Fotos wie Fenster und die Entdeckung von Form

KULTUR
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DIENSTAG, 21. APRIL 2015 | SEITE 16
Fotos wie Fenster und die Entdeckung
von Form und Farbe
44. Ausstellung des Torgauer Kunst- und Kulturvereins im Kreiskrankenhaus
■ ■ KULTURBEUTEL
Nicht mehr Orte des
Verbrechens
TORGAU. Die Befreiung 1945 beendete
auch für Orte in Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen die Zeit faschistischer Verbrechen. Eine Fotoausstellung von Frau
Dr. Telle, Wermsdorf, und Jochen Hesse,
Torgau, dokumentiert vom 21. April bis
Juni 2015 unter dem Wendelstein des
Schlosses Torgau. Orte in der Nähe, an
denen damals Zwangsarbeiter beschäftigt, Menschen umgebracht oder der Massenmord unterstützt wurde sind Torgau,
Elsnig, Zeithain, Schlieben und Erfurt. In
vier von diesen Orten gibt es heute Gedenkstätten gegen die Verbrechen der
Vergangenheit und gegen das Vergessen.
Welttag des Buches
im „Bücherwald“
TORGAU. In ganz Deutschland feiern über
3500 Buchhandlungen den UNESCO
Welttag des Buches mit Lesungen, Gewinnspielen und Bücherfesten. Im Zentrum steht die Buch-Gutschein - Aktion
„Ich schenk Dir eine Geschichte“, die vom
Bundesverband und den Landesverbänden des Börsenvereins des Deutschen
Buchhandels zusammen mit der Stiftung
Lesen durchgeführt wird. Unterstützt wird
die bundesweite Aktion von den Buchhändlern vor Ort, dem cbj-Verlag, der
Deutschen Post AG sowie dem ZDF.
So ist auch im „Bücherwald“ in Torgau
wieder einiges los in den Tagen vor und
nach dem 23. April. Fast alle Schulen aus
dem Umkreis von Torgau haben sich angemeldet. Über 600 teilnehmende Schüler der 4. und 5. Klassen werden in der
Buchhandlung auf eine Schnitzeljagd gehen. Dabei müssen die Rätsel der fünf Stationen gelöst werden, die in der Buchhandlung verteilt sind. Im Anschluss bekommt jeder Schüler das Welttagsbuch
geschenkt, welches dann gemeinsam in
der Klasse gelesen wird. Dieses Jahr ist es
ein spannender Krimi mit dem die Freude am Lesen geweckt werden soll.
Andrea Winter sprach zu ihren Fotos beim Rundgang im Rahmen der Vernissage.
Fotos: TZ/Lehmann
TORGAU. Andrea Winter, Fotografin aus
Leipzig, sendet in ihren Bildern Botschaften: Sie nimmt die natürliche Umgebung
in ihrem ursprünglichen Sinn nicht einfach nur wahr, sie gibt ihre Eindrücke
weiter. Wenn sie auf den Auslöser drückt,
dann entstand die Idee dafür offensichtlich Sekunden davor aus der eigenen Beobachtung heraus. – Das ist es, halt es
fest! Lass andere daran teilhaben! Innehalten, sehen. Einfach nur sehen und erleben, genießen.
Ihre Fotografien der Natur im Wandel der
Jahreszeiten sind wie Fenster, die einen
in sich hinein oder aus den vier Wänden
heraus ziehen. Hinaus in die Natur. Licht,
Formen und Farben erscheinen in Harmonie zueinander, erzeugen wundervolle Stimmungen. Ein Wandel im Verlaufe
eines Jahres wird erkennbar, der Wechsel der Jahreszeiten in ihren für sie typischen Erscheinungsformen. Andrea Winter beweist ein Gespür für diese wundervollen Veränderungen, denen die Symbolik des Werdens, des Vergehens und
des neuen Erwachens innewohnt.
Intensive Hingabe
Des Weiteren werden auch Arbeiten von
Schülerinnen und Schülern vornehmlich
aus dem Kunsterziehungsunterricht an
verschiedenen Schulen der Region präsentiert: Vertreten sind neben dem
Torgauer Johann-Walter Gymnasium
auch die Grundschule an der Promenade, die Oberschule „Katharina von Bora“,
die Oberschule Torgau-Nordwest, die
Grundschule Weidenhain und die Oberschule Beilrode. Die beteiligten Mädchen
und Jungen haben sich mit einer großen
Vielfalt an Themen auseinandergesetzt.
