Bericht Tag der offenen Tür Langenhorn

Tag der offenen Tür im Hamburger Autismus Institut – Standort Langenhorn
(von Swantje Ast)
Zur Verbesserung der Versorgung für betroffene Menschen mit einer Diagnose aus dem AutismusSpektrum hatte das Hamburger Autismus Institut Anfang 2014 seine Arbeit am zweiten Standort in
Hamburg im Stadtteil Langenhorn aufgenommen. In der Langenhorner Chaussee 92-94 können
sieben Therapeuten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Autismus therapeutisch
versorgen. Nun, ein gutes Jahr später, am 29.04.2015, waren Eltern und Klienten, Kostenträger und
Kooperationspartner aus den Bereichen der medizinischen, therapeutischen und schulischen
Versorgung eingeladen, um beim Tag der offenen Tür vom Team in Langenhorn und fleißigen Helfern
einen Einblick in die Arbeit vor Ort zu erhalten.
Die insgesamt ca. 90 Gäste wurden von der Standortleiterin Frau Ast begrüßt, um sich danach die
Räumlichkeiten näher anzusehen. Das Therapeutenteam hatte die einzelnen Therapieräume
thematisch belegt. Vorgestellt wurden autismusspezifische Methoden, wie zum Beispiel TEACCH,
eine Methode zur Visualisierung und Strukturierung
des Alltags. Außerdem präsentierten die
Therapeutinnen verschiedene Therapiematerialien,
Beispiele aus der Fachliteratur, das multimodale
Therapiemodell des Hamburger Autismus Instituts,
das Konzept Sozialer Kompetenzgruppen sowie die
inhaltliche therapeutische Arbeit (z.B. Unterstützte
Kommunikation und therapeutisches Puppenspiel).
Ein großer Fernseher zeigte einige Videosequenzen
aus Therapieeinheiten, was den Gästen die
Möglichkeit gab, einen ganz besonders „nahen“
Einblick in typische Situationen aus dem Therapiealltag zu erhalten. Alle Gäste konnten es sich am
leckeren Buffet in der Therapieküche wohlergehen lassen und bei Kuchen, Schnittchen und
Getränken miteinander und mit den Therapeuten ins Gespräch kommen. Beim Duft von frisch
gebackenen Waffeln mischten sich unsere Therapieklienten mit anderen Gästen, Fachleute mit Eltern
und Therapeuten - sodass eine sehr entspannte Atmosphäre entstand.
Um 15.30 Uhr begrüßte Frau Rittmann
(Gesamtleiterin des Hamburger Autismus Instituts)
gemeinsam mit Frau Ast alle Anwesenden mit einer
kleinen Ansprache. Ein Überblick über die
Geschichte des Instituts, des Hamburger
multimodalen Therapiemodells und der
Arbeitsweise leitete über zu den aktuellen
Neuerungen und zur Vorstellung des Standorts. Es
wurden Dankesworte gesprochen, die sich u.a. auch
an die Helfer des Tages richteten (Mitglieder aus
dem Vorstand, einige Mütter von Therapieklienten,
Praktikantinnen und das Langenhorner Team).
Einen besonderen Auftritt hatte Jonatan Schwenck, der in
beeindruckender Form ein Gedicht über seinen Therapieverlauf und
das Institut vortrug. Am späten Nachmittag gab es noch einen
musikalischen Beitrag von David Knop, der durch seine Therapeutin,
einen Gitarristen und seine Schwester rhythmisch unterstützt wurde.
Als weitere besondere Gäste dürfen Christian Frese (Geschäftsführer
von autismus Deutschland), Michael Detmer (ehemaliger
Vorstandvorsitzender) und Frau van Luipen sowie Frau Heile (beide
aktuell im Vorstand) genannt werden.
Der Tag bot einen Rahmen für viele interessante Gespräche und eine gelungene Vernetzung im Sinne
der Versorgung autistischer Menschen und ihrer Familien. Am Abend konnten alle auf eine tolle Feier
zurückblicken. Wir bedanken uns bei allen Gästen!
Jonatan – von Gott gewollt
So heißt mein Name übersetzt.
Ich hab‘ ihn immer sehr geschätzt,
weil Gott damit ja hat gewollt,
dass ich ein And‘rer werden sollt,
als was man sonst so nennt „normal“.
Ich denke, das war gute Wahl.
Es macht mich stolz, dies Anderssein,
fühl‘ mich nicht isoliert, allein.
Im Gegenteil, hab‘ Qualitäten,
die andere sich gern erbäten;
zähl‘ beispielweis‘ zu meinen Stärken,
Gedichte spielend mir zu merken.
Und wenn’s ein Verse-Bandwurm ist,
mein Grips die Strophen nicht vergisst.
Als Beispiel nenn‘ ich Schillers „Glocke“;
Die sprech‘ ich, ohne dass ich stocke.
Autisten gar nicht selten haben
Schon früh so ganz spezielle Gaben,
so, wie man dies von Einstein weiß,
der Größte wohl in unserm Kreis.
Natürlich gibt’s auch Schwierigkeiten.
Kein Kenner wird das je bestreiten.
Ein Mensch wie ich sehr viel nicht kennt,
was man Sozialverhalten nennt.
Für allerlei Gepflogenheiten
Gibt es Bedarf, mich anzuleiten.
Nicht etwas jeden gleich umarmen!
Und tu‘ ich’s doch, so habt Erbarmen.
Oft hab‘ ich fragend mich ertappt:
Werd‘ ich von jedem liebgehabt?
Nicht jeder will gleich Küsschen geben;
Entspannter muss ich damit leben.
Wer stets Gefühle nur gekannt,
bemühe stärker den Verstand!
Dazu gehört, stets vor dem Essen
Das Händewasche nicht vergessen
und dass ich es gleich mit erwähne:
zu putzen früh und spät die Zähne.
Frau Rittmanns Schulungs-Institut
Gibt jedem meinesgleichen Mut.
Vor Zeiten bei Frau Swantje Ast
War ich mit Achteinhalb schon gast.
Und ich vergesse – dankbar – nie
die wöchentliche Therapie.
Frau Zacharias folgte ihr
im therapeutischen Revier,
indem auch sie nach Kräften lindert,
was Menschen, so wie ich, behindert.
Frau Rittmanns Haus übt aber auch
für uns den wöchentlichen Brauch,
uns gruppenweise anzuleiten
um den Gesichtskreis auszuweiten.
Das zielt auf Alltagwirklichkeit
im Blick auf die Erwachs’nenzeit.
Der Wunsch fürs Arbeitsleben ist:
gut inkludiert sein als Autist.
Alljährlich muss das Institut
Vermelden, dass der Fortschritt gut,
damit die Gelder weiter fließen.
So kann ich fernerhin genießen
Die hohe Unterweisungskunst
Und danken für die Schicksalsgunst.
Jonatan Schwenck
Im April 2015