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Holis probt den Lebensmitteleinzelhandel 2.0 | BIORAMA
01.05.15 22:19
Holis probt den Lebensmitteleinzelhandel 2.0
Bild: Holis Market
Ein Team junger Linzerinnen und Linzer arbeitet am
Lebensmitteleinzelhandel 2.0. Das Start-Up Holis ruft per Crowdfunding zur
Schaffung des ganzheitlichen Lebensmittel-Ladens. Im September wird in der
Linzer Johann-Konrad-Vogel-Straße eröffnet.
Ein ganzheitlicher Lebensmittelmarkt? Holismus beim Einkaufen? Auch wenn der Begriff
auf den allerersten Blick sperrig daherkommen mag: für fünf junge Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher war das Konzept so plausibel, dass sie sich den Holis-Market 2013
zum konkreten Ziel gesetzt haben. Und dabei blieb es nicht. Von ihrer Idee konnten sie auf
der Crowdfunding-Plattform wemakeit.com bisher knapp 350 Unterstützerinnen und
Unterstützer überzeugen, die alle reichlich investierten. Das Finanzierungsziel von 25.000
Euro wurde sogar übertroffen. Ein erster Erfolg, noch bevor der erste holistische HolisMarket Anfang September in Linz eröffnet.
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Unter einem holistischen Lebensmittelmarkt stellen sich die Macherinnen und Macher von
Holis ein Geschäft vor, das den Ansprüchen von Konsumierenden und Umwelt gerecht
wird, und eben nicht denen von großen Einzelhandelsketten, Agrar- und
Lebensmittelindustrie. Dabei soll das ganze Spaß machen, das Leben bereichern, für
Wohlbefinden sorgen, und Ressourcen schonen. Ein edles Anliegen also.
Holis möchte dabei mehr sein, als ein weiterer Regional- und Bioladen. Es soll individuelle
Ernährungsberatung angeboten werden, und das per Smartphone, Tablet oder PC. Dafür
sollen eigens engagierte Diätologinnen und Diätologen sorgen. Und weil Ganzheitlichkeit
eben eine ganze Menge mehr bedeutet, soll obendrein auch noch eine Community
entstehen, zum Austausch von Rezepten, Tipps und was man sonst eben so austauschen
kann.
BIld: Holis Market
Die Pläne von Holis klingen ambitioniert und gehen über die Neueröffnung eines FoodStores weit hinaus. Wird das die Revolution im Lebensmittel-Einzelhandel? Wir haben mit
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Franz Seher von Holis gesprochen.
Biorama: Wodurch wird sich ein Einkauf bei Holis von einem Einkauf
im herkömmlichen Supermarkt unterscheiden?
Seher: Es bleibt kein Stein auf dem anderen. Bei uns gibt es nicht nur unverpackte
Lebensmittel, die in wahlfreier Menge und in wahlfreien Gebinden gekauft werden
können, sondern auch Rezeptboxen, die der Kunde vorab bestellen kann und nur mehr im
Markt abholen muss. Damit entsteht für Kunden mit wenig Zeit eine wesentliche
Erleichterung, um gesundes Essen einfach daheim genießen zu können. Im Vergleich zu
Supermärkten bieten wir auch Service und Beratung im Markt. Ein Beratungsraum und
eine Küche (tagsüber ein Imbiss) können nach Ladenschluss für kleine Seminare,
Kochgruppe und Ernährungsdiskurse genutzt werden. Angelehnt an das Vapiano-Prinzip
basteln wir an einem System, indem der Kunde mit Karte im Self-Service-Modus die
Lebensmittel und Behälter an Waagestationen selbst abrechnet und mit der Karte bei einer
zentralen Kassa bezahlt. Wir sind dann vermutlich der 1. Markt ohne einen einzigen
Barcode.
Und welchen Mehrwert bietet Holis gegenüber einem Bioladen?
Wir punkten hier mit Regionalität & Saisonalität, sowie allen notwendigen Rohstoffen, um
Rezepte zu kreieren. Die Rezepte kommen nicht von uns, sondern über Food
Blogger, Hobbyköche und Ernährungsberater, die über unsere App mit
unserem Sortiment spielen und kreativ sein können. Die Community steht bei uns im
Vordergrund. Mit unserer App soll es möglich sein, sein persönliches Ernährungsprofil zu
erstellen und dafür Empfehlungen für Lebensmittel, Rezepte oder auch andere Menschen
mit änlichem Ernährungsstil zu erhalten, z.B. für gemeinsame Kochabende. Beratung und
Lebensmittelmarkt gehört für uns zusammen. In jedem Möbel- oder Elektrogeschäft gibt
es eine Fachberatung, nur nicht mehr im Supermarkt. Das ist irritierend.
