Berichterstattung im Fernsehen - MediaCulture

Mh
PRAXISBAUSTEIN
Berichterstattung
im Fernsehen
Für Hauptschule Klasse 8 und Gymnasium Klasse 11
2
Sammelwerk MEDIENZEIT
Ausgabe Baden-Württemberg
Herausgeber:
Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport Baden-Württemberg,
Schlossplatz 4 (Neues Schloss)
70173 Stuttgart
PRAXISBAUSTEIN
Koordination und redaktionelle
Betreuung:
Landesinstitut für Erziehung
und Unterricht Stuttgart,
Rotebühlstr. 131,
70197 Stuttgart
Gesamtkoordination des
Projekts „Neue Medien und
Medienerziehung“:
Dr. Jochen Hettinger,
Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport Baden-Württemberg
(Medienreferat)
ISBN 3-403-03356-2
Erscheinungsjahr: 2000
Redaktion:
Christine Nagy, Dipl. Päd.
Dr. Ida Pöttinger
Autoren:
Christoph Ammon
Madeleine Braunagel
Rudolf Hollein
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Layout und Satz:
Ludwig Auer GmbH,
Donauwörth
Titelgestaltung:
Dzoidos u. Köninger
Kommunikationsdesign
Augsburg
Vertrieb:
Auer Verlag GmbH
Donauwörth – Leipzig –
Dortmund
Postfach 11 52
86601 Donauwörth
Tel. 09 06/73-0
Fax 09 06/73-1 77
Für Lehrerinnen und Lehrer in
Baden-Württemberg gelten
besondere Bezugsbedingungen
(s. Umschlag)
Druck und buchbinderische
Verarbeitung:
Ludwig Auer GmbH
Donauwörth
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PRAXISBAUSTEIN
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Vorwort
Das Sammelwerk MEDIENZEIT, Ausgabe BadenWürttemberg, ist eine Sammlung von Materialien
und Handreichungen für die Medienerziehung in
der Schule. Schwerpunkt sind praxisorientierte
Unterrichtseinheiten, die an den geltenden Bildungsplänen orientiert sind. Die einzelnen Hefte
wurden von Lehrerinnen und Lehrern sowie Moderatorinnen und Moderatoren des Projekts „Neue
Medien und Medienerziehung“ im Rahmen der
Medienoffensive Schule des Kultusministeriums
Baden-Württemberg erarbeitet. Dieses Projekt soll
dazu beitragen, die Medienerziehung und die Medienbildung an Schulen zu unterstützen und entsprechend den aktuellen Anforderungen, insbesondere angesichts der Bedeutung der neuen digitalen
Medien, weiterzuentwickeln. Durchgeführt wird
das Projekt im Auftrag des Kultusministeriums von
den Landesbildstellen Baden und Württemberg und
vom Landesinstitut für Erziehung und Unterricht
(Abteilung II „Allgemein bildende Schulen“ und
Abteilung III „Berufliche Schulen“).
Die zunehmende Bedeutung der Medien in Schule
und Gesellschaft macht Medienkompetenz zu einer
Schlüsselqualifikation und erfordert eine grundlegende Medienbildung. Ziel ist die Fähigkeit zu einem sachgerechten, selbstbestimmten, sozial verantwortlichen und kreativen Umgang mit den
neuen und alten Medien.
Eine Übersicht über die verfügbaren und geplanten
Bausteine des Sammelwerks MEDIENZEIT, Ausgabe Baden-Württemberg, findet sich auf der letzten Seite. Begleitmaterialien zu den Heften und
weitere Informationen zur Medienerziehung bietet
das „Online-Forum Medienpädagogik“, ein Informationsangebot des Landesinstituts für Erziehung
und Unterricht im Rahmen des Landesbildungsservers Baden-Württemberg
(http://www.lbs.bw.schule.de/online-forum).
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PRAXISBAUSTEIN
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Trau – schau – wem
1.
Projekt 1: Sportberichterstattung
1.1 Einführung: Sind Sportsendungen Unterhaltungssendungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
1.2 Abgefilmte Realität? – Medienerzieherische Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
1.3 Film ab! – Didaktisch-methodische Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
1.4 Überblick über die Unterrichtseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.5 Beschreibung der Unterrichtseinheiten mit Arbeitsblättern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.6 Mädchen voran – Erfahrungen und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.7 Halb so schwer – Materialien und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
1.8 Ein bisschen Technik – Ein „Stand-alone“-System zum Videoschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
1.9 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2.
Projekt 2: ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
2.1 Einführung: „Bad news are good news“ – nur weil man eine Story daraus machen kann? . . . . . . . 38
2.2 Zappen zwischen den Kanälen – Medienerzieherische Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.3 Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – Didaktisch-methodische Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
2.4 Überblick über die Unterrichtseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2.5 Beschreibung der einzelnen Unterrichtseinheiten in den Fächern Deutsch und Kunst
mit Arbeitsblättern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
2.6 Je länger, je lieber – Erfahrungen und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2.7 Alles easy? – Materialien und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
2.8 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Die Bildungsplanbezüge zu den einzelnen Projekten befinden sich auf den Seiten 83 und 84.
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PRAXISBAUSTEIN
Einleitung: Trau – schau – wem
Wir sind auf dem Weg vom Infotainment zur
Infofiction.
Und der Kick muss inszeniert werden,
denn Fernsehen taugt nicht für Information.
Michael Born
Das Thema Berichterstattung scheint auf den ersten
Blick ausgelaugt zu sein. Erinnert man sich jedoch
an die Bildbeiträge von Michael Born, dem es
gelungen ist, mehrere gefälschte Reportagen an alle
möglichen Fernsehmagazine zu verkaufen, dann
kommen Zweifel auf, ob dieses Thema jemals erledigt sein wird. Nicht nur der Konkurrenzdruck
unter Reportern, sondern auch die durch digitale
Technik immer einfacher gewordene Bildbearbeitung wirft neue Fragen auf. Der Ausspruch „ein
Bild sagt mehr als tausend Worte“ kann selbst für
seriöse Journalisten eine große Verlockung sein.
Die scheinbare Objektivität von Bildern trügt häufig, denn jeder Versuch einer realistischen Darstellung ist eine Inszenierung, die abhängig ist von
demjenigen, der die Aufnahmen macht, demjenigen, der die Filme bearbeitet und dem Sender,
der die Filme ausstrahlt. Besonders seit der Einführung des dualen Systems, das privaten Sendern
die Ausstrahlung zielgruppenorientierter Berichterstattung ermöglicht, haben sich die Verhältnisse
verändert.
Das Bildangebot ist ein bedeutender Bestandteil
im Konkurrenzkampf um Einschaltquoten und
damit der Werbeeinnahmen geworden. Aufregendere Bilder als ein anderer Kanal zu haben,
bringt Vorteile.
Der Bilderhunger der Rezipienten ist gestiegen.
Die Realität bietet zwar viele spannende Motive,
aber erst, wenn sie interessant aufbereitet werden, entsteht bewegende Spannung. Gleichzeitig
nutzen sich die Bilder schneller ab.
Viele Formen der Berichterstattung begnügen
sich deshalb nicht mit Reportagen, sondern
beziehen Unterhaltungsaspekte bewusst mit ein.
Informationsaufnahme wird daher für den Rezipienten einfacher, die Inhalte werden aber auch
weniger glaubwürdig.
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Die Zweifel der Lehrerinnen und Lehrer an der
Objektivität und der Glaubwürdigkeit der Berichterstattung im Fernsehen sind berechtigt. Pädagogen
schaffen sich einen Rettungsanker, indem sie öffentlich-rechtliche Sender zur Information bevorzugen.
Häufig glauben sie, dass die Ausstattung finanzieller
und personeller Art sowie journalistisches Berufsethos davon abhält, auf Quoten zu schielen. „Die
Tagesschau“ und „Heute“ haben immer noch ein
hohes Ansehen, was ihre Glaubwürdigkeit anbelangt.
Die Jugend schlägt andere Wege ein. Ihre bevorzugten Sender sind private Kanäle. Sie haben wenig Verständnis dafür, wenn Informationen trocken und
unverständlich an sie herangetragen werden. Aber
sie kämen auch nicht auf die vermessene Idee, dass
Berichterstattung objektiv sein müsse. Durch das
große Angebot von Informationen haben sie gelernt,
sich einen Weg zwischen subjektiven Angeboten zu
suchen. Mit dieser Einstellung sind sie realistischer
als ihre Lehrerinnen und Lehrer: Denn auch die
öffentlich- rechtlichen Sender und ihre Journalisten
sind vielen subjektiven Entscheidungen ausgesetzt.
Wie diese Grenze zwischen dem Versuch objektiver
Darstellung und dem Versuch zuschauerorientierter
Informationsvermittlung läuft, können Schülerinnen und Schüler (und auch Lehrkräfte) nur durch
handlungsorientierte Projekte erfahren. Erst mit
der Kamera in der Hand und dem Vergleich mit
der Vorgehensweise ihrer Mitschüler werden sie
die Dimensionen zwischen Wahrheit und Lüge
annähernd begreifen.
Die beiden hier vorgestellten Projekte versuchen auf
verschiedene Art mit diesem Thema umzugehen.
Das erste Projekt widmet sich der Sportberichterstattung. Anhand von selbst produzierten Videos
zu einem gemeinsam erlebten Fußballspiel wird
deutlich, wie unterschiedlich einzelne Schüler und
Schülerinnen dieses Ereignis verarbeiten. Die
Unterrichtseinheiten werden hier für die 8. Klasse
Hauptschule aufbereitet, können aber auch von
anderen Schultypen übernommen werden. Das
zweite Projekt mit dem Titel „ZAP – Fernsehkanäle
und Berichterstattung“ ist für die Oberstufe am
Gymnasium gedacht. Es setzt ein hohes Maß an
analytischen Fähigkeiten voraus, kann aber auch an
untere Klassenstufen angepasst werden.
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PRAXISBAUSTEIN
1. Projekt 1: Sportberichterstattung
1.1 Einführung:
Sind Sportsendungen
Unterhaltungssendungen?
„Die Medien haben viel zu viel Macht über Spieler und Vereine bekommen.
Die Vereine wurden überrollt von einer Medienexplosion.
Wenn ich sehe, was auf junge Spieler heute alles
einstürzt, beneide ich sie nicht.“
Jürgen Klinsmann
Seit der Einführung des dualen Rundfunksystems
im Jahre 1984 hat sich der Fernsehsport zum milliardenschweren Unterhaltungsprodukt entwickelt.
Hinter den Fernsehkulissen tobt ein erbitterter
Kampf um TV-Sport-Rechte und deren Vermarktung. Medienmogule wie Leo Kirch und der Australier Rupert Murdoch pokern mit astronomischen
Summen (3,2 Mrd. DM für TV-Rechte der FußballWM 2002 bis 2006; oder 850 Mio. DM für die Übertragungsrechte der Fußball-Champions-League) in
diesem Spiel ohne Grenzen. Beobachtet man dieses Treiben, ist leicht zu erkennen, dass diese Entwicklung den Sport und dessen TV-Berichterstattung verändert haben. Es ist nicht zu leugnen, dass
wir technisch anspruchsvoller geworden sind – in
den 80er Jahren beobachteten drei Kameras ein
Fußball-Bundesliga-Spiel, heute sind mitunter zehn
Kameras im Einsatz. Kehrseite dieser Entwicklung
ist, dass journalistisch immer distanzloser und flacher informiert wird. ZDF-Sportchef Wolf-Dieter
Poschmann räumt denn auch ein, dass „mit dem
1 Vgl. W. Klingler: SWR-Medienforschung 1998.
Erwerb von Übertragungsrechten die kritische
Distanz schwerer fällt“. Insbesondere der Fußball
sprengt in der Gesellschaft zur Zeit alle Dimensionen. Er hat sich zum Kulturgut entwickelt. Vor
allem junge Fans identifizieren sich stärker denn je
mit „ihren Spielern“. Die „Helden-Saga“ funktioniert, und sie wird vor allem in der Medienlandschaft perfekt inszeniert (siehe SAT 1, Live ran).
Betrachtet man die Fernsehnutzung von Kindern
und Jugendlichen in der zweiten Hälfte der 90er
Jahre, ergibt sich eine eindeutige Rangfolge: Fernsehen vor Radio, Print und PC1. Fernsehen fasziniert Jugendliche durch die funktionale Vielfalt und
unterhaltenden Thematiken. Die inhaltliche Bandbreite ist dabei hoch; sie reicht von Serien über
Talkshows und Musik bis hin zu Spielfilmen, Zeichentrickfilmen und Sport. Eine klare unterhaltungsorientierte Nutzung ist erkennbar. Trotz der
sich schnell ausbreitenden Onlinenutzung in der
zweiten Hälfte der 90er Jahre deutet nichts darauf
hin, dass die dominierende mediale Rolle des Fernsehens gefährdet wäre. Das Projekt „Sportberichterstattung“ in einer 8. Hauptschulklasse orientiert
sich sehr stark an der Interessenlage dieser Zielgruppe. Es möchte Schülerinnen und Schüler über
die Mechanismen des Fernsehens informieren. Sie
sollen lernen, wie Fernsehen gemacht wird und
welche Manipulationsmöglichkeiten bei der Aufzeichnung, beim Schnitt und bei der Nachvertonung bestehen. Durch diese Art der handlungsorientierten Medienerziehung sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Verantwortung als kritische
Macher und Konsumenten lernen – sie bekommen
dadurch eine aktivere Rolle in der Welt.
8
Sportberichterstattung
1.2 Abgefilmte Realität? – Medienerzieherische Einordnung
Sportübertragungen lassen sich angenehm vom
Wohnzimmersessel aus verfolgen. Das gezeigte Bild
ist ein vom Kameramann gesteuertes. Gibt es abgefilmte Realität? Um das Problem zu begreifen, sollte
die Möglichkeit des „Selbsterfahrens“, des „Ver-
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spürens am eigenen Leib“ eingeräumt werden.
Der Einsatz einer Videokamera als didaktisches
Hilfsmittel im Unterricht bietet viele Vorteile: Praxis- und handlungsorientiertes Lernen kommt
Schülerinnen und Schüler mit einer „praktischen
Intelligenz“ sehr entgegen. Durch aktive Medienarbeit werden die medienpädagogisch relevanten
Lernzielkategorien in folgenden psychosozialen
und handlungsorientierten Aspekten realisiert:
Medienbotschaften verstehen
Ansehen von verschiedenen
Sportsendungen und Zeitungsberichten
Medienbotschaften kritisch hinterfragen
Informationsgehalt und Aufbau von
Reportagen untersuchen
Medien sinnvoll nutzen
und ihre Wirkungen reflektieren
Auswahlkriterien entwickeln für die
Nutzung von Presse und Fernsehen im Alltag
Medien gestalten und zur
Kommunikation einsetzen
Produktion einer „Reportage“
Medien in ihren Produktionsbedingungen
und in ihrem Bezug zur gesellschaftlichen
Wirklichkeit erkennen und verstehen
Hintergründe von Sportsendungen entdecken
Filmen mit der Videokamera rechtfertigt sich auch
durch den Bildungsauftrag der ästhetischen Erziehung. Ausdrucksformen und Gestaltungsmittel werden gemeinsam erarbeitet und beurteilt. Die Arbeit
mit der Kamera bedarf keines zusätzlichen Motivationsschubs, auch mit dem „Handling“ sind die
meisten Kinder und Jugendlichen schnell vertraut.
Die Umsetzung eines Inhalts mittels Video anstatt
über den traditionellen Weg mit Papier und Bleistift
ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern kreativ und konstruktiv an Problemlösungen zu arbeiten.
Die Analyse von Sportberichterstattung bietet auch
aus sprachwissenschaftlichem Blickwinkel reichlich Material: Wie oft die sportspezifische Sprache
im Alltag verwendet wird, wird einem dann bewusst, wenn man Kindern und Jugendlichen bei
ihren Unterhaltungen zuhört. Begriffe wie „Schuss“,
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„Attacke“, „Angriff“ gehören zum Sprachgebrauch
der Jugend. Die intensive Beschäftigung mit Pressetexten, Hörsendungen und Fernsehübertragungen
beim Sport bringt Licht in die „Kriegssprache“ des
Sports. Auch hier geht es im Kampf um die Macht,
um Kräftemessen. Am Beispiel des Fußballsports
lässt sich diese Thematik gut erarbeiten.
Der Einblick in die medialen „Machenschaften“
schärft den Blick der Schülerinnen und Schüler. Sie
lernen verstehen und begreifen, mit welchen Mitteln
Einfluss auf die Zuschauer genommen werden kann.
Als wissende, kritische Konsumenten werden sie
sich nicht so leicht von den Medien steuern lassen.
Die vorliegende Unterrichtseinheit lässt sich hinsichtlich der Gesichtspunkte ,Auseinandersetzung
mit journalistischen Texten‘, ,Meinungsbildung‘,
,Pressefreiheit‘ u. v. m. in die Fächer Deutsch und
Geschichte/Gemeinschaftskunde sowie innerhalb
fächerverbindender Themen einbetten.
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PRAXISBAUSTEIN
1.3 Film ab! – Didaktischmethodische Umsetzung
Bei Konzeptionen zur Medienerziehung wird immer wieder darauf hingewiesen, dass eine sachgerechte Nutzung von Medienangeboten nur durch
aktives Tun wirksam unterstützt werden kann. Die
Durchführung eines Medienprojekts zum Thema
„Sportberichterstattung“ bietet eine solche Möglichkeit.
Einen Motivationsschub bekommen die Schülerinnen und Schüler, wenn sie die Themen und Aufgaben mit den ihnen bereits selbstverständlichen
medialen „Werkzeugen“ erarbeiten können. Die
vorangehende oder auch parallell laufende Auseinandersetzung mit der Zeitung als Massenmedium unterstützt ein solches Vorhaben.
Videoarbeit bringt „Schlummerndes“ zu Tage, d. h.
entsprechend ihren Fähigkeiten bringen sich die
Beteiligten in die Aufgabe mit ein. Dadurch wird das
bewusste Wahrnehmen der eigenen Person und der
eigenen Fähigkeiten gefördert, was sich wiederum
identitätsstabilisierend auswirkt.
Videoarbeit ist immer prozessorientiert. Während
der Entstehungsphasen laufen gruppendynamische
Prozesse ab, die für die Klassengemeinschaft einen
hohen Stellenwert haben.
Der zeitliche Rahmen zur Durchführung eines
Medienprojekts – in diesem Fall eine „Fernsehsportberichterstattung“ – ist durchaus variabel. Es kann
im wöchentlichen Unterrichtsgeschehen eingebunden sein. Die Erfahrung zeigt, dass sich Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse sehr gut selbst organisieren können, wenn es darum geht, Technik auszuprobieren und einzusetzen.
Partnerschaftliches Arbeiten und Gruppenarbeit
führen zu offenen Unterrichtsformen und ermöglichen das fächerübergreifende Erarbeiten von Themen.
Die Aufgabenstellungen können so eingeteilt sein,
dass die Gruppen wechselweise am Thema weiterarbeiten, bis es zu einem Ganzen zusammengefügt
wird. Für die vorliegende „Sportberichterstattung“
sind zunächst sieben Doppelstunden geplant. Wenn
zwei Kollegen miteinander kooperieren, kann
Sportberichterstattung
9
parallel im Deutsch- und Gemeinschaftskundeunterricht gearbeitet werden. Die drei sich anschließenden Projekttage zur Erprobung des „Ernstfalls“ können gegebenenfalls in eine Projektwoche
der ganzen Schule mit eingeplant werden. Oftmals
finden an solchen Tagen auch sportliche Darbietungen statt, wie beispielsweise ein Fußballspiel zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften.
Selbstverständlich darf ein unerfahrener Kollege
bzw. eine unerfahrene Kollegin für ein Projekt um
Unterstützung von medienpädagogischen Institutionen (Landes-, Stadt- und Kreisbildstellen) bitten.
Dort wird auch die entsprechende Technik zur Verfügung stehen. Es erweist sich als sehr sinnvoll,
wenn Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte
gemeinsam (es gibt solche Angebote) an medientechnischen Fortbildungsangeboten teilnehmen
können. Im partnerschaftlichen Tun wird die soziale Kompetenz der Jugendlichen gestärkt und die
Lehrkraft erfährt eine Entlastung in der Betreuung
der Technik.
Die nachstehenden Stundenabläufe können sich
individuell sehr stark unterscheiden. Sie sind
abhängig von der Unterrichtsform und der Organisationsform. In Gruppen können die Schülerinnen
und Schüler ihre Stärken gezielt mit einbringen. Sie
erfahren die Vorteile der Gemeinsamkeit, aber auch
die „sozialen Hürden“ eines Teams.
Für die Zeit der praktischen Projektphase sollten
die Schülerinnen und Schüler möglichst oft Zugriff
auf die Technik haben, um üben zu können. Dies
kann in der großen Pause stattfinden und mit kleinen „Drehaufträgen“ verbunden sein (Szenen von
spielenden Kindern im Pausenhof, Gartenanlagen
oder einfach nur Ambiente-Aufnahmen, die sich für
ein Schulfest zusammenschneiden lassen). Wichtig
ist für die Jugendlichen einfach die Möglichkeit, die
technischen Fertigkeiten üben zu können. Mit dem
notwendigen Know-how und der Routine im
Umgang mit den Geräten lässt sich ein Projekt reibungslos durchführen.
Besprechungen und Reflexionen finden im Klassenverband statt. Die Präsentation von Gruppenergebnissen durch einen „Gruppensprecher“ schult die
Selbstsicherheit und das Auftreten vor Zuhörern
und Zuschauern.
10
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
1.4 Überblick über die Unterrichtseinheiten
UE
1. Doppelstunde
2. Doppelstunde
Ziel
Inhalt
Materialien/
Hinweise
3 Monitore
3 Videorekorder
Videokassetten mit
Beispielen aus
unterschiedlichen
Reportagen
Klassenverband
Vor der Klasse sprechen
Ergebnisse gut sichtbar an die Tafel heften
Hausaufgabe: Mitbringen von Zeitungsausschnitten und
Video-Mitschnitten
von Sportreportagen
Klassenverband,
Einzeldarstellung
Erkennen, dass
unterschiedliche
Medien ihre „eigene“ Sprache benutzen
Die Sportseiten in der
Zeitung mit Fernsehberichten vergleichen
3 Monitore
3 Videorekorder
3 Audiorekorder
Zeitungen, Markerstifte
Gruppenarbeit
Typische Merkmale
eines Fernsehsportberichts erkennen
Typische Ausdrücke des
Sprachgebrauchs der
Fußballsportberichterstatter herausarbeiten
Sichten von Filmmaterial im Hinblick auf Sprache
Umgang mit Technik
Erkennen der
Wirkungsweise
unterschiedlicher
Sprachstile
Merkmale zur
sprachlichen Gestaltung
von Reportagen wahrnehmen, bestimmen, ihre
Wirkung erfahren,
Schlüsse ziehen
Darstellen der
Ergebnisse im
Klassenverband
Eigene Methoden zur
Präsentation des erarbeiteten Inhaltes entwickeln
Sportbericht
schreiben
und sprechen
Spezifischen Sprachgebrauch herausarbeiten
Sensibilisierung für
spezifische Sprache
Zu Fernsehbildern sprechen
Gruppenarbeit
Klassenverband
3 Monitore
3 Videorekorder
3 Audiorekorder
3 Mikros
Einstellungen überlegen,
die für den Zuschauer
wichtig sind
Gruppenarbeit
Klassenverband
Präsentation
Was wird dem Zuschauer mitgeteilt?
Gruppenarbeit
Mitschnitte aus
Sportschauen
und Radio
Arbeitsblatt 1
Ergebnisdarstellung
3. Doppelstunde
Organisationsform
Arbeitsblatt 2
Gruppenarbeit
Mh
PRAXISBAUSTEIN
UE
4. Doppelstunde
Ziel
Sportberichterstattung
Inhalt
Materialien/
Hinweise
Organisationsform
Fragetechnik
Interview beim
Interview kennen
lernen
Frageformen,
Fragekartei, Recherchen
Arbeitsblatt 3
Klassenverband
Einsatz der Kamera
im Interview
kennen lernen
Fiktive Personen
stehen im Rollenspiel
Rede und Antwort
3 Monitore
3 Kameras
3 Stative
3 externe Mikros
Klassenverband
Gruppenarbeit
Formulieren von Fragen
an: Trainer, Spieler, Fans,
Fanbetreuer etc.
Arbeitsblatt 4
Arbeitsteilige
Gruppenarbeit
Die Schüler haben
ständig Zugriff zu
3 Kameras
Selbst organisiertes
Lernen
Hausaufgabe:
Plan des KSCStadions organisieren
Aufnahmen im Schulumfeld machen
5. Doppelstunde
Kameraeinstellungen und ihre Wirkungen erfahren,
Bildgestaltung,
Filmsprache kennen
lernen
Betrachten der
Aufnahmen, die während
der Woche selbstständig
gemacht worden sind
Arbeitsblatt 3
Klassenverband
Gruppenarbeit
Mit der Kamera die
erarbeiteten Fragen
der letzten Stunde
aufnehmen
Aufnehmen unter
Berücksichtigung
interviewspezifischer
Einstellungen
3 Monitore
3 Kameras
3 externe Mikros
3 Stative
Gruppenarbeit
Reflexion
Vorstellen der Ergebnisse
Kameras verbleiben
in der Schule für
ständigen Zugriff
der Schülerinnen
und Schüler
Videokamera
Monitor
Selbstkritisch mit
eigenem und fair mit
anderem Material
umgehen lernen
11
Gruppenarbeit
Klassenverband
12
Sportberichterstattung
UE
6. Doppelstunde
7. Doppelstunde
Ziel
PRAXISBAUSTEIN
Inhalt
Organisationsform
Bildgestaltung und
Filmsprache
Übungen zur filmischen
Wahrnehmung
Folien 1 und 2:
„Gesicht“, „Frosch“
(s. Anlage)
Klassenverband
(an die Tafel
heften)
Schülerinnen und
Schüler sollen:
Bilder in Szene
setzen
Bildaussagen
erfahren
Manipulationen
erkennen
Notwendigkeit
und Sinn des
Storyboards
erkennen
filmisch denken
lernen: Der Film
entsteht im Kopf
Erstellen eines Storyboards mit vorgegebenen
Einstellungen auf Papier
Arbeitsblätter 5/1,
5/2, 5/3
Schere, Klebstoff
Material 3–5
Einzelarbeit
Ergebnisse an die
Tafel heften
Auswertung im
Klassenverband
Planung der Drehortbesichtigung
Arbeitsaufteilung für
die Liveaufnahmen
des Fußballspiels
KSC – 1. FC Uerdingen
Wer filmt wen und was?
