AUB-Express März 2015 Stürmische Zeiten - AUB

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AUB-Express März 2015
Mitarbeiter-Info für den Siemens-Standort Braunschweig
Stürmische Zeiten
-1Quelle: wikipedia/Dietmar Walberg: Skulpturen "Reisende im Wind" in Westerland/Sylt von Martin Wolke
Stürmische Zeiten
Am 6.2.2015 wurden wir in einer kurzfristig
anberaumten Mitarbeiterveranstaltung von
CFO Pierre Bauer über die „Siemens Vision
2020" und die geplanten Maßnahmen zum
Mitarbeiterabbau informiert. Seit diesem Zeitpunkt wird mit dem Gesamtbetriebsrat über
die geplanten Maßnahmen beraten.
Das Betriebsratsinfo 1/15 hätten wir gerne
u. a. in Hinblick auf die geplante Auflösung
des Engineerings MO MM MLT (ehemals RL)
etwas spitzer formuliert, z. B.: „Durch überproportional hohe Abbauzahlen für den
Standort Braunschweig werden Diskussionen über eine fehlende Standortakzeptanz
bei der MO-Leitung weiter angeheizt!“.
Das wäre eine ausreichend abgeschwächte
Formulierung der Mutmaßung gewesen, dass
die Personalabbauzahlen für unseren Standort ein persönlicher Feldzug unserer Divisionsleitung sein könnte, wie es einige maßgebliche Führungskräfte hinter vorgehaltener
Hand durchaus für möglich halten. Aber leider fanden unsere Formulierungsvorschläge
keine Mehrheit im Betriebsrat. Aber es liegt
uns fern, eine „Kultur der Angst“ erzeugen zu
wollen wie in der „zügig“ der IG Metall.
Angesichts der für unseren Standort völlig
unverständlichen Ankündigung des Arbeitgebers, viele Mitarbeiter in Braunschweig
abzubauen - trotz der hohen Auftragslage,
der vielen Überstunden - haben die AUBBetriebsräte im Betriebsrat den Antrag gestellt, eine eigene Arbeitsgruppe mit Experten zu bilden. Diese soll einerseits den Gesamtbetriebsrat fachlich beraten und unterstützen und andererseits dafür sorgen,
eigene Standortthemen, die aus der Vision
2020 resultieren, am Standort zu regeln. Die
Gründung dieser örtlichen Arbeitsgruppe
wurde am 24. Februar 2015 von der Mehrheit des Betriebsratsgremiums abgelehnt!
Wir werden unabhängig davon unsere Forderungen in den Betriebsrat einbringen und
dafür sorgen, dass die inhaltlichen Maßnahmen zur Abbauplanung hinterfragt und konkrete Gegenmaßnahmen entwickelt werden.
Im ersten Schritt hatten wir bereits kurz nach
dem Bekanntwerden des Abbauprogrammes
folgende Maßnahmen in den Betriebsrat eingebracht, um von Arbeitsplatzabbau betroffene Kolleg(inn)en zu schützen und unmittelbare Nachteile aus den Unternehmensentscheidungen abzuwenden. Personalabbau
verträgt sich nicht mit Überlast, Mehrarbeit,
Einstellung von Leasingkräften und Werkverträgen! Unsere Forderungen im Einzelnen:
 Mehrarbeit:
Wir fordern, dass Mehrarbeitsanträge ab sofort abgelehnt werden. Wenn angeblich viele
Mitarbeiter am Standort den Tag über Däumchen drehen, dann muss es möglich sein,
die vorhandene Arbeit ohne Mehrarbeit zu
schaffen.
 Leiharbeit / AÜG:
Schon seit längerem fordert die AUB, die
langfristige Beschäftigung von AÜG-Kräften
abzulehnen - so wie es das Gesetz auch fordert. Im Zusammenhang mit dem Abbauprogramm fordern wir, dass der Betriebsrat ab
sofort die Zustimmung zu Einstellungen oder
Vertragsverlängerungen von Leiharbeitnehmern verweigert. Auch hier gilt das zu Mehrarbeit Gesagte.
 Einstellungen:
Bei Neueinstellungen fordern wir, mindestens in den Bereichen, die konkret von den
Abbaumaßnahmen betroffen sind, die Zustimmung zur Einstellung zu verweigern.
 Werkverträge:
Wir fordern, dass Werkverträge, bei denen
Mitarbeiter der Werkvertragsunternehmen
bei uns am Standort arbeiten, dem Betriebsrat kurzfristig zur Prüfung der gesetzeskonformen Arbeitnehmerüberlassung zur Verfügung gestellt werden. Nur so können wir verhindern, dass über Werkverträge Arbeit aus
dem Standort abgezogen wird.
Die Umsetzung des Abbauprogrammes darf
erst nach Abschluss der Verhandlungen gestartet werden! Wir werden Sie hierüber informieren! Sollten Sie vorher angesprochen
werden oder sollten in Ihren Abteilungen
bereits konkrete Umsetzungen begonnen
haben, so informieren Sie bitte unsere AUBBetriebsratsmitglieder.
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Das lesen Sie noch in dieser Ausgabe:
Stürmische Zeiten ................................................................................................................. 2
"Türschild umhängen" oder Versetzung?... ........................................................................... 3
Das Energiemanagement der anderen ................................................................................. 4
Gute Pflege........................................................................................................................... 5
Humanitäre Hilfe für die verfolgten Kurden ........................................................................... 6
Gleitzeitabbau = Urlaub 2. Klasse?....................................................................................... 7
Richtig verGRIPscht?............................................................................................................ 8
Nötigung ............................................................................................................................... 8
Teilzeit - Tücken in der Vertragsgestaltung ........................................................................... 9
Mehrarbeitszuschläge........................................................................................................... 9
Abgekartetes Spiel mit Werkstudenten ................................................................................10
freiwillig, voluntary, facultatif, voluntario, доброво́льный, gönüllü !!! ...................................11
Unsere Betriebsräte .............................................................................................................12
Impressum ...........................................................................................................................12
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
"Türschild umhängen" oder
Versetzung?...
