Das 19. Jahrhundert

qwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasDas 19. Jahrhundert
dfghjklzxcvbnmqwertyuiopasNationalismus, Vormärz/Biedermeier, Revolutionsjahr 1848, Europäische Konflikte (1853 – 1870), Das
dfghjklzxcvbnmqwertyuiopasDeutsche Kaiserreich, Industrialisierung, Wirtschaftsliberalismus, Sozialismus, Sezessionskrieg in
dfghjklzxcvbnmqwertyuiopasden USA, Imperialismus, Österreich von 1848 bis
zum Ersten Weltkrieg (1914-1918)
dfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopasdfghjklzxcvbnmrtyuiopasdfghjklzxcvbnmqwertyuiopas-
Die Geschichte-machenden Kräfte des 19. Jahrhunderts

Die konservativen Kräfte wollen die Restauration.
Sie wollen die alten Ordnungen wieder herstellen und fordern autoritär-absolutistische Regierungsformen.
Träger dieser Idee sind der Kaiser und die Adeligen. In Österreich und im Deutschen Bund sind diese Kräfte mit dem Namen
Metternich verbunden.

Die liberal-progressiven Kräfte wollen Freiheit und Gleichheit.
Sie wollen Mitbestimmung in politischen Angelegenheiten und sie fordern eine eigene Volksvertretung, ein Parlament.
Getragen wird diese Bewegung von Bürgern und Studenten.

Die nationalen Kräfte wollen das Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Völker.
Man fordert Nationalstaaten statt Länderansammlungen in den Händen einzelner Herrscherhäuser.
Träger sind wiederum Bürger und Studenten.

Die großen wirtschaftliche Veränderungen (industrielle Revolution!) wirken sich auf die Politik aus.
Wirtschaftstheorien und politische Ideen hängen oft zusammen. Es kommt zu großen sozialen Veränderungen.
Politische Parteien entstehen.
Der Nationalismus

Im 18. Jahrhundert entstand das Bewusstsein, dass Menschen mit gleicher Sprache, gleicher Kultur und gleicher Geschichte
zusammengehören.
Dichter (Herder, Grimm) und Philosophen (Fichte) fördern dieses Bewußtsein. Dabei steht am Anfang der sprachliche Aspekt
im Vordergrund. Johann Gottfried Herder z.B. sammelt Volkslieder aus ganz Europa. Er glaubt, dass jedes Volk einen typischen Charakter hat, ebenso wie der Einzelmensch. Er spricht von der Volksseele. Diese Dinge sind allerdings sicher nicht so
einfach zu sehen! Die Brüder Grimm sammeln Volksmärchen. Es ist dies die Zeit, in der die Deutsche Grammatik entsteht,
oder auch ein Deutsches Wörterbuch.

Auch andere Völker fördern ihr Nationalbewusstsein. Viele slawische Sprachen werden z.B. im 19. Jahrhundert zu Schriftsprachen mit Grammatik und Wörterbuch.

Aus diesem Nationalbewusstsein wird dann vielfach ein (falscher) Nationalstolz. Die einzelnen Völker glauben von sich, sie
seien besser als die anderen. Die Folge sind Nationalismus und Machtansprüche.
Nationale Erhebungen

Serbien erreicht 1817 eine autonome Stellung innerhalb der Türkei. 1878 wird die Unabhängigkeit am Berliner Kongreß anerkannt.

Griechenland führt von 1821 bis 1829 Unabhängigkeitskrieg. Im Frieden von Adrianopel (1829) wird diese Unabhängigkeit
dann anerkannt. Freiwillige aus ganz Europa sind damals den Griechen zu Hilfe gekommen (z.B. Lord Byron, ein berühmter
Dichter aus England). Sie haben den Griechischen Freiheitskampf unterstützt aus einer (wohl falsch verstandenen) Verehrung
für die alten Hellenen.

Belgien löst sich 1830 von den Niederlanden und wird ein eigener Staat.

Polen macht 1830 und 1864 Aufstände gegen die russische Herrschaft. Diese werden blutig unterdrückt.

In Italien hat der Geheimbund der Carbonari (das heißt Köhler) das Ziel, die Bourbonen aus Süditalien und die Habsburger aus
Norditalien zu vertreiben. Erhebungen werden von österreichischen Truppen niedergeschlagen (1820, 1821, 1831). Giuseppe
Mazzini gründet 1832 den Geheimbund 'Junges Italien'. Die Zeitung 'Il Risorgimento' wird 1847 gegründet. Il Risorgimento
heißt Wiedergeburt oder Wiederherstellung. Die Jahre 1848 und 1859 spielen eine große Rolle im italienischen Staatswerdungsprozeß.

Ungarn bekommt 1867 durch den Ausgleich mehr Selbständigkeit von Österreich.

Mit den Slawen gibt es in der österreichisch-ungarischen Monarchie ständige Nationalitätenstreitigkeiten.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 1

Die spanischen und portugiesischen Kolonien befreien sich im Lauf des Jahrhunderts.

In Deutschland sind die deutschen Burschenschaften (1815) und die Turnvereine (Turnvater Jahn) national eingestellt.
Beim Wartburgfest (1817) demonstrieren Studenten gegen die alte Staatsform. Der Dichter August Kotzebue wird 1819 ermordet, weil er die Regierungen vor den revolutionären Studenten gewarnt hat. In den Karlsbader Beschlüssen verbietet die
Regierung die Burschenschaften, Jahn wird verhaftet, und die Universitäten und Professoren werden überwacht. Die liberalen
und nationalen Ideen werden also mit Gewalt unterdrückt.
Österreich von 1815 bis 1848: Vormärz - Biedermeier - 'System Metternich'

Strenge Kontrolle des öffentlichen Lebens (Polizeistaat, Zensur). Überwachung der Bürger (Spitzel). Viele verlieren das Interesse an der Politik und ziehen ein Leben im privaten Bereich vor: Pflege der Künste und der Geselligkeit (Wiener Kaffeehaus).

Biedermeierzeit: Musik: Beethoven, Schubert; Volksmusik; Lanner, Strauß. Romantik: Schumann, Weber, Lortzing.
Dramatik: Grillparzer, Raimund, Nestroy. Malerei: Waldmüller, Spitzweg, Schwind, Gauermann.