Es werden zur Zeit an vielen Orten Geschäfte eröffnet, die
ohne Verpackungen auskommen. Habt ihr euch die unterschiedlichen
Konzepte angesehen und die Rosinen ausgewählt?
Die Idee enstand vor 2 Jahren ohne das Wissen, dass es schon ähnliche Konzepte gab.
2014 habe ich eine Master Thesis im Rahmen eines EU-Projektes durchgeführt, um die
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verschiedenen Zero-Waste-Märkte zu analysieren. Dabei ist eines aufgefallen: Nachhaltig
sind sie, aber sie bieten wenig Potential für Convenience und Erlebnis. Diese Aspekte zu
einem ganzheitlichen Markt zusammenzubringen, der auch größere Zielgruppen erreicht,
ist die herausfordernde Aufgabe. Nachhaltig ist etwas nur, wenn es auch genutzt wird, und
zwar idealerweise von einer größeren Bevölkerungsgrupe.
Guter Punkt. Wird Holis auch für schmale Geldbeutel, zum Beispiel
von Studierenden, erschwinglich sein?
Wir fokussieren uns auf jüngere Zielgruppen. Wir glauben, dass gute Ernährung nicht früh
genug beginnen kann, dazu
möchten wir den Spaß am Einkauf, an Lebensmitteln und am Kochen vermitteln. Preislich
sind wir interessant, weil bei uns nur die benötigte Menge gekauft werden muss. Durch
den Wegfall von Kleinverpackungen und Großmengen, sowie regionale Partner können
wir auch bessere Preise bieten als andere Biosupermärkte. Auch Dinge wie Rezeptboxen
für Studis und Schüler oder Coaching Light sind angedacht. Viele
Ernährungsverwirrungen entstehen in jungen Jahren. Dafür bedarf es Anlaufstellen, die
wir gerne anbieten möchten, idealerweise auch in Abstimmung mit dem österreichischen
Gesundheitssystem.
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Bild: Holis Market, Franz Seher
Mit den von Holis zusammengestellten Rezeptboxen bietet ihr Curated
Food an. Das ist angeblich einer der ganz großen Trends der nächsten
Jahre. Welche Auswahlmöglichkeiten bietet ihr den Kundinnen und Kunden
dabei?
Trend trifft es gut. Der Supermarkt wie er jetzt noch existiert, ist auf ein
Vorratssystemprinzip reduziert und nicht mehr an den Bedürfnissen der heutigen jungen
Zielgruppen. Der junge Mensch von heute weiß nicht mehr, was er im Kühlschrank hat,
was gerade daheim verfügbar ist und vor allem auf was er überhaupt Lust hat. Das Internet
hilft auch wenig, weil
es einfach alles bietet. Reduzierung und Einfachheit wie vordefinierte Rezepte, die
thematisch zu einem passen und die eigene Individualität ausdrücken sind die großen
Treiber dieses Trends. Konkret versuchen wir
je nach Zielgruppe Themenboxen anzubieten, wie eine vegane Box, eine Sportler-Box, eine
Genuss-Box etc. Für Premium-Kunden soll es auch möglich sein, seine eigenen Rezepte zu
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kreieren und vorgepackt im Markt abzuholen.
Im September soll es in Linz losgehen. Sind schon weitere Standorte in
konkreter Planung?
Es gibt tatsächlich schon Anfragen, Teile unseres Systems – seien es unsere selbst
entwickelten Behälter oder das IT System – oder aber auch das ganze Paket, zu
übernehmen. Interessante Projekte wie die Tabakfabrik in Linz oder die Seestadt in Aspern
sind natürlich auch potentielle Orte des neuen Denkens und Gestaltens wo unser Konzept
gut reinpassen könnte. Wir müssen aber natürlich selbst unsere Erfahrungen mit dem 1.
Markt im Herzen von Linz machen, um etwaige Franchises im nächsten Jahr
auch qualitativ auf den Weg bringen zu könnnen.
Mehr Infos zu Holis finden sich hier.
Die Crowdfunding Kampagne läuft noch bis zum 17.5. und zwar hier.
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