...das ist bei jeder kleinen oder großen Umorganisation eine wesentliche Frage für den
Betriebsrat. Aber warum hat ein Betriebsrat
in dieser Frage Herzblut? Nur, weil er bei
Versetzungen Mitbestimmungsrechte hat?
Nein, es geht dem Betriebsrat dabei nicht um
das Einfordern formaler Betriebsratsrechte,
sondern um die Rechte der einzelnen Beschäftigten: Versetzungen und Einkommensmitteilungen kann man als Nachträge zum
Arbeitsvertrag auffassen, die in ihrer Gesamtheit beschreiben, für welche Aufgaben und
zu welchen Konditionen ein Arbeitnehmer
vom Unternehmen eingestellt wurde und
beschäftigt wird. Nach juristischer Definition
liegt der Tatbestand einer Versetzung bei
jeder Änderung hinsichtlich Art, Ort oder
Umfang der Tätigkeit im Aufgabenbereich
des Beschäftigten vor. Auch der schlichte
Entzug bisher wahrgenommener Aufgaben
stellt bereits eine Versetzung dar.
Versetzungen müssen im Einklang mit dem
Arbeitsvertrag stehen. Häufig enthalten Arbeitsverträge daher besondere Klauseln, die
dem Arbeitgeber einen größeren Spielraum
für Versetzungen geben sollen. Damit eine
solche Versetzungsklausel wirksam ist, muss
sie klar und verständlich formuliert sein und
darf den Arbeitnehmer nicht unangemessen
benachteiligen. Eine Versetzungsklausel, die
dem Arbeitgeber erlaubt, dem Arbeitnehmer
eine andere Tätigkeit zuzuweisen, ist zum
Beispiel dann unwirksam, wenn sie sich nicht
ausdrücklich auf die Zuweisung gleichwertiger Tätigkeiten beschränkt.
Viele Unternehmen scheuen Versetzungen
und versuchen lieber den smarten Weg der
Behauptung zu gehen, dass bei einer Umorganisation "nur das Türschild umzuhängen"
sei. Bei Siemens heißt das dann "Versetzung
mit Kopf und Aufgaben" und es gibt "Wanderlisten", also keine Versetzungen im arbeitsrechtlichen Sinne. Unternehmen bevorzugen
solche "Schmalspurversionen" der Versetzung nicht nur, weil sie den bürokratischen
Aufwand echter Versetzungen vermeiden
wollen. Jede nicht aktenkundige Versetzung
gibt dem Unternehmen für zukünftige Zuweisungen neuer Aufgaben mehr Spielraum
- im Zweifelsfall zum Nachteil des Beschäftigten, der sich bei einem Nachweis entsprechend schwerer tut, wenn gegen das Grundprinzip mindestens gleichwertiger neuer Aufgaben verstoßen wird. Auch das "Überhelfen" höherwertigerer Tätigkeiten ohne
entsprechende Aufstockung des Gehalts fällt
dann schon mal entsprechend leichter.
-3-
Im Zuge der Umorganisation zum 1. Oktober
2014 gab es an unserem Standort nur sehr
wenige Versetzungen. In vielen Fällen hat
der Betriebsrat kritisch nachgefragt, ob tatsächlich Kopf und Aufgabe unverändert
bleiben. Bei einer entsprechenden Bestätigung des Unternehmens blieb dem Betriebsrat in solchen Fällen nur die Zustimmung. Es
entzieht sich aber komplett dem Blick des
Betriebsrates, wenn sich die Aufgaben
einzelner Beschäftigter nach dem 1. Oktober
2014 trotz gegenteiliger Versicherung nun
doch - und möglicherweise schleichend verändern. Bitte haben Sie daher weiterhin
einen kritischen Blick auf Ihre Aufgaben.
Wenn Sie Änderungen feststellen, die vielleicht doch eine Versetzung darstellen,
wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an den
Betriebsrat.
systematisches Energiemanagement, mit
dem Betriebe aller Größenordnungen ihre
Klimaschutzziele erreichen und gleichzeitig
bares Geld sparen können. An deutschen
Standorten und auch in Braunschweig
besteht da wohl Nachholbedarf.
Der Jahresbericht Umweltschutz GJ2012/13
für den Standort Braunschweig liefert einige
Daten, leider aber ohne Vergleichsmöglichkeiten zu Vorjahren. Mit zusammen 7650
Megawattstunden (MWh) bezogener Fernwärme und Erdgas liegen wir vermutlich bei
der Wärmeversorgung im Vergleich nicht
schlecht. Hier wirkt sich sicherlich aus, dass
immer wieder Wärmedämmmaßnahmen
durchgeführt wurden und unsere vielgeschossigen Gebäude 09, 37 und 40-44 bei
verhältnismäßig geringer Gebäudeoberfläche viele Beschäftigte beherbergen.
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Das Energiemanagement der
anderen
Anfang November 2014 hat das Bundeskabinett ein Gesetz zu Energieaudits beschlossen. Es sieht vor, dass große Unternehmen
ab 250 Beschäftigten zunächst bis zum 5.
Dezember 2015 ein erstes Energieaudit
durchführen müssen und danach alle vier
Jahre. Unternehmen, die ein systematisches
Energiemanagement nach ISO 50001 vorweisen können, sind davon ausgenommen.
