Wenn es nicht Klappen will … Kinderwunschbehandlung mit Chinesischer Medizin – eine sanfte und erfolgversprechende Methode der Fruchtbarkeitsbehandlung Diplomarbeit zum Abschluss der Ausbildung in Chinesischer Medizin am Centrum für Chinesische Medizin Nord der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (AGTCM) Nicole Weidner Das Glück ist ein Schmetterling. Jag ihm nach, und er entwischt dir. Setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder. Anthony de Mello, ind. Theologe, 1931 - 1987 Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen. Chinesische Weisheit 2 Inhalt Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................... 5 1. Einleitung........................................................................................................ 6 2. Kinder und Kinderlosigkeit heute und im alten China ..................................... 8 3. Infertilität und Westliche Medizin – Physiologie, Ursachen, ............................. Behandlungsmöglichkeiten............................................................................. 9 3.1 Physiologische Grundlagen der Fruchtbarkeit .......................................... 10 3.1.1 Der Menstruationszyklus unter dem Einfluss der Hormone ................. 10 3.1.2 Basaltemperatur und Zervixschleim als Messgrößen für eine ................. erfolgreiche Befruchtung...................................................................... 11 3.1.3 Nur der Beste kommt ans Ziel – die Spermien des Mannes ................ 12 3.2 Schulmedizinische Ursachen der Infertilität und deren Behandlung ......... 13 3.2.1 Gründe und Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit ..................... 14 3.2.2 Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann ermitteln und behandeln ............ 15 4. Die Sicht der Chinesischen Medizin zu Fruchtbarkeit und Empfängnis........ 17 4.1 Pathologie und Physiologie ...................................................................... 17 4.1.1 Yin und Yang ....................................................................................... 17 4.1.2 Die vitalen Substanzen des Lebens - Qi, Jing, Shen, Xue und Jin Ye . 18 4.1.3 Die Organsysteme und Leitbahnen...................................................... 21 4.1.4 Uterus-Gefäß und Uterus-Leitbahn...................................................... 24 4.1.5 Die Rolle der Außerordentlichen Gefäße (Qi Jing Ba Mai) für die............ Empfängnis .......................................................................................... 24 4.2 Der Menstruationszyklus und dessen Regulation ..................................... 27 4.2.1 Die Phasen des Menstruationszyklus in der Chinesischen Medizin..... 27 4.2.2 Therapieprinzipien zur Regulation des Menstruationszyklus ............... 29 4.3 Muster der Disharmonie – Diagnostik und Therapie nach Syndromen..... 30 4.3.1 Nieren-Jing (Essenz)-Mangel............................................................... 32 4.3.2 Nieren-Yin-Mangel ............................................................................... 35 4.3.3 Nieren-Yang-Mangel ............................................................................ 37 4.3.4 Qi- und Blut-Mangel ............................................................................. 39 4.3.5 Leber-Qi-Stagnation............................................................................. 41 4.3.6 Blut-Stase ............................................................................................ 44 3 4.3.7 Feuchtigkeit und Schleim ..................................................................... 46 4.3.8 Feuchte-Hitze....................................................................................... 48 4.3.9 Ergänzende Aspekte in der Therapie................................................... 50 5. Moderne Reproduktionsmedizin mit Chinesischer Medizin begleiten........... 51 5.1 Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin ...................................... 51 5.2 Chinesische Medizin in der komplementären Infertilitäts-Therapie........... 53 6. Schlußbetrachtung ....................................................................................... 55 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 57 Rezepturenverzeichnis alphabetisch................................................................ 60 4 Abkürzungsverzeichnis bzw. beziehungsweise cx. Cortex ev. eventuell fr. Fructus g Gramm hb. Herba lt. laut ME mittlerer Erwärmer ml Milliliter rhiz. Rhizoma rx. Radix s. siehe sin. sinensis UE unterer Erwärmer v.a. vor allem vgl. vergleiche z.B. zum Beispiel Abkürzungen der Akupunkturpunkte: Lu Lunge Di Dickdarm Ma Magen Mi Milz He Herz Dü Dünndarm Bl Blase Ni Niere Pe Perikard SJ San Jiao (Dreifacher-Erwärmer) Gb Gallenblase Le Leber Ren Ren Mai (Konzeptionsgefäß) Du Du Mai (Lenkergefäß) 5 1. Einleitung Ein Wunschkind zu bekommen ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, denn laut statistischen Erhebungen sind in Deutschland etwas 15 - 20 % aller Paare ungewollt kinderlos. Das sind etwa 6 Millionen unerfüllte Kinderwünsche. Die betroffenen Frauen und Männer leiden an Sterilität bzw. Infertilität.1 An dieser Stelle ist sicher eine Klärung der Begriffe Sterilität und Infertilität sinnvoll. Eine Sterilität liegt laut Definition der WHO (World Health Organisation) vor, wenn sich bei einem Paar seit mindestens zwei Jahren trotz normalem Spermiogramm des Mannes und eines normalen Sexuallebens keine Schwangerschaft einstellt. Bei der Frau spricht man von primärer Sterilität, wenn sie noch kein Kind geboren hat. Hat die Frau mindestens ein Kind ausgetragen und es kommt keine weitere Schwangerschaft zustande, handelt es sich um eine sekundäre Sterilität. Von Infertilität spricht man, wenn zwar eine Befruchtung stattfindet, das Kind jedoch nicht ausgetragen werden kann und es somit zu einer Fehlgeburt kommt.2 Oft handelt es sich jedoch nicht um eine dauerhafte und vollständige Unfruchtbarkeit, sondern um eine vorübergehende, mehr oder weniger schwere Fruchtbarkeitsstörung, welche behandelt werden kann. Durch die Forschungen des im Jahr 2010 gekürten Nobelpreisträgers Robert G. Edwards auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin haben viele Paare mit ungewolltem Kinderwunsch die Möglichkeit erhalten, doch ein Kind zu bekommen. Aber dennoch stellen die Behandlungsmöglichkeiten der wissenschaftlichen Medzin3 für die Paare häufig eine psychisch und körperlich sehr belastende Situation dar, da sich die Frauen und Männer oft medizinischer Eingriffe und hormoneller Substitution unterziehen müssen, die nicht selten Nebenwirkungen haben. Auch als zu technisch, unpersönlich und kostspielig werden die schulmedizinischen Behandlungsverfahren oft empfunden. 1 Vgl. Sütterlin/Hoßmann (2007), S. 12 u. S. 17; http://www.frauenaerzte-imnetz.de/de_ungewollt-kinderlos_75.html 2 Vgl. http://www.who.int/reproductivehealth/topics/infertility/definitions/en 3 Im Folgenden auch mit "Schulmedizin" benannt 6 Die Chinesische Medizin kann jedoch wirksame und sanfte Behandlungsstrategien bei Infertilität anbieten, welche zu einer signifikant erhöhten Erfolgsrate in der Kinderwunschbehandlung beitragen. Und obwohl die Chinesische Medizin schon seit Jahrtausenden erfolgreiche Behandlungsstrategien für männliche und weibliche Fruchtbarkeitsstörungen entwickelt hat und anwendet, erlangen diese erst seit jüngerer Zeit mehr Ansehen und Anwendung im Westen. Erst verschiedene an der westlichen Medizin orientierte Studien4 mit erfolgversprechenden und positiven Ergebnissen für die ausschließliche oder begleitende Behandlung mit Chinesischer Medizin, brachte den Durchbruch zu deren weitgehenden Akzeptanz. Diese Arbeit beginnt mit einem kurzen Überblick zum Umgang mit Kinderlosigkeit im Alten China und heute. Anschließend erfolgt die Darstellung der für die Reproduktion wichtigen physiologischen Grundlagen aus westlich medizinischer Sicht, mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit sowie schulmedizinische Behandlungsmöglichkeiten. Der weitere Verlauf der Arbeit, widmet sich schließlich der Chinesischen Medizin. Den körperlichen und geistigen Voraussetzungen ein Kind zeugen und bekommen zu können, der Diagnostik der häufigsten Störungen bzw. Muster der Disharmonie sowie den therapeutischen Möglichkeiten der Chinesischen Medizin. Die therapeutischen Maßnahmen beziehen sich im Wesentlichen auf die Behandlung mit Akupunktur, ergänzt durch einige Ideen zu chinesischen Kräuterrezepturen und weiteren sinnvollen Maßnahmen, wie z.B. Ernährung. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der integrativen Reproduktionsmedizin, also einer durch die Chinesischen Medizin parallel unterstützten künstlichen Befruchtung. Eine Zusammenfassung über die Möglichkeiten und Vorteile einer Behandlung des Kinderwunsches mithilfe chinesischer Medizin schließt diese Arbeit ab. 4 Diverse Studien zu Infertilität und TCM (Akupunktur und Kräutermedizin) sind in der vom US amerikanischen National Institute of Health (NIH) betriebenen wissenschaftlichen Datenbank "Pubmed" (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed) veröffentlicht. 7 2. Kinder und Kinderlosigkeit heute und im alten China Sich ein Kind zu wünschen kann heute verschiedene Gründe haben und der Wunsch ist verschieden stark ausgeprägt. Es spielen sowohl ganz individuelle, persönliche Gründe eine Rolle, wie zum Beispiel das eigene Selbstwertgefühl, ein tiefer innerer Wunsch nach einem Kind oder der Wunsch sich einer Familie zu widmen. Auch partnerschaftliche oder familiäre Gründe sind wesentlich, wie der Kinderwunsch des Partners, die Erwartungen der Familie oder die Liebe zum Partner, die sich in und durch ein Kind mit diesem vervollkommnen soll. Zusätzlich müssen gesellschaftliche Normen und Erwartungen genannt werden, wie der Erhalt der Gesellschaft und des Generationenvertrages. Persönliche individuelle Wünsche und Ziele werden jedoch heute vermutlich überwiegen. Es ist auch zu bedenken, dass das Durchschnittsalter der Erstgebärenden sich im Laufe der letzten Jahrzehnte deutlich erhöht hat. Aufgrund langer Ausbildungszeiten und beruflicher Entwicklungswünsche entsteht bei vielen Paaren ein Kinderwunsch oder der Wunsch nach einem weiteren Kind erst um das 35. 40. Lebensjahr, wenn die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit sich bereits verringert und die Gefahren für eine Fehlgeburt oder Missbildung des Kindes sich erhöht hat. Im alten China hatte die Fruchtbarkeit von Mann und Frau vor allem eine gesellschaftliche Dimension. So sicherte die Fähigkeit Nachkommen zu zeugen doch den Fortbestand einer Großfamilie oder Sippe, was auch unter Versorgungsaspekten eine wesentlich gewichtigere Bedeutung hatte als heutzutage. Was sich seit damals bis heute erhalten hat, ist der verstärkte Wunsch nach männlichen Nachkommen. Dies erklärt sich im Wesentlichen dadurch, dass bei Heirat der Kinder traditionellerweise die Schwiegertochter in die Familie des Mannes aufgenommen wird und die Eltern im Alter dann vom Sohn und der Schwiegertochter versorgt und gepflegt werden.5 Erfüllte sich der Wunsch insbesondere nach einem Sohn nicht, so wurde spirituell-geistige sowie medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Dies erfolgte durch Anbetung der Göttin Guanyin, welche vermöchte Glück und 5 Vgl. Hemm (2008), S. 21 f. 8 Kindersegen zu schenken. Die medizinische Betreuung erfolgte durch einen Chinesischen Arzt.6 In vielen Klassikern der Chinesischen Medizin finden sich Ausführungen zum Thema Fruchtbarkeit. So werden unter anderen im bereits 300 - 100 v. Chr. zusammengestellten Huang Di Nei Jing (Des Gelben Kaisers Klassiker der inneren Medizin), Voraussetzungen für die Zeugung von Nachkommen, die Funktion des Uterus sowie Ursachen weiblicher Sterilität und Behandlungsmöglichkeiten erwähnt. Auch der berühmte Arzt Sun Si Miao beendete 652 n. Chr. sein Werk Qian Jin Yao Feng (Rezepte die tausend Goldstücke wert sind), welches viele gynäkologische Themen, die Schwangerschaftsstadien, Unfruchtbarkeit sowohl von der Frau, als auch vom Mann sowie hunderte von Kräuterrezepturen beinhaltete.7 Diese und viele weitere klassische Texte bilden noch heute zusammen mit neueren Werken zur Gynäkologie und Männerheilkunde die Grundlage zur Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen mit der Chinesischen Medizin. 3. Infertilität und Westliche Medizin – Physiologie, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten Um ein Paar mit Kinderwunsch angemessen beraten und behandeln zu können, ist es ohne Zweifel notwendig, auch ein Verständnis für die schulmedizinische Sichtweise zu haben. Insbesondere dann, wenn die Chinesische Medizin komplementär zur westlichen Reproduktionsmedizin erfolgt. Die Erkenntnisse aus schulmedizinischen Voruntersuchungen können Anhaltspunkte für die Therapie bringen, wenn uns z.B. eine diagnostizierte Endometriose den Hinweis auf eine Blutstase gibt. Aus diesem Grund wird dieses Kapitel sich mit einigen, auch für die chinesische Medizin wichtigen Aspekten zur Physiologie, den Problemen und den Behandlungsmethoden innerhalb der schulmedizinischen Kinderwunschbehandlung beschäftigen. 