Unternehmen Banken '' , ,, / ■ . t '''..2 ..........#°° . \ t e ",,_ 4 . mt ...t..;.:..., ii z • , . 9, ii,,,,, . 1 . 1 . A / ' , , - ---e.:;- -4* _ ,.. . ,. . -- ., . .„ . >. • if , -j / . • f - , • , . - :. -4. -_ _. . _ •. . -,' - , ...„91,_.,. ,\ 4. - _. , . , , , . - , , t . . . ^434,Pf- - - • . :,..s ..` . .r.e:•••••T" 1 1 - - . • 1 te• ilih* _ .• , lid %* .. > . 4 • _ _. .. -- - I s. -, . • ›, . -. • . --. . . , „---- .,. ... , 0 , . t _, 1 (1 -...... .. ' - .• ... ' . , . : , ' _.4 • . -. ‘11b e- '-r: •e" -%.- ..... . 11) .1 ir — - A.. Geordneter Rückzug Im Private Banking ist die Flurbereinigung in vollem Gang. Die Liquidation betroffener Institute ist aufwendig. Compliance-Experten haben jetzt eine externe Bad Bank zur Abwicklung risikobehafteter Konten gegründet. LEO MÜLLER TEXT 16 BILANZ 08/2015 I E s kann ein bitterer Moment sein, wenn die Lichter eines Bankhauses für immer gelöscht werden. Oft geht damit eine jahrhundertealte Geschäftstradition zu Ende, und der Abschied von geschätzten Mitarbeitern und treuen Kunden schmerzt. Zudem übersehen viele, dass danach in den Hinterzimmern, im Backoffice, noch viel Arbeit übrig bleibt. Eine Restbank sozusagen, im Branchenjargon etwas feiner Residualbank genannt. Findige Compliance-Experten haben für dieses Restgeschäft nun eine Abwicklungsplattform gegründet - eine Bad Bank als Sammelbecken für die Verlierer des Private Bankings. Die Idee dazu hat der Bankenjurist Alex Geissbühler mit einigen Kollegen entwickelt. Geissbühler ist eine Institution unter den Compliance-Leuten an den Finanzplätzen in der Schweiz und Liechtenstein. Der Anwalt blickt auf über 20 Jahre Erfahrung im Regulierungsund Aufsichtswesen für Banken, Effektenhändler und Vermögensverwalter zurück, davon viele Jahre als Partner von KPMG. Für die Finma war er als Untersuchungsbeauftragter im Einsatz, zuletzt hat er für den globalen Beratungskonzern Capco Banken in der Kategorie 2 des US-Programms zur Untersuchung von Steuerdelikten beraten. Sein Krisen-Urerlebnis war das Schicksal der Berner Kantonalbank (BEKB), die 1993 infolge der schweren Immobilienkrise vor dem Kollaps gerettet werden musste. Der Kanton gründete damals eine Bad Bank unter dem Namen Dezennium Finanz und packte faule Kre- dite im Volumen von 6,5 Milliarden Franken in diese Auffanggesellschaft. Geissbühler war vier Jahre lang im Rechtsdienst der BEKB mit der Rückabwicklung dieser schlechten Kreditportfolios beschäftigt. «Das war grundsätzlich ein kluges Modell», erinnert sich Geissbühler. «Nur so konnte sich die Kantonalbank von den reputationsschädlichen Geschäften trennen und den Weg zurück in ein geachtetes Bankengeschäft finden.» leitungsmitglied der Bank in den USA unter Anklage gestellt, im Oktober 2013 entschieden die Aktionäre, die Geschäftstätigkeit als Bank einzustellen. Battaini war erst gerade wenige Monate lang Vorsitzender der Geschäftsleitung. «Es war eine bittere Erfahrung», sagt Battaini, «und wir wurden bald mit vielen schwierigen Fragen konfrontiert, an die man beim normalen Geschäftsverlauf keinen Gedanken verschwendet.» Als er im Februar 2014 ausschied, war er um harte Erfahrungen reicher und seine Bank mit einem neuen Eintrag im Handelsregister versehen: «Zweck der Gesellschaft ist die Verwaltung und Abwicklung von Rechten und Pflichten in Zusammenhang mit der früheren Finanzdienstleistungstätigkeit der Gesellschaft.» Das Institut war nun ein BankenZombie, eine Abwicklungsgesellschaft mit zwölf Millionen Aktienkapital. Heute wird sie als Frey 8/ Co. Administration AG nur