Das Gesetz ist ein wichtiger Schritt, um die
EU-Energieeffizienzrichtlinie
umzusetzen
und die deutschen Energie-Einsparziele zu
erreichen, die eine Senkung des Energieverbrauchs in Deutschland bis 2020 um 20 Prozent verlangen.
Offenbar sind uns bei diesem Thema unsere
Schweizer Kollegen ein gutes Stück voraus:
Anfang August 2014 wurde im SiemensIntranet unser Kollege Jürgen Baumann von
BuildingTechnologies lobend porträtiert, der
zunächst für seinen Standort Steinhausen
und mittlerweile für die gesamte Schweizer
Regionalgesellschaft eine Zertifizierung nach
ISO 50001 durchsetzen konnte. Die ISONorm beschreibt die Anforderungen an ein
Beim Stromverbrauch sieht es dagegen
düster aus: 13.000 Megawattstunden Strom
mit 32% Anteil erneuerbarer Energien weist
der Bericht aus. Warum eigentlich nicht
100%? Aber auch die 13.000 Megawattstunden sind kein Ruhmesblatt. Zum Vergleich:
Ein privater Single-Haushalt verbraucht im
Jahr durchschnittlich 2MWh, Mehrpersonenhaushalte sind energieeffizienter und kommen zum Beispiel bei 5 Personen mit 1MWh
pro Person aus. Unser Standort verbraucht
also Strom in der Größenordnung von 6.500
Single-Haushalten, hat aber nur 3200 Beschäftigte, wobei an den meisten Arbeitsplätzen lediglich Beleuchtung und ein PC zu
Buche schlagen. Unsere wenigen energieintensiven Fertigungseinrichtungen wie Lötstraßen und die Testanlagen im Testcenter
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können dieses Missverhältnis jedenfalls nicht
erklären. Wo also wird der Strom bei uns am
Standort dann verpulvert?
Ist vielleicht Kühltechnik der verborgene
Energiefresser an unserem Standort? Große
Teile unserer Flachbaugruppenfertigung und
-prüfung sind klimatisiert, um Prozessstabilität zu gewährleisten und den Hitzetod von
Rechnern zu vermeiden. Dasselbe gilt für
Testanlagen und etliche Server. Sind hier
schon mal alle Möglichkeiten nach dem
Stand der Technik überprüft worden, mit sogenannter Naturkühlung zu arbeiten?:
Reversible
Sole-/Wasser-Wärmepumpen
können heute energiesparend die weitgehend konstante Temperatur von Erdreich
bzw. Grundwasser nutzen - im Winter zum
Heizen und im Sommer zum Kühlen.
Ineffiziente indirekte Lichttechnik wie im gesamten Gebäude 37 dürfte ein weiterer
Grund sein. Außerdem spielen sicher Verhaltensgründe eine wichtige Rolle, mancher
Lötkolben schmort stundenlang unbenutzt
vor sich hin und nicht selten sind stundenlang verwaiste Büros taghell erleuchtet.
Außerdem ist die Mär nicht auszurotten,
dass ein möglichst hoher Stromverbrauch
Siemens zu einem günstigeren Stromtarif
verhelfen würde, so dass hoher Verbrauch
am Ende sogar billiger käme…
Wir sind gespannt auf die Ergebnisse unseres ersten Energieaudits.
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Gute Pflege
Von den Portfolio-Entscheidungen, die im
letzten Jahr getroffen wurden und viel Aufregung bereitet haben, ist heute kaum noch
die Rede. Doch die Ruhe ist trügerisch. Denn
es fehlen Konzepte, wie wir uns künftig am
Standort Braunschweig aufstellen, wie wir
unsere Kompetenzen um neue Produkte und
Systeme ausbauen und wofür das Gütesiegel
„made in Braunschweig“ zukünftig stehen
wird. Was bleibt?
Die Zugbebeeinflussung kommt aus Frankreich, die Stellwerkstechnik aus Spanien, die
Engineering-Leistungen erfolgen in Žilina wie sollen sich unter diesen Umständen
Systemexperten entlang der technischen
Wertschöpfungskette entwickeln und qualifizieren? Wie sollen sie befähigt werden, die
Systeme von Grund auf zu erlernen und anzuwenden - per Live Meeting?
Die Portfolio-Entscheidungen verstärken den
Eindruck, als würde der Standort mit seiner
Entwicklung zum Pflegeheim mutieren. Ein
Gau für einen Ingenieursstandort wie den unseren! Nicht nur, dass die Attraktivität sinkt,
Nachwuchs und Know-how-Träger zu gewinnen, auch die Perspektiven für das Bestandspersonal werden getrübt. Mit fatalen Folgen
für Motivation und gesundes Wachstum.
Darüber hinaus stellen die ehrgeizigen
Wachstumsziele in den Segmenten eine
immer größere Hürde dar: ein quartalsweise
denkendes Management, das die Steigerung
von Auftragseingängen und Umsätzen verfolgen muss und dafür einen Ressourcenpool zur Verfügung hat, der schon heute am
Rande des Erträglichen „produktiviert“ ist.
Für jedes Angebot, für jedes Projekt werden
dieselben Mitarbeiter abgerufen. Die Belastungen in unseren Projekten sind enorm. Es
gibt wenig Aussicht auf Entlastung und zugleich wenig Aufbau von neuen Kompetenzen. Die Belastungen in Angebots- und Kundenprojekten sind nicht nur vom Pensum her
erheblich, auch die Komplexität stellt neue
Herausforderungen an Kompetenz und
Systemwissen.
