Serie Reiseleitung (Folge 10) Wenn der versprochene Tagesausflug nach Fehmarn abgesagt wurde, tut's als Wiedergutmachung vielleicht ein Ausflug an den Strand. Reklamationen: Der 12-Punkte-Plan Bevor sich der Reiseleiter mit der Reklamationsbearbeitung befasst, sollte er einige Punkte berücksichtigen. Punkt 1: Sachlich bleiben. Das Verhalten des Reiseleiters gegenüber dem reklamierenden Kunden sowie den übrigen Gästen darf durch eine Reklamation nicht beeinflusst werden. Stets behält er seine positive Grundeinstellung und achtet auf Sprache, Gestik und Mimik. Punkt 2: Dankbar sein. Eine Beschwerde ist nicht einseitig negativ. Vielmehr zeigt sie, dass man Reiseleiter und Reiseveranstalter immer noch vertraut und ihnen eine Verbesserung zutraut. Dieser Vertrauensbeweis in Form der Reklamation ist besser als ein resignierender und abspringender Kunde. Daher sollte man dem Kunden für seine Kritik und die damit verbundene Gelegenheit zur Besserung danken. Punkt 3: Zeit ist nicht nur Geld. Gäste, die auf eine Mängelbeseitigung warten müssen, von einer Stelle zur nächsten geschickt werden, empfinden diese Wartezeiten als besonders schwerwiegend. Daher muss dem Gast jederzeit das Gefühl vermittelt werden, dass seine ReklaB 66 mation ernstgenommen und unverzüglich einer Lösung zugeführt wird. Punkt 4: Goldene Brücken bauen. Nicht jede Reklamation ist berechtigt, aber auch eine unberechtigte führt beim Kunden zu einer Enttäuschung. Daher gilt es in diesem Falle, dem Kunden den Grund für seine Fehlvorstellung nahezubringen, etwa wenn der Kunde eine wichtige Information im Prospekt überlesen hat. Dieser Bau einer „goldenen Brücke“ ist in jedem Fall einer von oben herab praktizierten Belehrung à la Oberlehrer vorzuziehen. Punkt 5: Unter vier Augen. Am Anfang einer jeden Reklamation steht natürlich der schwierige erste Kontakt mit dem enttäuschten Kunden. Um einen geeigneten Rahmen zu schaffen, sollte man möglichst das Gespräch in einen ruhigen, abgeschlossenen Raum verlegen, um zu vermeiden, dass diese Reklamation auf die gesamte Gruppe ausstrahlt. Punkt 6: Ruhig und taktvoll. Die Aussagen des enttäuschten Kunden sind selten direkt konkret und sachlich, vielmehr lässt der Kunde zumeist erst mal ordentlich Dampf ab. Neben dem aufgeregten und unsachlichen Reklamierer gibt es jedoch auch professionelle Reklamierer, die mit Zeugen und vorhandenem Wissen über ihre Reiserechte aufwarten. Diesen sollte der Reiseleiter nicht nur seine ganze Aufmerksamkeit widmen, sondern er sollte auch sachlich und rechtlich auf der Hut sein. In dieser ersten Kontakt-Phase der Reklamation haben richtiges Zuhören und das Erfassen der Situation und der Fakten Priorität. Allenfalls gibt der Reiseleiter Anstöße zur Versachlichung. Punkt 7: Konkret werden. In der nächsten Phase der Reklamationbearbeitung gilt es, eine Konkretisierung sowie das Herausarbeiten des Beschwerdekerns zu erreichen. Empfehlenswert ist dazu eine interne schriftliche Form. Mit dem Gast muss nun auch eine Zusammenfassung der Beschwerdepunkte sowie eventueller Fristen zur Mängelbeseitigung verbindlich vereinbart werden. Bei dieser Fixierung gilt es durch nochmaliges Abstimmen mit dem Kunden, Klarheit darüber erhalten, was dieser präzise will. Punkt 8: Start der Lösungsphase. Hat der Reiseleiter für die vorgebrachte Reklamation nicht sofort eine Lösung parat, so kann eine kurzfristige Unterbrechung des Gespräches zweckmäßig sein, um sich auf die Reklamation einzustellen oder Abhilfe zu schaffen. Um