Gonadotropin-Releasing-HormonAntagonist) unterdrückt und die reproduktiven Hormone gehemmt. Die Eierstöcke sollen sich praktisch ausruhen. Die Essenz und das Blut werden nun
49
Oft werden bis zu 3 befruchtete Eizellen übertragen, um die Erfolgchancen zu verbessern.
Vgl. zu den einzelnen Phasen der integrierten Reproduktionsmedizin: Lifang (2007), S. 77 ff.,
Wu (2008), S. 291 ff.
50
53
genährt, um Ren und Chong Mai zu stärken. Auch das Qi kann hier reguliert
werden.
Mögliche Rezepturen: Yang Xue Tian Jing Fang, welcher bei Nieren-YangMangel Rou Cong Rong (hb. cistanches) und bei Nieren-Yin-Mangel Nu
Zhen Zi (fr. ligustri lucidii) und Han Lian Cao (hb. ecliptae) hinzugefügt
werden sollte. Oder die von Lifang empfohlene Rezeptur Huo Jing Zhong Zi
Fang.
Akupunktur: Mi 6, Ma 36, Le 3, Di 4, Yin Tang, Ni 3, He 7, Ren 4, Ren 6
2. Menstruation: hier kann, wenn es sinnvoll erscheint (z.B. bei Neigung zu QiStagnation oder Blut-Stase) die Menstruation gefördert werden. Qi und Blut
bewegende Akupunktur und Kräuternmedizin für 2 - 3 Tage sorgen dafür,
dass das alte "Blut" vollständig ausgeschieden werden kann, um den Aufbau
neuer Schleimhaut zu begünstigen.
Mögliche Rezepturen: Tao Hong Si Wu Tang, plus ev. Shi Xiao San
Akupunktur: Le3, Mi 6, Mi 8, Mi 10, Ren 6
3. Stimulationsphase: hier beginnt auch das sogenannte "Kurzprotokoll" der
hormonellen Stimulation. Die Ovarien werden 2 - 3 Tage nach Blutungsbeginn mit FSH (Follikel Stimulierendes Hormon) angeregt, um die Eizellreifung
bzw. Follikelentwicklung zu fördern. Nun sollten die Nieren insgesamt, das
Nieren-Yin, das Blut und auch die Milz tonisiert werden, um die Follikelreifung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen.
Mögliche Rezeptur: Ding Jing Fang. Je nach individuellem Muster sollte die
Rezeptur mit Qi- , Milz-, Nieren-Yin, Nieren-Yang oder Blut tonisierenden
Kräutern ergänzt werden.
Akupunktur: Ni 3, Mi 6, Ma 36, Zi Gong, Yin Tang, Ren 4, Du 20
4. Follikelpunktionsphase/vor Embryotransfer: in dieser Phase werden viele
Untersuchungen gemacht und die operative Entnahme der Eizellen steht
bevor. Hier gilt es, den Geist zu beruhigen, das Qi zu harmonisieren und zu
stärken sowie die Muskulatur und den Muttermund zu entspannen, um den
Eingriff zu erleichtern.
Mögliche Rezeptur: hier können ähnliche Rezepturen, wie in der vorangegangenen Stimulationsphase verordnet werden. Um den Geist weiter zu
beruhigen können Kräuter wie Yu Jin (rx. curcumae), He Huan Pi (cx.
albiziae) oder Bai He (bulbus lilii) ergänzt werden.
54
Akupunktur: He 7, Du 24, Le 3, Di 4, Mi 6, Ni 3, Yin Tang, Shen Men am Ohr
5. Embryotransferphase: In dieser Zeit nach dem Embroytransfer ist es wichtig, Yin und Yang in Balance zu halten, eine gute Durchblutung des Uterus
und eine gute Einnistung des Embryos zu unterstützen. Auch der Geist sollte
bei Stresssymptomen wieder beruhigt werden.
Mögliche Rezepturen: Bei Nieren-Yang-Mangel empfiehlt Lifang die Rezeptur
An Tai Fang und bei Nieren-Yin-Mangel die Rezeptur Yang Tai Fang. Je
nach individueller Disharmonie sollten wieder Kräuter aus der entsprechenden Kategorie zur Tonisierung von Qi, Blut oder der Milz beigefügt
werden.