6 7 Vgl. Jonas (2008), S. 13 ff. Vgl. König (2007), S. 6 ff.; Maciocia (2000), S. 3 f.; Jetelina/Thews (2007), S. 29 9 3.1 Physiologische Grundlagen der Fruchtbarkeit 3.1.1 Der Menstruationszyklus unter dem Einfluss der Hormone Ein „normaler“ und regelmäßiger Menstruationszyklus ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Befruchtung. Dies gilt in der Schulmedizin gleichermaßen wie in der Chinesischen Medizin, auch wenn die funktionellen Abläufe in anderer Weise beschrieben werden. Der Menstruationszyklus dauert normalerweise ca. 28 Tage, wobei eine Dauer zwischen 26 und 34 Tagen noch als normal anzusehen ist. Wichtig ist die Regelmäßigkeit des Zyklus, denn Unregelmäßigkeiten geben Hinweise auf eine Störung. Schulmedizinisch gesehen vollzieht sich der Menstruationszyklus unter Einwirkung von Hormonen in folgenden Phasen:8 • 1. – 5. Tag: Menstruation Ist es nicht zur Befruchtung einer Eizelle gekommen, fallen die Hormone Progesteron und Östrogen ab, das Endometrium wird nicht mehr genährt und blutet ab (Menstruation). Die Basaltemperatur ist hier niedrig. • 6. – 11. Tag: Follikelphase Das Follikel, in welchem sich die Eizelle befindet, wächst unter dem Einfluss des Hypophysenhormons FSH (Follikel-stimulierendes Hormon), der Östrogenspiegel steigt an und das Endometrium baut sich wieder auf. Die Zervixdrüsen werden zur Schleimproduktion angeregt. Die Basaltemperatur ist noch niedrig. • 11. – 17. Tag: Ovulationsphase (Eisprung) In der Zyklusmitte löst das ebenfalls in der Hypophyse gebildete Hormon LH (Luteinisierendes Hormon) etwa um den 14. Zyklustag den Eisprung aus und steuert danach die Gelbkörperbildung (Corpus Luteum) aus dem aufgesprungenen Follikel. Der Zervixschleim wird spinnbar. Hier sinkt die Basaltemperatur ev. kurzzeitig ab. • 18. – 28. Tag: Lutealphase (postovulatorische Phase) Die Phase nach dem Eisprung. Der Gelbkörper wächst und produziert Progesteron, das für den Aufbau des Endometriums und somit für die Einnistung einer befruchteten Eizelle wichtig ist. Die Basaltemperatur steigt an. Der Zervixschleim verdickt sich. 8 Zu den Phasen des weiblichen Zyklus vgl. Maciocia (2000), S. 11; Lyttleton (2008), S. 27 10 Eine Abbildung, mit einem Gesamtüberblick über die Phasen des Menstruationszyklus sowie den Veränderungen der Basaltemperatur und des Zervixschleims ergänzt durch die zyklischen Aspekte nach der chinesischen Medizin findet sich auf Seite 26. 3.1.2 Basaltemperatur und Zervixschleim als Messgrößen für eine erfolgreiche Befruchtung Anhand der Basaltemperaturmessung und der Beobachtung des Zervixschleims kann die Frau ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage erkennen.9 Die Basaltemperatur ist die morgendliche Körpertemperatur, die unmittelbar vor dem Aufstehen gemessen wird. Die Messung der Basaltemperatur dient dem Nachweis, dass bzw. ob ein Eisprung stattgefunden hat. Als Bedingung für das Stattfinden eines Eisprungs, gilt laut Weltgesundheitsorganisation, dass die Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 0,2° C höher war als an den sechs vorangegangenen Tagen ("3 über 6 Regel").10 Da die Temperatur unter dem Einfluss des Gelbkörperhormons erst nach dem Eisprung ansteigt, ist die Temperaturmessung für die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für den Geschlechtsverkehr nicht geeignet. Durch Aufzeichnen der Temperaturkurven über mehrere Zyklen können jedoch die fruchtbaren Tage recht gut eingegrenzt werden. Auch auf das allgemeine Temperaturniveau wird geachtet, die Ausgeglichenheit des Temperaturverlaufs, den Temperaturabfall vor der Menstruation, die Länge der Follikel- und Lutealphase, sowie das Zusammenpassen von Kurververlauf in der Follikelphase mit dem Zervixschleim.11 Der Zervixschleim ist ein flüssiges, zeitweise spinnbares, milchiges oder klares Sekret, welches reaktiv auf die Östrogenausschüttung der reifenden Eizellen 9 Eine Tabelle zur Eintragung der Temperaturkurve, der Befunde des Zervixschleims, aber auch von Menstruationsunregelmäßigkeiten oder den Tagen des Verkehrs ist zum Herunterladen als Excel-Datei unter www.wunschkinder.net erhältlich. Es kann auch ein sogenannter Babycomputer verwendet werden, welcher nach Temperatur- und eventuell Schleimmessungen eine Statistik über die fruchtbaren Tage erstellt. 10 Vgl. http://www.wunschkinder.net/theorie/natuerliche-familienplanung/basaltemperatur/ 11 Vgl. Bervoets (2010), S. 1430 11 vom Gebärmutterhals (Zervix) abgesondert wird. Der Zervixschleim umgibt und ernährt die Spermien bis zum Eisprung und lässt sie durch den Gebärmutterhals gleiten.12 Durch langjährige orale Empfängnisverhütung und bestimmte antiöstrogen wirkende Medikamente können sich Qualität und Menge des Zervixschleims negativ verändern. Dies passiert auch im natürlichen Ablauf nachlassender Fertilität mit dem Älterwerden. 3.1.3 Nur der Beste kommt ans Ziel – die Spermien des Mannes Ein gesunder Mann sollte lt. Lyttleton beim Geschlechtsverkehr wenigstens 40 Millionen Spermien in der Vagina der Frau absetzen, damit von einer normalen Fruchtbarkeit des Mannes und einer guten Wahrscheinlichkeit zur Befruchtung der Eizelle ausgegangen werden kann. Sie weist weiter darauf hin, dass die Spermienzahl und die Qualität der Spermien im Laufe der letzten Jahrzehnte rapide gesunken sind und somit die Parameter für ein "normales" Spermiogramm von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) immer wieder angepasst wurden, da sonst heutzutage vermutlich zu viele Spender für eine künstliche Befruchtung abgelehnt würden.13 Die aktuellen Normwerte der WHO für die Bestimmung der Fruchtbarkeit des Mannes aus seinem Ejakulat sind folgende:14 • Menge des Ejakulats: > 1,5 ml • pH-Wert: 7,2 – 8,0 • Spermienkonzentration: ca. 15 Millionen pro ml • Gesamtspermienzahl pro Ejakulat: ca. 39 Millionen pro Ejakulat • Motilität: > 40 % beweglich; ca. 32 % vorwärts beweglich • Morphologie: > 4 % normal geformte Spermien ohne Deformationen Gleich zu Beginn einer Kinderwunschbehandlung sollte daher ein Spermiogramm erstellt und die Qualität des Samens überprüft werden, bei dem die 12 Vgl. Bervoets (2010), S. 1430 Vgl. Lyttleton (2008), S. 273 ff. 14 Referenzwerte nach WHO von 2010 13 12 Spermienanzahl, deren Beweglichkeit sowie eine möglicherweise veränderte Morphologie untersucht werden. In der Regel wird das Ejakulat nach 4-5 tägiger Enthaltsamkeit untersucht. Auch eine Hormonuntersuchung kann sinnvoll sein. Folgende Befunde können sich aus dem Spermiogramm in Bezug auf die Samenzellen ergeben: • Azoospermie: es sind keine Spermien im Samenerguss nachzuweisen • Oligozoospermie: weniger als 20 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat • Polyzoospermie: mehr als 200 Millionen Spermien pro Milliliter Ejakulat • Teratozoospermie: weniger als 30 % der Spermien weisen eine normale Morphologie auf; es sind zu viele fehlgeformte Samenzellen vorhanden • Asthenozoospermie: weniger als 50 % der Samenfäden sind beweglich • Nekrozoospermie: keine Beweglichkeit der Spermien, tote Spermien Oft ergibt sich auch eine Kombination verschiedener Befunde, so z.B. bei der Oligo-Astheno-Terato-Zoospermie. Hierbei handelt es sich um eine zu geringe Anzahl von Spermien mit schlechter Beweglichkeit und zu vielen Fehlformen. 3.2 Schulmedizinische Ursachen der Infertilität und deren Behandlung Die Schulmedizin differenziert verschiedene Erkrankungen, aber insbesondere der primären Reproduktionsorgane oder hormonelle Störungen, die zur Unfruchtbarkeit bei Frau oder Mann führen. Meist ist hier eine hormonelle Behandlung oder ein operativer Eingriff angezeigt, um die Funktionsfähigkeit wieder herzustellen. Verschiedenen Erhebungen zu Folge, liegen die Ursachen der Kinderlosigkeit gleich verteilt zu je etwa 30 - 40 % bei Frau oder Mann und zu etwa 15 - 30 % bei Beiden. In etwa 15 % der Fälle bleiben die Gründe schulmedizinisch ungeklärt, d.h. es liegt eine idiopathische Unfruchtbarkeit zu Grunde.15 15 Vgl. Sütterlin/Hoßmann (2007), S. 13 13 3.2.1 Gründe und Behandlung der weiblichen Unfruchtbarkeit Meist sind hormonelle Ursachen nachzuweisen, gefolgt von organischen Störungen. Die wesentlichsten sind Eierstockzysten, Myome, Eileiterverschlüsse und Endometriose. Auch Verwachsungen oder Verletzungen des Endometriums nach operativen Eingriffen, erhebliches Über- oder Untergewicht sowie Stress und emotionale Belastungen können die Fruchtbarkeit einschränken. Oft sind jedoch auch keine Gründe nachzuweisen. • Hormonelle Störungen Sie werden verursacht durch eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) der Hirnanhangdrüse oder einer Funktionsstörung der Eierstöcke. Aber auch ein Diabetes mellitus ist hier zu nennen. Ein hormonelles Ungleichgewicht kann z.B. zu Zyklusstörungen, zu mangelnder Eizellreifung und einem Ausbleiben des Eisprungs oder einer Gelbkörperschwäche führen.16 Bei einem Überschuss von Androgenen kann sich ein sogenanntes PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom) entwickeln, bei dem die Follikel sich nicht zur reifen Eizelle weiterentwickeln und im Ovar ansammeln. Daher findet meist kein Eisprung statt und die Menstruation bleibt aus.17 • Zysten Der Begriff Zyste kommt aus dem griechischen und bedeutet „Blase“. Bei einer Eierstockzyste handelt es sich meist um einen hormonell bedingten, mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum. In der Lutealphase kann es sein, dass ein Follikel weiter wächst oder sich der Gelbkörper nicht zurückbildet und hieraus eine Zyste entsteht. Die meisten dieser funktionellen Zysten sind harmlos, bedürfen keiner weiteren Behandlung und bilden sich von selbst zurück.18 • Myome Es handelt sich hierbei um ein gutartiges Muskelgeschwulst in der Gebärmutter. Liegt das Myom oder die Myome ungünstig in der Gebärmutter, kann es zu Einnistungsproblemen der befruchteten Eizelle kommen. Myome können zudem Probleme, wie Hypermenorrhoe (verstärkte Menstruationsblutung) oder Metrorrhagie (verlängerte Menstruationsblutung) machen. 16 Vgl. Biermann/Raben (2004), S. 59 Vgl. Peineke (2008), S. 281 18 Vgl. http://www.medizin-netz.de/medizin/frau/zysten-der-eierstoecke/ 17 14 • Eileiterverschluss Bei einem Eileiterverschluss kann es zu keiner Befruchtung kommen, es sei denn, der Eileiter einer Körperseite ist frei. Nach aufsteigenden Infektionen aus der Vagina oder der Gebärmutter kann es zu Verwachsungen oder Vernarbungen kommen. Je nach Schweregrad ist es möglich, die Eileiter operativ wieder zu öffnen. Danach besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft. Eine Alternative ist die IVF (Invitrofertilisation). • Endometriose Bei dieser Erkrankung siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an. Es kann auch der Bauchraum und die Eileiter befallen sein und in Folge dessen verkleben oder zu Verwachsungen führen. Auch die Bildung von blutgefüllten Zysten an den Eierstöcken (Schokoladenzysten) ist möglich. Behandelt wird in der Schulmedizin im Wesentlichen durch operative Eingriffe, in denen etwa Endometrioseherde, Zysten oder Eileiterverklebungen entfernt werden oder medikamentös, wenn ein gestörtes hormonelles Gleichgewicht wieder ausgeglichen werden soll. Seit einigen Jahren bildet nun auch die künstliche Befruchtung, meist begleitet von hormoneller Stimulation, einen Schwerpunkt in der schulmedizinischen Therapie. Da etwa das PCO-Syndrom oft mit Adipositas (Fettleibigkeit) in Verbindung steht oder ein Diabetes mellitus positiv beeinflusst werden soll, werden z.B. auch Ernährungsumstellungen und Gewichtsreduktion angestrebt. 3.2.2 Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann ermitteln und behandeln Der Sterilität des Mannes liegt oft eine unzureichende Spermienqualität, aber auch andere Störungen und Erkrankungen zugrunde. Weitere mögliche Ursachen sollten genau eruiert werden, um sie gegebenenfalls abstellen oder verbessern zu können. 15 In Frage kommen zum Beispiel:19 • Frühere Infektionskrankheiten (Mumps, Masern, Geschlechtskrankheiten), die zu Fehlfunktion der Hoden führen können • Chronische Erkrankungen und hormonelle Störungen (Störung der Testosteronbildung und Spermienreifung, Diabetes mellitus) • Andere funktionelle Erkrankungen der Geschlechtsorgane (Varikozele, Verschluss der Samenleiter, Hodenhochstand) • Spermienantikörper (infolge einer Autoimmunreaktion) • Erektile Dysfunktion (Impotenz) • Andere Faktoren, wie Stress und psychisch-emotionale Belastungen, Leistungssport, Ernährungsfehler, Alkohol- und Nikotinabusus, Medikamente, Lebensalter, Umweltgifte etc. Was den zuletzt genannten Punkt betrifft, handelt es sich um eine Möglichkeit, die es dem Patienten erlaubt, selbst etwas für sich und seine Gesundheit zu tun und somit seine Fruchtbarkeit positiv zu beeinflussen. Eine Veränderung in der Lebensweise mit Nikotin- und Alkoholabstinenz kann lt. Lyttleton die Qualität des Spermas enorm verbessern.20 Die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten sind mikrochirurgische und anderer Operationsverfahren, spezielle Hormontherapien, die Gabe entzündungshemmender Medikamente und die Behandlung einer bestehenden Grunderkrankung. Kann dennoch männlicherseits keine Befruchtung erfolgen, weil sich funktionelle Störungen oder die Samenqualität durch operative Eingriffe oder Medikamentengabe nicht verbessern lassen, dann kommt eine künstliche Befruchtung in Frage. Die Spermien werden dazu durch Masturbation oder durch eine Punktion des Hodens bzw. des Nebenhodens gewonnen.21 19 Vgl. Lyttleton (2008), S. 275 ff.; Jetelina/Thews (2007), S. 70 f.; Sütterlin/Hoßmann (2007), S. 13 20 Vgl. Lyttleton (2008), S. 276 21 Vgl. http://www.urologenportal.de/infertilitt.html 16 Auch der Aspekt der erektilen Dysfunktion (Impotenz) spielt eine wichtige Rolle, die sich sowohl in einer Unfähigkeit zur Erektion, als auch darin, dass diese nicht lang genug aufrecht erhalten werden kann, äußert. Somit kann keine Befruchtung stattfinden. Die Gründe hierfür können nach westlicher Medizin sowohl körperlicher (z.B. nervale oder gefäßbedingte Störungen), hormoneller (z.B. verminderter Testosteronspiegel) oder psychischer Natur sein. Irgendwann wird jedoch zwangsläufig auch aus den beiden erstgenannten Gründen eine psychische Belastung entstehen, so dass auch hier über eine Veränderung der Lebensweise oder eine psychologiche Begleitung nachzudenken wäre.22 4. Die Sicht der Chinesischen Medizin zu Fruchtbarkeit und Empfängnis Empfängnis findet statt, wenn sich die weiße reproduktive Essenz (Jing) des Mannes mit der roten reproduktiven Essenz (Jing) der Frau vereinigt. Diese formen den Embryo bzw. den Fetus, der im Uterus (Bao Gong), auch Palast des Kindes (Zi Gong) genannt, wächst und Gestalt annimmt. Damit ein neues Leben in der Gebärmutter einnisten und heranwachsen kann, muss genügend Essenz (Jing) der Nieren, Qi, Blut (Xue) und Körperflüssigkeiten (Jin Ye) zur Verfügung stehen. Jing, Qi und Xue müssen frei im Uterus fließen können.23 Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die Substanzen, Leitbahnen, Gefäße und Organsysteme geben, die nach der Chinesischen Medizin die Grundlagen unseres Lebens bilden, mit besonderem Bezug zur Reproduktion. 