Lehrergesundheit individuelle und systemische Aspekte zwischen Flow und Burnout: berufsbezogene Präventions- und Behandlungsansätze und die Rolle des Amtsarztes Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Medizinisch-Psychosomatische Schön Klinik Roseneck Prien am Chiemsee Katholische Universität Eichstätt Programm 1) Ausgangssituation: „Ausgebrannt“? Burnout, was ist das? 2) Prädiktoren psychosomatischer Störungen bei Lehrkräften 3) Prävention und Behandlung psychosomatischer Erkrankungen bei Lehrkräften: das AGIL-Programm 4) Die Rolle des Amtsarztes: viele LehrerInnen scheiden vorzeitig aus ihrem Beruf aus... Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Schön Klinik Roseneck 1) Ausgangssituation: „Ausgebrannt“? Burnout, was ist das? Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Burn-out •BKK: 9 Millionen •TKK: 10 Mio AU-Tage •IG-Metall: Zeitbombe •EASG: 50 Mrd Euro 1980 10% aller Arbeitnehmer „ausgebrannt“ 20-30% in einem Stadium des Burnout-Prozesses 2000 bis zu 30% aller Erwerbstätigen leiden unter Burnout Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck „Burnout“ Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen hat, der weiß, wie verheerend so etwas aussieht..... (H. Freudenberger) Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Herbert J. Freudenberger (1927- 1999) 1974 - Vater des Burnout-Begriffes 8 – 18 Uhr Psychoanalytiker in eigener Praxis 18 – 23 Uhr ehrenamtlich in einer free clinic in Spanish Harlem (Klientel: jugendliche, drogenabhängige Aussteiger) nach 23.00 Uhr Besprechungen und Übungen. „Je müder ich wurde, desto mehr trieb ich mich an.“ Für seine Frau und drei Kinder blieb wenig Zeit... Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Herbert Freudenberger: Burnout-Symptomatik Subjektiv: Gefühl der Verausgabung, Müdigkeit, Infektanfälligkeit, häufige Kopfschmerzen, MagenDarm-Problemen, Schlaflosigkeit und Kurzatmigkeit... „In short, one becomes too somatically involved with one´s bodily functions.“ Im Kontakt mit Kollegen: Betroffene fallen durch emotionale Ausbrüche und leichte Reizbarkeit auf, wissen alles besser, sind im Denken rigide, unflexibel, kaum in der Lage alternative, konstruktive Lösungen zu finden.... Insgesamt also: vielfältig und bei jedem Betroffenen anders..... Prof Dr. Dr. Andreas Hillert Burnout-Symptomatik...(z.B.) Erschöpfung, Energiemangel, Schlafstörungen... Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Insuffizienzgefühle, Entscheidungsunfähigkeit.... verringerte Initiative und Phantasie, Gleichgültigkeit, Langeweile, Desillusionierung, Neigung zum Weinen, Schwächegefühl, Ruhelosigkeit, Verzweiflung.... Größere Distanz zu Klienten, Betonung von Fachjargon, Vorwürfe gegen andere, Verlust an Empathie, Zynismus, Verlust von Idealismus, Bitterkeit.... „Dehumanisiserung“ Partnerschafts- und/oder Familienprobleme Gefühl mangelnder Anerkennung Körperliche Symptome wie: Engegefühl in der Brust. Atembeschwerden. Rückenschmerzen, Übelkeit, mehr Rauchen... Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Burnout-Phasentheorie bis zu 10 Phasen (Fengler 1991) 1. Freundlichkeit und Idealismus 2. Überforderung 3. Geringer werdende Freundlichkeit 4. Schuldgefühle darüber 5. Vermehrte Anstrengung 6. Erfolglosigkeit 7. Hilflosigkeit 8. Hoffnungslosigkeit 9. Erschöpfung, Distanzierung, Wut... 10. Burnout Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Häufigkeit des Burnout-Typus (AVEM) bei Lehrern im Zusammenhang mit dem Lebensalter Lehramtsstudenten Bis 30 Jahre 31-40 Jahre 41-50 Jahre über 50 Jahre 25 % 32 % 30 % 33 % 29 % Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert ICD- 10 - Z Z 73 Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung Z 73.0 Erschöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom) Z 73.1 Akzentuierte Persönlichkeitszüge (einschließlich: Typ-A-Verhalten) Z 73.2 Mangel an Entspannung oder Freizeit Z 73.3 Belastung, nicht anderorts klassifizierbar Z73.4 unzulängliche soziale Fertigkeiten, anderorts nicht klassifizierbar Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Burnout-Fazit “Modebegriff oder Krankheitskonzept?“ - als wissenschaftliche Diagnose nicht haltbar – Burnout ist keine Krankheit! - als subjektives Krankheitsmodell und als Indikator für teils fatale gesellschaftliche Entwicklungen ein hochaktuelles Thema! - „wissenschaftliche“ Burnout-Forschung, d.h. solche, die ihre eigenen Grundannahmen kritisch reflektiert, ist rar. Offenbar ist der Begriff diesbezüglich zu paralysierend und faszinierend… Burnout: Selbstkonzept zur Rettung des Individuums in der neo-inhumanen Arbeitswelt Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck 2) Prädiktoren psychosomatischer Störungen bei Lehrkräften Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Schön Klinik Roseneck Flexibel-kompensierendes Coping-Muster 5 Aktives Schaffen von Voraussetzungen für positive Erlebnisse und Entspannung kompensiert neg. Erleben Unter Aufrechterhaltung und Nutzung des sozialen Netzwerkes sind die LehrerInnen handlungsfähig um die Situation zu verändern Kein Diktat der Machbarkeit, Fähigkeit zum Aushalten & Akzeptieren von Negativem = voll und ganz 4 3 2 = überhaupt nicht 1 Resignation / Grübeln soziale Abkapselung Entspannung Aufsuchen pos. Erlebensinhalte Situationskontrolle Reaktionskontrolle Ruminativ-selbstisolierendes Coping-Muster 5 Auf Belastungssituationen wird v.a. mit Grübeln und Rückzug reagiert. Die Tendenz zum passiven Aus- und Durchhalten unter Belastung, fehlende soziale Kontakte sowie positive Aktivitäten fördern das Verharren im aversiven Erlebenszustand. = voll und ganz 4 3 2 = überhaupt nicht 1 Resignation / Grübeln soziale Abkapselung Entspannung Aufsuchen pos. Erlebensinhalte Situationskontrolle Reaktionskontrolle Coping-Muster & Gesundheit 100 98 79 76 80 60 Prozent Arbeitsfähig Klinikaufenthalt 40 24 21 20 3 0 Cluster 1 aktiv-kompensierend Cluster 2 inkonsistent-aktiv Cluster 3 ruminativ-selbstisolierend Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Schön Klinik Roseneck Das Modell beruflicher Gratifikationskrisen (nach: Siegrist, 1996) Anforderungen Verpflichtungen Extrinsische Komponenten: Arbeits-Situation 1. Arbeitsplatzsicherheit, Aufstiegsmöglichkeiten 2. Lohn, Gehalt 3. Wertschätzung Verausgabung Belohnung Intrinsische Komponenten: Verausgabungsneigung Person Selbst-Belohnung Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Gesunde Lehrer RoseneckLehrer Gesunde vs. Erkrankte LehrerInnen: Soziale Unterstützung 6 .98 .62 .89 voll und ganz .81 .38 5 Klinik Kontroll 4 3 2 überhaupt nicht 1 Gesamt Partner Kollegen Leitung Schüler Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Der „kleine Unterschied“ Dimension zur Gruppentrennung Kennwerte Unterstützung Kollegen Kanonische Korrelation = .59 Resignationstendenz Wilks-Lambda = .65 Distanzierungsfähigkeit p < .000 Lebenszufriedenheit Korrekt klassifiziert 72% „Gratifikationsungleichgewicht“ Vorhersage in % Anteil korrekt Klassifizierter Datenbasis Klinik Kontroll Klinik 70 30 Kontroll 26 74 Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert 4) Prävention und Therapie psychosomatisch erkrankter Lehrkräfte: Praxis und Theorie .....erster Anlauf.... Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Herbert J. Freudenberger: Burnout-Präventionsvorschläge 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Trainings- und Eingewöhnungsprogramm für neue Mitarbeiter Klärung der eigenen Ansprüche und Ziele: realistische vs. unrealistische Gelegentliche Wechsel des Arbeitsbereiches Begrenzung der Arbeitsstunden: „Auszeit heißt Auszeit“ Klare Urlaubsregelungen und Flexibilität bewahren: wer eine Auszeit braucht, soll sie bekommen! Pflege von Kollegialität… Austausch mit Kollegen um eigene Belastungen in Grenzen zu halten Workshops – Unterbrechung der Routine durch Weiterbildung Erhöhung der Zahl der Mitarbeiter Körperliche Fitness durch Training steigern Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck Jeder hat gute Gründe sich zu überlasten, sonst würde er es nicht tun?! Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert 4) Prävention und Therapie psychosomatisch erkrankter Lehrkräfte: Praxis und Theorie .............. zweiter Anlauf! Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Schön Klinik Roseneck Was ist AGIL? Arbeitsbelastung und Gesundheit im Lehrerberuf Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Das infernalische Quartett der Stressentstehung Basis-Modul Ressourcen (obere Kurve) Stress -Kurve (unten) Stressphasen Ressourcen / Kraftreserven Anspannungsniveau Verlauf der Anspannung bei erfolgreicher Stress-Bewältigung Gesundheit Krankheit Stress -Stufe 1 Stress -Stufe 2 Stress -Stufe 3 Stress -Stufe 4 Aktivierung Akuter Stress Chronischer Stress Psychische Störung Belastungssebenen im Lehrerberuf Schulsystem-Ebene Schul-Ebene Schulleitung, Ausstattung, u.a. .... Individuelle Ebene Schüler, Eltern, Kollegen, Ausbilder, Familie ... eigene Person Beeinflussbarkeit Schulpolitik, Öffentlichkeit, u.a. .... Das infernalische Quartett der Stressentstehung Meine Stress MerkMale wahrnehmen Das infernalische Quartett der Stressentstehung Der Grübel2-Kreislauf weniger angenehme Gedanken & Gefühle weniger Sensitivität für Positives In einem Zustand Wenig präsenter pos. Gedanken & Gefühle werden pos. Aspekte schwer wahrgenommen Belastende Situation verstärkte Sensitivität für Negatives In einem Zustand negativer Gedanken & Gefühle werden negative Aspekte stärker wahrgenommen Die nach positiven Aktivitäten auftretenden Gefühle & Gedanken des Selbstvertrauens & Zufriedenheit bleiben aus Bewertung: weniger angenehme Aktivitäten Grübeln verhindert angenehme & erholsame Aktivitäten, die dem Kraftschöpfen dienen könnten Kreislauf Nummer 1 Positives bleibt aus! bedeutsames Thema! Grübeln Die Situation stößt ein Thema an, dass für mich besonders wichtig & heikel ist „wunder Punkt“ Gedanken & (Selbst-) Gespräche kreisen ständig um die Belastende Situation & das angestoßene Thema keine problemlösende Aktivitäten verstärkte negative Gedanken & Gefühle Gefühle & Gedanken der Hilflosigkeit, Resignation und Perspektivlosigkeit verstärken sich Konkrete Handlungen, zur Reduktion oder Prävention von Belastungen bleiben aus Kreislauf Nummer 2 Negatives wird verstärkt, nimmt zu! Das infernalische Quartett der Stressentstehung Stressbewältigungsstrategien I. Kurzfristige Strategien der Stressbewältigung: Spontane Erleichterung Wahrnehmungslenkung positive Selbstgespräche Abreaktion II. Langfristige Strategien der Stressbewältigung : Entspannung Zufriedenheitserlebnisse Zeitmanagement Problemlösung Weiterqualifikation Soziale Kontakte Einstellungsänderung Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Das infernalische Quartett der Stressentstehung Erholung oder was hält gesund? Lange Vorfreude und kurzer Effekt 8 7 Urlaub Energie 6 5 4 3 2 Anspannung 1 0 2 Wochen vor Urlaub Urlaub 1 Woche später 2 Wochen später 4 Wochen später Bloom et al (2010) „Lots of fun, quickly gone“ Erholung oder was hält gesund? Die ersten 10-15 Minuten nutzen! Pausen Grundsatz 1 Ermüdung bzw. der Erholungsbedarf nimmt mit zunehmender Zeit immer stärker zu! Ermüdung nimmt anfangs stärker ab, als am Ende Grundsatz 2 Der Erholungseffekt ist am Anfang stärker als am Ende einer Pause! hoch Ermüdung während der Arbeit niedrig 0 2 4 6 8 Arbeitszeit 10 12 Arbeitswelt & Erholungswelt Welche Regeln gelten wo? Regeln der Arbeitswelt Merkmale der Erholungswelt bin (fühle mich) verpflichtet etwas zu tun tue es freiwillig es wird getan, weil es vernünftig ist es wird getan, weil ich Lust dazu habe Zeitkontrolle, es muss bis dann fertig sein lasse mir Zeit; es dauert solange, wie es dauert; wenn nicht heute, dann morgen wenn ich spontan etwas anderes tue, gerate ich unter Druck fühle mich frei, auch spontan etwas anderes tun zu können es muss gut werden, besser, schneller, höher, weiter es kann auch unvollkommen sein und ist trotzdem gut bin für die Erziehung anderer verantwortlich ... AGIL – Evaluation Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Ergebnisse Erwerbsentwicklung bis 12 Monate nach Entlassung Aufnahme (t1) AGIL Kontrollgruppe (n = 106) (n = 60) 6-12 Mon. t1 – t3 Aufnahme 6-12 Mon. (t1) (t3) t1 – t3 (t3) AU-Fälle (%) 75,6% 3,3% - 72,3% 85,4% 7,3% - 78,1% 28,1 Tage 11,0 Tage - 17,1 45,3 Tage 22,6 Tage - 22,7 Rentenanträge (% gestellt) 0% 2,2% 2,2% 0% 2,4% 2,4% Berentet (%) 0% 13,5% 13,5% 0% 29,3% 29,3% 55,6% 3,3% - 52,3% 36,6% 19,5% -16,8% AU-Tage (6 Monate) Subj. Erwerbsprognose (Erwerbstätigkeit gefährdet, %) Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert LeguPan Lehrergesundheit: Prävention an Schulen Prof. Dr. Ewald Kiel Dr. Sabine Weiß Dr. Anne Frey LMU München Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Dr. Stefan Koch Schön Klinik Roseneck Prien Dr. Martin Köhne St. Augustinus Kliniken Neuss gefördert von der Robert- ADS Verlauf in Wartezeit und Trainingsphase - Per Protocol Analyse - Varianzanalyse mit Messwiederholung Greenhouse-Geisser (F=1.188; df=1.845) p=.30 21 19 Effektstärke • Cohen`s d t0-t1 = .007 • Cohen`s d t1-t2 = .119 ADS Werte 17 15 13 • 11 11,05 11,00 10,19 9 7 5 t0 t1 Verlauf der Mittelwerte incl. KI 95% t2 Cohen`s d t0-t2 = .118 universelle vs. indizierte Prävention Bildung von Subgruppen • Universelle Prävention = aktuell beschwerdefrei • Indizierte Prävention = aktuell vorliegende, subklinische Beschwerden Hypothese • Stresstrainings haben eine unterschiedliche Wirksamkeit in Abhängigkeit davon, ob sie im Bereich indizierter Prävention oder universeller Prävention eingesetzt werden universelle vs. indizierte Prävention - Per Protocol Analyse Indizierte Prävention VA Messwiederholung, globaler Verlaufseffekt Greenhouse-Geisser (F=12.587; df=1.721) p<.001 Post Hoc Tests mit Bonferoni Korrektur t0 – t1 p = .058; Cohens d = .36 t1 – t2 p = .034; Cohens d = .53 Universelle Prävention VA Messwiederholung, globaler Verlaufseffekt Greenhouse-Geisser (F=2.842; df=1.879) p=.06 4) Die Rolle des Amtsarztes: viele LehrerInnen scheiden vorzeitig aus ihrem Beruf aus... Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Schön Klinik Roseneck LeguPan - Lehrergesundheit Warum ist ein Programm zur Lehrergesundheit so wichtig? Schwerhörigkeit durch ständiges Anschreien starke Falten vom stetigen Lächeln und Termindruck nervlich bedingte gekräuselte Haare schlechtes Sehvermögen durch das Entziffern unleserliche Texte schlechte Haltung vom Beugen über Schülertische Magengeschwür vom Zurückhalten des Wunsches jemanden zu erschlagen Arthrose in der Fingern vom zu vielen Ausschneiden abgewetzte Kleidung vom ständigen Anfassen Hand beim Entfernen des Papierstaus im Kopierer verloren Plattfüße und Hühneraugen vom vielen Stehen „Frühpensionierungsleiden“ bayerischer Lehrkräfte (1995-2000) (n=5.548) 52% Psyche/Verhalten davon: 36% Depression, 16% „Burnout“, 10% Anpassungsstörungen, 7% somatoforme Störungen, 4% Angststörungen, 4% Alkohol... 17% Muskel /Skeletterkrankungen 10% Herz/Kreislauferkrankungen 7% Krebserkrankungen 16% Sonstiges (nach A. Weber, 2004) Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Der Bundes-Gesundheitssurvey (GHS-MHS) 12- Monatsprävalenz nach Diagnose (Wittchen et al 2001) In Mill. der Bevölkerung DSM-IV Diagnosen Psychotische 2,6 Drogen 0,6 Alkohol 3,7 Zwangsstörungen Substanzstörungen 2,11 Affektive Störungen 5,82 0,7 Eßstörungen 0,3 Bipolare 1,3 Dysthymie 4,5 Depression 8,3 Phobien 12,6 GAE 2,5 Panikstörungen Angststörungen 6,91 2,3 Somatoforme 11 0 2 4 6 8 10 12 14 Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert (%) Vorzeitige Dienstunfähigkeit und Erreichen der Regelaltersgrenze bei beamteten Lehrkräften in Deutschland (1993 -2003) 70 59 56 53 64 54 51 50 41 40 34 30 20 20 10 15 7 6 7 6 5 6 6 6 Vorzeitige Dienstunfähigkeit Erreichen der Regelaltersgrenze 9 0 19 93 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 Anteil in % 60 54 58 62 Jahr [ Statistisches Bundesamt ] Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Vorzeitige Dienstunfähigkeit und Erreichen der Regelaltersgrenze bei beamteten Lehrkräften in Bayern (2000-2006) 70 66 60 58 56 51 50 42 40 42 35 28 30 30 24 23 20 Vorzeitige Dienstunfähigkeit Erreichen der Regelaltersgrenze 15 12 10 Jahr 20 06 20 05 20 04 20 03 20 02 20 01 0 20 00 Anteil in % 50 [ Bayerisches Staatsministerium Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Wie funktioniert der Stressmonitor? Mitarbeiter nehmen anonym an dem Test teil Die Befragung erfolgt online Stressmonitor Online-Test zur Erhebung von Stressbelastung, BurnoutErleben, Risikokonstellationen für psychische Erkrankungen und zur Beurteilung der Arbeitssituation durch die Mitarbeiter Anonym durchführbar in Ø 7 Minuten Basis: wissenschaftlich erprobte Messinstrumente (DASScales, Fragebogen zum Gratifikationserleben) erweitert um unternehmensrelevante Aspekte Individuelle Auswertung für jeden Teilnehmer mit Handlungsempfehlungen Gesamtauswertung mit Darstellung des Handlungsbedarf im arbeits-organisatorischen Kontext n = 26.268 Teilnehmer (11/2012 - 12/2014) Stichprobe Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268 28% Öffentlicher Dienst Lehrer Unternehmen 14% 58% Ergebnisse Stressmonitor 11/2012 - 11/2014, n = 26.268 Stress: 22 % mit hohem Stresslevel* Depression: 7 % mit Anzeichen für eine Depression* Angststörung: 5 % mit Anzeichen für eine Angststörung* Burnout: 38 % mit dem Gefühl „ausgebrannt“ zu sein 10 % mit „Burnout-Erleben“ Präsentismus: 17 % arbeiten immer trotz Krankheit 53 % arbeiten gelegentlich krank * DASS – Depression Anxiety Stress Scales