Ausgabe 4/2010 7,50 Euro Nehmen Sie Platz ! Auf den neuen Stadtmöbeln von stilum Platz nehmen stilum GmbH in der Stadt Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29 www.stilum.de · [email protected] FL_Umschlag_Ausg04_2010.indd Abs3:72 10.01.2011 08:10:03 Living Industries Sicherheit ist selbstverständlich – Entwicklung ist Fortschritt Conradi+Kaiser GmbH Gewerbegebiet Larsheck | 56271 Kleinmaischeid Tel. 02689 9580-0 | Fax 02689 9580-50 [email protected] | www.conradi-kaiser.de FL_Umschlag_Ausg04_2010.indd Abs1:2 10.01.2011 08:10:37 Liebe Leserinnen und Leser, bei unserer Arbeit haben wir so oft interessante neue Ideen entdeckt, dass wir uns einmal intensiv damit beschäftigen wollten, wie man heute in einer Stadt Platz nimmt. Platz nehmen werden immer mehr ältere Menschen. Viel diskutiert wird aktuell die Frage, wie Städte aussehen sollen, wenn rund ein Drittel ihrer Bewohner älter sind als 65 Jahre. Wir haben uns umgeschaut und mit Experten über anstehende Veränderungen gesprochen. Muss man bei der Stadtmöblierung umdenken? Woran können sich Kommunen bei der Planung orientieren? Gibt es überzeugende Best-Practice-Beispiele? Erfreulich, doch in der Konsequenz für viele Politiker überraschend, ist der Wunsch nach mehr Bürger-Beteiligung. Der öffentliche Raum gewinnt an Bedeutung, deshalb wollen die Menschen in ihrer Stadt auch gefragt werden und mitreden. Immer mehr rückt dabei E-Participation in den Fokus. Zeit einmal zu schauen, welche Erfahrungen man mit der Kommunikation via Internet bis jetzt gemacht hat. Doch nicht nur das. Die intensive Beteiligung von Kindern und insbesondere auch Jugendlichen erweist sich als ein sehr erfolgreiches Kosten-Nutzen orientiertes Verfahren. Hier haben wir einiges zu berichten. Auch die Kunst erobert Räume in der Stadt. Ausstellungen und sogar Opern verlassen die heiligen Hallen und erstrecken sich mehr und mehr auf den öffentlichen Raum. Wir stellen Ihnen tolle Projekte vor. Wenn Sie Platz nehmen und diese Ausgabe lesen, dann ist das Jahr fast vorbei. Wir freuen uns schon jetzt darauf, Sie auch in 2011 mit Balance zwischen Theorie und Praxis über zeitgemäße Freiraumgestaltung zu informieren. Die ganze Redaktion dankt für sehr viel positives Echo und wünscht Ihnen schöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr. Dr. Anke Münster Chefredaktion FreeLounge Inhalt | 3 Inhalt TOP-THEMA 6 Altengerecht oder lebenswert für alle? 12 NRW plant die altengerechte Stadt Interview mit Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW 14 Freiraum für Jugendliche Autor: Stephan Willinger REPORT 16 Dynamik + Wandel: Stadtsilhouetten Autor: Ursula Kleefisch-Jobst 22 Neue kreative Orte in der Stadt Urban Intervention Award 2010 25 Schippen, Pumpen, Mitreden Sportliche Freiraumentwicklung in Berlin Autor: Tore Dobberstein 28 „Die Zeit der aufwendigen Suche ist bald vorbei“ Interview mit Birgit Findeli, scapescout GmbH GESELLSCHAFT 38 Online-Bürgerbeteiligung: Im Netz gefragt 43 Child in the City 2010 Autor: Holger Hofmann, DKHW 45 Smart Green – Sportentwicklung und Gesundheitsförderung 1. Teil der Serie von Prof. Dr. Alfred Rütten und Jana Ziemainz 48 Erfolgreiche Zwischennutzung von Freiräumen Autor: Ruth Esther Gilmore MARKTMONITOR 52 Marktmonitor – Highlights 55 Italienisches Design aus Österreich BEST PRACTICE 60 Plätze und Straßen im Umfeld UN-Campus/WCCB Bonn 30 Bewegung im öffentlichen Raum Autor: Mathias Knigge 62 KONZEPT-PAUSE der Arnoldus Grundschule Gilching 32 Möblierung öffentlicher Stadträume 1. Teil des Dossiers von Thomas Volprecht 64 Sieg-Carée, Siegen 4 | Inhalt SPIELRAUM 66 Kinderfreundliche Stadtgestaltung 70 Wiesbaden macht Zukunft 72 Exportschlager Spielplatz KUNST IN DER STADT 76 Platz nehmen MATERIALKUNDE 93 Mehr Farben und Formen Autor: Klaus Kaiser 96 Perfekte Fahrradparker oder ein schönes Stadtbild? Autor: Hartwig Hammerschmidt 99 Unbehindert mobil – Barrierefreiheit im öffentlichen Raum Autor: Bernhard Kohaupt 79 Puccini mit Ghettoblaster 82 Eindrücke vom Weißen Weg 84 „Immis“ aus Klettband, Holz und Stoff 85 (re)designing nature ADVERTORIAL 102 Firma Ziegler – Spielplätze von A bis Z 104 Tivoli 86 Entdecke Deine Stadt VERBAND/TAGUNGEN 88 Geglückter Start 109 Termine Impressum 110 Entdeckt! 91 Spielen verbindet – über Grenzen hinweg! Autor: Andreas Kupfer Inhalt | 5 6 | Top Thema Altengerecht oder lebenswert für alle? Künftig wird die Zahl der alten Jungen, jungen Alten und Hochbetagten in allen Städten und Gemeinden steigen. Das bedeutet Veränderung, denn die Kommunen müssen zu den Menschen passen, die dort leben. Welche Ideen gibt es? Was passiert ganz konkret? Und sind Wörter wie „seniorenfreundlich“ und „altengerecht“ die richtigen Prädikate für die Veränderungen in den Städten? In den kommenden Jahrzehnten werden sich immer mehr ältere Menschen in den Städten und Gemeinden ihren Platz nehmen. Das wird stärker auffallen, wenn die Babyboomer bald das Rentenalter erreichen. 2025 wird im Schnitt in Deutschland ein Viertel aller Bürger 65 Jahre oder älter sein. Es gibt schon heute Gemeinden, die deutlich über dieser Prozentzahl liegen. Im kleinen Rahmen lässt sich also aktuell empirisch erforschen, wie sich Städte und Gemeinden verändern müssen, um für ihre Bürger attraktiv zu sein oder zu bleiben. Das ist eine Chance, die noch viel zu selten genutzt wird. Wer ist alt? In vielen Fällen wird noch immer sehr wenig differenziert von der Gruppe der älteren Menschen gesprochen. Die Ansprüche an den vierten Lebensabschnitt verändern sich aber in einem extremen Tempo. Der vorzeitige Ruhestand wird quasi nahtlos von der Erkenntnis abgelöst, dass in vielen Bereichen auf das berufliche Know-how älterer Menschen nicht mehr verzichtet werden kann. Die Bertelsmann Stiftung hat zuletzt darauf hingewiesen, dass in fünfzehn Jahren die Zahl der Arbeitnehmer unter 45 deutschlandweit um knapp fünf Millionen sinken wird. In verschiedenen Regionen werden jüngere Arbeitnehmer zur Mangelware. Das spätere Rentenalter wird damit nicht nur wich- tig, um die Rentenkassen zu schonen, sondern vielleicht sogar um den Wirtschaftsstandort zu sichern. Das muss sich in vielen Köpfen erst noch durchsetzen. Aber auch bei den Menschen selbst verändert sich die Sicht auf das eigene Alter. „When I’m sixty-four“ würden die Beatles heute ganz sicher nicht mehr so schreiben. Alt wird man später. Und auf dem Sofa sitzt diese Generation längst nicht mehr, wie zum Beispiel auch die Bilder von den Demonstrationen um Stuttgart 21 deutlich gezeigt haben. Es gibt eine große Gruppe von aktiven älteren Menschen, aber zudem - aufgrund der längeren Lebensdauer - auch eine ebenso steigende Anzahl von Hochbetagten, die durch Krankheit nicht mehr uneingeschränkt am Leben im öffentlichen Raum teilnehmen können. Die Wünsche und Anforderungen an die Städte sind deshalb sehr heterogen. Anforderungen an den öffentlichen Raum Liest man die Empfehlungen der WHO für „Age Friendly Cities“ so fällt auf, dass die Vorgaben den Außenraum betreffend jeder Stadt enorm gut täten und alle Bürger begeistern würden. Nur ganz wenige Punkte haben überwiegend mit dem Älterwerden zu tun. Von der Sicherheit über eine ausreichende Anzahl von Parks und Grünflächen mit Sitzmöglichkeiten bis hin zu einer guten Beschilderung: Das sind Forderun- Top Thema | 7 gen, die Menschen in jedem Alter an ihre Stadt stellen. Wenn hier Schritt für Schritt Verbesserungen erreicht werden, dann werden die Städte und Kommunen vor allem eins: lebenswerter und nicht in erster Linie altengerecht. Veränderungen bei der Stadtmöblierung? Wann ist eine Bank bequem? Und welche Anforderungen stellen ältere Menschen? Das war das Thema eines Workshops, den die Firmengruppe Nusser mit der Deutschen Seniorenliga und dem Zentrum für Alternskulturen veranstaltet hat. Gut beurteilt wurde zum Beispiel die Bank „Rothenburg“ : Armlehnen 8 | Top Thema hohe, steile Rückenlehne nach hinten geneigte Sitzfläche Auf Messen wie der GalaBau zeigt sich, dass sich die Hersteller von Stadtmöblierung viele Gedanken darüber machen, wie auf den demografischen Wandel reagiert werden muss. Ein Beispiel ist die Frage nach geeigneten Sitzmöbeln. Die Firmengruppe Nusser hat als Hersteller von Sitzbänken und Stadtmöblierung in diesem Jahr einen Workshop veranstaltet, um die Anforderungen an eine „ideale Parkbank“ zu präzisieren. Fachlich unterstützt und moderiert wurde der Workshop durch die gemeinnützige Deutsche Seniorenliga mit dem Zentrum für Alternskulturen der Universität Bonn. Dabei wurden Gruppendiskussionen und Produkttests anhand diverser Bankmodelle durchgeführt. Dr. Uwe Kleinemas vom Zentrum für Alternskulturen fasst das Ergebnis zusammen: „Natürlich muss eine Sitzbank bestimmte ergonomische Anforderungen erfüllen. Aber eine ebenso wichtige Rolle spielen der Standort und die Möglichkeit, dort mit anderen Menschen zu kommunizieren. Ältere Menschen möchten am gemeinschaftlichen Leben teilhaben und auch hinsichtlich öffentlich angebotener Bänke sozusagen mitten im Leben sitzen.“ Ablehnung bestand gegenüber Begriffen wie „Seniorenbank“. Vielmehr war die Sicht der Tester, dass eine Parkbank nicht nur speziell für Senioren, sondern für Menschen jeden Alters ergonomische Ansprüche erfüllen sollte. Für den Sitzkomfort werden Armlehnen und eine hohe, eher steile Rückenlehne mit einer leicht nach hinten geneigten, etwas höheren Sitzfläche gewünscht, auf der man sich bequem zurücklehnen kann. Sitzmöbel im Loungestil oder puristische Bänke, die von Landschaftsarchitekten gerne gewählt werden und die Plätzen und Parks ein modernes Profil geben, erfüllen diese Anforderungen oft nicht. Es wird eine Aufgabe sein, diesen Spagat zwischen Design und Funktionalität zu meistern. Dass bei dem Workshop in Bonn aber auch sehr oft die Standorte bemängelt wurden, macht deutlich, dass viel zu selten die tatsächlichen Nutzer befragt und berücksichtigt werden. Neben der ergonomischen Qualität kommt es also darauf an, im Dialog mit den Bürgern zu planen. Sitzmöbel sind natürlich nur einer von verschiedenen Bereichen, auf die der Fokus gerichtet ist. Hinzu kommen alle Arten von Beschilderungen und Stadtplan-Anlagen sowie Freizeitangebote, aber auch Toiletten. Bei den Kommunen müsste damit begonnen werden, über Standards für Städte nachzudenken, doch ist man davon - nicht zuletzt durch finanzielle Zwänge - oft noch weit entfernt. Hoher Handlungsdruck: Barrierefreie Kommunen Das gilt auch für die Frage nach einer barrierefreien Stadtgestaltung. Hier geht es mit Nachdruck um die Interessen älterer Menschen, um die Möglichkeit, auch mit Einschränkung der Mobilität weiter am öffentlichen Leben teilzunehmen. Durch den vorhergesagten Anstieg des Bevölkerungsanteils an Hochbetagten stehen die Städte und Gemeinden in einer besonderen Verantwortung. Doch ist der Nutzen nicht allein auf die Gruppe älterer Menschen beschränkt. Der Stadt- und Regionalplaner Thomas Hafner weist auf eine Prognose der EU-Kommission hin, nach der 2040 fast 40 Prozent der Menschen mobilitätseingeschränkt sind. „Dazu werden auch die Menschen gezählt, die temporär in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wie Schwangere, Kranke, Übergewichtige, Fahrradfahrer, Reisende mit viel Gepäck oder Erwachsene in Begleitung von Kleinkindern“, erläutert Thomas Hafner den überraschend hohen Prozentsatz. Insbesondere in historischen Stadtkernen besteht oft noch ein hoher Handlungsbedarf bei der barrierefreien Gestaltung von Städten, obwohl grundsätzlich seit den 1970er Jahren zunehmend auf die entscheidenden Punkte wie abgesenkte Bordsteine, Rampen oder auch In Warburg wird im kommenden Jahr der historische Stadtkern barrierefrei umgebaut. Umgesetzt wird der Entwurf von Lohaus Carl Landschaftsarchitektur. Top Thema | 9 taktile Streifen an Fußgängerüberwegen geachtet wird. Oft sind es Pflastersteine, die bestimmte Teile der Stadt für Menschen mit Mobilitätseinschränkung unpassierbar machen. Weil der Kostaufwand sehr hoch ist und Vorgaben von Seiten der Denkmalpflege bestehen, können die Umgestaltungen nicht so schnell erfolgen, wie es zu wünschen wäre. Die Stadt Warburg hat im November ein Modellvorhaben „Barrierefreier historischer Stadtkern“ auf den Weg gebracht. 10 Millionen Euro sind notwendig, um die Veränderungen durchzuführen. 70 Prozent der Summe übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen. In Görlitz, einer Stadt, in der schon heute der Anteil von Menschen über 60 Jahren bei mehr als 30 Prozent liegt, wurden nicht nur Ziele der Denkmalpflege und des barrierefreien Bauens vorbildlich realisiert. Parallel wurde eine Datenbank angelegt, die über die Barrierefreiheit ausgewählter Gebäude und des öffentlichen Raums informiert. Das Modellprojekt wurde von dem Büro Sociopolis und der Technischen Universität Dresden begleitet. Auch für barrierefreien Tourismus, eine zusätzlich wichtige Ausrichtung für entsprechend gestaltete Städte und Gemeinden, ist dies eine zukunftsweisende Idee. Die Frage nach „Inhalt“ und „Etikett“ Arnsberg ist das „Best Practice“ für ein Miteinander der verschiedenen Generationen. Neue Parks gehören ebenso zum Konzept wie ein starkes bürgerschaftliches Engagement. Links » www.sociopolis.de » www.who.int/ageing/en/ » www.gartenbank.de » www.bertelsmann-stiftung.de » www.arnsberg.de 10 | Top Thema Zum Älterwerden müsste man nach Arnsberg ziehen. In keiner anderen deutschen Stadt hat man so früh angefangen, an Konzepten zu arbeiten und Lösungen für eine Zukunft zu suchen, in der die Bevölkerungszahl schrumpfen und das Durchschnittsalter steigen wird. Mehrfach wurde Arnsberg dafür ausgezeichnet. Im November erst erfolgte die Ernennung zur „Seniorenfreundlichsten Stadt“ durch die Stiftung „Lebendige Stadt“. Eine Fachjury unter Vorsitz des Düsseldorfer Architekten Hermann Henkel wählte das Arnsberger Konzept aus insgesamt 239 eingereichten Bewerbungen aus dem Inund Ausland aus. Schaut man aber auf die Website der Stadt, dann findet man dort den Claim „Bildungsstadt Arnsberg“. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Das Engagement für ältere Menschen hat - wie schon gesagt - in der Regel als Ergebnis auch mehr Lebensqualität für alle anderen Gruppen. Bei einer Reduzierung auf das Thema altengerechte Stadt würde dieser Nutzen nicht kommuniziert. Das gilt insbesondere für den öffentlichen Raum, aber auch für andere Bausteine vom Wohnen bis hin zu sozialen Angeboten wie bürgerschaftliches Engagement. Und außerdem: Werbung kann man mit dem Angebot für eine einzelne Bevölkerungsgruppe nicht machen, denn das grenzt im Umkehrschluss andere Menschen aus. In Arnsberg hat man es geschafft, ein Konzept tatsächlich zu leben und nicht nur als Leitbild auf geduldigem Papier festzuhalten. Die Idee der Bildungsstadt betrifft dabei in ganz verschiedener Hinsicht die Gruppe der älteren Menschen: Nicht nur, dass es eine Seniorenakademie gibt, ältere Menschen bringen auch ihre Erfahrung ein und helfen den Jungen, zum Beispiel wenn es darum geht, Kinder in ihrer Schullaufbahn zu unterstützen. Hier hilft Bildung allen Beteiligten. Der Bürgermeister von Arnsberg, Hans-Josef Vogel, hat es so formuliert: „Die aktiven Alten, sie bauen mit an den Städten des langen und guten Lebens“. Zu dem Gesamtkonzept gehört es, im möglichen Rahmen auch die Freiräume so zu gestalten, dass die Anforderungen älterer Menschen erfüllt werden. Sei es mit eigentlich kleinen Aktionen, dass Stadtmöblierung durch Probesitzen vorab auf die Tauglichkeit getestet wird. Oder mit dem Bau eines neuen Parks mit Gradierwerk, Finnbahn und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Ruhe- und Aktionsbereichen. Wie ältere Menschen in Kommunen „Platz nehmen“ können, wird in den nächsten Jahren zu einer zentralen Frage werden. Ideen und Projekte, die das ermöglichen, werden zum Erfolgsfaktor dafür, ob die Städte und Gemeinden ihre wichtige Funktion als belebte Orte für ein gemeinsames und lebenswertes Miteinander erfüllen können. Dr. Anke Münster Mehr Dorf für weniger Menschen Während in den größeren Städten künftig mehr ältere Menschen auch mehr Angebote im öffentlichen Raum erwarten, stehen viele Dörfer vor ganz anderen Problemen: Es gibt in manchen Regionen Gemeinden, in denen mehr als 20 Prozent der Gebäude nicht mehr genutzt werden. Das Thema wurde aktuell auf einer Tagung in Siegen erörtert, zu der die Universität Siegen und die Südwestfalen Agentur im Vorfeld der Regionale 2013 eingeladen hatten. Auf der Konferenz „Leerstände im Dorf“ berieten Experten zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern über neue Ideen für alte Häuser und die Zukunft der Dörfer in Südwestfalen. Ein Ziel der Konferenz bestand darin, überhaupt ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen, da Leerstände zum Beispiel von Politikern nicht gerne angesprochen werden. Darauf wies Armin König hin, der als Bürgermeister der Gemeinde in Illingen im Saarland weiß, wovon er spricht. In seiner Gemeinde kämpft er zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern seit einigen Jahren gegen Leerstände – mit Erfolg. „Mehr Dorf für weniger Menschen“: mit dieser Devise konnte die Zahl der leer stehenden Gebäude in den vergangenen Jahren immerhin von 105 auf 28 verringert werden – vor allem durch konsequente Umnutzung und Abrisse. Neubauflächen werden in Illingen auch nur noch in Sonderfällen genehmigt. „Dort, wo Innenstädte ausbluten, müsste die Ausweisung von Neubaugebieten eigentlich verboten werden“, sagte König. Für Matthias Günther vom Eduard-Pestel-Institut Hannover wird zudem das Thema Gebäude-Abrisse in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. „Derzeit reißen wir eindeutig zu wenig Häuser ab“, sagte Günther. Wenn mehr abgerissen wird, kommt es natürlich auf eine tragfähige Gesamtstrategie der kommunalen Flächennutzung an. Zahlreiche Lösungsmöglichkeiten und Ideen für die Leerstands-Problematik wurden auf der Siegener Konferenz vorgestellt: Prämien-Modelle für den Kauf alter Häuser oder für deren Abriss, Kunst und Kultur als Möglichkeit der Zwischennutzung, Gemeinschaftskäufe durch Bürgerinnen und Bürger. Ganz gleich wie man das Problem jedoch angehe, entscheidend sei die Einbeziehung der Dorfgemeinschaften, erklärte Dr. Stephanie Arens von der Südwestfalen Agentur. „Nur mit ihrer Hilfe können Probleme gelöst werden. Wenn Bürgerinnen und Bürger sich für ihren Ort einsetzen, wird das Dorf attraktiv und lebenswert – sowohl für junge und alte Bewohner als auch für Menschen von außerhalb“. Im Zuge der REGIONALE 2013 soll im kommenden Jahr mit einer LeerstandsOffensive begonnen werden. Projekte wie „10x LandLeben Heimat“, „Mobil4you“ oder „Meine Heimat 2020“ zielen unter anderem darauf ab, die Rahmenbedingungen in Dörfern, wie beispielsweise die Nahversorgung oder den Öffentlichen Personennahverkehr zu verbessern und ein gemeinschaftliches Vorgehen der Dörfer in Südwestfalen zu unterstützen. Top Thema | 11 Auch wenn immer mehr Menschen im Alter fit sind, lässt sich nicht verleugnen, dass sie andere Bedürfnisse haben, um ihr längeres Leben möglichst selbstständig zu gestalten und die Alltagsanforderungen zu meistern. Die Regierung in Nordrhein-Westfalen hat im September mit einer breiten Offensive damit begonnen, Anregungen für eine verbesserte Lebensqualität von Senioren in ihren Wohnvierteln zu geben. FreeLounge sprach mit Gesundheitsministerin Barbara Steffens über das Thema. NRW plant die altengerechte Stadt Barabara Steffens Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Nordrhein-Westfahlen 12 | Top Thema FreeLounge: Frau Steffens, was ist der Kern Ihrer Initiative für eine altengerechte Stadt? Was ist daran neu? Barbara Steffens: Wir stellen die Menschen in ihrer gewohnten Lebensumgebung in den Mittelpunkt. Wir alle wollen doch möglichst in der eigenen Wohnung alt werden. Wir wollen nicht in stationäre Pflegeeinrichtungen, wenn es sich vermeiden lässt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Voraussetzungen dafür im Quartier geschaffen werden. Es beginnt bei so scheinbaren Kleinigkeiten, wie längere Grünphasen für Fußgänger und langsamer schließenden Aufzugtüren und geht hin zur einer guten medizinischen Versorgung, um vereinfachte Möglichkeiten beim Einkaufen oder Unterstützungsangebote und Hilfestrukturen im Alltag. Das alles muss vorhanden sein. Alten Menschen müssen sich Möglichkeiten eröffnen, in ihren Quartieren an kulturellen Angeboten teil zu haben. Das bedeutet nicht, dass jeder Stadtteil über ein eigenes Theater verfügen sollte. Erforderlich ist eben ein Mobilitätsangebot, als Ergänzung zum Kulturangebot. Das können Fahr- oder Begleitdienste sein. Was ebenfalls unbedingt nötig ist, sind niedrigschwellige Angebote, wie Begegnungsräume. Nur so lässt sich dem Phänomen der Altersisolation entgegentreten. Was nützt es, wenn ich in der eigenen Wohnung sitze, aber über Wochen hinweg niemand da ist, mit dem ich kommunizieren könnte. Es geht darum, wie die Kommunen solche Begegnungsräume anbieten können, die nicht wie Cafés oder Restaurants an die Finanzkraft der Einzelnen gebunden sind. FreeLounge: Sie sprechen gerade die Finanzkraft an. Da könnte bei der einen oder anderen Kommune auch der Gedanke auftauchen: Das ist alles ganz schön, was die Ministerin plant und anregt, aber wir müssen es dann bezahlen. Wie wollen Sie die Kommunen in einer Zeit knapper Finanzen motivieren? Barbara Steffens: Das alles geht nur gemeinsam. Zunächst gibt es natürlich viele Dinge, die gar keine großen Kosten verursachen, sondern wo nur ein Umdenken notwendig ist. Ich möchte den Kommunen Beispiele und Modelle an die Hand geben, die wir bereits haben. Wege aufzeigen, wie man zum einen für die Menschen eine lebenswertere Stadt gestalten kann und wie man zum anderen Kosten sparen kann. Die Zunahme der Pflegekosten im Alter ist eine große finanzielle Belastung für die Kommu- nen. Wenn ich eine Quartiersstruktur habe, in der ich die Unterbringung in einer stationären Pflegeeinrichtung längere Zeit noch vermeiden kann, dann spare ich als Kommune Kosten. Menschen werden einmal älter. Das Nachrüsten und Umbauen ist deutlich teurer als ein barrierefreies Denken, Planen und Bauen von Anfang an. Das ist kostengünstiger und nachhaltiger. FreeLounge: Das ist ein guter Gesichtspunkt. Der demografische Wandel wird ja schon seit vielen Jahren thematisiert. Vielfach hatte man jedoch eher den Eindruck, dass das etwas für die Statistiker ist. Da haben wir die Zahlen und damit etwas zum Abheften. Ihr Ansatz erfordert da ein generelles Umdenken. Barbara Steffens: Was auf uns zukommt, ist keine Frage der reinen Statistik. Die Zahlen spiegeln ja nur die Entwicklung dessen wider, was die Lebensrealität ist. In meiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr ist der Anteil der Menschen mit Rollator im Straßenbild mindestens so hoch wie der der Menschen mit Kinderwagen. Das ist Lebensrealität. Und darauf müssen sich die Städte einstellen. FreeLounge: Brauchen wir für das Umdenken und das neue Handeln auch neue Modelle, an denen wir die Wirksamkeit erproben können? Barbara Steffens: Weitere Modelle müssen nicht entwickelt werden. Man kann die Modelle und Erfahrungen, die wir in NRW haben, zusammentragen und nutzen. Diese Erfahrungen wurden oft in Projekten zwischen Alt und Jung gemacht. Wir müssen konkrete Handlungsempfehlungen geben und dann schauen, an welchen Stellen es hapert. Dort wollen wir den Kommunen Unterstützung durch Rahmenkonzeptionen geben. Wir wollen alle in den Stadtteilen mitnehmen und niemanden ausgrenzen. Die besten Expertinnen und Experten für das, was Menschen brauchen, um in ihrem eigenen Wohnumfeld auch mit Einschränkungen leben können, sind die Menschen, die da leben. Die müssen wir einbeziehen. So etwas kann man nicht vom Reißbrett aus verordnen. Und auch dieser Entwicklungsprozess ist wieder etwas, was für die Menschen Partizipation und Kommunikation bedeutet und was ja auch an sich wieder Nachbarschafts- und Quartierstrukturen schafft. So kommen wir voran mit der altengerechten Stadt. FreeLounge: Reicht die neue Quartiersplanung denn dafür aus? Barbara Steffens: Alleine sicher nicht, viel mehr muss man in der gesamten kommunalen Struktur umdenken. Beispielsweise müssen Sportvereine umdenken, die heute stark auf junge Menschen zielen. Der Landessportbund macht das bereits in hohem Maße. Jetzt sind die Vereine vor Ort gefragt. Wir brauchen mehr Angebote für die Zielgruppe Ü60. Sportangebote, die von dieser Gruppe genutzt werden können, verhindern Stürze oder andere Mobilitätseinschränkungen im Alter oder zögern sie lange hinaus. Auch hier sind die Kommunen gefragt, sich gemeinsam mit den Vereinen aufzustellen und mit Angeboten in die Alteneinrichtungen oder in die Begegnungsstätten hineinzugehen. Da muss man nicht die Sporthalle im Quartier haben. Es reicht auch der Aufenthaltsraum im Gemeindehaus oder der Veranstaltungsraum, der in der stationären Alteneinrichtung vorhanden ist. FreeLounge: Frau Steffens, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Ludwig Keißner FreeLounge: Darüber hinaus wird es für die Zukunft wohl sicher so sein, dass man bei Neubaugebieten nicht nur Attraktivität für junge Familien schafft, sondern eben auch für Ältere. Barbara Steffens: Natürlich ist es wichtig für Kommunen, attraktiv für junge Familien zu sein. Auch hier ist ein Umdenken gefragt. Viele der neu entstehenden Quartiere sind nicht unbedingt barrierefrei. Das stört nicht, so lange man jung und beweglich ist. Aber auch diese jungen Top Thema | 13 Freiraum für Jugendliche! Von der Beteiligung zum Selbermachen Stephan Willinger Stadtforscher im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, beschäftigt sich mit innovativen Formen der Stadtentwicklung. Jugendprojekte sind für ihn besonders spannend, weil „am Umgang mit ihnen viele Denk- und Arbeitsweisen unseres Planungsalltags deutlich werden – und im Erfolgsfall haben alle Beteiligten ein Strahlen im Gesicht …“. 14 | Top Thema Bei der Planung familienfreundlicher Städte werden heute möglichst viele soziale Gruppen berücksichtigt, vom Kleinkind bis zum 70-jährigen. Doch eine Gruppe entzieht sich konsequent allen Bemühungen der Stadtplaner: die Jugendlichen. Dabei ist keine andere Gruppe im städtischen Alltag so präsent: als Hauptnutzer des öffentlichen Raums beleben sie Zentrum und Quartiere durch auffälliges Verhalten, sportliche Aktivitäten und Musikkonsum. Doch in den Augen anderer Generationen und in lokalen stadtpolitischen Diskursen werden sie schnell zu Störern abqualifiziert, die das harmonische Bild und die Verhaltensroutinen des „Normalen“ irritieren. Auch die Stadt- und Freiraumplanung sieht Jugendliche bislang mehr als Problemfall denn als Chance. Nur selten werden angemessene Beteiligungsformen gewählt. Und dies nicht nur weil Jugendliche schwer zu erreichen sind – mindestens genauso entscheidend ist, dass sie Raum anders nutzen als Er-wachsene: wilder und unberechenbarer, schneller und lauter, zur Begegnung und als Rückzugsort. Im Unterschied zu Kindern, die sich auf abgrenzbaren Flächen noch kontrollieren lassen, ist ihr Aktionsraum die ganze Stadt. Dieser umfassende Anspruch ist es auch, der Konflikte heraufbeschwört. Es ist also nicht ganz einfach, Städte und Freiräume mit Jugendlichen zu gestalten. Chancen für Innenstädte, für Stadtumbau und Soziale Stadt Um jugendliche Aktivitäten nachhaltig in die Prozesse der Stadt- und Quartiersentwicklung einzubeziehen, wurde im Sommer 2009 das Forschungsfeld „Jugendliche im Stadt-quartier“ im Rahmen des Experimentellen Wohnungsund Städtebaus des Bundes entwickelt. Rund 40 Modellvorhaben im ganzen Bundesgebiet haben seitdem verschiedene Aspekte der Mitwirkung Jugendlicher erprobt. Es ging darum, wie Jugendliche Anforderungen an ihre Stadtquartiere formulieren und aktiv an der Gestaltung ihres Stadtteils oder ihrer Stadt mitwirken können. Das Spektrum reichte von konkreten Maßnahmen über quartiersbezogene Projekte bis zu gesamtstädtischen Strategien. So betrachtet geht die Beteiligung Jugendlicher an Stadtentwicklung weit über die engen Beteiligungsformate für Bauleitplanung hinaus. Sie umfasst alle Formen des Mit-Denkens, Mit-Planens, Mit-Entscheidens und Mit-Machens von Stadt in Strategien und Projekten. Orte mit Bedeutung entwickeln Besonders erfolgreich ist die Mitwirkung Jugendlicher an der Gestaltung konkreter Orte. Dies zeigt etwa die zwischen Autobahnen und Schienen gelegene U-Bahn-Haltestelle Eichbaum in Mülheim. Bislang sind Jugendliche die Einzigen, die sich mit diesem Ort identifizieren. Ihre Nutzung (Rumhängen, Sprayen) verschärft jedoch die Problematik des Ortes zusätzlich. Ziel des Projektes war es nun, gemeinsam mit den Jugendlichen vor Ort eine neue Vision für den Eichbaum zu erarbeiten. Dies geschah durch vielfältiges Ausprobieren, bei dem der verlassene Ort nach und nach wieder positiv ins Bewusstsein der gesamten Bevölkerung rückte. In Workshops entstand ein Jugend-Kiosk, im Sommer wurde der Ort als Open-Air-Kino, für Public Viewing und Parties genutzt, im Herbst wurde schließlich auf dem Bahnsteig eine große Box-Meisterschaft durchgeführt. Diese Umdeutung des Ortes eröffnet nicht nur für Jugendliche neue Möglichkeiten, sondern erzeugt neue Chancen für die Stadtgesellschaft insgesamt. Ein anderes Beispiel zeigt, dass es bei Stadtentwicklung mit Jugendlichen nicht immer um große Visionen gehen muss. So gelang es in einer Frankfurter U-Bahn-Haltestelle bereits durch ein Gespräch der Jugendlichen mit den Verkehrsbetrieben, das Eis zu brechen: eine Nutzungsvereinbarung und ein paar Meter Klebeband am Boden ermöglichen jetzt die regelmäßige Nutzung als Tanzbühne und machen die trostlose Haltstelle zu einem Kulturort. Zwei verschiedene Städte, zwei unterschiedliche Methoden, die aber beide zeigen, wie fruchtbar ein offenes Zugehen auf Jugendliche für Stadtentwicklung sein kann. Stadt selber machen: Jugendliches Engagement Auch zur Belebung von Innenstädten können Jugendliche viel beitragen: Plätze und Fußgängerzonen dienen ihnen zu Bewegung und Sport, als Bühne ihrer Selbstdarstellung, vor allem aber als Treffpunkt. In einem Projekt in der nordhessischen Kleinstadt Spangenberg haben Jugendliche umfassende Ideen zur Umgestaltung der historischen Innenstadt entwickelt. Auf einem Jugendaktionstag im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt wurden dann die Freiraumpotenziale der Innenstadt identifiziert. Doch es blieb nicht nur bei der Analyse: Leerstehende Flächen und Gebäude wurden einen Tag lang „probegenutzt“, ein ehemaliges Hotel wurde zum Kino. Und blieb es auch über den Tag hinaus: als von Jugendlichen getragenes Kulturzentrum ist es zu einer festen Einrichtung geworden. Am attraktivsten ist Mitwirkung für Jugendliche, wenn sie die unmittelbare und selbstorganisierte Umsetzung von Ideen und Nutzungen Eine U-Bahn-Haltestelle in Frankfurt am Main wird nur durch ein Gespräch mit den Verkehrsbetrieben und ein paar Meter Klebeband ganz legal zum Dancefloor. Interventionen im Stadtraum waren das Ergebnis des Projektes "Downtown-Camping" in Dessau. „Es braucht Lotsen in der Verwaltung, die die Projektideen der Jugendlichen durch den Verwaltungsdschungel bringen und die Machbarkeit ermöglichen.“ Jürgen Zimborski, Abteilungsleiter Soziale Lebenswelten, Stadt Ostfildern Links » Die Eichbaumboxer-Hymne auf youtube » Der Stadtsafari-Song auf prinzessinnengarten.net » www.jugendliche.stadtquartiere.de Top Thema | 15 Im Leipziger Bildhauerviertel haben Jugendliche Brachflächen und leerstehende Häuser umgestaltet. beinhaltet. Für die Umsetzung solcher kreativen Ideen brauchen Jugendliche nur wenige Mittel, diese aber sofort. Deshalb wurde im Rahmen des Forschungsfeldes unter dem Titel „Jugend macht Stadt“ das Modell eines Jugend-Aktionsfonds entwickelt, unter dessen Dach mittlerweile mehr als 100 Mikroprojekte möglich wurden. Jugendliche erhalten so die Verfügung über eigene Finanzmittel und können vielfältige Maßnahmen wie neue Gärten, Chillbereiche und BMX-Anlagen direkt umsetzen. Dabei zeigt sich, dass Jugendliche in hohem Maße bereit sind, Verantwortung für ihre Projektideen und für die Stadt zu übernehmen. Oft wachsen sie über die ihnen zugetrauten Leistungen hinaus. Bei der Stadtsafari 2.0 in Berlin Kreuzberg entwickelten Jugendliche Ideen für eine bessere Gestaltung ihrer Orte. „Wenn das die Jugend von heute ist, dann habe ich keine Angst um die Stadt von morgen!“ Jan Abt, Jugend-Architektur-Stadt Mit Projekten wie diesen verschiebt sich das planerische Selbstverständnis. Zielt herkömmliche Stadtplanung nach wie vor auf die Festschreibung eines finalen Entwicklungsstadiums, so ist für eine prozessorientierte Planung die aktive Gestaltung der Entwicklung selbst die zentrale Aufgabe. Die Projekte zeigen exemplarisch, welch vielseitige Möglichkeiten und Lösungsansätze entstehen, wenn Stadtplanung (und Stadtgesellschaft) sich in solcher Weise öffnet und Jugendmitwirkung als Bereicherung und nicht als Bedrohung sieht. Stephan Willinger Die Publikation „Jugend macht Stadt“ kann bestellt werden bei [email protected]. Weitere Informationen unter www.jugendliche. stadtquartiere.de 16 | Top Thema „Meine Botschaft ist: lasst uns einfach machen.“ Lara, 13 Jahre, Mellowpark Berlin Zehn Schritte zu einer jugendorientierten Stadtplanung 1. Sehen Sie Jugendliche als besonders engagierte Akteure der Stadtgesellschaft an. Begreifen Sie jugendliches Handeln in der Stadt als sinnvoll und produktiv. 2. Akzeptieren Sie dieses Handeln als Mitwirkung an der Stadtentwicklung. Die Beteiligung Jugendlicher an Planungsverfahren ist nur ein Teilaspekt. 3. Gehen Sie offen auf Jugendliche zu und zeigen ihnen Ihr Interesse und Ihren Respekt. Fragen Sie nach, warum sie bestimmte Räume nutzen und andere meiden. 4. Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass Stadt- und Freiraumplanung nicht nur in Jahrzehnten denken sollte – auch temporäre Nutzungen können Sie bei Ihren Zielen voranbringen. 5. Unterstützen Sie jugendliche Raumaneignung in Ihrer täglichen Arbeit. Denken Sie nicht zuerst an Verbote, sondern an Chancen. 6. Überlegen Sie nicht zu lange, ob Bewegung und Musik im öffentlichen Raum wirklich stören. Nutzen Sie jugendliche Aktivitäten lieber zur Belebung von Straßen, Plätzen, Brachflächen und Bildungsräumen. 7. Tragen Sie zur Entschärfung von Konflikten bei, indem Sie Gespräche zwischen Jugendlichen und kritischen Institutionen vermitteln. 8. Nehmen Sie selbst Jugendprojekte als Anlass, mit anderen Akteuren in Kontakt zu treten. Dies wird auch Ihren Alltag bereichern. 9. Übertragen Sie Jugendlichen Verantwortung: für die Gestaltung ihrer Orte, für selbstorganisierte Events, für die tägliche Pflege und Unterhaltung. Ja, Jugendliche können sogar mit Geld umgehen! 10. Seien Sie stolz auf die junge Generation und genießen Sie das Lob Ihrer Vorgesetzten und der Stadtpolitik, weil Sie so tolle Projekte machen. „Jede Organisationseinheit und jeder Mitarbeiter in der Stadtverwaltung ist verpflichtet, im Rahmen seiner originären Zuständigkeit zu prüfen, ob durch Verwaltungshandeln Interessen von Kindern und Jugendlichen berührt sind und wie diese gegebenenfalls weiter gefördert werden können.“ Dienstanweisung über die Berücksichtigung der Interessen von Kindern und Jugendlichen bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben der Stadt Würselen Top Thema | 17 18 | Report Dynamik + Wandel: Stadtsilhouetten Städtebau spielt heutzutage auch für das Stadtmarketing eine beachtliche Rolle. Vor allem wenn es um Gebäude geht, die als zeitgemäße Wahrzeichen die historischen Stadtsilhouetten verändern. Der skeptische Blick eines Besuchers verrät, dass etwas mit dem Exponat in der Ausstellung „Dynamik + Wandel. Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910-2010+“ nicht stimmt. Kritische Besucher haben schon manchen Kurator auf einen Fehler hingewiesen. Aber unser Besucher ist verunsichert. Da er schon viele Jahrzehnte in Köln lebt, erkennt er auf dem vor ihm liegenden Foto das Kölner Rheinufer mit der markanten Hohenzollenerbrücke, die schmalen giebelständigen Häuser der Altstadt und das blaue Zeltdach des Musical Domes. Er kennt sich aus, aber etwas stimmt nicht. Unser Besucher ist ratlos, deshalb klappt er das Foto hoch, um das darunter liegende zu betrachten. Jetzt fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Es war tatsächlich der Blick auf das Kölner Altstadtufer, aber es fehlte der Dom mit seinen himmelwärts strebenden Türmen, der mächtige Vierungsturm von Groß Sankt Martin und der etwas gedrungenere Rathausturm. Diese drei Bauwerke prägen seit dem Mittelalter das Bild von Köln und haben sich unauslöschlich nicht nur in das Gedächtnis der Kölner eingeprägt, sondern auch vieler Fremder. Erkennungsmerkmale einer Stadt Es sind nicht nur markante Einzelgebäude, sondern auch eine spezifische Höhenentwicklung, die fest im kollektiven Gedächtnis verankert ist und zum unverwechselbaren Bild einer Stadt wird. Wie würden wir Paris erkennen ohne Eifelturm und Sacre Coeur, London ohne Big Ben und Saint Pauls Cathedral, Rom ohne Michelangelos mächtige Kuppel von Sankt Peter. Städte unterscheiden sich so von einander. Architekturen werden zu Wahrzeichen, zu individuellen Erkennungsmerkmalen einer Stadt und transportieren das Selbstverständnis und Lebensgefühl der Metropolen. Bildhafte Architektur verändert das Image Rückten die monumentalen Bauwerke in vorhergehenden Jahrhunderten vor allem ihre Auftraggeber Erzbischöfe, Könige und Fürsten und die stolzen Rathaustürme die Bürgerschaft ins Rampenlicht, so dienen heute markante Bauwerke vor allem dem Stadtmarketing. Spätestens als im Oktober 1997 das Guggenheim Museum in der bis dahin kaum bekannten Hafenstadt Bilbao eröffnete, weiß man, dass auch heutzutage bildhafte Architektur das Image einer Stadt völlig verändern können. Die dem Niedergang geweihte Industriestadt wandelte sich über Nacht dank eines exzentrischen Baus des kanadischen Architekten Frank O’Gehry zu einer Kunstadresse und verhalf der Stadt zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Allein im ersten Jahr nach der Eröffnung kamen über eine Million Besucher in die nordspanische Stadt. „Wow-Architektur“ Seitdem haben viele Städte versucht, den sogenannten „Bilbao Effekt“ nachzuahmen und die Star-Architekten dieser Welt eingeladen, zeitgemäße Wahrzeichen in die gewachsenen Stadtprofile einzupflanzen. Der Architekturhistoriker Georg Frank spricht von „Ökonomie der Aufmerksamkeit“. Das betrifft nicht nur den Profilierungswahn von Städten, die sich wie zurzeit Hamburg mit dem Bau der Elbphilharmonie in die Liga der zehn besten Konzertsäle der Welt katapultieren möchten, sondern auch Unternehmen, die mit ihren das eigene Image verkörpernden Bauten nicht nur Standortsignets schaffen, beispielsweise die gläserne Fabrik in Wolfsburg, sondern, wie es David Chipperfeld nennt, „Wow-Architektur“ für die jeweilige Stadt. So schuf das niederländische Büro UN Studio von Ben van Berkel und Report | 19 Ausstellung und Katalog Ihr schnelles und unkontrolliertes Wachstum stellte viele deutsche Großstädte wie Köln, Düsseldorf oder Duisburg Anfang des 20. Jahrhunderts vor nie da gewesene Herausforderungen. Was sich im Siedlungsband zwischen Bonn und Duisburg in den letzten 100 Jahren veränderte, war grundlegend und weist exemplarisch zahlreiche „universelle“ Entwicklungen auf. Die Ausstellung und der Katalog „Dynamik und Wandel Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910–2010+“ beleuchtet sowohl die konkrete Entwicklung am Rhein als auch allgemeine städtebauliche Fragestellungen. Vielschichtig veranschaulicht wird eine bis in die Gegenwart reichende dynamische Entwicklungsgeschichte der Wirtschafts- und Kulturader Rhein, die heute – im Angesicht des Klimawandels – vor neuen, ebenso schwierigen Herausforderungen steht. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. März 2011 im Kölner RheinForum zu sehen. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Dynamik und Wandel. Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910–2010+ Herausgeber: M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW e.V. Mit Beiträgen u.a. von: Gerd Albers, Friedrich von Borries, Martina Löw, Gerhard Matzig, Wolfgang Pehnt, Hanno Rauterberg, Wolfgang Sonne, Christoph Vitali. Berlin: Jovis Verlag 2010, 38,00 Euro 20 | Report Caroline Bos 2006 für Mercedes-Benz in Stuttgart ein neues Museum, und ein Jahr später eröffnete am Mittleren Ring in München die neue BMW-Welt nach einem Entwurf von Coop Himmelb(l)au aus Wien. Städte scheinen solche Besuchermagneten immer mehr zu brauchen, um ihre Zukunftsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Dabei sind es nicht nur Kulturbauten, die das Stadtprofil schärfen, sondern immer häufiger auch Büro- und Wirtschaftsgebäude, die die Prosperität einer Stadt sichtbar nach außen tragen sollen. Jedes neue Hochhaus in Frankfurt festigt das Image der Bankenmetropole am Main, aber auch am Rhein verändern extrovertierte Bürobauten die historischen Stadtpanoramen. So wirbt das Reisemagazin Merian auf dem Cover seines Heftes über Düsseldorf mit den 1999 fertiggestellten „tanzenden“ Bürobauten von Frank O’Gehry im Düsseldorfer Medienhafen. Die plastischen Baukörper mit ihren unterschiedlichen Fassadenverkleidungen sind heute zum Synonym für den Strukturwandel des alten Zollhafens zum Medienhafen geworden. Charakterisierten bis vor einem Jahrzehnt noch die nach dem Krieg entstandenen Schrägseilbrücken über den Rhein und das Dreischeiben-Haus das Bild der modernen, aufstrebenden Landeshauptstadt, so sind es heute Bürobauten in einem ehemaligen Hafenareal. Wie viel Neues verträgt eine Stadt? Signature Buildings auch in Köln Auch in Köln haben der bis dahin unangefochten das Bild der Stadt beherrschende Dom mit seinem Kranz aus romanischen Kirchen Konkurrenz bekommen: es sind die drei Kranhäuser oder, wie die Kölner despektierlich sagen, „Hungerhaken“ im Kölner Rheinauhafen. Dabei handelt es sich um drei Büro- und Wohnhochhäuser, deren Gestalt El Lessitzkys Wolkenbügelhäusern entlehnt sind, die aber mit ihrem frei schwebenden, weit vorkragenden Obergeschossen sicher auch an die großen Verladekräne in diesem ehemaligen Hafenareal erinnern sollen. Das Hamburger Büro Bothe Richter Teherani hat mit diesen Hochhäusern, von denen das dritte gerade fertig gestellt wird, bereits jetzt ein neues Wahrzeichen für die Domstadt geschaffen. Diese neuen Signature Buildings stehen zum einen für den Strukturwandel ehemaliger Industrieflächen in hochwertige Büround Wohnstandtorte und sie markieren in einer großen Geste die erneute Hinwendung der Stadt zum Rhein, die damit auch, allen Gefahren des Hochwassers zum Trotz, ein deutliches Zeichen setzt, mit Hochwasserschutzmaßnahmen das Problem im Griff zu halten. Die Kranhäuser erweitern das Stadtpanorama von Köln über die historisch fixierte Ansicht der Altstadt hinaus. Der Dom hat Konkurrenz bekommen, aber auf Distanz. Problematisch wird es, wenn die neuen Wahrzeichen den historischen Monumenten zu nahe rücken, gar in marktschreierische Konkurrenz zu ihnen treten. Das befürchtete vor allem die UNESCO, als man 2000 in Köln im Zuge der Planungen für den Ausbau des Deutzer Bahnhofs zu einem ICE-Knotenpunkt auf der anderen Rheinseite, der so genannten „schäl sik“, einen Kranz von Hochhäusern vorschlug. Gutachten und Gegengutachten brachten das Projekt am Ende zu Fall, da viele um die historische Stadtsilhouette fürchteten. Die elementare Frage, wie viel Neues eine Stadt ohne „Gesichtsverlust“ verträgt, stellt sich insbesondere im Kontext herausragender Baudenkmale in prominenten Stadträumen. Dabei ist nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität der Neubauten von großer Bedeutung. Den Status echter Wahrzeichen haben in den vergangenen Jahrhunderten auch nur die Bauwerke erlangt, deren architektonische Gestaltung sich als über den jeweiligen Zeitgeist hinaus als herausragend erwiesen hat. Moderne Architekturen, die nur sich selbst huldigen und keine Rücksicht auf den stadträumlichen Kontext nehmen, bleiben „Spektakelarchitekturen“ – so der Architekturkritiker Gerhard Matzig - und schwächen das gesamte städtebauliche Ensemble. Orte, die einen besonderen Identifikationswert besitzen und gleichzeitig einem hohen Veränderungsdruck unterliegen, sind daher behutsam weiter zu entwickeln. So brauchen lebendige historische Städte eine Stadtplanung, die neben dem Weiterbau, der Transformation, auch die Erhaltung der Stadt berücksichtigt, vor allem aber für die Bürger einen lebendigen und vielfältigen Lebensort schafft. Städte planen, gestalten und für die Zukunft nachhaltig weiterzuentwickeln, basiert stets auf vorhandenen Strukturen, daher blickt die Ausstellung „Dynamik + Wandel. Die Entwicklung der Städte am Rhein. 1910-2010+“ auf 100 Jahre Stadtentwicklung zurück, betrachtet aktuelle Planungen und fragt nach zukünftigen Herausforderungen. Ursula Kleefisch-Jobst Ursula Kleefisch-Jobst Ursula Kleefisch-Jobst ist seit 2008 geschäftsführende Kuratorin am Museum für Architektur und Ingenieurkunst M:AI des Landes NordrheinWestfalen. Zuvor war sie nach freiberuflicher Tätigkeit als Architekturkritikerin am Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt am Main, tätig. Report | 21 Neue kreative Orte in der Stadt In Berlin wurde der Urban Intervention Award erstmals verliehen. Zur Wahl standen über 60 Arbeiten aus ganz Europa. Library and Reading Park Torre Pacheco, Torre Pacheco (Murcia)/Spanien Das Statement der Jury: Das als Auftakt eines Stadtentwicklungsprozesses entwickelte Projekt ist eine gelungene Verschmelzung von Architektur und Landschaft und stellt für das zersiedelte Gebiet den neuen integrativen Mittelpunkt mit Landmark-Charakter dar. Die Anlage, zu der neben der Bibliothek und dem Park zahlreiche Sportanlagen und eine Schule gehören, überzeugt durch die Einheit von sozialen, kulturellen und gestalterischen Elementen. 22 | Report Mit dem Urban Intervention Award Berlin lobte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin im Sommer 2010 erstmalig einen neuen europaweiten Preis für Arbeiten aus, denen als Auswahlkriterien die städtebaulich und räumliche Herangehensweise, der soziokulturelle und gesellschaftliche Kontext, die Gestaltungsaspekte, das Nutzungskonzept und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern zugrunde liegen. Der Urban Intervention Award Berlin zeichnet neue kreative urbane Orte von hoher architektonischer Qualität aus, die vorbildhaft für innovative und interdisziplinäre Kooperationen unterschiedlicher Bereiche und Disziplinen, wie Kultur, Architektur, Initiativgruppen, Wirtschaft stehen und die Lebensräume nachhaltig verändern. Die eingereichten Projekte mussten innerhalb der letzten fünf Jahre entstanden sein. Das Gesamtmanagement übernahm Kristin Feireiss von Aedes Architekturforum. Junge innovative Büros aus Berlin, Deutschland und Europa reichten über 60 Arbeiten ein, aus denen eine Vorjury in zwei Kategorien je 13 Projekte auswählte. Im Anschluss legte eine internationale Jury die Nominierungen und Preisträger fest. Jurymitglieder waren Bart Lootsma, Professor für Architekturgeschichte und -theorie an der Universität Innsbruck, Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin von Berlin, Enrique Sobejano, Architekt und Professor an der UdK Berlin und Hortensia Völkers, Vorstand und Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes. Nominiert in der Kategorie „Built“ A8ernA, Zaanstad, Koog aan de Zaan, Zaanstad/Niederlande, 2006 Architekten: NL-Architects und Carve (design skatepark), Amsterdam Besiktas Fishmarket, Besiktas, Istanbul/Türkei, 2009 Architekten: GAD & Gokhan Avcioglu, Istanbul Lesezeichen Salbke, Magdeburg/Deutschland, 2009 Architekten: KARO mit Architektur + Netzwerk, Leipzig Zamet Centre, Rijeka/Kroatien, 2009 Architekten: 3LHD architects, Zagreb Nominiert in der Kategorie „Temporary“ Eichbaumoper, Mülheim – Deutschland, 2009 Architekten: raumlaborberlin (Jan Liesegang, Matthias Rick) Jellyfish Theatre, London – Großbritannien, 2010 Architekten: Köbberling/Kaltwasser, Berlin Pop Up – Public Construction Site, Stuttgart/Deutschland, 2008 Architekten: Umschichten, Stuttgart Prosthesis Institutiona, Castellon/Spanien, 2005 Architekten: Santiago Cirugeda, Sevilla Report | 23 zu entwickeln. Den Anfang dieses Stadterneuerungsvorhabens bildet die Realisierung der Bibliothek. Bei diesem groß angelegten Projekt, das zur Verbesserung der Lebensqualität der Anwohner beitragen soll, geht es vor allem um Gemeinsinn und eine langfristige nachhaltige Strategie. Geringe Kosten, einfache Technologien, ein niedriger Energieverbrauch und niedrige Unterhaltskosten spielten bei der Planung eine ebenso wichtige Rolle. Zu dem Projekt gehören weiterhin außer einer Schule, eine Bushaltestelle sowie ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Park. Das gesamte Projekt bildet durch die Integrierung von Konferenzräumen, Vortragssälen, eines Medienraumes und eines Kinderbereiches ein dynamisches, multifunktionales Gemeindezentrum. Zu den Außenanlagen zählen ein Park des Lesens, ein Wald, Sportbereiche, eine Kletterwand sowie ein Akustik-Park. ko che n wü rze n sch ne ide Begegnungen durch eine mobile Stadtküche n wa sch en + 95,0 + 77,0 In der Kategorie Temporary wurde der erste Preis an die Stadtküche in Berlin-Neukölln vergeben, eine Initiative der Architekten Daniel Unterberg und Isabell Weiland aus dem Jahr 2009. Das Berliner Architektenduo lädt mit seiner Stadtküche zur Umdeutung des städtischen Raums ein. Die Stadtküche ist mobil – sie wird als Kiste auf einem Fahrradanhänger transportiert – und autark. Dabei bietet sie neben der nötigen Ausstattung zum Kochen einen langen Esstisch, an dem jeder Passant Platz nehmen darf. Durch die temporäre Installation wird die Stadtküche zum Interventionsraum, der als Ort der Kommunikation den öffentlichen Raum auf eigene Weise interpretiert und eine große soziokulturelle Wirkung entfaltet. Entstanden im Rahmen des Kulturfestes „48 Stunden Neukölln“ und der Aktion „Karl-Marx-Straße“ startete die Küche in einem der vielfältigsten Stadtteile Berlins mit Bewohnern aus über 160 verschiedenen Nationen. In diesem kulturellen Gefüge ist das soziale Gleichgewicht besonders wichtig. Mit der Offenheit für neue Gerichte eröffnet sich die Möglichkeit, Fremdes zu entdecken und gemeinsam Neues zu schaffen, indem Passanten, Nachbarn und Freunde eigene Zutaten und Rezepte mitbringen. Die häusliche Küche gastiert auf der Straße und initiiert dort neue Gemeinschaften. Mit der Stadtküche wird privater auf nachbarschaftlichen, urbanen Raum ausgedehnt. Sie fördert somit den Gemeinsinn und ist auf alle erdenklichen Orte übertragbar. +- 0.0 1:25 0 10 20 30 40 50 100 150 200cm Fest installierte und temporäre Projekte Stadtküche Das Statement der Jury: Dieses Projekt ist ein überzeugendes, innovatives Beispiel für die kleinstmögliche Intervention im öffentlichen Raum im Verhältnis von Aufwand und Wirkung, das die Architekten auf Eigeninitiative entworfen, realisiert und auch betrieben haben. Große Anerkennung fand der integrative Beitrag, den das Projekt zum Alltagsleben der Bewohner des Quartiers leistet sowie die hohe Ästhetik, Poetik und Konzeptionalität des Objekts selbst. 24 | Report In zwei Preiskategorien wurden je vier Nominierungen und ein Preisträger ausgewählt. Diese zwei Preiskategorien sind zum einen die Kategorie Built für gebaute, fest installierte Projekte und zum anderen die Kategorie Temporary. Hierzu zählen zeitlich begrenzte Projekte im städtischen Raum. Die Qualität der Einreichungen war beachtlich und zeigte, dass die Idee aufging, einen Preis zu schaffen, der weit über die Betrachtung von Architektur hinausgeht und auf herausragende Projekte hinweist, die Städte verändern. Multifunktionales Gemeindezentrum Den ersten Preis in der Kategorie Built erhielt das spanische Projekt „Library and Reading Park Torre Pacheco, Torre Pacheco (Murcia)/ Spanien“ der Architekten Martin Lejarraga, Cartagena, das im Jahr 2007 fertiggestellt wurde. Auftraggeber war EXCMO, die Commune Torre Pacheco. In Reaktion auf die demografischen, sozio-ökonomischen, multikulturellen und touristischen Wachstumsprozesse in Torre Pacheco sah sich die Verwaltung der Kleinstadt vor der Aufgabe, ein neues Modell für die Stadtplanung Schippen, Pumpen, Mitreden Sportliche Freiraumentwicklung in Berlin Sport ist ein wichtiger Bestandteil urbanen Lebens und prägt den Alltag vieler Menschen. Eine Studie der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport aus dem Jahr 2007 belegt, dass fast 50 Prozent aller Sport- und Bewegungsaktivitäten auf Frei- und Verkehrsflächen stattfinden. Im Stadtraum ist diese hohe Priorität der Bürgerinnen und Bürger selten ablesbar. Fast alle Sportflächen orientieren sich an den vereinsbetriebenen Ballsportarten oder dem Leistungssport. Die Mehrzahl sportlicher Aktivitäten wird allerdings inzwischen alleine oder in kleineren Gruppen, informell und meist ohne wettkampforientierte Leistungsabsicht ausgeübt. Für diesen Bedarf geeignete Räume zu entwickeln, ist ein Arbeitsschwerpunkt von complizen Planungsbüro. Orte und Sportarten, die jenseits der Interessensphären von Politik, Sportverbänden und Sponsoren liegen, kommen bei der Planung oft zu kurz und bleiben unter ihren Möglichkeiten. Genau dort untersuchen wir mit sportification die Ansprüche an die urbane Umgebung. Wie wandeln sich die Möglichkeiten der Stadtnutzung mit dem Wandel unseres Freizeitverhaltes? Das Wriezener Freiraum Labor in BerlinFriedrichshain Eine gute Gelegenheit, diesen Fragen nachzugehen, ergab sich im Wriezener Freiraum Labor in Berlin-Friedrichshain. Der außergewöhnliche „Park“ ist ein freigeräumter Güterbahnhof der bis 2008 trotz seiner zentralen Lage an der Warschauer Brücke über Jahre hinter einer hohen Mauer verschlossen blieb. 2007 wurde die Brache ein Modellvorhaben für Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere im Bundes-Forschungsprogramm für Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt). Grundlage für die dreijährige Förderung durch den Bund waren Nutzungs- und Gestaltungsideen, die Anwohner in Planungswerkstätten kooperativ erarbeitet hatten. Sport war dabei ein zentrales Anliegen. Zu den wichtigsten anderen Aktivitäten (Modulen) für die Entwicklung des Parks zählten: W-Lan, Fukuoka (Halbwilder Gemüseanbau), Schulunterricht und der Ausbau eines ehemaligen Lokschuppens zu einem Quartierstreff. Gemeinsame Jours Fixes und Planungsworkshops sichern den Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren. In vielen wohnortnahen Brachflächen steckt ein riesiges Potential um FahrradFahrspaß in der Stadt zu erleben, nicht nur für Extremsportler. Report | 25 Aus der Not die Tugend Neben der kooperativen Planung sorgen die ersten Veranstaltungen auf dem Gelände für Zulauf von Interessierten aus der Nachbarschaft, die sich an der Parkentwicklung beteiligen. Wichtigster Ansprechpartner im Bereich Sport wird ein kleiner BMX- und Mountainbike Verein, 52-Grad e.V., der auch die Interessen der nicht vereinsgebundenen Radfahrer vertritt. Nach einigen Treffen steht fest: es gibt eine große Nachfrage nach Freiflächen für BMX. Dennoch, das manchmal nur 20 Meter breite und sehr langgezogene Gelände eignet sich eigentlich nicht für eine ausgewachsene BMXBahn. Wie so oft wird auch hier aus der Not die Tugend. Es entsteht eine ganz besondere Strecke: Berlins erster „Pumptrack“. Ein Ort für unterschiedliche Anforderungen Tore Dobberstein Seit 2003 ist Tore Dobberstein (Diplom-Kaufmann) bei complizen Planungsbüro verantwortlich für Kommunikation und Stadtentwicklung. Tore Dobberstein unterrichtet Moderation in Planungsprozessen am Institut für Europäische Urbanistik der BauhausUniversität Weimar. [email protected] 26 | Report Die bis dato in Deutschland noch weitgehend unbekannten Pumptracks zeichnet sich durch abgerundete, rollende Hügel aus, die keinesfalls so steil aufsteigen wie die bis zu 3 Meter hohen „Dirts“ einer klassischen BMX-Strecke. Spaß macht vor allem das namensgebende „Pumpen“. Das beschreibt die Gewichtsverlagerung, mit der das Rad nach etwas Übung auf einem Pumptrack beschleunigt wird. Mit Geduld und Schwerkraft lernen auch Neulinge auf der Lehmbahn, schnell ohne den Antritt der Kette vorwärts zu kommen. Profis und Anfänger können an diesem einem Ort auf unterschiedlichen Leistungsniveaus Freude haben. Das sorgt unter anderem für eine höhere Streckenauslastung. Plötzlich können sich auch Vorschulkinder mit Laufrädern auf der Bahn tummeln, ohne erhöhtes Verletzungsrisiko gegenüber dem Fahren auf flachen Asphalt. Fortgeschrittene Sportler nutzen die angrenzende Mauer für „Wall Rides“. Sie setzen so eine der Gestaltungsphilosophien des Wriezener Freiraum Labors um: bei der Gestaltung des Parks soll der baulichen Bestand des ehemaligen Verladebahnhofs nicht nur erhalten, sondern auch auf neue Art und Weise wieder genutzt werden. Heute ist der Pumptrack eine der beliebtesten und am stärksten nachgefragten Anlaufstellen auf dem Gelände. Engagement für den Park Für die Radsportler im Wriezener Freiraum Labor ist die Pumptrack-Alternative existenziell: das Gelände ist im Besitz des Bezirkes und als öffentlicher Park deklariert. Steilere und höhere Hügel, bzw. Zäune zur Absperrung wären nicht durchsetzbar gewesen. Aber die Radler halten an dem Prinzip der flachen Buckel fest und sorgen zu dem dank ihrer hochfrequenten Anwesenheit mit für Sauberkeit im Park. Bei Veranstaltungen und bei generellen Fragen bringt sich die Gruppe engagiert mit ein. So entsteht, begünstigt durch die Rahmenbedingungen im ExWoSt-Programm, ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Bezirksamt und den Sportlern, und sie bekommen grünes Licht, ihren Standort mit einem Vereinsbauwagen mit einer überdachten Sonnenterrasse auszubauen. Die zuvor gemiedenen BMXer und MTBer sind jetzt respektierte Partner bei der Quartiersentwicklung. Sie haben gezeigt: bei der Freiflächengestaltung können sie nicht nur mitschippen sondern haben auch ein paar Worte mitzureden. Sportification – die Sportifizierung der Stadt Die sportification Idee von complizen Planungsbüro befasst sich mit der Frage, wie viel Spaß, Sport und Eigeninitiative Stadtplanung zulässt und wie viel Stadt und Architektur in neue Sportarten integriert werden kann. Der sportification Gedanke wirbt für eine stärkere Integration von Sport und Stadt. Ziele sind die Verbesserung der Lebensqualität im Wohnumfeld, die Einbindung neuer Zielgruppen bei der Stadtplanung und die Umsetzung kooperativer Planungsstrategien. Die sportification Events zeichnen sich durch ganz unterschiedliche Gestaltungsansätze aus. Respekt und Rücksicht vor den Interessen der Sportlerinnen und Sportlern haben höchste Priorität. Im Rahmen von sportification sind ganz neue Varianten vorhandener Sportarten entwickelt worden. Dies geschieht aus dem Potential des Ortes gegebenenfalls auch ohne größere gestalterische Eingriffe. Ein Beispiel ist das Hochhaus-Frisbee-Rennen in Halle-Neustadt. Die fünf leer stehenden Hochhausscheiben im Abstand von ca. 80 Metern waren die Inspirationsquelle dafür, Frisbees von Dach zu Dach zu werfen. Normale Flugscheiben schaffen diese Entfernung allerdings nicht. So entstand die Frisbeestaffel. Tore Dobberstein Links Sportmoderation: complizen Planungsbüro – Enjoy urban space! Die Kompetenzbereiche von complizen Planungsbüro umfassen Architektur, Kommunikation und Stadtentwicklung. » www.complizen.de Pumptrack, Bau und Betrieb » www.52grad.org Landschaftschaftsarchitektur: Ariane Röntz Gesamtkoordination ExWoSt: Ines Rudolph, TX-Architekten Report | 27 „Die Ära der zeitaufwendigen Suche ist bald vorbei.“ Viel Herzblut und Energie verwenden Birgit Findeli und Bernd Junge darauf, mit ScapeScout ein allumfassendes Fachportal für die grüne Branche zu etablieren. Im Interview berichtet Birgit Findeli von den Zielen und dem Stand der Dinge. FreeLounge: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass die Branche eine Datenbank wie ScapeScout braucht? Birgit Findeli: Bereits im Studium haben wir gemerkt, wie viel Zeit junge Planer in die Suche nach geeigneten Produkten investieren müssen, die alle jeweiligen Anforderungen erfüllen. Aber auch später im Beruf stellte sich die Suche nach Produkten als eine Schwierigkeit dar. In der Praxis sieht es so aus, dass Planer vielleicht das Angebot von nur drei oder vier Herstellern berücksichtigen, weil sie mit deren Produktordnern und dem Produktangebot relativ vertraut sind. Selbst dann frisst die Suche unendlich viel Zeit und sorgt für ein Chaos auf dem Schreibtisch. Diese Erfahrungen haben Bernd Junge und ich während unserer gemeinsamen Arbeit bei der Stadt Esslingen immer wieder gemacht. Wir fingen an zu überlegen, wie man den Prozess der Produktsuche besser gestalten könnte. Birgit Findeli Bernd Junge Birgit Findeli hat nach ihrem Studium der Landschaftsplanung von 2001 an im Grünflächenamt der Stadt Esslingen am Neckar gearbeitet. Zunächst in der Abteilung Grünflächenpflege und –unterhaltung, dann in der Planungsabteilung. Seit 2009 ist sie Geschäftsführerin der Scapescout GmbH. Bernd Junge ist Landschaftsarchitekt und seit 1999 in der Planungsabteilung des Grünflächenamtes der Stadt Esslingen am Neckar tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind Objektplanung, Bürgerbeteiligung, konzeptionelles Arbeiten und der Aufbau von Netzwerken. 28 | Report FreeLounge: Die Geburtsstunde von ScapeScout? Birgit Findeli: Nein, so schnell ging das nicht. Zunächst haben wir sehr viel im Internet gesucht, denn wir konnten uns eigentlich nicht vorstellen, dass es nicht schon ein funktionales Werkzeug geben sollte. Im zweiten Schritt haben wir dann angefangen, eine Datenbank mit planungsrelevanten Suchkriterien zu konzipieren, die wirklich auf die tägliche Arbeit von Planern abgestimmt ist. Das hat einige Zeit in Anspruch genommen. Als wir soweit waren, haben wir erneut recherchiert. Die Idee ist doch eigentlich sehr naheliegend, aber noch immer fehlte ein solches Angebot. Da erst haben wir uns dann entschieden, ScapeScout auch tatsächlich auf den Markt zu bringen. FreeLounge: Aber es gibt doch verschiedene Datenbanken, gerade im Bausektor, die auch den Freiraumbereich mit abdecken sollen. Birgit Findeli: Dort finden Sie meist nur Adresslisten. Im besten Fall finden Sie Produktdarstellungen, oft nicht aktuell, denn gar nicht selten müssen die Hersteller für jede Aktualisierung zahlen. Aber vor allem fehlt die Suchmaschine, die dafür sorgt, dass man sehr schnell einen breiten Überblick vergleichbarer Produkte erhält. Im Moment sind schlechte Erfahrungen mit teuren Produktdatenbanken eines der größten Hemmnisse bei der Verbreitung von ScapeScout. Sehen Sie, bei uns kann ein Planer sehr spezielle Eingaben machen, zum Beispiel „Betonbelag, befahrbar mit 7,5 Tonnen, Farbe: rot“. Wenn er dann eine Übersicht über eine Vielzahl der verfügbaren Produkte erhält, dann spart er sich extrem viel Arbeit. Er kann Kunden vor Ort seine Vorschläge zeigen, mit dem Computer oder dem Handy. Ist der Kunde nicht einverstanden, lassen sich schnell Alternativen suchen. Suchergebnisse können gespeichert werden. FreeLounge: An welchem Punkt stehen Sie aktuell? Können Planer heute schon mit ScapeScout arbeiten? Das Internetportal ScapeScout unterstützt Planer bei der Produktsuche zur Garten- und Freiraumausstattung sowie zum Thema Bauen und Planen im Außenraum. Mit ein paar Klicks lassen sich vergleichbare Produkte oder Firmen mit Referenzobjekten gegenüberstellen. Weil planungsrelevante Suchkriterien eingegeben werden können, bietet das Portal einen sehr hohen Service. Birgit Findeli: Grundsätzlich schon, aber wir haben noch nicht die kritische Masse erreicht, um eine tatsächliche Vergleichbarkeit bieten zu können. Wir stehen am Anfang der Markteinführung. Die GaLaBau in Nürnberg hat uns viele interessante Kontakte gebracht, und wir merken, dass ScapeScout bekannter wird. Für uns ist es sehr wichtig, dieses Interesse jetzt umzusetzen, denn wir haben das Ziel, schon bald ein allumfassendes Fachportal bieten zu können, das eine effektive und vergleichende Produktsuche ermöglicht. FreeLounge: Wie sieht es denn ganz konkret aus, wenn ein Hersteller - bleiben wir bei dem Beispiel Betonsteine – seine Produkte bei ScapeScout einstellen möchte? Ist die Produktmenge einzelner Hersteller nicht viel zu groß? Birgit Findeli: Grundsätzlich kann ein Hersteller durchaus alle Produkte über ScapeScout anbieten. Doch man kann die Produkte – wenn es zu umfangreich wird - auch strukturiert einstellen, zum Beispiel in Ketten, so dass verschiedene Farben oder ergänzende Produkte wie Randsteine auf einer Seite platziert sind. Auch kann es unter Umständen sinnvoll sein, auf absolute Standards nicht im Detail einzugehen. Letztlich sind die einzelnen Produkte mit den Hersteller verlinkt, so dass alle Anfragen der Nutzer direkt zum Hersteller gelangen. FreeLounge: Und die Kosten? Birgit Findeli: Die belaufen sich auf 100 Euro im Monat bei 50 eingestellten Produkten. Selbstverständlich werden die Einträge bei einer größeren Anzahl von Produkten entsprechend günstiger. Für den Anfang bieten wir aber auch Einsteigerpreise, denn es ist uns sehr wichtig, dass wir schon bald in den Sparten Bauprodukte, Freiraumausstattung und Vegetation eine Produktübersicht bieten können. FreeLounge: Wer pflegt die Daten? Birgit Findeli: Wir halten es für wichtig, dass die Hersteller diesen Part selbst übernehmen. Jeder, der mit einem PC umgehen kann, ist in der Lage, die Produkte mit den Beschreibungen in die Datenbank zu stellen. Das ist wirklich ganz einfach. Neue Produkte, Änderungen der Preise und alle weiteren Informationen wie Hinweise auf Messen können so jederzeit eingespeist werden. Wir wollen keine Hindernisse in den Weg legen, denn die Qualität der Datenbank lebt ja davon, dass die Angaben immer aktuell sind. FreeLounge: Ich bin gespannt, wie sich ScapeScout entwickeln wird. Die Idee ist wirklich überzeugend. Birgit Findeli: Wir arbeiten sehr an dem Gelingen. Viel Zeit und Geld stecken in dem Projekt. 