www aub-braunschweig de AUB-Express März 2015 Mitarbeiter-Info für den Siemens-Standort Braunschweig Stürmische Zeiten -1Quelle: wikipedia/Dietmar Walberg: Skulpturen "Reisende im Wind" in Westerland/Sylt von Martin Wolke Stürmische Zeiten Am 6.2.2015 wurden wir in einer kurzfristig anberaumten Mitarbeiterveranstaltung von CFO Pierre Bauer über die „Siemens Vision 2020" und die geplanten Maßnahmen zum Mitarbeiterabbau informiert. Seit diesem Zeitpunkt wird mit dem Gesamtbetriebsrat über die geplanten Maßnahmen beraten. Das Betriebsratsinfo 1/15 hätten wir gerne u. a. in Hinblick auf die geplante Auflösung des Engineerings MO MM MLT (ehemals RL) etwas spitzer formuliert, z. B.: „Durch überproportional hohe Abbauzahlen für den Standort Braunschweig werden Diskussionen über eine fehlende Standortakzeptanz bei der MO-Leitung weiter angeheizt!“. Das wäre eine ausreichend abgeschwächte Formulierung der Mutmaßung gewesen, dass die Personalabbauzahlen für unseren Standort ein persönlicher Feldzug unserer Divisionsleitung sein könnte, wie es einige maßgebliche Führungskräfte hinter vorgehaltener Hand durchaus für möglich halten. Aber leider fanden unsere Formulierungsvorschläge keine Mehrheit im Betriebsrat. Aber es liegt uns fern, eine „Kultur der Angst“ erzeugen zu wollen wie in der „zügig“ der IG Metall. Angesichts der für unseren Standort völlig unverständlichen Ankündigung des Arbeitgebers, viele Mitarbeiter in Braunschweig abzubauen - trotz der hohen Auftragslage, der vielen Überstunden - haben die AUBBetriebsräte im Betriebsrat den Antrag gestellt, eine eigene Arbeitsgruppe mit Experten zu bilden. Diese soll einerseits den Gesamtbetriebsrat fachlich beraten und unterstützen und andererseits dafür sorgen, eigene Standortthemen, die aus der Vision 2020 resultieren, am Standort zu regeln. Die Gründung dieser örtlichen Arbeitsgruppe wurde am 24. Februar 2015 von der Mehrheit des Betriebsratsgremiums abgelehnt! Wir werden unabhängig davon unsere Forderungen in den Betriebsrat einbringen und dafür sorgen, dass die inhaltlichen Maßnahmen zur Abbauplanung hinterfragt und konkrete Gegenmaßnahmen entwickelt werden. Im ersten Schritt hatten wir bereits kurz nach dem Bekanntwerden des Abbauprogrammes folgende Maßnahmen in den Betriebsrat eingebracht, um von Arbeitsplatzabbau betroffene Kolleg(inn)en zu schützen und unmittelbare Nachteile aus den Unternehmensentscheidungen abzuwenden. Personalabbau verträgt sich nicht mit Überlast, Mehrarbeit, Einstellung von Leasingkräften und Werkverträgen! Unsere Forderungen im Einzelnen: Mehrarbeit: Wir fordern, dass Mehrarbeitsanträge ab sofort abgelehnt werden. Wenn angeblich viele Mitarbeiter am Standort den Tag über Däumchen drehen, dann muss es möglich sein, die vorhandene Arbeit ohne Mehrarbeit zu schaffen. Leiharbeit / AÜG: Schon seit längerem fordert die AUB, die langfristige Beschäftigung von AÜG-Kräften abzulehnen - so wie es das Gesetz auch fordert. Im Zusammenhang mit dem Abbauprogramm fordern wir, dass der Betriebsrat ab sofort die Zustimmung zu Einstellungen oder Vertragsverlängerungen von Leiharbeitnehmern verweigert. Auch hier gilt das zu Mehrarbeit Gesagte. Einstellungen: Bei Neueinstellungen fordern wir, mindestens in den Bereichen, die konkret von den Abbaumaßnahmen betroffen sind, die Zustimmung zur Einstellung zu verweigern. Werkverträge: Wir fordern, dass Werkverträge, bei denen Mitarbeiter der Werkvertragsunternehmen bei uns am Standort arbeiten, dem Betriebsrat kurzfristig zur Prüfung der gesetzeskonformen Arbeitnehmerüberlassung zur Verfügung gestellt werden. Nur so können wir verhindern, dass über Werkverträge Arbeit aus dem Standort abgezogen wird. Die Umsetzung des Abbauprogrammes darf erst nach Abschluss der Verhandlungen gestartet werden! Wir werden Sie hierüber informieren! Sollten Sie vorher angesprochen werden oder sollten in Ihren Abteilungen bereits konkrete Umsetzungen begonnen haben, so informieren Sie bitte unsere AUBBetriebsratsmitglieder. -2- Das lesen Sie noch in dieser Ausgabe: Stürmische Zeiten ................................................................................................................. 2 "Türschild umhängen" oder Versetzung?... ........................................................................... 3 Das Energiemanagement der anderen ................................................................................. 4 Gute Pflege........................................................................................................................... 5 Humanitäre Hilfe für die verfolgten Kurden ........................................................................... 6 Gleitzeitabbau = Urlaub 2. Klasse?....................................................................................... 