Das Jahr 1848 in Wien
Ferdinand I. der Gütige (1835 bis 1848) ist an der Macht. Die Revolution bricht im März aus. Daher heißt die Zeit von 1815
bis 1848 'Vormärz'.
Märzrevolution: Man fordert eine Konstitution, also eine Verfassung mit Volksvertretung. Es kommt in der Herrengasse zur
Demonstration, die Regierung reagiert mit dem Schießbefehl und die Revolution ist somit im Gang. Man zündet Fabriken an,
stürmt Polizeistuben, lyncht Beamte. Metternich wird entlassen (er geht nach England), und schließlich kommt es zur 'Verfassung von Pillersdorf': Volksvertretung, aber der Kaiser hat das Vetorecht.
Mairevolution: Ein verfassungsgebender Reichstag wird einberufen. Der Abgeordnete Hans Kudlich setzt die Bauernbefreiung
durch.
Oktoberrevolution: Die Truppen, die die aufständischen Ungarn niederwerfen sollen, meutern. Die Wiener Bürger schließen
sich an. Es kommt zu Straßenkämpfen. Die kaiserlichen Truppen unter Fürst Windischgrätz erobern Wien. Die Ungarn werden
von den Kroaten unter dem Ban Jellacic besiegt und 1849 endgültig mit russischer Militärhilfe niedergeworfen. Der Absolutismus hat sich wieder durchgesetzt.
In Österreich ist jetzt Kaiser Franz Joseph I. an der Macht (2. Dezember 1848 bis 1916). Er muss sich mit folgenden Fragen
auseinandersetzen: Verfassung, Verhältnis zu Ungarn, Nationalismus der Slawen
Das Jahr 1848 in Deutschland

Straßenkämpfe in Berlin und München. Forderung nach Pressefreiheit und nach einem deutschen Parlament.

Deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt (Paulskirchenparlament). Erzherzog Johann wird Reichsverweser (= Reichsverwalter). Diese neugeschaffene Zentralgewalt hat jedoch praktische keine Macht.

Im Oktober kommt von dieser Nationalversammlung ein Verfassungsentwurf. Kein Teil des Deutschen Reiches darf mit einem nicht-deutschen Land vereinigt werden.

Es gibt eine Grundsatzfrage und entsprechend 2 Parteien: Großdeutsche Partei: Gesamtösterreich (das ja auch nichtdeutschsprachige Teile hat) soll an der Spitze der neuen Partei stehen. Kleindeutsche Partei: Nur der deutsche Teil Österreichs
soll Mitglied des neuen Deutschen Reiches sein!

Friedrich Wilhelm IV. (König von Preußen) lehnt 1849 die Kaiserwürde ab, die ihm das Paulskirchenparlament anbietet (nach
einer Abstimmung, in der 290 Abgeordnete dafür waren und 248 sich der Stimme enthalten hatten). Er nimmt von Bürgerlichen (die eben auch vertreten sind im Paulskirchenparlament) keine Würde an.

Österreich, dann auch Preußen, zieht schließlich seine Abgeordneten aus Frankfurt zurück. Damit ist die Nationalversammlung
aufgelöst. Das Paulskirchenparlament ist zu Ende.

Die Bildung eines deutschen Nationalstaates ist somit misslungen. Es stehen nun Preußen im Norden und Österreich im Süden
einander gegenüber.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 2

Ab 1862 ist in Preußen Otto von Bismarck Ministerpräsident. Er vertritt die kleindeutsche Lösung (= Nur das deutschsprachige Österreich ist Mitglied des deutschen Reiches). Österreich verlässt 1862 den Deutschen Bund.

1871 wird das Deutsche Kaiserreich unter Führung Preußens ausgerufen. Österreich ist nicht dabei!
1848 in Frankreich

Nach dem Wiener Kongreß regieren Ludwig XVIII. und Karl X. stark absolutistisch. Dagegen gibt es schon 1830 eine Revolution. Man fordert: Pressefreiheit, Änderung des Wahlrechtes

Der neue König Louis Philippe (1830 bis 1848) begünstigt die Bürger. Man nennt ihn auch 'Bürgerkönig'. Trotzdem betreibt er
eine reformfeindliche Politik.

Im Februar 1848 kommt es zur 'Februarrevolution'. Es erheben sich vor allem Studenten und Arbeiter. Der Arbeiterführer
Louis Blanc spricht vom 'Recht auf Arbeit'. Es entstehen in der Folge auch tatsächlich Nationalwerkstätten (in diesen Betrieben haben die Arbeiter auch bessere Arbeitsbedingungen; allerdings halten sie sich nicht.)
Eine weitere Forderung ist das allgemeine und gleiche Wahlrecht.

Frankreich wird Republik (1848 bis 1851).

Im Jahr 1851 macht Louis Napoleon einen Staatsstreich. Er ist dann von 1852 bis 1870 Napoleon III., Kaiser der Franzosen.
Die Entstehung neuer Staaten: Europäische Konflikte zwischen 1853 und 1870
Krimkrieg (1853 bis 1856)

Russland will die Ausfahrt aus dem Schwarzen Meer unter Kontrolle bringen.

Russland fordert den Schutz der Christen, die unter türkischer Herrschaft stehen.

Die Türken werden von England und Frankreich unterstützt. Diese beiden Staaten fürchten um ihre wirtschaftlichen Positionen
im Mittelmeerraum.

Die Russen marschieren in die Donaufürstentümer Moldau und Walachei. Die englischen und französischen Flotten landen auf
der Halbinsel Krim. Es kommt zu schweren Kämpfen um Sewastopol.

Russland erleidet eine Niederlage. Moldau und Walachei kommen an Rumänien. Russland verliert das Donaudelta. Die Vormachtstellung Frankreichs in Europa wird begründet. Spannungen zwischen Russland und Österreich, denn Österreich war
neutral bzw. freundlich gegenüber England und Frankreich eingestellt gewesen (trotz der russischen Hilfe von 1849!).
Italien - Österreich (1859)

Sardinien-Piemont-Savoyen unter König Viktor Emanuel und Ministerpräsident Cavour verstärkt die Bemühungen um einen
italienischen Nationalstaat. Frankreich unterstützt das. Man rüstet auf.

Österreich fordert die Einstellung dieser Kriegsvorbereitungen, schließlich kommt es zum Krieg. Berühmte Schlachten finden
bei Magenta und Solferino statt.

Die Lombardei (Po-Ebene) kommt an Sardinien-Piedmont-Savoyen. Die Habsburger verlieren ihre Position in Oberitalien
(1860). Garibaldi stürzt die Bourbonen in Süditalien (1860). Einigung Italiens.
Gründung des Internationalen Roten Kreuzes durch Henri Dunant in der Genfer Konvention von 1864.
Der Kirchenstaat kommt 1870 an Italien. Der Kirchenstaat wird im heutigen Ausmaß 1929 wieder selbständig.
Preußen-Österreich (1866)

Schleswig-Holstein sind deutsche Fürstentümer, die zu Dänemark gehören.

Dänemark will ihre Sonderstellung beseitigen. Der Deutsche Bund greift dagegen ein, es kommt zum Krieg.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 3

Dänemark tritt die Fürstentümer an Deutschland ab: Vertrag zu Gastein (1865). Holstein wird jetzt durch Österreich verwaltet,
Schleswig durch Preußen.