dem auf schnelle Abhilfe pochenden Kunden nicht weiter zu verärgern, ist dazu eine klare Terminabsprache unerlässlich. Zudem empfiehlt es sich, ihm exklusive und attraktive Vorschläge zur Zeitüberbrückung zu machen (Marktbesuch, Sehenswürdigkeit, Museum). Nun gilt es für den Reiseleiter, in der Zeit bis zum fest vereinbarten Termin, die Informationen zu analysieren, um eine Einordnung und Bewertung der Beschwerde zu schaffen – liegt ein einfacher oder erheblicher Mangel vor? Ist auch diese Frage geklärt, gilt es, „Exit“-Strategien aus diesem Problem zu finden. Nach Bus-Fahrt 9/2008 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com Entwicklungen und Bewertung von Alternativen und abschließendem Endvergleich zwischen allen Lösungsmöglichkeiten sollte eine klare, für das Kundengespräch präsentierbare Reihenfolge der Lösungen stehen. Punkt 9: Die Entscheidung. Ziel im entscheidenden Kundengespräch ist es, den Kunden zufrieden zu stellen und zurückzugewinnen. Erster Schritt ist, alle möglichen Lösungen mit den Dienstleistern im Vorfeld abzusprechen und erste Abhilfe in die Wege zu leiten. Weitere mögliche Handlungen sind zu besprechen, um sofort nach dem Kundengespräch zeitnah Erfolge erzielen zu können. Kann man dem Kunden mehrere Lösungen präsentieren, so sollten ihm diese zur eigenen Wahl präsentiert werden. Ein Gast, der mitbestimmen kann, wird das Ergebnis eher mit unterstützen als einer, über dessen Kopf hinweg agiert wurde. Jedoch auch abschlägige Entscheidungen müssen ihm ebenfalls auf vermittelt werden. Nach erfolgreicher Vermittlung und Absprache über etwaige Fristen und geleistete Abhilfe sind diese niederzuschreiben, um bei weiteren potenziellen Reklamationen nach der Reise eine sichere Beweisführung in der Hand zu haben. Punkt 10: Nachkontrolle. Die Nachkontrolle ist ein entscheidender Teil der Reklamationsbearbeitung. Der Reiseleiter muss Nachlässigkeiten der Leistungsträger ausschließen. Ob eine romantische Kutschfahrt durch die glitzernde Kälte, eine Rodelpartie für die Kleinen auf echtem Schnee oder eine magische Lasershow am Himmel – der Winterzauber mit einer Übernachtung im Hotel Port Royal wird für alle ein unvergessliches Erlebnis! Leistungen: 1 bis 2 Übernachtungen inkl. Frühstück 1- bis 2-mal Abendbuffet im Restaurant La Tortuga 2- bis 3-mal Tageseintritt in den Winterzauber ab 79,00 Euro pro Person im Doppelzimmer Es gelten unsere allgemeinen Gruppenkonditionen. Buchbar vom 05.12. bis zum 07.12., vom 12.12. bis zum 14.12. und vom 19.12.2008 bis zum 04.01.2009 (außer am 24., 25. und 31.12.2008). Nähere Informationen erhalten Sie unter www.heide-park.de oder Service-Tel. 0 18 05-91 91 01 Punkt 11: Erfolgskontrolle. Nach erfolgreicher Mängelbehebung ist es wichtig, sich beim Gast zu erkundigen, ob das Problem gelöst wurde und er nunmehr zufrieden ist. (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz; ggf. abweichender Mobilfunktarif). Punkt 12: Dokumentation. Unumgänglich ist eine Dokumentation der Geschehnisse, am besten im Diensttagebuch oder Reklamationskladde („Pannenbuch“) einzutragen. Dies dient nicht nur der Beweissicherung, sondern auch der Optimierung. Es gibt ferner die Chance, selber daraus zu lernen. Zudem können Kollegen, die vielleicht an gleicher Stelle und gleicher Sache eine Reklamation bearbeiten müssen, Lösungsansätze herleiten. DIETER GAUF B 67 Bus-Fahrt 9/2008 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com
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