AUS DEM VERBAND VO M R H E I N ZU R O D E R Schreiben der VVN-BdA an den Botschafter der Russischen Föderation in Berlin Protest gegen »Russisch-Internationales Konservatives Forum« Anlässlich einer Veranstaltung des »Russisch-Internationalen Konservativen Forums« am 22. März in St. Petersburg wandte sich die VVN-BdA an den Botschafter der Russischen Föderation. Sie protestierte dagegen, dass dort zahlreichen führenden Rechtsextremisten Europas, u. a. dem NPD-Politiker Udo Voigt, ein Forum geboten wurde. Das Schreiben im Wortlaut: »Sehr geehrter Herr Botschafter, die VVN-BdA bereitet sich mit großem Engagement auf den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. und 9. Mai 1945 vor. Unsere Vertreter nahmen am 28. und 29. März an einer aus diesem Anlass von der ›Russischen Union der Veteranen‹ und des Komitees ›Sieg‹ in Moskau organisierten Tagung teil, der auch der Chef der russischen Präsidialverwaltung beiwohnte. Alle Antifaschistinnen und Antifaschisten in Europa sind in großer Ausstellung: »Neofaschismus in Deutschland« Termine im Mai/Juni Sorge, weil in vielen Ländern neofaschistische und rechtspopulistische Parteien und Bewegungen erstarken und – teilweise mit erschreckendem Erfolg – Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Politik gewinnen. Dazu gehören u. a. die griechische ›Goldene Morgenröte‹, ›Ataka‹ aus Bulgarien und die ›British National Party‹. In Deutschland ist die NPD die Partei, die in der Tradition des besiegt geglaubten Faschismus steht. Holocaust-Leugnung, Geschichtsrevisionismus, gewalttätiger Rassismus sind ihre Markenzeichen. Seit Mai 2014 ist Udo Voigt Abgeordneter der NPD im Europäischen Parlament. Sehr geehrter Herr Botschafter, mit Entsetzen haben wir nun erfahren, dass Vertreter dieser Parteien, darunter Udo Voigt, am 22. März zu einem ›Russisch-Internationalen Konservativen Forum‹ nach St. Petersburg eingeladen waren. Ihnen wurden Visa erteilt und sie waren im besten Hotel der Stadt untergebracht. Dies galt auch für Udo Voigt, der bis heute die deutschen Kriegsverbrechen – darunter den geplanten Hungertod von mehr als einer Million Menschen in Leningrad – leugnet. Für die Überlebenden des Widerstands gegen den Nazi-Terror, für die überlebenden Opfer, die ihre VVN-BdA Mitgliederentwicklung 2014 Wieder keine »Schwarze Null« Die Statistiken für das Jahr 2014 sprechen eine ähnliche Sprache wie die des Jahres zuvor. Im vergangenen Jahr hat die VVN-BdA 318 Mitglieder verloren und 223 aufgenommen. Aus dem Gesamtverlust von 102 resultierte zum Stichtag 31.12. eine Mitgliederzahl von 6189. Stiftung Komitee Eine Ausstellung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. (VVN–BdA) Mit Unterstützung der Industriegewerkschaft Metall (IGM), der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di – Landesbezirk Nord und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesbezirk Hamburg u s c h w i t z- Ausgezeichnet mit dem Hans-Frankenthal-Preis 2013 der Stiftung Auschwitz-Komitee Prora: Dokumentationszentrum Prora, bis 25. Juni Duisburg: Evangelisches Bildungswerk, 27. April bis 21. Mai Frankfurt/Oder: beim Brückenfest am 1. Mai, im Rathaus 4.-9. Mai Hannover: Medizinische Hochschule, 4. bis 8. Mai Elmshorn: Volkshochschule, 8. Mai bis 15. Mai Neuruppin: JWP MittenDrin, 8. Mai bis 29. Mai Essen: Gewerkschaftshaus, 8. Mai Wolfsburg: Haus der Jugend, 8. Mai Hamburg: in den Wallanlagen, auf dem »Fest der Befreiung« 9. Mai Berlin: Treptower Park auf dem Fest »Wer nicht feiert, hat verloren«, 9 Mai Wedel: Gebrüder-Humboldt-Schule, 27. Mai bis 5. Juni Worms: Rathaus Worms, 27. Mai bis 12. Juni Die antifaschistische »schwarze Null« ist damit wieder nicht geschafft. Die höchste Zahl an Neumitgliedern hatte dieses Mal Hessen mit 48. Von diesen waren 32 zurückgewonnene frühere Mitglieder. Es folgen Bayern mit 32 und Berlin mit 27 neuen Mitgliedern. Gar keine Zugänge hatten das Saarland und Sachsen-Anhalt. Die größten Verluste erlitten Berlin mit 67, Sachsen mit 54 und Thüringen mit 28. Von unseren 16 Landesverbänden ist die Hälfte konstant geblieben oder gewachsen, nämlich Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen, NRW und Rheinland-Pfalz. Die drei größten Landesvereinigungen sind nach wie vor Baden-Württemberg (1022), NRW (954) und Berlin (753). Die drei kleinsten sind Sachsen-Anhalt (89), Saarland (78) und Bremen (67). Ein genauerer Blick auf die Verluste zeigt, dass 69 Mitglieder durch Austritt verlorengingen. Austritte erfolgten, soweit bekannt, aus persönlichen und politischen Gründen. Manchmal antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 verließen allerdings auch neuere Mitglieder den Verband wieder, weil sie keinen Anschluss an bestehende Gruppen oder keine sinnvolle Betätigung dort fanden. Dass wir all dies überhaupt wissen, verdanken wir denjenigen, die sich in den Kreis- und Landesvereinigungen damit beschäftigen, Listen zu führen, Mitglieder anzuschreiben und allerlei Unklarheiten zu bereinigen. Und diese entscheidenden Aufgaben werden überwiegend von Frauen ausgeführt. In Sachsen, Thüringen und SchleswigHolstein wurden 2014 Seminare zum Thema Mitgliedergewinnung durchgeführt, die auch zu unmittelbaren Er- Befreiung dem heldenhaften Kampf der Sowjet-Soldaten verdanken, und sicher auch für die noch lebenden Veteranen der Roten Armee ist dies wie ein Schlag ins Gesicht. Wir protestieren gegen diese Förderung der europäischen neofaschistischen Kräfte, mit der auch die von ihnen ausgehende Gefahr verharmlost wird. Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Botschafter, diesen Protest der größten antifaschistischen Organisation in Deutschland, die das Erbe des antifaschistischen Widerstands vertritt und die Erinnerung an den wesentlichen und opferreichen Beitrag der Sowjetunion an der Befreiung Europas wachhält, an Ihre Regierung weiterzuleiten.« Cornelia Kerth, Dr. Axel Holz Vorsitzende folgen führten. Noch wichtiger an ihnen ist aber, dass sie unsere aktiven Mitglieder in das Gespräch zum Thema gebracht haben. In den ersten Monaten des laufenden Jahres ist eine Zunahme des Interesses an unserem Verband bemerkbar. Die breite Thematisierung des »8. Mai« durch die Medien gibt unseren Kreis- und Landesvereinigungen die Chance, verstärkt neue Mitglieder zu werben. Thomas Willms 1 AUS DEM VERBAND VOM RHEIN ZUR ODER Nordkonferenz der VVN-BdA analysiert »Alternative für Deutschland« AfD: Jenseits der Aufklärung Äußerst informationsreich war die diesjährige Nordkonferenz der VVNBdA-Küstenländer, die vom 20. bis 22. März in Heideruh stattfand. Die unerwartet hohen Wahlerfolge der AfD in Mitteldeutschland, der Einstieg in die Hamburger Bürgerschaft, ihr Fischen in den dumpfen Pegida-Aufmärschen, all das ließ sich bei der Themen-Festlegung Anfang vergangenen Jahres nicht so recht absehen. Daher war es für uns sehr erfreulich, mit Andreas Kemper (Münster) einen kompetenten Referenten gewonnen zu haben, der recht einprägsam das komplizierte schwarzbraune Gestrüpp zu lichten vermochte. Weitergehende Informationen zu Entstehung, Ideologie und Charakter dieser rechtspopulistischen Partei lassen sich auf seiner Internetseite http://andreas.kemper. wordpress.com finden. Thilo Sarrazin forderte bereits mit seinem Buch »Deutschland schafft sich ab« die Verhinderung einer »Einwanderung in die Sozialsysteme« und Öffnung der Tür zur Bewertung von Menschen nach ihrer Nützlichkeit. Nichtdeutsche müssten bei wiederholten Straftaten abgeschoben werden. Die Erfolge der erst im April 2013 formierten AfD beruhen wesentlich darauf, dass sich in ihr neoliberale Marktradikale und monarchistisch verankerte Neokonservative zusammenfinden. Hans-Olaf Henkel, einst Präsident des Bundesverbandes der deutschen Teilnehmer der Nordkonferenz der VVN-BdA-Küstenländer vom 20. bis 22. März in Heideruh Industrie, verlangte die Schaffung eines Nord-Euros und eines SüdEuros. Einen Schuldenerlass für Griechenland schloss er aus. Dies wurde auch zentrale Aussage der »Wahlalternative 2013«. Finanzkräftige Familienunternehmen bilden das finanzielle Rückgrat der AfD, führende Persönlichkeiten der AfD sind Hochschullehrer oder ultrakonservative Publizisten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie über Jahrzehnte errungene Sozialleistungen zurückfahren und die Vergabe demokratischer Rechte an den Besitzstand koppeln wollen. Konrad Adam forderte bereits 2006, Rentnern, Arbeitslosen, Sozialleistungsempfängern, Behinderten und Studenten das Wahlrecht zu nehmen. Wie bereits die Freien Wähler fordert die Wahlalternative die Direktwahl des Bundespräsidenten, der Ministerpräsidenten und Bürgermeister, mehr Volksentscheide. Parteien sollten durch Einführung des Mehrheitswahlrechts an Einfluss verlieren. Für Alexander von Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD in Brandenburg, sind Parlamente verzichtbar. Er eifert Bismarck nach, der bei Bedarf ohne Parlament regierte. Evangelikale Monarchisten um Bettina von Storch haben ein rechtskonservatives Netzwerk errichtet, das nicht nur die Rückgabe enteigneter Adelsgüter im Osten fordert, sondern verstärkt die Gleichstellung des Islam bekämpft. Die Politik soll unter Druck gesetzt werden, ihr »Abgeordnetencheck« bedient sich des Mittels persönlicher Bloßstellung Neues im VVN-BdA-Shop In den letzten Wochen bekam der VVN-BdA Online-Shop eine neue Aufgabe. Über ihn sind nunmehr auch kostenfreie Flugblätter, Postkarten u. ä. zu beziehen. Das hat den Vorteil, dass sich nun alle unabhängig davon, ob man in den üblichen E-Mail-Verteilerlisten ist, informieren kann, welches Material erhältlich ist. Es sieht diesbezüglich gerade gut aus. Flyer zu »Pegida«, »AfD«, »Flüchtlingen« und »8. Mai« werden stark nachgefragt und sind auf den Straßen dringend nötig. Die Materialien sind nun auch 2 zusätzlich in thematische Kategorien wie »8. Mai«, Ausstellung »Neofaschismus in Deutschland« und »nonpd« geordnet worden. Von dieser neuen Aufgabe profitiert bereits auch das bisherige Geschäft des Shops, in dem es z. B. immerhin 15 verschiedene Plakate und 20 verschiedene Aufkleber gibt. Das Online-Bestellformular erleichtert der Bundesgeschäftsstelle die Arbeit. Man kann aber auch weiterhin per E-Mail oder telefonisch bestellen. und Diffamierung. Das Recht auf eigenständige sexuelle Orientierung wird erbittert bekämpft. Das Kindergeld soll ersetzt werden durch eine Kindspauschale für jedes geborene Kind »in geordneten Verhältnissen« lebender Mütter. Die Neokonservativen fordern den Schutz des ungeborenen Lebens vor Abtreibung und Stammzellenforschung. Das bringt sie an die Seite von Pegida, von Pro-Deutschland-Anhängern bis hin zu Neofaschisten. Ihre Position gegenüber weltweiten Freihandelsabkommen gerät dabei mehr und mehr zum Streitpunkt. Der neoliberale Flügel um Hans-Olaf Henkel und Bernd Lucke tendiert zur völligen Marktfreiheit. Ein Auseinanderfallen der unterschiedlichen Flügel könnte das Ende der AfD als dauerhafte Rechtspartei einleiten. Sabine Lösing (Mitglied des Europaparlaments für Die Linke) schilderte nachmittags recht anschaulich das konkrete Antragsverhalten der AfD und ihre intensive Lobbyarbeit. Der Abend stand im Zeichen internationaler Solidarität mit einer eindrucksvollen Darbietung chilenischer Lieder, zu denen der Liedermacher Pablo Ardouin Shand und seine Frau Judith unter großem Beifall kleine Begebenheiten und gelungene Übersetzungen vortrugen. In der Auswertung wurde der sehr lokale Bezug von AfD zu Heideruh thematisiert, regionale Aktivitäten der norddeutschen VVN-BdA-Gruppen deutlich und bevorstehende Aktivitäten zum 70. Jahrestag der Befreiung ausgebreitet. Die nächste Nordkonferenz findet vom 11. bis 13. März 2016 statt. Bücher… Aufkleber… Hier: „8. MAI 1945 – BEFREIUNG“, DIN A 7, 100 Stück zu 3,50 € Buttons, Pins, Aufkleber, Bücher Broschüren, Transparente, Kataloge, Fahnen, Klamotten, Werbeartikel Raimund Gaebelein Hier: „Fragt uns. Wir sind die Letzten.