2011 soll der Schritt geschafft werden, dass sich ScapeScout in der Branche richtig durchsetzt. FreeLounge: Viel Glück! Frau Findeli, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Dr. Anke Münster Gewinnen Sie eines von 25 Jahresabos bei ScapeScout Präsentieren Sie 50 Produkte und Ihr Firmenportrait kostenfrei bei ScapeScout! Die Gewinner erhalten ein kostenfreies Jahresabonnement mit einer Laufzeit bis zum 31.12.2011. Das Abonnement wird nicht automatisch verlängert. Es entstehen keine Zusatzkosten. Schicken Sie eine Email an [email protected] mit dem Stichwort „FreeLounge“. Einsendeschluss ist der 28.02.2010 Alle vollständigen Einsendungen mit Angabe von Stichwort, Namen und Adresse nehmen an der Verlosung teil. Privatpersonen oder Firmen, die keine Produkte für die „Grüne Branche“ herstellen oder Vertreiben können nicht an der Verlosung teilnehmen. Die Gewinner werden benachrichtigt. Die Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Mitarbeiter der Scapescout GmbH und der Freizeit&Spiel Verlagsgesellschaft mbH sowie deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Verlosung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Teilnehmer erklärt sein Einverständnis mit der Veröffentlichung seines Namens in der Freelounge im Gewinnfall. Mehrfache Einsendungen durch einen Teilnehmer oder durch Gewinnspiel-Agenten werden bei der Gewinnermittlung nicht berücksichtigt. Report | 29 Bewegung im öffentlichen Raum Gerade niederschwellige Angebote für ältere Menschen sind nötig. Die Diskussion um Bewegungsangebote für Erwachsene und besonders ältere Menschen reißt nicht ab, dabei werden oftmals polarisierende Begriffe wie „Seniorenspielplatz“ oder „Generationenpark“ genutzt und dubiose Bilder bemüht, wie „Oma im Karussell“ oder der „tobende Rentner“. Die verärgerten oder irritierten Reaktionen darauf zeigen, dass hier die Wünsche und Bedürfnisse völlig verschiedener Zielgruppen vermengt werden. Denn bei sogenannten „Outdoorfitness“-Anlagen stellt sich sofort die Frage, wie sportlich ein Angebot für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sein darf. Sie überfordern diese häufig, entsprechen nicht dem Nutzungsverhalten älterer Menschen und können diese gefährden. Bei den extrem niederschwelligen Angeboten wird Skepsis geäußert, ob sie für aktivere Menschen noch interessant sind. Zu Recht, denn es wird versucht an einem Platz alle Anforderungen zu erfüllen. Dagegen ist ein differenziertes Angebot nötig: es darf sich nicht nur auf jüngere Erwachsene mit sportlichen Ansprüchen konzentriert werden. Denn gerade für ältere Nutzer, die körperlich nicht mehr besonders fit sind, werden attraktive Lösungen benötigt, die sich ernsthaft mit ihren Fähigkeiten und Wünschen auseinandersetzen. 30 | Report Ausgangslage demografischer Wandel Bereits 2030 wird über ein Drittel aller Deutschen älter als 60 Jahre alt sein. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, Menschen dabei zu unterstützen so lange wie möglich beweglich und gesund zu bleiben. Entsprechende Angebote für eine alternde Gesellschaft sind nicht nur gesundheitspolitisch gewollt, sondern unabdingbar, damit möglichst viele Menschen in Zukunft gesund und aktiv ihren Lebensabend in der eigenen häuslichen Umgebung verbringen können: Bewegung wird hier einen wichtigen Beitrag leisten. Selbst kleinste Übungen können viel bewirken, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden. Der Stuttgarter Geriater und Experte für Sturzprävention, Dr. Clemens Becker, empfiehlt zweimal pro Woche ein Kraft- und Balancetraining. Unterschiedliche Ansätze schließen sich aus Heute werden Angebote im öffentlichen Raum geschaffen, die viele Generationen zu Aktivitäten animieren sollen. Dabei wird häufig, vielleicht um eine möglichst große potenzielle Nutzergruppe darzustellen, ein übertriebenes, sehr aktives Bild des Alters bemüht: Menschen, die noch im hohen Alter an Fitnessgeräten im Outdoor-Bereich trainieren oder Geräte nutzen, die ein erhebliches Maß an Koordination und Sicherheit voraussetzen. Genau hier liegt das Problem: Gerade ältere Menschen, die sich wenig bewegen und als „nicht-sporterfahren“ gelten, sind von solchen Angeboten oftmals überfordert oder sogar gefährdet. Zum Beispiel haben „Beinpendel“ mit schwingenden Stangen ein erhebliches Gefährdungspotenzial, da es keinen sicheren Stand gibt. Oftmals sind sich die älteren Nutzer dessen gar nicht bewusst. Niederschwellige Angebote sind wichtig Viele der vorhandenen Angebote „Trimm-Dich“ oder „Outdoorfitness“ erreichen vor allem die sportlich orientierten Menschen. Dabei sollte aber gerade auch für die anderen die Möglichkeit geschaffen werden, sich auch im hohen Alter noch durch kleine Bewegungsübungen aktiv zu halten. Hier sind Lösungen gefragt, die mit kleinen leichten Übungen den Nutzer abholen und nicht durch eine defizitorientierte Gestaltung stigmatisieren. Es muss berücksichtigt werden, dass sich viele Menschen aus dieser Zielgruppe nicht im öffentlichen Raum verausgaben wollen, und nicht Geräte nutzen wollen, die sie als „tobende Rentner“ zur Schau stellen. Moderate Anforderungen erhöhen die Akzeptanz Eine Untersuchung der FH Wiesbaden (Senioren und Freiflächennutzung, FH Wiesbaden 2008) analysierte ein besonders von älteren Menschen häufig genutztes Bewegungsangebot in Berlin. Als Gründe für die hohe Akzeptanz der Anlage werden die moderaten Anforderungen der Geräte und die nur partielle Beanspruchung des Körpers bei den Übungen genannt. Weitere wichtige Merkmale, so die Studie, sind die Abgrenzung zu Krafttraining und Kinderspielplätzen. Es muss also differenziert und für entsprechende Angebote ein Platz gefunden werden, der nicht auf dem Präsentierteller steht und mit den Interessen jüngerer Nutzer kollidiert. Nicht auf Defizite reduzieren Bei niederschwelligen Angeboten ist es zudem wichtig, durch eine ansprechende Gestaltung attraktive Lösungen aufzuzeigen, die nicht nur auf Defizite reduzieren und den Nutzer bloßstellen. Solche Angebote wurden zum Beispiel im Rahmen des ExWoSt Projektes „Innovationen für altengerechte Stadtquartiere“ entwickelt und unter dem Namen „Giro Vitale“ in öffentlichen Parks sowie auf Freiflächen von Wohnanlagen und Altenheimen oder Rehaklinken und Krankenhäusern als Bewegungsprogramm eingesetzt. Um bei der Planung und Einrichtung entsprechender Anlagen Fehler zu vermeiden und eine hohe Nutzungsakzeptanz zu erreichen, empfiehlt sich ein strukturierter Prozess. Mit Hilfe eines Leitfadens können Standortwahl, Konzeption und Auswahl der Geräte optimiert werden. Dazu gehören auch die Beratung zu zielgruppenspezifischen Details und die frühzeitige Partizipation von Nutzern und Multiplikatoren. Denn ein entsprechendes Angebot kann schon am Namen „Seniorenspielplatz“ scheitern. Mathias Knigge Mathias Knigge Der Diplom-Ingenieur und Produktdesigner Mathias Knigge gründete 2004 »grauwert« als Beratungs- und Designbüro „für demografiefeste Produkte und Dienstleistungen“. Er unterstützt Kunden bei der Entwicklung von Lösungen im Sinne des »Universal Design«, die für eine breite Zielgruppe nützlich sind. Mathias Knigge hat das Bewegungskonzept „Giro Vitale“ entworfen und gemeinsam mit der Firma Michow und Sohn aus Hamburg entwickelt. » www.grauwert.info Report | 31 mc donalds info U-Bahn Möblierung öffentlicher Stadträume Das Bild der Städte und Gemeinden wird maßgeblich von Stadtmöblierung beeinflusst. In einer Serie von drei Teilen gibt Thomas Volprecht einen Überblick: von der kritischen Bestandsaufnahme bis hin zu den Möglichkeiten, die auch das Stadtmarketing betreffen. U-Bahn Eingang Köln Viele Köche verderben den Brei. Gutes Beispiel für eine Möblierung ohne gesamträumliche Abstimmung. Vier Firmen, vier Produkte: 1. JCDecaux Systemstadtmöblierung Werbeflächen 2. Verkehrsbetriebe Köln Bushaltestelle 3. Deutsche Telekom öffentl. Fernsprecher 4. Abfallwirtschaft Köln Abfallbehälter Grafik 1 32 | Report Ein Raum, viele Nutzer Die Möblierung und Orientierung auf öffentlichen Flächen wie Plätze, Parkanlagen und Straßenräume gewinnt mit dem Thema Stadtmarketing, der Verdichtung und „Bewirtschaftung“ von öffentlichen Stadträumen stark an Bedeutung. Unterschiedliche Anspruchsgruppen wie Stadt- und Verkehrsplaner, Stadtmarketing Organisationen, Wirtschafts- und Bürgerinitiativen, sowie Architekten und Landschaftsarchitekten sind an der Entwicklung von öffentlichen Plätzen und Stadträumen direkt und indirekt beteiligt und versuchen Einflüsse geltend zu machen. Dabei zeigt sich, dass alle Interessensgruppen unterschiedliche Einflüsse (Grafik 01+2) direkt und indirekt auf die Einrichtung und Nutzung von öffentlichem Raum nehmen. Wirtschaftliche Interessen stehen dabei immer häufiger im Vordergrund. Die Stadt ein Produkt? Vor allem das Instrument des Stadtmarketings setzt sich zunehmend mit seiner Interessenspolitik nach einer „sauberen und sicheren“ Stadt durch. Dabei wirkt der Standortwettbewerb der Städte wie ein Beschleuniger dieser Entwicklung. Privatisierung und Kommerzialisierung der zentralen Orte sowie Ausgrenzung sozialer be bewir leben tscha ften temporäre Nutzungen Denkmal Kunst im Raum sozialer Treffpunkt Erinn ern Events, Kultur, Kunst im Raum Stadtmarketing Einflussfaktoren auf die Möblierung von Stadträumen ng hru rsfü keh IV/LV r e V M ÖV/ Beschilderung Entwickeln Verändern Sta entw dticklu ng Freiraumgestaltung Plätze und Parkanlagen Infor matio n Einkaufsfreundliche Stadt Standortmarketing Sicherheit/Sauberkeit Parkraum Straßenraum g run ntie g Orie ulierun Reg Randgruppen sind Folgen und „Stadt“ zeigen und vermarkten Voraussetzungen für eine garantierte Wertschöpfung im Leitbilder g ldun Interesse der Wirtschaft. So n tsbi entwickeln titä ntatio n e Id ion räse zeigt sich in der Qualität der Rep sentat Prä Möblierung von öffentlichen Inszenierung Stadträumen, welche InteresArchitektur sen sich letztlich durchgesetzt Haltestellen haben. Mit der Etablierung von Stadtmarketing als Teil der Stadtentwicklungsplanung wird ein neuer Blickwinkel auf die Stadt geworfen. Dabei geriert die Stadt oft zur Person - zum Produkt, welches über Marketinginstrumente „verkaufsfreundlich“ entwickelt werden soll. Das wird auch in der Wortwahl von Fachtermina deutlich. In Anlehnung an das klassische Marketing werden viele Begriffe 1:1 übertragen. Das erweckt den Eindruck, als ob sich komplexe Entwicklungsvorgänge in einer Stadt mit einfachen Mitteln gestalten ließe. Dazu ein paar interessante Wortsubstitutionen: Marktplatz und Bühne Verkehrsplanung Freiraumplanung Bauvorhaben Wohnunsbau, Siedlung etc Tourismusund Kulturinfo Leiten/Führen Leitsysteme Grafik 2 – Verschiedene Einflussfaktoren initiieren die Möblierung und Ausstattung von öffentlichen Räumen. Kreieren statt langsamer Entwicklung von Gesellschaft Identität > Image Homogenisierung versus Vielfalt, eine Stadt eine Marke? Stadtentwicklung > urban branding Schöne neue Welt? Sozial hygienisch? Planbar? Stadtteil > zielgruppengerechtes Wohnumfeld Öffentlicher Raum als Unterhaltungsort mit Programmwechsel? Kultur > Event Gut verkauft ist die halbe soziale Miete! Soziale Stadterneuerung > Image-Kampagne Quelle: Zusammengestellt aus: Aufwertung als Programm? Ansätze und Folgen integrierter Stadtteilentwicklung, Gottlieb Duttweiler Institut GDI, Rüschlikon Zürich, April 2002 Möblierung als Mittel der Wiedererkennung? Die oben angerissene Entwicklung spiegelt sich auch wider in dem Versuch, über Gestaltungsrichtlinien und Kollektionsvorgaben bei der Wahl der Ausstattung, die Möblierung in Städten zu vereinheitlichen. Als gestalterisches Mittel – als Corporate Design des Stadtraumes – übernimmt die Möblierung damit eine andere, stark ästhetische Aufgabe der Wiedererkennung. Der Artikel geht der Frage nach, welche Rolle Freiraumplaner und Landschaftsarchitekten in diesem Prozess einnehmen könnten und welche Instrumente sich in die tägliche Planungsarbeit integrieren lassen. Dazu werden die wichtigsten Einflussfaktoren, Akteure und Teilnehmer analysiert, die an der Möblierung von öffentlichen Plätze und Stadträumen heute mitwirken. Betrachtet wird vor allem die urbane räumliche Realität jenseits von städtebaulich ambitionierten Wettbewerbsprojekten, gelungenen Park- und Siedlungsgestaltung interessiert. Aus dem Blickwinkel der Landschaftsarchitektur soll aufgezeigt werden, inwieweit Materialität, Funktion und Raumbildung von Public Elements für unseren Entwurfsprozess relevant sind. Um das Thema beispielhaft einzugrenzen, sollen anhand von gewöhnlichen öffentlichen Plätzen und Straßenräumen der Stadt Köln wichtige Grundsätze Report | 33 > Sitzgelegenheiten und Bänke > Beleuchtungskörper und Straßenraumbeleuchtung > Geländer und Zäune, Abgrenzungen > Brunnen und Hydranten, Feuermelder, > Werbeträger , Tafeln und Litfaßsäulen > Leitsysteme, Verkehrsbeschilderung > Haltestellen und Wartehäuschen > Absperranlagen, Poller und Schachtabdeckungen > Abstellanlagen für Fahrräder, Parkraum Grafik 03 – Litfaßsäule Am 1. Juli 1854 erfand Ernst Litfaß die erste Annonciersäule. Die Säule wurde erstmals in Berlin aufgestellt, nachdem Herr Litfaß Reisen nach Paris und London gemacht hatte. Es war die Geburtsstunde der Außenwerbung in Deutschland. Ein typisches Beispiel für die schrittweise Eroberung des öffentlichen Raumes durch die Wirtschaft. und Merkmale aufgezeigt werden, die bei der Möblierung eine wesentliche Rolle spielen. Anhand typischer Fehler werden Lösungsansätze gezeigt und Handlungsempfehlungen für freiraumgestalterische Entwurfsaufgaben formuliert. Historischer Hintergrund Links www.planwirtschaft.ch www.wirtschaftsplan.ch 34 | Report Eine kurze Geschichte der Möblierung Das rasche Wachstum der Städte im einsetzenden Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts, die Schaffung von Stadtparks, Boulevards und Plätzen sowie die Möglichkeiten der Massenproduktion legten den Grundstein für die Möblierung von öffentlichen Räumen. Der Stadtbewohner war bis zur Automobilisierung in erster Linie Fußgänger und erlebte als solcher den öffentlichen Stadtraum. Der öffentliche Raum gewann im Zuge dieser Entwicklung eine neue Bedeutung: Die Weiterentwicklung zu Aufenthaltsräumen und Flaniermeilen der städtischen, bürgerlichen Öffentlichkeit lösten die mit den Zeichen des Adels und der Aristokratie versehenen Räume ab. Die Geburtsstunde der Stadtmöblierung. Der Begriff Stadtmöblierung – so wie wir ihn auch heute noch verwenden – bezeichnet das gesamte Interieur des städtischen Freiraumes: Vor allem die neu entstandene Gusstechnik Ende des 18. Jahrhunderts bot auf einfache Weise die Möglichkeit, die Elemente der Stadtmöblierung in großer Stückzahl und in einer fast unübersehbaren Formenvielfalt anzubieten. Schritt für Schritt wurden die öffentlichen Räume möbliert und den neuen Bedingungen (Aufenthaltsqualitäten) und Funktionen ( z.B. Verkehrsraum ÖV) angepasst. Einen besonderen Platz im städtischen Interieur nimmt die Gruppe der zellenartigen Kleinkörper wie Wartehäuschen, Verkaufskioske, öffentliche Bedürfnisanstalten, Wetterhäuschen und Vitrinen ein, die ebenfalls zum Teil in Serie erzeugt wurden. Neben der funktionalen Bestimmung der einzelnen Objekte bildeten sie durch ihre vielfältige Formgebung einen wichtigen Bestandteil des inneren Stadtbildes. Die verschiedenen Formen der Kleinarchitektur auf Straßen, Plätzen und in Parkanlagen waren zudem meist die ersten vollständig aus Gußeisen hergestellten Bauwerke. Dazu gehört auch die berühmte Litfaßsäule von 1854 (Grafik 03). Stadtmöblierung heute Öffentliche, halböffentliche und private Räume, Verkehrströme, Menschenströme - die Stadt hat sich zu einem komplexen Raum- und Lebenssystem entwickelt. Die Möblierung stellt eine Art Bindeglied (siehe Grafik 04) zwischen den unterschiedlichen Systemen dar und sollte drei wesentliche Aufgaben erfüllen: Orientierung Die Möblierung macht einen städtischen Raum lesbar, definiert Handlungsräume für die unterschiedlichen Nutzer (Verkehr, Fußgänger, Gewerbe etc.) und schafft Abgrenzungen wenn Überschneidungen zu Interessenskonflikten führen. Die Möblierung formuliert Bewegungsrichtungen und informiert direkt über Leitsysteme oder indirekt über die Gestalt der Form von Elementen der Stadtmöblierung. Straßenraum mit eingeschränkter Nutzung: Fußgängerzone Anzeige über Belagswechsel Funktion Das Maß aller Dinge ist der Mensch als „Bewohner und Besucher“ öffentlicher Stadträume. Eine Bank ist immer noch eine Bank und sollte in erster Linie bequem sein. Da Menschen die Dinge lieben, die sie auch gerne benutzen, sollte sich das Design von Stadtmöbeln eher zeitlos und zurückhaltend präsentieren und weniger zeitgeistig und geschmäcklerisch. Dass öffentliche Räume zunehmend wie Designershowrooms daherkommen, soll an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden. Sicherheit Sicherheit ist ein Aspekt, der in Städten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Neben der städtischen Sicherheitsfunktion betrifft dies vor allem das Gefühl, sich in sozial sicheren öffentlichen Räumen aufzuhalten. Gut platzierte Elemente (z.B. Bänke, Haltestellen etc.) dem Ort angemessene Beleuchtung, direkte und indirekte Orientierung sowie der Zustand der städtebaulichen Umgebung und der Stadtmöbel haben einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden in öffentlichen Räumen. Dies greift besonders an Orten, die nur temporär belebt sind. Wie sensibel das Thema Sicherheit im öffentlichen Raum ist, zeigt vor allem der zunehmende Vandalismus. Dort wo „öffentliches Leben“ und damit soziale Kontrollmechanismen den Stadtraum verlassen, wird der Ort zum Freiwild sozialer Aggressionen und Vandalismusakte. Dass Städte heute in erster Linie auf Vandalismus mit Verschönerungsaktionen und vandalismusresistenten Möblierungen reagieren, zeigt jedoch, wie sehr die Möblierung als sozialer Katalysator überbewertet wird. Richtung, Raumgrenze Übergänge Leben auf öffentlichem Grund Möblierung ermöglicht Aufenthalt Halböffentlicher Raun Aussengastronomie Öffentlicher Straßenraum Verkehrsströme/Teilnehmer Grafik 04 – Möblierung/Kennzeichnung und Raumtypen im urbanen Räumen Möbel von der Stange? Vom Stadtentwickler zum Stadtverwalter Aufgrund der komplexen Anforderungen, die Stadträume an die Möblierung stellen, gibt es heute eine Fülle von Anbietern und Spezialisten auf dem Markt. Zu den großen Komplettanbietern zählen Hersteller wie die Burri AG, Mabeg, Velopa, Wall AG oder das französische Unternehmen JCDecaux. Von Einzelelementen bis hin zu ganzen Stadtmobiliarkollektionen (Grafik 05) wird Städten und Kommunen heute alles angeboten. Stadtmöblierung funktioniert heute aber auch wie „modisches Shoppen“, was gefällt, wird aus dem Katalog gekauft. Es fällt auf, dass sich die Möblierung zunehmend als eigene Ebene vom räumlichen Kontext entfernt. Die Stadt Grafik 05 – Beispiel für eine Systemmöblierung mit verschiedenen Werbeflächen Produktlinie „Campo“ der Firma Wall AG; Design: Staubach & Kuckertz Report | 35 + > Einheitliche Möblierung kann als gestalterische Klammer funktionieren > Funktion der Möblierung wird durch den Betreiber sicher gestellt > Regelmäßige Reinigung und Wartung > Schnelle Instandsetzung bei Vandalismusschäden > Senkung der Unterhaltskosten für die Stadt - > Stadt verliert z.T. die Hoheit über öffentliche Teilräume = Gestaltungsverlust > Einschränkung im freiraumgestalterischen Entwurf > Es wird nur da möbliert, wo Werbeeinnahmen zu erwarten sind > Gefahr der „2 Klassen Möblierung“ in sozial schwachen Stadtteilen > Soziale Funktionen vs. wirtschaftliche Notwendigkeit > Massive „Visuelle Verschmutzung“ durch Zunahme der Werbeflächen > Ausgrenzung von Interessengruppen wie Quartiervereine etc. Vor- und Nachteile von externen Stadtmöblierern Thomas Volprecht Thomas Volprecht lebt und arbeitet in Zürich und ist Geschäftsführer des Landschaftsarchitekturbüros Planwirtschaft und der Unternehmensberatung Wirtschaftsplan. Nach seiner Lehre als Gärtner hat er Produktdesign in Krefeld studiert und 2006 das Studium der Landschaftsarchitektur in der Schweiz absolviert. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Freiraumplanung, Stadtmarketing, Moderation von Planungsprozessen und der Freiraumgestaltung. 36 | Report wird „eingerichtet“. Dabei nehmen die Themen Kosten, Unterhalt und Wartungsfreundlichkeit einen immer höheren Stellenwert ein. Da sich die Städte aber aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten immer häufiger vom Stadtentwickler zum Stadtverwalter entwickeln, greifen zunehmend privatwirtschaftliche Unternehmen in die Möblierung von öffentlichen Räumen ein. Besonders deutlich wird dies an der Vermarktung von städtischen Werbeflächen. Diese ist heute zunehmend an Stadtmöbel wie Wartehallen, Haltestellen und Leitsysteme gekoppelt und hat sich zu einem riesigen Markt entwickelt. Das französische Unternehmen JCDecaux ist mit 1,7 Mrd. Euro Umsatz der weltweit grösste Hersteller und Vermarkter von Stadtmöblierungskonzepten. Ein weiterer Globalplayer der Stadtmöblierung ist das deutsche Unternehmen Wall AG. Die Idee, die beide Unternehmen mit grossem Erfolg vorantreiben, ist so einfach wie erschreckend. Die Unternehmen stellen den Städten die Möblierung (Haltestellen, Leitsysteme, WC-Häuser, Kioske, Bänke usw.) kostenlos zur Verfügung. Dafür darf dann das Unternehmen die Werbeflächen exklusiv und kostenlos bewirtschaften. Nüchtern betrachtet ist dies ein sehr erfolgreiches und schlüssiges Konzept – kommt es doch vor allem den Städten entgegen, die sich aufgrund der schlechten Haushaltslage als „Volks- vertreter“ zunehmend aus grundsätzlichen städtebaulichen Aufgaben (z.B. Abnahme sozialer Wohnungsbau, Privatisierung städtischer Kultureinrichtungen etc.) zurückziehen. Ein besonderes Problem stellt jedoch die gestalterische Monotonie dar, die mit der Etablierung und dem überregionalen Vertrieb von solchen „Kollektionen“ in den Städten Einzug hält. Dies führt dazu, dass regionale städtebauliche Eigenheiten wie Materialien oder Produktgeschichten einzelner Möbelstücke verloren gehen. Die Lesbarkeit des Ortes, das Besondere einer kulturellen Identität - all dies verschwindet. Unter solchen Bedingungen würde eine schweizer Landibank ein schnelles Ende finden. Da jedoch jede Medaille zwei Seiten hat, sollen hier die wichtigsten Vor- und Nachteile gegenübergestellt werden. Generell ist zu sagen, dass dieses Konzept durchaus seine Berechtigung hat und auch in einer Win-Win Situation für die Städte enden kann. Dennoch bin ich der Meinung, dass für den Erhalt und die Weiterentwicklung von öffentlichen und urbanen Räumen der rein wirtschaftliche Blick – wie er zurzeit auch gerne von Stadtmarketinggesellschaften entwickelt wird – zu kurz greift. Hier ist die Stadt gefordert, eigene Vorstellungen über Funktionen, Nutzung, Lebensqualität und Einrichtung von öffentlichen Räumen zu entwickeln und Stellung zu beziehen. Thomas Volprecht In einer Serie von drei Teilen stellt Thomas Volprecht sein Dossier „Möblierung öffentlicher Räume“ vor. Lesen Sie in der kommenden Ausgabe die Kapitel „Öffentlicher Raum – Schnittstelle verschiedener Interessen?“ und „Entwicklung des Stadtmarketings“ Report | 37 espas GmbH • Graf-Haeseler-Straße 7-9 • D - 34134 Kassel • Tel.: +49 (0)5 61 5 74 63 90 • Fax: +49 (0)5 61 5 74 63 99 • [email protected] 38 | Gesellschaft Online-Bürgerbeteiligung: Im Netz gefragt Bürgerversammlungen und Anhörungen, Beiräte und Planungswerkstätten – Instrumente wie diese setzen Politik und Verwaltung häufig ein, wenn Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungsprozessen teilnehmen. Im Zeitalter von Internet und neuen Medien etablieren sich jedoch immer mehr auch digitale Beteiligungsmodelle, insbesondere wenn es um die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums geht. eParticipation heißt der Sammelbegriff für unterschiedliche Formen, Bürger über neue Medien, vor allem das Internet, an politischer Meinungsbildung zu beteiligen. Ihr Vorteil: Die Informationen sind schnell und direkt verfügbar, der Austausch ist interaktiv. Online-Votings oder Online-Dialoge entsprechen den aktuellen Kommunikationsgewohnheiten. Auch wenn immer noch circa 30 Prozent aller Bundesbürger, vor allem ältere und sozial Schwächere, keinen direkten Online-Zugang haben: So viele Menschen wie nie zuvor nutzen hierzulande das Internet, betreiben Kommunikation via E-Mail oder über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. eParticipation ist nicht nur wie geschaffen für die sogenannten Digital Natives, die junge Generation von Nutzern, die mit dem World Wide Web aufgewachsen ist: Auch die Gruppe der 35-45-Jährigen ist – je nach Thema – in Online-Dialogen stark vertreten. eParticipationTools kommen darüber hinaus einem grundlegenden Bedürfnis vieler Menschen von heute entgegen: sich vorübergehend, aber mit Nachdruck für ein bestimmtes Anliegen politisch zu engagieren. Nicht dauerhaft in Parteien oder Organisationen, sondern nur zeitweilig und zu einem bestimmten Thema oder Projekt. Eines, das sie persönlich und vor Ort betrifft. Eines, zu dem sie selbst etwas beitragen können. So wird Online-Partizipation zunehmend populärer. FreeLounge stellt einige positive Beispiele mit geringen Eintrittshürden und hohem Aktivierungsgrad der Nutzer vor: direktzustuttgart21 „Ich gebe zu, dass bei diesem Projekt, das seit 15 Jahren geplant wird, die begleitende Kommunikation nicht gestimmt hat“, räumte Stefan Mappus, baden-württembergischer Ministerpräsident Anfang Oktober im ZDF ein. Gemeint war Stuttgart21. Massenproteste und Polizeieinsätze gegen die Demonstranten hatten das Großprojekt zum Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs zu einem Symbol für die Entfremdung von Politik und Gesellschaft gemacht. Dabei hat das Projekt die parlamentarischen Instanzen durchlaufen. Und doch: Als die ersten Bagger rollten, fühlten sich viele Menschen buchstäblich überfahren, nicht oder schlecht informiert, zu wenig bis gar nicht einbezogen, schlichtweg nicht gefragt. Seit 21. September nun ist www.direktzustuttgart21.de online. Die Internet-Plattform ist – neben den öffentlichen Schlichtungsgesprächen und einem eigens eingerichteten TwitterFeed – ein zentraler Baustein der „Dialogagenda Stuttgart21“, die von den Projektpartnern aufgesetzt wurde. Das Ziel: den Dialog mit den Bürger zu versachlichen und möglichst allen Interessierten, Gegner wie Befürwortern, die Möglichkeit zu geben, sich an der Diskussion des Großprojektes zu beteiligen. Bei „direktzustuttgart21“funktioniert das so: Nutzer können eigene Beiträge formulieren, Fragen direkt an verantwortliche Personen des Projektes stellen und über die Fragen, die auf der Plattform veröffentlicht werden, abstimmen: Die Fragen mit der höchsten Zustim- Gesellschaft | 39 mung werden regelmäßig an die Adressaten weitergeleitet und müssen von diesen kurzfristig beantwortet werden. Um Missbrauch zu verhindern, werden alle Beiträge vor der Veröffentlichung von einem Moderationsteam gegengelesen und frei geschaltet. „Ziel einer direktzu-Plattform ist es, dass die Anliegen, die den Bürgern am wichtigsten sind, identifiziert und beantwortet werden “, erklärt Georg Kolb von der direktzu Gmbh, wo die Plattform entwickelt wurde. „Deshalb bündeln wir die Beiträge. Fragen, die inhaltsgleich mit bereits veröffentlichten oder gerade beantworteten sind, werden nicht veröffentlicht.“ Bereits nach wenigen Wochen konnte Kolb mit den Betreibern von „direktzuStuttgart21“eine positive Zwischenbilanz ziehen: Bis Anfang November 2010 wurden bereits knapp 2.400 Anliegen bearbeitet, insgesamt knapp 10.000 Bewertungen abgegeben und die Seiten rund 380.000mal aufgerufen. Frankfurt Gestalten Links » www.frankfurt-gestalten.de » www.direktzu.de/stuttgart21 » www.dresdner-debatte.de 40 | Gesellschaft „Wie wäre es, wenn sich Bürger direkt über das Internet vernetzen und Ideen zur Stadtgestaltung austauschen?“ Eines Tages, als er gerade an einer Ortsbeiratsitzung teilnahm, war Christian Kreutz diese Frage durch den Kopf geschossen. Inspiriert von Projekten wie Theyworkforyou.com oder Fixmystreet aus Großbritannien machte sich der Politologe daran, der Frage eine Antwort folgen zu lassen: Am 1. März 2010 startete er gemeinsam mit anderen privaten Machern das Portal www.frankfurtgestalten.de. Das Online-Projekt soll den Bürgerinnen und Bürgern das Engagement in der Lokalpolitik Frankfurts erleichtern. Den Schlüssel dazu sieht Christian Kreutz in offenen Daten, d.h. öffentlichen Informationen, die für den Bürger bereitgestellt werden. Offene Daten sind willkommen: Zwei Drittel aller Bundesbürger sprechen sich für eine regelmäßige Veröffentlichung amtlicher und nicht personenbezogener Daten durch die Behörden aus. Dies ist das Ergebnis der forsa-Studie „Open Date – Open Government Monitor 2010“ für SAS Deutschland. So können die Nutzer der Webseite „Frankfurt gestalten“ aktuelle Vorlagen der Ortsbeiräte per E-Mail beziehen – im Abo und spezifisch nur für einzelne Straßen oder Stadtteile. Jede Vorlage, ob zu einer geplanten Begrünung oder der Erweiterung eines Radfahrweges, kann online kommentiert und diskutiert werden. „Frankfurt gestalten“ setzt auf eine rege Diskussionskultur im Netz und die direkte Möglichkeit, sich zu vernetzen, Ideen auszutauschen und darüber abzustimmen– vor allem innerhalb und mit der Nachbarschaft. „Wer immer schon mal einen Spielplatz haben wollte, findet vielleicht zwei Häuser weiter jemanden mit ähnlichen Ideen.“ 26 konkrete Initiativen von Nachbarn für Nachbarn sind auf diesem Wege schon gestartet worden – von „Rettet den Friedberger Platz“ über die „Neugestaltung des Campus Bockenheim“ bis hin zum „Kulturkiosk am Museumsufer“. Die Stadt Frankfurt unterstützt das Projekt unter anderem mit aktuellen Einwohnerzahlen und mit Informationen aus der Parlis-Datenbank. Von „Frankfurt gestalten“ werden die Daten neu aufbereitet, mit Schlagworten versehen, georeferenziert und anschaulich in einer Karte im Überblick gezeigt. Nach dem regen Zuspruch der Seite wurde „Frankfurt gestalten“ Mitte September 2010 bereits wesentlich erweitert: Für alle 42 Stadtteile sind seither auf eigenen Stadtteilseiten gefilterte Informationen zugänglich - Anträge der Ortsbeiräte ebenso wie Meldungen der Polizei oder zum öffentlichen Nahverkehr, alle mit Link zur Originalquelle. Was gerade wo diskutiert wird, zeigt auch eine große Übersichtskarte des gesamten Stadtgebietes. Ein weiteres Beispiel, wie man Informationen einfach und bürgernah zugänglich machen kann. So lobt das Wochenmagazin DIE ZEIT „Frankfurt gestalten“ als „eines der interessanten Projekte hierzulande“ für Open Data. Dresdner Debatte Was die Stadtplanung betrifft, war Dresden lange Zeit ein steiniges Pflaster: Über Jahre konnte man sich nicht dazu einigen, wie das historische Herz der Barockstadt baulich weiter entwickelt werden kann. Seit Juni 2010 soll die „Dresdner Debatte“ nun neue Bewegung in die festgefahrene Diskussion bringen – mit modernen Ansätzen der Bürgerbeteiligung, genauer gesagt einer Verbindung von Online-Diskussion mit Vor-Ort-Präsenz und Veranstaltungen. zebralog, ein auf Dialogverfahren spezialisiertes Unternehmen, und die Agentur sally below cultural affairs, Experten für Kommunikation, haben den kombinierten Ansatz in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung speziell für Dresden entwickelt. Auftaktthema war der viel diskutierte Neumarkt. Herzstück der ersten „Dresdner Debatte“ war eine Online-Plattform, auf der sich die Bürger vier Wochen lang vom 8. Juni bis 8. Juli 2010 informieren, aber auch eigene Gestaltungsideen für den Neumarkt einstellen konnten. „Am Ende hatten wir 20.000 Besucher auf www. dresdner-debatte.de und insgesamt 550 aktive Teilnehmer, die Ideen oder Kommentare veröffentlicht haben“, berichtet Daniela Riedel, Projektleiterin von zebralog, und fügt hinzu: „Im Vergleich zu anderen Verfahren ist sowohl die Beteiligung als auch die Qualität der Beiträge als sehr hoch einzustufen.“ Flankiert wurde das Online-Forum von einer Info-Box, die auf dem Neumark platziert war. „Kein Briefkasten“, wie Sally Below von sally below cultural affairs ergänzt, „sondern ein Ort, an dem interessierte Bürger mit Mitarbeitern des Stadtplanungsamtes über das Thema diskutiert haben.“ Auch in der Info-Box konnten die Bürger ihre Ideen online eingeben. Zudem war die Info-Box Schauplatz einer Expertenrunde, die zur Mitte des Dialogs über das Instrument selbst und die bisherigen Ergebnisse diskutierte. Am Ende der Neumarkt-Debatte war deutlich: Die Dresdner wünschen, dass der Platz in Zukunft eine erste Adresse für besondere institutionelle Einrichtungen oder hochwertige temporäre Nutzungen wird. Hier sollen Veranstaltungen stattfinden, die den Neumarkt – passend zum repräsentativen Charakter der Stadt - als vitale Mitte Dresdens erlebbar machen. Einsichten wie diese sind in die stadtinterne Abstimmung für das „Nutzungskonzept Innenstadt“ eingeflossen – ein Grund, warum es zu dem Instrument viele positive Rückmeldungen von Seiten der Bürger gegeben hat. „Sogar von gestandenen Neumarkt-Aktivisten“, freut sich Daniela Riedel. So soll die Diskussion um den Neumarkt auch nur der Auftakt für weitere Dresdner Debatten gewesen sein, die Stadt möchte den Dialog mit den Bürgern zu anderen Themen fortsetzen: Zwei weitere Diskussionsrunden sind bereits geplant. Jörg Kohnen-May Gesellschaft | 41 „Mehr als nur die Wahl zwischen A und B“ Georg Kolb Business Director bei direktzu GmbH, Berlin, ist Experte für Online-Kommunikation und soziale Medien. FreeLounge befragte ihn zu den Erfolgsfaktoren von Bürger-OnlineBefragungen – und wo diese sinnvoll eingesetzt werden. 42 | Gesellschaft FreeLounge: Worin liegt das besondere Potenzial von Online-Votings- und -Dialogen? Georg Kolb: Generell gilt: Wenn die Nutzer einfach nur entscheiden können A oder B, ja oder nein, wird das Potenzial von eParticipation bei weitem nicht genutzt. Viel produktiver ist es, die Bürger an der Gestaltung eines Projektes zu beteiligen, z.B. indem sie die Möglichkeit erhalten, eigene Ideen einzubringen. Oder wenn sie gewichten können: „Was interessiert mich am meisten, was weniger?