15.11 Raumnutzungsanalyse Schwarzstorch+Rotmilan

Windpark
Simmerath-Lammersdorf
Raumnutzungsanalyse für die
windkraftsensiblen Arten
Rotmilan und Schwarzstorch
Antragsteller
juwi Energieprojekte GmbH
Katernberger Straße 107
45327 Essen
Büro für Ökologie & Landschaftsplanung
Hartmut Fehr, Diplom-Biologe
Wilhelmbusch 11
52223 Stolberg
Tel.: 02402-1274995
Fax: 02402-1274996
Internet: www.planungsbuero-fehr.de
e-mail: [email protected]
Stand: 20.10.2014
Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
1. Anlass der Untersuchung ......................................................................................... 1
2. Untersuchungsmethodik und Untersuchungsumfang ............................................... 1
3. Ergebnisse ............................................................................................................... 4
3.1. Rotmilan ................................................................................................................ 4
3.2. Schwarzstorch ....................................................................................................... 8
3.3. Sonstige windkraftsensible Großvogelarten......................................................... 12
4. Zusammenfassende Bewertung ............................................................................. 13
5. Literatur .................................................................................................................. 14
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Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch
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1. Anlass der Untersuchung
Die juwi Energieprojekte GmbH plant den Bau von 7 Windenergieanlagen im Simmerather Wald nördlich von Simmerath-Lammersdorf. In diesem Zusammenhang wurde
bereits eine Artenschutzprüfung erarbeitet. Zur Vertiefung dieser fand in Abstimmung
mit der Unteren Landschaftsbehörde der Städteregion Aachen (Herr Bollig) eine
Raumnutzungsanalyse für die windkraftsensiblen Arten Rotmilan und Schwarzstorch
statt, womit das Büro für Ökologie & Landschaftsplanung im Frühjahr 2014 beauftragt
wurde. Es sollte herausgearbeitet werden, ob die Flächen des geplanten Windparks
von den beiden Arten genutzt werden und wenn ja, in welcher Intensität und Stetigkeit.
Die Ergebnisse der Raumnutzungsanalyse werden hiermit vorgelegt.
2. Untersuchungsmethodik und Untersuchungsumfang
Die Untersuchungsmethodik und der Untersuchungsumfang ergeben sich aus den
Vorgaben des Leitfadens „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung
und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ und wurden vorab mit der ULB der Städteregion Aachen abgestimmt. Hierzu fand ein erstes Gespräch
am 14.02.2014 bei der Städteregion Aachen statt, in dem allgemeine Eckpunkte der
Untersuchung festgelegt wurden. Bei dieser Besprechung wurden auch Hinweise auf
alte Horste, die dem Rotmilan zugeordnet werden könnten sowie Hinweise zu
Schwarzstorchbeobachtungen, übergeben. Eine Kontrolle der Hinweise zu den Rotmilanhorsten erfolgte im Gelände am 25.02.2014.
Konkretisiert wurden die Eckpunkte der Untersuchung durch eine Geländebefahrung
am 18.03.2014 mit Herrn Bollig, bei dem konkrete Beobachtungsstandpunkte für die
Raumnutzungsanalyse festgelegt wurden. Zudem fand eine weitere Geländebefahrung mit einer Waldbesichtigung und einer Inaugenscheinnahme alter Greifvogelhorststandorte mit Herrn Wunderlich vom Forstamt Simmerath am 04.04.2014 statt.
