individuelle und systemische Aspekte zwischen Flow

Lehrergesundheit
individuelle und systemische Aspekte
zwischen Flow und Burnout:
berufsbezogene Präventions- und Behandlungsansätze
und die Rolle des Amtsarztes
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Medizinisch-Psychosomatische Schön Klinik Roseneck
Prien am Chiemsee
Katholische Universität Eichstätt
Programm
1)
Ausgangssituation: „Ausgebrannt“? Burnout, was ist
das?
2)
Prädiktoren psychosomatischer Störungen bei
Lehrkräften
3)
Prävention und Behandlung psychosomatischer
Erkrankungen bei Lehrkräften: das AGIL-Programm
4)
Die Rolle des Amtsarztes: viele LehrerInnen scheiden
vorzeitig aus ihrem Beruf aus...
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Schön Klinik Roseneck
1) Ausgangssituation: „Ausgebrannt“?
Burnout, was ist das?
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Burn-out
•BKK: 9 Millionen
•TKK: 10 Mio AU-Tage
•IG-Metall: Zeitbombe
•EASG: 50 Mrd Euro
1980
10% aller Arbeitnehmer „ausgebrannt“
20-30% in einem Stadium des
Burnout-Prozesses
2000
bis zu 30% aller Erwerbstätigen leiden
unter Burnout
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck
„Burnout“
Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen
hat, der weiß, wie verheerend so etwas
aussieht..... (H. Freudenberger)
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Herbert J. Freudenberger (1927- 1999)
1974 - Vater des Burnout-Begriffes

8 – 18 Uhr Psychoanalytiker
in eigener Praxis

18 – 23 Uhr ehrenamtlich in
einer free clinic in Spanish Harlem (Klientel: jugendliche,
drogenabhängige Aussteiger)

nach 23.00 Uhr Besprechungen und Übungen.
„Je müder ich wurde,
desto mehr trieb ich mich an.“

Für seine Frau und drei Kinder blieb wenig Zeit...
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Herbert Freudenberger: Burnout-Symptomatik
Subjektiv: Gefühl der Verausgabung, Müdigkeit,
Infektanfälligkeit, häufige Kopfschmerzen, MagenDarm-Problemen, Schlaflosigkeit und Kurzatmigkeit...
„In short, one becomes too somatically
involved with one´s bodily functions.“
Im Kontakt mit Kollegen: Betroffene fallen durch
emotionale Ausbrüche und leichte Reizbarkeit auf,
wissen alles besser, sind im Denken rigide,
unflexibel, kaum in der Lage alternative, konstruktive
Lösungen zu finden....
Insgesamt also: vielfältig und bei jedem Betroffenen
anders.....
Prof Dr. Dr. Andreas Hillert
Burnout-Symptomatik...(z.B.)

Erschöpfung, Energiemangel, Schlafstörungen...
 Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Insuffizienzgefühle,
Entscheidungsunfähigkeit....
 verringerte Initiative und Phantasie, Gleichgültigkeit, Langeweile,
Desillusionierung, Neigung zum Weinen, Schwächegefühl, Ruhelosigkeit,
Verzweiflung....
 Größere Distanz zu Klienten, Betonung von Fachjargon, Vorwürfe gegen
andere, Verlust an Empathie, Zynismus, Verlust von Idealismus,
Bitterkeit.... „Dehumanisiserung“
 Partnerschafts- und/oder Familienprobleme
 Gefühl mangelnder Anerkennung
 Körperliche Symptome wie: Engegefühl in der Brust.
Atembeschwerden. Rückenschmerzen, Übelkeit, mehr Rauchen...
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Burnout-Phasentheorie
bis zu 10 Phasen (Fengler 1991)
1. Freundlichkeit und Idealismus
2. Überforderung
3. Geringer werdende Freundlichkeit
4. Schuldgefühle darüber
5. Vermehrte Anstrengung
6. Erfolglosigkeit
7. Hilflosigkeit
8. Hoffnungslosigkeit
9. Erschöpfung, Distanzierung, Wut...
10. Burnout
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Häufigkeit des Burnout-Typus (AVEM)
bei Lehrern im Zusammenhang mit dem Lebensalter
Lehramtsstudenten
Bis 30 Jahre
31-40 Jahre
41-50 Jahre
über 50 Jahre
25 %
32 %
30 %
33 %
29 %
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
ICD- 10 - Z
Z 73 Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der
Lebensbewältigung
Z 73.0 Erschöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom)
Z 73.1 Akzentuierte Persönlichkeitszüge
(einschließlich: Typ-A-Verhalten)
Z 73.2 Mangel an Entspannung oder Freizeit
Z 73.3 Belastung, nicht anderorts klassifizierbar
Z73.4 unzulängliche soziale Fertigkeiten, anderorts nicht
klassifizierbar
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Burnout-Fazit
“Modebegriff oder Krankheitskonzept?“
- als wissenschaftliche Diagnose nicht haltbar – Burnout ist
keine Krankheit!
- als subjektives Krankheitsmodell und als Indikator für
teils fatale gesellschaftliche Entwicklungen ein
hochaktuelles Thema!
- „wissenschaftliche“ Burnout-Forschung, d.h. solche, die
ihre eigenen Grundannahmen kritisch reflektiert, ist rar.
Offenbar ist der Begriff diesbezüglich zu paralysierend und
faszinierend…
Burnout:
Selbstkonzept
zur Rettung des
Individuums
in der
neo-inhumanen
Arbeitswelt
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck
2) Prädiktoren
psychosomatischer Störungen bei
Lehrkräften
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Schön Klinik Roseneck
Flexibel-kompensierendes
Coping-Muster
5

