Windpark Simmerath-Lammersdorf Raumnutzungsanalyse für die windkraftsensiblen Arten Rotmilan und Schwarzstorch Antragsteller juwi Energieprojekte GmbH Katernberger Straße 107 45327 Essen Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Hartmut Fehr, Diplom-Biologe Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402-1274995 Fax: 02402-1274996 Internet: www.planungsbuero-fehr.de e-mail: [email protected] Stand: 20.10.2014 Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch Inhalt Inhaltsverzeichnis 1. Anlass der Untersuchung ......................................................................................... 1 2. Untersuchungsmethodik und Untersuchungsumfang ............................................... 1 3. Ergebnisse ............................................................................................................... 4 3.1. Rotmilan ................................................................................................................ 4 3.2. Schwarzstorch ....................................................................................................... 8 3.3. Sonstige windkraftsensible Großvogelarten......................................................... 12 4. Zusammenfassende Bewertung ............................................................................. 13 5. Literatur .................................................................................................................. 14 Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 1 1. Anlass der Untersuchung Die juwi Energieprojekte GmbH plant den Bau von 7 Windenergieanlagen im Simmerather Wald nördlich von Simmerath-Lammersdorf. In diesem Zusammenhang wurde bereits eine Artenschutzprüfung erarbeitet. Zur Vertiefung dieser fand in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde der Städteregion Aachen (Herr Bollig) eine Raumnutzungsanalyse für die windkraftsensiblen Arten Rotmilan und Schwarzstorch statt, womit das Büro für Ökologie & Landschaftsplanung im Frühjahr 2014 beauftragt wurde. Es sollte herausgearbeitet werden, ob die Flächen des geplanten Windparks von den beiden Arten genutzt werden und wenn ja, in welcher Intensität und Stetigkeit. Die Ergebnisse der Raumnutzungsanalyse werden hiermit vorgelegt. 2. Untersuchungsmethodik und Untersuchungsumfang Die Untersuchungsmethodik und der Untersuchungsumfang ergeben sich aus den Vorgaben des Leitfadens „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ und wurden vorab mit der ULB der Städteregion Aachen abgestimmt. Hierzu fand ein erstes Gespräch am 14.02.2014 bei der Städteregion Aachen statt, in dem allgemeine Eckpunkte der Untersuchung festgelegt wurden. Bei dieser Besprechung wurden auch Hinweise auf alte Horste, die dem Rotmilan zugeordnet werden könnten sowie Hinweise zu Schwarzstorchbeobachtungen, übergeben. Eine Kontrolle der Hinweise zu den Rotmilanhorsten erfolgte im Gelände am 25.02.2014. Konkretisiert wurden die Eckpunkte der Untersuchung durch eine Geländebefahrung am 18.03.2014 mit Herrn Bollig, bei dem konkrete Beobachtungsstandpunkte für die Raumnutzungsanalyse festgelegt wurden. Zudem fand eine weitere Geländebefahrung mit einer Waldbesichtigung und einer Inaugenscheinnahme alter Greifvogelhorststandorte mit Herrn Wunderlich vom Forstamt Simmerath am 04.04.2014 statt. Die eigentliche Untersuchung der Raumnutzung von Rotmilan und Schwarzstorch begann am 02.04.2014 und erstreckte sich bis zum 11.08.2014. In diesem Zeitraum wurden 10 Begehungen mit 5 Beobachtern durchgeführt und zwar am 02.04., 22.04., 05.05., 19.05., 26.05. 