“ Interviewbroschüre mit Verfolgten des Naziregimes (Teil 5), 2,90 € Plakate… Hier: „Befreier – Résistance“, DIN A 2, 10 Stück zu 2,50 € Bestellbedingungen Die Versandpauschale beträgt 3,90 € und entfällt bei einem Warenwert über 50 €. Der Mindestbestellwert beträgt 10 €. Die genannten Preise behalten ihre Gültigkeit bis zu drei Monate nach dem Erscheinen dieser Anzeige. Der Versand erfolgt auf Rechnung oder per paypal. Hier: Hervé/Graf: „Oradour – Geschichte eines Massakers“, 18,00 € Wie bestellt man? Einfach online: www.shop.vvn-bda.de. Bestellungen sind auch telefonisch und per Fax möglich: Telefon 030 29 78 41 74, Fax 030 29 78 41 79, oder kommt vorbei: VVN-BdA, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin Abbildungen nicht maßstabsgerecht! Flugblätter… diverse, kostenfrei Hier: Karte der Lager und anderer Nazi-Haftstätten, 10,08 € Thomas Willms BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN B A D E N WÜ R T TE M B E R G Ostermärsche 70 Jahre nach der Befreiung: Unsere Verantwortung heißt: Frieden! Ostermarsch vor der US-Kommandozentrale in Stuttgart Vaihingen [Foto: DL] Nass war‘s und kalt. Das scheußlichste Ostermarschwetter seit Jahren. Aber nicht der schlechteste Ostermarsch. Er startete vor dem US-EUCOM, einer der sechs Befehlszentralen, unter die die US-Army die Welt aufgeteilt hat. Vier davon in den USA, zwei davon, EUCOM und AFRICOM, in Stuttgart. 400 Ostermarschierer/-innen hatten den Weg in die ohne Auto schwer erreichbare Stuttgarter Peripherie gefunden. Hier werden »wesentliche Teile der aktuellen Generalmobilmachung der Nato gegen Russland befehligt”, berichtet Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung in Tübingen. Dem Westen komme die Hauptschuld an der Eskalation in der Ukraine und im Verhältnis zu Russland zu. Die »Ursünde« sei gewesen, das nun 25 Jahre alte Versprechen zu brechen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Auch Deutschland habe sich als treibende Kraft hinter dem Assoziierungsabkommen an dem Versuch beteiligt, die Ukraine in den Einflussbereich des Westens zu ziehen und damit zu destabilisieren. Bei strömendem Regen zog der Ostermarsch unter Trommel- und Sambaklängen der »Lokomotive Stuttgart« durch Stuttgart Vaihingen und dann mit der S-Bahn weiter zum Hauptbahnhof und durch die Stuttgarter Innenstadt. Auf diesem Weg hatte sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt, so dass zur Redaktion dieser Seite: Dieter Lachenmayer, VVN - Bund der Antifaschisten Landesvereinigung BadenWürttemberg e.V. Böblinger Str. 195, 70199 Stuttgart, tel 0711 603237, fax 0711 600718 Abschlusskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz rund tausend Demonstranten und Demonstrantinnen zusammen kamen. Tobias Pflüger, einer der bekanntesten und beharrlichsten Mitstreiter der baden-württembergischen Friedensbewegung und mittlerweile stellvertretender Vorsitzender der Partei Die Linke setzte den Fokus seiner Ostermarschrede auf die Rolle der Bundesregierung und auch der Bundeswehr. Diese habe sich längst im Widerspruch zum Grundgesetz zu einer weltweit agierenden Interventionsarmee entwickelt. Besonders gefährlich sei die Rolle, die sie derzeit in Osteuropa spiele. Dort soll die Bundeswehr die »Speerspitze« einer NATO-Eingreiftruppe bilden, die gegen Russland derzeit aufgestellt wird. »Wir fordern die Auflösung dieser Eingreiftruppe, wir wollen keine ›Speerspitze‹ der NATO!«, forderte er. Tobias Pflüger ging auch auf die Debatte um die Rückzahlung des Zwangskredites aus der Nazibesatzungszeit, die ausstehenden Reparationen und Entschädigungen an Griechenland ein. »Auch das hat etwas mit der Bundeswehr zu tun, dass sie sich immer noch auch in der Tradition der Wehrmacht sieht. Und ich bin der Meinung, dass es richtig ist, dass endlich Reparationen an Griechenland und die griechischen Menschen, die darunter gelitten antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 haben, gezahlt werden! Und es wäre dringend notwendig, dass endlich diese Tradition der Bundeswehr mit der Wehrmacht vollständig beendet wird.« Kai Burmeister von der IG Metall sprach sich im Sinne des vor kurzem gefassten Beschlusses seiner Gewerkschaft, der Stuttgarter IG Metall, für Rüstungskonversion aus. »Konversion ist machbar”, betonte er. Scharf wandte sich Burmeister gegen Versuche, den Parlamentsvorbehalt bei Bundeswehreinsätzen im Ausland auszuhöhlen: »Wir müssen uns der schleichenden Militarisierung der Außenpolitik entgegen stellen.« Pfarrer Dietrich Hinrichs Becker befasste sich mit den Kriegen im Nahen Osten, aber auch mit der zunehmenden Islamfeindlichkeit, die sich etwa in den »unerträglichen Pegida-Demonstrationen« zeige. Jede Religion habe schon im Lauf ihrer Geschichte »schreckliche Dinge« legitimiert. Jede trage ein Gewaltpotential, aber auch ein Friedenspotential in sich. Man müsse auch mit den IS-Führern reden, Krieg sei keine Lösung – und es gebe auch nicht nur die Alternative, Waffen zu liefern oder Unrecht tatenlos geschehen zu lassen. »Unsere Verantwortung heißt Frieden – lasst uns diese Verantwortung gemeinsam wahrnehmen«, schloss der Pfarrer mit dem Motto der Ostermarschbewegung. Mannheim In Mannheim demonstrierten ebenfalls am Karsamstag bei strömendem Regen 150 Ostermarschierer und -marschiererinnen. Und weiter geht’s: Tag der Befreiung – unser Auftrag für Demokratie, Solidarität und Frieden: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! 9. Mai, Stuttgart, 13 Uhr, Lautenschlagerstr. Demo und Kundgebung Sie forderten von der US-Army die bereits zugesagte Räumung und zivile Nutzung der Coleman-Kaserne. Die wurde nun widerrufen, um die Kaserne als Stützpunkt für die verstärkte Militärpräsenz in Osteuropa zu nutzen. Müllheim Der Ostermarsch in Südbaden fand vor der Kaserne der DeutschFranzösischen Brigade in Müllheim am Ostermontag statt. 400 Ostermarschiererinnen und -marschierer waren dem Aufruf des Friedensrates und des DGB Markgräflerland unter dem Motto »Es ist an der Zeit. Eine Welt in Frieden!« gefolgt. Bodensee Einen Teilnehmerrekord von 600 Friedensdemonstrantinnen und -demonstranten vermeldete der »Internationale Bodensee-Friedensweg« in Bregenz, zu dem sich seit 2009 Friedensgruppen aus Osterreich, der Schweiz und Deutschland in wechselnden Bodenseestädten zusammenfinden. Ostermarsch in Müllheim [Foto: Friedensrat Markräfler Land] 3 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN B E R LI N Abschied von Hanna Tomkins Hanna Tomkins war wahrscheinlich die letzte der Neuköllner Rütli-Schülerinnen aus den Schulreformjahren vor 1933. Familienangehörige aus England und Israel sowie enge Freunde nahmen auf dem Pankower Friedhof am 25. März Abschied. Sie wurde 94 Jahre. In Gesprächen mit Hanna Tomkins wurden stets große Zeitabschnitte des 20. Jahrhunderts lebendig. Eindrucksvoll berichtete sie zum Beispiel im Dezember 2012 auf der Gedenkveranstaltung für Hanno Günther, ihrem Rütli-Mitschüler und 1942 von den Nazis ermordeten antifaschistischen Widerstandskämpfer. Anfang der 1930er-Jahre wurde in der RütliSchule – angesichts der faschistischen Gefahr – ihr Engagement für Solidarität und soziale Gerechtigkeit geprägt. So zum Beispiel über solidarische Aktionen, damit alle Mitschüler trotz Arbeitslosigkeit der Eltern an einer Klassenfahrt teilnehmen konnten. Im Juni 1933 emigrierte ihr Vater Samuel Tomarkin mit seiner Frau Rosa und Tochter Hanna in die Sowjetunion. An der Moskauer Karl-Liebknecht-Schule lernte sie mit anderen Kindern deutscher Emigranten. Ihre Eltern wurden 1937 wie viele Kommunisten Opfer des stalinistischen Terrors. Diese Erfahrung hat tiefe Spuren bei der seinerzeit 17-Jährigen hinterlassen. Im Mai 1956 wurden Samuel und Rosa Tomarkin von der Staatsanwaltschaft der UdSSR wegen unbewiesener Beschuldigung rehabilitiert. Eine offizielle Bescheinigung darüber erhielt ihre Tochter Hanna aber erst im Juli 1993, als sie nach langem Aufenthalt – sie lebte seit Mitte der 1960er-Jahren in England – wieder in Berlin lebte. Zuvor war sie nach Kriegsende nach Deutschland, in die DDR, zurückgekehrt. In den letzten Jahren hielt sie auch engen Kontakt zur Neuköllner Galerie Olga Benario und war dort eine beliebte und geschätzte Diskussionspartnerin. Zum Beispiel bei der Veranstaltung »Meilensteine Neuköllner Schulreformen in der Weimarer Republik« im Juni 2012. Klaus Dieter Heiser Foto: Hanna Tomkins während der Veranstaltung am 3. Dezember 2012 in der Rütli-Schule Direkte Hilfe für Geflüchtete in Berlin-Pankow: Das »Café ohne Grenzen« Das »Café ohne Grenzen« im Unabhängigen Jugendzentrum Pankow (JUP) ist ein Ort der Begegnung für Geflüchtete und ihre Nachbarn/-innen, bei dem eine kostenfreie juristische Beratung für die Geflüchteten angeboten wird. Eine Gruppe Jugendlicher aus dem Unabhängigen Jugendzentrum Pankow entwickelte die Idee für dieses Café nach einer Infoveranstaltung zum Thema Asylpolitik. Hier wurde deutlich, dass es an Möglichkeiten fehlt, Berührungsängste und Vorurteile durch persönlichen Kontakt abzubauen. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus dem Willkommensnetzwerk »Pankow hilft!« und Mitgliedern der VVN-BdA Pankow initiierten die Jugendlichen 4 das Café im Februar 2014. Von Beginn an kommen nun schon seit über einem Jahr zwischen 50 und 100 Nachbarinnen und Nachbarn und Geflüchtete an jedem zweiten Sonntag zusammen und lernen sich kennen. Anstatt immer nur über »die Geflüchteten« zu reden, begegnen sich hier Menschen auf Augenhöhe. Sie machen sich Komplimente zu den leckeren Speisen, die sie mitgebracht haben, sie hören gemeinsam Musik und tanzen, fiebern gemeinsam beim Kickerturnier, waschen gemeinsam ab, erzählen sich persönliche Erfahrungen, bauen Vertrauen auf und freunden sich ganz nebenbei miteinander an. Debatte um die »Straße der Befreiung« Geschichte zum Anfassen Am späten Abend des 19. März wurde in der BVV Lichtenberg ein Antrag der Fraktion Die Linke aufgerufen. Darin wird das Bezirksamt ersucht, eine Diskussion mit der Bürgerschaft zu führen, die Straße Alt Friedrichsfelde wieder in Straße der Befreiung rückzubenennen. Alt Friedrichsfelde ist ein Teilstück der im Mai 1945 untergegangenen Reichsstraße 1. Zum 30. Jahrestag der Befreiung erhielt sie, ohne Diskussion mit den Bürgern, am 5. Mai 1975 ihren neuen Namen Straße der Befreiung. Nach kontroversen Diskussionen im Jahre 1991 erfolgte zum 31. Januar 1992 die Rückbenennung. Auch an diesem Abend entspann sich wohl eine ähnliche Debatte wie vor 24 Jahren, nur mit neuen Abgeordneten. Die Vertreter von SPD und CDU brachten ihre ablehnenden Bedenken zum Ausdruck. Abgeordnete der Linken verteidigten ihren Antrag und traten, unterstützt von Abgeordneten der Grünen und Piraten, dafür ein, die Diskussionen zu dem umstrittenen Thema im Kulturausschuss weiterzuführen. Rosemarie Heyer von der Lichtenberger VVN-BdA, die den Antrag unterstützte, erlebte im Alter von neun Jahren die Befreiung. Sie schilderte ihre Erinnerungen, als die Rotarmisten die Befreiung, den Frieden und auch inmitten der Trümmer die ersten Suppenküchen brachten. Sie appellierte an die Abgeordneten, dem Antrag eine Chance zu geben. Viele Lichtenberger Bürgerinnen und Bürger hätten sich 1991 für die Beibehaltung des Namens eingesetzt. Zu diesem Tagesordnungspunkt war auch ich eingeladen. Dabei verwies ich u.a. darauf, dass diese stark befahrene Ausfallstraße auch ein authentischer Ort ist. Dort gelang es vor 70 Jahren Einheiten der Roten Armee unter General Bersarin, dem Ehrenbürger von Berlin, nach erbitterten Kämpfen in das Stadtzentrum vorzustoßen. Diese Straße wäre für die Bürger und die heranwachsende Generation auch eine »Geschichte zum Anfassen«. Hier nahm die Befreiung Lichtenbergs und Berlins Gestalt an. Wenn eine Straße den Ehrennamen Befreiung erhalten sollte, dann doch diese mit ihrem unverwechselbaren historischen Bezug. Schließlich wurde dann nach 22 Uhr beschlossen, den Antrag im Kulturausschuss weiter zu diskutieren. Hoffentlich erhalten auch die Bürger, der Souverän, eine Chance, an dieser Debatte teilzunehmen. Hans Coppi Foto: Amelie Maier In den Gesprächen mit den Geflüchteten wurde schnell deutlich, dass diese eine valide Rechtsberatung benötigen, um ihr Ankommen auf eine solide Basis zu stellen. So gibt es im Café seit einigen Monaten eine rechtliche Beratung. Um diese zu finanzieren, hat das JUP eine Spendenkampagne gestartet. Das Café ist für uns wirklich ein Lichtblick, da es ein tolles Beispiel ist, wie mit wenigen Mitteln Vorurteile abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden kann. Um gegen rechte Hetze vorzugehen, ist das direkte Kennenlernen von