Aktives Schaffen von Voraussetzungen für positive Erlebnisse und
Entspannung kompensiert neg. Erleben

Unter Aufrechterhaltung und Nutzung des sozialen Netzwerkes sind die
LehrerInnen handlungsfähig um die Situation zu verändern

Kein Diktat der Machbarkeit, Fähigkeit zum Aushalten & Akzeptieren von Negativem
= voll und ganz
4
3
2
= überhaupt nicht
1 Resignation /
Grübeln
soziale
Abkapselung
Entspannung
Aufsuchen pos.
Erlebensinhalte
Situationskontrolle
Reaktionskontrolle
Ruminativ-selbstisolierendes
Coping-Muster
5

Auf Belastungssituationen wird v.a. mit Grübeln und Rückzug
reagiert.

Die Tendenz zum passiven Aus- und Durchhalten unter Belastung, fehlende
soziale Kontakte sowie positive Aktivitäten fördern das Verharren im
aversiven Erlebenszustand.
= voll und ganz
4
3
2
= überhaupt nicht
1 Resignation /
Grübeln
soziale
Abkapselung
Entspannung
Aufsuchen pos.
Erlebensinhalte
Situationskontrolle
Reaktionskontrolle
Coping-Muster & Gesundheit
100
98
79
76
80
60
Prozent
Arbeitsfähig
Klinikaufenthalt
40
24
21
20
3
0
Cluster 1
aktiv-kompensierend
Cluster 2
inkonsistent-aktiv
Cluster 3
ruminativ-selbstisolierend
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Schön Klinik Roseneck
Das Modell beruflicher Gratifikationskrisen
(nach: Siegrist, 1996)
Anforderungen
Verpflichtungen
Extrinsische Komponenten:
Arbeits-Situation
1. Arbeitsplatzsicherheit,
Aufstiegsmöglichkeiten
2. Lohn, Gehalt
3. Wertschätzung
Verausgabung
Belohnung
Intrinsische Komponenten:
Verausgabungsneigung
Person
Selbst-Belohnung
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Gesunde
Lehrer
RoseneckLehrer
Gesunde vs. Erkrankte LehrerInnen:
Soziale Unterstützung
6 .98
.62
.89
voll und ganz
.81
.38
5
Klinik
Kontroll
4
3
2
überhaupt nicht
1
Gesamt
Partner
Kollegen
Leitung
Schüler
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Der „kleine Unterschied“
Dimension zur Gruppentrennung
Kennwerte

