„Bin übers Zusammenwachsen froh“

Mittwoch, 3. Juni 2015 •wiRtSchAFtSBLAtt.At
urgenland
Ö ST ER R E I CHS
Z E I T U N G FÜR WIRTSC H AF T UN D FINANZ E N - REGIONALAUS GA BE
◆ Wellness Das Larimar erstrahlt in neuem Glanz 10 ◆ Start-up Roofnode sorgt für schnelles Internet auch in
ländlichen Gebieten 11 ◆ Studium In manche Fachhochschul-Lehrgänge kann man ohne Matura starten 24
„Bin übers Zusammenwachsen froh“
Foltinπ
Nachbar Ungarn. Für den Baustoffhändler Michael Leier ist eines klar: ohne ungarische Mitarbeiter und neue
Kunden aus dem osten geriete die burgenländische wirtschaft ins Stottern. Leier ist bereits seit 30 Jahren in ungarn
tätig und kann damit den Rückgang der heimischen Bauwirtschaft ausgleichen. Bei anderen burgenländischen Betrieben aber überwiegt der unmut über den Kokurrenten vor der haustür: Möbelhersteller oder Baumeister verlieren Aufträge, weil ungarn billiger produzieren kann. Eine Spurensuche zwischen Verlierern und Profiteuren. 2/6/16
Wer stehen bleibt, verliert.
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Die heimische Tagungsbranche investiert in Seminar18
räume, Gemüsegärten und Autohäuser.
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Thema
WETTBEWERB
Die Nähe zu Ungarn bringt
Wer im Burgenland eine
Firma führt, hängt wirtschaftlich an Ungarn dran:
Mitarbeiter, Konkurrenten, Kunden sind dort zu
Hause. Wer die Profiteure
und Leidtragenden sind –
und wo es Baustellen gibt.
VON CLaUDIa PeINTNeR
S
chokolade schmeckt in
ungarn und im Burgenland gleich. Zumindest wenn sie von der
Schokolademanufaktur
harrer kommt. Der Familienbetrieb aus Mattersburg eröffnete 2009 eine Schokoladenwerkstatt in ungarn; bereits seit
20 Jahren gibt es eine Konditorei
in Sopron. „wir ließen uns damals
nicht in ungarn nieder, weil die
Arbeitskräfte und der Strom billiger waren, sondern weil wir ein
Grundstück hatten und ich hier
lebte“, erzählt die ungarin Beatrix
harrer, Frau von Geschäftsführer
Karl harrer. Das unternehmen
beschäftigt in Sopron 48 Mitarbeiter. Die Konditoreifiliale in Mattersburg leitet harrers Sohn. Zum
Kaffeetrinken – auf beiden Seiten
der Grenze – kommen ungarn genauso wie Österreicher.
nach Deutschland ist ungarn
für burgenländische Exporteure
der zweitwichtigste Markt. Das
hängt vor allem mit niederlassungen burgenländischer und internationaler industriebetriebe mit
Standorten im Burgenland und
ungarn und deren gegenseitigen
Lieferungen zusammen. Auch die
textilfirma Vossen hat neben Jennersdorf ein Produktionswerk in
ungarn – ebenfalls schon seit An-
fang der 90er-Jahre. Geschäftsführer werner Blohmann spricht es
offen aus: „Das werk in ungarn
hilft uns bei den Lohnkosten.“ Die
lohnintensiven Bereiche wie Verpacken oder Kontrolle werden im
drei Kilometer entfernten St.
Gotthard durchgeführt, weben
oder Färben erfolgt in Österreich.
Das „Made in Austria“ mache die
Stärke der Marke Vossen aus, betont Bohmann. 34 Millionen €
umsatz werden damit jährlich
konstant erwirtschaftet.
Firmenfeindliche Politik
So wie Vossen fährt auch der
Autozulieferer Delphi Packard
aus Großpetersdorf mit einer
„Zweiländerstrategie gut“. „wir
sind hier maschinenintensiv und
in ungarn personalintensiv. Es
gibt eine ganz klare Positionierung im Konzernverbund“, sagt
Geschäftsführer wolfgang Balla.
negative Einflüsse durch die
wirtschaftspolitik des ungarischen Premiers Viktor orban
spüre er keine. Der Regierungschef hatte 2010 Sondersteuern
eingeführt, die speziell ausländische Finanzdienstleister, Energieunternehmen, handelsketten und
Medienunternehmen belasten.
So hat etwa die Sopron Bank,
eine tochter der Bank Burgenland, mit Sonderbelastungen zu
kämpfen. Als Beispiel nennt BankBurgenland-Vorstandsdirektorin
Andrea Maller-weiß die „höchsten Bankenabgaben Europas“ sowie ein Gesetz, das die „Konvertierung von Fremdwährungskrediten zu einem fixierten Kurs in
Forint beziehungsweise massive
Rückvergütungen an Verbraucher“ vorsieht. Positiv für die
Bank: Durch die große Anzahl von
ungarischen Arbeitnehmern im
osten Österreichs profitiert man
von grenzüberschreitenden Kundenverbindungen.
Die ungarischen
Anbieter verteilen
bei uns Flugzettel.
THOMAS PUSITZ
GESCHÄFTSFÜHRER
PUSITZ BAU GMBH
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Thema
|3
mehr Licht als Schatten
Foltin π, Beigestellt (2), Tanzer π
Kooperation.
austausch
über die
Grenze
Der Wirtschaftsraum Ungarn
liegt vor der Haustür – Firmen
wie Transporte Steiner, die
Sonnentherme Lutzmannsburg
oder Vossen profitieren davon.
Dass jenseits der Grenze andere Gesetze gelten, musste auch die
wirtschaft Burgenland Gmbh zur
Kenntnis nehmen: Die Landesgesellschaft hat einen ungarischen
Anteil – 250.000 Quadratmeter
Fläche – am grenzüberschreitenden wirtschaftspark heiligenkreuz an die Stadt St. Gotthard
verkauft. Der Grund: Auf der
ungarischen Seite investiert derzeit keine Firma. „ungarische
unternehmen haben keinen Zugang zu Finanzierung, weil sie
nicht finanziert werden. Österreichische Firmen investieren nicht,
weil die wirtschaftliche und politische Lage instabil ist“, erklärt
Geschäftsführer Franz Kast.
Eine Fahrt durchs Burgenland
führt an zahlreichen Baustellen
vorbei, Autos mit ungarischen
Kennzeichen parken davor. thomas Pusitz, Baumeister in Rohrbach, gründete sein unternehmen
mit 15 Mitarbeitern vor zwölf Jahren: „Damals war es noch besser.
heute kommen Billiganbieter zu
uns rüber und arbeiten zu Dumpingpreisen“, sagt der Baumeister.
An Gesetze halte sich kaum jemand. So bekommt laut Pusitz ein
ungarischer Mitarbeiter vier bis
acht € die Stunde direkt auf die
hand, im Burgenland koste die
Regiestunde 40 €. ungarische Anbieter würden im Burgenland die
ortschaften abfahren und Flugzettel verteilen, so Pusitz. Baumaterial werde ebenfalls häufig vom
nachbarland bezogen.
Für die burgenländische wirtschaftskammer ist das freilich
nichts neues: „Speziell aus Sicht
der Sparte Gewerbe und handwerk werden die gesetzlichen
Vorgaben durch einen teil der
ungarischen Firmen, die im Burgenland ihre Arbeiten anbieten,
nicht eingehalten“, kritisiert Peter
nemeth, Präsident der wirtschaftskammer Burgenland.
Das Land der Mitarbeiter
Starke Konkurrenz aus ungarn
spürt auch der Möbelproduzent
Braun-Lockenhaus, der im Burgenland 58 Mitarbeiter beschäftigt. „Die nähe zu ungarn ist für
uns mehr Fluch als Segen“, sagt
Geschäftsführer Jochen Joachims.
tische oder Sessel seien dort um
70 Prozent billiger. Lukrative Aufträge, etwa aus burgenländischen
Krankenhäusern, gehen deshalb
nicht selten an den heimischen
An Projekten für den länderübergreifenden Austausch
zwischen dem Burgenland
und ungarn mangelt es nicht:
EuRES t Pannonia wurde
2009 als ein grenzüberschreitendes „netzwerk zur Förderung der Mobilität der
Arbeitskräfte“ gegründet:
„Das Projekt liefert informationen für Arbeitnehmer und
Arbeitgeber, die die Arbeit im
nachbarland beziehungsweise
die Anwerbung von Arbeitskräften erleichtern“, sagt die
Vorsitzende ingrid PuschautzMeidl.
Ebenfalls von ihr initiiert
wurde Anfang des Jahres ein
Arbeitgebernetzwerk der iV
Burgenland gemeinsam mit
dem Arbeitgeber- und industriellenverband vom Komitat
Vas. Ziel ist es, „gemeinsame
herausforderungen zu diskutieren und Lösungen zur weiterentwicklung des pannonischen wirtschaftsraumes zu
erarbeiten“.
Speed Dating
Regionet ist ein Vernetzungsprojekt von 14 Regionen aus
niederösterreich, ungarn, der
Steiermark und dem Burgenland. Es geht um den Aufbau
von wirtschaftsplattformen in
den jeweiligen Bezirken; man
will durch Veranstaltungen,
workshops und Aktivitäten die
unternehmen zusammenbringen. Auch GeschäftskontakteMessen stehen am Programm
– eine Art Speed Dating für
unternehmen. Das Projekt soll
auch 2016 bis 2019 weiterlaufen.
[clp]
claudia.peintner@wirtschaftsblatt.
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Thema
Peroutka π, IV Mezgolis, Wirtschaft Burgenland GesmbH
Die in Ungarn hergestellten
Tische und Sessel sind aufgrund
der geringeren Lohnkosten bis zu
70 Prozent billiger als bei uns.
Am Zusammenwachsen des
pannonischen Wirtschaftsraums
führt kein Weg vorbei.
Österreichische Firmen investieren nicht, weil die wirtschaftliche
und politische Lage in Ungarn
sehr instabil ist.
JOCHEN JOACHIMS
INGRID PUSCHAUTZ-MEIDL
FRANZ KAST
GESCHÄFTSFÜHRER BRAUN-LOCKENHAUS
GESCHÄFTSFÜHRERIN IV BURGENLAND
GESCHÄFTSFÜHRER WIRTSCHAFT BURGENLAND GESMBH
! Betrieben vorbei ins Ausland.
wovon Braun-Lockenhaus aber
profitiert, das sind die ungarischen Facharbeiter: tischler,
Schlosser, Lackierer, tapezierer
kommen aus dem nachbarland.
Auch in der Gastronomie, in
hotels und anderen Freizeitbetrieben sind ungarn als Mitarbeiter unabdingbar: im hotel
Sonnenpark in Lutzmannsburg
kommen 47 Prozent der 203 Mitarbeiter aus ungarn. Der ungarische Gästeanteil in der therme
beläuft sich auf 12 bis 14 Prozent.
„Dieser Anteil ist seit 2008 leicht
rückgängig oder stagniert nun“,
heißt es aus der therme. Zurückzuführen sei dies darauf, dass die
grenznahen thermen in Bük und
Sarvar in den vergangenen Jahren
auch „Familien mit Kleinkindern“
als Zielgruppe entdeckt und kräftig ausgebaut hätten.
Lebensmittel-Einkäufe
„Auf Stellenausschreibungen bewerben sich zu 80 Prozent
ungarn“, sagt ulrike Müller, Direktorin des Familyparks St. Margarethen. Österreichisches Personal sei bei Feiertags- und wochenendarbeit rar. 15 Prozent der
Gäste im Vergnügungspark sind
ebenfalls ungarn: „Dadurch, dass
viele Arbeitskräfte im Burgenland
Geld verdienen, können sie sich
auch mehr leisten“, erklärt Müller. wurden 2001 von ungarischen
Kunden waren für 40 Millionen
€ im Burgenland eingekauft, waren es zehn Jahre später 130 Millionen €. Begehrt sind Goldschmuck und hochwertige textilwaren, heißt es vom Einkaufszentrum Eisenstadt. Bei Lebensmitteln seien es haltbare Güter
wie Süßigkeiten, Getränke oder
Kaffee. Ein Grund für den Einkaufstourismus nach Österreich
ist, dass die handelsstrukturen in
ungarn nicht dermaßen ausgebaut sind wie hierzulande, etwa
bei Baumärkten oder Möbelhäusern. Zusätzlich werden bestimmte Güter höher besteuert als im
Burgenland.
um den Lebensmitteltransport,
und zwar in flüssiger Form, kümmert sich seit vielen Jahren das
Speditionsunternehmen Steiner.
„ungarn als Agrarland produziert
große Mengen an wein, Ölen und
Fruchtsäften“, sagt Eigentümer
Alois Steiner. „Das ist das Land,
wo wir zur Stelle sein müssen.“
Das transportunternehmen hat
seit mehr als 20 Jahren eine Autobahnraststation und eine transportfiliale in ungarn mit insgesamt 140 Mitarbeitern; in illmitz
sind es an die 60 Beschäftigten.
Das Speditionsgeschäft laufe heute sogar besser als damals, da viele Konzerne aus Mexiko, Großbritannien oder Deutschland in
ungarn einkaufen würden, sagt
Steiner. Mit Konkurrenz müsse
man immer leben. Er habe sich
schon früh zum Motto gemacht:
„Egal, was du machst, mache es
besser als die anderen.“
Fakt ist laut ingrid PuschautzMeidl, Geschäftsführerin der industriellenvereinigung, auch:
„Der wirtschaftsraum ungarn
liegt vor der haustüre, und die
wirtschaftsbeziehungen waren
immer da.“ Auch wenn die Politik
das nicht immer so will, werde am
Zusammenwachsen des pannonischen wirtschaftsraumes kein
weg vorbeiführen.
Die autorin des artikels erreichen Sie
unter [email protected]
WIRTSCHAFTSDATEN BURGENLAND / UNGARN
Beschäftigte im Burgenland
nach Herkunft*
andere Ausländer
BIP-Entwicklung in Ungarn
Änderung zum Vorjahr in %
3,6
Ungarn
7923
14.360
2,5
2,1
75.461
Österreicher
2014
2015e
2016e
Anzahl der Beschäftigten in ausgewählten Sparten*
Beherbung und
Gastronomie
2539 6331
KFZ-Handel, Instandhaltung, Reparatur
2426 15.263
Herstellung
von Waren
2345 14.980
2010 9253
Bau
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Österreicher
Ausländer
... davon Ungarn
1547 2431
Außenhandel burgenländischer Unternehmen
in Mio. €
2012
2013
Importe
Exporte
927,3
784,6
Deutschland
240,9
254,9
Ungarn
602,6
626,4
Deutschland
245,2
188,5
Ungarn
China
124,6
114,6
Italien
86,7
77,2
Italien
122,0
120,6
Schweiz
74,6
45,9
Vereinigtes
Königreich
62,7
60,5
Tschechische
Republik
*April 2015
85,5
52,2
Quelle: Außenwirtschaft Austria, Statistik Austria
WirtschaftsBlatt
Grafik/mp
6|
IntervIew
U
ngarische Konkurrenz
muss der Geschäftsführer des Baustoffhandels
Leier, Michael Leier,
nicht fürchten. Schließlich hat
sich der unternehmer auch im
nachbarland gut aufgestellt. in
Österreich wird nun zwar weniger
gebaut, Leier könne aber das Geschäft über osteuropa ausgleichen. Mit einem umsatz von 160
Millionen € und rund 2000 Mitarbeitern ist die Leier Gruppe
längst über Krisenniveau.