4.1 Pathologie und Physiologie 4.1.1 Yin und Yang Yin und Yang stehen für einen Dualismus der sich aus der chinesischen Philosophie begründet. Yin und Yang zeigen sich in allen Erscheinungen des Lebens und der Welt. Sie sind nicht voneinander getrennt zu betrachten, 22 Vgl. "http://www.wunschkinder.net/theorie/ursachen-der-unfruchtbarkeit/maennlicheursachen/erektile-dysfunktion/" 23 Vgl. Flaws (1993), S. V. 17 sondern sie sind untrennbar miteinander verbunden, beeinflussen sich und bringen sich gegenseitig hervor. In der chinesischen Medizin sind manche Körperteile, Funktionskreise und Leitbahnen mehr Yin, andere haben mehr Yang-Charakter. Das Yin steht für das Substanzielle, das Kühle und die Körperflüssigkeiten. Yin hat Einfluss auf die Follikelreifung und das –wachstum, die Funktion der Zervixdrüsen, den Zervixschleim, die Sekretion in den Eileitern, die Produktion der Spermien und die Samenmenge. Im Zyklus der Frau ist die erste Zyklushälfte (Follikelphase) die Yin-Phase des Zyklus. Das Yang gibt Wärme, zeigt sich in Aktivität und Dynamik. Yang erwärmt den Uterus, ist beim Eisprung aktiv, zerstreut Obstruktionen in den Eileitern während der Ovulation und zeigt sich in der schnellen Beweglichkeit der Spermien. In Bezug auf den Menstruationszyklus ist die zweite Zyklushälfte (Lutealphase) die Yang-Phase des Zyklus.24 4.1.2 Die vitalen Substanzen des Lebens - Qi, Jing, Shen, Xue und Jin Ye In der Chinesischen Philosophie steht der Mensch zwischen Himmel (feinstoffliche Ebene) und Erde (materiellste Ebene/Substanz). Im menschlichen Körper spiegelt sich dies wie in der folgenden Abbildung wieder: SHEN QI JING = Geist, feinstofflich, im Blut gespeichert, Sitz im Herzen (Himmel), Yang = Lebensenergie, Verbindung zwischen Yin und Yang, bewegendes Prinzip (Mensch) = Essenz, konzentrierte Kostbarkeit, materielle Essenz des Körpers, Yin (Erde) Jing - die Essenz "Der Begriff Jing wird sowohl mit Samen, als auch mit Essenz übersetzt. Früheren Theoretikern ging es vor allem um die Kultivierung und Erhaltung der sexuellen Potenz. Als einer der 3 grundlegenden Schätze des Körpers - Jing, Qi 24 Lyttleton (2008), S. 17 und S. 19 18 und Shen - wird es aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und in Zusammenhang mit vielen medizinischen Themen betrachtet. Fast immer bezieht es sich auf das System der Fortpflanzung, der genetischen Veranlagung, der sexuellen Vitalität und Langlebigkeit. Im Konzept Jing verkörpern sich sozusagen die lebenspendenden Prozesse der Natur. Es kann als Saft des Lebens oder als die letzte Essenz verstanden werden, die all jene Ingredienzien enthält, die notwendig sind, um ein neues Leben hervorzubringen, das gewisse Eigenschaften mit seinem Ursprung gemein hat."25 Jing ist kostbar. Es wird in den Nieren gespeichert. Es ist materielle Basis aller Lebensvorgänge, hat Einfluß auf die Lebenszyklen von Mann und Frau, ist wesentlich für Fortpflanzung, Wachstum und Entwicklung. Jing ist notwendig, um ein Kind bekommen und austragen zu können. Ist nicht genügend Jing vorhanden, kann es zu Fehlentwicklungen im Mutterleib kommen. Eizelle, Sperma und auch Muttermilch sind pure Essenz, entsprechend also auch die materielle Basis für Reifung und Bildung der Eizellen/Follikel und der Spermien. Die genetische Information ist ein Teil der Essenz. Das Schwinden von Essenz zeigt sich auch in der materiellen Gestalt eines Menschen, in seinem Äußeren. Es gibt zwei Quellen von Jing: Die vorhimmlische Essenz, die wir von den Eltern mitbekommen haben und die nachhimmlische Essenz, welche wir aus der Nahrung und der Atemluft bilden. Jing wird über die Art und Weise der Lebensführung bestimmt. Hierdurch wird mehr oder weniger Jing verbraucht bzw. ergänzt. Jing wird z.B. durch die Menstruation, Schwangerschaften, zu viele Samenergüsse und eine zehrende Lebensweise verbraucht. Ältere Eltern geben ihrem Kind weniger Essenz mit als jüngere Eltern, da es schon mehr verbraucht ist. Die Nieren-Essenz (Jing) kontrolliert die Reife und Entwicklung des Menschen in 7-Jahreszyklen bei der Frau und in 8-Jahreszyklen beim Mann. Mit 2x7 (14) Jahren beginnt die Geschlechtsreife mit Eintritt der ersten Regelblutung, das "himmliche Wasser" (Tian Gui) beginnt zu fließen, eine Schwangerschaft kann eintreten. Mit 5x7 (35) Jahren beginnt Jing weniger zu werden. Mit 7x7 (49) 25 Siehe Huan/Rose (2001), S. 229 f. 19 Jahren hört die Blutung auf, das Blut soll jetzt dem Herzen zur Verfügung stehen.26 Der Mann ist nach 2x8 Jahren, also mit 16 Jahren geschlechtsreif und hat Samen im Überfluss, mit dem er Kinder zeugen kann. Der Samen ist die Essenz des Mannes.27 Die Nierenessenz Jing hat sowohl einen Yin als auch einen Yang-Aspekt und sie ist auch immer ein Teil von Nieren-Yin und Nieren-Yang. Der nährende Yin Aspekt materialisiert sich als Wasser, Essenz und Blut. Der Yang Aspekt zeigt sich als das aktivierende Minister-Feuer (auch Feuer des Tors der Vitalität).28 Qi Qi ist die Quelle aller körperlichen und geistigen Bewegungen, aller dynamischen Prozesse im Körper. Qi transportiert, transformiert, kontrolliert, schützt, wärmt, hat haltende Funktion und bewegt das Blut. Im Gegensatz zu Blut, das eine Yin-Substanz ist, ist Qi mehr Yang. Die Leberenergie sorgt für einen harmonischen Qi-Fluß. Das Qi hat innerhalb der verschiedenen Organfunktionskreise des Körpers verschiedene Aufgaben. In diesen Funktionen kann es aufsteigen, absteigen, kommen (nach innen) und gehen (nach außen). Qi kann auf drei Arten in Disharmonie geraten. Es kann in Mangel geraten, stagnieren oder rebellieren. Qi bewegt das Blut während der Menstruation, es trägt Verantwortung für die Ovulation und die Eibewegung durch die Eileiter zum Uterus. Beim Mann spielt es eine wichtige Rolle bei der Erektion und der Bewegung der Spermien. Shen – der Geist Der Shen hat seinen Sitz im Herzen. Er ist im Herzen verankert und von Geburt an mitgegeben – der Shen dringt während der Empfängnis in das Wesen ein ("himmlischer Funke"). Shen ist das geistige Prinzip, das Bewusstsein bzw. die Bewusstheit unserer selbst und zeigt sich im Glanz und der Klarheit der Augen 26 Vgl. Focks (2010), S. 1360 und Unterrichtsmitschrift bei Irmhild Kaiser (2007) Vgl. Lorenzen/Noll (2007), S. 77 28 Vgl. Maciocia (2000), S. 682 27 20 Shen-Störungen zeigen sich etwa in übermäßigen Phantasien und Tagträumereien oder in Verwirrtheit bis hin zu Geistesstörungen. Xue – das Blut und Tian Gui – das himmlische Wasser Blut (xue) ist die Mutter von Qi, wird aber vom Qi bewegt. Es ist materiell und befeuchtend und bildet die materielle Grundlage für den Geist Shen. Es ist im Gegensatz zu Qi Yin. Das Blut spielt für die Schwangerschaft eine Rolle in Bezug auf die Dicke des Endometriums und die Ernährung des Fetus.29 Das himmlisches Wasser (Tian Gui) wird von der Nieren-Energie im Alter von 14 Jahren hervorgebracht, wie bereits oben genannt. Maciocia fasst noch einmal zusammen, dass das Menstruationsblut (Jing Shui) eine Form von himmlichem Gui ist, betont jedoch, dass das himmlische Gui auch der Ursprung für das Sperma des Mannes ist. Das Nieren-Wasser bzw. Nieren-Yin ist die Basis des Menstruationsblutes.30 Jin Ye – die Körperflüssigkeiten In Bezug auf die Fruchtbarkeit möchte ich hier noch einmal auf den Zervixschleim zurückkommen, welcher der materiellen Basis der Nieren –Essenz und den dichteren Je-Flüssigkeiten des Nieren-Yin zugeordnet wird. Die Transformation des Schleims als Vorbereitung vor dem Eisprung, um die Spermien durch den Gebärmutterhals zu geleiten, erfolgt durch das Nieren-Yang.31 4.1.3 Die Organsysteme und Leitbahnen Für die Reproduktion besonders wichtige Organsysteme sind Niere, Leber, Milz, Lunge, Herz und Magen sowie der als außerordentliches Organ bezeichnete Uterus. Die Niere (Shen) gilt als Wurzel des Lebens – der angeborenen Essenz - da sie die Essenz (Jing) speichert, die sowohl einen vorgeburtlichen als auch einen nachgeburtlichen Anteil hat. Wie bereits oben erwähnt, werden durch sie die 29 Vgl. Focks (2010), S. 1360 vgl. Maciocia (2000), S. 13 f. 31 Vgl. Bervoets (2010), S. 1430 30 21 Lebenszyklen, die Sexualität und die Reproduktion beeinflusst. So kann gesagt werden, dass alles, was mit Fruchtbarkeit zu tun hat, auch mit den Nieren zu tun hat. Bei Menstruationsproblemen sind meist Nieren und Leber betroffen. Die Niere reguliert auch das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und ist die Wurzel von Yin und Yang. Ein entsprechender Mangel der Niere wirkt sich somit direkt auch auf andere Organe aus. Ein Yin-Mangel der Niere zieht z.B. einen Yin-Mangel der Leber nach sich und schwächt deren Möglichkeit, genügend Blut zu speichern. Angst und Unsicherheit – lässt das Qi absteigen und schwächt die Nierenenergie. Auch Schreckhaftigkeit und Schock zerstreut das Qi und beeinträchtigt Niere aber auch das Herz. Als Mingmen (Ministerfeuer) wird der Yang-Aspekt der Niere bezeichnet. Es ist die Wurzel des Yuan-Qi und die Wurzel des Feuers aller inneren Organe. Es wärmt den Unteren Erwärmer sowie den Uterus und hält die Sexualfunktionen und die Libido aufrecht. Die Samenflüssigkeit des Mannes ist wie erwähnt Essenz (Jing) und Skrotum und Testes, die der Niere zugeordnet werden, gelten als „Palast der Essenz“. Die Niere aber kontrolliert das Samentor und somit die Abgabe der Samenflüssigkeit.32 Die Milz (Pi), zusammen mit dem Magen‚ sind Basis für die Bildung von Qi und Blut und der nachgeburtlichen Essenz (Jing). Sie nähren bzw. schonen somit auch die vorgeburtliche Essenz (Jing). Eine weitere Aufgabe der Milz ist, das Blut in den Gefäßen und die Organe (auch den Uterus) an seinem Platz zu halten. Sie sorgt somit auch für das „Festhalten“ des Uterus und des Fetus darin. Mit dem Uterus ist die Milz über den Dai Mai verbunden. Viel Grübeln und sich Sorgen verknotet das Qi und beeinträchtigt die Milz. Die Leitbahn der Leber (Gan) umkreist die Genitale und wird bei Problemen in diesem Bereich oft benutzt. Die Leber speichert das Blut und stellt es dem 32 Vgl. Focks/Hillenbrand (2006), S. 1194 22 Chong Mai und dieser dem Uterus zur Menstruation zur Verfügung. Bei einer Blut- bzw. Leber-Blut-Leere werden die Blutungen vermindert oder nicht stattfinden. Die Leber ist auch für den harmonischen Fluss des Qi verantwortlich und das Qi bewegt wiederum das Blut (Xue), was für eine regelmäßige Menstruation wichtig ist. Die Emotionen Wut und Zorn lassen das Qi stagnieren und aufsteigen, sie beeinträchtigen dadurch die Leber. Eine Leber-Qi-Stagnation kann zum Beispiel zu einem unregelmäßigen Regelblutung, Dysmenorrhoe, prämenstruellen Spannungen und im Weiteren zu einer Blutstase führen.33 Beim Mann unterstützt die Leber die Spermienbildung.34 Das Herz ( Xin) ist die Heimat des Geistes (Shen), es kontrolliert die Gefäße und die Zirkulation des Blutes (Xue). Das Herz ist über das Uterus-Gefäß (Bao Mai) mit dem Uterus verbunden. Das Herz ist an der Freisetzung der Eizelle während des Eisprungs und des Menstruationsblutes beteiligt.35 Emotionale Ereignisse, wie außergewöhnlicher Stress oder Schock können ein Ausbleiben der Menstruationsblutung hervorrufen. Auch übermäßige Freude kann den QiFluss und das Herz beeinträchtigen. Die Lunge (Fei) hat insofern Einfluss auf die Reproduktion, da sie das Qi regiert, die Leber kontrolliert und sie bei der Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Zyklus unterstützt. Durch die Aufnahme reiner Essenzen aus der Atemluft unterstützt sie die Bildung von postnatalem Qi und Jing. Das LungenQi wird durch Trauer, Traurigkeit und Sorgen geschwächt. Der Magen (Wei) ist zusammen mit der Milz die Quelle für die Bildung von Qi, Blut und der Flüssigkeiten. Über den Chong Mai ist er mit dem Uterus verbunden. Der Uterus (Bao Gong) oder auch "Palast des Kindes" wird als außerordentliches Fu (Extra-Fu) bezeichnet, da er neben seinen Charakteristiken des Hohlorgans (Fu), wie z.B. Ausscheidung von Menstruationsblut oder des Fötus 33 Vgl. Focks (2010), S. 1362 Vgl. Focks/Hillenbarand (2006), S. 1194 35 Vgl. Bervoets (2010), S. 1428 34 23 bei der Geburt, auch wesentliche Speicherfunktionen eines Speicher-Organs (Zang) wahrnimmt. Hierzu gehören die Speicherung von Jing, von Menstruationsblut und des Fetus bis zur Geburt. Ovarien, Tuben und Zervix werden dem Uterus zugeordnet. Für die speichernden und haltenden Funktionen ist er besonders auf die Nieren angewiesen, mit welchen er über das Bao Luo Gefäß verbunden ist und welche ihm Nieren-Essenz zur Verfügung stellen. Auch die außerordentlichen Gefäße Ren Mai und Du Mai, die den Nieren entstammen, fließen durch die Gebärmutter und versorgen sie mit Qi, Jing und Blut. Der Sitz des Uterus wird auch als das untere Dan Tian (das untere Energiefeld) bezeichnet. Beim Mann ist dies der "Raum des Sperma".36 4.1.4 Uterus-Gefäß und Uterus-Leitbahn Das Uterus-Gefäß Bao Mai verbindet den Uterus mit dem Herzen (Feuer) und die Uterus-Leitbahn Bao Luo verbindet den Uterus wie erwähnt mit der Niere (Wasser), wodurch eine Feuer-Wasser-Achse hergestellt wird. Bao Mai und Bao Luo stellen eine geregelte Durchblutung des Uterus sicher. Der Bao Luo wird von der Niere mit Essenz versorgt. Der Bao Mai bringt Herz-Blut und -Qi zum Uterus und ist auch während der Ovulation aktiv. Blockaden, die z.B. durch eine emotionale Verletzung des Herzens hervorgerufen werden, können zu Störungen der Menstruation führen. Bleibt die Menstruationsblutung aus, kann dies an einer Blockade dieses Gefäßes liegen.37 4.1.5 Die Rolle der Außerordentlichen Gefäße (Qi Jing Ba Mai) für die Empfängnis Die Chinesische Medizin unterscheidet acht Außerordentliche Gefäße (Qi Jing Ba Mai), welche Qi und Jing (Essenz) im Körper zirkulieren. Für die Empfängnis, wie auch für die Menstruation spielen vor allen Dingen das Durchdringungsgefäß (Chong Mai), das Konzeptionsgefäß (Ren Mai), das Lenkergefäß (Du Mai) sowie das Gürtelgefäß (Dai Mai) eine wesentliche Rolle, welche alle vier aus dem Areal zwischen den Nieren entspringen. Auch das Yin-Fersengefäß (Yin Qiao Mai) und das Yin-Verbindungsgefäß (Yin Wei Mai) sind für die The- 36 37 Vgl. Maciocia (2000), S. 10 f. Vgl. König (2007), S. 16, Focks (2010), S. 1360 24 matik der Fruchtbarkeit wichtig. Das Yang-Fersengefäß (Yang Qiao Mai) und das Yang-Verbindungsgefäß (Yang Wei Mai) spielen hier eine eher untergeordnete Rolle und werden daher nicht vorgestellt. Charakteristiken der einzelnen Gefäße:38 • Konzeptionsgefäß bzw. Empfängnisgefäß (Ren Mai) – „See des Yin“ Versorgt den Uterus mit Jing und Qi und steht in Verbindung zu allen inneren und äußeren Geschlechtsorganen. Störungen der Genitalorgane betreffen auch den Ren Mai. Da gerade die Versorgung des Körpers mit Yin, Blut und Essenz Jing für die Reproduktion eine wichtige Rolle spielen, wird der Ren Mai bei Unfruchtbarkeit eingesetzt. • Durchdringungsgefäß (Chong Mai) – „See des Blutes und der 12 Leitbahnen“ Generell bei Mann und Frau bei Disharmonie des Blutes und Blut-Stase wichtig; versorgt den Uterus mit Blut, das durch die Leber zur Verfügung gestellt wird. Er ist die Verbindung des Uterus mit dem Magen. Durch seine Verbindung mit Magen und Nieren vereinigt er prä- und postnatales Qi. Vor der Menstruation sammelt sich das Blut im Chong Mai, was zu kurzfristigem Blut-Mangel und QiStagnation mit den Symptomen Reizbarkeit und Dünnhäutigkeit bzw. Melancholie (denn im Blut ist auch das Selbstgefühl gespeichert) führen kann. Er nährt den Uterus während der Schwangerschaft. • Lenkergefäß (Du Mai) – „See des Yang“ Schützt das Yang und die Essenz, stabilisiert das Äußere und wärmt über die Verteilung des Mingmen-Feuers die Leitbahnen und den Uterus. Ein Mangel an Yang-Wärme kann bei Frauen zu Unfruchtbarkeit durch Kälte im Uterus und bei Männern zu Impotenz, unfreiwilligem zu frühem Samenverlust oder zu Sterilität durch immotile Spermien kommen. • Gürtelgefäß (Dai Mai) – Verbindung des Uterus mit der Milz. Umschließt Niere, Leber, Milz, andere Gefäße und Leitbahnen wie ein Gürtel und hat wichtige Haltefunktionen, wodurch Absenkungen (z.B. Descensus uterus, Samenverlust) entgegengewirkt werden kann. Entfernt auch Feuchtigkeit im Genitalbereich (Fluor vaginalis). 