Die Gegensätze zwischen Österreich und Preußen spitzen sich zu.
Preußen schließt mit Italien eine gegen Österreich gerichtete Allianz. Österreich ist jetzt gegen Preußen und Italien.
Preußen verlangt den Ausschluss Österreichs aus dem Deutschen Bund. Österreich verlangt im Bundesrat die Mobilmachung
gegen Preußen. Das wird angenommen.
Es kommt zur Schlacht bei Königgrätz (1866). Preußen unter Moltke (Zündnadelgewehr) siegt über Österreich unter Benedek.
In Italien siegen die Österreicher: zu Land bei Custozza (Erzherzog Albrecht) und zur See bei Lissa (Tegethoff).

Venetien kommt an Italien (infolge des preußischen Sieges). Holstein und andere Gebiete in Deutschland kommen an Preußen.
Preußen und die anderen norddeutschen Staaten schließen den Norddeutschen Bund. Österreich wird aus dem Deutschen Bund
ausgeschlossen.
Deutsch-französischer Krieg (1870)

Frankreich und Preußen fürchten um ihre Machtstellung.

Als für die Thronfolge in Spanien ein preußischer Prinz vorgeschlagen wird, bewirkt Frankreich dessen Verzicht auf Spanien
und verlangt auch für die Zukunft den Verzicht Preußens auf die spanischen Ansprüche. Durch diplomatische Mißverständnisse wird diese Forderung verkürzt und grob publiziert (Emser Depesche). Die Folge ist Krieg.

In der Schlacht bei Sedan siegt Preußen. Napoleon III. wird abgesetzt. Frankreich ist wieder Republik. Elsaß-Lothringen
kommt an Preußen. Frankreich muss an Preußen eine hohe Kriegsentschädigung zahlen. Rachegedanken Frankreichs! Durch
die Stärkung Preußens kommt es 1871 zur Gründung des 2. Deutschen Reiches in Versailles.
Das Deutsche Kaiserreich

Wilhelm I. (1871 bis 1888), Friedrich I. (1888), Wilhelm II. (1888 bis 1918)

Verfassung: Teilung der Befugnisse zwischen Reich und Bundesstaaten. Reich: Heer, Zoll, Handel, Verkehr, Post; Legislative:
Reichstag + Bundesrat; Exekutive: Ministerien unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Otto von Bismarck (bis 1890).
Bundesstaaten: Verwaltung, Justiz, Kultur; Länderparlamente.

Industrieller Aufstieg: Gründerzeit.

Kulturkampf (hervorgerufen durch den Gegensatz der Liberalen zur katholischen Kirche): Kanzelparagraph: Geistliche dürfen
von der Kanzel keine Politik betreiben. Verbot des Jesuitenordens. Zivilehe vorgeschrieben.

Beginn der Sozialgesetzgebung.
Die Industrielle Revolution

Industrie (Erzeugung von Massenwaren in Großbetrieben) gab es schon in der Antike. Arbeitskraft war der Mensch (Sklave).
Man spricht von der Sklavenhaltergesellschaft.

Technisierung: Maschine tritt Siegeszug an.

In England gibt es die entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen schon am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Industrielle
Revolution beginnt daher in England.
Diese wirtschaftlichen Voraussetzungen sind: Einheitlicher Wirtschaftsraum (Abschaffung von Binnenzöllen), einsatzbereites
Kapital (erworben durch den Handel mit den Kolonien). Arbeiterschaft in den Städten zusammengeballt (starkes Bevölkerungswachstum, verbunden mit Landflucht).
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 4

Erfindungen verändern Arbeitswelt und Wirtschaft.
Arbeitsmaschinen (Dampfmaschine von James Watt 1769, Spinnmaschine mit automatischer Garnzuführung von Arkwright
1775, Mechanischer Webstuhl von Cartwright 1786, Elektromotor von Jacobi 1834, Benzinmotor von Marcus 1865, Viertaktmotor von Otto 1876, Dieselmotor von Diesel 1897.)
Verkehrswesen (Dampfschiff von Fulton 1807, Schiffsschraube von Ressel 1826, Dampflokomotive von Stepehnson 1814,
Luftschiff von Zeppelin 1900, Motorflugzeug von den Gebrüdern Wright 1903; Erste Eisenbahn Liverpool-Manchester 1830,
Erste österreichische Eisenbahn Wien-Deutsch Wagram 1837, Semmeringbahn 1854.)
Nachrichtenwesen (Schreibtelegraph von Morse 1837, Tiefseekabel 1858, Telefon von Bell 1876, Drahtlose Telegrafie von
Marconi 1897.)
Andere Erfindungen (Rotationsdruckmaschine von Bauer/König 1812, Fotographie von Daguerre 1839, Kunstdünger von Liebig 1841, Kohlenfadenlampe von Edison 1879.)

Folgen
Steigerung der Produktion, Steigerung der Präzision, Verbilligung der Ware, Niedergang des Handwerks, Bildung des 4. Standes (Industriearbeiter)
Soziale Frage: Soziale Not. Viele Arbeitskräfte haben (zu) niedrige Löhne, Kinderarbeit, Arbeitszeit: 13 bis 16 Stunden täglich. Keine Krankenversicherung, keine Altersversorgung

Lösungsversuche
Maschinensturm, neue Ideologien, Selbsthilfe (Konsumvereine, Gewerkschaften), Christliche Soziallehre (Kolping; Lehrlingsheime), Sozialismus
Der Wirtschaftsliberalismus
Die durch die Industrielle Revolution veränderte Wirtschaft verlangte ein neues Überdenken der Wirtschaftstheorien. Merkantilismus, Physiokratismus oder gar der Feudalismus konnten die neu entstandenen Industrien nicht genügend fördern. So entwickelte sich (von England ausgehend) der Liberalismus als die Wirtschaftstheorie der Industriellen Revolution bzw. des 19. Jahrhunderts.
Adam Smith (1723 bis 1790)

Begründet die klassische Nationalökonomie.

Er legt in seinem Hauptwerk 'Untersuchungen über die Natur und die Gründe des Reichtums der Nationen' die Grundlagen des
Wirtschaftsliberalismus.

Der Wirtschaftsliberalismus besagt: Der Reichtum eines Landes besteht in seiner Arbeitskraft. Der Eigennutz (Egoismus) ist
der Antrieb jeder wirtschaftlichen Betätigung. Der freie Wettbewerb fördert günstige Arbeitsteilung und damit billige Produktion. Preis und Ertrag unterliegen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Der Staat soll nicht in die Wirtschaft eingreifen
(Zölle), sondern nur die Rechtsordnung aufrechterhalten (Nachtwächterstaat). Weitere Forderungen sind: Berufsfreiheit, Gewerbefreiheit, Bauernbefreiung.