Die eigentliche Untersuchung der Raumnutzung von Rotmilan und Schwarzstorch begann am 02.04.2014 und erstreckte sich bis zum 11.08.2014. In diesem Zeitraum wurden 10 Begehungen mit 5 Beobachtern durchgeführt und zwar am 02.04., 22.04.,
05.05., 19.05., 26.05. 02.06., 16.06., 02.07., 31.07. und 14.08.2014. Durch die Wahl
der vorab mit der ULB abgestimmten Beobachtungsstandpunkte konnte das Gesamtgebiet in einem Umkreis von 3 km um den geplanten Windpark abgedeckt werden. Die
Untersuchungen fanden bei durchweg guten Wetterbedingungen statt, die eine gute
Sicht auf die untersuchten Bereiche gewährleisteten. Die Untersuchungen begannen
am späten Vormittag mit zunehmender Thermik und erstreckten sich über den frühen
Mittag. Dieser Zeitraum hat sich in einer Vielzahl von uns durchgeführter Untersuchungen bewährt. Beide Arten nutzen die morgendliche Thermik zum Aufstieg in die
Höhe. Soweit der Schwarzstorch schon „früher“ unterwegs ist, kehrt er oft und regelmäßig gegen frühen Mittag von seinen Nahrungsflügen zurück. Die Vielzahl der Beobachtungen beider Arten zeigen, dass die Beobachtungszeitpunkte günstig gewählt
waren.
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Abb. 1: Beobachtungspunkte im Untersuchungsgebiet.
Geländearbeit
Die beiden Punkte (1 und 2) im Norden bei Raffelsbrand erwiesen sich im Laufe der
Untersuchung als besonders wertvolle Beobachtungsstandpunkte hinsichtlich der
Raumnutzung des Schwarzstorches. Von hier aus gelangen die meisten der Beobachtungen. Auch hinsichtlich der Raumnutzung des Rotmilans wurden hier wichtige Daten
erhoben. Südlich des geplanten Windparks (genauer südwestlich, südlich und südöstlich) wurden drei Beobachtungspunkte eingerichtet (3, 4 und 5). Der Beobachtungspunkt 3 liegt in Sichtweite zu einem 2014 bebrüteten Rotmilanhorst in einer Fichtengruppe im Südosten. Von dort aus ist das konkrete Projektgebiet, bzw. der Luftraum
darüber, am besten zu observieren. Aufgrund der Nähe zum Rotmilanhorst gelangen
hier naturgemäß die meisten Rotmilanbeobachtungen. Daneben wurde von hier aus
aber auch der Schwarzstorch erfasst. Der Beobachtungspunkt 4 ist der südlichste
Standort. Dieser ermöglicht teils einen Blick über den Luftraum der Projektfläche. Zudem lassen sich die umliegenden Offenlandflächen gut observieren. Der Beobachtungspunkt 5 liegt im Südwesten nahe der B 399. Er ermöglicht einen Blick auf den
bestehenden Windpark und die südwestlichen Waldflächen. Dort befindet sich in einer
Fichte ein alter Horst, der möglicherweise dem Rotmilan zuzuordnen ist. Im Jahr 2014
wurde dieser aber nicht genutzt.
In der Praxis zeigte sich somit schnell, dass sich die Raumnutzungsanalyse auf ein
Brutpaar des Rotmilans bezog sowie auf im Großraum sich bewegende Schwarzstörche ohne engere Bindung an das Gebiet.
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Gesichtete Rotmilane und Schwarzstörche wurden hinsichtlich ihrer Bewegung im
Raum in einer Karte verortet. Es wurde sowohl die Zeit als auch (soweit wie möglich)
Höhe und Charakter des Fluges (Thermikkreisen, Nahrungssuche, Transferflug) vermerkt. Aus der Gesamtschau der Daten ließ sich so das Raumnutzungsmuster ableiten. Die Untersuchungen an den 10 Beobachtungstagen erstreckten sich jeweils über
4 Stunden, so dass sich eine Gesamtbeobachtungszeit von 40 Stunden bzw. 2.400
Minuten ergab.
Auswertung
Die Beobachtungen der einzelnen Personen an den jeweiligen Terminen wurden in
der nachfolgenden Auswertung mithilfe eines Geographischen Informationssystems
(GIS) auf digitale Karten übertragen.
Die Frage nach der Raumnutzung der Großvögel im Gebiet, hier insbesondere des
Rotmilans, kann nun graphisch beantwortet werden. Zum einen wird die tatsächliche
Raumnutzungsintensität (Zeitanteile in den verschiedenen Bereichen) und zum zweiten die Stetigkeit (Anzahl der Termine) der Nutzung sichtbar.