Unterstützung Kollegen
 Kanonische Korrelation = .59

Resignationstendenz
 Wilks-Lambda = .65

Distanzierungsfähigkeit
 p < .000

Lebenszufriedenheit
 Korrekt klassifiziert 72%

„Gratifikationsungleichgewicht“
Vorhersage in %
Anteil korrekt Klassifizierter
Datenbasis
Klinik
Kontroll
Klinik
70
30
Kontroll
26
74
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
4) Prävention und Therapie
psychosomatisch erkrankter
Lehrkräfte: Praxis und Theorie
.....erster Anlauf....
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Herbert J. Freudenberger:
Burnout-Präventionsvorschläge
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Trainings- und Eingewöhnungsprogramm
für neue Mitarbeiter
Klärung der eigenen Ansprüche und Ziele: realistische vs.
unrealistische
Gelegentliche Wechsel des Arbeitsbereiches
Begrenzung der Arbeitsstunden: „Auszeit heißt Auszeit“
Klare Urlaubsregelungen und Flexibilität bewahren: wer eine
Auszeit braucht, soll sie bekommen!
Pflege von Kollegialität…
Austausch mit Kollegen um eigene Belastungen in Grenzen zu
halten
Workshops – Unterbrechung der Routine durch Weiterbildung
Erhöhung der Zahl der Mitarbeiter
Körperliche Fitness durch Training steigern
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck
Jeder hat gute Gründe
sich zu überlasten,
sonst würde er es nicht tun?!
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
4) Prävention und Therapie
psychosomatisch erkrankter
Lehrkräfte: Praxis und Theorie
.............. zweiter Anlauf!
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Schön Klinik Roseneck
Was ist AGIL?
Arbeitsbelastung und
Gesundheit
im
Lehrerberuf
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Das infernalische Quartett
der Stressentstehung
Basis-Modul
Ressourcen (obere Kurve)
Stress -Kurve (unten)
Stressphasen
Ressourcen / Kraftreserven
Anspannungsniveau
Verlauf der Anspannung bei
erfolgreicher Stress-Bewältigung
Gesundheit
Krankheit
Stress -Stufe 1
Stress -Stufe 2
Stress -Stufe 3
Stress -Stufe 4
Aktivierung
Akuter Stress
Chronischer Stress
Psychische Störung
Belastungssebenen
im Lehrerberuf
Schulsystem-Ebene
Schul-Ebene
Schulleitung, Ausstattung, u.a. ....
Individuelle Ebene
Schüler, Eltern, Kollegen, Ausbilder,
Familie ... eigene Person
Beeinflussbarkeit
Schulpolitik, Öffentlichkeit, u.a. ....
Das infernalische Quartett
der Stressentstehung
Meine Stress MerkMale
wahrnehmen
Das infernalische Quartett
der Stressentstehung
Der Grübel2-Kreislauf
weniger angenehme
Gedanken & Gefühle
weniger Sensitivität
für Positives
In einem Zustand
Wenig präsenter pos.
Gedanken & Gefühle
werden pos. Aspekte
schwer wahrgenommen
Belastende
Situation
verstärkte Sensitivität
für Negatives
In einem Zustand
negativer Gedanken &
Gefühle werden
negative Aspekte
stärker wahrgenommen
Die nach positiven
Aktivitäten auftretenden
Gefühle & Gedanken
des Selbstvertrauens &
Zufriedenheit bleiben aus
Bewertung:
weniger angenehme
Aktivitäten
Grübeln verhindert
angenehme &
erholsame Aktivitäten,
die dem Kraftschöpfen
dienen könnten
Kreislauf Nummer 1
Positives bleibt aus!
bedeutsames Thema!
Grübeln
Die Situation stößt ein
Thema an, dass für
mich besonders
wichtig & heikel ist
„wunder Punkt“
Gedanken & (Selbst-)
Gespräche kreisen ständig
um die Belastende
Situation & das
angestoßene Thema
keine problemlösende
Aktivitäten
verstärkte negative
Gedanken & Gefühle
Gefühle & Gedanken
der Hilflosigkeit,
Resignation und
Perspektivlosigkeit
verstärken sich
Konkrete Handlungen,
zur Reduktion oder
Prävention von
Belastungen bleiben
aus
Kreislauf Nummer 2
Negatives wird verstärkt,
nimmt zu!
Das infernalische Quartett
der Stressentstehung
Stressbewältigungsstrategien
I. Kurzfristige Strategien der Stressbewältigung:
Spontane
Erleichterung
Wahrnehmungslenkung
positive
Selbstgespräche
Abreaktion
II. Langfristige Strategien der Stressbewältigung :
Entspannung
Zufriedenheitserlebnisse
Zeitmanagement
Problemlösung
Weiterqualifikation
Soziale
Kontakte
Einstellungsänderung
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Das infernalische Quartett
der Stressentstehung
Erholung oder was hält gesund?
Lange Vorfreude und kurzer Effekt
8
7
Urlaub
Energie
6
5
4
3
2
Anspannung
1
0
2 Wochen
vor Urlaub
Urlaub
1 Woche
später
2 Wochen
später
4 Wochen
später
Bloom et al (2010) „Lots of fun, quickly gone“
Erholung oder was hält gesund?
Die ersten 10-15 Minuten nutzen!
Pausen
Grundsatz 1
Ermüdung bzw. der
Erholungsbedarf nimmt mit
zunehmender Zeit immer
stärker zu!
Ermüdung nimmt anfangs
stärker ab,
als am Ende
Grundsatz 2
Der Erholungseffekt ist am
Anfang stärker als am Ende
einer Pause!
hoch
Ermüdung
während der Arbeit
niedrig
0
2
4
6
8
Arbeitszeit
10
12
Arbeitswelt & Erholungswelt
Welche Regeln gelten wo?
Regeln der Arbeitswelt
Merkmale der Erholungswelt

