wirtschaft Umdenken mit Willkommenskultur Die Veranstalter und Teilnehmer des ersten Demografie Forums v.l.n.r.: Dr. Dominique Görlitz Prof. Dr. Jochen Ruß Wolfgang Grupp Prof. Dr. K. Lenhard Rudolph Jens Wilhelm Ministerpräsident Bodo Ramelow Bernhard Schindler Alexander Nast Arne Nowak Dr. Franz-Georg Strauß Uta Georgi Jens Berger Das erste Mitteldeutsche Demografie Forum in Weimar stimmt optimistisch für die Zukunft. Das Interesse war so groß, dass man den frühlingshaften Tagungsort auf Schloss Ettersburg kurzerhand in das congress centrum neue weimarhalle verlegte. Immerhin: Es war eine Premiere, dieses öffentliche Mitteldeutsche Demografie Forum unter dem Motto „Ehrbares Unternehmertum versus demografischer Wandel“. Dazu reisten rund 200 Teilnehmer an. Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, mit Vertretern aus kleinen und mittelständischen Betrieben sowie Arbeitnehmern ins Gespräch zu kommen. TOP sprach mit Jens Wilhelm, 1. Vorsitzender des 2014 gegründeten Mitteldeutschen Demografie Forum e.V. Tex t: Wolfgang LeiSSling, Fotos: Michael Voigt Hat sich die von Ihnen gern zitierte Volksweisheit Erich Kästners „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ für die Organisatoren und Teilnehmer des ersten Demografie Forums erfüllt? Dem kann ich eindeutig zustimmen. Dies haben uns auch die Gespräche während und nach dem Forum mit den Teilnehmern gezeigt. Wobei ich hervorheben möchte, dass etwa die Gewinnung von Fachkräften nicht nur ein Wettbewerb zwischen den Firmen, sondern auch der Regionen untereinander ist. Wichtig ist den Unternehmern dabei nicht zuletzt die Willkommenskultur, beispielsweise mit dem studentischen Patenprogramm „Fremde werden Freunde“. Keine Frage, der längst begonnene demografische Wandel zwingt zum Umdenken. Welche Gesichtspunkte bestimmten die Auswahl der hochkarätigen Referenten aus allen Teilen Deutschlands? Es war uns wichtig, eine gute Mischung der Referenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft herzustellen, denn nur in dieser Kombination kann auch in der Praxis der demografische Wandel mit seinen Chancen erfolgreich gestaltet werden. Die angesprochenen Themen reichten von der Entgeltoptimierung über die betriebliche Altersversorgung bis hin zu Nachhaltigkeit und Gesundheitsmanagement. Welche Beiträge aus der Praxis für die Praxis erwiesen sich als besonders inspirierend? Ich möchte niemanden besonders her ausheben. Die wissenschaftlichen Vorträge von Prof. Dr. Jochen Ruß und Prof. Dr. Lenhard Rudolph machten deutlich, dass die steigende Lebenserwartung ein Umdenken, sowohl in der Finanzplanung, dem Gesundheitswesen und der Pflegebetreuung erfordert. Mit seiner provokan ten Aussage „Stellen Sie sich vor, Sie leben länger als Ihr Geld reicht“ machte Prof. Dr. Ruß auf die Folgen von Ignoranz und Verharmlosung der demografischen Problematik in der Öffentlichkeit aufmerksam. Die Ausführungen des ehemaligen Thüringer Ministers, Andreas Trautvetter, zeigten anhand von Untersuchungen der Fachkräfteentwicklung im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, dass die Integration von ausländischen Fachkräften mit einer gelebten Willkommenskultur notwendig ist, um die Leistungsfähigkeit der Thüringer Wirtschaft als Grundlage des gesellschaftlichen Wohlstandes zu erhalten. Wie konkret lassen sich etwa die Anregungen des 2006 zur Firma des Jahres gewählten deutschen Textilunternehmers Wolfgang Grupp angesichts drängender sozialer Veränderungen für Mitteldeutschland umsetzen? Er plädierte für ein gewissenhaftes, von Prinzipien geprägtes unternehmerisches Handeln, eng verbunden mit der Fürsorge für seine Mitarbeiter. So garantiert Jens Wilhelm, Vorsitzender des Mitteldeutschen Demografie Forums e.V. Wolfgang Grupp u.a. allen Beschäftigten, dass auch deren Kinder in seinem Unternehmen einen Arbeitsplatz erhalten können und betonte: „Wenn es in meinem Betrieb nicht läuft, dann trifft die Schuld zuallererst mich persönlich.“ Wenn Sie den Inhalt der Weimarer Zusammenkunft in einem Satz zusammenfassen sollten, wie würde er lauten? Den demografischen Wandel erfolgreich zu gestalten, ist nur durch die konzentrierte Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Kräfte möglich, und der Gradmesser des Erfolges ist die Praxis. Mit den Demografie Foren soll ein mitteldeutsches Netzwerk entstehen. Wie wollen Sie es öffentlich weiter knüpfen? Ich habe alle, die sich mit dem Thema Demografie befassen, dazu aufgefordert, mit uns gemeinsam zu arbeiten. Der Austausch von Ideen, der konstruktive Dialog und die Bündelung von fachlichem Know-how kann und darf nicht nur Aufgabe der Politik oder der Wissenschaft sein, sondern muss mit der Wirtschaft und den Kommunen in praktische Erfolge umgesetzt werden. Für den 1. Mitteldeutschen Demografie Preis können sich im Jahr 2016 alle Unternehmen Mitteldeutschlands bewerben. Dieser wird erstmalig im Frühjahr 2017 verliehen. Wir sind gespannt auf das nächste Mitteldeutsche Demografie Forum am 26. November 2015 in Chemnitz. Herr Wilhelm, vielen Dank für das Gespräch. TOP Service: www.mitteldeutsches-demografieforum.de Während der Veranstaltung wurden via Losverkauf Spenden gesammelt. Dabei kamen 500,– € Erlös für „Fremde werden Freunde“ und 500,– € für das Kinder hospiz in Tambach-Dietharz zusammen. Zu gewinnen gab es drei Startnummern, die von Skilanglauf-Junioren-Weltmeisterin Victoria Carl aus Zella-Mehlis signiert wurden. 2 TOP THÜRINGEN TOP THÜRINGEN 3
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