WirtschaftsBlatt: Die Wahlen im
Burgenland sind geschlagen. Wenn
Sie einen Rat abgeben dürften:
Was muss die Regierung nun
angehen?
Michael Leier: nach der wahl ist
die Zeit gekommen, den worten
taten folgen zu lassen. Das Land
muss nun versuchen, die bestehenden Probleme zu lösen.
Zum Beispiel beim Verkehr. wir
tauschen häufig waren zwischen
unseren österreichischen und den
ungarischen niederlassungen aus.
Das ist Luftlinie eine Entfernung
von zehn Kilometern. Es gibt auch
eine Straße. wir müssen aber
einen umweg von 60 Kilometern
fahren. Das ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht schlecht, sondern auch für die umwelt eine unnötige Belastung. Deshalb müssen
wir schauen, dass die infrastruktur besser zusammenwächst. wir
müssen die Grenzen, die es in den
Köpfen manchmal noch gibt, auf
den Straßen wegbringen.
Aber es kann doch nicht so schwierig sein, dieses Problem zu lösen?
wir brauchen den kleinen
Grenzverkehr mit Zielverkehr.
wenn ein unternehmer auch über
der Grenze einen Betrieb hat,
dann muss er die kürzeste Strecke
fahren dürfen. Das wird verboten,
weil die Politik und die Bewohner
Angst vor dem internationalen
Verkehr haben. Aber der kommt
doch nicht. Das Kirchturmdenken
behindert die burgenländische
wirtschaft. Es wäre leicht zu lösen, nur stehen veraltete Strukturen im weg. Der Bürgermeister ist
wichtig, die Bezirkshauptmannschaft ist wichtig, das Land ist
wichtig. Jeder gibt mir recht, aber
es wird nicht umgesetzt.
Das klingt nach dem typischen
Windräder-Problem. Jeder will sie,
aber nicht im eigenen Garten?
Ja, so ist es. Aber wenn die Poli-
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Foltin π
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Mittwoch, 3. Juni 2015
IntervIew
„Wir müssen
die Grenzen auf den
Straßen wegbringen“
Michael Leier. Der burgenländische Baustoff-Unternehmer ist seit 50 Jahren in
Österreich und seit 30 Jahren in Ungarn aktiv. Die Internationalität hat ihm während
der Krise geholfen. Was den Grenzverkehr betrifft, sei nun aber die Politik gefordert.
vOn wOLFGAnG DrUCKer
Es ist eine Fehlinformation, wenn
man glaubt, in
Ungarn verdienen
die Menschen
nur 400 €.
tik es will, dann geht es auch. in
einer Demokratie sind halt viele
Leute verantwortlich. wir sind im
Burgenland ja nicht schlecht dran,
aber man will weiterkommen. wir
sind mit fast 2000 Mitarbeitern in
gewissen Gebieten Marktführer.
Das geht aber nur, wenn wir international produzieren und liefern
können.
Aber ist der Export nach Ungarn
wirklich interessant? Wirtschaftlich interessanter ist doch auch für
Sie der Transport von Ungarn nach
Österreich, oder?
Es ist eine Fehlinformation,
wenn man glaubt, in ungarn verdienen die Menschen nur 600 €.
Das Durchschnittsgehalt ist etwas
geringer als in Österreich. ich bin
aber überzeugt, dass sich dieses
sehr bald an österreichische Verhältnisse anpassen wird. Bei Bau-
märkten ist es aber so, dass es in
Österreich billiger ist als in
ungarn, vor allem am Mehrwertssteuersatz von 20 Prozent in
Österreich und 27 Prozent in
ungarn.
Kommen wir nochmals auf die
Lage im Burgenland zu sprechen.
Nicht jeder teilt Ihre Einschätzung.
So ist die Konjunkturerwartung
der österreichischen Bauwirtschaft
mit einem Indexwert von Minus 3,4
Prozent klar negativ. Und auch im
Burgenland redet man von Stagnation, nicht von einem Wachstum.
Eine gewisse Sättigung am Bausektor ist richtig. Das liegt vor allem an der Situation auf den Finanzmärkten. wenn sie heute mit
Banken sprechen über Finanzierungen, heißt es, man brauche
mehr Sicherheiten. Früher hat
man leichter häuser gebaut. in
meiner Jugendzeit war der hausbau aber ohne nachbarschaftshilfe nicht möglich. heute ist das
vorbei, weil es einen Mangel an
guten Fachkräften gibt. Jeder
kennt sich mit computern aus,
aber beim hausbau kann keiner
etwas selber machen. Deshalb
werden weniger häuser gebaut.
Und das hat natürlich negative
Effekte auf den Baustoffhandel?
natürlich hat das Effekte.
unsere Firma ist Gott sei Dank
nicht so betroffen. Aber wir müssen unseren Aktionsradius erweitern. Für uns ist es ein Glück, dass
wir in die nachbarländer, wie
ungarn oder die Slowakei, verkaufen können. Aber da der klassische Rohbau seltener geworden
ist, haben wir relativ schnell auf
Fertigteile umgestellt. Das ist ein
ganz anderes Produkt, wo man
den kleinen Fachmann von früher
nicht braucht.
Um die heimische Bauwirtschaft
anzutreiben, wurden Initiativen
wie der Baupakt eingeführt. Unter
dem Stichwort fair bauen sollen in
erster Linie österreichische Unternehmen zum Zug kommen. Zeigen
solche Ideen Wirkung?
Es ist klar, dass die Politik hier
etwas macht. Das Problem ist: Es
ist wie mit den Biolebensmitteln.
Jeder sagt, er möchte bio einkaufen. und neben dem kleinen Bio-
Sie finden oft keine
österreichischen
Mitarbeiter. Das
können wir mit der
Grenznähe gut
lösen.
|7
apfel liegt ein großer roter Apfel;
wenn sie wegschauen, nimmt jeder den roten und geht zur Kassa.
Das ist natürlich auch eine Frage
des Preises. So ähnlich ist es am
Bau. Jeder versucht es mit österreichischen Mitarbeitern, das ist
auch wichtig. Aber wenn Sie
einen Baubetrieb anschauen, hat
dieser bereits heute 50 Prozent
ausländische Mitarbeiter. Auch
weil man österreichische Arbeiter
nicht bekommt. wie wir im Ausland Geschäft machen wollen, so
wollen ausländische unternehmen etwas vom österreichischen
Kuchen haben. wenn es seriös
und fair abläuft, ist das auch kein
Problem. Schwierig wird es nur,
wenn unternehmen ihre Arbeitnehmer nicht korrekt beschäftigen. Das nutzen österreichische
Firmen oft aus. Das ist das Problem. Da muss man versuchen, mit
Kontrollen gegenzusteuern und
die korrekten Firmen nicht noch
zusätzlich zu belasten.
Und passiert das?
Die Baugeschäfte kann man ja
nicht ausgliedern. wenn eine
ungarische oder slowakische Firma in Österreich baut, dann muss
sie die gleichen Bedingungen erfüllen wie ein österreichischer Betrieb. Das ist wichtig, das wird
aber auch überprüft und kontrolliert. Zu viel Kontrolle und Bürokratie kann allerdings auch gefährlich sein und die Konkurrenzfähigtkeit einschränken.
Und wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus? Ohne ungarische Mitarbeiter ginge es nicht, haben Sie
in einem WirtschaftsBlatt-Interview vor Jahren gesagt. Bleibt es
dabei?
Das ist nicht nur bei mir so.
wenn Sie burgenländische unternehmen fragen, ist das bei 90 Prozent aller Betriebe so. ohne Gastarbeiter aus ungarn oder der Slowakei wäre es nicht möglich. ich
verstehe, dass die Politik das thema aufgreift. Aber Sie können an
einem Sonntag in keinem Lokal
einen Kaffee trinken, wo sie nicht
von einem Ausländer bedient
werden. Sie finden dafür keine österreichischen Mitarbeiter. Das
sind die Schwierigkeiten, die wir
haben, und diese können wir mit
der Grenznähe gut lösen. Da muss
man ehrlich und froh sein, wenn
die unterstützung von ungarischer Seite her kommt. Aber es
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Mittwoch, 3. Juni 2015
IntervIew
Foltin π
Der Unternehmer Michael Leier denkt noch nicht ans Aufhören: „Wenn man den Job gerne macht, ist es keine Arbeit.“
hat sich schon etwas geändert.
Früher war es für Arbeiter auch
eine imagesache, wenn jemand
bei einem österreichischen Baumeister gearbeitet hat. Das war etwas. Jetzt werden die Leute nüchterner. Sie sagen, wenn sie in
ungarn das Gleiche verdienen
können, bleiben sie. und – das
darf man auch nicht vergessen –
es arbeiten viele Baufirmen auch
in ungarn. Bei Leier haben wir
mehr Österreicher im Ausland als
Ausländer in Österreich. Das ist
ein Punkt, wo wir sagen, Österreich profitiert.
Sie sind nun seit 30 Jahren in
Ungarn aktiv. Wie schätzen Sie
den Markt ein?
wir können über das Zusammenwachsen aufgrund der ostöffnung nur froh sein. Den ungarischen Bürgern geht die umstellung zwar zu langsam, jedoch
kann man 40 Jahre nicht einfach
so aufholen. Das geht nicht von
heute auf morgen. Es dauert. Leier
hat Gott sei Dank am ungarischen
Markt investiert. weil es in der
wirtschaft immer besser ist, dabei
zu sein, als hinterher zu schimpfen. Es sind heute auch viele Firmen hier. Der unterschied ist, es
gibt in ungarn weniger Monopolisten als in Österreich. Bei vielen Produkten gibt es einen stärkeren wettkampf. Das macht die
ungarische Regierung gut, dass
der haushalt weniger kostet, wie
zum Beispiel heizung, Gas, Strom
oder die Müllentsorgung.
Da sind Sie aber der einzige Unternehmer, der der ungarischen Regierung ein positives Zeugnis ausstellt. Viele Unternehmer machen
sich über Enteignungen und neue
Steuern Sorgen.
wenn jemand die ungarische
wirtschaft so miterlebt hat wie
ich, sage ich ihnen ehrlich: ich
muss Viktor orban (ungarischer
Ministerpräsident, Anm.) nicht
wählen, aber ein härterer Durchgriff war notwendig. Erinnern Sie
sich an das thema Erwerb von
Ackerland? Österreichische Zeitungen haben von Enteignung gesprochen und von willkür der Regierung gesprochen. Es gibt in
ungarn ein klares Gesetz. Man
kann landwirtschaftlichen Grund
nicht kaufen, außer mit Zustimmung einer Kommission. ungarn
haben Grund früher nicht besessen, sondern haben nach der
wende vom Staat einen Schein
bekommen, sie besitzen jetzt 30
hektar Grund. was ist passiert?
Viele Ausländer sind am Sonntag
Vormittag über die Grenze gefahren und haben den ungarn eingeredet, du brauchst doch gar keinen Grund; der Grund gehört mir
und du kannst dir einen Fernseher
kaufen. ich sage ihnen: Es sind
viele Grundstücke verkauft wor-
den, auch um 150 € der hektar.
Stellen Sie sich vor, was in Österreich passiert wäre, hätten vor 30
Jahren Deutsche mit ihrer Mark
versucht, so einzukaufen. Die
hätte man hinausgetrieben.
Dennoch: Schadet es nicht dem
Vertrauen in den Standort?
ich möchte nochmals unterstreichen: Korrekte Verträge werden nicht angegriffen. nur wer
ohne gesetzliche Grundlage Besitz erworben hat, bekommt ein
Problem. Es ist nicht so, dass die
Regierung willkürlich handelt und
die Maßnahmen zeigen, dass es
der ungarischen wirtschaft nicht
so schlecht geht. wir hatten mit
der Regierung nie ein Problem.
wir haben unsere Gewinne immer nachhaltig investiert. und es
geht um die wertschätzung, wir
sehen unser Engagement als nachhaltige investition, um dauerhauft
Arbeitsplätze und wertschöpfung
zu schaffen. orban ist vielleicht
populistisch. Er hat aber eines,
was mir gefällt: Er führt das Land
wie einen Privatbetrieb. Die wirtschaft macht er aber nicht so
schlecht.
Wie ist Ihr Ausblick? Was erwarten Sie vom wirtschaftlichen Umfeld im kommenden Jahr?
wir sind sehr breit aufgestellt.
wir haben neben Österreich mit
Polen, der Slowakei, ungarn,
Rumänien und Kroatien verschiedene Standbeine. in jedem Land
gibt es hochs und tiefs. neben
Baustoffen haben wir immobilien
und Autohäuser und werkstätten.
wir haben die Krise längst hinter
uns und sind erfolgreicher als
2009. Am Bausektor gibt es in
ungarn und in Polen noch nachholbedarf, da hat man noch einiges Potenzial. Deswegen schauen
wir optimistisch in die Zukunft
und haben viele investitionen geplant. in Österreich bauen wir
wohnhäuser im Speckgürtel von
wien. im Burgenland ist das sicher weniger.
Den Autor des Artikels erreichen Sie
unter [email protected]
ZUR PERSON
n Michael Leier hat sich im Alter
von 18 Jahren als Lebensmittelhändler selbstständig gemacht.
Wenig später ist der Baustoffhandel dazugekommen. Heute beschäftigt der Unternehmer an 38
operativen Standorten in sechs
Ländern rund 2000 Mitarbeiter.
Der Umsatz der Firmengruppe
betrug 2014 rund 160 Millionen €,
nach 127 Millionen € im Jahr davor.
Neben dem Baustoffhandel hat
Leier zuletzt mit der Vermietung
von Immobilien ein neues Standbein aufgebaut.
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Burgenland
in Zahlen
11 %
EXPORTQUOTE
15 Prozent der burgenländischen
Gewerbe- und Handwerksbetriebe erwirtschafteten 2014
Exportumsätze, so eine KMUForschung-Austria-Studie. Sie
verzeichneten eine Exportquote
von rund elf Prozent. Vorarlberg
lag mit 42 Prozent exportierenden Unternehmen in dieser
Sparte in Führung. Ihre Exportquote betrug 25 Prozent.
TRENDS
Einbürgerungen
im 1. Quartal 2015
Das EU-Statistikamt Eurostat publizierte die reichsten Regionen
Österreichs nach dem Bruttoinlandsprodukt. Das Burgenland
hatte 2013 eine Wirtschaftsleistung von 88 Prozent des europäischen Durchschnitts – und ist
damit die einzige österreichische
Region unter dem EU-Durchschnitt. Wien landete unter 272
Regionen auf Rang zwölf.
4500
KRAFTFAHRZEUGE
NACHHILFE
Das Burgenland wies 2013/14 laut einer
Erhebung der CIMA-Management-GmbH
pro Einwohner 1,6 Quadratmeter Verkaufsfläche auf. Spitzenreiter ist aber
Kärnten mit zwei Quadratmetern vor Salzburg mit 1,9 Quadratmetern. Schlusslicht
ist das Ländle mit 1,2 Quadratmetern.
Jedes fünfte Kind nimmt im Burgenland
Nachhilfe in Anspruch. Für 82 Prozent der
Eltern bedeutet dieser Aufwand eine spürbare finanzielle Belastung, 19 Prozent
empfinden die Belastung des Familienbudgets gar als stark. Für die Umfrage wurden
vom Land rund 22.000 Eltern befragt.