02.06., 16.06., 02.07., 31.07. und 14.08.2014. Durch die Wahl der vorab mit der ULB abgestimmten Beobachtungsstandpunkte konnte das Gesamtgebiet in einem Umkreis von 3 km um den geplanten Windpark abgedeckt werden. Die Untersuchungen fanden bei durchweg guten Wetterbedingungen statt, die eine gute Sicht auf die untersuchten Bereiche gewährleisteten. Die Untersuchungen begannen am späten Vormittag mit zunehmender Thermik und erstreckten sich über den frühen Mittag. Dieser Zeitraum hat sich in einer Vielzahl von uns durchgeführter Untersuchungen bewährt. Beide Arten nutzen die morgendliche Thermik zum Aufstieg in die Höhe. Soweit der Schwarzstorch schon „früher“ unterwegs ist, kehrt er oft und regelmäßig gegen frühen Mittag von seinen Nahrungsflügen zurück. Die Vielzahl der Beobachtungen beider Arten zeigen, dass die Beobachtungszeitpunkte günstig gewählt waren. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 2 1 2 5 3 4 Abb. 1: Beobachtungspunkte im Untersuchungsgebiet. Geländearbeit Die beiden Punkte (1 und 2) im Norden bei Raffelsbrand erwiesen sich im Laufe der Untersuchung als besonders wertvolle Beobachtungsstandpunkte hinsichtlich der Raumnutzung des Schwarzstorches. Von hier aus gelangen die meisten der Beobachtungen. Auch hinsichtlich der Raumnutzung des Rotmilans wurden hier wichtige Daten erhoben. Südlich des geplanten Windparks (genauer südwestlich, südlich und südöstlich) wurden drei Beobachtungspunkte eingerichtet (3, 4 und 5). Der Beobachtungspunkt 3 liegt in Sichtweite zu einem 2014 bebrüteten Rotmilanhorst in einer Fichtengruppe im Südosten. Von dort aus ist das konkrete Projektgebiet, bzw. der Luftraum darüber, am besten zu observieren. Aufgrund der Nähe zum Rotmilanhorst gelangen hier naturgemäß die meisten Rotmilanbeobachtungen. Daneben wurde von hier aus aber auch der Schwarzstorch erfasst. Der Beobachtungspunkt 4 ist der südlichste Standort. Dieser ermöglicht teils einen Blick über den Luftraum der Projektfläche. Zudem lassen sich die umliegenden Offenlandflächen gut observieren. Der Beobachtungspunkt 5 liegt im Südwesten nahe der B 399. Er ermöglicht einen Blick auf den bestehenden Windpark und die südwestlichen Waldflächen. Dort befindet sich in einer Fichte ein alter Horst, der möglicherweise dem Rotmilan zuzuordnen ist. Im Jahr 2014 wurde dieser aber nicht genutzt. In der Praxis zeigte sich somit schnell, dass sich die Raumnutzungsanalyse auf ein Brutpaar des Rotmilans bezog sowie auf im Großraum sich bewegende Schwarzstörche ohne engere Bindung an das Gebiet. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 3 Gesichtete Rotmilane und Schwarzstörche wurden hinsichtlich ihrer Bewegung im Raum in einer Karte verortet. Es wurde sowohl die Zeit als auch (soweit wie möglich) Höhe und Charakter des Fluges (Thermikkreisen, Nahrungssuche, Transferflug) vermerkt. Aus der Gesamtschau der Daten ließ sich so das Raumnutzungsmuster ableiten. Die Untersuchungen an den 10 Beobachtungstagen erstreckten sich jeweils über 4 Stunden, so dass sich eine Gesamtbeobachtungszeit von 40 Stunden bzw. 2.400 Minuten ergab. Auswertung Die Beobachtungen der einzelnen Personen an den jeweiligen Terminen wurden in der nachfolgenden Auswertung mithilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) auf digitale Karten übertragen. Die Frage nach der Raumnutzung der Großvögel im Gebiet, hier insbesondere des Rotmilans, kann nun graphisch beantwortet werden. Zum einen wird die tatsächliche Raumnutzungsintensität (Zeitanteile in den verschiedenen Bereichen) und zum