Planung der Drehortbesichtigung
Gruppenarbeit
Zerlegen einer
Handlung:
Gehen in einen Raum als
„Aufschnitt-Produktion“
Drehortbesichtigung
Erste Filmaufnahmen vor Ort
Eventuell erste
Interviews
4 Kameras
4 Stative
Storyboardblatt
Klassenverband
Auswertung
Erstellen einer
personenspezifischen
Frageliste
Weitere Übungen mit den
Kameras
8., 9., 10.
Doppelstunde
Projektvormittag
Materialien/
Hinweise
Mh
Arbeitsblatt 5
(dient der Gruppeneinteilung am
Drehtag im Stadion)
Tafelanschrieb –
Übertrag in Tabelle
(Arbeitsblatt 5)
3 Kameras
3 Stative verbleiben in
der Schule für ständigen Zugriff der Schülerinnen und Schüler
Kamerastandorte
auswählen und testen
(an Regenwetter
denken …)
Räumlichkeiten im
Stadion sichten, filmen,
um Interviews bitten
(z. B. Zeugwart)
5 Kameras
5 Stative
5 Mikros
Klassenverband
Gruppenarbeit
Selbst organisiertes
Lernen
Gruppenarbeit
Regenschutz
11., 12.,
13. Doppelstunde
Arbeitsteilige
Live-Aufnahmen
im Fußballstadion
Schülerinnen und
Schüler stellen sich an
ihre Standorte
Überprüfen der Technik
5 Kameras
5 Stative
5 Mikros
Ersatzakkus
Regenschutz
Projekttag
Spontane Interviews
einplanen
Interviews:
Pressesprecher
Trainer, Spieler
Polizisten
Behinderte
Fanbetreuer, Fans
Arbeitsblätter
und Notizen
Gruppenarbeit
(Unterstützung
durch außerschulische Pädagogen –
hier: „Medienmobil“ RheinlandPfalz – sehr vorteilhaft; s. a. S. 26)
Gruppen- und
Partnerarbeit
Mh
PRAXISBAUSTEIN
UE
Ziel
Inhalt
Materialien/
Hinweise
Erstellung eines
Storyboards zur
gezielten Einspielung
der aufgenommenen
Sequenzen in den
Computer
Arbeit in 5 Gruppen,
pro Gruppe steht
eine Kamera und ein
„Casablanca“
(Schnittcomputer)
zur Verfügung
Kennen lernen der
Schnitttechnik am
Computer
Prinzipien der
Montage
Einüben der Schnitttechnik am Computer
Mitbetreuung durch
außerschulische Medienpädagogen sinnvoll
Montage
Szenenübergänge
gestalten
Kommentartexte und
eventuell Hintergrundmusik einspielen
Arbeit in 5 Gruppen:
Pro Gruppe steht
eine Kamera und ein
„Casablanca“
(Schnittcomputer)
zur Verfügung
Audiorekorder
und CD-Player
14., 15.,
16., 17.
Doppelstunde
Sensibilisierung
für gelungene
Sequenzen
Auswahl der
aufgenommenen
Filmsequenzen
Projekttag
Kommentartext
überlegen
18., 19.,
20.
Doppelstunde
Sportberichterstattung
Nachvertonung
Titelgestaltung
Projekttag
13
Organisationsform
Gruppenarbeit
Gruppenarbeit
nach Bedarf
Mitbetreuung durch
außerschulische
Medienpädagogen
sinnvoll
(hier: „Medienmobil“)
Präsentation
Reflexion
1.5 Beschreibung der
Unterrichtseinheiten
Unterrichtseinheit 1:
Die Sprache des Reporters kennen lernen
Die Schülerinnen und Schüler sollen die verschiedenartigen Funktionen der Sprache, ihre Leistung
und ihre Grenzen kennen lernen.
Sie sollen einen Zusammenhang erkennen, der zwischen Sprecherabsicht und Sprachverwendung hinsichtlich des Empfängers steht.
Sie sollen verstehen, dass episches, dramatisches
und lyrisches Sprechen auf einer grundsätzlich verschiedenartigen Einstellung des Sprechers zur
Wirklichkeit beruht.
Verlauf: Die Lehrkraft teilt der Klasse die Aufgaben
der bevorstehenden längerfristigen Unterrichtseinheiten mit. Parallel wird im Deutschunterricht das
Thema „Zeitung“ behandelt mit Schwerpunkt auf
der Auseinandersetzung mit dem Berufsbild des
Sportberichterstatters im Fernsehen.
Klassenverband
In einem Klassengespräch wird das Fußballinteresse bei den einzelnen Schülerinnen und Schülern
ermittelt. Die Zahl der Fußballfans hält sich in
Grenzen. Dennoch ist die Klasse sehr motiviert,
sich mit dem Thema zu beschäftigen, zumal das
Ziel, selbst als „Sportberichterstatter“ tätig zu werden, in Aussicht gestellt wird.
Aufgaben: Aufbau der Technik in drei Gruppenräumen: Fernsehmonitor, Videorekorder selbst anschließen und funktionstüchtig machen.
Die Schüler schauen in drei Gruppen je drei Sequenzen zum Thema Reportage2 an. Drei Reporter
erstellen Kurzbeiträge für das Fernsehen: eine Fußballreportage, einen Bericht über Ausgrabungen
und ein Feature über einen Villenvorort, der einer
Schnellstraße weichen soll. An diesen Beispielen
werden die drei Funktionen der Sprache entwickelt: episches, lyrisches und dramatisches Sprechen.
2 Schulfernsehen: Serie: Sprache und Literatur 9. und 10.
Schuljahr.
14
Sportberichterstattung
Beim zweiten Anschauen machen sie sich Notizen
zu Auffälligkeiten wie ,Sprache-Bild-Zuordnung‘
und bestimmen den Sprachstil.
Ergebnis: Die Schüler ziehen folgende Rückschlüsse: Sprache hat unterschiedliche Verwendbarkeiten. Sie entspricht nur bedingt der Wirklichkeit.
Auch die Erkenntnis, dass Sprache dem Anliegen
und dem Ereignis entsprechend angewandt werden
muss, um eine Reportage glaubwürdig ,rüberzubringen‘, ist am Ende der UE vorhanden.
In einer Fernsehreportage ergänzt das dramatische
Sprechen die Bilder, anstatt sie – wie beim Rundfunk – zu beschreiben. Vielmehr soll hier der Reporter mit Worten etwas von der Stimmung für den Zuschauer spürbar machen.
Die Schüler arbeiten sehr konzentriert und motiviert.
Zum Vorstellen ihrer Ergebnisse im Klassenverband
bestimmen die einzelnen Gruppen einen Sprecher
oder eine Sprecherin.
Hausaufgabe: Für die nächsten beiden Unterrichtseinheiten Zeitungsartikel und Mitschnitte aus Sportsendungen (Radio und Fernsehen) mitbringen.
Unterrichtseinheit 2: Unterschiedliche
Medien benutzen ihre „eigene“ Sprache
Die Schüler sollen typische Merkmale eines (Fernseh-)Sportberichts am Beispiel Fußball erkennen.
Anhand eines Textes und ihrer mitgebrachten Materialien sollen sie Fragestellungen zum Fernsehjournalismus bearbeiten.
Verlauf: Diese zweite Unterrichtseinheit wird vorwiegend von den Schülern anhand ihres mitgebrachten Materials selbst gestaltet. Auf Arbeitsblatt
1 sind Fragen formuliert, die gruppenweise bearbeitet werden sollen.
Aufgaben: Aufstellen und Anschließen der bereitgestellten Technik (Audiorekorder, Videorekorder
und Monitor) durch die Schülerinnen und Schüler.
In Gruppen werden die mitgebrachten Materialien –
Zeitungsausschnitte, Video-Mitschnitte und Hörsequenzen – gesichtet und unter der vorgegebenen
Fragestellung betrachtet (siehe unten).
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Für die Ergebnispräsentation sollen die Schüler
„ihre“ Darstellungsform wählen (große, farbige Kartons zum Anheften an der Tafel oder OverheadFolien).
Ergebnis: Die Schüler präsentieren ihre Antworten
unterschiedlich. Eine Gruppe hat Spaß an der
Overhead-Projektion, die beiden anderen schreiben
ihre Ergebnisse auf einem großen Karton auf.
Fragen:
Auf welche Arten werden im Fernsehen Sportereignisse dargestellt?
1. Live-Übertragung, z. B. Länderspiel
2. Spielbericht, z. B. Sportschau
Wie unterscheidet sich die Arbeit des Sportreporters
im Fernsehen, im Hörfunk und der bei der Zeitung?
1. Radioreporter: berichtet exakt über den Spielverlauf
2. Fernsehreporter: ergänzt durch Zusatzinformationen das Bildangebot der Kameras
3. Zeitung: beschreibt den Spielverlauf
Welche sprachlichen Bildergänzungen werden vom
Fernsehreporter erwartet?
1. Aktionen, die nicht von der Kamera eingefangen
werden.
2. Erläuterungen, zum Beispiel: „Der Freistoß
wurde gegeben, weil …“
3. Erforderliche Hintergrundinformationen:
„Warum lässt der Trainer diesmal mit einer anderen Taktik spielen?“
4. Persönliche Hintergrundinformationen über einzelne Spieler, z. B. bereits erzielte Treffer
5. Beschreibung der Stimmung im Stadion
Was sollte ein Sportreporter nicht tun?
1. Nicht zu viel reden, sondern das Bild wirken lassen
2. Nicht inmitten einer spannenden Spielsituation
Zusatzinformationen geben
3. Nicht so tun, als seien alle Zuschauer Fußballprofis, die über alles Bescheid wissen
4. Nicht meinen, dass der Zuschauer Feststellungen
wie „der Ball ist rund“ besonders lustig findet
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Material 1
Sportreporter
– Berichterstatter –
Lest den beiliegenden Text in der Gruppe und beantwortet dann folgende Fragen:
(Quelle: Fernseh-Journalismus; Gerhard Schult; List-Verlag, München)
Auf welche Arten werden im Fernsehen
Sportereignisse dargestellt?
1. Live-Übertragung, z. B. Länderspiel
2. Spielbericht, z. B. Sportschau
Wie unterscheidet sich die Arbeit des Sportreporters im Fernsehen, im Hörfunk und bei
der Zeitung?
1. Radioreporter:
berichtet exakt über den Spielverlauf
2. Fernsehreporter:
ergänzt durch Zusatzinformationen
das Bildangebot der Kameras
3. Zeitung:
beschreibt den Spielverlauf
Welche sprachlichen Bildergänzungen werden vom Fernsehreporter erwartet?
1. Aktionen die nicht von der Kamera
eingefangen werden;
Erläuterungen, z. B.
„Der Freistoß wurde gegeben, weil …“
2. Erforderliche Hintergrundinformationen:
„Warum lässt der Trainer diesmal mit
einer anderen Taktik spielen?“
3. Persönliche Hintergrundinformationen
über einzelne Spieler, z. B. bereits erzielte Treffer etc.
4. Beschreibung der Stimmung im Stadion
Was sollte ein Sportreporter nicht tun
1. Nicht zu viel reden, sondern das Bild
wirken lassen.
2. Nicht inmitten einer spannenden
Spielsituation Zusatzinformationen geben.
3. Nicht so tun, als seien alle Zuschauer
Fußballprofis, die über alles Bescheid
wissen.
4. Nicht meinen, dass der Zuschauer
Feststellungen wie „der Ball ist rund“
besonders lustig findet.
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Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 1
Sportreporter
– Berichterstatter –
Lest den beiliegenden Text in der Gruppe und beantwortet dann folgende Fragen:
(Quelle: Fernseh-Journalismus; Gerhard Schult; List-Verlag, München)
Auf welche Arten werden im Fernsehen
Sportereignisse dargestellt?
Wie unterscheidet sich die Arbeit des Sportreporters im Fernsehen, im Hörfunk und bei
der Zeitung?
Welche sprachlichen Bildergänzungen werden vom Fernsehreporter erwartet?
Was sollte ein Sportreporter nicht tun?
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 3:
Sportbericht schreiben und sprechen
Die Schüler bauen auf den Erkenntnissen der letzten Stunden auf.
Sie erkennen, dass Fußball ein Massensport ist.
Sie üben spezielle Ausdrucksweisen – „Kriegssprache“.
Sie erlernen den richtigen Umgang mit dem Mikrofon.
Sie erfahren die Sensibilisierung für die Bedürfnisse
des Publikums.
Verlauf: Die dritte Unterrichtseinheit soll wieder
sehr praxis- und handlungsorientiert verlaufen. Die
Materialien der letzten UE werden für weitere Aufgabenstellungen genutzt.
Aufgabe: Installieren der Technik (3 Gruppen):
Audiorekorder, Videorekorder, Monitor, Mikrofon.
Zeitungsartikel auf „Spezial-Ausdrücke“ hin überprüfen, den fußballspezifischen Sprachgebrauch im
Text markieren und Ausdrücke notieren.
In Gruppenarbeit erhalten die Schüler die Möglichkeit, am „eigenen Leib“ zu erfahren, wie schwierig
es sein kann, aus dem Stegreif zu kommentieren.
Die Video-Sequenzen laufen ohne Ton ab und die
Schüler schreiben einen Text dazu.
Mit Mikrofon und Audiorekorder ausgestattet, üben
sie das Sprechen zu den ablaufenden Videosequenzen.
Das Arbeitsblatt 2 genau durchlesen und die Videosequenzen daraufhin überprüfen.
Sportberichterstattung
17
Ergebnis: Schüler erkennen: Sport – im Besonderen
Fußball – ist nicht nur Spiel, sondern vielmehr
Kampf, deshalb die „harte“ Sprache („Kriegssprache“).
Nach anfänglichen Schwierigkeiten überwinden die
Schüler die Scheu, ihre eigene Sprache anzuhören.
Sie erkennen, dass ein Reporter sehr wendig im
Ausdruck, d. h. sprachgewandt sein muss.
Die Stimmung im Wohnzimmer ist von der Lebendigkeit des Reporters abhängig.
Nicht jede Stimme ist als „Reporterstimme“ geeignet.Bild und Ton (Sprache, Text) müssen zueinander passen. „Ton-Bild-Scheren“, d. h. vom Bild abweichende Kommentare stören die Aufmerksamkeit
des Zuschauers; sie erzeugen einen sogenannten
„Filmriss“.
Die richtige Auswahl der Bilder ist entscheidend für
das Publikum.
Die Mädchen sind sprechfreudiger, ungehemmter
als ihre Klassenkameraden, die wiederum mehr fußballspezifische Kenntnisse mitbringen.
Im Plenum werden die Sprechergebnisse zum
Videobild parallell laufend angehört und ausgewertet.
Hausaufgabe: Spielplan des ortsansässigen Fußballvereins organisieren.
Kontaktaufnahme mit Pressesprecher, Trainer und
Fanbetreuer (Selbstorganisation in 3 Gruppen) per
Anschreiben, telefonisch oder per Fax.
18
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Material 2
Auswahl der Bildausschnitte
Inzwischen habt ihr alle an einem Fußballspiel aktiv beteiligten Personen
zusammengetragen.
Versetzt euch in die Rolle der Zuschauer. Was wollt ihr in der Sportsendung erfahren?
Welche Bildüberleitungen sind sinnvoll?
Szenen vom Fußballplatz:
Großaufnahmen vom Randgeschehen wie
Reaktionen auf den Zuschauertribünen,
Familienblock, Fanblöcke, Presseblock
Spieler, Trainer, Pressesprecher, Ordnungshüter, Polizei, Fans, Fanbetreuer
Welche Fragen muss sich der Reporter stellen, um dem Zuschauer einen informativen
Zusammenschnitt anzubieten?
1. Höhepunkte, z. B. Tore?
2. Was war typisch für den Spielverlauf?
3. Welche Spieler waren besonders gut,
welche schlecht?
4. Was steckt hinter der Spieltaktik der
spielenden Vereine?
5. Was ist mit Matthäus los?
6. Warum sitzt Effenberg auf der
Ersatzbank?
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Arbeitsblatt 2
Auswahl der Bildausschnitte
Inzwischen habt ihr alle an einem Fußballspiel aktiv beteiligten Personen
zusammengetragen.
Versetzt euch in die Rolle der Zuschauer. Was wollt ihr in der Sportsendung erfahren?
Welche Bildüberleitungen sind sinnvoll?
Welche Fragen muss sich der Reporter stellen, um dem Zuschauer einen informativen
Zusammenschnitt anzubieten?
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Sportberichterstattung
Unterrichtseinheit 4:
Das Interview – Die Kamera und das
Mikrofon im Interview
Die Schüler werden mit den Frageformen beim Interview vertraut gemacht:
Sie erproben die spezifischen Einstellungen, die
beim Interview eingesetzt werden.
Die Fragetechniken beim Interview werden erarbeitet.
Erste praktische Übungen im „gewohnten“ Umfeld,
mit fiktiven (Fußball-)Personen.
Freie Interviews im Schulgelände ohne Themenvorgabe.
Verlauf: Der Schwerpunkt in dieser Unterrichtseinheit liegt in der Einführung und der praktischen Erprobung von Fragetechniken zum Interview und deren Umsetzung mit Kamera und Mikrofon.
Aufgabe: Checkliste zur Vorbereitung von Interviews wird an die Schüler verteilt. Im Klassenverband wird die Checkliste (Arbeitsblatt 3) bearbeitet.
Die bereits vorhandenen Videomitschnitte der
Sportschauen werden auf Interviews hin durchsucht, betrachtet und besprochen.
In Gruppenarbeit werden Fragen an fiktive Personen (Trainer, Pressesprecher, Spieler, Torwart, Zeugwart, Fans, Fanbetreuer, Ordnungshüter etc.) formuliert und zu Papier gebracht (Arbeitsblatt 4).
Ausgestattet mit „externem“ Mikrofon (die Reporter
müssen mit dem Mikrofon nahe an die zu befragenden Personen heran, um einen sauberen Ton zu erhalten), Kamera, Monitor und Stativ, ziehen sich die
Schüler in ihre Gruppenräume zurück, um erste
Aufnahmen zu proben. Die Lehrkraft geht von
Gruppe zu Gruppe und gibt notfalls Anregungen
und Hinweise.
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Ergebnis: Die anfänglichen Schwierigkeiten verschwinden sehr schnell – die Schüler finden diese
Aufgabe des Rollenspiels sehr witzig.
Sie erkennen, welche Leistung ein Reporter bringen
muss, wenn am Ende die Zuschauer durch die Antworten der Befragten informiert werden sollen.
Kurze Fragesätze zu bilden ist gar nicht so einfach.
Der „Fragestil“ muss trainiert werden.
Der Interviewer muss langsam sprechen.
Er muss dem Befragten signalisieren, dass er ernst
genommen wird.
Der Reporter muss immer die Zuschauer im Hinterkopf haben.
Beim Anschauen der Videoaufnahmen gehen die
Schüler mit sich selbst sehr kritisch um und sparen
nicht an Kommentaren zu den einzelnen Interviews.
Abschließend gehen die Gruppen in der großen
Pause mit der Ausrüstung auf Schulkameraden und
Lehrer, Sekretärin und Rektor zu, um spontan Fragen zu stellen. Hierbei soll die Flexibilität des Kamerateams geübt werden. Andere Standorte ergeben immer wieder eine neue Aufnahmesituation
hinsichtlich Hintergründen, Umgebungsgeräuschen, Gegenlicht etc.
Hausaufgabe: Plan des Fußballstadions organisieren.
Mit der Kamera während der Woche im Schulumfeld (Turnhalle oder Sportplatz der Schule, Schüler
beim Kicken) Aufnahmen machen (mit und ohne
Interviews).
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Arbeitsblatt 3
Checkliste
Zu jeder Sportreportage gehören Interviews mit „Betroffenen“.
Folgende Überlegungen sind wichtig, um ein Interview durchzuführen:
Informationen über Thema und Interviewpartner
sammeln
Bei kontroversen Themen genaue Recherche
durchführen
Länge des Interviews abklären
Klares Ziel formulieren
Thema auf wenige Aspekte einschränken
Wissensstand des Publikums abschätzen
Fragen und mögliche Ablaufvarianten überlegen
(aber keinen verbindlichen Fragenkatalog!)
Aufnahmeort und -zeit mit dem Partner vereinbaren
Die wichtigsten inhaltlichen Punkte des Interviews
dem Partner mitteilen, ohne Fragen im Einzelnen
abzusprechen
Ungeübte Partner auf Besonderheiten der medienspezifischen Sprechsituationen hinweisen (Lautstärke, Blickrichtung usw.) und Hilfestellungen
anbieten
Korrekte Anrede klären
21
22
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 4
Interviewfragen
Teilt euch in Gruppen und erstellt eine Liste mit Fragen an folgende Personen:
Trainer, Pressesprecher, Fanbetreuer, Fans, Polizei, Ordnungshüter,
Spieler, Zeugwart, „Tanzmariechen“ bzw. die „Ansporner“; wie heißen die noch ???
Interviewpartner: ________________________
vor dem Spiel:
nach dem Spiel:
Sucht die 4 geeignetsten Fragen aus und macht Aufnahmen mit der Videokamera.
Jeder sollte einmal vor und hinter der Kamera stehen.
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 5:
Bildgestaltung und Filmsprache
Die Schüler sollen die Kameraeinstellungen bezogen auf Interviews und ihre Wirkungen erfahren.
Sie sollen die gesammelten selbstständigen Aufnahmen der letzten Woche kritisch reflektieren.
Die erarbeiteten Fragen der letzten UE werden mit
der Kamera aufgenommen.
Verlauf: In der fünften Unterrichtseinheit sollen
sich die Schüler durch praktisches Tun darin üben,
speziell bei Interview-Aufnahmen sicherer und flexibler mit der Kamera umzugehen.
Aufgabe: Zunächst betrachten die Schüler die Sequenzen, die sie während der letzten Woche selbstständig aufgenommen haben. Die auf Arbeitsblatt 4
festgehaltenen Ergebnisse der letzten UE werden
besprochen.
In Gruppen werden die erarbeiteten Fragen unter
Berücksichtigung interviewspezifischer Kameraeinstellungen aufgenommen. Dabei ist wichtig, dass
abwechselnd alle Rollen von den einzelnen Schülern durchgespielt werden (Kameraführung, Interviewer, Befragter).
Reflexion in Gruppen und Vorstellen der Ergebnisse
mit Gruppenkommentaren.
Ergebnis: Die Schüler gehen mit ihrem eigenen
Material kritisch um.
Sie erkennen, dass nicht jede Aufgabe im Filmteam
jedermanns Sache sein muss, d. h. sie erfahren ihre
eigenen Stärken und Schwächen als Interviewer,
Befragter oder als Kameramann.
In dieser Unterrichtseinheit kristallisieren sich die
speziellen Vorlieben und Stärken für bestimmte Aktionen innerhalb der Filmgruppe der einzelnen
Schüler heraus. Sie selbst können so entscheiden,
wer letztendlich z. B. die Kameraführung beim „echten Spiel“ übernehmen sollte.
Sie gehen mit dem Material der anderen Gruppen
kritisch, aber fair um.
Die Darstellung der Ergebnisse durch einen Gruppensprecher erweist sich für den Einzelnen als gute
Übung zur Stärkung der Selbstsicherheit.
Unterrichtseinheit 6:
Bildgestaltung und Filmsprache
Die Schüler sollen lernen, ein Bild „in Szene zu setzen“.
Sie erfahren die Aussagekraft und Wirkung unterschiedlicher Einstellungsgrößen und -längen.
Sie sollen die Sprache der bewegten Bilder im Unterschied zu Text und Ton erfassen.
Die Möglichkeiten der Manipulation sollen von den
Schülern erkannt werden.
Sportberichterstattung
23
Sie werden erfahren, wie durch unterschiedliche
„Behandlung“ des Filmmaterials seine Aussage und
Wirkung beeinflusst werden kann.
Die Schüler lernen die Notwendigkeit und den Sinn
eines Storyboards kennen.
Verlauf: In der sechsten Unterrichtseinheit sollen
die Schüler die Möglichkeit bekommen, durch eigenes Handeln oben genannte Erfahrungen zu sammeln. Sie sollen dazu ermuntert werden, mit der Kamera als „Zeigefinger“ zu agieren.
Aufgaben: Im Klassenverband werden einige Übungen zur filmischen Wahrnehmung durchgeführt:
Arbeitsblatt 5/1: angeschnittener Kopf einer Frau,
die ein angeschnittenes Glas sowie eine angeschnittene Flasche in den Händen hält – vier
Sekunden anschauen und dann nachzeichnen lassen.
Arbeitsblatt 5/2: Drei Einstellungen werden nacheinander gezeigt. – Was bewirkt dies beim Betrachter?
Arbeitsblatt 5/3: Erstellen eines Storyboards; Material zur Auswahl von Einzeleinstellungen auf Papier und ein leeres Storyboard-Blatt werden zur
Verfügung gestellt. Die Schüler wählen aus den vielen Einstellungen zum Thema „Schach dem
Schnittfehler (Material)“ nicht mehr als sieben Bilder aus, die sie benötigen, um eine spannungsgeladene Szene in Abfolge darzustellen. Diese Bilder
werden auf dem Storyboard-Blatt festgeklebt und
an die Wand geheftet. Gemeinsam werden die verschiedenen Sequenzen begutachtet und auf Verständlichkeit hin überprüft.
Gruppenarbeit (drei Schülerinnen und Schüler –
möglichst alle sollten einmal hinter der Kamera stehen): Zerlegen einer Handlung: „Gehen in einen
Raum“ in drei bis fünf Einstellungen als AufSchnitt-Produktion, d. h. Ausschnitt, Länge und
Reihenfolge der Einstellungen werden beim Aufnehmen schon berücksichtigt. So ist keine Nachbearbeitung des Materials mehr erforderlich.
Ergebnis: Die Schüler erkennen, dass sich die
Filmsprache sehr von „anderen Ausdrucksmitteln“
(Drucktext, Ton und gesprochener Sprache) unterscheidet.
Der Film entsteht im Kopf: Nicht Gezeigtes wird
vom Zuschauer ergänzt (Erfahrungsprinzip).
Bei Arbeitsblatt 5/1 zeichnen die Schülerinnen und
Schüler einen ganzen Kopf, eine ganze Flasche und
eine ganze Tasse, obwohl man auf dem Bild nur einen Teil davon sieht.