“ Aus solchen Rankings kann die Politik relevante Strömungen ablesen und beobachten wie diese sich über einen bestimmten Zeitraum entwickeln, um am Ende einen Kompromiss zwischen konträren Positionen zu gestalten. FreeLounge: Wann machen besonders viele, wann eher nur wenige Bürger bei einer OnlineBefragung mit? Georg Kolb: Das hängt davon ab, ob die Balance zwischen inhaltlicher Tiefe und einfachen Beteiligungsmöglichkeiten stimmt. Je komplexer die bereit gestellten Inhalte sind, desto geringer ist der Aktivierungsgrad der Bürger. Für Online-Beteiligungsplattformen muss man beachten, was der dänische Web-Experte Jakob Nielsen „Participation in equality“ genannt hat. Demnach kommt in der Regel die überwiegende Zahl der Beiträge von 1 % der Beteiligten, 9 % tragen gelegentlich etwas bei, 90 % schauen nur zu. Damit ein Online-Dialog aussagekräftig ist, müssen diese 90 % der Nutzer aktiviert werden – indem man zusätzlich zu den angebotenen Inhalten eine einfache Möglichkeit der Beteiligung schafft. FreeLounge: Was ist der Vorteil von eParticipation gegenüber „realen“ Beteiligungsmodellen? Georg Kolb: Beteiligung über das Internet ist – wie Online-Kommunikation generell – schnell und direkt. Zudem können Themen online umfassend und anschaulich visualisiert werden, zum Beispiel Bauvorhaben in 3D-Modellen. Ein weiterer Vorteil: Die Nutzer geben nicht nur eine Stimme ab, sondern können sich vernetzen, mit anderen Interessenten in Dialog treten und aus diesem Austausch heraus Positionen entwickeln oder schärfen. Das Interview führte Jörg Kohnen-May „Child in the City 2010“ Die 5. Internationale Konferenz und Fachmesse, vom 27-29. Oktober 2010 in Florenz, zum Thema der kindgerechten Stadt wurde vom Europäischen Netzwerk „Childfriendly Cities“ organisiert. Nach erfolgreichen Vorläufern in Brügge, London, Stuttgart und Rotterdam fand die Tagung zum ersten Mal in Südeuropa statt, in der Stadt, in der auch das „Innocenti Research Centre“ von UNICEF beheimatet ist. Es trafen sich rund 300 Vertreter aus den Ressorts Verwaltungen, Institutionen, Universitäten, Verbänden und Organisationen der Zivilgesellschaft. Die Konferenz war in vier Hauptthemen gegliedert: Das Recht zu Spielen, das Recht auf Teilnahme, Kinderarmut und schließlich die Bewertung und das Monitoring für kinderfreundliche Städte. Ein interessanter Blick über die Grenzen Für das Deutsche Kinderhilfswerk, welches derzeit gemeinsam mit UNICEF an einem Konzept zur Auditierung und Zertifizierung kinderfreundlicher Kommunen in Deutschland arbeitet, waren die Erfolge und Herausforderungen aus anderen Ländern von besonderem Interesse. Familien- respektive Kinderfreundlichkeit wird von der Öffentlichkeit in Deutschland, seit geraumer Zeit hoch gehandelt. Grund dafür sind sinkende Geburtenzahlen, Wanderungsbewegungen und der damit verbundene soziale Wandel. Dies trifft nicht nur die neuen Bundesländer, die besonders unter diesen Veränderungen leiden. Besonders Kommunen erkennen in der Kinder- und Familienfreundlichkeit mittlerweile weiche Standortfaktoren, die sie zumindest zu einer Vielzahl von politischen Willensbekundungen veranlassen. Aus den Berichten einer Vielzahl europäischer Staaten (der Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich, Österreich, Luxemburg, Russland oder Kroatien), wurde deutlich, dass Partizipation und Monitoring, über externe Evaluation oder Selbstüberprüfung, konstitutiver Bestandteil von kinder- und jugendfreundlicher Stadtentwicklung sind. Demgegenüber gibt es in Deutschland eine Aufmerksamkeit für Studien (vgl. PROGNOS-Studie oder die EmpiricaDelasasse-Studie), welche sich ausschließlich statistischer Kennzahlen bedienen. Was Kinder- bzw. Familienfreundlichkeit ist, definieren Erwachsene dabei anhand relativ grober Kategorien, das subjektive Erleben wird in der Regel nicht erfasst. Orientiert man sich an einem Qualitätsbegriff, der Qualität als das Verhältnis zwischen subjektiven Erwartungen und der Erfüllung einer Dienstleistung definiert, greift eine reine Auswertung statistischer Kennzahlen zu kurz. Die Robert Bosch Stiftung hat gemeinsam mit Stuttgarts Oberbürgermeister das Netzwerk „Cities for Children“ gegründet, um sich mit anderen europäischen Kommunen zum Thema Kinderfreundlichkeit auszutauschen. „Cities for Children“ will anhand guter Beispiele aus europäischen Kommunen die besten Projekte und Strategien finden, wie Kindern und Familien das Leben in Städten erleichtert werden kann. Die Eindrücke und Konsequenzen der internationalen Konferenz zur kinderfreundlichen Stadtentwicklung. Die nächste Konferenz wird 2012 in Zagreb stattfinden. Weitere Informationen unter www.childfriendlycities.eu oder bei Holger Hofmann, Deutsches Kinderhilfswerk, [email protected] Gesellschaft | 43 Mitgliedschaft im Netzwerk sieht jedoch kein Monitoring-Verfahren oder eine direkte Beteiligung von Kinder und Jugendlichen vor. Viele Bausteine müssen beachtet werden Auf der Konferenz war auch unbestritten, dass ein kinderrechtlicher Ansatz zu bevorzugen ist, der eine ganzheitliche Strategie nach Bausteinen verfolgt, wie sie vom UNICEF Innocenti Research Centre entwickelt wurde: Beteiligung von Kindern, kinderfreundliche Rahmengesetzgebung, eine stadtübergreifende Kinderrechtsstrategie, Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche, Vorrang für das Kindeswohl, ein ausgewiesenes Budget für Kinder und Jugendliche, einen regelmäßigen Zustandsbericht der kinderfreundlichen Stadt, Information über Kinderechte sowie die Unterstützung von nicht-staatlichen Institutionen für Kinder. Unterschiede im nationalen Vorgehen waren hinsichtlich der Vorgehensweise bzw. der Instrumente festzustellen. Während man in Frankreich auf ein breites Netzwerk Wert legt, das sich insbesondere auf eine klare Willensbekundung der politischen Spitze bezieht, erfolgt in der Schweiz zunächst eine intensive Standortbestimmung der betreffenden Stadt oder Gemeinde anhand eines Fragebogens. Ein Verfahren in der österreichischen Steiermark setzt stark auf die Einbindung bürgerschaftlichen Engagements. Alle profitieren Durch Beiträge von kommunalen Vertreterinnen und Vertretern auf der Konferenz, darunter Verwaltungsfachleute und Bürgermeister, wurde beeindruckend unterstrichen, dass von der kinderfreundlichen Entwicklung alle in der Stadt profitieren. Durch die Umsetzung der Leitthemen entsteht ein attraktives Umfeld zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Gestaltung individueller Lebensräume. Die kinderfreundliche Stadt ist Voraussetzung einer nachhaltigen Demokratieentwicklung: Durch frühzeitige Teilhabemöglichkeiten erfahren junge Menschen das Gemeinwesen als gestaltbar und werden zu eigenem Engagement motiviert. Kinderfreundliche Städte schaffen eine national einheitliche, vernetzte Kinder- und Familienpolitik. Holger Hofmann stellvertretender Bundesgeschäftsführer Deutsches Kinderhilfswerk e.V. 44 | Gesellschaft Smart Green Teil 1 Sportentwicklung und Gesundheitsförderung – Eine sportwissenschaftliche Perspektive Definiert man Gesundheitsförderung nach der Ottawa Charta, ergänzt durch die Jakarta Erklärung der WHO (WHO 1986, 1998), als „Prozess, der Menschen befähigt, die Kontrolle über die (Determinanten für die) Gesundheit zu erhöhen und (dadurch) ihre Gesundheit zu verbessern“, so wird „Empowerment“ damit zum Dreh- und Angelpunkt aller Bereiche gesundheitsförderlichen Handelns. Zugleich wird hier die Mehrdimensionalität des Begriffs Empowerment deutlich, die seine Übersetzung ins Deutsche so schwierig macht: Zum einen geht es hier um „Befähigung“ im Sinne der Entwicklung individueller Kompetenzen und sozialen Handelns (gesundheitsförderliche Gemeinschaftsaktionen), aber es geht zum anderen auch um „Bemächtigung“, das heißt um die Kontrolle der Menschen über ihre Lebenswelten und über die Politik, die die Gesundheitsförderlichkeit ihres Lebens und ihrer Lebenswelten maßgeblich beeinflusst (Rütten et al. 2008). Unter der Überschrift „Smart Green - Gesundheitsförderung durch Landschaftsarchitektur“ hat der BDLA Hessen in Kooperation mit dem BDLA Baden-Württemberg und der Landesinitiative Baukultur Hessen vor einigen Monaten eine interessante Tagung veranstaltet. Weil wir darin ein Zukunftsthema sehen, haben wir einige der Referenten für die FreeLounge um einen Gastbeitrag zu diesem Schwerpunkt gebeten. Verfolgen Sie auch in den kommenden Ausgaben die Serie „Smart Green“. Wir danken dem BDLA Hessen für die Zusammenarbeit. Gesellschaft | 45 Die Kommune wird zum Sportraum Prof. Dr. Alfred Rütten Prof. Dr. Alfred Rütten ist seit 2001 Direktor des Instituts für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Ansatz der Integrierten Sportentwicklungsplanung (ISEP) wurde von ihm entwickelt und erstmals eingesetzt. Professor Rütten ist gegenwärtig Sprecher der Kommission “Sport und Raum” der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) und Vorsitzender des dvs-Ad-hoc Ausschlusses für ein Memorandum zur kommunalen Sportentwicklungsplanung. Jana Ziemainz Jana Ziemainz ist als Dozentin und Referentin im Bereich Sport und Bewegung an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie an Schulen und bei freien Bildungsträgern tätig. Sie schließt gerade ihre Doktorarbeit zum Thema Sportentwicklungsplanung (SEP) ab. Seit 15 Jahren ist sie mit Prof. Rütten in allen Bereichen der SEP tätig und betreut Sportentwicklungsplanungen am Institut für Sportwissenschaft und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg. 46 | Gesellschaft Der Sport spielt in der Gesundheitsförderung in den letzten Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle. Diese Rolle begründet sich zum einen im wissenschaftlichen Nachweis der besonderen Bedeutung des Sports für die Gesundheit (WHO 2006) und zum anderen in der Öffnung des Sportbegriffes für die gesundheitsförderliche Bewegung. Dabei hat der gesellschaftliche Differenzierungs- und Individualisierungsprozess im Bereich des Sports zu einer Pluralisierung und Dynamisierung der Formen der Sport- und Bewegungskultur und zu einem nachhaltig veränderten, komplexeren Sportpanorama geführt. Zu beobachten ist eine Erweiterung des Sportartenspektrums, verbunden mit einer Ausweitung des individuellen Sporttreibens in den Themenfeldern Ausdauer, Fitness und Gesundheit. Es gibt eine Vielfalt von Sinnorientierungen, die vom Leistungs- und Hochleistungssport über den Wettkampfsport im Verein bis zu Modellen des Freizeit-, Gesundheits- und Fitnesssports reicht. Unterschiedlichste Altersund Zielgruppen, die spezifische Angebote, Organisationsformen und Bewegungsräume benötigen, sind sportlich aktiv. Neben der Möglichkeit, Sport selbst organisiert durchzuführen, gibt es eine Vielfalt an Sportanbietern. Sportvereine, die in den meisten Kommunen - nach dem selbst organisierten Sport - die größte Zahl der Sportaktiven an sich binden, stehen in Konkurrenz zu kommerziellen, staatlichen und anderen Sportanbietern. Sportliche Aktivitäten werden nicht nur in Sportanlagen wie Sportplätzen, Sporthallen oder Schwimmbädern ausgeübt, sondern zunehmend in Parks, in der freien Natur, auf Straßen oder Plätzen. Somit ist die gesamte Kommune als ein Sportraum zu sehen. (Rütten et al. 2006; vgl. Memorandum der Sportentwicklungsplanung ) Was Integrierte Sportentwicklungsplanung leistet Ein Instrument zur Einflussnahme auf diese Determinanten von Gesundheit kann die kommunale Sportentwicklungsplanung sein. Sportentwicklungsplanung wird verstanden als „... ein zielgerichtetes methodisches Vorgehen, um die infrastrukturellen Rahmenbedingungen (Raum, Angebot und Organisation) für Sport und Bewegung in der Bevölkerung zu sichern. Sie umfasst die Schaffung notwendiger empirischer Grundlagen, die Festlegung von Zielen, Prioritäten und Maßnahmen, die Abstimmung mit allen relevanten Interessengruppen sowie Aspekte der Qualitätssicherung und Evaluation“ (Rütten et al. 2003, 8). In den letzten ca. 10 Jahren wurde deutlich, dass ein solches Verfahren, neben der „Objektivierung“ der Bedarfsberechnung (nach Leitfaden des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft 2000), auch die „subjektiven Bedarfe“ der Sporttreibenden und Sportanbieter vor Ort berücksichtigen muss. Insbesondere sollte dieses Verfahren eine direkte Abstimmung mit den lokalen Sportorganisationen und anderer Experten beinhalten, so dass deren spezifische Wissensbestände und Interessenlagen in die Bedarfsfestlegung einfließen können. Als in diesem umfassenden Sinne adäquates Verfahren wird inzwischen sowohl in der Sportwissenschaft als auch in der kommunalen Praxis, der Ansatz der Integrierten Sportentwicklungsplanung (ISEP) angesehen. Integrierte Sportentwicklungsplanung basiert auf einer genauen Analyse der konkreten fachlichen und politischen Sportentwicklungsbedarfe in der kommunalen Praxis sowie der Vor- und Nachteile, die die bisher in der Sportentwicklungsplanung in Deutschland eingesetzten Verfahren in dieser Hinsicht bieten. Darüber hinaus berücksichtigt Integrierte Sportentwicklungsplanung eine Reihe von Prämissen für einen zukunftsfähigen Planungsansatz (z. B. Prinzipien der Bürgerbeteiligung und der Nachhaltigkeit sowie die Anschlussfähigkeit an die Stadtentwicklung). Zusammengefasst geht die Integrierte Sportentwicklungsplanung von folgenden Kernüberlegungen aus: • Ein fundiertes, von der Sportpolitik als auch von anderen Politikfeldern akzeptiertes Verfahren zur Bedarfsermittlung für die kommunale Sportentwicklung und Sportinfrastruktur ist vordringlich, um die erforderlichen Flächen und finanziellen Ressourcen für die Entwicklung dieses Bereichs zukünftig sicherzustellen und allen an der Sportentwicklung interessierten Akteuren und Institutionen einen verlässlichen Planungsrahmen zu bieten. • Darüber hinaus werden beim Ansatz der Integrierten Sportentwicklungsplanung die „subjektiven Bedarfe“, das heißt die Ideen und Wünsche zur Sportentwicklung seitens der maßgeblichen Akteure in den Kommunen, im Verfahren der Bedarfsfestlegung explizit behandelt und können so bei der konkreten Planung von Maßnahmen zur Sportentwicklung angemessen berücksichtigt werden. • Das Kernmodul der Kooperativen Planung ermöglicht zum einen eine umfassende Abstimmung aller Interessenvertreter vor Ort und schafft somit eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz der Sportentwicklungsplanung. Zum anderen ist der kooperative Planungsprozess explizit auf die praktische Umsetzung angelegt: am Ende liegt ein konkreter Maßnahmenkatalog zur weiteren Sportentwicklung vor – mit festgelegten Verantwortlichkeiten, Zeit- und Finanzierungsrahmen sowie Indikatoren für eine erfolgreiche Umsetzung. • Integrierte Sportentwicklungsplanung bedeutet die Integration der Sportentwicklungsplanung mit Planungen in anderen Sektoren (z. B. Freizeit, Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung) und entspricht mit seiner Orientierung an einer Gesamtstrategie nachhaltiger Entwicklung, einer intersektoralen Ausrichtung, einer umfassenden Bürgerbeteiligung und einem intensiven Austausch von Bürgervereinigungen, Entscheidungsträgern und Experten. Die neue Form der Sportentwicklungsplanung eröffnet somit neue Chancen. Der Sport selbst wird durch die Integrierte Sportentwicklungsplanung sowohl für den Sport als auch für die Gesundheitsförderung anschlussfähig für andere Fachdisziplinen und Politikressorts. Darüber wird eine engere Verzahnung von Sport- und Stadtentwicklung möglich. Durch die verschiedenen Möglichkeiten der Öffnung der Beteiligungsprozesse werden neue Ressourcen für den Sport und durch den Sport erschlossen. Gerade in dieser Hinsicht ist die Integrierte Sportentwicklungsplanung mit zugleich ein wichtiger Ansatz der Gesundheitsförderung, da er die Kontrolle der Menschen über die „Bewegungsverhältnisse“ erhöht und damit zugleich mehr gesundheitsförderliche Bewegungsmöglichkeiten schafft. Alfred Rütten und Jana Ziemainz Literatur: Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) (2000). Leitfaden für die Sportentwicklungsplanung. Schorndorf: Hofmann-Verlag. Rütten, A., Schröder, J. & Ziemainz, H. (2003). Handbuch der kommunalen Sportentwicklungsplanung. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Rütten, A., Schröder, J. & Ziemainz, H. (2006). Sportstätten. In H. Haag & B. Strauss (Hrsg.) Themenfelder der Sportwissenschaft. Band VI (S. 361-376) Schorndorf: Hofmann. Rütten, A., Röger, U., Abu-Omar, K., Frahsa, A. (2008). Empowerment von Frauen in sozial benachteiligten Lebenslagen: Das BIG-Projekt. Gesundheitswesen 70: 742-747. WHO (1986) Ottawa Charter for Health Promotion. First International Conference on Health Promotion. Ottawa, 21.November 1986. WHO/HPR/ HEP/95.1. WHO (1998). Health promotion glossary. Geneva: WHO. WHO (2006). Physical activity and health in Europe. Evidence for Action. Copenhagen: WHO. Links » www.sportwissenschaft.de Gesellschaft | 47 Erfolgreiche Zwischennutzung von städtischen Freiräumen Eng umschlungen wogen sich die Paare rhythmisch zu dem leisen Hauch von Tangomusik. Dabei befanden sich die Tänzer nicht in den Straßen von Buenos Aires, sondern auf einer Brachfläche in Dresden-Pieschen. Drei Monate lang in diesem Sommer wurde die provisorische Holzbühne zwischen der schnell wachsenden Pflanzenwelt für kulturelle Aktivitäten genutzt. Angeboten wurden neben Tangoabenden und Yogastunden zahlreiche Kinderveranstaltungen. Durch eine Zwischennutzung einer Brachfläche in der Stadt ist ein neuer temporärer Treffpunkt entstanden. Eine temporäre Nutzung von Brachflächen und Baulücken trägt zur Interaktion und Integration der Stadtbewohner und ihrer Kinder in deren Stadtquartier bei. Zusätzlich werden soziale Kontakte geknüpft und Freundschaften entwickelt. Die Nutzungsdauer von Brachflächen und Baulücken in deutschen Städten beträgt im Durchschnitt zwischen drei Monaten und vier Jahren. Eine automatische Verlängerung der Nutzungszeit ist möglich. Eine aktive Aneignung von Brachflächen und Baulücken durch Bewohner und ihrer Kinder und die Möglichkeit zu einer befristeten Nutzungsfestsetzung wird nach § 9 und § 171 Baugesetzbuch erleichtert. Die Aufstellung eines Bebauungsplans wird für nicht kommerzielle Zwischennutzungen nicht benötigt. „Zwischennutzungen gewinnen dort an Bedeutung, wo mehr Flächen freigesetzt werden, als kurzfristig nachgenutzt werden können. In der Regel findet kein Wechsel des Eigentümers statt, es gibt kaum Nutzungskonkurrenz und das bestehende Planungsrecht bleibt erhalten. Aufgrund der Befristung bedingen Zwischennutzungen in der Regel nur geringe Investitionen“, formuliert die Mitinhaberin des Büros BPW baumgart+partner, Professorin Sabine Baumgart. Der Vorteil für den liegt auf der Hand: von Brachflächen und Unterhaltungskosten, 48 | Gesellschaft Grundstückseigentümer Eine Zwischennutzung Baulücken reduziert die die durch Vermüllung, Vandalismus oder Verwahrlosung entstehen, denn die Nutzer übernehmen die Verantwortung für die Pflegearbeiten. Die Einbeziehung der Brachfläche in die Stadtentwicklung erhöht den späteren Nutz- und Vermarktungswert. Es entwickeln sich Flächen, die flexibel benutzt werden können. Die Städte gewinnen an sozialer und ökologischer Lebensqualität und dabei wird eine neue anspruchsvolle Gestaltungsmöglichkeit für die Stadtquartiere in Bewegung gesetzt. Von experimenteller Architektur und Landschaftskunst bis hin zu kulturellen Workshops und Spiel- und Erlebnisräume ist alles umsetzbar. Wenn es in einem Stadtviertel an Freiräumen mangelt, erfüllen kurzlebige und flexible Zwischennutzungen eine erstrebte sozialräumliche Entwicklung. Ein freiheitliches Handeln wird im Alltag integriert. Temporäre grüne Erholungsflächen können als „Bremser“ für Stadtflucht, als „Anpassungsstrategie“ für die Folgen des Klimawandels, als Hoffnungsträger für Flächen, die man baulich nicht nutzen wird, fungieren. „Grün in der Stadt“ ist eine nachhaltige Entwicklung moderner ökologischer Stadterneuerung. Das Positive der schrumpfenden Städte in Deutschland ist der durch den Abriss von Wohnraum entstehende Lebensraum. Die alte Begründung, aus Platznot Spielplätze und öffentliche Freiräume so knapp wie möglich zu planen, ist endgültig passé. Bei den Schrumpfungsprozessen der Städte in Deutschland in Form von Rückbau, Abriss und Sanierung der Restbestände entstehen Freiflächen. Früher bezeichneten die Architekten und Stadtplanern diese Flächen als „weiße Flächen“. Früher galt es in der Praxis, diese „weiße Fläche“ zu bebauen. Freie, theoretische studentische Abschlussarbeiten bestanden darin, diese „weiße Flächen“ auszukundschaften, zu analysieren und mit einem stimmigen Bauentwurf die Professoren mitzureißen. Die restlichen Freiflächen liefen definitorisch unter den gesetzlich vorgeschriebenen Abstandsflächen. Stadtquartiere mit einer schwierigen Entwicklung können durch Umnutzung von Brachflächen in bürgergestaltete Flächen aufwertet werden und an Qualität gewinnen. „In der Übergangsphase von ‚nicht mehr‘ zu ‚noch nicht‘ erweist sich eine temporäre Nutzung als kluge Strategie in Transformationsprozessen. Zwischennutzungen von Abrissflächen bereiten den Standort, aber auch die Eigentümer und Bewohner auf die neue Situation vor, wenn eine nichtbauliche Nachnutzung die wahrscheinliche Entwicklungsperspektive ist. Gerade nach einem Abbruch ist ein neuer Aufbruch mit neuen Qualitäten möglich“, ist die Auffassung von Dr. Manfred Fuhrich vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Bonn. „City gardens“, „green city movement gardens“, „school gardens“ sind nur einige Begriffe für die bürgerliche Eroberung von städtischen Brachflächen und Baulücken in den Vereinigten Staaten. Während im Weißen Haus in Washington Michelle Obama zusammen mit Kindern letztes Jahr die ersten Gemüsebeete anpflanzte, sind die Kinder und Erwachsenen der Suburbs der Autostadt Detroit seit den siebziger Jahren mit der Kultivierung von Nutzgärten beschäftigt. Wo früher Einfamilienhäuser mit Garagen standen, wachsen jetzt Tomaten, Maiskolben, Äpfel und diverse Gemüsesorten. Von dem ehemals bewohnten, äußeren Ring von Detroit existieren nur noch die asphaltierten Straßen, die Lampen und die Gehwege. Jeder Zeit könnten die Parzellen wieder mit Häusern und Garagen bestückt werden. Auf diesen Freiflächen, die von der Stadt kostenlos den Bürgern und ihren Kindern zur Verfügung gestellt wurden, sind gepflegte Nutzgärten entstanden. Jedes Jahr werden Gerätschaften und Samen von Gärtnereien gespendet. Feststeht, dass, solange ein neuer Investor nicht mit Plänen für ein Shoppingzentrum kommt und keine neuen Häuser gebaut werden, die Bürger diese Flächen bewirtschaften dürfen. Die Kriminalität ist über die Jahre stetig zurückgegangen. Dort, wo früher an jedem Block und jede Nacht Schiessereien statt- Gesellschaft | 49 fanden, wo Drogenabhängige sich ihren letzten Schuss gegeben haben, und wo die Arbeitslosen ihre Kinder hungrig zu Bett gebracht haben, ist ein „community garden“ entstanden. Jeder hilft mit und die Früchte der Arbeit werden von jedem gegessen. Drogen- und Alkoholabhängige helfen in ihren lichten Momenten mit und für einige Stunden am Tag verjagen sie die Nagetiere oder gießen die Pflanzen. Anteilig erhalten auch sie Produkte aus der Ernte. Mit der fast vierzigjährigen Zwischennutzung ist ein wegweisendes Beteiligungsprojekt entstanden, das die Menschen jeden Tag aufs Neue mit Hoffnung erfüllt. „Community gardens“ in New York sind durch eine pragmatische Zwischennutzung in den letzten drei Jahren entstanden. Bedürftige Bürger und ihre Kinder bauen mitten in der Stadt Gemüse und Obst an und die Überschüsse werden an Suppenküchen weiter gegeben. Nachhaltige Nachbarschaftsnetzwerke und eine ökologische Stadtentwicklung sind weitere Resultate dieses bürgerlichen Engagements. Die grünen Stadtinseln führen zudem zu einer Aufwertung der Stadtteile und zu einer gesteigerten Nachfrage nach Wohnraum. In Deutschland werden die „Tafelgärten“ in Gardelegen, Klötze und Salzwedel von den fleißigen Händen der Arbeitslosengeld- II-Empfänger bewirtschaftet. Die Pflanzen stammen aus Spenden von Gartenbaubetrieben in Sachsen-Anhalt. Die unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen den „Stadtbauern“ und den Tafeln deckt die Nachfrage von Bedürftigen nach frischem Gemüse und Obst für ihre Kinder ab. Auch in Addis Abeba und in Buenos Aires tragen gärtnerische 50 | Gesellschaft Aneignungsinitiativen von Brachflächen und Baulücken zu einer Entwicklung stabiler öffentlicher Sozialräume bei. In Ludwigshafen haben sich die Bürger und ihre Kinder öffentliche Freiräume angeeignet. Ihre umgesetzten Ideen resultieren in kleinteiligen, durcheinander gewürfelten, grünen Oasen, die nichts mit dem vorherigen, leblosen Zustand gemeinsam haben. In Leipzig und Selb packen die Bürger mit Leidenschaft an und gestalten gemeinschaftlich „Bürgergärten“ mit Nutz- und Zierpflanzen. Die Innenhofgärten abgerissener Dessauer Wohnblöcke werden mit weiteren Anpflanzungen zu städtischen Freiräumen erweitert. Sowohl in Cottbus, Jena und BerlinMarzahn entstehen in Form von Aneignungsprojekten Schulgärten, bürgerliche Gärten, Mietergärten und Nachbarschaftsgärten. Die Grundstückseigentümer tauschen ihre Baulücken gegen eine aktive und regenerierende Nutzung ein. Jugendliche in Berlin-Prenzlauer Berg wandelten eine Brachfläche in acht Kiezgärten um. Eine Wiederbelebung des ehemaligen Schulgartens in Magdeburg wurde durch die Beteiligung von Kindern mit Behinderungen und deren Schuldirektor ermöglicht. Im Stadtteil Chemnitz-Sonnenberg haben sich die Kinder an der Neugestaltung des öffentlichen Freiraums beteiligt. Mit einem Blick auf die Problemsituationen vor Ort haben die Kinder nicht nur Flächen für sich, sondern sich zusätzliche Flächen für unterschiedliche Generationen gewünscht. In Bremen sind Spiel- und Bewegungsflächen für Kinder durch eine Umwandlung von Brachflächen in Wiesen gewonnen worden. Leise beobachten die Kinder mit ihren Lehrern einen Vogel beim Nestbau in „ihrem Wald“ – der Industriewald Rheinelbe in Gelsenkirchen Ückendorf. Ein außerschulischer Erlebnisraum für Kinder hat sich durch eine neue Funktionszuweisung der ehemaligen Brachfläche der Zeche Rheinelbe entwickelt. Es ist ein gelungenes Beispiel, wie Schulkinder spielerisch an Themen wie ökologische Zusammenhänge und Umweltschutz herangeführt werden. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen und die Forststation Rheinelbe in Gelsenkirchen haben eine praxisorientierte Lernmöglichkeit, die die Bewegungs- und Entdeckungsbedürfnisse der Kinder befriedigt, geschaffen. Der Wald ist für die Bevölkerung und deren Kinder geöffnet worden und wird entweder auf eigene Faust, bei geführten Spaziergängen oder im Rahmen des Schulunterrichts erkundet. Ein weiteres Beispiel für „city woodlands“ ist die urbane Mischwaldlandschaft für die Bewohner in Halle-Silberhöhe. Durch eine temporäre Zwischennutzung von Brachflächen mit einer großflächigen Aufforstung, einer Pflanzung einer Wildobstwiese, Kurzumtriebsplantagen mit Balsampappeln und der Aussaat einer Wildblumenwiese wurde ein Naherholungsgebiet für die angrenzenden Stadtquartiere geschaffen. Auf dem Internationalen Gartengelände am Funkturm in Gießen verwandelte sich ein altes amerikanisches Kasernengelände durch Bürger- und Kinderbeteiligung in ein Paradies. Auf einem Hektar Fläche zwischen Mehrfamilienhäusern beteiligen sich Bürger und ihre Kinder aus 20 Nationen. Die Kinder haben die Pflanzen selbst ausgesucht und die Verantwortung und Pflege übernommen. Diese Arbeit beinhaltet jeden Freitag einen kontinuierlichen Einsatz und alle anfallenden Arbeiten werden je nach jahreszeitlichem Rhythmus durchgeführt – vom Anbau der Nutzpflanzen bis zum Jäten und Bewässern, vom Einsäen bis zum Ernten und Einmachen. Diese demokratische Bürgerbewegung auf stadtplanerischer Ebene verläuft unaufhaltsam auch durch die deutschen Städte. Die Bereitschaft, sich an der Gestaltung der Wohnumwelt zu beteiligen, und die wahrgenommene Handlungsfreiheit, sich Brachflächen und Baulücken anzueignen, führen zu einzigartigen Stadträumen. Die Werte unserer Gesellschaft prägen die Planung unserer Städte – und umgekehrt prägt das Stadtbild unser gesellschaftliches Beisam- mensein. Bei der Freigabe von Brachflächen zur Umwandlung in einen öffentlichen Freiraum werden die schlummernden Potentiale der Wohnumwelt geweckt, eine gesellschaftliche Entwicklung in Gang gesetzt und der Beteiligungswunsch der Bewohner und ihrer Kinder erfüllt. Kinder, die in den Beteiligungsprozess einer stadtplanerischen Gestaltung ihrer Wohnwelt einbezogen werden, partizipieren an der Gesellschaft, identifizieren sich mit ihrem „Platz“ und ihrer Wohnumwelt. Stolz, dass ihre Vorschläge umgesetzt worden sind, übernehmen sie die Verantwortung für ihre Stadt. Denn sie haben auf spielerischen Wegen erfahren, wie sie sich aktiv und demokratisch in die Gesellschaft einbringen können. Kinder können sich beteiligen und sie sind auch bereit, später die bürgerliche Gesellschaft mitzugestalten. Ein erlerntes, lebendiges und tolerantes Miteinander verhindert eine soziale Ausgrenzung. Zudem erhält das städtische Gefüge durch diese Metamorphose eine nachhaltige, lebendige Sozialstruktur, in der alles realisierbar ist. Der Zwischennutzung von Brachflächen und Baulücken muss ein größerer Stellenwert bei der Planung von menschen- und kostenfreundlichen Städten eingeräumt werden. Eine Stadt und eine Gesellschaft können nicht durch Passivität entstehen. Die Stadtbewohner und ihre Kinder brauchen dringend Befürworter der Zwischennutzung von Brachflächen und Baulücken. Zukunftsorientierte Städte, aber auch mutige Privateigentümer müssen flexible, städtische Erfahrungsräume für alle Altersgruppen schaffen und neue Impulse und Akzente im Stadtraum herbeiführen. Ruth Esther Gilmore Die Autorin verfasst zurzeit bei Prof. Dr. Barbara Zibell an der Fakultät Architektur und Landschaft an der Leibniz Universität Hannover und bei Prof. Dr. Jens Dangschat an der TU Wien ihre Dissertation über Innovative Wege einer kinderfreundlichen Stadtplanung in deutschen Städten. Ruth Esther Gilmore Gesellschaft | 51 Marktmonitor Nehmen Sie Platz ! Produkte, mit denen eine Kommune ihre Feiräume aufmöbeln kann, werden immer vielfältiger. Je nach Konzept sind sie dezent mit edlen Werkstoffen wie Echtholz und Edelstahl oder quietschbunt aus Kunststoffen oder Kompositmaterialien. Immer im Blickpunkt ist die Nachhaltigkeit. Ludwig Keißner hat einige Ideen der Hersteller zusammengetragen. Tisch „mensa“ Wenn jemand so formvollendet zu Tisch bittet, kann man einfach nicht widerstehen. Der Tisch mensa im Format: 2200 x 900 x 760 mm ist aus Edelstahl mit Granitauflage gefertigt und bringt sogar seine eigene Spielfläche in Form eines Schachbretteinlegers mit. Das Oval als Grundelement der Serie gibt dem Tisch einen kommunikativen Charakter. Die Form ist perfekt abgestimmt auf die geschwungenen Bänke „placidus3“ und ebenfalls gewohnt perfekt in der Verarbeitung. Ein rundum schönes Ensemble, an dem man gerne Platz nimmt. » www.stilum.de Mehrgenerationenbank Die Vivanti Mehrgenerationenbank gewährt durch ihre ergonomisch geformte Rückenlehne, Armlehnen und Fußstütze mehr Komfort beim Sitzen und macht das Aufstehen einfacher. Durch die Möglichkeit, den eigenen Rollator in die vorgesehene Aussparung abzustellen, entsteht ein Sitzplatz mit Rückenstütze. Auch die hohe Ausführung ohne Rückenlehne macht etwas her. Halb stehend halb sitzend lädt sie zum Verweilen. Die Serie aus Stühlen und Bänken in verschiedenen Größen kombiniert unbehandeltes Hartholz mit FSC Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft und verzinktem pulverbeschichtetem Stahl in RAL 7021 Schwarzgrau. » www.velopa.de 52 | Marktmonitor HorseShoe Die HorseShoe Bänke sind eigensinnig. Die niedrigen Bänke sind aus abgerundeten Cumaro-Holzlatten (FSC-zertifiziert) konstruiert, die auf einem Gestell aus Edelstahl (Klasse 316) befestigt sind. Diese Materialkombination ist sehr edel und trotzt allen jahreszeitlichen Witterungseinflüssen. Die tiefbraune Holzfarbe zeigt verschiedene Nuancen. Durch die erhöhte Sitzfläche in der Form eines Hufeisens ergibt sich ein überraschend angenehmer Sitzkomfort. Auch mit integriertem Pflanzkübel und in breiter Ausführung für beidseitiges Sitzen erhältlich. » www.streetlife.nl Blikvanger Gutes Team: Holz und Stahl Geradliniges Design und schlichte Schönheit, das sind die äußeren Merkmale der Stadtmöbelserie Linares der Westeifelwerke, die das hauseigene Designteam für 2011 entwickelt hat. Ein Beispiel aus der umfangreichen Baureihe: die Hockerbank mit passendem Tisch. Die Sitzauflage bzw. die Tischplatte sowie die Seitenverkleidungen bestehen aus FSC-zertifiziertem Hartholz. Die seitlichen Stahlrahmen aus Winkelstahl sind als Schweißkonstruktion ausgeführt und pulverbeschichtet in WEW-graphit. Füße mit Bohrungen ermöglichen die ortsfesten Montage. » www.freiraumausstattung.de Der Blikvanger – Dosenfänger - aus rostfreiem Edelstahl mit Fangnetz appelliert an den menschlichen Spieltrieb und sorgt gleichzeitig für weniger Abfall im öffentlichen Freiraum. Man kann sogar im Vorüberfahren vom Fahrrad aus Dosen oder anderen Abfall auf sportliche Weise entsorgen. Und wenn etwas daneben geht, bleibt es zumindest ganz in der Nähe. Eine weitere gute Idee des niederländischen Herstellers und ein Blickfang zudem. » www.ijslander.com Marktmonitor | 53 Würfel „cubus“ und Kugel „globus“ Kubus und Kugel sind zwei perfekte Raumformen, die man einfach nicht verbessern kann. Es sei denn, man gibt ihnen einen zusätzlichen praktischen Nutzen. Als Inbegriff der Standfestigkeit oder als Symbol des wankelmütigen Glücks kennen wir den Würfel. Stilum interpretiert ihn neu. Ob einzeln oder in Gruppen, ob als Sitz- oder als Balancierobjekt – cubus im Format 400 x 400 x 400 mm ist sehr vielseitig. Das liegt schon in seiner geometrischen Natur. Seine Kollegin globus im Durchmesser von 500 mm gilt uns durch ihre Kugelgestalt als Symbol der Mobilität. An ihrer Form kann niemand anecken. Und da sie wie der cubus aus Recycling- oder EPDM-Kautschuk gefertigt ist, lässt sie sich auch bequem besitzen. Für beide Objekte ist optional ein Bodenanker erhältlich. » www.stilum.de Kommunikativ Spielwiese Stahlrohre und Drahtgitter bilden die Grundlage der flotten Sitzgruppe aus der Enano-Serie. Es gibt die Komponenten als Stehhilfe, als gerader Sitz und als Tisch mit Fußabstellring. Die Tischfläche ist mit Rilsan beschichtet. Durch die Sitzvarianten ermöglicht die Ena- Immer warm und trotzdem cool – das sind die Eigenschaften, mit denen die KWS-Stadtmöbel selbst im Winter punkten können. Der als Kunstfelsenspezialist bekannte Hersteller überträgt jetzt seinen Grundsatz, Kunststoffe kreativ einzusetzen und perfekt zu verarbei- no-Sitzgruppe entspanntes Stehen oder lockeres Sitzen in erhöhter Position mit der Möglichkeit, die Füße auf einem Ring abzustellen. Ein attraktiver Meeting-Point auf kleinster Fläche. Bodenkontakt hält die Serie durch Montage mit verlängerten Füßen zum Einbeto- ten auf eine neue Produktlinie. Ein frei modellier- und designbaren Grundkörper wird mittels Hotspray mit Polyurea, einem modifizierten Polyurethan, nahtlos und dauerhaft beschichtet. So entstehen enorm robuste und ansprechende Produkte. Der Slogan „Soft and nieren oder mit Bodenronden zum Verdübeln auf Fundamenten. » www.erlau.com hard for in and out“ umschreibt die Einsatzbreite dieser neuen Art kommunikativer Gestaltungselemente. » www.kws.at 54 | Marktmonitor Italienisches Design aus Österreich Gegründet wurde miramondo 1999 durch Wolfgang Hints und seine Frau Garmyn Hints Famira. Wolfgang Hints ist Industrie Designer und seine Frau hat Volkswirtschaft studiert. Design und Geschäftssinn - eine sehr praktische Verbindung für ein Unternehmen, das Stadtmöbel anbietet. Wolfgang Hints, geboren 1964 in Hannover, studierte Industriedesign in Essen und Florenz. Seit 1990 lebt er in Wien, wo er zunächst in verschiedenen Designbüros tätig war. Parallel dazu arbeitete er auch als Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden Künste Wien und später als Assistent an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Matteo Thun, Paolo Piva und Enzo Mari. Seit 1995 hat Wolfgang Hints sein eigenes Designbüro„thesevenhints“. Im Mittelpunkt: Gegenstände fürs Wohnen - neben Möbeln etwa Gläser und Stoffe. Für das Team ist das eigentliche Entwerfen nur ein Schritt in einem komplexen Prozess. Ihm sind die Dinge hinter den Dingen ebenso wichtig, beispielsweise die Form follows space – das ist ein Grundgedanke der miramondo Public Design GmbH, der auch bei dem neuen Sortiment Hot Spot im Mittelpunkt stand. Die Sitzelemente sehen aus wie Barhocker und ermöglichen ein hohes Sitzen oder ein im Stehen Anlehnen. Man befindet sich im Sitzen auf gleicher Augenhöhe mit den stehenden und gehenden Personen des Umfeldes. Das ist viel angenehmer und kommunikativer. FreeLounge hat sich angesehen, wer hinter dieser Idee steckt. Portrait | 55 produktionstechnischen Bedingungen oder die Firmengeschichte seines Auftraggebers. Das Designbüro hat für Firmen wie Koziol, Alessi, Grundmann, Alfi und Wittmann gearbeitet. Es besteht heute noch, arbeitet aber fast ausschließlich für miramondo. Im Bereich Design sind also alle Projekte mit „Bordmitteln“ lösbar. Warum miramondo? Wie kommt man eigentlich als Industrie Designer dazu, eine Firma wie miramondo zu gründen? Wolfgang Hints: „Bei der Arbeit als Industrie Designer habe ich es immer schade gefunden, das Produkt nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten aus den Händen geben zu müssen. Man hat keinen Einfluss mehr darauf, was mit ihm geschieht. Bei miramondo arbeiten wir an allen Details von den Rohstoffen bis zur Art der Verpackung, von der ersten Ideenskizze bis zum Marketingkonzept. Die Vielfalt der Themen und die Komplexität der Aufgabenstellungen sind super spannend.