Der Manchester-Liberalismus ist die radikale Form der Theorie von Smith. Er fordert die schrankenlose Wirtschaftsfreiheit
und Freihandel mit aller Welt.
David Ricardo (1772 bis 1823)

Kapitalprofit und Arbeitslohn konkurrenzieren einander. Deshalb wird der Arbeitslohn immer das Existenzminimum betragen.

Der Wert des Geldes steigt mit der Abnahme seiner Menge und umgekehrt.

In der Landwirtschaft bestimmen nicht Einsatz von Kapital und Arbeit die Höhe der Grundrente, sondern die Güte des Bodens
ist entscheidend.

Jeder (auch einzelne Länder) soll sich in der arbeitsteiligen Produktion auf jenes Gebiet verlegen, wo er die besten Voraussetzungen hat (Singularproduktion).
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 5
Schutzzollpolitik

In vielen Ländern entwickelt sich die Schutzzollpolitik gegen den Wirtschaftsliberalismus britischer Prägung. Man will damit
die neu entstehenden Industrien vor der übermächtigen Konkurrenz schützen.

Ein Vertreter der Schutzzollpolitik war der Deutsche Friedrich List (1789 bis 1846). Er nennt solche Zölle 'Erziehungszölle'.

Auch die Theoretiker, die die landwirtschaftliche Produktion als einen entscheidenden Faktor des Wirtschaftsmechanismus
ansahen (z. B.: der Amerikaner Henry Carey) waren meist Anhänger des Schutzzollsystems.
Bewertung des Wirtschaftsliberalismus

Der Wirtschaftsliberalismus steigerte durch die Lehre vom freien Konkurrenzkampf die Produktivität und beseitigte viele alte
Unfreiheiten, Bindungen und Vorurteile.

Gleichzeitig vernichtete er aber auch die Bindungen (Großfamilie), die dem Schutz des einzelnen, des wirtschaftlich Schwachen und des Kranken dienten.

Der Unterlegene im Konkurrenzkampf war nun weitgehend dem Elend und der Not ausgeliefert. Das betraf vor allem die Industriearbeiter.
Der Utopische Sozialismus

Schon zu Beginn des Industriezeitalters wurden dessen Probleme offenkundig: Dem ständig wachsenden Kapital in den Händen weniger stand die Not und Ausbeutung der Arbeitermassen gegenüber. Aus dieser Situation entstand der Utopische Sozialismus, der den Umsturz der gesellschaftlichen Ordnung zum Ziel hatte.

Saint Simon (1760-1825) wollte die neue Gesellschaft auf den Grundsätzen des Christentums (Nächstenliebe) aufbauen. Er
forderte die Übertragung der Produktionsmittel in den Allgemeinbesitz. Nur Arbeit sollte Eigentum begründen (= kein Erbrecht, kein Vorrecht der Geburt.)

Saint-Amand Bazard (1791-1832): Keine Ausbeutung der Menschen durch Menschen.

Charles Fourier (1772-1837) wollte, dass sich die Arbeitenden zu einem selbständigen Wirtschaftskörper zusammenschließen
(genossenschaftliche Bewegung im Sozialismus). Vorläufer der Frauenemanzipation.

Louis Blanc (1811-1882) verkündet das Recht auf Arbeit. Alle Betriebe sollen verstaatlicht werden. Fordert vom Staat Arbeitsbeschaffung und Gründung von Produktionsgemeinschaften.

Pierre Proudhon (1809-1865): 'Eigentum ist Diebstahl', da es nur aus Kapital und Grundbesitz stammt und nicht auf Arbeit
beruht. Er fordert die Einrichtung einer Gütergemeinschaft und die Abschaffung von Geld, Zins und Erblichkeit.

Diese Gesellschaftstheorien verbreiten sich vor allem zur Zeit der Julirevolution 1830 in Frankreich und - von da ausgehend auch bald in anderen europäischen Staaten. Sie führten zur Weckung des Klassenbewußtseins der Arbeiterschaft.
Karl Marx

In Deutschland waren es Karl Marx und Friedrich Engels, die den Sozialismus wissenschaftlich fundierten. Dieser Sozialismus
ist international und republikanisch.

Karl Marx (1818-1883) ist Rechtsanwaltssohn aus Trier. Er studierte Geschichte, Philosophie und Staatswissenschaften. Wegen Verbreitung revolutionärer Schriften wird er aus Preußen ausgewiesen. Er emigriert nach London.

Seine Hauptwerke sind: Das 'Manifest der Kommunistischen Partei' (1848), 'Das Kapital' in 3 Bänden (1867-1894). Die Bände
2 und 3 werden von Friedrich Engels (1820-1895) herausgegeben. Engels ist Sohn eines reichen Spinnereibesitzers im Rheinland. Er ist Mitbegründer der Marxismus. Seine Hauptwerke sind: 'Die Lage der arbeitenden Klasse in England' (1845) und
'Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft' (1883).

Der Marxismus ist der von Marx und Engels entwickelte Wissenschaftliche Sozialismus (Dialektischer Materialismums).

Grundlagen: Hegel und Feuerbach, Englischer Liberalismus (Smith, Ricardo), Utopischer Sozialismus
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 6

Grundgedanken
Das Ursprüngliche ist die Materie (Unterbau), von der das Ideelle als 'Überbau' abgeleitet und abhängig ist ('Sein schafft Bewusstsein'). Die Entwicklung der Gesellschaft (bestimmt durch die wirtschaftlichen Verhältnisse) erfolgt gesetzmäßig in Gegensätzen und Widersprüchen, die schließlich in einem revolutionären Umschlag eine neuen, höheren Zustand herbeiführen.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind für den Aufbau der Gesellschaft bestimmend (ökonomischer Determinismus).
Urgesellschaft (keine Klassenunterschiede, gemeinsamer Besitz).
Sklavenhaltergesellschaft (Gegensatz von Sklavenhaltern und Sklaven). Beginn des Klassenkampfes.
Feudalgesellschaft (Gegensatz: Feudalherren und Bauern).
Kapitalismus (Gegensatz: Kapitalisten-Proletarier). Die hier herrschenden Gegensätze führen zum 'Qualitativen Umschlag' und
zur 'Diktatur des Proletariats.
Sozialismus (Produktionsmittel sind Volkseigentum und genossenschaftliches Eigentum. Die letzten Reste der Klassen werden
beseitigt. Der Klassenkampf ist zu Ende.
Kommunismus: Absterben des Staates.

