REGIO-INFO FRÜHLING 2015 Ein neues Erscheinungsbild Liebe Leserin, lieber Leser Wahrscheinlich ist es Ihnen aufgefallen: Das regio-info sieht anders aus! Und es wird sich noch mehr verändern: bis zur nächsten Ausgabe reicht dann die Zeit sogar für eine Rundum-Erneuerung des Layouts. Es freut uns, Ihnen mit dieser Ausgabe aber bereits das neue Erscheinungsbild des Entlastungsdienstes zeigen zu dürfen. Nach der Gründung des Vereins Entlastungsdienst Schweiz im letzten Sommer erarbeiteten die beteiligten Entlastungsdienste Kanton Bern, Kanton Aargau, Kanton Zürich und Stadt St. Gallen zusammen unter anderem die Grundlagen für einen neuen und frischen gemeinsamen Auftritt. Unter dem obenstehenden neuen Logo werden diese Ent- lastungsdienste (und in Zukunft hoffentlich noch einige mehr) ab sofort in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Ziel dieser Zusammenarbeit ist in erster Linie die Förderung der Bekanntheit der Entlastungsdienste, aber auch die Nutzung von Synergien und ein starkes Auftreten zu Gunsten der Anliegen von Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf und deren Angehörigen. An Qualität und Art unserer Dienstleistungen ändert sich nichts. Der Entlastungsdienst Kanton Bern ist und bleibt ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, dessen Anliegen es ist, Angehörige von Menschen mit einer Behinderung, chronischen Krankheit oder Demenz von ihrer Betreuungstätigkeit zu entlasten oder allein lebenden Menschen mit Beeinträchtigungen beizustehen bei Situationen und Verrichtungen, die ohne Hilfe nicht möglich wären. Dank Subventionen von Bund und Kanton, Beiträgen etlicher Gemeinden, Spenden von Privatpersonen, Vereinen und juristischen Personen und dank geringer Verwaltungskosten ist es dem Entlastungsdienst Kanton Bern möglich, die Kosten für die Betreuung tief zu halten und die Dienstleistungen auch Personen zu ermöglichen, welche über wenig finanzielle Mittel verfügen. Auch in Zukunft sind wir bestrebt, den Anliegen unserer Kunden möglichst gerecht werden zu können und die Mitarbeitenden werden weiterhin bedarfsorientiert geschult und begleitet. Das freundliche Lächeln aus unserem neuen Logo ist auch in unserer täglichen Arbeit Programm. Monica Wittwer Geschäftsstelle Wir sind gerne für Sie da! Die Geschäftsleitung Von links nach rechts: Christine Inniger, Sachbearbeitung/Administration, Daniel Farine, Geschäftsleitung, Monica Wittwer, Sachbearbeitung/stv. Geschäftsleitung Die Vermittlerinnen Von links nach rechts: Caterina Gemelli, Region Biel-Seeland/Jura bernois, Christine Stankiewitz, Region Bern-Mittelland, Marianne Anneler, Region Thun, Brigitte Bühlmann, Region Emmental/Oberaargau, Barbara Grütter, Region Oberland-Ost Aus dem Betreuungsalltag Seit ungefähr einem Monat betreue ich einen 87 jährigen dementen Mann einmal wöchentlich während 3 Stunden am Nachmittag, damit seine Ehefrau ein paar Stunden aus dem Haus kann. Nennen wir diesen liebenswürdigen Mann Herr Meier. Jeden Montagmorgen sagt ihm seine Frau, dass sie am Nachmittag weg geht und ich bei ihm sein werde. Dann haben sie den ganzen Morgen Streit, weil er nicht will, dass ihn jemand beaufsichtigt. Dabei lag er letztes Jahr zwei Stunden am Boden und konnte nicht mehr aufstehen, und dazu lief noch die Motorsäge… Also der Herr Meier ist ein richtiger Holzer. Er führt das Holz in den Schopf mit einem Einachser Jahrgang 1961, und dann wird gefräst. Aber es muss jemand dabei sein. Mir gefiel der Gedanke, da mitzuhelfen. Aber alles kommt anders! Der Einachser muss zur Revision. Wie verbringen wir also diese 3 Stunden? Herr Meier will nicht spazieren