70. Jahre Befreiung von Faschismus und Krieg Karlsruhe wird vom Faschismus befreit Am 4. April 1945 rückte die 1. Französische Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny praktisch kampflos in die Stadt ein, obwohl diese zur Festung erklärt worden war. Im alliierten Plan nicht vorgesehen, hatte der Chef der provisorischen französischen Regierung, Charles de Gaulle, doch durchgesetzt, dass französische Truppen südlich des amerikanischen Vorstoßkeiles etwa auf der Linie Landau – Speyer – Heilbronn Verantwortung zugewiesen bekamen. Damit befreiten sie bis 8. Mai schließlich den ganzen Südwesten Deutschlands. Am 31. März hatten die Franzosen bei Speyer und Germersheim über den Rhein gesetzt. Der Befehlshaber der zur „Verteidigung“ Karlsruhes aufgebotenen 257. Volksgrenadierdivision (VGD), General Ernst Linke, gab am 3. April den Befehl, sich auf Französische Panzer am Marktplatz (US-amerikanisches Sherman-Modell) Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe die besser ausgebaute sog. Schwarzwaldrandstellung zurückzuziehen. In der Nacht zum 4. April fand im Polizeipräsidium ein Saufgelage statt, der „Stoßtrupp Stadt“ (Volkssturmeinheit mit höheren Verwaltungsbeamten) setzte sich in Richtung Schwarzwald ab, andere desertierten, in der NSDAP-Kreisverwaltung wurden zeitgleich hektisch Lkws beladen und in Richtung Schwarzwald abgebraust. Es kam zu wenigen Sprengungen gemäß dem Nero-Befehl. Am 4. April vormittags hatte im Vorort Grötzingen Eugen Kleiber ein NS-Sprengkommando von einer Brückensprengung abbringen wollen und war dabei von einem Nazi erschossen worden. Der französische „Angriff“ durch den Hardtwald auf das Stadtzentrum begann am 4. April um 6:00 Uhr. Um 9:00 flohen die allerletzten deutschen Soldaten. Einzelne Polizisten und Volkssturmmänner im Stadtzentrum feuerten noch Schüsse ab. Deshalb kamen an diesem Tag noch 11 „Verteidiger“ und Zivilisten ums Leben. Die im Wehrmachtsbericht am 5. April gemeldeten „heftigen Straßenkämpfe in Karlsruhe“ hat es real nicht gegeben. Die Einnahme der badischen Hauptstadt war für de Gaulle ein Prestigeunternehmen. Er kam eigens am 7. April 1945 zur Visite in die Stadt. In der Nachkriegszeit wurde die kampflose Räumung legendenhaft als Verdienst Ernst Linkes verklärt. Dessen Beweihräucherung als Held auf einer städtischen Erinnerungsveranstaltung am 50. Jahrestag der Befreiung 1995 führte zu einem Eklat. Tatsächlich war der französische Angriff 1945 zu überraschend und massiv für die gänzlich unterlegene 257. VGD gekommen, deren Alternative einzig soforKarlsruhe 7. April 1945: General Charles de Gaulle nimmt die tiger Rückzug oder Vernichtung war. Siegesparade am Ettlinger Tor entgegen. Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe Esslingen Heidelberg In der am 22. April 1945 von US-amerikanischen Soldaten besetzten Stadt wurden während Noch wenige Tage vor der Befreiung verurteilte ein NS-Standgericht im Stadtteil Handschuhsheim zwei des Zweiten Weltkrieges 60 Häuser völlig zerstört, 75 schwer, 260 mittelgradig und 1236 jugendliche Soldaten wegen Desertion zum Tode. Nach der Erschießung wurden die Leichen an Bäumen aufgeleicht beschädigt. hängt. Nachts vor der Übergabe beschoss eine Flakbatterie der Wehrmacht von der Neckarhalde aus die anrückenden US Einheiten. Esslingen teilte so fast das Schicksal der meisten größeren Städte Deutschlands, was die kurz nach der Besetzung bekannt gewordene Karte deutlich macht. Sie stellt einen geplanten Bombenteppich dar, der vom Gaswerk bis zur Firma Fritz Müller in Oberesslingen reichte. Die Stadt hatte kaum Zerstörungen durch Luftangriffe erfahren, und es gab auch keine intensiven Verteidigungskämpfe beim Rückzug der Wehrmacht. Die Innenstadt war Standort eines riesigen Lazaretts mit mehreren Tausenden Verwundeten und deshalb weitgehend entmilitarisiert. Am 29. März 1945 kontaktierte der Kommandeur der vorrückenden US-Army die Heidelberger Stadtverwaltung, die mit Erlaubnis der Wehrmacht eine Delegation entsandte. Die US-Army sagte die Schonung der Lazarette bei Beherzte Bürger der Stadt nutzten die