Die Wirtschaftslehre des Karl Marx
Ähnlich wie in der Natur herrscht innerhalb der Gesellschaft ein unversöhnlicher Kampf um Macht und Reichtum (Klassenkampftheorie).
Aus dem freien Spiel der Kräfte ist nicht, wie von Adam Smith gedacht, eine Harmonie der Interessen entstanden, sondern die
Weltherrschaft des Kapitalismus. Der Kapitalismus sieht im Kapital des höchste Gut, nicht in der Arbeit.
Die Arbeit ist aber die einzige Quelle aller Werte und sie selbst eine Ware, die den Preis der Güter bestimmt (Arbeitswerttheorie).
Der Kapitalismus beruht auf der Ausbeutung der Arbeiter, da er die Differenz zwischen den Herstellerkosten und dem Verkaufspreis einer Ware als Unternehmerprofit den Arbeitern vorenthält. (Mehrwerttheorie). Es kommt somit zu einer ständigen
Vermehrung des Kapitals in den Händen einiger weniger großer Unternehmer, die die Tendenz aufweisen durch Betriebszusammenlegungen zu Monopolunternehmungen zu werden. Dadurch werden die Klein- u. Mittelbetriebe vernichtet und das
Heer der Arbeitslosen vergrößert. Diese riesige industrielle Reservearmee drückt aber auf die Löhne und führt zu einer weiteren Verelendung der Arbeiterschaft.

Karl Marx fordert deshalb: Enteignung der Eigentümer an den Produktionsmitteln. Überführung der Produktionsmittel in das
Gesamteigentum. Planwirtschaft: Produktion und Verteilung der Güter planmäßig im Interesse der Gesamtheit.

Zur Beschleunigung dieser Entwicklung muß die Arbeiterschaft sich zum Klassenkampf sammeln, sich das allgemeine und
gleiche Wahlrecht erkämpfen, mit Hilfe der Mehrheit in den Parlamenten die politische Macht an sich reißen (das Schlusswort
des Kommunistischen Manifests lautet ja auch: Proletarier aller Länder vereinigt euch!)

Die Gründung einer Sozialistischen Internationale soll diese Vereinigung herbeiführen: Erste Internationale (1864-1872),
Zweite Internationale (1889-1914), Dritte Internationale (1929-1940), Sozialistische Internationale seit 1951.

Nach Marx entwickelten sich verschiedene Strömungen des Marxismus. Ihr Hauptunterschied liegt nicht so sehr im Ziel (klassenlose Gesellschaft), sondern in der Taktik, wie man dieses Ziel erreichen soll. Im Wesentlichen gibt es zwei Richtungen:
Sozialdemokratie (gemäßigt, demokratisch), Kommunismus (radikal, dogmatisch; Revolution!)

Beispiele des Kommunismus sind: Marxismus-Leninismus: Für die Verhältnisse in Russland. Russland ist agrarisch. Stalin:
'Sozialismus in einem Land'. Die Partei ist Erzieherin der Volksmassen. Trotzkismus: Permanente Revolution; von der UdSSR
ausgehende Weltrevolution. Revisionismus (Bernstein): Soziale Reformen unter Anpassung des Marxismus an die gegenwärtigen Gegebenheiten. Austromarxismus (Otto Bauer): Anwendung der marxistischen Grundideen an die gegenwärtigen Gegebenheiten. Maoismus: in China. Stärker praxisbezogen, betont die Agrarrevolution. Titoismus: Eigener Weg zum Sozialismus
in Jugoslawien bis Anfang der 80er Jahre. Eurokommunismus
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 7
Der Sezessionskrieg (1861-1865) in Amerika

Die verkehrstechnische Erschließung (Eisenbahnen) und das Fortschreiten der Industriellen Revolution führen zu einer Aufspaltung des nordamerikanischen Wirtschaftsraumes mit zunehmender Spezialisierung: Landwirtschaft im Nordwesten (ertragreiche Böden), Industrie im Nordosten (Städte, Kapital), Stapelgüter im Süden (Baumwolle, Tabak, Reis; Monokulturen)

Der technische Fortschritt macht sich zuerst im Norden bemerkbar (Maschinen), während der Süden auf die Arbeitskraft der
Sklaven angewiesen bleibt. Die Baumwollpflückmaschine wird erst 1927 erfunden.Es kommt zur Kräfteverschiebung zugunsten des Nordens. Dort kommen die meisten Einwanderer hin, und die Wirtschaft ist weitaus krisenfester.

Diese wirtschaftlichen Gegensätze führen zur Herausbildung unterschiedlicher Gesellschaftsstrukturen mit verschiedenartigen
zollpolitischen Zielsetzungen:
Im Norden: Freie Farmer mit wenigen Landarbeitern auf kleineren Einzelgehöften, Industriearbeiter, Handwerker. Es sind das
die 'Yankees'. Sie verlangen eine Schutzzollpolitik gegen Europa.
Im Süden bearbeitet eine kleine Zahl von Großgrundbesitzern mit Hilfe von Negersklaven ihre Plantagen. Sie sind für Freihandel.

Die Auseinandersetzung um die Sklaverei führt schließlich zum offenen Bruch. Die Grenze zwischen den sklavenfreien Staaten im Norden und den Sklavenhalterstaaten im Süden bildet der Missouri. Die Politik des Nordens macht, um die Einheit der
Nation zu erhalten, Zugeständnisse (Kansas, Nebraska). Das wiederum empört die Bevölkerung des Nordens.

Es kommt zur Spaltung der 1787 gegründeten Demokratischen Partei.
Man gründet 1854 die Republikanische Partei. Ihr Kandidat Abraham Lincoln wird Präsident (1861-1865). Er ist ein Gegner
der Sklaverei.

Es schließen sich 11 Südstaaten zusammen und treten aus der Union aus. (= Sezession der 'Konföderierten Staaten'), es kommt
zum Sezessionskrieg.

Im Sezessionskrieg siegt der Norden unter General Ulysses Simpson Grant über den Süden unter General E. Lee. Lee kapituliert 1865 bei Appomattox Court House bedingungslos. Die Einheit der amerikanischen Union bleibt erhalten. Ausschlaggebend für den Sieg war das größere Rüstungs- u. Menschenpotential des Nordens.

Der Sezessionskrieg war ein totaler Krieg. Er wurde mit enormen finanziellen Aufwendungen betrieben. Es gab riesige Menschenverluste. Man wollte den jeweiligen Gegner total vernichten. Die Feuerkraft (durch die Erfindung von Colt und Winchester (mehrschüssige Revolver, Repetiergewehr) ist erstmals wichtiger als die Tapferkeit des einzelnen Soldaten.