Bei Arbeitsblatt 5/2 stellen die Schülerinnen und
Schüler zwischen den Bildern einen Zusammenhang her, den es in Wirklichkeit nie gegeben hat:
Zwischen Frosch- und Teichphoto liegen 50 km
Entfernung und 40 Jahre.
24
Sportberichterstattung
Fazit: Unabhängig von Ort, Zeit und Raum werden
Bilder in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht: Ein Film entsteht im Kopf (*3).
Um Filme zu verstehen, ist der eigene Umgang mit
der Kamera von großer Bedeutung.
Film ist nicht Realität, sondern nur Abbild und Ausschnitt der Wirklichkeit.
Die Schüler sehen, dass Schauspiel im Film nicht
der Darstellung auf einer Bühne gleicht.
Sie erkennen, dass der Filmemacher die Bilder unausweichlich vorgibt.
Die meisten Schülerinnen und Schüler haben weniger Probleme damit, hinter als vor der Kamera aktiv
PRAXISBAUSTEIN
Mh
zu sein. Das Handling der Videokameras bereitet
kaum noch Probleme.
Beim Betrachten der Auf-Schnitt-Sequenzen erkennen die Schülerinnen und Schüler eventuelle Mängel in ihren „Filmchen“. Abgesehen von einigen
missglückten Bildaufteilungen, gibt es nur kleine
technische Probleme. Da die Kameras unterschiedliche „Hochlaufzeiten“ nach dem Auslösen des Aufnahmeknopfes haben, fehlt bei manchen Aufnahmen die erste Bildsekunde. Sobald man die Kamera
in ihren Eigenheiten gut kennen gelernt hat, kommt
man ganz gut zurecht mit dieser Methode.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Arbeitsblatt 5/1
Folie 1
Betrachte das Bild 2 Sekunden lang.
Skizziere auf ein Blatt Papier, was du gesehen hast.
25
26
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 5/2
Folie 2
Was siehst du?
Was siehst du?
Wie könnte das 3. Bild aussehen?
Wie weit liegen Frosch und Teich
auseinander?
Welcher Zeitraum liegt zwischen
Frosch und Teich?
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 5/3
Storyboard
Sportberichterstattung
27
28
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Material 3
Vater und Sohn
Schach dem Vater
(aus: E. O. Plauen, Vater und Sohn. Band 3, Ravensburger Taschenbücher Band 721, Otto Maier Verlag Ravensburg 1981
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Material 3/1
Schach dem Schnittfehler
29
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Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Material 3/2
Entnommen aus „Schach dem Schnittfehler“; Wolfgang Antritter, Madeleine Braunagel, Merle-Verlag, Karlsruhe 1991
Materialien zur Nachbearbeitung von Videofilmen, Kassette und Buch
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 7:
Planung der Drehortbesichtigung
Die Schüler erstellen eine Liste zur Arbeitsaufteilung für die Drehortbesichtigung.
Sie erarbeiten eine personenspezifische Frageliste.
Sie teilen sich ihre Aufgaben selbst zu.
Verlauf: Diese Unterrichtseinheit wird die letzte
Übungseinheit werden, da bereits während der
Drehortbesichtigung Aufnahmen für die Endfassung entstehen sollen.
Aufgabe: Die Schüler sammeln im Klassenverband
mögliche Aufnahme-Motive, die als Tafelanschrieb
festgehalten werden.
Sportberichterstattung
31
Sie übertragen den Tafelanschrieb auf ihr Arbeitsblatt 6.
Den so entstandenen „Motiv-Kategorien“ können
sich die Schüler selbst zuordnen.
Innerhalb der gebildeten Gruppen legen die Schüler
die einzelnen Verantwortlichkeiten (Tätigkeiten)
fest: Kameras, Stative, Kabel bzw. Stromversorgung,
Interviewer, Personen zur Kontaktaufnahme mit
Pressesprecher, Spielern, Fanbetreuer etc.
Ergebnis: Den Schülern gelingt es, sich selbst zu organisieren. Sie verteilen ihre Verantwortlichkeiten
und legen die einzelnen Aufgaben für die Drehortbesichtigung dem Lehrer bzw. der Lehrerin vor.
32
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Material 6
Drehvorschläge
– vor, während und nach dem Spiel –
Überlegt in Gruppen, welche Aufnahmen sinnvoll sein können
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Gruppe 4
Gruppe 5
Spieler/
Trainer
Presse und
Geschäftsführung
Fanbetreuer/
Fans
Technik am
Spielfeldrand
und andere
Helfer
AmbienteAufnahmen
(auch ohne
Ton)
Spielerfrauen
Trainerverhältnis
Zukunftspläne
Trainingszeiten
Spieleanzahl
Einzelne
Spieler (ihre
derzeitige
Situation und
persönliche
Hintergründe)
Schiedsrichter
Polizei
Rotes Kreuz
…
…
…
Fernsehteam
Life-Reporter
Kameramann
und Helfer
Aufnahmeteam
Material„Zulieferer“
(inhaltlich)
Fotografen
…
…
…
…
…
…
Jugendliche
Behinderte
Trommler
Familien
Fans von
Gegenspielern
„Waffen“
„KrachmacherInstrumente“
Aufnahmen
der Projektklasse beim
gesponserten
Essen
...
...
Aufbau der
Geräte (Dauer)
Die Arbeitenden selbst
(Linienrichter
etc.)
Zeugwart,
Wäschefrau
Kamera auf
Schienen am
Spielfeldrand
entlangfahrend
Fußballtor
Ordner
…
…
Schilder
Anzeigetafel
Fanartikel
Beleuchtungsmasten
Eingänge
Ausgänge
Nebenschauplätze:
Menschen
während der
Halbzeit
(Essen und
Trinken,
Fressbuden)
Klogang,
herumrennende Kinder,
Bearbeitung
des Fußballfelds während
der Halbzeit
Fußbälle
…
…
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
Arbeitsblatt 6
Drehvorschläge
– vor, während und nach dem Spiel –
Überlegt in Gruppen, welche Aufnahmen sinnvoll sein können
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Gruppe 4
Gruppe 5
Spieler/
Trainer
Presse und
Geschäftsführung
Fanbetreuer/
Fans
Technik am
Spielfeldrand
und andere
Helfer
AmbienteAufnahmen
(auch ohne
Ton)
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34
Sportberichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Unterrichtseinheiten 8, 9 und 10:
Die Schüler proben den „Ernstfall“
Unterrichtseinheiten 11, 12 und 13:
Live-Aufnahmen im Fußballstadion
Die Schüler sollen geeignete Kamerastandorte auswählen.
Sie testen die Standorte auf mögliche Blickwinkel.
Die Trainingsmöglichkeiten im Gebäude und im
Außengelände werden besichtigt.
Sie erfragen Pressetermine und treffen persönliche
Absprachen zwecks Interviews.
Die Schüler erfahren, wie wichtig eine gute Vorbereitung für Live-Aufnahmen ist.
Sie müssen sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren.
Sie sollen mit unvorhergesehenen Aktionen umgehen lernen.
Verlauf: Während der Drehortbesichtigung erhalten
die Schüler die Möglichkeit, selbst initiativ zu werden. Sie erfahren, wie schwierig es ist, Leute aus der
„oberen Etage“ für ein Gespräch oder ein Interview
zu gewinnen.
Aufgaben: Zusammenstellen aller Geräte, die am
Drehort benötigt werden. Dabei müssen die Verantwortlichkeiten genau festgelegt werden (Arbeitsblatt 5 mitnehmen).
In Gruppen die Drehorte aufsuchen und Einstellungen ausprobieren.
Besonderheiten notieren (Notizen werden am
Spieltag benötigt).
Während der Besichtigung des Sportgeländes spontan nach Interviewpartnern Ausschau halten, um
ein Interview bitten, Fragen stellen (Zeugwart, Wäschedienst, Spieler in den Krafträumen etc.) und
Aufnahmen machen. Auch Randmotive abfilmen
(Fußballschuh-Regale, Lagerräume etc.).
Aufnahmen rund um das Sportgelände machen.
Ergebnis: Die Schüler stellen fest, dass ein Fußballclub einem (Wirtschafts-)Betrieb gleicht. Ohne
die Angestellten, die alle ihren Zuständigkeitsbereich haben, läuft nichts.
Sie erfahren auch, dass der Verein von vielen freiwilligen Helfern getragen wird.
Es gibt immer Schwierigkeiten, Vorsitzende, Pressesprecher, Trainer oder gar Spieler für ein paar Fragen zu gewinnen.
Hartnäckigkeit und gezielte Fragestellung zahlen
sich aus, was auch bedeutet, dass gründliche Vorarbeit von Seiten der Schüler geleistet werden muss.
Jeder technische Handgriff muss sitzen, ansonsten
„läuft das Bild davon“.
Alle Schülerinnen und Schüler waren bei diesem
Lerngang mit großem Interesse dabei. Die Übungen
im Stadion brachten ihnen Sicherheit für den
großen Auftritt. Ihnen war klar, dass der Drehort
sich mit Publikum wieder anders darstellt. Inzwischen hatten sie jedoch genügend Übung und beherrschten das Handling der Kameras sehr gut.
Beim Anschauen der Sequenzen konnten noch
letzte Vorschläge zur Aufnahmegestaltung gemacht
werden.
Verlauf: Die Schüler arbeiten während der LiveAufnahmen in ihrem bereits bewährten Team. Dies
gibt ihnen Sicherheit. Eine „Betreuungsperson“
steht für alle Fälle bereit.
Aufgaben: Die Schüler stellen gruppenweise vor
Beginn der Veranstaltung ihre Geräte zusammen.
Die notwendigen Notizzettel und Arbeitsblätter
dürfen nicht vergessen werden.
Alle Geräte werden nochmals überprüft.
Verteilung auf die Standorte.
In der Pause an eventuelle Interviews in ihrer Nähe
denken.
Die Aufnahmekassetten gut leserlich mit Namen
und Standort beschriften.
Ergebnis: Die Schüler stellen fest, dass sie ganz
schön „geschafft“ sind.
Die Aufnahmesituationen unterscheiden sich zeitweise sehr stark von der ruhigen Drehortbesichtigung: Alles verläuft sehr laut und hektisch; ständig
laufen Menschen durch das Bild.
Es gab keine technischen Probleme. Die Schüler
waren nach diesem Tag so angestrengt, dass sie keinen Blick mehr in die aufgenommenen Sequenzen
werfen wollten.
Jetzt wird’s ernst! – Die Schüler gehen vor Ort „in Stellung“
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Sportberichterstattung
35
Erstellen eines Storyboards, das eine inhaltliche
Gliederung ermöglicht.
Nach kurzer Einweisung in die Einspielmethode
sollen sie selbstständig alle ausgewählten Sequenzen von der Kamera direkt in den Computer einspielen.
Im „Trimm-Modus“ werden diese auf die richtige
Länge gekürzt.
Wichtig sind die „Szenenübergänge“ und der Wechsel der Einstellungsgrößen.
Die Texter arbeiten nach Storyboard am Kommentar, der aber erst nach der Fertigstellung des „Streifens“ in die endgültige Fassung gebracht werden
kann.
Die Jugendlichen stellen Überlegungen zu Titel und
Abspann an.
Passende Hintergrundmusik wird ausgewählt.
Ergebnis: Allen Schülern ist es gelungen, mit zwei
Pausenunterbrechungen das gewünschte Bildmaterial einzuspielen. Bis zum Spätnachmittag waren
alle Aufnahmen auf die Festplatten im Computer
eingespielt und teilweise schon geschnitten. Das
Durchhaltevermögen der Schüler war erstaunlich
gut. Das eingesetzte Schnittcomputersystem erweist
sich als einfach zu handhaben, da es bis zu gewissen
speziellen Funktionen selbsterklärend ist.
Alles klar? – Die „Reporterinnen“ beim Technik-Check
Unterrichtseinheiten 14, 15, 16, 17:
Einspielverfahren – Montageprinzipien
Sensibilisierung für gelungene Filmsequenzen
Erstellung eines Schnittprotokolls
Verlauf: Die Schüler setzen sich in ihren 5 Gruppen
kritisch mit dem aufgenommenen Material auseinander und stellen Überlegungen für einen „Roten
Faden“ an. Es soll kein Gesamtfilm entstehen, sondern es sollen Einblicke gewährt werden in die unterschiedlichen Zuschauergruppen und natürlich
auch in den Spielverlauf. So können die Schüler
„ihr“ Material wie geplant von ihren Standorten einfach übernehmen.
Nach der Sichtung werden sie in das Handling des
digitalen Schnittcomputers eingewiesen.
Innerhalb jeder Gruppe werden 2 Schüler bestimmt,
die sich um den Kommentartext und die Hintergrundmusik kümmern.
Aufgaben: Sichten des Filmmaterials und Vorauswahl für mögliche Schnittsequenzen treffen. Diese
aufnotieren, damit das Einspielen gezielter laufen
kann.
Fieberhaftes Arbeiten am Schnittcomputer
Unterrichtseinheiten 18, 19 und 20:
Ein Film entsteht:
Nachvertonung – Text – Musik
Die Schüler sollen eine Fernsehsportberichterstattung inszenieren.
Sie sollen die Bedeutung des Kommentars kennen
lernen.
Sie erfahren die Bedeutung des O-Tons sowie die
Aufgabe der Hintergrundmusik.
Verlauf: Alle fünf Gruppen spielen heute die noch
fehlenden Sequenzen ein und setzen sie nach dem
36
Sportberichterstattung
Schnitt in die richtige Reihenfolge. Der vorbereitete
Kommentar wird den jeweiligen Bildern zugeordnet
und falls nötig der Länge des Films angepasst.
In der Gruppe wird entschieden, wo der O-Ton verwendet wird, ob Musik eingespielt werden soll –
wenn ja, welche. Gemeinsam wird über den Titel
entschieden. Eventuell können Effekte eingebaut
werden.
Aufgabe: Die Schüler arbeiten selbstständig am
Computer weiter. Sie spielen die restlichen Sequenzen ein und bearbeiten sie soweit, dass ein „Kommentartest“ stattfinden kann.
Kommentar auf einen Audiorekorder sprechen.
Titel gestalten und eventuell Effekte einbauen.
O-Töne festlegen.
Hintergrundmusik – falls gewünscht – auswählen.
Nachvertonung mit Audiorekorder und CD-Player.
Ergebnis: Die Aufgaben konnten im vorgesehenen
Zeitrahmen zu Ende geführt werden.
Alle Gruppen erzielten ein Ergebnis, das sie selbst
an diesem Tag sehr zufrieden stellte.
Die Technik hat ihnen keine Schwierigkeiten bereitet.
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Medienpädgogen (hier: „Medienmobil“ RheinlandPfalz) wurde von Schülern und Lehrern als gewinnbringend empfunden.
1.6
Mädchen voran –
Erfahrungen und Ergebnisse
Das Projekt lief in der Zeit zwischen Fastnacht und
der Osterwoche. Einschließlich der Drehortbesichtigung konnten alle Unterrichtseinheiten während
der Schulvormittage durchgeführt werden. Der
Klassenlehrer plante sein Zeitungsprojekt parallel
zum laufenden Projekt mit ein, so ergaben sich viele
interessante Möglichkeiten, die öffentlichen Medien miteinander zu vergleichen.
Die folgenden intensiven Projekttage liefen an einem halben Spiel-Sonntag und zwei darauf folgenden Schultagen ab. Hier mussten die Lehrer und
Schüler den Nachmittag „opfern“.
Da die Arbeit in Kleingruppen vorgesehen war, ging
es darum, möglichst alle Gruppen zunächst mit
Leihkameras auszustatten, damit die Schüler zum
Üben stets Zugriff darauf haben konnten.
Parallel zu diesem Projekt war bereits ein Antrag auf
Fördermittel gestellt worden, sodass eine Kamera
und ein Schnittcomputer rechtzeitig zum Live-Aufnahme-Zeitpunkt in der Schule eintraf.
Dennoch genügte die Ausstattung nicht. Im vorliegenden Fall wurde das Problem durch länderübergreifende Kooperation mit den Kollegen des Landesmedienzentrums Rheinland-Pfalz gelöst. Mit
PRAXISBAUSTEIN
Mh
ihrem „Medienmobil“ und entsprechend geschulten
Medienpädagogen unterstützten sie die Gruppen
am Spieltag und bei der Nachbearbeitung des Videomaterials. Für die beteiligten Lehrer war dies
eine große Entlastung und die Schüler genossen die
Betreuung in jeder Hinsicht.
(Lehrkräfte, die an ähnlichen Einrichtungen oder
sonstiger medienpädagogischer Unterstützung interessiert sind, können sich an die jeweiligen Landes- und Kreisbildstellen wenden, um Information
über derartige Einrichtungen vor Ort zu erhalten.)
Es zeigte sich, dass die Schüler ohne Ausnahme
hoch motiviert waren. Sie hatten zuvor keine Aktivitäten mit (digitalen) Medien durchgeführt. Auch
der Klassenlehrer, der sehr kooperativ war, war über
die neuen Impulse sehr erfreut.
Es gab keinen Unterschied zwischen Schülerinnen
und Schülern, was die Beteiligung an den verschiedenen Aufgaben anbelangte. Zu beobachten war,
dass die Mädchen sich am Drehtag lieber mit dem
Umfeld, d. h. z. B. mit Geschehnissen im Familienoder im Behindertenblock beschäftigten. Andererseits waren sie bei Interviews die Couragierteren.
Sie gingen auch spontaner auf Menschen zu.
Das Interview mit dem Pressesprecher und dem inzwischen gekündigten Trainer beeindruckte sie
stark.
In den Gruppen entstanden kleine Videofilme, die
in ihrer Gesamtheit einen guten Überblick über den
Ablauf des Spiels und die Atmosphäre im und um
das Stadion geben. Die Schüler waren mit ihrem Ergebnis sehr zufrieden.
Die Rückmeldungen von Seiten der Kollegen und
Eltern beim darauf folgenden Schulfest belohnten
die Mühen der 8. Klasse.
Bei einer „Nachsitzung“ nach einigen Wochen mit
der Klasse und dem Klassenlehrer gingen die
Schüler bereits viel kritischer mit ihrem Material
um: Die Sprache ihrer eigenen Kommentare war
ihnen zu lasch und zu sanft. Sie würden gerne noch
einmal ein solches Projekt durchziehen.
Hierzu besteht Hoffnung – es muss ja nicht ein Fußballspiel sein. Die Gerätschaften sind in der Schule
für solche Aktionen jederzeit verfügbar.
Das Projekt wurde mit einer 8. Klasse der Pestalozzi-GHWRS in Stutensee unter Mitwirkung von
Herrn Klaus Knaus (Lehrer) durchgeführt.
Mh
1.7
PRAXISBAUSTEIN
Halb so schwer –
Materialien und Medien
Technik:
Hardware:
Video-Computer-Schnittsystem „Casablanca“ mit
DV-Schnittstelle und 9,1 GB-Wechselfestplatte als
mobiles tragbares „Stand-alone“-Gerät
Fernseher
Digitale Videokamera
Mikrofon
Stativ
CD-Player
Audiorekorder
Videorekorder
Software:
10 Mini-DV-Videokassetten für die Aufnahmen
S-VHS- und VHS-Videokassetten zum Ausspielen
Audiokassetten für Kommentaraufnahme
CDs für Hintergrundmusik
Die integrierten Effekte im Schnittcomputer waren
für diese Produktion ausreichend.
1.8 Ein bisschen Technik –
ein „Stand-alone“-System
zum Videoschnitt
Dieses Gerät zur nichtlinearen Videobearbeitung ist
ein Komplettsystem, das bezüglich Datenrate/Bildqualität den Anforderungen des Mini-DV-Systems
gleichkommt oder sogar überlegen ist. Die Bedienung dieses Gerätes erfolgt über einen Trackball.
Die Bedieneroberfläche ist so einfach wie möglich
gestaltet. Der Anschluss an einen handelsüblichen
Fernseher über die Scartbuchse macht die Anschaffung eines Monitors überflüssig.
Wie ein Computersystem schneidet dieser Schnittcomputer nichtlinear. Alle Video- und Audiodaten
Sportberichterstattung
37
werden auf der (Wechsel-)Festplatte des Systems gespeichert und können dort in einzelne Szenen zerlegt werden. Diese wiederum können getrimmt und
in einem Storyboard abgelegt werden. Zwischen
den angeordneten Szenen können dann beliebige
Effekte eingestellt werden.
Für die Nachvertonung stehen drei Tonspuren zur
Verfügung. Die Erstellung von Texten ist ebenfalls
möglich. Zusatzeffekte ermöglichen aufwendige Bearbeitung des eingespielten Bildmaterials.
Zum Einspielen der Rohmaterialien eignen sich alle
gängigen Videokameras und Rekorder, die mit Hilfe
von Adapterkabeln auf die verschiedenen Eingänge
des Computers gesetzt werden können.
Die benutzerfreundliche Oberfläche und das einfache Handling ermöglichen allen – auch nicht mit
dem PC vertrauten – Anwendern ein schnelles Einsteigen in die Videobearbeitung. Das System eignet
sich hervorragend zum Einsatz in Schule und
Unterricht. Die Gerätegröße entspricht der eines
Videorekorders und ist daher mobil. Insofern kann
den Schülern dieses Gerät für eigenständiges Arbeiten (auch einmal übers Wochenende) überlassen
werden.
1.9 Literaturverzeichnis
*1. Schulfernsehen: Serie: Sprache und Literatur
9. und 10. Schuljahr
„Wie sie sagen, was sie sagen“ Verleihnummer
42 80 119 bei den baden-württembergischen
Bildstellen.
*2. Fernseh-Journalismus; Gerhard Schult; List Verlag, München 1990
*3. Schach dem Schnittfehler; Wolfgang Antritter,
Madeleine Braunagel, Merle-Verlag, Karlsruhe
1991 (Materialien zur Nachbearbeitung von
Videofilmen: Kassette und Buch)
38
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
2. Projekt 2: ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Eine Nachrichtenredaktion verkauft Meldungen
an Endabnehmer. Das heißt: Jedermann muss die
Meldungen ebenso mühelos erfassen können wie
ein Hochschullehrer.
U. Förster
2.1 Einführung: „Bad news are
good news“ – nur, weil man eine
Story daraus machen kann?
Journalisten wählen aus und entscheiden, welches
Ereignis es wert ist, einem Publikum mitgeteilt zu
werden. Nur ein kleiner Teil aller täglichen Ereignisse ist für die Allgemeinheit interessant, eine Auswahl muss auf jeden Fall getroffen werden. Schon
allein durch die vorgegebene Dauer einer Nachrichtensendung oder bei Zeitungen durch die Druckkapazität besteht bei Print- und Nonprintmedien die
Notwendigkeit der Selektion.
Auf dem Hintergrund, dass Nachrichtenfaktoren in
den verschiedenen Medientypen unterschiedlich
gewichtet werden, wird im vorliegenden Projekt
auch die Frage behandelt, ob sich innerhalb des Mediums Fernsehen, insbesondere zwischen den einzelnen Sendern, eine weitere Differenzierung von
Auswahlkriterien feststellen lässt.
Die so genannte Nachrichtenwerttheorie beschäftigt sich mit der Frage: „Was macht ein Ereignis zur
Nachricht – welche Faktoren sind ausschlaggebend?“
Es ist davon auszugehen, dass sich die Nachrichtenauswahl zuerst darauf konzentriert, wie stark das
Interesse des Publikums an einem bestimmten Ereignis ist. Elnar Östgaard, Begründer der Nachrichtenwerttheorie in Europa, nennt drei Faktorenkomplexe:
Identifikation: Berichte über bereits bekannte
Themen, Prominente sowie Ereignisse von zeitlicher, räumlicher und kultureller Nähe.
Sensationalismus: Ereignisse mit dramatischem
Charakter, Krisen, Krieg, Verbrechen, Unglücksfälle.
Simplifikation: Vereinfachte Darstellung von
komplexen Sachverhalten.
Immer weitere Nachrichtenfaktoren wurden gefunden, z. B. der Faktor der Unvorhersehbarkeit. Je
mehr dieser Faktoren ein Ereignis enthält, desto publikationswürdiger ist es.
Neben der Tatsache, dass im Ereignis selbst die
Gründe für die Selektion liegen, darf die Rolle der
Journalisten nicht außer Acht gelassen werden. Ihre
Beweggründe sind nicht selten durch wirtschaftliche Überlegungen bestimmt: Einschaltquote im
Fernsehen, Auflagenhöhe bei der Presse.
Für unsere Arbeit werden folgende Fragen wichtig:
Wird ein direkter Bezug zur angestrebten Zielgruppe hergestellt? Wenn ja, mit welchen Mitteln?
Lassen sich zuschauerbezogene Nachrichtenfaktoren erkennen?
Wird bzw. wie wird versucht, den Zuschauer
möglichst nah an das Geschehen heranzubringen?
Wie wird mit schwierigen, komplexen Sachverhalten umgegangen?
Die schwierige Frage, wie wird mit der Realität (angenommen, es gibt sie) umgegangen, ist kaum hinlänglich zu beantworten, es sei denn, man ist unmittelbarer Zeuge eines Ereignisses gewesen.
Das Fernsehen kennt viele Formen von Berichterstattung. Sie erfolgt in Dokumentarfilmen, politischen Magazinen, Ratgebersendungen, aber auch in
Nachrichten. Sendungen wie „Die Tagesschau“,
„Heute“ oder „RTL-aktuell“ spielen für die Vermittlung von Realität eine große Rolle, auch für Jugendliche.
Zur Fernsehnutzung von Jugendlichen liegt eine
Dokumentation des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest vor, wonach Fernsehen
den höchsten Gebrauchswert besitzt; es ist das Medium, worauf man am wenigsten verzichten
möchte. Aus der Untersuchung seien hier nur die
beiden für unser Projekt interessanten Aspekte aufgezeigt: „Sendernutzung“ und „Senderpräferenzen“.6 Schüler und Schülerinnen, die ein Gymnasium besuchen, bringen für Nachrichtensendungen
mehr Interesse auf als Gleichaltrige anderer
Schularten. Mit zunehmendem Alter verstärkt sich
dieses noch.
Nach Spielfilmen und Sportsendungen stehen
Nachrichten- und Informationssendungen bei Jungen immerhin auf Rang drei, bei Mädchen – durch
spezielle Jugendsendungen verdrängt – auf Rang
vier.
Bei der Frage nach den Lieblingssendern ergibt sich
ein deutlicher geschlechtsspezifischer Unterschied.
