Lineare Algebra II 21.04.2015 Zusammenfassung der Vorlesung (Woche 9) VII Euklidische und unitäre Vektorräume VII.1 Bilinearformen Denition VII.1.1. Sei V ein K -Vektorraum. Eine Abbildung ϕ : V × V → K heisst Bilinearform auf V , wenn die Abbildungen ϕw : V → K , v → 7 ϕ(v, w) und ϕv : V → K , w 7→ ϕ(v, w) linear sind. Ist B = (v1 , . . . , vn ) eine Basis von V , so deniert man die Darstellungsmatrix der Bilinearform ϕ als MB (ϕ) = (ϕ(vi , vj ))1≤i,j≤n ∈ M(n × n, K). Behauptung VII.1.2. Sei V ein endlich-dimensionaler K -Vektorraum, sei B eine Basis von V und sei ϕ eine Bilinearform auf V . (i) Sind X = [v]B und Y = [w]B die Spaltenkoordinatenvektoren von Vektoren v und w, so gilt ϕ(v, w) = t X · MB (ϕ) · Y . (ii) Ist B0 eine andere Basis von V , so gilt MB0 (ϕ) = t TBB 0 · MB (ϕ) · TBB 0 , wobei TBB die 0 Transformationsmatrix des Basiswechsels von B0 nach B bezeichnet. Denition VII.1.3. Eine Bilinearform ϕ(v, w) = ϕ(w, v) für alle v, w ∈ V gilt. ϕ : V × V → K auf V heisst symmetrisch, wenn es Behauptung VII.1.4. Eine Bilinearform ϕ auf einem endlich-dimensionalen Vektorraum V ist genau dann symmetrisch, wenn ihre Darstellungsmatrix bezüglich einer (und somit jeder) Basis von V symmetrisch ist. Denition VII.1.5. Eine symmetrische Bilinearform ϕ auf einem reellen Vektorraum V heisst Skalarprodukt, wenn sie positiv denit ist, d.h., wenn ϕ(v, v) > 0 für alle v ∈ V \ {0} gilt. Einen R-Vektorraum zusammen mit einem Skalarprodukt nennen wir euklidischen Vektorraum. VII.2 Sesquilinearformen Denition VII.2.1. Sei V ein C-Vektorraum. Eine Abbildung ϕ : V × V → C heisst Sesquili- nearform auf V , wenn folgendes für alle v, v1 , v2 ∈ V und alle λ ∈ C gilt. ϕ(v1 + v2 , v) = ϕ(v1 , v) + ϕ(v2 , v), ϕ(λv1 , v) = λ · ϕ(v1 , v) ϕ(v, v1 + v2 ) = ϕ(v, v1 ) + ϕ(v, v2 ), ϕ(v, λv2 ) = λ · ϕ(v, v2 ). Ist B = (v1 , . . . , vn ) eine Basis von V , so deniert man die Darstellungsmatrix der Sesquilinearform ϕ als MB (ϕ) = (ϕ(vi , vj ))1≤i,j≤n ∈ M(n × n, K). Lineare Algebra II 21.04.2015 Behauptung VII.2.2. Sei V ein endlich-dimensionaler C-Vektorraum, sei B eine Basis von V und sei ϕ eine Sesquilinearform auf V . (i) Sind X = [v]B und Y = [w]B die Spaltenkoordinatenvektoren von Vektoren v und w, so gilt ϕ(v, w) = t X · MB (ϕ) · Y . (ii) Ist B0 eine andere Basis von V , so gilt MB0 (ϕ) = t TBB 0 · MB (ϕ) · TBB 0 , wobei TBB die 0 Transformationsmatrix des Basiswechsels von B0 nach B bezeichnet. Denition VII.2.3. Eine Sesquilinearform ϕ(v, w) = ϕ(w, v) für alle v, w ∈ V gilt. ϕ : V × V → C auf V heisst hermitesch, wenn es Behauptung VII.2.4. Eine Sesquilinearform ϕ auf einem endlich-dimensionalen C-Vektorraum V ist genau dann hermitesch, wenn ihre Darstellungsmatrix A bezüglich einer (und somit jeder) Basis von V hermitesch ist, d.h. wenn t A = A. Denition VII.2.5. Eine hermitesche