“ Möbel für den öffentlichen Raum sind einerseits Produkte, die kaum wahrgenommen werden. Andererseits sind sie immer wieder ein Grund für Emotionen, wenn sie fehlen, nicht richtig funktionieren, wieder einmal vandalisiert wurden oder ganz einfach nicht gefallen. Das mit dem gefallen ist dabei ein ganz eigenes Thema. Die Frage wird immer sein: Will ich polarisieren oder integrieren? Schließlich ist der öffentliche Raum ein Schmelztiegel, in dem verschiedenste Geschmäcker, Bedürfnisse, Prägungen, Kulturen etc. von Menschen aufeinander treffen und in einem urbanen Leben ineinander verschmelzen. Die Architektur und die Form eines Platzes sind nur die Partitur, das Leben ist die Musik. Manche Plätze sind so angelegt, dass sich Menschen schnell über sie hinweg bewegen – Knotenpunkte oder Kreuzungen auf den Wegen von A nach B. Parks und urbane Grünflächen sind Ruhezonen – Oasen, in denen die Zeit anders vergeht – time out von der Dynamik der Straßen und Plätze. Bei der Entwicklung der Möbel kann thesevenhints nicht von einer bestimmten Zielgruppe ausgehen. 100% pure product Wolfgang Hints , Garmyn Hints Famira Wolfgang Hints, geb. 1964 in Hannover, studierte Industriedesign in Essen und Florenz, gründete 1995 das Designbüro „thesevenhints“ und 1999 gemeinsam mit seiner Frau, miramondo. Die 1965 in Vorarlberg geborene Volkswirtin ist Geschäftsführerin des Unternehmens. 56 | Portrait Mit seinen Produkten möchte miramondo eine hochwertige, vielseitige und kostenbewusste Alternative bei der Einrichtung des öffentlichen Raums anbieten. Ein markantes, bewusst reduziertes Sortiment bestehend aus Produkten in schlichter, auf das Wesentliche reduzierter Form bildet den Kern der Design-Philosophie - 100% pure product. Selbstverständlich legt der Hersteller größten Wert auf die Qualität der Materialien und deren Verarbeitung. Durch eine schlanke Betriebsstruktur und einen direkten Vertrieb können die Produkte zu einem außergewöhnlich guten Preis angeboten werden. Miramondo verwendet Holz, Laminate, Stahl, Edelstahl und Faserbeton für seine Produkte – je nachdem welches Material oder welche Kombination die jeweiligen Anforderungen am besten erfüllt. Design und optimale Fertigungsweisen bestimmen ebenfalls, auf welches Material man setzt. Der Dreiklang aus Design, Material und Produktionsprozess macht die Qualitäten des Möbels aus. So ergibt sich eine große Langlebigkeit und Stabilität, bei gleichzeitig gutem Äußeren und hoher Wertigkeit. Nimmt man den Kostenfaktor hinzu, bestätigt sich der anfängliche Eindruck eines schlanken Unternehmens. Die Ergebnisse zeigen auch deutlich den Unterschied zwischen schlank und mager. Das miramondo Programm ist bewusst reduziert, erfüllt aber alle Anforderungen an die Vielfalt des urbanen Umfelds. „Die Formen des Lebens in einer Stadt sind in der Tat extrem vielfältig“, so der 46-jährige Firmeninhaber, „das sollte bei der Entwicklung von Möbeln für diesen Lebensraum berücksichtigt werden. Was spielt sich auf urbanen Plätzen ab und wie könnte ein Möbel für diese Plätze aussehen? Dabei kommt es nicht so sehr auf die Form im ästhetischen Sinn an. Sondern es geht vorab um Fragen wie z.B.: Wie viele Leute sind dort, wie bewegen sie sich, verweilt man und wenn ja wie lang usw. Das sind Fragen, die zur Bestimmung der Typologie eines Möbels wichtig sind. Braucht es eine Rückenlehne; ist es lang oder kurz; steht es allein oder in Gruppen; aus welchem Material besteht es? Auf diese Vielfalt an Fragen einzugehen, ist eines von vielen spannenden Themen für Miramondo.“ Ein Beispiel ist die bereits erwähnte Serie Hot Spot. Ein idealer Platz dafür wäre ein Schulhof. In den Pausen oder vor und nach dem Unterricht treffen sich die Schüler auf die Schnelle. Man tauscht sich kurz aus, verabredet sich für den Nachmittag und weiter geht’s. Das Meiste geschieht im Stehen. Niedrig auf einer Parkbank zu sitzen, würde nicht zur Dynamik des Ortes passen. thesevenhints hat daher zu den Elementen für hohes Sitzen oder ein im Stehen Anlehnen auch Tische entworfen, die die Idee eines Meeting Points unterstreichen. Um das Sortiment abzurunden gibt es natürlich auch niedrige Hocker und Tische und die Sitzflächen der Hocker lassen sich auch als einzelne Sitzflächen auf Mauern montieren. „Es ist leicht, etwas Schönes zu machen, das am Ende viel kostet. Schwieriger ist es, nach sehr eng gesetzten Preisvorgaben zu arbeiten. Ein schlanker Betrieb und intelligente Produkte sind dafür eine gute Basis.“ Wolfgang Hints, Inhaber miramondo Public Design GmbH, Bad Vöslau, Österreich Links » www.miramondo.com Portrait | 57 Langlebigkeit auch im Design Bei miramondo lässt man sich Zeit in der Produktentwicklung. Wenn ein neues Produkt in den Katalog aufgenommen wird, ist auch eine bestimmte Produktionsmenge festgelegt worden. Wichtig ist dabei der Systemgedanke. So werden in den einzelnen Produktserien Varianten in verschiedenen Farben, Dimensionen und Montagearten angeboten. Insofern gibt es schon eine gewisse Vielfalt. Individuelle Änderungswünsche können jedoch nicht berücksichtigt werden. Stattdessen ergibt sich für den Kunden ein klarer Preisvorteil. Definierte Mengen zu fertigen, macht eine optimierte Preisgestaltung erst möglich. Qualität zum besten Preis zu liefern, ist eines der Grundanliegen von miramondo. Dabei spielt auch der Gedanke der Nachhaltigkeit eine große Rolle. Der Kunde kann sicher sein, dass er auch nach vielen Jahren schnell und günstig Ersatzteile bekommt. Selbst wenn Konstruktion, Material und Verarbeitung auf Langlebigkeit ausgelegt sind, ist dieser Service ein Thema. Bereits beim Design wird daher berücksichtigt, dass einzelne Elemente nachträglich ausgetauscht werden können. Gerade bei Produkten für den öffentlichen Raum kommt es durch starke bestimmungsgemäße Beanspruchung und auch durch Vandalismus immer wieder einmal zu Schäden. Daher ist die kostengünstige und schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen von hoher Bedeutung. Und schließlich hat das Produktdesign eine Gültigkeit abseits schnelllebiger Trends. Fazit: Ein schlankes Unternehmen kann den Produkten und seinen Käufern durchaus gut tun. Ludwig Keißner 58 | Portrait Best Practice Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen besonders gelungene Beispiele Report | 59 Plätze und Straßen im Umfeld UN-Campus / WCCB Bonn Das Konzept zur Gestaltung der öffentlichen Räume entwickelt das Gebiet des ehemaligen Regierungsviertels Bonn zu einem hochwertigen Campus mit eigener Identität. Nach Außen soll eine wiedererkennbare „Adresse“ gebildet werden. Die verschiedenen baulichen Strukturen wie der ehemalige Plenarsaal des deutschen Bundestages, das ehemalige Bundeshaus als neuer Sitz des Sekretariats der Klimarahmenkonvention sowie der Neubau des WCCB werden durch eine prägnante Gestaltung des öffentlichen Raumes verbunden und in Wert gesetzt. Dabei baut die Neugestaltung auf den vorhandenen landschaftlichen, architektonischen und geschichtlichen Qualitäten des Ortes auf. Der Entwurf begreift das Umfeld des UN-Campus als eine Sequenz von Plätzen, Promenaden und Straßenräumen, die das ehemalige Regierungsviertel neu mit dem Rhein und der Bonner Museumsmeile vernetzen. Die vorhandene 3-reihige Heussallee wird durch die Neuordnung des Verkehrs zur großzügigen Flaniermeile und zum repräsentativen grünen Empfangsraum des UN-Campus‘. 60 | Best Practice Wettbewerb: 1. Preis: 2008 scape Landschaftsarchitekten, Düsseldorf (federführend) Lindschulte und Kloppe Ingenieure, Düsseldorf Burghardt Wand Lichtplanung, Hamburg Bauherr: Realisierung 1. BA: Stadt Bonn 2009 – 2010 Fläche Gesamtgebiet: Fläche 1. BA: 7,5 ha 2,5 ha Ausführende Firmen 1. BA: STRABAG AG, Forster Gartenbau, Bonn Design Stadtmöbel: scape Landschaftsarchitekten Lieferanten Stadtmöbel: LIF Freiraumobjekte, Meppen (Bänke, Buswartehallen); Thieme, Münster (Infostelen) Best Practice | 61 KONZEPT - PAUSE der Arnoldus Grundschule Gilching Der Pausenhof aus den 70er Jahren – ausschließlich eintönig grau gepflastert - sollte unter Berücksichtigung einer Mehrfachnutzung saniert und erweitert werden. Vormittags dient er nun als Pausenhof der Grundschüler, mittags/nachmittags steht er der Mittagsbetreuung zur Verfügung und ab 16 Uhr ist der Pausenhof öffentlicher Spielplatz. Das Konzept bestand zum einen in der Sanierung und Stärkung des Bestandes – Sicherheit schaffen, Unfallgefahren beseitigen, Aufwertung des Bestandes (Vegetation / Baumgürtel, Zugänge), sowie die Neugestaltung in Teilbereichen – Vielfältigkeit fördern. So genannte PAUSE-INSELN dienen den verschiedenen Bedürfnissen der Kinder - Ruhe-Insel, Aussichts-Insel, Spiel-Insel, Info-Wald-Insel. Dabei spielt die Einteilung der Fläche in Ruhe-, Spiel-, und Bewegungsräume eine große Rolle um Konflikte zu vermeiden. Frisch grüne Gleditschien (Gleditsia triacanthos ‚Inermis‘) sorgen für lichte Schattenplätze. Gerade das neu angelegte Minispielfeld erfreut sich größter Beliebtheit. Es kann multifunktional genutzt werden. Fußball, Basketball, Volleyball, Hockey, Bewegungskünste sogar für den Schulsport ist es einsetzbar. Die schall-absorbierende Einfriedung beugt Konflikten mit dem umliegenden Wohnumfeld vor. 62 | Best Practice Gesamtfläche: 5.000 m² Planung und Bau: 2008-2010 Bausumme: 380.000 Euro brutto Planung: FREIRAUM PLAN landschaftsarchitektur Hersteller Multifunktionsspielfeld: Proludic GmbH Ausführung Landschaftsbau: Die Gartenzwerge Garten&Landschaftsbau GmbH Best Practice | 63 Bodengestaltung Sieg Carré, Siegen Mit dem modernen Geschäfts- und Dienstleistungszentrum aus Glas und Stahl entstand ein neuer Anziehungspunkt in der City im südwestfälischen Siegen, das dem Besucher bereits vom Bahnhofsvorplatz aus ins Auge fällt. Passend zur Architektur des Sieg Carré wurde ein optisch ansprechendes Pflaster gesucht, das nicht nur den Außenbereich in Szene setzt, sondern auch belastbar und leicht zu reinigen ist. Es kamen drei Steinstärken zum Einsatz: Im reinen Fußgängerbereich reichte die normale Pflasterdicke von 8 cm vollkommen aus, während auf den befahrenen Arealen die 12 cm dicke Version für Stabilität und Sicherheit sorgt. Zusätzlichen Schutz vor dem Verschieben der Steine bieten rund um das Pflaster verdeckt angeordnete Verbundnocken, die bei der Verlegung kraftschlüssig ineinander greifen und damit einen stabilen Flächenverbund gewährleisten. Ein Verschieben der Steine durch die Rangiermanöver der Lieferfahrzeuge ist somit nahezu ausgeschlossen. Darüber hinaus sorgen die Nocken für einen gleichmäßigen Fugenverlauf. 64 | Best Practice Objekt: Sieg Carré, Siegen Bauherr: Sparkasse Siegen Morleystraße, 57080 Siegen Planung: Thomas Laufenburg Torwiesenweg, 57234 Wilnsdorf Ausführung: Firma Otto Quast GmbH & Co. KG 57076 Siegen Material: MultiTec 20/20 cm, 40/20 cm, 60/40 cm Stärken: 8, 10 und 12 cm Farbe: Granit, geschliffen und gestrahlt Lieferant: KANN GmbH Baustoffwerke 56170 Bendorf Best Practice | 65 66 | Spielraum Kinderfreundliche Stadtgestaltung Lernen von der Praxis für die Praxis – das war die Idee einer sehr gut besuchten Tagung in Berlin, zu der das Deutsche Kinderhilfswerk eingeladen hatte. Kinder wissen wie ihre Stadt aussehen müsste, damit sie dort besser leben könnten. Mit unterschiedlichen Anregungen und Möglichkeiten für Spiel und Bewegung sowie sicheren Verkehrswegen. Nur werden sie selten gefragt. Vielleicht dürfen sie bei der Planung eines Spielplatzes mitwirken, wenn sie das Glück haben, dass in ihrem Viertel überhaupt ein Spielplatz erneuert wird. Mehr passiert selten. Dass die Zusammenarbeit mit Kindern auch ganz anders aussehen kann, hat die Tagung „Kinderfreundliche Stadtplanung“ im Roten Rathaus in Berlin im Oktober eindrucksvoll gezeigt. Drei Jahre lang hat das Deutsche Kinderhilfswerk Kommunen begleitet, die ihre Stadt stärker an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen ausrichten. Das Ziel des vom Bundesjugendministerium geförderten Programms bestand darin, Kommunen dabei zu unterstützen, städtebauliche Strukturen zu erhalten und zu schaffen, in denen Spielen möglich ist, die zum Gestalten und Erleben einladen sowie Gefahrlosigkeit und Zugänglichkeit gewährleisten. Zwölf Modellkommunen konnten nun in Berlin ihre Erfahrungen und Ergebnisse vorstellen. Immer waren Kinder und Jugendliche sehr direkt in die Planung und Realisation der Maßnahmen eingebunden. „Städte, Gemeinden und Landkreise werden umso zukunftstauglicher sein, je besser es ihnen gelingt, Kindern und Jugendlichen beste Start- und Entwicklungschancen zu bieten.“ Dr. Heide-Rose Brückner, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerks Viele gute Ideen und messbare Erfolge Spielleitplanung ist eines der zentralen Instrumente der beteiligten Kommunen, um gemeinsam mit allen Akteuren in der Stadt die Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern. Die Vorgehensweise ist strukturiert und mittlerweile schon bewährt: Kinder werden befragt, der Bedarf analysiert, Landkarten mit wichtigen Wegen und Spielorten erstellt, Verbesserungsvorschläge gesammelt und in einen Maßnahmenplan übersetzt. Die individuelle Situation vor Ort und die jeweilige Zielsetzung führt dann aber selbstverständlich zu unterschiedlichen Schwerpunkten in der Umsetzung. Ein zentrales Anliegen ist die Schaffung unterschiedlicher Spielräume, darunter Spiel- oder Bolzplätze, naturnahe Spielplätze oder auch Freiflächen mit Wiesen und Bäumen, auf denen Kinder mit und von der Natur lernen und spielen können. Es wird großer Wert auf eine gute Vernetzung dieser Spielorte durch sichere Verkehrswege gelegt, damit Kinder ihre Ziele gut erreichen können. Viele einzelne Schritte auf dem Weg zu einer kinderfreundlichen Stadt wurden in den Modellkommunen so absolviert. Vom „Verschlechterungsverbot“ bis hin zum Generationenvertrag Soweit lassen sich die Ergebnisse der Kommunen zusammenfassen. Verschiedene gute Ideen fielen ergänzend dazu auf: So gibt es in Dortmund ein sogenanntes „Verschlechterungsverbot“. Alle Planungsvorhaben in der Stadt werden darauf geprüft, ob sich für Kinder und Jugendliche daraus Nachteile ergeben könnten. So etwas kennt man vielleicht im Naturschutz von der Bewahrung von Lebensräumen für Feldhamster. Über die Interessen von Kindern und Jugendlichen wird so bislang sehr selten nachgedacht. Spielraum | 67 Fachtag - World Cafe Tischdecken Fachtag - Ankommen Um vor Ort die Möglichkeiten und den Raum für Gespräche mit Kindern und Anwohnern zu führen, hat die Stadt Rietberg gemeinsam mit Jugendlichen ein Planungsmobil ausgestattet. Das Mobil bietet logistische Unterstützung in der Phase der Kommunikation. Interessant ist auch eine Idee aus Karlsruhe: Dort wurde die Spielleitplanung als Pilotprojekt in das BundLänder-Programm Soziale Stadt eingebettet. So standen erheblich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Bei den Werkstattgesprächen in der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow hat sich herauskristallisiert, wie nah die Wünsche und Vorstellungen von Jung und Alt beieinander lagen. Es wurde ein Generationenvertrag erarbeitet, der jetzt bei allen weiteren Schritten berücksichtigt wird. Oft ein Gewinn für ältere Menschen Vielfach war auf der Tagung zu hören, dass eine kinderfreundliche Gemeinde immer zugleich auch seniorenfreundlich ist. Das leuchtet ein: Sichere Verkehrswege mit mehr Beleuchtung und Überwegen oder Plätze im Zentrum mit einer hohen Aufenthaltsqualität machen eine Stadt für alle Menschen, aber besonders auch für Senioren lebenswerter. 68 | Spielraum Ein Forum für den Austausch Neben der Darstellung der Projekte, die in den Modellkommunen realisiert wurden, lag ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung auf dem Erfahrungsaustausch, dem Gespräch über die Erfolgsfaktoren auf der einen und die Stolpersteine auf der anderen Seite. Viele positive Effekte wirken langfristig in die Entwicklung von Quartieren oder Kommunen. Die Beispiele zeigen, dass man von einem sehr effektiven Mitteleinsatz sprechen kann. Weil die Maßnahmen tatsächlich auf den Bedarf abgestimmt sind, lassen sich Fehlinvestitionen vermeiden. Durch die Beteiligung verändert sich die Haltung der Kinder und Jugendlichen gegenüber ihrer Stadt und dem Wert der Freiraumgestaltung, denn es entwickelt sich Verantwortung. Und wie bereits am Beispiel von BlankenfeldeMahlow angesprochen ist kinderfreundliche „Es muss das Ziel sein, die Verdichtung der Erfahrungen und den interkommunalen Dialog weiterzuführen, um kinderfreundliche Stadtgestaltung fest zu etablieren. Deshalb möchten wir eine Plattform für einen kontinuierlichen Austausch ins Leben rufen.“ Peter Apel, Planungsbüro Stadtkinder und Mitglied im Planungsteam der Tagung Stadtgestaltung letztendlich eine menschenfreundliche Stadtgestaltung, von der weit mehr Bevölkerungsgruppen profitieren als „nur“ Kinder und Jugendliche. Das sind ganz wesentliche Punkte. „Stadtentwicklung und Fragen zur Gestaltung öffentlicher Räume kann nur zu Gunsten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig etabliert werden, wenn es gelingt verbindliche Qualitäten fachlich und politisch zu verankern.“ Dirk Schelhorn, Landschaftsarchitekt und Mitglied im Planungsteam der Tagung Stolpersteine Es hat sich gezeigt, dass verschiedene Schwierigkeiten bei der Etablierung einer kinderfreundlichen Stadtgestaltung in der momentanen Phase „typisch“ sind. Um mit solchen Prozessen in einer Stadt beginnen zu können, braucht man einen „Motor“, der sich mit aller Kraft für eine kinderfreundliche Stadtgestaltung stark macht. Das Konzept steht und fällt mit engagierten Personen, die sich dafür einsetzen und die Organisation in die Hand nehmen. Je höher in der Hierarchie desto besser. Ist der politische Wille nicht da, wird auch nichts passieren. Schwierigkeiten bereitet vielfach auch die notwendige Verzahnung innerhalb der Stadtverwaltung. Zum Beispiel kann es notwendig sein, dass Maßnahmen des Hochwasserschutzes, zum Beispiel der Rückbau von Uferbegradigungen, mit der Schaffung neuer Spielorte an Bächen synchronisiert werden muss. Dass die Verkehrsplanung mit ins Boot genommen werden muss, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber innerhalb der Verwaltung nicht immer ohne Reibungsverluste zu bewerkstelligen. Kein Fazit, sondern ein Auftakt Dieser erste, breit angelegte Erfahrungsaustausch im Bereich der kinderfreundlichen Stadtgestaltung war eine Standortbestimmung: Was ist heute bereits möglich, welche Ziele müssen ins Auge gefasst werden und wie kann man von den Erfahrungen anderer lernen? Eine interessante Diskussion hat in Berlin begonnen. Dirk Schelhorn und Peter Apel, die mit dem Kinderhilfswerk die Veranstaltung organisiert haben, plädieren ganz klar dafür, dass diese Veranstaltung nicht als Fazit oder Eintagsfliege betrachtet werden darf. Vielmehr gilt es aus ihrer Sicht eine Plattform für alle Aspekte rund um dieses Thema zu schaffen, das nach und nach auch stärker in den Fokus der Stadtentwickler rückt. Dr. Anke Münster Freiräume für Kinder und Jugendliche. Gutachten im Rahmen des Nationalen Aktionsplanes „Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 - 2010“ Mit welchen Instrumenten können Städte und Gemeinden kinder- und jugendgerechte Freiräume schaffen? Anhand ausgewählter Beispiele gibt die neue Publikation Werkstatt: Praxis Heft 70 interessante Anregungen, wie sich Städte oft mit überschaubarem Aufwand für Kinder und Jugendliche zum Positiven verändern können. Die Empfehlungen richten sich an Stadtplaner und Freiraumgestalter. Doch die Entwicklung kinder- und jugendgerechter Städte ist nicht allein von der Stadt- und Freiraumplanung abhängig. Es wird deutlich, dass dies eine Gemeinschaftsaufgabe, die viele Akteure von Jugend- und Sportämtern angefangen bis hin zur Verkehrsplanung an einen Tisch bringen muss. Die Publikation ist ein Gutachten, das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Auftrag gegeben worden wurde. Die Bearbeitung erfolgte durch Peter Apel, Dagmar Brüggemann, Dirk Schelhorn, Anja Röding und Jacqueline Modes, wissenschaftlich begleitet durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Kostenfrei zu beziehen bei: [email protected], Stichwort: Werkstatt: Praxis 70 sowie im Download unter: http://www.bbsr.bund.de Spielraum | 69 Wiesbaden macht Zukunft Finanzen – kaum Spielraum? Die letzte Umfrage des BFG – Bundesverband für Freiraum-Gestaltung – hat gezeigt, dass fast ein Drittel der befragten Kommunen 2010 keinen einzigen Euro in den Austausch und die Erneuerung von Spielgeräten oder in die Neugestaltung von Spielplätzen investieren konnte. So verlieren die vorhandenen Spielplätze ihren Spielwert und damit auch den Wert, den sie als lebendiger Treffpunkt in einem Stadtteil bieten. Zudem haben sich auch die Anforderungen an Spiel„Der Spielplatz Schulberg wird einzigartig“ plätze in den letzten JahrRita Thies, Umwelt- und Kulturdezernentin der Stadt Wiesbaden zehnten geändert. Ein SaScha-Platz mit Sandkasten und Schaukel erfreut nur eine kleine Gruppe der Jüngsten. Heute braucht es weit mehr, um Kinder und Jugendliche nach draußen zum Spielen zu bewegen. Und Spielen ist anerkannt ein wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Glücklicherweise gibt es auch Kommunen, die mit einem guten Konzept, einer längerfristig angelegten Planung und vernünftigen Etats den Spielraum in den Städten zumindest erhalten oder sogar verbessern. Ein hervorragendes Beispiel ist die Landeshauptstadt Wiesbaden. Hier hat sich die Dezernentin für Kultur, Umwelt, Grünflächen, Forst und Hochbau Rita Thies zum Ziel gesetzt, dass alte, aber stark frequentierte Spielplätze im Innenstadtbereich neu gestaltet werden. Aufgrund dieser politischen Vorgabe wurden bereits einige Spielbereiche neu- oder umgestaltet wie z.B. der Spielbereich 70 | Spielraum an der Leichtweißhöhle oder die Spielplätze im Schlosspark Biebrich und in der Parkanlage Warmer Damm. Weitere Umbauten sind bereits in der Planung und warten auf ihre Umsetzung. Dazu zählen unter anderem die Umgestaltung des zentralen und stark frequentierten Spielbereiches am Kranzplatz oder die Neugestaltung des Spielplatzes an der Hofwiese zu einem Ort für alle Generationen. Vom Wunsch zur Wirklichkeit Die ganze Arbeit beruht auf einem ambitionierten und tragfähigen Spielraumkonzept. Grundgedanke war es, hinzuschauen und zu fragen: Was wird gebraucht und wo? Welche Nutzergruppen gibt es? Was ist mit der Nachhaltigkeit, was mit dem Erhaltenswerten im Umfeld? Wie binde ich die Bürger ein? Wie sehen die Koordination der Akteure und der Ausgleich ihrer unterschiedlichen Interessen aus? Wie gestalte ich die Finanzierung? Viele Aufgaben, die im Vorfeld der Planung gestellt und beantwortet werden müssen. Manchem wird die Vorgehensweise mit Einbeziehung auch externer Fachleute etwas umständlich und kostenträchtig erscheinen. Im Ergebnis zeigt sie sich als ein gutes Beispiel, wie man späteren Problemen und Unzufriedenheiten gleich im Ansatz vorbeugen kann. Es ist eben besser, etwas gleich richtig zu machen, als später zu begründen, weshalb man es falsch gemacht hat. Erst die Erkenntnisse, die aus den Antworten gezogen werden konnten, ergaben die Grundlagen für weiteres Handeln. Einzig, nicht artig Einzigartig: der Spielplatz auf dem Schulberg. Hier wird der Neubau mit Abriss- und Erdarbeiten vorbereitet. Rita Thies hatte einen offenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb für Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit mit Künstlern ausgeschrieben. Gegenstand des Wettbewerbes war die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für die Neugestaltung eines künstlerisch gestalteten Spielplatzes unter dem Thema „Weltkulturen“ einschließlich des historisch geprägten Umfeldes. Der Aufgabenschwerpunkt lag in der Ausarbeitung einer innovativen Entwurfsidee für den Kinderspielplatz mit dem Hauptaugenmerk auf einer künstlerischen Gestaltung. Dabei waren die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sowie die Aufenthaltsbedürfnisse von Erwachsenen einzubeziehen. In einem Ideenteil sollte ein Gestaltungskonzept für das Umfeld des Spielplatzes ausgearbeitet werden. Das Wettbewerbsmanagement lag in den Händen des renommierten Büros scheuvens + wachten aus Berlin. Seine Aufgaben umfassten die Koordination des Wettbewerbsverfahrens, Abstimmung mit der Architektenkammer, Vorprüfung der Wettbewerbsarbeiten, Koordination weiterer Vorprüfer sowie Organisation und Begleitung des Preisgerichts. Hier ist Kunst im Spiel Das Preisgericht vergab insgesamt 5 Preise. Es wählte in seiner Sitzung am 1. Juli 2009 unter 26 eingereichten Arbeiten den Entwurf des Büros Annabau aus Berlin zur Realisierung aus. Das Preisgericht wertete positiv, dass der Entwurf sich durch eine unverwechselbare Großstruktur auszeichnet, die durch ihre städtebaulich räumliche Qualität wie auch durch die hohe Spielqualität überzeugt. Das interaktive Konzept des Loops würde nicht nur für das unmittelbare Umfeld eine Attraktion darstellen, sondern auch für einen umfassenderen Stadtbereich anziehend wirken. Das Konzept überzeugte das Preisgericht durch seine hohe Nutzungsqualität sowie seinen künstlerischkulturellen Anspruch. Jetzt lässt Rita Thies den Siegerentwurf durch das Amt für Grünflächen, Landwirtschaft und Forsten realisieren. „Es entsteht eine am höchsten Punkt drei Meter hohe Spielskulptur, ein Loop, der den Platz großzügig umspannen wird. Er wird aus Stahl und Kletternetzen bestehen, in die unter anderem Trampoline, Seillianen, eine Reifenschaukel, ein Seiltunnel und eine Rutschmembran eingebunden sind. Im Inneren der Spielskulptur wird eine modellierte Spiellandschaft realisiert. Sie besteht aus Hügeln unterschiedlicher Größe, die von Sand umgeben sind“, erläutert Thies. „Die Besucherinnen und Besucher der Spiellandschaft können die Spielhügel durch Anund Überbauen verändern oder sich beim Hinüberklettern und Rennen austoben. Pünktlich zur nächsten Freiluftsaison sollen Skulptur und Spiellandschaft für die Eroberung durch Kinder und Jugendliche bereitstehen. Die umgebende Parklandschaft wird ebenfalls überarbeitet, um diese Idylle inmitten der Stadt wieder zu einem attraktiven Aufenthaltsort zu machen. Im Frühjahr wollen wir dann auch das Römertor sanieren, um Wiesbadener und Touristen über das Denkmal zu einem der attraktivsten verborgenen Plätze unserer Stadt zu führen. Neben Spiel und Erholung verspricht ab dem nächsten Jahr zusätzlich ein um eine große Ausstellungshalle erweitertes Kunsthaus mit attraktiven Ausstellungen und der Artothek interessante Entdeckungen“, so die Dezernentin. Vom historischen Römertor (oben) führt der Weg hinauf auf den Schulberg, wo der neue Spielplatz entstehen soll. Ludwig Keißner Spielraum | 71 Beispiel Valladoloid, Spanien: Richter Spielgeräte erhielt den Auftrag für einen Spielplatz mit künstlich angelegtem See, Hängebrücke und Seilfähre. Exportschlager Spielplatz Ob faszinierend große Spielanlagen auf beachteten neuen Freiräumen oder kleine, aber feine designorientierte Spielplätze: immer häufiger sieht man im Ausland Spielplätze „made in Germany“. „Viele tolle Spielplätze werden im Moment von deutschen Firmen gebaut.“ Eigentlich war das in dem Gespräch mit einem Landschaftsplaner aus der Schweiz nur ein kleiner Nebensatz, aber er ist hängengeblieben. Vor allem weil uns das bei unserer Arbeit an dem Heft „Blick über die Grenzen“ auch schon aufgefallen war. Ein Zufall? Wir haben einige deutsche Spielplatzhersteller angesprochen und nach dem Auslandsgeschäft gefragt. Denn wir möchten wissen, ob der Eindruck stimmt, dass die Qualität und der Spielwert europa- und weltweit immer höher geschätzt werden. Große Spielareale Die in Frasdorf ansässige Richter Spielgeräte GmbH hat einige international sehr beachtete, fantasieanregende Spielareale ausgestattet, darunter die Spielplätze auf der Promenade „Salon de Pinos“ in Madrid, die durch die Verlegung der Ringautobahn in Tunnel angelegt werden konnte. Julian Richter jun. sieht in solchen Projekten einen besonderen Reiz: „Wir haben in Madrid, aber auch in New York und in England Spielplätze in einer Größe gebaut, die man so zur Zeit in Deutschland nicht planen kann. Wir freuen uns über diese Möglichkeit, aber finden das zugleich schade. So etwas würden wir auch sehr gerne in Deutschland realisieren, denn man kann auf solchen Arealen Spielanlagen mit einem ganz besonderen Spielwert schaffen.“ Ein kleiner Wermutstropfen, doch für das Unternehmen entwickeln solche internationalen Projekte einen Leuchtturm- 72 | Spielraum charakter, der die Nachfrage in dem jeweiligen Land messbar steigen lässt. Richter exportiert besonders stark in die Beneluxländer, Spanien und England. Das britische Finanzierungsmodell über einen fest definierten Gewinnanteil bei der staatlichen Lotterie war ein Motor für eine sehr positive Entwicklung der Spielplätze dort, die auch für Richter spürbar war. Neben diesen starken Märkten hat das Unternehmen mittlerweile Projekte in nahezu allen europäischen Ländern realisiert. Auch Amerika beginnt, sich zu einem Markt zu entwickeln. Insgesamt gesehen liegt der Exportanteil bei der Richter Spielgeräte GmbH bei 60 Prozent, Tendenz steigend. Über die Nachbarländer hinaus Bei Kinderland Emsland Spielgeräte zeigt sich momentan deutlich, dass die Nachfrage aus dem Ausland steigt und sich gleichzeitig die Märkte erweitern. Während zuvor der Export vor allem in direkte Nachbarländer erfolgte, gibt es heute bereits Geschäftsbeziehungen zu Partnern in Ländern wie Israel und sogar Singapur sowie Südkorea. Teils sind es spezielle Segmente, die das besondere Interesse finden. Nach Israel liefert Kinderland Emsland Spielgeräte zum Beispiel besonders viele Geräte für Menschen mit Behinderung. Deutlich intensiviert hat sich auch der Export in osteuropäische Staaten, wenn zum Beispiel eine hochwertige Ausstattung bestimmter Wohnareale geplant wird. Ein wichtiges Geschäftsfeld ist bei Kinderland Emsland Spielgeräte zudem die Ausstattung internationaler Freizeitparks: „Wir erleben ganz stark einen Trend, dass für Freizeitparks Sonderanfertigungen in einer exklusiven Qualität gewünscht werden. Auch in Ländern, die traditionell stark auf Geräte aus Kunststoff fokussiert waren, wird das Interesse an Holzspielgeräten und einzelnen Bereichen mit einer naturnahen Gestaltung erkennbar.