7 Richtig verGRIPscht?............................................................................................................ 8 Nötigung ............................................................................................................................... 8 Teilzeit - Tücken in der Vertragsgestaltung ........................................................................... 9 Mehrarbeitszuschläge........................................................................................................... 9 Abgekartetes Spiel mit Werkstudenten ................................................................................10 freiwillig, voluntary, facultatif, voluntario, доброво́льный, gönüllü !!! ...................................11 Unsere Betriebsräte .............................................................................................................12 Impressum ...........................................................................................................................12 +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ "Türschild umhängen" oder Versetzung?... ...das ist bei jeder kleinen oder großen Umorganisation eine wesentliche Frage für den Betriebsrat. Aber warum hat ein Betriebsrat in dieser Frage Herzblut? Nur, weil er bei Versetzungen Mitbestimmungsrechte hat? Nein, es geht dem Betriebsrat dabei nicht um das Einfordern formaler Betriebsratsrechte, sondern um die Rechte der einzelnen Beschäftigten: Versetzungen und Einkommensmitteilungen kann man als Nachträge zum Arbeitsvertrag auffassen, die in ihrer Gesamtheit beschreiben, für welche Aufgaben und zu welchen Konditionen ein Arbeitnehmer vom Unternehmen eingestellt wurde und beschäftigt wird. Nach juristischer Definition liegt der Tatbestand einer Versetzung bei jeder Änderung hinsichtlich Art, Ort oder Umfang der Tätigkeit im Aufgabenbereich des Beschäftigten vor. Auch der schlichte Entzug bisher wahrgenommener Aufgaben stellt bereits eine Versetzung dar. Versetzungen müssen im Einklang mit dem Arbeitsvertrag stehen. Häufig enthalten Arbeitsverträge daher besondere Klauseln, die dem Arbeitgeber einen größeren Spielraum für Versetzungen geben sollen. Damit eine solche Versetzungsklausel wirksam ist, muss sie klar und verständlich formuliert sein und darf den Arbeitnehmer nicht unangemessen benachteiligen. Eine Versetzungsklausel, die dem Arbeitgeber erlaubt, dem Arbeitnehmer eine andere Tätigkeit zuzuweisen, ist zum Beispiel dann unwirksam, wenn sie sich nicht ausdrücklich auf die Zuweisung gleichwertiger Tätigkeiten beschränkt. Viele Unternehmen scheuen Versetzungen und versuchen lieber den smarten Weg der Behauptung zu gehen, dass bei einer Umorganisation "nur das Türschild umzuhängen" sei. Bei Siemens heißt das dann "Versetzung mit Kopf und Aufgaben" und es gibt "Wanderlisten", also keine Versetzungen im arbeitsrechtlichen Sinne. Unternehmen bevorzugen solche "Schmalspurversionen" der Versetzung nicht nur, weil sie den bürokratischen Aufwand echter Versetzungen vermeiden wollen. Jede nicht aktenkundige Versetzung gibt dem Unternehmen für zukünftige Zuweisungen neuer Aufgaben mehr Spielraum - im Zweifelsfall zum Nachteil des Beschäftigten, der sich bei einem Nachweis entsprechend schwerer tut, wenn gegen das Grundprinzip mindestens gleichwertiger neuer Aufgaben verstoßen wird. Auch das "Überhelfen" höherwertigerer Tätigkeiten ohne entsprechende Aufstockung des Gehalts fällt dann schon mal entsprechend leichter. -3- Im Zuge der Umorganisation zum 1. Oktober 2014 gab es an unserem Standort nur sehr wenige Versetzungen. In vielen Fällen hat der Betriebsrat kritisch nachgefragt, ob tatsächlich Kopf und Aufgabe unverändert bleiben. Bei einer entsprechenden Bestätigung des Unternehmens blieb dem Betriebsrat in solchen Fällen nur die Zustimmung. Es entzieht sich aber komplett dem Blick des Betriebsrates, wenn sich die Aufgaben einzelner Beschäftigter nach dem 1. Oktober 2014 trotz gegenteiliger Versicherung nun doch - und möglicherweise schleichend verändern. Bitte haben Sie daher weiterhin einen kritischen Blick auf Ihre Aufgaben. Wenn Sie Änderungen feststellen, die vielleicht doch eine Versetzung darstellen, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an den Betriebsrat. systematisches Energiemanagement, mit dem Betriebe aller Größenordnungen ihre Klimaschutzziele erreichen und gleichzeitig bares Geld sparen können. An deutschen Standorten und auch in Braunschweig besteht da wohl Nachholbedarf. Der Jahresbericht Umweltschutz GJ2012/13 für den Standort Braunschweig liefert einige Daten, leider aber ohne Vergleichsmöglichkeiten zu Vorjahren. Mit zusammen 7650 