Geflüchteten ein sehr gutes Mittel. Die Nazis liefern einfache Antworten und schüren Ängste und Vorurteile. Das »Café ohne Grenzen« nimmt den Anwohnerinnen und Anwohnern ihre Ängste – und den Nazis damit ihren Zulauf. Werdet Teil der Spendenkampagne und unterstützt das »Café ohne Grenzen«! Ob durch eine Spende auf www.cafeohnegrenzen.betterplace. org oder/und durch das Teilen des Spendenfilms bit.ly/Film-Café-ohneGrenzen. Amelie Meier und Jana Ringer, JUP e.V. BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN B E R LI N Antifa – Jour fixe Ein Abend mit der Berliner VVN-BdA… …immer am 3. Montag im Monat, immer im Café Sibylle, immer ab 18.30 Uhr Café Sibylle, Karl-Marx-Allee 72, 10243 Berlin, U5 Strausberger Platz Montag, 18. Mai 2015, 18.30 Uhr: »Eine deutsche Familie – Die Benjamins« Lesung mit Uwe-Karsten Heye. Zu den großen deutschen Familien gehören die Benjamins. Das Buch »Eine deutsche Familie – Die Benjamins« beschreibt in einer Zeitreise durch das 20. Jahrhundert fünf Schicksale dieser Familie und stützt sich dabei auch auf bislang unveröffentliche Dokumente, Briefe und Berichte von Zeitzeugen. Diese Familiengeschichte ist reich an Konflikten und Tragödien und der Versuch, ein Gesamtbild dieser deutsch-jüdischen Familie über fünf Generationen zu zeichnen. Damit ist dem Autor eine höchst lesenswerte und beeindruckende Familiengeschichte der Benjamins gelungen. Uwe-Karsten Heye, Journalist, arbeitete als Redenschreiber für Willy Brandt, war Regierungssprecher von Gerhard Schröder, engagiert sich heute vor allem gegen Rechtsradikalismus. Montag, 15. Juni 2015, 18.30 Uhr: Astrid Volpert berichtet über »Bauhauskünstler und -architekten im Widerstand« Deutsche Antifaschisten erinnern sich an den 8. und 9. Mai 1945 auf drei Kontinenten »Bob, du musst rennen, der Krieg ist vorbei« Am 8. und 9. Mai 1945 verbreitete sich die Nachricht von der bedingungslosen Kapitulation wie ein Lauffeuer um den Erdball. Auf allen Kontinenten, aber besonders in den von den deutschen Welteroberern überfallenen und okkupierten Ländern, feierten Millionen ausgelassen den Sieg über den deutschen Faschismus. Nicht nur Freudentränen standen ihnen in den Augen, als sie diese lang ersehnte Nachricht vernahmen. Da war der unbeschreibliche Jubel über das Ende des schrecklichsten aller Kriege. Es blieb auch der Schmerz eines bitteren Sieges, die Trauer um die Angehörigen, um die millionenfachen Opfer von Terror und Vernichtungskrieg. 33 deutsche Antifaschisten und Antifaschistinnen erinnern sich an diese unvergesslichen Tage im Mai 1945, die ihnen für immer im Gedächtnis blieben. Die Autorinnen und Autoren haben die »Morgenröte der Menschheit«, wie es Peter Gingold einmal ausdrückte, erlebt: in Abergevenny (Südwales), Lockerbie (Schottland) und Manchester, in Krasnogorsk und Lunowo bei Moskau, in Berlin, Rüdersdorf, Boizenburg und Tribsees (Mecklenburg), in Golinski (bei Brno), New York, unweit von Kairo, in Dünkirchen, in Paris, Cognac und Vénissieux (Frankreich), in Klagenfurt und Wien, in Turin und Redaktion: Dr. Hans Coppi Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin Telefon: 030 / 29 78 41 78, Fax: 030 / 29 78 43 78, Internet: berlin.vvn-bda.de E-Mail: [email protected] Wir bitten um Spenden für die Berliner VVN-BdA! Spendenkonto: Postbank Berlin IBAN: DE 18 1001 0010 0315 9041 05 BIC: PBNKDEFF Montechio Maggiore (Italien) sowie auf einer Insel im Pazifik. Es waren überwiegend Kinder jüdischer Herkunft, die nach 1933 mit oder ohne ihre Eltern aus Deutschland fliehen konnten. Sie kämpften in der Roten Armee und den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung »Freies Deutschland«. Der Kampfeinsatz an der Front blieb aber eher die Ausnahme. Nach Kriegsbeginn internierten die Regierenden in Frankreich und Großbritannien viele kampfbereite deutsche Antifaschisten als feindliche Ausländer. Nach der Niederlage der spanischen Republik wurden Interbrigadisten in Frankreich in Lagern weggesperrt und später in deutsche »Bob, Du musst rennen, der Krieg ist vorbei« zu beziehen gegen eine Schutzgebühr in der Geschäftsstelle der Berliner VVN-BdA, 60 Seiten mit zahlreichen Fotos. Konzentrationslager verschleppt. Der Große Terror in der Sowjetunion traf auch Tausende deutscher Politemigranten. Statt an der Front zu kämpfen, starben viele im Gulag oder erlebten den 8. Mai in Straf- und Arbeitslagern und kamen erst Jahre später frei. Verschiedene Autoren hatten sich den Partisanen in Frankreich, Italien, der Slowakei und der Sowjetunion angeschlossen. Frauen waren in der Bewegung Freies Deutschland in Frankreich und den USA aktiv. Soldaten und Offiziere der Wehrmacht waren zur Roten Armee übergelaufen oder hatten sich in Kriegsgefangenenlagern dem Na- 8. Mai, 18.00 Uhr ZEITZEUG_INNEN FÜHRUNGEN ZUM SOWJETISCHEN EHRENMAL RUSSISCHE KÜCHE KINDERSPIELE INFORMATIONS- UND BÜCHERSTÄNDE neuntermai.vvn-bda.de Zentrale Kundgebung zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Es sprechen: Axel Holz, Bundesvorsitzender der VVNBdA, und Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation sowie der Botschaft von Belarus, Denkmal »Mutter Heimat« im Sowjetischen Ehrenmal in Treptow. 9. Mai, 11.00 Uhr – 22.00 Uhr WER NICHT FEIERT, HAT VERLOREN! 9. Mai – Tag des Sieges über den deutschen Faschismus: Wer nicht feiert, hat verloren! Volksfest zum 70. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus, mit Musik und Kultur auf der Bühne, Zeitzeuginnen (Delegation polnischer Befreier und Befreierinnen), Ausstellungen, russischer Küche, Grill, Kaffee und Kuchen, Kwas, Bier und Wodka für die Großen, Hüpfburg und Spielen für die Kleinen sowie Informations- und Bücherständen, Führungen zum Sowjetischen Ehrenmal. Parkplatz am Rosengarten, Puschkinallee, gegenüber dem Eingang zum Ehrenmal Treptow. SAMSTAG 9. MAI 2015 ab 11Uhr - TREPTOWER PARK Puschkinallee (Parkplatz am Rosengarten) Gestaltung: jorodesign.eu - V.i.s.d.P.: Berliner VVN-BdA eV., Franz-Mehring Platz 1 - 10243 Berlin Veranstaltet von der BO 8. Mai der Berliner VVN-BdA, der Antifaschistischen Initiative Moabit (AIM), der Autonomen Antifa Berlin (A2B), Für eine linke Strömung (FelS), organisiert in der Interventionistischen Linken (IL), und dem Kollektiv Zielona Gora e. V. antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 tionalkomitee »Freies Deutschland« angeschlossen. An der Front riefen sie über Lautsprecher und in Flugblättern dazu auf, die Waffen niederzulegen und zu desertieren. Andere schildern, wie sie in sowjetischen und britischen Kriegsgefangenenlagern den 8. Mai erlebt haben. Als sie ihre Freude über die Befreiung äußerten, wurden sie von Mitgefangenen als »Verräter« bezeichnet. Paradoxerweise begrüßten viele deutsche Kriegsgefangene das Ende des Krieges und bedauerten zugleich ihre Niederlage. Die Fotografin Lore Krüger, deren Bilder im Februar 2015 in der Fotogalerie C/O Berlin ausgestellt wurden, kam 1940 als feindliche Ausländerin in das französische Konzentrationslager Gurs. Nach ihrer Freilassung gelangte sie mit einem der letzten Schiffe von Marseille nach New York. Als ihr Schwager sie am 8. Mai 1945 in ihrer Wohnung aufsuchte, lief ihm ihre dreijährige Tochter Susan entgegen und rief: »Bob, Du musst rennen, der Krieg ist vorbei«. Lore Krüger und zahlreiche Emigrantinnen und Emigranten kehrten zurück, in dieses verdammte, zerstörte Deutschland, viele von ihnen in die sowjetisch besetzte Zone. Sie wollten ein neues, friedliebendes, demokratisches und antifaschistisches Deutschland aufbauen. Es war kein leichter Entschluss. Aber wer sollte dazu beitragen, wenn nicht die deutschen Antifaschisten. In einer aktualisierten Fassung erscheint zum 70. Jahrestag der Befreiung die 2010 von der DRAFD herausgegebene und inzwischen vergriffene Broschüre. Hans Coppi 5 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN B AY E R N NS-Dokuzentrum in München eröffnet Wir gratulieren… Dort, wo früher die NSDAP-Zentrale »Braunes Haus« stand, leuchtet nun weiß ein quaderförmiger Neubau, in dem über die einstige Nazi«Hauptstadt der Bewegung«, über Wurzeln des deutschen Faschismus, über Verfolgung und Widerstand kritisch informiert werden soll. Links vorne im Bild die Überreste eines der NS-«Ehrentempel«, dahinter ein Stück Fassade jenes ehemalige »Führerbaus«, in dem es zum »Münchner Abkommen« kam. … natürlich allen unseren »Geburtstagskindern«. Sie sämtlich aufzuführen, würde allerdings den Rahmen unserer »antifa« sprengen. Stellvertretend seien deshalb hier die Kameradinnen und Kameraden zwischen 60 und 80 genannt, die einen »runden« Geburtstag haben bzw. hatten - und alle über 80. Herzlichen Glückwunsch! Foto: E.A. Matinee zum 70. Jahrestag der Befreiung Erinnerungen, Hoffnungen, Ausblicke Zum Thema »8. Mai 1945: Befreiung – was sonst!« präsentiert die VVN-BdA München »Erinnerungen, Hoffnungen, Ausblicke – 70 Jahre danach«. Dazu heißt es in der Einladung zur Matineeveranstaltung am Sonntag, 10. Mai 2015 in der Seidlvilla (Nikolaiplatz 1b, U3/U5 Giselastraße): »8. Mai 1945: Ende Der Landesvorstand hat beschlossen, auch in diesem Jahr wieder eine Landesmitgliederversammlung durchzuführen. Die Versammlung findet am Samstag, 11. Juli 2015, in Bamberg statt. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 25 Euro, in ihm sind Mittagessen, Vormittags- und Nachmittagskaffee enthalten. Eine detaillierte Einladung mit inhaltlichem Programm und genauem Tagungsort folgt in den nächsten Wochen über das Büro der VVN-BdA. des deutschen Eroberungskrieges, der über 50 Millionen Menschen das Leben kostete – und Befreiung für die Völker Europas vom Faschismus durch die alliierten amerikanischen, sowjetischen, englischen und französischen Truppen. Dieser Tag war auch von deutschen Antifaschisten und NS-Verfolgten sehnsüchtig erwartet worden und verknüpft mit Hoffnungen auf eine neue Welt des ›Friedens und der Freiheit‹ – so in der Erklärung der befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald.« Mit persönlichen Erinnerungen und Porträts soll »Gelegenheit zum Rückblick und zum Nachdenken darüber« gegeben werden, »was dieser Tag für uns heute bedeuten kann.« Wolfgang Graf, geboren 1926, Lehrer und Gewerkschafter, aufgewachsen in einer antifaschistischen Familie, und Ernst Grube, geboren 1932, als Kind mit seiner jüdischen Mutter und seinen Geschwistern ins KZ Theresienstadt deportiert und dort im Mai 1945 befreit, erzählen von ihren Erfahrungen. Berichte und Porträts gibt es über Karl Delbeck (18981972), 1944 wegen »Hochverrats« zum Tode verurteilt, der Hinrichtung durch den Strang in Stadelheim entkommen, Olena Svitka, ehemalige ukrainische Zwangsarbeiterin in München, am 30. April 1945 befreit, und Martin Löwenberg (geb. 1925), befreit am 8. Mai 1945 im KZ Leitmeritz, Mitbegründer der VVN. Die Matineeveranstaltung wird musikalisch umrahmt von Michaela Dietl, Akkordeon. KVM Veranstaltung anlässlich des Jahrestages der »Penzberger Mordnacht« Aktuelles zum NSU-Prozess Anlässlich des 70. Jahrestages der »Penzberger Mordnacht«, in der kurz vor Kriegsende in der Bergarbeiterstadt noch 16 Menschen von den Nazis ermordet wurden, laden die VVN-BdA Oberland und der DGBKreisverband Weilheim-Garmisch zu einer Veranstaltung mit aktuellem Thema ein. Robert Andreasch von der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. (a.i.d.a.) wird am Freitag, 15. Mai 2015, ab 18.00 Uhr im Restaurant »Glück Auf«, Straße des 28. April 1945, in Penzberg 6 über den aktuellen Stand des NSUVerfahrens berichten. Über drei Jahre sind vergangen, seit sich der »Nationalsozialistische Untergrund« (NSU) im November 2011 selbst enttarnte. Eine Menge Fragen haben sich seither aufgetan: zum Rechtsterrorismus, zum institutionellen Rassismus in den Ermittlungsbehörden, zum gesellschaftlichen Rassismus (der verhinderte, dass sich mehr Menschen mit den Angehörigen der Opfer solidarisiert oder kritisch nachgefragt hätten), zu den Verstrickungen von Mai: Hans Besold, Unterhaching, 92 Jahre; Martin Löwenberg, München, 90 Jahre; Eva Sengle, Füssen, 87 Jahre; Ingeborg Bräuhauser, München, 84 Jahre; Ingrid Schadinger, Nürnberg, 75 Jahre; Regine Grogan, Lichteneiche-Memmel, 70 Jahre; Ulli Ermold-Peßler, Bamberg, 60 Jahre; Tina Korn, Nürnberg, 60 Jahre Juni: Helmut Steuerwald, Nürnberg, 85 Jahre; Dieter Flach, München, 65 Jahre; Manfred Weiß, Sulzbach-Rosenberg, 65 Jahre; Hans Brenner, Fürth, 60 Jahre; Norbert Scharf, Kümmersbruck, 60 Jahre Spenden für die VVNBdA Bayern: Wie immer freuen wir uns über Spenden für die Arbeit unserer bayerischen VVN-BdA. Unser Konto: VVN-BdA Bayern, IBAN: DE18700100800010532807, BIC: PBNKDEFF700 Wichtiger Hinweis: Bitte immer daran denken: Adressen- oder Kontenänderungen mitteilen! VVN-BdA Bayern, Frauenlobstr. 