Im Burgenland wurden im April 2015 rund
4500 Kraftfahrzeuge neu zugelassen. Das
ist gegenüber der Vergleichsperiode ein
Rückgang von 10,6 Prozent. Österreichweit wurden 137.007 Fahrzeuge neu zugelassen. Auch hier ermittelte die Statistik
Austria ein Minus, diesfalls 5,3 Prozent.
Fachkräftemangel
Niederösterr.
Insgesamt
! 0 - 99 ! 100 - 249
! 250 - 499 ! > 500
Tirol
130
AM PRO-KOPF-BIP
20 %
VERKAUFSFLÄCHE/EW.
+29,9%
88 %
Im Export lag das Burgenland bei Gewerbe- und
Handwerksbetrieben zwar im Mittelfeld, der Anteil
der Ausfuhren am Gesamtumsatz war aber gering.
Aufholbedarf signalisiert eine EU-Statistik.
1,6 m2
Vlbg.
113
|9
Überblick
324
Oberösterr.
-2,1%
299
Steiermark
Salzburg
Quelle: Statistik Austria, *im 1. Quartal 2014 gab es nur...
160
114
+10,3%
-8,1%
Kärnten
631
+10,7%
+1,7%
+23,8%
Wien
95
+18,8%
Bgld.
48
+1500%*
Anteil der Gewerbe-/Handwerksbetriebe
mit Fachkräftebedarf (in %)
Oberösterr.
! 0 - 20 ! 21 - 25
26
! 26 - 29 ! > 30
Vlbg.
36
Tirol
Änderung
zu Q1/2014
... drei Einbürgerungen – daraus ergibt sich der große Zuwachs; Quelle: KMU Forschung
29
Niederösterr.
24
23
Steiermark
Salzburg
Wien
Bgld.
19
22
30
Kärnten
29
WirtschaftsBlatt
Grafik/Cmund
ANZEIGE
10 |
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Unternehmen
HOTELLERIE
Larimar baut Wohlfühlzone aus
Danzerv
Der Eigentümer des
Wellness-Hotels Larimar,
Johann Haberl, baut die
Wellness-Zone aus und
sorgt so nebenbei dafür,
dass mehr Tourismusabgaben in Stegersbach
bleiben.
VOn AnDreAS DAnZer
U
m am wellness-Markt
zu bestehen, muss das
Angebot für die Kunden attraktiv bleiben.
Das erfordert laufende innovationen und investitionen“, sagt
Johann haberl, Eigentümer des
wellness-hotels Larimar in
Stegersbach im Burgenland.
Aus eben diesem Grund investierte haberl kürzlich 1,5 Millionen €, um den wellness-Bereich
seines Vier-Sterne-Superior-hotels zu erweitern. So wurde der
Bade-, Sauna- und Ruhebereich
um 270 Quadratmeter vergrößert,
im hof- und terrassenbereich kamen 230 Quadratmeter dazu.
Den Saunagästen stehen nun
ein neues thermalbecken im
Freien und eine Kaltwassergrotte
zur Verfügung. Ein Flüsterruheraum mit zahlreichen Liegen und
einer Kommunikationszone zum
„tratschen“ ergänzt das Angebot.
Das Drei-Wasser-Hotel
Mit 4500 Quadratmetern wellness-Fläche, sechs verschiedenen
Pools und Becken und drei wasserqualitäten – thermalwasser,
Meerwasser, Süßwasser – liegt das
Larimar-Spa auf Platz neun der
größten österreichischen hotels
mit privater therme und wellness-Bereich.
Der Zubau dauerte knapp 3,5
Monate und wurde von 28 Firmen
aus dem Burgenland und der
Steiermark ausgeführt, unter anderem von den Firmen Liebau aus
weiz und Siemens aus Graz.
„wir haben Gäste befragt, die
Prognosen für den wellness-tourismus analysiert“, erklärt haberl
die Erstellung seines Konzepts für
das hotel. Alle zwei Jahre will er
Das Hotel Larimar in Stegersbach hat seine Indoor- und Outdoor-Wellness-Zone mit Salz-, Süß- und
Thermalwasser ausgebaut. Zusätzlich erweitert man die Kompetenz im Gesundheitsservice.
CHRONIK
n 2007 öffnete das Hotel Larimar
seine Pforten. Es verfügt zurzeit
über 111 Zimmer mit 200 Betten
auf einer Gesamtfläche von 11.500
Quadratmetern.
n 2015 wie auch für die kommenden Jahre rechnet Larimars Eigentümer Johann Haberl mit einer
Auslastung von 75 Prozent. Das
entspricht rund 55.000 Gästen pro
Jahr.
n 100 Angestellte arbeiten im Hotel. 2014 erwirtschafteten sie
einen Umsatz von 7,1 Millionen €.
Für 2015 werden ähnliche Umsatzzahlen erwartet, da baubedingt
der Betrieb ein paar Wochen eingestellt worden war.
n 20 Millionen € hat der Eigentümer Johann Haberl seit der Eröffnung vor acht Jahren in das Hotel
investiert.
künftig in spürbare Veränderungen und Erweiterungen investieren – „um mehr zu bieten als die
Konkurrenz“, sagt haberl.
Auch im Gesundheitsbereich
möchte das hotel Larimar mit individualität und Spezialität punkten. Es bietet momentan Ayurveda-Behandlungen mit Spezialisten
aus indien, und von Juli an werden Shaolin-Mönche aus china
das team verstärken. traditionelle
thaibehandlungen werden ganzjährig angeboten.
Kampf um die Abgaben
Seit Beginn dieses Jahres ist das
neue tourismusgesetz im Burgenland in Kraft, das unter anderem
eine neue Verteilung von tourismusabgaben vorsieht. initiiert
wurde es von der Region Stegersbach, deren obmann haberl selbst
ist.
in Stegersbach wollte man sich
nicht mehr damit zufriedengeben,
dass die ortstaxe im Bezirk, der
Region und anderen Verwaltungs-
ebenen verteilt worden ist. „Die
ortstaxe beträgt 1,50 €, davon
bleiben jetzt 0,72 € im ort, gewünscht hätten wir uns 1 €“,
meint haberl.
Geld bleibt im Ort
Das neue Gesetz stelle jedoch
trotzdem eine klare Verbesserung
dar. Früher seien lediglich 0,06 €
im ort geblieben. Dies sei ein klarer nachteil für den burgenländischen unternehmer gewesen,
meint haberl.
Die Region Stegersbach verzeichnet jährlich 235.000 nächtigungen. Vier hotels und 15 Pensionen bieten 1200 Gästebetten an.
tourismusobmann haberl: „Stegersbach spielt eine entscheidende
Rolle im burgenländischen tourismus. Die vier hotels haben gemeinsam 150 Millionen € investiert. Daher ist es nur fair, dass uns
mehr von den Abgaben bleibt.“
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Unternehmen
| 11
FUNKNETZ
Roofnode, das Breitbandnetz fürs Land
Roofnode
untERRABnitZ. Mit einem pa­
tentierten Richtantennen­System
will ein burgenländisches Start­up
schnelles internet auch in ländli­
che Gebiete bringen. Know­how
dafür holte sich der Gründer
Franz Böhm im Silicon Valley.
Böhm: „ich komme aus einer ort­
schaft mit 650 Einwohnern. wir
hatten immer schlechtes internet,
egal, was man runterladen wollte,
es war immer sehr mühsam.“
Deshalb begann er, sich mit
Funkanwendungen zu beschäfti­
gen. Der Autodidakt hatte 13 Jahre
lang ein netzwerktechnik­unter­
nehmen für Firmenkunden betrie­
ben, als er das Patent für ein
Richtfunksystem anmeldete.
Dieses basiert auf der w­Lan­
technologie, kann aber die inter­
netverbindung kabellos bis zu ei­
nigen Kilometern weit verbreiten.
„Dabei wird der 5­Gigahertz­
Bereich verwendet, für den man
keine Lizenz braucht. wir brau­
chen auch keine hohen Sende­
masten, sondern Richtantennen,
die das Signal gezielt dorthin sen­
den, wo es hin muss“, sagt Böhm.
So versorgt er ländliche Gebiete.
weil er in Österreich zunächst
auf zu wenig interesse gestoßen
war, verließ der Erfinder seine
heimat in Richtung uSA. im Sili­
con Valley fand seine idee mehr
Anklang. „Dort verstehen die
Leute, dass schnelleres internet
nicht nur persönlichen Komfort
bedeutet, sondern ein Faktor für
wirtschaftlichen Erfolg ist.“
Die umgebung inspirierte
Böhm auch dazu, seine Geschäfts­
idee zu erweitern und seine tech­
nologie auf die Steuerung von
Drohnenflotten und zum internet
Franz Böhm mit RoofnodeAntenne mit W-Lan-Technik.
der Dinge auszubauen. Das Sys­
tem ist erprobt, jetzt ist Böhm auf
der Suche nach 500.000 € Kapital
und investoren.
Die sucht er zunächst in Öster­
reich. 200.000 € hat er bereits in
sein Start­up namens „Roofnode“
investiert, den Rest braucht er für
die Marktreife des Funksystems.
warum Böhm nur ungern auf
heimische Förderungsgeber zu­
rückgreift? Böhm: „Man ist eng an
Kriterien gebunden. Sie zwingen
einen, sich an das Geschäfts­
modell zu halten, auch wenn man
auf der hälfte des weges drauf­
kommt, dass man eine neuaus­
richtung machen sollte.“ und im
Silicon­Valley­Abenteuer hat er
eins gelernt: Man soll sich immer
am Markt orientieren.
[jpp]
[email protected]
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AGRAR
Schweinezucht
und Weinbau –
ein tolles Paar
DEutSch SchÜtZEn. Mit
einer Buschenschank hat das
kantige, schneeweiße Gebäude im
ortsteil höll optisch wenig zu
tun. um 1,1 Millionen € stellte
helmut Poller junior die Kombi­
nation aus heurigem und weingut
auf den hügel. weitere 900.000 €
investierte der Junior in die Kel­
lertechnik.
SCHWERPUNKT
LANDWIRTSCHAFT
und: „Es läuft gut“, freut sich
der winzer nach den ersten knapp
200 tagen seines südburgen­
ländischen Experiments. Poller
junior verbindet die väterliche
Schweinezucht mit dem auf knapp
sieben hektar betriebenen wein­
bau der Familie.
Die Übersiedlung der alten Bu­
schenschank „Am Kulm“ direkt in
die Rebfläche in höll brachte auch
eine erhöhte wertschöpfung für
die väterliche tierzucht mit sich.
Statt sich über den aktuell niedri­
gen Schweinepreis – „rund 1,40 €
pro Kilo Schlachtgewicht“ – zu
ärgern, bringen die im neuen
heurigenrestaurant verarbeiteten
tiere ein Vielfaches ein. Allein
die 15 Deka Schweinsbraten, die
hier serviert werden, kosten fünf
€. „Sechs bis sieben Schweine
brauche ich im Monat, das ist für
uns ein schöner nebeneffekt“,
sagt Poller junior. Bei 350 Schwei­
nen, die helmut Poller senior hält,
ist dieser konstante Monatsabsatz
nicht zu verachten.
Sautanz im Heurigen
Pollers heurigen bietet mehrmals
pro Jahr traditionellen „Sautanz“
an, also gekochtes Schweine­
fleisch inklusive innereien und
allen essbaren teilen des tiers.
und obwohl das Grün rund um
die 1200 Quadratmeter große
Lounge im weinberg nicht fertig
angewachsen ist, hat der Junior
bereits weitere Ausbaupläne: Ein
Raritäten­weinkeller ist ange­
dacht, auch Gästezimmer sind
später einmal möglich.
[graf]
[email protected]
12 |
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Unternehmen
PORTRÄT
Szigeti exportiert und expandiert
Szigeti
Zum Firmenjubiläum
beschert die Einführung
der Sektsteuer der Sektkellerei Szigeti Umsatzrückgänge. Den Elan von
Peter und Norbert Szigeti
bremst das keineswegs.
VOn rOLAnD GrAF
AM RADAR
GoLS. Mit der Übernahme des
Restaurants „Blaue Gans“ in weiden heißt es für Peter Szigeti in
gewisser weise „Back to the
roots“. Denn seit 1991 erschien es
als ausgeschlossen, dass der ge-
Peter (l.) und Norbert Szigeti: Auf die Sektsteuer antworteten die Golser Weinbauern mit Lagensekten.
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lernte Koch wieder in der Gastronomie landet. Damals flog der
heute 50-Jährige aus Belo horizonte ein. Sein Bruder norbert
hatte gerufen, er wollte aus der
väterlichen weinhandelsfirma
eine Sektkellerei machen.
heute klingt die idee der damals 26- und 23-jährigen Brüder
völlig logisch – nur hatte sie bis
dahin niemand verwirklicht. Peter
Szigeti: „Sekt ohne Sorte und herkunft konnte nicht mit dem image
von wein mithalten.“ Ein nachteil
bei der Firmengründung. Daher
etablierte das unternehmen reinsortigen Sekt.
Der Kampf gegen die neutralen
Markensekte dauerte ein knappes
Jahrzehnt. Peter Szigeti: „Ab dem
Millennium suchte man vermehrt
Geschmack und Geruch im wein.“
inzwischen verlassen die „Sektkellerei Gebrüder Szigeti Gmbh“
600.000 Flaschen pro Jahr.
Prickelnd auf Bestellung
Die herstellung von Sekt für
weinproduzenten, die Lohnversektung, macht ein Drittel des
Geschäfts aus. „Aus Rumänien,
ungarn, tschechien, Slowakei
und Kroatien bringen winzer ihre
weine zur Versektung zu uns“,
sagt Peter Szigeti. Vor Kurzem
füllte er 1.200 Liter der Sorte Zlahtina von der Ferieninsel Krk ab.
Die ursprüngliche Geschäftsidee erlebt kurz vor dem 25-jährigen Firmenbestehen ein update:
wenn es Lagenweine gibt, muss
es auch Lagensekt geben, sagte
sich Peter Szigeti. 2014 etablierte
der Golser aus dieser Logik heraus das Projekt „terroir Exklusif“.
Lagenwein, Lagensekt
Preislich spielt man in der champagner-Liga, „und die ersten
chargen sind schon ausverkauft“,
sagt Peter Szigeti. Gute nachrichten vom inlandsmarkt sind ansonsten rar. Szigeti: „Die Sektsteuer ist populistisch und bringt
mehr Billig-Prosecco nach Österreich.“
Der Verkauf des eigenen Sekts
und die Lohnversektung gingen
als Folge der im Vorjahr eingeführten Abgabe von 20 Prozent
zurück. Daher ist der Export
wichtig; den nimmt Peter Szigeti
wahr, die Kellerarbeit liegt beim
jüngeren Bruder. neben den
nachbarländern, „die mit unseren
typischen Sorten wie welschriesling etwas anfangen können“, zählen die uSA und Skandinavien zu
den hauptmärkten. Szigeti: „wir
haben heuer Szigeti sogar in
Spitzbergen präsentiert.“
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Unternehmen
| 13
PARKETTBÖDEN
Parador baut Nachhaltigkeitskompetenz aus
Beigestellt
GÜSSinG. Der zur deutschen
hülsta-Gruppe gehörende Parkettboden-Produzent Parador will
heuer bis zu 500.000 € in die umstellung von Leuchtstoffröhren
auf LED-Beleuchtung in einer
Produktionshalle investieren. Darüber hinaus, sagt Franziska Loidl,
kaufmännische Leiterin der Parador Parkettwerke Gmbh, arbeite
das unternehmen laufend an der
Steigerung der Energieeffizienz.