Im Durchschnitt steht zwar PRO 7 auf dem ersten
Platz, Favorit der Mädchen ist jedoch RTL.
Der Unterhaltungscharakter der bevorzugten Sender entspricht dem, was sich Jugendliche vom Fernsehen versprechen: Spaß, Ablenkung von Problemen und Überwindung von Langeweile.
Medienprodukte, so sehr sie auch mit der Wirklichkeit zu tun haben, sind Ergebnisse, die die Absicht
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
39
ihrer „Macher“ widerspiegeln. Auch bei Nachrichtensendungen und Reportagen, die im Medienangebot am ehesten als glaubwürdig gelten, stellt sich die
Frage, welche Wirklichkeit dem Zuschauer/Zuhörer präsentiert wird. Ausgehend von Überlegungen
hinsichtlich der eigenen Medienrezeption soll in
diesem Projekt versucht werden, zunächst den Aufbau einer Fernsehnachrichtensendung zu analysieren.
In einem weiteren Schritt wird untersucht, wie dasselbe aktuelle Ereignis in der Nachrichtensendung
unterschiedlicher Fernsehanstalten redaktionell
verarbeitet und präsentiert wird. Die Ergebnisse
werden in einem „Senderprofil“ festgehalten.
Im Video-Lehrgang werden Kenntnisse im Umgang
mit der Videokamera vermittelt, die filmischen Gestaltungsmittel behandelt und die Nachbearbeitung
(Schnitt/Vertonung) mit digitaler Technik gelernt.
Abschluss des Projekts ist die Eigenproduktion von
Nachrichtenmeldungen einer Studienfahrt. Vorher
entscheiden sich die Schüler-Filmteams, für welchen Sender ihr Beitrag produziert werden soll. Die
strukturellen Elemente für die Dreharbeiten sind
auf der Grundlage des erarbeiteten Sender-Nachrichtenprofils vorgegeben.
Nach Fertigstellung werden die einzelnen Filme in
der Schulöffentlichkeit, z. B. anlässlich eines Elternabends, präsentiert.
2.2 Zappen zwischen den
Kanälen – Medienerzieherische
Einordnung
inhaltlichen und formalen Aspekt der Berichterstattung beibehalten kann, ist eine Beschränkung auf
das Thema Nachrichten von Vorteil.
Der fächerübergreifende Charakter der Konzeption
einer intergrativen Medienerziehung findet sich in
den dargestellten Unterrichtseinheiten der Fächer
Deutsch und Kunst wieder. Den Grundforderungen
des Bildungsziels „Medienkompetenz“ entsprechen
die einzelnen Teilschritte des Projekts:
Das Projekt „Fernsehberichterstattung“ entspricht
den medienpädagogischen Anforderungen in vielerlei Hinsicht. Es enthält sowohl kritisch-analytische
Teile als auch praktische handlungsorientierte Phasen. Damit das Projekt seinen Schwerpunkt auf dem
Medienbotschaften verstehen
Analyse von Fernsehnachrichten
Medienbotschaften kritisch hinterfragen
Informativen Wert von Nachrichten
untersuchen
Medien sinnvoll nutzen und ihre Wirkungen
reflektieren
Eigene Medienbiographie und Mediennutzung
betrachten
Medien gestalten und zur Kommunikation
einsetzen
Produktion eines Nachrichtenspots
Medien in ihren Produktionsbedingungen und
in ihrem Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit erkennen und verstehen
Unterschiede aufgrund der „Senderphilosophie“ erkennen
In der inhaltlichen und formalen Analyse von Fersehnachrichten wird deutlich, dass alle Nachrichten
allein durch die Darstellung bereits geformt werden.
Durch Kenntniss der Bedingungen von Medienproduktionen der öffentlich-rechtlichen und privaten
Anstalten sind Nachrichtensendungen auch unter
dem Aspekt der Einbettung in das Gesamtprogramm zu beurteilen. Der Umgang der Schülerinnen und Schüler mit Nachrichtensendungen wird
erfragt und verglichen. Die Schlüsse, die hieraus gezogen werden, tragen ebenfalls dazu bei, den gegenseitigen Einfluss von Sender und Empfänger zu begreifen.
Die aktive Medienarbeit in Form einer Eigenproduktion innerhalb des Projekts sieht die Erstellung
eines kurzen Nachrichtenfilms vor. Nach dem Erlernen des sicheren Umgangs mit dem Camcorder
werden in praktischen Übungen die wichtigsten filmischen Gestaltungsmittel angewandt und auf ihre
Wirkung hin untersucht.
Dabei wird das Video als Medium kennen gelernt,
mit seinen Möglichkeiten der Dokumentation,
der Information, der Fiktion sowie der Selektion
bzw. Manipulation,
mit welchem Mittel im nonverbalen Bereich eigene Anliegen, Meinungen und Interessen artikuliert werden können.
Das Erlernen des Umgangs mit der Videokamera
liefert auch Kenntnisse
40
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
darüber, dass auch bewegte Bilder (Fernsehen,
Film) nur eine dargestellte Wirklichkeit widerspiegeln,
über Produktionsbedingungen,
über Prinzipien der Produkt- und Prozessorientiertheit.
Eigene Videoproduktionen
fördern Fantasie und Kreativität,
sensibilisieren für die Bildsprache,
steigern die Rezeptionsqualität, aber auch Kritikfähigkeit und Kompetenz gegenüber den Medien,
stellen Kommunikation auf unterschiedlichen
Ebenen her (innerhalb des Filmteams, mit den
„Schauspielern“, bei der Präsentation in der Öffentlichkeit),
führen die Schülerin und den Schüler aus der
Rolle des passiven Konsumenten zu sozialen und
kreativen Aktivitäten.
Medienkompetenz, als Teilkompetenz von Kommunikationskompetenz betrachtet, wird durch weitere
Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer, Erkennen fächerübergreifender Zusammenhänge und Erbringen von Transferleistungen ergänzt. Über theoretische Orientierung,
Analyse und praktische Durchführung gelangen die
Schülerinnen und Schüler zu einem Verständnis,
welches die Objektivität der Medien relativiert.
Selbst Nachrichtenbeiträge sind keine erste Realität, sie durchlaufen einen Herstellungsprozess, der
seinerseits subjektiven Faktoren unterliegt.
Die Beteiligten sollen erkennen, dass Medienprodukte unsere Einstellung und Meinung beeinflussen
und gerade Nachrichtensendungen entscheidend
zur politischen Bewusstseinsbildung beitragen. Aus
diesem Grund ist es besonders wichtig, die einzelnen „Senderphilosophien“ durchschauen zu lernen.
Das Zappen zwischen den einzelnen Kanälen
gehört hier zum Programm.
2.3 Ereignisse werfen ihre
Schatten voraus – Didaktischmethodische Umsetzung
Das Projekt wird hauptsächlich durch die Fächer
Deutsch und Bildende Kunst getragen.
Arbeitsschwerpunkte ergänzen sich gegenseitig:
analytische Reflexion bei der Nachrichtenanalyse,
eigene Gestaltung bei der Produktion sowie Nachrichtenspots über die Studienfahrt mit starkem Erlebnischarakter. Für eine erfolgreiche Durchführung des Projekts sollten stundenplantechnische
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Voraussetzungen geschaffen werden, z. B. Blockbildung der beiden Leitfächer Deutsch und Kunst.
Wählt man, wie in diesem vorgestellten Projekt,
eine Studienfahrt als zu dokumentierndes Ereignis
aus, so muss die Stundenplanung vor und nach der
Studienfahrt zeitliche Verzögerungen, die durch die
Krankheit einer Lehrkraft oder Abwesenheit von
Schülerinnen und Schülern verursacht werden, miteinbeziehen. Sie sollte also nicht zu knapp bemessen sein.
Analyse- und kognitionsbetonte Elemente werden
im Klassenverband oder in Gruppenarbeit behandelt, praktische Aufgaben in Kleingruppen oder einzeln durchgeführt. Das Gespräch innerhalb des
Klassenverbandes mit moderierten Anteilen ist für
das Alter der Schülerinnen und Schüler häufig die
geeignetste Form.
Gemäß den Prinzipien „Handlungs- und Erlebnisorientierung“ werden durch das Thema „Studienfahrt“ auch Sinne und Gefühle angesprochen. Die
Gestaltungsmöglichkeiten des Beitrags sind offen,
jede Gruppe wählt das Senderprofil selbst aus. Hierbei sind die unterschiedlichen Stilmittel und zielgruppenorientierte Ausrichtung zu berücksichtigen.
Die von Schülerseite bestehenden Medienerfahrungen und die Kenntnisse aus den vorbereitenden Unterrichtseinheiten werden dabei mit einfließen. Die
einzelnen Gruppenmitglieder übernehmen neben
allgemeinen Überlegungen zu Konzeption, Ausführungsplanung, Produktion und Präsentation eigenverantwortliche Teilaufgaben: Organisation von
Drehterminen, Vorbereitung und Durchführung
von Interviews sowie Verantwortung für das Equipment (Checkliste). In diesem praktischen Teil ist
offener Unterricht von Vorteil, da Dreharbeiten in
45-Minuten-Etappen nicht zu leisten sind und
variable Lernorte überhaupt erst möglich machen.
Bei der eigenständigen Produktion während der
Studienfahrt sollten die Schüler ihre gestalterischen
Vorstellungen ohne zusätzliche Anweisungen oder
Unterstützung des Lehrers umsetzen. Dieser sollte
nur bei eventuell auftretenden technischen Problemen weiterhelfen.
Die Präsentation der aus verschiedenen Perspektiven (Nachrichtenprofil eines Senders) entstandenen Filme und die Stellungnahme der einzelnen
Teams ermöglicht, den am Anfang des Projekts gemachten Vergleich auf dem Hintergrund von Produzentenwissen, also der eigenen Erfahrung mit dem
vorhandenen Material, auf einer anderen Stufe zu
reflektieren. Die abschließende Diskussion über die
Senderprofile sollte nach bestimmten Kriterien im
Klassenverband stattfinden. Für die Bewertung der
einzelnen Produkte sollen die vorher aufgestellten
Kriterien zugrunde gelegt werden.
Die Präsentation in einem schulöffentlichen Rahmen kann das Publikum, bestehend aus Schülern,
Lehrern und Eltern, miteinbeziehen.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
41
2.4 Überblick über die Unterrichtseinheiten
UE
Ziel
Inhalt
Hinweis
Sozialformen
Reflexion über eigene
Medienrezeption/
Medienbiografie
Beantwortung des
Fragebogens zur Medienbiografie und zu
den Fernsehnachrichten/Auswertung
Überblick über die einzel- Lehrervortrag,
Einzelarbeit,
nen Phasen/Zielsetzung
Gespräch
des Gesamtprojekts
Fragebogen 1 + 2
Arbeitsblatt 1
Bewusstwerden der
Rezeption von
Nachrichtensendungen
Eine Nachrichtensendung (Vortag)
wird gemeinsam
angeschaut/
Fragebogen
Was macht ein Ereignis
berichtenswert?
Hausaufgabe:
Wie berichten
Printmedien über das
Ereignis XY
Einzelarbeit, Gespräch
3/4
Kenntnis der formalen
Teile einer Nachrichtensendung
Ein Ereignis XY wird
intensiver besprochen.
Die formalen Elemente
einer Nachrichtensendung werden
analysiert.
Arbeitsblatt 2
Gruppenarbeit,
tafelzentriertes
Gespräch
5/6
Kenntnis der
Elemente einer
Nachrichtensendung
Erarbeitung der Hauptelemente einer Nachrichtensendung,
Analyse der Struktur
von Nachrichtensendungen
Hausaufgabe: Vergleich
der Hauptnachrichtensendung von öffentlichrechtlichen und einem
frei ausgewählten privaten Sender
Arbeitsblatt 3 + 4 + 5 + 6
Gruppenarbeit,
tafelzentriertes
Gespräch
7/8
Unterschiede zwischen
öffentlich-rechtlichen
und privaten Sendeanstalten
Auswertung der Hausaufgabe:
Vergleich von Nachrichtensendungen der
privaten Sender am
Bezugstag
Arbeitsblatt 7 + 8
Gruppenarbeit,
tafelzentriertes
Gespräch
9/10
Charakterisierung
eines Senderprofils
Zusammenfassung von
für einen Sender typischen Nachrichtenmerkmalen, Entscheidung für das Format
(Senderprofil) des
Studienfahrtfilms
Bildung der Filmteams
Arbeitsblatt 9
Gruppenarbeit,
Schülervortrag
11/12
Kennen lernen der
Funktionen des
Camcorders
Fach Kunst:
Handhabung des
Camcorders
Medieneinsatz: Technik
der Videoaufzeichnung
Arbeitsblatt 10
Lehrerdemonstration,
Gruppenarbeit
13/14
Kenntnis der
Filmsprache
Einführung in die
Grammatik der
Filmsprache
Medieneinsatz:
Analyse v. SpielfilmenSchulfernsehen
Lehrerdemonstration,
Gruppenarbeit
15/16
Beherrschen des Camcorders, Filmaufnahmen nach Vorgabe,
Vorbereitung von
Drehterminen (technisch/organisatorisch)
Praktische Übungen/
Auswertung/Troubleshooting
Selbstständige
Übungsphase
Arbeitsblatt 11
Kleingruppe/Team
1/2
42
UE
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Ziel
PRAXISBAUSTEIN
Inhalt
Hinweis
Sozialformen
Videoreportage/
Rohmaterial
Studienfahrt
Selbstständiges Filmen
Kleingruppe/Team
17/18
Erkennen, dass ein
Film geschnitten
werden muss, Beherrschen der SchnittTechnik
Kriterien für die Sichtung von Rohmaterial,
Einweisung in die digitale Schnitt-Technik,
Postproduktion
(Vertonung, Titel)
Schnittfehler,
Schnittübungen
Medieneinsatz:
Klassische Beispiele
für Filmmontage
(Schulfernsehen)
Lehrervortrag
Gruppenarbeit
19/20
Anwendung der
gewonnenen Erkenntnisse über sendertypische Charakteristika bei der Auswahl
der mitgebrachten
Szenen.
Sichtung des mitgebrachten Materials
unter dem Gesichtspunkt der Eignung für
das ausgewählte Senderprofil.
Erstellen einer
Schnittliste
Austausch der
einzelnen Sequenzen
von unterschiedlichen
Teams ist möglich
Arbeitsblatt 12
Gruppenarbeit
21/22
Erstellung der
Anmoderation
Studioaufnahmen,
verbindende Texte
Möglichkeit, eine
Raumecke studiomäßig
einzurichten
Gruppenarbeit
23/24
Endfertigung der
Nachrichtensendung
Montage der einzelnen
Bestandteile am
Schnittplatz
Zugang zum Schnittplatz auch außerhalb
der Unterrichtszeit
Gruppenarbeit
25/26
Präsentation der
fertigen Beiträge
Fach Deutsch: Vorbereitung einer Präsentation, Technik, Ankündigung, Zielgruppe,
äußerer Rahmen
Präsentation als Probedurchlauf ohne
Publikum durchführen,
Zuständigkeiten klären
Gruppenarbeit
Einzelarbeit
2.5 Beschreibung der einzelnen
Unterrichtseinheiten in den
Fächern Deutsch und Kunst
mit Arbeitsblättern
Unterrichtseinheit 1/2 (Deutsch):
Medienrezeption und Rezeption von
Nachrichtensendungen
Verlauf: Zu Beginn sollen die Schülerinnen und
Schüler über die einzelnen Stufen des Projektes informiert werden, wobei der praktische Teil, die aktive Medienarbeit und deren Kern, die Erstellung
eines Nachrichtenbeitrags über die eigene Studienfahrt, von hoher Motivationskraft ist.
Als Einstieg und Problemaufriss füllen die Schülerinnen und Schüler Fragebögen zur Medienbiografie und zu den Fernsehnachrichten aus (Fragebogen 1).
Die Auswertung der Ergebnisse dient der Bewusst-
Mh
machung der eigenen Fernsehgewohnheiten sowie
der Rolle, die Nachrichten für das Wissen und den
Informationsstand des Einzelnen spielen.
Besonders aufschlussreich und geeignet thematisiert
zu werden, sind die Fragestellungen nach dem konkreten Informationsstand zum aktuellen Ereignis
„xy“ und nach den Ursachen für die schlechte Erinnerbarkeit.
Die Ergebnisse des ersten Fragebogens (Protokoll
anfertigen) sind Ausgangspunkt für den nächsten
Schritt, das gemeinsame Anschauen einer Tagesschau-Sendung.
Der Betrachtung einer gesamten Nachrichtensendung anstelle eines Ausschnitts wird der Vorzug
gegeben. So können die Schüler selbst erfahren, wie
wenig von der Informationsmenge überhaupt rezipierbar ist, wie täuschend das Gefühl ist, gut informiert zu sein.
Anhand des Protokollbogens (Arbeitsblatt 1) für
eine Nachrichtensendung listen die Schüler in
Zweiergruppen während des Vorführens der Nachrichtensendung die einzelnen Themen auf.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Aus der Reihenfolge lassen sich schon erste Strukturen und Erkenntnisse über den dramaturgischen
Aufbau ableiten.
Themen des zweiten Fragebogens sind Inhalte/Informationsgehalt von Nachrichten und die voneinander abweichende Rezeption der Schülerinnen
und Schüler (Fragebogen 2).
Ergebnis: Gründe für Abweichungen in der Beantwortung der Fragen sind in den Unterschieden im
Vorwissen zu sehen, bei der Gewichtung von Bild
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
43
und Ton, des den einzelnen Beiträgen gewidmeten
Interesses oder ganz einfach in dem Umstand, ob
bzw. wie die einzelnen Informationen verstanden
worden sind.
Nach der Vorführung einer aktuellen Nachrichtensendung (vom Vortag) entscheiden sich die Schüler
für ein einziges Nachrichtenereignis und bekommen den Arbeitsauftrag (Hausaufgabe), dessen Darstellung in der Zeitung oder im Internet zu recherchieren und die Unterschiede festzuhalten.
44
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Fragebogen 1
Medienbiografie
1. Wie informieren Sie sich über aktuelle Ereignisse?
2. Wenn Sie Zeitung, Zeitschrift und Fernsehen vergleichen, wodurch fühlen Sie
sich besser informiert?
3. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
4. Sehen Sie Nachrichtensendungen im Fernsehen?
5. Sehen Sie pro Tag mehrere Nachrichtensendungen?
6. Wie oft sehen Sie Nachrichtensendungen in der Woche?
7. Sind Sie mit der gelieferten Information zufrieden (nicht zufrieden)?
8. Tragen Bild und Ton zum besseren Verständnis der Nachrichten bei?
9. Wann haben Sie zuletzt eine Nachrichtensendung gesehen?
10. An welche Informationen erinnern Sie sich noch gut, an welche nur
bruchstückhaft?
11. Was wissen Sie über ________________________________ (aktuelles Ereignis)?
12. Woher beziehen Sie dieses Wissen?
13. Welche weitere Information zum aktuellen Ereignis wäre für Sie noch
interessant?
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
45
Arbeitsblatt 1
Protokoll über eine Nachrichtensendung
Aufgabe
Tragen Sie in die Liste der gesehenen Hauptnachrichtensendung alle Themen der Beiträge
der Sendung ein (Stichworte genügen).
Name der Nachrichtensendung: ______________________________________________________________
Name des Senders: __________________________
Position
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Sendetermin: _____________________________
Thema des Beitrags
46
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Fragebogen 2
Medienbiografie
1. Für welche Bereiche aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport
interessieren Sie sich besonders?
2. Hat die soeben gezeigte Nachrichtensendung einen dieser Bereiche behandelt?
Wenn ja, schreiben Sie auf, was Sie erfahren haben.
3. Welche nur durch Sprache vermittelte Informationen sind Ihnen in Erinnerung
geblieben?
4. Zu wie vielen Themen haben Sie Informationen bekommen?
5. An welche Nachrichten können Sie sich noch gut erinnern?
6. An welche Nachricht werden Sie sich noch lange erinnern? Warum?
7. Welche Bilder sind bei Ihnen haften geblieben? Nennen Sie Gründe.
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 3/4 (Deutsch):
Die formalen Teile einer Nachrichtensendung
Verlauf: Mit der Auswertung der Hausaufgabe der
vorigen UE werden die Unterschiede zwischen
Nachrichten in den Printmedien, im Internet und
im Fernsehen festgehalten.
Die Leitfrage sollte sich auf den inhaltlichen
Schwerpunkt der einzelnen Meldung ausrichten.
Wo wird umfassendere, hintergründige Information
gegeben, wo werden Ereignisse – eventuell durch
formale Strukturen bedingt – unterschiedlich behandelt?
Die Ergebnisse können für die Dauer des Projekts in
Form einer Wandzeitung gesichert werden.
Mit diesem Schritt haben die Schülerinnen und
Schüler das Bewusstsein für die Leistung erlangt,
die speziell Fernsehnachrichten im Unterschied zu
anderen Medien erbringen. Die folgende Analyse
einer Nachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, in unserem Projekt die Tagesschau der ARD, berücksichtigt formale und inhaltliche Aspekte. Obwohl erst im Zusammenspiel von
Inhalt und Form das Typische einer Nachrichtensendung entsteht und es zwangsläufig zu Überschneidungen kommt, ist es sinnvoll, zunächst
einen Bereich näher unter die Lupe zu nehmen. Mit
welchem Bereich begonnen wird, sollte im Einzelfall entschieden werden.
In unserem Projekt stand die formale Untersuchung
am Anfang. Um die Standbildfunktion des Videorekorders nicht zu sehr zu beanspruchen, wurden
von den Einzelbestandteilen der Sendung Videoprints erstellt. Auf Overheadfolie kopiert, bieten sie
die Möglichkeit, in größerem Format und längere
Zeit der Klasse präsentiert zu werden. Über diese
Folien legt man eine neue, unbeschriftete Folie und
trägt darauf die Markierungen ein.
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Studioraum
Wie sieht die Studiodekoration der Tagesschau aus?
Welche Atmosphäre wird hergestellt?
Der Studioraum stellt die Umgebung des Nachrichtensprechers dar. Er besteht aus einer konstanten
Einrichtung und variablen Elementen. Obwohl verhältnismäßig wenig Zeit im Studio verbracht wird,
trägt seine Gestaltung wesentlich zur Darstellung
der Nachrichten und zur Identität der Sendung bei.
In allen seriösen Nachrichtensendungen werden die
Nachrichten in einer Art Büro verlesen. Schon
durch das Umfeld, in das der Sprechertisch/-pult
platziert ist, wird den Zuschauern der Stil der Sendung vermittelt.
Vor einer ständig wechselnden Kulisse – mit den
Beiträgen verändert sich das Hintergrundbild
(Chromakey-Verfahren) – steht der Sprecher in einem Raum ohne Tiefe.
Der Raum kann durch die virtuellen Hintergrundbilder nach Belieben verändert werden.
Das von der Tagesschau erzeugte Hintergrundblau
besitzt keine Struktur. Die Hauttöne heben sich von
diesem Hintergrund relativ gut ab.
Die dominierende Farbe „Blau“ der Studiobilder ist
aber nicht nur technisch bedingt: Blau symbolisiert
Kühle, die Informationen sollen den Charakter von
Neutralität und Nüchternheit erhalten.
Foto
(Videoprint)
Ergebnis: Die Gestaltung bleibt beim ständigen
Wechsel des Tagesgeschehens konstant. Das formale Grundmuster kann auf jeden beliebigen Inhalt
angewendet werden. Es wirkt auf den Eindruck,
den der Zuschauer neben den Inhalten von einer
Nachrichtensendung vermittelt bekommt.
Die formale Betrachtung stellt die Fragen:
Wie sehen diese Eindrücke aus?
Wodurch werden sie erzeugt?
Zur Beantwortung dieser Fragen werden zuerst die
technischen Mittel vorgestellt, die zur Verfügung
stehen.
Auswertung
Hintergrund: Die technischen Gestaltungsmittel
Die technischen Gestaltungsmittel sind in jedem
Nachrichtenstudio der Welt gleichermaßen vorhanden. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch in
der unterschiedlichen Anwendung dieser Mittel
(Arbeitsblatt 2).
47
48
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
NachrichtensprecherIn/HauptmoderatorIn
Tragen Nachrichtensprecher bei sommerlicher
Hitze oben Hemd und Krawatte – und unterm Tisch
die Badehose?
Nein – das sei ja auch gar nicht nötig, meint
„Heute“-Sprecher Claus Seibel, „die Studios sind ja
klimatisiert“. Außerdem gelte auch an heißen Tagen: Die Nachrichten müssten seriös ’rüberkommen.
Der einzige Mensch, der regelmäßig in den Nachrichten zu sehen ist, ist der Nachrichtensprecher. Er
könnte als beweglicher Teil der Studiodekoration
bezeichnet werden. Von der Rolle des Sprechers
hängt das Maß an Autorität in der Nachrichtensendung ab. Seine Persönlichkeit, sein Erscheinungsbild und sein Verhalten kommentieren die
Botschaften, die er vermittelt. Meistens beschränkt
sich der Einsatz des Nachrichtensprechers auf die
Rolle des Verlesens der Meldungen.
Der Sprecher in der Tagesschau ist nach rechts
verlagert, die Einstellung wird die ganze Sendung
hindurch beibehalten. Der Sprecher (so auch durch
einen eingeblendeten Titel bezeichnet) verliest die
Meldungen emotionslos, womit der Einruck von
Objektivität erzeugt werden soll. Die Art seines
Auftretens
erscheint
autoritär,
der
eines
Regierungssprechers vergleichbar.
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Grafik
Welche Meldungen werden durch Grafiken unterstützt?
Die Grafik ist ein notwendiges Gestaltungsmittel,
um ergänzende Informationen kürzer, als es verbal
machbar ist, in den Ablauf einer Nachrichtensendung einzubauen.
Grafiken erscheinen in der Tagesschau auf der vorgesehenen blauen Fläche im Hintergrund links neben
dem Sprecher. Die Bildformate sind unterschiedlich;
sofern Vorlagen nicht in das vorgesehene Raster
passen, werden sie verkleinert abgebildet.
Schriften
Wann werden Schriften eingeblendet?
Wo werden sie eingeblendet?
Ausschließlich mit der Einblendung von Schriften
während der Sendung ist ein Mitarbeiter beschäftigt.
Für die Angabe von Bildquellen oder Ortsangaben
gibt es keinen festen Platz.
Die Schriftzüge werden je nach Bedarf eingesetzt.