24, 80337 München, Tel 089/53 17 86, Fax: 089/53 89 464, Mail: [email protected] Redaktion: Ernst Antoni Polizei und Inlandsgeheimdiensten mit der Neonaziszene u. v. a. Seit über eineinhalb Jahren läuft am Oberlandesgericht München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier Unterstützer des NSU. 500 Zeuginnen, Zeugen und Sachverständige wurden bisher gehört. Doch welche Aufklärung kann so ein Strafprozess überhaupt leisten? Wo steht der Prozess heute? Welche Rolle spielen der Senat, die Bundesanwaltschaft, die Verteidiger/-innen der Angeklagten? Kann sich die Ansicht der Bundesanwaltschaft, der NSU sei ein isoliert mordendes »Killer-Trio« gewesen, durchsetzen? Schafft es die Nebenklage, die Bedeutung lokaler und terroristischer Neonaziszenen, Rassismus und das Verhalten und Verschweigen der Inlandsgeheimdienste zu thematisieren? Robert Andreasch arbeitet seit fünfzehn Jahren als Fachjournalist über die extreme Rechte in Süddeutschland. Für a.i.d.a. e. V. und die bundesweite Initiative »NSU-watch« beobachtet er die Verhandlungstage im NSU-Prozess vor dem Münchner OLG. HGF BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN H A M BU R G Abschied von Steffi Wittenberg Unsere Kameradin und Freundin Steffi Wittenberg ist am Abend des 26. März gestorben. Sie gehört zu jenen, die unersetzlich sind, und sie fehlt uns schon jetzt... Allein im Programm-Flyer zum 70. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai 2015 finden sich mindestens vier Veranstaltungen, an deren »Vorgeschichte« sie wesentlichen Anteil hat. Meist als »Zeitzeugin«, die mit ihren Erinnerungen an ihr Leben als jüdisches Kind in Hamburg auch ihren ermordeten Mitschülerinnen, Lehrerinnen und Verwandten ein »Denkmal« gesetzt hat. Wie gern wäre sie am 9. Mai bei der großen Befreiungsfeier in den Wallanlagen dabei gewesen – und in unseren ersten Planungen, noch bevor ihre Krankheit sich bemerkbar gemacht hatte, sollte sie gleich zwei Auftritte auf der Bühne absolvieren: zur »Hoffnung der Befreiten« und zum »Überleben im Exil« hätte sie Wesentliches beigesteuert. Dass sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Uruguay Asyl fand und so der Shoa entkommen konnte, war Steffi zeitlebens Verpflichtung. Nicht nur zum Erinnern, sondern auch zum Eingreifen in die aktuellen Auseinandersetzungen: Steffi war eine begeisterte Internationalistin und Kämpferin für Menschenrechte. Ob in den USA, von wo sie mit ihrem Mann Kurt wegen ihrer Beteiligung an der Bürgerrechtsbewegung nach Deutschland abgeschoben wurde, oder in Hamburg, wo sie in der Chile-Solidarität, im Verein »Helft Nicaraguas Kindern« und bei der Unterstützung der politischen Gefangenen in Uruguay zu den Unermüdlichen zählte. Ob es um ein Bleiberecht für Roma oder die Lampedusa-Flüchtlinge ging, Steffi schrieb Briefe an Bürgermeister und Innensenator, lief noch am Stock Foto: Christiane Chodinski bei den Demos mit und sprach den Flüchtlingen in Grußworten Mut zu. Jedes Jahr, so ungefähr im März, begann Steffi mit den Vorbereitungen unserer Mahnwache am 9. November. Die Kooperationspartner wurden angesprochen, Rednerinnen und Redner vorgeschlagen und eingeladen, der Landesvorstand in Trab gesetzt. So wurde die Mahnwache zu einer »Institution«, die unsere Bündnisarbeit deutlich verbreitert hat und Jahr für Jahr weiter ausstrahlt. Steffi war eine zuverlässige und streitbare Kameradin, die sich nie auf die Rolle der »Zeitzeugin« reduzieren ließ. Sie nahm als Mitglied des Landesvorstands aktiv an unseren Diskussionen teil, brachte Gedanken, Vorschläge, Einwände ein und freute sich, wenn am Ende ein guter Beschluss, eine Aktion oder Veranstaltung dabei herauskam. Ob bei der Verleihung der Herbert-Wehner-Medaille bei ver. di oder bei einer Veranstaltung am Hannöverschen Bahnhof: Wenn Wichtiges ungesagt blieb, steuerte Steffi auch ungefragt den fehlenden Beitrag bei. Toll! Christiane und Georg haben über Steffi geschrieben: »Ihr wichtigstes Anliegen war Gerechtigkeit. Damit hat sie uns allen den Rücken gestärkt, damit wir in ihrem Sinne weiter machen.« Versprochen. Cornelia Kerth Neugründung der VVN-BdA-Kreisvereinigung Eimsbüttel Am 25. Februar 2015 hat sich eine Kreisvereinigung in Eimsbüttel gegründet. Gemeinsam mit etwa 30 Freunden/Freundinnen und Antifaschisten/Antifaschistinnen werden André Buschmann und Andrea Hackbarth-Rouvel im Ham- burger Stadtteil die antifaschistische Arbeit beleben und sich einmal im Monat treffen. An jedem zweiten Mittwoch im Monat kommen wir um 19 Uhr im Bürgerhaus Lenzsiedlung, Julius-Vosseler-Str. 193 (Nähe U-Luterothstr.) zusammen. Arbeitsgruppe Frieden und Antimilitarismus in Hamburg Der wichtigste und prägnanteste Appell der VVN-BdA ist unsere Doppelforderung: Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg! Wir betrachten uns als wichtigen Teil der Friedensbewegung. Viele unserer Mitglieder engagieren sich in verschiedenen Zusammenhängen für den Frieden. Nur waren diese bisher meist getrennt unterwegs. Es fehlten Erfahrungsaustausch und gemeinsames Auftreten. Nachdem im Februar die Bundeskommission Frieden und Antimilitarismus erfolgreich gegründet wurde, wollen auch wir in Hamburg eine Arbeitsgruppe »Frieden und Antimilitarismus« ins Leben rufen. Alle interessierten Mitglieder aus allen Kreisen sind herzlich eingeladen. Ein erstes Treffen ist am Donnerstag, den 28. Mai, um 19.30 Uhr im Landesbüro Hein-Hoyer-Str. 41. Eine formlose Voranmeldung im Büro wäre hilfreich für unsere Planung (040 314254 oder [email protected]). Wir wollen uns gegenseitig kennenlernen und werden unsere gemeinsamen Pläne und Themenschwerpunkte festlegen. Wann und wie häufig wir uns zukünftig treffen, entscheidet die Gruppe natürlich ebenfalls selber. Auf zahlreiches Erscheinen freut sich Carola antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 Es ist unser Wunsch, Erinnerungen wach zu halten. Unsere Schwerpunkte dabei sind die Kontaktpflege zu Zeitzeugen und Interviews mit ihnen. Die ersten Stadtteilrundgänge finden im Mai statt. Während dieser Stadtteilrundgänge werden wir auf Stolpersteine treffen, sie pflegen und uns auf biografische Spurensuche begeben. Die Rückkehr ins Gedächtnis beginnt mit den Namen der Opfer. Wir werden Details über Leben, Leiden und Todesumstände von Hamburgern und Hamburgerinnen, die während der NS-Zeit verfolgt waren, berichten. In Eimsbüttel erinnert eine besonders große Zahl von Stolpersteinen an die Grauen der NS-Zeit. Dies ist eine Folge der Tatsache, dass durch die starke Arbeiterbewegung in Eimsbüttel viele Widerstandsgruppen beheimatet waren. Zum anderen liegt im Herzen Eimsbüttels das Grindelviertel, in dem sich eine jüdische Gemeinde und eine Synagoge befanden. Darüber hinaus ist ein Rundgang bzw. eine Informationsveranstaltung zum Frauenlager Eidelstedt, einem Außenlager des KZ Neuengamme, geplant. Im Rahmen des Eimsbütt- ler Gedenkmonats wird es eine Veranstaltung über die Arisierung von Immobilien geben. Gerade heute, wo Rechtspopulismus durch Pegida und AfD wieder salonfähig gemacht werden soll und sich Neonazis wieder organisieren, sehen wir es geradezu als unsere Pflicht und Aufgabe an, antifaschistische Aufklärungsarbeit mittels Vorträgen zu leisten. »Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart«. Im Dezember 2014 wurde in Bayern ein Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim von Neonazis verübt. Wir heißen Flüchtlinge willkommen! Antifaschismus geht uns alle an! Andrea Wir gratulieren… In den Kämpfen unserer Zeit streitend ist unser Freund Rolf Becker am 31. März 80 Jahre geworden. Seine Erkenntnis aus solch ereignisreichem Leben: »Wir erreichen nur etwas, wenn die Solidarität praktisch wird.« 7 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN H A M BU R G Monty Schädel in Wedel: »Die Tür nach rechts muss zubleiben!« Ostermarsch 2015 Der Hamburger Landesvorstand hatte sich entschieden, nicht gemeinsam mit Mahnwachen-Vertretern und -Vertreterinnen zum Hamburger Ostermarsch aufzurufen, sondern den Ostermarsch in Wedel zu »verstärken«. So haben wir dann mit gut 15 KameradInnen die Wedeler VVN-BdA unterstützt und auch in Wedel den eigens erstellten Flyer mit unseren Positionen zu aktuellen Friedensfragen und dem BA-Beschluss zur (Nicht-) Kooperation mit den Mahnwachen sowie Aufruf und Veranstaltungskalender zum Tag der Befreiung verteilt. Bei Sonnenschein und bester DemoLaune ging es zum Theaterschiff Batavia mit Kulturprogramm. Da der Geschäftsführer der DFG-VK Monty Schädel, zugleich Vorsitzender der VVN-BdA in Mecklenburg-Vorpommern, zur Abschlusskundgebung des Hamburger Ostermarsches als Redner eingeladen war und auch dort eindeutig zu »Friedenswinter« und Mahnwachen Stellung beziehen wollte, hatte der Landesvorstand kurzfristig beschlossen, dass wir ihn dabei unterstützen wollen. Zugleich gab uns das die Gelegenheit, deutlich zu machen, dass wir den Ostermarsch durchaus auch für uns beanspruchen. Auch am OssietzkyPlatz stieß unser Informationsmaterial auf Interesse. Die Linke war mit einem Infostand vor Ort und verteilte neben anderem – z. B. der Zeitung gegen den Krieg – ebenfalls ein Mahnwachen-kritisches Infoblatt. Im Anschluss an die Rede des Vertreters der GEW Hamburg hielt Monty seine Ansprache, in der er zunächst skandalisierte, dass deutsche Waffenexporte und Kriegspolitik die Flüchtlinge produzieren, die dann an der »Festung Europa« scheitern, die im Mittelmeer ertrinken, in Griechenland und anderen »Grenzgebieten« in Abschiebehaft landen oder in Deutschland nicht willkommen geheißen werden. Er sprach über den neuen Militarismus, der mit der Werbung für den Soldaten-«Beruf« in Schulen, auf Ausbildungsmessen und im Geschwätz vom »familienfreundlichen Arbeitgeber Bundeswehr« Einzug in den Alltag gehalten hat, der in Forderungen nach mehr militärischer »Verantwortung« Deutschlands und dem geplanten Einstieg in die Drohnen-Kriegsführung 8 und die angestrebte Führung in der »EU-Armee« ahnen lässt, dass auch der dritte Griff nach der Weltmacht mit Krieg als Mittel der Politik Hand in Hand geht. Im letzten Teil machte Monty deutlich, dass auch in der Friedensbewegung »die Tür nach rechts zubleiben muss«. Dass der Moderator des Hamburger Forums die Geschmacklosigkeit besitzt, in seiner Antwort ausgerechnet die Zusammenarbeit des Forums mit der Mahnwache Hamburg zur »Volksfront« zu stilisieren, spricht für seine Abgebrühtheit. Mindestens genauso abgebrüht ist einer, der behauptet, ganze Kreisverbände der VVN-BdA seien gegen die Empfehlung der »Bundessprecherin« zum Ostermarsch gekommen. Nun kommt es darauf an, dass wir gemeinsam mit anderen dafür sorgen, dass der Antikriegstag am 1. September auf die breite Basis gestellt wird, die er verdient hat. Cornelia Kerth links: Monty Schädel in Hamburg rechts: Ostermarsch 2015 in Wedel (Fotos: Christiane Chodinski) 5. Antifaschistische Hafentage Hamburg »Wolf Hoffmann« vom 29. bis 31. Mai Der Kampf gegen die faschistische Bestie mit der Waffe in der Hand begann 1936 in Spanien. In der breiten Öffentlichkeit wird dem lebensgefährlichen Kampf der Seeleute bei der Versorgung der Spanischen Republik nur wenig Beachtung geschenkt. Fast drei Jahre lang brachten Seeleute mit ihren Schiffen unter ständiger Lebensgefahr Waffen und Versorgungsgüter nach Spanien, und sie evakuierten bedrohte Kinder, Frauen und Verwundete. Auf den Hafentagen 2015 werden wir die sowjetische Hilfe für die Spanische Republik sowie die britischen und sowjetischen Blockadebrecher besonders würdigen. Diesmal besonders spannend: der logistische Aufbau und die Planung zur Versorgung der Republik durch die sowjetische Handelsmarine. Gesamtprogramm unter: www.spanienkaempfer.de Woche des Gedenkens in Bergedorf Zum vierten Mal findet in Bergedorf eine Woche des Gedenkens statt. Tatsächlich sind es mehr als