Loidl: „Das Pressen unseres
Drei-Schicht-Parketts benötigt
viel wärme.“ Durch einen neuen
Leim könne der wärmebedarf
reduziert werden. Die Resthölzer
nützt man außerdem für die Energieversorgung. Die Späne werden
direkt in ein Kraftwerk des Energieverbands Güssing geblasen
und so dem Energiekreislauf
zugeführt.
Rund 1,8 Millionen Quadratmeter Parkettboden stellt man jährlich her. Das dafür benötigte nadelschnittholz stammt aus heimischen wäldern, das Laubholz –
vor allem Eiche – kommt aus Südund Südosteuropa.
Loidl: „wir erwirtschaften konstant einen umsatz zwischen 30
und 35 Millionen €.“ neben europäischen Mitbewerbern wie
Kährs, hamberger oder Scheucher dränge auch Parkett aus
Asien auf den Markt. Dieses sei
zwar um eine Preisklasse günstiger, aber von der Qualität her
nicht mit europäischem Parkett zu
vergleichen.
Der Markt ist von Überkapazitäten geprägt, der Preisdruck
groß. „wir machen dabei aber
nicht mit, lieber fahren wir die
Kapazitäten herunter“, sagt Loidl.
Franziska Loidls Parador
profitierte vom schwachen Euro.
Parador beschäftigt rund 130
Mitarbeiter, der hauptmarkt ist
Europa. Zu den Kunden zählen
neben Fachmärkten und dem Bauhandel auch Groß- und Einzelhändler sowie Bauträger, Architekten und Verlegefirmen.
Drehscheibe für den Export ist
die Zentrale in Deutschland, „wir
exportieren 100 Prozent dorthin“,
sagt Loidl. während es vor allem
am deutschen Markt gut läuft,
schwächeln die Märkte in osteuropa. Die Rückgänge in Skandinavien sollen durch verstärkte
Vertriebsaktivitäten wettgemacht
werden. Parador liefert auch nach
Kanada, in die Arabischen Emirate
und nach Asien. Loidl: „Die Euroschwäche hat uns beim Export
geholfen“.
[ris]
[email protected]
NEU IM GESCHÄFT
LG EISENSTADT
Reisner KG, Hauptstraße 54, 7033
Pöttsching, FN 433717w. GS: Dieter Reisner. KOMM: Renata Domonkos.
VMVB GesmbH, Thomas A. Edisonstraße 2, 7000 Eisenstadt, FN
433637b. GF+GS: Ing. Valentin Mihalits.
Norbert Rauherz Ges.m.b.H.,
Schulgasse 4, 7471 Rechnitz, FN
433260y. GF+GS: Norbert Rauherz.
Aluplex GmbH, Florianigasse 8,
7350 Oberpullendorf, FN 433350f.
GF+GS: Vlado Dragojlovic. GS: Milica Dragojlovic.
HD Malerei OG, Wiesfleck 107,
7423 Pinkafeld, FN 431971b GS:
Reinhard Pöheim, Jürgen Doppler.
CANTÜRK Trans GmbH, Hauptstraße 33, 2485 Wimpassing an
der Leitha, FN 431758p. GF+GS:
Rüstem Calik. GS: Servet Cantürk.
plus Betriebsberatungs GmbH,
Prinz Eugen Straße 20c/7, 7400
Oberwart, FN 433440m. GF+GS:
Mag. Martin Graf.
Vinotheke Beck KG, Untere
Hauptstraße 31, 7100 Neusiedl am
See, FN 433042b. GS: Paul Beck.
KOMM: Dominic Beck.
Bio Zentrum Augustin Einzelunternehmen, Hauptstraße 5,
7444 Mannersdorf an der Rabnitz, FN 430398p. Inh.: Ernst Augustin.
Fair Tuna Fish OG, Wulkagasse 9,
7023 Zemendorf-Stöttera, FN
433095f. GS: Mag. Lisa-Maria
Plank, M.A. GS: Iskandhar Yamani
Alexander Schmidt, M.A.
Rathmanner Immobilien GmbH,
Gewerbestraße 1, 7343 Neutal, FN
432219t. GF: Hermann Rathmanner. GS: Rathmanner Holding
GmbH.
VAN3 Betriebs-GmbH, Obere
Hauptstr. 1, 7122 Gols, FN 433351g.
GF+GS: Bianca Locsmandi.
drinksolution GmbH, Obere
Hauptstr. 1, 7122 Gols, FN 433352h.
GF+GS: Bianca Locsmandi.
Efe KG, Obere Hauptstraße 5,
7035 Steinbrunn, FN 431247m GS:
Ahmet Efe. KOMM: Güllü Efe.
PHIDAMA BeteiligungsgmbH, St.
Antonistraße 11/1, 7000 Eisenstadt, FN 433082k. GF+GS: Martin
Steinprecher.
B&R Kamin- und Dachsanierung
GmbH, Dr. Semmelweis-Gasse 1a1c, 7201 Neudörfl an der Leitha,
FN 431829v. GF: Lukas Neugebauer. GS: LVS Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH.
KUSPET GmbH, Werner von Siemensstraße 3, 7343 Neutal, FN
433083m. GF+GS: Stefan Kustor,
Dietmar Petronczki.
Technoair Handel GmbH, Raxerstraße 18, 8380 Jennersdorf, FN
433264d. GF+GS: Bernd Türk. GS:
St. Michaelis Asset Management
GmbH.
Landy4you KG, Lange Zeile 112,
7311 Neckenmarkt, FN 433069t.
GS: Michael Lippert. KOMM: Martina Lippert.
PERFEKT*PUTZER Einzelunternehmen, Burgerstraße 42, 7503
Großpetersdorf, FN 433277y. Inh.:
Hanna Elzbieta Dudek.
TRENKAS GmbH, Hauptstraße
108, 7062 St. Margarethen, FN
432304t GF+GS: Sandor Trenka.
Prok.: Virag Acs.
Ar-Bro GmbH, Bauerngasse 44,
7035 Steinbrunn, FN 432939a.
GF+GS: Gergö Peter, Daniel Peter.
GS: Zsolt Peter.
Intra Handelsvermittlung GmbH,
Krottendorf b.G.104, 7540 Güssing, FN431779w. GF+GS: DI Jozsef
Tihamer Horvath. GS: Ing. Maria
Eleonora Horvathne Kabdebo.
Sozial-Medizinisches Haus JANNY GmbH, Deutsch Tschantschendorf 157, 7544 Tobaj, FN 432047p.
GF+GS: Julia Janny, Melitta Janny.
GS: Günther (Günter) Janny.
E R Ö F F N E T E I N S O LV E N Z E N
LG EISENSTADT
DAKLA GmbH, Augasse 5, 7400
Oberwart, FN406251d. MV: Mag.
Wolfgang Steflitsch, 7400 Oberwart.
(K)
TKS - Büromaschinentechnik Gesellschaft m.b.H., Umfahrungsstraße 8, 7540 Güssing, FN
122116h. MV: Mag. Barbara Senninger, 7551 Stegersbach.
(K)
Rita Radacsi EDV- und IT-Dienstleistungen, Michael Koch Straße
43a/1/2, 7210 Mattersburg, Einzelfirma. MV: Dr. Willibald Stampf,
7210 Mattersburg.
(K)
ERDBAU TRANSPORTE GRUND
LIMITED Zweigniederlassung
7301 Deutschkreutz GBRSK72DH Cheshire, Bramhall
Stockport, Carpenter Court 1 Ma-
ple Road, Gewerbestraße 1/12,
7301 Deutschkreutz, FN323494b.
MV: Mag. Michael Wagner, 7000
Eisenstadt.
(SV)
Ildiko Horvath Verabreichung
von Speisen und Handelsgewerbe, Schoadenstraße 111, 7551 Stegersbach, Einzelfirma. MV: Mag.
Romi Andrea Panner, 7571 Rudersdorf.
(K)
Eszter Emödi Betreiberin eines
Fitnessstudios und Handelsgewerbe, Grazer Straße 17, 7551 Stegersbach Einzelfirma. MV: Mag.
Barbara Senninger, 7551 Stegersbach
(K)
Schnabl Bau KG, Bahnstraße 6,
2425 Nickelsdorf, FN394256p.
MV: Dr. Peter Hajek Jun. MBA,
7000 Eisenstadt.
(SV)
(K) = Konkurs, (SV) = Sanie­
rungsverfahren, (SVE) = Sa­
nierungsverfahren mit Eigen­
verwaltung. Forderungen kön­
nen u.a. beim Kreditschutzver­
band, 1120 Wien, Wagenseil­
gasse 7, angemeldet werden.
Tel: 050 1870­1000, Fax: 050
1870­99 1000; www.ksv.at
14 |
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Familienunternehmen
EXPERTENTIPP
IT-SICHERHEIT
Hackerangriffe
erfolgreich
abwehren
Die Anzahl an spektakulären
Datendiebstählen hat sich laut
aktueller KPMG-Studie in den
vergangenen zwei Jahren nahezu
verdoppelt. Dabei reichen die
Ziele der hacker von Betriebsspionage über Diebstahl von personenbezogenen Daten bis hin
zu Erpressung.
unternehmen werden aus
verschiedenen Gründen zum
opfer. oft ist die Konkurrenz an
Forschungsergebnissen, Qualitätsdaten der Produktion oder
Ausschreibungsinformationen
interessiert. Beauftragte hacker
platzieren zielgerichtet ein
Schadprogramm, das sich im
unternehmenssystem verteilt
und dieses nach Datenbanken,
Projektverzeichnissen und EMail-Daten durchsucht, die anschließend oft unbemerkt ins
internet kopiert werden.
Geringe Sicherheitsniveaus. in
anderen Fällen werden unternehmen ausgewählt, bei denen
der cyberangriff aufgrund eines
geringen Sicherheitsniveaus
erfolgversprechend ist. Die
unternehmen werden über voll
automatisierte Scans, die permanent über das internet ausgeführt werden, identifiziert. wenn
zum Beispiel ein Serversystem
nicht regelmäßig upgedatet
wird, ist es den Angreifern möglich, die Gewalt darüber zu erlangen. unternehmen können
hier bereits mit einfachen Mitteln cyberangriffen vorbeugen.
wenn technische Absicherungsmaßnahmen bereits implementiert worden sind, überschätzen viele unternehmen deren Schutz. cyberkriminelle verbessern ihre techniken zunehmend, und erfolgreiche Einbrüche werden oft nicht bemerkt,
sondern als normaler it-Ausfall
behandelt. Da die hacker lediglich einen Angriffspunkt im System finden, die unternehmen
hingegen alle Schwachstellen
vermeiden müssen, ist der Aufwand für einen erfolgreichen
Angriff viel geringer als jener,
sein unternehmen zu schützen.
Erschwerend kommt hinzu,
dass die it-Abteilungen bemüht
sind, nach Systemunregelmäßigkeiten oder -ausfällen möglichst
rasch den Geschäftsbetrieb wiederherzustellen. Doch zur Erkennung eines cyberangriffs
sind oft umfassende Analyseschritte notwendig. Die Experten – sogenannte cyberforensiker – suchen in den verfügbaren Systemdaten nach der nadel
im heuhaufen, um die Existenz
eines Angreifers aufzudecken.
Erst durch die genaue Aufarbeitung kann festgestellt werden, wo der wahre Schaden liegt
und ob rechtliche Verpflichtungen zu erfüllen sind. Denn sobald während eines cyberangriffs personenbezogene Daten
wie etwa Kreditkarteninformationen betroffen sind, muss eine
Meldung nach dem Datenschutzgesetz erstattet werden.
Familienunternehmen sollten
sich darüber im Klaren sein, wo
sich ihre wichtigsten informationen befinden. Zudem ist es
notwendig, Verantwortliche für
informationssicherheit sowie
adäquate Schutzmaßnahmen zu
definieren. Die widerstandsfähigkeit gegen cyberangriffe zu
erhöhen gelingt nur dann, wenn
die it-Sicherheit im unternehmen den entsprechenden Stellenwert bekommt und die unternehmensleitung einen regelmäßigen Lagebericht erhält. Externe Audits bringen innovative
ideen zur Abwehr mit ein.
EuGEn
StRiMitZER
Partner KPmG
Mit der Firewall
Die Spedition G. Engl­
mayer hat sich auf die
wachsende Bedrohung im
Internet vorbereitet: Nach­
dem das Unternehmen in
ausfallsichere Systeme
investiert hat, wurde nun
die Firewall ausgetauscht.
VOn WOlFGanG DruCKer
W
ir hatten
noch keinen Angriff auf
unser System“, sagt
Robert hacker, it-Abteilungsleiter beim Familienunternehmen
G. Englmayer. Damit dies auch so
bleibt, hat sich das oberösterreichische Logistikunternehmen
nun besser auf mögliche Bedrohungen vorbereitet. nach einer
genauen Auswahl der Produkte
am Markt – Bedienfreundlichkeit
und flexible Anpassung waren
wichtige Kriterien – hat sich das
unternehmen vor Kurzem für
eine neue Firewall-Lösung entschieden (unter dieser Art Schutzmauer versteht man eine Software,
die einzelne Computer oder das
System vor unerwünschten Zugriffen aus dem Internet schützt,
Anm.)
„in der Vergangenheit hat man
oft zugewartet“, sagt hacker. Viele unternehmen hätten erst
reagiert, wenn der Ernstfall eingetreten ist. Diese Zeiten seien
nun aber vorbei. hacker: „Eine Sicherheitsvorsorge ist längst State
of the Art.“ Das wird auch in der
Als Spedition ist das Unternehmen
Geschäftsleitung bewusst wahrgenommen.
Familienunternehmen haben
längst allen Grund, sich auf die
neue Bedrohungslage einzustellen. wie sich im vergangenen Jahr
zeigte, haben internetkriminalität
und die Zahl der Angriffe auf
computersysteme stark zugenommen. Das belegt eine Statistik
des österreichischen computer
Emergency Response team
(cERt): 2014 verzeichnete das
cERt bereits knapp 16.000 Fälle,
die tatsächlich ein Sicherheitsrisiko darstellten; über 72.000 Mal
hat die Stelle betroffene unternehmen, organisationen und Privatanwender informiert und bei
der Behebung von Problemen
unterstützt.
Stärker vernetzt
noch dramatischer sind Studien
von Beratungsunternehmen. Laut
diesen wurde in den vergangenen
zwei Jahren bereits jedes vierte
unternehmen opfer eines cyberangriffs, so die Einschätzung von
Experten. Die durchschnittliche
Schadenshöhe betrug dabei rund
400.000 €. Bei G.Englmayer muss
man gerade punkto it- und Daten-
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Familienunternehmen
| 15
gegen neue Gefahren gerüstet
Englmayer (3)
G. Englmayer mit Kunden und Partnern gut vernetzt. Eine moderne und sichere IT-Infrastruktur ist hier besonders wichtig.
sicherheit vorne dabei sein, sagt
hacker. Denn als Spedition ist
man mit Kunden und Partnern
stärker vernetzt und it-lastiger als
in anderen Branchen.