Das Prinzip der Schriftgestaltung sowie die Unterlegung mit einem Balken bleibt jedoch gleich.
1
Senderlogo
„Tagesschau“ Datum
Name des Themas
Schlagzeile
Name des Sprechers
Schriften
Tricks
Welche Bildeffekte werden angewendet?
Wozu wird ein Effekt eingesetzt?
Für die Einstellung auf den Sprecher wird eine
Kamera benutzt. Sie nimmt den Nachrichtensprecher mit derselben Einstellungsgröße immer gleich
auf.
Es gibt nur die eine frontale Perspektive, die ihn
halbtotal und nach rechts verlagert zeigt.
Lediglich am Schluss ist eine Studiototale zu sehen,
die einen Blick mit einer speziell dafür installierten
zweiten Kamera von der Seite auf die Szenerie ermöglicht.
Die Studiokamera setzt keine weiteren Gestaltungsmöglichkeiten ein, diese werden teilweise durch
einige Effekte ergänzt (siehe Tricks).
Mit dem Videomischer werden Effekte erzeugt, die
die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen
Gestaltungsmitteln herstellen. Der Mischer, über
den alle Bildquellen laufen, kann als Kernstück eines Fernsehstudios bezeichnet werden.
Die Auswahl der Verbindungen ist ein wichtiges
Mittel der Gestaltung. Bei der Tagesschau wird vom
Vorspann ins Studio geblendet. Während der Sendung erfolgen harte Schnitte vom Studio in den Beitrag, oder es wird eine schnelle Wischblende benutzt, um das Hintergrundfoto zu wechseln. Alle
anderen Übergänge während der Sendung sind hart.
Der Mischer hat bei der Tagesschau die Funktion
eines technischen Umschaltgeräts der Bildquellen.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Ton
Welche Tonquellen werden verwendet?
Wann sind mehrere Tonebenen hörbar?
Im Normalfall werden in allen Sendeanstalten die
Beiträge zunächst vom Bild her zusammengestellt.
Der Kommentar wird erst nach dem Bildschnitt aufgenommen.
Der Ton – hier Sprache und Geräusche – ist eines
der Hauptelemente zur Vermittlung von Informationen und deren Interpretation. Das Ohr ist ein sehr
sensibles Organ, Veränderungen wirken sich stärker
aus als gemeinhin angenommen wird. Auch der Ton
ist ein wichtiges Gestaltungsmittel, er wird oft (und
das im Hinblick auf die schulische Videoarbeit) zu
Unrecht vernachlässigt.
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
49
Die existierenden Originaltöne werden gleichzeitig
bei der Sprecheraufnahme zusammengemischt.
Diese Vorgehensweise ist die schnellste und einfachste Art, eine Endmischung zu erzielen, wird vor
allem aber bei Beiträgen eingesetzt, die außer Haus
produziert werden.
Aus Zeitgründen erfolgt bei der Tagesschau neben
den Originaltönen keine Tonmischung. Der vom
Journalisten abgefasste Text wird während des Beitrags live dazu gesprochen, somit erfolgt die Endmischung ebenfalls live.
Der Originalton tritt nur bei Interviews, in denen
der Ton im „On“ seine Berechtigung hat, in den Vordergrund.
50
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Arbeitsblatt 2
Technische Gestaltungsmittel (Tagesschau)
Studioraum
Wie sieht die Studiodekoration der Tagesschau aus?
Welche Atmosphäre wird hergestellt?
NachrichtensprecherIn
Welche Funktion hat der (die) NachrichtensprecherIn?
Wie wirkt er (sie) durch sein (ihr) Verhalten, Erscheinungsbild?
Wie wird er (sie) ins Bild gesetzt?
Zeichnen Sie die Position des
Sprechers (der Sprecherin) ein.
Grafik
Welche Meldungen werden durch Grafiken unterstützt?
Schriften
Wann werden Schriften eingeblendet?
Wo werden sie eingeblendet?
Zeichnen Sie ein, wo Schriften angeordnet
werden, worüber sie Auskunft geben.
Tricks
Welche Bildeffekte werden angewendet?
Wozu wird ein Bild-Effekt eingesetzt?
Ton
Welche Tonquellen werden verwendet?
Wann sind mehrere Tonebenen hörbar?
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 5/6 (Deutsch):
Elemente einer Nachrichtensendung
Verlauf: In der vorangegangenen UE sollte erkannt
werden, inwieweit durch die Studiotechnik senderspezifische Besonderheiten geschaffen werden.
In Gruppenarbeit sollen die Schülerinnen und
Schüler die Nachrichtensendung in Bausteine zerlegen, die festen und wiederkehrenden Teile herausarbeiten, um zu erkennen, wie die Sendung aufgebaut ist und wie sich dies auf die Gestaltung der
Nachrichten auswirkt.
Im Folgenden soll im Gespräch auf die wichtigsten
Elemente eingegangen werden.
Die Ankündigung/der Vorspann
Moderation: Begrüßung, An- und Abmoderation
von Beiträgen, Überleitung zu weiteren Themen,
Verabschiedung
Film-/Bildbeiträge: Die Nachrichtenmeldung besteht aus Film- oder Standbildern, die durch einen Kommentartext ergänzt sind.
Die Wortmeldung: Sprecher ist im Bild, Meldung
wird lediglich durch ein Hintergrundbild oder
eine Grafik, nicht aber durch einen Filmbeitrag
unterstützt.
Der Reporterbericht: Korrespondentenberichte
sind auf zwei unterschiedliche Arten möglich:
der vorgefertigte Beitrag, der dem Sender schon
vorliegt oder der Livebericht, der Reporter am
Ort des Geschehens zeigt, wobei der Moderator
im Studio direkte Fragen stellen kann. Die Liveschaltung zum Schauplatz wird immer öfter gewählt.
Durch die Entwicklung der Telekommunikationstechnik ist dies ohne Qualitätseinbuße möglich,
kann man so doch den Zuschauern den Eindruck
von Aktualität und Authentizität vermitteln.
Das Interview: Ebenfalls immer mehr angewendet wird das Interview als telefonische Liveschaltung, die meist das Bild des Gesprächspartners
zeigt.
Die Wetterkarte (Arbeitsblatt 3)
Hintergrund:
Die Ankündigung/der Vorspann
Wie sieht der Vorspann der Hauptnachrichtensendung der ARD aus?
In den ersten Sekunden der Nachrichtensendung
wird der Zuschauer vorbereitet auf das, was ihn in
der kommenden Sendung erwartet. Für alle Sender
gilt: das Wichtigste ist die Pünktlichkeit. Kurz vor
Einblendung der Zeit wird noch ein einzelner Werbespot ausgestrahlt, aufgrund der hohen Zuschauerzahl die teuerste Werbezeit. Danach beobachtet
der Zuschauer gespannt die letzten fünf Sekunden
vor 20 Uhr. Die Zeit wird in digitaler Art, Ziffern,
(früher eine Uhr) eingeblendet. In der linken oberen
Ecke erscheint das Logo der Eins, welches die
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
51
ganze Sendung über stehen bleibt. Im Hintergrund
eine blau eingefärbte Weltkarte, transparent von einer großen Eins überlegt. Fünf Sekunden Stille. Ein
Gong ertönt bei 20.00 Uhr und verkündet den Beginn der Nachrichten. Begleitet wird dies von elektronischer Musik. Mit den letzten Fanfarenklängen
erscheint in weißen Buchstaben der Schriftzug „Das
Erste“, wird nach hinten ausgeblendet und der
Schriftzug „tagesschau“ blendet sich ein. Eine Sprecherstimme aus dem „Off“ meldet: „Hier ist das
Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau.“
Neben der einfachen Einleitung (wie bei jeder Präsentation und jedem Vortrag) hat der Vorspann
noch weitere Aufgaben zu erfüllen:
Image: Das Konzept der Sendung muss von Anfang an erkennbar sein.
Spannung: Die Besonderheit der Meldungen
muss klar werden, der Zuschauer wird auf ein
außerordentliches Ereignis eingestimmt.
Autorität: Der Zuschauer muss von der Kompetenz und Befugnis der Macher überzeugt sein,
bzw. werden.
Der Vorspann der Tagesschau wird auf dem Hintergrund des Vergleichs mit anderen Sendern (UE 4)
erneut aufgegriffen.
Die Moderation
Wie wirkt die Sprecherin, der Sprecher (Äußeres,
Mimik, Gestik)?
Wie wirkt die Sprache, die Art zu sprechen?
Welchen Eindruck vermittelt das Hintergrundbild?
Wie wird der Zuschauer auf den folgenden Bericht
vorbereitet?
Auf welcher Ebene werden Vorinformationen gegeben (Sprache, Texteinblendung, Bild)?
Üblich ist, dass die Beiträge anmoderiert werden.
Der Beitrag wird mit dem Namen des Journalisten
gekennzeichnet, live gesprochen wird der Beitrag
von einem Beitragssprecher. Die Länge eines Beitrags liegt im Normalfall zwischen ein und zwei Minuten. Eine mitunter praktizierte Methode, um Zeit
zu sparen, ist die Behandlung von zwei Themen
ohne Überleitung – etwas verwirrend für den weniger aufmerksamen Zuschauer (Arbeitsblatt 4).
Wort- und Bildbeiträge
Wie geht der Nachrichtensender mit den einzelnen
Beiträgen um, wie werden sie angeboten?
Werden Meldungen unterschiedlichen Inhalts von
der Form her unterschiedlich behandelt?
Worauf liegt der Schwerpunkt der Meldung?
Worin besteht der Neuigkeitswert der Nachricht?
Überwiegen thematisch ähnliche Beiträge?
Wie wird Glaubwürdigkeit geschaffen?
Wie und worauf reagieren wir als Zuschauer?
Wodurch fühlen wir uns angesprochen?
Wann lässt unser Interesse nach?
(Arbeitsblatt 5)
52
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Bildbeiträge:
Auf der Bildebene lassen sich die einzelnen Elemente getrennt betrachten:
Filme, Standbilder/Fotos,
Grafiken, Schrifteinblendungen.
Was zeigen die Bilder?
Wie wirken die Bilder auf uns?
Welche Botschaft vermitteln die Bilder?
Welche weiteren Bedeutungen liegen hinter dem
Bild?
Wo werden Bilder/Filmsequenzen als Symbole verwendet?
Aus wie vielen unterschiedlichen Einstellungen besteht eine Meldung, wie lang sind diese?
Die Aussage eines Bildes, noch mehr diejenige von
bewegten Bildern (= Film), ist besonders stark von
seiner Gestaltung abhängig. Hierbei spielt die bewusste oder durch die äußeren Umstände vorgegebene Wahl des Bildausschnitts und der Einstellungsgröße eine wesentliche Rolle. Ein Beispiel: In
der Menge einer Demonstration sind unterschiedliche Gruppen vertreten. Das Kamerateam entscheidet durch die Auswahl der aufgenommenen Teilnehmer (z. B. Chaoten), welchen Charakter es der
Veranstaltung geben will. Dabei spielt es überhaupt
keine Rolle, wie hoch der somit repräsentativ gewordene Anteil an der Gesamtteilnehmerzahl ist.
Weitere Besonderheiten, was die Kameraarbeit betrifft, sind technische Gags (Fischaugenoptik) oder
kurzzeitig modische Einstellungen (bewusst unstabile Kamera, verkantete Kamera) – Effekte, die sich
schnell abnutzen, der Vollständigkeit halber jedoch
erwähnt werden.
Bei manchen Themen spielen die Filmsequenzen
nur eine untergeordnete Rolle, sie symbolisieren
komplexe Ereignisse, die sich schlecht in der Kürze der Zeit bildlich umsetzen lassen (z. B. Debatte
um Tariferhöhungen oder das 630-DM-Gesetz).
Hier werden Bilder aus der Arbeitswelt gezeigt, die
von dem Ausgang der Verhandlungen betroffen
sind.
Eine Meldung besteht meist aus mehreren Einstellungen (Takes). Ihre Anzahl, ihre Länge, vor allem
aber ihre Anordnung untereinander geben der
Nachricht ihre Bedeutung. Der visuelle Kontext, in
dem die einzelnen Bilder stehen, prägt schlussendlich die Aussage. Bei der praktischen Videoarbeit/
Montage werden die Schülerinnen und Schüler dies
selbst ausprobieren und feststellen.
Die Auswahl der Bilder, die übertragen werden, der
Schnitt und die Einstellungsgrößen sind große Einflussfaktoren der Nachrichtendarstellung. Sie bestimmen, ob allgemeine Eindrücke, Stimmungen
oder Details hervorgehoben werden.
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Text/Sprache
Die Sprache der Nachrichten ist eine Fachsprache.
Allerdings sind Fachsprachen in den seltensten Fällen von der breiten Öffentlichkeit zu verstehen. Genau das wird von den Nachrichten, und somit auch
von ihrer Sprache, verlangt. Textaussagen sollen
wertungsneutral Informationen mitteilen, sofern
durch Sprache dies isoliert überhaupt möglich ist.
Rhetorisch-stilistische Mittel werden verwendet,
um das Interesse des Zuschauers zu wecken.
Der Meldungstext einer Nachricht besteht aus den
Antworten, die sich auf die sechs klassischen „WFragen“, erweitert durch die Frage nach der Nachrichtenquelle, ergeben.
1. Wer?
Handelnde, betroffene und/oder prominente
Personen stehen im Mittelpunkt des Interesses.
Ereignisse werden dann wichtig, wenn sie sich
auf die Befindlichkeit von Menschen auswirken.
2. Was?
Über welches Ereignis wird berichtet?
3. Wann?
Die Reputation einer Nachrichtenredaktion ist
von ihrer Fähigkeit, aktuell zu sein, abhängig.
Nachrichten müssen aktuell sein, der Zuschauer
soll das Gefühl haben, unmittelbar nach dem Ereignis darüber informiert zu sein.
4. Wo?
Mit Nennung des Zeitpunktes ist auch der Ort
des Geschehens verbunden. Näherliegende Ereignisse, Orte, zu denen der Zuschauer Bezüge
herstellen kann, stoßen natürlich auf größeres
Interesse. Die Frage, weshalb Ereignisse gemeldet werden, zu denen räumlich nur sehr schwer
ein Bezug herzustellen ist, wird sich vermutlich
von alleine ergeben.
5. Wie?
Die Schilderung des Ablaufs eines Ereignisses
fällt sehr knapp aus, die Umstände, die dazu
führten oder weitere Folgen überschreiten oft
das Zeitlimit des Beitrags. Manche Meldungen
erweisen sich in ihrer Dürftigkeit als reine Sensationsmeldung.
6. Warum?
Die Zielsetzung, möglichst aktuell zu sein,
macht eine gründliche Recherche über die Entstehung eines Ereignisses unmöglich. Verständnis wird bei den Zuschauern vorausgesetzt, dass
„keine Informationen über die näheren Zusammenhänge vorliegen“.
7. Welche Quelle?
Gerne nennen Nachrichtenagenturen die Herkunft der Nachricht, um zum Ereignis überzuleiten.
Auf der Grundlage dieser sieben Teilelemente wird
die Nachricht nach dem „Lead-Prinzip“ struktu-
Mh
PRAXISBAUSTEIN
riert, d. h., die zentrale Aussage (Lead) steht am Anfang. Das bedeutet, dass die Chronologie der Ereignisse nicht immer eingehalten wird. Der Aufbau einer Nachricht lässt sich grafisch als Dreieck darstellen, in dem die Wichtigkeit der Informationen von
oben nach unten abnimmt.
Zentrale Aussage (Lead)
weitere wichtige
Informationen
Einzelheiten
Die Reihenfolge der „W-Fragen“ innerhalb einer
Meldung richtet sich meistens nach der Art des Ereignisses. Der Einstieg – die Information, mit der ein
Nachrichtentext beginnt – ist oft die Antwort auf die
Fragen ,,Wer?“ und ,,Was?“: ,,Wer hat was getan
oder gesagt?“ Dieser Einstieg wird meistens gewählt, wenn die Person in der Nachricht für den
Zuschauer interessant ist, ein Prominenter oder bedeutsame Organisationen. Der Aussage wird somit
eine besondere Autorität verliehen.
Die Beantwortung von beiden Fragen führt bereits
zu längeren Sätzen, weshalb oft der reine ,,Was?“Einstieg vorgezogen wird.
,,Wo?“-Einstiege werden angewandt, wenn es um
Katastrophen, Verbrechen und Unglücke geht,
,,Wie?“-Einstiege meist bei Handlungsberichten,
wenn die Umstände eines Ereignisses besonders
hervorgehoben werden sollen.
Die Leitfragen für unsere Analyse lauten:
Ist die Sprache verständlich?
Wie ist die Nachricht strukturiert (W-Fragen,
„Lead“-Prinzip)?
Wie verbindlich sind manche Formulierungen?
Wie oft kommen Fachbegriffe/Fremdwörter vor?
Welche Textsorte(n) wird (werden) verwendet?
Auch Nachrichtensendungen bemühen sich um
eine möglichst hohe Einschaltquote. Meldungen
müssen also sprachlich so formuliert sein, dass ein
Großteil der Bevölkerung sie versteht: Kurze Sätze,
Verzicht auf gedankliche Querverbindungen und
einfache Wortwahl.
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
53
Bei Meldungen, deren Wahrheitsgehalt die Redaktion nicht direkt überprüfen kann, wird die indirekte Rede bevorzugt.
Der journalistische Text ist in der Tagesschau dominierend, nur bei besonders wichtigen Meldungen
wird die Darstellungsform dem Inhalt angepasst.
Dies ist z. B. bei Krisensituationen der Fall, wo mittels Live-Schaltung der Zuschauer direkt an den Ort
oder zu den wichtigsten Persönlichkeiten des aktuellen Geschehens geführt wird – ein Beweis für die
gute Arbeit der Redaktion?
Eine Variante zur Liveschaltung ist der per ISDN in
die laufende Sendung geholte Journalist, von dem
ein Foto eingeblendet wird. Im Unterschied zum
sonstigen distanzierten Vorlesen der Nachrichten
kann sich der Berichterstatter als Überbringer der
Nachricht nicht mehr als neutraler Beobachter geben.
Bild-Ton- und Bild-Text-Verhältnis
Für die Analyse des Bild-Ton-Verhältnisses wird
eine noch nicht gezeigte Nachrichtensendung angeschaut und zwar im ersten Durchgang ohne Ton.
Die Schüler und Schülerinnen entscheiden sich für
eine Einzelmeldung, auf die sich ihre Arbeit bezieht
(Arbeitsblatt 5).
Passen Bild und Text zusammen?
Unterstützen die Töne (z. B. O-Ton) die Verständlichkeit des Beitrags?
Unterstützen sich Bild und Text gegenseitig?
Welche Funktion hat die Bildsequenz?
Bilder sprechen eine andere Sprache als der Kommentartext. Bilder können in ihrer Aussage sehr offen sein, manchmal fällt es schwer, einen Bezug zum
Text nachzuvollziehen.
Ein Beispiel: Die Außenansicht des Bundeskanzleramtes, die durch die wiederholte Verwendung zum
Zeichen einer politischen Meldung wird. Bei vielen
Meldungen aus der Wirtschaft ist dies nicht anders.
Die Fassade des Firmengebäudes wird gezeigt oder,
was recht bedenklich ist, das Firmenzeichen bzw.
Logo des entsprechenden Konzerns – Werbung in
den Nachrichten?
Der Zwang, jede Meldung mit Bildern zu versehen,
führt immer wieder dazu, dass die Bilder zur bloßen
optischen Füllung verkümmern, was das Auseinanderdriften von gezeigtem Bild und Kommentar, die
„Ton-Bild-Schere“, zur Folge hat. Die Verwendung
des Originaltons bewirkt eine höhere Aufmerksamkeit, der Bildkanal wird ergänzt durch die Tonebene, eine Stärke des Mediums Fernsehen.
In einem zweiten Durchgang, diesmal mit Ton, wird
festgestellt, wo die Schüler und Schülerinnen richtig
54
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
vermutet hatten, und wo eventuell ganz andere Informationen zu den Bildern gegeben wurden.
Wetter
Die Wettervorhersage bildet das Ende. Die Ansage
für den Wetterbericht kommt vom Nachrichtensprecher, während im Hintergrund die Weltkarte
eingeblendet wird.
Nach dem Wetter gibt der Tagesschausprecher vor
gleichem Hintergrund den Sendetermin für die
nächsten Nachrichten bekannt.
Ergebnis: Mit Hilfe der einzelnen Arbeitsblätter
haben die Schüler die Struktur einer Nachrichtensendung sehr gründlich analysiert und kennen
gelernt. Vielleicht ist dies in der individuellen Unterrichtssituation und jeweiligen Klassenzusammensetzung nicht immer möglich. Je gründlicher die
Analyse erfolgte, umso kompetenter können die
Schülerinnen und Schüler die nächsten Teilprojekte
angehen.
Die bisherige Arbeit hat gezeigt, dass die Tagesschau
formal und inhaltlich den Eindruck der Neutralität
erwecken möchte. Das Verlesen von Nachrichten,
das Bemühen darum, „nur“ Berichterstattung zu betreiben und somit nicht an den Ereignissen beteiligt
PRAXISBAUSTEIN
Mh
zu sein, stellt eine Präsentation dar, die sich als
Chronik des Tages versteht und Objektivität betont.
Die Beteiligung der Macher an der Auswahl der
Nachrichten und die Machbarkeit von Nachrichten, d. h. auch die Qualität der Meldungen zu bestimmen, soll somit in den Hintergrund treten. Andererseits hat es die ARD-Tagesschau als öffentlichrechtliche Institution nicht nötig, mit Blick auf die
Zuschauerzahlen alle Nachrichten künstlich zu
dramatisieren.
Als Hausarbeit erhalten die Schülerinnen und
Schüler den Auftrag, die Hauptnachrichten eines
privaten Senders anzuschauen und zu analysieren.
Um eine möglichst breite Streuung zu erreichen,
sollte die Auswahl der Sender abgestimmt werden.
In der als Referat zu betrachtenden Hausarbeit werden die schon bekannten Arbeitsblätter verwendet.
Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler den
gleichen Bezugstag haben, sodass außer dem Kontrast zur Tagesschau der öffentlich-rechtlichen ARD
die Abweichungen der einzelnen privaten Sender
untereinander sichtbar werden.
Wenn Schüler den Zugriff auf Videorekorder haben,
sollte die entsprechende Sendung aufgezeichnet
werden.
(Arbeitsblatt 6)
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
55
Arbeitsblatt 3
Sendungsteile
Jede Nachrichtensendung besteht aus einzelnen Sendungsteilen.
Diese lassen sich unterscheiden in:
Moderation
Begrüßung, An- und Abmoderation von Beiträgen, Überleitung zu weiteren Themen,
Verabschiedung
Film-/Bildbeitrag
Die Nachrichtenmeldung besteht aus Film- oder Standbildern und dem Kommentartext
Wortmeldung
Sprecher ist im Bild, Meldung wird lediglich durch ein Hintergrundbild oder eine Grafik unterstützt
Reporterbericht
Korrespondentenberichte, live oder vor der Sendung aufgezeichnet
Interview
Eine telefonische Liveschaltung, die meist das Bild des Gesprächspartners zeigt
Führen Sie in der linken Spalte der Tabelle die einzelnen Bestandteile der Sendung auf, in der rechten
das jeweilige Thema der Meldungen/Beiträge.
Sender:
Name der Nachrichtensendung:
Uhrzeit:
_________________
____________________________________________
_________________
Nr.
Sendungsteile (Vorspann etc.)
Thema der Meldungen/Beiträge
56
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 4
Moderation
Wirkung des Nachrichtensprechers/der Nachrichtensprecherin
Wirkung der Sprache, Art der Moderation
Welchen Eindruck vermittelt das Hintergrundbild?
Wie wird der Zuschauer auf den folgenden Bericht vorbereitet?
Anmoderation
Bildbericht
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
57
Arbeitsblatt 5
Beitrag ohne Ton
Ausgewählter Beitrag ________________________________________________________
Versuchen Sie herauszubekommen, worum es in dem Beitrag geht.
Erstellen Sie dann einen zeitlich abgestimmten Kommentartext!
Wann ist es passiert?
Wo ist es passiert?
Was ist passiert?
Wer war daran beteiligt,
ist davon betroffen?
Wie ist es passiert?
Weshalb ist es passiert?
Weitere Informationen:
Kommentartext:
Beitrag mit Ton
Beantworten Sie nach Anschauen des Beitrags mit Ton die Fragen erneut und vergleichen Sie die
Ergebnisse mit denen der oberen Übersicht.
Wann ist es passiert?
Wo ist es passiert?
Was ist passiert?
Wer war daran beteiligt,
ist davon betroffen?
Wie ist es passiert?
Weshalb ist es passiert?
58
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 6 (Hausaufgabe)
Nachrichten – Privatsender
Sehen Sie sich zu Hause eine Hauptnachrichtensendung eines Privatsenders an.
Führen Sie in der linken Spalte der Tabelle die einzelnen Bestandteile der Sendung auf und in der
rechten das jeweilige Thema der Meldungen/Beiträge.
Sender
Name der Nachrichtensendung
Datum/Uhrzeit
__________________
________________________________________
___________________
Nr.
Sendungsteile (Vorspann etc.)
Thema der Meldungen/Beiträge
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 7/8 (Deutsch):
Sendeanstalten
Verlauf: Bei der Analyse der Hauptnachrichtensendung eines privaten Senders wurde nach der
gleichen Methode vorgegangen wie bei der Untersuchung der Tagesschau. Schüler, die sich mit den
gleichen Sendern befasst haben, bilden eine Gruppe
und tragen ihre Ergebnisse zusammen (Arbeitsblätter 7 und 8).
Berücksichtigt werden sollten außerdem:
Versuche einer starken Einflussnahme
emotionale Tendenzen
Vermittlung des Gefühls von „besser informiert
sein“
Lassen sich Zielgruppen daraus ableiten, wie die
Botschaft dargeboten wird?
Sprechen die Privatsender bestimmte Gruppen
mit ihren Nachrichten gezielt an?
Besteht ein Zusammenhang zwischen Inhalt des
Programms, der Nachricht und den Werbeanzeigen/Werbespots?
Welche Geschehnisse wurden nicht gesendet?
Gibt es Unterschiede in der Anordnung der Themen?
Die Untersuchung des Programmkontextes der Privaten wird auch den im Vergleich zu den öffentlichrechtlichen Sendeanstalten hohen Anteil von Werbung ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler
bringen. Dies bietet die Möglichkeit, auf die Medienstruktur in Deutschland einzugehen.