zweiten die Stetigkeit (Anzahl der Termine) der Nutzung sichtbar. Die Raumnutzungsintensität beantwortet die Frage, wieviel Zeit die Arten, hier insbesondere der Rotmilan, tatsächlich in verschiedenen Bereichen des Untersuchungsgebietes verbracht haben. Dafür wird das Gebiet in 3 Bereiche unterteilt. Der innere Bereich umfasst die Standorte der geplanten WEA sowie einen 500 m Radius um diese. Der mittlere Bereich schließt daran an und reicht bis in eine Entfernung von 1.000 m. Der äußere Bereich erstreckt sich bis in 3.000 m Entfernung zu den WEA. Anhand der verorteten Beobachtungen kann somit die tatsächliche wie auch die prozentuale Aufenthaltsdauer (Raumnutzungsintensität) ermittelt werden. Zum zweiten können Stetigkeiten festgestellt werden. Dies sind die Anzahl der Tage, in denen der Rotmilan sich an bestimmten Stellen des Untersuchungsgebietes aufgehalten hat. Das gesamte Untersuchungsgebiet wurde zur Nachvollziehbarkeit virtuell in 100 x 100m Kacheln unterteilt. Die digitalisierten Ergebnisse der einzelnen Kartiertermine werden mithilfe einer „räumlichen Abfrage“ auf diese Kacheln abgebildet und anschließend verschnitten. Nachdem die Ergebnisse mit Hilfe des GIS zusammengefasst werden, ergibt sich nun für jedes 1 ha große Kachelfeld des Untersuchungsgebietes die Anzahl der Tage - die Stetigkeit - an der sich die Art in der jeweiligen Kachel aufgehalten hat. Beide Parameter ergänzen sich. Es ist wichtig zu wissen, wie intensiv eine Art die verschiedenen Bereiche um die WEA genutzt hat (Zeitanteile). Es ist jedoch ebenso bedeutsam, wie oft die Art an einer bestimmten Stelle auftrat (Stetigkeit). Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 4 3. Ergebnisse 3.1. Rotmilan Im Jahr 2014 brütete der Rotmilan in einem Fichtenbestand östlich der Kalltalsperre nahe dem Offenland zwischen Silberscheidt und Deffertsfeld. Die Entfernung zur am nächsten positionierten, geplanten WEA beträgt ca. 1,25 Kilometer. Ein einzelner Rotmilan konnte bereits bei der Erstbesichtigung der Fläche am 18.03.2014 (Ortstermin mit Herrn Bollig) gesichtet werden. Mit Beginn der Untersuchungen am 02.04. wurden regelmäßig hier Aktivitäten eines Paares festgestellt. Rotmilane schmücken ihren Horst gerne mit Plastik- und Papierschnipseln aus. Am 02.04. konnte ein Rotmilan hierbei beobachtet und fotografiert werden (Abb. 2). Das im Offenland zwischen Silberscheidt und Deffertsfeld gesammelte Material wurde zielgerichtet zum Horst gebracht. Mit der ungefähren Lage des besetzten Horstes waren die wesentlichen Informationen vorhanden, die eine gezielte Raumnutzungsuntersuchung ermöglichten. Um das Brutgeschäft nicht zu stören, wurde daher nicht weiter nach dem Horst gesucht und es erfolgte auch keine Kontrolle des Brutgeschäftes und der Jungenaufzucht. Somit konnte zwar nicht ermittelt werden, wieviel Jungvögel aufgezogen wurden. Für die Fragestellung war dies aber nicht von Bedeutung. Die störungsfreie Aufzucht war wichtiger, als das wissenschaftliche Interesse. Abb. 2: Rotmilan mit „Nestschmuck“ in den Fängen und im Schnabel. Weitere besetzte Rotmilanhorste konnten im Untersuchungsgebiet nicht festgestellt werden. Der Horst in der Nähe des Beobachtungspunktes 5 (ebenfalls in einer Fichte) Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 5 war definitiv im Jahr 2014 nicht besetzt. Zwar ist von Rotmilanen bekannt, dass sie bei optimalen Bedingungen auch in räumlicher Nähe zueinander brüten können, im vorliegenden Fall ist dies aber nicht geschehen. Offenbar reichen die im Raum verfügbaren Ressourcen zur Deckung der