Die neue Firewall – sie wurde an
allen 17 niederlassungen eingeführt, ist dabei aber trotzdem zentral verwaltbar – ist dabei aber nur
ein Bestandteil einer umfassenden
Sicherheitsstrategie. nachdem vor
Jahren einmal das hauptsystem
ausgefallen sei, habe man längst
auf hoch verfügbare Lösungen
umgestellt, berichtet hacker. Das
sei auch deshalb notwendig, weil
man sich heute einen it-Ausfall
kaum mehr leisten könne.
Umfassende Strategie
Bei Englmayer habe man erkannt,
dass in die it investiert werden
muss, erzählt hacker. wie viel ein
unternehmen für die Sicherung
der it-Landschaft budgetieren
muss, lasse sich aber kaum sagen,
denn zu einer umfassenden Strategie gehören viele Aspekte. Das
reicht bis hin zur Schulung von
Mitarbeitern. Eines lässt sich aber
sagen: Mit dem richtigen Konzept
kann man sich auch mit überschaubaren Budgets gut absi-
Eine Sicherheitsvorsorge ist längst
State of the Art.
ROBERT HACKER
ABTEILUNGSLEITER IT
G. ENGLMAYER
Die Spedition hat im oberösterreichischen Wels ihren Hauptsitz und
Niederlassungen in Wundschuh, Leopoldsdorf und Salzburg.
chern. Das unternehmen ist nach
dem Einbruch in der Krise wieder
auf wachstumskurs: Der umsatz
hat sich in den vergangenen fünf
Jahren fast verdoppelt – aktuell beschäftigt Englmayer rund 450 Mitarbeiter.
Den autor des artikels erreichen Sie
unter [email protected]
Die Serie „Familienbetriebe“
wird von der WirtschaftsBlatt-Redaktion in völliger Unabhängigkeit
inhaltlich gestaltet und erscheint in
Kooperation mit KPMG.
n
FAKTEN
n Das Unternehmen wurde 1858
von Martin Dollhäubl gegründet
und später nach dem Stiefsohn
und Nachfolger Georg Englmayer
benannt. 1882 wurde das Unter­
nehmen zum k. k. amtlich bevoll­
mächtigten Zollagenten, was die
Unternehmensentwicklung nach­
haltig beeinflusste.
n 1994 wurde in Ungarn die erste
Auslandsniederlassung gegründet.
Heute ist das Unternehmen mit
eigenen Töchtern auch in Tsche­
chien, der Slowakei, Rumänien,
Kroatien und Slowenien vertreten.
n Pro Jahr fertigt das Unter­
nehmen etwa 1,5 Millionen
Sendungen ab. Am Firmensitz
verfügt Englmayer über 45.000
Quadratmeter Lagerhallen und
5000 Quadratmeter Büroflächen.
Laut Firmencompass betrug der
Umsatz in Österreich rund 13 Mil­
lionen €.
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
16 |
FORUM
ONLINE-UMFRAGE
Planen Sie heuer
eine Aus- und
Weiterbildung?
25
45
%
20
10
n = 230 Stimmen; WirtschaftsBlatt
Grafik/Cmund
Nein
Ja, Hochschule
Ja, bei Wifi, bfi etc.
Ja, innerbetrieblich
45 %
25 %
20 %
10 %
Von 230 Lesern wollen sich
2015 mehr als die Hälfte
weiterbilden – ein Viertel
davon an einer Hochschule.
iMPRESSuM
Medieneigentümer, Herausgeber und
Verleger: WirtschaftsBlatt Medien GmbH,
Anschrift: Hainburger Straße 33,
1030 Wien, Telefon: 01/60 117-0
Redaktion: DW 164, Fax 259
Vorsitzender der Geschäftsführung:
Dr. Rudolf Schwarz
Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger
Chefredakteure: Eva Komarek,
Gerhard Hofer
Redaktionsleitung Regionalausgaben:
Markus Stingl, DW 164,
[email protected]
Geschäftsleitung Werbemarkt:
Romana Stelzl, DW 281,
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Produktionsleitung: Ing. Matthias Netopilek
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sind vorbehalten. Gerichtsstand ist Wien.
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Und langsam
wachs ma z’samm
n
ur die Früchte ernten, wenn sie reif am Baum hängen, geht
nicht. Der Baum muss auch gepflanzt und gepflegt werden,
ist Sturm und hagel ausgesetzt. Der Vergleich passt für die
Beziehung zwischen dem Burgenland und ungarn: ungarische Fachkräfte werden mit offenen Armen empfangen – von Produktionsbetrieben genauso wie von der Gastronomie –; ebenso die ungarischen
Konsumenten, die sich in burgenländischen Lebensmittelgeschäften
oder Baumärkten eindecken. ohne sie gäbe es erhebliche Einbußen
in Österreichs Bundesland mit den wenigsten Einwohnern.
So viel zu den Jokern, die man durch die nähe zu ungarn gezogen
hat. Gleichzeitig bekommen burgenländische unternehmer auch
einen starken Gegenwind aus dem nachbarland zu spüren. Die
Österreichische Post bezieht als Staatsbetrieb ihre Möbel aus
Székesfehérvár. hohe Fördersummen fließen an Großbaustellen
im Burgenland, bei denen ungarische Subfirmen das Geld kassieren.
illegal Beschäftigte am Bau sind keine Seltenheit. Für heimische
Baufirmen oder Möbelhersteller ist das eine Katastrophe.
G
eht es um Lösungsansätze, läuft die Diskussion ausschließlich darüber, wie man Lohn- und Sozialdumping unterbinden kann. Verstärkte Strafen durch die Finanzpolizei am
Bau sind richtig, aber eine Drohung, die nur zu oft ins Leere läuft.
was zu tun ist? Konkurrenz – egal woher – sollte Betriebe nicht ins
Eck drängen, sondern vorantreiben. unternehmer müssen innovativ agieren, nischen besetzen und diese unter „Made in Austria“
vermarkten. Dafür ist es notwendig, dass ihnen die Politik den weg
ebnet: Die Lohnnebenkosten müssen niedriger werden, der überbordende Bürokratismus gehört weg – es geht um die wettbewerbsfähigkeit! neue chancen würde auch der grenzüberschreitende
Ausbau der infrastruktur bringen: Die Betriebe brauchen die S7
und die elektrifizierte ostbahn von St. Gotthard nach Graz.
in ungarn sei das Leben als unternehmer derzeit viel schöner,
sagt ein burgenländischer wirtschaftstreibender, der dort tätig ist.
Das muss sich ändern. nach Eu-Beitritt und Öffnung des Arbeitsmarktes kommt irgendwann auch der Euro nach ungarn.
An einem Zusammenwachsen der wirtschaftsräume führt
kein weg vorbei – an Reformen in Österreich auch nicht.
cLAuDiA PEintnER
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wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Forum
| 17
ZITAT
Wir investieren nicht, um uns eine goldene
Nase zu verdienen.
Foltin π
KARL wESSELY
Manager der Opernfestspiele St. Margarethen
ANGESPITZT
Illustration: Michael Riedler
WIRTSCHAFTSBLATT REGIONAL IHR TEAM
Martina Madner [mad]
Die Arbeitsmarktexpertin
schreibt über Bildung, Karriere
und Unternehmen.
Ursula Rischanek [ris]
Berichtet über kleine und mittlere Betriebe in Niederösterreich und dem Burgenland.
Alexander Pfeffer [pepe]
Der Redakteur leitet das Ressort
Business-Talk in allen WirtschaftsBlatt-Publikationen.
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Markus Stingl [mast]
Leitet das Regionalressort im
WirtschaftsBlatt. Berichtet über
relevante Themen für KMU.
Claudia Peintner [clp]
Die WirtschaftsBlatt-Redakteurin berichtet über Neuigkeiten
aus Betrieben und Branchen.
Christoph Pridun [chp]
Berichtet über wirtschaftliche
Events und Unternehmensveranstaltungen in Ihrem Bundesland.
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Der Autor schreibt über Neuigkeiten aus mittelständischen
Unternehmen im Burgenland.
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Berichtet über Immobilienthemen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.
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18 |
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Branchenreport
TAGUNGEN
Kongressanbieter dürfen sich
Nach dem Motto „Wer
stehen bleibt, verliert“
investiert die heimische
Tagungsbranche in Seminarräume, Gemüsegärten
oder Autohäuser. Die Bedeutung von Technik und
Green Meetings nimmt zu.
Von caUDIa peIntner
D
ie Lage im herzen
Europas macht Österreich offenbar
zu einer beliebten
Destination für
tagungen. Die Anzahl der Kongresse, Firmentagungen und Seminare stieg 2014 im
Vergleich zum Vorjahr um 9,7 Prozent auf 17.028 Veranstaltungen
österreichweit. Von den 1.460.750
teilnehmern kam rund ein Drittel
aus dem Ausland.
So weit die offiziellen Zahlen.
Ein wirtschaftsBlatt-Rundruf
quer durch Österreichs Bundesländer zeigt: Die herausforderungen in der Branche sind groß –
mitunter wird aus diesem Grund
in die infrastrukur investiert – in
wien laut Kritikern allerdings zu
wenig.
tatsache ist: Die wirtschaftskrise wirkt sich seit einigen Jahren
bei der Kooperationsfreudigkeit
von Ausstellern und Sponsoren
negativ aus. Darauf zurückzuführen ist auch, dass im Vorjahr auf
nationaler Ebene etwa die teilnehmeranzahl pro Event um 9,3
Prozent zurückging, die durchschnittliche Dauer einer tagung
um 4,1 Prozent. „Das Geschäft im
Seminarbereich stagniert“, sagt
Gerald Stoiser, Direktor des steirischen thermenhotels Stoiser.
Denn Seminare und weiterbildung werden als Erstes gestrichen, wenn es ums Kosteneinsparen gehe. Als hotel müsse man
sich für diese Kundengruppe
„stark positionieren“ und „Bereichen, die in die Jahre gekommen
sind, ein neues outfit geben“.
Flipchart auf der Wiese
Das thermenhotel investiert
heuer 3,3 Millionen €: Seminarräume mit direktem Zugang in
den Gartenbereich werden erneuert und mit einer Klimaanlage
ausgestattet, Pausenräume werden umgebaut, und es entsteht ein
Ruheraum speziell für Gesundheitsseminare.
in der Steiermark hat auch das
Grazer Palais-hotel Erzherzog Johann seine Seminar- und Bespre-
chungsräume modernisiert.
neben dem thermenhotel Rogner Bad Blumau entsteht derzeit
ein Bio-Acker. Es wird Gemüse
angebaut, das später von Seminargästen geerntet und mit dem Küchenchef des hotels gemeinsam
zubereitet werden soll.
Laut einer umfrage des Austria
convention Bureau (AcB) beträgt
das investitionsvolumen im tagungssegment von 2012 bis 2017
rund 138 Millionen €. Dabei wird
vor allem in technik, Ausstattung
und Modernisierung investiert.
Bis zum Jahr 2017 sind es noch 33
Millionen €, die Kongresszentren,
hotels und co. ausgeben wollen.
Schaut man sich aktuelle Baustellen an, werden es wohl deutlich
mehr sein: Das congresszentrum
Alpach wird unter anderem um
DEFINITIONEN
n Kongresse sind ein- bis mehrtägige Zusammenkünfte von Personen zum beruflichen Austausch.
Ziel: die Vermittlung von aktuellen
Fachkenntnissen und Networking.
n Firmentagungen sind geschäftlich orientierte Meetings mit mindestens zehn Teilnehmern, die dasselbe Unternehmen, dieselbe
Unternehmensgruppe, Joint Ventures oder Kunden-Lieferantenbeziehungen repräsentieren.
n Seminare haben einen intensiven Schulungscharakter für ein
Fachpublikum. Generell weisen
Seminare weniger Teilnehmer und
eine kürzere Dauer auf.
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Branchenreport
| 19
nicht auf Lorbeeren ausruhen
Beigestellt
Die Trends.
Interaktiv,
variabel
und grün
„Eine gute Location reicht
nicht aus“, weiß thomas Ziegler, Direktor des Design center Linz. Es brauche ein Rundum-wohlfühl-Paket, das Kunden von einem einzigen Ansprechpartner geschnürt bekommen. wer sein Meeting
abwechslungsreich gestalten
will, könne mit zusätzlichen,
auf das tagungsthema abgestimmten Locations zum Perspektivenwechsel anregen. Es
gebe auch viele Sitzvarianten,
die dazu beitragen, dass die
inhalte einer Veranstaltung im
Gedächtnis bleiben.
Teilnehmer reden mit
Die heimische Tagungswirtschaft ist 2014 weiter
gewachsen – Veranstalter
wie das Congresszentrum
Alpach investieren in die
Infrastruktur.
einen zweiten, 426 Quadratmeter
großen Plenarsaal sowie drei weitere Seminarräume erweitert. Die
Gesamtkosten, die sich das Land
tirol, die Europaregion tirolSüdtirol–trentino sowie Gemeinde und tourismusverband teilen,
belaufen sich auf 9,7 Millionen €.
Neue Tagungshochburgen
in Feldkirch eröffnete zu Jahresbeginn das Monforthaus nach
zweijähriger umbauphase. in das
Kongress- und Veranstaltungszentrum flossen 44,1 Millionen €.
Für 28 Millionen € sollen bei der
Messe Dornbirn heuer statt vier
kleinerer Standorte zwei große
hallen errichtet werden. Dadurch
sei man für neue Veranstaltungstypen verwendbar, heißt es von
den Betreibern.
Auch Mattersburg im Burgenland soll ein neues Kulturzentrum
bekommen. Das herzstück werde
ein Saal mit einem Fassungsvermögen von 600 Personen sein.
Die multimediale technische Ausstattung aller Veranstaltungsräumlichkeiten sei auf den aktuellen Stand der technik zu bringen, sagt wolfgang Kuzmits, Geschäftsführer der Kultur-Service
Burgenland Gmbh, die die fünf
burgenländischen Kulturzentren
betreibt.
intensiv in die Erneuerung investiert wird auch in Salzburg: Für
13 Millionen € wurde das hotel
crowne Plaza um das Pitter Event
center sowie um den Restaurantund Barbereich erweitert. in der
Pipeline befindet sich in Salzburg
ein neues Messehotel in der Josef-
Brandstätter-Straße, Betreiber ist
die Rhedey & haslacher hotelinvest Gmbh. Das tagungshotel
Gut Brandlhof in Saalfelden investiert 2,2 Millionen € in die Modernisierung der Zimmer sowie in
ein neus Autohaus, das für Automobilveranstaltungen genutzt
werden soll. „Die nachfrage nach
außergewöhnlichen Locations
steigt“, erklärt Gernot Marx, Geschäftsführer des Salzburg convention Bureau. Anbieter seien
gefordert, in die technische infrastruktur zu investieren: „wer stehen bleibt, der verliert.“
„Die herausforderung liegt in
der Realisierung interaktiver
Veranstaltungsformate, im Besetzen von Green-MeetingKonzepten und dem Einsatz
innovativer technik“, heißt es
wichtig ist, trends zu erkennen – und die kommen zumeist aus den uSA. Deswegen
ist Ziegler Mitglied bei MPi,
dem weltweit größten Verband der Meeting- und Eventindustrie, der 18.000 Mitglieder vereint. Paul Van Deventer, Präsident und cEo von
MPi, fasst trends zusammen:
tagungsteilnehmer wollen
mitbestimmen, worüber gesprochen wird, kommentieren, bewerten und themen
weiterentwickeln – globale
Vernetzung inklusive. Kongresse werden zu netzwerkPlattformen und dienen zur
Karriereplanung. Auch internationale Forschungsgruppen
finden zueinander. nachhaltigkeit wird wichtiger. Das
Durchführen von Veranstaltungen nach Richtlinien des
umweltzeichens für „Green
Meetings und Green Events“
ist bereits oft Bestandteil von
Ausschreibungen.