Akupunktur: Du 20, Ni 3, Ni 5, Du 24, Yin Tang, Ma 36, Pe 6, He 7
Auch in diesem Abschnitt soll noch etwas angemerkt werden: Jeder IVF/ICSIVersuch schwächt die Nieren-Essenz Jing mit der Zeit. Damit geht dann eine
Schwäche der Extrameridiane einher, die sonst als Reservoir dienen. Insbesondere bei Frauer über 40 Jahre, kann die Eizellreserve bereits sehr vermindert
sein. Durch die hormonelle Stimulation wird diese noch einmal sehr erschöpft.
Daher ist das Stärken der Essenz so wichtig bei künstlichen Befruchtungen.
6. Schlußbetrachtung
Ziel dieser Arbeit war es die Diagnostik und therapeutischen Möglichkeiten der
Fruchtbarkeitsbehandlung mit Chinesischer Medizin vorzustellen und eine Verknüpfung zur Schulmedizin herzustellen.
Bringt die alleinige Behandlung mit chinesischer Medizin die ersehnte Schwangerschaft hervor, ist das für das Kinderwunschpaar natürlich eine große Freude,
aber auch ein "Ersparen" unnötiger Hormongaben, vieler Untersuchungen und
körperlicher Eingriffe in der Kinderwunschklinik und damit auch wesentlich
weniger Stress.
55
Oft erscheint aufgrund schlechter Untersuchungsbefunde oder langer vergeblicher Versuche schwanger zu werden die westliche Reproduktionsmedizin
jedoch der einzige Ausweg und ein letzter Strohhalm zu sein.
Doch auch in diesen Fällen kann die zusätzliche Behandlung mit Akupunktur,
chinesischer Kräutermedizin und Lebenspflege die Erfolgschancen für eine
Schwangerschaft erhöhen, da sie hilft, den Zyklus zu optimieren, die Hormone
zu regulieren, die Follikelbildung und den Eisprung zu unterstützen, die Uterusschleimhaut gut aufzubauen, die Einnistung zu fördern, Fehlgeburten vorzubeugen und Stress zu reduzieren.
Ein darüber hinaus ganz wichtiger Aspekt: die chinesische Medizin richtet ihren
Blick nicht nur auf den "Reproduktionsapparat" sondern auch und insbesondere
auf den ganzen Menschen und das Zusammenwirken aller körperlichen und
seelisch-emotionalen Zustände einer individuellen Person.
Ich bin daher davon überzeugt, dass die chinesische Medizin in richtiger Art und
Weise und im richtigen zeitlichen Rahmen, entweder alleine angewandt, vorbereitend oder komplementär zur westlichen Reproduktionsmedizin immer einen
Gewinn für das Kinderwunschpaar bringt.
Wenn es nicht klappen wollte …
Leider erfüllt sich aber der große Wunsch nach einem Baby nicht immer. Insbesondere, wenn bereits einige Versuche fehlschlugen oder aufgrund des
Lebensalters die natürlichen Grenzen näher rücken. Die zeitige Thematisierung
und Beschäftigung mit Alternativen zum eigenen Kind, wie etwa die Möglichkeit
einer Adoption, kann dem Kinderwunschpaar helfen weitere Perspektiven zu
sehen und ev. den Druck etwas zu mindern. Ich halte es für sehr wichtig, dass
die Therapeutin/der Therapeut zu gegebenem Zeitpunkt im Gespräch mit dem
Kinderwunschpaar auch die Möglichkeit thematisiert, dass die Realisierung des
Wunsches nach einem Baby eventuell nicht erfolgreich sein könnte und dem
Paar Mut macht, sich mit anderen Perspektiven gemeinsam auseinander zu
setzen.
56
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Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1.
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www.urologenportal.de/infertilitt.html
www.who.int
www.wunschkind.de
www.wunschkinder.net
59
Rezepturenverzeichnis alphabetisch
An Tai Fang - Rezeptur zum Beruhigen des Fetus
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
Xu Duan (rx. dipsaci)
Sang Ji Sheng (hb. taxilli)
Shan Zhu Yu (fr. corni officinalis)
Dang Shen (rx. codonopsis)
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
Gou Qi Zi (fr. lycii)
Bai Zhu (rhiz. atractylodis)
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
die Autorin Lifang gibt zu dieser Rezeptur keine Mengenangaben an. Diese
sollten individuell erfolgen.