“ Geschäftsführer Mario Hampel sieht sich dabei im Kontakt mit Parkbetreibern aus Ländern, die starke Sonneneinstrahlung haben, nicht selten mit Bedenken gegen das Material Holz konfrontiert. „Riesige Erfahrungswerte gibt es tatsächlich noch nicht. Wir können aber mit der besonderen Qualität von Robinienholz und speziellen Techniken in der Verarbeitung argumentieren, die für Langlebigkeit sorgen.“ Der Norden ist bei den Exportländern deshalb jedoch stärker vertreten als der Süden. Auch bei Kinderland Emsland Spielgeräte steigt die Exportquote. Im Moment macht das Auslandsgeschäft rund 30 Prozent aus. Bei Kinderland Emsland Spielgeräte steigt die Nachfrage aus dem Ausland, sowohl bei Spielplätzen als auch bei Freizeitparks. Spielraum | 73 Attraktive Materialkombination Nicht nur Holzspielgeräte aus Deutschland werden immer stärker nachgefragt. Besonders exportorientiert zeigt sich auch das Unternehmen stilum, das Spielgeräte in der Materialkombination Edelstahl und Gummi anbietet. Gerade darin sieht Geschäftsführer Mike Arnold einen zentralen Grund für den Exporterfolg. Rund 75 Prozent der Aufträge stammen aus den 18 europäischen Distributionen. Von Beginn an konnte stilum über das Vertriebsnetz des Schwesterunternehmens Conradi+ Kaiser international agieren. Ausschlaggebend war dabei das Produktportfolio: „Stahlspielgeräte in Serie, mit einer durchgängigen Designaussage waren damals und sind auch heute noch in einem derart umfangreichen Sortiment selten, so dass die Partner im Ausland unsere Spielgeräte und Stadtmöblierung gerne als Ergänzung ihres bestehenden Angebots aufgenommen haben“, erklärt Mike Arnold. Neben dem Design überzeugt die Langlebigkeit der durch die form- und farbenfrohen Gummielemente freundlich gestalteten Spielgeräte. Sie eignen sich auch für Spielplätze oder Spielpunkte in Lagen am Meer oder in vandalismusanfälligen Bereichen in Ballungszentren. Eine langjährig erfolgreiche Zusammenarbeit gibt es zum Beispiel mit Boer in den Niederlanden, Fuchs in der Schweiz oder Holzhof in Italien. Ganz am Anfang steht dagegen die Kooperation mit Distributoren in Japan und Libyen. Um weitere Impulse für die Entwicklung von stilum zu setzen, wird es schon in Januar eine Vielzahl neuer Designelemente geben, die das stilum-Programm vervollständigen. 74 | Spielraum Kukuk engagiert sich über den Verein Kukukkultur für den Bau von Spielplätzen in Krisenregionen. Hans Georg Kellner baut viele seiner Spielskulpturen im Ausland, zum Beispiel „Treibholz“ am Ufer des Lago Maggiore. Sonderanfertigungen für spezielle Orte Auch wenn es um Spielskulpturen geht, sind die Ideen deutscher Spielplatzbauer gefragt. Hersteller wie Kukuk aus Stuttgart oder auch Kellner Spiel aus Tabarz sind in den letzten Jahren durch sehr individuelle Spielplätze aufgefallen. Ein Beispiel dafür ist die im Sommer installierte Spielskulptur „Treibholz“, die Hans-Georg Kellner für den Außenbereich des von dem Architektenbüro Moro & Moro gebauten Bäderzentrums „Lido Locarno“ gebaut hat. Auch Kukuk arbeitet viel in der Schweiz, besonders schön ist zum Beispiel der Spielraum in Maloja. Darüber hinaus setzen sich Bernhard Hanel, Robin Wagner und Thomas Weber über den Verein Kukukkultur für eine ganz andere Art von „Export“ ein: Seit acht Jahren realisiert der Verein in Krisengebieten wie Libanon oder Temeswar mit deutschen und einheimischen Kindern Spielräume, um Kindern im Alltag dort ein Stück Unbeschwertheit zu geben. Dr. Anke Münster Spielraum | 75 76 | Stadt & Kunst Platz nehmen „Sie können noch ein Momentchen Platz nehmen.“ Diesen Hinweis kennt man von Arztbesuchen, wobei der Begriff Momentchen als sehr dehnbar erlebt wird. Platz nehmen kann man auch als Zeichen des zivilen Ungehorsams im Rahmen einer Sitzblockade. Oder eben bei einer durchaus erwünschten Eroberung des öffentlichen Raums. FreeLounge hat ein Beispiel dafür in Frankfurt entdeckt. Playing the City 2 „Plötzlich bist Du mittendrin – 23 Kunstaktionen in 20 Tagen“. Das war das Motto eines Ausstellungsprojekts in Frankfurt, in dessen Zentrum die kontrovers geführten Diskussionen über den öffentlichen Raum und den „participatory turn“ innerhalb der zeitgenössischen Kunst standen. Die teils eigens für das Projekt konzipierten kollaborativen und partizipatorischen Arbeiten bildeten das Programm. So erschloss Playing the City 2 den öffentlichen Raum als einen kollektiven, freien und gestaltbaren Raum. Das Projekt stellte Fragen nach seinen Grenzen und nach der Einbezogenheit seiner Bewohner. Die ortsspezifischen Aktionen bewegten sich in einem zeitlich limitierten Rahmen, in dem sie hergestellt und erfahren werden konnten. Bereits mit dem Projekt Playing the City im Vorjahr konnte die SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, eines der renommiertesten Ausstellungshäuser Deutschlands, einen Erfolg verzeichnen. Vom 8. bis 26. September 2010 folgte Playing the City 2 mit einer großen Bandbreite künstlerischer Aktivitäten im öffentlichen Raum. Täglich neue Aktionen in der Frankfurter Innenstadt involvierten auf unterschiedlichste Weise die Stadt und ihre Bewohner - von Performances über Installationen bis zu „Guerillaaktionen“. Gemeinsamkeiten der Aktionen liegen darin, dass Produktion und Rezeption eng miteinander verbunden oder nahezu identisch sind. Viele der für Playing the City 2 entworfenen Arbeiten – ob Aktionen, die eine zufällige Konfrontation auf der Straße herbeiführen, oder Skulpturen, die zur Verwendung einladen – konnten erst durch die Beteiligung der Öffentlichkeit realisiert werden. Mindestens aber waren sie darauf ausgerichtet, eine Konfrontation und ein Gespräch mit dem – teils zufälligen – Publikum herzustellen und den öffentlichen Raum in ein Spielfeld mit gemeinschaftlich erprobten Regeln zu verwandeln. Ist der öffentliche Raum tatsächlich als Ort unterschiedlicher Meinungen und Stimmen wahrnehmbar? Woraus besteht die öffentliche Meinung? Was versteht man unter öffentlichem Raum? Das sind einige der Fragen, die das Projekt Playing the City 2 aufwarf. Besetzt Frankfurt! Ausgangspunkt der Aktion „Platz nehmen“ ist die Idee, den Menschen in der Stadt die Möglichkeit zu geben, ihre Umgebung aus einem anderen Blickwinkel zu erleben, Besitz vom öffentlichen Raum zu ergreifen und ihn mit zu gestalten. Die Offenbacher Agentur Cosalux, die auf multimediale Designlösungen spezialisiert ist, gestaltete faltbare Hocker und produzierte sie in einer nummerierten Auflage. Am 8. September startete die friedliche Besetzung, nachdem die Mitarbeiter von Cosalux die ersten der Hocker am Mainufer/Schöne Aussicht platziert hatten. Wer auf einem der begehrenswerten orangefarbenen Hocker sitzen oder einen von ihnen besitzen wollte, bewegte sich in den folgenden Tagen in Richtung Senckenberg Anlage, wo die faltbaren Sitzmöglichkeiten auf dem Mittelstreifen bzw. Grünstreifen standen. Alternativ fanden sich Objekte der Besitzergreifung auch an der Hauptwache auf der B Ebene und an der Taunusanlage zwischen der Kaiserstraße und der Alten Oper. Neugierig nahmen die Besucher Platz an Stellen, wo es sonst nicht möglich ist, entdeckten die Sitze als Stadt & Kunst | 77 ben. So wurde die Wappenauslage zu einem eigentümlichen Altar für Opfer der Bürgerschaft. Etwas von sich geben konnten Passanten auch bei der Aktion „WAS SAGST DU JETZT?“ der Künstler Glegg & Guttmann, die an ihrer Open Debate Station auf kleinem Raum die Infrastruktur für Diskussionen und Debatten bereitstellte: Dazu gehörten neben einem Tisch auf einem Podest zwei Mikrofone sowie zwei Hocker. Neben spontan geführten Debatten werden dialogische Streitgespräche organisiert, in denen aktuelle Themen diskutiert werden. Die beiden Künstler beziehen sich mit dieser Arbeit sowohl auf die Tradition der Auslegung des Talmud als auch auf die Geschichte der Frankfurter Schule und schaffen die Möglichkeit für einen strukturierten Meinungsaustausch. Ruhe- und Beobachtungsplatz, Mini-Kommunikationszentrum oder als Spielgerät für Kinder. Meist standen die Hocker nicht lange, denn sie durften auch mitgenommen werden. Mancher versuchte sich als Transportkünstler und probierte aus, wie viele Exemplare eine Person nach Hause tragen konnte. Nehmen und Geben Nicht nur nehmen war angesagt. In einer Aktion von Swetlana Gerner konnten Bürger der Stadt Frankfurt etwas zurückgeben. Passanten waren aufgerufen in ein Stadtwappen aus Holz Gegenstände hinein zu legen und damit auf etwas ganz Individuelles zu verzichten. Während der Aktion füllte sich das Wappen mit den unterschiedlichsten Gegenständen – u.a. von einer 5-Euro-Note über ein Kissen, den Kopf einer Schaufensterpuppe, einen Kugelschreiber und eine Sonnenbrille bis hin zu hin zu zwei Steinen, die ein Polizeibeamter vorbeibrachte. Sie waren bei einer Straftat benutzt worden und nun von der Staatsanwaltschaft freigege- 78 | Stadt & Kunst Hinter dem Spiegel Ging es an der Open Debate Station um Öffentlichkeit, kreierte Christoph von Löw mit “Spy View” ein wenig Privatsphäre im öffentlichen Raum. Drei begehbare Kuben mit spiegelnder Oberfläche waren auf der Zeil, am Domplatz und an der Hauptwache aufgestellt. Die nach außen spiegelnde Oberfläche verwehrte einen Blick in das Innere, ermöglichte jedoch von innen eine Beobachtung der außen liegenden Umwelt. Betrat ein Passant den Kubus, war er somit als Beobachter der Außenwelt zwar anwesend, bleibt jedoch im Verborgenen. Das öffentliche Leben wurde durch jeden Kubus gestört und durch eine minimale Grenze von einer Privatsphäre getrennt, die ihrerseits die Grenze zur Öffentlichkeit nur simulierte. Die sind nur vier Beispiele, wie die Schirn Kunsthalle einmal mehr mit urbanen Aktionen Bürger spielerisch in den öffentlichen Raum einbezogen hat. Bleibt zu hoffen, dass es auch Playing the City 3 geben wird. Ludwig Keißner Oper – ein abendfüllendes Format für ein elitäres Publikum in plüschigen Sesseln? Nicht so für Oper Dynamo West aus Berlin. Seit 2006 bespielt die Initiative den öffentlichen Raum mit Musiktheater. Mit den aufgeführten Stücken verändert sich auch der Blick auf die Spielstätten. Puccini mit Ghettoblaster 2004 ist das Geburtsjahr von Oper Dynamo West, Geburtsort: ein Sofa in der Berliner Bundesallee. „Unser Studium an der Universität der Künste ging zu Ende“, erzählt Janina Janke, die bei der Gründung dabei war, und schmunzelt: „Wir wollten uns nicht aus den Augen verlieren.“ Zusammen mit sechs Kommilitoninnen und Kommilitonen beschloss die damalige Dramaturgie-Studentin, fortan gemeinsam Musiktheater zu machen. Ideen für die ersten Projekte entwickelten sich schnell, die Themen fanden die Opernliebhaber auf der Straße: Rund um die Uni standen die Zeichen auf Wandel. Die Künstler- und Kulturszene Berlins zog es vom alten Westen immer mehr nach Mitte, in das ehemalige Ostberlin. „Der Westen war in den Schlaf gefallen“, erinnert sich Janina Benduski, die zwei Jahre später zu der Gruppe dazu stieß. „Es gab viele Leerstellen, viele Räume, die es zu entdecken galt.“ Büros verwaisten, Theater wurden geschlossen, Plätze blieben unbebaut. Auffallendstes Zeichen für die Veränderung: der Bahnhof Zoo. Über Jahrzehnte stand er für den Glanz und das Elend von Westberlin. Mit der Fertigstellung des neuen Lehrter Bahnhof im Mai 2006 wurde der Bahnhof Zoo zum Regionalbahnhof degradiert, die Fernzüge rollten fortan vorbei. Vorbei auch am 100 m langen Restaurant „Terrassen im Zoo“ auf der ersten Etage des Bahnhofs. Realität oder Spiel? Fiktion oder Doku? An diesem „verlassenen“ Ort startete die Studenten-Initiative, jetzt: Oper Dynamo West 2006 seine erste Produktion: „EIN_FÜHRUNG“. Von asiatischen Hostessen geleitet, bewegten sich die Zuschauer auf einem Stadtspaziergang vom Restaurant Terrassen am Zoo über den Kurfürstendamm bis hin zur Bundesallee, eine zwei Kilometer lange Strecke vorbei an sieben Stationen – darunter der Supermarkt Ullrich in den S-Bahnbögen. Hier berichtete eine Kassiererin über ihren Arbeitsalltag, ihre Erfahrungen mit den Kunden und ihre Träume. An der Synagoge erzählte ein Polizist, wie er seinen Job nach 25 Berufsjahren im Objektschutz erlebt und wie er sich vor den Provokationen der Passanten zu schützen weiß. Auch an den anderen Stationen, etwa dem Swissôtel oder einem Hochzeitsladen, kam es zu interessanten Begegnungen: Stadt & Kunst | 79 Das Publikum ist offen für diesen Ansatz. „Zu uns kommen klassische Operngänger und Arbeiter, Leute, die man auf Vernissagen trifft, und solche, die dort leben, wo wir spielen“, skizziert Janina Benduski das breite Spektrum der Besucher. Nicht nur die Zuschauer bringen viel Offenheit mit, auch die jeweiligen Hausherren, private Eigentümer ebenso wie öffentliche Verwaltungen. „Wenn sicherheitstechnische und praktische Fragen geklärt sind, wird aus der anfänglichen Skepsis schnell volle Unterstützung.“ Korea in der Tauentzienstraße Auf inszeniertem Stadtspaziergang: EIN_FÜHRUNG (2006) Oper Dynamo West 2006 gegründet, hat die Initiative seither 20 Musiktheater-Produktionen realisiert, vorwiegend im städtischen Raum. Seine Stücke entwickelt Oper Dynamo West aus dem räumlichen Kontext heraus bzw. für einen speziellen Aufführungsort. Das Team zählt zurzeit 10 feste Mitglieder für Produktion, Regie, Bühnenbild, Mediengestaltung, Musik, und PR. Bei den Projekten arbeitet Oper Dynamo West mit freien Ensembles und Schauspielern zusammen. 80 | Stadt & Kunst Zwar trafen die Zuschauer immer auf Schauspielerinnen und Schauspieler, aber was immer die in ihrer Rolle als Doorman oder Verkäuferin auch sagten, es war authentisch. Für die Texte hatte Oper Dynamo West Interviews rund um den Bahnhof Zoo geführt, Menschen befragt, die typisch waren für die Gegend. Der Ort, seine Menschen und seine Geschichten haben den Inhalt und die Dramaturgie von „EIN_FÜHRUNG“ bestimmt – wie seither bei nahezu allen Stücken von Oper Dynamo West. Als während der Aufführung Passanten vorbeieilten, Kunden den Einkaufswagen füllten oder Hotelgäste ankamen oder abreisten, wusste man als Zuschauer nicht: Ist das die Realität oder Teil des Spiels? Ist das Fiktion oder Dokumentation? In EIN_ FÜHRUNG hat Oper Dynamo West die Stadt zur Kulisse gemacht, die Aufführung in den urbanen Kontext gesetzt. Kunst traf auf Alltag: An einer Station von EIN_FÜHRUNG sang eine Opernsängerin eine Puccini-Arie, die Musik kam aus einem Ghettoblaster, beleuchtet wurde sie nur von einer Straßenlaterne. Szenen wie diese verfehlen die intendierte Wirkung nicht: „Wer das hört und sieht, nimmt den gewohnten Ort anders wahr – im Moment der Aufführung und darüber hinaus“, beschreibt Janina Benduski den positiven Effekt. Dabei geht es Oper Dynamo West generell nicht darum, Kritik an einer Situation vor Ort zu üben oder gar alternative Nutzungskonzepte zu propagieren. Ästhetisches Interesse an einem Ort statt politischem Gestaltungswillen: Die Projekte sollen das Publikum vor allem sensibilisieren und neue Sichtweisen auf eine vertraute Umgebung eröffnen. Meist sind es die Orte und die Menschen dort, die Oper Dynamo West zu ihren Geschichten und Stücken inspirieren. Manchmal legen die Künstler aber auch eine Geschichte in einen Raum hinein. Inspiriert von dem koreanischen Märchen „Von dem Mädchen, das die Fische versorgte“ erforschte die Künstlergruppe mit der Geräuschoper „Hotel Korea“ das Berliner EUROPA CENTER in der Tauentzienstraße, direkt gegenüber der Ruine der Kaiser-WilhelmGedächtniskirche. Kreuz und quer durch das ganze Hochhaus führte die Inszenierung die Besucher. In fünf Räumen erzählte Oper Dynamo West mit Tanz-, Musik- und Objekttheater, Video- und Klanginstallationen die Geschichte eines Liebespaares und ihres Geisterkarpfens und von Eun-jin aus Korea. Die Geräusche, die Eun-jin in ihrem koreanischen Alltag zuvor aufgenommen und nach Berlin geschickt hatte, untermalten die eindringlichen Szenen. Zum Schluss sang die echte Eun-jin in der Panorama-Bar des Hochhauses, direkt unterhalb des sich drehenden Mercedes-Sterns, ein koreanisches Liebeslied. Rappen für den Kiez Oper Dynamo West - der Name ist zwar Programm. Es muss aber eben nicht immer Oper, manchmal darf es auch zum Beispiel HipHop sein. So bei „Stürmt den Pallast“, einem Projekt, das seine Keimzelle im FROBEN27 hatte, einem Jugendladen im Berliner Stadtteil Schöneberg. Jugendliche aus den unterschiedlichsten Ländern kommen im FROBEN 27 zusammen: Deutsche, Türken, Iraner, Iraker, Albaner, Bosnier. Einige dieser Jugendlichen hat Oper Dynamo West durch ihr Viertel begleitet: ins Solarium, in die Spielhölle, die Dönerbude und den Boxclub; hat sie beobachtet, wie sie beim Frisör oder auf dem Fußballplatz herumhängen. Im Tonstudio hat Oper Dynamo West zusammen mit ihnen einen HipHop-Song über ihre Erfahrungen produziert - ein Rundumschlag durch den „Kiez“, über das Leben auf der Straße und die Prostitution vor der Haustür. Von Schöneberg 30, dem Bezirk und seinen Menschen handelte auch der Videoclip, der aus dem Projekt mit den Jugendlichen hervorgegangen ist. In einem Berliner Kino fand Ende Januar 2010 das Screening statt. Im Publikum: Deutsche, Türken, Iraner, Iraker, Albaner, Bosnier - aus Schöneberg 30 und aus anderen Stadtteilen, Erwachsene und Jugendliche, quer durch die sozialen Schichten. Identität stiften, die vertraute Umgebung mit anderen Augen sehen und bewusst machen – dieses Konzept funktioniert in Berlin hervorragend. Für die meisten Produktionen, die Oper Dynamo West seit 2006 auf die Bühne gebracht hat, fungierte denn auch Berlin als Kulisse. Die Stadt ist schließlich prädestiniert für die Interventionen von Oper Dynamo West. Eine Stadt ohne echtes Zentrum, aber mit vielen Herzen. Eine Stadt im ständigen Wandel: von der kaiserlichen Garnisonsstadt zum intellektuellen Zentrum der 20er Jahre, von der Insel im sozialistischen Osten zur blühenden Künstleroase in der Mitte Europas, eine Hauptstadt, „arm, aber sexy“. Und doch realisiert Oper Dynamo West auch Projekte außerhalb Berlins, in anderen Städten und sogar im ländlichen Raum, zum Beispiel die zehntägige Performance-Werkstatt „Der Findling“ in Seoul (2008) oder „KunstAxt“ (2010) in Mainz. Musikalische Stadtentwicklung Zwei bis drei Projekte pro Jahr stehen eigentlich auf dem Plan von Oper Dynamo West – eigentlich, denn 2010 waren es bereits fünf. Die Nachfrage ist groß. „Bisher sind wir mit unseren Ideen immer auf die Eigentümer von Gebäuden oder die zuständigen Behörden zugegangen, mittlerweile werden wir auch angefragt“, erzählt Janina Benduski nicht ohne Stolz über die positive Resonanz. Doch Oper Dynamo West steigert nicht nur die Nachfrage in eigener Sache: Wenn das Ensemble seine Stücke aufgeführt und die städtische Bühne wieder verlassen hat, folgen oft andere Kulturveranstalter und wollen die Räume bespielen. So werden Un-Orte zu Kultur-Orten. Oper? Das ist dann Stadtentwicklung mit ungewöhnlichen Mitteln. Jörg Kohnen-May Far East in West Berlin: Geräuschoper HOTEL KOREA (2007) im Europa Center Buchtipp: „Oper Dynamo West – Die Stadt als Bühne“ Hrsg. Janina Janke. Erschienen 2010. 144 Seiten, 177 farbige Abb. ISBN 978-3-7757-2625-2 29,80 Euro Stadt & Kunst | 81 Eindrücke vom Weißen Weg 82 | Stadt & Kunst Die Fotografin Anja Schlamann hat sich den zur EuRegionale 2008 entstandenen Weißen Weg durch den Pferdelandpark als Motiv genommen. Der 30 Kilometer lange Weg zieht sich durch die vielgestaltige Landschaft von Aachen über Herzogenrath nach Kerkrade und bildet als Band die Struktur und das Gerüst des Parks. Er gibt die Richtung an und sammelt dabei die Orte und Bauwerke ein, die zwar schon immer als Glanzpunkte in der Landschaft vorhanden waren, aber früher nicht in Verbindung standen: Hofgüter, Mühlen und Baudenkmäler. An mehreren Stellen inszenieren Stationen die besonderen Qualitäten der Landschaft und machen sie erlebbar. Der „Weiße Weg“ ändert sein Aussehen in den einzelnen Wegabschnitten, je nachdem, durch welche Landschaft er gerade führt. Er entsteht nicht nur durch eine bloße Beschilderung der Feldwege, sondern durch eine immer wieder auftauchende Spur. Die mit weißen Materialien und weiß blühenden Pflanzen gestaltete Wegelinie bildet das Rückgrat des Pferdelandparks und hält so den Park als Bild zusammen. Stadt & Kunst | 83 Anja Schlamann Über die Fotos vom Lesezeichen Salbke in Magdeburg, abgebildet in der Ausgabe 1/2010, sind wir auf das Werk von Anja Schlamann aufmerksam geworden. Neben ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sich die Architektur-Fotografin in verschiedenen Serien - oft auch im Auftrag von Kommunen - mit dem öffentlichen Raum, der Bebauung und vor allem mit den Menschen darin. Anja Schlamann war zunächst als Architektin an der Fachhochschule in Dessau tätig. Seit 2001 hat sie ihren Schwerpunkt komplett auf Architekturfotografie gerichtet. Neben angewandter Arbeit nimmt sie regelmäßig an Ausstellungen teil und zeigt Werkgruppen in Einzelausstellungen. Außerdem hat sie Lehraufträge für Architektur-Fotografie an verschiedenen Fachhochschulen. Neben den Fotografien vom Weißen Weg haben wir weitere Beiträge mit Bildern von Anja Schlamann illustriert: S. 6, S.43/44. „Immis“ aus Klettband, Holz und Stoff Die beiden Latten links und rechts stehen noch nicht sicher genug. Ming-Ming Yin zieht die Klettbänder straffer, die das Holz halten. Dann spannt sie sorgsam eine schmale Querlatte zwischen die beiden senkrechten Hölzer und lässt in deren Mitte einen mit Wasser befüllten Plastikbeutel herab. Der schaukelt jetzt leise über dem viereckigen Kübel wie hochgezogenes Brunnenwasser. Ein poetisches, leicht aus dem Gleichgewicht zu bringendes Konstrukt. Behutsam geht die Kunst von Ming-Ming Yin auf den Ort ein, an dem sie entsteht – aber wie reagieren die Menschen an diesem Ort auf ihre Kunst? Es ist Montagmorgen zwischen neun und zehn Uhr an diesem 29. November 2010, das Belgische Viertel in Köln füllt sich mit Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Neugierig bis ungläubig beobachten sie Ming-Ming Yin, ihre Aktion durchbricht die morgendliche Routine. Fakt ist: Die zurückhaltenden und gleichzeitig farbenfrohen Arbeiten der taiwanesischen Künstlerin sind „Immis“, wie die Kölner Zugezogene gern nennen. Niemand hat die zerbrechlichen Objekte aus Holz, Klettband und Stoff eingeladen, sich hier niederzulassen, in dem Blumenkübel in der Maastrichter Straße oder in einem Rabatt immegrüner Pflanzen vor der Kirche St. Michael. Dürfen sie bleiben? Experiment mit offenem Ausgang Where in this World Could I Go? Group-Show: Zakia el Abodi, Robert Estermann, Linda Nadji, Ranil Beyer, Ming-Ming Yin Ausstellung vom 3.12.2010 – 22.1.2011 » www.von-cirne.de 84 | Stadt & Kunst „Die Kunst macht ein soziales Experiment“, sagt Jörg Kohnen-May. Der Galerist und Kommunikationsexperte hatte die Idee zu dieser unangemeldeten Aktion im öffentlichen Raum. „Wird sie als Kunst wahrgenommen und respektiert, wenn sie ihren angestammten Ort verlässt?“ Mit „angestammten Ort“ meint Kohnen-May die Räume seiner Galerie von cirne in der nahen Lütticher Straße. Sechs Arbeiten hat die Künstlerin außerhalb der Galerie installiert, eine siebte Arbeit wird sie einige Tage später im „Schutzraum“ Galerie realisieren - als Teil der Gruppenschau „Where in this World Could I Go?“ Auch die Ausstellung fragt nach dem „richtigen“ Platz der Kunst in dieser sich immer schneller drehenden Welt. Sollen Künstlerinnen und Künstler sich in ihrer Kunst anpassen, an häufig wechselnde Aufenthaltsorte, an neue Heimaten? Die Arbeiten Ming-Ming Yins fügen sich ein und bleiben doch ganz bei sich selbst. Auf Fotografien werden sie in der Ausstellung zu sehen sein. Ganz gleich also, was mit den realen Objekten geschieht – sie werden Spuren hinterlassen. Das Künstlerhaus in Wien zeigt aktuelle Positionen der Naturgestaltung in Kunst und Landschaftsarchitektur. (re)designing nature Die Ausstellung „(re)designing nature“ präsentiert über 30 internationale Projekte der Naturgestaltung in bildender Kunst und Landschaftsarchitektur. Im Fokus stehen dabei zukunftsweisende Gestaltungskonzepte von Natur im urbanen Raum. „Ich möchte behaupten, dass Design einer der Begriffe ist, die das Wort ‚Revolution’ ersetzt haben! Wenn man sagt, dass alles designt und redesignt werden muss (einschließlich der Natur), dann ist etwas impliziert wie: weder wird es revolutioniert noch modernisiert werden,“ konstatierte der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour in einem Vortrag im Herbst 2008. Er traf damit einen ganz wesentlichen Kern des Zeitgeistes und der heutigen Bedeutung des Wortes Design. Im Zentrum vieler Arbeiten: der urbane Raum Die Ausstellung stellt neben künstlerischen Installationen, die ganz allgemein unseren Umgang mit der Natur reflektieren, drei zentrale Strategien vor, welche zeitgenössische Landschaftsarchitekten und Künstler bei der Gestaltung von Natur verfolgen. Zu ihnen gehört zunächst eine ökologische Sicherung und nachhaltige Umnutzung von postindustriellen Gebieten sowie die Neugestaltung städtischer Problemzonen und stark belasteter Verkehrsadern. Dabei werden verseuchte Gebiete renaturiert sowie urbane und landschaftliche Strukturen miteinander verwoben bzw. (natürliche) Umwelt und Infrastruktur zu einem ökologischen System verschmolzen. Ein weiterer Ansatz zeitgenössischer Landschaftsarchitekten und Künstler scheint unter anderem darin zu bestehen Rahmenbedingungen, Geräte und ar- chitektonisches Equipment für landwirtschaftliche und partizipatorisch ausgerichtete Projekte im urbanen Raum bereit zu stellen. Und schließlich lassen sich als Drittes parasitäre und symbiotische Strategien im gegenwärtigen Naturdesign ausmachen. Neue Berührungspunkte zwischen Kunst und Landschaftsarchitektur Künstler und Landschaftsarchitekten entwerfen Gärten und technoide Pflanzenhybride, die sich an Orte einnisten, an denen sie eigentlich nicht offiziell erwünscht oder zumindest ungewohnt sind. Sie befallen beispielsweise marode, ungenutzte sowie vernachlässigte Stellen des urbanen Systems und verändern es auf unterschwellige Art und Weise. Der Fokus auf diese drei Handlungsweisen und Strategien macht deutlich, dass in Landschaftsarchitektur und Kunst zum Teil vergleichbare konzeptionelle und formale Ansätzen des Naturdesigns existieren und erklärt die interdisziplinäre Ausrichtung von „(re)designing nature“. Mit ihrem spartenübergreifendem Konzept reagiert die Ausstellung außerdem auf das Phänomen, dass Kooperationen zwischen bildenden Künstlern und Landschaftsarchitekten keine Seltenheit mehr sind. Und trägt damit nicht zuletzt der Entwicklung Rechnung, dass sich gerade jüngere Landschaftsarchitekten heute wieder stärker einem künstlerischen Anspruch verpflichtet sehen und die zeitgenössische Kunst auf der anderen Seite immer häufiger Aufgaben übernimmt, die traditioneller Weise eher in den Bereich der Landschaftsarchitekten, der Architekten oder auch Stadtplaner fallen. (re)designing nature Die Ausstellung wurde von Susanne Witzgall, Florian Matzner und Iris Meder kuratiert. 26. 11. 2010 - 23. 1. 2011 Künstlerhaus k/haus, Wien Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen: (re)designing nature Hrsg. Witzgall, Matzner, Meder und Kunsthaus Wien Ostfildern: Hatje Cantz Verlag 2010 Stadt & Kunst | 85 Entdecke deine Stadt Junge Stadterforscher müssen lernen, genau hinzuschauen, hinzuhören, ja sogar „hinzufühlen“, wenn sie sich im Stadtdschungel zurechtfinden möchten. „Entdecke deine Stadt“ von Anke M. Leitzgen mit Fotos von Lisa Rienermann liefert ideenreiche und sachkundige Anregungen. Immer mehr Kinder wachsen heute in Städten auf. Doch wer sie deshalb bedauern möchte, etwa weil sie auf Straßen und öffentlichen Plätzen spielen müssen, der hat noch nie eine Stadtsafari gemacht. Denn gerade Städte lassen sich als abwechslungsreiche und spannende Orte erleben und werden, richtig genutzt, sogar zu einem einzigen, riesigen Spielplatz. Man muss nur wissen, wie! Genau das verrät nun Anke M. Leitzgen in „Entdecke deine Stadt“, ihrem außergewöhnlich ideenreichen, sachkundigen und neugierig machenden Buch. Die besonders schöne Gestaltung mit vielen Fotos hat Lisa Rienermann übernommen. „Was macht eine Stadt lebenswert? Wie komme ich sicher ans Ziel? Wo ist Platz für Spiel und Sport? Wie erobert sich Natur die Stadt zurück? Was macht mich zum Stadtexperten? Warum ist eigentlich fast überall Kunst?“ Diese Fragen unterteilen das Buch in sechs Kapitel. Vorangestellt ist eine Art Schule der Sinne. Denn, so die These der Autorin, wer sich im Stadtdschungel zurechtfinden möchte, braucht erst einmal Sensoren, um diesen überhaupt in all seinen Facetten wahrzunehmen. Ein junger Stadterforscher muss lernen, genau hinzuschauen, hinzuhören, ja sogar „hinzufühlen“. Und dazu gibt es gleich zu Beginn viele schöne Anregungen. Etwa die, besondere Gebäude, Türen und Tore zu entdecken, interessant gestaltete Hausnummern zu finden, unterschiedliche Bodenbeläge zu ertasten und diese auch einmal abzupausen. Mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, bedeutet wirklich zu sehen und zu verstehen, was um einen herum geschieht, und was man selbst gestalten kann. Zum Beispiel Gärten. „Zu grün gibt's nicht“, schreibt die Autorin und erläutert ausführlich wie Landschaftsarchitekten, Guerilla-Gärtner oder kleine Landwirtschafts-Kollektive die Stadt mit ihren Pflanzungen bereichern. Ein Beispiel von vielen sind etwa die Prinzessinnengärten in Berlin. Ihre Erfinder züchten Obst und Gemüse direkt in der Stadt in sogenannten Container-Gärten, die sie auf einer Brache betreiben und jederzeit umziehen können. Und das bedeutet nicht nur Frisches direkt vor der Haustür zu ernten, sondern tut auch der Nachbarschaft gut, denn hier treffen Menschen zusammen. Warum nicht solch 86 | Buchtipps tolle Projekte nachahmen? Zum Anfang genügen vielleicht schon ein paar Samenbomben. Wie sie sich selber rollen lassen, wird natürlich verraten. Ebenso wie die Idee, es den StreetartKünstlern nachzutun. Nicht mit Spraydosen, aber gegen ein paar Bilder mit abwaschbarem Kleber angebracht hat keiner etwas einzuwenden. Der Effekt ist enorm und verändert das Stadtbild mehr als man denkt. „Entdecke deine Stadt“ ist ein wunderbares Buch, es regt die Fantasie an, macht Lust, die gebaute Umwelt zu erleben und sprüht vor Ideen und Anleitungen, diese auch umzusetzen. Es kombiniert das Wissen eines Sachbuches mit den Anregungen eines Mitmachbuchs, bietet Interviews mit Experten ebenso wie mit Kindern und behandelt viele relevanten Themen für das Leben in der Stadt. Eine tolle Mischung! Besprochen von Eva Hepper, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von DRadio.de Entdecke deine Stadt Stadtsafari für Kinder Herausgeber: Anke M. Leitzgen und Lisa Rienermann Beltz Verlag, Weinheim 2010 153 Seiten, 14,95 Euro Soccer Courts 2010/11 Das Special „Soccer Courts“ ist ein Ratgeber rund um alle Themen, die Fußball-Kleinspielfelder, ob in der Halle, in Außenbereichen oder als EventAttraktion betreffen. Das Special informiert über die Komponenten wie den Kunstrasen, die Banden, Tore und Netze, die Beleuchtung und Tribünen. Darüber hinaus präsentiert das Special wertvolle Experten-Tipps für die Planung und den Betrieb von Soccer-Hallen. Im Anhang findet der Interessent Hersteller und Dienstleister der Branche mit ihren Kontaktdaten. Als PDF kostenfrei herunterladen unter www.stadionwelt.de Buchtipps | 87 Geglückter Start Der öffentliche Raum wird zur Bühne für das soziale Leben in den Städten. Um interessante Angebote für alle Bevölkerungsgruppen bieten zu können, setzt der Bundesverband für Freiraum-Gestaltung (BFG) auf Information und auf eine Vernetzung aller beteiligten Partner aus Planung und Politik. Durch Projekte, Veranstaltungen und nicht zuletzt durch intensive Kontaktarbeit sind 2010 wichtige Schritte gelungen. Verbänden eilt der Ruf voraus, als schwere und unbewegliche Tanker in den jeweiligen Gewässern unterwegs zu sein. Der Bundesverband für Freiraum-Gestaltung hat in 2010 viel dafür getan, ganz anders zu sein und so auch wahrgenommen zu werden. Als wichtige Türöffner haben sich die jährlichen BFG-Umfragen erwiesen, die einen neuen Blick auf Hintergründe und Missstände, aber auch auf die Chancen eröffnen, die Kommunen nutzen, um die geforderten Angebote im Freiraum einzurichten. Denn der öffentliche Raum gelangt zunehmend Bedeutung als der Ort, der zu einem neuen kulturellen Miteinander einlädt und auch eine stark heterogene Bevölkerung zusammenführen kann. Das Thema Spielen im öffentlichen Raum stand im Fokus der ersten beiden Umfragen, denn der BFG übernimmt ganz klar eine Position als „Anwalt“ für die Interessen von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum. 2009 ging es um die Gründe, die den Bau von Spiel- oder Bolzplätzen verhindern. Neben fehlenden finanziellen Mitteln war es vor allem das Thema „Kinderlärm“, das sich als der Schuh erwies, der vielen Kommunen erheblich drückt. 