[sail]
[email protected]
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Branchenreport
20 |
ÖSTERREICHS TAGUNGSINDUSTRIE 2014
Veranstaltungen Zahlen, absolut
Kongresse
Firmentagungen
Burgenland
Kärnten
54
76
557
191
Oberösterreich
306
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien
18
178
Niederösterreich
Salzburg
Nächtigungen
Seminare
630
681
331
1697
418
548
411
203
579
218
167
386
1458
232
2124
629.171
264
440
396
2.131.565
182
4283
Zahlen, absolut
Burgenland
Niederösterreich
54.142
Salzburg
Firmentagungen in Österreich seit 2010
3705
5532
6611
6964
7088
+91%
12.178
40.577
Oberösterreich
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
145.130
2011
2012
2013
153.188
208.339
Kritik an Wien
wien ist mit knapp der hälfte
aller Veranstaltungen das Flaggschiff der heimischen tagungsbranche. Dies liege „an der guten
infrastruktur und dem hohen
niveau der wiener hotellerie“,
sagt Peter Baierl, organisator des
europäischen Radiologenkongresses. Allerdings kritisiert er,
dass Einnahmen aus den Kongressen nicht ausreichend wieder
in den Ausbau der Kongress- und
tagungsindustrie investiert
werden (siehe Interview rechts).
„wir können historische häuser wie die hofburg oder das
Austria center nicht einfach
abreißen, sondern nur ein Finetuning vornehmen“, kontert
christian Mutschlechner, Präsident des AcB. Die hotellerie
investiere laufend in tagungsräumlichkeiten. Auch Kongressteilnehmer würden zudem von
investitionen in die öffentliche
infrastruktur profitieren.
Die autorin des artikels erreichen Sie
unter [email protected]
701
17.211
4.683
32.853
6.147
29.125
8.246
1.198.720
18.636
41.165
8.979
60.410
5.089
25.303
85.156
291.975
4.900
k.A.
2014
Quelle: Meeting Industry Report Austria 2014
vom convention Bureau oberösterreich. Vor allem für die großen Kongresszentren sei es eine
herausforderung, im internationalen wettbewerb zu bleiben,
betont Edith Mader vom convention Bureau niederösterreich.
7.557
123.572
234.135
Wien
2010
Firmentagungen Seminare
Kongresse
Kärnten
57.381
WirtschaftsBlatt
Grafik/mp
Nachgefragt. „einnahmen reinvestieren“
WirtschaftsBlatt: Herr Baierl, Sie
organisieren den europäischen
Radiologenkongress, den mit
20.000 Teilnehmern größten Kon­
gress in Österreich. Worauf legen
Veranstalter am meisten Wert?
Peter Baierl: wirtschaftliche und
zeitliche Ressourcen werden
knapper und somit kann man als
Veranstalter nur mit einem Angebot punkten, das Jahr für Jahr
auf dem neuesten Stand ist und
einen deutlichen Mehrwert bietet. Entscheidend für die Zufriedenheit der Kunden sind auch
das professionelle Management
der Ausstellung sowie eine Location mit entsprechender optik
und technik, die keinen internationalen Vergleich scheuen muss.
Wo gibt es in Österreich Ver­
besserungspotenzial?
was klar gesagt werden muss,
ist, dass wien bei investitionen
in die Kongress- und tagungsindustrie ganz klar hinter anderen Metropolen wie Paris oder
Barcelona liegt. Das beginnt bei
den nicht vorhandenen investitionen in ein modernes Kongresszentrum auf internationalem niveau und endet dabei, dass
es nicht möglich ist, dass Kon-
gressteilnehmer mit ihren Eintrittskarten die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können.
Die Zahlen der Tagungsindustrie
entwickeln sich dennoch seit
Jahren sehr positiv.
wien erzielt jedes Jahr großartige Ergebnisse, und wir Veranstalter bringen Millionen an
Steuergeldern und hunderte gesicherte Arbeitsplätze. Von einer
sinnvollen Verwendung dieser
Gelder, um den Kongressstandort
noch stärker zu machen, sehe ich
Foto Wilke
Peter Baierl ist CEO der
European Society of Radiology.
allerdings nichts. Die Steuereinnahmen aus dem wiener tagungssektor ergaben 2014 insgesamt 253,5 Millionen €, davon gingen 166,9 Millionen an den Bund
und 30,4 Millionen an wien.
Gibt es in Österreich zu viele Kon­
gresszentren, die sich gegenseitig
Konkurrenz machen?
nein, aber es sollte ein Kongresszentrum geben, welches
einem internationalen Vergleich
standhält und auch einen Kongress mit 20.000 teilnehmern
aufwärts optimal bedienen kann.
Wo liegen künftig die Herausfor­
derungen für Veranstalter?
Die Kongressteilnehmer sind
heute nicht nur mehr jene vor
ort, sondern auch all jene, die
per Pc oder Smartphone von
überall auf der welt daran teilnehmen wollen. Für beide Zielgruppen gilt es, optimal zugeschnittene Angebote zu liefern.
wir streamen zum Beispiel unseren gesamten Kongress in Echtzeit über das internet, und auch
nach dem Kongress sind alle
inhalte online verfügbar. [clp]
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wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
KonjunKtur
| 21
UMFRAGE
Vorausgedacht ...
Jeden Monat bitten wir Unternehmer und Manager aus führenden Betrieben um ihre Meinung zu
dringlichen Fragen in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Politik oder Forschung. Darüber hinaus geben
diese regionalen Entscheider eine Schnelleinschätzung zur aktuellen Konjunkturlage.
„Österreich hinkt beim Thema Innovation laut aktuellem
EU-Bericht hinterher. Welche Maßnahmen müssen gesetzt
werden, um gegenzusteuern?“
winZERinwEinGut
hEinRich
JohAnn
GnEiSt
inhABERGnEiSt
conSuLtinG
tEAM
BEAtE
KÄLZ
wERKSLEitERin
SAnochEMiA
PhARMAZEutiKA
AG
JohAnn
hABERL
inhABER & GF
LARiMAR hotEL
GMBh
GESELLSchAFtER
& GESchÄFtSFÜhRER
woLF nuDELn
■ Ich glaube, dass die Bürokratie die
Firmen an strategischen Innovationen
hindert. Außerdem liegt es auch an der
Risikoscheu, an den gesetzlichen Vorgaben und am fehlenden Personal, in der
momentanen Konjunktur Innovationen
in Angriff zu nehmen. Selbstständige
müssen immer mehr für ihren Erfolg
kämpfen. Die Steuerlast wird immer
größer und schwieriger zu verkraften.
■ Meine Kunden berichten mir immer
wieder von haarsträubenden Auflagen,
die ihnen die Verwaltungsbehörden
vorgeben. Innovation braucht Freigeist, aber Freigeist scheut Bürokratie.
Behördliche Auflagen und Einschränkungen gehören überdacht und wegrationalisiert. Andere Länder zeigen auf,
wie es geht. Innovation bedeutet auch,
Mut für solche Reformen zu zeigen.
■ Die Rahmenbedingungen für Startups und Spin-offs müssten verbessert
werden, Förderungen für Innovationen
entbürokratisiert werden. Ein Schlüssel
könnten auch Finanzierungshilfen für
Innovationen von Banken oder Finanziers sein, damit sich die Unternehmen
leisten können, innovativ zu sein. Wobei Innovation oft auch da passiert, wo
sie nicht als solche bezeichnet wird.
■ Österreich ist überbürokratisiert, und
wie es aussieht, wird die Politik daran
auch nichts ändern. Es gibt mehr Worthülsenspender als solche, die tatsächlich etwas verbessern wollen. Aber je-
der Unternehmer muss seinen Markt
ausbauen. Mein Rezept: eine einfachere Verwaltung, dadurch mehr Freiräume für Innovationen und Forschung
sowie emotionalere Werbung.
■ Viele Unternehmen sind sehr innovativ, forschen und entwickeln. Wir machen das nicht, weil der Verwaltungsaufwand, der dadurch entsteht, zu
hoch ist. Unternehmer, die weiterent-
wickeln, sind dazu gesetzlich verpflichtet, umfangreiche Fragebögen an das
statistische Zentralamt abzuliefern.
Das hemmt die Innovation in den
Unternehmen.
!
!
!
JoAchiM
woLF
Einzelinteressen, Neid und enger Parteipolitik losgelöst handeln sowie neue
Entwicklungen nicht nur zulassen, sondern mit Weitblick unterstützen. Viele
innovative Ansätze scheitern sonst.
!
SiLViA
hEinRich
Stabile Rahmenbedingungen sind
Grundvoraussetzung. Dazu gehören
Transparenz, Korrektheit in der Verwaltung, Vertrauen und projektorientiertes Vorgehen. Politiker müssen von
!
GESchÄFtSFÜhRER
EStERhÁZY
BEtRiEBE
■
!
MAtthiAS
GRÜn
Wie entwickelt
sich die
Konjunktur?
Peroutka π (2), Beigestellt (4)
22 |
Recht & SteueRn
FINANZIERUNG
Hürden bei
Gründung im
Bereich Biotech
wiEn. Die Produktentwicklung dauert bei Biotech-Firmen
lange – vier bis fünf Jahre sind
keine Seltenheit. Große Venture-capital-investoren (Vc)
steigen nicht am Anfang ein,
sondern erst, wenn positive
Entwicklungen da sind.
Die erste Zeit überbrücken
die meisten unternehmen daher mit Privatinvestoren (Business Angels). Rechtlich ist dabei auf Folgendes zu achten:
„Die Gründungsgesellschaft
sollte so ausgestaltet sein, dass
auf weitere Finanzierungsrunden, den Beitritt von Vc-investoren sowie Exit-Szenarien
bei Erfolg oder Scheitern Bezug genommen wird“, sagt
hannes havranek, Partner der
Phh Prochaska havranek
Rechtsanwälte Gmbh in wien.
Unternehmenswert
wer umgründungen im nachhinein vermeiden möchte, sollte bereits beim Start eine Kapitalgesellschaft gründen. „Vcinvestoren stecken ihr Geld
fast nur in Kapitalgesellschaften. Die von Business Angels
präferierte Gmbh & co KG
wird eher abgelehnt“, so havranek. Für die Gründer wichtig
sei zudem ein Verwässerungsschutz, damit es nicht zu starken Anteilsverschiebungen zugunsten der Vc-investoren
kommt. Für zukünftige Finanzierungsrunden sollte ein angemessener unternehmenswert herangezogen werden,
auch wenn dieser laut havranek schwierig zu ermitteln ist.
Liquidationspräferenzen der
investoren oder Rückkaufspflichten, wenn einzelne investoren aussteigen, können Projekte früh kippen lassen. Stattdessen sollten die Gründer ein
Mitverkaufsrecht aushandeln.
„im optimalfall sind investoren vertraglich verpflichtet, ab
einer Mindestverkaufssumme
zu verkaufen“, konstatiert havranek.
[clp]
[email protected]
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
GASTKOMMENTAR
Nicht alle
Entnahmen
sind erlaubt
Während es für einen Einzelunternehmer
oder Gesellschafter einer Personengesellschaft selbstverständlich ist, Geldmittel aus
dem Betrieb zu entnehmen, gelten bei einer
GmbH strenge Kriterien – Vorsicht vor Fallen!
D
ie Gmbh ist die beliebteste Gesellschaftsform zur Entfaltung unternehmerischer tätigkeit in Österreich. Das zeigt schon ein Blick auf
die Statistik: Es gibt weit über 100.000 im Firmenbuch registrierte Gmbhs. Seit 2014 ist die
Gründung einer Gmbh bereits mit einem
Startkapital von 5000 € möglich.
wenn die Gmbh Gewinn erwirtschaftet,
stellt sich die Frage: wie bekommt ein Gesellschafter das Geld aus einer Gmbh wieder heraus? Das Gmbh-Gesetz ist streng und lässt
grundsätzlich nur Entnahmen in Form von Gewinnausschüttungen zu. Auf Basis eines Jahresabschlusses kann eine Gewinnausschüttung beschlossen und an den Gesellschafter
ausgeschüttet werden. Dafür fallen – bis Ende
2015 – 25 Prozent Kapitalertragsteuer an. Ab
2016 werden 27,5 Prozent an das Finanzamt
abzuführen sein.
Geschäftsführervertrag. Eine andere Möglichkeit besteht darin, als Geschäftsführer der
Gmbh ein honorar zu beziehen. Dafür empfiehlt sich der Abschluss eines Geschäftsführervertrages. Der Gesellschafter-Geschäftsführer muss diese Einkünfte der Einkommensteuer unterwerfen und Sozialversicherungs-
Bei Annahme einer verdeckten
Gewinnausschüttung fallen
25 Prozent KESt an.
beiträge entrichten. weiters fallen Lohnnebenkosten in höhe von ca. acht Prozent an. Sollte
eine Auszahlung des Geschäftsführerhonorars
an den Gesellschafter unterbleiben, kann eine
Versteuerung durch den Gesellschafter nur
dann vermieden werden, wenn die Gesellschaft
zahlungsunfähig ist. Es ist in der Praxis üblich,
dass ein Gesellschafter Geld aus der Gesellschaft entnimmt und diese Entnahmen auf
einem Verrechnungskonto gebucht werden.
im Rahmen von Betriebsprüfungen bei der
Gesellschaft stellt sich die Frage, ob die Überlassung von Geld an den Gesellschafter – vergleichbar mit einem Darlehen – eine Forderung am Verrechnungskonto darstellt oder als
verdeckte Gewinnausschüttung anzusehen ist.
Bei Annahme einer verdeckten Gewinnausschüttung wird nämlich – so wie bei einer
offenen Gewinnausschüttung – die Kapitalertragsteuer (KESt) von 25 Prozent vorgeschrieben.
Sowohl das Bundesfinanzgericht (BFG) als
auch der Verwaltungsgerichtshof (VwGh) haben sich mit dieser thematik oftmals beschäftigt. in mehreren in den letzten Monaten ergangenen Entscheidungen des VwGh wurde
die Annahme einer verdeckten Gewinnausschüttung abgelehnt. Der Verwaltungsgerichtshof hat dabei betont, dass keineswegs
grundsätzlich davon ausgegangen werden
kann, dass eine „Entnahme“ von Geldmitteln
durch den Gesellschafter aus der Kapitalgesellschaft eine verdeckte Gewinnausschüttung
darstellt. Daraus kann abgeleitet werden, dass
nicht von einer verdeckten Ausschüttung auszugehen ist, wenn von der Gesellschaft dem
Gesellschafter ein Vorteil (zum Beispiel Geld)
zugewendet wird und zeitnah durch eine Forderung gegenüber dem Gesellschafter ausgeglichen wird.