Während die Printmedien in Deutschland schon
immer in privater Hand waren, wurde Hörfunk und
Fernsehen bis zum Beginn der 80er Jahre ausschließlich von öffentlich-rechtlichen Anstalten angeboten. Mit Anfang der 80er Jahre ermöglichte die
duale Rundfunkordnung auch private Hörfunkund Fernsehsender. Ihre Kosten werden fast ausschließlich durch Werbeeinnahmen gedeckt, die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren sich größtenteils durch die erhobenen Rundfunkgebühren.
Die terrestrischen Programme der öffentlich-rechtlichen Sender, die fast überall zu empfangen sind,
sollen eine inhaltlich umfassende „Grundversorgung“ bieten.
Ein Vergleich der Programmgestaltung von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern zeigt, dass
bei Sportsendungen, vielmehr jedoch aber bei Wer-
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
59
besendungen, ein deutlicher Unterschied festzustellen ist. So kann bei den Privaten z. B. im Durchschnitt von einem Zehnfachen der Werbezeit, mit
zunehmender Tendenz, ausgegangen werden.
Während die Sehdauer zwischen 1986 und 1994 pro
Tag um ein Fünftel gestiegen ist, hat sich die Anzahl
der Werbespots im gleichen Zeitraum um das Siebenfache gesteigert.
Eine weitere Variante der Privaten ist Pay-TV, welches allerdings nur mit den entsprechenden Decodern zu empfangen ist. In diesem Bereich ist auch
das digitale Fernsehen angesiedelt.
Ergebnis: Die im Vergleich erarbeiteten Unterschiede werden von den einzelnen Gruppen nach
Sender getrennt festgehalten.
Einige Ergebnisse: Der Blick auf das Studio führt zu
folgendem Ergebnis: Die Studioausstattung trägt
entscheidend zur Identität der Sendung und zur
Darstellung der Nachrichten bei.
Zur Einleitung der Nachrichten haben sich manche
Private spezielle, auf ihre Zielgruppe ausgerichetete
Konzepte einfallen lassen. Der Vorspann beginnt
z. B. durch Mischung von auf mehreren Bildebenen
ablaufenden Szenen aus Politik, Wirtschaft, Börse,
Sport.
Die in das Studiobild eingearbeiteten Logos der Privaten sind auffälliger.
Bei den Privaten handelt der Nachrichtensprecher
zusätzlich als Moderator und Koordinator. Die
Moderation der Privaten ist eher um einen persönlichen Bezug zum Zuschauer bemüht.
Die Grafik ist das Gestaltungsmittel, bei dem sich
die privaten Nachrichtensendungen stark von den
öffentlich-rechtlichen unterscheiden. Manche Private versuchen, die Bildwechsel zwischen den einzelnen Beiträgen mit grafischen Überleitungen oder
durch Blenden möglichst „sanft“ zu gestalten. Der
Unterschied in dieser Verwendung des Trickmischers wirkt sich auf die Dynamik der Sendung aus.
Während die Privaten eher den Prozess der Herstellung betonen und das Nachrichtenstudio sozusagen
als Fabrik darstellen, präsentiert die ARD die Tagesschau als abgeschlossenes Produkt. Der Prozess der
Herstellung wird nicht thematisiert (von Pannen
einmal abgesehen).
60
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Arbeitsblatt 7
Protokollbogen für Nachrichtensendung von Privatsendern
Tragen Sie in die Liste der gesehenen Hauptnachrichtensendung alle Themen der Beiträge
der Sendung ein (Stichworte genügen).
Name der Nachrichtensendung: ______________________________________________________________
Name des Senders: __________________________
Position
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Sendetermin: _____________________________
Thema des Beitrags
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Arbeitsblatt 8
Technische Gestaltungsmittel (Privatsender)
Studioraum
Wie sieht die Studiodekoration der Nachrichtensendung aus?
Welche Atmosphäre wird hergestellt?
NachrichtensprecherIn
Welche Funktion hat der (die) NachrichtensprecherIn?
Wie wirkt er (sie) durch sein (ihr) Verhalten, Erscheinungsbild?
Wie wird er (sie) ins Bild gesetzt?
Zeichnen Sie die Position des
Sprechers (der Sprecherin) ein.
Grafik
Welche Meldungen werden durch Grafiken unterstützt?
Schriften
Wann werden Schriften eingeblendet?
Wo werden sie eingeblendet?
Zeichnen Sie ein, wo Schriften angeordnet
werden, worüber sie Auskunft geben.
Tricks
Welche Bildeffekte werden angewendet?
Wozu wird ein Bildeffekt eingesetzt?
Ton
Welche Tonquellen werden verwendet?
Wann sind mehrere Tonebenen hörbar?
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62
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Unterrichtseinheit 9/10 (Deutsch):
Senderprofile
Verlauf: Die in UE 7/8 gesammelten senderspezifischen Merkmale werden von den Gruppen auf FlipChart-Bögen festgehalten, die Ergebnisse werden
von einem Gruppensprecher im Klassenverband
vorgetragen. Zur besseren Anschaulichkeit sollte
vor dem Vortrag jeweils die untersuchte Nachrichtensendung gezeigt werden.
Ergebnis: Das Erscheinungsbild des Hauptmoderators bzw. der Hauptmoderatorin, in der Fachsprache „anchormen“ bzw. „anchorwomen“ genannt, ist
sicher einer der leicht festzustellenden Unterschiede.
Während bei den öffentlich-rechtlichen Sendern
auch durch Kleidung versucht wird, die Seriosität zu
betonen, ist die Kleiderordnung bei Privaten nicht so
streng, bei ausschließlich auf jugendliche Zielgruppen ausgerichteten Sendern gibt man sich eher flippig. Gleiches gilt auch für den Charakter der Studioausstattung: konservatives oder biederes Ambiente
steht für Seriosität, bunte und abwechslungsreiche
Studioausstattung will den Eindruck von Nähe und
Jugendlichkeit vermitteln.
Sprache und Musik entsprechen den bisherigen Beobachtungen, wobei Sender mit dem Attribut Musiksender durch entsprechende Auswahl (Hip-Hop
/Pop, Rock) ihrem Ruf gerecht werden.
Interessant, wenn auch auf der Übersicht nicht aufgeführt, ist der Vorspann zur jeweiligen Nachrichtensendung. Der auf Wirtschaft und Finanzen spezialisierte Privatsender bringt einen Vorspann, in
PRAXISBAUSTEIN
Mh
dem sich teilweise mehr als fünf unterschiedliche
Bildsequenzen überlagern.
Während die Einstellungslänge/Schnittsequenz der
einzelnen Berichte bei Regionalsendern und ARD/
ZDF relativ lang ist, verkürzt sich dies bei den Privaten bis hin zu sehr rasanten, zum Teil noch mit
Effekten versehenen Schnitten.
Den Eindruck, ganz nah und mitten im Geschehen
zu sein, vermitteln gern die Privatsender. Bewegte,
auch verwackelte und unscharfe Kamerabilder,
störende Vordergründe, Personen, die durchs Bild
laufen, geben der Nachricht Tempo und Dramatik.
Bei den Inhalten der Nachrichtensendung sind vordergründig keine großen Unterschiede festzustellen.
Ein wichtiges Ereignis nicht zu bringen, würde die
Aktualität eines Senders in Frage stellen. Unterschiede gibt es allerdings in der Länge, die einem Ereignis zugestanden wird und in der Anmoderation.
Für den Kern des Projekts, als Filmteam des Senders „xy“ eine eigene Nachrichtensendung mit Meldungen über die Studienfahrt zu erstellen, sind somit die theoretischen Voraussetzungen geschaffen.
Die Schülerinnen und Schüler entscheiden sich
nun, welches Senderprofil sie umsetzen möchten.
Vielleicht gibt es auch den Wunsch, für einen (noch)
nicht existierenden Sender (Phantasiesender) zu
produzieren, der ein gänzlich anderes Senderprofil
als die bisher untersuchten besitzt.
Aus dieser Entscheidung ergibt sich schlussendlich
auch die Zusammensetzung der einzelnen Filmteams (Arbeitsblatt 9).
Mh
Arbeitsblatt 9
Sender
Erscheinungsbild
Moderator
Inhalt
Bild
Schnitt
Sprache
Musik
PRAXISBAUSTEIN
Unterschiedliche Symbolsprache der verschiedenen Sender
ARD
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
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64
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Unterrichtseinheit 11/12 (Kunst):
Funktionen eines Camcorders
Verlauf:
Mit der Unterrichtseinheit 11/12 beginnt die aktive
Videoarbeit. Zur Einführung ist es vorteilhaft, wenn
die Camcorder auf Stativen befestigt und an ein
Fernsehgerät/Monitor angeschlossen sind (AV-Eingang des Fernsehgeräts, Ton abschalten). Für Camcorder mit Schwarzweißsucher ist somit auch eine
Kontrolle der Farbe gegeben. Die einzelnen Teams
können während der Demonstration jede Funktion
gut sichtbar nachvollziehen.
Es wird darauf verzichtet, die komplizierten, physikalischen und elektronischen Sachverhalte zu behandeln, die es schließlich ermöglichen, dass ein
magnetisch aufgezeichnetes Bild auf dem Fernsehgerät erscheint. Auf technische Aspekte wird nur
dort eingegangen, wo diese zum Verständnis der
Handhabung und zur Vermeidung von Fehlern erforderlich sind.
Die technischen Veränderungen, denen besonders
Produkte im elektronischen Bereich unterworfen
sind, lassen Beschreibungen der unterschiedlichen
Camcorder als wenig sinnvoll erscheinen. Besser als
„plug and play“ ist das schrittweise Kennenlernen,
wobei alle Gruppen auf Anweisung dieselben Funktionen ausführen (Arbeitsblatt 10).
PRAXISBAUSTEIN
Mit welcher Kamera auch immer gearbeitet wird,
die Funktionen sind, von einigen Ausstattungsdetails abgesehen, überall gleich. Die Kamera erhält
ihren Strom über ein Netzteil oder einen Akku. Für
die Einführungsstunden empfiehlt sich die Verwendung des Netzteils.
Über den Hauptschalter wird der Camcorder eingeschaltet. Er benötigt kurze Zeit, bis er im Suchermonitor/Fernsehgerät/Monitor das Bild zeigt. Mit
der Bildaufnahmefunktion ist auch die Aufnahme
des Tons über das eingebaute Kameramikrofon aktiviert.
Um störende Rückkopplungen zu vermeiden, wird
der Ton am Monitor ausgeschaltet.
Die Camcorder werden auf ein gemeinsames Objekt
gerichtet, möglichst auf einen Gegenstand mit den
Farben Rot, Grün und Blau. Beachtet werden sollte
die Platzierung: Kein Camcorder sollte gegen eine
Lichtquelle oder ein Fenster gerichtet sein.
Die meisten Camcorder werden das Motiv schon einigermaßen erkennbar zeigen.
Da wir nicht mit der „grünen“ Taste (full auto), also
alles automatisch eingestellt, arbeiten, wird diese
Funktion als Erstes abgestellt.
Am Beispiel des Autofocus stellen die Schüler die
Unzulänglichkeit mancher Automatikeinstellungen
selbst fest:
Hintergrund:
Der Camcorder – technische Grundlagen
Der Camcorder besteht aus Kamera- und Recorderteil in einem Gehäuse. Der Kamerateil verarbeitet
das optische Bild zu Signalen, der Recorder zeichnet die Signale auf Magnetband auf. Im Unterschied
zum Audio-Kassettenrekorder wird außer der Tonspur eine Bildspur aufgezeichnet, die durch die spezielle Lage der Videoaufnahmeköpfe nicht linear,
sondern im Schrägspur-Verfahren aufgebracht wird.
Kontrollspur
Bild und
Hi-Fi-Ton
Monospur
Dies gilt auch für die Aufnahme von Hi-Fi-Ton. Die
Aufnahmeköpfe befinden sich auf einer rotierenden
Trommel, deren Achse schräg zum Bandlauf steht.
Diese komplizierte Aufzeichnungstechnik macht
deutlich, dass mechanisches Schneiden wie beim
Film unmöglich ist. Eine Kontrollspur dient dem
Lesen der Aufzeichnung und sorgt für eine Wiedergabe ohne Gleichlaufschwankungen.
Mh
der Autofocus stellt meistens auf die Bildmitte
scharf ein, was dazu führt, dass man unbewusst
das bildwichtigste Motiv zentriert aufnimmt (fast
immer langweilig).
bei kontrastarmen Motiven, auch bei schwachen
Lichtverhältnissen, versagt der Autofocus
Szenen mit mehreren, sich bewegenden Motiven
(Personen, die an der Kamera vorbeilaufen oder
auf die Kamera zukommen) führen zu ständiger
„Korrekturarbeit“ des Autofocussystems, ebenso
in den Fällen, in denen die Kamera selbst bewegt
wird.
Entfernungseinstellung/Bildschärfe
Bei Weitwinkeleinstellung ergibt sich der größte Tiefenschärfenbereich, die Bildschärfe reicht von ca.
1 m bis unendlich. Außer von der Brennweite hängt
der Bereich der Tiefenschärfe von der (meist automatischen) Blende ab, die sich durch das vorhandene Licht ergibt.
Wie stellt man die Schärfe manuell auf das bildwichtigste Motiv ein?
Ist der Autofocus ausgeschaltet?
Mit der Zoomwippe an das Motiv in äußerste
Telestellung fahren, man holt das Motiv so nah
als möglich heran.
Am Entfernungsring manuell scharf stellen.
Den vorgesehenen Bildausschnitt (durch Zurückfahren der Zoomwippe) wählen.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Lichtverhältnisse/Weißabgleich
Naturgetreue Farbwiedergabe hängt neben der passenden Belichtung bei elektronischen Kameras vom
richtig durchgeführten Weißabgleich ab. Unterschiedliche Lichtarten und Tageszeiten führen, je
nach überwiegendem Rot- oder Blauanteil im
Licht, zu niedriger oder hoher Farbtemperatur.
Während das menschliche Auge Abweichungen der
Farbtemperatur ausgleicht, muss die Kamera erst
auf die vorhandene Farbtemperatur eingestellt werden, dies geschieht entweder automatisch oder
durch den „Weißabgleich“: Hierbei passt sich die
Elektronik an eine vorgehaltene weiße Fläche (oder
einen weißen Objektivschutzdeckel) an, d. h. sie
gibt diese Fläche als weiß wieder, unabhängig von
der vorherrschenden Lichtart. Bei diesem Vorgang
werden die Rot-, Grün- und Blausignale in ihrer
Empfindlichkeit verändert und zu einem neutralen
Weiß abgestimmt, alle anderen Farben stimmen
dann auch. Manche Camcorder bieten leider nur
den automatischen Weißabgleich, andere verfügen
über zusätzliche Grundeinstellungen für Tageslicht
und Kunstlicht.
Bei Innenaufnahmen sollte nach Möglichkeit
Mischlicht vermieden werden: am besten immer mit
dem Rücken zum Fenster filmen.
Bei der Notwendigkeit, einen Weißabgleich am selben Ort von neuem vorzunehmen (Drehpause, längere Drehzeiten), sollte vor der Durchführung an
ein neutrales Bild als unauffälliger Übergang einplant werden (Nahaufnahmen).
Ausgeglichene Lichtverhältnisse ergeben gute „Belichtungen“, bei kontrastreichen Bildern (Sonne
und Schatten) erreicht die Videokamera schnell ihre
Grenzen.
65
Belichtung
Die Blendenautomatik stellt sich auf den Mittelwert
eines Motivs ein. Sobald jedoch der Anteil von hellen oder dunkeln Flächen überwiegt, ist auf die Automatik genauso wenig Verlass wie bei Gegenlicht
oder bei sich vor unterschiedlichem Hintergrund
bewegenden Motiven.
Dominieren helle Flächen, wird das eigentliche Motiv zu dunkel bzw. schwarz.
Bei anteilmäßig überwiegend dunklem Hintergrund
ergibt die Automatik „überstrahlte“ Motive: keine
Zeichnung, nur helle, ausgerissene Flächen.
Tipps
Bei zu starken Kontrasten: Blende manuell auf
den wichtigsten Teil des Motivs einstellen; wo dies
nicht möglich ist: Gegenlichtkorrektur-Taste.
Bei Gegenlichtaufnahmen: Anteil des Gegenlichts möglichst gering halten.
Direkte Einstrahlung einer Lichtquelle/Sonne
auf das Objektiv vermeiden.
Brennweite/Bildausschnitt
Die Brennweite des Objektivs bestimmt den Blickwinkel.
Mit der Weitwinkel-Einstellung („Totale“) kann viel
Information gegeben werden; sie bietet aufgrund
der großen Tiefenschärfe – von ein paar Zentimeter
bis unendlich – Aufnahmen mit starkem räumlichen
Eindruck. Mit der Teleeinstellung werden Details
aus ihrer Umgebung herausgelöst, sie dient vor allem für die Einstellungsgröße „Nah“ und „Groß“.
Die große Tiefenschärfe kann auch bei sich schnell
ändernder Entfernung des Motivs zur Kamera genutzt werden, um Unschärfen zu vermeiden.
Fehlerteufel
Fehlerteufel
Vergessen des Weißabgleichs bei geänderten Lichtverhältnissen.
Weißabgleich auf ungeeignetem Objekt.
Mehrfache Durchführung des Weißabgleichs am selben Drehort ohne starke Veränderung der Lichtsituation (Farbsprünge
innerhalb einer Einstellung in der gleichen
Kulisse).
Außer bei Mischlicht ist auf den automatischen Weißabgleich der heutigen Camcorder Verlass – durch ihren Farbsucher ermöglichen sie die nötige Kontrolle.
Wenn vor einer Teleaufnahme eine orientierende Einstellung für den Zuschauer
fehlt, kann er sich nicht zurechtfinden.
Durch unterschiedliche Brennweitenverwendung wird bei gleichem Kamerastandort der Bildausschnitt verändert. Aufeinanderfolgende Einstellungen, bei denen vom
gleichen Kamerastandort aus lediglich die
Brennweite verändert wird, ergeben Bildsprünge. Diese können durch einen Zwischenschnitt vermieden werden.
66
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Arbeitsblatt 10/1
Kameraübungen
Übungen „Bildschärfe“
1. Zoomfahrt von ganzer Figur auf Gesicht: Dabei zuerst Kamera in Teleeinstellung auf das Gesicht
einrichten, scharfstellen und mit entsprechender Weitwinkeleinstellung auf gewünschte Einstellgröße zurückfahren. Jetzt beginnt die Aufnahme mit der Zoomfahrt.
2. Herauslösen eines von mehreren in der Tiefe gestaffelten Objekten, alles andere bleibt in der
Unschärfe (funktioniert nur in Teleeinstellung).
Übungen „Belichtung“
Kenntnisse über die Unzulänglichkeit der Automatik helfen, Belichtungsfehler zu vermeiden.
1. Mit Belichtungsautomatik
a) Person/Motiv vor schwarzem Hintergrund
b) Person/Motiv vor hellem Hintergrund
c) Person/Motiv vor Hintergrund mit mitlerem Grauwert
d) Gegenlichtaufnahmen
2. Mit Belichtungsautomatik Verfolgungsschwenk bei sich ändernden Lichtsituationen
3. Aufgaben 1 und 2 mit manuell korrigierter Blende/bzw. Gegenlichtkorrektur
4. Korrektur durch Ändern der Aufnahmesituation/der Einstellung:
a) Landschaftsaufnahme: 1/4 Landschaft, 3/4 Himmel, 3/4 Landschaft, 1/4 Himmel
b) Porträt vor heller Wand/Fenster mit „viel Raum“ um den Kopf – Porträt vor heller Wand/
Fenster mit formatfüllendem Kopf
5. Filmisches Gestaltungsmittel mit manueller Blende bzw. fade-Taste:
Verbindung von zwei Einstellungen, bei denen ein harter Schnitt unangenehm empfunden wird
(Gegensätzlichkeit der Motive, Darstellung von Zeitabständen).
a) Zwei Einstellungen hart aneinandergeschnitten
b) Die gleichen Einstellungen, wobei die erste ausgeblendet wird (fade-out), die zweite mit der
Aufblendung (fade-in) beginnt.
6. Simulation einer Nachtaufnahme („Amerikanische Nacht“) durch starke Blaufolie oder Blaufilter
und Unterbelichtung.
Übungen „Brennweite“
1. Motiv wird mit sich jeweils ändernder Entfernung (Kamerastandort) so aufgenommen, dass die
Motivgröße gleich bleibt.
2. Motiv wird vom festen Kamerastandort nacheinander (harter Schnitt) mit Weitwinkel-/Normalund Tele-Einstellung aufgenommen.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
67
Arbeitsblatt 10/2
Übungen „Einstellgrößen“
1. Durchspielen der verschiedenen Einstellgrößen anhand von kurzen Sequenzen.
Veränderung der Einstellgrößen durch:
– Ändern der Brennweite
– Verschieben des Kamerastandortes
Besprechen der unterschiedlichen Wirkungen
2. Klassischer Filmeinstieg
Von der Totalen zur Großaufnahme. Sequenz mit dem Thema: „Der Videofilmer sucht den Ausschaltknopf“. Der Film endet mit der Detailaufnahme auf das Bedienungsteil „Aus“.
3. Umkehrung des klassischen Schemas
Beginn mit einer oder mehreren Großaufnahmen. Thema: „Gesprächsszene am Tisch“. Erst im
Verlauf der Sequenz werden die agierenden Personen vollständig gezeigt (Spannungsaufbau).
4. Aufnehmen eines Motivs mit nur geringfügiger Änderung der Einstellgröße. Wirkung besprechen.
5. Zur theoretischen Übung (auch als Hausaufgabe) bieten sich die Analysen von Fotos aus Illustrierten, von „Fotostorys“ sowie von Filmsequenzen oder Werbespots an.
6. Einfache Geschichten nur als Storyboard, dabei unterschiedliche Einstellungsgrößen einsetzen
(Fotos aus Illustrierten).
7. Abfolge von „Takes“ mit unterschiedlichen Einstellgrößen variieren und feststellen, welche Kombinationen für den Zuschauer vorteilhaft, welche verwirrend sind.
– T-HT-HN-N-G-GG
– T-GG-N-HN-HAT
– G-N-GG-HT-HN-T
– weitere Kombinationen
Übungen zur Länge von Einstellungen
Analyse von Filmausschnitten unter dem Gesichtspunkt der Anzahl und Länge von Einstellungen.
Tipp: Strichliste und Stoppuhr verwenden, Ton abschalten.
Übungen „Einstellungsperspektiven“
1. Eine Person aus unterschiedlichen Perspektiven filmen – Unterstützung der beabsichtigten
Wirkung durch Musik
2. Vorgesetzter „belehrt“ zwei Arbeiter, einer ist kleinlaut, der andere frech. Welche Perspektiven?
3. Arbeitsthemen:
– Unsere Katze auf der Pirsch (aus Sicht der Katze)
– Mit den Augen einer Giraffe
4. Parodistische Verwendung von Perspektiven (z. B. etwas Harmloses aus der Froschperspektive)
5. Theorie: Analyse von Filmszenen, von Fotos in Zeitschriften
Weshalb wurde diese Perspektive gewählt, welche Wirkung ist beabsichtigt?
68
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Arbeitsblatt 10/3
Übungen „Kamerabewegung“
1.
2.
3.
4.
Schwenk über eine größere Anlage bzw. Landschaft („pan“)
Begleitender Schwenk, eine Person läuft vorbei
Vertikalschwenk von unten nach oben und umgekehrt, Kirchturm, hohes Gebäude („Kran“)
Kamerafahrt auf Person: Von Total auf Groß (Vorwärtsbewegung)
– mit Stativwagen, langsam, unveränderte Brennweite (normal oder Weitwinkel)
– mit Stativwagen, schnell, unveränderte Brennweite (normal oder Weitwinkel)
– Kamera fixiert, Zoomen langsam
– Kamera fixiert, Zoomen schnell
Ergebnisse, unterschiedliche Wirkungen besprechen.
5. Kamerafahrt seitlich
– Kamera auf fahrbarem Untersatz wird parallel zum Objekt (Gebäudefront) bewegt
– Kamera auf fahrbarem Untersatz wird mit bewegtem Objekt mitfahren
6. Umfahren eines Objektes
7. Getragene, subjektive Kamera (Flucht, Wegrennen).
8. Schwenk von einer Person (A) auf eine andere Person (B) in der Totalen, gleichzeitig auf die zweite
Person heranzoomen.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
Unterrichtseinheit 13/14 (Kunst):
Filmsprache
Verlauf: Die Übungen mit der Kamera werden fortgesetzt.
Hintergrund: Alle Übungen sollen dazu beitragen
die spezifische Sprache des Films zu erkunden. Folgende filmtechnischen Kriterien werden hierfür
überprüft.
Einstellungsgrößen
Mit der Wahl des Bildausschnitts wird entschieden,
wie die Szene wirken soll und welcher Ausschnitt der
Wirklichkeit dem Zuschauer gezeigt wird. Die Wahl
des Bildausschnitts darf nicht Zufall sein, er soll die
Aussage unterstützen. Für den Bildausschnitt, den
der Kameramann wählt, haben sich im Laufe der
Filmgeschichte feste Bezeichnungen gebildet.
Bei Auflösung einer Szene in verschiedene Einstellungen ist jedesmal auch der Blickwinkel der Kamera zu verändern, d. h. von einer Einstellung zur
nächsten müssen deutliche Unterschiede von Einstellungsgröße und Blickwinkel beachtet werden.
Die Totale ist für Video wenig geeignet. Halbtotal
und Halbnah werden verwendet für Aussagen über
die Situation, Groß und Nah für Gestik und Mimik,
Detail für den Bereich symbolischer oder emotionaler Wirkung.
Die Einstellungsgrößen werden anhand der Abbildung von Personen erläutert.
Totale (T)
Für die Totale fahren wir mit der Zoomwippe in die
äußerste Weitwinkeleinstellung zurück. Man bekommt einen Überblick, einen Eindruck des Ganzen, eine räumliche Orientierung. Diese Einstellung
wird deshalb häufig als Sequenzeneinstieg gebraucht: Der Schauplatz der Handlung wird vorgestellt. Es bleibt viel Raum um die Person, kann also
auch verwendet werden, um die Beziehung des
Menschen zu seiner Umwelt/Natur zu betonen,
z. B. seine Einsamkeit oder auch seine Unbedeutsamkeit in einer unendlichen Weite.