Ba Zhen Tang – Acht Schätze Dekokt
Shu Du Huang (rx. rehmanniae glutinosae)
15 – 18 g
Dang Gui (rx. angelicae sinensis)
12 – 15 g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
12 – 15 g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
Dang Shen (rx. codonopsis)
Bai Zhu (rhiz. atractylodis)
Fu Ling (poriae cocos)
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
6–9g
12 – 18 g
9 – 12 g
12 – 15 g
3–6g
Bu Shen Yi Jing Fang – Rezept das die Nieren stärkt und die Essenz nährt
He Shou Wu (rx. polygoni multiflori)
15 g
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
15 g
Gou Qi Zi (fr. lycii)
15 g
Shan Yao (rx. dioscorae oppositae)
15 g
Shan Zhu Yu (fr. corni officinalis)
15 g
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
15 g
Fu Pen Zi (fr. rubi chingii)
15 g
60
Nu Zhen Zi (fr. ligustrici)
15 g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
15 g
Mu Dan Pi (cx. moutan)
15 g
Dang Shen (rx. codonopsis)
15 g
Huang Qi (rx. astragali)
15 g
Yin Yang Huo (Hb. epimedii)
15 g
Rou Cong Rong (hb. cistanches)
15 g
Ba Ji Tian (rx. morindae officinalis)
12 g
Suo Yang (hb. cynomorii)
12 g
Dan Shen (rx. salviae)
12 g
Lu Jiao Pian (cornu cervi parvum)
12 g
Bu Zhong Yi Qi Tang – Dekokt das die Mitte tonisiert und das Qi vermehrt
Huang Qi (rx. astragali)
12 – 24 g
Dang Shen (rx. codonopsis)
18 – 24 g
Bai Zhu (rz. atractylodis)
9 – 12 g
Dang Gui (rx. angelicae sinensis)
6 – 12 g
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata)
3–6g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
6–9g
Sheng Ma (rhiz. cimicifugae)
3–6g
Chai Hu (rx. bupleuri)
3–9g
Cang Fu Dao Tan Tang – Pille mit Rhizoma Atractylodis und Rhizoma
Cyperi, die Schleim hinausführt
Cang Zhu (rhiz. atractylodis)
9g
Xiang Fu (rhiz. cyperi)
9g
Zhi Ke (fr. aurantii)
9g
Fu Ling (poria cocos)
6g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
6g
Dan Nan Xing (rhiz. arisaematis cum bile)
4,5 g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
3g
Sheng Jiang (rhiz. zingiberis)
3 Scheiben
Shen Qu (massa medica fermentata)
6g
61
Chai Hu Shu Gan San – Bupleurum Dekokt das die Leber entlastet
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
6g
Chai Hu (rx. bupleuri)
6g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
4,5 g
Zhi Ke (fr. citri auranti)
4,5 g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
4,5 g
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata)
1,5 g
Xiang Fu (rhiz. cyperi)
4,5 g
Ding Jing Fang – Rezeptur die die Menses in Ordnung bringt
Dang Gui (rx. angelicae sinensis)
9g
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
9g
Shan Yao (rx. dioscorae oppositae)
12 g
Fu Ling (poria cocos)
9g
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
9g
Chai Hu (rx. bupleuri)
7g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
9g
Dang Shen (rx. codonopsis)
12 g
Ba Ji Tian (rx. morindae)
9g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
3g
Er Chen Tang – Zweifach behandeltes Dekokt
Ban Xia (rhiz. pinelliae)
15 g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
15 g
Fu Ling (poria cocos)
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
9g
4,5 g
Gui Pi Tang – Dekokt das die Milz wieder herstellt
Ren Shen (rx. ginseng)
3–6g
Huang Qi (rx. astragali)
9 – 12 g
Bai Zhu (rz. atractylodis)
9 – 12 g
Fu Ling (poriae cocos)
9 – 12 g
Suan Zao Ren (sem. zizyphi spinosa)
9 – 12 g
Long Yan Rou (arillus longan)
6–9g
62
Mu Xiang (rx. aucklandiae)
3–6g
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata)
3–6g
Dang Gui (rx. angelicae sinensis)
6–9g
Yuan Zhi (rx. polygalae)
3–6g
Sheng Jiang (rhiz. zingiberis)