noch von einem einzigen Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift geführt. Und Battaini war um eine Geschäftsidee reicher: Er könnte sein Wissen für andere Banken einsetzen, die das gleiche Schicksal ereilen wird. Asset Deals unter Banken werden häufiger - aber der Käufer will nur die guten Kunden. Mit ins Boot geholt hat Geissbühler den Restrukturierungsexperten Markus Bachofen und Thomas Ankenbrand, der sich als Analyst und Forscher mit den Hypothekar-Risiken der Industrie beschäftigt. Als Geschäftsführer ihrer Bad Bank unter der Firmierung TMO Administration mit Sitz in Zürich haben sie Flavio Battaini gewonnen, der das Drama des Niedergangs einer Bank selbst erlebt hat. Der Jurist Battaini war nach turbulenten Stationen bei der Fifa und dem Messebauer Nüssli bei der kleinen Zürcher Bank Frey eingetreten, die 2012 wegen des Verdachts der Gehilfenschaft zu Steuerdelikten ins Visier der US-Justiz geraten war. Im April 2013 wurde ein Geschäfts- Hohe Altlasten. Mit diesem Geschäft ist bald vermehrt zu rechnen. Vom Finanzplatz werden Banken verschwinden. Die Schätzungen über die Zahl variieren, aber über diesen Umstand sind sich die meisten Experten einig. Seit 2010 sind laut Finma-Daten still und leise 84 Institute aus dem Markt ausgetreten. Derzeit befinden sich 15 Institute im Prozess der Aufgabe der Geschäftstätigkeit, darunter die Auslandbanken Standard Charte- • Sammelbecken Abwicklungsbank Im Zuge der Liquidation übernimmt die Abwicklungsbank jene Kundenbeziehungen, die im freien Markt keinen Käufer finden. Asset Deal Asset Deal • 7:parktgerechter • 1 ■1111■11 tiefer Preis Restbank Ein typischer Fall: Die Bank Notenstein kauft der Basler Bank La Roche deren Assets ab - aber nur jene ohne besondere Risiken. Käuferbank Quelle TMO (Transaction Management Organisation) Abwicklungsbank 08/2015 BILANZ 37 Unternehmen Banken red, Sydbank, Rosbank und Lloyds Bank. Durch Verkauf der Aktien des Geldinstituts, einen sogenannten Share Deal, oder immer häufiger durch den blossen «Verkauf» von Kunden und Kundenbetreuern an einen Mitbewerber, einen Asset Deal. «Im letzten Jahr war eine deutliche Beschleunigung zu sehen», sagt der KPMG-Bankenberater Christian Hintermann. In vielen Fällen seien Institute auch durch Liquidationen ganz vom Markt verschwunden. Die Gründe sind vielfältig: Einige Institute müssen in den US-Untersuchungen mit gravierenden Geldbussen rechnen, die mehrere Jahresgewinne wegfressen können. Bei vielen Häusern kommen Schwarzgeld-Altlasten mit europäischen Kunden hinzu, die ebenfalls abgebaut werden müssen. Im Kundenportfolio einiger Institute betrifft dies nicht nur ein paar schwarze Schafe, es umfasst oftmals gut 80 Prozent des Geschäfts. Der bald kommende automatische Informationsaustausch, die neue Erfassung des Steuerbetrugs durch die Geldwäschereiregeln und neue Finanzrnarktvorschriften erschweren dieses Business. Einige Auslandbanken wiederum geben auf, weil die Mutterkonzerne in ihrem weltweiten Konzernverbund das Interesse am Schweizer Standort verlieren. Auch sie verabschieden sich von SchwarzgeldTöchtern. Ein Blick auf die Bilanzen der Auslandbanken zeigt, dass 22 Institute 2013 Verluste schrieben und die Hälfte der Banken kaum nennenswerte Jahresgewinne erwirtschafteten. Teure Liquidation. Die Asset Deals, also die Verkäufe der guten Portfolios, werden häufiger. Der Grund: Potenzielle Käufer stehen einem wachsenden Angebot gegenüber. Sie wollen nur noch die guten Kunden kaufen, die problematischen darf der Verkäufer behalten. Und regelmässig muss