Ansprüche nur eines Paares aus. Der Aktionsraum dieses Paares erstreckte sich auch auf die Flächen des bestehenden Windparks südwestlich des neu geplanten Parks, wie die Ergebnisse der Raumnutzungsanalyse belegen. Die absoluten Beobachtungszeiten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Insgesamt wurden 10 Termine durchgeführt, was einer Beobachtungszeit von 2.400 Minuten entspricht. Tabelle 1: Intensität der Raumnutzung (Rotmilan) Raumnutzung in den verschiedenen Bereichen [Minuten] Datum bis 500 m 500-1.000 m 1.000-3.000 m 02.04.2014 9 13 147 22.04.2014 0 0 17 05.05.2014 0 1 142 19.05.2014 2 20 80 26.05.2014 0 1 20 02.06.2014 0 5 116 16.06.2014 0 0 80 02.07.2014 0 0 19 31.07.2014 0 0 0 11.08.2014 0 0 13 Minuten gesamt 11 40 634 0,46 1,63 26,40 Anteil an der Gesamtbeobachtungszeit [%] Im inneren Bereich von 0-500 Meter um die geplanten WEA konnte eine sehr geringe Raumnutzungsintensität von insgesamt 11 Minuten (0,46 %) festgestellt werden. Tatsächlich gab es nur zwei kurze Überflüge und zwar am 02.04. und am 19.05. (siehe Tabelle 1). Im mittleren Bereich (500 bis 1.000 Meter) wurde mit insgesamt 40 Minuten, was 1,63 % an der Gesamtbeobachtungszeit entspricht, eine ebenfalls nur geringe Raumnutzungsintensität ermittelt. Hier gab es Beobachtungen an fünf Untersuchungstagen mit Beobachtungszeiten zwischen insgesamt 1 und 20 Minuten. Eine hohe Nutzung konnte im äußeren Bereich zwischen 1.000 und 3.000 m um die geplanten WEA dokumentiert werden. Rotmilane konnten insgesamt 634 von 2.400 Minuten beobachtet werden. Dies entspricht einer 26,4%igen Raumnutzung. In der Realität dürfte der Zeitanteil im äußeren Radius noch deutlich höher gewesen sein, da Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 6 anzunehmen ist, dass das/die Tier/e in den Zeiten, in denen kein(e) Rotmilan(e) gesichtet wurde(n), entweder auf dem Nest saß(en) (der Horst liegt innerhalb dieses Umkreises), oder an anderen Stellen innerhalb des 3 km-Radius ausruhte(n). Darüber hinaus konnte mehrfach dokumentiert werden, dass der Rotmilan den 3 km Radius verlässt. Ein typisches Verhalten bestand z.B. darin, sich über dem Horst in die Höhe zu schrauben (teils bis fast zu Unsichtbarkeit hoch), um dann im Streckengleitflug viele Kilometer weit abzustreifen. Derartige Flugbeziehungen wurden insbesondere nach Süden oder Südwesten (Richtung Simmerath, Huppenbroich, Eicherscheid, Konzen) festgestellt. Abb. 3: Rotmilan im Gleitflug. In der nachfolgenden Karte ist das Raumnutzungsmuster anhand der Stetigkeit der Beobachtungen in den einzelnen Gitterfeldern aufgetragen. Mit Hilfe dieser Darstellung ist sehr schnell und plakativ zu sehen, wo die Schwerpunkte der Raumnutzung liegen. Im geplanten Windpark selbst sind die beiden oben beschriebenen kurzen Überflüge dokumentiert (jeweils 1 Tag). Schwerpunkte des dokumentieren Vorkommens liegen im Südosten (Horstnähe) mit dem dortigen Offenland und über den Freiflächen bei Raffelsbrand ganz im Norden des 3-km-Radius (vermutlich andere Tiere). Die Raumnutzung im bestehenden Windpark Lammersdorf mit seinen offenen Flächen ist nachvollziehbar höher, als über dem Wald. Der Rotmilan benötigt freie Flächen zur Jagd. Waldgebiete werden zwar gelegentlich (meist im gerichteten Streckenflug) überflogen, eignen sich aber nicht für die Nahrungssuche. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/1274995 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Internet: www.planungsbuero-fehr.de 7 Tel.: 02402/127499 Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 8 Berücksichtigt man neben der Stetigkeit auch die unterschiedlichen Nutzungsintensitäten, kann daraus geschlossen werden, dass die Raumnutzung im inneren und mittleren Bereich des Untersuchungsgebietes (bis 1.000 m um die geplanten WEA) vernachlässigbar gering ist. Die Intensität liegt in beiden Bereichen unter 2 %. Im äußeren Bereich liegt die Nutzungsintensität bei dokumentierten 26,4 %. Die Flächen des im Wald geplanten Windparks werden demnach nur maximal gelegentlich überflogen, während im umliegenden Offenland eine regelmäßige Raumnutzung stattfindet. 3.2. Schwarzstorch Aus einem Umfeld von 3 Kilometer um den geplanten Windpark gibt es keine dokumentierten Nachweise von Brutplätzen des Schwarzstorches. Ältere Angaben des LANUV NRW zeigen „Populationszentren“ südlich der Wehebachtalsperre (Hürtgenwald) und nahe Zweifall. Tatsächlich konnten wir einen alten, mittlerweile völlig zerfallenen Schwarzstorchhorst nahe der Jägerhausstraße, ca. 1,5 km östlich von Forsthaus Zweifall sichten. Der Abstand zur nächsten geplanten WEA beträgt über 5 Kilometer. Zudem wurde ein großer Horst, der dem Schwarzstorch zugerechnet werden könnte, etwa auf gleicher Höhe mittig im Waldgebiet zwischen Zweifall und Hürtgen gesichtet. Auch dieser – ebenfalls in 2014 sicher nicht bebrütete Horst - liegt deutlich über 5 km von der nächsten geplanten WEA in Lammersdorf entfernt. Darüber hinaus gab es auch von Seiten des Forstamtes und der ULB keine weitergehenden Hinweise auf näherliegende Schwarzstorchhorste. Mit der Kalltalsperre und den zufließenden Bächen gibt es aber eine gut als Nahrungshabitat geeignete Struktur im Umfeld des Projektgebietes für den Windpark. Aus diesem Grund sollte dokumentiert werden, ob es unter Umständen regelmäßige Nahrungsflugbeziehungen des Schwarzstorches über dem geplanten Windpark gibt. An den oben genannten 10 Beobachtungstagen wurden von den 5 Beobachtungspunkten aus alle Sichtungen des Schwarzstorchs im Gebiet vermerkt. An 5 Terminen wurden insgesamt 9 Schwarzstorchflugbewegungen beobachtet. Der Schwerpunkt der Beobachtungen lag im Norden des untersuchten Gebietes an der Grenze des 3 km Radius um die geplanten WEA und jenseits dieses Bereichs über dem Wald in Richtung Zweifall. Am 05.05.2014 konnten zwei Schwarzstörche gemeinsam bei einem Transferflug Richtung Süden beobachtet werden. Die beiden Störche stiegen über dem Weißen Wehebach auf und flogen, den 3-km-Radius streifend, über die Kall hinweg nach Süden. Am 19.05.2014 gelang die Beobachtung von gleichzeitig vier Schwarzstörchen, die ganz flach über dem Waldgebiet „Rote Kaul“ westlich von Raffelsbrand über der Waldkrone in Richtung Westen abstreiften und sogleich im Wald verschwanden. Etwa eine halbe Stunde später tauchten für wenige Minuten zwei Schwarzstörche wieder auf und sie konnten für einige Minuten über dem Wald kreisend beobachtet werden, bis sie Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 9 nach Westen fliegend aus dem Blickfeld verschwanden. Auch dieses Beobachtungen lagen am Rande des Radius von 3 km um den geplanten Windpark Lammersdorf. Am darauffolgenden Termin, am 02.06.2014, gelang an genau dieser Stelle wieder eine Schwarzstorchbeobachtung. Ein einzelnes Tier wurde dabei gesichtet, wie es in den Wald beim Hasselbachgraben einflog. Am 16.06.2014 wurden wiederrum 2 Tiere gleichzeitig gesichtet; dieses mal für eine längere Zeit. Beide Störche kamen zeitversetzt aus dem Wald nordwestlich von Raffelsbrand und kreisten für längere Zeit gemeinsam darüber. Anschließend flog das erste Tier nach Osten in Richtung Vossenack. Das