Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 1/10 1.3 Erzwungene Schwingung - Resonanz Experiment: Wir untersuchen die Einwirkung einer periodisch veränderlichen Kraft auf ein schwingungsfähiges System (Federpendel). 1.3.1 Schwingungs-DGL und Lösung Außer der rücktreibenden Federkraft -Dx und der viskosen Dämpfungskraft bx greift an der Masse m noch eine äußere Kraft Fa an: z.B. durch sinusförmige Bewegung des Aufhängepunktes mit der Frequenz . x' (t ) xˆ0 ' cos t F Dx' (t ) Dxˆ ' cos t Fˆ cos t a 0 0 x’ Achtung: Die Anregungsfrequenz hat nichts mit 0 zu tun ! D Bewegungsgleichung (Newton II): mx(t ) Fang . mx(t ) Dx bx (t ) Fa Dies führt zu mx(t ) 2mx (t ) Dx Fa x(t ) 2x (t ) 0 2 x(t ) mit b D ; 02 2m m Fˆ0 cos t m Bewegungsgleichung der erzwungenen Schwingung Lineare, inhomogene DGL 2. Ordnung m oder: mx 2mx D( x x' ) 0 Hierin bedeutet D(x-x’) die effektive Federkraft. Lösung der DGL Experiment zeigt: Die allgemeine Schwingungsform ist eine Überlagerung der freien gedämpften Schwingung (Frequenz 0) und einer erzwungenen Schwingung mit der Anregungsfrequenz . Die Überlagerung dieser beiden Schwingungen ist während des Einschwingvorgangs deutlich erkennbar. Nach Abklingen der freien Schwingung (schnell bei großem ) bleibt nur noch die erzwungene Schwingung mit der Frequenz übrig. x(t ) in hom og . x(t ) hom . x(t ) part . klingt mit e t ab: x(t)hom 0 für t Es bleibt nur die partikuläre oder stationäre Lösung übrig. Das Experiment zeigt weiter, dass Amplitude und Phasenlage relativ zur Anregung von der Anregungsfrequenz abhängen. Wir machen daher für die stationäre Lösung x(t)part = x(t) den Ansatz: x(t ) xˆ0 ( )e j (t 0 ( )) x (t ) jxˆ0 e j (t 0 ) x(t ) 2 xˆ0 e j (t 0 ) x Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 2/10 Einschub: Einschwingvorgang Einschwingvorgang und stationärer Zustand bei erzwungener Schwingung. 1) Beliebige Anregung. Anregungsbedingung: x(t = 0) = x0; v(t = 0) = v0; = 0,4 0 Nach zwei bis drei Abklingzeiten bleibt nur noch die stationäre Schwingung übrig Einschwingvorgang stationärer Zustand 2) Resonanzanregung Anregungsbedingung: x(t = 0) = 0; v(t = 0) = 0; . = 0 . Einschwingvorgang stationärer Zustand Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 3/10 Einsetzen in die DGL liefert: [ 2 2j 0 2 ]xˆ0 ( )e j (t 0 ) Fˆ0 jt e m Fˆ0 j 0 e m Die beiden komplexen Zahlen links und rechts sind identisch, wenn ihre Beträge und Phasen gleich sind, bzw. wenn ihre Real- und Imaginärteile gleich sind. [( 0 2 2 ) j (2 )]xˆ0 ( ) a) Betrag links = Betrag rechts xˆ0 ( 0 2 2 ) 2 (2 ) 2 xˆ0 ( ) Fˆ0 m Fˆ0 / m AMPLITUDEN-RESONANZFUNKTION ( 0 2 2 ) 2 (2 ) 2 b) Phase links = Phase rechts 2 links: tan 0 ' ; rechts: 0 0 0 ' ( 0 2 2 ) tan 0 2 PHASEN-RESONANZFUNKTION ( 0 2 2 ) klein Maximum liegt links von 0 max 0 2 2 2 groß 0 / 2 für 0 /2 groß klein Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 4/10 AMPLITUDEN-RESONANZFUNKTION x() Fˆ0 / m xˆ0 ( ) ( 0 2 2 ) 2 (2 ) 2 Eigenschaften: 2 Maximum bei: max 0 2 2 2 xstat 1 : 2 0 0 : 0 / 2 : 0 xstat 2 x xˆ0 ( 0 ) stat 2 xˆ0 (0 ) xˆ0 ( 0) 2 PHASEN-RESONANZFUNKTION () tan 0 2 ( 0 2 2 ) /2 Eigenschaften: 0 0 / 2 für 0 unabhängig von Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 5/10 F(t) , x(t) Der Schwinger läuft dem Erreger immer um 0 hinterher. Ursache: Trägheit! F(t) x(t) t 1.3.2 Diskussion der erzwungenen Schwingung unterkritisch Resonanzbereich Quasistationäre Anregung überkritisch hochfrequente Anregung Der unterkritische Bereich Die Kraft ändert sich sehr langsam (=quasistatisch). Der Schwinger kann folgen. keine Phasenverschiebung zwischen Anregung und Antwort = 0 Fˆ BWGL: x 2x 0 2 x 0 cos t m ˆ Fˆ F Fˆ 0 0 0 2 x 0 cos t x(t ) 0 2 cos t 0 cos t m D m 0 Zeigen Sie durch Entwicklung der Resonanzfunktion, dass für kleine Frequenzen gilt: Fˆ 2 2 2 xˆ0 ( ) 0 2 [1 2 (1 2 ) ...] 