bin (fühle mich) verpflichtet etwas zu tun

tue es freiwillig

es wird getan, weil es vernünftig ist

es wird getan, weil ich Lust dazu habe

Zeitkontrolle, es muss bis dann fertig sein

lasse mir Zeit; es dauert solange, wie es
dauert; wenn nicht heute, dann morgen

wenn ich spontan etwas anderes tue, gerate
ich unter Druck

fühle mich frei, auch spontan etwas anderes
tun zu können

es muss gut werden, besser, schneller,
höher, weiter

es kann auch unvollkommen sein und ist
trotzdem gut

bin für die Erziehung anderer verantwortlich

...
AGIL – Evaluation
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Ergebnisse
Erwerbsentwicklung bis 12 Monate nach Entlassung
Aufnahme
(t1)
AGIL
Kontrollgruppe
(n = 106)
(n = 60)
6-12
Mon.
t1 – t3
Aufnahme
6-12 Mon.
(t1)
(t3)
t1 – t3
(t3)
AU-Fälle (%)
75,6%
3,3%
- 72,3%
85,4%
7,3%
- 78,1%
28,1 Tage
11,0 Tage
- 17,1
45,3 Tage
22,6 Tage
- 22,7
Rentenanträge (% gestellt)
0%
2,2%
2,2%
0%
2,4%
2,4%
Berentet (%)
0%
13,5%
13,5%
0%
29,3%
29,3%
55,6%
3,3%
- 52,3%
36,6%
19,5%
-16,8%
AU-Tage (6 Monate)
Subj. Erwerbsprognose
(Erwerbstätigkeit gefährdet, %)
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
LeguPan
Lehrergesundheit: Prävention an
Schulen
Prof. Dr. Ewald Kiel
Dr. Sabine Weiß
Dr. Anne Frey
LMU München
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Dr. Stefan Koch
Schön Klinik Roseneck Prien
Dr. Martin Köhne
St. Augustinus Kliniken
Neuss
gefördert von der Robert-
ADS Verlauf in Wartezeit und
Trainingsphase
- Per Protocol Analyse -
Varianzanalyse mit Messwiederholung
Greenhouse-Geisser (F=1.188; df=1.845) p=.30
21
19
Effektstärke
• Cohen`s d t0-t1 = .007
• Cohen`s d t1-t2 = .119
ADS Werte
17
15
13
•
11
11,05
11,00
10,19
9
7
5
t0
t1
Verlauf der Mittelwerte incl. KI 95%
t2
Cohen`s d t0-t2 = .118
universelle vs. indizierte Prävention
Bildung von Subgruppen
• Universelle Prävention = aktuell beschwerdefrei
• Indizierte Prävention = aktuell vorliegende,
subklinische Beschwerden
Hypothese
• Stresstrainings haben eine
unterschiedliche Wirksamkeit in
Abhängigkeit davon, ob sie im Bereich
indizierter Prävention oder universeller
Prävention eingesetzt werden
universelle vs. indizierte Prävention
- Per Protocol Analyse Indizierte Prävention
VA Messwiederholung, globaler Verlaufseffekt
Greenhouse-Geisser (F=12.587; df=1.721) p<.001
Post Hoc Tests mit Bonferoni Korrektur
t0 – t1 p = .058; Cohens d = .36
t1 – t2 p = .034; Cohens d = .53
Universelle Prävention
VA Messwiederholung, globaler Verlaufseffekt
Greenhouse-Geisser (F=2.842; df=1.879) p=.06
4)
Die Rolle des Amtsarztes:
viele LehrerInnen scheiden vorzeitig aus
ihrem Beruf aus...
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Schön Klinik Roseneck
LeguPan - Lehrergesundheit
Warum ist ein Programm zur Lehrergesundheit so wichtig?
Schwerhörigkeit durch
ständiges Anschreien
starke Falten vom stetigen