5 Stück
Da Zao (fr. jujubae)
1 Stück
Gui Zhi Fu Ling Wan – Ramulus Cinnamomi Cassiae und Sclerotium
Poriae Cocos Pille
Gui Zhi (ramulus cinnamomi cassiae)
9 - 12 g
Fu Ling (poria cocos)
9 - 12 g
Chi Shao (rx. paeoniae rubra)
9 - 12 g
Mu Dan Pi (cx. moutan))
9 - 12 g
Tao Ren (sem. persicae)
9 - 12 g
Huo Jing Zhong Zi Fang – Rezeptur zum Beleben der Essenz und zum
Einpflanzen des Samens
Dang Gui (rx. angelicae sinensis)
9g
Chai Hu (rx. bupleuri)
7g
Dan Shen (rx. salviae)
9g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
9 - 12 g
Fu Ling (poria cocos)
9g
Bai Zhu (rz. atractylodis)
9g
Zhi Ke (fr. citri auranti)
7g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
5g
Jia Wei Er Chen Tang – Erweitertes zweifach behandeltes Dekokt
Ban Xia (rhiz. pinelliae)
8g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
8g
Fu Ling (poria cocos)
8g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
5g
Huang Qin (rx. scutellariae)
8g
Huang Lian (rhiz. coptidis)
5g
Bo He (hb. menthae)
5g
63
Jia Wei Xiao Yao San – erweitertes Pulver des ungebundenen Wanderers
Chai Hu (rx. bupleuri)
9g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
9g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
9g
Bai Zhu (rz. atractylodis)
9g
Fu Ling (poriae cocos)
9g
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata)
6g
Sheng Jiang (rhiz. zingiberis)
3g
Bo He (hb. menthae)
3g
Mu Dan Pi (cortex moutan)
9g
Zhi Zi (fr. gardeniae)
6g
Jin Gui Shen Qi Wan – Nieren Qi Pille aus dem Goldenen Kabinet
Sheng Di Huang (rx. rehmanniae)
24 g
Shan Zhu Yu (fr. corni)
12 g
Shan Yao (rx. dioscorae)
12 g
Fu Zi (rx. aconiti lateralis)
3g
Gui Zhi (ramulus cinnamomi cassiae)
3g
Ze Xie (rhiz. alismatis)
9g
Fu Ling (poria cocos)
9g
Mu Dan Pi (cx. moutan))
9g
Liu Wei Di Huang Wan - Sechs Bestandteile Pille mit Rx. Rehmanniae
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
24 g
Shan Zhu Yu (fr. corni)
12 g
Shan Yao (rx. dioscorae)
12 g
Fu Ling (poria cocos)
9g
Mu Dan Pi (cx. moutan))
9g
Ze Xie (rhiz. alismatis)
9g
64
Long Dan Xie Gan Tang – Dekokt das die Leber abfließen lässt
Long Dan Cao (rx. gentianae)
3–9g
Huang Qin (rx. scutellariae)
6 – 12 g
Zhi Zi (fr. gardeniae)
6 – 12 g
Mu Tong (caulis mutong)
3–6g
Che Qian Zi (sem. plantaginis)
9 – 15 g
Ze Xie (rhiz. alismatis)
6 – 12 g
Chai Hu (rx. bupleuri)
3–9g
Sheng Di Huang (rx. rehmanniae)
9 – 15 g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
6 – 12 g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
3–6g
Qi Gong Wan – Den Uterus öffnende Pille
Ban Xia (rhiz. pinelliae)
6g
Cang Zhu (rhiz. atractylodis)
6g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
3g
Fu Ling (poria cocos)
6g
Xiang Fu (rhiz. cyperi)
6g
Shen Qu (massa medica fermentata)
6g
Chuan Xiong (rhiz. chuanxiong)
4,5 g
Shao Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Blutstasen im unteren Abdomen
vertreibt
Xiao Hui Xiang (fr. foeniculi)
6g
Gan Jiang (rhiz. zingiberis)
4g
Rou Gui (cx. cinnamomi cassiae)
3g
Yan Hu Suo (rhiz. corydalis)
12 g
Mo Yao (myrrha)
12 g
Pu Huang (pollen typhae)
12 g
Wu Ling Zhi (faeces trogopterori)
9g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
18 g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
9g
Chi Shao (rx. paeoniae rubra)
12 g
65
Shi Xiao San – Plötzliches Lächeln Pulver
Wu Ling Zhi (faeces trogopterori)
10 g
Pu Huang (pollen typhae)
10 g
Si Miao Wan – Vier Wunder Pille
Huang Bai (cortex phellodendri)
12 g
Yi Yi Ren (sem. coicis)
12 g
Cang Zhu (rhiz. atractylodis)
6g
Niu Xi (rx. achyranthis)
6g
Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt
Shu Di Huang (rx. rehmanniae prep.)
