Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 26. Ideale und Viskose Flüssigkeiten. Beispiele Lit.: Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.3.3.1, 1.3.3.3, 1.3.3.4 I. Kolbenpumpe. Wie hoch kann das Wasser dem Kolben in einer einfachen Kolbenpumpe folgen? Lösung: Im statischen Gleichgewicht gilt: p0 p0 = p + ρ gh . h Vom rein mechanischen Gesichtspunkt kann h beliebig groß sein. Der Druck unter dem Kolben p = p0 − ρ gh wird aber bei p h > p0 / ρ g ≈ 105 /103 /10 = 10m negativ. Flüssigkeiten können negative Drucke nur eine sehr kurze Zeit aushalten. Deshalb kann das Wasser mit der o.g. Pumpe nicht höher als 10m gepumpt werden. In Wirklichkeit darf der Druck in einer Flüssigkeit sogar den Dampfdruck bei der gegebenen Temperatur unterschreiten. Andernfalls beginnt die Flüssigkeit zu sieden und trennt sich von der Festen Oberfläche. Wie hoch kann das Wasser bei t=100°C gepumpt werden? II. Rohrpumpe. Das untere Ende eines abgewinkelten Rohres (Querschnitt A, Gesamtlänge l ist in eine Flüssigkeit (Dichte ρ ) eingetaucht. Das Rohr rotiert um die vertikale Achse mit der Winkelgeschwindigkeit Ω . h a) Wie groß ist die Ausstömungsgeschwindigkeit? b) Wie groß darf Ω höchstens sein, damit an keiner Stelle im Rohr der Dampfdruck pD unterschritten wird? Lösung: Im rotierenden Koordinatensystem hat die potentielle Energie die Form mΩ 2 r 2 U = mgz − . Oder pro Einheitsvolu2 U ρΩ 2 r 2 men: = ρ gz − . Die Bernoullische V 2 Gleichung nimmt die folgende Form an: p+ ρv2 ρΩ 2 r 2 + ρ gz − = konst . 2 2 p1 + ρ v12 ρΩ 2 r12 ρ v2 ρΩ 2 r 2 + ρ gz1 − = p+ + ρ gz − 2 2 2 2 Die hydrostatische Druckverteilung in der ruhenden Flüssigkeit liefert p1 + ρ gz1 = p0 . Somit ρv2 ρΩ2 r 2 . (1) + ρ gz − p0 = p + 2 2 Das gilt auch am Austrittspunkt A: ρv 2 ρΩ 2 rA 2 p0 = p0 + A + ρ gz A − . 2 2 Diese Gleichung liefert die Ausströmungsgeschwindigkeit: ρ v A2 ρΩ 2 rA2 = − ρ gz A , ⇒ 2 2 v A = Ω 2 rA2 − 2 gz A . Aus Kontinuitätsgründen ist diese Geschwindigkeit überall im Rohr gleich. Für die Druckverteilung im Rohr ergibt sich aus (1) ρv 2 ρΩ2 r 2 = p = p0 − A − ρ gz + 2 2 ρΩ2 ( rA2 − r 2 ) = p0 − + ρ g ( zA − z ) 2 Der kleinste Druck herrscht bei z = z A und r = 0 . Er muss größer als der Dampfdruck ρΩ2 rA2 sein: p = p0 − > pD . 2 Die Winkelgeschwindigkeit muss demnach 2( p0 − pD ) Ω< ρ rA2 III. Kavitation Tritt in einer Flüssigkeit ein negativer Druck auf, so beginnt sie zu sieden und es bilden sich Dampfblasen. Wird der Druck wieder größer, fallen die Blasen zusammen, dabei erreicht die Geschwindigkeit den Höchstwert der Größenordnung der Schallgeschwindigkeit c. Beim Zusammentreffen zwischen der Oberfläche der komprimierenden Blase mit einer festen Oberfläche entwickelt sich Druck von ca. pSchlag ρ c 2 . Für Wasser pSchlag 103106 Pa = 1000 MPa . 1 Solche Drucke führen zum schnellen Verschleiß von festen Oberflächen. Einsetzen in die Bewegungsgleichung ergibt iωρ = ηλ 2 . Daraus IV. Strömung einer viskosen Flüssigkeit in einem kreiszylindrischen Rohr λ=± Aus der Symmetrie folgt vx = vx ( r ) . Gemäß ∂v ( r ) . ∂r Wir schneiden einen koaxialen Zylinder mit dem Radius r und Länge ∆l frei und berechnen die auf ihn wirkenden Kräfte: viskose ∂v Kraft Fvisk = τ ⋅ A = η ⋅ 2π r ⋅ ∆l und Druck∂r 2 2 kraft π r p1 − π r p2 . Kräftegleichgewicht: ∂v π r 2 p1 − π r 2 p2 + 2π r ∆lη = 0 . Daraus ∂r p − p2 ∂v ∆pr =− 1 ⋅r = − 2η∆l 2 y ∆l ∂r ∆p 2 v (r ) = − r +C 4η∆l ∆p Randbedingung: v ( R ) = 0 ⇒ C = ⋅ R2 ; 4η∆l R 2 ∆p 2 v (r) = − 1 − (r / R) . 4η∆l der Newtonschen Regel gilt τ ( r ) = η R π R 4 ∆p Volumenstrom Q = ∫ 2π rv ( r ) dr = . 8η∆l 0 Falls das Rohr geneigt ist, muss man statt ∆p ∆p = ∆p + ρ g ∆h benutzen. V. Abklingtiefe einer periodischen Strömung Eine auf der Oberfläche einer Flüssigkeit liegende Platte wird tangential mit der Geschwindigkeit vx ( y = 0 ) = v0 cos ωt bewegt. Zu bestimmen ist die Strömungsgeschwindigkeit vx ( y ) . Lösung: Bew. Gl.: ∂v ∂ 2v ρ x = η 2x ∂t ∂y Partikuläre Lösung wird in der Form ρ ( iωt + λ y ) gesucht. vx = vex ωρ ωρ i =± (1 + i ) = ±κ (1 + i ) . 2η η κ = ωρ / 2η . „ Allgemeine partikuläre Lösung“ + κ 1+ i y − κ 1+ i y vx = Ae ( ) + Be ( ) . Da vx → 0 bei y → −∞ , gilt B = 0 : κ 1+ i y + iω t v x = Ae ( ) vx = Re vx = A ⋅ eκ y ⋅ Re ( eiκ y +iωt ) = = Aeκ y ⋅ cos (κ y + ωt ) Bei y = 0 ist vx = A ⋅ cos ωt ⇒ A = v0 ⇒ vx = v0 eκ y ⋅ cos (κ y + ωt ) „Die Abklingtiefe“ t = 1/ κ = 2η / ωρ . VI. Strömung in offenen Gerinnen Bei gegebenem Volumenstrom ist die Dicke der Schicht zu bestimmen. Kräftegleichgewicht (x-Richtung): ∂ 2v ρ g sin α + η 2 = 0 ; ∂y 2 ρg ∂v = − sin α ; 2 ∂y Randbed. bei y = 0 η ρg y2 v = − sin α ⋅ + Cy + D 2 η ∂v |y = t = 0 ⇒ Randbedingungen: v ( 0 ) = 0 ; ∂y ρg C = sin α ⋅ ⋅t = η ρg y2 v ( y ) = sin α ⋅ ty ⋅ − 2 η Volumenstrom: t 1 ρg Q = ∫ v ( y ) ⋅ hdy = t 3 ⋅ ⋅ h ⋅ sin α 3 η 0 3Qη Tiefe der Strömung: t = ρ gh sin α 1 3 2
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