Die Raumnutzungsintensität beantwortet die Frage, wieviel Zeit die Arten, hier insbesondere der Rotmilan, tatsächlich in verschiedenen Bereichen des Untersuchungsgebietes verbracht haben. Dafür wird das Gebiet in 3 Bereiche unterteilt. Der innere Bereich umfasst die Standorte der geplanten WEA sowie einen 500 m Radius um diese.
Der mittlere Bereich schließt daran an und reicht bis in eine Entfernung von 1.000 m.
Der äußere Bereich erstreckt sich bis in 3.000 m Entfernung zu den WEA.
Anhand der verorteten Beobachtungen kann somit die tatsächliche wie auch die prozentuale Aufenthaltsdauer (Raumnutzungsintensität) ermittelt werden.
Zum zweiten können Stetigkeiten festgestellt werden. Dies sind die Anzahl der Tage,
in denen der Rotmilan sich an bestimmten Stellen des Untersuchungsgebietes aufgehalten hat. Das gesamte Untersuchungsgebiet wurde zur Nachvollziehbarkeit virtuell in
100 x 100m Kacheln unterteilt. Die digitalisierten Ergebnisse der einzelnen Kartiertermine werden mithilfe einer „räumlichen Abfrage“ auf diese Kacheln abgebildet und
anschließend verschnitten. Nachdem die Ergebnisse mit Hilfe des GIS zusammengefasst werden, ergibt sich nun für jedes 1 ha große Kachelfeld des Untersuchungsgebietes die Anzahl der Tage - die Stetigkeit - an der sich die Art in der jeweiligen Kachel
aufgehalten hat.
Beide Parameter ergänzen sich. Es ist wichtig zu wissen, wie intensiv eine Art
die verschiedenen Bereiche um die WEA genutzt hat (Zeitanteile). Es ist jedoch
ebenso bedeutsam, wie oft die Art an einer bestimmten Stelle auftrat (Stetigkeit).
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3. Ergebnisse
3.1. Rotmilan
Im Jahr 2014 brütete der Rotmilan in einem Fichtenbestand östlich der Kalltalsperre
nahe dem Offenland zwischen Silberscheidt und Deffertsfeld. Die Entfernung zur am
nächsten positionierten, geplanten WEA beträgt ca. 1,25 Kilometer. Ein einzelner
Rotmilan konnte bereits bei der Erstbesichtigung der Fläche am 18.03.2014 (Ortstermin mit Herrn Bollig) gesichtet werden. Mit Beginn der Untersuchungen am 02.04.
wurden regelmäßig hier Aktivitäten eines Paares festgestellt. Rotmilane schmücken
ihren Horst gerne mit Plastik- und Papierschnipseln aus. Am 02.04. konnte ein Rotmilan hierbei beobachtet und fotografiert werden (Abb. 2). Das im Offenland zwischen
Silberscheidt und Deffertsfeld gesammelte Material wurde zielgerichtet zum Horst gebracht. Mit der ungefähren Lage des besetzten Horstes waren die wesentlichen Informationen vorhanden, die eine gezielte Raumnutzungsuntersuchung ermöglichten. Um
das Brutgeschäft nicht zu stören, wurde daher nicht weiter nach dem Horst gesucht
und es erfolgte auch keine Kontrolle des Brutgeschäftes und der Jungenaufzucht. Somit konnte zwar nicht ermittelt werden, wieviel Jungvögel aufgezogen wurden. Für die
Fragestellung war dies aber nicht von Bedeutung. Die störungsfreie Aufzucht war
wichtiger, als das wissenschaftliche Interesse.
Abb. 2: Rotmilan mit „Nestschmuck“ in den Fängen und im Schnabel.
Weitere besetzte Rotmilanhorste konnten im Untersuchungsgebiet nicht festgestellt
werden. Der Horst in der Nähe des Beobachtungspunktes 5 (ebenfalls in einer Fichte)
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war definitiv im Jahr 2014 nicht besetzt. Zwar ist von Rotmilanen bekannt, dass sie bei
optimalen Bedingungen auch in räumlicher Nähe zueinander brüten können, im vorliegenden Fall ist dies aber nicht geschehen. Offenbar reichen die im Raum verfügbaren
Ressourcen zur Deckung der Ansprüche nur eines Paares aus. Der Aktionsraum dieses Paares erstreckte sich auch auf die Flächen des bestehenden Windparks südwestlich des neu geplanten Parks, wie die Ergebnisse der Raumnutzungsanalyse belegen.