Obwohl die Neger im Süden nun frei sind, dauert es mehr als 100 Jahre, bis die Bürgerrechtsfrage einer Lösung zugeführt
wird.
Der Imperialismus
Das Streben eines Staates nach Ausdehnung seines Herrschaftsbereiches über seine historischen, geographischen und ethnischnationalen Grenzen hinaus, zusätzlich mit dem Ziel, ein übernationales Groß- u. Weltreich (Imperium) zu schaffen, zu erhalten
und immer weiter auszubauen, nennt man Imperialismus.

Grundlagen
Stark steigende Bevölkerungszahl; 'Volk-ohne-Raum-Vorstellungen; Vision von Hungersnöten (Malthusianismus). Die neuen
Kolonien sollten dann Nahrungsmittellieferanten sein.
Rasch zunehmende Industrialisierung. Es kommt zu ständig wiederkehrenden Krisen der Überproduktion und Rohstoffknappheit. Die neuen Kolonien sollten Industriewarenabnehmer und Rohstofflieferanten sein.
Wachsender Nationalismus: Die Großmächte glauben, sich mit den Kolonien für immer Reichtum und Macht sichern zu können. Außerdem war man der Auffassung, dass große Nationen mit dem ''Willen zur Macht' zur Herrschaft über 'minderwertige
Rassen' bestimmt seien. Der 'Kampf ums Dasein' als Lebenselement wird wissenschaftlich (Darwin) und philosophisch (Nietzsche) begründet.

Machtpolitische Voraussetzungen sind: Eine bedeutende politische Macht und ein genügend großes wirtschaftliches Potential.
Eine gute Küstenlage am Weltmeer. Eine große Handelsflotte, unterstützt von einer starken Kriegsmarine.
Militärische Stützpunkte zur Beherrschung der Seewege (Bau von Kanälen zur Verkürzung der Handelswege; Suezkanal).
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 8

Folgen des Imperialismus
Rasche Weiterentwicklung der Industrialisierung.
Europäisierung der Erde.
Ständige Konflikte zwischen den imperialistischen Mächten (eine der Wurzeln des 1. Weltkriegs).
Der Nord-Südkonflikt von heute.

Die Imperialistischen Mächte
1)
Großbritannien:
Politische Initiatoren sind: Königin Viktoria, Benjamin Disraeli, Joseph Chamberlain, Cecil Rhodes, und man hat 3 Ziele:
Den Kap-Kairo-Weg (Kapkolonie 1806, Betschuanaland 1885, Rhodesien 1888, Britisch Ostafrika 1885, Uganda 1890,
Sudan 1899, Ägypten 1882 besetzt).
Das India-Meer-Reich: Küstengebiete des Indischen Ozeans: Vorderindien, Aden, Oman, Burma, Singapur, Malaya, NeuGuinea, Hongkong, Australien, Neuseeland.
Drei Wege nach Indien: Kapweg, Suezweg, Mesopotamienweg.
Das Commonwealth of Nations ist die britische Hoffnung, dieses riesige Kolonialreich (500 Millionen Einwohner) zu einem Reichsbund umgestalten zu können. Das gelingt nicht. Die Bestrebungen der einzelnen Völker nach Unabhängigkeit
waren zu groß.
2)
Frankreich
Es geht vor allem um Prestigegewinn (Nationalismus).
In Afrika: Algerien (1857; Ausgangspunkt), Tunis, Marokko; von hier aus Aufbau eines großen nord- u. westafrikanischen Kolonialreiches.
In Süd-Ost-Asien: 'Französische Indochina' (Vietnam, Kambodscha, Laos). 1858 Beginn der Expansion unter Napoleon
III.
Mexiko: Napoleon III. mischt sich in die innenpolitischen Verhältnisse ein. Er bietet die Krone dem österreicheischen
Erzherzog Maximilian an. 1867 wird Maximilian von den Republikanern erschossen.
3)
Russland
Verfolgt seine Ziele auf dem Landweg.
Westen: Balkan (Panslawismus) und Meerengen. Diese Ziele führen zum Gegensatz mit Österreich und dem Osmanischen Reich.
Süden: Armenien, Turkestan, Persien.
Osten: Sibirien (transsibirische Eisenbahn), Mongolei, Korea, Mandschurei - Gegensatz zu Japan; Niederlage im russische-japanischem Krieg (1905).
4)
Das Deutsche Reich
Treibkraft ist der Mangel an Rohstoffen und nationales Machtstreben (Wilhelm II.: 'ein Platz an der Sonne!'). Die Erwerbungen und die deutsche Flottenaufrüstung führen zu (oder verstärken die) Gegnerschaft zu England, Russland und Frankreich.
Afrika: Togo, Kamerun, Deutsch-Ost- u. Südwestafrika.
Pazifik: Neu-Guinea, Salomonen, Marianen, Karolinen.
Ostasien: wie fast alle Großmächte seiner Zeit, will sich auch Deutschland an der kolonialen Aufteilung Chinas beteiligen.
Im Boxerkrieg (1900) intervenierten: Großbritannien, Frankreich, Russland, Deutschland, Italien, Österreich, Japan und
die USA.
5)
Die USA
Im Sinne des Isolationismus der Monroe-Doktrin beschränken sich die USA auf Erwerbungen in Nordamerika bzw. im
Pazifik. 1867 wird Alaska von Russland gekauft und nach einem Krieg mit Spanien Kuba und Puertorico gewonnen. Die
Besetzung Hawaiis erfolgt aus strategischen Gründen und die spanischen Philippinen werden gegen eine hohe Abfindungssumme erworben. Der Panamerikanische Gedanke (Theodore Roosevelt) zielt auf die wirtschaftliche und politische
Hegemonie in Mittel- u. Südamerika ab.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 9
6)
Italien
Hochgesteckte Ziele. Scheitern in Tunesien, Marokko, Abessinien. Somaliland (1889), Eritrea (1890) und Libyen (1912)
bleiben die einzigen Kolonien.
7)
Niederlande
Buren: S-Afrika.
1899-1902 Burenkrieg gegen Engländer verloren.
SO-Asien.
8)
Österreich
1878 Okkupation Bosniens und der Herzegowina, 1908 Annexion Bosniens und der Herzegowina.
Österreich von 1848 bis 1914
Der Neoabsolutismus (1851-1860):

Die Märzverfassung 1849 wird durch das Silvesterpatent (1851) außer Kraft gesetzt. Österreich wird wieder absolutistisch
regiert. Das Neue zeigt sich aber in der Durchführung von Reformen durch den Ministerpräsidenten Fürst Schwarzenberg und
nach dessen Tod durch Dr. Alexander Bach. 3 Punkte sind hervorzuheben:
Die Bauernbefreiung.
Die Reform von Verwaltung und Rechtsprechung.
Das Konkordat mit der Kirche von 1855.