Halbtotale (HT)
zeigt die Person in voller Größe, jedoch schon in
Beziehung zu ihrer näheren Umgebung oder anderen Menschen.
Halbnah (HN)
zeigt den Menschen von den Knien aufwärts bzw.
Anschnitt unterhalb der Taille. Anwendung findet
diese Einstellung bei Gesprächssituationen, sie ist
gut geeignet für die Einführung in beginnende Beziehungen zwischen Personen.
Amerikanische
Eine Sonderform, vor allem in Westernfilmen ver-
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
69
wendet, speziell beim Revolverduell, zeigt immer
eine Person und ihr Gegenüber. Zur Darstellung von
Duellsituationen ist diese Einstellung auch im übertragenen Sinn geeignet, wobei der Anschnitt eines
Kontrahenten von hinten zur Spannungssteigerung
führt.
Nah (N)
Zeigt die Person bis unterhalb der Achselhöhlen,
konzentriert den Blick des Zuschauers auf das Gesicht eines Menschen oder auf ein anderes Detail der
Szene. Die Umgebung tritt in den Hintergrund. Diese
Einstellung wird häufig beim Dialog zwischen zwei
Personen eingesetzt.
Groß (G)
Die Großaufnahme zeigt nur das Gesicht der Person, sie spricht das Gefühl des Zuschauers an,
Gemütszustände und Mimik werden betont.
Detail (GG)
Diese Einstellung, auch „Ganz groß“ genannt, gibt
nur noch einen Teil des Gesichts wieder. Die ganze
Aufmerksamkeit des Zuschauers wird auf diesen
Ausschnitt gelenkt. Sie vermittelt Nähe, Intimität,
aber auch Verfremdung. Sie sollte gut überlegt und
nicht zu häufig verwendet werden. An einigen Kameras gibt es hierfür eine besondere Makroeinstellung.
Fehlerteufel
– Zu starke Sprünge zwischen Einstellungsgrößen (Von Total auf Detail)
– Verändern des Bildausschnitts vom gleichen Kamerastandort aus
(Ausnahme: Kamerafahrt bzw. Zoom)
– Geringfügige Änderung des Bildausschnitts
auf das gleiche Motiv (Bildsprünge)
Einstellungslängen/Einstellungsdauer
Entscheidend für die Dauer der verwendeten Einstellungen ist der Charakter des Films.
Orientiert man sich an der natürlichen Sehweise, so
stellt man fest, dass das Auge nur solange auf einem
Bild ruht, wie es ihm interessant oder erforderlich
erscheint. Sind Inhalt und Aussage verstanden, lässt
das Interesse des Zuschauers nach, wenn dem Auge
nicht neue Reize geboten werden.
Häufiger Wechsel von Einstellungen mit kurzer
Dauer führen zu einer eher subjektiven Darstellungsweise, während wenige lange Einstellungen
dem Betrachter mehr Zeit geben, genau hinzuschauen, sich ein „eigenes Bild“ zu machen.
Die Länge der Einstellung ergibt sich aus dem Zusammenhang von Motiv (Vielzahl der Einzelheiten,
Art der gezeigten Handlung), von der Einstellungsgröße und vom ausgeübten Reiz.
70
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Fehlerteufel
– Einstellungen, die sehr viele Informationen enthalten, geraten zu kurz.
– Statische Einstellungen und Großaufnahmen sind zu lang, der Zuschauer hat die
„Message“ schon längst verstanden, es wird
langweilig.
Einstellungsperspektiven
Der Kamerastandpunkt bestimmt, unter welchem
Blickwinkel der Zuschauer das dargestellte Objekt
sieht. Hier liegt einer der großen Unterschiede zwischen Film und Theater: Die Variation von Perspektiven und Einstellgrößen zeigt dem Filmzuschauer die
Szene bzw. Personen so, wie es der Regisseur beabsichtigt. Der gezielte Einsatz der Perspektiven ermöglicht, Beziehungen zwischen Charakteren, ihre Absichten und Wirkung auf andere über die Bildebene zu
vermitteln. Die Höhe der Kamera wird im Normalfall
auf die Augenhöhe eines Erwachsenen abgestimmt.
Normalperspektive
Die Welt wird gezeigt, wie sie sich jedem darstellt.
Die Einstellung wirkt neutral und undramatisch, sie
wird gewählt, wenn keine außergewöhnliche Situation vorliegt. Die Höhe der Kamera richtet sich in
diesem Fall meistens nach der Augenhöhe des
Hauptdarstellers.
Alle von der Normalsicht abweichenden Einstellungen führen beim Zuschauer zu erhöhter Aufmerksamkeit und bringen Abwechslung in eine Sequenz.
Die endgültige Wirkung lässt sich oft nur im Zusammenhang mit der Filmhandlung erklären.
Vogelperspektive/Aufsicht (hoher Kamerastandpunkt)
Sie erzeugt Überlegenheit beim Zuschauer, der auf
die Dinge herabblickt. Dargestellte Personen wirken klein, bedeutungslos und schwach.
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Froschperspektive/Untersicht (tiefer Kamerastandpunkt)
Dargestellte Personen wirken überlegen, besitzen
Macht und Kraft. Der Zuschauer wird in eine unterlegene Rolle gedrängt, er schaut zu den agierenden
Personen auf, Gefahren erscheinen bedrohlicher. In
Kombination mit der Weitwinkeloptik können Motive furchterregend dargestellt werden.
Zu diesen extremen Blickwinkeln gibt es viele Abstufungen. In der Auf- und Untersicht wird nur wenig von der Normalsicht abgewichen. Dies wird
vom Zuschauer zwar nicht bewusst wahrgenommen, eine Wertung erfolgt dennoch, oft sogar noch
wirkungsvoller.
Reizvoll ist die Einleitung eines Perspektivwechsels
durch die vorhergehende Szene (z. B. vor einer „Untersicht“-Aufnahme ein Kind aufnehmen).
Fehlerteufel
– Unbegründete Perspektiveinstellungen
(Spielereien)
– bei Froschperspektive den hellen Hintergrund (meist Himmel) nicht berücksichtigen (Abhilfe: Blende öffnen bzw. Gegenlichttaste drücken)
Kamerabewegungen
Das Hauptmerkmal des „Films“ ist die Bewegung –
und davon lebt er. Sofern durch das Motiv
selbst nicht schon Bewegung angeboten wird, sollte
diese gesucht oder inszeniert werden. Allerdings
können auch ruhige Szenen ihre Berechtigung
haben.
Für die Belebung von statischen Motiven wird häufig das Gestaltungsmittel „Kamerabewegung“ verwendet. Es wird unterschieden zwischen Kamerabewegungen von einem festen Kamerastandort aus
und der sich von der Stelle bewegenden Kamera.
Durch letztere wird der Zuschauer stärker in die
Handlung einbezogen, da er die Kamerabewegung
selbst mitmachen muss.
Die folgenden Übungen werden ebenfalls „trocken“
durchgeführt, d. h. die Kamerabewegungen werden
im Monitor mitverfolgt, ohne dass die Aufnahmetaste gedrückt wird. Grundsätzlich sollten Bewegungsabläufe vor der Aufnahme geübt werden.
Der horizontale Schwenk (Panoramaschwenk)
dient dem Überblick über den Ort der Handlung, er
wird langsam und ohne Rucken durchgeführt. Vor
allem bei Video (kleiner Bildschirm) wird hier mit
der Halbtotalen mehr z. B. von einer Landschaft gezeigt als in einer extremen Totalaufnahme, bei der
überhaupt nichts mehr erkennbar ist.
Der vertikale Kameraschwenk sollte vom Motiv
her begründet sein; die Schwenkrichtung von
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
oben nach unten oder umgekehrt führt schon zu
unterschiedlichen Aussagen.
Besser, weil auch für den Zuschauer einsichtiger,
ist der Verfolgungsschwenk: Hierbei schwenkt die
Kamera mit dem sich bewegenden Objekt mit, es
wird begleitet und beobachtet („Mitziehen“).
Ein schneller, verwischender Schwenk (Reißschwenk) vermittelt den Eindruck einer raschen
Kopfbewegung; er deutet einen Ortswechsel an
und dient zur Verbindung von zwei Szenen. Die
stillstehende Kamera am Ende betont den neuen
Szenenbeginn.
Fehlerteufel
– Hin- und Herschwenken, Schwenk ohne
Ziel, endet irgendwo im Nichts
– mehrere Schwenks hintereinander
– vom Motiv her unbegründeter Schwenk
– ruckartige Bewegung (Schwenk nach
Möglichkeit mit Stativ)
– Unschärfe am Ende eines Vertikalschwenks
– Korrektur am Ende des Schwenks durch
kurzes Zurückschwenken
– Aufnahme endet noch während der
Schwenkbewegung
Bei den Kamerafahrten ist die Kamera auf einem
Stativwagen montiert. Die Kamera kann sich voroder rückwärts bewegen und auch seitwärts. Vorwärtsfahrten führen an ein Geschehen oder Objekt
heran, Rückwärtsfahrten betonen die zunehmende
Distanzierung. Bei den Seitwärtsfahrten kann ein
unbewegtes Motiv abgefahren (Eisenbahneffekt),
ein bewegtes begleitet oder überholt werden.
Gute Fahraufnahmen können auch vom Auto aus
gemacht werden.
Tipp:
Die Einbeziehung eines Teils der Motorhaube relativiert die Erschütterungen.
Weitwinkelaufnahmen lassen Kamerabewegungen
weniger stark wirken und verhindern Unschärfen
bei Annäherung oder Entfernung zum Objekt.
Einige Camcorder besitzen ein Stabilisierungssystem, dessen Einsatz merkliche Besserung
bringt.
Fehlerteufel
– Zu starke Erschütterungen vermitteln keine
Bewegung mehr, sondern führen zu
unbrauchbaren Aufnahmen.
71
Durch einen optischen Effekt kann die Fahraufnahme simuliert werden: Die Brennweite wird mit
dem Zoomobjektiv verändert.
Wichtig: Beim Heranzoomen vor der Aufnahme die
Entfernung exakt einstellen: Erst die Großaufnahme (Teleeinstellung) einrichten, dann in die Anfangseinstellung zurückfahren.
Fehlerteufel
– Hin- und Herzoomen (Zoomeritis)
– Heranzoomen und dabei das Motiv
verfehlen
– Zu viele Zooms, Effekt nutzt sich ab.
Kameraachse
Der visuelle Eindruck des Zuschauers entspricht
zwangsläufig dem Blick des Kameramanns durch
die Kamera. Die Kameraachse ergibt sich durch eine
gedachte Linie in Verlängerung der Optik.
Handlungsachse
Diese gedachte Verbindung zwischen den wichtigsten Handlungsteilen bezeichnet man als Handlungsachse oder auch Zentrallinie. Sie wird z. B.
durch die Bewegung einer Person bestimmt.
Achsensprung
Solange der Zuschauer sich im Raum orientieren
kann und die Bewegungen der Darsteller nachvollziehbar sind, gibt es bei Aufnahmen aus unterschiedlichen Kamerapositionen keine Schwierigkeiten.
Wenn jedoch innerhalb einer Bewegungs- oder Gesprächsaufnahme die Kameraposition geändert
wird, gewinnt die Zentrallinie an Bedeutung: Wird
sie nicht überschritten, bleibt die Bewegungsrichtung des Objekts gleich, der Zuschauer findet sich
nach dem Schnitt sofort wieder zurecht, die visuelle
Kontinuität bleibt gewahrt. Bei Überschreitung der
Zentrallinie ändert sich die Laufrichtung.
Unvermeidbare Achsensprünge (ungeeigneter Hintergrund) können durch neutrale Zwischenschnitte
getarnt werden.
Tipp:
Personen dürfen in der unmittelbar darauffolgenden
Einstellung nicht ohne ersichtlichen Grund in die
entgegengesetzte Richtung gehen.
72
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Der Schwerpunkt des Bildes, d. h. das Motiv, für das
man beim Zuschauer das stärkste Interesse erwecken will, sollte sich nicht in der Bildmitte befinden.
Je größer die Entfernung vom Bildmittelpunkt ist,
umso dynamischer wirkt der Bildaufbau.
Motive, die sich im Bildmittelpunkt befinden, wirken eher statisch und teilen bzw. vierteln das Bild in
bedeutungslose Teilflächen. Häufigste Fehler: Ungewollt komische Wirkung von Vorder- und Hintergrundelementen (Kirchturm oder Blumenvase hinter einem Kopf!).
Ein Beispiel: Bei einem Fußballspiel verläuft die
Zentrallinie in der Mitte des Feldes von einem Tor
zum anderen. Ein Überschreiten der Zentrallinie
hätte zur Folge, dass die von links nach rechts spielende Mannschaft plötzlich von rechts nach links
spielt (obwohl noch nicht Halbzeit war!).
Bildkomposition
Durch die Einstellungsgröße ist der Bildausschnitt
und damit auch der Teil der Wirklichkeit festgelegt,
den der Zuschauer zu sehen bekommt. Dadurch ist
bereits die Entscheidung getroffen, wie Personen,
Handlungen, Schauplätze und Objekte gezeigt und
charakterisiert werden. Durch Vorder- und Hintergrund, Schärfe und Unschärfe sowie Licht und
Schatten wird Tiefenwirkung erreicht, die den Eindruck von Räumlichkeit vermittelt. Dies und die
Tatsache, dass die dreidimensionale Welt in eine
flächenhafte Darstellung umgesetzt wird, trifft auch
für die Fotografie zu. Ein wesentlicher Unterschied
beim Film besteht in der Notwendigkeit, eine Einstellung auf ihre vorige und ihre folgende abzustimmen, hinzu kommt die Forderung nach einer wirkungsvollen Gestaltung eines bewegten Motivs. Für
die optimale Wirkung eines Bildes gibt es zwar kein
Erfolgsrezept, aber doch ein paar Grundregeln, deren Beachtung vor allem für die Anfänger nützlich
ist:
Einteilung der Bildfläche
Alles, was wichtig ist, muss gezeigt werden, aber nur
das und nicht mehr; d. h., ein zu großes Umfeld ist
zu vermeiden, es führt dazu, dass wichtige Dinge
kaum mehr erkennbar sind und in ihrer Bedeutung
verlieren. Oft richtet man sich in der Bildgestaltung
nach dem „Goldenen Schnitt“: Zwei gleiche Teile
stehen zu drei gleichen Teilen im selben harmonischen Verhältnis wie drei zu fünf gleichen Teilen.
Diese Einteilung kann gerade bei spontanen Videofilmen zu besseren Aufnahmen führen.
Bildwichtige Informationen werden meistens auf
die rechten Schnittpunkte des Rasters gelegt, bei
Landschaftsaufnahmen wird der Horizont entweder
mit der unteren oder oberen waagerechten Linie
identisch sein.
Um ein Gefühl für das Raster zu bekommen, kann
der Bildschirm an den Rändern mit Markierungen
versehen werden. Diese richten sich ungefähr nach
dem Goldenen Schnitt aus. Diese Teilung führt zu
ausgeglichenen Maßverhältnissen.
Eine Strecke wird so geteilt, dass sich der kleinere
Teil der Strecke zum größeren verhält wie der
größere Teil zur ganzen Strecke.
Tipp:
Auf Klarsichtfolie kopiert eignet sich obiges Raster
als Einstellhilfe zur Bestimmung von Bildausschnitt, Wahl der Horizontlinie und des bildwichtigsten Punktes.
Bildtiefe
Räumliches Sehen entspricht unseren Sehgewohnheiten, die Zweidimensionalität des Bildschirms ermöglicht aber nur die flächenhafte Darstellung. Um
die Motive dennoch plastisch wirken zu lassen,
muss die Bildtiefe optisch vorgetäuscht werden.
Dies wird dadurch erreicht, dass mehrere Bildebenen in die Komposition einbezogen werden, im
Normalfall reicht die Einteilung in Vorder,- Mittelund Hintergrund.
Weitwinkelaufnahmen eignen sich besonders für
räumlich eindrucksvolle Aufnahmen, da sie Groß-/
Kleinverhältnisse steigern.
Ausgewogenheit
Die Auswahl der Bildbestandteile und ihre Anordnung innerhalb des „Rahmens“ führt letztlich zur
Ausgewogenheit einer Aufnahme, das Bild „stimmt“
Mh
PRAXISBAUSTEIN
einfach. Blickrichtungen, Laufbewegungen und Farben sind hier besonders zu beachten:
Personen, die z. B. nach rechts schauen, sollten
immer links der Bildmitte postiert werden.
Sich bewegende Motive sind – in Laufrichtung
gesehen – am besten so aufzunehmen, dass sie im
hinteren Drittel des Bildes bleiben.
Unwichtige oder gar störende Elemente dürfen
sich nicht aufgrund ihres Farbcharakters (Signalfarben, intensive Farben) aufdrängen.
Die Bildkomposition sollte schrittweise entstehen:
Orientierung und Klarheit, welches Motiv auf
welche Weise aufgenommen wird.
Platzierung der einzelnen Objekte bzw. Handlungsträger innerhalb des vorgegebenen Formats,
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
73
auch unter dem Aspekt der Bildtiefe und der vorhandenen Farbflächen.
Überprüfung des so entstandenen Bildaufbaus.
Bildaussagen durch geeigneten Kamerastandort
verstärken.
Fehlerteufel
– Unüberlegtes Abfilmen eines sich bietenden Ereignisses.
– Nichtbeachten der Handlungsrichtung, zu
geringer Handlungsraum.
Am Ende der Unterrichtseinheit bekommen die
Schülerinnen und Schüler die Filmübungsaufgaben
ausgehändigt, für deren inhaltliche Umsetzung ein
eigenes Thema zu finden ist.
74
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Unterrichtseinheit 15/16:
Selbstständiges Üben mit dem Camcorder
Verlauf: Anhand der Checkliste überprüfen die
Teams die Vollständigkeit ihres Equipments, wobei
auf die Verwendung eines Stativs Wert gelegt werden
sollte (Arbeitsblatt 11). Tipp: Zu leichte Stative an
der Mittelsäule mit einem Sandsack versehen.
Um brauchbare Tonaufnahmen zu erhalten, kann auf
ein externes Mikrofon, möglichst ein Richtmikrofon,
nicht verzichtet werden. Zu viel Nebengeräusche,
die mit dem aufgenommenen Bild nichts zu tun
haben, werden über das an der Kamera befestigte
„Allround-Mikrofon“ aufgenommen: Geräusche, die
bei der Bedienung der Kamera entstehen (Motorzoom); Umweltgeräusche, deren Ursprung im Bild
nicht zu sehen ist. Die Tonüberwachung über Kopfhörer während der Aufnahme unterstützt das Bemühen um einen guten Liveton. Je nach Drehort wird
sich die Frage nach der Beleuchtung und weiterem
Zubehör stellen. Filmleuchten sollten mindestens
1000 W stark sein, damit sie auch bei der Verwendung von Tageslichtfiltern oder Farbfolien eine
brauchbare Ausleuchtung ergeben. Für anspruchsvolle Livetonaufnahmen benötigt man Leuchten mit
möglichst leisem oder besser keinem Kühlgebläse.
Bevor die Gruppen mit den in der vorigen Unterrichtseinheit besprochenen Filmübungen beginnen,
werden die wichtigsten Schritte wiederholt.
Neues Videoband ca. 10 Sekunden mit aufgesetztem Objektivdeckel bespielen („Schwarzsignal“), –
Bandanfänge sind starken mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt.
Kurze Probeaufnahme: Das Bild im Sucher
während der Aufnahme ist kein Beweis dafür, dass
auch wirklich aufgezeichnet wurde.
1. Bei endgültiger Entscheidung für das Motiv mit
dem Zoom in die äußerste Telestellung fahren,
dann Entfernung manuell richtig einstellen und
vorgesehenen Bildausschnitt wählen. Autofocus
ausgeschaltet?
2. Camcorder auf „Operate“ oder „ON“, Aufnahme
mit dem Aufnahmeknopf starten.
PRAXISBAUSTEIN
Mh
3. Wird die Aufnahme nur kurz unterbrochen
(Standortwechsel), in Aufnahmebereitschaft
(Standby) bleiben.
4. Achtung! Bei erneutem Starten wird das Band einige Bilder zurückgespult, deshalb nicht direkt
am Schluss einer Szene stoppen, sondern gut eine
Sekunde zugeben. Die nächste Aufnahme wird
ohne Störung angefügt.
5. Bei längeren Drehpausen (mehr als 5 Minuten)
schaltet der Camcorder auf „Stop“-Funktion, das
Band wird ausgefädelt, um Gerät und Videoband
zu schonen. Wenn eine längere Pause abzusehen
ist, gleich selber ausschalten, was bei Akkubetrieb zum Stromsparen beiträgt.
6. Vorgehensweise bei Wiederbeginn der Dreharbeiten:
Ende der letzten Einstellung über Kontrollmonitor suchen; beim Camcorder die „Recorderbedienung“ freilegen und Player wählen.
Band am Aufnahmeende stoppen.
Recorder auf „Remote“ und über Kamera starten,
Camcorder auf Kamerafunktion umstellen.
Das Verfahren „Auf-Schnitt“ hat seine Vorteile: Die
endgültige Produktion ist ohne Nachbearbeitung
entstanden, weist also keine Kopierverluste auf.
Ohne Nachbearbeitung heißt aber auch: Vorzeitige
Planung aller Details. Einstellungen können zwar
überspielt werden, ein Vergleich von Einstellungsvarianten – wie bei der Nachbearbeitung am
Schnittplatz – ist jedoch nicht möglich.
Ergebnis: Es ist ratsam, die Filmgruppen im Freien,
möglichst jedoch nicht zu weit voneinander entfernt, arbeiten zu lassen. Individuell auftretende
Probleme lassen sich meist vor Ort ohne größeren
Aufwand beheben.
Von den Gruppen ist ein Aufnahmeprotokoll zu
erstellen, da die Übungsaufgaben für eine Zwischenbewertung herangezogen werden. Im Klassenverband erfolgt die Besprechung von Teilen aus den
Übungsfilmen. Typische Anfängerfehler und ihre
Vermeidung sowie bei den Dreharbeiten entstandene Probleme werden thematisiert.
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Arbeitsblatt 11
Checkliste „Videoausrüstung“
Filmgruppe: _________________________________________________
_________________________________________________
Arbeitstitel: _________________________________________________
Drehtermin: _________________________________________________
Equipment
vorhanden
Bemerkung
Funktion überprüft?
Camcorder
Gegenlichtblende
Konverter
(Tele/Weitwinkel)
Reinigungstuch für Objektiv
Schnellwechselplatte?
Kamerastativ
Akkus
____fach
Geladen?
Monitor
Netzunabhängig: Akku?
Netzladegerät
Verbindungskabel?
Externes Mikrofon
Batterie?
Windschutz
Kopfhörer
Mikrofonverlängerungskabel
Mikrofonstativ
Scheinwerfer, ______ Watt
____fach
Scheinwerfer, ______ Watt
____fach
Ersatzbirnen, ______ Watt
____fach
Scheinwerferstativ(e)
____fach
Handlampe, Akkulicht
____fach
Reflektor(en)
____fach
Stativ?
Aufhellschirm(e)
____fach
Stativ?
Farbfolien
Farbe:
Befestigungsclips
Farbfolien
Farbe:
Befestigungsclips
Diffusionsfilter/-folien
____fach
Befestigungsclips
Verlängerungskabel, _____ m
____fach
Kabelrolle(n), _____ m
____fach
Verteilerleiste(n)
____fach
Videokassette(n)
____fach
75
76
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Unterrichtseinheit 17/18 (Kunst): Filmschnitt
Hintergrund: Jeder Film muss geschnitten werden.
Der ursprüngliche Begriff „Filmmontage“ ist bei der
Verarbeitung von Videofilmen sogar exakter –
schließlich kam bei Video nie eine Schere zum Einsatz. Es wird montiert. Trotzdem sprechen die Praktiker vom Filmschnitt, weshalb im Weiteren dieser Begriff verwendet wird. In der analogen Technik werden vom Aufnahmeband (Rohmaterial) die gewünschten Sequenzen auf ein Videoband (Master)
kopiert und zwar bereits in der endgültigen Reihenfolge. In der digitalen Technik wird ebenfalls aus dem
Rohmaterial ausgesucht, hier jedoch auf eine Festplatte überspielt, auf der die einzelnen Sequenzen
zunächst einmal abgelegt werden, vergleichbar mit
dem Filmgalgen bei der Verarbeitung von optischem
Filmmaterial. Die Reihenfolge der so abgelegten
„Filmstreifen“ ist in dieser Phase unbedeutend.
Verlauf: An dieser Stelle sollte der Lehrgang „Einweisung in die digitale Schnitt-Technik“ eingeplant
werden, der durch die an der jeweiligen Schule vorhandenen Möglichkeiten definiert ist. (Hinweis:
Das Projekt Sportberichterstattung in diesem Heft
beschreibt den digitalen Schnitt mit einem „Standalone-Gerät“.)
Bei dieser Einweisung arbeitet man am besten mit
Fremdmaterial und weist bereits auf die häufigsten
Schnittfehler hin. Diese sind:
Bildsprung:
Die Ursachen für einen Bildsprung/Bildhüpfer sind
meistens durch eine Drehpause oder einen Schnitt
bedingt: Unterbrechung und abschließendes Weiterfilmen desselben Bewegungsvorgangs. Wenn die
anschließende Szene das gleiche Motiv zeigt:
bei gleichem Kamerastandort – Brennweite nicht
verändert
bei anderem Kamerastandort – Brennweite nicht
verändert
bei unverändertem Kamerastandort – Brennweite zu stark verändert
bei geringfügig verändertem Kamerastandort –
Brennweite nicht verändert
bei zu stark verändertem Kamerastandort –
Brennweite verändert
PRAXISBAUSTEIN
Mh
Blickrichtung und Blickwinkel nicht außer Acht gelassen werden.
Ungeeignete Zwischenschnitte:
Ein Zwischenschnitt muss zur Gesamtstimmung
passen. Der „Zwischni“ soll zumindest für den Zuschauer einen Bezug zur allgemeinen Handlung
haben. Das Motiv darf sich nicht außerhalb des
Szenariums befinden.