Mit der Neuaufstellung bei Siemens sollen
zwar Prozesse reduziert werden, allerdings
entstehen durch weltweite Arbeitsteilungen
neue Schnittstellen mit erhöhtem Synchroni-
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sationsaufwand: die Zulieferungen aus den
weltweiten workplaces, CoCs und CoEs
kommen in Einzelteilen zurück, um hier als
Gesamtsystem integriert, getestet, zugelassen und ausgeliefert zu werden. Dass dies
am Ende zusammenpasst, dafür sorgen immer noch unsere Experten. Wie lange geht
das noch gut? Was sind unsere zukünftigen
Bedarfe an technischem Wissen? Gute
Ansätze waren schon einmal vorhanden,
doch der „Circle of Expertise“ ist geräuschlos
verschwunden. Mit ihm verschwand der
Fokus auf die ernannten System- und Fachexperten, die den Weg der Weiterentwicklung gehen wollten.
Mitarbeiter brauchen Perspektive, anspruchsvolle Aufgaben und Herausforderungen, die
zu bewältigen sind. Nicht nur technisch, sondern auch in Bezug auf Auslastung und das
Grundbedürfnis nach work-life-balance.
Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Personalabbauplanung im Rahmen der
"Vision 2020" und dem Programm "1by16"
wird das Absurde deutlich: wir bauen zeitgleich Personal auf und ab. Die Herausforderungen bestehen nun darin, die Mitarbeiter
so weiterzuqualifizieren, dass sie in dringend
benötigten Bereichen eingesetzt werden
können.
noch jemand bei uns Anteil nimmt. Jedoch
arbeiten hier am Standort auch Beschäftigte,
die sich persönlich betroffen fühlen - nicht
nur, weil sie Angehörige und Freunde haben,
die wiederum Verwandte in den betroffenen
Teilen des Nahen Ostens haben.
Die Kurden sind ein Volk von ca. 30 bis 40
Millionen Menschen, das kein anerkanntes
Staatsgebiet besitzt und seit Jahrzehnten in
der Ausübung seiner Kultur und Sprache
unterdrückt und rechtlich als Volksgruppe
2. Klasse behandelt wird. Die nun schon seit
vielen Monaten andauernden Taten des sogenannten IS (Islamischer Staat) sind brutal
und menschenverachtend und richten sich
fokussiert gegen die Kurden, darunter insbesondere gegen religiöse Minderheiten wie
Christen und Jesiden. Mehrere Zehntausend
Kurden sind von der IS ermordet, verschleppt
oder vertrieben worden. Vielen ist die Flucht
noch nicht gelungen, und sie sind in diesen
Tagen und Wochen von der IS eingekesselt.
Frauen werden von IS-Terroristen besonders
grausam behandelt und als Sex-Sklavinnen
gehalten oder verkauft.
Experten wachsen nicht auf Bäumen. Das
Saatgut ist im Haus vorhanden. Mit guter
Pflege und den richtigen Maßnahmen lässt
sich der Boden für neues Wachstum bereiten.
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Humanitäre Hilfe für die verfolgten
Kurden
Als die Schlacht um Kobane tobte, war kurzzeitig auch das Schicksal der Heerschaaren
an Flüchtlingen im Fokus der Medien und
der Weltöffentlichkeit. Aber für viele von uns
sind dies ohnehin Geschehnisse, die weit
weg sind - und wenn sich dann die Medien
wieder neuen Themen zuwenden, vergessen
wir nur zu gerne...
So ergeht es auch den Tausenden kurdischer Flüchtlinge, an deren Schicksal kaum
Flüchtlingslager in Ugurca
Große Flüchtlingszahlen sind mittlerweile in
der Türkei angekommen. Die Haltung der
Türkei ist dabei sehr zweifelhaft, wie wir alle
aus den Medien erfahren haben. Die politische Entwicklung in der Türkei macht auch
einigen türkischen Mitarbeitern hier am
Standort große Sorgen. "Langsam, aber
sicher werden den Bürgern unter Erdogan
immer mehr Rechte genommen“, sagte mir
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eine türkische Kollegin. „Viele Regimekritiker
haben wichtige Posten verloren. Es soll
leider schon so weit gehen, dass Nachbarn
sich gegenseitig kontrollieren, z. B. ob sich
leere Alkoholflaschen in deren Müll befinden.
Auch die Haltung der Türkei zur IS ist sehr
fragwürdig. Das Verhalten der Türkei in der
ganzen Situation bestätigt nicht gerade, dass
sie den Kurden wohlgesonnen ist."
vorstellbar für mich, die als Kind von kurdischen Gastarbeitern in Deutschland geboren
wurde, zu sehen, woran es diesen in die
Flucht gezwungenen Menschen alles fehlt".
Als eine der betroffenen Mitarbeiterinnen
mache ich mir große Sorgen um meine
Landsleute. Immer wieder reisen Organisationen und einzelne Personen in diese Region,
um vor Ort humanitäre Hilfe zu leisten, darunter im vergangenen Oktober auch meine
in München ansässige Schwester und Ärztin
Dr. Nergiz Özden in die Türkei. "Die Lage
der vielen Tausend kurdischen Flüchtlinge
aus Syrien und dem Irak, die in der Türkei
Zuflucht gesucht haben, ist sehr heikel. Es
fehlt einfach an allem." Meine Schwester
engagierte sich mit großem Einsatz in den
Flüchtlingslagern in der Umgebung von
Batman und Diyarbakir im Südosten der
Türkei: "Diese Menschen brauchen schnelle
Hilfe, vor allem wetterfeste Zelte. Die örtliche
Verwaltung tut viel, ihr gehen jedoch die
Gelder aus und die türkische Regierung hilft
nicht. Auch bei der medizinischen Versorgung brauchen die Lager dringend Unterstützung. Unser Eindruck vor Ort war, dass die
Helfer auf sich allein gestellt sind. Die internationale Hilfe kommt dort nicht an."