0 m0 0 0 Leistungseinkopplung: P(t) = Der überkritische Bereich Die Amplitude geht immer gegen Null. Zeigen Sie durch Diskussion der Resonanzfunktion, dass gilt: xˆ0 ( ) 0 BWGL 2 x 0 0 Fˆ0 cos t m Phasenverschiebung = (180°) Leistungseinkopplung: P(t) = x(t ) Fˆ0 m 2 cos t Fˆ0 m 2 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 6/10 Der Resonanzbereich 1) Lage der Resonanzstelle Phasenverschiebung = /2 (90°) bei = 0 (unabhängig von der Dämpfung) Maximum der Amplitudenresonanz max[ xˆ0 ( )] min[( 02 2 ) 2 (2 ) 2 ] d [( 02 2 ) 2 (2 ) 2 ] 0 2( 02 2 )(2 ) 2(2 )2 0 d res 02 2 2 Das Maximum der Resonanzamplitude liegt unterhalb von 0. (Achtung: nicht identisch mit der Frequenz der frei abklingenden Schwingung d .) 2) Höhe der Resonanzkurve ( << 0) Für den Fall geringer Dämpfung liegt das Maximum sehr nahe bei 0. xˆ xˆ ( 0 ) 0 Resonanzüberhöhung max Q Q = Güte xˆstat xˆ (0) 2 3) Breite der Resonanz ( << 0) Es gilt = 2 bei 1/ 2 von der Maximalamplitude. Zum Beweis berechnen wir die Amplitude für (0 - ) und (0 + ). Fˆ0 / m xˆ0 ( 0 ) ( 0 2 ( 0 ) 2 ) 2 (2 ( 0 )) 2 xˆ0 ( 0 ) xˆ0 ( 0 ) xˆstat 02 ( 0 2 02 2 0 2 ) 2 (2 0 2 2 ) 2 xˆmax 2 0 02 (2 0 ) 2 (2 0 ) 2 xˆmax 2 4) Güte: Die Güte Q ist eine wichtige Kenngröße der Resonanz eines schwingungsfähigen Systems. Sie ist definiert als Verhältnis von Energie W des Oszillators zu Energieverlust W pro Periode T0 mal 2. W 1 Q 2 WT 0 Weiter kann man zeigen: Die Güte ist das Verhältnis der Resonanzfrequenz res zur Breite der Resonanz bei der Höhe xˆ0 max / 2 (oder das Verhältnis von Resonanzamplitude ˆ 0,max zu stat. Schwingerantwort ˆ 0,statisch ). Q Q 0 0 2 xˆ0,max xˆ0,statisch (Definition mit spektraler Breite) 0 2 (Definition mit Resonanzüberhöhung) 1 Diese Definition wird in der Elektrotechnik z.B. auch für den Kriechfall verwendet. Der Kehrwert von Q heißt dann Verlustfaktor d = 1/Q. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 7/10 Zusammenhang: Frequenzbereich / Zeitbereich Hohe Güte Geringe Güte x(t) Zeitbereich x(t) Freie Schwingung X() X() Frequenzbereich Resonanzkurve Charakteristischer Parameter im Zeitbereich: Abklingzeit t = Charakteristischer Parameter im Frequenzbereich: Breite der Resonanz = 2 Produkt: t 2 1 t const 2 Unschärferelation2 Konsequenz: Dämpfungskonstante bestimmbar aus Breite der Resonanz Abklingdauer der freien Schwingung Energiedissipation (später) Fourier-Transformation der Impulsantwort ( Praktikumsversuch) 2 Zwischen der Breite der Resonanzkurve und der Breite der Zeitfunktion t = = 1/ gilt die wichtige Beziehung: = 2. Dies ist die Unschärfebeziehung zwischen Frequenz (Resonanzbreite) und Lebensdauer eines linearen Schwingers. Die Unschärfebeziehung spielt in der Physik eine bedeutende Rolle. In der Quantenmechanik heißt diese Beziehung Heisenbergsche Unschärferelation und ist dort von großer Bedeutung. Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 8/10 1.3.3 Beispiele für Resonanz in der Technik Alle Körper besitzen Masse und Elastizität. Sie sind deshalb schwingungsfähig und können bei erzwungener Anregung Resonanzverhalten zeigen. Beispiel: Unwucht bei drehenden Maschinen, schwingungsisolierendes Fundament Aufgrund einer Unwucht entsteht eine periodische Kraft (Zentrifugalkraft), die Schwingungen der Maschine anregt. Das Fundament soll nun so beschaffen sein, dass die Schwingungen der Maschine nicht auf den Boden der Halle übertragen werden. Wir berechnen die periodische Krafteinwirkung, die die F = F0cost schwingende Maschine auf den (F = mU2rcost) Boden ausübt (statische Kräfte sind weit weniger gefährlich und interessieren deshalb nicht). Maschine (m) Zunächst antwortet die Maschine x = x0cos(t-) auf die harmonische Krafteinwirkung mit der bekannten FBoden Resonanzschwingung. x(t ) xˆ0 ( )e j (t ) mit Fˆ0 / m xˆ0 ( 0 ) (2 ) 2 2 2 FBoden 2 Feder und Dämpfer üben aber ihrerseits wegen der Bewegung der Masse auch eine Kraft auf den Boden aus. FBoden FFeder FDämpfer ( mg ) schlechte Isolation gute Isolation F0 FBoden Dx bx FBoden ( Dxˆ0 jbxˆ0 )e j (t ) FBoden FˆBodene j (t ) D b ; m 2m ergibt sich für die Amplitude der Bodenkraft mit 02 Erreger Eine isolierende Wirkung ergibt sich erst bei hohen Frequenzen > 2 0. Bemerkenswert ist, dass die Isolation dann bei geringer Dämpfung besser ist. Schwingungsisolation und Schwingungsdämpfung sind physikalisch also verschiedene Prozesse. FˆBoden ( ) Re 2 ( FBoden ) Im 2 ( FBoden ) Fˆ0 04 (2 ) 2 ( 02 2 ) 2 (2 ) 2 Aufgabe: Erklären Sie die isolierende Wirkung bei geringer Dämpfung und hohen Frequenzen. Betrachten Sie dazu die Krafteinleitung von Feder und Dämpfer bei verschiedenen Frequenzen getrennt. ( klein FDämpfer klein: - Kraft nur von Federwirkung - Feder wirkt wie Tiefpass) - Dämpfer spielt keine Rolle ( groß FDämpfer groß: - Kraft nur vom verhärteten Dämpfer - Dämpfer wirkt wie Hochpass) - Feder spielt keine Rolle Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 9/10 Detailkurven: Resonanz der Bodenkraft 1) Bodenkraft aufgrund einer periodischen Krafteinwirkung mit konstanter Amplitude F Fˆ e jt 0 FˆBoden ( ) Fˆ0 04 (2 ) 2 ( 02 2 ) 2 (2 ) 2 FBoden 5 1 0,1 0 1 2 2 0,2 0 3 1 3 0,4 0 O 1 /0 2) Bodenkraft aufgrund einer Unwucht am Umfang der drehenden Maschine Unwuchtmasse m’; Radius r F m ' r 2 e j t Skalierung: Fˆ m' r 2 0 m' r 2 04 (2 ) 2 ˆ FBoden ( ) (02 2 ) 2 (2 ) 2 FBoden 5 1 O 1 /0 0 Physik PHB3/4 (Schwingungen, Wellen, Optik) Seite 13_Erzwungene Schwingung_BA_W2000.doc - 10/10 Beispiel: Fußpunktanregung bei Fahrzeugen Fahrbahnunebenheiten erzeugen eine (periodische) Bewegung der Radaufhängung. Diese Bewegung verursacht eine Krafteinkopplung über die Federung und den Stoßdämpfer auf das Fahrzeug. (Auf ähnliche Weise wirken Motorschwingungen auf ein Fahrzeug) Kraft auf das Fahrzeug der Masse m (Fußpunktanregung)) x = x0cos(t-) Fang Dx'bx ' Fahrzeug (m) Fang ( D jb ) xˆ '0 e j t x’ = x’0cost Bewegungsgleichung mx 2mx Dx ( D jb ) xˆ '0 e jt Lösungsansatz (stationär): x(t ) xˆ0 ( )e j (t ) periodische Fahrbahnunebenheiten Aufgabe: Bestimmen Sie die Amplitude xˆ0 der Fahrzeugschwingung x(t). Beispiel: Biegeschwingungen von Wellen (z.B. Turbinen beim Hochfahren) Fällt die Frequenz der Biegeschwingung mit der Winkelgeschwindigkeit der Welle (Betriebsfrequenz) zusammen. Resonanz! Unerwünschte Resonanz Maßnahmen gegen Resonanzkatastrophe - periodische Anregung vermeiden - Einbau von Dämpfungselementen (aufwendig) - Eigenfrequenz und Betriebsfrequenz sehr unterschiedlich - schnelles Durchfahren von Resonanzbereichen Erwünschte Resonanz - Verstärken von Schwingungen in Resonatoren, z.B. Resonanzkreise in Rundfunk und TV Geräten. - Aussieben von Frequenzen in Resonanzkreisen (LC) - Resonatoren in der Akustik, z.B. pyramidenförmige Hohlraumresonatoren in Konzertsälen (Die Römer hatten Tonröhren, um bestimmte Töne hervorzuheben). - Atomphysik: Lichtabsorption an Resonanzübergängen (klass. Modell der Resonanzabsorption)
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