Controlling in deutschen Unternehmen 3. Übung Budgetsysteme Dipl.-Kfm. Florian Böckling Dipl.-Kfm. Franz Zinser Lehrstuhl für Controlling Prof. Dr. Louis Velthuis Johannes Gutenberg-Universität Mainz www.controlling.bwl.uni-mainz.de Aufgabe 3.1: Budgetierung In einer Unternehmung verfügt die Zentrale über eine Produktionsanlage, auf die zwei Sparten (1 und 2) zur Herstellung ihrer Produkte zurückgreifen müssen. Die Kapazität der Anlage beträgt in der betrachteten Periode 1.000 Mengeneinheiten (ME), die Stückkosten betragen 8 Geldeinheiten (GE). Ein zusätzlicher Bedarf in der betrachteten Periode über die 1000 ME hinaus muss fremd vergeben werden, wobei Kosten von 12 GE pro ME anfallen. In den beiden Sparten können die in der folgenden Tabelle angegebenen, beliebig teilbaren Aufträge in der betrachteten Periode ausgeführt werden. Zur Herstellung einer Produkteinheit wird in beiden Sparten jeweils eine ME der Kapazität der Anlage der Zentrale benötigt. Für die einzelnen Aufträge enthält die Tabelle zudem die Höchstmengen (xmax) sowie die Stückdeckungs-bei-träge db vor Berücksichtigung der Kosten für die Inanspruchnahme der Anlage der Zentrale. Sparte 1 Sparte 2 Auftrag xmax db Auftrag xmax db A 400 10 C 200 16 B 400 12 D 400 6 E 200 10 Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 2 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Die Zentrale kennt die Auftragslage in den beiden Sparten nicht. Sie erwägt, - einen Verrechnungspreis in Höhe von 9 GE pro ME für die Inanspruchnahme der Anlage festzulegen oder - den Sparten jeweils ein Budget von 500 ME zur Verfügung zu stellen, wobei keine Kostenzurechnung für die Inanspruchnahme der Anlage erfolgt. a) Die Spartenleiter orientieren sich bei ihren Entscheidungen jeweils am Deckungsbeitrag ihrer Sparte. Ermitteln Sie, welche Aufträge auf welchem Niveau in den Sparten bei den beiden Koordinationsformen jeweils ausgeführt werden. b) Die Zentrale ist an einem möglichst hohen Gesamtdeckungsbeitrag interessiert. Geben Sie die Gesamtdeckungsbeiträge für beide Koordinationsformen im Beispiel sowie den opti-malen Gesamtdeckungsbeitrag aus Sicht der Zentrale an. Beurteilen Sie beide Koordi-na-tionsformen anhand des Beispiels und schildern Sie, inwieweit die dezentralen Lösungen verbessert werden können. Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 3 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: a) Verrechnungspreis v = 9 Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 4 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: a) Budget = 500 ME Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 5 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: b) Fall 1: Verrechnungspreis v = 9 Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 6 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: b) Fall 2: Budget = 500 Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 7 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: b) Optimales Programm Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 8 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.1: Budgetierung Lösung: b) Beurteilung Verbesserung Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 9 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Sie sind einer von zwei Spartenmanager beim Sportartikelhersteller Mike. Ihre Sparte ist die Sparte „Schuhe“ und die ihres Kollegen die Sparte „Bekleidung“. Sie werden beide nach der Entlohnungsfunktion s(x) = 10.000 + 0,0005 · x entlohnt und bekommen demnach ein Fixgehalt in Höhe von 10.000 EUR und eine variable Vergütung in Abhängigkeit der realisierten Über-schüsse x. Die beiden Sparten des Unternehmens werden als Investment Center geführt. Die Allokation des Investitionsbudgets in Höhe von insgesamt 150 Mio. EUR soll anhand der Berichte der Sparten-manager durchgeführt werden. Dabei gehen Sie zur Vereinfachung in einem einperio-digen Kontext davon aus, dass in den beiden Sparten nur in Tranchen von jeweils 50 Mio. EUR investiert werden kann und Sie und ihr Kollege das Ergebnis mit Sicherheit kennen. Die gemeldeten und auch „richtigen“ Überschüsse in Abhängigkeit vom Investitionsbudget I sind wie folgt gegeben: Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 10 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung a) Zeigen Sie, wie die Unternehmensleitung die knappen Mittel im Bestfall (bei symmetrischer Informationsverteilung) verteilen wird. Welche Entlohnung ergibt dann sich für Sie und den anderen Spartenmanager? b) Gehen Sie im Folgenden von asymmetrischer Informationsverteilung aus. Welche Grenzrenditen müssen Ihre Meldungen mindestens implizieren, damit Sie alle drei Tranchen der zur Verfügung stehenden Mittel bekommen? Wie müssen Ihre gemeldeten Überschüsse ausfallen, wenn Sie eine (gemeldete) Grenzrendite von 30% anstreben? Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 11 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Lösung: a) Symmetrische Information Die Zentrale wird die Mittel so aufteilen, dass sie den Endwert maximiert. Dazu wird sie jede Tranche dort einsetzen, wo diese die höchste Rendite erwirtschaftet. Die Grenzrenditen der Investitionsmöglichkeiten ergeben sich wie folgt: Sparte Schuhe Sparte Bekleidung = 60% = 25% = 20% = 15% = 10% Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 = 10% 12 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Lösung: Grenzrenditen (in Mio. EUR) Sparte Schuhe Sparte Bekleidung I = 50 I = 100 I = 150 Die Unternehmensleitung wird die ersten 50 Mio. EUR der Sparte Schuhe zuordnen (60%), die zweiten 50 Mio. EUR der Sparte Bekleidung (25%) und schließlich die letzten 50 Mio. EUR wieder an die Sparte Schuhe (20%). Das Investitionsbudget beläuft sich also insgesamt auf: 100 Mio. EUR für Sparte „Schuhe“ bzw. 50 Mio. EUR für Sparte „Bekleidung“ und Sie und ihr Kollege können somit einen Überschuss von 140 Mio. EUR bzw. 62,5 Mio. EUR erwirtschaften. Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 13 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Lösung: Entlohnung der Spartenmanager: sSchuhe( sBekleidung ( ) = 10.000 + 0,0005 · 140.000.000 = 80.000 ) = 10.000 + 0,0005 · 62.500.000 = 41.250 Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 14 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Lösung: b) Asymmetrische Information Sie müssen nur für die einzelnen Investitionsbudgets von 50 Mio. EUR eine Grenzrendite melden, die > 25% ist und erhalten das komplette Budget, d.h. alle drei Tranchen, für ihre Sparte. Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 15 © Louis Velthuis – SS 2012 Aufgabe 3.2: Manipulationsanreize im Rahmen der Budgetierung Lösung: 195 (in Mio. EUR) I = 50 Sparte Schuhe gemeldete Grenzrenditen Überschüsse 65 30% I = 100 130 30% I = 150 195 30% Controlling in deutschen Unternehmen: Übung 3 16 © Louis Velthuis – SS 2012
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