Das Spendenkonto lautet:
Möchten Sie auch die Flüchtlinge des ISTerrors durch eine Spende unterstützen?
Zum Beispiel durch Unterstützung des Verbandes Kurdischer Ärzte in Deutschland
Verband kurdischer Ärzte in Deutschland e.V.
Stichwort: Spende für Flüchtlinge in
Kurdistan Rojava-Shingal
Deutsche Apotheker und Ärztebank
IBAN: De 39 3006 0601 0008 7790 23
BIC: DAAEDEDDXXX
Weitere Informationen im Internet unter:
www.kurdish-doctors.com. Selbstverständlich werden für alle Spenden gültige Spendenbescheinigungen für das Finanzamt
ausgestellt.
Text: Maria Özden, Fotos Buhar Özden
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Gleitzeitabbau = Urlaub 2. Klasse?
„Natürlich kannst Du den Meyer anrufen, der
hat ja nur einen Gleittag genommen.“ So
oder so ähnlich wird die Gleitzeitentnahme
häufig bei uns am Standort gelebt.
Dass dies sachlich nicht begründet ist, unterstreicht jetzt auch die kürzlich mit dem Gesamtbetriebsrat verabschiedete Gesamtbetriebsvereinbarung zum Thema Erreichbarkeitspauschale im Tarifkreis. Hier wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Erreichbarkeitspauschale auch während einer Gleitzeitentnahme zu bezahlen ist.
Dr. Nergiz Özden (links) leistet Freiwilligenhilfe in den
kurdischen Flüchtlingscamps und Dörfern in der Türkei
Sehr viele Kurden beteiligen sich an Solidaritätsveranstaltungen, spenden oder führen
Aktionen durch, um Spendengelder aufzutreiben. "Uns geht es wirklich gut - es ist un-
Sagt Ihr Chef daher eine Gleitzeitentnahme
zu mit dem Hinweis „Aber natürlich bleibst du
bitte erreichbar, für den Fall der Fälle, es ist
ja kein Urlaub!“ so können Sie umgehend dafür die Erreichbarkeitspauschale abrechnen.
Und sollten Sie tatsächlich während der
Gleitzeitentnahme arbeiten, so können Sie
diese Zeit wieder als Arbeitszeit verbuchen.
-7-
Und generell: wer nicht erreichbar sein muss
und nicht entsprechend mit der Erreichbarkeitspauschale entschädigt wird, muss sein
Mobiltelefon nach Beendigung der Arbeit
auch nicht eingeschaltet lassen.
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Richtig verGRIPscht?
Kennen Sie GRIP? Das kennen Sie vielleicht
als Begrifflichkeit für die Bodenhaftung von
Autoreifen. Bei Siemens gibt es eine neue
Bedeutung dafür und steht für Global
Reward Infrastructure Program. Dahinter
verbirgt sich ein neuer, siemensweit einheitlicher, globaler Stellenkatalog.
Ohne viel Aufhebens wurde weltweit allen
Siemens-Beschäftigten bis Februar 2015
durch ihre lokale Personalabteilung eine
GRIP-Position zugeordnet. Den Betriebsräten hat das Unternehmen hoch und heilig
versichert, dass GRIP in Deutschland in keiner Weise zur Gehaltseinstufung verwendet
wird - in anderen Ländern vermutlich schon,
denn "reward" heißt ja nun mal "Entgelt".
Nein, GRIP soll dem Unternehmen nach
offizieller Lesart "mehr Erkenntnisse und
Transparenz zur Mitarbeiterstruktur verschaffen sowie Personalentwicklungsprozesse,
Versetzungen, Umorganisationen, Benchmarks mit Wettbewerbern sowie Fusionen
und Übernahmen unterstützen."
Was GRIP in der Realität wirklich für uns bedeutet, werden wir sicherlich erst nach und
nach in voller Tragweite begreifen. Eine
erste Anwendung konnten wir schon beobachten: Offenbar wird die zugeordnete
GRIP-Position dazu verwendet, die Beschäftigten gezielt zu speziellen Schulungen und
WBTs entsprechend ihrer Tätigkeit einzuladen. Das hört sich zunächst einmal sinnig
an, aber der Pferdefuß ist auch schnell identifiziert: Eine Vielzahl von Beschäftigten hat
zwei oder mehr Tätigkeitsschwerpunkte, die
unterschiedlichen GRIP-Positionen zuzuordnen wären. Aber die große Siemens-Mitarbeiter-Datenbank kann pro Beschäftigtem
leider nur eine GRIP-Position verwalten. Also
macht Siemens es sich einfach und be-
schränkt sich auf den größeren Tätigkeitsschwerpunkt eines jeden Beschäftigten.
Wenn Sie also in Zukunft für Ihren 49%Tätigkeitsschwerpunkt nicht mehr zu Schulungen eingeladen werden, machen Sie sich
bitte keine Sorgen - das dient lediglich "der
Vereinfachung von Komplexität und der
Harmonisierung und Vereinheitlichung der
globalen und lokalen HR-Prozesse!"
Wenn Sie sich dafür interessieren, welche
Job Family und Job Subfamily man Ihnen
nach GRIP zugeordnet hat, können Sie nachschauen unter: https://training.siemens.com/
lms/participant/start.do (oben in der Leiste
"Mein Profil" anklicken). Wenn Sie mit Ihrer
Einstufung nicht einverstanden sind, wenden
Sie sich bitte mit einer Mail an die Personalabteilung und cc: ans Betriebsratspostfach
[email protected].