gehen, aber wir probieren es am ersten Einsatztag trotzdem. Da kommt doch der Garfield (Kater) mit uns, den er sehr liebt. Nach 100 m sagt Herr Meier: „Wir müssen zurück, sonst kommt der Garfield noch unter ein Auto“ (da sind zwar weder Hauptstrasse noch Autos). Die Holzarbeit kommt ja eben nicht in Frage, also was machen wir? Wir quatschen und da kommt mir die Idee auf einen Jass. Ja, jassen würde er sehr gerne, aber zu zweit so ein Putzer sei einfach lächerlich, das möchte er nicht. Da fragt er mich, ob ich vielleicht ein bisschen fernsehen möchte? Also er, nein, er könne diesen Kasten nicht ausstehen. Wir trinken zusammen Kaffee und ich fahre wieder nach Hause mit dem Gedanken, dass hoffentlich am nächsten Montag die Holzerarbeit aufgenommen werden könne. Am zweiten Einsatztag ist der Einachser immer noch defekt. Da frage ich Herrn Meier, ob wir einen Jass machen wollen. Sehr gerne, also lassen wir uns gemütlich in der Küche nieder. Auf dem Tisch Kaffeepulver und viele Süssigkeiten. Wir beginnen zu spielen. Mensch Meier, der kann jassen wie ein Weltmeister, zählt die Punkte zusammen wie eine Maschine, keine Verwirrtheit. Da ich mich als gute Jasserin sehe, will ich natürlich auch gewinnen. Keine Chance: 5 zu 2 verloren. Herr Meier kocht Wasser und wir trinken Kaffee. Dann sagt er immer wieder: „Es fehlt etwas und ich getraue mich nicht zu sagen was…“ Er möchte eine Zigarette rauchen. „Ach“, sage ich, „ich gehöre auch zur Familie der Raucher“. Wir ziehen eine Jacke an und gehen nach draussen, um eine zu paffen. Er aber sagt: „Ich rauche wo ich will. Wir können sogar in der Wohnstube rauchen.“ Ich frage nach der Meinung seiner Frau. Die sei damit einverstanden. Mir ist es nicht wohl dabei. Item, wie die Süchtigen sind, rauchen wir in der Küche. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, will ich noch lüften. „Nein“ sagt Herr Meier, „ich liebe den Rauchgeschmack.“ Frau Meier kommt nach Hause und ich Redaktion: Verteiler: beichte die Sache mit den Zigis. Sie muss lachen und sagt, dass im Haus geraucht werden darf. Letztes Mal haben wir nun abgemacht, dass Frau Meier ihrem Mann am Morgen nicht sagt, dass ich kommen werde. Das hat funktioniert. Wenn er mich sieht, weiss er zwar meinen Namen nicht, aber wir müssen sofort mit Jassen beginnen. Natürlich verliere ich wieder 7 zu 1, dabei denkt niemand an meine kommende Jassdepression. Mit Wasserkochen beauftragt er mich, so dass er währenddessen Karten austeilen kann. Mein Vorschlag für eine Kaffeepause mit Zigarette schlägt fehl, wir können Kaffee trinken, rauchen und jassen, alles andere ist Zeitverlust. Zwischendurch bekommt der Moudi (Kater Garfield, Anm. der Redaktion) Liebkosungen. „Ja“, sagt Herr Meier dann jeweils zu ihm, „du bist mein Glücksbringer. Alles ist dann anders, wenn wir mit den Holzarbeiten beginnen.“ Ich habe aber langsam das Gefühl, dass der feine Mann das Holz vergisst und nur noch das Jassen im Kopf hat. Ich bewundere seine feine Art, seine Intelligenz, die häufig zum Vorschein kommt und seine Liebenswürdigkeit. Wir verstehen uns sehr gut und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft unseren rauchigen Frieden haben. Sicher hat noch nie jemand erlebt, dass sich Holz selbständig macht und davonläuft. Das wartet auf uns. Lotti Brünisholz Betreuerin Region Bern-Mittelland [email protected] Vorstand, Mitarbeitende, Vereinsmitglieder, Kunden, Spender Entlastungsdienst Schweiz Kanton Bern, Schwarztorstrasse 32, 3007 Bern Telefon 031 382 01 66 [email protected], www.entlastungsdienst.ch Postkonto 30-458499-6
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