Lächeln und Termindruck
nervlich bedingte gekräuselte
Haare
schlechtes Sehvermögen durch
das Entziffern unleserliche Texte
schlechte Haltung vom Beugen
über Schülertische
Magengeschwür vom
Zurückhalten des Wunsches
jemanden zu erschlagen
Arthrose in der Fingern vom zu
vielen Ausschneiden
abgewetzte Kleidung vom
ständigen Anfassen
Hand beim Entfernen des
Papierstaus im Kopierer verloren
Plattfüße und Hühneraugen vom
vielen Stehen
„Frühpensionierungsleiden“
bayerischer Lehrkräfte (1995-2000) (n=5.548)
52% Psyche/Verhalten
davon:
36% Depression,
16% „Burnout“,
10% Anpassungsstörungen,
7% somatoforme Störungen,
4% Angststörungen,
4% Alkohol...
17% Muskel /Skeletterkrankungen
10% Herz/Kreislauferkrankungen
7% Krebserkrankungen
16%
Sonstiges
(nach A. Weber, 2004)
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS)
12- Monatsprävalenz nach Diagnose (Wittchen et al 2001)
In Mill. der
Bevölkerung
DSM-IV Diagnosen
Psychotische
2,6
Drogen
0,6
Alkohol
3,7
Zwangsstörungen
Substanzstörungen
2,11
Affektive Störungen
5,82
0,7
Eßstörungen
0,3
Bipolare
1,3
Dysthymie
4,5
Depression
8,3
Phobien
12,6
GAE
2,5
Panikstörungen
Angststörungen
6,91
2,3
Somatoforme
11
0
2
4
6
8
10
12
14
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
(%)
Vorzeitige Dienstunfähigkeit und Erreichen der Regelaltersgrenze
bei beamteten Lehrkräften in Deutschland (1993 -2003)
70
59
56
53
64
54
51
50
41
40
34
30
20
20
10
15
7
6
7
6
5
6
6
6
Vorzeitige
Dienstunfähigkeit
Erreichen der
Regelaltersgrenze
9
0
19
93
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
Anteil in %
60 54
58
62
Jahr
[ Statistisches Bundesamt ]
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Vorzeitige Dienstunfähigkeit und Erreichen der Regelaltersgrenze
bei beamteten Lehrkräften in Bayern (2000-2006)
70
66
60 58
56
51
50
42
40
42
35
28
30
30
24
23
20
Vorzeitige
Dienstunfähigkeit
Erreichen der
Regelaltersgrenze
15
12
10
Jahr
20
06
20
05
20
04
20
03
20
02
20
01
0
20
00
Anteil in %
50
[ Bayerisches
Staatsministerium
Prof.
Dr. Dr. Andreas Hillert
Wie funktioniert der Stressmonitor?


Mitarbeiter nehmen anonym an dem Test teil
Die Befragung erfolgt online
Stressmonitor

Online-Test zur Erhebung von Stressbelastung, BurnoutErleben, Risikokonstellationen für psychische
Erkrankungen und zur Beurteilung der Arbeitssituation durch
die Mitarbeiter

Anonym durchführbar in Ø 7 Minuten

Basis: wissenschaftlich erprobte Messinstrumente (DASScales, Fragebogen zum Gratifikationserleben) erweitert um
unternehmensrelevante Aspekte
 Individuelle Auswertung für jeden Teilnehmer mit
Handlungsempfehlungen
 Gesamtauswertung mit Darstellung des Handlungsbedarf
im arbeits-organisatorischen Kontext
 n = 26.268 Teilnehmer (11/2012 - 12/2014)
Stichprobe Stressmonitor
11/2012 - 12/2014, n = 26.268
28%
Öffentlicher Dienst
Lehrer
Unternehmen
14%
58%
Ergebnisse Stressmonitor
11/2012 - 11/2014, n = 26.268