Sesquilinearform ϕ auf einem komplexen Vektorraum V heisst Skalarprodukt, wenn sie positiv denit ist, d.h., wenn ϕ(v, v) > 0 für alle v ∈ V \ {0} gilt. Einen C-Vektorraum zusammen mit einem Skalarprodukt nennen wir unitären Vektorraum. VII.3 Orthonormalbasen Denition VII.3.1. Sei V ein euklidischer (bzw. unitärer) Raum mit Skalarprodukt h·, ·i. (i) Zwei Vektoren v, w ∈ V heissen orthogonal, wenn hv, wi = 0. (ii) Zwei Unterräume W1 , W2 ⊂ V heissen orthogonal, wenn hw1 , w2 i = 0 für alle w1 ∈ W1 , w2 ∈ W 2 . (iii) Eine Familie (v1 , . . . , vk ) von V heisst orthogonal, wenn hvi , vj i = 0 für alle i 6= j . Sie heisst orthonormal, wenn zusätzlich hvi , vi i = 1 für alle i. Behauptung VII.3.2. Jede orthogonale Familie (v1 , . . . , vk ), mit allen vi 6= 0, ist linear unabhängig. Behauptung VII.3.3. Sei (v1 , . . . , vn ) eine Orthonormalbasis eines euklidischen (oder unitären) Vektorraums V . Dann gilt v = hv, v1 i · v1 + · · · + hv, vn i · vn für alle v ∈ V . Satz VII.3.4. Sei V ein endlich-dimensionaler euklidischer (oder unitärer) Vektorraum und sei W ⊂ V ein Unterraum mit einer Orthonormalbasis (w1 , . . . , wk ). Dann gibt es eine Ergänzung zu einer Orthonormalbasis (w1 , . . . , wk , vk+1 , . . . , vn ) von V . Insbesondere besitzt jeder endlich-dimensionale euklidische (oder unitäre) Vektorraum eine Orthonormalbasis. Lineare Algebra II 21.04.2015 Behauptung VII.3.5. Sei V ein endlich-dimensionaler euklidischer (oder unitärer) Vektorraum und sei W ⊂ V ein Unterraum. Dann ist das orthogonale Komplement W ⊥ := {v ∈ V | hv, wi = 0 für alle w ∈ W } von W ein Unterraum von V . Weiter gelten V = W ⊕ W ⊥ und W ⊥W ⊥ . Behauptung VII.3.6. Sei V ein endlich-dimensionaler euklidischer (oder unitärer) Vektorraum und sei W ⊂ V ein Unterraum. Sei weiter (w1 , . . . , wk ) eine Orthonormalbasis von W . Für jeden v ∈ V denieren wir die senkrechte Projektion von v auf W durch prW (v) = hv, w1 i · w1 + · · · + hv, wn i · wn ∈ W. (i) Diese Denition hängt nicht von der Wahl der Orthonornalbasis ab. (ii) Es gilt v = prW (v) + (v − prW (v)) mit prW (v) ∈ W und v − prW (v) ∈ W ⊥ . (iii) Die Abbildung prW : V → V ist linear und erfüllt Im(prW ) = W , prW |W = id|W , Ker(prW ) = W ⊥ und prW ◦ prW = prW . Gram-Schmidt-Verfahren. Gegeben sei eine linear unabhängige Familie (v1 , . . . , vk ) eines eu- klidischen (bzw. unitären) Vektorraum V . Das Gram-Schmidt-Verfahren liefert eine orthonormale Familie (e v1 , . . . , vek ) mit span(v1 , . . . , vi ) = span(e v1 , . . . , vei ) für alle 1 ≤ i ≤ k . Dafür denieren wir induktiv ve1 , . . . , vek durch: 1 • ve1 := p · v1 . hv1 , v1 i 1 0 0 • vei+1 := q · vi+1 mit vi+1 = vi+1 − prWi (vi+1 ), wobei Wi = span(v1 , . . . , vi ) = 0 0 hvi+1 , vi+1 i span(e v1 , . . . , vei ).
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