zwei Wochen, in denen verschiedene Veranstaltungen, Diskussionsrunden, Filme, Theater und Ausstellungen zum Informieren, Nachdenken und Mitmachen gegen alte und neue Nazis einladen. Nachdem die Veranstaltungen bisher im November stattfanden, hat der Vorbereitungskreis sich in diesem Jahr entschieden, die Erinnerung an den 70. Jahrestag der Befreiung in der Zeit vom 29. April bis 13. Mai 2015 aufzugreifen. Organisiert wird die Woche von einem kleinen Team, in dem auch Vertreter und Vertreterinnen der VVN-BdA aktiv sind. Träger der Veranstaltungen sind vielfältige Akteure des Bezirkes. Neben den Parteien, den Kirchen gehören auch Jugendeinrichtungen, Stadtteilkulturzentren, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und natürlich die VVN-BdA zu den Veranstaltern. In diesem Jahr wird die VVN-BdA Hamburg-Bergedorf am Donnerstag, den 7. Mai, um 17 Uhr einen Rundgang zu den in Bergedorf verlegten Stolpersteinen anbieten, mit denen an das Leben der hier Geehrten erinnert wird. Bei Bedarf wollen wir auch gleich die verlegten Steine wieder blitzblank putzen. Am alternativen Stadtrundgang des Antifaschistischen Bündnisses am Sonntag, 10. Mai, um 14 Uhr wirken wir ebenfalls mit. Außerdem wird die Lesung »Widerständiges Frauenleben: Ida Ehre, Anna Siemsen, Magda Langhans ... und andere Frauen«, die zum Internationalen Frauentag erarbeitet wurde, am Mittwoch, den 13. Mai, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal von Petri und Pauli, Bergedorfer Schlossstraße 7, noch einmal zu hören und zu sehen sein. Aber auch bei vielen anderen Veranstaltungen ist die VVV-BdA mit einen Infotisch und einem Bücherverkauf präsent und bietet sich zum Gespräch an. Das ganze Programm kann eingesehen und heruntergeladen werden unter: http://hamburg.vvnbda.de/2015/04/03/woche-desgedenkens-bergedorf-in-bergedorf/ Carola BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN H A M BU R G Hamburger VVN-BdA Termine Veranstaltungen zum 70. Jahrestag der Befreiung Freitag, 8. Mai, 15 Uhr Lokaltermin Deserteursdenkmal Der Künstler Volker Lang wird den Entwurf für das Hamburger Deserteursdenkmal vorstellen und mit einem 1:1-Grundriss die Ausmaße des geplanten Pavillons anschaulich machen. Im Anschluss singt Uwe Levien Lieder zur Gitarre. Veranstalterin: Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal Ort: Kriegsklotz, Stephansplatz Freitag, 8. Mai, 17 Uhr Eröffnung der FIR-Ausstellung »Europäischer Widerstandskampf gegen den Nazismus« (Ausstellungsdauer: bis 23. Mai) Die dreisprachige Ausstellung gibt auf 50 Tafeln in Bildern, reproduzierten Dokumenten und knappen Texten einen Einblick in den Kampf gegen den Nazismus, die nationalen Besonderheiten des Kampfes in den verschiedenen Ländern. Die Ausstellung wird eröffnet mit Beiträgen von Piet Schouten, Vizepräsident der FIR (Niederlande), Jacques Lewkowicz, Vorsitzender der Jüdischen Union für Widerstand und gegenseitige Hilfe UJRE (Frankreich) und Cornelia Kerth, Vorsitzende der VVN-BdA. Musikalische Begleitung: SongGruppe Hamburg Ort: Hauptgebäude der Universität Hamburg, Westflügel (ESA W), Edmund-Siemers-Allee 1 Freitag, 8. Mai, 19.30 Uhr »70 Jahre 8. Mai: Befreiung - was sonst?« Auf den Spuren des Widerstands, Stadtteilspaziergang und Demonstration. Veranstalterin: Hamburger Bündnis »8. Mai 2015« Treffpunkt: Jungfernstieg beim Alsterpavillon Sonnabend, 9. Mai, 14-22 Uhr Fest der Befreiung Gegen alle Schlussstrich-Bestrebungen und für den gemeinsamen Kampf für Frieden und Menschlichkeit. Mit: die Surfits, Resistencia, David Rovics, Sylvia Wempner und Rolf Becker, Café Royal, One Step Ahead, Sokugayu, Oma Körner Band. Dazu internationale Gäste und politische Beiträge, Infostän- de, Speisen, Getränke und eine Kletterwand. Veranstalterin: Hamburger Bündnis »8. Mai 2015« Ort: Hamburger Wallanlagen (Nähe U-Bahnhof »St. Pauli«, gegenüber der Eislaufbahn) Sonntag, 10. Mai, 11 Uhr Gedenken für die Opfer von Faschismus und Krieg. Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg. Es sprechen: Esther Bejarano (Ehrenvorsitzende der VVN-BdA) und Cornelia Kerth (Vorsitzende der VVN-BdA). Musik: Chor Hamburger Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter Ort: Friedhof Ohlsdorf, am Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Krieg (gegenüber »Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf«) Sonntag, 10. Mai, 12 Uhr Einweihung der neuen Skulptur auf dem Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer. Redebeiträge: Ruth Barriff (Tochter von Werner Stender und Nichte von Ernst und Rudolf Stender), Ilse Jacob, VVN-BdA Hamburg (Tochter von Franz Jacob) und ein Vertreter der Friedhofsverwaltung, ergänzt mit Erläuterungen der beiden Bildhauer. Veranstalterinnen: VVN-BdA in Kooperation mit dem Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e. V. und der Friedhofsverwaltung Ort: Friedhof Ohlsdorf, Ehrenhain der Hamburger Widerstandskämpfer, nahe Haupteingang S-Bahn Ohlsdorf Begleitprogramm zur FIRAusstellung »Europäischer Widerstandskampf« Ort: Hauptgebäude der Universität Hamburg, Westflügel (ESA W), Edmund-Siemers-Allee 1 Mittwoch, 13. Mai, 19-21 Uhr »Belgischer Widerstand« - Emil Lakatos. Es referieren Heidburg Behling und Thomas Käpernick. Eine Kooperationsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e. V. mit der VVN-BdA Hamburg Donnerstag, 14. Mai, 11-17 Uhr Seminar: »Neofaschismus und Rechtspopulismus in Europa«. antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 Referent: André Aden, Recherche Nord. Veranstalterin: VVN-BdA Hamburg in Zusammenarbeit mit Recherche Nord, Anmeldung unter 0172 59 60 876 Donnerstag, 21. Mai, 19-21 Uhr »Hamburger Widerstand der Gruppe um Bernhard Bästlein, Franz Jacob und Robert Abshagen«. Referentin: Ilse Jacob, VVN-BdA Hamburg Veranstalterin: VVN-BdA Hamburg Weitere Veranstaltungen 20. April bis 31. Mai Zweiter Monat des Gedenkens Eimsbüttel 29. April bis 13. Mai Vierte Woche des Gedenkens in Bergedorf Sonnabend, 2. Mai, 15 Uhr Vorwärts und nicht vergessen! Eimsbüttler Antifaschistischer Stadtteilrundgang: Streiflichter des Eimsbüttler Widerstandes und Verfolgung zwischen 1933 und 1945. Veranstalterinnen: VVN-BdA Hamburg-Eimsbüttel und Die LINKE Stadtteilgruppe Eimsbüttel Nord. Treff: U-Bahn Lutherotstr. (Ausgang Lutherotstr., oben) Donnerstag, 7. Mai, 17 Uhr Rundgang zu den Stolpersteinen in Bergedorf. Treffpunkt: Gewerkschaftshaus, Serrahnstr. 1, Hamburg Donnerstag, 7. Mai, 11-18 Uhr 15. Marathonlesung aus den verbrannten Büchern, genau dort, wo am 15. Mai 1933 NS-Studentenorganisationen und Burschenschafter Bücher verbrannten. Veranstalterin: Arbeitskreis »Bücherverbrennung – nie wieder!« Ort: Platz der Bücherverbrennung, Kaiser-Friedrich-Ufer/Ecke Heymannstraße Sonntag, 10. Mai, 14 Uhr Antifaschistischer Stadtrundgang Bergedorf. Treffpunkt: Gewerkschaftshaus, Serrahnstr. 1, Hamburg Mittwoch, 13. Mai, 19.30 Uhr Lesung. Widerständiges Frauenleben - 8. Mai 1945 Hoffnungen, Erwartungen und Kämpfe von Frauen für eine le- benswerte Zukunft - Ida Ehre, Anna Siemsen, Magda Langhans ... und andere Frauen. Ort: Gemeindesaal von Petri und Pauli, Bergedorfer Schlossstraße 7 Sonnabend, 16. Mai, 15 Uhr Rundgang: Zwangsarbeiterlager in der Lederstraße. Referentin: Anke Schulz. Veranstalterin: VVN-BdA HamburgEimsbüttel Treff: S-Bahn Stellingen vor der Gedenktafel im Eingangsbereich Sonntag, 17. Mai, 17 Uhr Film »Der Mann von der Cap Arcona«. Ort: Kommunales Kino METROPOLIS, Kleine Theaterstr. 10 Dienstag, 26. Mai, 17 Uhr Gedenken heißt nicht schweigen - szenische Lesung am Mahnmal »Tisch mit 12 Stühlen«. Das Mahnmal in Niendorf ist Hamburger Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern gewidmet, die von Tätern des NS-Regimes ermordet wurden. Veranstalterin: VVN-BdA Hamburg in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Ohemoor, Hamburg. Ort: Mahnmal »Tisch mit 12 Stühlen«, Kurt-Schill-Weg, Hamburg Niendorf-Nord Sonnabend, 30. Mai, 15 Uhr Rundgang Außenlager des KZ Neuengamme in Eidelstedt. Referentin: Anke Schulz Veranstalterin: VVN-BdA HamburgEimsbüttel Treff: Bushaltestelle Franzosenkoppel (Buslinien 186, Richtung Schenefeld; 185, Richtung Ellerhoop) Sonntag, 28. Juni, 17 Uhr Film »Ein Lied für Argyris« Ort: Kommunales Kino METROPOLIS, Kleine Theaterstr. 10 Landesgeschäftsstelle VVN-BdA, Landesvereinigung Hamburg, Telefon: 040 / 31 42 54, E-Mail: [email protected] Wir bitten um Spenden für die Hamburger VVN-BdA! Spendenkonto: VVN-BdA Hamburg, HASPA, IBAN: DE 78 2005 0550 1206 127183, BIC: HASPDEHHXXX 9 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN HESSEN Dörnigheim: Mit Texttafeln auf dem Platz soll des Widerstandes gedacht werden Käthe-Jonas-Platz eingeweiht Es war für viele ein schönes und ermunterndes Gefühl, als am 7. März in Maintal-Dörnigheim Menschen aus der örtlichen Politik, aus Gewerkschaften, Vereinen, Kirchengemeinden, Parteien und aus der hessischen VVN-BdA zusammengekommen waren, um eine Frau aus der Arbeiterbewegung und der antifaschistischen Bewegung, aus dem Widerstand und der Verfolgung durch die Nazis, eine engagierte Antifaschistin und Kommunistin zu ehren und einen zentralen Platz in diesem Stadtteil nach ihr zu benennen: nach Käthe Jonas, 1902 in Dörnigheim geboren, 1977 verstorben. Sie hatte mit anderen zusammen Widerstand gegen die Nazis geleistet, war verhaftet, zu Zuchthaus verurteilt und nach dem 20. Juli 1944 erneut festgenommen und ins KZ verschleppt worden. Kaum befreit, hatte sie sich sofort wieder engagiert und vor Ort die VVN mitgegründet, in der sie dann auch, ebenso wie in der Kommunalpolitik und anderen Zusammenhängen, aktiv wurde. Die wenn auch späte Würdigung der Antifaschistin Käthe Jonas und die damit verbundene Platzbenennung ist einer Initiative des DGB Maintal zu verdanken, die dann von mehreren Kräften vor Ort aktiv unterstützt und schließlich vom Stadtparlament mit Mehrheit beschlossen wurde. Der Kreis der Engagierten ist gegenwärtig dabei, wiederum mit Unterstützung eine würdige Platzgestaltung vorzubereiten, die mit drei Texttafeln an die Verfolgten aus Dörnigheim erinnern und zur Wachsamkeit mahnen soll. Für die Platzgestaltung werden noch Mittel gebraucht (Spenden erbeten an das Brüder-Schönfeld-Forum, Stichwort Käthe-Jonas-Platz, Sparkasse Hanau, IBAN: DE93 5065 0023 0053 0108 23). An der Einweihung des KätheJonas-Platzes beteiligt waren u.a. der Stadtverordnetenvorsteher, ein Vertreter des Magistrats, die Frauenbeauftragte der Stadt, der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde, natürlich der Hauptinitiator und Vorsitzende des DGB Maintal, Klaus Seibert, sowie Vertreter der hessischen VVN-BdA und die Tochter der Geehrten, Rosel Vadehra-Jonas, langjährig aktiv in der VVN-BdA, u. a. als Bundessprecherin, und in der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Ernst Schwarz aus Frankfurt begleitete die Veranstaltung mit Liedern aus der Arbeiterbewegung. Ebenso erfreulich wie zukunftsorientiert ein Ereignis am Rande der Veranstaltung: Einige Teilnehmerinnen wollen sich bald einmal treffen mit der Absicht zu überlegen, wie die VVN-BdA vor Ort wieder reaktiviert werden könnte. links: DGB-Vorsitzender Klaus Seibert mit Liedermacher Ernst Schwarz unten: Rosel Vadehra-Jonas nach der Enthüllung des Platz-Schildes Fotos: Sigrid Kargl Peter Christian Walther, Landessprecher der VVN-BdA Hessen (Foto: Christian Wolf) P.C. Walther Tage der Befreiung 1945 – Kassel Griechenland-Solidarität Zum 70. Jahrestag der Befreiung der Stadt legte die VVN-BdA Kreisvereinigung Kassel eine 48-seitige Broschüre zu den Stichworten »Tiger-Stadt – Trümmerstadt – Träume einer neuen Zeit« auf. In kurzen Beiträgen zu Verfolgung und Widerstand, zu den Verbrechen in den letzten Kriegstagen, denen Häftlinge des Zuchthauses Wehlheiden, 78 italienische Zwangsarbeiter und Gefangene des Arbeitserziehungslagers Breitenau zum Opfer fielen, und zu den Ansätzen des antifaschistisch-demokratischen Neubeginns wird das Jahr 1945 für Nachgeborene lebendig gemacht. In Frankfurt am Main hat sich eine Griechenland-Solidarität Frankfurt-Rhein-Main gebildet. Zu den Initiatoren gehören die regionalen Vorsitzenden des DGB und der IG Metall, Harald Fiedler und Michael Erhardt, sowie der frühere DGB-Landesbezirksvorsitzende Dieter Hooge. Zur Unterstützung und Mitarbeit bereit erklärt hat sich auch die VVN-BdA Kreisvereinigung Frankfurt am Main und Umgebung. »Wir meinen, dass die deutschen Nazi-Verbrechen in Griechenland und die nach wie vor praktizier- 10 In einem abschließenden Beitrag wird die Bedeutung des historischen Erinnerns für heute nachgezeichnet. Schon vor zehn Jahren wurde dieses Material mit guter Resonanz vorgestellt. Als Herausgeberkreis fungieren der DGB – Region Nordhessen, die Gedenkstätte Breitenau, das Kasseler Friedensforum und die Kreisvereinigung Kassel der VVN-BdA. Die Broschüre wird für 3 € (zuzügl. 