Megawattstunden (MWh) bezogener Fernwärme und Erdgas liegen wir vermutlich bei der Wärmeversorgung im Vergleich nicht schlecht. Hier wirkt sich sicherlich aus, dass immer wieder Wärmedämmmaßnahmen durchgeführt wurden und unsere vielgeschossigen Gebäude 09, 37 und 40-44 bei verhältnismäßig geringer Gebäudeoberfläche viele Beschäftigte beherbergen. +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Das Energiemanagement der anderen Anfang November 2014 hat das Bundeskabinett ein Gesetz zu Energieaudits beschlossen. Es sieht vor, dass große Unternehmen ab 250 Beschäftigten zunächst bis zum 5. Dezember 2015 ein erstes Energieaudit durchführen müssen und danach alle vier Jahre. Unternehmen, die ein systematisches Energiemanagement nach ISO 50001 vorweisen können, sind davon ausgenommen. Das Gesetz ist ein wichtiger Schritt, um die EU-Energieeffizienzrichtlinie umzusetzen und die deutschen Energie-Einsparziele zu erreichen, die eine Senkung des Energieverbrauchs in Deutschland bis 2020 um 20 Prozent verlangen. Offenbar sind uns bei diesem Thema unsere Schweizer Kollegen ein gutes Stück voraus: Anfang August 2014 wurde im SiemensIntranet unser Kollege Jürgen Baumann von BuildingTechnologies lobend porträtiert, der zunächst für seinen Standort Steinhausen und mittlerweile für die gesamte Schweizer Regionalgesellschaft eine Zertifizierung nach ISO 50001 durchsetzen konnte. Die ISONorm beschreibt die Anforderungen an ein Beim Stromverbrauch sieht es dagegen düster aus: 13.000 Megawattstunden Strom mit 32% Anteil erneuerbarer Energien weist der Bericht aus. Warum eigentlich nicht 100%? Aber auch die 13.000 Megawattstunden sind kein Ruhmesblatt. Zum Vergleich: Ein privater Single-Haushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich 2MWh, Mehrpersonenhaushalte sind energieeffizienter und kommen zum Beispiel bei 5 Personen mit 1MWh pro Person aus. Unser Standort verbraucht also Strom in der Größenordnung von 6.500 Single-Haushalten, hat aber nur 3200 Beschäftigte, wobei an den meisten Arbeitsplätzen lediglich Beleuchtung und ein PC zu Buche schlagen. Unsere wenigen energieintensiven Fertigungseinrichtungen wie Lötstraßen und die Testanlagen im Testcenter -4- können dieses Missverhältnis jedenfalls nicht erklären. Wo also wird der Strom bei uns am Standort dann verpulvert? Ist vielleicht Kühltechnik der verborgene Energiefresser an unserem Standort? Große Teile unserer Flachbaugruppenfertigung und -prüfung sind klimatisiert, um Prozessstabilität zu gewährleisten und den Hitzetod von Rechnern zu vermeiden. Dasselbe gilt für Testanlagen und etliche Server. Sind hier schon mal alle Möglichkeiten nach dem Stand der Technik überprüft worden, mit sogenannter Naturkühlung zu arbeiten?: Reversible Sole-/Wasser-Wärmepumpen können heute energiesparend die weitgehend konstante Temperatur von Erdreich bzw. Grundwasser nutzen - im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen. Ineffiziente indirekte Lichttechnik wie im gesamten Gebäude 37 dürfte ein weiterer Grund sein. Außerdem spielen sicher Verhaltensgründe eine wichtige Rolle, mancher Lötkolben schmort stundenlang unbenutzt vor sich hin und nicht selten sind stundenlang verwaiste Büros taghell erleuchtet. Außerdem ist die Mär nicht auszurotten, dass ein möglichst hoher Stromverbrauch Siemens zu einem günstigeren Stromtarif verhelfen würde, so dass hoher Verbrauch am Ende sogar billiger käme… Wir sind gespannt auf die Ergebnisse unseres ersten Energieaudits. +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Gute Pflege Von den Portfolio-Entscheidungen, die im letzten Jahr getroffen wurden und viel Aufregung bereitet haben, ist heute kaum noch die Rede. Doch die Ruhe ist trügerisch. Denn es fehlen Konzepte, wie wir uns künftig am Standort Braunschweig aufstellen, wie wir unsere Kompetenzen um neue Produkte und Systeme ausbauen und wofür das Gütesiegel „made in Braunschweig“ zukünftig stehen wird. Was bleibt? Die Zugbebeeinflussung kommt aus Frankreich, die Stellwerkstechnik aus Spanien, die Engineering-Leistungen erfolgen in Žilina wie sollen sich unter diesen Umständen Systemexperten entlang der technischen Wertschöpfungskette entwickeln und qualifizieren? Wie sollen sie befähigt werden, die Systeme von Grund auf zu erlernen und anzuwenden - per Live Meeting? Die Portfolio-Entscheidungen verstärken den Eindruck, als würde der Standort mit seiner Entwicklung zum Pflegeheim mutieren. Ein Gau für einen Ingenieursstandort wie den unseren! Nicht nur, dass die Attraktivität sinkt, Nachwuchs und Know-how-Träger zu gewinnen, auch die Perspektiven für das Bestandspersonal werden getrübt. Mit fatalen Folgen für Motivation und gesundes Wachstum. Darüber hinaus stellen die ehrgeizigen Wachstumsziele