Mangelnde Kontinuität:
inhaltlich: wenn eine Szene aus mehreren Einstellungen besteht, in denen dieselben Personen
auftreten, dürfen auch Kleinigkeiten nicht übersehen werden: Kleidung, Accessoires, Beleuchtung, Zimmereinrichtung, gefüllte Gläser, brennende Zigaretten, Ohrringe, Uhr mit verschiedenen Zeiten …
technisch: Farbe bei gleicher Szene (irrtümlich
durch neuen Weißabgleich verändert)
– Belichtung/zu starke Helligkeitskontraste
– Tonsituation/Tonsprünge
Nachdem die Schülerinnen und Schüler den Videoschnitt und die technischen Möglichkeiten kennen
gelernt haben, können sie bei der Erstellung der
Schnittliste in der nächsten Unterrichtseinheit Möglichkeiten von Effekten, Szenenübergängen und
Titeleinblendungen mit einplanen.
Unterrichtseinheit 19/20 (Kunst):
Szenenauswahl
Verlauf: Mit welcher Schnitt-Technik auch gearbeitet wird, der Schnitt muss durch die Sichtung des
Rohmaterials vorbereitet werden. Ein erster Durchgang dient also der Optimierung des Rohmaterials.
Die Kriterien für die Auswahl lassen sich in zwei
Bereiche aufteilen: aufnahmetechnische Qualität
und inhaltliche Verwertbarkeit (Arbeitsblatt 11).
Kriterien für die aufnahmetechnische, filmische
Qualität des Filmmaterials:
Schärfe
Belichtung
Kameraführung
Bildausschnitt
Ton
Achsensprung:
Bewegungen, die sinngemäß durchgängig sind,
wechseln ihre Richtung. Die Kamera hat zwischen
zwei Aufnahmen die „Handlungsachse“ übersprungen (siehe UE 11/12).
Die Ergebnisse dieser ersten Auswahl werden im
Schnittprotokoll festgehalten. Spätestens in dieser
Phase muss Klarheit darüber herrschen, welche inhaltlichen Aussagen beabsichtigt sind. Die von dem
jeweiligen Ereignis vorhandenen einzelnen Takes
werden nun in eine logische Reihenfolge gebracht.
Divergierende Blickrichtungen:
Beim Gespräch zwischen zwei oder mehreren Personen und der Nahaufnahme der Gesprächspartner
(nur ein Gesprächspartner ist zu sehen) dürfen
Anhand des Schnittprotokolls erstellen die Schüler
den geplanten Beitrag, wobei nachrichtendramaturgische und senderspezifische Gesichtspunkte zu
beachten sind. Erst wenn der Schnittplan fertig ist,
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
folgt die Anmoderation, die Arbeit im „Studio“, möglichst mit Bluebox. Optimal ist natürlich ein blauer
Hintergrund; wo das nicht möglich ist, sollte wenigstens auf einen farblich einheitlichen Hintergrund
geachtet werden. Dieser kann dann in der Nachbearbeitung mit der Blueboxfarbe eingefärbt werden.
77
Anmoderation, Reportagebeiträge und Kommentierung werden schließlich zu einer Sequenz montiert.
Für die Ankündigung der Nachrichtensendungen
kann entweder ein eigener Trailer erstellt werden
oder man übernimmt den des ausgewählten Senders.
Raster zum Erstellen der Nachrichtensendung
Nr.
Zeit
Thema
Information
Ton
Bild
Feinplan für die Nachrichtensendung
Zeit
Sekunden
Ton
off
Bild
on
Schrift
Realbild
generiertes Bild
78
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Arbeitsblatt 12
Schnittprotokoll
Film (Arbeitstitel): __________________________________________________________________
Zählerstand
und Zeit ca.
Kurzbeschreibung
des Inhalts
Schnitthinweis
Bewertung
Szene Nr.
Bemerkung
Mh
Mh
PRAXISBAUSTEIN
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
79
Unterrichtseinheit 21/22 (Kunst): Erstellen
einer sendertypischen Anmoderation
Verlauf: Erst wenn die Nachrichtensequenz vollständig entworfen und besprochen worden ist, werden die Teile der Anmoderation mit dem Sprecher
im als auch außerhalb des Bildes aufgenommen. Die
erforderliche Studioausstattung kann parallel, eventuell auch als Hausarbeit, geplant werden. Die senderspezifischen Merkmale bezüglich Studioausstattung, Dekoration und Erscheinungsbild des Sprechers bzw. der Sprecherin sind nun in die Praxis
umzusetzen.
Die Studioaufnahmen sollten auf jeden Fall mit einem auch für den Sprecher sichtbaren, großen Bildschirm durchgeführt werden.
Um keine atmosphärischen Unterschiede in der
Tonaufnahme zu erhalten, werden sowohl On- als
auch Off-Kommentare mit der Videokamera aufgenommen und bei letzteren eben nur der Ton überspielt. Die Verwendung eines externen Mikrofons
ist dringend erforderlich.
Auch im „Studio“ sollte auf Kontinuität geachtet
werden. Werden die Aufnahmen an verschiedenen
Tagen gemacht, darf sich das Äußere des Sprechers
bzw. der Sprecherin nicht verändert haben.
Tipp: Moderationstexte sollten auf stärkerem Papier
gedruckt sein, womit Rascheln und Zittern des Blattes vermieden wird. Eine sich unmittelbar an die
Aufnahme anschließende Kontrolle hat den Vorteil,
die Aufnahmen ohne großen Aufwand zu wiederholen.
Eher dritte Programme
Mehr Richtung n-tv
Auf der Grundlage der Schnittliste bzw. des Feinplans kann die Nachrichtensequenz nun montiert
werden. Beim Schnitt muss sehr konzentriert gearbeitet werden, es genügt eine Kleingruppe.
Senderspezifische Platzierung der Nachrichtensprecherin: „Bluebox“-Studioaufnahmen
Mehr Richtung PRO7, RTL2
Erscheinungsbild öffentlich-rechtlich (ARD/ZDF)
Unterrichtseinheit 23/24 (Kunst):
Montage einer Nachrichtensendung
Verlauf: Die endgültige Montage am Schnittplatz
kann von kleinen Gruppen anhand des Schnittplans erfolgen. Aus organisatorischen Gründen
empfiehlt es sich, den Schnittplatz auch außerhalb
des Unterrichts zugänglich zu machen.
Im Unterschied zu den „live“-Nachrichtensendungen, bei denen mehrere Bildsignale von Kameras
und Zuspielrekordern zeitgleich abgemischt werden, gehen wir so vor:
80
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Bild und Ton des Kommentarsprechers werden
zunächst komplett aufgespielt.
PRAXISBAUSTEIN
Gesamte Nachricht durchgehend mit Sprecher
im Bild
Danach, wenn der Sprecher mit der Anmoderation
fertig ist, werden im Insert-Verfahren (Einfüge-Verfahren) die Nachrichtenbilder über das Bild des
Sprechers gelegt.
Insert 1
Sprecher im Bild
Anmoderation
Insert 2
Insert 3
Insert 4
Insert 5
Kommentarton läuft weiter
Bildsequenzen, die Effekte wie z. B. Überblendungen enthalten, müssen vor der Insertierung erstellt
und berechnet sein. Dies gilt auch für Farb- oder
Helligkeitskorrekturen.
Ist eine längere Passage geschnitten, kontrollieren
die SchülerInnen die bisherige Arbeit. Unzulänglichkeiten, z. B. schlechter Schnittrhythmus und
starke Farb-/Helligkeitskontraste, werden somit
rechtzeitig erkannt und können verbessert werden.
Probleme entstehen, wenn die Länge des Kommentartextes mit der Dauer einer Filmsequenz nicht in
Übereinstimmung gebracht werden kann. Bei zu
langem Kommentartext und fehlendem Bildmaterial
bleibt als Ausweg nur noch das Einfrieren eines Bildes als Standbild.
Bei zu langen Filmsequenzen, die keinen Schnitt zulassen, ist es besser, die Szene am Anfang zu kürzen.
Unterrichtseinheit 25/26 (Deutsch):
Vorstellung und Besprechung der
Ergebnisse
Verlauf: In der abschließenden Unterrichtseinheit
sollen die Ergebnisse der einzelnen Gruppen
zunächst im Klassenverband vorgestellt werden.
Die ursprüngliche Zielsetzung wird mit dem fertigen
Produkt verglichen, wobei die Kernfrage dem beabsichtigten Senderprofil gilt.
Sind die für den Sender erarbeiteten Merkmale
im Beitrag umgesetzt worden?
Entstehen bei ähnlichen Inhalten allein durch
das spezielle Senderprofil unterschiedliche Wirkungen?
Mh
Welche Reportage kam besonders gut an?
Wie reagieren Mitschüler auf bestimmte Darstellungsformen?
Durch welche Elemente ist die Darstellung der
Wirklichkeit relativ gut gelungen?
Welche Formen lassen an der Glaubwürdigkeit
der Botschaft zweifeln?
Präsentation: Mit der Präsentation der Ergebnisse
wird die Vorführung in der Schulöffentlichkeit vorbereitet. Eine Organisationsgruppe, jedes Team
stellt hierfür einen Teilnehmer, kümmert sich um die
Räumlichkeiten für die Projektion sowie um den
technischen Aspekt, d. h. Einsatz von Videotechnik
in Großbildprojektion. Ebenso übernimmt aus jeder
Gruppe ein Schüler oder eine Schülerin die Aufgabe, den eigenen Beitrag anzukündigen, bzw. nach
der Vorführung für Fragen aus dem Publikum zur
Verfügung zu stehen.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten eine Konzeption, wie sie möglichst viel Publikum („Einschaltquote“) gewinnen können und erstellen Einladungen und Handzettel als Ankündigung/Werbung. Auch eine Fotodokumentation (Stellwand)
eignet sich gut, um auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen.
Günstig für die schulöffentliche Präsentation sind
Termine, an denen ohnehin Veranstaltungen in der
Schule stattfinden, z. B. Elternabende.
2.6 Je länger, je lieber –
Erfahrungen und Ergebnisse
Aufgrund seines Umfangs erstreckte sich das Unterrichtsprojekt über einen relativ langen Zeitraum,
was dazu führte, dass während der ersten Phase (UE
1–10) die Motivation nachließ. Mit Aufnahme der
praktischen Arbeit stieg das Interesse der Schülerinnen und Schüler deutlich an.
Je stärker der Termin der Studienfahrt in greifbare
Nähe rückte, umso konkreter wurden die Vorstellungen innerhalb der Teams darüber, wie sie ihren
Beitrag gestalten könnten.
In der selbstständigen Übungsphase (UE 15/16)
zeigte sich, dass die Wichtigkeit der technischen
und organisatorischen Vorbereitung weitgehend
unterschätzt wurde. Unzuverlässigkeit hinsichtlich
der übernommenen Teilaufgaben sowie fehlendes
Engagement von Teamangehörigen führten zu gruppendynamischen Problemen, die meistens ohne
Eingreifen des Lehrers gelöst werden konnten. Eine
Verlängerung dieser Übungsphase entstand durch
den Wunsch der Schüler, die Videokamera über ein
Wochenende auszuleihen.
Die Besprechung der Übungsaufgaben nahm mehr
Zeit in Anspruch als geplant war. Besser wäre wohl
Mh
PRAXISBAUSTEIN
eine zunächst im Team durchgeführte kritische Auswertung, auch unter dem Aspekt „Wo hatten wir
Schwierigkeiten?“. Durch die Zusammenfassung
der Auswertungen ist eine Konzentration auf die
Hauptprobleme möglich. Es genügt, wenn im Klassenverband Beispielsequenzen angeschaut werden.
Als vorteilhaft hat sich erwiesen, dass in der Vorbereitung der Studienfahrt die Zuständigkeiten innerhalb der Teams exakt geregelt wurden (Wer ist für
die Verwahrung der Ausrüstung verantwortlich?
Wer filmt wann? Wer kümmert sich um geladene
Akkus?).
Die Studienfahrt selbst bot durch ihr vielfältiges
Programm genug unterschiedliche Themen und
Motive.
Dass die Teams mit sehr viel Rohmaterial zurückkamen, war zu erwarten. Bei der ersten Sichtung
der Aufnahmen überwog der Unterhaltungsanteil,
die Schülerinnen und Schüler hatten einfach
Freude daran, sich selbst und ihre Klassenkameraden zu sehen. Dies sprengte allerdings den zeitlichen Rahmen, sodass es sinnvoller erscheint, die
Teams auswählen zu lassen, was sie von ihren Aufnahmen zeigen möchten und zwar innerhalb einer
vorgegebenen Zeitspanne.
In der letzten Phase des Projekts zeigte sich, dass
mit zunehmendem Abstand zur Studienfahrt die Arbeit immer zäher wurde. Eine Blockbildung für die
Postproduktion wäre, solange die Eindrücke noch
frisch sind, ideal.
Die fertigen Beiträge wurden zusammen mit den Ergebnissen einer Projektwoche vorgestellt.
Durch Ansiedlung des Projektes in Jahrgangsstufe
12 war anspruchsvolles Arbeiten vor allem auch in
der analytischen Phase möglich. Die Problematik
lag jedoch in dem nicht mehr existierenden Klassenverband, was zu organisatorischen Reibungsverlusten führte.
Eine Alternative wäre die Durchführung in Klasse
10 oder 11. Dies ist sicher denkbar, wobei in der
analytischen Arbeit gewisse Abstriche zu machen
sind bzw. die Ansprüche insgesamt relativiert werden müssten.
Das ausgewählte Ereignis kann sich auf das regionale Geschehen oder auf Schulveranstaltungen beziehen, in unserem Fall war es eine Studienfahrt
nach Frankreich.
Die in diesem Projekt frei gewordenen Energien
übertrafen die Erwartungen; zuletzt fand sich sogar
noch eine Gruppe, die in ihrer Freizeit aus dem gesamten Rohmaterial einen Erinnerungsfilm herstellte, ihn vermarktete und aus dem Erlös eine
Spende für die Finanzierung ihrer Abiturfeier abzweigte.
Die Durchführung des Projekts fand am Werkgymnasium Heidenheim unter Anleitung von Herrn
Hollein statt.
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
81
2.7 Alles easy? –
Materialien und Medien
1. Filmausrüstung Videokamera und Zubehör:
Für Reportagezwecke eignen sich vor allem kleine
Camcorder, um flexibel arbeiten zu können (Camcorder im S-VHS-C-Format oder DV-Camcorder).
Je nach Erfordernissen ist außer Stativ und externem Mikrofon weiteres Zubehör (siehe Checkliste)
erforderlich.
2. Bild- und Tonschnitt
Für den Schnitt bzw. die Postproduktion empfiehlt
sich ein digitales „Stand-alone“-Gerät, welches alle
wichtigen Arbeiten ermöglicht (Titelerstellung, Bildkorrekturen, Effekte, Bluebox, Nachvertonung).
3. Präsentation
Für die Großbildprojektion der fertigen Filme ist ein
„Videobeamer“ erforderlich.
4. Videokassetten im Verleih der Landes- und
Kreisbildstellen: (7-stellige Verleihkennziffer
für Baden-Württemberg)
Aktuelle Berichterstattung (42 81 398)
Am Beispiel einer Bildberichterstattung geht es
in dieser Sendung um die Objektivität von Pressefotos und den dazu verfassten Bildunterschriften. Die Fotografie gilt als „objektiv“, als Abbild
der Realität mittels einer unbestechlichen Kamera. Die Tatsache, dass zwischen der Realität
und dem Abbild der Realität ein Fotograf mit seinem Standpunkt steht, wird oft vergessen. 15 min
Die Illusion der Informiertheit – Von der Nachricht zur „action-news“ (42 81 13 98) (aus der Serie: Indoktrination und Manipulation) 29 min
„… die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!“ (*)
Manipulation und Medien (42 81 397) (aus der
Serie: Indoktrination und Manipulation) 29 min
Eine Nachricht wird gemacht (42 80 027) (aus
der Serie: Die Sache mit der Nachricht) 19 min
Nachrichten
in
verschiedenen
Medien
(42 80 029) (aus der Serie: Die Sache mit der
Nachricht) 20 min
TV-Nachrichten im Vergleich (42 80 026) (aus
der Serie: Die Sache mit der Nachricht) 19 min
Die Eintrittskarte zur Welt – Journalismus heute
(42 83 228) (aus der Serie: Medienerziehung)
30 min
Grundlagen
der Filmsprachen (42 81 980)
(aus der Serie: Analyse von Spielfilmen) 28 min
Von den 3 Wirklichkeiten (1) (42 80 479) (aus der
Serie: Von den 3 Wirklichkeiten) 20 min
Von den 3 Wirklichkeiten (2) (42 80 480) (aus der
Serie: Von den 3 Wirklichkeiten) 19 min
Von den 3 Wirklichkeiten (3) (42 80 481) (aus der
Serie. Von den 3 Wirklichkeiten) 20 min
82
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
PRAXISBAUSTEIN
Mh
2.8 Literaturverzeichnis
Acker, Alexander; Nann, Otto-Michael: Film – Fernsehen – Video. TR-Verlagsunion, München 1986
Kandorfer, Pierre: „DuMont“-Lehrbuch der Filmgestaltung. Köln 1987
Appeldorn, Werner van: Handbuch der Film- und
Fernseh-Produktion, TR-Verlagsunion. München
1984
Armer, Alan: Lehrbuch der Film- und Fernsehregie.
Frankfurt 1997
Lewis/Spitzing: Perfekte Video-Praxis. München
1989
Bänninger, Adrian: Die Videomacher-Praxis der
Videogestaltung mit 2 Videokassetten. Hrsg. Anne
Beelitz, Köln 1984
Mattusch, Uwe; Mörchen, Markus: Workshop Medien-Nachrichten unter der Lupe. Ferdinand Schöning, Paderborn 1997
H. Blumenberg u. a.: Making of … Kino Verlag
GmbH, Hamburg 1996
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM ’98 (Jugend, Information, Muli-Media).
Baden-Baden 1998
Brinkmöller-Becker, Heinrich: Die Fundgrube für
die Medienerziehung in Sekundarstufe I und II.
Cornelsen Scriptor, Berlin 1997
Förster, Uwe: Nachrichtensprache; Ergebnisse einer
Untersuchung der Gesellschaft für Deutsche Sprache. In: Journalist 8/1994, Remagen-Rolandseck
Graebe, Helmut: Information und Gestaltung, Untersuchung zur Wirkung visueller Gestaltungstechnik von Fernsehnachrichten. Leske u. Budrich,
Opladen 1988
Huber, Michael: Praxis der Video-Nachbearbeitung.
Augustus Verlag, Augsburg 1992
Kämmer, Bernhard: Das große 1 1 des Video-Filmens. Humboldt-Taschenbuchverlag Jacobi KG,
1991
Lewis, Roland: Perfekte Video Praxis. Verlag Laterna magica, München 1988
Schatzdorfer, Gerhard: Analyse von Spielfilmen.
Begleitmaterial zum Schulfernsehen (fünfteilige
Reihe, 1. Folge: Grundlagen der Filmsprache). Colloquium-Verlag, Berlin 1978
Staab, Joachim F.: Nachrichtenwert-Theorie. Freiburg/München 1990
Stross, M.; Kornacher, H.: Dokumentarisches
Videofilmen. Augustus Verlag, Augsburg 1992
Wember, Bernward: Wie informiert das Fernsehen?
Paul List Verlag, München 1983
Mh
83
PRAXISBAUSTEIN
Bildungsplanbezüge für Baden-Württemberg
Projekt 1: Sportberichterstattung
Bezüge zum Bildungsplan der Hauptschule
(Lehrplanheft 2/1994)
Erziehungs- und Bildungsauftrag der Hauptschule:
– Die Hauptschule … orientiert (sich) an lebensnahen
Lernsituationen, an konkreten Aufgabenstellungen
und an praktischem Handeln
– Der ganzheitlich ... ausgerichtete Erziehungs- und
Bildungsauftrag der Schule … soll die Fähigkeit zur
sinnvollen Nutzung der Medien fördern.
Jahrgangsstufenplan Klasse 8
Fächerverbindende Themen
Thema 2: Zeitung – ein Massenmedium
Information und Meinungen in der Zeitung/Vergleich der Darstellung eines Ereignisses in verschiedenen Zeitungen
Zeitungstexte/Erschließen von Texten
Deutsch
ARB 2: Literatur und andere Texte
– Im Hinblick auf berufliche Orientierung und
lebenspraktische Nutzung gewinnen Informationsentnahme aus Sachtexten und die Auseinandersetzung mit journalistischen Texten an Gewicht.
– Trivialliteratur – Sachtexte – Juristische Texte –
Journalistische Texte – … Meldung, Kommentar
ARB 3: Sprachbetrachtung und Grammatik
Arbeit an journalistischen Texten/Unterschiedliche
Sichtweise je nach angewendeter Form
Sport
Sportbereich 1 Spielen – Spiel
Die Schülerinnen und Schüler übernehmen gezielt
Mitverantwortung für Spielorganisation, -durchführung und -leitung
Projekt 2: ZAP – Fernsehkanäle
und Berichterstattung
Bezüge zum Bildungsplan für Gymnasien
(Lehrplanheft 4/1994)
Erziehungs- und Bildungsauftrag des Gymnasiums:
– Förderung der Fähigkeit der Problembetrachtung
aus einer historischen und moralischen Perspektive
Das Projekt wurde in Jahrgangsstufe 12 durchgeführt,
ist jedoch auch in Klasse 10 oder 11 zu verwirklichen.
Deshalb werden nachfolgend die Lehrplanbezüge für
JGS 10 bis 12 aufgeführt.
Klasse 10
Deutsch
ARB 2: Literatur, andere Texte und Medien
– Nachricht als informierender Text
Gemeinschaftskunde
LPE 1: Der Einzelne in der Gesellschaft
– Einfluss der Massenmedien, Informationsfreiheit
und Medienangebot
Bildende Kunst
ARB 3: Architektur
– Video
Fächerverbindende Themen
Thema 5: Die Zeitung
Klasse 11
Ev. Religionslehre
LPE 11.10 W: Neue Medien – Verantwortlicher
Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik
Deutsch
ARB 2: Literatur, andere Texte und Medien
– Auf Inhalt und Wirkung bezogene Formbetrachtung
Bildende Kunst
ARB 1: Malerei, Grafik, Medien
– Einbeziehen von Erzeugnissen der Bildmedien
Klasse 12
Deutsch
ARB 2: Literatur, andere Texte und Medien
– Interpretation und Auseinandersetzung mit dem
Problemgehalt eines Textes
– Auf Inhalt und Wirkung bezogene Formbetrachtung
Bildende Kunst
ARB 1: Malerei, Grafik, Medien
– Verschiedene bildnerische Mittel, Bildordnungen
und Kompositionsweisen
Starten Sie die Medienoffensive Schule!
Mit unserer Reihe Bausteine Medienzeit legen Sie wichtige Grundlagen für die
Medienkompetenz Ihrer SchülerInnen!
Basisbausteine
Schulart
Medienerziehung in Baden-Württemberg
Medienerziehung an beruflichen Schulen
Best.-Nr. 3340
Alle Schulen
Best.-Nr. 3341
Berufl. Schulen
Best.-Nr. 3342
Alle Schulen – 1.–10. Kl.
Best.-Nr. 3360
Alle Schulen
Best.-Nr. 3344
Alle Schulen
Best.-Nr. 3345
Alle Schulen
Best.-Nr. 3346
Alle Schulen
Best.-Nr. 3347
Alle Schulen
Best.-Nr. 3348
Alle Schulen
Tigerenten Club – Wie Fernsehen gemacht wird
Best.-Nr. 3350
Grundschule – 3./4. Kl.
Die Piraten sind los – Schulanfänger entern die neuen Medien
Best.-Nr. 3351
Grundschule – 1./2. Kl.
Medienabenteuer in der Grundschule
Best.-Nr. 3352
Grundschule – 3./4. Kl.
Best.-Nr. 3353
Grundschule – 3./4. Kl.
Best.-Nr. 3354
Hauptschule,
(1 Heft + CD-ROM)
Elternarbeit zum Thema Medienerziehung
Videoculture – Videoarbeit, interkulturelle Kommunikation, Schule
Praxisbausteine
Da ist Musik drin – Der Computer im Musikunterricht
(1 Heft + CD-ROM)
Das ist doch keine Kunst! Der Computer im Kunstunterricht
(1 Heft + CD-ROM)
Zeitung: Medium und Möglichkeit – Computer in Zeitungsprojekten
(1 Heft + CD-ROM)
Faszination digitales Radio – Multimediale Radioproduktionen
im Unterricht
(1 Heft + CD-ROM)
Bewegte Bilder zaubern – Video und Computer im Unterricht
(1 Heft + CD-ROM)
Der kleine Maulwurf und das Hasenkind. Vom Zeichentrick zum Hypertext
Paff und Jacky, ein virtuelles Abenteuer
Wasser marsch! Das Thema Wasser bearbeitet mit Video und Computer
Die Bedeutung des Wassers
Wasser kann antreiben
Große Gefühle: Bilder, Musik und Sprache im Film
Gute und schlechte Zeiten – Wir machen eine Foto-Soap und Fotostory
Nachsynchronisation – die Bedeutung der Sprache im Film
„Pacific 231“ – Verfilmung von Programmmusik
Realschule – 5.–8. Kl.
Bildersprache und Werbedesign
Best.-Nr. 3355
Glücksbotschaften – Das Zusammenspiel von Inhalt und Verpackung beim Gebrauchsdesign
Die Macht der Bilder. Wirkung und Wirklichkeitsproduktion von Bildersprache und Werbedesign
Gymnasium – 8.–10. Kl.
Berichterstattung im Fernsehen
Best.-Nr. 3356
Sportberichterstattung
ZAP – Fernsehkanäle und Berichterstattung
Hauptschule,
Gymnasium – 8./9. Kl.
Best.-Nr. 3358
Realschule,
Gymnasium – 5. Kl.
Best.-Nr. 3359
Realschule – 9./10. Kl.
„Echt“ Klasse! Eine Klasse stellt sich im Radio vor
Eine Klasse taucht ab – Filmtricks lernen mit „Yellow Submarine“
Zeitreise – Auf der Suche nach der Medienwelt von gestern und heute
Best.-Nr. 3357
Ich bin Ich – Darstellung der Persönlichkeit im Internet
Gestaltung einer multimedialen Bewerbung
Echt Klasse! Eine Schulklasse stellt sich vor
Hauptschule,
Gymnasium – 8.–11. Kl.
Identität und Selbstdarstellung
Realschule,
Hypertext. Gedichte multimedial interpretiert
Bilder, die lügen. Bilder machen Geschichte und Politik
Die Peepbox oder Spiegelbilder, virtueller Raum und Internet
Mozart im 21. Jahrhundert
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