Situation, dass bis auf den NSDAP Bürgermeister fast einem möglichst kampflosen Einmarsch zu, drohte aber für den Fall von militärischer Gegenwehr mit harten alle organisierten Faschisten und Wehrmachtsverbände geflüchtet waren. Sie nahmen Kon- Reaktionen. Beim Rückzug sprengten die NS-Truppen am 29. März 1945 die Neckarübergänge einschließlich takt zu den bereits in Wäldenbronn stehenden US Truppen auf. Zuvor wurden die letzten der Alten Brücke. deutschen Soldaten in der Becelaere Kaserne entwaffnet und der Volkssturm demobilisiert. Nur wenige Stunden später, am Morgen des 30. März 1945, wurde Heidelberg von der US-Army befreit. Von So gelang die kampflose Übergabe der Stadt. Norden kommend überquerte gegen 14 Uhr ein erstes Bataillon den Neckar in Richtung Altstadt. Heilbronn Offenburg Stuttgart Im September 1944 errichtete die SS im Stadtteil Neckargartach das Konzentrationslager Neckargartach, ein Außenlager des KZ NatzweilerStrutthof. In diesem wurden zeitweise über 1.000 Häftlinge zusammengezogen, die in der Rüstungsindustrie und anderswo im gesamten Stadtgebiet durch Zwangsarbeit ausgebeutet wurden (Juli 1944 bis April 1945, Teil der Neckarlager). Es wurde zeitgenössisch als SS-Arbeitslager Steinbock geführt. Am Sonntag, den 15. April 1945 war der Zweite Weltkrieg in Offenburg zu Ende. Französische Truppen marschierten in die Stadt und die umliegenden Dörfer ein und besetzten diese. Die Stunden zuvor hatten allerdings noch teilweise heftigen Widerstand der Wehrmachtstruppen gesehen. Am 22.4.1945 übergab eine Stuttgarter Delegation unter Leitung des NSDAP-Bürgermeisters Strölin die Stadt offiziell der französischen Armee. Am 20.4. hatten die Franzosen mit Plieningen den ersten Stadtteil befreit. Bereits am 4. April versuchte Strölin, zusammen mit dem Wehrmachtskommandanten Oberst Freiherr von Scholley und dem Kreisleiter der NSDAP Fischer in einem Gespräch mit dem Reichsstatthalter Wilhelm Murr die Verteidigung als nicht möglich und Stuttgart zur offenen Stadt zu erklären. Murr lehnte es mit dem Hinweis auf die strategisch wichtige Lage Stuttgarts ab und verlangte die bedingungslose Verteidigung der Stadt. Vertreter des bürgerlichen Widerstands nahmen zu diesem Zeitpunkt Kontakt mit Strölin auf und forderten ihn auf Stuttgart ohne Verteidigung zu übergeben. Strölin gelang es, eine Botschaft an die vorrückende französische Armee zu übergeben. Der wichtigste Satz war: „Die Bevölkerung und die Stadt sind zur Übergabe bereit.“ Strölin hat später versucht, sich als Widerstandskämpfer darzustellen, was ihm aber nicht gelang, weil er bereits 1923 Mitglied der Stuttgarter Ortsgruppe der NSDAP wurde und ein führender Repräsentant der Partei war. Das KZ-Lager in Neckargartach wurde in der ersten Aprilwoche 1945 von der SS geräumt. Die Häftlinge wurden teils zu Fuß (Hessentaler Todesmarsch), teils in Güterwaggons in das KZ Dachau gebracht. Ab dem frühen Morgen rollte der französische Angriff vom Rheinbrückenkopf Kehl auf Offenburg zu. Ortschaft um Ortschaft wurde von den französischen Truppen eingenommen, während die 19. Armee letzte Gegenwehr bot. Offenburg selbst wurde zwischen 15 und 16 Uhr eingenommen. Die meisten Repräsentanten des NS-Regimes waren geflohen, die Bevölkerung sah der französischen Besetzung mit gemischten Gefühlen entgegen. Gegenüber dem Entsetzen über die Niederlage und der Sorge über mögliche Vergeltungsakte überwog die Freude und Erleichterung über die Befreiung und das Ende des Krieges. Am 30. März wurde Heilbronn und der Zehn-Kilometer-Umkreis zum Festungsbereich erklärt.Nach elftägigem Kampf um die strategisch wichtige Überquerung des Neckars vermerkt die US-Divisionsgeschichte für den 12. April 1945: „Um 15.30 Uhr ist die Stadt endgültig von Die Franzosen stellten zunächst die Ordnung wieder her und setzten deutschen Truppen gesäubert.“ eine deutsche Zivilverwaltung ein, mit dem Kaufmann Ludwig Hess an der Spitze. Allerdings wurde auch über Plünderungen und Vergewaltigungen berichtet, derer die militärische Führung nicht Herr wurde.
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