Die absoluten Beobachtungszeiten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Insgesamt wurden 10 Termine durchgeführt, was einer Beobachtungszeit von 2.400
Minuten entspricht.
Tabelle 1: Intensität der Raumnutzung (Rotmilan)
Raumnutzung in den verschiedenen Bereichen [Minuten]
Datum
bis 500 m
500-1.000 m
1.000-3.000 m
02.04.2014
9
13
147
22.04.2014
0
0
17
05.05.2014
0
1
142
19.05.2014
2
20
80
26.05.2014
0
1
20
02.06.2014
0
5
116
16.06.2014
0
0
80
02.07.2014
0
0
19
31.07.2014
0
0
0
11.08.2014
0
0
13
Minuten gesamt
11
40
634
0,46
1,63
26,40
Anteil an der Gesamtbeobachtungszeit [%]
Im inneren Bereich von 0-500 Meter um die geplanten WEA konnte eine sehr geringe
Raumnutzungsintensität von insgesamt 11 Minuten (0,46 %) festgestellt werden. Tatsächlich gab es nur zwei kurze Überflüge und zwar am 02.04. und am 19.05. (siehe
Tabelle 1).
Im mittleren Bereich (500 bis 1.000 Meter) wurde mit insgesamt 40 Minuten, was 1,63
% an der Gesamtbeobachtungszeit entspricht, eine ebenfalls nur geringe Raumnutzungsintensität ermittelt. Hier gab es Beobachtungen an fünf Untersuchungstagen mit
Beobachtungszeiten zwischen insgesamt 1 und 20 Minuten.
Eine hohe Nutzung konnte im äußeren Bereich zwischen 1.000 und 3.000 m um die
geplanten WEA dokumentiert werden. Rotmilane konnten insgesamt 634 von 2.400
Minuten beobachtet werden. Dies entspricht einer 26,4%igen Raumnutzung. In der
Realität dürfte der Zeitanteil im äußeren Radius noch deutlich höher gewesen sein, da
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anzunehmen ist, dass das/die Tier/e in den Zeiten, in denen kein(e) Rotmilan(e) gesichtet wurde(n), entweder auf dem Nest saß(en) (der Horst liegt innerhalb dieses
Umkreises), oder an anderen Stellen innerhalb des 3 km-Radius ausruhte(n). Darüber
hinaus konnte mehrfach dokumentiert werden, dass der Rotmilan den 3 km Radius
verlässt. Ein typisches Verhalten bestand z.B. darin, sich über dem Horst in die Höhe
zu schrauben (teils bis fast zu Unsichtbarkeit hoch), um dann im Streckengleitflug viele
Kilometer weit abzustreifen. Derartige Flugbeziehungen wurden insbesondere nach
Süden oder Südwesten (Richtung Simmerath, Huppenbroich, Eicherscheid, Konzen)
festgestellt.
Abb. 3: Rotmilan im Gleitflug.
In der nachfolgenden Karte ist das Raumnutzungsmuster anhand der Stetigkeit der
Beobachtungen in den einzelnen Gitterfeldern aufgetragen. Mit Hilfe dieser Darstellung ist sehr schnell und plakativ zu sehen, wo die Schwerpunkte der Raumnutzung
liegen. Im geplanten Windpark selbst sind die beiden oben beschriebenen kurzen
Überflüge dokumentiert (jeweils 1 Tag). Schwerpunkte des dokumentieren Vorkommens liegen im Südosten (Horstnähe) mit dem dortigen Offenland und über den Freiflächen bei Raffelsbrand ganz im Norden des 3-km-Radius (vermutlich andere Tiere).