zweite Tier flog in westliche Richtung und tauchte im Waldgebiet westlich der L24 ab. Später am Mittag wurde ein einzelner Schwarzstorch gesichtet, der aus dem Kalltal im Bereich der Talsperre in der Thermik aufstieg. Nach einigen Minuten flog er in größerer Höhe zielgerichtet nach Osten in Richtung Steckenborn/Hechelscheid ab. Dies war die einzige Beobachtung eines Schwarzstorches, die einen gewissen Bezug zum geplanten Windpark hatte. Die Flugbewegung startete vom Rand des 1 km Radius und vollzog sich von dort aus in Richtung Osten über den 3 km-Radius hinaus. Einen direkten Überflug des geplanten Windparks gab es nicht. Am 02.07.2014 konnte schließlich ein Schwarzstorch beobachtet werden, der aus Osten kommend im zielgerichteten Streckenflug über die Ringstraße in Raffelsbrand flog und im Wald beim Hasselbachgraben niederging. Kurze Zeit später wurde ein Schwarzstorch aus dem gleichen Waldgebiet kommend gesichtet, wie er sich zum Kreisen in der Thermik über dem Wald erhob. Nachdem der Storch an Höhe gewann, flog er zielgerichtet im Streckenflug in Richtung Südosten. Abb. 4: Alter, zerfallener, aber dennoch typischer Schwarzstorchhorst nahe Stolberg-Zweifall. Die Entfernung zum geplanten Windpark beträgt über 5 Kilometer. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 10 Abb. 5: In der Städterregion Aachen ist der Schwarzstorch von der Eifel bis in das Aachener Hügelland wieder häufiger zu sehen. Dieses Tier stand nahrungssuchend bei Stolberg-Büsbach nahe der Inde, also gut 11 km entfernt vom geplanten Windpark Lammersdorf. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass … - … es keine dokumentierten Überflüge über dem geplanten Windpark gab. - … die nächste Annäherung eines Schwarzstorches an einen WEA-Standort bei ca. 1 km lag. - … der Großteil der Beobachtung vom nördlichen Rand des 3 km-Radius` oder darüber hinaus nach Norden stammt. Offensichtlich gibt es demnach keine regelmäßigen Nahrungsflugbeziehungen oder sonstigen Raumnutzungen des Schwarzstorches über oder in dem geplanten Windpark Lammersdorf. In der folgenden Karte werden die dokumentierten Flugbeobachtungen des Schwarzstorchs dargestellt. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Internet: www.planungsbuero-fehr.de 11 Tel.: 02402/127499 Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 12 3.3. Sonstige windkraftsensible Großvogelarten Neben dem Rotmilan und dem Schwarzstorch, denen das Hauptaugenmerk dieser Untersuchung galt, wurde an vier Untersuchungstagen der Schwarzmilan gesichtet. Es handelte sich in den meisten Fällen um sehr kurze Beobachtungen, in denen jeweils ein Tier im zielgerichteten Transferflug über den Beobachter bzw. in dessen Sichtfeld flog. Längere Verweildauer konnte an zwei Tagen über den Grünlandflächen nördlich von Lammersdorf im Bereich des bestehenden Windparks festgestellt werden (Abb. 4). Dort wurde jeweils ein Schwarzmilan bei der Nahrungssuche dokumentiert. Am 05.05.2014 konnte für 10 Minuten ein Schwarzmilan und am 31.07.2014 für etwa 50 Minuten dort beobachtet werden. Dieser Bereich liegt im 1.000m bis 3.000 m Radius um die geplanten WEA. Ein Überflug über den südlichen Rand des geplanten Windparks erfolgte an einem der 10 Beobachtungstage, am 02.06.2014. An diesem Tag flog ein Tier vom Bereich des Saarschen Baches aus zielstrebig über den Simmerather Wald in Richtung Osten. Abb. 4: Schwarzmilanbeobachtungen an vier Untersuchungstagen. Insgesamt kann auch für den Schwarzmilan eine maximal gelegentliche Raumnutzung über dem geplanten Windpark festgestellt werden. Soweit längere Beobachtungen erfolgten, lagen diese im Offenland bei Lammersdorf. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 13 4. Zusammenfassende Bewertung Die Raumnutzungsanalyse für den Rotmilan und den Schwarzstorch, ferner den Schwarzmilan, zeigt in eindeutiger Weise, dass keine dieser windkraftsensiblen Arten regelmäßig den Luftraum im Bereich des geplanten Windparks Lammersdorf überfliegt. Der regelmäßig vom Rotmilan genutzte Raum liegt in einer Mindestentfernung von über einem Kilometer von der am nächsten positionierten WEA und erstreckt sich von dort aus in die Offenlandbereiche bei Lammersdorf und Rollesbroich, bzw. im Norden bei Raffelsbrand. Der Rotmilan gilt gemäß dem Leitfaden „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ als schlaggefährdete Art. Der am nächsten zu einer WEA positionierte, bebrütete Horst liegt mit 1,25 km außerhalb des primären Untersuchungsgebietes gemäß Leitfaden und ebenso außerhalb der Abstandsempfehlung der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten. Zusammen mit der dokumentierten Raumnutzung deutlich außerhalb des schlaggefährdeten Bereiches kann für den Rotmilan ein signifikant erhöhtes Tötungs- und Verletzungsrisiko im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ausgeschlossen werden. Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 (Störung) und 3 (Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) sind durch die Planung ohnehin nicht zu sehen. Gemäß dem o.g. Leitfaden gilt der Schwarzstorch nicht als schlaggefährdet, sehr wohl aber als „störungsempfindlich“. Der zu untersuchende Raum beträgt 3 km um die geplanten WEA. Innerhalb dieses Raumes gelangen Sichtbeobachtungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit am nördlichen Rand des 3-km-Radius` und darüber hinaus nach Norden. Nur eine Beobachtung stammt vom Rand des 1-km-Radius`. Überflüge über die Flächen des geplanten Windparks gelangen kein einziges Mal. Eine erhebliche Störung, etwa durch Unterbrechung essenzieller Nahrungsflugbeziehungen, kann auf Basis der gemachten Beobachtungen sicher ausgeschlossen werden. Hinweise auf ein Brutgeschehen im Simmerather Wald gibt es nicht, so dass auch ein solches sicher auszuschließen ist. Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung) können somit nicht festgestellt werden. Tötungen von Tieren oder Zerstörungen von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gibt es ebenso wenig. Auch der Schwarzmilan wurde nur gelegentlich im Wirkbereich der WEA gesichtet (1 gerichteter Überflug am Südrand der Fläche). Die Nahrungssuche erfolgte durchweg im Offenland und konnte an zwei Tagen nördlich von Lammersdorf dokumentiert werden. Ein signifikant erhöhtes Tötungs- oder Verletzungsrisiko kann aufgrund der maximal gelegentlichen Raumnutzung auch für diese Art ausgeschlossen werden. Stolberg, 20.10.2014 (Hartmut Fehr) Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected] Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch 14 5. Literatur LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN (2007): Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. Berichte zum Vogelschutz 44/2007. 151-153. MKULNV/LANUV NRW (2013): Leitfaden „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“. Stand 13.11.2013. Büro für Ökologie & Landschaftsplanung Wilhelmbusch 11 52223 Stolberg Tel.: 02402/127499 Internet: www.planungsbuero-fehr.de Hartmut Fehr Diplom-Biologe Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803 e-mail: [email protected]
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