File - Reli am Brockhaus

Religion
Die Theodizee-Frage
"Wo warst du Gott?"
Arbeitsblatt 3 - Lösung
Prozesstheologie: Gottes gewollter Machtverzicht und die Freiheit der Welt
Aufgabe: Einen wichtigen neueren Lösungsansatz zur Theodizee-Problematik steuert die
"Prozesstheologie" bei.
Lies dir die folgende Aussage durch, unterstreiche die Schlüsselstellen und beantworte die
anschließenden Fragen!
Die Lösung der Prozesstheologie für das Theodizee-Problem besteht darin, das traditionelle
Verständnis von Allmacht in Frage zu stellen. Ganz vereinfacht kann man sagen: Nach der
Tradition kann Gott das Leid verhindern, weil er die Macht dazu hat, aber aus irgendwelchen
Gründen will er nicht.
Und die Prozesstheologen sagen, an einen solchen Gott könne man nicht glauben. Ihre Lösung
besagt: Gott will das Leid verhindern, kann aber nicht. Das heißt, ihm fehlt die Macht. Und in
der Prozesstheologie geht´s darum, zu zeigen, warum Gott die Macht nicht hat. […] Gott wirkt
in dieser Welt, aber er wirkt nicht als allmächtiges Wesen, das einseitig bestimmen kann, was
hier passiert, sondern Gott wirkt, wie die Prozesstheologen sagen, durch Überzeugung, durch
Liebe. […]
Die Ohnmacht Gottes […] erscheint nur auf den ersten Blick als Schwäche. In Wirklichkeit
bedeutet sie Stärke, denn Gott hat diese Ohnmacht freiwillig gewählt, um freie Menschen zu
erschaffen. Frei sollen sie das Gute wählen, frei sollen sie sich zum Glauben an Gott
entscheiden. […] Gott muss sich ein Stück weit zurücknehmen, damit es überhaupt etwas
außerhalb seiner selbst geben kann. Durch Selbstbeschränkung macht er die Welt möglich,
eröffnet er einen Raum für menschliche Freiheit.
Welchen Lösungsansatz für das
Theodizee-Problem bieten die
Prozesstheologen?
Was sagt die Tradition über die
Macht Gottes, das Leid zu
verhindern?
Was sagen die
Prozesstheologen über die
Macht Gottes?
Die Prozesstheologie stellt das traditionelle Verständnis von
Allmacht in Frage.
Gott ist allmächtig, er könnte das Leid verhindern, aber er
will es nicht.
Gott ist nicht allmächtig, er kann das Leid nicht verhindern,
er hat nicht die Macht dazu.
Wie erklären Prozesstheologen
das Wirken Gottes in der Welt?
Gott wirkt nicht durch ein allmächtiges Eingreifen in die
Welt. Er wirkt durch Überzeugung und Liebe.
Weshalb ist Gott aus Sicht der
Prozesstheologie nicht
allmächtig?
Gott hat seine Ohnmacht freiwillig gewählt. Seine Ohnmacht
ist keine Schwäche, sondern eine bewusste Entscheidung.
Warum verzichtet Gott freiwillig
auf seine Allmacht?
Gott will freie Menschen. Die Menschen sollen sich frei für
das Gute und den Glauben an Gott entscheiden.
Welche Folge hat die
Selbstbeschränkung Gottes für
die Schöpfung und den
Menschen?
Durch seine Selbstbeschränkung macht Gott die Welt
möglich, so eröffnet er einen Raum für menschliche Freiheit.