Die Raumnutzung im bestehenden Windpark Lammersdorf mit seinen offenen Flächen
ist nachvollziehbar höher, als über dem Wald. Der Rotmilan benötigt freie Flächen zur
Jagd. Waldgebiete werden zwar gelegentlich (meist im gerichteten Streckenflug) überflogen, eignen sich aber nicht für die Nahrungssuche.
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Berücksichtigt man neben der Stetigkeit auch die unterschiedlichen Nutzungsintensitäten, kann daraus geschlossen werden, dass die Raumnutzung im inneren und mittleren Bereich des Untersuchungsgebietes (bis 1.000 m um die geplanten WEA) vernachlässigbar gering ist. Die Intensität liegt in beiden Bereichen unter 2 %. Im äußeren
Bereich liegt die Nutzungsintensität bei dokumentierten 26,4 %. Die Flächen des im
Wald geplanten Windparks werden demnach nur maximal gelegentlich überflogen,
während im umliegenden Offenland eine regelmäßige Raumnutzung stattfindet.
3.2. Schwarzstorch
Aus einem Umfeld von 3 Kilometer um den geplanten Windpark gibt es keine dokumentierten Nachweise von Brutplätzen des Schwarzstorches. Ältere Angaben des
LANUV NRW zeigen „Populationszentren“ südlich der Wehebachtalsperre (Hürtgenwald) und nahe Zweifall. Tatsächlich konnten wir einen alten, mittlerweile völlig zerfallenen Schwarzstorchhorst nahe der Jägerhausstraße, ca. 1,5 km östlich von Forsthaus
Zweifall sichten. Der Abstand zur nächsten geplanten WEA beträgt über 5 Kilometer.
Zudem wurde ein großer Horst, der dem Schwarzstorch zugerechnet werden könnte,
etwa auf gleicher Höhe mittig im Waldgebiet zwischen Zweifall und Hürtgen gesichtet.
Auch dieser – ebenfalls in 2014 sicher nicht bebrütete Horst - liegt deutlich über 5 km
von der nächsten geplanten WEA in Lammersdorf entfernt. Darüber hinaus gab es
auch von Seiten des Forstamtes und der ULB keine weitergehenden Hinweise auf
näherliegende Schwarzstorchhorste. Mit der Kalltalsperre und den zufließenden Bächen gibt es aber eine gut als Nahrungshabitat geeignete Struktur im Umfeld des Projektgebietes für den Windpark. Aus diesem Grund sollte dokumentiert werden, ob es
unter Umständen regelmäßige Nahrungsflugbeziehungen des Schwarzstorches über
dem geplanten Windpark gibt.
An den oben genannten 10 Beobachtungstagen wurden von den 5 Beobachtungspunkten aus alle Sichtungen des Schwarzstorchs im Gebiet vermerkt. An 5 Terminen
wurden insgesamt 9 Schwarzstorchflugbewegungen beobachtet. Der Schwerpunkt der
Beobachtungen lag im Norden des untersuchten Gebietes an der Grenze des 3 km
Radius um die geplanten WEA und jenseits dieses Bereichs über dem Wald in Richtung Zweifall.
Am 05.05.2014 konnten zwei Schwarzstörche gemeinsam bei einem Transferflug
Richtung Süden beobachtet werden. Die beiden Störche stiegen über dem Weißen
Wehebach auf und flogen, den 3-km-Radius streifend, über die Kall hinweg nach Süden.
Am 19.05.2014 gelang die Beobachtung von gleichzeitig vier Schwarzstörchen, die
ganz flach über dem Waldgebiet „Rote Kaul“ westlich von Raffelsbrand über der Waldkrone in Richtung Westen abstreiften und sogleich im Wald verschwanden. Etwa eine
halbe Stunde später tauchten für wenige Minuten zwei Schwarzstörche wieder auf und
sie konnten für einige Minuten über dem Wald kreisend beobachtet werden, bis sie
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nach Westen fliegend aus dem Blickfeld verschwanden. Auch dieses Beobachtungen
lagen am Rande des Radius von 3 km um den geplanten Windpark Lammersdorf.
Am darauffolgenden Termin, am 02.06.2014, gelang an genau dieser Stelle wieder
eine Schwarzstorchbeobachtung. Ein einzelnes Tier wurde dabei gesichtet, wie es in
den Wald beim Hasselbachgraben einflog.