Ebenso wenig liegt eine verdeckte Gewinnausschüttung vor, wenn ein Gegenstand von
der Gmbh zu einem fremdüblichen Preis an
den Gesellschafter verkauft wird und im
Gegenzug keine Barzahlung erfolgt, sondern
von der Gmbh eine Forderung eingebucht
wird. Eine verdeckte Ausschüttung kann dann
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Mittwoch, 3. Juni 2015
Recht & SteueRn
| 23
iStock, Pöschl & Partner
Wenn die Kapitalertragsteuer
im Jahr 2016 von 25 auf 27,5
Prozent angehoben wird, sollte
überlegt werden, Gewinnausschüttungen noch vor Jahresende vorzunehmen.
angenommen werden, wenn keine durchsetzbare Forderung bei der Gesellschaft vorliegt,
was anzunehmen wäre, wenn der Gesellschafter im Zeitpunkt des Geldflusses über keine
ausreichende Bonität verfügt und auch keine
entsprechenden Sicherheiten beigebracht
worden sind.
Bonität. Das BFG hat allerdings 2015 in einem
anderen Fall entschieden, dass eine Forderung
der Gesellschaft gegenüber dem Gesellschafter nur dann anerkannt werden kann, wenn
ein entsprechender Kreditvertrag und Gesellschafterbeschluss vorliegen, eine Bonitätsprüfung unter Berücksichtigung des Einkommens
des Gesellschafters und seiner sonstigen Belastungen stattgefunden hat und Zinsen vorgeschrieben werden. ungeachtet der für Gesellschafter durchaus positiven Entscheidungen des VwGh ist bei Führung eines Verrechnungskontos daher mit großer Sorgfalt vorzugehen und zu beachten, dass eine Verzinsung
und Rückzahlung schriftlich vereinbart und
die Fälligkeiten auch eingehalten werden. weiters sollte die Bonität des Gesellschafters geprüft und die Prüfergebnisse dokumentiert
werden. Bei Verschlechterung der Bonität
muss die Gesellschaft Einbringungsmaßnahmen setzen, damit es nicht zu einer verdeckten Gewinnausschüttung kommt.
GÜnthER wiLLER
ist Steuerberater und Partner bei Pöschl
& Partner in Kärnten. Spezialgebiete:
Kapitalgesellschaften, Umgründungen,
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Mittwoch, 3. Juni 2015
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X „Webinare“ am Tag
der Weiterbildung
WIEN. Rund um den 10. Juni,
den Tag der Weiterbildung, bie­
ten viele Bildungsinstitutionen
Vorträge, Seminare und Work­
shops zum Thema an; darunter
auch „Webinare“ wie etwa jenes
der Akademie der Wirtschafts­
treuhänder zur neuen Immo­
bilienbesteuerung nach der
Steuerreform oder „Return
on Training“ von Berlitz, wo es
um Mitarbeiterbindung durch
Weiterbildung geht. [mad]
www.tag­der­weiterbildung.at/
programm
STUDIUM
Wie man ohne
Matura zum
Master kommt
Die neuen Masterprogramme im Burgenland
richten sich an Gewerbetreibende, Manager und
Personalverantwortliche.
Für manche braucht man
nicht einmal die Matura
im Vorfeld.
VOn STEPHAniE diRnBACHER
M
it dem neuen Master
of Science unternehmertum sprechen wir
Personen aus Gewerbe und technik an, denen wir zusätzliches wirtschaftliches wissen vermitteln“, sagt thomas
Jestl, Produktmanager im wifi
Burgenland. Der Lehrgang zielt
vor allem auf unternehmer und
Führungskräfte dieser Branchen
ab. Die teilnehmer erhalten einen
Feinschliff ihres betriebswirtschaftlichen Know-hows und
arbeiten an dessen umsetzung im
Betrieb.
Die berufsbegleitende weiterbildung startet erstmals diesen
oktober, die Anmeldung ist noch
bis Mitte Juni möglich. Das Masterprogramm dauert vier Semester und kostet 12.500 €. nach zwei
Semestern kann man aber auch
mit dem titel „Akademischer Experte“ abschließen – die Kosten
dafür belaufen sich auf 5.900 €.
Der Master of Science unternehmertum ist einer von vier akademischen Masterlehrgängen des
wifi Burgenland, die keine Matura und akademischen Abschluss,
sondern eine mindestens sechsjährige Berufserfahrung inklusive
Führungsposition voraussetzen.
Für teilnehmer mit Studienabschluss reduziert sich die erforderliche Berufserfahrung auf ein
Jahr. Die anderen drei Lehrgänge
gibt es in handelsmanagement,
Bilanzbuchhaltung und im Marketing- und Verkaufsmanagement
– Letzterer hat auch diesen herbst
Premiere.
Doppelter Schwerpunkt
An der Fachhochschule (Fh) Burgenland gibt es ab herbst den neuen Masterstudiengang Personalentwicklung und Bildung. „Personaler klagen oft, dass die Verantwortlichen entweder von pädagogischen inhalten oder von Personalentwicklung Ahnung haben.
Mit dem neuen Studium schaffen
wir hier eine Schnittstelle“, erläutert Raphaela Reinfeld-Spadt, Pressesprecherin der Fh Burgenland.
Schon bislang bietet die Fh
einen Master in human Resource
Management an, der aber eher in
Eine Folge der
Krise ist mehr Fokus
auf der strategischen
Finanzplanung.
DANIELA SCHUSTER
GESCHÄFTSFÜHRERIN
AIM
Meister mit Master: Am Wifi
die rechtliche Richtung geht.
Dieser bleibt auch weiterhin bestehen. Laut Reinfeld-Spadt zeigen die Anmeldezahlen, dass an
beiden Lehrgängen „sehr großes
interesse“ besteht.
Bessere Aufstiegschancen
Der Anteil jener, die neben ihrem
Beruf studieren, liegt an der Fh
Burgenland bei etwa 70 Prozent.
Auch der neue Master ist mit dem
Job vereinbar: Die hälfte des
unterrichts findet online statt, die
andere hälfte an Freitagen und
Samstagen am Studienzentrum in
Eisenstadt. Die offizielle Deadline
war zwar Ende Mai, trotzdem
nimmt die Fh qualifizierte Bewerber noch auf. Die Akkreditierung
des neuen Masters erwartet Reinfeld-Spadt bis Ende Juni.
Auch das auf Fernstudien spezialisierte Austrian institute of
Management (AiM), ein tochterunternehmen der Fh Burgenland,
nimmt ab herbst neue Studien ins
Repertoire auf. Der MBA General
Management richtet sich vor allem an Mitarbeiter mit erster Führungserfahrung, die weiter aufsteigen wollen. „General Management ist quasi der urvater der
Management-weiterbildungen,
daher lag es auf der hand, auch
diesen anzubieten“, erklärt AiM-
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Bildung
| 25
colourbox.de, FH Burgenland
Geschäftsführerin Daniela Schuster. Der Lehrgang dauert 14 Monate und kostet 8.900 €.
Eine neue weiterbildung gibt es
auch im Finanzbereich: Der MBA
Strategic Financial Management
vertieft das wissen der teilnehmer in Bereichen wie Accounting,
Businessplanning, Marketing oder
Mitarbeiterführung und ist ebenfalls auf 14 Monate ausgelegt –
Kosten: 8.900 €. „Eine von vielen
Folgen der wirtschaftskrise ist,
dass in unternehmen ein stärkerer Fokus auf die strategische Finanzplanung gelegt wird“, sagt
Schuster. Bei beiden AiM-Lehrgängen können die teilnehmer als
unterrichtssprache Deutsch oder
Englisch wählen. Ein Großteil des
unterrichts findet online statt.
die Autorin erreichen Sie unter
[email protected]
NEUE RANKINGS
n Fachhochschulen: 38 Studien-
Burgenland können Unternehmer auch ohne Matura studieren.
gänge in den Fachbereichen Informatik und Pflegewissenschaften
aus sieben österreichischen Fachhochschulen nahmen heuer am
Ranking des deutschen Centrums
für Hochschulentwicklung teil. Besonders gut abgeschnitten hat mit
17 Spitzenplatzierungen die FH
Oberösterreich in Hagenberg mit
16 Informatik-, Kommunikationsund Medienstudiengängen.
Ebenfalls weit vorn: die FH Vor-
arlberg mit Informatik und die
FH St. Pölten mit IT-Security.
n MBA: „Welches postgraduale
Studienprogramm würden Sie
empfehlen?“, fragt das Meinungsforschungsinstitut IMAD jährlich
182 Arbeitgeber in Österreich.
Platz eins belegte heuer die
Donau-Uni Krems (Empfehlungsquote: 42 Prozent, Bekanntheitsgrad: 95,4 Prozent) vor der WU
Executive Academy und dem MCI.
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0 PROJEKTE
BURGENLAND
Verkehrsverbund Ost-Region GmbH,
Linienverkehr Nordburgenland Lose 1
bis 3, Abgabe: 09.06.2015, 12:00 Uhr
Land Burgenland, Rahmenvertrag Arbeitsmarktpolitisch indizierte Ausbildungsmaßnahmen für arbeitslose Personen, Abgabe: 15.06.2015, 10:00 Uhr
Amt der Burgenländischen Landesregierung, Erhebung der Wassergüte in
Österreich/Burgenland,
Abgabe:
23.06.2015, 10:00 Uhr
ASFINAG Service GmbH, Kehrleistungen und Kehrgutentsorgung für sechs
Autobahnmeistereien 2015 - 2017, Losvergabe, Abgabe: 11.06.2015, 11:00 Uhr
Autobahnen und Schnellstrassen Finanzierungs AG, Errichtung und Betrieb einer Automatentankstelle bei
Raststation Potzneusiedl, Abgabe:
15.06.2015, 10:30 Uhr
Bundesbeschaffung GmbH, Lieferung
von Auftausalz - Losvergabe, Abgabe:
30.06.2015, 10:00 Uhr
NIEDERÖSTERREICH
Gemeinde Zeiselmauer-Wolfpassing,
HLF3, Abgabe: 25.06.2015, 12:00 Uhr
Land Niederösterreich, Dienstleistungen für NÖ Familienpass, Abgabe:
15.06.2015, 12:00 Uhr
Land Niederösterreich, L-8175 Plessberg - Heißmischgutarbeiten, Gemeindegebiet Kautzen, Abgabe: 09.06.2015,
08:00 Uhr
VITALITAS Grundstückverwaltung
GmbH, St. Pölten, Universitätsklinikum
- Rohrpostanlage, Abgabe: 23.06.2015,
10:00 Uhr
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BURGENLAND
Grundstück, Kauf, Mai 2015
Tendenz gg. April '15 Angebots-
Nettopreis
(in €/m²)
Gesamt
97,1
Eisenstadt (Stadt)
215,5
Eisenstadt-Umgebung
121,0
Jennersdorf
20,4
Neusiedl am See
98,7
Oberpullendorf
30,1
WirtschaftsBlatt
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
ImmobIlIen
26 |
Grafik/mp
Quelle: www.immobilien.net
SICHERHEIT
Gebäudeschutz
muss laufend
Neues bieten
Unternehmen, die Sicherheitslösungen für gewerbliche Immobilien anbieten, können sich über
hohe Wachstumsraten
freuen. Dafür müssen sie
permanent Innovationen
entwickeln.
Von melAnIe mAnneR
D
er Bedarf an Sicherheitslösungen steigt wahnsinnig. Global beträgt
das wachstum in diesem Bereich zwanzig Prozent pro
Jahr“, sagt thomas Streimelweger,
cEo von KiwiSecurity. Die automatische Videoanalyse von Besucherbewegungen ist sein Spezialgebiet – wie viele Besucher eines
Einkaufszentrums sich etwa in
welche Richtungen bewegen und
wo sich Schlangen bilden. heuer
soll sich der siebenstellige umsatz von KiwiSecurity mehr als
verdoppeln. Gerade in den uSA
würde auf stärkere Überwachung
gedrängt, während in Europa ein
größerer Fokus auf der Privatsphäre liegt. „Für uns bedeutet
das, in den uS-Markt zu gehen.“
Aber auch in Österreich mehren sich Sicherheitsanfragen von
unternehmen. „Zum Beispiel geht
es darum, ungewöhnliche Bewegungen automatisch herauszufiltern.“ So könne die Software
erkennen, wenn bei Veranstaltungen ein Bereich besondere Menschenmassen anzieht und zum
Sicherheitsrisiko wird. 13 Produkte vertreibt KiwiSecurity, jährlich
kommen ein oder zwei hinzu. Als
nächstes kommt etwa eine Softwarelösung, die erkennt, wenn
Sicherheitskameras von unbefugten manipuliert werden.
Der wiener Anbieter von Zutrittslösungen EVVA setzt seit
einem Jahr auf die Zutrittsberechtigung via handy-App. Dieses
„AirKey“-System nutzt Smartphones mit dem nFc-Übertragungsstandard als Schlüssel. Der
neue Standard ermöglicht den
Datenaustausch via Funktechnik
über Strecken von wenigen Zentimetern. Ein Schließzylinder made
in Austria kostet etwa 389 €. Zu
den Kunden, die AirKey nutzen,
gehören eine Supermarktkette
und ein Bankenkonzern.
„Üblich sind elektronische Zutrittssysteme in Österreich bereits
dort, wo es mehr als 800 Mitarbeiter gibt und viele verschiedene
Leute zu unterschiedlichen Zeiten
raus- und reingehen“, sagt EVVABusiness Solution Manager
herbert Maté. Allerdings wird der
In Zukunft werden
sich gemeinsame
Standards herauskristallisieren.
HERBERT MATÉ
EVVA
Zutritt oft über Karte oder Schlüsselanhänger mit chip geregelt.
„Es gibt bereits mehr als fünfzig
Anbieter mit proprietären Systemen. in Zukunft werden sich aber
gemeinsame Standards herauskristallisieren.“ ob sich der Zutritt
via handy durchsetzt, wird sich
erst weisen.
Unerwarteter Ansturm
Das wiener neustädter unternehmen Sorex wireless Solutions
bietet seit elf Jahren handy-Zutrittslösungen via Bluetooth und
steigert seinen umsatz laut Eigenangaben seit 2013 jährlich um 40
Prozent. Genaue umsätze werden
aber nicht bekanntgegeben. Aktiv
vermarktet werden die Produkte
aber erst seit Ende 2014.
Der Zulauf war unerwartet.
„Die Firmenlösungen gingen uns
bereits im März aus“, sagt Key
Account Manager Xenia Berger.
„wir waren überrascht. Das interesse an Gebäudesicherheit ist eindeutig gestiegen.“ Sorex entwickelt die Software nun weiter.
„Zum Beispiel, dass man einem
Mitarbeiter die Berechtigung
sperrt und trotzdem sehen kann,
ob er versucht, einzudringen.“
Für thomas haiden, Vertriebsleiter von Bosch Sicherheitstechnik Österreich, ist der Zutritt via
handy aus Sicherheitsgründen
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
ImmobIlIen
Foltin π, Fotocredit
Das Bedürfnis nach
Hightech-Sicherheitslösungen wächst.
kein thema. Bosch setzt auf
Kartenlesesysteme. haiden sieht
einen trend zu Multichannel-Lösungen: Die Zutrittskontrolle wird
mit Videoanalysesystemen und
Alarmanlagen unter einem
Schirm verbunden. „wir rechnen
mit wachstumsraten von drei bis
vier Prozent im Sicherheitsbereich, da dieser stark an das
wachstum der Bauwirtschaft
gekoppelt ist.“ Gerade im handel
und im F&E-Bereich sei das
Sicherheitsbewusstsein der Kunden hoch.
