Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 1/15 Psychologie 7.Klasse 0. Einführung in die Psychologie Herkunft des Wortes aus dem Altgriechischen: psyché = Atem/Hauch/Seele; logos = Lehre → Wörtlich übersetzt "Lehre von der Seele" Was ist die Seele? Lebenskraft, die zum Zeitpunkt des Todes den Körper verlässt und in einer anderen Welt weiterlebt (zB Naturreligionen) Aristoteles: Werk "Über die Seele": 3 sich ergänzende Teile • universelle Lebenskraft • Gefühle • Denken und Motivation René Descartes: Denkkraft und Bewusstsein (17.Jh) (“cogito, ergo sum”) David Hume: Bündel von Bewusstseinsinhalten (18. Jh) Heutige Defintion: Derjenige Teil des Menschen, der nicht körperlich ist und sich im "IchEmpfinden" ausdrückt Definition Psychologie: Die Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten und Erleben des Menschen und den damit verbundenen Prozessen (emotional, kognitiv, physiologisch, motorisch), bezogen auf Individuen, Gruppen und Tiere. Definition Verhalten: Alles, das wir tun und wie wir handeln. Tätigkeiten und Handlungen lassen sich beobachten und beschreiben. Definition Erleben: Alle psychischen Prozesse (Träume, Empfindungen, Gedanken, Wahrnehmungen) Die Psychologie versucht, zu verstehen, wie Individuen: sich entwickeln, denken, fühlen, wahrnehmen, handlen, lernen, interagieren Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 2/15 Ziele der Psychologie – objektive Beschreibung von Verhalten – Erklärung des Beobachteten – Vorhersage von weiteren Verhaltensweisen – Steuerung von zukünftigem Verhalten Alltagspsychologie ←vs→ wissenschftliche Psychologie Teamarbeit: Aussagen Fehler/Einfluss des Aussehens Fazit Wir können von Aussagen nichts wegstreichen, da die Thesen nicht wissenschaftlich geprüft wurden.M 0.1.1 Methoden der wissenschaftlichen Psychologie 0.1.1.1. Beobachtung – Verhalten/Erleben einer Versuchsperson wird beobachtet (Fremdbeobachtung) – Beobachtungen des eigenen, subjektiven Erlebnisses (Selbstbeobachtung/Introspektion) 0.1.1.2. Experiment Eine künstlich herbeigeführte Situation. Man versucht, Informationen über Ursache und Wirkung zu erhalten und allgemeine psychologisch relevante Gesetzmäßigkeiten zu finden. Kriterien für ein Experiment: – Zuverläsigkeit ("Reliabilität"): Wenn sich bei Wiederholung unter gleichen Bedingungen das selbe Ergebnis zeigt. – Gültigkeit ("Validität"): eine Messung ist gültig, wenn ein Testverfahren das misst, das es zu messen vorgibt. – Unabhängigkeit/Unvoreingenommenheit ("Objektivität"): einen Messung ist objektiv, wenn mehrere TesterInnen das selbe Ergebnis erhalten. 0.1.1.3. Test Ein Test misst die Merkmale einzelner Personen (zB Leistungstests, IQ-Tests, etc) Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 3/15 0.1.1.4. Befragung Eine Befragung soll Einstellungen oder Verhaltensweisen eines Menschen ermitteln. 0.1.2 Methoden der Alltagspsychologie – Subjektive Überzeugung – Gesunder Menschenverstand – Berufung auf (falsche?) Autoritäten (Experten) – Nachweis durch Beispiele "self-fulfilling prophecy": Menschen werden durch Erwartungen und Annahmen in der Handlung so beeinflusst, dass das erwartete Ergebnis tatsächlich eintritt. "Hindsight-Bias" ("Das-war-doch-klar-Phänomen): Erklärung aufgrund nachträglicher Einsicht: Nach Eintreten eines Ereignisses ist man überzeugt, dass man es vorhersehen hätte können, wobei man das für fast jedes Ergebnis behaupten könnte. Fazit: Keine Methode der Alltagspsychologie entspricht den Kriterien der wissenschaftlichen Psychologie. 0.3 Disziplinen (Teilgebiete) der Psychologie – Theoretische Psychologie: Erforschung der Grundlagen der Psy. – Kognitive und biologische Grundlagen – biologische Psychologie: untersucht ZNS & Auswirkungen – allgemeine Psychologie: Wahrnehmung, Gedächtnis/Lernen, Denken/Sprache, Intelligenz, Motivation/Emotion – Intra- und interpersonelle Prozesse – Entwicklungspsychologie: Entwicklung der Menschen – Persönlichkeitspsychologie: Individuum & Eigenschaften – Sozialpsychologie: kollektives/individuelles Erleben/Verhalten – Angewandte Psychologie: Wendet theoretische Psychologie auf Bereiche des Lebens an – klinische Psychologie (komplexeste): Gesundheitswesen – Arbeits/Betrebspsychologie – Werbepsychologie (continued) Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 4/15 – Forensische Psychologie – Pädagogische Psychologie – Verkehrspsychologie – Politische Psychologie 0.4 Modelle der wissenschaftlichen Psychologie (BS11) – Erlebnispsychologisches Modell: (K. Bühler, Rohracher) Untersucht Verhalten - Verhalten wegen Innerem Erleben; Methode: Introspektion – Behaviouristisches Modell: (Watson, Skinner, Thorndike, Pawlow) Untersucht Verhalten & Reaktionen – Verhalten durch Umfeld; Methode: Beobachtung → Selle beginnt als “tabula rasa”: unbeschriebenes Blatt, leere Tafel – Kognitives Modell: (Piaget) untersucht Denkprozesse – Verhalten als einsichtiges, verantwortungsvolles Wesen; Methode: Introspektion; Untermodell: Gestaltpsychologie – Tiefenpsychologisches Modell: (Freud, Adler, Jung) Untersucht seelische Kräfte – Verhalten durch unbewusste Konflikte, vor allem Probleme in der Kindheit; Methode: Träume, Hypnose – Humanistisches Modell: (Ch. Bühler, Fromm, Rogers, Frankl, Maslow) Untersucht Entwicklung des Menschen (Möchte Maximum an Potenzial erreichen) – Verhalten wegen Selbstverwirklichung; → Maslow'sche Bedürfnispyramide Methode: Gespräch 1. Biologische Psychologie Fachgebiet der Psychologie: physiologische (Kälte, Hunger), psychische (Emotionen, Erinnerung) Prozesse, die an komplexes Nervensystem gebunden sind und menschliches Verhalten erklären. Biologische Psychologie: Verhalten/Erleben beruht immer auf biologischen Vorgängen (Kommunikation der Gehirnzellen durch elektrochemische Impulse) Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 5/15 1.1. Nervensystem und Nervenzellen Aufbau einer Nervenzelle: (siehe BS 20) • Zellkern • Myelinschicht • Zellkörper • • Dendriten ringförmige Einschnürungen (Ranvier'sche Schnürringe) • Axon • Synapse Grundbausteine: Nervenzellen (gehören zu peripherem oder zentralem Nervensystem) Zentrales NS: Gerhirn, Rückenmark -> Schaltstelle Peripheres NS: Verbindung von ZNS mit dem Rest des Körpers → Unterteilung somatisches (bewusst) und vegetatives (automatisch) NS Neuronale Kommunikation: Nervenzellen kommunizieren miteinander → Denken, Fühlen, Handeln Kommunikation über Neurotransmitter: Entstehen in Sinnes- und Nervenzellen →Ausschüttung in Synapsen bei elektrochemischem Impuls Der Mensch verfügt über körpereigene Glückshormone: – Dopamin & Noradrenalin fördern Aktivität & Wachsamkeit – Serotonin für Hunger, Stimmung, Beruhigung, positives Denken – Endorphin ist ein Opiat, das Schmerzen lindert & Stimmung hebt Wann werden diese Hormone ausgeschüttet? – angemessene Belastung (also nicht unterfordert, aber nicht erschöpft) – Sonneneinstrahlung – Singen – Bewegung Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 6/15 1.2. Das Gehirn Das Gehirn wiegt ca. 1,4kg, Größe & Masse für Intelligenz irrelevant; wichtig: Struktur! 1.2.1 Spiegelneuronen Wieso können wir uns in andere hineinversetzen, nachempfinden, was andere fühlen oder denken? Warum lachen wir, wenn andere lachen? Warum lassen wir uns von schlechter Laune anstecken? → Spiegelneuronen: Nervenzellen, die in unserem Gehirn das Verhalten unseres Gegenübers spiegeln. Wenn wir eine Person beobachten, lösen Spiegelneuronen im Gehirn die gleichen elektrischen Impulse aus, die entstehen würden, würden wir die Handlung selbst ausführen. Wichtige Grundlage für das Modellernen (Lernen durch Nachahmung) Inwiefern sind Spiegelneuronen eine Erklärungsgrundlage für jugendliches Gewaltverhalten? Einfluss aus den Medien, Bezugspersonen (Eltern, Geschwister, etc); Beim Auftreten in Gruppen machen meist alle mit; Einfluss aus Umgebung ("Sozialisation") 1.2.2 Anatomie & Aufgaben des Gehirns (BS 22f) a) Das Großhirn Aufgaben: kognitive Entscheidungen, Empfindungen, mathematische Probleme, Sprachen, Emotionen, Musik b) Der Hirnstamm Aufgaben: lebenserhaltende Aktivitäten (Atmung, Kreislauf, Blutdruck, etc) c) Das Kleinhirn Aufgaben: Korodination der Bewegung, Haltung & Gleichgewicht d) Das Zwischenhirn →Thalamus: Weiterleitung sensorischer Informationen zur Großhirnrinde →Hypothalamus: Grundbedürfnisse, Körpertemperatur [limbisches System: Hypothalamus, Hippocampus (Verteilung neuer Gedächtnisinhalte), Amygdala (emotionales Gedächtnis)] 1.2.3 Gehirnhälften links: Analyse [Logik, Verstand, Mathematik, Sprache, Schrift, Reihenfolge] → schrittweise / analytisch rechts: Synthese [Gesichter, Muster, Bilder, Musik, Überblick, Kreativität] → ganzheitlich / holistisch Die beiden Gehirnhälften verarbeiten dieselben Informationen, jedoch in unterschiedlicher Gewichtung. Zusammenarbeit kann zB. gefördert werden durch Jonglieren Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 7/15 1.2.4 Träume & Traumdeutung Traum=Verarbeitung von Informationen, Bewusstseinsverlust Psychoanalyse wurde erfunden von Dr. Sigmund Freund {Österreichischer Jude, wohnhaft Berggasse 19, 1090 Wien (9.Bezirk); konnte nicht im Ersten wohnen, da Jude} Psychoanalyse: Versuch, einen Weg ins Unbewusste des Menschen zu finden Drei Hauptmethoden der Psychoanalyse: • Traumdeutung: Träume drücken unerfüllte Wünsche aus. Ich träume, was ich mich in der Realität nicht trauen würde. Literatur: Sigmund Freud – Die Traumdeutung, 1900 • Hypnose: “Ausschalten” der Persönlichkeit. Kooperation des Patienten erforderlich. • Freie Assoziation: Patient liegt mit leicht hochgestelltem Kopf auf einer Couch. Arzt sitzt am Kopfende, der Patient sieht ihn jedoch nicht. Der Therapeut sagt ein Wort und der Patient antwortet mit dem ersten, was ihm dazu einfällt → Zugang zum Unterbewustsein Zwei Traumebenen: • manifester Traum: Man kann sich an den Inhalt erinnern und ihn erzählen • latenter Traum: Bedeutung der Bilder des manifesten Traums Träume sind oft Tagesreste (Erinnerungsfetzen) und Sachen, die man begehrt. 3 Hauptmethoden zum latenten Traum: • Verdichtung: Mehrere Inhalte treffen in einer Erscheinung aufeinander (zB. Gesicht eines Freundes mit dem Körper des Vaters verdichtet) → Frage: Wieso diese Elemente? • Verschiebung: Inhalte werden auf eine andere Ebene gebracht, Gefühle werden auf harmlose Ereignisse übertragen und verbergen so den wahren Bedeutungsinhalt. (zB. tote Fliege → Beziehungsprobleme) • Symbolisierung: Inhalte symbolisieren erotische Wünsche. längliche Objekte für Mönner, hohle und runde Objekte für Frauen. [Freud: Nur erotische Elemente → einseitig] Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 8/15 2. Wahrnehmung "Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung" – Heinz v. Foerster 2.1 Definition Wahrnehmung ist ein aktiver Prozess. Informationen werden selektiert, reduziert, ergänzt und strukturiert. Wir nehmen eine subjektive Wirklichkeit wahr, die durch Bedürfnisse, Erfahrungen und Erwartungen beeinflusst wird. Fazit: Wahrnehmung ist die Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung. Prozess derWahrnehmung: Tabelle BS34 Es gibt zwei Wahrnehmungsprozesse: • bottom up: Reiz → Rezeptor → Gehirn (Bsp: Man wird geschubst) • top down: Gehirn → Rezeptor → Reiz (Bsp: Man bekommt Hunger) 2.2 Reizschwellen – Qualitätsschwelle: Welcher Reiz? – Intensitätsschwelle: Wie stark? Die Reizschwellen sind jeweils die höchste un niedrigste Reizintensität und -qualität, die benötigt werden, damit ein Reiz (zB. ein Ton) bewusst wahrgenommen wird. Unterschiedsschwelle: Man kann zwei Reize miteinander vergleichen und dann Aussagen treffen. Beispiele: Zwei Tafeln Schokolade heben und welche ist schwerer, oder welcher Ton ist lauter beim Hörtest Adaptionsniveau: Subjektive Wahrnehmung. Ein Mensch, der ständig schwere Lasten trägt, bezeichnet einen Gegenstand als leichter. Sensorische Adaption: Die Empfindlichkeit nimmt bei gleichbleibendem Reiz ab. Beispiel: Ein übler Geruch wird nach einer Zeit nicht mehr wahrgenommen. Selektive Wahrnehmung: Alles, was wir nicht bewusst selektieren, können wir trotzdem unbewusst wahrnehmen und uns ins Bewusstsein holen. Cocktailpartyeffekt: Bei hoher Lautstärke kann man seine eigene Konversation immer noch verstehen. Flaschenhalsmodell: BS 37 Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 9/15 Vorteile selektiver Wahrnehmung: – Muss weniger störende Information verarbeiten – Bessere Konzentration – Man kann ein einzelnes Gespräch führen, ohne über die umliegenden Konversationen nachdenken zu müssen Nachteile selektiver Wahrnehmung: – Man kann nicht alle Informationen verarbeiten – Im Straßenverkehr kann man nicht alle Beziehungen erfassen – Handyspielen beim Gehen 2.3 Visuelle Informationswahrnehmung 2.3.1. Bewegungswahnehmung Distanz und Geschwindigkeit sind besonders wichtig, wenn auf Reize reagiert werden muss. (Bsp. Bremsen im Verkehr, Fangen eines Balles) Das Gehirn berechnet die Bewegung: Kleiner werdende Objekte entfernen sich, größer werdende Objekte nähern sich. Bewegungstäuschungen: Ein benachbarter losfahrender Zug Stroboskop-Effekt: Ab einer bestimmten Frequenz der Bildabfolge werden Bilder als Bewegung interpretiert. (Bsp. Filme, Daumenkino) http://education-portal.com/cimages /multimages/16/Visual_Cliff.jpg 2.3.2. Tiefenwahrnehmung Die Fähigkeit, Gegenstände in 3D zu sehen, angeboren. Erlaubt uns, Entfernungen einzuschätzen. Bsp: Experiment von Gibson: "visuelle Klippe": Baby ist durch Schlucht mit Glasplatte von Mutter getrennt - Nimmt Tiefe wahr und geht nicht weiter! →Tiefenwahrnehmung ist angeboren Binokulares Tiefensehen: Mit beiden Augen – Disparität: Unterschied der Bilder der Augen – Konvergenz: Winkel der Augen zueinander Monokulares Tiefensehen: Pro Auge separat (Bsp: Größenunterschiede, Licht-Schatten, Schärfe) Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 10/15 2.3.3. Farbwahrnehmung Beispiel: Kreidezeichnungen beruht auf 3 Grundfarben: rot, grün, blau Wenn die 3 Farbrezeptortypen stimuliert werden, kann jeder beliebiger Farbton erzeugt werden. Der Stroop-Effekt: (Farbwörter andersfarbig abgedruckt) – tritt bei mentalen Verarbeitungskonflikten auf – trainierte Handlungen laufen nahezu automatisch ab – ungewohnte Handlungen brauchen Konzentration – Bei Farbwörtern, die nicht der Druckerfarbe entsprechen, steigen Reaktionszeit und Fehlerzahl. – Benennung der Farbe ist verlangsamt, wenn das Wort widerspricht – Der automatisierte Prozess des Lesens ist schwer zu unterdrücken – → Lesen ist viel stärker automatisiert als die Benennung von Farben 2.4 Wahrnehmungsorganisation 2 Ansätze. 2.4.1 Gestaltgesetze (Formwahrnehmung) Wir nehmen Reize nach verschiedenen Merkmalen wahr (zB. Größe, Form) Damit beschäftigt sich die von Max Wertheimer begründete Gestaltpsychologie. “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile” – Aristoteles • Gesetz der Ähnlichkeit: Ähnliche Objekte werden als zusammengehörige Gruppe gesehen. • Gesetz der Nähe: Nahe Objekte sind zusammengehörig • Bild wird einmal als Antilope oder Vogel gesehen, je nach Umgebung • Gesetz der Geschlossenheit: Unvollständige Reize werden als ganz gedeutet • Gesetz der Kontinuität: Reize werden mit Erfahrungen fortgesetzt 2.4.2 Wahrnehmungskonstanzen Wir nehmen Objekte gemäß unserer Erfahrung wahr (zB. Schatten, Enfternung verändert) Wahrnehmungskonstanzen sind automatisch arbeitende Korrekturmechanismenm die von unserem Willen unabhängig sind. Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 11/15 Wahrnehmungskonstanzen: • Formkonstanz: Wahre Form wird erkannt, obwohl sie anders abgebildet ist • Größenkonstanz: Wir nehmen die Größe eines Objekts immer richtig wahr, egal, wie weit es weg ist. • Farb-Helligkeitskonstanz: Farbe und Helligkeit eines Objekts wird immer richtig wahrgenommen, auch bei veränderter Beleuchtung. • Orientierungskonstanz: Objekte wahrnehmen, auch, wenn sie anders als gewohnt dargestellt werden 2.5 Wahrnehmungstäuschungen Sensorische Deprivation: völliger Reizentzug Hospitalimus: Entwicklungsstörungen wwgen emotionalem Reizentzug → Kaspar-Hauser-Syndrom (Kind ganz ohne Menschen gelassen) Synästhesie: “Zuviel” an Wahrnehmung – Sehen Muster, wenn sie Musik hören (“Farbenhören”) 2.5.1 Optische Täuschungen Fehler in der Wahrnehmung ergeben sich – auf der Wahrnehmungsebene ("falsche" Aufnahme) – auf der Interpretationsebene ("falsche" Verarbeitung) Man nimmt etwas wahr, weiß aber, dass es falsch ist Beispiele: – Geometrisch optische Täuschungen und Relativität (Gleich große Punkte neben größeren/kleineren wirken unterschiedlich) (Striche neben Kreisen wirken gewellt) – Bewegungsillusionen (Objekte, die man nicht anschaut, bewegen sich) (Rotierende Punkte) Wo werden optische Täuschungen im Alltag bewusst eingesetzt? Juwelier: kleine Gegenstände um große; Werbung im Internet; Natur: Regenbogen, Himmelblau, Größe des Mondes, Sonnenaufgang 2.5.2 Kippbilder Beispiel: Alte Frau / Junge Frau Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 12/15 2.5.3 Unmögliche Figuren (Impossibiles) Beispiele: Helvetia-Logo, Gemälde mit Wasser 2.6 Wahrnehmungsbeeinflussung durch Werbung Unterschwellige Wahrnehmung: Obwohl die Aufmerksamkeit bewusst darauf gerichtet ist, wird der Reiz nicht wahrgenommen, aber dennoch vom Gehirn verarbeitet. (zB kurz eingeblendetes Bild im Film) 2.6.1 Werbewirkung AIDA-Modell • Attention: Aufmerksamkeit • Interest: Interesse wecken • Desire: Wunsch • Action: Kauf 2.6.2 Aufmerksamkeitsstrategien – Eyecatcher (Signalfarben, Babies, Tiere) – Symbolfiguren – Animismus (Objekte leben/"werden beseelt") – Mystery Ads (Zuschauer im Unklaren -> Neugier) – Provokation 2.6.3 Überzeugungsstrategien – SpezialistInnen – KompetenzträgerInnen – Gütesiegel – Zeitdruck – Manipulierte statistische Angaben – Selektive Wahrnehmung Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 13/15 3. Gedächtnis und Lernen “Ohne Gedächtnis wären wir nichts” – Luis Bunuel Platon (~400 v.Chr.): Vergleich Gedächtnis – Wachstafel: Erfahrung, Wissen und Erinnerungen Heute: Vergleich mit Computer mit unbegrenzter Speicherkapazität 3.1 Phasen der Informationsverarbeitung 1. Phase: Enkodierung 2. Phase: Organisation/Speicherung 3. Phase: Abruf 3.2 Aufbau des Gedächtnisses 3.2.1 Ultrakurzzeitgedächtnis (sensorisches Gedächtnis) Großes Fassungsvermögen, kurze Zeit des Behaltens (~5-6s) – echoisches Gedächtnis: Zuletzt gehörte Worte haben ein “Echo” im Gehirn – ikonisches Gedächtnis: Man sieht ein Bild 2 Minuten an und was man sich gemerkt hat 3.2.2 Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis) 7 ( ±2 ) Informationseinheiten, Behaltensgrenze 20 Sekunden Durch Wiederholung Übertragung ins Langzeitgedächtnis 3.2.3 Langzeitgedächtnis (Wissensgedächtnis) langfristiges Behalten unbegrenzter Anzahl an Informationen 3.2.3.1 Explizites Gedächtnis (bewusst abrufbar) – episodisches Gedächntis: persönliche Daten, Erinnerungen, … – semantisches Gedächtnis: Faktenwissen, Hauptstädte, Satz von Pythagoras, … 3.2.3.2 Implizites Gedächtnis (unbewusst) prozedurales/automatisches Gedächtnis: Gehen, Sprechen, Radfahren, … Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 14/15 3.2.3 Das Mehrspeichermodell (Weg UKZG → LZG) 1. Reize (sensorische Informationen) werden wahrgenommen 2. Speicherung derselben im Ultrakurzzeitgedächtnis 3. Durch Aufmerksamkeitsprozesse Übertragung ins KZG 4. Ins Langzeitgedächtnis durch Wiederholung 3.3 Die Erforschung des Vergessens 3.3.1 Fehlleistungen des Gedächtnisses Inwieweit ist Vergessen lebensnotwendig und gesund? Verdrängung irrelvanter Informationen oder traumatischer Ereignisse → BS58 Selbstversuch 3 Gründe für Fehlleistungen des Gedächtnisses im Alltag: “Unterlassungssünden des Gedächtnisses” nach Daniel Schacter a. Transienz: nicht gebrauchte Gedächtnisinhalte verblassen bzw. verschwinden b. Geistesabwesenheit: mangelnde Aufmerksamkeit (zB Schlüssel verlegen) c. Blockierung: Vorhanden, aber momentan nicht abrufbar ("liegt mir auf der Zunge") 3.3.2 Gedächtnishemmungen Übertragungsproblem: Inhalte konnten nicht vom KZG ins LZG →negativer Transfer Optimalfall: positiver Transfer: Vorwissen wirkt sich positiv auf neue Aufgabe auf (zB Vorwissen in einer romanischen Sprache erleichtert das Lernen einer anderen zB Spanisch-Italienisch) Arten der Gedächtnishemmmung nach Rohracher: 1. affektive Hemmung: beeinträgchtigt durch starke Gefühle 2. assoziative Hemmung: bereits verknüpfter Lerninhalt ist schwer mit einem neuen Wert 3. Ähnlichkeitshemmung: Leichte Verwechslung (zB. Italienische Vokabeln in Spanisch) 4. retroaktive (rückwirkende) Hemmung: Zwei Lerninhalte mit kurzem Abstand → zuerst gelerntes wird schlechter gemerkt 5. proaktive (voraktive) Hemmung: Nachher glerntes wird schlechter gemerkt 6. ekphorische Hemmung: Lernen eines Unterpunktes kurz vorm Test →Man weiß nur mehr das Philipp Nowak, 7C Psychologie 2014/15 Seite 15/15 BS60/14: Beispiele zuordnen 3.3.3 Gedächtnisforschung Hermann Ebbinghaus. 3.3.3.1 Die Vergessenskurve Wenn eingeprägter Stoff nicht wiederholt wird, vergessen wir zunächst sehr rasch, dann langsamer. https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/ b/b6/Vergessenskurve.png 3.3.3.2 Die Ersparnismethode Bald nach dem ersten Erlernen sollte wiederholt werden, dann reichen seltenere Wiederholungen. 3.3.3.3 Gesetz von Ebbinghaus Bei Anstieg des Lernstoffes steigt der Lernaufwand unverhältnismäßif hoch an. Bei 6-7 Silben reicht eine Wiederholung aus, um diese fehlerfrei zu nennen. Bei 24 Silben sind 44 Wiederholungen notwendig. Sinnvolle Silben (zB mut) werden langsamer vergessen als sinnfreie. (zB noq)
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