Lernaktivität LA01 Regenwürmer sind Schwerstarbeiter! Stufe Zyklus 2b, Zyklus 3, Sek 2 Anleitung für Lehrpersonen Regenwürmer sind Schwerstarbeiter! Regenwürmer erlauben SuS interessante Beobachtungen (Bigstock) Ziele und Inhalt der Lernaktivität Die SuS erfahren über diese Lernaktivität, dass es drei ökologische Regenwurmgruppen gibt, die unterschiedlich aktiv sind und im Boden unterschiedliche Funktionen einnehmen (wird auch „funktionelle Biodiversität“ genannt). Anhand der eigenen Beobachtungen können die SuS Aussagen machen zum Einfluss, die tiefgrabende, flachgrabende und streubewohnende Regenwürmer auf die Bodenfruchtbarkeit haben. Es werden Bezüge zum Klimawandel gemacht. Das einfache Experiment in den selbstgebauten PET-Flaschenterrarien lässt sich mit zusätzlichen Fragestellungen (Wasserdurchfluss, Wasserspeicherung) gut ausbauen. Didaktische Bezüge Stufendifferenzierte Anleitung für: Zyklus 2b gut geeignet Zyklus 3 gut geeignet Sek 2 für 1. Klasse gut geeignet Zeitbedarf: 4-6 Lektionen Ort: Klassenzimmer Labor Schulhausumgebung Feld Bezüge zum Lehrplan 21: In der allgemeinen Beschreibung des Kompetenzbezugs ist die Zuordnung der Lernaktivitäten und ihr spezieller Kompetenzbezug zum Lehrplan 21 in tabellarischer Form ersichtlich (vgl. Kompetenzbezug LP21). Nachfolgend werden nur die wichtigsten Bezüge zum Bereich NMG bzw. NT genannt. Bezug zu Kompetenzbereichen und Kompetenzen für Zyklus 2b: NMG 2: Tiere, Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten NMG 2.1: SuS können Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen erkunden und das Zusammenwirken dokumentieren => 2.1.2.c,d NMG 2.3: SuS können die Bedeutung von Sonne, Luft, Wasser, Boden und Steinen für Lebewesen erkennen => 2.3.2d NMG 2.4: SuS können Artenvielfalt erkennen und kategorisieren => 2.4.2c,d,e,f NMG 8: Menschen nutzen Räume - sich orientieren und mitgestalten NMG 8.1: SuSkönnen räumliche Merkmale, Strukturen und Situationen wahrnehmen, beschreiben und einordnen => 8.1.2d Bezug zu Kompetenzbereichen für Zyklus 3: NT 1: Wesen und Bedeutung von Naturwissenschaften und Technik verstehen NT 1.1: SuS können Wege zur Gewinnung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse beschreiben und deren kulturelle Bedeutung reflektieren => 1.1.3a,d NT 9: Ökosysteme erkunden NT 9.2: SuS können Wechselwirkungen innerhalb und zwischen terrestrischen Ökosystemen erkennen und charakterisieren => 9.2.3d NT 9.3: SuS können Einflüsse des Menschen auf regionale Ökosysteme erkennen und einschätzen => 9.3.3b Rahmenlehrplan Maturitätsschulen: Richtziele und Basiskonzepte für Sek 2: Entdecken, Beobachten und Dokumentation von Prozessen Arbeitshypothesen entwickeln Sinnvolle Experimente mit lebenden Organismen planen und durchführen, protokollieren, sprachlich und grafische darstellen, Aussagen kritisch prüfen und werten, sich ein Urteil bilden und Methodenkritik üben Basiskonzept Variabilität und Angepasstheit: Lebewesen sind bzgl. Bau und Funktion an ihre Umwelt angepasst. Angepasstheit wird durch Variabilität ermöglicht. Basiskonzept Stoff- und Energieumwandlung. Lebewesen sind offene Systeme. Bezug zum Systemdenken: Grundlage: Systemdenken fördern (Schulverlag plus) Konzepte und Werkzeuge: Systemelemente, System, Wirkungskette, Kreislauf, Vernetzungskreis Haltungen: Zusammenhänge beachten, Wirkungsdauer berücksichtigen, Veränderungen verfolgen Unterrichtsablauf und Forschungsschritte Problem- und Fragestellung Regenwürmer werden nach drei ökologischen Gruppen unterschieden: Streubewohner, Flachgraber und Tiefgraber. Die drei Gruppen unterscheiden sich in ihren Funktionen (Wirkungen auf den Boden), in ihrem Aufenthaltsort im Boden und in ihrer Grösse und Färbung. Regenwurm ist also nicht gleich Regenwurm. Werden die Regenwürmer nach Gruppen (morphologischen Merkmalen) getrennt in selbstgebauten PET-Flaschenterrarien gehalten, kann deren Wirkung auf die identisch eingeschichteten Bodensubstrate nach spätestens 14 Tagen beobachtet und protokolliert werden. Hinweise zu Forschung und Dokumentation Pro PET-Flaschenterrarium sollten nicht mehr als 3-5 Individuen einer Regenwurmgruppe in die Erde geben werden. Die fertiggestellten PET-Flaschenterrarien sollten sichtbar beschriftet an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahrt werden. Niemals an die Sonne oder Wärme stellen, sonst gehen die Regenwürmer ein. Die SuS können ihre Beobachtungen auf dem Forschungsblatt und allenfalls ergänzend in einem persönlichen Forschungsheft protokollieren. Um die typische Forschungsmethodik einzuüben, sollen sie vor Beginn der Beobachtungen Fragen und Hypothesen formulieren (z.B. „die Gruppen werden sich anders