2010 folgte die Umfrage über das tatsächliche Budget, das Kommunen für den Unterhalt und den Neubau von Spielplätzen zur Verfügung steht. Beide Umfragen haben dafür gesorgt, dass der BFG als tatkräftige Institution Bekanntheit erlangt und mit stichhaltigen Argumenten in Gespräche auch auf politischer Ebene einsteigen kann. Zusammenarbeit mit „Stern“ und „Report“ Die Umfragen wurden vom BFG für eine breite Öffentlichkeitsarbeit in Richtung der Fach- und Publikumsmedien genutzt. Das Ergebnis: Sowohl der Stern als auch das Fernsehmagazin 88 | Verband Report aus Mainz arbeiteten mit dem BFG zusammen, um Informationen für Beiträge über eingeschränkte Nutzungen oder gar Schließungen von Spiel- und Bolzplätzen sowie gerichtliche Klagen aufgrund von Kinderlärm auf Spielplätzen zu sammeln. Für Report führte der Verband sogar eine eigene Kurzumfrage durch. Insgesamt ließ sich erkennen, dass die Themen der BFG-Umfragen eine stärkere Medienpräsenz bekamen; Kinderlärm auf Spielplätzen wurde kurz nach der Veröffentlichung selbst in den Tagesthemen angesprochen. Im Gespräch auf Messen Der BFG hat verschiedene Messen genutzt, um die Idee eines zentralen Ansprechpartners, einer weitreichenden Vernetzung und der Lobbyarbeit für alle Themen der Freiraum-Gestaltung vorzustellen. Mit eigenen Ständen war der BFG auf der freispiel Berlin sowie auf der GalaBau in Nürnberg vertreten. Als Highlight erwies sich auf der freispiel Berlin im Februar das dreitägige Veranstaltungsprogramm, das der BFG gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk organisiert hatte. Neue Aufgaben für 2011 Der Austausch mit den verschiedenen Interessengruppen und nicht zuletzt mit den Kommunen hat gezeigt, dass der BFG mit seiner Ausrichtung Themen der Zeit und auch den Nerv der Zeit trifft. Benno Schäfer, erster Vorsitzender des BFG: „Die Zentren der Städte und Gemeinden müssen attraktiver werden oder zumindest ihre Attraktivität behalten. Dies zu erreichen ist eine der ganz wesentlichen Aufgaben für die Zukunft, die stark im Zeichen des demografischen Wandels steht. Der Gestaltung des öffentlichen Raums für ein Miteinander aller Generationen und Kulturen kommt da- Durch Kontaktarbeit und Information hat der BFG verschiedene Themen - den kommunalen Freiraum betreffend - in die Öffentlichkeit gebracht. Sehr gut kam das Veranstaltungsprogramm an, das der BFG gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk auf der freispiel 2010 organisiert hatte. bei eine Schlüsselfunktion zu. Gemeinsame Projekte können zu einem neuen Wir-Gefühl in den Städten führen. Deshalb wird der BFG daran arbeiten, bei Entscheidern und Planern ein Bewusstsein zu entwickeln, wie alle Bevölkerungsgruppen vom Kleinkind bis hin zu den Senioren durch Angebote eingebunden werden können, um Leben in die Städte zu bringen.“ „Der BFG hat 2010 gezeigt, dass er es als echter Interessenverband in sehr kurzer Zeit geschafft hat, wichtige kommunale Themen im Bereich der Freiraumgestaltung in die Öffentlichkeit zu rücken und im besten Sinne des Wortes Lobbyarbeit zu leisten.“ Längst schon haben beim BFG die Vorbereitungen für das Jahr 2011 begonnen. Mit mehr Mitgliedern und einem erweiterten Jahresprogramm soll die „Taktzahl“ der Veranstaltungen und Projekte weiter nach oben gefahren werden. Derzeit erarbeitet der Anwalt und zweite Vorsitzende des Verbands, Dr. Michael Winkelmüller, eine Bestandsaufnahme dazu, welche Aufgaben und Möglichkeiten Kommunen bei der Freiraum-Gestaltung innerhalb der gesetzlichen Richtlinien wahrnehmen können und müssen. Im Zentrum steht die Frage: Ist die Anzahl der Spielplätze auf kommunaler Ebene durch das Verkehrssicherungsgesetz geregelt? Die Ergebnisse werden ein weiterer Schritt sein, um die Akteure im Bereich der FreiraumGestaltung zu unterstützen und Kommunen in ihrer Arbeit juristisch abzusichern. Selbstverständlich wird die BFG-Umfrage 2011 folgen, die dann auf der Fachmesse FSB in Köln im Oktober vorgestellt werden wird. Also: volle Fahrt voraus – denn ein „Verbands-Tanker“ will der BFG nicht werden. Benno Schäfer, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes für Freiraum-Gestaltung Dr. Anke Münster Großes Interesse an der BFG-Umfrage 2010 Dass die finanzielle Situation der Kommunen mehr als nur angespannt ist, weiß jeder. Wie sich das aber ganz konkret auf die Situation von Kindern in Städten und Gemeinden auswirkt, konnte man bislang nur ahnen. Die auf der GalaBau in Nürnberg vorgestellte BFG-Umfrage 2010 hat dies messbar gemacht. Entsprechend groß war das Interesse in der Branche. Die Studie wurde in den großen Fachzeitschriften vorgestellt. Kommunen fragten ebenso beim BFG nach wie Hochschulen und die Hersteller von Spielgeräten. Im WDR war zuletzt zu hören, dass in Gütersloh ein Spielplatz abgebaut und als Bauland verkauft werden soll. In Hagen stehen 30 bis 40 Spielplätze auf der Streichliste. Wer die Zahl von 2914 Euro pro Spielplatz für sowohl für den Unterhalt als auch für Neuanschaffungen von Geräten kennt, die vom BFG deutschlandweit als Durchschnitt ermittelt wurde, der wundert sich nicht über solche Entwicklungen. Der BFG wird die Ergebnisse der Umfrage weiter nutzen, um auf politischen Ebenen die Forderung nach einer kinderfreundlichen Stadtgestaltung zu manifestieren. Verband | 89 Zum 12. Symposium zur Spiel- und Freiraumplanung trafen sich am 13. und 14. Oktober 2010 über 200 Interessierte in Vorarlberg, Österreich. Im Zentrum des Programms und der Diskussionen standen aktuelle internationale Planungsphilosophien. Spielen verbindet – Über Grenzen hinweg! Andreas Kupfer Andreas Kupfer ist Obmann des IFAU und verantwortlich für die Symposiumsreihe. Er hat Raumplanung studiert ist unter anderem auch Gründer der KinderUniSteyr. 90 | Verband Seit 1996 veranstaltet das in Steyr, Oberösterreich beheimatete Bildungsinstitut IFAU-Institut für Angewandte Umweltbildung jährlich ein Fachsymposium zur Spiel- und Freiraumplanung. Die Standorte wechseln von Jahr zu Jahr, 2008 wurde im Wiener Rathaus getagt, 2009 gab es eine Einladung der Europäischen Kulturhauptstadt Linz. Ausgangspunkt der Tagungsreihe war Mitte der 90er Jahre das Aufkommen der „naturnahen Spielplatzgestaltung“. Mittlerweile hat sich das Themenspektrum erweitert, der Anspruch, die Bedürfnisse und Anliegen der Kinder und Jugendlichen bei der Programmerstellung in den Mittelpunkt zu stellen, ist geblieben. Der Veranstaltungsort Dornbirn und das Bundesland Vorarlberg wurden 2010 ganz bewusst ausgewählt. Hat sich Österreichs westlichstes Bundesland 2009 per Gesetz verpflichtet, in allen Gemeinden eine Spiel- und Freiraumoffensive zu starten. Diese bundeslandweite Initiative hat mittlerweile Vorbildcharakter und kann bereits nach einigen Monaten auf beachtliche Erfolge verweisen. Maßgeblich verantwortlich dafür ist „Kinder in die Mitte“, eine Initiative des Landes Vorarlberg unter der Schirmherrschaft von Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Ziel des engagierten Projektes ist, Vorarlberg zum kinder-, jugend- und familienfreundlichsten Bundesland zu machen. Daraus ist das Projekt „Kindergerechte Lebensräume“ entstanden, dass Gemeinden kompetent berät und breite Unterstützung bei der Planung und Schaffung neuer Spielräume gibt. Strategischer Auftrag ist es eine kinderfreundliche Gesellschaft zu schaffen und den Kindern Bewegung und Spiel im Freiraum verstärkt zu ermöglichen. Dabei werden die Spielraumkonzepte von Gemeinden mit bis zu 70 Prozent gefördert. Besonderer Wert wird bei der Erarbeitung der Konzepte auf den partizipativen Ansatz, Barrierefreiheit und naturnahe Gestaltung gelegt. Seit dem Inkrafttreten des Spielraumgesetzes arbeiten 30 Gemeinden an der Erstellung eines Spielraumkonzeptes, wobei zwei Konzepte bereits fertig gestellt sind. SPIELELEMENT WASSER Im Zentrum des Symposiums stand das „Spielelement“ Wasser. Wasser trennt, ist Grenze und verbindet. Es ist das sinnlichste und reizvollste Spielelement. Bäche, Flüsse, Seen und Meere, sind Naturerfahrungsräume, die mit ihrer Tierwelt, Steinen, Sand und Schlamm ideale Forschungs - und Erfahrungsräume sind. Von Planern wurden in Dornbirn realisierte und in Umsetzung befindliche Projekte vorgestellt. Gerhard Navara präsentierte mit dem „Wasserspielplatz Wien“ den größten und bekanntesten seiner Art in Österreich. Herbert Dreiseitl gab einen Überblick über seine internationale Tätigkeit, vor allem im Kontext mit der „Wiederbelebung“ urbaner Wasserlandschaften in Süd-Ost-Asien. Bernhard Hanel und Robin Wagner von KUKUK beeindruckten mit Wasserexperimenten und öffneten einen Blick in ihre innovative, künstlerische Praxis der Freiraumgestaltung. Der Nachmittag war den praxisorientierten Workshops gewidmet. Der Schweizer Spielträumer Toni Anderfuhren und Günther Weiskopf verwandelten (mit den Teilnehmern) mit Hilfe einer großen Menge an Schwemmholz aus dem Bodensee und einem Bagger die Flusslandschaft der Dornbirner Ache in eine temporäre Kunstlandschaft. Auf die Bedeutung von Abenteuerspielplätzen in Städten wies Ernst Muhr von FRATZ Graz hin, das Erfolgsprojekt „Mehrfachnutzungen in Wien“ wurde von Jutta Kleedorfer vorgestellt. Dass auch die Anbindung von Freiräumen eine wesentliche Rolle spielt, wurde in den Vorträgen am zweiten Tagungstag in den Fokus der Diskussion gestellt. Die Fachbereiche der Verkehrsplanung und Architektur nehmen noch immer zu wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Dass es auch anders geht, zeigten interdisziplinäre Planungsansätze aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Juliane Krause von plan&rat berichtete über Ansätze einer integrativen Verkehrsplanung, Eva Lingg von der FHS St. Gallen stellte ein Projekt über „Bewegungsfreundliche Siedlungsräume“ vor und Architekt Ramesh Kumar Biswas ging mit seinem Vortrag auf die sozialen Fragen im Städte- und Wohnbau ein. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Herbert Dreiseitl zum Tagungsthema. Sein Resümee: Grenzen braucht es, damit Dinge sichtbar werden. Grenzen sind beim Wasser entscheidend. Das Spielen mit Grenzen und die Überwindung von Grenzen schafft neue Räume des Lernens. Links IFAU – Institut für Angewandte Umweltbildung » www.ifau.at Land Vorarlberg, Kindergerechte Lebensräume » www.vorarlberg.at (Kinder in die Mitte) Andreas Kupfer Verband | 91 Materialkunde Wir informieren Sie über neueste Materialen, Einbaumöglichkeiten und normative Änderungen 92 | Materialkunde Mehr Farben und Formen Fallschutzbeläge aus Gummigranulat bieten nicht nur Schutz vor Sturzverletzungen, sondern auch immer mehr attraktive Gestaltungsoptionen für Außenbereiche. Seit nahezu vier Jahrzehnten werden Fallschutzbeläge aus Gummigranulat auf Spielund Nutzflächen verlegt. Es handelt sich somit um ein erfolgreich umgesetztes Kreislaufwirtschaftssystem mit langer Tradition. Insbesondere im Laufe der letzten zehn Jahre wurde das Angebot der Fallschutzbeläge den unterschiedlichen Anforderungen angepasst. Dazu zählen technische Verbesserungen ebenso wie die gestalterische Aufwertung zu einem vollwertigen Bodenbelag für den Außenbereich. Heute gibt es eine große Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten für zahlreiche Einsatzbereiche. Dabei kommen in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Arten von Fallschutzbelägen aus Gummigranulat zum Einsatz. Ein wesentlicher Grund dafür sind unterschiedliche Klimazonen: In Nordeuropa werden andere Fallschutzarten bevorzugt als vergleichsweise in südeuropäischen Ländern. Hinzu kommen länderspezifische Vorlieben für bestimmte Varianten dieses Fallschutzes. Fallschutzbeläge mit großformatigen PU-Schaumplatten im Untergrund und Kunstrasenüberzug gibt es beispielsweise nur in Holland. In anderen Ländern schenkt man dieser Bodenart kein Vertrauen. Frankreich dagegen kennt nahezu keine Fallschutzplatten – hier werden seit vielen Jahren ausschließlich Ortseinbauten bevorzugt. stattet werden als rutschsichere Zuwege. Zunächst ist es natürlich wichtig, die Fallwerte zu berücksichtigen. Je dünner ein Belag desto eher korrespondiert eine hohe Rohdichte mit beständigen Fallwerten. Höhere Fallanforderungen erfordern in der Regel einen dickeren Belag mit einer entsprechend gesteigerten Absorptionsfähigkeit. Hierfür werden unter anderem diverse Fallschutzplatten mit einer verschleißfesten Oberschicht und absortionsfähiger Drainage angeboten. Dies kann durch ein Zwei-Schicht-Produkt mit unterschiedlichen Körnungen erreicht werden. Mittlerweile gibt es darüber hinaus Fliesunterlagen mit Kunststoffgewirr, die eine gute Absorption zwischen Belag und Untergrund darstellen. Die Vorgaben für die Dimensionierung des Fallschutzes sind in der europäische Norm DIN EN 1177 geregelt, die es zu beachten gilt. Wichtig ist aber zudem, einen besonderen Fokus auf die Beständigkeit der Böden zu legen. Diese Anforderung wird sehr häufig vergessen. Kritische Punkte sind die Flächen vor Karussellen, unter Schaukeln oder ähnliche dynamischen Spielgeräten. Denn selbst der beste Fallschutz bringt nichts, wenn sich die Verschleißschicht kurzfristig auflöst. Entsprechend beständige Produkte zeichnen sich durch einen höheren Bindemittelanteil oder eine höhere Rohdichte aus. Die richtige Auswahl treffen Ortseinbauten fordern besondere Qualität Für Planer von Freiflächen und Spielzonen kommt es bei der Wahl des passenden Fallschutzbelags darauf an, die Anforderungen im Detail zu prüfen. Denn es gibt gravierende Unterschiede im Bezug auf die Fallschutzeigenschaften und die Beständigkeit beziehungsweise Verschleißfestigkeit. Die Beanspruchung unter einem Schaukelbrett oder auf einer stark frequentierten Schulspielfläche ist eine andere als im Außenbereich eines Kindergartens. Ballspielflächen unter einem Basketballkorb oder vor einem Fußballtor müssen anders ausge- Sollen Hügel realisiert werden oder zum Beispiel durch wellenförmige Farbspiele Akzente auf einem Spielplatz oder Schulhof gesetzt werden, kann der Fallschutz beziehungsweise die Bodengestaltung durch Ortseinbauten umgesetzt werden. Hierbei ist unbedingt auf die Qualität und die Erfahrung der Anbieter zu achten, denn für diese fugenlosen Beläge gilt ganz besonders: Qualität hat ihren Preis. Oder anders formuliert: ein billiger Ortseinbau ist selten gut. Die Nutzschicht wird bei diesem Bodenbelag Verband | 93 Beim Ortseinbau wird die Nutzschicht in halbflüssigem Zustand auf eine zuvor installierte Basisschicht gebracht – hier auf einem Spielplatz in Amiens (Frankreich). Klaus Kaiser Klaus Kaiser ist seit 1993 geschäftsführender Gesellschafter der Conradi+Kaiser GmbH mit Sitz im rheinlandpfälzischen Kleinmaischeid und spezialisiert auf die Herstellung von innovativen Bodensystemen aus Gummigranulat. Das während dieser Zeit sowie in langjähriger Arbeit in zahlreichen Ausschüssen und Verbänden erworbene Wissen im Bereich Fallschutz und Elastik-Bodensysteme stellt er in diesem Artikel vor. Derzeit ist Klaus Kaiser beratendes Vorstandsmitglied im Bundesverband für Freiraumgestaltung e.V. (BFG) und Mitglied im Wirtschaftssenat. » www.conradi-kaiser.de 94 | Materialkunde Rasengitterplatten aus sortenreinem Gummigranulat mit 50 Prozent Rasenanteil lassen sich unabhängig von der Witterung und Jahreszeit nutzen. in halbflüssigem Zustand auf eine zuvor installierte Basisschicht aufgebracht. Man findet gerade in Ländern wie Frankreich, vor allem im Süden, kaum einen Spielplatz ohne Ortseinbau, aber auch kaum einen mit nicht mindestens 15 Flicken auf 50 Quadratmetern. Die Tücke ist, dass es keiner hohen Investition bedarf, um diese Beläge einzubauen. Wenn es allerdings gut gemacht und haltbar sein soll, sind nicht nur die richtigen Einbaumaterialien notwendig, sondern darüber hinaus viel Erfahrung bei der Realisation. Granulat eingesetzt, so dass mittlerweile eine Vielzahl an beständigen Farben von neonorange bis violett erhältlich ist. Diese können auch zusammen mit sogenannten Polygras-Elementen verlegt werden, bei denen in der Nutzschicht Kunstrasen eingearbeitet ist. Ergänzt wird das Angebot durch mehr und mehr Zusatzprofile im gleichen Material, mit denen Abgrenzungen und Einfassungen vorgenommen werden können. Hinzu kommen Gestaltungselemente wie Sitzwürfel, die auch einen zusätzlichen Spielwert für Kinder bieten. Neue Gestaltungsoptionen bei Formteilen Lösungen für spezielle Fragestellungen Viele Jahre lang sind Fallschutzplatten vor allem in ihrer Funktionalität weiterentwickelt worden. Das Design spielte eine untergeordnete Rolle. Weil sich dieser Bodenbelag jedoch von einer technischen Lösung auch zu einem Gestaltungselement entwickelt hat, ist das Spektrum der Möglichkeiten immer weiter gewachsen. Verschiedene Pflastersysteme bereichern das Angebot formschlüssiger Beläge. Für Spielareale gibt es zum Beispiel auch Fallschutzplatten in der Form von Puzzleteilen in vielen Farben. Derzeit läuft die Entwicklung, um Formteile anbieten zu können, mit denen zum Beispiel auch Ornamente oder Motive realisiert werden können. Breiter ist das Angebot auch durch die deutlich erweiterte Farbpalette geworden, die heute zur Verfügung steht. Wie auch im Ortseinbau wird auch bei Formteilen heute in der Oberschicht das bekannte EPDM- Da sich die Anforderungen an den Fallschutz kontinuierlich weiterentwickeln, kommen auch auf Herstellerseite immer neue Lösungen hinzu. Seit Inkrafttreten der neuen europäischen Norm, ist zum Beispiel auch unter Wipptieren an Spielpunkten in Innenstädten ein Fallschutz gefordert. Speziell dafür wurden passende Lösungen entwickelt, die den Vorgaben der Norm entsprechen. Eine andere Speziallösung sind Rasengitterplatten, die mit einem Anteil von ungefähr 50 Prozent Rasen dauerhaft einen natürlichen Fallschutz darstellen und zudem entsprechend der Norm die Lösung für den Fallschutz an Hangrutschen sind. Für die Planung von Spielplätzen ist zudem ein wichtiger Faktor, dass Fallschutzbeläge aus Gummigranulat mit Fahrrädern, aber vor allem bei integrativen Einrichtungen und für behindertengerecht ausgestattete Spielräume auch mit Rollstuhl befahrbar sind. Klassischerweise werden Beläge aus Gummigranulat als Fallschutz eingesetzt. Die fortgeschrittene Technik erlaubt es, die Beläge auch gestalterisch einzusetzen. Im Bild ein farbiger Polygras-Belag. Mittlerweile sind fast alle Formen und Farben aus Gummigranulat denkbar. Pflastersteinsysteme stehen ebenso zur Verfügung wie Begrenzungsysteme. Zukunftsperspektiven Nach Einführung der neuen Din-Normen gab es zunächst einige Fragestellungen, die für Unsicherheiten sowohl bei den Herstellern als vor allem auch bei den Verantwortlichen in den Kommunen gesorgt haben. Einiges hat sich geklärt. Doch ein Problem stellt sich nach wie vor: Im Hinblick auf die Folge- oder Vergleichsprüfungen, die derzeit häufig freiwillig durchgeführt werden, ist wichtig zu wissen, dass die DIN EN 1177 derzeit durch die Kalibrierungsvorgabe deutliche Fehleraddition und somit Messunterschiede zulässt. Deshalb kann ein- und derselbe Fallschutz in unterschiedlichen Tests andere Fallwerte generieren. Das ist problematisch und sollte deshalb sehr kurzfristig korrigiert werden. Insgesamt lässt sich feststellen, dass Fallschutzbeläge aus Gummigranulat ihren Wert für die Freiraumgestaltung signifikant verbessert haben. Heute ist ein Fallschutzbelag viel mehr als nur ein um gegebenenfalls zehn Prozent abweichender, absorptionsfähiger Untergrund. Er ist strapazierfähig, belastbar, maßbeständig, befahrbar, flexibel in der Gestaltung, kreativ, wetterunabhängig, Folgekosten minimierend und vieles mehr. Wenn es nur um Beschleunigungswerte ginge, wäre Sand die beste Alternative. Die Vielzahl der Einsatzbereiche wird immer breiter: aber in erster Linie werden die Allround-Böden durch die starke Orientierung der Menschen in den öffentlichen Freiraum einen immer höheren Stellenwert für Planer und Gestalter bekommen. Klaus Kaiser Erstveröffentlichung in Garten+Landschaft, Ausgabe 10/2010, Callwey-Verlag, München GRONARD bietet bundesweit die größte Auswahl an ADFC-empfohlenen Modellen! Zum Beispiel: 3 TYP KAPPA® Fahrradparker tief / tief zum Einbetonieren, ADFC geprüft MODERNE LÖSUNGEN IN STAHL. Fahrradparker Überdachungen Stadtmobiliar 01 02 03 GRONARD . München . T. 089. 670 10 15 . www.gronard.de Materialkunde | 95 Perfekte Fahrradparker oder ein schönes Stadtbild? Wem fällt da nicht sofort der Gestaltungsleitsatz FFF (form follows function ) von Louis Sullivan 1896 ein? Hat dieser Satz heute überhaupt noch Gültigkeit? Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass funktionale Fahrradparker nicht gut aussehen. Dabei gibt es einige gute Lösungen, die Design und Nutzen in Einklang bringen. Wenig durchdachtes Design Abb. 1: Armes Vorderrad! Im Hintergrund das ADFC-empfohlene Modell Kappa, von dem aber wegen der Optik nur die niedrigen Bügel als Stadtmobiliar vorgesehen werden sollten (Hersteller Gronard und Rasti) Immer die Radfahrer: Wenn sie fahren, halten sie die Verkehrsregeln nicht ein; wenn sie ihr Gefährt parken, verschandeln sie das Stadtbild. Über die erste Behauptung soll hier nicht gesprochen werden. Aber Kommunen haben mittlerweile gute Möglichkeiten, die widersprüchlich erscheinenden Anforderungen zu erfüllen und so möglichst wenige Probleme mit dem Fahrradparken zu haben. Es ist bekannt, dass Radler nicht gern zu Fuß gehen und deshalb das Fahrrad ganz nah am Ziel abstellen wollen. Die Anlehnmöglichkeiten an Mauern oder Zäunen reichen dann in der Regel nicht aus, um viele Fahrräder platzsparend und sicher unterzubringen. Einfachständer sind zwar sehr platzsparend, aber nicht nutzerfreundlich, weil es nicht garantiert ist, ob das Fahrrad am Ende der Abstellphase noch fahrbereit oder überhaupt noch vorhanden ist. Häufig sind die Konstruktionsmaße in Vertikalrichtung Abb. 2: Nur schön! Omega-Fahrradparker, zu klein, so dass das Vorderrad leicht in eine gefährliche Kippung kommen kann. (Abb. 1) Hersteller Orion 96 | Materialkunde Auch der bekannte „Spiralständer“ bietet zu wenig Halt, so dass die Vorderräder leicht Schaden nehmen können. Oftmals ist der Abstand zwischen den Windungen der Spirale so knapp bemessen, dass Fahrräder mit breiteren Reifen oder gar Ballonreifen hier gar nicht geparkt werden können. Wenn der Spiralständer nicht zum Fahrradparken aufgestellt wäre, könnte man sich damit trösten, dass er wenigstens schön aussieht. Aber für die Nutzer ist das „Kunstwerk“ eher trostlos. (Abb. 2) Gute Fahrradparker sind so konstruiert, dass sie dem Fahrrad eine stabile Vertikal- oder Anlehnstellung geben. Außerdem ist stets ein Wegrollschutz gefragt und eine wirklich einfache Möglichkeit für das Anschließen des Fahrradrahmens mit kurzem Schloss. Beim Modell Indico ist die Synthese von Funktion und Form ziemlich gut gelungen, jedoch werden häufig die Frontleuchten der eingestellten Fahrräder nach oben gebogen. (Abb. 3) Eine einfache Ansperrmöglichkeit ist mit sogenannten Anlehnbügeln zu schaffen, die vielerorts (zu unrecht!) als die perfekten Fahrradparker angesehen werden. Diese Bügel haben in der Regel keine Einrichtung, durch die das Wegrollen eines eingestellten Fahrrades verhindert würde. Für eine definierte Position des Vorderrades und damit des ganzen Fahrrades sorgen solche Anlehnbügel nicht. Deshalb sehen Anlagen mit Anlehnbügeln oft dann am besten aus, wenn sie leer sind. Das gilt auch für die z.B. in Köln sehr verbreiteten „Haarnadeln“, bei denen ein leidlich stabiler Stand nur durch Benutzung des am Fahrrad angebrachten Ständers zu erreichen ist. Gefüllt vermitteln sie häufig einen eher chaotischen Eindruck. Wenn Fahrräder von beiden Seiten angelehnt werden, besteht durch den Abb. 3: Ziemlich gut gelungen! Indico-Fahrradparker, Hersteller ABES Abb. 4: Anlehnbügel im Einsatz. Weniger schöner Eindruck! engen Kontakt zwischen den Fahrrädern auch die Gefahr der Beschädigung, zum Beispiel von Bowdenzügen oder Lampenkabeln. Anlehnbügel nutzen die verfügbaren Flächen nicht perfekt aus und haben in der Regel wegen der vielen notwendigen Fundamente erhöhte Montagekosten. (Abb. 4) Anforderungen an optimale Systeme Der Fahrradparker soll dem Fahrrad einen stabilen Stand geben, so dass kein Umkippen, kein Vor- oder Zurückrollen auftreten kann. Rahmen und ein Laufrad sollen mit kurzem Schloss und ohne Bücken anschließbar sein. Bei höhenversetzter Einstellung der Vorderräder braucht man mindestens 45 cm zwischen den Abstellplätzen, besser sind 50 cm. Wenn man wegen des Stadtbildes auf die hohe Einstellung der Vorderräder verzichten möchte, ist 60 cm Abstand mindestens erforderlich, ideal sind 70 cm. Die Maße 45 cm und 60 cm kommen bei Anlagen mit in der Regel sehr langer Parkzeit in Betracht. Fahrradparker, die alle wichtigen Eigenschaften in sich vereinen, haben meist eine Empfehlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Um gute Eigenschaften von Fahrradparkern mit den Notwendigkeiten der Stadtgestaltung in Einklang zu bringen, hat man verschiedene Möglichkeiten. Aufgeräumtes Stadtbild durch einheitliche Höhe Es ist empfehlenswert, in optisch sensiblen Bereichen nur Fahrradparker zu verwenden, die alle die gleiche Höhe haben. Das lässt sich auf verschiedene Art und Weise realisieren. Zum Beispiel können Parker mit nur tiefer Fahrradeinstellung verwendet werden. Das macht die Stadt München, die weit über 10.000 Stellplätze mit dem Typ L15 tief vom Hersteller Langer geschaffen hat (Abb. 5). Wenn man eine Reihe von tiefen Fahrradparkern aus der üblichen Einstellrichtung 90 Grad beispielsweise nur um 30 Abb. 5: L15 in München, alle tiefe Radeinstellung, ADFC-empfohlen, Hersteller Langer Grad dreht, kann man die Fahrräder sogar dichter als mit 60 cm Abstand aufstellen, ohne dass sich die Lenker berühren können. Schließlich gibt es auch Fahrradparker für eine Hoch/TiefStellung der Vorderräder, bei denen aber alle Bügel die gleiche Höhe und damit eine ruhigere Optik haben, zum Beispiel das Modell Felix von Gronard (Abb. 6). Zusatznutzen: Stadtmobiliar Sinnvoll ist in vielen Fällen auch, auf die Verbindung verschiedener Funktionalitäten zu achten und Fahrradparker einzusetzen, die einen Zusatznutzen als Stadtmobiliar haben. Zum Beispiel können Poller, die eine Durchfahrt von Autos verhindern, so ergänzt sein, dass an ihnen ein oder zwei Fahrräder abgestellt und gesichert werden können. Ein Beispiel dafür ist das Modell Lambda von Rasti (Abb. 7). Wenn vier einfache Poller zum Schutz eines Baumes aufgestellt werden, schützen diese zwar den Baum vor den Kfz, nützen den Radlern aber nichts. Ein Schutzbügel rings um den Baum kann beides besser (Abb. 8). Abb. 6: Felix, Radeinstellung hoch/ tief, alle Bügel haben gleiche Höhe, ADFC-empfohlen, Hersteller Gronard und Rasti Materialkunde | 97 Abb. 7: Lambda, Poller mit Zusatznutzen, ADFC-empfohlen, Hersteller Rasti Abb. 8: Vier Poller schützen einen Baum Abb. 9: Arreta vor ALDI-Süd, ADFC-empfohlen, hier in Edelstahl, Hersteller Gronard Hartwig Hammerschmidt Ansprechpartner für Fahrrad-Abstellanlagen, ADFC-Landesverband Bayern. Hartwig Hammerschmidt befasst sich seit fast 20 Jahren mit der Konstruktion von nutzerfreundlichen Fahrradparkern, die von drei Herstellern gefertigt werden » www.adfc.de Rasti GmbH, An der Mühle 21 · D-49733 Haren FreeCall 0800 / 200 50 11 · FreeFax 0800 / 200 50 12 mail [email protected] · www.rasti.eu 98 | Materialkunde Ausblick auf Städtebau und Architektur Stadtumbau ist der Schlüsselbegriff für die Herausforderungen der Zukunft. Mit den damit einhergehenden Umstrukturierungen nimmt das Radfahren zunehmend an Umfang und Bedeutung zu. Somit sind alle mit Design, Architektur und Städtebau befassten Fachleute aufgefordert, sich mehr dem Thema ‚Wann, wo und wie parke ich mein Fahrrad’ zu beschäftigen und vielleicht stärker als bisher wieder Form und Funktion als zwei Seiten der gleichen Medaille zu beachten. Dies gelingt allerdings nur im interdisziplinären Diskurs, zu dem dieser Artikel einen Anstoß und Beitrag leisten will. Hartwig Hammerschmidt Ostap Ogrodnik Unsere Besten! Bequeme und sichere Fahrradparker. Jedes der über 100 Modelle von Rasti erfüllt höchste Anforderungen hinsichtlich Funktionalität, Design, Sicherheit und Komfort. Vier Fahrradparkern hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub sogar das Gütesiegel „Empfohlene adfc-Qualität“ verliehen. An einer am Straßenrand sowieso notwendigen Absperrung mit der Normhöhe 90 cm kann man vom Gehweg her alle ca. 2 m ein Fahrrad anlehnen und sichern. Einen größeren Zusatznutzen erhält man bei vorhandenem Platz, wenn man alle 70 cm in diese Absperrung Fahrradparker einbaut. Das Modell Arreta von Gronard ist so konstruiert und wird deshalb von etlichen Städten eingesetzt. Es ist vom ADFC empfohlen. Ein großer Discounter bietet seinen Kunden diesen Parker bei inzwischen mehr als 40 Filialen an: Dort geht es nicht um die Absperrfunktion, sondern um die Installation eines formschönen und kundenfreundlichen Fahrradparkers (Abb. 9). Alle ADFC-empfohlenen Fahrradparker findet man in www.adfc.de/abstellanlagen und in www.adfc-bayern.de/abstellanlagen.htm , hier incl. ausführlicher Hinweise zur Planung von Abstellanlagen. Mitglied im Förderkreis Abb. 2: Auch ein abgesenkter Bord ist oft schwer zu überwinden. Unbehindert mobil Barrierefreiheit im öffentlichen Raum 2002 wurde mit dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG) der Auftrag gesetzlich festgeschrieben, „...öffentliche Wege, Plätze und Straßen sowie öffentlich zugängliche Verkehrsanlagen und Beförderungsmittel im öffentlichen Personenverkehr ... barrierefrei zu gestalten. Ähnliches formulierten in den Folgejahren die entsprechenden Gesetze der Länder. Doch was bedeutet Barrierefreiheit konkret? Die für den öffentlichen Raum einschlägigen Regelwerke enthielten zwar Vorgaben, aber wenig konkrete Lösungen. So begannen einige Kommunen und Bundesländer eigene Konzepte zu entwickeln. Insbesondere Orientierungssysteme für Sehbehinderte und Blinde können aber nur funktionieren, wenn sie gelernt und verstanden worden sind und setzen daher eine Einheitlichkeit voraus. Inzwischen liegt hier ein neuer Normentwurf vor. Bordhöhe an der Querungsstelle: Null oder 3 cm? Die gefährlichste Situation für Fußgänger ist die Fahrbahnquerung. Bisher werden standardmäßig die Borde auf 3 cm abgesenkt, um den Übergang auf die Fahrbahn und vor allem von der Fahrbahn wieder auf den Gehweg zu erleichtern. Dies ist für Fußgänger komfortabel, für Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, aber unbedingt Voraussetzung, um überhaupt die Fahrbahn queren zu können. Blinde und Sehbehinderte benötigen dagegen den Höhenversatz am Bord, um die Fahrbahn zu erkennen oder mit dem Stock ertasten zu können. Die 3 cm Bordhöhe sind ein klassischer Kompromiss. (Abb.2) Mit Blick auf die Menschen mit Rollstuhl oder Rollator senken viele Kommunen den Bord inzwischen tiefer ab, auf 2 oder gar 1 cm. Für Blinde, die sich mit dem Stock orientieren, sind 3 cm aber ein absolutes Mindestmaß. Soll die Kompromisslösung für beide beteiligten Seiten einigermaßen funktionieren, muss die Bordhöhe von 3 cm also präzise eingehalten werden. In der Praxis und auf Dauer ist dies jedoch kaum zu realisieren. Eine Lösung ist, für sehbehinderte und blinde Menschen separierte Querungsbereiche anzubieten, zu denen sie mit Bodenindikatoren geführt werden und die ihnen mehr als den Mindestbord von 3 cm bieten. Daneben kann dann der Bord auf Fahrbahnhöhe abgesenkt werden. (Abb.3) Um die Absenkung zu vereinfachen, wurde vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Kassel ein besonderer Formstein, der Kasseler Rollbord, entwickelt. Durch den Rampenstein kann die Gehwegabsenkung geringer ausfallen, der Bord lässt sich – auch mit Hilfe eines speziellen Übergangssteins – auf kurzer Distanz wieder auf eine leicht ertastbare Höhe verziehen und die Wasserführung in der Rinne wird ebenfalls einfacher. Die Absenkung sollte in jedem Fall durch Bodenindikatoren gesichert werden. (Abb.4) Abb. 3: Querungsstelle in Fulda mit differenzierter Bordhöhe. Die Nullabsenkung ist mit einem Sperrfeld für Blinde abgesichert, ein Richtungsfeld zeigt am schrägen Bord die Querungsrichtung an. Abb. 4: Querungsstelle in Stadtallendorf mit differenzierter Bordhöhe. Nullabsenkung mit Rollbord und Sperrfeld zur Absicherung für Blinde Abb. 5: Anzeige einer breiten Bordabsenkung mit einem Richtungsfeld in Querungsrichtung in Frankfurt Materialkunde | 99 Abb. 6: Querungsstelle in Offenbach mit Nullabsenkung. Auffindestreifen leiten Blinde zum Ampelmast. Ein dunkler Begleitstreifen sorgt für optischen Kontrast. Rippenplatten Abb. 7: Busbahnhof Mörfelden in Bau. Dunkle Begleitstreifen sorgen für optischen Kontrast am Leitstreifen entlang der Bahnsteigkante. Noppen warnen rechts vor der Treppe. Noppenplatten Maße im Gebäude/ Innenbereich im Außenbereich a Abstand der Scheitelpunkte benachbarter Rippen 25 bis 60 30 bis 50 b Rippenbreite (an der Messebene) 5 bis 10 5 bis 15a c Abstand der Rippen (in Messebene) 20 bis 50 25 bis 35b Rippenhöhe (Basis bis Oberkante) 3 bis 4 4 bis 5 h a bei Sperrfeldern erforderlich 5 mm bis 10 mm b bei Sperrfeldern erforderlich 30 mm bis 40 mm Tabelle 1: Rippenplatten Maße im Gebäude/ Innenbereich im Außenbereich a orthogonaler Abstand der Mittelpunkte benachbarter Noppen 40 bis 60 50 bis 75 b Noppenbreite bzw. Durchmesser (in Messebene) 15 bis 20 20 bis 30 c Orthogonaler Abstand der Noppen (in Messebene) 25 bis 40 25 bis 50 d diagonaler Abstand der Mittelpunkte benachbarter Noppen 28 bis 42 35 bis 53 h Noppenhöhe (Basis bis Oberkante) 3 bis 4 4 bis 5c c Die Noppenhöhe muss bei Kugelkalotten im Außenbereich mindestens 4,5 mm betragen Tabelle 2: Die Kanten der Rippen dürfen ausgerundet werden. Durch die Definition einer Messebene 1 mm unter der Oberkante bzw. dem Scheitelpunkt werden Messfehler durch Profilrundungen berücksichtigt. 