Die Bauernbefreiung: Wird 1848 auf Antrag von Abgeordnetem Kudlich beschlossen. Ablösung der bäuerlichen Abgaben und
Frondienste gegen (geringe) Ablösesummen an die ehemalige Grundherrschaft. Kommissionen: Beamte, Grundherren, Bauern. Betroffen sind: 2,5 Millionen Bauern, 54.000 Grundherrschaften.

Reform von Verwaltung und Rechtsprechung: Ziele sind: Übernahme ehemals grundherrschaftlicher Funktionen durch den
Staat (Verwaltung, Steuereinhebung, Rechtspflege, Polizeiwesen). Außerdem will man eine einheitliche, moderne Staatsverwaltung (Beseitigung der Sonderstellung von Kronländern und Ständen).

Das Konkordat von 1855 mit der Kirche: Bruch mit der Kirchenpolitik Josephs II. Beginn des Bündnisses von Staat und Kirche, die Einfluß erhält auf: Ehegesetzgebung und Schulwesen. Außerdem wird die Kirche von allen staatlichen Fesseln befreit.
Die ersten Ansätze zum Verfassungsstaat (1860-1867)

Ablehnung des Neoabsolutismus, besonders in Ungarn. Die Niederlage von Solferino 1859 bringt die Wende: Die starke Belastung der Finanzen und die daraus entstandene Unzufriedenheit der Bevölkerung droht in einer Revolution zu münden. Deshalb muss der Staat versuchen, das Bürgertum durch die Gewährung einer demokratischen Verfassung zu gewinnen.
Das Oktoberdiplom von 1860 ist stark föderalistisch (die Deutschösterreicher lehnen es daher ab). Es wird zurückgezogen und
ersetzt durch das Februarpatent von 1861. Dieses ist zentralistisch und wird daher von den Ungarn und Slawen abgelehnt. Der
nun eingerichtete Reichstag wird von den Ungarn, Tschechen und Italienern boykottiert. Die Verfassung wird in der Folge sistiert (ausgesetzt), und die Monarchie wird weiterhin absolutistisch regiert.

Nationalitätenstreit: Diese Auseinandersetzungen um die Verfassung waren der Ausdruck des wachsenden Nationalismus
innerhalb der Monarchie. Diese Nationalitätenkämpfe fanden vor allem in der westlichen Reichshälfte statt und waren bis zum
Ende der Donaumonarchie das schwierigste innenpolitische Problem, an dem zahlreiche Regierungen (z.B. Taaffe, Badeni)
und schließlich auch die Monarchie selbst, scheiterten. Austragungsort dieser Nationalitätenkämpfe war vor allem der Reichsrat (Obstruktion, Tumulte), aber auch die Straße (Sprachenstreit). Panslawismus (Tschechen, Südslawen) und Anhänger der
'Italia Irredenta' fanden immer mehr Zulauf. Friedliche Regelungen findet man in Mähren, Bukowina und Gallizien.
Der Ausgleich mit Ungarn von 1867

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 gegen Preußen wurde zwischen dem Wiener Hof und den Ungarn wieder die Verfassungsfrage verhandelt. Für den Ausgleich, der zwischen Kaiser Franz Joseph I. und dem ungarischen Reichstag geschlossen
wurde, haben sich besonders die Kaisern Elisabeth und der Außenminister von Beust, beziehungsweise Franz Deak und Graf
Julius Andrassy eingesetzt.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 10

Die Monarchie wird nun zweigeteilt in Zisleithanien (westliche Reichshälfte) und Transleithanien (östliche Reichshälfte; magyarisch, also ungarisch). Man spricht vom Dualismus.
Franz Joseph ist jetzt Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Es besteht also Personalunion.
Die Reichshälften sind aber nicht völlig von einander getrennt. Folgende Bereiche wurden nach wie vor gemeinsam verwaltet:
Außenpolitik,, Wehrmacht und die dafür erforderlichen Finanzen. Österreich und Ungarn waren also auch eine Realunion. Die
betreffenden Ministerien waren Ausschüssen der beiden Parlamente (Wien und Budapest) gegenüber verantwortlich. Alle 10
Jahre sollten Ausgleichsverhandlungen stattfinden (über Handel, Währung, Zoll). Österreich und Ungarn sind nun konstitutionelle Monarchien mit eigenen Parlamenten, eigenen Ministerpräsidenten und eigenen Gesetzen.

Die Slawen, besonders die Tschechen, waren durch den Ausgleich mit Ungarn ihrer nationalen Hoffnungen beraubt und erbittert. Auch die Nationalitäten Transleithaniens (also der ungarischen Reichshälfte) fühlten sich den Magyaren gegenüber benachteiligt. Die Folge war der voll entfachte Nationalitätenkampf.
Die Verfassung der österreichischen Reichshälfte

Die 'Dezembergesetze' von 1867 waren ein Sieg des deutsch-liberalen Geistes. Sie gelten nur für Österreich und legen fest:
Die Grundrechte des Staatsbürgers (Rechtsgleichheit, Glaubens- u. Gewissensfreiheit, Unverletzlichkeit des Eigentums). Immunität der Abgeordneten und Ministerverantwortlichkeit.
Trennung von Gerichtsbarkeit und Verwaltung (Verwaltungsgerichtshof, Geschworenengerichte, Unabhängigkeit der Richter
und ihre Unabsetzbarkeit).
Verwaltungsmäßige Autonomie der Gemeinden, Länder, u.v.a.

Das Wahlrecht zum Reichsrat war in den Dezembergesetzen nicht vorgesehen. Nur zu den Landtagen, die Delegierte in den
Reichsrat entsandten, wurde gewählt.
Seit 1873 gibt es direkte Wahlen zum Reichsrat. Allerdings gibt es die Zensus-Einschränkung (bis 1882 kann man erst ab 10
Gulden Steuerleistung wählen, später 5). Weiters handelt es sich um ein Kurienwahlrecht. Das heißt, die Stimmen haben verschiedenes Gewicht. Man unterscheidet zwischen Großgrundbesitzern, Kammerräten, Stadtbewohnern, Dorfbewohnern.
1897 wird das allgemeine Wahlrecht eingeführt. Der Zensus wird abgeschafft. Es dürfen alle Männer über 24 Jahre wählen.
Da das Kurienwahlrecht bleibt, kommen die Massenparteien noch immer nicht zum Zug.
1907 wird das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für Männer eingeführt. Das Frauenwahlrecht gibt es erst
seit 1919.
Die Politischen Parteien in der Donaumonarchie

Hoher Zensus und Kurienwahlrecht begünstigen die Honoratiorenparteien: Liberale Volkspartei, Katholisch-konservative
Partei.

Mit der Weiterentwicklung des Wahlrechts entstanden jene 3 Massenbewegungen, die dann die österreichische Innenpolitik
bis in die Gegenwart bestimmen.