in den Segmenten eine immer größere Hürde dar: ein quartalsweise denkendes Management, das die Steigerung von Auftragseingängen und Umsätzen verfolgen muss und dafür einen Ressourcenpool zur Verfügung hat, der schon heute am Rande des Erträglichen „produktiviert“ ist. Für jedes Angebot, für jedes Projekt werden dieselben Mitarbeiter abgerufen. Die Belastungen in unseren Projekten sind enorm. Es gibt wenig Aussicht auf Entlastung und zugleich wenig Aufbau von neuen Kompetenzen. Die Belastungen in Angebots- und Kundenprojekten sind nicht nur vom Pensum her erheblich, auch die Komplexität stellt neue Herausforderungen an Kompetenz und Systemwissen. Mit der Neuaufstellung bei Siemens sollen zwar Prozesse reduziert werden, allerdings entstehen durch weltweite Arbeitsteilungen neue Schnittstellen mit erhöhtem Synchroni- -5- sationsaufwand: die Zulieferungen aus den weltweiten workplaces, CoCs und CoEs kommen in Einzelteilen zurück, um hier als Gesamtsystem integriert, getestet, zugelassen und ausgeliefert zu werden. Dass dies am Ende zusammenpasst, dafür sorgen immer noch unsere Experten. Wie lange geht das noch gut? Was sind unsere zukünftigen Bedarfe an technischem Wissen? Gute Ansätze waren schon einmal vorhanden, doch der „Circle of Expertise“ ist geräuschlos verschwunden. Mit ihm verschwand der Fokus auf die ernannten System- und Fachexperten, die den Weg der Weiterentwicklung gehen wollten. Mitarbeiter brauchen Perspektive, anspruchsvolle Aufgaben und Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Nicht nur technisch, sondern auch in Bezug auf Auslastung und das Grundbedürfnis nach work-life-balance. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Personalabbauplanung im Rahmen der "Vision 2020" und dem Programm "1by16" wird das Absurde deutlich: wir bauen zeitgleich Personal auf und ab. Die Herausforderungen bestehen nun darin, die Mitarbeiter so weiterzuqualifizieren, dass sie in dringend benötigten Bereichen eingesetzt werden können. noch jemand bei uns Anteil nimmt. Jedoch arbeiten hier am Standort auch Beschäftigte, die sich persönlich betroffen fühlen - nicht nur, weil sie Angehörige und Freunde haben, die wiederum Verwandte in den betroffenen Teilen des Nahen Ostens haben. Die Kurden sind ein Volk von ca. 30 bis 40 Millionen Menschen, das kein anerkanntes Staatsgebiet besitzt und seit Jahrzehnten in der Ausübung seiner Kultur und Sprache unterdrückt und rechtlich als Volksgruppe 2. Klasse behandelt wird. Die nun schon seit vielen Monaten andauernden Taten des sogenannten IS (Islamischer Staat) sind brutal und menschenverachtend und richten sich fokussiert gegen die Kurden, darunter insbesondere gegen religiöse Minderheiten wie Christen und Jesiden. Mehrere Zehntausend Kurden sind von der IS ermordet, verschleppt oder vertrieben worden. Vielen ist die Flucht noch nicht gelungen, und sie sind in diesen Tagen und Wochen von der IS eingekesselt. Frauen werden von IS-Terroristen besonders grausam behandelt und als Sex-Sklavinnen gehalten oder verkauft. Experten wachsen nicht auf Bäumen. Das Saatgut ist im Haus vorhanden. Mit guter Pflege und den richtigen Maßnahmen lässt sich der Boden für neues Wachstum bereiten. +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Humanitäre Hilfe für die verfolgten Kurden Als die Schlacht um Kobane tobte, war kurzzeitig auch das Schicksal der Heerschaaren an Flüchtlingen im Fokus der Medien und der Weltöffentlichkeit. Aber für viele von uns sind dies ohnehin Geschehnisse, die weit weg sind - und wenn sich dann die Medien wieder neuen Themen zuwenden, vergessen wir nur zu gerne... So ergeht es auch den Tausenden kurdischer Flüchtlinge, an deren Schicksal kaum Flüchtlingslager in Ugurca Große Flüchtlingszahlen sind mittlerweile in der Türkei angekommen. Die Haltung der Türkei ist dabei sehr zweifelhaft, wie wir alle aus den Medien erfahren haben. Die politische Entwicklung in der Türkei macht auch einigen türkischen Mitarbeitern hier am Standort große Sorgen. "Langsam, aber sicher werden den Bürgern unter Erdogan immer mehr Rechte genommen“, sagte mir -6- eine türkische Kollegin. „Viele Regimekritiker haben wichtige Posten verloren. Es soll leider schon so weit gehen, dass Nachbarn sich gegenseitig kontrollieren, z. B. ob sich leere Alkoholflaschen in deren Müll befinden. Auch die Haltung der Türkei zur IS ist sehr fragwürdig. Das Verhalten der Türkei in der ganzen Situation bestätigt nicht gerade, dass sie den Kurden wohlgesonnen ist." vorstellbar für mich, die als Kind von kurdischen Gastarbeitern in Deutschland geboren wurde, zu sehen, woran es diesen in die Flucht gezwungenen Menschen alles fehlt". Als eine der betroffenen Mitarbeiterinnen mache ich mir große Sorgen um meine Landsleute. Immer wieder reisen Organisationen und einzelne Personen in diese Region, um vor Ort humanitäre Hilfe zu leisten, darunter im vergangenen Oktober auch meine in München ansässige Schwester und Ärztin Dr. Nergiz Özden in die Türkei. "Die Lage der vielen Tausend kurdischen Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, die in der Türkei Zuflucht gesucht haben, ist sehr heikel. Es fehlt einfach an allem." Meine Schwester engagierte sich mit großem Einsatz in den Flüchtlingslagern in der Umgebung von Batman und Diyarbakir im Südosten der Türkei: "Diese Menschen brauchen schnelle Hilfe, vor allem wetterfeste Zelte. Die örtliche Verwaltung tut viel, ihr gehen jedoch die Gelder aus und die türkische Regierung hilft nicht. Auch bei der medizinischen Versorgung brauchen die Lager dringend Unterstützung. Unser Eindruck vor Ort war, dass die Helfer auf sich allein gestellt sind. Die internationale Hilfe kommt dort nicht an." Das Spendenkonto lautet: Möchten Sie auch die Flüchtlinge des ISTerrors durch eine Spende unterstützen? Zum Beispiel durch Unterstützung des Verbandes Kurdischer Ärzte in Deutschland Verband kurdischer Ärzte in Deutschland e.V. Stichwort: Spende für Flüchtlinge in Kurdistan Rojava-Shingal Deutsche Apotheker und Ärztebank IBAN: De 39 3006 0601 0008 7790 23 BIC: DAAEDEDDXXX Weitere Informationen im Internet unter: www.kurdish-doctors.com. Selbstverständlich werden für alle Spenden gültige Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausgestellt. Text: Maria Özden, Fotos Buhar Özden +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Gleitzeitabbau = Urlaub 2. Klasse? „Natürlich kannst Du den Meyer anrufen, der hat ja nur einen Gleittag genommen.“ So oder so ähnlich wird die Gleitzeitentnahme häufig bei uns am Standort gelebt. Dass dies sachlich nicht begründet ist, unterstreicht jetzt auch die kürzlich mit dem Gesamtbetriebsrat verabschiedete Gesamtbetriebsvereinbarung zum Thema Erreichbarkeitspauschale im Tarifkreis. Hier wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Erreichbarkeitspauschale auch während einer Gleitzeitentnahme zu bezahlen ist. Dr. Nergiz Özden (links) leistet Freiwilligenhilfe in den kurdischen Flüchtlingscamps und Dörfern in der Türkei Sehr viele Kurden beteiligen sich an Solidaritätsveranstaltungen, spenden oder führen Aktionen durch, um Spendengelder aufzutreiben. "Uns geht es wirklich gut - es ist un- Sagt Ihr Chef daher eine Gleitzeitentnahme zu mit dem Hinweis „Aber natürlich bleibst du bitte erreichbar, für den Fall der Fälle, es ist ja kein Urlaub!“ so können Sie umgehend dafür die Erreichbarkeitspauschale abrechnen. Und sollten Sie tatsächlich während der Gleitzeitentnahme arbeiten, so können Sie diese Zeit wieder als Arbeitszeit verbuchen. -7- Und generell: wer nicht erreichbar sein muss und nicht entsprechend mit der Erreichbarkeitspauschale entschädigt wird, muss sein Mobiltelefon nach Beendigung der Arbeit auch nicht eingeschaltet lassen. +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Richtig verGRIPscht? Kennen Sie GRIP? Das kennen Sie vielleicht als Begrifflichkeit für die Bodenhaftung von Autoreifen. Bei Siemens gibt es eine neue Bedeutung dafür und steht für Global Reward Infrastructure Program. Dahinter verbirgt sich ein neuer, siemensweit einheitlicher, globaler Stellenkatalog. Ohne viel Aufhebens wurde weltweit allen Siemens-Beschäftigten bis Februar 2015 durch ihre lokale Personalabteilung eine GRIP-Position zugeordnet. Den Betriebsräten hat das Unternehmen hoch und heilig versichert, dass GRIP in Deutschland in keiner Weise zur Gehaltseinstufung verwendet wird - in anderen Ländern vermutlich schon, denn "reward" heißt ja nun mal "Entgelt". Nein, GRIP soll dem Unternehmen nach offizieller Lesart "mehr Erkenntnisse und Transparenz zur Mitarbeiterstruktur verschaffen sowie Personalentwicklungsprozesse, Versetzungen, Umorganisationen, Benchmarks mit Wettbewerbern sowie Fusionen und Übernahmen unterstützen." Was GRIP in der Realität wirklich für uns bedeutet, werden wir sicherlich erst nach und nach in voller Tragweite begreifen. Eine erste Anwendung konnten wir schon beobachten: Offenbar wird die zugeordnete GRIP-Position dazu verwendet, die Beschäftigten gezielt zu speziellen Schulungen und WBTs entsprechend ihrer Tätigkeit einzuladen. Das hört sich zunächst einmal sinnig an, aber der Pferdefuß ist auch schnell identifiziert: Eine Vielzahl von Beschäftigten hat zwei oder mehr Tätigkeitsschwerpunkte, die unterschiedlichen GRIP-Positionen zuzuordnen wären. Aber die große Siemens-Mitarbeiter-Datenbank kann pro Beschäftigtem leider nur eine GRIP-Position verwalten. Also macht Siemens es sich einfach und be- schränkt sich auf den größeren Tätigkeitsschwerpunkt eines jeden Beschäftigten. Wenn Sie also in Zukunft für Ihren 49%Tätigkeitsschwerpunkt nicht mehr zu Schulungen eingeladen werden, machen Sie sich bitte keine Sorgen - das dient lediglich "der Vereinfachung von Komplexität und der Harmonisierung und Vereinheitlichung der globalen und lokalen HR-Prozesse!" Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Job Family und Job Subfamily man Ihnen nach GRIP zugeordnet hat, können Sie nachschauen unter: https://training.siemens.com/ lms/participant/start.do (oben in der Leiste "Mein Profil" anklicken). Wenn Sie mit Ihrer Einstufung nicht einverstanden sind, wenden Sie sich bitte mit einer Mail an die Personalabteilung und cc: ans Betriebsratspostfach [email protected]. Schade, dass unsere Unternehmenskommunikation zu diesem Thema so ausgesprochen schweigsam ist. Warum nur? +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Nötigung Nötigung kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet werden. Das gilt für Menschen als Übeltäter. Wie ist es aber, wenn Software wie z. B. unsere gegenwärtige Updatepraxis der CATClients den Tatbestand von Nötigung erfüllt? Zwangsupdates, die vom User weder verschoben noch anderweitig gesteuert werden können, sind eine Ausprägungsform beugender Gewalt, die in die Richtung eines psychischen Zwanges geht - der Jurist spricht von "vis compulsiva". Im Privatleben können wir solche Software einfach dadurch bestrafen, dass wir sie nicht kaufen und benutzen. Im Unternehmen sind wir ihr hoffnungslos ausgeliefert und werden von solchen Updates nach McMurphy immer genau dann heimgesucht, wenn es am allerwenigsten passt. Kleiner Trost: Die Mitglieder unserer Geschäftsleitung haben keine VIP-Clientversion, sondern kämpfen mit denselben Problemen. Ganz schön nervig, wenn man als Personalleiter bei einer wichtigen -8- Präsentation im 2-Sekunden-Rhythmus das Updatefenster an den Bildschimrand drängen muss... den Sie sich bitte an die Personalabteilung und lassen Sie bei Bedarf den Vertrag ändern. Aber zurück zur Frage, wen wir da nun am besten zur Rechenschaft ziehen: Unsere ITChefs, die uns solche Updatesteuerung zumuten und alle Mitarbeiterbeschwerden dazu aussitzen? Aber bitte keine Selbstjustiz, bitte überschütten Sie im Zweifelsfall den Betriebsrat mit Ihren Beschwerden, die wir der Betriebsleitung anonymisiert vorlegen und damit beweisen können, dass es sich nicht um "Einzelschicksale" handelt! Lassen Sie sich dann auch genau erläutern, wie Sie zukünftig z. B. mit Urlaub und Bildungsurlaub umgehen müssen. Sollten Sie nach Ihrer Vertragsänderung in obigem Fall an einem Donnerstag oder Freitag arbeiten müssen, so sind Sie in diesem Fällen auf jeden Fall auch durch die Berufsgenossenschaft versichert, obwohl Ihr Arbeitsvertrag an diesen Tagen keine Arbeit vorgesehen hatte. Ein wichtiger Hinweis: +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Teilzeit - Tücken in der Vertragsgestaltung § Wer hätte vermutet, dass ein Teilzeitvertrag wegen unvorteilhafter Vertragsgestaltung auch bei uns am Standort ungeahnte Nachteile haben könnte? Das Beispiel: Ein Kollege wollte seine Arbeitszeit aus privaten Gründen auf 15h/Woche reduzieren und die Zeit auf MO-MI mit je 5h verteilen. Auf Anraten der Personalorganisation hat er dann das Arbeitszeitmodell MO-FR je 3h gewählt und wie gewünscht dennoch von MO-MI je 5h gearbeitet. Krankheitsbedingt war dieser Kollege dann einmal von Montag bis Mittwoch arbeitsunfähig. Durch seinen Vertrag bekam er für die Tage mit Arbeitsunfähigkeit in Summe nur 3x3h=9h auf seinem Zeitkonto gutgeschrieben. Daher verlangte sein Vorgesetzter, dass er die fehlenden 6 Stunden von seinem Gleitzeitkonto abbuchen solle oder DO und FR nacharbeiten möge. Hätte der Kollege seinen Vertrag wie gewünscht mit je 5h MO-MI bekommen, wie er dann auch monatelang tatsächlich gearbeitet hatte, hätte für seine Krankheitstage 15h gutgeschrieben bekommen und keine Probleme mit seinem Vorgesetzten gehabt. Wenn Sie bislang in einem solchen Fall Ihr Arbeitszeitkonto manuell auf 3 Tage mit je 5h geändert hatten, handelt es sich aus Arbeitgebersicht um Arbeitszeitbetrug und könnte mit einer fristlosen Kündigung beantwortet werden - auch wenn Sie diese Vorgehensweise zuvor so mit Ihrem Vorgesetzten abgesprochen hatten! +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Mehrarbeitszuschläge § Wer liest schon genauer in einem Tarifvertrag und erkennt die daraus resultierenden Auswirkungen auf sein Arbeitsverhältnis? Wir haben uns aus aktuellem Anlass die Mühe gemacht und zwei wichtige Informationen zum Thema gefunden, die unseres Wissens nach an unserem Standort nicht korrekt umgesetzt werden. Mehrarbeit bei einem Teilzeitvertrag