100 | Materialkunde Abb. 8: Haltestelle Auestadion in Kassel. Hier wurden dunkle Bodenindikatoren eingesetzt, um einen optischen Kontrast zu gewährleisten. Bodenindikatoren führen Blinde zum Ampelmast und Bord neben der separaten Nullabsenkung. Eine Alternative ist die Bordabsenkung über die gesamte Breite der Querungsstelle und ihre Absicherung durch Bodenindikatoren. Dies ist die international eher übliche Lösung, z.B. in Frankreich oder Österreich. Eine Untersuchung der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung bestätigte die Funktionsfähigkeit beider Lösungen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband lehnt eine Bordabsenkung unter 3 cm aber grundsätzlich ab, wenn sie breiter als 1 m ist, auch wenn sie durch Bodenindikatoren abgeschirmt wird. Die Diskussion ist derzeit noch im Gange. (Abb.5) Bodenindikatoren An Querungsstellen mit Nullabsenkung dienen Bodenindikatoren nicht nur der Orientierung, sondern sind unmittelbar sicherheitsrelevant. Deshalb muss ihre Anordnung stimmen, ihre Struktur muss gut ertastbar sein und sich deutlich vom Umgebungsbelag unterscheiden. Die Rillenplatten nach alter Norm genügen diesen Anforderungen nicht, die Rillen sind zu eng und mit den üblichen Stockspitzen nicht erkennbar. Die Untergrenze der Rillenbreite liegt im neuen Normentwurf nicht von ungefähr oberhalb der alten Maximalbreite. Für Noppenplatten gab es bisher noch gar keine Vorgaben, sie werden aber zunehmend eingesetzt. Noppen lassen sich auch mit den Füßen ertasten und sind deshalb besonders geeignet für Warnhinweise. Auch die besten Bodenindikatoren sind aber nur ertastbar, wenn sie vom Umgebungsbelag unterscheidbar sind. Natursteinpflaster oder auch Betonsteine mit Fase sind ungeeignet, ein glatter Begleitstreifen kann aber für genügend optischen und taktilen Kontrast sorgen. (Abb.6) Bodenindikatoren müssen richtig gelesen werden können. Die Zuordnung der Bedeutungen ergibt sich z.T. aus der Struktur, beruht aber zu einem erheblichen Teil auf Vereinbarung. Diese Vereinbarungen können aber durchaus unterschiedlich sein. Eine Vereinheitlichung ist deshalb dringend, insbesondere müssen sicherheitsrelevante Fehlinterpretationen ausgeschlossen werden. Rippen sind eine gerichtete Struktur, sie werden international einheitlich genutzt, um zu leiten, in Deutschland auch um die Gehrichtung anzuzeigen, z. B. an einer Querungsstelle. Das wird in Österreich aber schon anders angezeigt, da werden die Rippen quer angeordnet. Noppen sind richtungslos, sie werden eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das kann eine Verzweigung sein, aber auch eine Warnung vor Treppen, Hindernissen oder Gefährdungen. (Abb. 7,8) Zu Zielen am Straßenrand führen Auffindestreifen quer über den ganzen Gehweg. Bei Auffindestreifen wird der Einsatz von Noppen und Rippen sehr unterschiedlich gehandhabt. Der DIN-Entwurf sieht für Querungsstellen Noppen vor, für Haltestellen und andere Ziele Rippen, die in Gehrichtung, also parallel zum Bord, verlegt sind. Auch die Einstiegsstelle selbst in Bus oder Bahn wird unterschiedlich markiert. Der DIN-Entwurf und ähnlich der hessische Leitfaden sieht hier Rippenplatten parallel zum Bord vor. In Nordrheinwestfalen werden stattdessen Noppen vorgeschlagen, in einigen Städten wie z.B. Essen aber auch Rippen eingebaut, die quer zum Bord liegen. Und hier wird es gefährlich: In den meisten Städten zeigen Rippen, die auf den Bord zulaufen, die Querungsrichtung an. Und auch die Noppen am Bord könnten in Hessen als Querungsstelle interpretiert werden, weil hier am Ende des Auffindestreifens nicht immer ein Richtungsfeld angeordnet ist, wenn der Bord dazu rechtwinklig verläuft. (Abb.9,10) Gerade bei der Anordnung der Bodenindikatoren an Halte- und Querungsstellen wäre eine einheitliche Regelung dringlich. Die Übergänge über die Fahrbahn oder in ein anderes Verkehrsmittel sind für Blinde die schwierigsten Aufgaben, die sich im Verkehr stellen, gerade hier können Missverständnisse schnell gefährlich werden. Radwege und shared space Gehbehinderte, Menschen mit Rollstuhl und Rollator brauchen Wege ohne Schwellen, Stufen und Hindernisse. Für sie ist shared space, die niveaugleiche Verkehrsfläche für alle, das ideale Verkehrskonzept. Blinde Menschen aber brauchen Sicherheit und Orientierung. Wenn der Bord fehlt, müssen ihnen andere Hilfen geboten werden, Bodenindikatoren können nützlich sein, aber diese Planung setzt sehr viel Fingerspitzengefühl voraus. Im Hinblick auf die Barrierefreiheit ist shared space jedenfalls mit viel Vorsicht zu betrachten. Auf Gehwegniveau geführte Radwege sind auch eine Art shared space, zumindest wenn Rad und Gehweg nur optisch unterschieden sind. Rollstuhlfahrern kann das helfen, sie können die Absenkung des Radwegs nutzen, um auf die Fahrbahn zu gelangen. Aber Blinde können über diese Absenkung auf die Fahrbahn geraten, ohne es zu merken. Deshalb muss die Trennung zwischen Geh- und Radweg auch taktil ertastbar sein, z.B. durch einen Pflasterstreifen oder einen besonderen Trennstein. (Abb.12) Abb. 9: Bushaltestelle in Essen. Ein Leitsystem führt zum Einstiegsfeld mit Rippen, die zum Bord weisen Fazit Der barrierefreie Verkehrsraum ist eine langfristige Aufgabe, die planerisches konzeptionelles Denken erfordert. Barrierefreiheit erfordert eine sorgfältige Abwägung divergierender Interessen und eine detaillierte Planung. Erfahrungen bei der Bauausführung zeigen, dass auch hier noch viele Fehler gemacht werden können: Borde werden nicht in der richtigen Höhe gesetzt, Bodenindikatoren gedreht, Entwässerung nicht gewährleistet oder Schachtdeckel nicht beachtet. Die Liste ließe sich fortsetzen. Der Weg zu einem barrierefreien öffentlichen Raum ist noch lang. Abb. 10: Haltestelle in Fulda mit Auffindestreifen und Einstiegsfeld. Alle Rippen verlaufen parallel zum Bord. Der Bereich um die Bodenindikatoren wurde zur Verbesserung des optischen und taktilen Kontrastes mit dunklen Betonplatten versehen. Bernhard Kohaupt Bernhard Kohaupt Bernhard Kohaupt studierte Architektur und Stadtbau an der TU Hannover und Berlin und schloss das Studium 1971 mit dem Diplom ab. Nach Tätigkeiten im Institut Wohnen und Umwelt Darmstadt sowie für Architekturbüros, Kommunalverwaltung und Industrie arbeitete er in der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung. Hier war er Leiter der Arbeitsgruppe Barrierefreier Verkehrsraum. Bernhard Kohaupt ist Mitglied des Normausschusses NA 063-06-04 AA sowie Mitverfasser mehrerer Publikationen der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung und engagiert sich in der Mitarbeit an verschiedenen Regelwerken. Materialkunde | 101 Advertorial Informieren Sie sich über die Neuigkeiten aus den Unternehmen 102 | Advertorial Firma Ziegler Spielplätze von A bis Z Geschichten aus Robinienholz Wie nehmen Kinderträume Form an? Ganz einfach - Man nehme etwas Robinienholz, entferne den Splint und baue einen RobinienholzSpielplatz, der mit liebevoll gestalteten Details jedes Kinderherz erwärmt. - So spielend einfach dies auch klingen mag – hinter jeder Konstruktion der Firma Ziegler Spielplätze von A bis Z steckt jede Menge Fingerspitzengefühl. Hier sorgen zahlreiche motivierte Mitarbeiter wie Produktdesigner, Holzbildhauer oder Konstrukteure mit höchstem Engagement, Kompetenz und Erfahrung täglich für die detaillierte Gestaltung kreativer und innovativer splintfreier Robinienholz-Spielplatzgeräte. Dabei legt der Betrieb auf die Erfüllung zweier selbst gestellter Anforderungen ganz besonderen Wert: Zum einen auf die Erhaltung der natürlichen Form des Robinien-Kern-Holzes (entfernter Splint) und somit auf naturnahe Gesamt-Konstruktionen, zum anderen auf die detaillierte Umsetzung spezieller Kundenwünsche. Einzigartige und individuelle Projekte, die manchmal auch eine Geschichte erzählen, sind die schönsten und größten Herausforderungen. Eine Kindertagesstätte beispielsweise bedankte sich auf spezielle Weise bei der örtlichen Feuerwehr, die sie jahrelang mit kleinen Spenden unterstützte. Die große Robinienholzfeuerwehr, die den Kindern dort seit Mitte November große Freude bereitet, ist ein individuelles, aus einer besonderen Geschichte heraus entstandenes Projekt, das für alle Beteiligten zu einer Herzensangelegenheit wurde. Die Firma Ziegler Spielplätze von A bis Z realisiert Themenspielplätze, auch mit kulturellen und historischen Hintergründen: eine alte Bockwindmühle aus dem 15. Jahrhundert, die durch einen Sturm zerstört und dank Sponsoren wieder aufgebaut werden konnte, erinnert an das Projekt „Wind in der Mühle“, das nun zum unverwechselbaren Markenzeichen des Örtchens Krosigk in Petersberg geworden ist. Natürlich – und dies im wahrsten Sinne des Wortes – bleibt die Firma Ziegler am Puls der Zeit. Wasserspielanlagen, Kletterwände, barrierefreie Konstruktionen oder Energiespielgeräte wie der „Photovoltaik“ spiegeln neben individuellen Projekten die Vielfalt der Produkte wider. Dank bester Qualität, sicheren Konstruktionen, höchstem Spielwert, Umweltfreundlichkeit und Natürlichkeit konnte sich die Firma mittlerweile europaweit einen Namen machen. Demnächst werden vermehrt auch Generationen- und Seniorenspielplätze in den Herstellungsplan aufgenommen. Alle Geräte werden nach Richtlinie der DIN EN1176-Verordnung gefertigt. Bei Farbgestaltungen kommen nur unbedenkliche speichelund schweißechte Lasuren zum Einsatz. Links » www.ziegler-spielplatz.de Advertorial | 103 S I C H E R H E I T BECO BERMÜLLER & CO. GMBH Elastik- und Fallschutzformteile Fallschutzbeläge im Ortseinbau Rotterdammer Straße 7 D-90451 Nürnberg [email protected] www.beco-bermueller.de Spielmatte mit Stufenfalz, Fallschutzplatten, Verbundpflaster, Poller, Palisaden, Randeinfassungen, Balkonbeläge, Prüfzeugnisse nach EN 177 Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit Lizenznehmern in ganz Deutschland Tel. +49 (0) 911 64200-0 Fax +49 (0) 911 64200-50 Herstellung von Gummiformteilen und Bodensystemen Bodensysteme und Sicherheitssysteme für Schulen und Kindergärten, Spielplätze, Freizeitanlagen, öffentliche Plätze und Parks, Sportanlagen, Terrassen und Balkone, Stallungen. Verkauf nur an den Fachhandel. Conradi+Kaiser GmbH Gewerbegebiet Larsheck D-56271 Kleinmaischeid [email protected] www.conradi-kaiser.de Tel. +49 (0) 2689 9580-0 Fax +49 (0) 2689 9580-50 Granuflex Kft Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990 Bécsi út 269 H-1037 Budapest Fallschutzplatten und Fallschutz-Verbundpflaster nach EN 1177, Elastikplatten und elastisches Verbundpflaster, SicherheitsErgänzungselemente, Sandkastenumfassungen, fugenloser Fallschutz, Sportbodenbeläge [email protected] www.granulfex.hu Tel. +36 1 453-0400 Fax +36 1 453-0006 terralastic GmbH Fallschutz-Bodensysteme und Gestaltungselemente aus Kautschuk Unterdorfstraße 10 D-56584 Thalhausen [email protected] www.terralastic.de – Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177 – Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk – Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf Spielund öffentlichen Plätzen – Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel Tel. +49 (0) 2639 960233 Fax +49 (0) 2639 960234 S P I E L - U N D S P O R T G E R Ä T E , A+URBAN Design Skateanlagen und Pipes Roll-Hockey Bolzplätze Urbanes Mobiliar P U B L I C D E S I G N Sepp-Giggenbach-Str. 31 D-84453 Mühldorf [email protected] www.aplusurbandesign.com Modulare Elemente Keine Fundamente und Bodenverankerungen nötig Einfacher Auf- und Abbau Wartungsarm Tel. + 49 (0) 8631 1403-68 Fax + 49 (0) 8631 1403-69 AAST Spielgeräte VertriebsgmbH Spiel- und Sportgerätehersteller Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher Hr. Andrew Stelzhammer Handelsstraße 13 A-2201 Seyring [email protected] www.aast.com Tel. +43 (0) 2246 27037 Fax +43 (0) 2246 27035 104 | Tivoli Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen, Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen und eine Fülle von Spielplatzkombinationen, in allen Variationen, in ihrem Programm. S P I E L - U N D S P O R T G E R Ä T E , COROCORD Raumnetz GmbH Seilzirkus – Seilspielgeräte P U B L I C D E S I G N Eichborndamm 167 D-13403 Berlin [email protected] www.corocord.de Tel. +49 (0) 30 408988-0 Fax +49 (0) 30 408988-77 CREA-PLAY (Deutschland) GmbH Hessenstraße 3 D-35325 Mücke/Groß-Eichen [email protected] www.buerliag.com Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien der EN 1176 und erfüllen auch alle bekannten technischen Vorschriften. Corocord hat sich selbst dazu verpflichtet, weltweit einzigartige Raum- und Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem Reiz, hohem Spielwert und langer Nutzungsdauer. Das ist keine einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns wichtig und wir nehmen sie jeden Tag von neuem an. – Spiel- und Sportgeräte – Fallschutzplatten – drehbare Kletterbäume – Parkmobiliar – Hundetoiletten Tel. +49 (0) 6400 959840 Fax +49 (0) 6400 959841 Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von: – Spielgeräten aus Stahl – Spielgeräte aus Aluminium – Spielgeräten aus Edelstahl – Spielgeräten aus Robinienholz – Stadtmobiliar und Tischtennistischen aus Beton – Bodensystemen – Zubehör espas GmbH Graf-Haeseler-Str. 7 – 9 D-34134 Kassel [email protected] www.espas.de Tel. +49 (0) 561 5746390 Fax +49 (0) 561 5746399 Holzhof GmbH Rupestraße 33 I-38017 Mezzolombardo TN – Spielplatzgeräte – Public Design [email protected] Elastik- und Fallschutzformteile Elastic and impact protection moulded elements Tel. +39 0461 601501 Fax +39 0461 604013 Elastik- und Fallschutzformteile Elastic and impact protection moulded elements HPS-Play Company Trading GmbH Einrichtung von Hallenspielplätzen Spielplatzkonzepte für Freizeit & Handel HST-Spielgeräte GmbH & Co. KG Gmundner Straße 40 · A-4664 Oberweis [email protected] www.hps-playco.at Tel. +43 (0) 7613 25880-0 Fax +43 (0) 7613 25880-10 VERTRIEB DEUTSCHLAND Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld Tel. +49 (0) 521 9883298-0 Fax +49 (0) 521 8989001 www.hps-playco.de Weyerberg 5 D-35614 Aßlar-Berghausen – eigene Spielgeräteherstellung – Vertrieb – Montage – Service für Reinigung und Wartung – Komplettausstattung – Kompetenz in Qualität, Spielwert und Sicherheit Vertrieb von Seilspiel- und Spielplatzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen und Sportnetze und -seile aller Art [email protected] www.hst-spielgeraete.de Tel. +49 (0) 6443 8198-0 Fax +49 (0) 6443 8198-20 HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE Abenteuer Spielplätze Indoor/Outdoor Route de l’Europe BP1 F-68650 Laputroie Spielgeräte für Kinderspielplätze, Stadtmobiliar Freizeitanlagen für Jugendliche, Tribünen [email protected] www.husson.eu www.husson.de Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56 Fax +33 (0) 3 89 47 26 03 Kaiser & Kühne Freizeitgeräte GmbH Durch Qualität – mehr Freude am Spiel Im Südloh 5 D-27324 Eystrup [email protected] www.kaiser-kuehne-play.com Bei der Planung und Gestaltung von Freizeitgeräten für alle Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen Jahren mit Entwürfen und Bau zahlreicher Großspielanlagen in Freizeitparks im In- und Ausland sammeln konnten. Tel. +49 (0) 4254 9315-0 Fax +49 (0) 4254 9315-24 Tivoli | 105 S P I E L - U N D S P O R T G E R Ä T E , KINDERLAND Emsland Spielgeräte P U B L I C D E S I G N ESF Emsland Spiel- und Freizeitgeräte GmbH & Co. KG Thyssenstraße 7 49744 Geeste-Dalum [email protected] www.emsland-spielgeraete.de – Spielplatzeinrichtungen – individuelle Spielobjekte – Barrierefreie Spielgeräte – Freizeitanlagen – Parkeinrichtungen Tel. +49 (0) 5937 97189-0 Fax +49 (0) 5937 97189-90 Gewerbegebiet D-19374 Domsühl Klettermax GmbH Spielplatzgeräte und Spielplatzeinrichtungen Spielplatzgeräte und Spielplatzeinrichtungen [email protected] www.spielplatzgeraete.de Tel. +49 (0) 38728 20012 Fax +49 (0) 38728 20017 Raiffeisenstraße 11 D-24941 Flensburg KOMPAN GmbH Spielgeräte, Multisportanlagen, Parkmöbel, Planung, Montage und Service, Indoor-Spielmöbel Ing. Phillipp GmbH & Co. KG Spielplatz von A wie Abenteuergeräte bis Z wie Zubehör [email protected] www.kompan.com Ihr Partner und Spezialist, wenn es um Spielgeräte und Spielraumplanung geht. Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service, kompetente Beratung und Know-how zeichnen uns aus. Tel. +49 (0) 4617 7306-0 Fax +49 (0) 4617 7306-35 A-4872 Neukirchen an der Vöckla Spielplatzgeräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig, nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur. [email protected] www.obra.at Tel. +43 7682 2162-0 Fax +43 7682 2165 VERTRIEB IN DEUTSCHLAND (Informationen im Internet) playparc-neospiel GmbH Spielgerätehersteller Teutonia 9 Borlinghausen D-34439 Willebadessen Spielplatzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte, Multisportanlagen, Schwimmbadgeräte, Fitnessgeräte [email protected] www.playparc.de Tel. +49 (0) 5642 709-01 Fax +49 (0) 5642 709-10 Holzbau Quappen GmbH & Co. KG DINOstarke Spielideen für außen und innen Parkgestaltung Brücken und Lärmschutzwände Individueller Holzbau Gartenholz Ravensburger Freizeit- und Promotion-Service GmbH Erlebniswelten für Kinder und Familien – Standard-Spielmodule und individuelle Konzepte Industriestraße D-49751 Sögel [email protected] www.quappen-holzbau.de Individuelle Spielplatzanlagen, Spielgeräte und Spielskulpturen aus Robinie und Lärche Montage-, Wartungs- und Reparaturarbeiten Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, Spielen und Gestalten von Kindergärten und Therapiebereichen Tel. +49 (0) 5952 9311-0 Fax +49 (0) 5952 9311-50 Am Hangenwald 1 D-88074 Meckenbeuren/Liebenau [email protected] www.ravensburger.de www.rfp-ravensburger.de Seit 1993 planen und entwickeln wir erfolgreich Markenwelten – vom Erlebnispfad bis zum kompletten Freizeitpark. Von der Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt auf die Ziele unserer Kunden abgestimmt und deshalb einmalig. Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept. Tel. +49 (0) 7542 400350 Fax +49 (0) 7542 400101 Richter Spielgeräte GmbH Die Sicherheit. Die Qualität. Das Original. Simsseestraße 29 83112 Frasdorf [email protected] www.richter-spielgeraete.de Tel. +49 (0) 8052 17980 Fax +49 (0) 8052 4180 R&T STAINLESS A/S Innovations 4 Play Spielplatzkomponenten aus Edelstahl Holsbjergvej 42 DK 2620 Albertslund Dänemark [email protected] www.rt-stainless.com Tel. +45 39563473 Fax +45 39692384 106 | Tivoli Akustik und Spiel Wasser und Spiel Kind und Spiel Bewegung durch Klettern Älter werden graubner Spielstationen zur Entfaltung der Sinne Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze und Rutschbahnen, viele mit Zertifikaten vom TÜV Produkt Service. Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, flexibel und schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich. S P I E L - U N D S P O R T G E R Ä T E , P U B L I C D E S I G N Schulstraße 27 D-35614 Aßlar-Berghausen SPOGG Sport-Güter GmbH Spielplatzgeräte zum Drehen, Wippen und Klettern Trampoline [email protected] www.hally-gally-spielplatzgeraete.de Spielplatzgeräte Vogelnestschaukel Tel. +49 (0) 6443 811262 Fax +49 (0) 6443 811269 smb Seilspielgeräte GmbH Berlin in Hoppegarten Handwerkerstraße 7 D-15366 Hoppegarten Herstellung von Seilspiel- und Spielplatzgeräten: [email protected] www.smb-seilspielgeraete.de Tel. +49 (0) 3342 302015 Fax +49 (0) 3342 302016 – Raumnetze – Flächennetze – Netztunnel – Trampolin – Karussells – Seilbrücken – Sport- und Freizeitgeräte – Bolzplatztore „citytor –das Original“ – Seil-Zusatzelemente für Spielgeräte – Ballfang-Seilnetzzäune – SIPA-Seilsitze Spielplatzgeräte und Public Design-Produkte Innovative Spielplatzgeräte und Public Design-Produkte aus Stahl und Edelstahl – – – – eigenständiges und durchgängiges Design hochwertig verarbeitet wartungsarm und langlebig kostengünstig in Preis und Unterhalt Fallschutzsysteme nach EN 1177 stilum GmbH Gewerbegebiet Larsheck D-56271 Kleinmaischeid [email protected] www.stilum.de Tel. +49 (0) 2689 92790-0 Fax +49 (0) 2689 92790-29 Seilfabrik Ullmann Handelsniederlassung Bremen GmbH Am Rönnebecker Hain 1 D-28777 Bremen Drehbare Klettertürme, Kletternetze, Kletterpyramiden, Nestschaukeln, Seilbrücken, Sonderanfertigungen, aus USACORD Long-life unzerschneidbar [email protected] www.seilfabrik-ullmann.de Spielgeräte Tel. +49 (0) 421 69038-8 Fax +49 (0) 421 69038-75 ZIMMER.OBST GmbH Individuelle Spielraumgestaltung Am Winkel 9 D-15528 Spreenhagen [email protected] www.zimmerobst.de www.spielraumgestaltung.de - Spezialist für individuelle Planung von Spielanlagen kompetente Beratung Herstellung in eigener Werkstatt Montage durch eigenes Fachpersonal Geprüfte Sicherheit nach EN 1176/77 Tel. +49 (0) 33633 69 89-0 Fax. +49 (0) 33633 69 89-29 S T A D T M O B I L I A R ; P U B L I C GRONARD metallbau & stadtmobiliar gmbh Ansprechpartner: Hr. Lothar Gronard RASTI GmbH Außen- und Stadtmobiliar Kontaktperson: Hr. Klaus Bergmann D E S I G N Bayerwaldstraße 23 81737 München Mit 60 Jahren Erfahrung beraten, planen, fertigen und montieren wir Ihre Lösung aus einer Hand: [email protected] www.gronard.de • • • • • • Tel. 089 6701015 Fax 089 6376171 [email protected] www.rasti.eu www.der-fahrradparker.de www.die-muelltonne.de www.die-parkbank.de www.bambu-online.de www.bigpublic.eu An der Mühle 21 · D-49733 Haren Tel.: 0 800 / 200 50 11 Fax: 0 800 / 200 50 12 (gebührenfrei) (gebührenfrei) Fahrradparker (Fahrrad)-Überdachungen Wartehallen Carports Mülleinhausungen Stadtmobiliar Außen- und Stadtmobiliar aus Edelstahl, Kunststoff, Stahl, Holz, optional mit FSC-Zertifikat, Bambu. Prämiertes Design von mmcité. • Überdachungen und Wartehallen • Fahrradständer und Anlehnbügel, Fahrradgaragen • Pfosten und Absperrungen • Parkbänke, Sitzlandschaften, Bänke und Tische • Abfallbehälter und Ascher • Fahnenmasten • Schaukästen und Werbeanlagen • Ausstattungen für Friedhöfe, Pflanzgefäße Tivoli | 107 Z U L I E F E R E R Seilerei Prutz GmbH Seilspielgeräte für Kinderspielplätze Netze für Industrie, Sport und Freizeit Drahtseile, Seilerwaren Wittenberger Straße 89 D-06905 Bad Schmiedeberg [email protected] www.seilerei-prutz.de Seilspielgeräte: Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue, Sonderanfertigungen und Seilerwaren nach Kundenwunsch Tel. +49 (0) 34925 70392 Fax +49 (0) 34925 70155 V E R B Ä N D E Bundesverband für Freiraumgestaltung e.V. Gestaltung Gesellschaft Recht Finanzierung Bundesverband für Freiraum-Gestaltung e.V. Einrichtung einer Plattform für den Austausch mit Planern, rechtlichen Beratern, öffentlichen Institutionen, Finanzexperten und der Industrie Gewerbegebiet Larsheck D-56271 Kleinmaischeid [email protected] www.bv-freiraumgestaltung.de Tel. +49 (0) 2689 9591-37 Fax +49 (0) 2689 9591-38 Geschäftsführerin: Maike Söltl Verband Deutscher Hallenspielplätze Veranstaltung von Fachseminaren und Kooperationen mit Fachmessen Darstellung der kommunalen Interessen bei politischen Entscheidungsgremien Für Planer und die Industrie bietet der BFG ein interessantes Forum, um sich nah an den entscheidenden Themen der kommunalen Freiraumplanung bewegen zu können. Geschäftsführer: Ubbo Voss Mobil: +49 (0) 160 94712821 Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder, vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile und macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg. Hierzu gehören im Einzelnen: – Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen, Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen – Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern, Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m – Beratung, Schulung, Marktanalysen – Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA, TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit – Qualitätssiegel & Klassifizierung – u.v.m. Karlstraße 13 D-73773 Aichwald Das Portal von Planern für Planer. Die zeitgemäße Produkt- und Firmenpräsentation! Sandtorkai 74 D-20457 Hamburg [email protected] Fachliche, wirtschaftliche & politische Interessenvertretung für Betreiber, Gerätehersteller und Dienstleister der Branche Beleuchtung der Situation in den Kommunen zum Beispiel durch Umfragen Tel. +49 (0) 40 822232-33 Fax +49 (0) 40 822232-39 O N L I N E - I N F O R M A T I O N E N ScapeScout GmbH Internetportal für die grüne Branche Arbeitsinstrument für Planer, Architekten, Baufirmen [email protected] www.scapescout.de Tel. +49 (0) 711 3151712 • • • • • • • effiziente Recherche Innovative Produkte Kompetente Firmen Direkter Kontakt Kreativer Fachaustausch Laufende Datenaktualisierung Kostenfreier Zugang S O N S T I G E Redeker Sellner Dahs Rechtsanwälte Moderne Dienstleistung. Umfassende Expertise. Spezialisierung. Und Erfahrung seit 1929. johnen-druck GmbH & Co. KG Hauptsitz: Mozartstraße 4–10 D - 53115 Bonn [email protected] www.redeker.de Tel.: +49 (0) 228 72625-0 Fax: +49 (0) 228 72625-99 Bornwiese D-54470 Bernkastel-Kues [email protected] www.johnen-gruppe.de Tel. +49 (0) 6531 509-0 Fax. +49 (0) 6531 509-49 108 | Tivoli Full-Service in Berlin | Bonn | Brüssel | Leipzig | London. Mit etwa 80 Rechtsanwälten bieten wir unseren Mandanten kompetente, praxisnahe Unterstützung. Komplexe Projekte betreuen wir mit interdisziplinären Teams und beraten mit fachübergreifendem Spezialwissen. Vertrauen zwischen Anwalt und Mandant steht bei uns an erster Stelle. Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken, Weiterverarbeitung und Lettershop. Herstellung und Distribution von Drucksachen wie Flyern, Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc. 15. April bis 15. Oktober 2011 27. bis 29. Juni 2011 7. Wirtschaftswoche Jahrestagung „Neustart Kommune“ in Berlin Bundesgartenschau Koblenz From Urban Landscapes to Alpine Gardens Kontakt: EUROFORUM Deutschland SE Sonja Meyer Postfach 11 12 34 · 40512 Düsseldorf Tel.: 0211 9686-3539 [email protected] www.neustart-kommune.de 16. bis 17. Februar 2011 KOMCOM NORD Die Fachmesse für den Public-Sektor Messe Hannover KOMCOM Messe GmbH · Tel.: 0681 95427-0 [email protected] · www.komcom.de Kontakt: Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH Kastorpfaffenstraße 21 · 56068 Koblenz Tel. 0261 / 70 - 2011 www.buga2011.de 21. April bis 9. Oktober 2011 26. bis 28. Oktober 2011 Landesgartenschau Norderstedt FSB Kontakt: Landesgartenschau Norderstedt 2011 gGmbH Emanuel-Geibel-Str. 1-3 · 22844 Norderstedt Tel.: 040 3259930-0 [email protected] www.landesgartenschau-norderstedt.de Freiraum – Sport – Bäder Messe Köln Kontakt: Koelnmesse GmbH Messeplatz 1 · 50679 Köln Bettina Frias · Tel.: 0221 821-2268 [email protected] · www.fsb-cologne.de 10. bis 11. März 2011 18. bis 19. Mai 2011 Spielmarkt Remscheid public space germany 2011 Markt – Fachforum – Bildungsfest Kontakt: Akademie Remscheid Fachbereich Spielpädagogik Küppelstein 34 · 42857 Remscheid Tel.: 02191 794-0 www.akademieremscheid.de www.spielmarkt.de Fachmesse für öffentliche Raumgestaltung Messe Essen Kontakt: ExpoProof Kaiserswerther Straße 115 · 40880 Ratingen Tel.: 0621 70019-0 www.publicspacegermany.de 12. bis 13. April 2011 18. bis 25. Juni 2011 public 11 Zukunft Kommune Festival der Stadtraum-Inszenierung Fachmesse für Stadtplanung und öffentliche Raumgestaltung Messe Düsseldorf public Messe GmbH · Tel.: 0621 70019-0 [email protected] · www.public10.de Herausgeber: freizeit&spiel Verlagsgesellschaft Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid Telefon: +49 (0) 2689 9591-37 Telefax: +49 (0) 2689 9591-38 www.free-lounge.de | www.free-lounge.com Erscheinungsweise: vierteljährlich Chefredaktion: Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.) E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Anzeigenleitung: TÜV Media GmbH Gudrun Karafiol-Schober E-Mail: [email protected] z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom Oktober 2010 DTP, Bildredaktion: Maike Söltl (verantwortlich) Redaktion: Lutz Keißner, Jörg Kohnen-May Titelfoto: Cosalux, Schirn Kunsthalle Gerichtstand: Montabaur Druckauflage: 5.000 Exemplare international Druck: Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues Jahresabonnement: (4 Ausgaben) Euro 30,– (inkl. Porto) IFLA World Congress Kontakt: Hayal Oezkan [email protected] www.ifla2011.com Kontakt: Darmstädter Architektursommer e.V. Herdweg 74 · 64285 Darmstadt Tel.: 06151- 546623 www.darmstaedter-architektursommer.de Copyright: freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Terminveröffentlichungen kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei unverlangt eingesandten Manuskripten. Namentlich gekennzeichnete Berichte und Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Quellennachweise: Editorial: Annette Kisling (S. 3, Mitte); Schirn Kunsthalle Frankfurt/Bernd Kammerer (S. 3 unten) Inhalt: Estudio Lejarraga (S. 4, 5) Top Thema: Anja Schlamann (S. 6), Nusser GmbH (S. 8), IreneLohaus PeterCarl Landschaftsarchitektur (S. 9), Stadt Arnsberg (S. 10), Uni Siegen (S. 11), fotolia.de (S. 12), Anschläge (S. 14 oben), BBSR (S. 15), BBSR (S. 16 oben), planzwei (S. 16 unten), M. Clausen (S. 17) Report: Christian Westphalen (S. 18), RWTH Aachen University, Institut und Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung, Fotomontage: Anja von Büttner (S. 20 oben, unten), Estudio Lejarraga (S. 22 oben), Paisajes Espanoles (S. 22 unten), Jesus Granada (S. 23), Nicole Erbe (S. 24), Tore Dobberstein (S. 25, S. 27 rechts), Sebastian Schieck (S. 26), Alice Hallynck (S. 27 links), www.scapescout. de (S. 29), www.grauwert.info (S. 30/31), Thomas Volprecht (S. 32 – 36), Wall AG (S. 35) Gesellschaft: Zebralog/Sally Below Cultural Affairs (S. 38, S.41), direktzu.de/stuttgart21 (S. 40), frankfurt-gestalten.de (S. 42), Anja Schlamann (S. 43, 44 Mitte), DKHW (S. 44 oben), Institut für Sport und Sportwissenschaften der Friedr.-Alexander_ universität Erlangen-Nürnberg (Smart Green) (S. 45 – 47), Ruth Esther Gilmore (S. 48 – 51) VORSCHAU Top Thema: Miteinander mehr erreichen Ideelle und finanzielle Partnerschaften zur Gestaltung urbaner Räume und Spielräume Außerdem stellen wir vor: Bodenbeläge für Außenbereiche, Public Design, Lärm- und Sichtschutzelemente, außergewöhnliche Spielareale t e r m i n e 2 011 27. bis 28. Januar 2011 Herstellerportrait: miramondo GmbH (S. 55 – 58) Best Practice: Stiftung Grüne Stadt, Peter Menke (S. 59), Fotoatelier2, Köln; Rainer Sachse, (S. 60, 61) Pläne, Perspektiven: scape Landschaftsarchitekten (S. 61), Martin Karl, FREIRAUM PLAN (S. 62, 63), KANN, Bendorf (S. 64, 65) Spielraum: Maike Söltl (S. 66 ), DKHW (S. 68 ), Stadt Rietberg (S. 69), Stadt Wiesbaden (S. 70 – 71), Richter Spielgeräte (S. 72, 75 unten), Kinderland Emsland (S. 73), stilum Public Design (S. 74), KuKuK (S. 75 oben links), Kellner (S. 75 oben rechts) Kunst: Cosalux (S. 76), Schirn Kunsthalle Frankfurt/ Bernd Kammerer (S. 78), Benjamin Krieg (S. 79, S. 80, 81 unten); Oper Dynamo West (S. 81 oben), Anja Schlamann (S. 82 – 84), Anastasia Malkhazova (S. 84 unten links), West 8 urban design & landscape architecture, Rotterdam / Mrio architectos (S. 85 oben), Regula Dettwiler (S. 85) Verband: Shutterstock.com (S.89 oben links), Messe Berlin (S. 89 oben rechts), IFAU (S. 90, 91) Materialkunde: Conradi+Kaiser (S. 92, 93 oben rechts, S. 95 oben rechts), Pro Urba (S. 94 oben links), Boer Speltoestellen (S. 95 oben links), Christian Hummer (S. 96 oben), Lothar Gronard (S. 96 unten), Hartwig Hammerschmidt (S. 97 oben, unten; S. 98 unten), Steffen Oberländer (S. 97 mitte), Paul Bickelbacher (S. 98 oben rechts), Klaus Bergmann (S. 98 oben links) Holger Heinrich, ASV Marburg (S. 99, Abb. 4), Bernhard Kohaupt (S. 99-101) Entdeckt! (S. 110): The Dilly Lama (Sky Bridge), Willem-Jan Beeren (Alanus Hochschule) Inhalt | 109 Entdeckt! Kunstvolles Maschenwerk Er ist beliebter abendlicher Treffpunkt junger Leute und in der warmen Jahreszeit bis in die frühen Morgenstunden belebt: der Brüsseler Platz in Köln. Vom 24. September bis zum 1. Oktober 2010 erhielt er eine ganz neue Qualität. Mit mehr als 3000 Metern Wäscheleinen und Knüpftechnik verwandelten Studierende des Fachbereichs Architektur der Alanus-Hochschule den Brüsseler Platz in eine begehbare Installation mit einem neuen Raumerlebnis. Die Aktion unter der Leitung der Architekturdozenten Benedikt Stahl, Ulrike Platz und Willem-Jan Beeren war von Anfang an dialogisch und kommunikativ angelegt: Anwohner und Passanten mischten sich unter die Arbeitenden und legten selber mit Hand an. Viele Gespräche „spannen“ sich anknüpfend an das Gesehene und Erlebte zwischen den Besuchern und Akteuren. Die Einfachheit der Konstruktion, die chaotisch aussehende und doch einheitlich erlebte Gestaltung sowie die ständig wachsende Skulptur fanden bei den Besuchern jeden Alters viel Zuspruch. » www.alanus.edu. Atemberaubende Ausblicke bietet die Sky Bridge auf Langkawi, einer Insel vor der Nordwestküste von Malaysia. Die Hängebrücke auf dem Mount Mat Cincang spannt sich in 687 m Höhe über dem Meeresspiegel in einem kühnen Bogen 125 Meter weit über eine tiefe Schlucht. Nur ein einziger hoher Stahlmast trägt die Konstruktion. Ein Spaziergang über Langkawi Sky Bridge gerät regelmäßig zu einem adrenalintreibenden Abenteuer mit Blick über die üppige Vegetation des Regenwaldes und die vielen kleinen Inseln in der Andamanensee. Bei gutem Wetter ist selbst das malaysische und thailändische Festland zu sehen. Bei tiefhängenden Wolken oder Nebel ist die gegenüberliegende Plattform nicht sichtbar und die Brücke scheint tatsächlich geradewegs in den Himmel zu führen. Himmlische Perspektiven 110 | Vermischtes Living Industries Sicherheit ist selbstverständlich – Entwicklung ist Fortschritt Conradi+Kaiser GmbH Gewerbegebiet Larsheck | 56271 Kleinmaischeid Tel. 02689 9580-0 | Fax 02689 9580-50 [email protected] | www.conradi-kaiser.de FL_Umschlag_Ausg04_2010.indd Abs1:2 10.01.2011 08:10:37 Ausgabe 4/2010 7,50 Euro Nehmen Sie Platz ! Auf den neuen Stadtmöbeln von stilum Platz nehmen stilum GmbH in der Stadt Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29 www.stilum.de · [email protected] FL_Umschlag_Ausg04_2010.indd Abs3:72 10.01.2011 08:10:03
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