6 WALLIS Walliser Bote Dienstag, 9. Juni 2015 Wolfsproblematik | Viele Schafzüchter geben auf – Herdenschutz ist ihnen zu aufwendig Wolf lässt Walliser Schäfer nicht zur Ruhe kommen Immer mehr Walliser Schafhalter geben ihr Metier wegen dem Wolf auf. Die Frustration sei gross, sagt Rinaldo Pfammatter, Schafzüchter aus Ried-Brig. Der 40-jährige Lokführer und Hobby-Schafzüchter ist in Sorge um seine 45 Schwarznasenschafe, besonders um die drei neugeborenen Lämmchen und sein Lieblingsschaf Seline. Mitte Juni beginnt die Alpsömmerung, und im Val d’Hérens hat ein Wolf schon 20 Schafe gerissen. In Ried-Brig ist es zurzeit zwar ruhig. Soweit bekannt, streift kein Wolf durch die Gegend. Das kann sich aber rasch ändern, denn ein Wolf kann leicht eine Tagesdistanz von 40 Kilometern zurücklegen. Hirt aus dem Baskenland angestellt Auf der genossenschaftlich geführten Alp Rosswald/Steinenalp auf 2200 bis 3000 Metern über Meer werden insgesamt 600 bis 700 Schwarznasenschafe von rund 30 Schäfern gesömmert. Pfammatter und seine Kollegen haben für die drei Sommermonate einen jungen Hirten aus dem französischen Baskenland mit einem Hütehund angeheuert. Bund vermisst konstruktive Zusammenarbeit Reinhard Schnidrig vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) begrüsst die Zusammenlegung von Schafherden. Nun müssten die Schäfer nur noch die Bereitschaft zum Arbeiten mit Herdenschutzhunden haben, dann liessen sich die Schäden durch Wölfe mit Garantie sehr stark reduzieren. Viele Schäfer verweigerten aber nach wie vor eine konstruktive Zusammenarbeit. Pfammatter hat diese Argumentation schon oft gehört, wendet aber ein, dass Theorie und Praxis zwei verschiedene Paar Schuhe seien: «Wir hätten Schutzhunde anschaffen kön- nen. Doch wir hatten das Gefühl, dass es verantwortungslos ist, einem 20-jährigen Burschen, der zum ersten Mal auf dieser Alp ist, noch zwei Maremano-Hunde in Obhut zu geben», sagt er. Der Hobby-Schäfer weiss, wovon er spricht: Er besitzt seit 2012 einen Sachkundenachweis für Herdenschutzhunde. Die Erfahrungen, die man auf der Alp Rosswald in jenem Sommer mit zwei Herdenschutzhunden gemacht habe, seien aber leider nicht sehr positiv ausgefallen. Konflikte mit Wanderern und Bikern Es habe im Gegenteil fast jeden Tag Probleme mit den Hunden und Konflikte mit Wanderern und Bikern gegeben. Eine Bewilligung für die Haltung eines oder mehrerer Maremano-Hunden, von denen jeder 80 Kilogramm wiegt, sei zudem nur schwer zu bekommen. Die meisten seiner Kollegen wohnten wie er mitten im Dorf und die Nachbarn würden wohl sofort Einsprache erheben. Laut Daniel Steiner, dem Präsidenten des Oberwalliser Schwarznasenschafzuchtverbandes, haben rund 14 Prozent der Züchter wegen der Wolfsproblematik aufgehört. Der Aufwand für den Herdenschutz sei vielen einfach zu gross geworden, sagt er. matters Frau. Was die Eltern der 5-jährigen Tochter und dem 7-jährigen Sohn aber nicht zumuten wollen, ist der Anblick von blutenden Lämmern, denen die Gedärme aus dem Körper heraushängen und die vielleicht stundenlang leiden mussten. Teil der Oberwalliser Identität Wolfspaar soll Nachwuchs erhalten haben Für die Oberwalliser Bevölkerung ist das Schwarznasenschaf ein Teil ihrer Identität. Die Rasse ist einzigartig, und ProSpecieRara hält sie für ebenso schützenswert wie den Wolf. Das Schwarznasenschaf gilt als widerstandsfähig und ist grösser als andere Schafe, weshalb es sich besonders für die stotzigen Hanglagen im Oberwallis eignet. Seine weiche Wolle wird ebenso verarbeitet wie das Fleisch. «Die Kinder akzeptieren, dass ein Teil der Lämmchen geschlachtet wird», sagt Pfam- Und – was