Schade, dass unsere Unternehmenskommunikation zu diesem Thema so ausgesprochen
schweigsam ist. Warum nur?
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Nötigung
Nötigung kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei
Jahren oder Geldstrafe geahndet werden.
Das gilt für Menschen als Übeltäter.
Wie ist es aber, wenn Software wie z. B.
unsere gegenwärtige Updatepraxis der CATClients den Tatbestand von Nötigung erfüllt?
Zwangsupdates, die vom User weder verschoben noch anderweitig gesteuert werden
können, sind eine Ausprägungsform beugender Gewalt, die in die Richtung eines psychischen Zwanges geht - der Jurist spricht von
"vis compulsiva".
Im Privatleben können wir solche Software
einfach dadurch bestrafen, dass wir sie nicht
kaufen und benutzen. Im Unternehmen sind
wir ihr hoffnungslos ausgeliefert und werden
von solchen Updates nach McMurphy immer
genau dann heimgesucht, wenn es am allerwenigsten passt. Kleiner Trost: Die Mitglieder unserer Geschäftsleitung haben keine
VIP-Clientversion, sondern kämpfen mit denselben Problemen. Ganz schön nervig, wenn
man als Personalleiter bei einer wichtigen
-8-
Präsentation im 2-Sekunden-Rhythmus das
Updatefenster an den Bildschimrand drängen muss...
den Sie sich bitte an die Personalabteilung
und lassen Sie bei Bedarf den Vertrag
ändern.
Aber zurück zur Frage, wen wir da nun am
besten zur Rechenschaft ziehen: Unsere ITChefs, die uns solche Updatesteuerung zumuten und alle Mitarbeiterbeschwerden dazu
aussitzen? Aber bitte keine Selbstjustiz, bitte
überschütten Sie im Zweifelsfall den Betriebsrat mit Ihren Beschwerden, die wir der
Betriebsleitung anonymisiert vorlegen und
damit beweisen können, dass es sich nicht
um "Einzelschicksale" handelt!
 Lassen Sie sich dann auch genau erläutern, wie Sie zukünftig z. B. mit Urlaub und
Bildungsurlaub umgehen müssen.
Sollten Sie nach Ihrer Vertragsänderung in
obigem Fall an einem Donnerstag oder Freitag arbeiten müssen, so sind Sie in diesem
Fällen auf jeden Fall auch durch die Berufsgenossenschaft versichert, obwohl Ihr
Arbeitsvertrag an diesen Tagen keine Arbeit
vorgesehen hatte.
Ein wichtiger Hinweis:
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Teilzeit - Tücken in der
Vertragsgestaltung
§
Wer hätte vermutet, dass ein Teilzeitvertrag
wegen unvorteilhafter Vertragsgestaltung
auch bei uns am Standort ungeahnte Nachteile haben könnte? Das Beispiel: Ein Kollege wollte seine Arbeitszeit aus privaten
Gründen auf 15h/Woche reduzieren und die
Zeit auf MO-MI mit je 5h verteilen. Auf Anraten der Personalorganisation hat er dann
das Arbeitszeitmodell MO-FR je 3h gewählt
und wie gewünscht dennoch von MO-MI je
5h gearbeitet.
Krankheitsbedingt war dieser Kollege dann
einmal von Montag bis Mittwoch arbeitsunfähig. Durch seinen Vertrag bekam er für die
Tage mit Arbeitsunfähigkeit in Summe nur
3x3h=9h auf seinem Zeitkonto gutgeschrieben. Daher verlangte sein Vorgesetzter, dass
er die fehlenden 6 Stunden von seinem
Gleitzeitkonto abbuchen solle oder DO und
FR nacharbeiten möge.
Hätte der Kollege seinen Vertrag wie gewünscht mit je 5h MO-MI bekommen, wie er
dann auch monatelang tatsächlich gearbeitet
hatte, hätte für seine Krankheitstage 15h gutgeschrieben bekommen und keine Probleme
mit seinem Vorgesetzten gehabt.
Wenn Sie bislang in einem solchen Fall Ihr
Arbeitszeitkonto manuell auf 3 Tage mit je 5h
geändert hatten, handelt es sich aus Arbeitgebersicht um Arbeitszeitbetrug und könnte
mit einer fristlosen Kündigung beantwortet
werden - auch wenn Sie diese Vorgehensweise zuvor so mit Ihrem Vorgesetzten
abgesprochen hatten!
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Mehrarbeitszuschläge
§
Wer liest schon genauer in einem Tarifvertrag und erkennt die daraus resultierenden
Auswirkungen auf sein Arbeitsverhältnis?
Wir haben uns aus aktuellem Anlass die
Mühe gemacht und zwei wichtige Informationen zum Thema gefunden, die unseres
Wissens nach an unserem Standort nicht
korrekt umgesetzt werden.
 Mehrarbeit bei einem Teilzeitvertrag mit
ungleich verteilter Wochenarbeitszeit (z. B.
nur MO-MI arbeiten):
Unsere Praxistipps:
 Wenn auch Sie von einem solchen nachteiligen Teilzeitvertrag betroffen sind, wen-9-
In diesem Fall müssen den Betroffenen
laut Tarifvertrag ab der 1. Mehrarbeitsstunde die tariflichen Zuschläge gezahlt
werden. Laut Tarifvertrag gilt nur bei gleichmäßig verteilter Wochenarbeitszeit die
Bestimmung, dass erst nach der 35. Wochenstunde Mehrarbeitszuschläge gezahlt
werden müssen.