Stress:
22 % mit hohem Stresslevel*

Depression:
7 % mit Anzeichen für eine Depression*

Angststörung:
5 % mit Anzeichen für eine Angststörung*

Burnout:
38 % mit dem Gefühl „ausgebrannt“ zu sein
10 % mit „Burnout-Erleben“

Präsentismus:
17 % arbeiten immer trotz Krankheit
53 % arbeiten gelegentlich krank
* DASS – Depression Anxiety Stress Scales
Berufliche Belastung Lehrer (Vergleich Öffentlicher
Dienst, Lehrer und Unternehmen)
Zunahme der Arbeit
Öffentlicher Dienst
Überstunden
Lehrer
71 %
Unternehmen
29%
Hohe Verantwortung
58 %
42 %
0
20
40
60
80
100
Prozent
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268
Fehlende Anerkennung der geleisteten Arbeit
in der Öffentlichkeit (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer)
Öffentlicher Dienst
Fehlende Anerkennung
Lehrer
0
20
40
60
80
Prozent
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 10.917
Depression, Angststörung und Burnout-Erleben
(Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen)
Burnout-Erleben
Öffentlicher Dienst
Angsstörung
Lehrer
71 %
Unternehmen
Depression
29%
58 %
42 %
0
2
4
6
8
10
12
Prozent
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268
Subjektive Einschätzung Ausbrennen & Stress
(Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen)
Ausgebrannt
Öffentlicher Dienst
Lehrer
71 %
Unternehmen
Gestresst
29%
58 %
42 %
0
10
20
30
40
50
60
Prozent
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268
„Burnout-Erleben“ & „ausgebrannt sein“ mit und
ohne Anzeichen einer Depression
~ Jeder
3.Teilnehmern mit
„Burnout-Erleben“,
hatte eine Depression
(37%)
22 %
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 11/2013, n = 13.260
Burnout-Erleben: n = 1.283
„Ausgebrannt sein: n = 5.026
~ Jeder 6. Teilnehmer,
der das Gefühl hatte
„ausgebrannt“ zu sein,
hatte eine Depression
(17%)
Gratifikationskrise – berufliche Imbalance
(Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen)
Deutliche Imbalance
Imbalance
Balanciert
71 %
Öffentlicher Dienst
Lehrer
Unternehmen
Günstig
29%
58 %
42 %
Sehr günstig
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Prozent
QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268
CARE - Netzwerk
Psychotherapeutische Maßnahmen (berufsbezogen und zeitnah)
Ambulante
psychotherapeutische
Behandlung
Stationäre
psychotherapeutische
Behandlung
Netzwerk mit 110
niedergelassenen PPT
Kooperation mit den SchönKliniken (Prof. Dr. Dr. Hillert)
Rehabilitation
(Kooperation mit Reha-Kliniken
der DRV im Oberharz und SalzeKlinik in Bad Salzdetfurth)
CARE Nachsorgegruppen
Sonstige Maßnahmen
Angebote der NLSchB
(versch. Beratung,
Unterstützung bei
BEM, AV)
Vermittlung externer
Angebote
(z.B. Beratungsstellen)
Karin Kayser
65
Literatur (Auswahl)






Hillert, A. (2012, 5. Aufl.). Das Anti-Burnoutbuch für Lehrer. München: Kösel
Hillert, A. (2011). Können sozialmedizinische Gutachten zur Frage der Arbeitsfähigkeit
von Menschen mit psychosomatischen Störungen „richtig“ sein? Ärztliche
Psychotherapie 6, 261-267
Hillert, A., Lehr, D., Koch, S., Bracht, M., Ueing, S., Sosnowsky-Waschek, N. (2012).
Lehrergesundheit. AGIL – das Präventionsprogramm für Arbeit und Gesundheit im
Lehrerberuf. Stuttgart: Schattauer
Hillert, A. (2012). Wie wird Burnout behandelt? Zwischen Wellness, berufsbezogener
Stressprävention, Psychotherapie und Gesellschaftskritik. Bundesgesundheitsblatt 55,
190-196.
Hillert, A., Koch, S., Lehr, D. (2013). Das Burnout-Phänomen am Beispiel des
Lehrerberufs. Paradigmen, Befunde und Perspektiven berufsbezogener Therapie- und
Präventionsansätze. Nervenarzt 84, 806–812
Hillert, A. (2014). Burnout: Zeitbombe oder Luftnummer? Persönliche Strategien und
betriebliches Gesundheitsmanagement angesichts globaler Beschleunigung.
Schattauer: Stuttgart
Herzlichen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit!