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TORGAU & REGION
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Torgaus Keeper Kunze lief
zu Höchstform auf SEITE 17
MITTWOCH, 18. MÄRZ 2015 | SEITE 11
Stadtrat Torgau entscheidet heute Abend über Asylbewerberheim im Süptitzer Weg
Der Zulässigkeitsbeschluss ist der einzige Berührungspunkt / Kapazität von 60 Bewohnern vorgesehen
TORGAU. Das ehemalige Straßenbauamt
im Süptitzer Weg soll in Kürze zu einem
Asylbewerberheim umfunktioniert werden. Der Torgauer Stadtrat fällt in seiner
heutigen Sitzung die Entscheidung, ob
eben dieses Vorhaben laut Baugesetzbuch an genau dieser Stelle zulässig ist
oder aber nicht. Laut Beschlussantrag
der Verwaltung sollten die Abgeordneten zustimmen.
Konkret liegt der Stadtverwaltung ein
Bauantrag vor, der die Umnutzung von
Erdgeschoss und erstem Obergeschoss
des besagten Objektes in eine Unterkunft für insgesamt 60 männliche Asylbewerber vorsieht. Untergebracht werden sollen diese in Doppelzimmernut-
zung ohne eigene Sanitäranlage und
Kochmöglichkeit. Im Erdgeschoss entstehen dementsprechend 15 Wohn- und
Schlafräume, eine Küche und ein Sanitärbereich, im ersten Obergeschoss noch
einmal zwölf Wohn- und Schlafräume sowie ebenfalls eine Küche und ein Sanitärbereich.
Die Außenanlagen müssen komplett neu
gestaltet werden. Sie erhalten hofseitig
eine rund 30 Quadratmeter große Freizeit- und Sportfläche. Darüber hinaus
sind hier Sitzecken und ein Wäscheplatz
vorgesehen. Drei Mitarbeiter sollen für
den ordnungsgemäßen Betrieb der Gemeinschaftsunterkunft vom Betreiber
eingestellt werden – ein Heimleiter, ein
Niemand kommt
ohne eine Akte
CHEMNITZ/TORGAU. Bevor Asylsuchende
in den Landkreis Nordsachsen kommen,
kümmert sich die Erstaufnahme-Einrichtung in Chemnitz um sie. Der Torgauer
Bundestagsabgeordnete Marian Wendt
(CDU) hat sich in der vergangenen Woche dort ein Bild von der Lage gemacht.
Beeindruckt war er von den Dimensionen und der logistischen Leistung vor
Ort. 2900 Plätze halte die Einrichtung
vor, jeden Tag würden zwischen 270 und
330 Menschen hinzukommen bzw. die
Einrichtung verlassen. „Zwei oftmals geäußerte Vorwürfe konnten zweifelsfrei
ausgeräumt werden. Kein Asylsuchender verlässt Chemnitz ohne Akte und
eine medizinische Untersuchung zu der
auch das Röntgen nach TBC gehört“, so
Marian Wendt. Ziel müsse es sein, so der
Abgeordnete, beim Verlassen der Erstaufnahmeeinrichtungen im Asylverfahren so weit zu sein, dass klar sei, ob jemand bleiben dürfe oder nicht. Er bedaure es zudem, dass sich Sachsen nicht
am Schnellabschiebeverfahren für Asylbewerber aus dem West-Kosovo beteiliseb
ge.
Mitarebiter mit sozialpädagogischer Erfahrung und ein Hausmeister. Zusätzlich
wird der lokale Flüchtlingssozialarbeiter
des Bereiches Torgau wochentags eine
mindestens zweistündige Präsenz im
Heim anbieten. Überhaupt soll das Objekt täglich 24 Stunden mit Personal besetzt sein.
Die Entscheidung in der heutigen Ratssitzung ist der einzige Berührungspunkt
der Stadt Torgau mit dem Vorhaben, im
Süptitzer Weg ein Asylbewerberheim
einzurichten. Eine Stellungnahme zum
Projekt sei bisher nicht erbeten worden.
Das sei, so die Auskunft aus dem Rathaus, auch nicht notwendig. „Das Landratsamt hat die Suche nach in Frage
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kommenden Objekten ausgeschrieben.
Jeder hatte die Möglichkeit, seine Gebäude anzubieten. In dem Fall ist das
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passiert und jetzt muss entschieden werden, ob die Sache zulässig ist“, erklärte
Stadtsprecher René Vetter auf Nachfrage der Torgauer Zeitung und verdeutlicht, dass die Stadt tatsächlich nur so
viel mit dem Vorhaben zu tun hat, das
der Objekteigentümer den entsprechenden Bauantrag bei ihr eingereicht hat.
Über diesen muss Torgau nun entscheiden. Danach hat die Stadt mit der Maßnahme rein gar nichts mehr zu tun.
Interessant dürfte es noch einmal werden, falls Nachbarn der Immobilie im
Süptitzer Weg Einwendungen gegen das
Vorhaben vorbringen. Bis dato ist das
aber nicht passiert, so die Auskunft der
Stadtverwaltung.
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Wie verteilen sich die Asylbewerber in Nordsachsen?
Der Landkreis hat rund 197 000 Einwohner – und 916 Asylsuchende
NORDSACHSEN. 916 asylsuchende Menschen leben derzeit im Landkreis Nordsachsen. Davon sind nach Angaben der Kreisverwaltung 640 in Wohnungen untergebracht. 276 Menschen leben in Gemeinschaftsunterkünften. Letztere gibt es in Spröda und Oschatz. Während
Spröda noch vor einem Jahr die einzige Einrichtung im
Landkreis in ganz Nordsachsen angemietet. Im Landkreis läuft zudem ein WG-Modellprojekt.
Die Karte zeigt die zehn Orte, die zum heutigen Stand
die meisten Asylsuchenden unterbringen; dazu die Kommunen der Torgauer Region.
Quelle: Landratsamt/Grafik: TZ
gesamten Landkreis war, wurde Oschatz Ende vergangenen Jahres eröffnet und beherbergt 49 Asylsuchende.
250 Plätze (belegt sind 227) gibt es in Spröda bei Delitzsch. In Vorbereitung sind derzeit neben dem Torgauer Standort Sammelunterkünfte in Schkeuditz/Dölzig
und Eilenburg. Wohnungen für Asylbewerber hat der
Wer darf bleiben, wer nicht?
Wie viel Geld bekommen
Asylbewerber?
Bundesamt für Migration veröffentlicht regelmäßig Zahlen für die Bundesrepublik
NORDSACHSEN. Höhe und Staffelung der Leistungen für
Flüchtlinge und Asylbewerber orientieren sich an den Sätzen für Hartz-IV-Bezieher, liegen aber darunter. Das ohnehin knapp bemessene Hartz IV soll das physische wie das
soziokulturelle Existenzminimum abdecken. Bezahlt werden auch Unterkunft und Heizung – sowohl bei einer Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft, als auch
bei dezentraler Unterbringung in einer Wohnung. Bei letzterer werden die Energiekosten allerdings von den oben
genannten Bezügen von den Bewohnern selbst beglichen.
Wie Asylbewerber oder Flüchtlinge schlussendlich mit den
ihnen gewährten Leistung umgehen, liegt bei ihnen selbst.
BERLIN. Wenn es darum geht, wie viele derer, die
in Deutschland Schutz suchen, dies auch zurecht
tun, gibt die sogenannte Schutzquote Auskunft.
Definiert wird diese Größe so: „Die Gesamtschutzquote berechnet sich aus der Anzahl der Asylanerkennungen, der Gewährungen von Flüchtlingsschutz und der Zuerkennung von subsidiärem
Schutz sowie der Feststellungen eines Abschiebungsverbotes – bezogen auf die Gesamtzahl der
Entscheidungen im betreffenden Zeitraum.“ Hier
nun die entsprechenden Zahlen für den Januar
2015. 21 679 Erstanträge auf Asyl gingen ein. Im
Vergleichsmonat 2014 waren es 12 556 Erstanträge; dies bedeutet einen Zuwachs um 72,7 Prozent.
Insgesamt wurden 17 835 Entscheidungen über
Erst- und Folgeanträge im bisherigen Jahr getroffen. Die Gesamtschutzquote für alle Herkunftsländer lag für den Berichtsmonat bei 45,1 Prozent
(8 041 positive Entscheidungen von insgesamt 17
835). Für das gesamte Vorjahr 2014 konnte eine
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Der Stadtrat tagt heute ab
17 Uhr im Rathaus öffentlich.
Die Ordnungsdezernentin des
Landkreises wird dort auch allgemeine Informationen zum
Thema Asyl geben. Die kompletten
Unterlagen des Stadtrats zum geplanten Asylbewerberheim lassen sich
auch im Internet einsehen:
http://bit.ly/1BPOOdc
Wer sich über Details zum Asylverfahren informieren möchte, wird unter
dieser Adresse fündig:
http://bit.ly/1Cr6z4D
Gesamtschutzquote für alle Herkunftsländer von
31,5 Prozent (40 563 positive Entscheidungen von
insgesamt 128 911) ermittelt werden. Wie sich die
Schutzquoten auf die einzelnen Herkunftsländer
umlegen lässt, zeigt die Tabelle. Asylsuchende in
Nordsachsen kommen in signifikanter Zahl aus
folgenden Ländern: Russische Föderation (10,47
Prozent), Indien (8,82), Syrien (8,71), Pakistan
(8,16), Lybien (6,95), Eritrea (4,63),…Serbien und
Mazedonien jeweils unter drei Prozent.
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Morgens, auf dem Weg zur Arbeit …
„Kirchenasyl eher
unwahrscheinlich“
TORGAU. Unlängst wurde auf
Schloss Hartenfels
ein ökumenischer
Flüchtlingsbeirat
aus der Taufe
gehoben. Mitgeholfen hat unter
anderem Pfarrer
Hans Christian
Beer.
Hans Christian Beer TZ: Wofür ist dieser Beirat gut?
Hans Christian Beer: Er hat landkreisweit
beratenden Charakter. Mit dem Beirat
soll das Flüchtlingsthema auch auf die
kirchliche Ebene transportiert werden.
Stichwort Kirchenasyl?
Oh nein, das ist damit nicht gemeint. Die
Kirchen sollen mithilfe dieses Gremiums
schneller auf akute Problemlagen einwirken können. Was sich genau dahinter
verbirgt, wird sich noch zeigen. Aktuell
gibt es solche Fälle nicht.
Zurück zum Kirchenasyl. Wie wahrscheinlich sind solche Fälle im Landkreis?
In meinen Augen eher unwahrscheinlich.
Ich selbst kann mich nur an einen Fall erinnern, der vor Jahren in Torgau für
Schlagzeilen sorgte, bei dem es letztlich
aber doch nicht zum Kirchenasyl kam.
Damals waren die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als gut.
Das Thema Asyl sollte weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden – Probleme natürlich auch.
Die evangelische Kirchgemeinde Torgau
fungierte zu dieser Zeit als eine Art letzter Ausweg. Heute kann ich mir eine solche Notsituation nicht mehr vorstellen. Zu
sehr steht das Thema im Fokus der Öffentlichkeit.
Wie geht man in Ihrer Kirchengemeinde
mit dem Thema Flüchtlinge und Asyl
um?
Wie sicherlich in anderen Kirchgemeinden auch. So sind wir unter anderem in
dem Torgauer Begrüßungscafé integriert,
was das DRK mit vielen weiteren Partnern
initiierte. Ebenso gibt es Gemeindemitglieder, die Patenschaften für Flüchtlingsfamilien übernommen haben und diese
regelmäßig besuchen. Nicht unerwähnt
bleiben sollte auch der Umstand, dass die
Kirchgemeinde eine Wohnung zur Verfügung gestellt hat, in der seit Anfang des
Monats eine Familie mit zwei Kindern aus
dem syrischen Homs untergebracht ist.
Wie läuft die Kommunikation mit eben
dieser Familie?
Es gibt zwar riesige Sprachbarrieren,
doch derzeit läuft alles bestens. Als Dolmetscher fungiert ein Asylant, der seit einigen Jahren in Torgau lebt. Dadurch
wurde es uns als Kirchgemeinde schnell
ermöglicht, Vertrauen zu der Familie aufzubauen.
Gespräch: Christian Wendt
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