FÜSSENER BLATT | SEIT 1838 HEIMATZEITUNG FÜR FÜSSEN UND UMGEBUNG ... A llgäuer Zeitung Britische Parlamentswahl Warum die Zukunft in Schottland entschieden wird Die Dritte Seite MITTWOCH, 29. APRIL 2015 Der Arbeitsplatz der Zukunft Bei Bosch im Oberallgäu hat die vierte industrielle Revolution begonnen Allgäu-Rundschau Es wird schöner Nach kaltem Morgen tagsüber bis 15 Grad Wetter www.all-in.de NR. 98 Flüchtlingswelle: Bayern ruft Bund um Hilfe PREIS ¤ 1,60 29. April 1945 Blickpunkt Lokales Wenn die Erde Feuer spuckt Just als der Vulkan Calbuco ausbricht, erreicht der Schwangauer Abiturient Michael Stückl auf seiner Südamerika-Tour Chile. Er schildert seine Eindrücke. »Seite 25 Asyl Staatsregierung kritisiert mangelnde Unterstützung bei Kosten und Wohnungsbau. CSU-Politiker warnt vor „Völkerwanderung“ VON MICHAEL POHL München Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen verschärft sich der Streit zwischen der bayerischen Staatsregierung und dem Bund um die Kosten der Unterbringung. Das CSU-geführte Kabinett wirft der Bundesregierung in einer Erklärung vor, Länder und Gemeinden bei der Finanzierung der Flüchtlingsunterbringung vor Ort im Stich zu lassen. Bayern fordert nun vom Bund ein umfassendes Maßnahmenpaket. Sozialministerin Emilia Müller warf der Bundesregierung zudem vor, die Lage durch falsche Prognosen zu verschärfen: „Länder und Gemeinden überall in Deutschland sind durch die tatsächliche Entwicklung der Zahlen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen“, kritisierte die CSU-Politikerin. „Der Bund trägt auch wegen der nach wie vor inakzeptabel langen Asylverfahrensdauer erhebliche Verantwortung für diese Lasten“, sagte die Ministerin. Dies sei quer über die Parteigrenzen einhellige Auffassung aller Landesregierungen. Müller betonte, dass Bayern darauf vorbereitet sei, deutlich mehr Flüchtlinge unterzubringen, als ursprünglich vom Bund vorhergesagt worden sei. Allerdings müsse beim Asylgipfel zwischen Bund und Ländern am 8. Mai vereinbart werden, dass der Bund sämtliche Kosten für Asylbewerber übernehme, wenn deren Antragsverfahren länger als die vorgesehenen drei Monate dauere. Zugleich beschloss die Staatsregierung eine Bundesratsinitiative, um Sozialleistungen für Wirtschaftsflüchtlinge zu kürzen. Asylbewerber beispielsweise aus Balkanstaaten, die keine Chance auf Anerkennung als Flüchtlinge haben, sollen nur noch eingeschränkt Mittel zum Lebensunterhalt bekommen: „Nur so können wir die Zuzugsanreize in den Ländern, in denen niemand verfolgt wird, reduzieren“, sagte Müller. Bayerns Innenminis- ter Joachim Herrmann forderte vom Bund zudem neue Förderungen beim Mietwohnungsbau: „Mit der Anzahl der Asylanträge erhöht sich auch die Anzahl der dauerhaft in Bayern verbleibenden Zuwanderer“, sagte der CSU-Politiker. Schon jetzt reiche das Angebot vor allem in Ballungsgebieten an preisgünstigen Wohnungen nicht aus. In einem Interview unserer Zeitung warnte der Chef der konservativen Europaparlamentsfraktion EVP, Manfred Weber, dass sich Europa auf weiter steigende Flüchtlingszahlen einrichten müsse: „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir möglicherweise vor einem Jahrzehnt einer Art Völkerwanderung stehen.“ In der Debatte um die steigende Zahl von Bootsflüchtlingen aus Afrika wies der CSU-Politiker scharf Forderungen von SPD und Grünen nach einem europäischen Zuwanderungsrecht zurück: „Wer heute mehr legale Zuwanderung in die EU fordert, verschärft die Probleme in Europa“, sagte Weber. Angesichts von bis zu 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa wäre so ein Vorgehen nur Nahrung für Rechts- und Linkspopulisten. »Kommentar, Politik und Bayern Kommentar VON MICHAEL POHL » [email protected] Flüchtlingsziel Deutschland N Heute vor 70 Jahren wurde das KZ Dachau befreit Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten, waren gezeichnet von Folter und Tyrannei der SS – ständig den Tod vor Augen. Und doch drängten sich die Häftlinge vor 70 Jahren an den Zaun des KZ Dachau und jubelten ihren Befreiern zu. Was die amerikanischen Soldaten vorfanden, sprengte jede Vorstellungskraft. In Bayern extra berichten wir von diesem Ort des Grauens. Wir erzählen die Geschichten von Henry Landman und Georg Gottert. Der eine war 1938 als Jude inhaftiert, kam frei und kehrte 1945 mit der US-Armee zurück. Der andere saß als zum Tode verurteilter SS-Mann in einem Spezial-Lager ebenfalls ein. An der Gedenkfeier in Dachau am 3. Mai werden neben Bundeskanzlerin Angela Merkel auch rund 130 Überlebende mit ihren Angehörigen aus 20 Ländern teinehmen. Foto: akg-images Steigende Asylzahlen ● Anstieg Im März 2015 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 32 000 Asylanträge gestellt. Im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres sind das fast dreimal so viele Anträge – exakt betrug der Anstieg 184 Prozent gegenüber März 2014. ● Herkunft Insgesamt 19 730 Anträge wurden von Menschen aus den Balkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien gestellt, das sind 60 Prozent aller Anträge. Aus dem Bürgerkriegsland Syrien kamen 4620 Flüchtlinge. (AZ) Neue Lawine verschüttet Menschen Erdbeben Bis zu 10 000 Tote in Nepal befürchtet. Helfer treffen ein VON ANDREA KÜMPFBECK Augsburg Mehr als 5000 Tote wurden bis gestern Abend gezählt – darunter ein Deutscher. Und die Opferzahlen steigen nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal immer weiter an. Premierminister Sushil Koirala geht sogar von bis zu 10 000 Toten aus. Gestern am Spätnachmittag die nächste Hiobsbotschaft: Von einer weiteren Lawine sollen rund 250 Menschen verschüttet worden sein. Die Lawine ist in Ghodatabela – bei der beliebten Trekking-Route Langtang in der Nähe des Epizentrums – ins Tal gerast. Das kleine Land im Himalaja ist mit der Katastrophe völlig überfordert, von der laut den Vereinten Nationen etwa acht Millionen Menschen betroffen sind. Auch werden nach Angaben des Auswärtigen Amtes etwa 100 Deutsche vermisst, deren Schicksal bisher ungewiss ist. Bestätigt ist dagegen, dass ein Göt- tinger Geografie-Professor durch herabfallendes Gestein am Kopf getroffen und tödlich verletzt wurde. Der 68-Jährige leitete eine Forschungs-Exkursion in den Himalaja. 15 Studenten sollen nicht oder nur leicht verletzt worden sein. Hilfsorganisationen aus aller Welt haben inzwischen das Erdbebengebiet erreicht, unter anderem auch ein Team der Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica. Ein Interview dazu lesen Sie auf Panorama. och nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs waren weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie in den vergangenen Monaten. Tatsächlich scheint die Welt bis an die Ränder Europas mit Kriegen, Terror und Konflikten in Unordnung zu geraten wie lange nicht. Doch auch die globale Vernetzung über Internet und schnelle Medien trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen, die nicht unter Gewalt, sondern unter wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit leiden, ihr Heil in einer Flucht nach Europa suchen. Noch ist Deutschland weit davon entfernt, mit der Flüchtlingswelle überfordert zu sein, auch wenn Politiker hart ums Geld streiten. Das hat auch damit zu tun, dass die Zuwanderungsfrage in Politik und Gesellschaft wesentlich pragmatischer als früher diskutiert wird: So stimmte kürzlich selbst ein GrünenMinisterpräsident zu, Serbien zu einem „sicheren Herkunftsstaat“ zu erklären, das heißt, Flüchtlinge von dort schneller abzuschieben. Dieses Mittel muss auf alle Balkanstaaten ausgedehnt werden. Dass fast zwei Drittel der Asylbewerber vom Balkan kommen und keine Chance auf Anerkennung haben, ist eine überflüssige Belastungsprobe für das Asylrecht und die Aufnahmebereitschaft für wirklich Verfolgte. Heute in Ihrer Zeitung EU-Pläne gegen den Terror Als Antwort auf die Anschläge von Brüssel, Paris und Kopenhagen will die EU-Kommission bei der Polizeibehörde Europol ein AntiTerror-Zentrum einrichten. Es soll 2020 fertig sein. »Politik In dieser Ausgabe Deutsche Anklage-Bank Prozess Wie ein stolzes Geldinstitut dem Abstieg entgegentaumelt VON MICHAEL STIFTER Guardiola tobt Das Pokalduell gestern Abend gegen Borussia Dortmund ließ Pep Guardiola (Bild), den Trainer des FC Bayern, mitunter fast aus der Haut fahren. Heftig und lang gestikulierte er. Allerdings vergeblich, denn die Münchner verloren das Pokal-Halbfinale im Elfmeterschießen mit 0:2. »Sport Foto: Imago Augsburg Mit der Deutschen Bank war das immer ein bisschen so wie mit dem FC Bayern. Man musste sie nicht unbedingt mögen, aber allein der große Name erzeugte schon eine gewisse Ehrfurcht. Weltklasse eben. Selbst in der düsteren Finanzkrise hat die „Deutsche“ immer in der ersten Liga mitgespielt, und ihr damaliger Chef Josef Ackermann wurde zeitweise zu einer Art Neben-Finanzminister. Klar, der ebenso eloquente wie smarte Schweizer hatte auch seine Skandale. Man denke nur an die ziemlich dämliche Siegesgeste, damals im Mannesmann-Prozess. Aber seit Ackermann weg ist, kämpft das Haus gegen den Abstieg. Gestern dann ein neuer Tiefpunkt: Fast alles, was in den vergangenen Jahren Rang und Namen bei der Deutschen Bank hatte, traf sich im Gerichtssaal. Und zwar auf der Anklagebank. Da saßen sie nun im fahlen Neonlicht: Rolf Breuer, Josef Ackermann, Jürgen Fitschen, all die großen Nummern aus den 80ern, 90ern und von heute. Gesagt haben sie wenig. Dafür gibt es ja gut bezahlte Anwälte. Nun könnte man natürlich argumentieren, das sei nur eine weitere Parallele zum großen FC Bayern; deren einstiger Chef sitzt schließlich sogar hinter Gittern. Aber die Sache mit der Deutschen Bank ist anders. Denn der Prozess um versuchte Täuschung der Justiz im Fall Leo Kirch ist ja nur ein Glied in einer langen Kette von Peinlichkeiten und unerfreulichen Nachrichten rund um das stolze Kreditinstitut. Und die Aktie rutscht schon seit Monaten dem Keller entgegen. Der BörsenDinosaurier taumelt. Und so wird man vielleicht schon bald sagen müssen: Mit der Deutschen Bank ist das immer ein bisschen so wie mit dem Hamburger SV... »Wirtschaft Das war nur der Anfang: Josef Ackermann 2004 vor Gericht. Foto: dpa Krawalle nach Tod eines Schwarzen Baltimore Nach den schweren Ausschreitungen wegen des Todes eines Schwarzen in Polizeigewahrsam herrscht in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) der Ausnahmezustand. Bereitschaftspolizisten patrouillierten am Dienstag auf den Straßen. Tausende Polizisten und eine einwöchige nächtliche Ausgangssperre sollen die Krawalle nun beenden. „Diese Gewalt wird nicht toleriert“, sagte Marylands Gouverneur Larry Hogan. Mindestens 15 Beamte wurden verletzt. Es gab 200 Festnahmen. Die Randalierer bewarfen die Polizisten mit Steinen oder griffen sie mit Stöcken an, setzten Autos in Brand und demolierten Polizeiwagen. Plünderer räumten Geschäfte aus, ein Supermarkt wurde angezündet. (afp) »Leitartikel Seite 2 und Politik » Wochenblatt extra mit: Leute vor der Kamera, Horoskop und vielen Informationen aus der Region. Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08362) 5079-71, Fax -10 [email protected] Anzeigen Tel. (08362) 5079-0, Fax -39 [email protected] Abo-Service Tel. (08362) 5079-40, Fax -47 [email protected] AZ Service-Center Luitpoldstraße 6, Füssen . 30018 4 190107 301608 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! 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