Am 16.06.2014 wurden wiederrum 2 Tiere gleichzeitig gesichtet; dieses mal für eine
längere Zeit. Beide Störche kamen zeitversetzt aus dem Wald nordwestlich von Raffelsbrand und kreisten für längere Zeit gemeinsam darüber. Anschließend flog das
erste Tier nach Osten in Richtung Vossenack. Das zweite Tier flog in westliche Richtung und tauchte im Waldgebiet westlich der L24 ab. Später am Mittag wurde ein einzelner Schwarzstorch gesichtet, der aus dem Kalltal im Bereich der Talsperre in der
Thermik aufstieg. Nach einigen Minuten flog er in größerer Höhe zielgerichtet nach
Osten in Richtung Steckenborn/Hechelscheid ab. Dies war die einzige Beobachtung
eines Schwarzstorches, die einen gewissen Bezug zum geplanten Windpark hatte. Die
Flugbewegung startete vom Rand des 1 km Radius und vollzog sich von dort aus in
Richtung Osten über den 3 km-Radius hinaus. Einen direkten Überflug des geplanten
Windparks gab es nicht.
Am 02.07.2014 konnte schließlich ein Schwarzstorch beobachtet werden, der aus Osten kommend im zielgerichteten Streckenflug über die Ringstraße in Raffelsbrand flog
und im Wald beim Hasselbachgraben niederging. Kurze Zeit später wurde ein
Schwarzstorch aus dem gleichen Waldgebiet kommend gesichtet, wie er sich zum
Kreisen in der Thermik über dem Wald erhob. Nachdem der Storch an Höhe gewann,
flog er zielgerichtet im Streckenflug in Richtung Südosten.
Abb. 4: Alter, zerfallener, aber dennoch typischer Schwarzstorchhorst nahe Stolberg-Zweifall. Die Entfernung zum geplanten Windpark beträgt über 5 Kilometer.
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Abb. 5: In der Städterregion Aachen ist der Schwarzstorch von der Eifel bis in das Aachener Hügelland
wieder häufiger zu sehen. Dieses Tier stand nahrungssuchend bei Stolberg-Büsbach nahe der Inde, also
gut 11 km entfernt vom geplanten Windpark Lammersdorf.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass …
- … es keine dokumentierten Überflüge über dem geplanten Windpark gab.
- … die nächste Annäherung eines Schwarzstorches an einen WEA-Standort bei ca.
1 km lag.
- … der Großteil der Beobachtung vom nördlichen Rand des 3 km-Radius` oder darüber hinaus nach Norden stammt.
Offensichtlich gibt es demnach keine regelmäßigen Nahrungsflugbeziehungen oder
sonstigen Raumnutzungen des Schwarzstorches über oder in dem geplanten Windpark Lammersdorf.
In der folgenden Karte werden die dokumentierten Flugbeobachtungen des Schwarzstorchs dargestellt.
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3.3. Sonstige windkraftsensible Großvogelarten
Neben dem Rotmilan und dem Schwarzstorch, denen das Hauptaugenmerk dieser
Untersuchung galt, wurde an vier Untersuchungstagen der Schwarzmilan gesichtet.
Es handelte sich in den meisten Fällen um sehr kurze Beobachtungen, in denen jeweils ein Tier im zielgerichteten Transferflug über den Beobachter bzw. in dessen
Sichtfeld flog.
Längere Verweildauer konnte an zwei Tagen über den Grünlandflächen nördlich von
Lammersdorf im Bereich des bestehenden Windparks festgestellt werden (Abb. 4).
Dort wurde jeweils ein Schwarzmilan bei der Nahrungssuche dokumentiert. Am
05.05.2014 konnte für 10 Minuten ein Schwarzmilan und am 31.07.2014 für etwa 50
Minuten dort beobachtet werden. Dieser Bereich liegt im 1.000m bis 3.000 m Radius
um die geplanten WEA.