Individuelle Beobachtungsgabe und ein
großes Maß an eigener Phantasie werden
sichtbar. Man spürt bei allen Arbeiten
eine intensive Hingabe und eigene Verwirklichung in der Umsetzung des jeweiligen Themas. Für den Betrachter eröffnet sich eine kleine Welt, in die er unweigerlich eintaucht. Die Wahl der Farben
und Mittel reicht weit – Aquarell, Federzeichnungen, Collagen …
Auch die Kinder-Mal- und Zeichengruppen des Torgauer Kunst- und Kulturvereins „Johann Kentmann“ beteiligt sich
an der Ausstellung, die in den Räumlichkeiten des Torgauer Kreiskrankenhauses
noch bis zum Oktober dieses Jahres im
Rahmen der geltenden Öffnungszeiten
zu besichtigen ist. Die Leitung der Kinder-Mal- und Zeichengruppen liegt in
den Händen von Gisela Bischoff.
Drei Persönlichkeiten Torgaus
„Katharina! Samuel! Johann!... Warum
Torgau?“ lautet der Titel eines gemeinsamen Kunstprojektes des Vereins und
der Oberschule „Katharina von Bora“ im
Rahmen des Förderprogramms „Künste
öffnen Welten“ der Bundesvereinigung
Kulturelle Kinder- und Jugendbildung.
Träger dieses Projektes ist die SPI Soziale Stadt und Land Entwicklungsgesellschaft GmbH. Was verbirgt sich dahinter? Seit Anfang dieses Jahres treffen sich
Schüler der Klassenstufe 5 der Oberschule „Katharina von Bora“ jeweils an den
Montagnachmittagen im „Jugendzentrum KAP.uze“ in der Torgauer Kulturbastion, um sich gemeinsam künstlerisch mit
den drei genannten Torgauer Persönlichkeiten zu befassen. Fachlich werden die
Teilnehmer dabei unterstützt von der frei-
ARZBERG. 110 Jahre Kirche Arzberg das
Jubiläum wird am 10. Mai mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr begangen. Mit dabei ist Superintendent Matthias Imbusch.
Im Rahmen des Festgottesdienstes werden verschiedene Posaunenchöre aus der
Region zu erleben sein. Die Kirchgemeinde Arzberg lädt dazu herzlich ein.
Die Eröffnung der Ausstellung erfolgte durch Torsten Freche vom Kentmann-Verein.
beruflichen Künstlerin Jana Hudde und
von Diplombildhauer Torsten Freche.
Am Anfang standen Besuche des Stadtund Kulturgeschichtlichen Museums mit
dem dort ausgestellten Faksimile des
Kräuterbuches von Johann Kentmann im
Fokus, sowie eine Besichtigung des Hahnemannhauses in der Pfarrstraße 3. Danach wurden Pflanzen gesammelt und
deren Konturen in Frottage-Technik auf
Zeichenblätter übertragen. Analog dazu
wurden in der folgenden Projektstufe Abdrücke von Pflanzen in Tonplatten gewalzt. Diese wiederum wurden anschließend mit Keramikglasuren auch farblich
individuell gestaltet.
Kreativität und Entdeckerfreude
In Zusammenhang mit der Osterzeit fand
die thematische Auseinandersetzung mit
der Person Samuel Hahnemanns auf humorvolle Weise Eingang in die nächste
Projektstufe. Hier haben die Mädchen
und Jungen den Namen „Hahnemann“
einmal wörtlich genommen und einen
„Hahne-Mann“ als Keramikrelief gestaltet. Darüber hinaus fertigten die Kinder
auch individuelle Arbeiten, wobei der eigenen Kreativität freier Lauf gelassen
wurde. Die Neugier auf den Umgang mit
dem Material und die Entdeckerfreude
daran spielte hier eine sehr große Rolle,
ebenso die dabei gesammelten eigenen
Erfahrungen, die in gewisser Weise auch
zusätzliche Ergänzungen fanden. Für die
Besucher der Vernissage am vergangenen Mittwoch war dies anhand der Arbeiten unschwer zu erkennen.
Interessierte Mädchen und Jungen können sich gern noch für die Teilnahme an
dem Projekt anmelden – in der Kleinen
Galerie des Torgauer Kunst- und Kulturvereins in der Schlossstraße 11. Hier gibt
es auch nähere Informationen dazu.