der Verkäufer den Käufer im Kaufvertrag von eventuellen Rechtsrisiken, die von den Altlasten herrühren, freistellen. «Der Verkäufer muss nun die Bankorganisation herunterfahren», erklärt Hintermann. Und das sei mit hohen Kosten verbunden. Diese Krisen können den Aufsehern bei der Finanzaufsicht Finma Sorgen bereiten. Ihnen ist daher an einer geordneten und effizienten Konsolidierung am Finanzmarkt gelegen, wie sie die TMO verspricht. Angebote wie diese Abwick38 BILANZ 08/2015 pots geordnet abgebaut werden. «Nachrichtenlose und herrenlose Vermögen, blockierte Vermögenswerte, verjährte, bestrittene oder unveräusserliche Forderungen erfordern neuartige und praktikable Lösungen im Einzelfall», schreibt die Finma in einem Bericht. Erfahren im Managen von Bankenkrisen: Alex Geissbühler (oben) ist Initiant der Abwicklungsbank TMO. Flavio Battaini ist deren Geschäftsführer. Eine Restbank muss ihren Betrieb mindestens fünf weitere Jahre lang aufrechterhalten. lungsplattform kommen der Finma daher gelegen (siehe Grafik auf Seite 37). Und die TMO-Berater liefern ihre Dienste kostengünstiger als eine Vielzahl von Dienstleistern, die sonst für jedes Projekt einzeln engagiert würden. Auf diese Weise haben sie beim Herunterfahren der Restbanken Fachleute im Boot, die einen geordneten Abbau garantieren. Denn über mindestens fünf fahre hinweg muss die Restbank ihren Betrieb aufrechterhalten und für die Finma zur Verfügung stehen. Archive und Datenbanken müssen verwaltet, Auskunftspflichten erfüllt und illiquide Wertschriften in den Kundende- Harte Schnitte. Aufbewahrungs- und Auskunftspflichten müssen sogar bis zu 15 Jahre lang erfüllt werden. Und viele Institute sitzen auf einer beträchtlichen Zahl nachrichtenloser Konti, die ebenfalls verwaltet werden müssen. Nicht zuletzt verlangt das US-Justizministerium im Non-Prosecution Agreement (NPA), mit dem sich die Banken vor weiterer Strafverfolgung schützen, verschiedene Verpflichtungen für die kommenden fünf Jahre. Und beim «Run off», wie der Verkauf der Kundenportfolios in der Versicherungsindustrie heisst, kann es mächtig knirschen. Gute Mitarbeiter gehen mit, und das Know-how für den laufenden Betrieb geht schlagartig verloren, das Unternehmen kann ausbluten. Auch simpel erscheinende Probleme können mächtig ins Geld gehen, zum Beispiel einst grosszügig vereinbarte Mietverträge mit jahrzehntelangen Laufzeiten. Experten rechnen damit, dass die bald erwarteten Abschlüsse der Steuerstrafuntersuchungen des US-Justizministeriums die Transaktionen auf dem Finanzplatz befeuern werden. Alle warten darauf, wie die einzelnen Institute beim Bussgang in Washington abschneiden werden. Einige haben sich schon vorher bewegt. So transferiert derzeit die Basler Bank La Roche ihre «guten» Kunden an die Notenstein Privatbank. Es war ein «Fire Sale». Ihre Kunden mit direktem oder indirektem USA-Bezug behält sie. Ein harter Schnitt: Das Geldhaus wurde 1787 gegründet und war die älteste und traditionsreichste Bank in Basel. Und sie haftet weiter für die Rechtslasten. Ähnlich hat MediBank in Zug im Oktober 2014 die Entlassung aus der Aufsicht der Finanzmarktbehörde Finma und den Wandel der Firma in eine Beteiligungsgesellschaft vorangetrieben. Ihre grösstenteils deutschen Privatkunden, zumeist Ärzte und Zahnärzte, hat sie dann im März an die liechtensteinische Bank Alpinum verkauft. Der Grund für den Niedergang laut Geschäftsbericht: «ein massiver Abfluss von Kundengeldern», «schwindende Margen» und «höhere Kosten». •
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