38 Vgl. Maciocia (2000), S. 46 ff., Kirschbaum (2000) 25 • Yin-Fersengefäß (Yin Qiao Mai) Bei Fülle-Zuständen, welche die Fortpflanzung behindern, wie z.B. Myome oder Zysten. Auch bei Verwachsungen nach gynäkologischen Operationen nützlich. • Yin-Verbindungsgefäß (Yin Wei Mai) Verwendung zum Nähren von Blut und zur Beruhigung des Geistes. Bei Zyklusstörungen in Verbindung mit Depression oder Ängstlichkeit. Kann auch nach Fehlgeburt in Betracht kommen. Der Chong Mai und der Ren Mai versorgen zusammen den Uterus und auch "den Raum des Spermas“ mit Qi, Jing und Blut. Die beiden Gefäße sind dabei von der Nierenenergie abhängig, so dass bei einem Nieren-Essenz-Mangel die Menstruation vorzeitig versiegen kann, da die Versorgung der Körpers mit Blut dann sinnvollerweise erste Priorität hat. Bei Blockaden im Ren Mai oder Chong Mai können diese Gefäße ihre Regulationsfunktion in Bezug auf Menstruation und Fruchtbarkeit nicht mehr erfüllen und es kann zu Menstruationsunregelmäßigkeiten und zu Unfruchtbarkeit kommen. Die folgende Abbildung zeigt noch einmal sehr schön die für den Entwicklungsund Reproduktions-Zyklus der Frau wichtigen Beziehungen zwischen den Substanzen des Körpers, den Yin-Organen, den Äußerordentlichen Gefäßen und dem Uterus. 26 Abb. 1: aus Maciocia (2000) S. 25: Wechselbeziehungen zwischen inneren Organen, Substanzen des Lebens, Uterus und Außerordentlichen Gefäßen 4.2 Der Menstruationszyklus und dessen Regulation 4.2.1 Die Phasen des Menstruationszyklus in der Chinesischen Medizin Diese vollziehen sich nach folgendem physiologischen Ablauf:39 • Menstruationsphase: ca. 5 ( - 7) Tage Blut-Stadium der Menstuation. Mit dem Einsetzen der Menstruation erfolgt die Transformation von Yang nach Yin; In dieser Phase bewegt sich das Blut, was durch das freie Fließen des Leber-Qi und des Leber-Blutes gewährleistet wird, unter Unterstützung des Ren Mai und des Chong Mai. • Postmenstruelle Phase: etwa 7 Tage Yin-Phase des Zyklus, Blut und Yin, Ren Mai und Chong Mai sind in relativer Leere 39 vgl. Maciocia (2000), S. 11 f., Bervoets (2010), S. 1367 27 • Zyklusmitte/Eisprung: etwa 7 Tage Der Eisprung stellt den Übergang von Yin nach Yang dar. Blut und Yin steigen im Ren Mai und Chong Mai bis zum 14. Tag wieder an; das Yang wächst wieder an und bewegt das Yin; Yin, Blut und Qi bewegen sich Richtung Uterus • Prämenstruelle Phase: etwa 7 Tage Yang-Phase des Zyklus; Qi und Blut haben ihr Maximum erreicht Ren Mai und Chong Mai sind gefüllt, das Leber Qi bewegt sich und muss in dieser Phase frei fließen, um das Blut zu bewegen, Yang steigt weiter an und erwärmt den Uterus Die Abbildung zeigt die einzelnen Phasen des Menstuationszyklus noch einmal aus westlicher und chinesisch medizinischer Sicht im Überblick: Abb. 2: aus Bervoets (2010), S. 1366: Zyklus mit Basaltemperaturkurve (BTK) aus Sicht der Chinesischen Medizin 28 4.2.2 Therapieprinzipien zur Regulation des Menstruationszyklus Grundsätzlich ist zu beachten, dass bei der Infertilitätsbehandlung vorrangig der Menstruationszyklus reguliert, energetische und substanzielle Ungleichgewichte behoben und die Ovulation gefördert werden sollte, bevor eine Schwangerschaft angestrebt wird. In einem harmonischen regelgerechten Menstruationszyklus hat die Frau keine prämenstruellen Beschwerden (PMS), keine Zwischen- oder Schmierblutungen, eine Menstruationsblutung alle 28 – 32 Tage, die 3-4 Tage lang ist, keine Blutklümpchen (Koagel) und keine Beschwerden während der Menstruation. Mit Temperaturkontrollen kann die Harmonie der Zyklusphasen zusätzlich überprüft werden. Die Diagnostik des weiblichen Zyklus schließt folgende Aspekte ein: • Zykluslänge: zu kurz, zu lang, unregelmäßig, Amenorrhoe, Zwischenblutungen • Blutungsdauer: zu lang, zu kurz, stockend • Stärke der Blutung: zu stark, zu schwach • Farbe und Konsistenz des Blutes: sehr dunkelrot, hell, Koagel, Schleim- bzw. Schleimhaut • aktuelle gynäkologische Befunde: Myome, Ovarialzysten, Endometriose, Polypen, Entzündungen, Jucken, Hautveränderungen im Genitalbereich • operative oder hormonelle Einflüsse: langjährige Pilleneinnahme, Geburten, Fehlgeburten, Abrasio, Kaiserschnitt, vorangegangene IVF-/ICSI-Zyklen • Absonderungen: Ausfluss, Menge und Qualität des Zervixschleims • zyklusabhängiges Befinden: PMS, Dysmenorrhoe, Kälte-/Hitzezeichen • Laborbefunde: Schilddrüsenfunktion, Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO), Hormonstatus Die Regulation des Menstuationszyklus ist eines der wesentlichen Therapieund Grundkonzepte der Gynäkologie und erst recht in der Behandlung der Unfruchtbarkeit. Daher sollen an dieser Stelle die allgemeinen Therapieprinzipien im Verlauf des Menstruationszyklus genannt werden. In der Praxis muss allerdings die menstruationsphasenbezogenen Behandlung mit der Behand- 29 lungsstrategie des zugrundeliegenden Disharmoniemusters (siehe nächster Abschnitt) abgestimmt und verknüpft werden. • Menstruation Prinzip: Menstruation regulieren, d.h. bei Blut-Stase, zu schwacher oder zögerlicher Blutung das Blut beleben und bei zu starken Blutungen die Blutung beenden, Regulation des Qi-Flusses. • Postmenstruelle Phase Prinzip: Yin und Blut nähren, um den Chong Mai wieder aufzufüllen, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterstützen, bei Blut- und Yin-Mangel vor allen Leber und Nieren stärken. • Ovulationsphase (bzw. ab dem 10. Zyklustag) Prinzip: Eisprung fördern, bei Ovulationsstörungen ab dem 10. Zyklustag behandeln, Yin und Blut unterstützen, Qi und Blut sanft regulieren, ggf. das Yang stützen • Prämenstruelle Phase Prinzip: Die Einnistung des Eis fördern, das Yang stärken, wärmen und das Blut nähren, die Nieren, Ren und Chong Mai festigen. Zu beachten: Oft besteht in dieser Phase bei Zyklusstörungen das Prinzip, das Qi und das Blut zu bewegen. Dies sollte in der Kinderwunschbehandlung jedoch nur erfolgen, wenn ausgeschlossen ist, dass eine Befruchtung und Einnistung stattgefunden hat. Bei ausgeprägter Qi-Stagnation und Blut-Stase kann ev. mild Qi- und Blut bewegt werden. 4.3 Muster der Disharmonie – Diagnostik und Therapie nach Syndromen Eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege anzustreben sollte bei der Behandlung des Kinderwunsches Vorrang haben, da die moderne Reproduktionsmedizin doch eine sehr große Belastungssituation darstellt. Der Differenzierung möglicher Disharmoniemuster geht eine ausführliche Anamnese nach den Prinzipien der Chinesischen Medizin, eine Inspektion sowie eine Palpation mit Zungen- und Pulsdiagnose voraus. 30 Einen besonderen Stellenwert nimmt bei der Diagnose der Frau, wie bereits oben dargestellt, die genaue Zyklusanamnese ein. Hierbei werden Informationen zur Regelmäßigkeit des Zyklus, zur Blutungsdauer und –stärke, zu Blutfarbe, -konsistenz und Schmerzen erhoben. Aber auch schulmedizinische Befunde sind für den Therapeuten der chinesischen Medizin von Bedeutung. Bei Männern fehlt das diagnostische Instrument der Menstruation, es kann jedoch das Ejakulat, das heißt die Spermien und das sie umgebende Sekret beurteilt werden. Hierfür wird, wie bereits oben erwähnt, ein Spermiogramm erstellt. Fragen zu Beschwerden im Urogenitalbereich und funktionellen sexuellen Störungen sowie die schulmedizinische Abklärung einer möglichen Erkrankung ergänzt die Diagnostik. Die Verbesserung der Qualität und Quantität der Spermien sind beim Mann natürlich der Hauptaspekt. Da Spermien einen Reifezeitraum von bis zu 90 Tagen haben, sollte dies in der Zeitplanung bedacht werden, insbesondere dann wenn später eine künstliche Befruchtung erfolgen soll.40 Die gesammelten Informationen führen zur Diagnose und zum entsprechenden Therapiekonzept. Die Muster der Disharmonie lassen sich in Fülle- und LeereMuster gliedern. Die Füllemuster gehen mit einer Stagnation und/oder einem eingedrungenen oder bestehenden pathogenen Faktor einher. Die LeereMuster mit einem Mangel an Substanzen. Die Muster können jedoch auch komplexer sein, so dass Fülle-Zustände oft gemeinsam mit Leere-Zuständen vorliegen. Hier ist die Therapie entsprechend zu konzipieren. Meist ist die Fülle zunächst auszuleiten oder zu zerstreuen, und dann der Mangel zu beheben. Manchmal ist es jedoch auch sinnvoll, den Leerezustand parallel zu behandeln. 40 Vgl. Lifang (2007), S. 63 31 Muster der Disharmonie bei Frau und Mann:41 Leere-Muster Fülle-Muster Nieren-Jing-Mangel Leber-Qi-Stagnation (ev. Hitze im Uterus) Nieren-Yin-Mangel Blut-Stase Nieren-Yang-Mangel Feuchtigkeit und Schleim Qi- und Blut-Mangel Feuchte-Hitze (fließt nach unten) 4.3.1 Nieren-Jing (Essenz)-Mangel Pathomechanismus: Neben einem Schwinden der Essenz Jing im natürlichen Alterungsprozess, können ein vererbter Mangel (schwache Nierenkonstitution), chronische Krankheit oder geistige und besonders körperliche Überarbeitung, Leistungssport, verminderter Schlaf, übermäßige sexuelle Aktivität (besonders in der Jugend), viele Geburten, eine zehrende Lebensweise (ev. mit Drogenkonsum), aber auch intensive Angst, etwa ein Schockerlebnis Gründe für einen Essenzmangel sein. Da die Nieren–Essenz (Jing) für die Lebenszyklen und den zeitgerechten Fluss der Menstruation, Menarche und Menopause zuständig ist, kann ein zu spätes Einsetzen der ersten Monatsblutung oder eine vorzeitige Menopause auf eine konstitutionelle Jing-Schwäche hinweisen. Beim JingMangel fehlt auch die materielle und funktionelle Basis für die Spermienbildung und die sexuelle Aktivität. Ein Mangel an Nieren-Essenz führt zu Nieren-Yang und Nieren-Yin-Leere.42 Allgemeine Symptome: Erschöpfung, Vitalitätsverlust, Schwäche/Schmerzen der Knie und der Lumbalregion, Störungen des Knochenstoffwechsels (Osteoporose), Haarausfall, frühzeitiges Ergrauen, schlechte Zahnsubstanz, Vergesslichkeit, Tinnitus, Schwindel, Hör- und Sehprobleme, Libidomangel, Unfruchtbarkeit Symptome bei der Frau: Oligomenorrhoe oder Amenorrhoe, unregelmäßige und anovulatorische Zyklen, wenig Zervixschleim, verminderte Eizellreserve und 41 Die Zusammenstellung der Disharmonie-Muster und Behandlungsmöglichkeiten sind im Wesentlichen aus folgenden Werken zusammengestellt: Bervoets (2010), Engelhardt/Hempen (2006), Focks (2010), Focks/Hillenbrand (2006), Jetelina/Thewes (2007), Lyttleton (2008), Maciocia (2000), Noll (2008), Ross (1995) und Bensky/Barolet für die meisten Rezepturen 42 Meist ist jedoch entweder eine Nieren-Yin- oder eine Nieren-Yang-Leere präsent. Diese speziellen Symptome werden unter dem Muster des Nieren-Yin- oder Nieren-Yang-Mangels aufgeführt. 32 schlechte Eizellqualität, verspätete Menarche, vorzeitige Menopause, unterentwickelte sekundäre Geschlechtsmerkmale Symptome beim Mann: wenig Ejakulat, ungenügende Spermienbildung und viele abgestorbene Spermien, Libidomangel, ev. erektile Dysfunktion, Unfruchtbarkeit Zunge: Vertiefung an der Zungenwurzel, schlaff und blass bei Überwiegen eines Nieren-Yang Mangels, klein, rot und belaglos bei Überwiegen eines Nieren-Yin-Mangels. Puls: oberflächlich, schwach, dünn oder leer, ev. Trommelpuls Therapieprinzip: Nieren Jing nähren, Niere stärken, Ren Mai und Chong Mai regulieren, Mitte nähren Akupunktur: Ni 3 (Tai Xi) stärkt Nieren insgesamt, Nieren-Qi, -Yin und –Yang, stabilisiert die Essenz Bl 23 (Shen Shu) Shu(Zustimmungs)-Punkt der Niere, stärkt die Niere, unterstützt die Essenz Bl 52 (Zhi Shi) tonisiert die Nieren und nährt die Essenz Jing Ren 4 (Guan Yuan) stärkt die Nieren und das Yuan Qi, unterstützen die Essenz Jing und den Uterus + Ex-CA (Qi Men) wärmen die Nieren, bei Infertilität mit Kältegefühl Du 4 (Ming Men) stärkt die Essenz Jing und entfacht das Ministerfeuer Ni 13 (Qi Xue) Kreuzungspunkt Chong Mai, reguliert Ren und Chong Mai, fördert die Regelmäßigkeit der Menstruation, stärkt die Nieren, die Essenz Jing und den Uterus Ni 12 (Da He) reguliert den UE, tonisiert das Nieren-Qi und die Essenz Jing Ren 3 (Zhong Ji) stärkt die Nieren, wichtiger Punkt in Bezug zur Reproduktion – reguliert Sex/Libido Ma 36 (Zu San Li) stärkt die Milz und das Qi, Wiederauffüllung der nachgeburtlichen Essenz Ma 30 (Qi Chong) stabilisiert die Essenz Jing und die unteren Körperöffnungen 33 Bl 31 (Shang Jiao) stärkt die Nieren und die Essenz Jing, reguliert den QiFluss in der Lumbal- und Knieregion, Reproduktion und Entwicklung Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz und die 3 Yin Mi, Le und Ni Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz, unterstützt Bildung nachgeburtlicher Essenz Gb 39 (Xuan Zhong) Meisterpunkt des Marks, Verknüpfungspunkt der 3 YangLeitbahnen des Fußes Bl 11 (Da Zhu) Meisterpunkt der Knochen Ren 8 (Shen Que) wärmt die Nieren und die Essenz, nur moxen mit Salz oder untergelegter Ingwerscheibe Ex-Ca 1 (Zigong) "Palast des Kindes", Infertilität der Frau, stärkt den Uterus und nährt die Essenz Jing Aufgrund der engen Beziehung zwischen den Nieren und der Essenz Jing, werden Nierenpunkte oft für die Behandlung von Reproduktionsproblemen eingesetzt, auch in Kombination mit der Öffnung außerordentlicher Gefäße, z.B. Lu 7 + Ni 6 mit Ni 13 für die Behandlung von Infertilität.43 Aufgrund dessen, dass das Jing (Essenz) sowohl einen Yin als auch einen Yang Aspekt hat, die in der Therapie ins Gleichgewicht gebracht werden sollen, ist sowohl bei der Akupunktur als auch in der Kräutermedizin zu schauen, ob mehr das Yin oder mehr das Yang Unterstützung benötigt. Zur Behandlung siehe daher auch bei Nieren-Yin und Nieren-Yang Mangel. Rezepturvorschläge: Bu Shen Yi Jing Fang - Rezept das die Nieren stärkt und die Essenz nährt Dies ist eine Hauptrezeptur zur Behandlung von Nieren-Yin und-Yang-Mangel sowie zur Stärkung des Jing, welche bei männlicher Infertilität Verwendung findet. Darüber hinaus tonisiert sie auch Blut und Qi, reguliert Blut und beruhigt etwas den Geist. 