Keine preislichen Grenzen
Preislich und technisch sind bei
der Gebäudesicherung keine
Grenzen gesetzt. Einen sechsstelligen Betrag etwa kostete einen
Kunden im hightech-Bereich die
lückenlose Absicherung seines
großen Areals. unter anderem
können Besucher nur einzeln
durch die Schleusen durch und
jeder Eintritt wird per Videobild
dokumentiert. haiden wirft allerdings ein: „Für ein Standardgebäude muss so eine Lösung
nicht unbedingt Sinn machen. Das
wichtigste ist vorab eine Analyse
der organisation und der Bedrohungsszenarien.“
Die Autorin des Artikels erreichen Sie
unter [email protected]
Verband. neue Richtlinie für
Zutrittskontrollanlagen
Die Sicherheitsbranche ist
diskret – auch, was die eigenen
umsätze angeht. „Es gibt nur
uralte Branchenzahlen“, sagt
thomas Forstner, Generalsekretär des Verbands der Sicherheitsunternehmen Österreichs
VSÖ. Der VSÖ sammelt unter
seinen 66 Mitgliedern Daten, die
Ende des Jahres in einer Statistik
präsentiert werden sollen.
Erkennbar sei bereits jetzt ein
deutliches wachstum. „Polizeiwachen werden gestrichen. Dafür wächst das Bedürfnis der
Menschen nach eigenen Maßnahmen.“ Die Sensibilisierung
sei gestiegen. Für unternehmen
gehe es aber weniger um Dämmerungseinbrüche, sondern um
themen wie Sabotage oder
Spionage, sagt Forstner. Daher
gehe die Sicherheit weit über die
reine Zutrittssicherung hinaus.
Erkennbar sei auch, dass die
unterscheidung zwischen den
drei Fachgruppen elektronische
Sicherheitstechnik – sie beinhaltet zwei Drittel der Mitglieder,
mechanische Sicherheitstechnik
und Sicherheitsdienstleistungen
zunehmend verschwimme. „Es
zeichnet sich ab, dass mittelfristig die Fachgruppen zusammenwachsen werden.“
Gegen den „Wildwuchs“
Eckdaten über die eigene Branche zu sammeln, reicht Forstner
noch nicht. Er will auch Klarheit
über qualitative Standards. Bis
herbst soll die neue Richtlinie
oVE R10 herauskommen, die
sich mit „Alarmanlagen – Planung, Einbau und instandhaltung von Zutrittskontrollanlagen“ befasst. „Bisher war hier
ein kompletter wildwuchs vorhanden.“
wichtig sei das auch deswegen, weil ständig neue Anbieter
in die Branche drängen. „wir bekommen Anfragen von kleineren unternehmen, vom Klempner bis zum it-unternehmen,
die sagen ‚das baue ich jetzt
auch‘. Die Konzession als Elektriker reicht aber nicht.“ [man]
[email protected]
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FOKUS
Ko M M E R Z i E L L E R t h E M E n S c h w E R P u n K t
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
FOKUS WEIHNACHTSFEIER
Colourbox.de
Nur Frühbucher finden auch
den idealen Veranstaltungsort
Die heiße Planungsphase ist im Juni bereits vielerorts erreicht. Große Unternehmen sollten bis
zu 1,5 Jahre im Voraus die Firmenweihnachtsfeier buchen.
VON CHRISTIAN SCHERL
D
ie Firmenweihnachtsfeier dient als optimale Gelegenheit für den
Arbeitgeber, sich bei
seinen Mitarbeitern zu bedanken.
Mit dem jeweiligen Rahmen
unterstreicht der Veranstalter die
Ernsthaftigkeit seiner Botschaft:
ist das „Danke“ ein echtes Anliegen oder bloß Pflichterfüllung?
Location, Essen, Rahmenprogramm sind die wichtigsten Eck-
pfeiler bei der organisation der
Firmenweihnachtsfeier. oft scheitert es nicht am Budget. „Lieblosigkeit in der Planung ist eine der
größten Sünden bei der organisation der Feier“, sagt Regina Kropff,
Geschäftsführerin der steirischen
werbeagentur keingrammfett. Sie
hat mit www.weihnachtsfeiern.at
ein internetportal ins Leben gerufen, auf dem Restaurants und
hotels die Möglichkeit haben,
sich Firmen und Privatpersonen
als top-Location für die weihnachtsfeier zu präsentieren. „wir
suchen schöne Locations, Geheimtipps, gute caterer, aber auch
Feuerkünstler, Dekorateure, DJ‘s
für ein umfangreiches Rahmenprogramm“, sagt Kropff. Derzeit
stehen 18 Betriebe auf dem Portal.
weitere acht Betriebe kommen
demnächst hinzu. Am stärksten
vertreten sind die Bundesländer
Salzburg und oberösterreich.
„Die Erfahrung hat gezeigt, dass
immer mehr Großfamilien vor
weihnachten ein paar gemeinsame, schöne tage verbringen wollen. Die sollen auf der Plattform
ebenso fündig werden wie unternehmen, die für ihre Mitarbeiter
ein schönes, gemeinsames Erlebnis schaffen wollen“, so Kropff.
neben der kontinuierlichen Erweiterung samt laufender Such-
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
Ko M M E R Z i E L L E R t h E M E n S c h w E R P u n K t
FOKUS
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Odörfer
maschinenoptimierung, wird das
Portal in Zukunft auch den weg
in die sozialen netzwerke antreten um persönliche Geschichten,
Erlebnisse und Empfehlungen
einzufangen.
Buchen im ersten Quartal
Auch für das Grazer haustechnikunternehmen odörfer ist die
weihnachtsfeier ein bewährter
weg, um sich beim Personal am
Ende des Jahres für den geleisteten Einsatz zu bedanken. Deshalb
werden die Veranstaltungsorte
schon frühzeitig ausgewählt, immerhin gilt es jährlich vier weihnachtsfeiern abzuhalten – für jede
Region, in der die Firma vertreten
ist, eine eigene. nur im vergangenen Jahr kamen anässlich eines
Firmenjubliäums alle Mitarbeiter
in Graz zusammen. „Je früher man
seine wunschlocation aussucht,
desto eher bekommt man sie“, berichtet Susanne Schneider, geschäftsführende Gesellschafterin
von odörfer. „Seitdem wir einmal
mit der Planung zu spät dran waren, fixieren wir unsere termine
bereits im ersten Quartal.“ Meist
kommen dabei die Freitage im Advent in Frage. Dann haben nämlich zahlreiche Mitarbeiter am
wochenende frei, mit Ausnahme
derer, die in der Ausstellung tätig
sind.
Je größer, desto früher
Begehrte objekte sollten also
rechtzeitig reserviert werden. Ab
einer Größe von über 100 Gästen
sind mindestens sechs bis sogar
18 Monate Vorlaufzeit einzuplanen. Kleinere Betriebe können
sich mehr Zeit lassen und finden
auch kurzfristig noch attraktive
Veranstaltungsorte. „weihnachtsfeiern liegen generell im Abnehmen“, beobachtet christian herzig, Event- und Sales Manager von
Starcatering (www.starcatering.
at). „Aus diesem Grund ist es für
Klein- und Mittelunternehmen
leichter geworden, auch nach den
Sommerferien noch eine geeignete Location für die weihnachtsfeier zu bekommen.“ neben den
exponierten Feiertagen, bei denen
eine rechtzeitige Buchung notwendig ist, gäbe es bis zu zwei
wochen vor der Feier realistische
chancen auf attraktive Räumlichkeiten. Allerdings zahlt sich eine
rechtzeitige Buchung auch finanziell aus. Viele Anbieter locken
mit einem Frühbucherbonus. So
auch Starcatering. Buchungen,
die bis Ende Juni getätigt werden,
Susanne Schneider (GF Odörfer
Haustechnik)
erhalten acht Prozent auf alle
Speisen und Getränke. Das Partyservice- und cartering-unterANZEIGE
30 |
FOKUS
nehmen bietet im wiener
Raum eine Vielzahl an Locations.
Darunter etwa die Kunstfabrik,
das Palais Lichtenstein, wolke 19
im Ares tower und wolke 21 im
Saturn tower oder das Stift Klosterneuburg. Den c3 convention
center in wien-Landstraße betreibt Starcatering sogar selbst.
Bei der Auswahl der weihnachtsfeier-Location zeichnen
sich bei Österreichs unternehmen zwei Extreme ab. „Entweder
sehr günstig, oder sehr hochpreisig“, sagt herzig. „Zur günstigeren
Variante zählen zum Beispiel
Lofts und Fabrikhallen. Dem
gegenüber stehen hochpreisige
innenstadtlokalitäten, wie Museen, Palais, usw.“
Einzigartigkeit und positive
nachhaltende wirkung lassen sich
mit der Firmenweihnachtsfeier
nicht nur durch Räumlichkeit und
Ko M M E R Z i E L L E R t h E M E n S c h w E R P u n K t
Mit unserer Eventagentur vermitteln
wir zahlreiche
Künstler.
BARBARA NOWECKI
PRONTOPRONTO
ProntoPronto
Kulinarik, sondern vor allem mit
dem Rahmenprogramm erzielen.
unterhaltungsprogramme liegen
im trend.
Entertainment ist gefragt
Seit Jahren plant und organisiert
die Eventmanagerin Barbara nowecki sowohl für Privatpersonen
als auch für unternehmen unvergessliche Events. Mit ihrer Eventagentur ProntoPronto, deren Sitz
im oberösterreichischen Marchtrenk (www.prontopronto.at) leiget, bietet sie unterschiedliche
Event-Module an. Bei „Dinner Varieté“, kümmert sich der Kunde
selbst um Kulinarik und Räumlichkeit und die Eventagentur organisiert die unterhaltung bei
tisch, Bühnenprogramm, Bühne
und technik. in der Modul-Variante „Event extern“ übernimmt
ProntoPronto die organisation
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
von Location, Kulinarik und Show.
unter dem Modul „Event intern“
lässt sich die weihnachtsfeier
samt Show in der eigenen Firma
umsetzen. „Die Firmen suchen für
ihre Mitarbeiter ein weihnachtliches Programm, bei dem trotzdem gelacht werden darf“, sagt
nowecki. „Am besten gebucht ist
die übliche Kellnershow, die musikalischen Beiträge sind weihnachtlich.“
Mit der Mitarbeitergröße
wächst auch die Zahl der gebuchten Künstler. Bis zu zwölf Künstler stehen bei ProntoPront unter
Vertrag. Am häufigsten werden drei bis fünf Künstler als Rahmenprogramm für die Feier exklusiv gebucht. Begehrte termine
sind für 2015 schon lange vergeben. noweckis Kunden kommen
vor allem aus der Auto-, Pharma-,
Banken-, Versicherungsbranche.
Ausbruch aus der jährlichen Routine
I
mmer derselbe Ablauf – hat
sich eine Firmenfeier bewährt,
ist klar, dass man am Erfolgskonzept festhält. häufig hadern
die Firmenchefs aber mit dem
Problem, dass der Schwung alter
weihnachtsfeiern verflogen ist.
Dann heißt es raus aus dem Einheitsbrei und mutige Schritte setzen, die dem teamgeist gut tun.
Kleine Firmen tun sich leichter. Je
größer die Belegschaft, desto
mehr Vorlieben müssen berücksichtigt werden. Das beginnt bei
der Speisenauswahl: wurde an
Vegetarier, Veganer und Allergiker gedacht?
Statt Firmenansprachen wünschen sich viele Mitarbeiter lieber
eine Annäherung mit der Führungsetage auf menschlicher Ebene. Das gelingt in exotischen Locations meist besser als in klassischen. thermen haben zum Bei-
Colourbox.de
spiel den trend erkannt und
schnüren gezielt Firmen-wellness-weihnachtsfeierpakete. Zum
Beispiel die therme Geinberg in
oÖ oder die St. Martins therme
& Lodge im Burgenland. Auch im
Kommen: weihnachtsfeiern in
Almhüttenathmosphäre.
Besonderes Ambiente
in Schladming bietet die Familie
höflehner eine Almhütte für bis
zu 100 Gäste. Das Rahmenprogramm beinhaltet viele outdoorAktivitäten, wie Pferdekutschenfahrt und Fackelwanderungen.
wer völlig in eine andere Zeit
eintauchen möchte findet im
Salzburger Freilichtmuseum in
Großgmain verschiedene historische Gebäude, die sich hervorragend für festliche Anlässe eignen und von 20 bis 160 Personen
Platz bieten.
Gefragt sind zum Beispiel Almhütten; das Rahmenprogramm kann
dabei Pferdekutschenfahrten und Fackelwanderungen beinhalten.
Gerade vor weihnachten
herrscht in vielen unternehmen
großer Stress. warum also nicht
die Feier auf stressfreiere Monate
verlegen. Viele Firmen verzichten
daher auf die klassische weihnachtsfeier und visieren Ende oktober und november oder Jänner
als Miterbeiterfest an. Vor allem
große Konzerne, die ihre mehrere
weihnachtsfeiern organsieren
müssen, weichen gerne auf die
Adventfreie Zeit aus. Der Vorteil:
Begehrte Locations sind leichter
zu buchen und in der Regel kostengünstiger. Starcartering bietet
zum Beispiel zehn Prozent wochenstarter-Bonus an. Alle weihnachtsfeiern, die vor dem ersten
Dezember stattfinden, werden mit
einem Rabatt von zehn Prozent
auf Speisen und Getränke belohnt.
32 |
Businesstalk
Redaktion Alexander Pfeffer
[email protected]
wirtschaftsblatt.at
Mittwoch, 3. Juni 2015
GALA
$
Peroutka (3)
Fest der
Familienerfolge
wiEn. Eine Gala für Österreichs beste Familienunternehmen: Das
wirtschaftsBlatt hatte mit seinen Partnern, dem Bankhaus Spängler, BDo Austria und der Österreichischen notariatskammer, in
die Aula der wissenschaften geladen. Zum Burgenland-Sieger
wurde dabei die Polychem handelsgmbh gekürt. Der Österreich-Sieg ging an die Fussl Modestraße Mayr Gmbh. Finanzminister hans Jörg Schelling hielt die Festansprache, in der
er sich für den Einsatz und das Engagement der Familienunternehmen bedankte, und Karl-heinz Strauss,
Vorstandsvorsitzender der Porr AG, war der Keynote-Speaker des Abends. Rund 300 Gäste ließen die Gewinner bei der anschließenden Feier hochleben.
"
&
# Polychem ist das beste Familienunternehmen aus dem Burgenland: Bankhaus Spängler-Vorstandssprecher Helmut Gerlich (l.) beglückwünscht Eigentümer Alfred Fuchs und seine Frau Maria. ! Christoph Neumayer (l.), Generalsekretär der Industriellenvereinigung, mit
Karl-Heinz Strauss, Vorstandsvorsitzender der Porr AG und Keynote-Speaker der Veranstaltung, beim festlichen Empfang mit rund 300
Gästen. %„In einer wirtschaftlich anspruchsvollen Zeit sind solche Veranstaltungen von besonderem Wert“: Finanzminister Schelling im
Einsatz als Festredner bei der Gala in der Aula der Wissenschaften.
Ihr Event ist unser Business
Ein rundes Jubiläum, das Ihr Unternehmen feiert, eine festliche
Präsentation, zu der Sie Business-Partner laden, oder ein Galaabend, der mit hochkarätigen Gästen über
die Bühne geht: Halten Sie uns auf dem Laufenden, schicken Sie uns Informationen und mailen Sie uns!
[email protected]