Ein Überflug über den südlichen Rand des geplanten Windparks erfolgte an einem der
10 Beobachtungstage, am 02.06.2014. An diesem Tag flog ein Tier vom Bereich des
Saarschen Baches aus zielstrebig über den Simmerather Wald in Richtung Osten.
Abb. 4: Schwarzmilanbeobachtungen an vier Untersuchungstagen.
Insgesamt kann auch für den Schwarzmilan eine maximal gelegentliche Raumnutzung
über dem geplanten Windpark festgestellt werden. Soweit längere Beobachtungen
erfolgten, lagen diese im Offenland bei Lammersdorf.
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4. Zusammenfassende Bewertung
Die Raumnutzungsanalyse für den Rotmilan und den Schwarzstorch, ferner den
Schwarzmilan, zeigt in eindeutiger Weise, dass keine dieser windkraftsensiblen Arten
regelmäßig den Luftraum im Bereich des geplanten Windparks Lammersdorf überfliegt.
Der regelmäßig vom Rotmilan genutzte Raum liegt in einer Mindestentfernung von
über einem Kilometer von der am nächsten positionierten WEA und erstreckt sich von
dort aus in die Offenlandbereiche bei Lammersdorf und Rollesbroich, bzw. im Norden
bei Raffelsbrand. Der Rotmilan gilt gemäß dem Leitfaden „Umsetzung des Arten- und
Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“ als schlaggefährdete Art. Der am nächsten zu einer WEA positionierte, bebrütete Horst liegt mit 1,25 km außerhalb des primären Untersuchungsgebietes
gemäß Leitfaden und ebenso außerhalb der Abstandsempfehlung der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten. Zusammen mit der dokumentierten Raumnutzung deutlich außerhalb des schlaggefährdeten Bereiches kann für den Rotmilan ein
signifikant erhöhtes Tötungs- und Verletzungsrisiko im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 1
BNatSchG ausgeschlossen werden. Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 (Störung) und 3 (Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten) sind durch die Planung
ohnehin nicht zu sehen.
Gemäß dem o.g. Leitfaden gilt der Schwarzstorch nicht als schlaggefährdet, sehr
wohl aber als „störungsempfindlich“. Der zu untersuchende Raum beträgt 3 km um die
geplanten WEA. Innerhalb dieses Raumes gelangen Sichtbeobachtungen mit einer
gewissen Regelmäßigkeit am nördlichen Rand des 3-km-Radius` und darüber hinaus
nach Norden. Nur eine Beobachtung stammt vom Rand des 1-km-Radius`. Überflüge
über die Flächen des geplanten Windparks gelangen kein einziges Mal. Eine erhebliche Störung, etwa durch Unterbrechung essenzieller Nahrungsflugbeziehungen, kann
auf Basis der gemachten Beobachtungen sicher ausgeschlossen werden. Hinweise
auf ein Brutgeschehen im Simmerather Wald gibt es nicht, so dass auch ein solches
sicher auszuschließen ist. Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Störung) können somit nicht festgestellt werden. Tötungen von Tieren oder Zerstörungen
von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gibt es ebenso wenig.
Auch der Schwarzmilan wurde nur gelegentlich im Wirkbereich der WEA gesichtet (1
gerichteter Überflug am Südrand der Fläche). Die Nahrungssuche erfolgte durchweg
im Offenland und konnte an zwei Tagen nördlich von Lammersdorf dokumentiert werden. Ein signifikant erhöhtes Tötungs- oder Verletzungsrisiko kann aufgrund der maximal gelegentlichen Raumnutzung auch für diese Art ausgeschlossen werden.
Stolberg, 20.10.2014
(Hartmut Fehr)
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Internet: www.planungsbuero-fehr.de
Hartmut Fehr Diplom-Biologe
Fax: 02402/1274996 mobil: 0160/7573803
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Windpark Simmerath-Lammersdorf: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch
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5. Literatur
LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT DER VOGELSCHUTZWARTEN (2007): Abstandsregelungen für
Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. Berichte zum Vogelschutz 44/2007. 151-153.
MKULNV/LANUV NRW (2013): Leitfaden „Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der
Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen“. Stand
13.11.2013.
Büro für Ökologie & Landschaftsplanung
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