mit ungleich verteilter Wochenarbeitszeit (z. B. nur MO-MI arbeiten): Unsere Praxistipps: Wenn auch Sie von einem solchen nachteiligen Teilzeitvertrag betroffen sind, wen-9- In diesem Fall müssen den Betroffenen laut Tarifvertrag ab der 1. Mehrarbeitsstunde die tariflichen Zuschläge gezahlt werden. Laut Tarifvertrag gilt nur bei gleichmäßig verteilter Wochenarbeitszeit die Bestimmung, dass erst nach der 35. Wochenstunde Mehrarbeitszuschläge gezahlt werden müssen. Unser Praxistipp: Achten Sie darauf, dass die Ihnen zustehenden Zuschläge von der Personalorganisation tatsächlich ausgezahlt werden. kurzfristige Mehrarbeit bei Vollzeit- oder Teilzeitvertrag: Lauf Tarifvertrag sind normalerweise erst ab der 35. Wochenarbeitsstunde Mehrarbeitszuschläge zu zahlen. Zu dieser Regel gehört aber auch, dass die Mehrarbeit dem Mitarbeiter/in am Tag zuvor angeordnet wurde. Doch wenn der Betroffene erst am Tag der Mehrarbeit von seiner Mehrarbeit erfährt, sind laut Tarifvertrag bereits ab der ersten Mehrarbeitsstunde Mehrarbeitszuschläge zu zahlen. Bei uns am Standort ist es üblich, dass der Betriebsrat Mehrarbeitsanträge z. B in Form eines „Antrages für 20 Stunden für den Monat März“ bekommt. Den Mitarbeitern wird dann häufig der genehmigte Antrag ausgehändigt und die Mitarbeiter „buchen sozusagen dann nach täglichem Bedarf Mehrarbeit“ von der genehmigten Zeit ab. Oder es wird tagesaktuell entschieden, dass „genau heute so viele Probleme zu lösen sind, dass wir heute Mehrarbeit leisten müssen“. Und in beiden Fällen sind nach unserer Einschätzung laut Tarifvertrag sofort Mehrarbeitszuschläge fällig. Unser Praxistipp: Teilen Sie Ihrem/Ihrer Vorgesetzen z. B. per Mail mit, dass Sie heute, ungeplant und nicht mindestens 1 Tag zuvor angekündigt, Mehrarbeit geleistet haben und achten Sie darauf, dass Ihnen die Ihnen zustehenden Zuschläge von der Personalorganisation ausgezahlt werden. +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ Abgekartetes Spiel mit Werkstudenten Werkstudenten werden an unserem Standort standardmäßig mit einem festen Werkstudentengehalt nach Siemens-Regelungsabrede eingestellt. Neu eingestellte Werk- studenten erhalten üblicherweise nach einiger Zeit eine ominöse Einladung ins Büro der Betriebsratsspitze. Dort wird ihnen dann erklärt, dass sie ein höheres Gehalt bekommen können, wenn sie der IG Metall beitreten: Dann erhalten sie ein Gehalt nach ERAEntgeltstufe 2a (2162€ mit Stand 01.04.15) mit Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld und neuerdings sogar mit 10 Prozent Leistungszulage. Die Abläufe bei diesen Gesprächen erinnern wohl ein bisschen an Drückermethoden, und wenn die solchermaßen informierten Werkstudenten dann in ihren Einsatzabteilungen davon berichten, fragen sich die dortigen Kollegen und Chefs, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Die (mit dem Betriebsratsgremium nicht abgestimmten Abläufe) sind so, das können wir bestätigen. Ob das allerdings mit rechten Dingen zugeht, das können wir nicht bestätigen - zumindest ist diese vom Unternehmen so mitgetragene Vorgehensweise nicht gerade ein Vorbild an Transparenz. Warum das Unternehmen diese Zweiklassengesellschaft beim Werkstudentenentgelt unverändert weiterlebt und warum es nicht selbst die Werkstudenten über die beiden Entgeltvarianten aufklärt, das bleibt uns rätselhaft. Da bleibt auf jeden Fall ein Verdacht, dass das Unternehmen der IG Metall bewusst ein besonderes Nachwuchs-Werbeinstrument zubilligt. Wir fragen uns: Macht ein Unternehmen solche Zugeständnisse ohne Gegenleistung? Und wie verträgt es sich mit dem IG-Metall-Slogan "Gleiche Arbeit - gleiches Geld", wenn man offensichtlich zu Zwecken der Mitgliederwerbung so schnell davon abweicht? Auch wenn wir uns als AUB damit vielleicht ein bisschen selbst in den Finger schneiden, reißen wir diesem Vorgehen hiermit mal die Tarnkappe vom Kopf und empfehlen allen Werkstudenten, das mit der IG-Metall-Mitgliedschaft verbundene bessere Entgelt mitzunehmen. Und wie bei Zeitschriftenabos sollte man dann nicht vergessen, die Kündigung der Mitgliedschaft gleich auf Termin zu legen, wenn man kein überzeugter Gewerkschafter ist. Schließlich gibt es auch noch andere Arbeitnehmerorganisationen, die nicht mit abgekartetem Spiel, mit Drücker- - 10 - methoden und der Hoffnung auf "Klebeeffekte" agieren, sondern Mitgliederwerbung mit überzeugenden Leistungen und engagierter Betriebsratsarbeit betreiben… +++ Meinung +++ Information +++ Meinung +++ freiwillig, voluntary, facultatif, voluntario, доброво́льный, gönüllü !!! Eigentlich ist es noch vollkommen verfrüht, heute über die Art und Weise der angekündigten Personalabbaumaßnahmen zu schreiben. Aber vielleicht gibt es ohne unser Wissen ebenso