1 € Porto) verbreitet. Sie kann bestellt werden bei: VVN-BdA Kassel, Kirchditmolder Str. 11, 34131 Kassel ten Versuche, Entschädigungen ebenso zu verweigern wie eine Rückzahlung des Zwangsdarlehens, uns als antifaschistische Organisation geradezu verpflichten, Solidarität mit den betroffenen Menschen in Griechenland zu leisten und die griechischen Forderungen zu unterstützen«, heißt es in einer Erklärung der Frankfurter VVN. Siehe auch unter https://griechenlandsolidaritaetffm.wordpress.com BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN HESSEN 8. Mai 2015 auf dem Frankfurter Römerberg Ein großes Fest der Befreiung Den 70. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus und seinem massenmörderischen Krieg hat die VVNBdA in Frankfurt am Main zum Anlass genommen, auf dem zentralen Platz der Stadt, dem Frankfurter Römerberg, ein »Fest der Befreiung« zu organisieren. Es findet am 8. Mai 2015 in der Zeit von 14.00 bis 21.00 Uhr statt. Ergebnis der vorbereitenden Diskussionen war die Feststellung: Es besteht Anlass genug, die Befreiung vor 70 Jahren mit einem Fest zu feiern und so an dieses Ereignis und an alles, was damit zusammenhängt, zu erinnern. Weil erinnern immer auch heißen soll, die Erinnerungen für die Gegenwart und die Zukunft anzuwenden, nennen wir es zugleich »ein Fest der Verständigung und Toleranz, gegen Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus, gegen Fremdenhass und Menschenfeindlichkeit«. In ihren Ansprachen werden Stefan Körzell (DGB-Bundesvorstand), Prof. Ullrich Gottstein (IPPNW) und der Auschwitz-Überlebende Heinz Hesdörffer dies auch zum Ausdruck bringen. Die Schirmherrschaft über das Fest hat Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann übernommen, der mit seinem Grußwort auch den Auftakt geben wird. Danach wird es dann keine großen Reden mehr geben. Festgemäß werden vielmehr neun Künstler-, Musik- oder Gesangs-Gruppen auf der großen Bühne vor dem Frankfurter Rathaus Römer auftreten. Bettina Kaminski vom Freien Schauspiel Frankfurt wird das Ganze moderieren. Gelegenheit, Gespräche über Themen zum 8. Mai gestern und heute zu verfolgen, bieten drei Gesprächsrunden im Haus des Frankfurter Kunstvereins, ebenfalls am Römerberg gelegen. Unterstützt wird das gesamte Projekt der Frankfurter VVN-BdA von 35 Frankfurter Organisationen, Institutionen und Initiativen. Eine solche Breite an Unterstützung für eine VVN-Veranstaltung hat es bislang wohl kaum gegeben. Von Seiten der Frankfurter Parteien wurde eine Unterstützung keineswegs abgelehnt; vielmehr war von Unterstützern darum gebeten worden, das Projekt »parteifrei« zu halten. Nahezu alle Unterstützer werben in ihren Publikationen und online für die Veranstaltung. P.C. Walther Aus dem Aufruf der VVN-BdA zum 8. Mai: »Es ist an der Zeit!« Der 8. Mai 1945 markiert das Ende der faschistischen Diktatur in Deutschland…. Allerdings sprach erst 1985 ein deutscher Bundespräsident, Richard von Weizsäcker, vom »Tag der Befreiung«. Zuvor war 40 Jahre lang die öffentliche Wahrnehmung von Begriffen wie Kapitulation, Niederlage und Zusammenbruch geprägt. Jahrzehntelang bestimmten heimliche und offene Sympathisanten und EwigGestrige das Bewusstsein mit. Das ist keineswegs überwunden. Rassismus, Antisemitismus und menschenfeindliche Einstellungen sind weit verbreitet…. Dass wir und die Generationen, die nach 1945 geboren wurden, das Leben in relativ großer Freiheit führen können, verdanken wir der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Herrschaft durch die Antihitlerkoalition und dem Widerstand in vielen Ländern Europas. Wir wollen diese Befreiung feiern und zur Sensibilisierung dafür beitragen, dass die Errungenschaften, die damit verbunden sind – die Garantie der Menschen- und Bürgerrechte, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben sind – ein hohes Gut darstellen, das gegen alle Angriffe verteidigt werden muss…. Damit die Bedeutung des 8. Mai 1945 untermauert und gefestigt wird, fordern wir, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg auch und gerade in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird. antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 Redaktion: P. C. Walther Landesverband der VVN-BdA Hessen, Eckenheimer Landstraße 93, 60318 Frankfurt a. Main, Telefon und Fax: 069 / 5 97 05 24 Wir bitten um Spenden für den Landesverband Hessen! Spendenkonto: VVN-BdA Hessen Postbank Frankfurt IBAN: DE86 5001 0060 0049 3306 02 BIC: PBNKDEFF Gespräche Im Haus des Frankfurter Kunstvereins, am Römerberg gelegen, finden in der Zeit von 15.00 bis 18.00 Uhr diese Gesprächsrunden von jeweils 45 Minuten Dauer statt: 15.00 Uhr: »…endlich die Befreiung/Gespräche mit Überlebenden«; moderiert von Rabbiner Andrew Steimann. 16.00 Uhr: »Aufbruch in eine neue Zeit/Erwartungen nach 1945«; moderiert von Christine Dreier. 17.00 Uhr: »Leben mit der Geschichte der Eltern/Gespräche mit Kindern von Verfolgten«; moderiert von Anne Kahn. Große Bühne vor dem Rathaus Römer: • Emil Mangelsdorff (Frankfurt) • Klaus, der Geiger (Köln) • Bernd Köhler und Hans Reffert, »ewo2« (Mannheim) • Trio Terz (Frankfurt) • Roman Kuperschmidt Klezmer Band (Frankfurt) • Manfred Maurenbrecher, Liedermacher und Autor (Berlin) • Duo Urziceanu, Sinti- und RomaPhilharmonie • Prosechós (Griechenland/Frankfurt) • Jazz-Chor O-Töne (Frankfurt) • The Ohohohs, wild rockende LivePerformance (Frankfurt) Moderation und Zwischentexte: Bettina Kaminski (Freies Schauspiel Frankfurt) und direkt auf dem Römerberg: »Stelzen-Engel« Enaya Dayeh Sie alle unterstützen das Fest der Befreiung: • Frankfurter Römerbergbündnis • DGB Stadtverband Frankfurt • IG Metall Frankfurt • ver.di Frankfurt und Region • GEW Frankfurt • Jüdische Gemeinde • Frankfurter Jugendring • StadtschülerInnenrat Frankfurt • DGB-Jugend Frankfurt • Jugend- und Kulturverein • Ev. Gemeindejugendvertretung • Arbeiterwohlfahrt Frankfurt • NaturFreunde Frankfurt • Bildungsstätte Anne Frank • Förderverein Fritz Bauer Institut • Studienkreis Deutscher Widerstand • Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer • Henry und Emma Budge-Stiftung • Freies Schauspiel Frankfurt • attac-Frankfurt • Sportkreis Frankfurt • Gegen Vergessen – Für Demokratie • Leben und Arbeiten in Gallus & Griesheim • Förderverein Roma • Initiative 9. November • Verband der Migrantinnen • Initiative Faites votre jeu! • Ökum. Netzwerk Initiative Kirche von unten • Aktion Sühnezeichen Friedensdienste • IPPNW Regionalgruppe Frankfurt • DFG-VK Frankfurt • Friedens- und Zukunftswerkstatt • Club Voltaire • Ettie u. Peter Gingold Erinnerungsinitiative • Emil Carlebach Club 11 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN N I E D E R S AC H S E N Neuer Glanz für Stolpersteine in Hannover Erinnerungspflege Die Idee entstand in Osnabrück und wurde dort von unserer Kameradin Lisa Böhne umgesetzt. Lisa ist unserem Ehrenmitglied Ruth Gröne freundschaftlich verbunden, und so gelangte die Idee nach Hannover: Stolpersteine verlieren über die Jahre ihren Messingglanz, den aufzufrischen bedarf des tatkräftigen Einsatzes Freiwilliger und einer geeigneten Ausrüstung an Putzmitteln. Schülerinnen und Schüler putzen die Stolpersteine in Hannover vor dem Haus Wissmannstraße 11-13 Foto: Reinhold Weismann-Kieser Lisa fertigte dafür geeignete handliche Jutebeutel und es gelang, in Osnabrück damit Schulklassen auszurüsten, die sich dort der Stolpersteine annehmen. Mit Unterstützung des Amtes für Erinnerungskultur der Landeshauptstadt wurde nun die Klasse 9c der benachbarten Wilhelm-Raabe-Schule für eine Patenschaft für die 65 Stolpersteine in der Wissmannstraße 11 bis 13, die an die ermordeten jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner dieser beiden Häuser erinnern, gewonnen. Lisa Böhne war auf Einladung der Landeshauptstadt eigens angereist, um einen Beutel mit den Utensilien zu übergeben. Ruth Gröne, die ihre Kindheit in dem Haus Nr. 11 verbracht hatte, berichtete über ihre Erlebnisse und das Schicksal ihrer Familie, an das drei Stolpersteine erinnern: an die Großeltern Frida und Herman Kleeberg, 1941 nach Riga deportiert und ermordet und an ihren Vater Erich Kleeberg, 1944 nach Neuengamme verschleppt und 1945 in Sandbostel an den mörderischen Haftfolgen verstorben. Nach Grußworten, darunter vom Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne und dem Rabbi der Liberalen Jüdischen Gemeinde, Gàbor Lengyel, wurde der Beutel mit den Requisiten an den Schulleiter übergeben. Inzwischen hatten Schülerinnen und Schüler schon die ersten Stolpersteine wieder auf Glanz gebracht. rwk Kriegsendphasenverbrechen in Hannover Gedenken in Seelhorst Am 6. April 1945 – die Befreiung durch die Alliierten Truppen stand kurz bevor – fand eines der brutalsten Massenverbrechen der Faschisten in Hannover statt: die Erschießungen auf dem Seelhorster Friedhof. 153 Menschen, vorwiegend Bürger der Sowjetunion, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, wurden von einem Gestapo-Kommando ermordet und in einem Massengrab verscharrt. Nur einer, Hauptmann Palnikow, entkam. Er enthüllte dieses Verbrechen den einrückenden Alliierten. Diese zwangen stadtbekannte Faschisten, die Opfer zu exhumieren. Dabei wurden noch weitere Massengräber entdeckt. Insgesamt fand man 526 Tote. 386 von ihnen wurden am 2. Mai zum Maschsee überführt und dort bestattet. Die anderen fanden auf dem Seelhorster Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Über das Ehrenmal am Maschsee und die Gedenkfeiern zum 8. Mai und 1. September wurde an dieser Stelle schon mehrmals berichtet. Zum 70. Jahrestag des Verbrechens fand auf dem Stadtfriedhof Seelhorst eine Gedenkstunde statt, ausgerichtet von der Landeshauptstadt und der IG Metall. Deren 1. Bevollmächtigter, Dirk Schulz, und Oberbürgermeister Stefan Schostok sprachen Grußworte und legten einen Kranz nieder. Unsere Kreisvereinigung beteiligte sich mit einem Gebinde. rwk Ostermarsch in Wolfsburg »Für eine bunte und tolerante Stadt« Am Ostersamstag fand in Wolfsburg zum zweiten Mal in Folge ein Ostermarsch statt. Aufgerufen hatte wieder der DGB-Stadtverband gemeinsam mit der VVN-BdA Wolfsburg und der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben. In dem Aufruf unter dem Motto »Für Frieden und Völkerverständigung. Verhandlungen statt Konfrontation« heißt es: »Wir sagen Nein zu Rassismus, Nationalismus und der Diskriminierung von Flüchtlingen, aber auch zu religiösem Fundamentalismus – egal ob er sich christlich, islamisch oder sonst wie nennt. Wir treten ein für ein buntes und tolerantes Wolfsburg, in der Menschen nicht aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, Artikel und Fotos (in hoher Auflösung) für das MTB bitte bis zum 8. in geraden Monaten immer an [email protected] VVN-BdA Landesvereinigung Niedersachsen e.V., Rolandstr. 16, 30161 Hannover, Tel.: 0511-331136, FAX: 0511-3360221, E-Mail: niedersachsen@ vvn-bda.de. Wir würden uns über Spenden für die Arbeit unserer Landesvereinigung auf das Konto bei der Postbank Hannover, IBAN DE17 2501 0030 0007 5103 07, BIC PBNKDEFF, sehr freuen. Redaktion: Michael Rose-Gille Kultur oder Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung ausgegrenzt und abgewertet werden.