Unser Praxistipp:
Achten Sie darauf, dass die Ihnen zustehenden Zuschläge von der Personalorganisation tatsächlich ausgezahlt werden.
 kurzfristige Mehrarbeit bei Vollzeit- oder
Teilzeitvertrag:
Lauf Tarifvertrag sind normalerweise erst
ab der 35. Wochenarbeitsstunde Mehrarbeitszuschläge zu zahlen. Zu dieser Regel
gehört aber auch, dass die Mehrarbeit dem
Mitarbeiter/in am Tag zuvor angeordnet
wurde. Doch wenn der Betroffene erst am
Tag der Mehrarbeit von seiner Mehrarbeit
erfährt, sind laut Tarifvertrag bereits ab der
ersten Mehrarbeitsstunde Mehrarbeitszuschläge zu zahlen.
Bei uns am Standort ist es üblich, dass der
Betriebsrat Mehrarbeitsanträge z. B in
Form eines „Antrages für 20 Stunden für
den Monat März“ bekommt. Den Mitarbeitern wird dann häufig der genehmigte Antrag ausgehändigt und die Mitarbeiter
„buchen sozusagen dann nach täglichem
Bedarf Mehrarbeit“ von der genehmigten
Zeit ab. Oder es wird tagesaktuell entschieden, dass „genau heute so viele Probleme zu lösen sind, dass wir heute Mehrarbeit leisten müssen“.
Und in beiden Fällen sind nach unserer
Einschätzung laut Tarifvertrag sofort Mehrarbeitszuschläge fällig.
Unser Praxistipp:
Teilen Sie Ihrem/Ihrer Vorgesetzen z. B.
per Mail mit, dass Sie heute, ungeplant
und nicht mindestens 1 Tag zuvor angekündigt, Mehrarbeit geleistet haben und
achten Sie darauf, dass Ihnen die Ihnen
zustehenden Zuschläge von der Personalorganisation ausgezahlt werden.
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
Abgekartetes Spiel mit
Werkstudenten
Werkstudenten werden an unserem Standort
standardmäßig mit einem festen Werkstudentengehalt nach Siemens-Regelungsabrede eingestellt. Neu eingestellte Werk-
studenten erhalten üblicherweise nach einiger Zeit eine ominöse Einladung ins Büro der
Betriebsratsspitze. Dort wird ihnen dann erklärt, dass sie ein höheres Gehalt bekommen können, wenn sie der IG Metall beitreten: Dann erhalten sie ein Gehalt nach ERAEntgeltstufe 2a (2162€ mit Stand 01.04.15)
mit Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld und
neuerdings sogar mit 10 Prozent Leistungszulage. Die Abläufe bei diesen Gesprächen
erinnern wohl ein bisschen an Drückermethoden, und wenn die solchermaßen informierten Werkstudenten dann in ihren
Einsatzabteilungen davon berichten, fragen
sich die dortigen Kollegen und Chefs, ob hier
alles mit rechten Dingen zugeht.
Die (mit dem Betriebsratsgremium nicht abgestimmten Abläufe) sind so, das können wir
bestätigen. Ob das allerdings mit rechten
Dingen zugeht, das können wir nicht bestätigen - zumindest ist diese vom Unternehmen so mitgetragene Vorgehensweise nicht
gerade ein Vorbild an Transparenz. Warum
das Unternehmen diese Zweiklassengesellschaft beim Werkstudentenentgelt unverändert weiterlebt und warum es nicht selbst die
Werkstudenten über die beiden Entgeltvarianten aufklärt, das bleibt uns rätselhaft.
Da bleibt auf jeden Fall ein Verdacht, dass
das Unternehmen der IG Metall bewusst ein
besonderes
Nachwuchs-Werbeinstrument
zubilligt. Wir fragen uns: Macht ein Unternehmen solche Zugeständnisse ohne Gegenleistung? Und wie verträgt es sich mit dem
IG-Metall-Slogan "Gleiche Arbeit - gleiches
Geld", wenn man offensichtlich zu Zwecken
der Mitgliederwerbung so schnell davon
abweicht?
Auch wenn wir uns als AUB damit vielleicht
ein bisschen selbst in den Finger schneiden,
reißen wir diesem Vorgehen hiermit mal die
Tarnkappe vom Kopf und empfehlen allen
Werkstudenten, das mit der IG-Metall-Mitgliedschaft verbundene bessere Entgelt mitzunehmen. Und wie bei Zeitschriftenabos
sollte man dann nicht vergessen, die Kündigung der Mitgliedschaft gleich auf Termin zu
legen, wenn man kein überzeugter Gewerkschafter ist. Schließlich gibt es auch noch
andere Arbeitnehmerorganisationen, die
nicht mit abgekartetem Spiel, mit Drücker-
- 10 -
methoden und der Hoffnung auf "Klebeeffekte" agieren, sondern Mitgliederwerbung
mit überzeugenden Leistungen und engagierter Betriebsratsarbeit betreiben…
+++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++
freiwillig, voluntary, facultatif,
voluntario, доброво́льный,
gönüllü !!!
Eigentlich ist es noch vollkommen verfrüht,
heute über die Art und Weise der angekündigten Personalabbaumaßnahmen zu schreiben. Aber vielleicht gibt es ohne unser Wissen ebenso verfrüht schon "Sondierungsgespräche" mit Beschäftigten. Deshalb wollen wir vorsichtshalber heute schon unsere
Erfahrungen aus den Abbaumaßnahmen der
letzten Abbauwelle hier veröffentlichen.