verfrüht schon "Sondierungsgespräche" mit Beschäftigten. Deshalb wollen wir vorsichtshalber heute schon unsere Erfahrungen aus den Abbaumaßnahmen der letzten Abbauwelle hier veröffentlichen. Da unser Geschäftsbereich sich nun wahrlich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet - ganz im Gegenteil - können die angekündigten Personalabbaumaßnahmen ausschließlich freiwilligen Charakter haben! Jede(r) Beschäftigte kann ein eventuelles Angebot zur Beendigung seines Arbeitsverhältnisses ablehnen, ganz gleich ob es sich um ein Angebot für Altersteilzeit, vorzeitige Beendigung, beE oder Aufhebungsvertrag handelt. Jede(r) Beschäftigte hat auch das Recht, jeder Art von Zermürbungstaktik des Arbeitgebers sofort einen Riegel vorzuschieben: Wenn im weiteren Verlauf des "1by16"-Programms ein Sozialplan für unseren Standort vereinbart würde (das ist heute noch nicht in Sicht!) und Ihnen in diesem Rahmen dann ein Beendigungsangebot gemacht würde, müssen Sie sich auf keine weiteren Personalgespräche dazu einlassen. Der Arbeitgeber kann im Rahmen seines Weisungsrechts keine Vertragsgespräche gegen den Willen des Arbeitnehmers anordnen (BAG-Urteil 2 AZR 606/08). Sie haben (nicht nur unter solchen Randbedingungen) das Recht, bei der Einladung zu einem Personalgespräch vorab Auskunft über den geplanten Gesprächsinhalt zu verlangen und dem Gespräch fernzubleiben, wenn erneut über eine Beendigung gesprochen werden soll. Wenn ein Personalgespräch in dieser Hinsicht einen anderen Verlauf nimmt als angekündigt, können Sie es abbrechen und verlassen. Gehen Sie im Zweifelsfall nicht allein in ein Personalgespräch, sondern nehmen Sie kompetente Unterstützung zum Beispiel in Person eines Betriebsrates mit. Treffen und verkünden Sie in einem Personalgespräch niemals sofort eine Entscheidung! Lassen Sie sich Änderungswünsche des Arbeitgebers zu Ihrem Arbeitsvertrag, zu Ihrem Aufgaben- und Verantwortungsbereich oder mit sonstigem möglichen Versetzungscharakter immer schriftlich aushändigen. Nur so können Sie ein Angebot in Ruhe überprüfen oder überprüfen lassen, ehe Sie sich entscheiden. Wenn Sie sich nach einem abgelehnten Beendigungsangebot irgendeiner Art von offener oder unterschwelliger Zermürbungstaktik ausgesetzt sehen, holen Sie sich bitte ungeniert Hilfe und Unterstützung beim Betriebsrat oder bei der Sozialberatung! individuell, individual, individuel, individual, индивидуа́льный, kişisel !!! Jedes Vertragsangebot des Arbeitgebers zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses wird zwar zunächst auf Basis des siemensweiten Rahmensozialplanes bzw. dann auf Basis des örtlichen Sozialplans erstellt. Jede(r) Angesprochene hat aber neben der Ablehnung auch die Möglichkeit, in eigener Sache mit dem Arbeitgeber zu verhandeln und bessere Konditionen zu vereinbaren, unter denen er/sie dann vielleicht doch zur Beendigung seines Arbeitsverhältnisses bereit ist. Jede Form dieser Beendigungen hat einzelvertraglichen Charakter und kann entsprechend individuell verhandelt werden. Rahmensozialplan bzw. örtlicher Sozialplan definieren unter den aktuellen Randbedingungen nur die Mindestkonditionen! Schöne Themen zur Verhandlung sind in solchen Fällen nicht nur vorhandene Zeitsalden, sondern auch Vergütungen von Erfindungsmeldungen oder ausstehende Prämierungen "hängender" 3i-Vorschläge. - 11 - Unsere Betriebsräte Reinhard Niewerth 3228 freigestellter Betriebsrat Arbeitssicherheit und Umweltschutz (stv. Sprecher) Betriebsausschuss Sozialausschuss Dirk Schaper 2205 freigestellter Betriebsrat Ausbildung 3i-Kommission Betriebsausschuss Standortentwicklung und Demografie (stv. Sprecher) Guido Zabski 3975 MO MM RAD PIC 4 10 Außenmontage (stv. Sprecher) Datenschutz und Informationssicherheit (Sprecher) Produktion Jasmin Köllner MO MM ML PE QA Datenschutz und Informationssicherheit 5465 Axel Paulsburg MO MM SPP IPT 2 Ausbildung Personalausschuss 2025 Gerd Johanning MO MM OP BWG LOG 4 Außenmontage Personalausschuss Produktion 3451 Peter Sieverding MO MM MT BID 1 Standortentwicklung und Demografie 2600 Kerstin Heinisch MO MM R&D ATC-MT 7 3 Arbeitssicherheit und Umweltschutz Sozialausschuss Ansprechpartnerin für BEM und CPD 3859 Impressum Redaktion: Gerd Johanning, Jasmin Köllner, Reinhard Niewerth, Axel Paulsburg, Henning Plinke, Dirk Schaper, Oliver Stockmann, Guido Zabski, Christina Bosse Alle Artikel sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert worden. Die Autoren äußern in den jeweiligen Artikeln ihre persönliche Meinung. Wenn Sie zum Inhalt dieser Ausgabe Stellung nehmen möchten, wenden Sie sich bitte an einen unserer Ansprechpartner. Ihre Leserbriefe sind uns willkommen! - 12 -
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