Berufliche Belastung Lehrer (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen) Zunahme der Arbeit Öffentlicher Dienst Überstunden Lehrer 71 % Unternehmen 29% Hohe Verantwortung 58 % 42 % 0 20 40 60 80 100 Prozent QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268 Fehlende Anerkennung der geleisteten Arbeit in der Öffentlichkeit (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer) Öffentlicher Dienst Fehlende Anerkennung Lehrer 0 20 40 60 80 Prozent QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 10.917 Depression, Angststörung und Burnout-Erleben (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen) Burnout-Erleben Öffentlicher Dienst Angsstörung Lehrer 71 % Unternehmen Depression 29% 58 % 42 % 0 2 4 6 8 10 12 Prozent QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268 Subjektive Einschätzung Ausbrennen & Stress (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen) Ausgebrannt Öffentlicher Dienst Lehrer 71 % Unternehmen Gestresst 29% 58 % 42 % 0 10 20 30 40 50 60 Prozent QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268 „Burnout-Erleben“ & „ausgebrannt sein“ mit und ohne Anzeichen einer Depression ~ Jeder 3.Teilnehmern mit „Burnout-Erleben“, hatte eine Depression (37%) 22 % QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 11/2013, n = 13.260 Burnout-Erleben: n = 1.283 „Ausgebrannt sein: n = 5.026 ~ Jeder 6. Teilnehmer, der das Gefühl hatte „ausgebrannt“ zu sein, hatte eine Depression (17%) Gratifikationskrise – berufliche Imbalance (Vergleich Öffentlicher Dienst, Lehrer und Unternehmen) Deutliche Imbalance Imbalance Balanciert 71 % Öffentlicher Dienst Lehrer Unternehmen Günstig 29% 58 % 42 % Sehr günstig 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Prozent QUELLE: Stressmonitor 11/2012 - 12/2014, n = 26.268 CARE - Netzwerk Psychotherapeutische Maßnahmen (berufsbezogen und zeitnah) Ambulante psychotherapeutische Behandlung Stationäre psychotherapeutische Behandlung Netzwerk mit 110 niedergelassenen PPT Kooperation mit den SchönKliniken (Prof. Dr. Dr. Hillert) Rehabilitation (Kooperation mit Reha-Kliniken der DRV im Oberharz und SalzeKlinik in Bad Salzdetfurth) CARE Nachsorgegruppen Sonstige Maßnahmen Angebote der NLSchB (versch. Beratung, Unterstützung bei BEM, AV) Vermittlung externer Angebote (z.B. Beratungsstellen) Karin Kayser 65 Literatur (Auswahl) Hillert, A. (2012, 5. Aufl.). Das Anti-Burnoutbuch für Lehrer. München: Kösel Hillert, A. (2011). Können sozialmedizinische Gutachten zur Frage der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit psychosomatischen Störungen „richtig“ sein? Ärztliche Psychotherapie 6, 261-267 Hillert, A., Lehr, D., Koch, S., Bracht, M., Ueing, S., Sosnowsky-Waschek, N. (2012). Lehrergesundheit. AGIL – das Präventionsprogramm für Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf. Stuttgart: Schattauer Hillert, A. (2012). Wie wird Burnout behandelt? Zwischen Wellness, berufsbezogener Stressprävention, Psychotherapie und Gesellschaftskritik. Bundesgesundheitsblatt 55, 190-196. Hillert, A., Koch, S., Lehr, D. (2013). Das Burnout-Phänomen am Beispiel des Lehrerberufs. Paradigmen, Befunde und Perspektiven berufsbezogener Therapie- und Präventionsansätze. Nervenarzt 84, 806–812 Hillert, A. (2014). Burnout: Zeitbombe oder Luftnummer? Persönliche Strategien und betriebliches Gesundheitsmanagement angesichts globaler Beschleunigung. Schattauer: Stuttgart Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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