Da unser Geschäftsbereich sich nun wahrlich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
befindet - ganz im Gegenteil - können die
angekündigten Personalabbaumaßnahmen
ausschließlich freiwilligen Charakter haben!
Jede(r) Beschäftigte kann ein eventuelles
Angebot zur Beendigung seines Arbeitsverhältnisses ablehnen, ganz gleich ob es sich
um ein Angebot für Altersteilzeit, vorzeitige
Beendigung, beE oder Aufhebungsvertrag
handelt.
Jede(r) Beschäftigte hat auch das Recht,
jeder Art von Zermürbungstaktik des Arbeitgebers sofort einen Riegel vorzuschieben:
Wenn im weiteren Verlauf des "1by16"-Programms ein Sozialplan für unseren Standort
vereinbart würde (das ist heute noch nicht in
Sicht!) und Ihnen in diesem Rahmen dann
ein Beendigungsangebot gemacht würde,
müssen Sie sich auf keine weiteren Personalgespräche dazu einlassen. Der Arbeitgeber kann im Rahmen seines Weisungsrechts keine Vertragsgespräche gegen
den Willen des Arbeitnehmers anordnen
(BAG-Urteil 2 AZR 606/08). Sie haben (nicht
nur unter solchen Randbedingungen) das
Recht, bei der Einladung zu einem Personalgespräch vorab Auskunft über den geplanten
Gesprächsinhalt zu verlangen und dem Gespräch fernzubleiben, wenn erneut über eine
Beendigung gesprochen werden soll. Wenn
ein Personalgespräch in dieser Hinsicht
einen anderen Verlauf nimmt als angekündigt, können Sie es abbrechen und verlassen.
Gehen Sie im Zweifelsfall nicht allein in ein
Personalgespräch, sondern nehmen Sie
kompetente Unterstützung zum Beispiel in
Person eines Betriebsrates mit.
Treffen und verkünden Sie in einem Personalgespräch niemals sofort eine Entscheidung! Lassen Sie sich Änderungswünsche
des Arbeitgebers zu Ihrem Arbeitsvertrag, zu
Ihrem Aufgaben- und Verantwortungsbereich
oder mit sonstigem möglichen Versetzungscharakter immer schriftlich aushändigen. Nur
so können Sie ein Angebot in Ruhe überprüfen oder überprüfen lassen, ehe Sie sich
entscheiden.
Wenn Sie sich nach einem abgelehnten Beendigungsangebot irgendeiner Art von offener oder unterschwelliger Zermürbungstaktik
ausgesetzt sehen, holen Sie sich bitte ungeniert Hilfe und Unterstützung beim Betriebsrat oder bei der Sozialberatung!
individuell, individual, individuel,
individual, индивидуа́льный, kişisel !!!
Jedes Vertragsangebot des Arbeitgebers zur
Beendigung des Arbeitsverhältnisses wird
zwar zunächst auf Basis des siemensweiten
Rahmensozialplanes bzw. dann auf Basis
des örtlichen Sozialplans erstellt. Jede(r) Angesprochene hat aber neben der Ablehnung
auch die Möglichkeit, in eigener Sache mit
dem Arbeitgeber zu verhandeln und bessere
Konditionen zu vereinbaren, unter denen
er/sie dann vielleicht doch zur Beendigung
seines Arbeitsverhältnisses bereit ist. Jede
Form dieser Beendigungen hat einzelvertraglichen Charakter und kann entsprechend individuell verhandelt werden. Rahmensozialplan bzw. örtlicher Sozialplan definieren unter den aktuellen Randbedingungen nur die Mindestkonditionen! Schöne Themen zur Verhandlung sind in solchen Fällen
nicht nur vorhandene Zeitsalden, sondern
auch Vergütungen von Erfindungsmeldungen oder ausstehende Prämierungen "hängender" 3i-Vorschläge.
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Unsere Betriebsräte
Reinhard Niewerth
 3228
freigestellter Betriebsrat
 Arbeitssicherheit und Umweltschutz (stv. Sprecher)
 Betriebsausschuss
 Sozialausschuss
Dirk Schaper
 2205
freigestellter Betriebsrat
 Ausbildung 3i-Kommission
 Betriebsausschuss
 Standortentwicklung und Demografie (stv. Sprecher)
Guido Zabski
 3975
MO MM RAD PIC 4 10
 Außenmontage (stv. Sprecher)
 Datenschutz und Informationssicherheit (Sprecher)
 Produktion
Jasmin Köllner
MO MM ML PE QA
 Datenschutz und Informationssicherheit
 5465
Axel Paulsburg
MO MM SPP IPT 2
 Ausbildung
 Personalausschuss
 2025
Gerd Johanning
MO MM OP BWG LOG 4
 Außenmontage
 Personalausschuss
 Produktion
 3451
Peter Sieverding
MO MM MT BID 1
 Standortentwicklung und Demografie
 2600
Kerstin Heinisch
MO MM R&D ATC-MT 7 3
 Arbeitssicherheit und Umweltschutz
 Sozialausschuss
 Ansprechpartnerin für BEM und CPD
 3859
Impressum
Redaktion: Gerd Johanning, Jasmin Köllner, Reinhard Niewerth, Axel Paulsburg, Henning Plinke, Dirk Schaper,
Oliver Stockmann, Guido Zabski, Christina Bosse
Alle Artikel sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert worden. Die Autoren äußern in den jeweiligen
Artikeln ihre persönliche Meinung. Wenn Sie zum Inhalt dieser Ausgabe Stellung nehmen möchten, wenden Sie
sich bitte an einen unserer Ansprechpartner. Ihre Leserbriefe sind uns willkommen!
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