9 – 21 g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
9 – 15 g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
9 – 12 g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
3–6g
Tao Hong Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt mit Semen Persicae und
Flos Carthami
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
6g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
6g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
6g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
3g
Tao Ren (sem. persicae)
6g
Hong Hua (flos carthami)
3g
Wu Zi Yan Zong Wan – Pille aus 5 Samen zum Entwickeln der Ahnen
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
6g
Wu Wei Zi (fr. schisandrae)
6g
Gou Qi Zi (fr. lycii)
6g
Fu Pen Zi (fr. rubi)
6g
Che Qian Zi (sem. plantaginis)
6g
66
Xiang Sha Liu Jun Zi Tang – 6 Gentlemen Dekokt mit Aucklandiae und
Amomi
Dang Shen (rx. codonopsis)
9g
Bai Zhu (rhiz. atractylodis)
6g
Fu Ling (poriae cocos)
6g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
2g
Ban Xia (rhiz. pinelliae)
3g
Chen Pi (pericarpium citri reticulatae)
2g
Sha Ren (fr. amomi)
2g
Mu Xiang (rx. aucklandiae)
2g
Xiao Yao San – Pulver des ungebundenen Wanderers
Chai Hu (rx. bupleuri)
9g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
9g
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
9g
Bai Zhu (rz. atractylodis)
9g
Fu Ling (poriae cocos)
9g
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata)
6g
Sheng Jiang (rhiz. zingiberis)
3g
Bo He (hb. menthae)
3g
Xue Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Stasen aus dem Haus des Blutes
vertreibt
Tao Ren (sem. persicae)
12 g
Hong Hua (flos carthami)
9g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
9g
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
4,5 g
Chi Shao (rx. paeoniae rubra)
6g
Niu Xi (rx. niuxi)
9g
Chai Hu (rx. bupleuri)
9g
Jie Geng (rx. platycodi)
4,5 g
Zhi Ke (fr. citri auranti)
6g
Sheng Di Huang (rx. rehmanniae)
9g
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
3g
67
Yang Tai Fang – Rezeptur zum Nähren des Fetus
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
Shan Zhu Yu (fr. corni)
Shan Yao (rx. dioscorae)
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
Mai Men Dong (rx. ophiopogonis)
Suan Zao Ren (sem. zizyphi)
Gan Cao (rx. glycyrrhizae)
die Autorin Lifang gibt zu dieser Rezeptur keine Mengenangaben an. Diese
sollten individuell erfolgen.
Yang Xue Tian Jing Fang
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
Chuan Xiong (rx. chuanxiong)
Bai Shao (rx. paeoniae alba)
E Jiao Zhu (gelatinum cornii asini praeparata)
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
He Shou Wu (rx. polygoni multiflori)
Gou Qi Zi (fr. lycii)
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
Shan Zhu Yu (fr. corni)
Fu Ling (poria cocos)
Chai Hu (rx. bupleuri)
zu dieser von Frau Yuning S. Wu genannten Rezeptur wurden keine
Mengenangaben gemacht. Diese sollten individuell erfolgen
You Gui Wan – Pille die die Rechte (Niere) wieder herstellt
Fu Zi (rx. aconiti lateralis)
6 – 18 g
Rou Gui (cx. cinnamomi cassiae)
6 – 12 g
Lu Jiao Jiao (colla cornu cervi)
12 g
Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata)
24 g
68
Shan Zhu Yu (fr. corni)
9g
Shan Yao (rx. dioscorae)
12 g
Gou Qi Zi (fr. lycii)
12 g
Tu Si Zi (sem. cuscutae)
12 g
Du Zhong (cx. eucommiae)
12 g
Dang Gui (rx. angelicae sin.)
9g
Zuo Gui Yin – Dekokt das die linke Niere wieder herstellt
Shu Di Huang (rx. rehmanniae prep.)
6 – 60 g
Shan Yao (rx. dioscorae)
6g
Gou Qi Zi (fr. lycii)
6g
Fu Ling (poria cocos)
6g
Shan Zhu Yu (fr. corni)
Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae prep.)
3–6g
3g
69