wäre, wenn ein Wolf einmal ein Pferd oder ein Kind angreifen würde? In der Augstbordregion soll ein Wolfspaar Nachwuchs erhalten haben. Rinaldo Pfammatter und sein Bruder Renato, der den Heimbetrieb des Vaters mit 50 Kühen übernommen hat, befürchten deshalb, dass es dort diesen Sommer ein «Massaker» geben wird. Frustriert. Schafzüchter Rinaldo Pfammatter macht sich grosse Sorgen um seine 45 Schwarznasenschafe. nicht geschützt», blickt Pfammatter besorgt hinüber zum dreifachen Elektro-Wolfsschutzzaun, den er um das steil abfallende Wiesenbord gezogen hat, wo seit März ein Drittel seiner Schafe weidet. Ein Wolf könne einfach durch den Zaun hindurchspringen, meint der Schäfer. Dem widerspricht Schnidrig, Chef der Sektion Wildtiere im BAFU. Die Zäune, richtig aufgestellt und elektrifiziert, seien durchaus auch ein taugliches Mittel, um Herdenschutz zu betreiben. Aber nur in den wenigsten Fällen auf den Sömmerungsalpen. Das Gelände sei dort zu weitläufig und schwierig zum Einzäunen. Hier brauche es Hirten, Umtriebsweiden und Herdenschutzhunde. Pfammatter schaut nachdenklich Richtung Tal, zeigt auf die gegenüberliegenden Weiler und kommt zum Schluss: «Das Wallis und die Schweiz sind so dicht besiedelt. Der Wolf hat Zäune laut BAFU ebenfalls tauglich «Unsere Schafe sind aber schon auf den Frühlingsweiden hier, anders als in Alaska, Kanada oder Ostrussland, keinen Platz. Wir wollen den Wolf FOTO KEYSTONE nicht ausrotten, aber wir sind nicht das Naturreservat der städtischen Bevölkerung.» | sda Bisher fünfzehn Wölfe getötet Der erste Wolf, der in die Schweiz zurückkehrte, ist 1998 in Reckingen illegal abgeschossen worden. Seither wurden 14 weitere Wölfe legal abgeschossen, gewildert oder überfahren. Laut dem Raubtiermonitoring des Bundes KORA wurden bis heute in der Schweiz 15 tote Wölfe gefunden. Acht von ihnen wurden mit einer Bewilligung (VS 7, GR 1) abgeschossen, zwei wurden gewildert (VS 1, GR 1) und ein Wolf irrtümlich geschossen (GR 1). Drei weitere Wölfe wurden von einem Zug überfahren (je einer in BE, ZH und TI), und ein Wolf kam 1999 im Simplongebiet angeblich unter einen Schneepflug. Der bewilligte Abschuss basiert auf der rechtlichen Grundlage des Wolfskonzeptes Schweiz. Dieses sieht vor, dass für Tiere, die innert eines Zeitraums eine gewisse Anzahl Nutztierschäden verursachten, eine Abschussbewilligung erteilt werden kann. Die Zahl der Risse durch Wölfe beläuft sich auf 100 bis 300 Nutztiere pro Jahr. Opfer sind neben Wildtieren (Hirsche, Rehe etc.) hauptsächlich Schafe und Ziegen, selten Rindvieh. Die Geschäftsführerin des WWF Oberwallis, Laura Schmid, findet es bemerkenswert, dass die Wolfspopulation zwar stetig zunimmt, die Zahl der Risse jedoch nicht. Mit Ausnahme eines Spitzenwertes im Jahr 2009 könne man sagen, dass sich die Anzahl Risse bei etwa 200 pro Jahr stabilisiert habe. ANZEIGE SERVICE VON NEUROTH Jetzt Hörvermögen testen… Weil uns Ihre Ohren am Herzen liegen. <wm>10CAsNsjY0MDQx0TU2NzczNQcAgGeGdg8AAAA=</wm> <wm>10CFXKoQ7DMAxF0S9y9PzsOMsMq7BoYCoPqYb3_2jtWMFF98yZteDfNl77eKdC3cVai9rygfNYT0MUdSYCRmh9opM0b_3mxYJwYF1GEAJb6KIU1kWifI_PD0snMcZyAAAA</wm> > innert weniger Minuten > kostenlos und unverbindlich > in über 60 Neuroth-Hörcentern in der Schweiz & in Liechtenstein NEUROTH-Hörcenter Brig NEUROTH-Hörcenter Visp · Rhonesandstrasse 11 · Bahnhofstrasse 14 · Tel 027 927 60 60 · Tel 027 946 50 77 …und die neueste Hör-Technologie Probe tragen! · Di – Fr: 8.30 – 12.00 & 13.00 – 17.30 Uhr · Mo – Fr: 8.30 – 12.00 & 13.00 – 17.30 Uhr · Sa: Nach Vereinbarung · Sa: Nach Vereinbarung www.neuroth.ch
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