43 Vgl. Ross (1995), S.167 34 Die Rezepturen für Nieren-Yin oder Nieren-Yang-Mangel können mit folgenden Essenz-nährenden Arzneimitteln ergänzt werden: Lu Rong (cornu cervi parvum) Lu Jiao Jiao (colla cornu cervi) Lu Jiao Shuang (cornu cervi degelatinatum) Tu Si Zi (sem. cuscutae) Suo Yang (hb. cynomorii) Huang Jing (rhiz. polygonati) Gou Qi Zi (fr. lycii) Shu Di Huang (rx. rehmanniae glutinosae) Ergänzende Hinweise bei Nieren-Jing-Mangel Hier ist eine Beratung zur Lebensführung notwendig. So wichtig wie die Essenz zu tonisieren, ist sie durch eine Stärkung der Mitte zu schonen. Eine gute und nahrhafte Ernährung nach den Regeln der 5-Elemente-Ernährung44 ist wichtig, um nachgeburtliche Essenz aufzubauen. Einige Lebensmittelvorschläge sind Linsen, Kaviar, Walnuss, Heidelbeeren, Himbeeren, Ziegenmilch, Algen. 4.3.2 Nieren-Yin-Mangel Pathomechanismus: Chronische Erkrankungen, Blutverluste wie starke lang andauernde Menstruationsblutungen, Chronischer Schlafmangel, Überarbeitung über Jahre, chronische unbehandelte Angst, Schockerlebnis, Drogen- und Alkoholabusus, zuviel Sex, Erschöpfung der Körperflüssigkeiten, großer Blutverlust, Überdosierung Yang-stärkender Arzneien. Bei Mangel an Nieren-Essenz und Nieren-Yin fehlt die materielle Basis zur Spermienbildung und Eizellbildung, durch Leere-Hitze ist die Samenqualität zusätzlich vermindert. Der Nieren-Yin-Mangel erzeugt Leere-Hitze und kann zu Disharmonie zwischen Niere und Herz und zu Herz-, Lungen- und Leber-Yin-Leere mit aufsteigendem Leber-Yang führen. Allgemeine Symptome: Erschöpfung und Auszehrung, Zeichen der Hitze und Trockenheit, z.B. heisse Füße, Hände und ev. Brustbein (Hitze der 5 Herzen), 44 Siehe hierzu z.B. Temelie (2001) oder Seifert (2007) 35 aufsteigende Hitze, rote Wangen, Mund- und Rachentrockenheit besonders abends und nachts, Nachtschweiß, Ruhelosigkeit, Durst, dunkler und spärlicher Harn, trockener Stuhl/Obstipation, gesteigertes sexuelles Verlangen, Schwäche und Schmerzen in den Knien und in der Lumbalregion, degenerative Knochenund Gelenkerkrankungen, Gewichtsabnahme, Vergesslichkeit, traumgestörter Schlaf, Schwindel, Tinnitus, Schwerhörigkeit, Unfruchtbarkeit, Symptome bei der Frau: frühe Menarche, kurzer Menstruationszyklus, Fehlgeburten Symptome beim Mann: vorzeitige Ejakulation oder nächtlicher Samenverlust mit Träumen, Impotenz, verminderte, fehlgeformte oder abgestorbene Spermien Zunge: rot, wenig Belag oder belaglos, trocken, ev. Risse Puls: dünn, beschleunigt, oberflächlich Therapieprinzip: Nieren-Yin schützen und tonisieren, Leere-Hitze klären, Geist beruhigen Akupunktur: Ni 3 (Tai Xi) tonisiert die Niere allgemein Ni 6 (Zhao Hai) stärkt das Nieren-Yin, klärt Leere-Hitze Ni 10 (Yin Gu) tonisiert das Nieren Yin Bl 23 (Shen Shu) Transportpunkt der Niere, stärkt das Nieren-Qi Ren 7 (Yin Jiao) Kreuzungspunkt Ren Mai, Chong Mai und NierenLeitbahn, stärkt das Yin Ren 4 (Guan Yuan) stärkt die Nieren, das Yin allgemein und Yuan-Qi stärkt Uterus, Ren Mai und Chong Mai Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt das Yin allgemein Ni 12 (Da He) reguliert den UE, tonisiert die Nieren und die Essenz Jing He 6 (Yin Xi) stärkt Herz-Yin, klärt Herz Leere-Hitze, beruhigt Geist Ma 36 (Zu San Li) nährt das Qi und nachgeburtliche Essenz, unterstützt so auch die Niere Ni 2 (Rang Gu) bei Leere-Feuer sedieren Ren Mai öffnen: Lu 7 (Lieque) + Ni 6 (Zhao Hai), ev. mit Ren 4 (Guan Yuan) Ni 7 (Fu Liu) + He 6 (Yin Xi) bei Nachtschweiß durch Leere-Hitze 36 Rezepturenvorschläge: Liu Wei Di Huang Wan - Sechs Bestandteile Pille mit Rx. Rehmanniae Klassische und wichtige Rezeptur zur Tonisierung des Nieren-Yin Zuo Gui Yin – Dekokt das die linke Niere wieder herstellt Diese Rezeptur nährt das Nieren-Yin, das Nieren-Qi und die Essenz Jing. Es ist eine Abwandlung von Liu Wei di Huang Wan. Ergänzende Massnahmen: Alles, was Ruhe, innere Einkehr und die Stärkung der Mitte unterstützt, unterstützt auch das Yin. Vor allen Dingen ausreichend Schlaf- und Erholungsphasen sind wichtig. Kühle, salzige und befeuchtende Lebensmittel sind zur Erhaltung und Nährung des Yin am Besten geeignet, wie z.B. Dinkel, Kolbenhirse, Weizen, Sesam, Sojabohnen, Avocado, Spinat, Yamswurzel, Karotten, Maulbeerfrüchte,Kirschen, Weintrauben, Hühner-, Enten- und Schweinefleisch, Karpfen, Barsch, Hühnerei, Schaf- und Ziegenmilch, Butter, Sesamöl, Salz, Gomasio. 4.3.3 Nieren-Yang-Mangel Pathomechanismus: Ein Yang-Mangel kann etwa durch lang andauernde Kälteexposition, Konstitution, schwere körperliche Arbeit, chronische Erkrankungen, viele Geburten und chronische Angst begründet sein. Ein Nieren-Yang-Mangel begünstigt in Folge einen Mi-Yang-Mangel, die Ansammlung von Feuchtigkeit im Unteren Erwärmer und schwächt die Haltefunktion der Niere. Es fehlt beim Mann die materielle und funktionelle Basis zur Samenbildung und zum Ausstoß des Samens; bei der Frau manifestiert sich oft auch Kälte im Uterus.45 Allgemeine Symptome: Blässe, Frieren, Kälteempfinden und Schwäche von Knien, Lumbalbereich und Unterleib, Kraftlosigkeit, Trägheit, Lustlosigkeit, häufige Miktionen mit viel klarem Urin (auch nachts), Inkontinenz, weiche 45 Bei Kälte im Uterus handelt es sich zunächst einmal um ein Füllemuster, insbesondere wenn die Frau sich akut zu viel Kälte zugezogen hat, aber auch um Kälte durch Nieren-Yang-Mangel. Die Therapie ist ebenso Kälte zerstreuend, Yang stützend und wärmend. 37 Stühle, frühmorgendlicher Durchfall, Beinödeme, Vergesslichkeit, Infertilität, mangelnde Libido, Symptome bei der Frau: verlängerter Menstruationszyklus mit geringer, eher blasser Menstruationsblutung, ev. Amenorrhoe Symptome beim Mann: Impotenz, verminderte Anzahl beweglicher Spermien, abgestorbene und minderwertige Spermien, schwache oder vorzeitige Ejakulation, Spermatorrhoe Zunge: blass, gedunsen, nass, feuchter weißer Belag Puls: tief, schwach, langsam, ev. leer oder klein, unregelmäßig Therapieprinzip: Nieren-Yang tonisieren, Ming-Men stärken, Nieren wärmen und stärken Akupunktur: Ni 3 (Tai Xi) stärkt die Niere allgemein Ni 7 (Fu Liu) stärkt die Niere und das Nieren-Yang Bl 23 (Shen Shu) stärkt die Niere Du 4 (Ming Men) stärkt das Nieren-Feuer Ming Men, Moxa empfehlenswert (es soll kein Moxa erfolgen bei Männern die unter 20 Jahre alt sind) Ren 6 (Qi Hai) stärkt das Qi allgemein, die Nieren, v.a. das Yang und das Yuan-Qi, zerstreut Kälte und Feuchtigkeit Ren 8 (Shen Que) nur indirektes Moxa auf Salz oder Ingwerscheibe, stärkt und stabilisiert Yang, kräftigt Yuan-Qi Ren 3 (Zhong Ji) reguliert und wärmt den Uterus Ren 4 (Guan Yuan) stärkt das Yuan-Qi und die Nieren Ma 36 (Zu San Li) stärkt die Milz und das Qi allgemein Bl 52 (Zhi Shi) stärkt das Ni-Yang und die Essenz Jing Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz Ni 12 (Da He) reguliert den UE, tonisiert das Nieren-Qi und die Essenz Jing, bei vorzeitigem Samenverlust Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz und hebt das Qi Bl 20 (Pi Shu) stärkt die Milz Ex-CA1 (Zi Gong) stärkt das Yang-Qi und hebt es an, stärkt Uterus und die Essenz Jing Ma 29 (Gui Lai) moxen zum Wärmen des UE 38 Ren 2 (Qu Gu) wärmt die Niere, stärkt das Yang Du Mai öffnen: Dü 3 (Hou Xi) + Bl 62 (Shen Mai), ev. mit Du 4 (Ming Men) stärkt das Nieren-Yang intensiv, nährt die Essenz Jing Grundsätzlich ist beim Nieren-Yang-Mangel moxen, besonders der Ren Mai und Du Mai Punkte empfehlenswert. Rezepturenvorschläge: You Gui Wan – Pille die die Rechte (Niere) wieder herstellt Diese Rezeptur wärmt und tonisiert das Nieren-Yang, stärkt die Essenz und tonisiert das Blut. Jin Gui Shen Qi Wan – Nieren Qi Pille aus dem Goldenen Kabinet Nieren-Qi und Nieren-Yang tonisierende Rezeptur Wu Zi Yan Zong Wan – Pille aus 5 Samen zum Entwickeln der Ahnen46 Alte Rezeptur zur Behandlung von männlicher Infertilität durch Yang-Mangel. Ergänzende Maßnahmen und Hinweise: Was die Lebensführung betrifft, ist es beim Nieren-Yang-Mangel besonders wichtig, sich den äußeren Bedingungen entsprechend warm zu kleiden und generell warm zu halten. Nach Kälteexposition, z.B. dem Schwimmen, sollte sofort trockene und warme Kleidung angezogen werden. Die Wärmung von Innen sollte durch wärmende, auch scharf-warme Nahrung erfolgen, z.B. Kolbenhirse, Reis, Walnusskerne, Kastanien, Fenchel, Weißkohl, Frühlingszwiebeln, Lauch, Weintrauben, Schaf-, Ziegen-, Hirsch- und Hühnerfleisch, Ingwer, Rosmarin, Sternanis, Gewürznelke und Zimt. 4.3.4 Qi- und Blut-Mangel Pathomechanismus: Bei einem Qi- und Blut-Mangel, welcher sowohl durch eine schlechte Ernährungsweise, als auch z.B. durch Überanstrengung, chronische Krankheiten, Blutverluste, zuviel Sex entstanden sein kann, wird nicht genug nachgeburtliche Nieren-Essenz gebildet. Blutmangel nach Operationen, Gebur46 zu dieser Rezeptur für männliche Infertilität vgl. Maciocia (2000), S. 729 39 ten, oder starke Menstruationsblutungen, durch mangelhafte Ernährung oder Anorexie Allgemeine Symptome: Blässe, Müdigkeit, Schwächezustände, Belastungsdyspnoe, Schwindelgefühl, Herzklopfen, ev. Spontanschweiß, Appetitmangel, kalte und schwache Glieder, weicher Stuhl. Bei Blutmangel ev. Haarausfall, trockene Haare und Haut, Schlafstörungen, ängstliche Erregung, trockene Augen, Mouches volantes, Taubheitsgefühle, schlechtes Gedächtnis, Infertilität Symptome bei der Frau: verlängerter Menstruationszyklus, schwache Blutung mit blassem Menstruationsblut, Anemorrhoe, ev. Kopfschmerzen am Ende oder nach der Menstruation Symptome beim Mann: wenig dünnes Ejakulat, verminderte Spermienzahl und –motilität, ev. erektile Dysfunktion Zunge: blass, dünn, dünner weißer Belag, ev. schlaff Puls: schwach, leer, bei Blutmangel rauh, dünn Therapieprinzip: Qi und Blut nähren, Milz und Nieren, auch Jing stärken Akupunktur: Mi 6 (San Yin Jiao) stärkt die Milz, das Yin und das Blut Ma 36 (Zu San Li) stärkt die Milz und das Qi Mi 3 (Tai Bai) tonisiert die Milz, harmonisiert den ME, transformiert Feuchtigkeit Ren 4 (Guan Yuan) stärkt das Yuan Qi und das Blut, tonisiert den Uterus Ren 6 (Qi Hai) stärkt das Qi allgemein und das Yuan-Qi, zerstreut Kälte und Feuchtigkeit Ren 12 (Zhong Wan) tonisiert Milz- und Magen-Qi, transformiert Feuchtigkeit Le 8 (Qu Quan) stärkt das Leber-Blut Le 3 (Tai Chong) stärkt besonders mit Le 8 zusammen das Leber-Blut Bl 20 (Pi Shu) Zustimmungspunkt der Milz, tonisiert Magen und Milz nährt das Blut, transformiert Feuchtigkeit und Schleim Bl 21 (Wei Shu) Zustimmungspunkt des Magens, stärkt den ME, transformiert Feuchtigkeit Bl 17 (Ge Shu) Einflussreicher Punkt des Blutes, reguliert und tonisiert das Blut Ni 16 (Huang Shu) unterstützt das Qi, wärmt den UE, reguliert Magen und Darm 40 Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan) Rezeptvorschläge: Ba Zhen Tang – Acht Schätze Dekokt Diese bekannte Rezeptur nährt das Blut und tonisiert das Qi. Sie kann auch bei habituellen Fehlgeburten aufgrund von Blutmangel verwendet werden. Bei der Gewichtung auf Qi-Mangel ist eher diese Rezeptur zu verwenden: Bu Zhong Yi Qi Tang – Dekokt das die Mitte tonisiert und das Qi vermehrt Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt Rezept für Blut-Mangel, es tonisiert das Blut und reguliert die Leber Gui Pi Tang – Dekokt das die Milz wieder herstellt Diese Rezeptur vermehrt das Qi, tonisiert das Blut, stärkt die Milz und nährt das Herz. Ergänzende Massnahmen und Hinweise: Die richtigen Schwerpunkte im Leben setzen und eine Entschleunigung des Lebens, um sich nicht zu verausgaben und Kräfte zu sparen. Leichtes Sportund Bewegungsprogramm sowie Entspannungszeiten. Mit wärmender Nahrung sollte Qi und Blut aufgebaut werden, durch regelmäßige Ernährung, die mit einem nährenden Frühstück (idealerweise als Getreidemahlzeit) beginnt. Rohkost ist zu vermeiden. Empfehlenswert sind Reis, Braunhirse, Gerste, Hafer, Weizen, Kraftsuppen, Wurzelgemüse wie Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Sellerie, Mais, Kohl, Lotuswurzel, Brokkoli, Spinat, rote Beete, rote Beerenfrüchte, Longanfrüchte, Weintrauben, Litschi, Feige, Hühnerei, Rindfleisch, Huhn, Makrele, Aprikosen, Honig und Koriander, Sesamöl, Sonnenblumenkerne. 