verhalten“) und diese Fragestellungen auch schriftlich festhalten. Typisch für den Forschungsprozess ist, dass die Resultate am Schluss präsentiert, diskutiert und verglichen werden – auch mit Angaben in Factsheets oder in Fachbüchern. Es ist wünschenswert, die Bezüge zum Klimawandel oder auch zur Biodiversität in diesem letzten Teil zu diskutieren. Hinweise zum Material Die SuS bringen möglichst stabile 1.5-2 Liter PET-Flaschenmit. Zu dünnwandige PET-Flaschen sind ungeeignet. Pro Terrarium braucht es 2 ganze PET-Flaschen, 1 Flasche mit weggeschnittenem Boden für das Terrarium, eine Flasche zum Stützen der Flasche und zum Auffangen des Wassers bei den zusätzlichen Versuchen. Kies / Splitt und Sand sind meist beim Werkhof der Gemeinde aufzutreiben. Wenn die SuS keine Möglichkeit haben, selbst Substrate mitzubringen, kann Gartenerde, Splitt und Sand in einem Gartencenter gekauft werden. Kies wird zuunterst in die Flaschen eingefüllt, um bei allfälligen Durchsickerversuchen mit Wasser eine Verstopfung des Ausflusses zu vermeiden. Verschiedene Erdsubstrate lassen sich auch auf einem Bauernbetrieb finden. Wird die Lernaktivität auf einem Bauernbetrieb umgesetzt, erspart man sich den Schmutz im Klassenzimmer / Labor. Um die unterschiedliche Wirkung der 3 Regenwurmgruppen gut vergleichen zu können, ist es wichtig, dass das Einschichten der Substrate möglichst identisch erfolgt. Um möglichst effizient Regenwürmer der 3 ökologischen Gruppen zu sammeln, können die SuS mit Spaten mehrere etwa 20cm x 20cm und 25cm tiefen Bodenkuben in einer Wiese entnehmen. Als Streubewohner eignen sich auch Kompostwürmer, die auf jedem nicht zu reifen Kompost zu finden sind. Wichtig: nur unverletzte und möglichst nur erwachsene Tiere (mit Gürtel/Clitellum) verwenden. Werden die Versuche über längere Zeit beobachtet, müssen die Regenwürmer mit Schnittgut (Rasen, Gras) gefüttert werden und der Boden muss feucht gehalten werden. Hinweise zur Datenerhebung Erste Beobachtungen lohnen sich erst nach einer Woche. Vorher sind kaum Unterschiede zu beobachten. Ideal ist, wenn Beobachtungen nach 7, 14 und 21 Tagen (oder ach länger) erfolgen. Die Beobachtungen können auch mit Fotos ergänzt werden. Hinweise zur Datenauswertung Wenn die Zuordnung der Regenwürmer in die 3 ökologischen Gruppen (mit den Körpermerkmalen Farbe, Grösse und Fundort) bei Versuchsbeginn richtig war, sollten eindeutige Resultate zu sehen sein: Die Streubewohner werden sich nur in der obersten Schicht bewegen und aufhalten und das Grasschnittgut abbauen. Die Flachgraber werden sich in den oberen Schichten aufhalten und dem Grasschnittgut kaum Beachtung schenken. Die Tiefgraber werden sichtbare, vertikale Gänge graben und Material der oberen Schichten in die unteren Schichten verfrachten. Zudem werden sie Grashalme (Schnittgut) in die Wohnröhren einziehen. Ergänzende Hinweise für den Unterricht Zyklus 2b: Bodenreise – Bodenlift: Interaktives Lernangebot für die Mittelstufe Regenwurm-Werkstatt mit vielen allgemeinen Infos zum Regerwurm und Experimenten Experiment zum Wasserdurchfluss und -rückhaltung im Boden "Durchsickern lassen" Zyklus 3 und Sek 2: Regenwurmwerkstatt für 9. und 10. Klasse Grundwissen zu Wirbellosen Versuche zu den Sinnesorganen des Regenwurms Viel Wissenswertes zu Bodenfruchtbarkeit und Landwirtschaft Experiment zum Wasserdurchfluss und -rückhaltung im Boden "Durchsickern lassen" Andere Angebote Englisches Citizen Science Angebot zum Regenwurm In die PET-Flaschenterrarien mit identisch eingeschichteten Substraten werden je 3-5 Individuen jeweils einer Regenwurmgruppe eingesetzt. Für jedes Terrarium braucht es 2 PETFlaschen. Beschriftung der drei PETFlaschenterrarien Didaktischer Kommentar Fachhintergrund – Einbettung Im Boden verborgen vollbringt eine Vielzahl von Organismen für uns Menschen wichtige Dienste. Dazu gehören z.B. Bakterien, Einzeller, Pilze, Algen, Krebstiere, Spinnentiere, Tausendfüsser und zahlreiche Insektenordnungen. Die Regenwürmer stehen oft für fruchtbare Böden und sind für Untersuchungen mit SuS im Klassenzimmer und im Feld gut geeignet. Dass Regenwürmer unterschiedliche Funktionen im Boden haben, ist oft nicht bekannt. Regenwürmer und ihre ökologische Funktion können auch im Kontext des Klimawandels und der Biodiversität diskutiert werden. Kommentar zu den Arbeitsaufträgen Die SuS können die PET-Flaschenterrarien nach 2 Wochen zu Demozwecken anderen Klassen oder den Eltern zeigen. Falls weitere Aktivitäten zu Regenwürmern im Feld geplant sind, können die SuS ihre Terrarien auch zu Gesprächen mit Bäuerinnen, Bauern und Jungforschenden mitbringen.
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