Insgesamt beinhaltet die neue Ausstellung im Torgauer Krankenhaus über 80
Exponate, in manchen sind zudem auch
gleich mehrere Arbeiten integriert.
PI
Die Mühlberger Kantorei singt
Henning Venske präsentiert „ ES WAR MIR EIN VERGNÜGEN“
Chorkonzert im Gemeindezentrum Heilandskirche in Beilrode
viele Theatertourneen. Als Autor und Kabarettist der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, sowie mit Auftritten beim
„Satiregipfel“ und den „Mitternachtsspitzen“ auf WDR hat er sein Publikum begeistert. Im März 2009 verlieh ihm der
Hamburger Senat die Biermann-Ratjen-Medaille als Auszeichnung für künstlerische und kulturelle
Verdienste um Hamburg.
Die Presse schreibt: „Karl
Krauss lässt grüßen!“
„Ziemlich fies kann dieser
Hamburger sein, und –
man muss es zugeben –
dabei ziemlich lustig.“
Überzeugen Sie sich
selbst. Am 24. April ist
dazu ab 20 Uhr Gelegenheit in der Kulturbastion
Torgau.PI
Der Kabarettist Henning
Venske kommt am 24.
April ins KAP.
Foto: Frank Koschembar
TORGAU. Die Musik der Paperboys (Foto)
ist wie eine Reise auf dem endlosen Trans­
america Highway von Mexico bis hoch an
die kanadische Westküste. Man kommt
durch den Süden New Mexikos und Arizonas mit seinem Tex Mex, streift Texas
mit seinem Blues, in Kalifornien inspiriert
einen der relaxte Satzgesang der Surfmusik Szene und je nördlicher man kommt,
wird man um eine Prise Country Rock
nicht hinwegkommen. Und wieso klingt
das alles authentisch, homogen und
glaubwürdig? Weil die Band seit bald 17
Jahren immer entlang der Transamerica
tourt und zu ihrem musikalischen Spiegelbild geworden ist. Wer sich selbst überzeugen möchte, hat dazu am Donnerstag,
dem 30. April ab 21 Uhr Gelegenheit in
der Kulturbastion Torgau.
Soul, Rhythm & Blues,
Rock-’n’-Roll
TORGAU. B.B. & The Blues Shacks – Sie
lieben Musik und schaffen es, ihre Zuhörer im besten Sinne zu unterhalten. Mit
einer Mischung aus Soul und Rhythm &
Blues rocken die fünf Hildesheimer alles
– von Clubs bis zu Festivals. Seit 23 Jahren sind sie weltweit unterwegs. Das Ergebnis: rund 3000 Konzerte und zahlreiche Preise vom „German Blues Award“
bis zur Auszeichnung als Europas beste
Bluesband. Besonders live gelten sie als
Erlebnis. Hören und sehen Sie selbst am
25. April ab 22 Uhr im KAP Torgau.
Posaunenchöre bei
Festgottesdienst
Gemein aber nicht unhöflich
TORGAU. Henning Venske ist ein Kabarettist der alten Schule. Er liest den Mächtigen und vermeintlich Einflussreichen
die Leviten. Und das ist durchaus wörtlich gemeint.
Henning Venske hat im Lauf seiner langen Kabarett-Karriere auch zahllose Satiren, literarische Parodien und über
zwanzig Bücher geschrieben. Aus der Fülle dieses
Materials stellt er für dieses neue Programm, je
nach Lust und Laune, Texte zusammen. Und dass es
dabei – wie man es von
ihm gewöhnt ist – nicht
ohne schallende Ohrfeigen für die Mächtigen im
Lande abgeht, darf man
erwarten! Hennig Venske
moderierte die „Sesamstraße“, spielte im „Tatort“, und diversen Kindersendungen beim ZDF und
war Gast in zahlreichen
Talkshows, dazu kommen
Los Paperboys
Europe Tour 2015
BELRODE. Die Kantorei aus Mühlberg unter der Leitung von Stefan Jänke gibt ein
Chorkonzert am 26. April 2015 im Gemeindezentrum Beilrode um 17 Uhr.
Die Mühlberger Kantorei existiert seit
1545 und feiert im Dezember das 470-jährige Bestehen. Der Chor besteht aus mehreren Generationen, die Jüngste ist 10
und die Älteste ist fast 80 Jahre alt. Sie
sind circa 35 Mitglieder und proben wöchentlich 90 Minuten, eine tolle Sache!