4.3.5 Leber-Qi-Stagnation Pathomechanismus: Eine Stagnation von Qi wird durch emotionale Probleme wie unterdrückter Ärger und Frustration, Stress und Hektik, Bewegungsarmut oder Trauma, Qi- oder Blut-Leere (Blut ist die Mutter von Qi), stagnierende 41 Feuchtigkeit oder Kälte verursacht. Durch eine Le-Qi-Stagnation kann es zu einer Blut-Stase kommen, es kann Stagnationshitze und damit Hitze im Uterus entstehen oder sich aus Feuchtigkeits- und Schleimansammlungen Knoten entwickeln. Beim Mann kann stagniertes Leber-Qi zu Problemen der Erektion und der Samenbildung, insbesondere die Morphologie der Spermien betreffend, führen. Weiterhin kann es zur Behinderung des physiologischen Qi-Flusses von Lunge, Milz oder Magen oder gar zu gegenläufigem Qi kommen. Allgemeine Symptome: Reizbarkeit, Schmerzen und Spannungsgefühle im Hypochondrium oder Thorax, angespannte Muskulatur, Depression, häufiges Seufzen, Kloßgefühl im Hals (Globus Hystericus), Blähungen, wechselhafter Stuhl, häufiges Frieren, kalte Hände und Füße, Unfruchtbarkeit Symptome bei der Frau: unregelmäßiger oder verlängerter Menstruationszyklus, bei Stagnationshitze auch kurzer Menstruationszyklus, Dysmenorrhoe, pämenstruelles Syndrom mit Brustspannen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Depressivität und ev. prämenstruellem Durchfall oder Verstopfung, auch meist gutartige Brustknoten können vorkommen Symptome beim Mann: Errektionsprobleme, Schmerzen und Ziehen im Genitalbereich (Hoden), Knotenbildung im Bereich der Meridiane und Netzgefäße, wie z.B. Hoden oder Struma Zunge: verschieden, ev. aufgerollte Ränder Puls: saitenförmig, gespannt, ev. versteckt Therapieprinzip: Qi bewegen, den Geist beruhigen Akupunktur: Le 3 (Tai Chong) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation Di 4 (He Gu) öffnet zusammen mit Le 3 die "4 Schranken" (Si Guan) und reguliert so den Fluß des Qi im Körper Gb 34 (Yang Ling Quan) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation Le 13 (Zhang Men) reguliert Qi insbesondere im Mittleren Erwärmer Le 14 (Qi Men) reguliert auch Qi besonders im Mittleren Erwärmer Pe 6 (Nei Guan) bei Leber-Qi-Stagnation durch emotionale Probleme SJ 6 (Fei Hu) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation Ren 6 (Qi Hai) bewegt das Qi im UE, beseitigt Stagnation Bl 18 Gan Shu Zustimmungspunkt der Leber, reguliert Gallenblase und Leber- und Magen-Qi, beruhigt den Geist 42 Mi 6 (San Yin Jiao) aktiviert den Qi- und Blutfluss, harmonisiert Milz, Blut und Yin, reguliert Niere und Leber Ma 29 (Gui Lai) reguliert Qi Und Blut im UE Ma 30 (Qi Chong) reguliert Qi und Blut und den Chong Mai Ma 25 (Tian Shu) reguliert das Qi, beseitigt Stagnation im Unterbauch Ni 8 (Jiao Xin) Xi-Spaltenpunkt des Yin Qiao Mai, reguliert Qi und Blut im Ren Mai und Chong Mai, Schmerzen im Genitalbereich Ni 14 (Si Man) Kreuzungspunkt auf dem Chong Mai, bewegt das Qi im Unterbauch Le 1 (Da Dun) bewegt das Qi in den Genitalien Le 5 (Li Gou) reguliert den Leber-Qi Fluss Le 11 (Yin Lian) reguliert Leber-Qi und die Menstruation, moxen empfohlen Pe 5 (Jian Shi) Bezug zum Bao Mai, reguliert Qi und Blut im Uterus Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan) Rezepturvorschlag: Xiao Yao San – Pulver des ungebundenen Wanderers Besänftigt die Leber und bringt das Qi in geordneten Gang, kräftigt auch die Milz und das Qi und nährt und belebt das Blut. Jia Wei Xiao Yao San – erweitertes Pulver des ungebundenen Wanderers Wenn durch die Leber-Qi-Stagnation Hitze entstanden ist mit entsprechenden Hitze-Symptomen ist diese Modifikation notwendig. Chai Hu Shu Gan San – Bupleurum Dekokt das die Leber entlastet Verteilt bei Einschnürung von Leber-Qi das Qi und harmonisiert das Blut. Gutes Rezept für Frauen mit ausgeprägten prämenstruellen Beschwerden. Ergänzende Möglichkeite: Alles, was den Leber-Qi-Fluss in Gang bringt und harmonisiert und die Stagnation beseitigt. Dies können Sport und Bewegung sein, aber auch das Ausüben von Entspannungsmethoden, um eine gelassenere, weniger gehemmte oder stagnierte Lebensweise zu erreichen. 43 Bei der Ernährung ist die Regelmäßigkeit wichtig und das Zeitnehmen für die Nahrungsaufnahme. Besonders empfohlene Lebensmittel sind etwa Basmatireis, Stangensellerie, Lauch, Artischocke, Wasserkastanien, Fenchel, Feige, Johannisbeere, Kumquat, Anis, Algen, Kurkuma. Mit Fenchel, zuviel Alkohol und scharfen Gewürzen sollte vorsichtig umgegangen werden, wenn sich durch die Leber-Qi-Stagnation Stauungshitze gebildet hat. 4.3.6 Blut-Stase Pathomechanismus: Die Blut-Stase entsteht häufig aus einer chronischen QiStagnation, da das Qi das Blut bewegt. In Bezug zur Menstruation hat eine Qi-Stagnation und besonders eine BlutStase die Auswirkung, dass das Blut meist Blutklümpchen (Koagel) enthält, das Blut dicker und dunkler und die Menstruation schmerzhaft ist. Auch ein Qi- und Blut-Mangel, Kälte oder Schleimansammlungen, ein operativer Eingriff oder ein Trauma können diesem Muster zugrunde liegen. Die regelmäßige Benutzung von Tampons kann Blut-Stase fördern. Auch nach länger praktiziertem Coitus interruptus (zwecks Verhütung) kann sich eine Blut-Stase bilden Allgemeine Symptome: Blut-Stase Zeichen sind dunkler Teint, Hauttrockenheit, Venenstauung/Varikosis, Unfruchtbarkeit Symptome bei der Frau: unregelmäßige oder verspätete Menstruation mit lokalisierten, ev. stechenden Schmerzen, dunkles Menstruationsblut mit größeren Koageln und andere materielle Veränderungen, wie Endometrioseherde und –zysten, Knoten und Myome, Gerinnungsstörungen, ev. Kopfschmerzen und Migräne vor oder während der Menstruation Symptome beim Mann: Schmerzen im Hoden, mit Ausstrahlung in den Unterbauch, Schmerzen beim Samenerguss, verminderte Anzahl, Motilität und Qualität der Spermien, Varikozele, Schmerzen sind lokal/punktuell und stechend, ev. Blut im Sperma Zunge: bläulich oder livide, ev. punktuelle Einblutungen, gestaute Unterzungenvenen Puls: schlüpfrig, tief und rauh oder dünn und rauh, ev. saitenförmig Therapieprinzip: Qi und Blut bewegen, Stagnation auflösen 44 Akupunktur: Mi 10 (Xue Hai) bewegt das Blut, beseitigt Blut-Stase, kühlt Blut Mi 8 (Di Ji) Xi-Spalten-Punkt, belebt Blut, stärkt Milz, beseitigt Feuchtigkeit und reguliert die Menstruation + Di 4 (He Gu) regulieren zusammen Qi und Blut und lindern Schmerzen Mi 6 (San Yin Jiao) aktiviert den Qi- und Blutfluss, harmonisiert Milz, Blut und Yin, reguliert Niere und Leber Bl 17 (Ge Shu) Meisterpunkt des Blutes, belebt und tonisiert das Blut Le 3 (Tai Chong) bewegt Qi und das Leber-Blut, unterstützt den Blutfluss Le 8 (Qu Quan) nährt und bewegt Blut, unterstützt den Uterus Gb 34 (Yang Ling Quan) reguliert das Leber-Qi, beseitigt Stagnation Ma 30 (Qi Chong) bewegt das Qi und damit auch das Blut, löst Stagnation im Chong Mai Ma 29 (Gui Lai) reguliert den unteren Erwärmer, belebt das Blut Ma 25 (Tian Shu) reguliert das Qi, beseitigt Stagnation im Unterbauch Ni 5 (Shui Quan) Xi-Spaltenpunkt, reguliert Qi und Blut im Ren Mai und Chong Mai Ni 8 (Jiao Xin) Xi-Spaltenpunkt des Yin Qiao Mai, reguliert Qi und Blut im Ren Mai und Chong Mai Ni 14 (Si Man) reguliert Ren Mai und Chon Mai, löst Blockaden von Qi und Blut, bei akkumulierter Kälte im Unterleib Mi 4 (Gong Sun) bewegt das Blut Pe 6 (Nei Guan) bewegt Qi und Blut He 5 (Tong Li) wenn emotionale Aspekte zu ungeordnetem Blutfluss im Uterus führen, Bezug zum Bao Mai Ex- CA1 (Zi Gong) reguliert das Blut im Uterus, beseitigt Stase Chong Mai öffnen: Mi 4 (Gong Sun) + Pe 6 (Nei Guan) Ren Mai öffnen: Lu 7 (Lieque) + Ni 6 (Zhao Hai) Rezeptvorschläge: Gui Zhi Fu Ling Wan – Ramulus Cinnamomi Cassiae und Sclerotium Poriae Cocos Pille Blut bewegende und Blut-Stase transformierende Rezeptur, die abdominelle Massen behandelt 45 Shao Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Blutstasen im unteren Abdomen vertreibt Diese Rezeptur eignet sich für die Beseitigung von Blut-Stasen, die durch Kälte verursacht wurden. Xue Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Stasen aus dem Haus des Blutes vertreibt Blut-Stase auflösende und Blut und Leber-Qi regulierende Rezeptur, die nicht so warm ist, wie die vorher genannte. Tao Hong Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt mit Semen Persicae und Flos Carthami Tonisiert und belebt das Blut vor dem Hintergrung einer Blut-Stase durch BlutMangel Ergänzende Massnahmen: Blut bewegende, Blut stärkende Nahrung, wie z.B. Weizen, Azukibohne, Rettich, Zwiebeln, Austernpilze, Shitakepilze, chin. Lauch, Fenchel, Aubergine, Lotuswurzel, Knoblauch, Frühlingszwiebel, Koriander, Paprika, Chili, Sternanis, Safran, Kurkuma, Litschi, Kirsche, Erdbeere, Pfirsich, Maulbeerfrucht. 4.3.7 Feuchtigkeit und Schleim Pathomechanismus: Meist liegt hier eine Schwäche im Funktionskreis Magen und Milz zugrunde. Wenn die Milz Feuchtigkeit nicht mehr ausreichend transformieren kann, sammelt sich diese an und lagert sich als Feuchtigkeit oder umgewandelt als Schleim im Körper ab. Verstärkt wird die Transformationsschwäche durch einen Milz-Yang bzw. Nieren-Yang-Mangel. Auch äußere pathogene Nässe begünstigt dieses Muster. Die Mitte schwächende Faktoren sind z.B. falsche Ernährungsweise, zuviel mentale Arbeit, ständiges Grübeln und übermäßiges Denken, sowie die Konstitution des Patienten begünstigen dieses Muster. Allgemeine Symptome: Schweregefühl des Körpers und des Kopfes, Benommenheit, Müdigkeit besonders morgens und Lethargie, Völle- oder Beklemmungsgefühl im Thorax und Abdomen, Verdauungsbeschwerden mit Übelkeit, 46 weicher/breiiger, ev. voluminöser Stuhl, pappiger Mundgeschmack, Adipositas, Gefäßverengungen, Verschleimung, verminderte Libido, Unfruchtbarkeit Symptome bei der Frau: PCO-Syndrom, reichlich vaginaler Ausfluss (klar oder weißlich), Symptome beim Mann: verminderte Spermienzahl, klebriges Ejakulat, vergrößerte Prostata, Zunge: blasse, geschwollene Zunge, ev. Zahneindrücke, dicker weißer Belag Puls: schlüpfrig Therapieprinzip: Schleim auflösen, Feuchtigkeit ausleiten, Milz stärken Akupunktur: Ma 40 (Feng Long) Feuchtigkeit und Schleim transformieren und ausleiten Ma 36 (Zu San Li) stärkt die Mitte und hilft Feuchtigkeit auszuleiten Ren 12 (Zhong Wan) stärkt die Milz Mi 3 (Tai Bai) stärkt die Milz und beseitigt Feuchtigkeit Mi 9 (Yin Ling Quan) beseitigt Feuchtigkeit Mi 6 (San Yin Jiao) eliminiert Feuchtigkeit und stärkt die Milz Ma 28 (Shui Dao) leitet Feuchtigkeit aus, bei Schleim im UE Ren 9 (Shui Fen) eliminiert Feuchtigkeit, beseitigt Wasseransammlungen Bl 20 (Pi Shu) stärkt die Milz, Qi und Yang Bl 22 (San Jiao Shu) hilft Feuchtigkeit auszuleiten Bl 32 (Ci Liao) reguliert den UE, fördert die Diurese, leitet Feuchtigkeit aus dem Genitalbereich aus Ren 3 (Zhong Ji) löst Nässe auf Ex-Ca 1 (Zigong) oft mir Ren 3 kombiniert, löst Uterus- und Eileiterobstruktionen auf Ni 14 (Si Man) reguliert Wasserwege, beseitigt Feuchtigkeits-Stagnation Rezepturenvorschläge: Er Chen Tang – Zweifach behandeltes Dekokt Rezeptur, die Feuchtigkeit und Schleim eliminiert und Qi etwas reguliert Qi Gong Wan – Den Uterus öffnende Pille Diese Rezeptur beseitigt Feuchtigkeit und Schleim der den Uterus blockiert. 47 Xiang Sha Liu Jun Zi Tang – 6 Gentlemen Dekokt mit Aucklandiae und Amomi Bei Schleim-Nässe-Ansammlungen verwendete Rezeptur mit zugrunde liegendem Milz-Qi-Mangel Cang Fu Dao Tan Tang – Pille mit Rhizoma Atractylodis und Rhizoma Cyperi, die Schleim hinausführt Rezeptur die Schleim auflöst, Nässe trocknet und die Milz tonisiert Ergänzende Maßnahmen und Hinweise: Bei diesem Muster ist eine Ernährungsumstellung erforderlich, um die Milz zu stärken und zu entlasten sowie Feuchtigkeit auszuleiten. Schleimbildner wie Milchprodukte, raffinierte Kohlenhydrate (Weißmehl), Zucker und zuviel in Fett Gebratenes ist zu meiden. Ebenso kalte, rohe und viel süße Nahrung, denn der süße Geschmack nährt Säfte und führt daher ev. zu noch mehr Feuchtigkeit. Empfehlenswert sind Gerste, Buchweizen, Amaranth, Azukibohnen, Erbsen, Sojabohnen, Austernpilze, Spargel, Kohlrabi, Saubohnen, Knoblauch, Chili, Paprika, Ingwer, Koriander, Fenchel, Löwenzahn, Apfel Kirschen. 4.3.8 Feuchte-Hitze Pathomechanismus: Wenn zu dem vorherigen Muster noch der pathogene Faktor Hitze dazukommt, kann diese Nässe-Hitze absteigen und den Genitalbereich beeinträchtigen. Die Hitze kann sowohl aus inneren Störungen, z.B. einer Qi-Stagnation, als auch durch äußere Pathogene entstehen. Zu nennen sind hier auch Fehlernährung über längere Zeit mit viel in Fett gebratener Nahrung, zuviel weissem Zucker, zu scharfen Gewürzen sowie Alkoholabusus. Allgemeine Symptome: Schweregefühl in den Beinen oder dem ganzen Körper, Hitzegefühl und Gesichtsrötung, Miktionsbeschwerden oder schmerzhaft brennende Miktion, gelb konzentrierter Urin, Unruhe, Rastlosigkeit, Schlafstörungen, dunkler breiiger Stuhl oder Verstopfung, Infertilität Symptome bei der Frau: Verklebte Eileiter, Vaginalentzündungen, vermehrter gelblicher und geruchsintensiver Ausfluss (Fluor vaginalis) Symptome beim Mann: Schwellung, Druckgefühl oder Schmerzen im Hoden, Erektionsprobleme, dickes gelbliches, ev. bluttingiertes Ejakulat mit wenig 48 gesunden Spermien, Ausfluss aus dem Penis, genitaler Juckreiz, Krankheiten wie: Urethritis, Herpes Genitalis, Orchitis, Epididymitis, Prostatitis Zunge: ev. rot, dicker gelber Zungenbelag Puls: schlüpfrig, ev. schnell Therapieprinzip: Feuchtigkeit ausleiten, Hitze klären, Milz stärken Akupunktur: Le 2 (Xing Jian) kühlt Leber-Feuer, klärt Feuchte-Hitze aus dem UE Le 5 (Li Gou) beseitigt Feuchte-Hitze aus dem UE, reguliert Qi Le 8 (Qu Quan) klärt Feuchte-Hitze aus dem UE und den Genitalien Di 11 (Qu Chi) leitet allgemein Hitze aus Mi 6 (San Yin Jiao) leitet Feuchtigkeit aus, stärkt Milz, Leber und Niere Mi 9 (Yin Ling Quan) leitet Feuchtigkeit aus Ma 36 (Zu San Li) stärkt die Milz und das Yang, transformiert Feuchtigkeit Gb 34 (Yang Ling Quan) beseitigt Feuchte-Hitze Bl 20 (Pi Shu) stärkt die Milz, unterstützt die Feuchtigkeitstransformation Bl 18 (Gan Shu) Zustimmungspunkt der Leber, entfernt Feuchte-Hitze Ren 3 (Zhong Ji) eliminiert Feuchtigkeit und Hitze im UE Bl 32 (Ci Liao) reguliert den UE, fördert die Diurese, leitet Feuchtigkeit aus dem Genitalbereich aus Ni 8 (Jiao Xin) klärt Hitze und beseitigt Feuchtigkeit aus dem UE Gb 26 (Dai Mai) entfernt Feuchte-Hitze aus dem Genitalbereich Ma 28 (Shui Dao) unterstützt den UE, beseitigt Stagnation und Feuchtigkeit bei Entzündungen im Genitalbereich Dai Mai öffnen: GB 41 (Zu Lin Qi) + SJ 5 (Wai Guan), zusammen mit GB 26 Rezepturenvorschläge: Long Dan Xie Gan Tang – Dekokt das die Leber abfließen lässt Rezeptur, die Feuchte-Hitze insbesondere aus der Leber-, der Gallenblase und dem UE ausleitet. Jia Wei Er Chen Tang – Erweitertes zweifach behandeltes Dekokt Rezeptur die Feuchtigkeit und Schleim transformiert, Hitze klärt und leicht die Milz stützt. 