« Bei gutem Wetter nahmen ca. 120 Menschen teil, die Reden vom 1. Bevollmächtigten der IG Metall Wolfsburg, Hartwig Erb, und der Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Wolfsburg, Prof. Dr. Hanna Löhmannsröben, hörten. Die beiden forderten, mehr Geld für Bildung und Soziales bereit zu stellen anstatt es für Rüstung auszugeben. Die Spirale von Gewalt und Terror müsse durch Verhandlungen und Bekämpfung der sozialen Misere in vielen Ländern der Welt gestoppt werden. Sie kritisierten, dass Deutschland inzwischen zu den Hauptexporteuren von Rüstungsgütern gehört. Die VVN-BdA Wolfsburg war gut sichtbar auf dem Ostermarsch vertreten. Auch in den Abendnachrichten des NDR-Fernsehens wurde über den Wolfsburger Ostermarsch mit einem kurzen Filmbeitrag berichtet, der auch unser VVN-Transparent zeigte. Alfred Hartung Friedenstransparent des Wolfsburger Ostermarsches 2015. Foto: M. Hartung 12 BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN N I E D E R S AC H S E N Faschistische »Ludendorffer« tagten Ostern wieder in Dorfmark »Gefahr für die Demokratie« Seit 40 Jahren hält der »Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.« im niedersächsischen Dorfmark seine Ostertagung ab. Fast alle Hotel- und Pensionsbetten sind dann belegt. Proteste dagegen, gerichtet an Rathaus und Lokalzeitungen, gibt es seit 30 Jahren und seit 2007 regelmäßig Straßenproteste. Das »Bündnis gegen Ludendorffer« protestiert gegen die Ostertagung der extrem rassistischen Organisation im niedersächsischen Dorfmark. Foto: reuter Dorfmarker Honoratioren und Stammtischbrüder verteidigen ihre »harmlos-friedlichen« und Geld ins Dorf bringenden Ludendorffer. Ja, selbst rassistische Beleidigungen gegen Demonstrierende des Internationalen Jugendworkcamps Bergen-Belsen und das Zeigen des Hitler-Grußes vor laufenden Fernsehkameras trauten sich einige Dorfmarker. Inkonsequente Justiz Die Ludendorffer tagten in Dorfmark bereits vor 1977, also zu einer Zeit, als die Organisation noch verboten war. Der 1937 gegründete heidnisch-germanische Verein war nach 1945 verboten, wurde 1951 neu gegründet und 1961 erneut verboten. Nach langem Rechtsstreit hob ein bayrisches Verwaltungsgericht 1977 das Verbot wegen Verfahrensfehlern auf. Die ideologische Gründerin Mathilde Ludendorff wurde 1950 in einem Entnazifizierungsverfahren zunächst als Hauptschuldige, später als Belastete eingestuft. Der »Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.« ist eine Erfindung der selbsternannten Philosophin Mathilde Ludendorff und wurde als sogenannter »Glauben« propagandistisch unterstützt von ihrem Gatten, dem General des Ersten Weltkriegs und HitlerPutsch-Gefährten von 1923, Erich Ludendorff. Die Schriften der Gründer sind bis heute für die Ludendorffer so zentral wie die Bibel für Christen. Völkischer Rassismus in Reinkultur Die Lehre der Ludendorffer ist ein Konglomerat aus Verschwörungstheorien. Ein paar Zitate: Dieser Herrenmenschenglaube teilt die Menschen in »Licht- und Schachtrassen«. Die nordischen »Lichtrassen« seien »dem Göttlichen nahe«, die »Schachtrassen« »unvollkommen und sündhaft«. Die einen seien von Natur aus zum Herrschen, die anderen zum Dienen bestimmt. »Deutsche Gotterkenntnis ist abhängig vom Rasseerbgut«, heißt es bei Mathilde Ludendorff. Aus diesem Grund führe »Blutsmischung« zum »Volkstod«. Das »entwurzelte jüdische Volk« erstrebe die Weltherrschaft in Gestalt von Kommunismus, Freimaurertum und katholischer Kirche, die in Wahrheit »verjudete« Inhalte vertrete. Deutsche Kinder würden durch eine »verjudete christliche Erziehung« geschädigt. Nazitreffen Dass die Ludendorffer auch vor Ort keineswegs harmlos und friedlich sind, haben sie in Dorfmark längst bewiesen. Ostern 2010 griff eine Gruppe von Ludendorffern Journalisten an, die den prominenten Altnazi Hajo Herrmann fotografieren wollten. Mehrfach in Dorfmark dabei war der bekannte Nazi-Aktivist Steffen antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 VERANSTALTUNGEN ZUM 8. MAI Hannover Hupka. 2012 erging er sich erst in Drohgebärden und zerschlug dann die Kamera eines Journalisten. Gern gesehener Tagungs-Gast ist auch die bekannte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel. 8. Mai, 16 Uhr: Gedenkstunde für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Mahnmal am Maschsee-Nordufer. Veranstalter: IG Metall Hannover, Projekt Erinnerungskultur der Landeshauptstadt. Die Protestbewegung 8. Mai, 17 Uhr: »8. Mai. Befreiung – was sonst!« Gedenkstunde am Mahnmal für das ehemalige Gerichtsgefängnis Hannover, Lister Meile. Anschließend kleines Fest im Kulturzentrum »Pavillon«, Getränke und Imbiss, Filmvorführung und Musik (Ramons Gitarrenduo). Veranstalter: VVN/BdA KV Hannover Das »Bündnis gegen Ludendorffer« aus Gewerkschaften, Parteien und Initiativen, darunter auch die VVN-BdA, organisierte seine Straßenproteste an zwei Tagen. Wirtschaftlicher Druck eines potenten Kunden nach dem Motto »wenn ihr weiter Ludendorffer bewirtet, dann kommen wir nicht mehr« führte nach nunmehr 40 Jahren dazu, dass das bisherige Haupttagungslokal erstmalig in diesem Jahr keine Ludendorffer beherbergte und bewirtete. Die antisemitische, rassistische Organisation musste sich auf den »Gasthof zur Post« konzentrieren und bekam zweitägige Protestaktionen vor die Tür. Während draußen Spottverse auf die Ludendorffer gesungen wurden, gab es drinnen Vorträge, Volkstanz und Kinderprogramm. Über 30 Kindern und weiteren Jugendlichen wurde von den Erwachsenen die »arische Volksgemeinschaft« antrainiert. Erste Erfolge Das »Bündnis gegen Ludendorffer« kann nach vielen regelmäßigen Protesten endlich einen Teilerfolg feiern, betonten alle beteiligten Gruppen. Nach jahrzehntelanger Verharmlosung der rassistischen Organisation durch den Verfassungsschutz schickte jetzt Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius dem »Bündnis gegen Ludendorffer« ein Grußtelegramm. DGB-Kreisvorsitzender Charly Braun nahm das in seiner Rede auf und forderte vom Innenminister, die Auflösung der Ludendorffer zu betreiben sowie mit der Bespitzelung der antirassistischen Proteste durch den polizeilichen Staatsschutz Schluss zu machen. SPD-Landtagsabgeordneter Michael Höntsch will sich für Beobachtung der Ludendorffer durch den Verfassungsschutz einsetzen. Der Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche Hannover nannte die Ludendorffer »eine Gefahr für die Demokratie«. »Bündnis gegen Ludendorffer« Peine 8. Mai, 16 Uhr : Kranzniederlegung am Ehrenmal der VVN-BdA im Peiner Herzberg. Begrüßung: Peter Baumeister, VVN-BdAKreisvorsitzender und Kreistagsmitglied. Grußwort: Eva Schlaugat, 1. stellvertretende Landrätin. Ansprache: Hubertus Heil, MdB und stellvertretender Vorsitzender der SPDBundestagsfraktion. Musikalische Umrahmung: Horst Redemann Wolfsburg 8. Mai, 16.15 Uhr: Kranzniederlegung an der Gedenkstätte am Laagberg durch Vertreter der Stadt 8. Mai, 16.30 Uhr : Kranzniederlegung am Denkmal für die Zwangsarbeiter durch Vertreter der Stadt 8. Mai, 17.00 Uhr: Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Werderstraße/Lydia-Stowbun-Weg Moderation: Betty Rannenberg. Ansprachen: Herr Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Herr Dechant Thomas Hoffmann. Gestaltung der Gedenkfeier durch Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs des AlbertSchweitzer-Gymnasiums unter der Leitung von Herrn Steffen Gerlach. Ansprache: Herr Jan Schulze, Enkel Ludwig Klingemanns. Musikalische Gestaltung: IG-Metall-Chor Gegenwind. 8. Mai, 19.00 Uhr: Gesprächskonzert zum Tag der Befreiung: Torsten Stelzner – Sarah Nonnenmacher – Bastian Zimmermann Haus der Jugend, Kleiststr. 33: 10. Mai, 17.00 Uhr: Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung. Es beteiligen sich jüdische, islamische und christliche Religionsgemeinschaften, die Nordstadtkirchengemeinde und der Wolfsburger Verein Erinnerung und Zukunft e. V. St. Marienkirche, Schlossstr. 15. 13 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN NO R D R H E I N -WE STFA LE N 50 Friedensfreunde gegen die Speers im Deutsch-Niederländisch pitze en Korps. Ostermarsch mit dem Fahrrad in Münster 2015 Gegen die NATO-Speerspitze Auch in Münster fand einer der 100 bundesdeutschen Ostermärsche statt. Man traf sich vor dem Münsteraner Schloss. Mit den Rädern wurden einige Stationen von Krieg und Frieden in Münster angefahren, an denen jeweils kurz auf deren Bedeutung eingegangen wurde. Schon der erste Haltepunkt war einer der Höhepunkte: An der Zentrale des Deutsch-Niederländischen Korps wurde von Hubertus Zdebel, MdB der Linken aus Münster, auf die aktuelle Militarisierung in der Bundesrepublik hingewiesen. Von hier aus – dem Deutsch-Niederländischen Korps – wird die neue Schnelle Eingreiftruppe »Speerspitze« als Drohgebärde gegen Russland gesteuert. Die Politik der NATO ist damit nicht auf Deeskalation und Friedensförderung aus, sondern durch die Entsendung von immer mehr Militärberatern in die Krisenherde der Welt (z. B. Ukraine) selbst zum Risiko geworden. An weiteren Stationen der Radtour wurden auch positive Aspekte der Entwicklung der Konversion in Münster deutlich gemacht: In einer ehemaligen Kaserne befindet sich nun die Fachhochschule für Design und Architektur, in einem anderen ehemals militärischen Areal wurde bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Empörung über Gerichtsurteile zugunsten der Mörder Gedenken an Thomas Schulz Am 28. März jährte sich zum zehnten Mal der Tod von Thomas Schulz, einem Punk, genannt Schmuddel. Er wurde von einem 17-jährigen Nazi erstochen. Zur »Würdigung« dieses Verbrechens und des Täters sind rund 700 Nazis mit Genehmigung der Justiz in Dortmund aufmarschiert, um die Opfer der Neonazis zu verhöhnen. Zugleich fanden – von der Justiz und Polizei behinderte – Protestaktionen dagegen statt, an denen sich über 2.500 Menschen beteiligten. Im Rahmen der Aktionen dieses Tages – Blockadeversuche, Demonstrationen – riefen das Bündnis »Dortmund gegen rechts« und die VVN-BdA am Tatort des Mordes an der U-Bahnstation Kampstraße zu einer Gedenkveranstaltung auf. Für die Veranstalter sprach Ula Richter vor rund 300 Antifaschistinnen und Antifaschisten. Sie sagte u. a.: »An diesem 28. März dürfen Nazibanden durch Dortmund marschieren und diese Schandtat ihres Kameraden Sven Kahlin außerdem mit einem Nazi-Konzert feiern. Eine ungeheure Provokation, für alle, die Thomas Schulz nahe standen, für alle Demokraten/Demokratinnen und Antifaschisten/Antifaschistinnen. ›Die Machtfrage wurde gestellt und für uns befriedigend beantwortet. Dortmund ist unsere Stadt!‹, stand im März 2005 auf den Naziaufklebern, und auf ihren Plakaten hieß es: ›Wer der Bewegung im Wege steht, muss mit den Konsequenzen rechnen.‹ Und ›No tears for punks!‹ – Zynismus und Menschenverachtung, die auf 14 der verbrecherischen Ideologie des Faschismus fußen. Empörend das Gerichtsurteil damals: keine politische Straftat, kein Mord, sondern eine spontane Tat aus plötzlicher Wut und Verärgerung, erkannten die Richter und verpassten dem ›spontanen Wüterich‹ eine Jugendstrafe.« Er saß nur fünf Jahre – und setzte seine Attacken mit Körperverletzungen o. ä. fort. Weitere Mordtaten der Nazis in Dortmund waren 2000 der dreifache Polizistenmord des Neonazis Michael Berger und der NSU-Mord an Mehmet Kubasik am 4. April 2006. Diese Taten wurden nie vollkommen aufgeklärt. U.S. Fotos: r-mediabase.eu Aber auch an Münsters kleinstem Friedhof wurde Halt gemacht. Hier erinnerte Detlef Lorber (VVN-BdA Münster) an zehn junge Mitbürger, die noch am 2. April 1945 für den »Endsieg« sterben mussten. Junge Abiturienten aus Westfalen wurden unter Waffengewalt gezwungen, mit Pistolen und einfachen Gewehren gegen die Panzer der anrückenden US-Truppen zu schießen. Die Panzer der Befreier haben das Feuer erwidert und so wurden zehn junge Menschen getötet. Der verantwortliche Offizier hat sich wenige Stunden später selbst gerichtet. Dieser kleine Friedhof zeigt den Irrsinn des Krieges in aller Deutlichkeit! (mb) Der 8. Mai in NRW – 70. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus. 5. Mai, 17 Uhr, Bochum: Gedenken an die Erschießungen der Gestapo kurz vor Kriegsende. Mit MdB Sevim Dagdelen. Gedenktafel am Eingang des Stadtparks 6. Mai, 18 Uhr, Oberhausen: »Niemals und niemanden vergessen«. Zwei Töchter erzählen von ihren Vätern, die als Widerstandskämpfer in eines der ersten KZ in Esterwegen gebracht wurden. Ruhrwerkstatt, Akazienstr. 82 8. Mai, 16 Uhr, Bochum: Gedenkweg Gräber der Zwangsarbeiter und Widerstandskämp- fer. Auskunft: sozialeli- veranstaltung und [email protected] monstration zum Tag der Befreiung. Anschließend 8. Mai, 16 bis 20 Befreiungsparty in der Uhr, Dortmund: »70 Baracke am Aasee, Jahre Befreiung von Zwinger Faschismus und Krieg« werden gefeiert vom 8. Mai, 18 Uhr, DüsBündnis »Dortmund ge- seldorf: Demonstration gen rechts«, DIDF und und Kulturfest. RatVVN-BdA Dortmund. hausplatz Platz vor der Josephskirche in der Münsterstr. 8. Mai, 18.30 Uhr, Duisburg: »Neofaschis8. Mai, 16 Uhr, Kre- mus in Deutschland«. Anfeld: Gedenken zum 70. lässlich der Ausstellung Jahrestag der Befreiung. findet ein Gottesdienst Friedhof mit Redebeiträgen der VVN und einer Predigt 8. Mai, 17 Uhr, Wup- des Superintendenten pertal: »Der 8. Mai der ev. Kirche Duisburg, 1945 war ein Tag der Armin Schneider, statt. Befreiung«. Mahngang, Salvatorkirche, Burgplatz anschließend Gedenkveranstaltung auf dem 9. Mai, 17 Uhr, DüsFriedhof Norrenberg. seldorf: Gedenken am Schule Meyerstr. sowjetischen Ehrenfriedhof. Ehrenmal Am 8. Mai, 18 Uhr, Gallberg Oberhausen: Demo zum Jahrestag des Sie- 9. Mai, 13 Uhr, Boges der Soldaten und chum: Demonstration Soldatinnen der Alliierten und Kundgebung von über Nazi-Deutschland. Gewerkschaftern. MasFriedensplatz senbergstr. 8. Mai, 18 Uhr, Weitere 8. Mai-Termine siehe Münster: Gedenk- www.nrw.vvn-bda.de BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN NO R D R H E I N -WE STFA LE N 3.000 bei der Gedenkkundgebung für die Opfer der Karfreitagsmorde Ein deutsch-französischer Friedensappell Gut 3.000 Menschen haben am Karfreitag in der Dortmunder Bittermark der 300 Opfer der Kriegsendphasenverbrechen in den Wochen um Karfreitag 1945 gedacht. Jean Chaize (Präsident der Nationalen Französischen Vereinigung der Opfer der Zwangsarbeit in Nazideutschland) mahnte dringend zum Frieden in Europa, den er erheblich gefährdet sieht. Die Rede des 92-jährigen ehemaligen Zwangsarbeiters wurde in einer Zeit, da uns fast täglich gemeinsame Hochrüstungspläne der beiden Länder in den Medien serviert werden – angeblich gegen eine Aggression Russlands nötig – zu einem bewegenden Appell, aus der Geschichte zu lernen. Ernst Soeder (ehem. Gewerkschaftssekretär und Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache/Internationales Rombergparkkomitee) erklärte, der Eindruck vieler Antifaschisten in Dortmund sei, dass hier eine kleine Clique von Nazis das ganze Dortmund terrorisiere und die Stadt wie auch Polizei hilflos zusehe. Er kritisierte besonders die Justiz, der eine Schlüsselrolle bei den Handlungen zugunsten der Nazis zukommt und erinnerte an die Strafverfahren gegen Antifaschisten, die sich den Nazis widersetzt hatten, ferner an die Genehmigung »nationalsozialistischer Propaganda« durch die Verwaltungsgerichte und das BVerfG. »Es ist an der Zeit, dass auch einmal die Justiz beginnt, ihr Verhältnis zu Recht und Freiheit neu zu ordnen.« Auch Oberbürgermeister Ulrich Sierau (SPD) verlangte das Verbot der NS-Nachfolgeorganisation »Die Rechte«. Zum Erfolg der Kundgebung trugen wieder die »Botschafter der Erinnerung«, eine 120-köpfige Jugendbewegung in Dortmund, und der Heinrich-Czerkus-Lauf bei. 600 Sportler ehrten mit dem Lauf den Borussia-Mann Czerkus, der im März 1945 ermordet wurde. U.S. Abschluss des dreitägigen Ostermarsches Rhein-Ruhr: Ostermontag von Bochum-Werne nach Dortmund. Heute im Sinne der Opfer handeln In diesem Jahr wurde nach 70 Jahren das gesamte Vorgehen der Nazis im Frühjahr 1945 in den Blick genommen. Es konnten diesmal 50 Vertreter aus Städten mit Kriegsendopfern begrüßt werden. Sie kamen aus den Niederlanden und aus Deutschland, u. a. aus Amster- Tagung des Internationalen Rombergparkkomitees im Rathaus von Dortmund. antifa BEILAGE · MAI/JUNI 2015 Fotos: Günter Gleising Erna Mörchel (1 91 3 b i s 1992) hat viele Aufzeichnungen aus ihrem Leben hinterlassen – und ihre Kinder und Enkel haben sie nun geordnet und unter dem Titel »Das Leben einer Brackelerin« veröffentlicht. In Dortmund-Brackel lebten Erna und ihre Familie – und bis zu seiner Ermordung ihr Erich Mörchel, ein Bergmann, der unter den 300 Opfern der Karfreitagsmorde 1945 war. Es liegt nun das bewegende Porträt einer Frau und ihrer Familie vor. Ein Stück Literatur von der Basis der arbeitenden Menschen. Es ist in begrenzter Auflage für 13,95 Euro plus Versandkosten erhältlich. Bestellungen an erna.moerchel. autobiographie@gmail.com richten. Internationales Rombergparkkomitee Auch in diesem Jahr tagte das Internationale Rombergparkkomitee am Vortag der Dortmunder Karfreitagskundgebung und gedachte der Opfer der Kriegsendphasenverbrechen in den Wochen vor dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen am 13. April 1945. Kinder einer Antifa schistin gaben ihre Autobiographie heraus dam, Dortmund, Bochum, Essen, Meschede/Sauerland, Oberhausen, Penzberg/Oberbayern, Wuppertal. Michael Hermes präsentierte eine neue Dokumentation über Kriegsendphasenverbrechen im Sauerland und Markus Günnewig vom Stadtarchiv Dortmund sprach über die Endphasenverbrechen im gesamten »Reich« und speziell in Dortmund. Ulrich Sander (VVN-BdA-Bundessprecher) schlug eine Abschlusserklärung vor, der zugestimmt wurde. Darin heißt es u. a.: »Unser Treffen war das erste dieser Art ohne Zeitzeugen aus der Opfergeneration. Es war ein Beispiel dafür, wie wir künftig unsere Erinnerungsarbeit bewältigen. Wir führten uns vor Augen, was die Opfer bewegte, die eine Zeit des Friedens und der Freiheit nicht mehr erleben durften. Wir müssen uns erinnern, was sie uns für das Heute zu sagen haben, da rechte Kräfte in Europa wieder aktiv werden und sogar Redaktion: Ulrich Sander Landesbüro der VVN-BdA NRW, Gathe 55, 42107 Wuppertal, Telefon: 0202 / 45 06 29 E-mail: [email protected] Viele weitere Informationen, fast täglich neu, sind unter www.nrw.vvn-bda.de zu finden. Wir bitten um Spenden für unsere Arbeit. Unser Spendenkonto: Die neue Kontonummer ist: Postbank Essen, IBAN: DE 03 3601 0043 0028 2124 35 BIC (SWIFT): PBNKDEFF ein Krieg auf europäischen Boden wieder möglich wird. Ihrem Auftrag ›Nie wieder!‹ sind wir verpflichtet.« Im Anschluss an das Treffen fand eine Begegnung mit Prof. Walter Manoschek (Wien) statt, der sein filmisches Interview mit dem SS-Mann Adolf Storms über dessen freiwilliges Mittun an der Ermordung von 60 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern präsentierte. Storms räumte ein: »Dann bin ich ja ein Mörder« (so auch der Filmtitel). Er starb unbestraft. U.S. 15 AUS DEN L ANDESVEREINIGUNGEN UND VERBÄNDEN S AC H S E N Eine Legende und die Befreiung 1945 im Erzgebirge / Ein Interview mit Klaus Glaser Die »Freie Republik Schwarzenberg« Klaus Glaser erlebte als Jugendlicher die ersten Stunden der Befreiung im Erzgebirge. Mit ihm sprachen Peter Giersich und Roland Hering. Giersich/Hering: Wie war die Situation im Raum Aue/Schwarzenberg bis Mai 1945? K. Glaser: So unbedeutend, wie man es vermuten könnte, war die Region für die Nazis nicht. Fast alle Schwarzenberger Betriebe hatten Rüstungsproduktion. Die »Erzgebirgische Schnittwerkzeug- und Maschinenfabrik« zum Beispiel hatte ein Friedrich Volk unter Ausnutzung der Rassengesetze in seinen Besitz gebracht. Die Rüstungsproduktion brachte riesige Profite. Es gab 350 Personen Stammbelegschaft und 250 unbezahlte Zwangsarbeiter. In anderen Betrieben war die Lage ähnlich. Am 8. Mai 1945 war der faschistische Spuk vorbei? Zunächst, wir erfuhren das erst am 9. Mai über den Rundfunk. Die Bevölkerung unserer Region nahm das mit Freude auf. Aber etwas verwirrend war, dass keine Amerikaner und keine Rote Armee zu sehen war. Es fehlten die Siegermächte. Die Amtshauptmannsstadt Schwarzenberg und das Territorium waren also unbesetzt. Wir konnten uns das nicht erklären. Wie kam es zu dieser Situation? Uns war bekannt, dass die Rote Armee bei Annaberg war und nicht weiter vorrückte. Die Amerikaner stoppten vor Schneeberg und Schönheide. Wir hatten auch erfahren, dass die Amerikaner am 7. Mai in Aue einrückten und verfügten, dass Waffen abzugeben sind. Aber am 11. Mai zogen sie sich wieder zurück. Die Folge war ein unbesetztes Gebiet von 2.000 Quadratkilometern mit 300.000 Einwohnern in 21 Städten und Gemeinden. Es musste aber irgendetwas geschehen? Ja, Chaos musste verhindert werden. Noch am 8. Mai wurden alle wehrfähigen Männer in Bermsgrün, wo wir wohnten, aufgefordert, zum »Volkssturm« zu kommen. Ich erinnere mich, wie Onkel Paul (Paul Winkler, erster kommissarischer Bürgermeister von Bermsgrün 1945 - Red.) rief »Schluss mit den Nazis!«. Die Menschen, die dazu kamen, äußerten ihre Zustimmung, teilweise auch die Volkssturmmänner. Der gewagte Die Karte zeigt den Umfang der nicht besetzten Zone um die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg Klaus Glaser berichtet über seine Erlebnisse Aufruf war auf fruchtbaren Boden gefallen. Es wurden am 9. Mai in Bermsgrün, am 11. Mai in Schwarzenberg und in der ganzen Region antifaschistische Aktionsausschüsse gebildet. Wer war in Aktionsausschüssen und welche Herausforderungen standen? Die Bevölkerung war ja noch infiltriert von der Naziideologie. Es war also notwendig, eine breite Basis zu schaffen. Personen wie Willy Krause, Paul Annaberg: Endstation Feldschlösschen Die Angst vor den Russen An der Kreuzung der Fernverkehrsstraßen B 95/B 101 befindet sich eine Gedenktafel, die an die Befreiung von 400 KZ-Häftlingen am 8. Mai 1945 erinnert. Etwa 700 Häftlinge waren am 11. April 1945 von Neu-Stassfurt aus 375 Kilometer quer durch SachsenAnhalt und Sachsen auf einen Todesmarsch getrieben worden. Etwa fünf Kilometer vor Annaberg, bei Bärenstein, stand der Vortrupp einer sowjetischen Panzereinheit, als der Elendszug durch Annaberg stolperte. Als er die Gaststätte Felsenschlösschen passierte, erschallten mehrere Rufe: »Die Russen kommen!« In panischer Angst 16 liefen die Wachsoldaten davon. Die Gefangenen, vorwiegend Franzosen, waren frei. Wenig später rückten dann tatsächlich Sowjetsoldaten in die Stadt ein. Die Befreiten wurden in Annaberg einquartiert, gepflegt oder im Annaberger Krankenhaus aufgenommen. Für den 8. Mai 2015 planen die Sächsischen Israelfreunde e. V. und der Ökumenische Trägerkreis Annaberg einen »Marsch des Lebens« auf der Route des damaligen Todesmarsches. Unterstützt wird diese Aktion vom Kreisverband Annaberg der VVN-BdA. In der Erklärung der Initiatoren heißt es: »Wir stehen bei dem Marsch des Diese Erinnerungstafel wurde zu DDR-Zeiten am »Feldschlösschen« angebracht und hat die »Wende« überlebt - ist also aktuell Lebens mit denen zusammen, die gelitten haben oder die immer noch an den Folgen des Holocaust leiden. Wir geben ihnen eine öffentliche Stimme, um mit ihnen gemeinsam die ›Decke des Schweigens‹ über unseren Städten und Dörfern zu zerbrechen.« Peter Giersich Korb, Hermann Schlemmer, Helene Scheffler und Georg Schieck bildeten in Schwarzenberg einen antifaschistischen Aktionsausschuss. Der Kommunist Willy Irmisch wurde als kommissarischer 1. Bürgermeister eingesetzt. Die Aufgaben waren wirkliche Herausforderungen. Die Nazis aus den Behörden entfernen, Lebensmittelversorgung sichern, die Versorgung mit Gas- und Elektroenergie sowie mit Brennstoffen organisieren. Dazu gehörte auch, die Bevölkerung vor Umtrieben versprengter, bewaffneter SS- und Wehrmachtsangehöriger zu schützen. Wichtig war es auch, schnellstens mit der sowjetischen Kommandantur, die in AnnabergBuchholz war, den Kontakt herzustellen. Das sind nur einzelne Beispiele. Gab es denn eine Regierung in der »Freien Republik«? Nein, es gab keine »Freie Republik«. Diese Republik hat Stefan Heym in seinem Roman »Schwarzenberg« erfunden. Ihn beeindruckte das Geschehen. Er wollte den Aktivisten der ersten Stunde und allen Menschen unserer Region für ihre Arbeit ein Denkmal setzen. Du hast ein Denkmal angeregt? Es soll ein Stein mit den Namen der Mitglieder des Aktionsausschusses in Schwarzenberg sein, neben dem Denkmal für die Rote Armee. Der 70. Jahrestag der Befreiung wäre ein richtiger Zeitpunkt gewesen. Leider wurde das verpasst. Aber ich bleibe dran, denn ich halte es für wichtig, daran zu erinnern. V.i.S.d.P. Peter Giersich. Redaktion: Landesverband Sachsen des VVN-BdA, Strehlener Straße 14, 01069 Dresden, Tel. 0351/4901903, E-Mail: [email protected] Spendenkonto: Commerzbank Dresden , BIC: DRESDE FF 850; IBAN: DE47 8508 0000 0528 2111 00; (BLZ: 85080000, Konto-Nr.: 528211100) BEILAGE · MAI/JUNI 2015 antifa
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