Das Programm umfasst klassische und
moderne Stücke (aus der Feder von Chorleiter Stefan Jänke aus Großenhain, der
phantastische Musik schreibt) und sie singen gern in mehreren Sprachen. In diesem Jahr geht die Chorreise nach Schweden. Im Chorkonzert in Beilrode wird davon zu hören sein. Als Herausforderung
wird derzeit auf auch schwedisch geübt.
Die Mühlberger Kantorei gab schon Konzerte in Süddeutschland, Frankreich und
Polen. Mit ihrer Musik möchten sie dazu
beitragen, dass Brücken gebaut werden
über Sprachprobleme hinweg; dass Versöhnung geschieht zwischen ehemals ver-
feindeten Ländern; dass Vorurteile
schwinden und Menschen die Erfahrung
von positiver Gemeinschaft machen. Es
ist ein Anliegen des Chores, von ihrem
Glauben zu singen, der die Chormitglieder trägt und ein Stück Hoffnung weitergibt, ohne die sie unsere komplizierte
Welt nicht aushalten könnten. Auf alle
Fälle freuen sie sich jedenfalls sehr auf
die Begegnungen in Beilrode im Gemeindezentrum Heilandkirche – und wir freuen uns mit auf sie!
Heidrun Killinger-Schlecht, Pfrn. der
Regionalgemeinde Beilrode-Arzberg
B.B. & The Blues Shacks. Foto: PR
Ein unvergesslicher Abend
mit Adorno
Drei junge Künstler musizierten erfolgreich im Rathaussaal
Das Klaviertrio Adorno bei seinem Auftritt im Rathaussaal. TORGAU. Nachdem am vergangenen Freitagabend im Torgauer Rathaussaal der
letzte Ton verklungen war, wollte der Beifall kein Ende nehmen, sodass sich die
Mitglieder des Hamburger Adorno-Trios
zu einer Zugabe ermutigt, wenn nicht gar
genötigt sahen. Es erklang daraufhin der
1. Satz des Klaviertrios in E-Dur von Joseph Haydn, der allgemein als der Begründer dieser Musikgattung angesehen
wird. Es war ein großartiger Konzertabend, was auch in den Meinungsäußerungen der zahlreich erschienenen Besucher zum Ausdruck kam. Denn die jungen Musiker, der Pianist Lion Hinnrichs,
der Geiger Christoph Callies und der Cellist Samuel Selle musizierten auf höchstem künstlerischen Niveau.
Das Konzert begann mit dem leidenschaftlich dargebotenen Klaviertrio in BDur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die
Interpreten gingen den ersten Satz äußerst energisch an, sodass man glauben
konnte, einen Triosatz von Beethoven zu
hören. Den umfangreichen 2. Satz spielten sie traumhaft versonnen, und im dritten kehrten sie zur Frische und Lebendigkeit des Anfangs zurück. Der Sprung
zu dem französischen Impressionisten
Maurice Ravel mit seinem a-Moll-Trio war
Foto: TZ/S. Stöber
gewaltig, auch vom verwendeten Tonmaterial und damit Klangbild her, denn der
für die früheren Musikepochen typische
Leitton war nirgendwo zu hören. (Es ist
eine Frage der Hörgewohnheit, ob man
eine solche Musik als schön empfindet
oder nicht.) Mit Abstand war diese Komposition die ausdrucksstärkste des
Abends, was besonders für den von tiefer
Trauer erfüllten dritten Satz galt. Die
spieltechnischen Anforderungen an den
Pianisten waren enorm, ebenso im nachfolgenden Trio von Felix MendelssohnBartholdy, ohne hiermit die Leistungen
der beiden Streicher in irgendeiner Weise schmälern zu wollen. Man muss wissen, dass Mozart, Ravel und Mendelssohn
selbst hervorragende Pianisten waren, die
den jeweiligen Klavierpart im Grunde genommen für sich selbst geschrieben haben. Der bereits zitierte Ausspruch Robert
Schumanns, das Klaviertrio d-Moll von
Mendelssohn sei das Meistertrio der Gegenwart, fand zeitbezogen am Freitagabend abermals seine Bestätigung, was
besonders für den inhaltsreichen ersten
Satz galt. So erlebten die Zuhörer einen
glanzvollen Kammermusikabend, der
noch lange in Erinnerung bleiben wird.
G. Frackowiak