Die Sozialdemokratische Partei
Es gibt zwei soziale Richtungen innerhalb der Arbeiterbewegung: Die Selbsthilfler (Schulze-Delitsch): Nicht staatliche Hilfe,
sondern genossenschaftliche Selbsthilfe sollte die Not der Arbeiterschaft beseitigen (Produktionsgenossenschaften, Krankenkassen, Konsum- u. Sparvereine). Keine parteipolitische Tätigkeit. Die Staatshilfler (Lassalle, Hartung, Oberwinder): Eingreifen des Staates zum Schutz der Arbeiterschaft! Gesamtreform der Gesellschaft! Um Mitbestimmung zu erlangen, fordern sie
das allgemeine, gleiche, geheime, direkte Wahlrecht. Sie setzen sich durch. 1874 findet der Gründungskongreß der österreichischen Sozialdemokratie in Neudörfl statt. In der Parteizeitung 'Gleichheit' wurde das Parteiprogramm veröffentlicht (Internationalität, Verstaatlichung, Selbstbestimmungsrecht der Völker; Wahlrecht, Koalitionsfreiheit, Normalarbeitstag u.a.) Der Staat
reagiert mit Verhaftungen und Auflösung der Arbeiterbildungsvereine.
1888/1889 Einigungsparteitag in Hainfeld. Initiator ist Dr. Viktor Adler (1852-1918). Man erstellt das Hainfelder Programm.
Das ist die Prinzipienerklärung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs: internationalistisch und marxistisch.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 11
1889 Gründung der Arbeiterzeitung durch Viktor Adler. 1897 Die Sozialdemokratische Partei ist zum ersten Mal im Reichsrat
vertreten.
1899 Brünner Programm: Österreich soll ein demokratischer Bundesstaat autonomer Völker sein (Karl Renner).
1907 Die Sozialdemokratische Partei ist zweitstärkste Fraktion im Reichsrat. Der Nationalitätenkampf führt in der Folge aber
zu einer Spaltung der Sozialdemokratie in eine deutsche und eine tschechische Gruppe.
Austromarxismus (Otto Bauer): Betonung der Klassengegensätze, aber Austragung des Klassenkampfes auf dem Boden der
Demokratie (im Parlament).

Das deutsch-nationale Lager
Bis 1910 keine einheitliche Partei, sondern eine Sammlung verschiedener Gruppierungen zweier Richtungen: Gemäßigte
Richtung: Habsburg-freundlich; fordert eine bevorzugte Stellung des Deutschtums in der Monarchie. Radikale Richtung:
Habsburg-feindlich; will den Anschluß Deutschösterreichs an das neue Deutsche Reich. 1901 Alldeutsche Vereinigung (Georg
Ritter von Schönerer): anti-klerikal, 'Los-von-Rom-Bewegung', radikal-national, preußenfreundlich, rassistisch, antisemitisch
(Einfluß auf Adolf Hitler). Anhängerschaft: Studenten; demokratisch-liberale Kreise; Bevölkerungen der Grenzlandschaften
zum slawischen Siedlungsraum (Sudetenland).
1910 Deutscher Nationalverband: Zusammenschluß der national-liberalen Gruppen; wird 1911 stärkste Fraktion im Reichsrat.

Die Christlichsoziale Partei
Aufbauend auf die Gruppen um den Grafen Hohenwart (föderalistisch, klerikal-antiliberal) und um Karl von Vogelsang (berufsständische Ordnung), begründet Karl Lueger (1844-1910) zusammen mit dem Prinzen Alois von Lichtenstein den Christlichsozialen Verein (1887). Um 1890 wird daraus die Christlichsoziale Partei. Großen Auftrieb erhält die Bewegung durch die
päpstliche Enzyklika Rerum novarum (Papst Leo XIII.; 1891) und durch die Eingliederung des 1892 von Leopold Kunschak
(1871-1953) gegründeten Christlich-sozialen Arbeitervereins für Niederösterreich. Anhänger: kleines und mittleres Bürgertum.
Zielsetzungen: Für Kaiserstaat und Katholizismus; antikapitalistisch, fordert soziale Reformen und stärkere Demokratisierung;
antisemitische Tendenzen meist wirtschaftlichen Ursprungs (Lueger: 'Wer Jude ist, bestimme ich!')
Reformprogramm Luegers als Bürgermeister von Wien (1897-1910): Für seine Zeit revolutionär; macht Wien zur Weltstadt
(Kommunalisierung der Gaswerke, der Elektrizitätswerke, der Straßenbahn; Errichtung der Großschlächterei; Bau der Zweiten
Hochquellwasserleitung; Gründung der Zentralsparkasse, etc.)
Verschiedenes

Thun-Hohenstein reformiert das Gymnasium (1848).
Reichsvolksschulgesetz von 1869: 8jährige Schulpflicht.

Kronprinz Rudolf begeht 1889 Selbstmord in Mayerling. Thronfolger wird Franz Ferdinand.

Architektur
Ringstraßenstil: 1858 Abbruch der Stadtmauern in Wien. Stilformen der Vergangenheit.
Börse, Votivkirche und Universität von Heinrich Ferstel, Rathaus von Friedrich Schmidt, Burgtheater von Hasenauer und
Semper, Parlament von Theophil Hansen, Natur- u. Kunsthistorisches Museum von Hasenauer und Semper, Hofburg, Staatsoper von van der Nüll und Siccardsburg.
Stil der neuen Sachlichkeit um 1900: Adolf Loos (Loos-Haus auf dem Michaelerplatz), Otto Wagner (Postsparkassenamt,
Stadtbahnstationen, Kirche am Steinhof), Josef Olbrich (Sezession).

Plastik: Fernkorn: Reiterstandbilder auf dem Heldenplatz. Zumbusch: Maria Theresia (zwischen dem Natur- u. Kunsthistorischen Museum).

Malerei: Makart: farbenprächtige Riesenbilder; Makartstil, Jugendstil: Klimt, Schiele. Im 20. Jahrhundert dann Impressionismus (Manet, Degas, Monet, Renoir) und Expressionismus (van Gogh, Egger-Lienz, Kokoschka, Cezanne, Gauguin, ToulouseLautrec). Gegenstandslose Malerei (Surrealismus): Kandinsky, Klee, Picasso.
Auswirkungen des Hitler-Regimes auf die Kunst: 1938 Gesetz zur Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst; die Gemälde vieler international anerkannter Künstler werden aus den deutsche Museen entfernt und zum Teil im Ausland versteigert.
Propagierung 'volksnaher' Kunst.
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 12


Musik: Johann Strauß, Richard Strauß, Liszt
Literatur: Ebner-Eschenbach, Rosegger, Schnitzler; Anzengruber
Felix Seitz, Anton Wald: Geschichte kurz gefaßt.
Seite 13