49 Si Miao Wan – Vier Wunder Pille Dieses Rezept leitet Feuchte-Hitze aus dem UE und dem Genitalbereich aus. Ergänzende Massnahmen und Hinweise: Eine Ernährungsumstellung ist dringend notwendig. Kühlende, Feuchtigkeit ausleitende Nahrungsmittel helfen Feuchte-Hitze auszuleiten. Auch Schleimbildner sollten wie beim Muster "Feuchtigkeit und Schleim" gemieden werden und ebenso zu "hitzige" Lebensmittel, wie Alkohol und scharfe Gewürze. Empfehlenswert sind z.B. Sojasprossen und –bohnen, Buchweizen, Dinkel, Hirse, Wildreis, Löwenzahn, Mungbohne, Kürbis, Rettich, Aubergine, Gurke, Sellerie, Artischocke, Apfel, Kiwi, Melone, Tofu, Algen, Leinsamen. 4.3.9 Ergänzende Aspekte in der Therapie Ross weist darauf hin, dass insbesondere bei der Behandlung von Qi-Stagnation und Blut-Stase, wo normalerweise gerade in der zweiten Zyklushälfte Qi und Blut bewegt werden sollten, in Zyklen, in welchen eine Schwangerschaft versucht wird vorsichtig damit umzugehen ist. Zu stark bewegende Punkte in der Zeit des Eisprung und der Menstuation, können immer die Gefahr einer Fehlgeburt bergen. Er empfiehlt stark bewegenden Punkte, wie Mi 6, Mi 8, Di 4 oder GB 21 nur zwischen Menstruation und Eisprung oder zumindest nicht sedierend zu nadeln, sondern neutral. Tonisierende und besonders nährende und haltende Punkte sind dann besonders förderlich.47 Ich möchte zum Ende dieses Abschnitts auf einen Akupunkturpunkt hinweisen, dessen Nadelung bei Frauen im gebärfähigen Alter - und insofern ganz besonders in der Kinderwunschbehandlung - verboten ist. Es ist der Punkt Ren Mai 5 Shi Men (Steintor), der Sterilität verursachen kann. Bei Dysmenorrhoe oder Kältegefühl im Unterleib ist es jedoch ein guter Punkt zum moxen. 47 Vgl. Ross (1995), S. 402 f. 50 5. Moderne Reproduktionsmedizin mit Chinesischer Medizin begleiten Ist eine Entscheidung für eine künstliche Befruchtung gefallen, weil etwa in den Voruntersuchungen eine organische Ursache für die Kinderlosigkeit festgestellt wurde oder nach längerer Versuchszeit und ev. Behandlungszeit dennoch auf natürlichem Wege keine Schwangerschaft eingetreten ist, so kann die Chinesische Medizin auch hier erfolgreich unterstützen und die Erfolgschancen optimieren. Die Stärke der Chinesischen Medizin liegt nicht nur in der Unterstützung einer gelungenen Befruchtung, sondern darüber hinaus in einer erfolgreichen Einnistung und stabilen Schwangerschaft. Zusätzlich kann die Chinesische Medizin die psychische Belastung und den Stress einer künstlichen Befruchtung reduzieren und so den Erfolg der Behandlung zusätzlich steigern. Idealerweise sollte sich das Kinderwunschpaar etwa drei bis sechs Monatszyklen der Vorbereitung mit chinesischer Kräutermedizin und Akupunktur, wie oben beschrieben, Zeit nehmen. Im Vorweg der assistierten Reproduktionsverfahren erfolgt zunächst die bereits oben besprochene Diagnostik, wie Anamnese, körperliche Untersuchung, Hormonanalysen, Spermiogramm, Zyklusprotokoll (Basaltemperaturmessung), Zyklusmonitoring (Überwachung der Follikelreifung mittels Ultraschall und Hormonbestimmung im Blut). Daraufhin wird das sinnvollste Verfahren gewählt. Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Verfahren der künstlichen Befruchtung werde ich in diesem Abschnitt aufzeigen, auf welche Weise die Chinesicher Medizin die moderne Reproduktionsmedizin unterstützt. 5.1 Verfahren der modernen Reproduktionsmedizin Die vier Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung sind die intrauterine Insemination (IUI), die In-Vitro-Fertilisation (IVF), die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und der Kryo-Transfer. Die weitere Möglichkeit der Eizellspende ist in Deutschland verboten. Sie wird bei ovarieller Insuffizinz angewendet, wenn die Eizellreserve der Frau erschöpft ist. Bei absoluter Unfruchtbarkeit des Mannes kann eine Befruchtung auch mit Spendersamen 51 erfolgen. Meist wird eine künstliche Befruchtung von einer Hormontherapie begleitet.48 Hormontherapie Sie wird eingesetzt, um einen aus der Balance geratenen Hormonspiegel oder eine bereits nachlassende Hormonproduktion bei der Frau, aber auch beim Mann auszugleichen. Die stimulierte (hormonelle) Behandlung der Frau soll ein gutes Wachstum der Eibläschen fördern, um mehrere befruchtungsfähige Eizellen zu gewinnen. Außerdem kann die Phase des Eisprungs besser gesteuert und ev. eine stabilere zweite Zyklusphase erreicht werden. Es handelt sich bei den Hormongaben im Wesentlichen um FSH (Follikel stimulierendes Hormon), LH (luteinisierendes Hormon), humanes Choriongonadotropin (hCG) oder Progesteron. Beim Mann dient die Behandlung der Verbesserung des Spermas, z.B. durch Verbesserung des Testosteronspiegels. Intrauterine Insemination (IUI) Bei dieser Methode der assistierten Befruchtung wird zum Zeitpunkt des Eisprungs aufbereitetes Sperma mit einem Katheder in den Gebärmutterhals oder die Gebärmutter übertragen. In-Vitro-Fertilisation (IVF) Wird auch Reagenzglasbefruchtung genannt, da die Befruchtung der Eizelle im Reagenzglas außerhalb des Körpers erfolgt. Eine IVF läuft in folgenden Schritten ab: - Hormonelle Behandlung der Frau - Follikelpunktion: das Absaugen der Eibläschen zur Erhaltung der reifen Eizellen und Gewinnung der Samenfäden aus der Spermaabgabe des Mannes - nun erfolgt die eigentliche künstliche Befruchtung von Ei- und Samenzelle, indem diese zusammen in ein Reagenzglas gegeben werden - Embryotransfer: das Einsetzen von befruchteten Eizelle(n)49 in die Gebärmutter mittels eines dünnen Katheders, meist 2 – 4 Tage nach der Punktion 48 Siehe zu den Verfahren der Reproduktionsmedizin: Lyttleton (2008), S. 384 ff. und http://www.wunschkinder.net/theorie/behandlungen-methoden/; http://www.wunschkind.de/de/fuer-betroffene/kinderwunschbehandlungen/index.html 52 - Implantation: Einnistung der befruchteten und bereits mehrfach geteilten Eizelle(n) (Embryonen) in die Gebärmutterschleimhaut Dieses Vorgehen ist insbesondere bei einem Eileiterverschluss die Methode der Wahl. Aber auch bei unzureichender Spermienqualität oder mehreren fehlgeschlagenen Inseminationen. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) Bei diesem Verfahren wird ein einzelnes Spermium über eine sehr feine Kanüle direkt in die Eizelle eingespritzt. Ansonsten ist es der gleiche Ablauf, wie bei der IVF. Diese Methode bietet sich bei sehr schlechtem Sperma oder bereits fehlgeschlagenen IVF-Versuchen an. Kryo-Transfer Wenn bei einem IVF- oder ICSI-Zyklus mehr Eizellen erfolgreich befruchtet werden konnten, als später in die Gebärmutter transferiert werden, können die übrigen eingefroren und für weitere notwendige Versuche aufgetaut werden. In diesem Zyklus könnte die Frau dann auf eine hormonelle Stimulation verzichten oder nur eine leichte Hormontherapie machen, z.B. um den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Der Mann spart sich die Spermaabgabe. 5.2 Chinesische Medizin in der komplementären Infertilitäts-Therapie Die Behandlung mit der chinesischen Medizin wird in der integrierten Reproduktionsmedizin genau auf die zyklusbezogene Therapie der westlichen Medizin abgestimmt. Die einzelnen Phasen der künstlichen Befruchtung und deren begleitende Therapie sind folgende:50 1. Downregulation, wird auch als "langes Protokoll" der Hormonbehandlung bezeichnet. Hierbei wir bereits im Vorzyklus der künstlichen Befruchtung die Funktion der Hypophyse mit GnRH-a (Gonadotropin-Releasing-HormonAntagonist) unterdrückt und die reproduktiven Hormone gehemmt. Die Eierstöcke sollen sich praktisch ausruhen. Die Essenz und das Blut werden nun 49 Oft werden bis zu 3 befruchtete Eizellen übertragen, um die Erfolgchancen zu verbessern. Vgl. zu den einzelnen Phasen der integrierten Reproduktionsmedizin: Lifang (2007), S. 77 ff., Wu (2008), S. 291 ff. 50 53 genährt, um Ren und Chong Mai zu stärken. Auch das Qi kann hier reguliert werden. Mögliche Rezepturen: Yang Xue Tian Jing Fang, welcher bei Nieren-YangMangel Rou Cong Rong (hb. cistanches) und bei Nieren-Yin-Mangel Nu Zhen Zi (fr. ligustri lucidii) und Han Lian Cao (hb. ecliptae) hinzugefügt werden sollte. Oder die von Lifang empfohlene Rezeptur Huo Jing Zhong Zi Fang. Akupunktur: Mi 6, Ma 36, Le 3, Di 4, Yin Tang, Ni 3, He 7, Ren 4, Ren 6 2. Menstruation: hier kann, wenn es sinnvoll erscheint (z.B. bei Neigung zu QiStagnation oder Blut-Stase) die Menstruation gefördert werden. Qi und Blut bewegende Akupunktur und Kräuternmedizin für 2 - 3 Tage sorgen dafür, dass das alte "Blut" vollständig ausgeschieden werden kann, um den Aufbau neuer Schleimhaut zu begünstigen. Mögliche Rezepturen: Tao Hong Si Wu Tang, plus ev. Shi Xiao San Akupunktur: Le3, Mi 6, Mi 8, Mi 10, Ren 6 3. Stimulationsphase: hier beginnt auch das sogenannte "Kurzprotokoll" der hormonellen Stimulation. Die Ovarien werden 2 - 3 Tage nach Blutungsbeginn mit FSH (Follikel Stimulierendes Hormon) angeregt, um die Eizellreifung bzw. Follikelentwicklung zu fördern. Nun sollten die Nieren insgesamt, das Nieren-Yin, das Blut und auch die Milz tonisiert werden, um die Follikelreifung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Mögliche Rezeptur: Ding Jing Fang. Je nach individuellem Muster sollte die Rezeptur mit Qi- , Milz-, Nieren-Yin, Nieren-Yang oder Blut tonisierenden Kräutern ergänzt werden. Akupunktur: Ni 3, Mi 6, Ma 36, Zi Gong, Yin Tang, Ren 4, Du 20 4. Follikelpunktionsphase/vor Embryotransfer: in dieser Phase werden viele Untersuchungen gemacht und die operative Entnahme der Eizellen steht bevor. Hier gilt es, den Geist zu beruhigen, das Qi zu harmonisieren und zu stärken sowie die Muskulatur und den Muttermund zu entspannen, um den Eingriff zu erleichtern. Mögliche Rezeptur: hier können ähnliche Rezepturen, wie in der vorangegangenen Stimulationsphase verordnet werden. Um den Geist weiter zu beruhigen können Kräuter wie Yu Jin (rx. curcumae), He Huan Pi (cx. albiziae) oder Bai He (bulbus lilii) ergänzt werden. 54 Akupunktur: He 7, Du 24, Le 3, Di 4, Mi 6, Ni 3, Yin Tang, Shen Men am Ohr 5. Embryotransferphase: In dieser Zeit nach dem Embroytransfer ist es wichtig, Yin und Yang in Balance zu halten, eine gute Durchblutung des Uterus und eine gute Einnistung des Embryos zu unterstützen. Auch der Geist sollte bei Stresssymptomen wieder beruhigt werden. Mögliche Rezepturen: Bei Nieren-Yang-Mangel empfiehlt Lifang die Rezeptur An Tai Fang und bei Nieren-Yin-Mangel die Rezeptur Yang Tai Fang. Je nach individueller Disharmonie sollten wieder Kräuter aus der entsprechenden Kategorie zur Tonisierung von Qi, Blut oder der Milz beigefügt werden. Akupunktur: Du 20, Ni 3, Ni 5, Du 24, Yin Tang, Ma 36, Pe 6, He 7 Auch in diesem Abschnitt soll noch etwas angemerkt werden: Jeder IVF/ICSIVersuch schwächt die Nieren-Essenz Jing mit der Zeit. Damit geht dann eine Schwäche der Extrameridiane einher, die sonst als Reservoir dienen. Insbesondere bei Frauer über 40 Jahre, kann die Eizellreserve bereits sehr vermindert sein. Durch die hormonelle Stimulation wird diese noch einmal sehr erschöpft. Daher ist das Stärken der Essenz so wichtig bei künstlichen Befruchtungen. 6. Schlußbetrachtung Ziel dieser Arbeit war es die Diagnostik und therapeutischen Möglichkeiten der Fruchtbarkeitsbehandlung mit Chinesischer Medizin vorzustellen und eine Verknüpfung zur Schulmedizin herzustellen. Bringt die alleinige Behandlung mit chinesischer Medizin die ersehnte Schwangerschaft hervor, ist das für das Kinderwunschpaar natürlich eine große Freude, aber auch ein "Ersparen" unnötiger Hormongaben, vieler Untersuchungen und körperlicher Eingriffe in der Kinderwunschklinik und damit auch wesentlich weniger Stress. 55 Oft erscheint aufgrund schlechter Untersuchungsbefunde oder langer vergeblicher Versuche schwanger zu werden die westliche Reproduktionsmedizin jedoch der einzige Ausweg und ein letzter Strohhalm zu sein. Doch auch in diesen Fällen kann die zusätzliche Behandlung mit Akupunktur, chinesischer Kräutermedizin und Lebenspflege die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft erhöhen, da sie hilft, den Zyklus zu optimieren, die Hormone zu regulieren, die Follikelbildung und den Eisprung zu unterstützen, die Uterusschleimhaut gut aufzubauen, die Einnistung zu fördern, Fehlgeburten vorzubeugen und Stress zu reduzieren. Ein darüber hinaus ganz wichtiger Aspekt: die chinesische Medizin richtet ihren Blick nicht nur auf den "Reproduktionsapparat" sondern auch und insbesondere auf den ganzen Menschen und das Zusammenwirken aller körperlichen und seelisch-emotionalen Zustände einer individuellen Person. Ich bin daher davon überzeugt, dass die chinesische Medizin in richtiger Art und Weise und im richtigen zeitlichen Rahmen, entweder alleine angewandt, vorbereitend oder komplementär zur westlichen Reproduktionsmedizin immer einen Gewinn für das Kinderwunschpaar bringt. Wenn es nicht klappen wollte … Leider erfüllt sich aber der große Wunsch nach einem Baby nicht immer. Insbesondere, wenn bereits einige Versuche fehlschlugen oder aufgrund des Lebensalters die natürlichen Grenzen näher rücken. Die zeitige Thematisierung und Beschäftigung mit Alternativen zum eigenen Kind, wie etwa die Möglichkeit einer Adoption, kann dem Kinderwunschpaar helfen weitere Perspektiven zu sehen und ev. den Druck etwas zu mindern. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Therapeutin/der Therapeut zu gegebenem Zeitpunkt im Gespräch mit dem Kinderwunschpaar auch die Möglichkeit thematisiert, dass die Realisierung des Wunsches nach einem Baby eventuell nicht erfolgreich sein könnte und dem Paar Mut macht, sich mit anderen Perspektiven gemeinsam auseinander zu setzen. 56 Literaturverzeichnis Bensky, Dan/Barolet, Randall: "Chinesische Arzneimittelrezepte und Behandlungsstrategien", Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, 1. Auflage, 1996 Bervoets, Karin: "Infertilität der Frau (Bu Yun Zheng)", in: Focks, Claudia (Hrsg.): "Leitfaden Chinesische Medizin", Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 6. Auflage, 2010 Biermann, Christine/Raben, Ralph: "Ein Kind mit 40? – Vor- und Nachteile später Schwangerschaft", Kreuz Verlag GmbH & Co. KG, 2004 Engelhardt, Ute/Hempen, Carl-Hermann: "Chinesische Diätetik", Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 3. Auflage, 2006 Flaws, Bob: "Path of Pregnancy. A Handbook of traditional chinese gestational & birthing diseases", Blue Poppy Press, 1. Auflage 1993 Focks, Claudia/Hillenbrand, Norman (Hrsg.): “Leitfaden Chinesische Medizin”, Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 5. Auflage, 2006 Focks, Claudia (Hrsg.): "Leitfaden Chinesische Medizin", Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 6. Auflage, 2010 Hemm, Dagmar: "Der Wunsch nach Söhnen – Frau und Familie im kaiserlichen China – Qiu Zi" in: Noll, Andreas (Hrsg.): "Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen. Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1. Auflage, 2008 Huan, Zhang Yu/Rose, Ken: "Der Drachen reiten. Die kulturellen Wurzeln der Traditionellen Chinesischen Medizin", O. W. Barth Verlag, 1. Auflage 2001 57 Jetelina, Marika/Thewes, Franz: "Ihr Kinderlein kommet. Sterilität/Infertilität in der TCM", Thewes-Verlag, 2. Auflage, 2007 Jonas, Annette: "Guanyin – Göttin der Fruchtbarkeit" in: Noll, Andreas (Hrsg.): "Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen. Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1. Auflage, 2008 Kirschbaum, Barbara: "Die 8 außerordentlichen Gefäße in der traditionellen chinesischen Medizin", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, 2. überarbeitete Auflage, 2000 König, Uta: Diplomarbeit zum Thema "Kinderwunsch, Fruchtbarkeit und Empfängnis aus Sicht der chinesischen Medizin", ABZ-Nord, 2007 Lifang, Liang: "Chinesische Medizin und IVF", Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, 1. Auflage 2007 Lorenzen, Udo/Noll, Andreas: "Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin – Die Wandlungsphase Wasser", Band 5, Verlag Müller & Steinicke, 2. Nachdruck, 2007 Lyttleton, Jane: "Fertilitätsstörungen mit chinesischer Medizin behandeln", Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 1. Auflage, 2008 Maciocia, Giovanni: "Die Gynäkologie in der Praxis der Chinesischen Medizin", Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, 1. Auflage, 2000 Noll, Andreas (Hrsg.): "Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen. Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1. Auflage, 2008 Peineke, Jacqueline: "PCO-Syndrom und Kinderwunsch", in: Noll, Andreas (Hrsg.): "Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen. Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1. Auflage, 2008 58 Ross, Jeremy: "Acupuncture Point Combinations. The Key to clinical success", Churchill Livingstone, 1. Auflage, 1995 Seifert, Christiane: "Die Fünf-Elemente-Küche, Gesund essen nach der chinesischen Ernährungslehre. Grundlagen – Tipps – neue Rezepte", Trias Verlag, 2. Auflage, 2007 Sütterlin, Sabine/Hoßmann, Iris: "Ungewollt kinderlos“, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hrsg.), 1. Auflage, 2007 Temelie, Barbara: "Ernährung nach den Fünf Elementen, Wie Sie mit Freude und Genuß Ihre Gesundheit, Liebes- und Lebenskraft stärken", Joy-Verlag, 2. Auflage, 2001 Wu, Yuning S.: "Adjuvante chinesische Kräutertherapie bei IVF/ET-Behandlungen", in: Noll, Andreas (Hrsg.): "Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen. Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch", Hippokratesverlag, 1. Auflage, 2008 Webseiten: www.frauenaerzte-im-netz.de www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed www.medizin-netz.de/medizin/frau/ www.urologenportal.de/infertilitt.html www.who.int www.wunschkind.de www.wunschkinder.net 59 Rezepturenverzeichnis alphabetisch An Tai Fang - Rezeptur zum Beruhigen des Fetus Tu Si Zi (sem. cuscutae) Xu Duan (rx. dipsaci) Sang Ji Sheng (hb. taxilli) Shan Zhu Yu (fr. corni officinalis) Dang Shen (rx. codonopsis) Bai Shao (rx. paeoniae alba) Gou Qi Zi (fr. lycii) Bai Zhu (rhiz. atractylodis) Gan Cao (rx. glycyrrhizae) die Autorin Lifang gibt zu dieser Rezeptur keine Mengenangaben an. Diese sollten individuell erfolgen. Ba Zhen Tang – Acht Schätze Dekokt Shu Du Huang (rx. rehmanniae glutinosae) 15 – 18 g Dang Gui (rx. angelicae sinensis) 12 – 15 g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 12 – 15 g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) Dang Shen (rx. codonopsis) Bai Zhu (rhiz. atractylodis) Fu Ling (poriae cocos) Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 6–9g 12 – 18 g 9 – 12 g 12 – 15 g 3–6g Bu Shen Yi Jing Fang – Rezept das die Nieren stärkt und die Essenz nährt He Shou Wu (rx. polygoni multiflori) 15 g Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) 15 g Gou Qi Zi (fr. lycii) 15 g Shan Yao (rx. dioscorae oppositae) 15 g Shan Zhu Yu (fr. corni officinalis) 15 g Tu Si Zi (sem. cuscutae) 15 g Fu Pen Zi (fr. rubi chingii) 15 g 60 Nu Zhen Zi (fr. ligustrici) 15 g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 15 g Mu Dan Pi (cx. moutan) 15 g Dang Shen (rx. codonopsis) 15 g Huang Qi (rx. astragali) 15 g Yin Yang Huo (Hb. epimedii) 15 g Rou Cong Rong (hb. cistanches) 15 g Ba Ji Tian (rx. morindae officinalis) 12 g Suo Yang (hb. cynomorii) 12 g Dan Shen (rx. salviae) 12 g Lu Jiao Pian (cornu cervi parvum) 12 g Bu Zhong Yi Qi Tang – Dekokt das die Mitte tonisiert und das Qi vermehrt Huang Qi (rx. astragali) 12 – 24 g Dang Shen (rx. codonopsis) 18 – 24 g Bai Zhu (rz. atractylodis) 9 – 12 g Dang Gui (rx. angelicae sinensis) 6 – 12 g Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata) 3–6g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 6–9g Sheng Ma (rhiz. cimicifugae) 3–6g Chai Hu (rx. bupleuri) 3–9g Cang Fu Dao Tan Tang – Pille mit Rhizoma Atractylodis und Rhizoma Cyperi, die Schleim hinausführt Cang Zhu (rhiz. atractylodis) 9g Xiang Fu (rhiz. cyperi) 9g Zhi Ke (fr. aurantii) 9g Fu Ling (poria cocos) 6g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 6g Dan Nan Xing (rhiz. arisaematis cum bile) 4,5 g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 3g Sheng Jiang (rhiz. zingiberis) 3 Scheiben Shen Qu (massa medica fermentata) 6g 61 Chai Hu Shu Gan San – Bupleurum Dekokt das die Leber entlastet Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 6g Chai Hu (rx. bupleuri) 6g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) 4,5 g Zhi Ke (fr. citri auranti) 4,5 g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 4,5 g Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata) 1,5 g Xiang Fu (rhiz. cyperi) 4,5 g Ding Jing Fang – Rezeptur die die Menses in Ordnung bringt Dang Gui (rx. angelicae sinensis) 9g Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) 9g Shan Yao (rx. dioscorae oppositae) 12 g Fu Ling (poria cocos) 9g Tu Si Zi (sem. cuscutae) 9g Chai Hu (rx. bupleuri) 7g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 9g Dang Shen (rx. codonopsis) 12 g Ba Ji Tian (rx. morindae) 9g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 3g Er Chen Tang – Zweifach behandeltes Dekokt Ban Xia (rhiz. pinelliae) 15 g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 15 g Fu Ling (poria cocos) Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 9g 4,5 g Gui Pi Tang – Dekokt das die Milz wieder herstellt Ren Shen (rx. ginseng) 3–6g Huang Qi (rx. astragali) 9 – 12 g Bai Zhu (rz. atractylodis) 9 – 12 g Fu Ling (poriae cocos) 9 – 12 g Suan Zao Ren (sem. zizyphi spinosa) 9 – 12 g Long Yan Rou (arillus longan) 6–9g 62 Mu Xiang (rx. aucklandiae) 3–6g Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata) 3–6g Dang Gui (rx. angelicae sinensis) 6–9g Yuan Zhi (rx. polygalae) 3–6g Sheng Jiang (rhiz. zingiberis) 5 Stück Da Zao (fr. jujubae) 1 Stück Gui Zhi Fu Ling Wan – Ramulus Cinnamomi Cassiae und Sclerotium Poriae Cocos Pille Gui Zhi (ramulus cinnamomi cassiae) 9 - 12 g Fu Ling (poria cocos) 9 - 12 g Chi Shao (rx. paeoniae rubra) 9 - 12 g Mu Dan Pi (cx. moutan)) 9 - 12 g Tao Ren (sem. persicae) 9 - 12 g Huo Jing Zhong Zi Fang – Rezeptur zum Beleben der Essenz und zum Einpflanzen des Samens Dang Gui (rx. angelicae sinensis) 9g Chai Hu (rx. bupleuri) 7g Dan Shen (rx. salviae) 9g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 9 - 12 g Fu Ling (poria cocos) 9g Bai Zhu (rz. atractylodis) 9g Zhi Ke (fr. citri auranti) 7g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 5g Jia Wei Er Chen Tang – Erweitertes zweifach behandeltes Dekokt Ban Xia (rhiz. pinelliae) 8g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 8g Fu Ling (poria cocos) 8g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 5g Huang Qin (rx. scutellariae) 8g Huang Lian (rhiz. coptidis) 5g Bo He (hb. menthae) 5g 63 Jia Wei Xiao Yao San – erweitertes Pulver des ungebundenen Wanderers Chai Hu (rx. bupleuri) 9g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 9g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 9g Bai Zhu (rz. atractylodis) 9g Fu Ling (poriae cocos) 9g Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata) 6g Sheng Jiang (rhiz. zingiberis) 3g Bo He (hb. menthae) 3g Mu Dan Pi (cortex moutan) 9g Zhi Zi (fr. gardeniae) 6g Jin Gui Shen Qi Wan – Nieren Qi Pille aus dem Goldenen Kabinet Sheng Di Huang (rx. rehmanniae) 24 g Shan Zhu Yu (fr. corni) 12 g Shan Yao (rx. dioscorae) 12 g Fu Zi (rx. aconiti lateralis) 3g Gui Zhi (ramulus cinnamomi cassiae) 3g Ze Xie (rhiz. alismatis) 9g Fu Ling (poria cocos) 9g Mu Dan Pi (cx. moutan)) 9g Liu Wei Di Huang Wan - Sechs Bestandteile Pille mit Rx. Rehmanniae Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) 24 g Shan Zhu Yu (fr. corni) 12 g Shan Yao (rx. dioscorae) 12 g Fu Ling (poria cocos) 9g Mu Dan Pi (cx. moutan)) 9g Ze Xie (rhiz. alismatis) 9g 64 Long Dan Xie Gan Tang – Dekokt das die Leber abfließen lässt Long Dan Cao (rx. gentianae) 3–9g Huang Qin (rx. scutellariae) 6 – 12 g Zhi Zi (fr. gardeniae) 6 – 12 g Mu Tong (caulis mutong) 3–6g Che Qian Zi (sem. plantaginis) 9 – 15 g Ze Xie (rhiz. alismatis) 6 – 12 g Chai Hu (rx. bupleuri) 3–9g Sheng Di Huang (rx. rehmanniae) 9 – 15 g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 6 – 12 g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 3–6g Qi Gong Wan – Den Uterus öffnende Pille Ban Xia (rhiz. pinelliae) 6g Cang Zhu (rhiz. atractylodis) 6g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 3g Fu Ling (poria cocos) 6g Xiang Fu (rhiz. cyperi) 6g Shen Qu (massa medica fermentata) 6g Chuan Xiong (rhiz. chuanxiong) 4,5 g Shao Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Blutstasen im unteren Abdomen vertreibt Xiao Hui Xiang (fr. foeniculi) 6g Gan Jiang (rhiz. zingiberis) 4g Rou Gui (cx. cinnamomi cassiae) 3g Yan Hu Suo (rhiz. corydalis) 12 g Mo Yao (myrrha) 12 g Pu Huang (pollen typhae) 12 g Wu Ling Zhi (faeces trogopterori) 9g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 18 g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) 9g Chi Shao (rx. paeoniae rubra) 12 g 65 Shi Xiao San – Plötzliches Lächeln Pulver Wu Ling Zhi (faeces trogopterori) 10 g Pu Huang (pollen typhae) 10 g Si Miao Wan – Vier Wunder Pille Huang Bai (cortex phellodendri) 12 g Yi Yi Ren (sem. coicis) 12 g Cang Zhu (rhiz. atractylodis) 6g Niu Xi (rx. achyranthis) 6g Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt Shu Di Huang (rx. rehmanniae prep.) 9 – 21 g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 9 – 15 g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 9 – 12 g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) 3–6g Tao Hong Si Wu Tang – Vier Arzneien Dekokt mit Semen Persicae und Flos Carthami Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) 6g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 6g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 6g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) 3g Tao Ren (sem. persicae) 6g Hong Hua (flos carthami) 3g Wu Zi Yan Zong Wan – Pille aus 5 Samen zum Entwickeln der Ahnen Tu Si Zi (sem. cuscutae) 6g Wu Wei Zi (fr. schisandrae) 6g Gou Qi Zi (fr. lycii) 6g Fu Pen Zi (fr. rubi) 6g Che Qian Zi (sem. plantaginis) 6g 66 Xiang Sha Liu Jun Zi Tang – 6 Gentlemen Dekokt mit Aucklandiae und Amomi Dang Shen (rx. codonopsis) 9g Bai Zhu (rhiz. atractylodis) 6g Fu Ling (poriae cocos) 6g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 2g Ban Xia (rhiz. pinelliae) 3g Chen Pi (pericarpium citri reticulatae) 2g Sha Ren (fr. amomi) 2g Mu Xiang (rx. aucklandiae) 2g Xiao Yao San – Pulver des ungebundenen Wanderers Chai Hu (rx. bupleuri) 9g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 9g Bai Shao (rx. paeoniae alba) 9g Bai Zhu (rz. atractylodis) 9g Fu Ling (poriae cocos) 9g Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae praeparata) 6g Sheng Jiang (rhiz. zingiberis) 3g Bo He (hb. menthae) 3g Xue Fu Zhu Yu Tang – Dekokt das Stasen aus dem Haus des Blutes vertreibt Tao Ren (sem. persicae) 12 g Hong Hua (flos carthami) 9g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 9g Chuan Xiong (rx. chuanxiong) 4,5 g Chi Shao (rx. paeoniae rubra) 6g Niu Xi (rx. niuxi) 9g Chai Hu (rx. bupleuri) 9g Jie Geng (rx. platycodi) 4,5 g Zhi Ke (fr. citri auranti) 6g Sheng Di Huang (rx. rehmanniae) 9g Gan Cao (rx. glycyrrhizae) 3g 67 Yang Tai Fang – Rezeptur zum Nähren des Fetus Tu Si Zi (sem. cuscutae) Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) Shan Zhu Yu (fr. corni) Shan Yao (rx. dioscorae) Bai Shao (rx. paeoniae alba) Mai Men Dong (rx. ophiopogonis) Suan Zao Ren (sem. zizyphi) Gan Cao (rx. glycyrrhizae) die Autorin Lifang gibt zu dieser Rezeptur keine Mengenangaben an. Diese sollten individuell erfolgen. Yang Xue Tian Jing Fang Dang Gui (rx. angelicae sin.) Chuan Xiong (rx. chuanxiong) Bai Shao (rx. paeoniae alba) E Jiao Zhu (gelatinum cornii asini praeparata) Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) He Shou Wu (rx. polygoni multiflori) Gou Qi Zi (fr. lycii) Tu Si Zi (sem. cuscutae) Shan Zhu Yu (fr. corni) Fu Ling (poria cocos) Chai Hu (rx. bupleuri) zu dieser von Frau Yuning S. Wu genannten Rezeptur wurden keine Mengenangaben gemacht. Diese sollten individuell erfolgen You Gui Wan – Pille die die Rechte (Niere) wieder herstellt Fu Zi (rx. aconiti lateralis) 6 – 18 g Rou Gui (cx. cinnamomi cassiae) 6 – 12 g Lu Jiao Jiao (colla cornu cervi) 12 g Shu Di Huang (rx. rehmanniae preparata) 24 g 68 Shan Zhu Yu (fr. corni) 9g Shan Yao (rx. dioscorae) 12 g Gou Qi Zi (fr. lycii) 12 g Tu Si Zi (sem. cuscutae) 12 g Du Zhong (cx. eucommiae) 12 g Dang Gui (rx. angelicae sin.) 9g Zuo Gui Yin – Dekokt das die linke Niere wieder herstellt Shu Di Huang (rx. rehmanniae prep.) 6 – 60 g Shan Yao (rx. dioscorae) 6g Gou Qi Zi (fr. lycii) 6g Fu Ling (poria cocos) 6g Shan Zhu Yu (fr. corni) Zhi Gan Cao (rx. glycyrrhizae prep.) 3–6g 3g 69
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